StA Landshut Rep
198/2 S 438 Kirchenrechnung Weissenregen von 1690 Seite 114`und 115
"Marthin Prändl Buerger alhier und Schmidt am Hammer, dann Maria sein Eheweib,
die sich ihrer weibl(ichen) Freyheiten begeben, haben Ire zu erpauung Ihres
Schmidthammers entlehnte 100 fl Capitall, vermög Schuldporgschaftbriefs de dato
1. Xber(=Dezember) anno 1688 mit Wolfen Peringer Leineweber, Christopheen
Trescher Strimpfstricker, und Hannsen Poll Mauerern allen 3 Buergern zue
besagten Közting dann Geörgen Stainer am Dittershof Reithornischer nachher
Heitzelsperg gehöriger Underthan, derentwillen von deren beeden Obrigkeiten sub
dato 27. Et 29. 9eer(=November) 1688 ordentlich Consensschein eingelegt worden,
genuegsam und unverscheidentlich verporgt, Zünßzeit Weihnachten 5 fl. "
Noch im Jahr 1693 wird er bei einer Rechnung des Marktes Kötzting als " Bürger und Hufschmied am Hammer" bezeichnet, als er für die markteigene Wuhn und das Rathaus Fensterbeschläge anfertigte. Sein Temperament hatte er jedoch immer noch nicht im Griff. Eine satte Strafe von 3 1/2 Gulden handelte er sich dafür im Jahre 1698 von Seiten des Landgerichts ein.  | StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2382 von 1698 |
"Marthin Prändl Schmidt ufm Hammer ist, umb er ein gesambtes Handwerch der Schmidt und Wagner alhir, bei gehaltenen Jahrtag und eröffneter Ladt in gehebtem Trunckh, Redo: Schelmen, Hundsfott, Bernheitter, und S.V. Saumägen verschmecht, neben ernstlichen Verwais und ex officio ufhebung der Iniuri aus Armuteh gestrafft worden per 3 Pfund treffen 3 fl 25 xr 5 H:" Wenn er wegen seiner Armut hier sogar einen "Rabatt" erhalten hat und am Ende doch 3 1/2 Gulden zu berappen hatte, möchte ich gar nicht wissen, was denn für die Beleidigung der Handwerkerkollegen die eigentlich "normale" Strafe gewesen wäre. Die 3 1/2 Gulden Strafe wiegen umso schwerer, als er im drauffolgenden Eintrag des Rechnungsbuches erneut der Angeklagte und der Verurteilte gewesen war. 2 1/2 Gulden kostete es ihn anschließend, weil er "Wolfgang Peringer des Rhats alhir und bei vorigem Handwerch der Schmid verordneter Handwerchscommissarius damahls nit allein ebenfahls einen red. Schelm, Hundsfott und Saumagen iniuriert, sondern auch woll empfindliche Fauststraich in die Seithen versezt" hatte. MPs "Vorstrafenregister" war wohl auch in Kötzting ein Thema, denn im selben Jahr - 1698 - wehrte er sich vor Gericht über Beleidigungen, die er sich hatte anhören müssen.
 | Sta Landshut Rentkastenamt Straubing R 2385 "Philipp Höcht burger und Wagner alhir hat Marthin Prändl Schmid ufm Hammer in der Khriegerischen Würthsbehausung alhir offentlich vorgeworffen, Er Prändl wehre halt ein Mann der auf 4 Seylen gehörte (also als Verbrecher aufgehängt), dahero man die Iniuri, weillen Prändl sonsten weithens kaines bösen beruffs ist, ex officio aufgehebt und dem Höchten armuths halber drey Stund lang im Ambtshaus abgebiest." |
Nichts desto trotz steht MP schon zwei Jahre später wieder vor dem Landrichter und bekommt eine Strafe von 1/2 Pfiund Pfennige aufgebrummt, dafür, dass er "Georg Müller von Weissenregen mit einem Hackhenhieb yberloffen" hatte.
Im Jahre 1708 endete die Ära der Prändtls auf der Hammermühle und mit seinem Schwiegersohn kommt ein Name nach Kötzting, der bis heute bei uns weit verbreitet ist, die Auzinger.
Georg Auzinger und Maria Prändl
Betrachtet man den Kaufvertrag über die Hammermühle in Höhe von 550 Gulden genauer, so "könnte" man den Eindruck gewinnen, als ob die Tochter des Hauses nicht gerade eine Traumfrau gewesen war, denn es ist ausdrücklich im Vertrag geregelt, dass "Käufer seines verkhäuffers Tochter, als die Maria, zu heurathen schuldig oder diser Verkauff des Hammers ungiltig sein solle." Sollte sich also Georg Auzinger weigern, die Tochter des Hauses zu ehelichen, würde der Verkauf der Hammerschmiede wieder rückabgewickelt werden. Der Kaufvertrag hatte das Datum des 10.2.1708. Prändl verkauft den "derzeit noch nit außgepauth sogenannten Hamer sambt der Behausung .... neben aller Hammer Recht- und Gerechtigkeit..... derselben frtl lieben Tochter Maria Prändtlin und ihrem verhoffent khünfftigen Ehemann Geörgen Auzinger von Auzing, Gerichts Schärding..." Dem weichenden Ehepaar Prandtl wurde die freie lebenslange Herberge fest geschrieben mit dem Zusatz, dass, sollte der Hammer in Betrieb gehen, er wöchentlich 20 Pfennige erhielte.  | StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1708 Kopf der Verkaufsurkunde des Hammers |
Die Liste der Schulden des Ehepaars Prändl war umfangreich: 180 Gulden kamen von der Kirche in Steinbühl, 100 weitere Gulden waren von der Wallfahrtskirche in Weißenregen ausgeliehen worden, wo auch noch 35 Gulden an Zinszahlung offenstanden. 30 Gulden standen bei der Corporis Christi Bruderschaft, 40 Gulden beim Vetter zu Pfaffenmünster, 23 Gulden bei Thomas Gröller zu Gotzendorf und 7 Gulden bei der Schmiedtin zu Neukirchen noch offen. Abschließend waren noch 80 Gulden zurückzuzahlen an Herrn Hofmann des Rats, wegen einer versetzten Wiese. Diese Verbindlichkeiten summierten sich auf auf 495 Gulden; hinzu kamen nun noch die Gebühren der Beurkundung und so blieben dem Verkäufer unterm Strich gerade mal noch 29 Gulden und 30 Kreuzer vom Verkauf übrig.
 | StA Kötzting Marktrechnung von 1708 Die Bürgeraufnahme des Georg Auzingers "Georg Auzinger zum Bürgerrecht entricht 8 fl" |
Es dauerte ein paar Monate, bis der Neubesitzer seine Braut dann tatsächlich zum Altar geführt hatte, am 9. Mai 1708 heirateten Georg Auzinger und Maria Prandl.
 | PfA Kötzting Band 3 Seite 667 |
" Am 9. Mai [1708] schlossen den Bund der Ehe der tugendsame Jüngling und Schmied Georg Auzinger, ehelicher Sohn des Adam Auzinger aus Auzing und Agnes seiner Ehefrau und die mädchenhafte Maria Barbara, eheliche Tochter des Schmiedes Mathias Prändl und dessen Ehefrau Maria. Als Trauzeugen fungierten die Eltern des Bräutigams und Andreas Finckh, eine Knecht im Pfarrhaus. Die Trauung vollzog Pater Gregorius."
In den Folgemonaten musste der neue Hammerschmied alle Schuldverschreibungen auf seinen Namen umschreiben lassen. Martin Prändl verstarb am 19.2.1716, seine Witwe Maria quittiert dem Schwiegersohn, das ausstehende Geld erhalten zu haben. Ihr späterer Tod ist in Kötzting nicht vermerkt. Maria Barbara Auzinger, seine Tochter lebte zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr, sie verstarb bereits am 2.4.1712 und schon 5 Monate danach heiratete der Witwer erneut,. dieses mal Margaretha Hirneis aus Mühlfelden.
