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Mittwoch, 24. Juli 2024

Wo ist das? Das Suchbild Nummer 14

Suchbild 14

Eine besondere Situation in einem besonderen Ort...
Die Frage ist:
Was sehen wir auf diesem Bild und wo ist/war das im Herbst 1976?


Was ist hier los?


Suchbild 13

Das folgende Suchbild ist für "Insider" vermutlich sehr sehr einfach.
Nichtdestotrotz hier die Frage an Alle: Wo war diese Baugrube?

Wo stand diese Betonmischmaschine?

Lösung:
Für die Leser aus Grafenwiesen war dies natürlich sehr leicht, es war die Baustelle des Schwimmbades in Grafenwiesen.








Suchbild 12

Heute erneut ein Suchbild für diejenigen, die mit offenen Augen zu Fuß durch Kötzting gehen, wobei ich zugeben muss, dass mir diese Türe auch erst in der letzten Woche aufgefallen ist, was sicher daran liegt, dass ich in Kötzting eher selten zu Fuß gehe.....



Von welchem Haus in Kötzting stammt diese alte Haustüre?




Auflösung: Die Türe findet sich am alten Drunkenpolzhaus an der Kreuzung Marktstraße-Gehringstraße und, wie man an den Symbolen unschwer erkennen kann, wurde in diesem Haus über Jahrhunderte ein Hufschmiede betrieben 
 

Suchbild 11

Es gibt nur noch wenige Stellen, an denen Kötztings Industrievergangenheit sichtbar wird.
Einige dieser Firmen hatten auch einen eigenen Gleisanschluss und von solch einem gibt es sogar noch sichtbare Reste im Straßenbelag.
Wo also fuhr da einmal - mitten in Kötzting - eine Eisenbahn?


Auflösung
Das Suchbild war der Rest des Gleisanschlusses des Sägewerkes Gschaider an der heutigen Pfingstreiterstraße. An der eingekreisten Stelle befindet sich noch ein kleiner Rest des ehemaligen Industrieanschlusses.






Suchbild 10

Wo ist dieses Bild aufgenommen?


Viele Leser haben diese "Multikreuzung" bereits erkannt; es ist der Bereich Pfingstreiterstraße7Hagerstraße. Das Anwesen Schedlbauer befindet sich gerade im bau und von Drechsler/Anleitner ist noch lange nichts zu sehen. Zentral in der Mitte ist das Anwesen der Familie Seidl. Der Zeitpunkt der Aufnahme dürfte 1967/1968 gewesen sein.


Suchbild 9

Wieder einmal geht´s um ein Haus mitten in Kötzting und die Frage ist,
Vor welchem Gebäude frieren diese Männer und vielleicht wird auch erkennbar, zu welcher "Gruppe" diese Männer alle gehören?


Es war das "alte" Schulhaus an dem Ort, an dem später das Parkhaus errichtet wurde und die versammelten Kötztinger Stadträte warteten einfach auf die Person, die den Hausschlüssel in der Hosentasche hatte.......
An dem Eisengitter auf der rechten Seite versuchte der eine oder der andere Schüler im eisigen Winter  - während der Schulpausen -  immer wieder herauszufinden, ob an der Theorie, dass man mit der Zunge an tiefgefrorenem Eisen tatsächlich festkleben kann...... wirklich etwas dran war ...... mit wechselndem Erfolg übrigens 


Suchbild 8

Dieses Mal bin ich mir nicht sicher, ob das Suchbild VIEL zu schwer oder sogar VIEL zu leicht ist.
Es könnte auch unter der Kategorie: "Lost Places" laufen.
Auf jeden Fall ist dieses "Objekt" aus grauer Vorzeit - DM-Zeiten - überhaupt nicht versteckt und hängt mitten in Kötzting an einer Wand.
Also hier die Frage: wo hängt dieser "Knabberbox -Automat" mit vermutich doch bereits abgelaufenen
Inhalten ?


Es ist schon erstaunlich.... innerhalb von 48 Stunden sind mehr als 500 Zugriffe auf diesen Blogbeitrag zu sehen. Die Kommentare hatten alle recht, es ist ein alter Zigarettenautomat neben der Eingangstüre zum Cockpit. Nach den Zigaretten wurde der Automat mit Knabberzeug gefüllt, die vermutlich alle bereits leicht über der Haltbarkeitsgrenze angelangt sind. 



Suchbild 7

Wir haben hier ein Bild eines ruinösen Hauses aus dem Jahre 1992, also noch gar nicht so lange her.
Da Frage ist erneut:
Wo stand das Haus?
Kann man die Frage beantworten, dann ist auch klar, was heutzutage an dieser Stelle steht.



Ergebnis:

Dieses abbruchreife Haus stand in der Brandstraße, beherbergte zwischendrin auch die Kötztinger Stadtbücherei und ist nun eine Vinothek.



Suchbild 6 

Ein kleines Häuschen und glich drei Fragen:
Was war das für ein Haus?
Was wurde später aus diesem Haus?
Was ist heute an dieser Stelle?


Viele haben es sicherlich erkannt, das war die frühere Obstverwertungsstelle Kötztings. Im Hintergrund kann man die Landwirtschaftsschule erkennen. Später wurde daraus der Kindergarten und heute ist dort die Einfahrt des Großparkplatzes. Die Umwandlung von der Obstzentrale zum Kindergarten geschah im Jahre 1957. Von Kleingruppenarbeit war in diesem Häuschen natürlich nicht die Rede.



 

Suchbild  5

Das neue Suchbild - das rechte der beiden Fotos- habe ich nur in einer schlechten Auflösung aus der Zeitung von 1965 entnehmen können.
Es stellt einen Wiesenweg dar, der inmitten der Stadt lag und heute in Teilen zugebaut ist. Der Artikel stellte diesen malerischen Weg als ein negatives und ein für den Fremdenverkehr abschreckendes Beispiel hin; so ändern sich die Zeiten. Das Bild habe ich oben beschnitten, um die Zuordnung nicht zu einfach zu machen. Das linke dieser beiden Bilder war übrigens das anzustrebende positive Erscheinungsbild eines künftigen Erholungsortes. Was also war das für ein Weg und welche Teile Kötztings verband er?

