Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.alte Hausnummer 104
beim Glaser
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| Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_1831_Beilage_M2500_1_1-01 |
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| Luftaufnahmen Serwuschok: Detail des Ensembles Herrenstraße und Gasserl |
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1650 |
Ein Stephan Payr bezahlt seine Pfenniggilt in Höhe von 25 Pfennigen für sein Haus, das vorher einem Georg Hauser gehört hatte.
Es hätte natürlich auch ein anderes Haus in Kötzting gewesen sein, aber, im Jahre 1655 heißt es bei derselben Rubrik etwas ausführlicher:
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1650 |
Martin Rädlinger
Stephan Payr
Georg Hauser
Georg Hauser und Elisabeth
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1635 |
Die Liste wurde dreimal erstellt und die ersten Einträge stammen vom Jahre 1636.
Hier findet sich auch "unsere" Familie Hauser:
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| PfA Kötzting Matrikel Band I |
Catharina infa. (=Kind)"
Es gibt zumindest einen Hinweis - durch die Struktur der Schuldverschreibungen - dass die Vorgängerin auf dem Haus eine Elisabeth Mierlingerin gewesen sein könnte. Dies würde zumindest aufgrund der Vornamnesgleichheit auch eine Einheirat des Georg Hauser möglich erscheinen lassen.
In derselben Zeit, als in Kötzting die großen Wiederaufarbeitungen anmstanden, findet sich der Mauerer Georg Hauser auch in den verschiedensten Rechnungsbänden der Kötztinger "Behörden" wie beim Kastenamt (Zuständig für den Erhalt der Schlösser und Lagerstädel im LG Kötzting):
Und 1636 erneute 3 Gulden für Arbeiten im Schloss, genauer: "von der Stuben , zweien Kammern und Flez auszuweissen , die Penckhen und Fensterstoeckh einzumauern , in dem Khichl ainen neuen Hertt zemachen und ander notturfft auszupessern"
Der Neubau des Rathauses schreitet voran und Georg Hauser hatte offensichtlich auch "Angestellte", denn im Jahre 1637 heißt es in den Marktrechnungen, dass er "3 1/2 Tag am Rathaus gearbeitet mit 2 Knechten"
Aus dem Jahre 1638 erfahren wir von Reparaturen am kurfüstlichen Schloss, genauer am Streichturm. Dieser zweite Turm der Kirchenburg befand sich rechts vom Zugang hinein ins Schloss und wurde später als der Storchenturm bezeichnet. Bei diesem Streichturm wurden 1638 extra (Stütz-)Pfeiler ausgeführt und zusätzlich "Ingleichen ist auch im Schlossgraben von der Grabenmauer ain grosses
Die Einleitung zu dieser Ausgabenrubrik ist jedoch ein Zeitdokument Kötztinger Geschichte:
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| StA Landshut Rentkastenamt STraubing Kastenamtsrechnung von 1641 Seite 36 |
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| StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1641 Seite 36 |
Eine Dauerbaustelle für den markt und eine regelmäßige Einnahmequelle für Kötztinger Mauerer war immer das Straßenpflaster und so wird wieder einmal das Pflaster " vor der Pruggen bey dem Passauer mit Steinen gepflastert". Dabei dürfte es sich um die frühere Engstelle vor der Oberbergerbrücke gehandelt haben, da das spätere Kollmeier/Meimer Anwesen damals der Familie Passauer gehört hatte.
Das Besondere an diesen Rechnungsbelege ist immer, dass wir nur durch diese Baudetails erfahren - auch wenn es immer nur kleine Bruchstücke sind - die uns sonst unbekannt geblieben wären.
1650 wird er wieder vom Kastenamt für das Schloss engagiert: "Über erstgemeltes Thorstübl hat Georg Hauser Maurermeister sambt seinen Gesellen und ainen handlanger das tach mit Ziegltaschen von neuem gemacht und eingeteckht, auch den zehentstadel inwendig verworffen und zu all dieser Arbeith zween Tag gebrauchen miessen"
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| StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1652 Seite 43 |
Vorgedachter Maurermaister hat man ingleichen, von 2 Fennster Stöckhen in die alte Khuchen einzemauern bezallen müessen, wie Zetl Nr. 23 zaigt. 36 krz."
Stefan Bayr und Margaretha
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1650 |
Am 31.5.1651 quittierte das Ehepaar Payr dem Wolf Kirchmayr, die ihnen zustehende Bezahlung aus der Kaufsumme erhalten zu haben.
Wolf Kirchmaier und Elisabeth Yettinger
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| StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll P1 Seite 14 |
"Ledigstellung Schneider Handtwerchs
Wolf Khirchmair burger und Schneider alhir zu Khözting, stelt seinem Lehrjungen, Michaeln Zimmermann, weillendt Paullusen Zimmermans auf der Erlmüll in Behamb seel. hinderlassnen Eheleiblichen Sohn, vor Herrn Cammerer und Rhate vor, mit gehorsamer Anzaigung wie daß er vor disem auf das Schneiderhandtwerch....
... selbiges 2 Jar lang zuerlehrnung in beysein zweier Maisster ordentlich und aufgedingte worden, dieweillen dann solche Lehrjahr ir Entschafft erraicht, dieselben gedachter Lehrjung völlig abgeströckht und ausgelehrnet. Auch daneben in solchen erbar und aufrecht und redlich, wie ainen Lehrjung zuthun gebiert, verhalten aso wolle er ihm in beysein und gegenwarth zwayer Maister als den ehrbaren Adam Schwelmair und Hannsen Pfeffer beeden burgern und Schneidern alhir vor unser hand wiederumb ledig und los gestelt haben und begert Ihme hiryber ainen ordentlichen Lehrbrief aufzerichten.
Actum 12. Octobris anno 1651 "
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| StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll P1 Seite 27 |
"Aufnembung Schneider Handtwerchs
Wolf Kürchmair burger und Schnedier alhir zu Khözting, stelt seinen Lehrjungen, georgen , weillend Hannsen Horn gewesten burgers zu Viechtach hinderlassnen Eheleiblichen Sihn bey Cammerer und Rathe vor, mit gehorsamer Anzaigung....."
Am 26.2.1652 ließ das Ehepaar Kirchmayr - Wolf und Elisabeth Dorothea - ihre Grundschuld bei der Pfarrkirche auf sich umschreiben, wobei die Beschreibung der Lage des Hauses identisch formuliert ist, wie oben beim Kauf des Anwesens.
Da die Kontinuität in den Briefprotokollen fehlt, können Besitzünergange manchmal nur in Sprüngen nachgewiesen werden. In den Kötztinger Matrikeln gibt es keinerlei weitere Einträge für das Ehepaar Kirchmair.