Georg Auzinger und Margaretha Hirneis
GA lässt sich - wie schon sein erster Schwiegervater zuvor - in den Kötztinger "Strafregistern" nachweisen. Er fing klein an, mit 3 Stunden im bürgerlichen Arrest.
 | StA Kötzting Marktrechnung von 1713 Seite 14 "Fenckhnus Straffen Georg Auzinger burger und Hammerschmiedt alhir umb er 2 verpflichte Comercy Yberreither Hexenmeister und rdo Schelmb verhaissen, nebst ernbstlichen Verweis zur STraff 3 Stundlang in den bürgerlichen Gehorsamb geschafft worden."
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Zwei Jahre später war wohl ein größerer Streit eskaliert im Hause Auzinger, denn gleich vier Mann wurden gebraucht - und anschließend für ihre Mühen auch bezahlt-, um den Streit der Eheleute unter Kontrolle zu bringen, worauf der Satz etwas kryptisch formuliert ist, jedoch eher so klingt, als hätte er versucht, mit "hartem Verhalten", seine Ehefrau "zum Gehorsam zu bringen".
 | StA Kötzting Marktrechnung von 1715 |
"Georgen Auzinger Hammerschmidt weegen seines Eheweibs harther Verhalts zum Gehorsamb zubringen, hat man 4 burger gebraucht und selben in trunckh verraicht worden."
Im Jahre 1719 musste sich der Hammerschmied vor dem Landrichter verteidigen, weil er den ledigen Mühlknecht Simon Kellnhofer " uf der Sagmühl derorthen uf der Pruckhen ohne gegebene Ursach niedergerissen und dergestalten in des Angesicht geschlagen, dass er hierin voller Blueth worden und einige Rizer yberkhommen." Fast zwei Gulden musste Georg Auzinger dafür als Strafe bezahlen. Während sein Schwiegervater zeitlebens mit Schulden zu kämpfen hatte, wird Georg Auzinger im Jahre 1721 bereits als vermögend bezeichnet,. Aus dem Jahre 1728 gibt es einen Akt über einen Streitfall vor der Regierung in Straubing. Der Grund, Georg Auzinger hatte einen "Graben zum Hammer" gegraben und wird nun veranbtwortlich für den entstandenen Schaden und zukünftig unterhaltspflichtig für den überschwemmten Fahrtweg gemacht. In dem Akt schreibt GA davon, dass er vor 20 Jahren die frühere Hammerschmiede, die dann später zu einer Hufschmiede verändert worden war, nicht nur einfach vom Markt erkauft habe (es geht hier um das Recht, nicht um den Besitz des Gebäudes), sondern "crafft dessen ich befugt sein solle, nit nur aine Hammerschmidten darauf zu errichten, sondern auch das Wasser von dem unweith vorbey flüessenten zur Hofmarck Blaibach gehörigen Regenfluss: oder Vischwasser mittels des mit gewisser Weithe ausgezaigten Graben zuverstandtnen Hammerwerckh führen dürffe." Hätte er diese Zusage nicht bekommen, so hätte er "sein Glückh weiters gesucht", er hätte dieses Anwesen also nicht gekauft. Nun habe aber der neue Interimskammerer Krieger (der Stiefgroßvater des Samuel Luckner) einfach den Anger bei diesem Graben " dermaßen abgraben und den Sand zum Beschidt und in ander Weeg hinweckh führen zu lassen", dass dieser Graben durch "Wassergüsse und auch durch die Eisstöss ziemlich dief ausgestossen und fasst unbrauchbar gemacht worden". Auf seine Beschwerde hin, solle er nun gezwungen werden, den Fahrtweg auf seine Kosten zu unterhalten, wogegen er hiermit protestiere. Am heutigen Tage sei er - weil er sich geweigert hatte - in Arrest genommen worden und zwar so lange, bis er sich bereit erklärte, den öffentlichen Fahrtweg in Ordnung zu halten. Er beschwert sich, dass der Magistrat nicht beachten würde, dass er ein "etliche 60ig jähriger ausgearbeitether alter Man sei" und er "4 Maist unerzogene Kündl uf sich habe". Straubing ordnet an, dass der Magistrat, sollte GA nicht eines "malefizischen" Verbrechens angeklagt sein, sofort aus dem Arrest zu entlassen sei und fordert darüber hinaus vom Magistrat einen Bericht an. Der Magistrat führt aus - nachdem er dem Befehl zur Freilassung sofort gefolgt ist-, dass der neue Graben eine Neuerung darstelle und derjenige, der diesen Graben errichte und damit den Fahrtweg beeinträchtige, auch für die Aufrechterhaltung dieser Straße zuständig sei, wobei es hier nur um die Fahrt über seinen Hammergraben ginge. Eine Kommission, die vor Ort sich die Angelegenheit angesehen hatte, schlug einen Kompromiss vor, in dem beide Seiten einen genau definierten Teil der Erhaltungsaufgaben und Lasten zugeteilt wurde, dem dann auch beide Parteien zustimmten. Natürlich versuchten weiterhin beide Parteien, den vereinbarten Kompromiss mit den Unterhaltungspflichten für ihre jeweilige Seite günstig auszulegen, weshalb sich GA gezwungen sah, noch 1738 bei der Regierung nachzulegen, die dann dem Landgericht befahlen, den Markt auf seine Pflichten hinzuweisen, widrigenfalls das Landgericht die Reparatur auf Kosten des Marktes anordnen sollte. Auf einem Luftbild aus den 60er Jahren kann man gut den verlauf dieses Werkskanals erkennen, der bis zur Hochwasserfreilegung in den 70/80er Jahren seinen Bestand hatte.
 | Krämerarchiv Luftaufnahmen |
Im Jahre 1732 wurden gleich zwei der Auzinger Söhne gerichtsbekannt. Hans Paul musste sich wegen einer blutigen Rauferei vor dem Landrichter verantworten. 34 Kreuzer kostete ihn sein Angriff auf den Kötztinger Amtsknecht Thomas Stainpichler, den er " mit beiden Händen in das Angesicht gefahlen und etwan hierin etlich Rizer versezt" hatte. Der andere, Hans Kaspar, musste sogar noch etwas mehr bezahlen, weil er den Amtsknecht Hans Adam Kern und seine Kollegen als " Schelmen und Diebsschörgen" betitelt hatte. Aus den Jahren 1727-1736 gibt es eine Kirchentrachtliste des Klosters Rott:
 | HStA Kötzting Landshuter Abgabe KL Rott B4 |
Am 7.11.1737 übergibt der Kötztinger Bürger und Hammerschmied die im Jahre 1708 gekaufte Hammerschmiede mit "Werchzeug , Waag und Gewichten, dann einem Pötl worauf übernehmender Sohn liegt" um 1200 Gulden an den Sohn Kaspar Auzinger. In dem Übergabevertrag ist auch eine erste Auflistung der damaligen Auzingerverwandtschaft in Kötzting aufgeführt. Der übernehmende Sohn darf 150 fl für das Heiratsgut und 50 fl mütterliches Erbe abziehen. Dann waren noch zu berücksichtigen: die Schwester und Tochter erster Ehe Anna Maria Scholl dann die jüngere Schwester Martha Als nächstes werden die beiden älteren Brüder Bernhard und Hans Georg berücksichtigt. Der Übernehmer muss diese beiden aufnehmen in Lasst und Kleidung, auch muss er für die "christliche Auferziehung sorgen, sodann beiden bei erraichten Leibskräften sein Handwerch zuverlehren, wan dise nach erlehrten Handtwerch in die Fremdt ziehenten, ihren Stand gemess klaidten zelassen. Die Regelung nfür den jüngeren Bruder lautete: ...wann der jüngere Sohn Max das 15te Jahr vollständig erreicht haben sollte, muß er diesem die für alle zutreffenden 150 fl auszahlen bzw den Zins". Der Übergeber behält die obere Stuben und beide Cammern lebenslang und erhält zusätzlich "10 Claffter Prenholz und die Schupfen wo der alte Pachofen gestanden zur Holzleg". Weiters erhält er 1 Kuh und die Helfte vom allwaxenten Obst und die Hälfte des Flachses" Ein halbes Jahr drauf - am 2.6.1738 - heiratet der junge Hammerschmied Maria Sophia Frisch aus Lohberg. Sophias Vater wurde als "Vitriario", also als ein Glasmacher bezeichnet, Kaspars Vater, der Hammerschmied war jetzt ein "Malleator".