Stellt man sich das rechte Foto in Farbe vor, würde man heute eher von einer tollen Blumenwiese sprechen, durch die dieser Weg hindurchführte. Im dazugehörigen Artikel war hier von einem Brennnessel-Allee und üppig wucherndem Unkraut die Rede.
Lösung

Der Weg verlief zwischen dem Bahnübergang bei der Konservenfabrik und dem Spitalgebäude. Das weiße Gebäude im Hintergrund war das spätere Cockpit.


 
Foto Schwarz mit dem Wiesenweg "in der Flecken"

Suchbild  4

Das vorherige Suchbild war offensichtlich viel zu einfach, nun kommt ein etwas schwererer Brocken, hoffe ich.
Mitten drin im Stadtgebiet Kötztings gibt es ein richtiges Biber-Paradies und die schwimmenden Baumeister machen dem städtischen Bauhof ganz schön zu schaffen. 
Hier nun eine Bilderserie zusammen mit der Frage: Ja, wo bauen die denn.....?

Foto Pongratz
Foto Pongratz: einer der Biberdämme



Foto Pongratz: Holzernte 



Foto Pongratz: Mit einer Axt macht auch nur nur geringfügig größere Späne

Foto Pongratz: Beim Abzweig



Foto Pongratz:
Lösung:

Es ist am Urtlbach, tatsächlich mitten in der Stadt.



Suchbild  3


Wo in Kötzting wird hier gebaut?



OK, OK, es war wohl zu einfach, es ist der Baubeginn am Hauser Mühlberg und auf dem Bild oben rechts kann man die alte Landstraße nach Haus erkennen und der Abzweig unten links führt zur Hausermühle.


Suchbild  2

Die Frage ist, wo in Kötzting schleicht sich diese Katze an eine kleine Maus heran?



 Auflösung:
An der Zufahrt zum Parkplatz des Kötztinger Rathauses befindet sich ein hölzerner Vorbau an dessen hinteren Außenecke sich die beiden Figuren beäugen.




Suchbild  1 - 2024

Mittendrin in Kötzting wurde dieses Haus abgerissen, bevor es von alleine ganz zusammengefallen wäre.
Wo war das und was ist heute an dieser Stelle?


Die Lösung:


Es ist in der Torstraße, stadtauswärts auf der linken Seite, kurz vor dem Wohnhaus der Familie Huber.
Heutzutage ist es ein kleiner privater Parkplatz.


Die letzten bekannten bewohner dieses Hauses waren "der Felix und seine Schwester", die nach einem Umweg über das Altenheim in Altrandsberg dann im Kötztinger BRK-Heim lebten.

Montag, 22. Juli 2024

Ein weiterer Neuzugang für unsere Fotosammlung

Passend zum derzeitigen Diskussionsthema: die "frühere" St. Veitskirche.

Und weiter geht´s mit der Analyse von einzelnen Bildern aus einer Privatabgabe:
Hier ist es die Innenaufnahme unserer St. Veitskirche. Als ich vergleichen wollte, um ganz sichern zu gehen, dass es sich um das Innere unserer Veitskirche handelt, stellte sich heraus, dass wir tatsächlich gar keine Bilder des Innenraums von dieser Kirche haben/hatten.

Wie alle anderen Bilder aus dieser Abgabe auch, sind die Fotos im Zeitraum 1904-1910 zu verorten.
Hier also die St. Veitskirche, so wie sie unsere Urgroßeltern zu Gesicht bekommen haben.

Bild Sammlung Gartner 



Die alte Mariengrotte 


Ein interessantes Ornament-Detail aus der Fensterlaibung
Auch die ein besonderes Ornament im Kirchenschiff







Die nächste Aufnahme aus dieser Abgabe von privat ist ein echtes Suchbild, über das wir gerne erfahren würden, wo diese Aufnahme entstanden ist.

Wasserarbeit zu Anfang des 20. Jahrhunderts

Wir wüssten gerne an welcher Stelle im Weißen Regen diese Aufnahme gemacht worden ist.

Der Zeitraum ist auch hier von ca. 1904-1909.
Was sehen wir hier: Flößer bei der Wasserarbeit. Früher wurden nicht nur Blöcher und Bretter zu Flößen zusammengebunden und den Fluss hinabgetrieben sondern auch auch bei Brennholz wurde die Transportarbeit aufgeteilt.

Entweder: die lange Strecke "per aqua" und die "letzte Meile" nach Hause mit einem Pferdefuhrwerk. 
oder aber
Die Anlieferung ans Wasser mit dem Pferdefuhrwerk  und der Abtransport des Brennholzes durch den Regenfluss, wobei hier die wahrscheinlichere Lösung ist, da der Arbeiter auf dem Pferdefuhrwerk offensichtlich "etwas" ins Wasser hatte "plumpsen" lassen.

Der markante Bergrücken im Hintergrund sollte die Lokalisierung erleichtern, ich bin jedoch auf Hilfe und Tips angewiesen. Gerne auch an clemens.pongratz@t-online.de


Sammlung Gartner

Schneller als erwartet kam hier von mehreren Seiten die Lösung: hier die Antwort, die die Situation am ausführlichsten beschrieben hat: 
"Das ist vom Watzlsteg aus (noch unterhalb der Bahnhaltestelle) über den Regen in Richtung Hohenbogen. Der Weg in der Bildmitte führt in Richtung Schafhof bzw. Ober/Unterzettling und weiter zum Hohenbogen. "

Erst zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Markt Kötzting von der Regierung gezwungen, seinen - seit unvordenklichen Zeiten - Watzlhof zu verkaufen bzw. dessen Grundstücke zu versteigern.
Aus dem großen Bauernhof mit dem Namen "Watzlhof" wurde dann schön langsam dieser neue Ortsteil von Grafenwiesen. Das ebenfalls dem markt Kötzting gehörende Watzlholz wurde ebenfalls aufgeteilt und zwar zumeist an die Kötztinger Bürger, die immer schon dort - in Absprache mit dem Magistrat - Holz hatten schlagen dürfen.
Nicht alle Kötztinger Bürger behielten ihren Anteil an diesem Wald, sondern verkauften ihn dann später weiter, als dies grundsätzlich erlaubt worden war.
Hier wurden also offensichtlich Brennholzscheiter in den Fluss geworfen, um sich den mühevollen Transport nach - vermutlich Kötzting - zu ersparen.
Die Mühlen am Regenfluss, die für diese Durchleitung ihr Wehr absenken mussten, durften sich für ihre Mühe eine festgesetzte Menge von diesem Holz als Lohn herausziehen.