1653 bezahlt die "Pfenniggilt" noch Wolf Kirchmayr vom "Haus zwischen Hans Pürckhl und des Schreiners Haus".
Martin Rädlinger und Anna
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| Bayr. HStA München GL fasc. Nr. 1818 |
Auch er scheint nicht sehr lange auf dem Haus gewohnt zu haben - auch wenn seine Schuldverschreibung wortgleich auf seinen Namen lautend und mit der richtigen Hausbeschreibung durchgehend bis zum Jahre 1676 zu finden ist. Allerdings muss man hier zwei Dinge festhalten. Der jeweilige Schreier der Kirchenrechnung hatte wohl immer bei der Anfertigung der neuen Liste der Schuldner das Exemplar des Vorjahres neben sich, um ja auch alle Details - es waren ja rechtskräftige Einträge - zu übertragen. Allerdings wurden Veränderungen der Besitzverhältnisse nur sehr, sehr schleppend nachgetragen. Solange die Einnahmen stimmten, war es wohl weniger wichtig, genau auf dem Laufenden zu sein.
Aus demselben Jahr findet sich in den Pfleggerichtsrechnungen eine Verhandlung gegen den Bürger - und eigentlich beim Pfleggericht angestellten Gerichtsboten - wegen Gotteslästerung.
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| StA Landshut Rentkastenamt Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1667 |
"Der Landgerichtsamtmann hat Marthin Weissen BurgersSohn und M;arthin Rädölinger Burger beede zue Közting, darumben Ex officio vorgestellt, daß sie bei dem 1000: Sacra: Gottsgelesstert, derenthalben, mit Verweiß, ieder 3 Stundt an der Schandtsaull abgebiesst worden, aber an Geld NIHIL"
Leonhard Türankh und Grainauer Anna Margaretha
Erst im Jahre 1676 wird dieser Zustand festgestellt und abgeändert, wobei dann auch einige Rechnungsbände zurückgeblättert wird und im Rechnungsbuch von 1668 am Rande - von einer anderen Handschrift - vermerkt steht: "an den Wellischen angehendigt worden"
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1668 |
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1668 "Ist dem Wellichen eingehändigt worden 100 fl." |
Diese "Schlamperei" endete im Jahre 1676, als von oben der Magistrat Kötzting durchgriff - offensichtlich durch einen Landtagsbeschluss dazu ermächtigt - und sich anstelle des ursprünglöichen Schuldners diese Kreditsumme auszahlen ließ.
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| PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1676 |
Vorher (dieses nun dokumentierte Vorgehen von Kammerer und Rat Kötztings passierte auch bei mehreren anderen Grundschulden) gemelte Cammerer und Rath, haben gleichfahls gemainen Marckhts wegen Marthin Rädlinger burger und Gerichtspotten alhir in Handen gehebte und ndurch Lenhardt Türanckhen so sein Rädlingers Behausung kheuflichen an sich gebracht, abgeleste 100 fl zu der uf vorgangnen Landtag beschechne abordtnung an sich gebracht, und raichen wie vorhero uf Heyl Leichtmessen Zinß 5 fl"
Im Jahre 1677 schrieb sich Leonhard Türank seinen Frust über die Einschränkungen vom Leibe, die er mit dem Kauf des Hauses hatte annehmen müssen UND der Tatsache, dass Martin Rädlinger versucht hatte, den Verkauf rückgängig zu machen.
In einem vielseitigen Schreiben mit vielen Beispielen und Verweisen auf andere Krämer in Kötzting, versuchter die in seinen Augen ungerechte Behandlung seiner Person darzulegen.
In dem Schreiben ist auch die Rede von teuren Quartierslasten - auf ihn würden 24 Kreuzer pro Monat fallen - für die Graf Hoenigsche Reiterei. Dies KÖNNTE auch den Durchgriff des Marktes auf freiwerdende Gelder der Pfarrei Kötztings in diesem Zeitraum erklären. die diese Quartierlasten ja zunächst vom Markt/Magistrat vorfinanziert werden mussten.
1694 Pölsterls Wittib
1698 Pölsterls Wittib
Ende 1696, genauer am 29.11.1696, heiratete ein Georg Lecker aus Weißenregen die Schusterstochter Katharina Pölsterl aus Kötzting. Als Eltern wurden ein bereits verstorbener Schuster Sebastian Pölsterl und als Mutter eine Anna Pölsterl angegeben, die zu diesem Zeitpunkt noch lebte.
Es spricht also vieles dafür, dass, die Eltern der Braut
Sebastian Pölsterl und Anna
die Vorbesitzer des Hauses gewesen waren. Ob zwischen der Pölsterlschen Eheleuten und dem Leonhard Türrank noch andere Hausbesitzer lagen, kann nicht belegt werden.Ein erstes Kind dieser Eheleute in den Kötztinger Geburtsmatrikeln ist für das Jahr 1679 dokumentiert, auch noch passend eine Anna Katharina. Auch dieser Zeitraum würde gut zu einem Übergang Türankh - Pölsterl - Löckher passen.
(Hans) Georg Löckher und Katharina Pölsterl
Wie oben angeführt, ist Georg Löckher seit dem Jahre 1697 Kötztinger Bürger und steht im Jahre 1700 in den Kirchenrechnungen mit seiner Pfenniggilt.1717 liehen sich der Schneider Hans Georg Löckher und seine Frau Anna Catharina(!) 50 Gulden von der Pfarrkirche. Das Geld stammte aus den "gestifteten Passauerischen Jahrtagen".
In der Kirchentrachtliste der Pfarrei ist der Schneider leicht zu finden.
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| Bayr. HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 |
Johann Pongratz und Anna Maria Löckher
Dies ist aber nicht der Fall, sondern Jahre später wird Sebastian Löcker - erst am 26.10.1713 geboren - als der Hausbesitzer in den verschiedenen - bekannten - Listen, Tabellen oder Hausbeschreibungen zu finden sein.
Sebastian Lecker und Pachmayr Maria Anna
Im selben Jahr steht er bereits in der Liste der "ewigen Pfenniggilt". Da es genau zu diesem Zeitpunkt eine - ärgerliche - Lücke in den Kötztinger Briefprotokollen gibt, wird dieser "Sprung zurück" auf den jüngeren Bruder resp. Schwager wohl nicht geklärt werden können. Gerade in diesem Zeitraum 1738 - 1744 passierte jedoch in Kötzting sehr viel, da wegen der finanziellen Bedrückungen im Zusammenhang mit dem Österreichischen Erbfolgekrieg sehr viele Kötztinger an ihre Grenzen stießen und verkaufen mussten.
Auch von ihm wissen wir nur sehr wenig.
Kinder dieses Paares sind in den Kötztinger Geburtsmatrikel dokumentiert, ein Sohn und danach 5 Mädchen, wobei bis auf das zweite Kind - Regina - alle anderen sehr früh verstarben. Ein Kind erhielt sogar von der Hebamme eine Nottaufe und wurde danach namenlos beerdigt.