Kaspar Auzinger und Maria Sophia Frisch
 | StA Kötzting Marktrechnung von 1738 Der leidige Stritt mit dem Markt - eigentlich 1728 durch den erzielten Kompromiss erledigt - flackerte nun wieder auf und der Markt schickte eine "Deputation" zur Begutachtung. "Gleichwie man durch ein Deputation vom Rhat und Ausschuss ret: des Hammerschmidts Wasser laithung, dan Flax Visitation vorgenommen, ist verzört worden 1 fl 35 xr."
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Am 1.12.1738 verstarb der Kötztinger Waffenschmied Johann Georg Auzinger und seine Witwe schloss nun einen neuen Vertrag mit ihrem Stiefsohn Kaspar Auzinger. Dies war auch deshalb notwendig, weil sich die Witwe mit dem Bäcker und Witwer Johann Georg Parella (frühere Bäckerei Graßl) in zweiter Ehe verheiraten wollte. Nun erst, am 9.11.1740, ließen die jungen Nachfolger ihren Heiratsvertrag protokollieren, in dem die junge Ehefrau stolze 1000 Gulden als Heiratsgut mit in die Ehe einzubringen versprach, was der junge Hammerschmied allerdings auch benötigte, um seine "weichenden" Erben vertragsgemäß auszahlen zu können. Aus dem Jahre 1744 kennen wir einen etwas skurrilen Eintrag beim Landgericht.
 | StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2427 |
"Caspar Auzinger burgerlicher Hammerschmieder alhir zu Közting, hat sich straffbahr undernommen, in Christophen Kleber derorthen Schloßjägers behausung zutretten und daselbsten dessen Eheweibs verlohrn gangenen Schuech zu suechen, ja sogar dess Klebers seinem Ehe ..... weib ihren Schuech vom Fuessen herab gerissen und mit vort zunemmen. Wegen dem der Kleber ihme Auzinger ordentlich geclagt, der Auzinger aber selbsten seinen Fehler bekennt und die abgekommenen Schuech wider restituiert und auch mit dem Kleber verglichen.... 1 fl 42 xr 6 H: kostete ihn dieser Hausfriedensbruch. Ein Streit mit den Kötztinger Amtsknechten - mit denen er ja bereits in Jugendjahren zusammengerückt war - kostete ihm im Jahre 1752 erneut ein schönes Sümmchen Geldes, weil er dem Amtsknecht Adam Mittereder "ein blaues Auge geschlagen" hatte.
1756 war dann der Markt auf das Wohlwollen des Hammerschmieds angewiesen, denn der damalige Kammerer Wolfgang Samuel Luckner wollte flussabwärts die später sogenannte Herrensäge errichten, aus der dann im 19. Jahrhundert der heutige Lindnerbräu geworden ist. Dieser Neubau würde natürlich nur mit einer entsprechend hohen Anstauung des Flusses funktionieren können, weshalb nicht nur eine Eichhöhe festgelegt wurde, sondern auch ein finanzieller Ausgleich, sollte die neue Wasserhöhe zu zeitweisen bzw. dauerhaften Schäden an den Grundstücken des Hammerschmieds führen. Im einzelnen erhielt er "den zwischen dem Regenfluss und Canal ergebente Wörth am Kohlanger als Tausch für ein Gartenrecht und 5 fl als Wertausgleich, weil in diesem Jahr das Grässerey ziemblich verderbt werde". Der Markt sichert ihm auch eine Schadloshaltung zu, "wenn Auzinger durch die 2 zuerpauen kommente Wasserfähl an seinen daran stossenden Gründen Schaden cauiert würde." Gleichzeitig wurde ihm auch zugesichert, dass die "2 zuerpauen kommente fähl bei Anlauf dess grossen Wassers in Specie aber Wüntters Zeit bey gehung des Eisstoss beyziten aufgemacht und das Wasser durchglassen werden solle." Im Jahre 1757 greift dann erneut die Erbenregelung aus seinem Kaufvertrag und er muss einige seiner Geschwister auszahlen: Auzinger Bernhard, nun der Bäcker im Oberen Markt, seine ledige Schwester Martha, die beiden Brüder Hans Georg und Maximilian (in der Fremde) und die Schollerischen Kinder Rosina und Anna Maria erhalten die ihnen zustehenden Restsummen ausbezahlt bzw. sichergestellt. Bei seiner nächsten Strafe, 1757, geht es um ein damals sehr wichtiges Thema, das Alleinehüten. Kaspar Auzinger hatte seine 2 Ochsen ohne Aufsicht in der Spitalwiese grasen lassen, was ihn 17 Kreuzer an Strafe einbrachte. Sophia Auzinger ließ am 1.6.1764 ihr Testament protokollieren aus dem wir ein interessantes Detail erfahren. Sie legte fest, dass sie im "heruntern Friedhof, allwo ihr freundschaft begraben liget," begraben werden wollte und bestimmte, dass nach ihrem Tode "das alte gewand an die armen Leute" verteilt werden sollte. 1450 Gulden hatte sie zu verteilen und 442 Gulden solle jedes ihrer 2 noch lebenden Kinder als mütterliches Erbe erhalten. 8 Kinder hatte das Paar bekommen, von denen alleine 6 schon früh verstarben. Maria Walburga, die im Mai 1743 geborene Tochter ertrank im Alter von nur zwei Jahren. Obwohl sie bereits 1764 ihren "Letzten Willen" hatte protokollieren lassen, lebte Sophia Auzinger noch viele lange Jahre und starb erst am 17.1.1774. Der Witwer übergab schon ein halbes Jahr später seine Hammerschmiede an den Sohn Franz Xaver zum Kaufpreis von 2000 Gulden. Kaspar Auzinger der Hammerschmied verstarb am 8.2.1782 im Altern von 82 Jahren an einem Schlaganfall.
Auzinger Franz Xaver und Mauerer Barbara
Am 13.2.1776 heirateten Franz Xaver Auzinger und die Bauerstochter Barbara Mauerer vom Multerhof. Bereits im Herbst des Jahres 1774 hatte sein Vater, Kaspar Auzinger, "bürgerlicher Ausnehmer alhir zum Hammer", sich mit Lanckes Anna Maria aus Cham wiederverheiratet.
 | HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 |
30 Gulden stehen bei der St. Sebastiani Bruderschaft zu Buche und 200 Gulden bei der Pfarrkirche Kötzting. Viele Jahrzehnte lang hatte der Werkskanal der Hammermühle zwar für die eine oder andere Beanstandung von Seiten des Magistrats gesorgt, wobei es zumeist um den Zustand den Einfluss des abgeleiteten Wassers auf die Ortstraße ging. Nun aber kommt nimmt der Hammermüller durch einen Eingriff an diesem Werkskanal der markteigenen Sagmühle - heutzutage der Lindnerbräu - das benötigte Wasser. Der Magistrat muss sich in dieser Sache jedoch zunächst an die Hofmark Blaibach richten, die die Rechte am und im Regenfluss hat, ab dem Marktmühlenwehr flussabwärts.