Hier nun das erste der Bilder. Das Foto sollte ungefähr zu Anfang des 20. Jahrhundert geschossen worden sein; die erkennbaren Stromleitungen geben einen Hinweis auf diesen Zeitraum. Die anderen abgegebenen Fotos weisen auf einen Termin sicherlich vor 1910 hin. Der Fotograf stand auf dem Kreuzberg.
Das erstes Bild, das hier vorgestellt wird, ist eine Panoramaaufnahme Kötztings und im Vordergrund ist es vermutlich die älteste Darstellung, die wir von Beckendorf haben. 

Foto Sammlung Gartner ca. 1905-1910


Wir haben hier unter der Nummer 1 das Nebengebäude in Beckendorf, das nach meiner Theorie sogar einmal das Wohnhaus der Eltern des Michael Heigl gewesen sein könnte, bevor diese nach Ramsried umgezogen ist. Diese - oder eine andere - Wohnstätte der Familie Heigl in Beckendorf war schlussendlich aber dafür verantwortlich, dass Michael Heigl später immer als ein "Inwohnerssohn von Beckendorf" bezeichnet wurde, auch wenn er in Ramsried auf die Welt gekommen war.

2) Viele der Bauernhöfe in Beckendorf hatten noch ein mit Steinen eingeschwertes Legschindeldach.

3) Der Zustand der Landstraße auf der "Beckendorfer Höhe" sollte die Befahrbarkeit im Winter oder nach Regengüssen nicht gerade erleichtern.

4) Im Hintergrund der langgestreckte Bau der Hammermühle.

5) Das Gleis der Lokalbahn Lam-Kötzting

6) der Werkskanal für die Wiesmühle

Detail von Beckendorf

Detail von Beckendorf und der unbefestigten Beckendorfer Höhe 

Detail von Beckendorf, sowohl mit der erkennbaren Eisenbahnlinie, dem Werkskanal der Wiesmühle und der Hammermühle. Das Ziegelwerk hatte noch keinen Kamin und die Rauchfahne im Hintergrund - links oben - sollte von der damaligen Zündholzfabrik und dem Sägewerk Gschaider stammen, siehe das Suchbild von dieser Woche.


Donnerstag, 18. Juli 2024

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummern 76 und 77

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Alte Hausnummern 76 (und 77)
 beim Holzer

Dieser Ortsteil - in Kötzting in alten Zeiten nur als "vor der Brucken" bezeichnet - war eines der Kötztinger "Neubaugebiete" in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg.
Die großen Anwesen - Hanr 71 und 72 -  auf der "Spitalseite" wurden angeblich bereits um 1560 erbaut, wobei es rätselhaft bleibt, weshalb diese im 16. Jahrhundert noch den Titel bzw. den Status eines Marktlehens erhalten haben sollten, wenn diese Reihung der Kötztinger Anwesen in sogenannte Marktlehen, Sölden und Häuser doch bereits im 12. Jahrhundert erfolgt sein soll. Es gibt also zusätzlich noch die Möglichkeit, dass die großen Anwesen dort drüben tatsächlich bereits früher bestanden hatten und nach einer Zerstörung oder nach dem Auflassen der Gebäude im Zusammenhang mit den Hussitenzeiten erst später wieder auf den Ruinen neu erbaut wurden. Wer genaueres über die dokumentierten Anfänge der Häuser jenseits des Regenflusses lesen möchte, kann dies in der ausführlichen Einleitung beim Haus mit der alten Hausnummer 71 nachlesen.
So ist es bei diesem Haus sehr schwierig  eine Besitzfolge zu belegen, weil schlichtweg die Nachbarn fehlen, mit denen früher die Lage eines Hauses "eindeutig" festgelegt und beschrieben wurde. 
Dies kann nun nur dadurch geschehen, dass versucht wird, ausgehend von einem gesicherten Nachweis in den späteren Briefprotokollen zu versuchen zeitlich rückwärts zu forschen.

Krämerarchiv Luftaufnahme Spitalplatz


Detail aus der Uraufnahme von 1831 von Bayernatlas.de


 Eine gewisse Chance, eine Ebene weiter zurück zu kommen, gibt es noch mit einer Steuerliste aus dem Jahre 1688, die in Listenform die Reihenfolge der Häuser abgebildet hatte so wie sie auch in der Wirklichkeit nebeneinander bzw. nacheinander stehen/standen. Allerdings ist es in dieser "Streusiedlung" auf der anderen Regenseite, nicht mehr so einfach, eine Reihung eindeutig bestzustellen.

Der "Anker" in dieser Liste für unseren Fall ist die "Preuhäußlin" - alte Hausnummer 72, gefolgt von Hans Passauer - alte Hausnummer 71  und Georg Oberstainer - alte Hausnummer 70a, später aufgegangen in Haus 70.

Oberhalb der Bräuhäuslin steht ein "Raab bei der Brugg". (alte Hausnummer 73)
 Es könnte sich also bei dem "Stützlweber" in der Liste oberhalb des "Raab bey der Brugg" um unseren Häusler handeln.

HStA München GL Fasc. 1829_62 Kirchentracht  von 1688

  
In den Akten unserer Sammlung gibt es Einträge für einen Weber namens Georg Stützl, unter anderem die Erlangung des Kötztinger Bürgerrechts im Jahre 1651. Damit hätten wir bei aller Vorsicht unseren ersten belegbaren Besitzer gleich nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Georg Stützl und Ursula


StA Landshut Rechnungen Markt Kötzting von 1651
"Von Georgen Stüzl Leinwebern 3 fl"

Der Betrag für den Erwerb des Kötztinger Bürgerrechts in Höhe von 3 Gulden war damals der für einen Häusler und ist somit korrekt für dieses Anwesen.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1652
"Von Georgen Stüzl burger und Leinweber alhir umb ainen Frauenstuell eingenommen  30 Kreuzer"
Georg Stützl war somit in der Kötztinger Gesellschaft als Vollbürger angekommen und leistete sich sogar einen reservierten Platz für seine Frau in der Pfarrkirche, einen sogenannten Frauenstuhl.