Im Jahre 1757 stand der Kötztinger Schneidermeister als Ankläger vor dem Magistrat.

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| StA Kötzting Marktrechnung von 1757 Seite 36 |
Im Umrittsprotokoll des Straubinger Rentmeisters von 1763 - dort werden immer rückwirkend die Protokolle des Magistrats unter die Lupe genommen und gegebenenfalls korrigiert - findet sich ein Eintrag aus dem Jahre 1758, indem der Rentmeister mehrere Verfahren kritisiert, unter anderem: "... Sebastian Löckher et 3 Cons. sammentlich alhiesige Schneidermaister, umb willen selbe den Clagenten Anna Maria Zschechin Marckhtshebamm alhier Sohn mit Oxenzöhn straichen hart hergenommen."
Die Rentmeisterumrittsprotokolle wurden ihr der Art geführt, dass zweispaltig auf jeder Seite geschrieben wurde. In der rechten Spalte ließ der Rentmeister die Dinge anführen, über die er Aufklärung bzw, Änderungen wünschte und in der linken Spalte konnte danach die jeweilige "Behörde" (Pfarramt, Magistrat, Pfleger, Kastner) seine Erläuterung bzw. seinen Kommentar dazu geben.
In Kötzting war damals der durchaus streitbare Wolfgang Samuel Luckner bereits als Kammerer im Amt und sparte in diesem Falle nicht mit Spott:
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| StA Kötzting Umrittsprotokoll von 1763 |
Am 30.8.1773 schlossen Regina Löcker und ihr zukünftiger Mann, eben jener Bernhard Fischer, einen Heiratsvertrag, bei dem sie das kurz vorher von ihrem Vater übernommene Haus seinem Heiratsgut widerlegt.
Bernhard Fischer und Regina Löcker
50 Gulden Grundschuld standen bei der Pfarrkirche Kötzting und weitere 50 Gulden bei der Kirche von Wiesing in deren Büchern.
Die vorher auf dem Hause ruhende Schneidergerechtigkeit veräußerte der scheidende Schneidermeister Sebastian Löcker in der Folge dann an den jungen Schneidermeistersohn Johannes Pfeffer, der sich nun auch in einem eigenen Haus hatte sesshaft machen können. Diese Schneidergerechtigkeit war dem jungen Schneider ganze 100 Gulden wert.
Zwei Jahre nach dieser Übertragung kam es dann noch zu einem Streit um Kleinigkeiten bei der Verteilung des väterlichen Resterbes - Sebastian Löcker war am 26.11.1775 verstorben - mit der zweiten Tochter Sebastian Löckers, Anna, der Ehefrau des Nagelschmieds Anton Fischer.
In den Marktrechnungen findet sich Bernhard Fischer mit einer Reparatur des Rathausfensters, das offensichtlich an Fronleichnam zu Bruch gegangen war.
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| StA Kötzting Marktrechnung von 1776 Seite 49 |
"Bernhard Fischer burgerlicher Glaser vor ain Tafel in die Rathsstuben, so an Fest Corporis Christi ruiniert worden 12 und vor ain Scheiben uns Prechhaus 2 x: tuet 14 Kreuzer"
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| HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800 Liste der Kirchentracht |
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| StA Kötzting Marktrechnung von 1780 Seite 16 |
Andreas Fischer und Auzinger Rosina
50 Gulden waren von der Pfarrkirche Kötzting geliehen.
50 Gulden bei der 7 Schmerzen Bruderschaft in Weißenregen
Die Beerdigungskosten betrugen:
2 fl für den Schulmeister
6 fl 45 xr für den Bader
offene Rechnungen:
Die Inventurkosten 26 fl 25 xr
Das Muttergut 100 fl
Die Gebühren für die mütterlichen Kleidungsstücke verglichenermaßen per adversum(?) 10 fl
Der Witwe lt dem Heiratsbrief 200 fl
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| StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1797 Seite 52 |
.... burgerlichen Zimmermeister die Marktobrigkeit zu sich bitten, damit sie in dem Fahl, sie von Gott aus dieser Zeitlichkeit abgefordert werden wurde, wegen ihrem Vermögen noch eine willkührliche Disposition /: da sie vorwärts mit keinen Noterben versehen:/ treffen könnte."
Andreas Fischer und Barbara Fischer
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| StA Kötzting Marktrechnung von 1810 Schuldnerliste Hausnummer 87(!) Ander Fischer ...... |
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| StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 |
HsNro CI
Andrä Fischer (handschriftloicher Zusatz HsNo 104)
Das gemauerte Haus mit einem kleinen Gärtl
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Gemeindeantheil am Galgenberg ao 1803 zu Acker cultiviert
Von dem vertheilten Stroh=hof bei Grub 1 Ackerl"
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| StA Landshut Briefprotokolle LGäO Kötzting Nr 932 |
" Hofbauer stellt den Antrag, hinter dem Glaser Fischer Haus im Gärtl einen Stadl bauen zu dürfen. Fischer Ander protestiert. Es befinden sich seine Werkstatt und Inwohnerbehausung dort. Kein Licht, und der Abfluß des Odl findet keinen anderen Weg als durch das Haus des Fischer.
Windorfer protestiert, dass Heu und Stroh und Bierfässer gelagert werden sollen. Feuergefährlich.
Denk protestiert ebenso wie Schrank, Reinhold, Ultsch, Schneider, Parzinger, Magg.
Gutachten des Obermaier Zimmermeister: Gässchen ist nur 6 bis 7 Fuß breit, es sei kein Durchkommen bei Feuer oder Zulieferung von Holz usw. wenn gebaut.
Hummel erklärt ebenfalls alle Nachteile, Kaminfeger Diermeier Karl sagt "unmöglich" vor allem Feuergefahr und falscher Odlabfluss.
Es kommt zuerst einmal zu einer Ablehnung bevor der Bau dann 1828 doch genehmigt wurde.
Am 6.11.1840 stirbt die Glasermeisterin Barbara Fischer mit 65 Jahren an Auszehrung Am 12.6.1842 stirbt eine Tochter des Hauses, Maria Fischer, mit 23 Jahren an der Lungensucht. Am 7.7.1843 verstirbt die junge Frau des Nachfolgers Katharina Fischer mit 22 Jahren an Auszehrung. Am 25.1.1845 stirbt das Kind - Anna Maria - aus der nächsten Ehe des Josef Fischer mit 22 Wochen an Nervenfieber. Am 10.8.1845 stirbt das nächste Kind - Michael - gerade mal 1 Tag alt, eine Frühgeburt. Am 2.4.1849 stirbt wieder ein Kind - Franz - im Alter von 1 Jahr an Drüsenverhärtung. Am 31.1.1850 stirbt der Hausherr selber, Joseph Fischer, mit gut 35 Jahren an Phthisis. (=Tbc) Einschub Ende |
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| StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 4 Nr. 123 |
Wie oben in der Tabelle bereits aufgeführt ist, verstarb Barbara Fischer am 6.11.1840 an Auszehrung. Mit Datum vom 2.9.1840, also gut 2 Monate vor ihrem Tode, bittet ihr Sohn, Joseph, darum, dass eine Gerichtskommission zu seiner Mutter ins Haus käme, um ihren Letzen Willen zu protokollieren.