 | StA Kötzting Marktrechnung von 1775 |
" Nachdem sich der hiesige Hammermeister Xaveri Auzinger unterfangen, dessen Hammerpach gegen der vorig alten Beschaffenheit um 8 zoll tieffer zu graben und aufwerts gegen der Schlacht zu dem Regenfluss nach obiger Tieffe gleichfahls zu Raumen, vordurch gemeiner Marktssag das Wasser entzogen und die Fahrt nebst der Viechtrifft erschwert wird. All das hat man bei dem Hofmarchsgericht Playbach hierwegen behörige Instanz machen: und eine local Besichtigung bei noch stehenten Versaz bieten müessen, massen hinnach der Sache nicht mehr auf dem grund zusehen ware. Von solch einem Übertragungsschreibens nacher Runding Potenlohn erloffen 12 x:" Diese Beschwerde bei der Hofmark wurde zeitgleich auch dem Hammerschmied eröffnet und ihm, bei Androhung einer Strafe von 5 Pfund Regensburger Pfennigen eine Frist von 30 Tagen gegeben, um die Angelegenheit in Ordnung zu bringen und um die Vor-Ort-Besichtigung zu vermeiden, die zusätzliche Kosten verursacht hätte. Dieser Ärger mit dem Werkskanal hatte - siehe oben - eine lange Vorgeschichte und war auch 1775 noch lange nicht beendet. Der immerwährende Streit um den Werkskanal  | Foto Josef Barth: die Anstauung im Regenfluss, um dem Werkskanal ausreichend Wasser zuzuführen.
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Dieser hier oben nur kurz dargestellte Vorgang aus dem Stadtarchiv hat seinen Niederschlag im Staatsarchiv in einem Aktenbündel, das sich von 1734 bis 1844 erstreckt und ursprünglich vom damaligen Marktmüller Irlbacher gegen den Hammerschmied Kaspar Auzinger angestoßen wurde.  | StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 647 |
"Akt des königlichen Bezirksamtes Kötzting (aus dem Landgericht Kötzting wurde erst in den 1860er Jahren das königliche Bezirksamt) Betreff Irlbacher Steffan aus Kötzting ct Auzinger Kaspar Hammerschmied v da wegen Beschlächt Unterhandlung. Das Bündel an Schreiben setzt dann - siehe Deckblatt - mit den Vorwürfen gegen den Vater, Xaver Auzinger - ein. Ernst wird es jedoch dann, als sich auch Samuel Luckner, der damalige Kötztinger Kammerer einmischen muss. Luckner hat eine sehr markante Handschrift, so dass es unzweifelhaft ein Schreiben von eigener Hand ist, mit dem die Sache ins erneut ins Rollen kommt. Zur Erinnerung Kaspar Auzinger ist im Februar 1782 bereits verstorben.  "Pleno ....unleserlich .... Herr Marktschreiber, und Herr Vötter Heunte abents als 2. Juli fanget der Hammermeister Xavier Auzinger würklichen an durch ohngefehr 4 Zimmerleutte die Beschlachtung herzustellen, und zwar in einer ihme beliebigen Weitte, mit grosser und merkhlicher erweitterung dessen Pach. Umb willen aber diss vorhaben ein gänzlicher Unfueg und zu Schaden gemeinen Marckhts in mehrerer weede, als erfordert die Nothurfft ihme Hammermeister zu dessen Wahrung, und da es ietzo noch in der Zeit, eine Obrigkeitliche Signatur zuezuferttigen, mit ernstlichen Auftrag, bey seinig alten Beschlacht zu verbleiben nebst ergibigen Pönfall p.p. Wobey noch die Frage, ob nit an hiesigen Marckhtszimmermeister dergleichen ausgeferttiget werden solle, volgl solche Erweitterung durch seinige Leutte zu inhibieren. Die Signaturn sollen lengstens den 4. Juli morgens 5 Uhr expedirret werdten. Es scheint daß ietzige Tage zu diser Arbeitt ausgesonnen seyen muettmasslichen wegen unser Abwesenheit. Mit Zuversicht dessen und plichtegemessiger Obligenheit mich höflichst empfehle meines hochgeehrtestenHerrn Marckhtschreibers und Herrn Vöttern .p. Kötzting abents den 2. July ao 1785 Ergebenster Samuel Luckhner" Der Marktschreiber und "Vötter" war Georg Kajetan Magerer.
Der Amtskammerer Kollmayer - Luckner war ja, wie er im Schreiben andeutet nicht mehr in Kötzting zu dem Zeitpunkt - protokolliert unterm Datum des 5.Juli, dass "der Auzinger bei ihme den 4ten spaten abents erschienen, mit der Erinderung, das er keines wegs gedenke anderst zu bauen, sondern nur wie zuvor." Nun mischt plötzlich auch noch der Spitalverwalter mit, weil durch den neu angestauten Hammerbach die Spitalwiese stark vernässt, was vorher nachweislich nicht der Fall gewesen sein soll.
Oben im Bild ist der Weiße Regen - hier der "kleine Regenfluss" genannt - dargestellt und der große schwarze Balken soll die Aufstauung anzeigen, die das Wasser in den Werkskanal leiten soll. "Dies ist der neue quaestione seyente Wasserpau, wo ehenter nur ein einziger Grundtpaum gewesen, ietzo aber einem wasse4r wöhr gleich siehet." Im Werkskanal steht vermerkt: " der sogenannte Hammerpach, so lauther gemeinen Marckhts Grund wordurch der Wasser graben wordten. Oben rechts: "Gemeine Marckhtsschneidsag", der Vorläuferbau der heutigen Brauerei Lindner. Am linken Rand steht gedreht: "Hir bei disem erhörten Wasserpau wird der Schneidsaag das Wasser merckhlich entzogen, ia weith mehrers Wasser in Canal des Auzinger selbst als im ordinari Rinsal sich lauffet und kommt."
 | Krämerarchiv Luftaufnahmen: Dieses Anstauwehr war früher offensichtlich nur ein "Grundbaum", also ein am Flussgrund befestigter Baumstamm, der dann Stück für Stück massiv befestigt und erhöht wurde, zum Leidwesen und Nachteil der markteigenen Sagmühle am Unterlauf, hier am oberen rechten Bildrand, noch als die Lindnersche Sägemühle in Betrieb.
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 | Wie sehr diese "Anstauung" den Verlauf des Regenflusses beeinflussen konnte, kann man gut an dem Niedrigwasser des Jahre 1961 erkennen.
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Die Sachverständigen stellen vor Ort fest, dass der Hammermeister nicht nur den Kanal wenigstens um 3 Zoll hatte tiefer anlegen lassen, sondern oberhalb des Einlaufes auch den Regenfluss hatte "räumen" lassen, wodurch einerseits der markteigenen Säge das Wasser entzogen und auch den Fluderern ihr Handwerk stark eingeschränkt wurde, weil diese "nach dieser Lage ohnmöglich merh über den Schlachtpaumb fahren können". Darüber hinaus "würdet auch durch solche Neuerung die gemeine Marktsviech trüft, somit die Fahrt erschwert." Es ist eine "unendliche Geschichte", die sich in der einen oder anderen Form bis in die Gegenwart fortgesetzt, und eigentlich erst mit der großen Hochwasserfreilegung ein Ende gefunden hat. Im Jahre 1844 zum Beispiel schreibt der damalige Kötztinger Landrichter Herrmann an den Magistrat.
 | "Über den Verkauf der Ketterlsäge - ein seltsamer Name für die Herrensäge/Lindnderbräu - vom Jahre 1803 und auch noch vor diesem Jahrgang, als noch die Commune im Privatbesitz dieser Säge war, sollen in jenseitiger Registratur Aktenvorliegen, und insbesondere im Betreff der Wasserbezugsverhältnisse. Zum Falle solches begründet ist, erhält der Magistrat den Auftrag, entweder solche Akten zur Einsichtnahme durch den k. Advokaten Schießl dem k. Landgerichte Viechtach, oder hieher vorzulegen der k. Landrichter Herrmann." |
Aus dem Jahre 1785 erfahren wir ein Detail aus Kötztings Straßengeschichte, die Herrenstraße wird neu gepflastert und dazu benötigten die Handwerker offensichtlich eine Richtlatte - zumindest verstehe ich den Text der Marktrechnung so.  | StA Kötzting Marktrechnung von 1785 Seite 48 |
"Zum Pflaster in der sogenannten Herrn Gassen ist von Xaveri Auzinger burgerlichen Hammermeistern allhier eine Eichen zum Ansezen dem Pflaster erkauft worden, wofür zeig Scheins bezalt. 5 fl."