Da er bereits in der Spitalrechnung von 1650 als ein Schuldner mit 50 Gulden erscheint, ist anzunehmen, dass er auch bereits zu diesem Zeitpunkt das Haus besessen hatte, auch wenn die anderen Formalien, wie z.B. das Bürgerrecht, erst später erledigt/erworben worden waren.
StA Kötzting Spitalrechnung von 1650
Der Eintrag stammt aus einem der ältesten Archivalien, die wir im Original im Stadtarchiv haben und die sich in einem sehr bedenklichen - aber offensichtlich stabilen -  Zustand befinden.
"Georg Stüzl Leinweber und burger alhir hat  50 fl aufgenommen dje er zu geniegen verpirgt, gibt zu Georgi Zins 2 fl 30 xr."
Mit diesem Datengerüst ist es nun möglich noch ein paar Lebenshinweise unseres gesuchten Leinewebers zu finden.
PfA Archiv Kötzting Band 1 Status animarum

In der Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting von 1655 - diese besteht aus drei Teilen mit unterschiedlichen Handschriften - findet sich die Kernfamilie Stizl.   
"Georg Stizl                                           Ursula 55 Jahr
Hans 4
Matthes 3 Jahr
Hans 1"
In den Jahren 1648 und 1660 sind einige Geburten eingetragen eines Stizl Georg - auch einige Male als Weber und Leineweber bezeichnet - allerdings heißt seine erste Ehefrau Dorothea. 
Mit Datum des 28.3.1661 finden wir ein Sterbedatum für die Weberin Dorothea Stizl.
Danach folgen noch zwei weitere Geburten:
1664 und 1666 heißt die Mutter der letzten zwei Kinder des Webers Georg Stizl dann doch Ursula, wie im Status animarum angegeben.

Im Jahre 1683 heiratet der Sohn Johann die Kötztinger Bürgertochter Barbara Stehr und 1684 verheiratet sich die Tochter Anna mit dem aus Schwarzenberg stammenden Johann Hofmann. 
Das ist der Zeitraum, in dem wir auch den Besitzwechsel verorten. Im Februar 1684 verstirbt Ursula Stützl. 
Es heißt also nun zunächst: 

Johann Stizl und Barbara Stehr oder Johann Hofmann und Anna Stizl 


Heiratseintrag des Johann und der Barbara:

PfA Kötzting Band 2

Am 3. März haben Hochzeit gefeiert Joan: Stüzl ehelicher Sohn des hiesigen Bürgers und Webers Georg Stützl und Dorothea seiner bereits verstorbenen Ehefrau mit seiner Braut der Barbara Stehr, der ehelichen Tochter des Leonhard Stehrs und dessen Ehefrau Barbara. Die Trauzeugen waren die beiden Väter des Ehepaares
Nachdem im Februar 1684 die Mutter verstorben war, heiratete am 12.6.1684 dann auch die Schwester Anna
.
"12. feierten Hochzeit Johann Hofmann, ehelicher Sohn des Mathias Hofmann und seienr verstorbenen Ehefrau Magdalena aus Schwarzenberg und Anna Stizlin, eheliche Tochter des Georg und der Ursula Stizl, die beide bereits verstorben sind."

Grundsätzlich könnten beide die Nachfolger gewesen sein, aber eine Nachforschung  in den Spitalrechnungen bringt den Nachweis, dass das Haus nach dem Tode der Mutter an die Tochter und deren Mann und nicht etwa an den Sohn übergegangen ist.

Hans Hofmann und Anna Stizl

 
StA Kötzting Spitalrechnung von 1685

"Hans Hofmann burgher und Leinweber alhir hat inhalt Briefs des dato 30. Jenner 1685 ienige 50 fl ybernommen, welche sein Schwicher Georg Stizl schuldig geweset und selbige mit Hansen Stizl und Wolfen Frizen beede burger und Leinweber alhir genuegsamblich verporgt, gibt zu Georgi Zins 2 fl 30 H:"
Im Jahre 1684 erwirbt der Webergeselle Hans Hofmann das Kötztinger Bürgerrecht und bezahlt dafür 5 Gulden. Da das Kötztinger Bürgerrecht zwingend an einen Grundbesitz gebunden ist, können wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass in diesem Jahr die Übergabe erfolgt ist. 
Dass - wie in der eingangs aufgeführten Kirchentrachtliste zu sehen - im Jahre 1688 das Haus noch als das des "Stützlwebers" bezeichnet wird, ist nicht außergewöhnlich, da solche Hausnamen sich sehr hartnäckig hielten und die meisten Listen von vorherigen abgeschrieben/übernommen wurden.


Im Jahre 1696 steht der Leineweber als Angeklagter vor dem Magistrat. Ein halbes Pfund Regensburger Pfennige - = gut 34 Kreuzer -  muss er dafür bezahlen, dass " er Tobis Christopher Mildorfer Weissgerber zu Rodting wider das obrigkeitliche Gebott ain Leinwath abvolgen lassen". Er hatte eine gewisse Menge an gewebter Leinwand nach Roding  verkauft, was damals offensichtlich verboten gewesen war..
Mehr hat sich von diesem Weber nicht in den Akten erhalten.
Es geht nun weiter mit der Übergabe des Hauses an seinen Schwiegersohn und nun erst können wir ganz sicher sein. Die Abfolge der Hausgeschichte bis zu diesem Punkt beruht auf der Annahme, dass die Steuerliste von 1688 dieselbe Reihung aufweist, die die späteren Steuerlisten bzw. Katasterbände. Erst ab dem nächsten Besitzer erhalten wir die Gewissheit, dass wir bei der bisherigen - rückwärts gerichteten -  Besitzerreihung die richtigen Schlussfolgerungen gezogen haben.
Der Weber Johann Bock/Pockh heiratete - laut seiner Bürgerrechtsverleihung -,  Anna, die Tochter des Hans Hofmann.
HStA Mücnehn Landshuter Abgabe B4 von 1727
"Johann Hoffmann Wöber"
Einen zusätzlicher Hinweis, auf der richtigen Spur zu sein, gibt uns die Kirchentrachtliste der Pfarrei Kötzting, die den Zeitraum von 1727 bis 1736 abdeckt, hier steht der Weber Hans Hofmann direkt nach dem Weißgerber Josef Sämmer, von dem wir wissen, dass er auf dem Nachbarhaus gewohnt hatte. 