Der Sohn Joseph wurde von ihr als Universalerbe eingesetzt, der den vorhandenen 7 Kindern - die von ihr noch kein Heiratsgut erhalten hatten - jeweils 100 Gulden als Legat auszuzahlen hatte.
Barbara Fischer - verehelichte Steinmetzin Lohr in Ingolstadt
Andreas Fischer - Glaser in Konzell
Margaretha Fischer - verwitwete Meier Lottokollekteurswitwe
Bernhard Fischer - Soldat
Maria Fischer - ledig und bei ihr wohnend
Ein erster Einigungsversuch der beiden Kontrahenten vor dem neugeschaffenen "Vermittlungsamt" beim Magistrat endete ohne einen Vergleich.
Im Jahre 1840 wird der Streit um das kleine Gasserl zwischen den Häusern erneut vor dem Vermittlungsamt ausgetragen und diesmal endet die Sache nicht mit einer schnöden Ablehnung, sondern mit einer richtigen Verhandlung. (StA AA VIII 12)
1) Vom unteren Teil des Gäßchens zeigt die Breite desselben zwei Werkschuh.
2) Von des Fischers Hauswand sind die Bretter aus dem Grundbaum in das Gäßchen hineingesunken, da dieselben wie es sich genau zeigt aus den Nägeln gerissen finden und um einen Schuh hinein gekommen sind. Denk hat am oberen Eck eine Säule eingegraben und einen Verschlag für eine Holzlege errichtet, welcher Verschlag eigentlich die Beschwerde veranlasst, da hierdurch das Gäßchen verengt wird, derart, dass der Wasserabfluss hindurch gehemmt und Fischer solchen durch seinen Hof zu laufen veranlasst wird. Deshalb findet der Sachkundige zur Behebung der Differenzen als notwendig, dass der Magistrat als Polizeibehörde die Weisung zu erlassen haben dürfte.
A) Anton Fischer Glaser habe sofort die abgewichene von Grundbaum getrennte Bretterwand in die vorigen Fugen zu befestigen.
B) Josef Denk Musikant sei schuldig, die Holzlege von der Wand des Fischers zurückzusetzen und so das Gäßchen wieder in der vorigen Breite per 2 Schuh herzustellen, wodurch der Beschwerde abgeholfen werden wird.
Beschluss: Auf Grund eines am 23. Juli d J vorgenommenen Augenschein im Betreff der
Joseph Fischer und Katharina Auzinger
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| StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5039 |
Gebäude:
Wohnhaus mit Schupfen samt Schweinestall aneinander und Hofraum
Garten:
Wurzgartl im Gassel mit Brunnstube, welche Eigenthum von Haus Nro 99 ist."
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| StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5039 |
"Joseph Fischer Glasermeister
/:Hauseigenthümer:/
1. Hauptgebäude:
Unter der Erde 1 Kellerantheil
II Stock (als der I.Stock wurde das Erdgeschoss bezeichnet, nicht wie heutzutage der Erste Stock)
Unterschrift Joseph Fischer
2. Anton Fischer Wirtspächter
/:Miether:/
Antheil vom Keller
I. Stock (=Erdgeschoss) 2 Wohnzimmer, 1 Kammer und Tiel vom Hausboden unterm Dach
Unterschrift Anton Fischer
3. Anton Fischer, Taglöhner
/:Miether:/
I. Stock (=Erdgeschoss)
1 Wohnzimmer, und Antheil vom Hausboden untrm Dach
Handzeichen des Anton Fischer
/:Mieterin:/
I. Stock (=Erdgeschoss)
1 Wohnzimmer
Unterschrift Maria Fischer.
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| StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 4 Fischer Anna Maria Glaserstochter Die Unterschrift ist oben rechts. |
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| StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 4 Fischer Anna Maria Glaserstochter |
Die Lottokollekteurswitwe Margaretha Meier hat heute Morgens bei Gericht das Ansuchen gestellt, daß eine Gerichtskommission sich in die Wohnung ihrer kranken Schwester, der ledigen Glaserstochter Maria Fischer, begeben möchte, um eine letztwillige Verordnung derselben über ihren Rücklaß aufzunehmen."
Als ihre Universalerbin bestimmte sie ihre leibliche Schwester, Margaretha Meier, Lottokollekteurswitwe von hier. Diese solle an ihre andere Schwester, Barbara Lohr, Maurerehehfrau in Ingolstadt folgende Erbstücke übergeben. Die Liste umfasste das Bett neben den 2 Kissen und 2 Überzügen, 2 Servietten, ihre gelbe Riegelhaube, ein Paar neue schwarz kalbene Schuhe, 6 Paar Strümpfe, 5 weiße Leinenschürzen, 6 Fürtücher, ein schwarzsamtenes Mieder, 4 Halstücher, 3 Hemden und 4 Oberröcke und zwar 3 von Pers(?) und einer von schwarzem Merino."
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| StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 4 Nr. 125 von 1846 |
Hält man sich die beengten Verhältnisse hinter und zwischen diesen Häusern vor Auge, so ist es kein Wunder, dass sich hier die Nachbarn laufend "ins Gehenge" gekommen waren.
Aber auch mit ganz anderen Streitsachen musste sich das Vergleichsamt beschäftigen:
"7. August 1843: Ignaz Auzinger Waffenschmiedsohn v K unter dem Beistand des Bierbrauers Karl Reinhold belangt seinen Schwager den bürgerlichen Glasermeister Josef Fischer von K deshalb, weil ihm der Letztere die Ausfolglassung eines Gewehrkastens, eines silbernen Tischzeuges und 14 Ellen Leinwand, die er bei dem Beklagten zur Aufbewahrung hatte, verweigert. Josef Fischer erinnert dagegen, dass die fraglichen Gerätschaften sein Eigentum seien und er sich daher nicht herbeilassen könne solche an den Kläger zu extradieren. Keine Einigung."
Und auch innerfamiliären Streit und Handwerksangelegenheiten gehörten zu den Themen, die versucht wurden im Rathaus zu schlichten und es eben nicht vor Gericht - und das eben auch teuer - verhandeln zu müssen.