Mehrmals hatte sich im Jahre 1792 der Magistrat Kötzting darum bemüht, von der Regierung die Erlaubnis zu bekommen, die desolaten Straßenverhältnisse ausbessern zu dürfen. Aus Straubing jedoch kam kein grünes Licht und so entschlossen sich die Räte dazu, um schlimmere Schäden zu vermeiden, mit dem Bau einfach zu beginnen und die Straßen neu zu Pflastern. Der erste Bauabschnitt umfasste der Bereich von der Marktmühle bis herauf zum "Josef Ambergerschen Anwesen", das das heutige - ehemalige - Gasthaus Dreger in der Marktstraße gewesen war. Für seinen Anteil an diesen Arbeiten erhielt Xaver Auzinger, der mit seinem Fuhrwerk 16 Tage lang mit 2 Pferden Steine gefahren hatte, pro Tag 1 1/2 Gulden, somit insgesamt 24 Gulden ausbezahlt.
Viele weitere Baustellen gabs in diesem Jahr im Markt Kötzting. Eine weitere lag direkt vor seiner Haustüre, das Straßenstück beim heutigen Kamplmacherhäusl. Eine Strecke, die in der Marktrechnung genau beschrieben wurde.  | StA Kötzting Marktrechnung von 1792 |
"Den Pflasterbau auf der Viechtachischen Strasse vom Mauermeister Hauß (=Kamplmacherhaus) bis zum sogenannten Hammerbrückl. Da ist eine Sträcke diser Viechtachischen Strasse gleich aussernhalb den Markt auf 60 Schritt lang und 10 deto breit von dem dabey fließenden Regenflus in eine solche Sümpfe verwandelt worden, daß ein einzelner Mensch und ein Fuhtwerk dise der Nothdurfft nach passieren könnte.... "....Zum Behuf der burgerschaft des Viechtriebes und der Commercierdenden überhaupts muste also solcher Weeg mit großen Rauch Pflastersteinen der längeren Dauer wegen und daß ein Eisstoß so leicht keine neue Beschädigung machen kann, von Grund aus gepflastert werden, worauf folgende Unkosten erlaufen..." Auch hier war Xaver Auzinger mit seinen Fuhrwerken im Einsatz und steht mit 30 Gulden in der Marktrechnung.
Im Jahre 1792 nimmt das Ehepaar Auzinger eine weitere Grundschuld auf. Weitere 200 Gulden kommen von der Pfarrkirche Kötzting und auch für dieses Kapital wird die Hammerschmiede verschrieben. Anders als bei ähnlichen Grundschuldaufnahmen, hat sich hier auch der "Bittbrief" des Herrn Auzinger erhalten, mit dem er den Grund für die neue Kapitalspritze erläutert.  | StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1792 |
"Löbliches Kirchen Cumulativ Kötzting Zum Betrieb meiner Waffenschmiedprofession bedarf ich gegenwärtig etliche Zentner Stahl und Eisen. Zum Einkauf dises Materials mangelt es mir aber noch ein Theill des hirzu benöthigten Geldes, und dieser besteht in einer Summe von 200 fl. Da mir nun an der möglichen Fortsetzung meines Gewerbes sehr vielles gelegen ist, als ergehet an eine löbl. Kirchen Cummulativ Kötzting hiemit meine unterthänig gesorsambe Bitte wohldieselbe gnädig geruhen wolle, mir obbemelte 200 fl gegen Verreichung des Zinses, dann hinlänglicher Versicherung, und weibl. Freyheits Verzicht von denen beym hiesig lobwürdigen Pfarrgotteshaus befindlichen Geldern ohnmaßgebigst ausfolgen zu lassen. Zu welch gnädiger Bitteserhör mich unterthänig gehorsam empfehle Einer löbl. Kirchencommulativ Kötzting Unterthänig gehorsamer FXaver Auzinger burgerlicher Waffenschmied in Kötzting"
Franz Xaver Auzinger und Lärnbecher Maria Anna
Am 7.7.1802 übergeben die beiden Vorbesitzer - Franz Xaver Auzinger und dessen Ehefrau Barbara - die "Hammermühle ausser dem Markt am Regenfluss situiert mit dem Inhäusl, am 13.7.1774 übernommen" an den Sohn Franz Xaver Auzinger um 6200 Gulden. Der Hammermeister Xaver Auzinger verstirbt mit 77 Jahren an Auszehrung und seine Witwe Barbara am 21.5.1828 mit 80 Jahren an Entzündung.
 | StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1802: Kopf der Übergabeurkunde vom 7.7.1802 |
Im Übergabevertrag sind auch die weiteren zu berücksichtigen Erben bzw. Angehörigen aufgeführt. Anna Maria Mack, die Schwester des Übergebers und auch die Geschwister des neuen Hammerschmieds: Barbara, Katharina, Anna Maria und Franziska. Am selben Tag wird auch ein Ausnahmsbrief protokolliert:
 | "Erstens zur lebenslangen Wohnung reservieren sie sich im obern Stock das kleine Stübel nebst der Kuchel die Getreidkammer, und das Gewölb oder Kammerl über der Kollenschupfe." |
Gut einen Monat nach der Übergabe verheiratet sich der junge Waffenschmied am 17.8.1802 mit der Kötztinger Bäckerstochter Maria Anna Lärnbecher, die ihm in einem anschließenden Heiratsvertrag verspricht 2000 Gulden als Heiratsgut in die Ehe einzubringen. Ebenfalls im Jahre 1802 erwirbt Franz Xaver Auzinger noch das Kötztinger Bürgerrecht. Als im Jahre 1803 die Klosterkommission der Regierung die umfangreichen Grundstücke, die das Klosters Rott im Markt Kötzting besaß, versteigern ließ, konnte sich auch FX Auzinger ein 2 1/8 Tagwerk großes Grundstück sichern der Hammergarten genannt. Mit dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster haben wir eine erste Besitzbeschreibung der Anwesen im Markte Kötzting.  | StA Landshut Rentamt Kötzting B27 |
" Kötzting Nro LXXXIV Xaver Auzinger Das gemauerte Haus mit dem darin befindlichen Waffenhammer. angebauter Stallung und Stadl, dann Kohlen=Schupfe. [Plnr 972] Dessen Inhaus [PlNr 970] Das Kammerfleck Ackerl in der Laimgaße [PlNr. 568 a u. b] Den Sandhofacker [PlNr. 458] Die zweimahdige Hammerwiese ]PlNr 969 und 921 1/2] Gemeindsantheil am Galgenberg ao 1803 zu Acker cultiviert [Planr 862] Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen. "von dem vertheilten Strohhof bei Grub a 1 Acker b 1 Wiesel, die aber mit Johann Drunkenpolz St Hnro 117 besitz Nro 786 im Wechsel gehet und wovon jedem die Hälfte Abgaben zugelegt worden. [PlNr. 762] Der aus dem Klosterpfarrgründen erkaufte Hammergarten, theils Acker, theils Wiese [PlNr. 973 975] Der erkaufte Gemeindantheil am Gelagenberg ao 1803 zu Acker und Wiese cultiviert [PlNr. 918 a u. b] Neben der Tatsache, dass viele Kinder der Familie Auzinger in jungen Jahren verstarben, wird auch bei einigen der erwachsenen Teilen der Auzingerfamilie ausdrücklich eine Krankheit erwänt. In Kötzting gibt es mittlerweile ein Ausgleichsamt, eine verpflichtende Einrichtung, um einen Vergleich zwischen zwei Parteien zu erreichen und einen Prozess möglichst zu vermeiden. Wird kein Vergleich erzielt, wird dem jeweiligen Kläger ein Schein ausgestellt, mit welchem dieser nun zu Gericht gehen kann. 1834 heißt es in deren Protokoll: "Auzinger Xaver klagt im Namen seines kranken Sohnes Xaver gegen Michl Zattler von K. wegen guthabenden Arbeitslohnes von 6fl 58 xr. kein Vergleich" und im selben Jahr: "Die Gattin des kranken Waffenschmieds Xaver Auzinger v K Namens Anna Auzinger in Begleitung ihres Sohnes Josef Auzinger, Mühlner v. Lärnbechermühle, klagt den B. u Seifensieder Wolfgang Mang v. K. wegen schuldiger 150 fl. Mang erwidert, daß die Klage sich nicht begründet und er seiner Schwiegermutter nichts schulde. Die Klägerin beharrt auf ihrer Forderung. Kein Vergleich
Im Jahre 1838 kommt es zu einem Grundstückstausch: Windorfer Josef hatte bereits 1824 ein großen Haus am Marktplatz erworben (heute Steuerbüro Kern). Dieses nun tauschte er gegen 6200 Gulden Draufgeld mit dem Waffenhammer des Xaver Auzinger.  | StA Kötzting Gewerbekataster 1839 Waffenhammer: Xaver Auzinger Hauß nun Joseph Windorfer
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Josef Windorfer
Aus dem Jahre 1841 kennen wir eine Platzanweisung für die Fieranten beim Kötztinger Standmarkt und dort finden sich friedlich schiedlich nebeneinander Josef Windorfer und Xaver Auzinger.