Pockh Johann und Anna Hofmann


Bereits im Jahre 1723 erhält der Rundinger Weber Johann Pockh den sogenannten "Beysitz". Dies bedeutete ein minderes Bürgerrecht, es hatte also noch keinen Grundbesitz im Markt Kötzting. Trotzdem musste er für den Beisitz bereits 4 Gulden bezahlen.
StA Kötzting Marktrechnung von 1723
"Johann Pockh von Runding Weber erlegt Beysiz 4 fl"
Im Jahr 1729 wird dann auch die Grundschuld übertragen und hier heißt seine Ehefrau dann plötzlich "Magdalena" mit Vornamen.
StA Kötzting Spitalrechnung von 1729
"Johann Pockh verburgerter Weber alda und Magdalena dessen Eheweib haben bei käuflicher ybernemmung ihrer besizenden Behausung, ienige 50 fl Capital, welche derselben Eheleibliche respective Schwigervatter Hanns Hofmann vermög ferttiger Rechnung fol 6 hierauf anliegent gehabt zu bezallen ybernommen. Und dise de dato 28ten Juni ao diss, laut Schuldtobligation mit obberührt deren Bürgersheusl, zu negst dem sogenannten Ronninger Heusl (= Haus mit der alten Nummer 73, Zaubauer) entlegen, sine novatione der vorigen Aufrichtung und Briefs dati. Nebst verzichtung der Pockhin weibl. Freyheit, genuegsamb versichert und hivon zu Heyl. Georgi Zins geraicht 2 fl 30 xr."
Der Aufschlag vom schlichten Beisitz hin zum vollständigen Bürgerrecht eines Häuslers kostete Johann Pockh nur noch 2 Gulden.
Da auch im Heiratseintrag seine Braut als Maria Anna bezeichnet wird, ist vermutlich die Namensangabe in den Spitalrechnungen ein einfacher Schreibfehler.
In den harten Zeiten des Österreichischen Erbfolgekrieges bleibt Hans Pock gleich zwei Jahre lang seine Zinsen schuldig.
In der Marktrechnung von 1763 findet sich ein besonderer Vorgang, bei dem der Weber Johann Pock beteiligt war. Grundsätzlich dürfen seit dem letzten Drittel des 17ten Jahrhundert  - und nach vielen Gerichtsverfahren zwischen Markt und der Regierung in Straubing -  Streitigkeiten in Handwerkssachen nicht mehr vor dem Magistrat verhandelt werden. Nun aber - in Kötzting ist der streitbare Kammerer Wolfgang Samuel Luckner am Ruder - hat der Magistrat es geschafft die inhaltlichen Rechte seiner ihm zugestandenen Niedergerichtsbarkeit genauer zu definieren und will zukünftig Beleidigungen - ausdrücklich auch unter Handwerkersleuten - selber aburteilen.
Luckner nimmt als Präzedenzfall ein Beleidigungsverfahren zwischen den Kötztinger Webermeistern  und, wie man aus den fehlenden Korrekturstellen ersehen kann, ließ die Regierung diese "Grenzüberschreitung", genauestens aufgeführt in drei ganzen Seiten, glatt geschehen.
Die Kötztinger Marktrechnungen musste der Magistrat alljährlich dem Pfleggericht zur Kontrolle bzw. Revision vorlegen, die auch regelmäßig Ausgaben monierte, die ihrer Meinung nach nicht abgerechnet werden durften. Ebenso wurde der Magistrat gerügt, wenn er sich Grenzüberschreitungen erlaubte indem er Gerichtsverfahren durchführte, die eigentlich dem Landrichter zustanden.
In diesem falle also blieb Luckners Vorgehen unbeanstandet.
Worum ging es:
"Samentliche 5(?)  burgerliche Marckhtswebermaister alhier, benanntlich Adam Wurmb, Johann Pockh, Ander Wurmb, Max Dadler, Michael Härtl, Johannes Jobst, Wolfgang Waldherr, und Johannes Dadler, Weberssohn alhir, haben Franz Härtl auch burgherlicher Webermaister und seinen gesöllen Josef Stöger beede derorthen in pcto iniuriarum realium et verbaliem conveniert."
Die Beklagten widersprachen, erhoben Gegenklage und am Ende hatten beide Seiten angeboten ihre Sicht der Dinge schriftlich darzulegen, was ihnen erlaubt wurde. Als ein Ergebnis stellte sich heraus, dass die Webermeister und Härtls Geselle zunächst in ein Wortgefecht geraten waren, das dann in eine Raufferei überging. Auch hatten die Webermeister den  Härtl des Öfteren bereits als einen "Pfuscher" bezeichnet; dieser wiederum habe jedoch weder zugeschlagen noch die anderen beleidigt, weshalb die Klage gegen Härtl auch sofort niedergeschlagen wurde.
Die Gruppe der Webermeister wurde wegen der Beleidigung gemeinschaftlich zu 3 Pfund Regensburger Pfennigen verurteilt. Wegen der Rauferei bekamen sie noch einmal eine Strafe aufgebrummt, so dass sich die Gesamtstrafe auf 5 Pfund Pfennige und die Gerichtskosten aufsummierte. Der Wunsch nach Schadensersatz des Gesellen Stöger - dessen Hemd war bei der Rauferei zerrissen worden - wurde zurückgewiesen, weil er selber Schuld daran gewesen sei.
Schlussendlich entschied das Gericht, dass " all dabey underloffene Schmach und Scheltwort, wie die immer ausgefallen, für null: und kraftlos declariert" würden.
Auch beim nächsten Besitzerwechsel bleibt das Haus in Händen der Familie und erneut vollzieht sich der Wechsel über eine Tochter des Hauses.