Johann Süß und Franziska Fischer
Dann folgte ein Geburtsschein, um seine eheliche Geburt zu belegen.
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| Geboren wurde Johann Süß als Sohn des Johann Süß, Schullehrers in Unterhütte, Pfarrei Waldmünchen, |
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| Königreich Bayern Kreis Oberpfalz u.v. Regensburg Prüfungs District Waldmünchen II. Klasse |
Seine Prüfung und damit auch den Nachweis seiner Befugnis, in Kötzting das Glasergewerbe zu übernehmen, hielt er vor der Kommission in Waldmünchen.
Als nächstes kam ein Leumundszeugnis:
"dem Schullehrer Sohn Johann Suess von Unterhütte wird hiermit bestätigt, dass der selbe stets einen vorzüglich guten Leumund erprobt hat, so dass gegen denselben in dieser Beziehung nicht die mindeste Erinnerung gemacht werden kann, sondern er vielmehr in Hinsicht seines moralischen Wandels, seiner im eigenen Friedfertigkeit, Sparsamkeit und Nüchternheit, überall bestens empfohlen werden kann.
Das bezeugt der Wahrheit zufolge
die
Verwaltung der Landgemeinde Herzogau
am 8. Mai 1849"
Dann folgt ein Zeugnis:
Und sein Entlassungsschein mit einer Beschreibung seiner Person:
mit einer Größe von gut 6 Fuß (ca. 185cm)
Haare: blond
Stirn breit
Augenbrauen: blond
Augen: grau
Mund: klein
Barth: rot
Kinn: oval
Gesichtsform : rund
Gesichtsfarbe: gesund
Körperbau Schlank
Wieder einmal ist das schmale Gäßchen hinter der Häuserreihe Thema einer Eingabe beim Magistrat. Diesmal kommt diese vom Nachbarn, dem Wirt Johann Hofbauer:
Süß Johann jedoch ist gegen diesen Antrag und kann erreichen, dass der Magistrat Auflagen für die zusätzliche Nutzung durch Johann Hofbauer erlässt. Was immer in diesem Gässchen gemacht werden wird, für den "Zutritt zur Holzlege des Glasermeister Süß ist zu sorgen"
Johann Süß und Katharina Weiß
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| StA Kötzting AA XI 76 |
Im Jahr 1865 erhielt Johann Süß den schriftlichen Auftrag, seine Dünger und Versitzgruben ordentlich zu verschließen und sicherzustellen, dass kein Odel mehr auf die Straße fließen könne.
All diese Probleme mit dem Wasserabfluss - seien es Abwässer von Gewittern oder aus den Versitzgruben - versuchte der Markt Kötzting auf Druck von Seiten des Bezirksamtes ab dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch die Anlage von Kanälen in den Griff zu bekommen.
Die Überschrift auf den diversen Aktendeckeln hieß immer "Ortsreinlichkeit" und daran mangelte es in Kötzting offensichtlich zu der Zeit. Hier die Beanstandungen aus dem Jahre 1867.
"Anweisung vom Bezirksamt K den Kanal am Denk'schen Haus in Regie herstellen zu lassen, Frist 3 Tage.
Bezirksamt Ortsreinlichkeit. Straßenschlamm entfernen, Wege im Markt gangbar machen.
Das im Gässchen hinter Wirth Hofbauer sammelnde Wasser in den neuen Kanal einleiten. 8 Tage Frist."
Im selben Jahr - 1867 im Juni - kam es in Kötzting zu einer verheerenden Brandkatastrophe und - obwohl nicht in der Hauptbrandzone - hatte auch der Glaser Süß an seinem Gebäude Schäden zu verzeichnen, weil die Feuerwehr versucht hatte, ein Übergreifen der Flammen auf sein Holzschindeldach zu verhindern.
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| StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1570 "Das Wohnhaus erlitt durch die Löschversuche an der Legschindelbedachung einen Schaden." |
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| BZA-Blatt vom März 1869 |
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| StA Landshut Rep 162-8 Sch. 21 Nr. 3173 Nachreiner Johann. Der Glaser Süß hat hier die Nummer 3 im Plan erhalten. |
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| StA Landshut: Rep 166N-12 Schachtel 33 Nr. 100 von 1889 Süß Johann Glasmeister |
Seine Frau Kathi und er besaßen das Haus gemeinsam, am Ende des Nachlassaktes findet sich auch die eigenhändige Unterschrift der Kathi Süß:
Wiesmaier Johann und Schmuderer Regina
Im Juli 1890 wurde Katharina Süß die alleinige Hausbesitzerin und verkaufte das Anwesen am 25.1.1895 an Johann Wiesmeier und dessen Frau Regina, einer geborenen Schmuderer aus Grub.
Da hier zum ersten Male die Frau "Regina Wiesmeier" erwähnt wird, möchte ich gleich an dieser Stelle auf ein Kuriosum hinweisen. Es ist die Aussprache des Namens des späteren "Cafe Regina"s, des Cafes also, das nach der Besitzerin benannt wurde und deren Namen von einem Teil der Kötztinger als "REgina" und von anderen als "RegIna" ausgesprochen wird und beide Seiten behaupte, die einzig richtige Aussprache zu benützen. Also eine Betonung auf der ersten bzw. auf der zweiten Silbe
Einschub Ende.
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| Foto Josef Barth: Cafe Regina und Foto Baumeister im Jahre 1952 |
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| StA Landshut: Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3301 Wiesmaier Johann Holzremise Hanr 104 Kretschmer |
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| Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3301 Wiesmaier Johann Holzremise Hanr 104 Kretschmer |
Hier nun zu Beginn kurz die Wiesmeier Genealogie im 20. Jahrhundert
danach
Bei den ersten sechs Kindern von 1887- 1894 wird der Vater noch mit seinem Wohnort als Häusler in Arndorf angegeben. Danach ist er Kaufmann in Kötzting. Nur von den späteren Kindern ist in den Matrikeln auch ein frühes Versterben vermerkt, anscheinend bekamen die beiden eine umfangreiche Familie.
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| StA Landshut Rep 162-8 Sch. 25 Nr. 3609 Wiesmeier Franz Waschhaus |
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| StA Landshut Rep 162-8 Sch. 25 Nr. 3624 Wiesmeier Franz Wohnhau 1924 |
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| Im Erdgeschoss finden sich zunächst nur ein Laden, ein Backofen und ein kleiner gewölbter Viehstall, dessen Zugang durch den gemeinsamen Hausflur erfolgt. |
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| Die Zimmer im Obergeschoss gruppieren sich um die beiden Kamine. |
Im Seitenschnitt des Bauplanes ist vermerkt:
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| "Wird später als Wohnung ausgebaut" |
AUs der Zeit des Dritten Reiches haben wir eine Aufnahme des Fronleichnamszuges, auf der sehr schön zu erkennen ist, dass das Haus in der Geplanten Version - mit dem Balkon dann auch umgebaut worden ist. Diese Bild verorte ich auf 1933/34, da später das Beflaggen der Häuser mit der Hakenkreuzfahne bei kirchlichen Umzügen von der NSDAP verboten wurde.