 | StA Kötzting AA IX 58 |
" Joseph Windorfer Hammerschmied vom untern Eck des Amberger angefangen aufwärts Xav. Auzinger Arnbruck dto Nro 10 folgend." Ob es sich bei dem Xaver. Auzinger aus Arnbruck um den früheren Kötztinger Hammerschmied handelt, ist nicht klar zu belegen. Was allerdings dafür spricht, ist die Tatsache, dass ein Tod eines Xaver Auzinger in Kötzting nicht dokumentiert ist, und bereits im Jahre 1843 wieder Josef Windorfer als der Besitzer des Hauses am Marktplatz im Grundbuch eingetragen ist. Seine Frau, Anna Auzinger, Hammerschmiedmeisterin genannt, war bereits am 4.12.1838 mit gerade mal 59 Jahren verstorben. Zusätzlich ist auch auffallend, dass bei einem Zivilakt vor dem Vermittlungsamt, zwar Kinder des Xaver Auzinger auftreten, aber er schon nicht mehr. " 1843: "7. August 1843: Ignaz Auzinger Waffenschmiedsohn v K unter dem Beistand des Bierbrauers Karl Reinhold belangt seinen Schwager, den bürgerlichen Glasermeister Josef Fischer von K deshalb, weil ihm der Letztere die Ausfolglassung eines Gewehrkastens, eines silbernen Tischzeuges und 14 Ellen Leinwand, die er bei dem Beklagten zur Aufbewahrung hatte, verweigert. Josef Fischer erinnert dagegen, dass die fraglichen Gerätschaften sein Eigentum seien und er sich daher nicht herbeilassen könne solche an den Kläger zu extradieren. Keine Einigung.
 | StA Landshut Grundsteuerkataster 5038 |
" Hausnummer 89 in Kötzting Joseph Windorfer Waffen- und Hammerschmied Das Haus mit realen Waffen= und Hammerschmiedgerechtigkeit Gebäude: Wohnhaus mit der Waffen= und Hammerschmiedwerkstatt, Stadl und Stall unter einem Dache mit Kohlenschupfe und Wasserradstuben mit 3 Rädern, Backofen, Streuschupfe und Wurzgarten, Baumgarten, am Haus, Bienenhäusl und Hofraum.Der Begleitkommentar nennt das Datum des Grundstückstausches: der 17.2.1839.
Dieser Tausch/Kauf bringt ihm tatsächlich zunächst Probleme, die er mit dem "Etikett" eines Besitzers kaschieren kann: "StA Kötzting AA XC/82: Gesuch um Wiederverleihung des realen Waffenschmiedegewerbes des Auzinger Xaver z K . Windorfer möchte mit dem Waffenhammer auf Märkte gehen und erbittet um Erlaubnis. Erst wird abgelehnt, er muss erst die Wiederverleihung abwarten. Dieses Gewerbe darf aber nur durch einen befähigten Werksführer ausgeübt werden, weil er es nicht gelernt hat. Im Jahre 1844 bittet der Waffenhammerbesitzer Windorfer erneut um den Eintrag (hier endet die Akte). Im Jahre 1846 stellt der Waffen= und Eisenhammerbesitzer Josef Windorfer (er wird ausdrücklich immer als nur der Besitzer genannt) beim Magistrat den Antrag, einen Hochofen errichten zu dürfen. Um Rücksicht auf möglicherweise - der Effekt trat aber trotzdem ein - zu stark steigende Holzpreise zu nehmen, gab der Magistrat seine Zustimmung nur unter der Auflage, dass das "Holz von den Zwieselerwaldungen bezogen werden muss". 1200 Klafter Holz werden benötigt, die über Regen und Viechtach auf dem schwarzen Regen herantransportiert werden, eine forstamtliche Genehmigung liegt vor. Windorfer Xaver und Anna Ilg Am 23.9.1853 erhält der Sohn, Xaver Windorfer, vom Kötztinger Magistrat die Erlaubnis, die Röhrnbacher Wirtstochter Anna Ilg zu heiraten. Am 11.10.1853 erfolgte dann die kirchliche Trauung der beiden. Beachtliche 32 Gulden kostete mittlerweile das Kötztinger Bürgerrecht, das er im selben Jahr ebenfalls erwerben konnte. Im Jahre 1861 ist es wieder einmal der Werkskanal, der Probleme bereitet. "Beschwerde des Gemeindehirten wegen verhinderter Furth beim Kammmacherhaus wegen zuviel Holz auf dem Regen durch Xaver Windorfer. Windorfer protestiert gegen diese Beschwerde. Die Wiese ist mit dem Servitut des Viehtriebes belastet. Er wusste nichts davon, als er sie kaufte. Im nächsten Jahr wird die Trift wieder für das Vieh hergerichtet." (AA XIV 44) Fast aus dieser Zeit stammt auch die Skizze für den Neubau einer steinernen Brücke mit Gatter über den Windorfer Hammerarm in Kötzting. | StA Kötzting 633/7 |
Der Akt über diese Brücke geht von 1849 bis zum Jahre 1912. Aus dem Jahre 1849 stammt der Voranschlag des Kötztinger Maurermeisters Johann Wilhelm. Es kommt zum Vertragsabschluss, dieser wird jedoch nach der Lieferung von minderwertigen Material wieder entzogen. Der Steinmetz Bergbauer von Blaibach liefert nun Betonquader.1850 kommt es dann zu einem Neubau. Nächster Akt 1874: Reparatur der Brücke nach Einsturz eines Pfeilers durch Abgrabung bei Kanalregulierung. Immer wieder Streit wegen der verschiedenen Brückenreparaturen. Beschädigung auch durch Eissstoß und Hochwasser. 1905 erfolgte danach die letzte Reparatur, die in diesem Akt dokumentiert ist. Einen ähnlich langen Zeitraum umfasst auch der Streit der Grundstücksnachbarn über einen Quellenfassung am Ludwigsberg. (StA Kötzting 640/4)
 Schon im Jahre 1862 hatte XW eine Quelle am Ludwigsberg beantrag, jedoch waren ihm die Auflagen zu hoch erschienen. 1915 stellte sein Nachfolger auf der Hammerschmiede erneut den Antrag und er erhält eine Genehmigung unter Vorbehalt. Der Sagmüller Höcherl jedoch verfüllt die Quelle und es kommt zu einem Rechtsstreit mit der Gemeinde, den Höcherl verliert und nicht nur die Fassung der Quelle wieder herstellen, sondern auch sämtliche Kosten der Verhandlung übernehmen. 1869 stellte XW den Antrag, eines seiner Mühlräder zum Betrieb einer Malzmühle verwenden zu dürfen und dies verbunden mit der Zusage, ansonsten keinerlei an der Struktur seiner Wasserläufe vornehmen zu wollen. 1870 kommt es zu einem größeren Prozess wegen der neu errichteten Wehrbauten an dem Windorferschen Hammerwerk. Dieses mal kommt der Protest von seinem Unterlieger, dem Sägewerksbesitzer Karl Lindner, der die Eichpfahlhöhe des Windorferschen Wehres bemängelt.