Vogl Johann Georg und Pock Elisabeth


Am 18.11.1767 heiratete Johann Georg aus Blaibach Elisabeth Pock. 10 Gulden kostete es mittlerweile, das Kötztinger Bürgerrecht zu erwerben. Am 27.10.bereits hatten die beiden einen Heiratsvertrag abgeschlossen in dem der Hochzeiter versprochen hatte, 70 Gulden als Mitgift in die Heirat einzubringen.
Am selben Tag übertrugen Johannes Pock und dessen Frau Anna Maria das am "04.02.1729 gekaufte Haus am Regen zunegst der Schusshuettn und Antoni Schweizers, Weissgerbers, Behausung entlegen" an den Schwiegersohn Goerg Vogl aus der Hofmark Blaibach und an die Tochter Elisabeth um 210 Gulden, "sambt dem dabei liegenden Wurzgärtl zunegst dem Häusl dann dem zunegst dess Färbers Schöllingers Stadl entlegene  weitere Gärttl".
Den andern zwei Schwestern Anna und Katharina mussten jeweils 25 fl gut geschrieben werden und es lagen 50 fl beim Hofspital und 10 fl bei der St. Sebastiani-Bruderschaft auf dem Haus.
Georg Vogl erreichte beim Markt Kötzting einen Steuernachlass für das Jahr 1768 und auch dort lautete die Lage seines Hauses:" vor der Pruckhen"

StA Kötzting Spitalrechnung von 1775
"Johann Georg Vogl burgerlichre Häusker, und Leinweeber alhir, und Elisabetha dessen Eheweib, haben die übernommene 50 fl inhalt Schuldbriefs de dato 4ten xbris ao 1769 gral: mandatsmässig versichert, zins 2 fl 30 xr."
Auch bei der Sebastiani=Bruderschaft hatte sich JG Vogl verschuldet und als Folge davon wurde er ausgesucht, "bei den Prozessionen die Bruderschaftsstäbe zu tragen", wofür er mit gut 2 Kreuzer im Jahr belohnt wurde.
Als es im Jahre 1775 - nach überstandenen Misserntejahren - darum ging für ein "Schaueramt" Geld im Markte einzusammeln wurde der Häusler Georg Vogl von Haus zu Haus geschickt, allerdings mit mäßigem Erfolg.
"... um gdige Abwendung aller Schauer Gefahr hat man auf ein Schaueramt durch Georg Vogl, Häusler unter die Burgerschaft sambeln lassen, durch welche Samblung man statt der benötigten 3 fl mehr nicht denn 2fl 32 x erhalten, in obschon Herr Pfarr vicario und übrige Kirchen Bediente mit den erhaltenen 2 fl 32 kr sich begniegen lassen, so hat doch dem Vogl für das abgehen des Markts entricht werden müssen."
Am 19.6.1782 verstarb Elisabeth Vogl im Alter von 57 Jahren und, da die Ehe offensichtlich kinderlos geblieben war, konnte sich der Witwer zwei Jahre ohne große Probleme von dem Hause und seiner Webersgerechtigkeit trennen.
438 Gulden erhielt er für das kleine Haus vom Hohenwarter Schloss-Hofbauern Johann Georg Holzer und, da auf dem Haus, wie oben bereits angeführt, viele Grundschulden eingetragen waren und zusätzlich die Familie Vogl noch einiges an privaten Schulden offen stehen hatte, musste der neue Besitzer nur noch gut 93 Gulden an JG Vogl bezahlen, was er nach dem Beurkundungstermin am 29.5.1784 auch sogleich in Bar erledigte.

Johann Georg Holzer und Schätz Maria


StA Kötzting Marktrechnung 1784

"Letzlichen hat auch Johann Georg Holzer gewester Herrschafts Hofbauer zu Hohenwarth, dem Georgen Vogl dessen Burgersheusl aberkauft, das Burgerrecht an sich gebracht und von mit willen inhalt Raths Protokolls fol 62 neben ainer hölzernen Handfeuersprizen erlegt 10 fl."
Notiz am Rande: " dito die Handsprizen enthalten"
Bei den sich nun anschließenden Umschreibungen der Grundschuld erhalten wir erneut Hinweise und Bestätigungen auf die Lage des Hauses. Bei der St. Sebastianibruderschaftseinschreibung der bekannten 100 Gulden heißt es wörtlich bei der Lage des zu beleihenden Objektes: "mit dem Voglischen Haus ausserhalb der Brucken bei der Schießstatt ".
Lange konnte Georg Holzer seinen Besitz nicht genießen, denn bereits 9 Jahre nach dem Einzug in Kötzting verstarb er - noch als Häusler bezeichnet - am 28.9.1793.
Seine Witwe übergab das kleine Haus am 20.7.1797 an den Sohn Josef, der bei der Übergabe mit 24 Jahren angegeben wird. Der Übergabepreis betrug 487 Gulden.
Zwei Wochen später, am 1.8.1797 heiratete der junge Kötztinger Bürger - sein bereits verstorbener Vater wird nun zu einem Inwohner herabgestuft, denn der Sohn ist nun durch den Hausbesitz Bürger geworden - die Kötztinger Metzgerstochter Anna Maria Dimpfl.


Im Jahre 1808 kam es zu einer Auftrennung des Hauses. Es geht hier zunächst weiter mit der alten Hausnummer 76, dem "Stammhaus" des aufgetrennten Anwesens.

Alte Hausnummer 76


Josef Holzer und Anna Maria Dimpfl


PfA Kötzting Band 15 Heiratseintrag für Holzer/Dimpfl

Im Jahre 1803 stellte der Zimmergeselle Georg Holzer den Antrag - und dieser Vorgang ging bis hinauf nach München - sein Haus aufzuteilen und eine Hälfte davon zu verkaufen.
In dem Akt in München ist davon die Rede, dass in seinem Hause 2 Wohnungen enthalten wären.
Am 24.8.1807 - die amtlichen Mühlen mahlen langsam - durfte er endlich den " Teil des Hauses zu Gerstl Josef zugewandt" an den ledigen Zimmerergesellen Johann Gonnetz um 300 Gulden verkaufen.
In der Verkaufsurkunde ist die Situation des Hauses gut beschrieben:
Er verkauft einen Teil des Hauses und behält sich den Anteil, "welcher im dermaligen Stand zwey Stuben eine Kammer und eine  Schupfe enthält und wo der dermalige Hauseingang dem Verkäufer  verbleibt. Käufer sich aus dem zunägst anstossenden Stübl einen  besonderen Hauseingang und Vorfletz errichten muss, nebst der  Hälfte des beym Haus befindlichen Wurzgärtls und zwar die Seite  gegen dem Regenfluss zu.
Diese Beschreibung findet sich fast 25 Jahre genau wieder in dem Plan der Kötztinger Uraufnahme des Jahres 1831. Der abgetrennte Hausanteil ist hier - weil drei Jahre nach der Aufteilung in Kötzting die Plan/Hausnummern vergeben wurden - sogar mit einer eigenen Hausnummer "77" zu finden dessen Gartenanteil, wie im Vertrag vorgesehen, der Regenseite zugewandt ist.
Einschub
Hätte der Verkauf auch nur 3 Jahre später stattgefunden, so wären die beiden Häuser im Kataster für alle Zeit als Hausnummer 76 a und b vorgetragen, so aber hatte das abgetrennte Häuschen, auch wenn es vielleicht 1811 noch eine Baustelle gewesen war, seine eigene Nummer erhalten.
Einschub Ende