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| Bild Sammlung Dittrich |
Aus vermutlich demselben Zeitraum - aber ein paar wenige Jahre später - stammt die folgende Aufnahme aus unserer Sammlung (Stadtarchiv "Schwarze Mappe")
Was diese Aufnahme so besonders macht sind mehrere Dinge- Erstens der Balkon ist noch da und die Frau, die im ersten Stock aus dem Fenster blickt ist vermutlich Anna, die Frau des Wiesmeier Franz.
Links kann man noch das Wort "Schmidt" und "schäft" lesen.
Hier hatte vermutlich seit 1949 die Schmidtbank ihre Kötztinger Filiale. Sie hatten zwar das Haus vor der Kirchenburg bereits seit dieser Zeit in Besitz, konnten aber andererseits den Apotheker nicht kündigen, bevor dieser im Markt sich einen anderen Standort errichtet hatte und umgezogen war.
Auf der rechten Seite ist deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Drogerie und um ein Fotogeschäft handelt, die Agfa-Werbung prangt mitten in der Eingangstüre..
Von verschiedenen Seiten tauchte in Gesprächen über die „alten Zeiten“ immer wieder derselbe Name auf – oder vielmehr der Beiname: „da Wiesmoa-blindt“. Die Art, wie über ihn gesprochen wurde, erinnerte mich sofort an jene eigenwilligen Gestalten des alten Kötzting, wie sie Conrad Krämer in einem seiner Manuskripte beschreibt – nur spielte sich das alles eben eine oder zwei Generationen später ab.
Von Franz Hackl hörte ich, dass dieser Wiesmoa-Blindt, eigentlich Wiesmeier Franz, eine Zeit lang in den USA gewesen sein muss. Dort – so hieß es – verlor er fast vollständig sein Augenlicht und kam halb erblindet wieder nach Hause. Seine Mutter, Regina Wiesmeier, wird in den Erzählungen als eine sehr energische, aber harte, ja fast kalte Frau geschildert. Rücksicht auf die Behinderung ihres Sohnes nahm sie kaum. Als er dann völlig erblindet war, schickte sie ihn sogar mit auf den Kaitersberg zum Baumfällen. Und wie nicht anders zu erwarten, kam es dort zu einem schweren Unfall. Doch das soll sie nur mit einem Achselzucken quittiert haben.
Trotz dieser Distanz nannte er später das kleine Café in seinem Haus nach ihr.
Beschrieben wird er als leidenschaftlicher Pfeifen- und Zigarrenraucher. Seinen Vorrat holte er sich beim Tabak Liebl - genannt Liebl Jakob - „vorn am Stachus“. Blind tastete er sich an den Gebäuden entlang, bis er das richtige Fenster gefunden hatte. Dann klopfte er ans Fenster der Firma Liebl und rief hinin:
„Weij Jakkalen, bring mar a Zigarrn!“
Franz Hackl erzählte, dass sich der Wiesmoa-blindt trotz seiner Behinderung erstaunlich sicher in der Gegend rund um den Regenfluss bewegte. Er war immer auch im Viehhandel unterwegs – egal ob Hühner, Hasen oder richtige Großvieheinheiten, irgend etwas ging immer. Betrügen wollte ihn aber dabei keiner.
Manchmal mussten die verkauften „Bummerl“ die Bahnhofstraße hinuntergetrieben werden, um sie zu verladen. Und bei einem dieser Gänge sei eines der Tiere besonders störrisch gewesen. Der Wiesmoa-blindt war trotz seiner Behinderung fest mit dabei und trieb den "Bummerl" kräftig an, doch dabei lief er selbst gegen einen Baum, - einer jener Bäume, die die Bahnhofstraße damals säumten wie heute wieder-. Und sofort rief er – ganz der Alte: „Wej, drau de no amoi!“
Die letzte Geschichte, die mir Franz Hackl über ihn erzählte, ist eher ein Lausbubenstreich und mutet an wie eine Szene aus den Erzählungen des Stadtschreibers Georg Rauscher. Dort war es ein armer Mann mit einem Oberlippenschnauzer, den die Kinder - mit Schei.... - verschmiert hatten.
Beim Wiesmoa-blindt jedoch ging es um seinen Pfeifentabak.
Er war oft zu Gast bei der Holzhändlerfamilie Hackl im Pfeffergraben gewesen und und ließ sich dort gerne seine Pfeife anzünden. Als Franz einwandte, es hinge noch viel zu viel Tabak seitlich heraus, reichte er dem jungen Nachbarsbuben die Pfeife zum Nachstopfen.
Was Franz außer dem Tabak noch in den Pfeifenkopf gedrückt hat – darüber schwiegt der Autor.
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| KreA Nr. 135 der alte Wiesmeier Der alte Herr Franz Wiesmeier im Greinergasserl |
Das war damals noch ein Service, der Friseur - hier Max Pongratz, der Bader Max - kam persönlich für die Nassrasur. Due beiden Kinder sind Klaus und Elmar Greiner, die Nachbarskinder, die hier so ganz genau zusehen dürfen.
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| KreA Nr. 135 der alte Wiesmeier wird rasiert |
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| KreA Nr. 135 der alte Wiesmeier wird rasiert |
Ebenfalls aus dem Kretschmerarchiv stammen die folgenden beiden Bildern der Idylle hinter der Häuserreihe:
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| KreA Nr. 110 Kinder im Wiesergasserl 1961 2.vl. Klaus Greiner - 4.vl. Hans Herbert Friedrich - die anderen sind noch unbekannt. |
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| KreA Nr. 110 Kinder im Wiesergasserl 1961 V.l. Hans Herbert Friedrich, Elmar und Klaus Greiner |
Doch nun zuerst ein Sprung zurück ans Ende des Zweiten Weltkriegs.
Als die US-Armee am 25.4.1945 (nicht am 24.4. wie im folgenden Bild falsch angegeben wurde) in Kötzting kampflos einmarschiert war, wurde die heutige Herrenstraße - seit 1933 Adolf-Hitler-Straße - sofort als "off limits" erklärt, es war also den Kötztingern verboten, dorthinein abzubiegen.
Viele der Häuser links und rechts wurden dabei evakuiert und für viele Wochen, manchmal Jahre für die Zwecke der Militärregierung requiriert.
Hier ein Auszug aus einer Häuserliste:
Dass diese 54 qm jedoch ausreichten, um in Kötzting einen gewissen Kultstatus zu genießen und dort auch in den 50ern - und sicherlich auch vor- und nachher - Tanzveranstaltungen mit Lifemusik angeboten waren kann man an den Werbeanzeigen erkennen.