 | Staatsarchiv Landshut\Rep 164-8\ Nr. 4277 |
"Den Sägmühlbesitzerseheleuten Karl und Maria Lindner zu Kötzting, Karl Lindner Maria Lindner"
Xaver Windorfer reicht auch einen Plan ein, um ein leistungsfähigeres Wasserrad in Betrieb nehmen zu dürfen, was im Endeffekt die Ursache gewesen war, weshalb er Veränderungen an der Anstauhöhe vorgenommen hatte.
 | "Die Umwandlung eines Wasser-Kropfrades zu einem Schaufelrade mit Wiederkehr oder ein sogenanntes Wassersparrad an dem Mühlwerke von Xaver Windorfer in Kötzting" |

1872 muss sich XW selber einem Prozess stellen, als er quer durch die frisch gepflanzte Waldung auf dem Ludwigsberg mit seinen Sand und Steinfuhren fuhr und diese stark beschädigte. Waldfrevel lautete der Vorwurf.
 | StA Kötzting 930-4 |
Ebenfalls über viele Jahrzehnte zog sich ein Streit über die Lagerplätze im Bereich des Marktes Kötzting links und rechts Regenflusses. XW beschert sich darüber regelmäßig, dass der Bereich zwischen seiner Kohlenschupfe und dem Fluss zum Zusammenbauen der Flöße be/genutzt wird. Aus dem Jahre 1885 haben wir auch einen ersten Bauplan, den Xaver Windorfer eingereicht hatte:  | StA Landshut Baupläne BZA/LRA Kötzting |
Im selben Jahr versucht er, einen Teil des Rentamtsgartens (Teil des Kirchenburggrabens) zu erwerben, was jedoch von Seiten der Regierung abgelehnt wurde. Von diesem Schriftverkehr haben wir nun seine eigenhändige Unterschrift.  | StA Landshut Rentamt Kötzting A 39 "Dem nach Vorladen erschienenen Hammerwerksbesitzer Herrn Xaver Windorfer von hier hat man rubr. hohe Regierungsentschließung vom 6. d. M Nr. 8561 durch Vorlesen bekannt gegeben, was derselbe durch Unterschrift bestätigt. Xaver Windorfer" |
 | DIA-Repro 2327 Die Hammermühle, wie sie aussah, als sie noch in Besitz der Familie Windorfer gewesen ist. Gleichzeitig ist dieses Bild auch eines der ältesten Aufnahmen, die wir überhaupt von Kötzting haben. Das Bild muss um 1890 aufgenommen worden sein, da noch keinerlei Spuren von der Eisenbahnlinie nach Lam zu erkennen sind. |
Im Jahre 1899 kam es zu einem Verkauf des Waffenhammers. Am 5.6.1899 erwarb Albert Altvater, ein Rentier aus Frankfurt am Main das Anwesen.  | StA Landshut Grundsteuerkataster 5050 |
Wie oben bereits an anderer Stelle ausgeführt, wurde das Haus am Marktplatz - alte Hausnummer 138, früher Irlbeck Naz, heutzutage das Steuerbüro Kern - nach dem Grundstückstausch mit der Xaver Auzinger von der Familie Windorfer wieder zurückgekauft und nach dem verheerenden großen Marktbrand vom Juni 1867 in der heutigen auffallenden und prächtigen Form errichtet. Xaver Windorfer - obwohl das Haus im oberen Markt zwischenzeitlich seiner Schwester überschrieben war - wohnte möglichweise nicht in/ auf der Hammermühle. Nach dem Verkauf jedenfalls wohnte er mit Sicherheit als Privatier mit seiner Familie am oberen Markt, wo er dann auch am 3. Juni 1903 im Alter von fast 73 Jahren vormittags um 9 Uhr verstarb.  | StA Landshut Rep 166/N Nachlassakten "Protokoll in Sachen des Privatiers Xaver Windorfer von Kötzting Kötzting, 9. Juni 1903 Findet sich ein Frau Anna Windorfer Privatierswittwe dahier, dem Gerichte bekannt, übergibt das Testament des Verlebten v. 16.Febr. 1903 u. zwar im offenen Zustande. Unterschrift: Anna Windorfer" |
Wie sehr die Zeit der letzten Hammerschmiede in Kötzting mit dem Namen Windorfer verbunden war, zeigt eine Ehrung aus dem Jahre 1950. Im Januar 1950 wurde groß über den Kötztinger Hammerschmied Thomas Strunz berichtet, der 40 Jahre vorher sich sogar eine Hammerschmiede beim Sägewerk Lindner eingerichtet und diese Werkstatt auch 1948 - noch mit 83 Jahren - betrieben hatte. In dem Bericht ist auch ausgeführt, wie und mit welchen Mitteln und Methoden damals ein Hammerschmied zu Werke ging.  | Kötztinger Anzeiger 1909
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Nach dem Verkauf durch Xaver Windorfer ging es zunächst weiter mit einem schnellen Besitzerwechsel nach dem anderen. 1899 Altvater Albert 1899 Georg Haberkern, Rentier aus Schlangenbad 1902 Kühn Johann Gottlieb aus Wiesbaden 1903 Nach Zwangsversteigerung der Darlehenskassenverein
Haberkern Georg
Unter der Ägide des Georg Haberkern, wurde die Hammerschmiede in eine Kunstmühle umgewandelt. Im Jahre 1899 bereits reichte er den Bauplan ein, der im Staatsarchiv in Landshut noch vorliegt.  | StA Landshut Baupläne\Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3308 Haberkorn Hammermühle 1899 Der große Plan des Umbaus im Lesesaal des Staatsarchives in Landshut
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StA Landshut Baupläne\Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3308 Haberkorn Hammermühle 1899
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Wie sehr diese Anlage von 1899 der von 1985 gleicht kann man gut am Festwagen der Kötztinger Hammermühle für den großen Festzug zur "900 Jahr Feier" erkennen.