Eine weitere Untervermietung brachte dem jungen Ehepaar zusätzliche Geldmittel ins Haus. Am 27.9.1808 übergaben die beiden das "von ihrer Behausung .. gegen Mitternacht situierte Seitenstübl" der Kollmayerschen Rotgerberstochter Anna K "auf die letzten Lebenstage". 100 Gulden erhielten die beiden für diese "Raumüberlassung".
Ein Kontrollblick ins Kötztinger Sterberegister zeigt, dass diese "letzten Lebenstage" der Anna Kollmayr noch 13 Jahre andauerten. Die Ledererstochter A. Kollmayr starb a, 29.4.1821 im Alter von 63 Jahren.
Rentamt Kötzting B27
Wie oben bereits erwähnt, wurden im Jahre 1811 im Zusammenhang mit der Erstellung des Kötzting Häuser- und Rustikalsteuerkatasters zum ersten Male die Kötztinger Häuser durchnummeriert. Jedes Haus hatte nun seine eigene Hausnummer, auch wenn diese Nummerierung 1841 noch einmal überarbeitet wurde, weil 1811 die "Objekte", die sich jeweils in Besitz des Magistrats und der Kirche befanden schlichtweg übersprungen und somit ausgelassen worden waren.
Als im Jahre 1826 einer der Nachbarn, der Häusler Johann  Baptist Lanzl sein Haus aufstocken wollte, wusste Anna Holzer nicht ob sie dafür oder dagegen sein wollte.  

"2. Anna Holzerin Witwe, kann dießfals sich auf eine Verweigerung nicht einlassen und auch die Verwilligung nicht erklären.
Hz" (=Handzeichen, da sie nicht schreiben konnte) "x  der Anna Holzer."
Im Jahre 1832 kam es dann zum nächsten Besitzwechsel. Auch dieses Mal blieb es in der Familie. Georg Holzer wurde der neue Besitzer und bezahlte fast 14 Gulden für sein Kötztinger Bürgerrecht.


Holzer Georg und Anna Schierlitz


Am 20.2.1832 heiratete Georg Holzer - Sohn des Häuslers Josef und seiner Frau Anna Maria Dimpfl - die Mauererstochter Anna Schierlitz aus Schafhof.
Zu diesem Zeitraum werden in Kötzting auch Listen der sogenannten Innleute erstellt und aus dem Hause Holzer findet sich folgende Aufstellung.


Folgende Inleute, als Abkömmlinge der Anna Holzer und damit mit Kötztinger Heimatrecht gehören zum Familienverbund des Hauses Holzer.
"Anna Holzer, geboren 1865: war mit dem bürgerlichen Hausbesitzer und Zimmermann Joseph Holzer dahier verheurathet; nun Witwe.
Anna Holzer, geb. 1812, Tochter der obigen, Heimath ursprünglich durch Geburt
Joseph Holzer, geb.1800  
Joseph Weber illeg. geb 1823, Sohn der Josepha Holzer und des Michael Weber, Weber zu Grub"

Im Jahr drauf, 1834, drauf finden wir Anna Holzer in einem Vergleichsverfahren vor dem Magistrat, das sie als Klägerin veranlasst hatte. In dem dazugehörigen Protokollheft lautet der Vorgang folgendermaßen:"Anna Holzerin Häußlerin v K. klagt gegen den Häußler Franz Kronfelder u. seinem Sohn Franz, daß sie diese beiden einem Dritten bezichtigen und herumschreien, sie habe den Lederer 
Ludwig den Habern abgestreift. Die Beklagtzen erklären: daß  es unwahr sei, daß sie eine solche Bezichtigung der Klägerin zugemuthet haben. Wohl haben sie eine Weibsperson in dem Habern 
Ludwig gesehen, allein sie haben die bezichtigte einer Diebin gegen die Holzern nicht ausgesprochen. Holzerin will die Inzicht beweisen und fordert Genugthung. Kein Vergleich. "
Nach dem Anrufen des Vermittlungsamtes stand es nun der Klägerin frei, den normalen Gerichtsweg zu beschreiten. Leider wurden solche zivilen Amtsgerichtakten bereits vor vielen Jahrzehnten als NICHT archivwürdig eingestuft und folglich vernichtet.
Noch im selben Jahr fordert sie erneut eine Schlichtungsverhandlung.
"Anna Holzer Häußlerin v K  beschwert sich , dass Franz Parzinger led. Inwohnerssohn v K sie mit Beihilfe seines Vaters geschlagen habe, worüber sie Genugtuung - wenigstens mit 3 tägigen Polizeiarrest fordert. Beklagter  und sein Vater Jakob Parzinger auf das Rathaus berufen, erklären wieder: nicht sie hätten die Klägerin geschlagen, sondern vielmehr letztere in ihre Wohnung gekommen sei und dem Franz und Jakob Parzinger mit Holzschuhen geschlagen habe, was sie zu beweisen vermögen. Auch die Klägerin erklärt, sie könne die Tat beweisen. Kein Vergleich kam zustande."
Und noch einmal und erneut im Jahre 1834:
"Anna Holzerin gegen Kathi Straubinger Witwe wegen ehrenrühriger Äusserung. Kein Vergleich"


 
Im Jahre 1841 wurde der Grundsteuerkataster für Kötzting erstellt.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5038
"Hausnummer 76 in Kötzting   "Beym Holzer"  Georg Holzer

Ein Leerhaus
Gebäude: Halbes Wohnhaus, Stall und Holzschupfe, dann Hofraum
Garten: Wurzgarten beym Haus
Gemeinderecht: zu ganzem Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindesitzungen.
"
Ziemlich genau zum selben Zeitpunkt wurde für Kötzting auch für jedes Haus ein "Mieterkathaster" erstellt und durch dieses erfahren wir auch etwas über die genauere Struktur des Hauses.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5045
"Georg Holzer Zimmerer /:Hausbesitzer:/ Etage I (=Erdgeschoss): 1 Wohnzimmer und Antheil Hausboden u. Stall 
Hz  x (=Handzeichen) des Georg Holzer
Anna Holzer Austräglerin /:Mietherin:/  Etage I 1 Wohnzimmer und 1 Kammer, Bodenantheil
Hz  x (=Handzeichen) der Anna Holzer
Anna Kammerl Inwohnwerin /:Mietherin:/  Etage I 1 kleines Wohnzimmer
Hz  x (=Handzeichen) der Anna Kammerl
"

Im ersten renovierten Grundsteuerkataster aus dem Jahre 1860 finden wir in einer Zusammenfassung die weiteren Besitzerwechsel.