Wie sehr das Cafe Regina in den 50er Jahren zu einem der beliebtesten Treffpunkt geworden war, kann man gut zwischen den Zeilen des folgenden Berichtes erkennen:
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| KÖZ Januar 1951 |
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| Foto Barth Josef sen. der Eingang zum Café Regina im Ersten Stockwerk, der hölzerne Balkon ist hier - das Bild stammt aus dem Jahre 1949 - bereits Geschichte und musste der Leuchtreklame weichen. |
Auf diesem Bild von 1949 ist aber noch eine zweite Leuchtreklame zu sehen, die der Familie Gottlieb Baumeister, die dort eine Drogerie mit Fotolabor betrieb und auch in diesem Hause wohnte.
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| Weihnachtsanzeigen KU von 1951 |
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| Weihnachtsanzeigen KU von 1951 |
Die Familie Baumeister
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| KU vom September 1951 |
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| Der Bericht über die Beerdigung des jungen Familienvaters Gottlieb Baumeister KÖZ vom September 1951 |
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| Foto Pongratz, das Familiengrab im Alten Friedhof auf der obersten Ebene |
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| KreA Nr. 660 Baumeister Aussenfront (Umbau wohl 1955) |
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| KreA Nr. 655 Frau Baumeister im Laden vor 1955 |
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| KreA Nr. 654 Frau Martha Baumeister |
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| KreA Nr. 196 Adamek Christa - Maria Henneberger - Baumeister Uschi, verh. Schödlbauer Aufnahme Weihnachten 1954 |
Silvesterfeier im Hause Baumeister - 1954
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| KreA Nr. 198 v.r. Marianne Haushofer und Martha Baumeister - 5.v.r Uschi Baumeister |
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| Ich würde sagen: die Haushofer Schwestern mit Uschi Baumeister |
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| links Frau Martha Baumeister |
Zum Abschluss noch ein wunderschönes Bild aus Faschingszeiten; Frau Martha Baumeister zusammen mit ihrer Tochter Uschi.
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| KreA Nr. 197 Frau Baumeister mit Uschi |
Zwei Kinder hatten Franz Wiesmeier und seine Frau Anna bekommen, einen Sohn Franz und die Tochter Martha und auch diese beiden finden sich im Kretschmerarchiv.
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| KreA Nr. 94 Wiesmeier Franz mit Familie Wiesmeier Franz jun. mit seiner Familie, seine Frau war eine geborene Voitl. |
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| Dia-Repro_2219 eine stimmungsvolle - anscheinend wurde geschunkelt - Aufnahme aus dem Kötztinger Bierzelt .... man beachte diese Art der Tische(!) links Winter Hans rechts ganz vorne Wiesmeier Franz |
Kötzting. Einer der ältesten Einwohnerrinnen von Kötzting gilt heute unser Geburtstagswunsch. In aller Zurückgezogenheit begeht heute die Rentnerin Regina Wiesmeier ihren 90. Geburtstag. Die Jubilarin stammt aus Haus, wo ihr Vater Michel Schmuderer das kleine Anwesen hatte. Im Jahre 1888 folgte sie ihrem Gatten Hans Wiesmeier nach Kötzting, wo sie in der Herrenstraße eine Gastwirtschaft eröffneten, aus der im Laufe der Jahre das Café Regina hervorgegangen ist. Elf Kinder waren ihrer Ehe beschieden, von denen sechs noch leben. Von acht Jahren ging auch der Gatte voraus in die bessere Ewigkeit. Seitdem lebt Regina Wiesmeier still und zurückgezogen in ihrem Stübchen in der Reitersteiner Straße. Die Kötztinger Umschau entbietet ihr die besten Wünsche für den weiteren Lebensabend.
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| KreA Nr. 135 Wiesmeier Martha - Tischler - 1958 auf einem Stuhl inmitten der Herrenstraße. Im Hintergrund das Schuhhaus Schödlbauer. |
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| Kretschmer Pfingstarchiv von 1956 Hier das neu renovierte Café Regina und die Stadtdrogerie nebeneinander |
Werner Kretschmer und Marianne Greß
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| Kretschmer Pfingstarchiv von 1956 die beiden Pfingstbräute Marianne Greß von 1956 und Frau Marianne Haushofer von 1955 am Marktplatz vor der Kranzlübergabe. |
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| Kretschmer Pfingstarchiv von 1956 Die Pfingstbraut aus und vor der Hammermühle |
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| Kretschmer Pfingstarchiv von 1956 v.l. Hans(John) Mühlbauer - Marianne Greß - Georg Barth - Haymo Richter |
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| Kretschmer Pfingstarchiv von 1956 v.l. Georg Barth - Marianne Greß - Haymo Richter |
„Ich werde die Kunden vermissen“
Marianne Kretschmer schließt die Türen der Stadt-Drogerie in Bad Kötzting: 66 Jahre lang stand sie als Chefin im Laden – Nächste Woche startet der Räumungsverkauf
Von Lisa-Maria Rackl
Bad Kötzting. „Das sind alles Einzelstücke, die es sonst nirgends gibt“, sagt Marianne Kretschmer. Die 88-Jährige steht vor einem Regal mit Glasboden in ihrem Geschäft an der Herrenstraße. Die Weihnachtsartikell – Spieluhren, Engel oder Spieldosen – hat sie schon selbst ausgesucht, bestellt und auf einen weißen Deckchenarrangement liebevoll arrangiert. „Man kauft ein, wovon man denkt, dass es den Leuten auch gefallen könnte“, sagt sie und lächelt.
66 Jahre lang hat sie das Warenangebot der Stadt-Drogerie mitbestimmt – mit Erfolg. „Ich hatte das Gefühl, ein gutes Händchen, denn es ist etwas übrig geblieben.“ Ladenhüter gäbe es seit eh und je.