Neben dem technischen Neubau der Kunstmühle hatte Herr Haberkern auch die Maschinenhalle des Anwesens im Blick und stellte 1900 den Antrag auf Errichtung eines Dampfkessels.  | StA Landshut BZA/LRA Kötzting Nr. 4081 Herrn Haberkern Kunstmühlbesitzer in Kötzting über Erbauung einer Maschinenhalle |
   Im Bestand der "Familienbogen" im Stadtarchiv Kötzting findet sich ein kleiner Akt über/von Georg Haberkern, aus dem wir auch den kurzen Zeitraum erfahren, in dem dieser in Kötzting gewesen war.
 | StA Kötzting 024 Familienstandsbögen |
Ankunft - mit einem Heimatrecht von Mannheim - in Kötzting am 10.12.1899 als Kunstmühlen- und Gutsbesitzer mit dem Wohnsitz auf der Hammermühle. Am 1.9.1901 ist er dann nach Wiesbaden in die Parkstraße 96 umgezogen.
 | Dem Akt liegt noch ein Schreiben des Wiesbadener Magistrats bei: "Magistrat Wiesbaden 26.März 1900 Rentner Georg Haberkern ist wegen der Umsatzsteuer bei dem Magistrat hier vorstellig geworden. Der Magistrat Kötzting wird hiermit gebeten, dem Ersuchen vom 22ten l. Mts wegen Beitreibung der Umsatzsteuer bis auf weiters Anrufen keine Folge zu geben zu wollen. Stadthauptkasse"
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Ich verstehe diesen Brief so, dass offensichtlich GH Steuerschulden bei der Stadt Wiesbaden hatte. Wiesbaden hatte vorher wohl versucht auf dem Wege der Amtshilfe durch den Markt Kötzting diese Steuern eintreiben zu lassen, was nun wegen der Eingabe GHs gestoppt wurde.
Es sieht so aus, als hätten sich die hochfliegenden Pläne und die großen Summen und Ideen, die Herr Haberkern in Kötzting investiert hatte, nicht ausgezahlt, denn bereits im September 1901 geht das Anwesen durch Kauf an einen Herrn Johann Gottlieb Kern über.  | StA Landshut Grundsteuerkataster |
Auch von/über diesem Besitzer wissen wir nichts außer seinen Namen, und, dass es nach der Zwangsversteigerung seines Besitzes dann ein in Kötzting schon lange etablierter Darlehenskassenverein gewesen war, der ab dem April des Jahres 1903 als neuer Besitzer ins Grundbuch eingetragen war.
Darlehenskassenverein der Pfarrgemeinde Kötzting e.G.m.u.Haftung eine eingetragene Gesellschaft mit unbeschränkter Haftung. | Geschäftsanzeige des Kötztinger Anzeigers
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Um zu zeigen, wie breit dieser landwirtschaftliche Verein aufgestellt war, kann man die kurze Tagesordnung der Generalversammlung aus dem Jahre 1900 nutzen.  | Kötztinger Anzeiger vom Februar 1900 |
Im Mai 1905 wurde bei der anstehenden Generalversammlung des "Darlehenskassenvereins der Pfarrgemeinde Kötzting e.G.m.u.H. schon mal ein Vortrag gehalten über " die bessere Milchverwertung durch gemeinsamen Molkereibetrieb".  | Kötztinger Anzeiger vom Mai 1905 |
Anscheinend waren die Vorschläge auf fruchtbarem Boden gefallen, denn schon im Jahre 1906 folgte dann die Entscheidung, in dem Hammeranwesen eine Molkerei zu eröffnen, eine Entscheidung, die jedoch nicht unumstritten gewesen war. Dieses Engagement des Darlehenskassenvereins - von Anfang an umstritten - schien ebenfalls in eine Sackgasse zu führen und die Distriktsparkasse Kötztings sah sich genötigt klarzustellen, dass diese "Namensähnlichkeit" keinerlei Anlass gab, irgendwelche Verbindungen zwischen dem Verein und der Sparkasse zu vermuten und stellte dies auch in der Presse klar.
 | Kötztinger Anzeiger vom Januar 1912 |
Aber es half alles nichts, zwei Jahre später, im Februar 1914 zog der Kötztinger Darlehenskassenverein die Reißleine und trennte sich von dem Sorgenkind. Allerdings ging dies nur mit einem großen finanziellen Verlust, für den nun alle seine Mitglieder einzeln aufkommen mussten. Da der gesamte 1914er Jahresband des Kötztinger Anzeigers sich nicht erhalten hat, sind wir auf die Further Tageszeitung " Der Bayerische Wald" angewiesen, die den Vorgang kurz und knapp dargestellt hatten.
Die Genossenschaftsmästerei - als Pächter
Anscheinend parallel zur Molkereigenossenschaft wurde im Februar 1910 auch eine Genossenschaftsmästrerei gegründet und der damalige Bezirkstierarzt für den Verwaltungsbezirk Kötzting, ein Herr Ludwig Rucker, befürwortete nicht nur diese Vereinigung , sondern versprach auch sich ebenfalls mit einem namhaften Beitrag an der Genossenschaftsmästerei zu beteiligen. Eine vielseitige Satzunmg dieser Genossenschaft regelte alle Feinheiten in insgesamt 27 Paragraphen
 | StA Landshut Rep 164-8 Nr. 3008 Mästereigenossenschaft in Kötzting 1910-1914 | Schon im März kam es zu einem ersten Geschäftsbericht und darin erfahren wir auch Genaueres über die Betriebsstätte und die Umstände dieser Gründung. Im 2. Halbjahr des Vorjahres wären 215 Schweine zum hiesigen Markt gebracht worden und darum wären im IV Quartal auch nur 2 Märkte beschickt worden. Die Kötztinger Metzger hätte sich ihre Schlachttiere aus Nürnberg schicken lassen müssen, um ihren Bedarf zu decken. Und weiter heißt es: "Was nun den Betrieb selbst anbelangt, so wurden die sämmtlichen Stallräumelichkeiten der dem Darlehenskassenverein Kötzting gehörigen Hammermühle nebst zugehörig Waschküche, Lagerplätzen, Brunn= und Streuvorrat, sowie Wohnung bestehend aus 2 Zimmern für die Familie der Schweinewärterin in Miete genommen. Das Gebäude selbst befindet sich zwar im Junumdationsgebiet, immerhin wurden derartige Versicherungsmaßregeln getroffen, daß selbst im Falle einer in circa 6 jährigen Zwischenräumen bisher beobachteten stärkeren Durchflutung der Parterre- Räumlichkeiten das Gebäude, Tiere und gelagerte Gegenstände vor dem Wasser geschützt werden. 60 Läuferschweine sollten hier en bloc gemästet werden. Der Tierarzt endet seinen Geschäftsbericht für die Zukunft mit einem Spruch auf Latein
 | "Verba movent, exampla trahunt Wörter belehren, Beispiele wirken" |
Bereits im April des Gründungsjahres begannen die Probleme:
" Genossenschaftsmästerei Kötzting Kötzting, am 23. April 1910 "Wird einem k. Bezirksamte Kötzting ergebenst mitgeteilt, daß bei der unterfertigten Genossenschaftsmästerei bei einem Schweine, die Schweinerotlaufseuche konstatiert worden sei."
Im Mai waren dann weiter - vier - Tiere auffällig und die Einrichtung bat um die Erlaubnis, die Tiere zum Schlachthof nach Regensburg oder Straubing bringen zu dürfen. Der Stadtmagistrat Straubing verbot sofort per Telegramm solch ein Ansinnen und kurze Zeit danach kam auch aus Regensburg eine solche kategorische Absage. Gegen Straubing konnten sie sich dann doch durchsetzen und am 25.5.1910 meldete Straubing, dass von den 14 verdächtigen Schweinen 11 die Seuche hatten, von denen 2 Schweine an die Straubinger Freibank übergeben wurden. Bis zum Jahre 1912 lässt sich das Problem mit den kranken Schweinen verfolgen und so endete anscheinend auch dieser - in Ansätzen löbliche - Versuch, in unserem damals so abgelegenen und wirtschaftliche schwachen Grenzraum, einen Anstoß für eine bessere Zukunft zu geben.
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