Die Stadt-Drogerie ist eine echte Adresse in der Stadt – wenn es um Parfum, Kosmetik, Accessoires und Geschenkartikel geht. „Doch die Zeit ist schnelllebig“, sagt sie. „Und deswegen werde ich die Türen ihres Geschäfts schließen.“
Pfingsten 1956 hat
ihr Leben verändert
Es gibt Begegnungen im Leben, die alles auf den Kopf stellen – und die es wert sind, Pläne über den Haufen zu werfen. „Eigentlich war ich ausgebildete Fachlehrerin und wollte am Gymnasium anfangen“, erzählt Marianne Kretschmer (geborene Greß). Doch dann kommt Pfingsten 1956: Als Pfingstbraut steht sie im Mittelpunkt der Feierlichkeiten und lernt dabei den Fotografen Werner Kretschmer kennen, den eine Kriegsverletzung 1945 nach Kötzting verschlug. Nach seiner Behandlung im Lazarett bleibt er in der Stadt, übernimmt 1954 die Stadt-Drogerie vom Vorbesitzer und richtet im ersten Stock ein Schwarz-Weiß-Fotolabor ein. Die beiden lernen sich lieben, heiraten 1958 – und Marianne Kretschmer steigt ins Geschäft mit ein. Sie macht die Drogistenprüfung und darf durch ihr pädagogisches Wissen Lehrlinge ausbilden. „Wir hatten jedes Jahr fünf im Haus“, erinnert sie sich. Nebenbei besucht sie Seminare und Fortbildungen, bei denen sie Ladenbesitzer aus ganz Deutschland trifft und sich Tipps holt. Nach dem Tod ihres Mannes 1981 wird Kretschmer alleinige Inhaberin der Drogerie. Die Geschäftsfrau aus dem Bayerischen Wald reist weiterhin zu Messen nach München und Frankfurt, um das Angebot auszuweiten – und es der Zeit anzupassen: „Die Nivea- und die ToscaCreme hatten wir schon immer vorrätig, aber dann kamen verschiedene Marken, beispielsweise Lancôme und Biotherm, dazu. Auch das Parfümerie-Sortiment wurde erweitert.“
Mitarbeiterinnen seit Jahrzehnten im Team
65 Jahre lang steht Kretschmer von Montag bis Samstag acht Stunden pro Tag im Laden, erst seit Januar 2024 gönnt sie sich ab Freitagabend ein freies Wochenende. Ob ihr die Arbeit nach der Geschäftsaufgabe fehlen wird? „Sicher“, sagt sie, „vor allem den Umgang mit den Kunden und die Beratung werde ich vermissen.“ Außerdem falle ihr die Schließung schwer,weil Bad Kötzting ein weiteres Fachgeschäft verliert. „Das tut mir leid. Aber irgendwann einmal muss es sein!“
Zum Jahreswechsel heißt es dann nicht nur Abschied vom Geschäft zu nehmen, das mit seinen hübsch dekorierten Auslagen so lange das Stadtbild prägte und interessant machte, sondern auch von den fünf Mitarbeiterinnen, die seit Jahrzehnten in der Drogerie tätig sind. „Sie waren 50, über 30 und 20 Jahre angestellt. Wir waren ein gutes Team“, sagt Kretschmer. „Das Personal hat alles umgesetzt, was es hier gelernt hat.“
Langweilig wird’s trotzdem nicht
Momentan ist noch viel zu tun, der Räumungsverkauf, der am Montag startet, will vorbereitet werden. An einigen Produkten kleben bereits rote Preisschilder. „Je nach Warengruppe gibt es bis zu 20, 30 und 50 Prozent Rabatt“, erklärt Kretschmer. Bis Ende Dezember soll der Abverkauf laufen, ehe sie die große Glastür verriegelt.
Und dann? „Habe ich mir vorgenommen, das Fotoarchiv zu ordnen, das mein Mann in den 1950er Jahren aufgebaut hat. Ein ganzer Raum mit vielen Vergrößerungen und Kartons voller Negative wartet auf mich.“ Da sie sich von der Leidenschaft ihres Mannes, das Pfingstgeschehen zu dokumentieren, hat anstecken lassen, sind in den vergangenen Jahrzehnten noch viele Bilder dazugekommen. „Ich bin jedes Jahr am Pfingstmontag mit dem Ritt nach Steinbühl gegangen“, betont sie.
Da sie sich auch noch für den Arbeitskreis Heimatforschung engagiert, für den sie zusammen mit ihrer Freundin Christa Rabl-Dachs viele Fotos gesammelt und reproduziert hat, werde es Kretschmer bestimmt nicht langweilig. „Da sind viele Aufgaben, die ich langsam abarbeiten möchte.“
(Lisa-Maria Rackl)
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| Die Mannschaft der Tennisabteilung 1971. Werner Kretschmer mitte. |
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| Archiv Serwuschok Die Vorstandschaft des neu gegründeten Tennisclub Kötzting e.V. vom 19.3.1975 |
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| Serwuschok 013 1974 Zentral das Ehepaar Marianne und Werner Kretschmer, rechts Frau Ella Zigan. |
Kötztinger Umschau Samstag 7.3.1981:
Am Grabe von Werner Kretschmer
Kötzting (oy). Gestern nahm auf dem neuen Friedhof eine unübersehbare Menschenmenge Abschied von Werner Kretschmer, dem Besitzer der Stadtdrogerie, der in der letzten Woche im Alter von 61 Jahren gestorben war. Stadtpfarrer Gerhard Dirscherl zelebrierte das Requiem. Er erinnerte an die vielfältigen Aktivitäten und das allzeit freundliche und hilfsbereite Wesen des Verstorbenen. Die Angehörigen tröstete der Geistliche mit der Hoffnung auf die Auferstehung. Aus der christlichen Gemeinschaft heraus sollten sie neue Kraft schöpfen, den Verlust zu überwinden. Am offenen Grabe legten Vertreter des Bayerischen Drogistenverbands, des Waldvereins, des Tennisclubs und des Turnvereins Kränze nieder und gedachten zusammen mit den Trauergästen im Gebete des Toten.
Doch nun zurück zur gemeinsam betriebenen Stadtdrogerie in der Herrenstraße:
Hier eine schöne Bilderfolge von der "Chefin" im Gespräch mit einem Kunden
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| KreA Nr. 695 Frau Kretschmer im Laden 1961 |
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| KreA Nr. 695 Frau Kretschmer im Laden 1961 |
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| KreA Nr. 695 Frau Kretschmer im Laden 1961 |
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| KreA Nr. 685 Belegschaft Drogerie 1959 |
Annelies Rackl - Iman Cebulla - Christa Breu und Gunda Altmann:
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| Archiv Serwuschok zum Jahreswechsel 1978/1979 Die Inventur steht an. |
Viele Jahrzehnte lang stand Frau Marianne Kretschmer für ihre Kunden viele Stunden am Tag in der Stadtdrogerie zur Verfügung, ehe sie sich im Jahre 2024 dazu entschloss, zum Jahresende ihr Geschäft zu schließen.
Viele weitere Monate dauerte danach noch der langsame und sorgfältige Ausverkauf ihrer Restbestände, die im Herbst 2025 dann aber zu einem Basar zugunsten von KUNO, einem Regensburger Unterstützungsverein für die dortige Kinderklinik führte.























































































