 
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5047

"Holzer Georg
Holzer Joseph und Holzer Theres
Holzer Maria
Fischer Josef"

Zunächst ist aber 1861 noch Georg Holzer der Hausbesitzer.

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr.  von 1860 

Immer noch wird das Haus mit der Nummer 77 als ein "halbes" Wohnhaus bezeichnet. 
Im Jahre 1865 wird Josef Holzer der neue Hausbesitzer.


Holzer Josef und Schreiner Theresia


Am 21.11.1865 heiratete der Zimmermann Josef Holzer - Sohn des Georg und der Schierlitz Anna - die Pullinger Söldnerstochter Theresia Schreiner.
Der Zimmermann Josef Holzer wurde gleich 1865 als der Kötztinger "Wasserrichter" und Brunnenmeister angestellt, war also für die Funktionstüchtigkeit der hölzernen Wasserrohre zuständig.

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 37 Nr. 48 von 1894 Hanr 76 Holzer Josef
Im Staatsarchiv Landshut gibt es einen Bestand an Nachlassakten, und darunter auch ein Akt für Josef Holzer, als dieser verstorben war.
"Josef Holzer, verstarb im Alter von 54 Jahren und  10 Monaten, von Beruf Zimmermann und  verheiratet, am 25 Juni 1894 vormittags 4 1/2 Uhr. Er starb in seinem Hause in Kötzting Hausnummer 76.
Ein Testament und Ehevertrag "wurde beim kgl Notar hier abgeschlossen."
Seine Nachkommen bzw. Erben waren:
"1. Therese Holzer, Wittwe hier
2a Anna Waldmann, geb. Holzer Ausgehersehefrau in Nürnberg, Plattersgasse 
Josef Holzer, Soldat im 1. Schweren Reiter Regiment in München
2b Maria Holzer, geboren am 5. Juni 1875 zu Kötzting
Theres Holzer, geb. 16. Juni 1879 zu Kötzting."
In diesem Nachlassakt ist auch ein Inventarium enthalten, das uns einen kleinen Einblick in die Lebensverhältnisse in diesem kleinen Haus gibt.
"Fahrniß, Vieh und Vorräthe
Fünf Bilder, ein Cruzifix, eine alte Hängeuhr und eine Lanze  werth  2 M
ein Tisch, zwei Stühle, ein altes Kanapee und eine alte Commode, werth 4 M
ein Schüsselkorb mit Geschirr  werth 2 M
Küchengeschirr werth 3 M
eine alte Hobelbank und der sonstige Zimmerwerkzeug  werth 25 M
ein Bett mit Bettstatt, werth 16 M
ein Ruhrfaß, eine Nudelbrett und vier Schwinge, werth 1 M
ein Schleifstein, ein Zuber, eine Kurbe, eine Knödelschüßl, ein Zugschlitten und eine Sense werth 3 M
eine alte Kuh werth 50 M
fünf Hühner, werth 2 M
Düngerhaufen werth 5 M
ein Krautfaß und eine Kürbe werth 1 M
Kartoffelvorrath werth 6 M
ein Bett mit Bettstatt, werth 8 M
zwei alte Kleiderkisten, werth 3
ein Kleiderkasten mit wenigen Kleidern, werth 10 M
ein Schnittstuhl, werth 2 M
Strohvorrath, werth 4 M
Heu- und Grummethvorrath, werth 4M
eine alte Mehltruhe, eine Wachel, eine Sense und eine Spitzkürbe, werth 3M

Gesamtwert der Mobilien 154M"

Im Rahmen der Zusammenstellung für die Erben wurden natürlich auch die Beerdigungskosten aufgelistet.

StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 37 Nr. 48 von 1894 Hanr 76 Holzer Josef

"Beerdigungskosten
an das Pfarramt Kötzting 8.50 M
für das Todtenweib 4.00 M
für die Leichenträger  6.00 M
für den Todtengräber 2.00 M
für den Leichenschauer 2.00 M
für den Sarg   12 M
für den Kranz, die Kerze, den Flor und das Leichentuch  5.00 M
an die Friedhofsverwaltung  4,50 M
für Herstellung des Grabsteines 8.00 M"




Fischer Josef und Holzer Maria



Am 27.10.1898 heiratete der Gehstorfer Häusler Josef Fischer die Zimmermannstochter Holzer Maria und beide werden die neuen Hausbesitzer.
Von dem eigereichten Bauplan aus dem Jahre 1907  für eine Erhöhung des Hauses und für einen eigenen Backofen haben wir leider nur eine sehr unscharfe Abbildung, die uns aber dennoch ein ungefähre Vorstellung davon gibt, wie die Hausfront ausgesehen hatte und wie die innere Aufteilung des Hauses war.


StA Landshut BZA/LRA Kötzting Baupläne Nr. 3428


 

 

Anhand des beiliegenden Lageplans kann man auch sehen, wo der Backofen zu stehen kam.

Was man aus diesem Lageplan zusätzlich noch gut erkennen kann, ist, dass der gesamte Umgriff des heutigen Spitalplatzes weg und steglos gewesen und dieser nur durch die Straße nach Beckendorf durschnitten war. Der Rest war vermutlich Wiese bzw. gestampfter Lehm oder Schlamm, je nach Jahreszeit.

Noch interessanter ist für uns heutzutage aber der vorherige  Bauakt aus dem Jahre 1901, weil speziell in dessen Lageplan dann Verhältnisse festgehalten werden, die man sich heute - nach der Hochwasserfreilegung und den danach erfolgten großen Neubauten - an keinerlei Wegmarken mehr vorstellen bzw. rekonstruieren kann.
Auch wenn es hier nur um Nebengebäude geht, so ist die Nutzung des Areals hier besser dargestellt.

StA Landshut BZA/LRA Kötzting Baupläne Nr. 3336
"Joseph Fischer Hausbesitzer in Kötzting zue Umbauung der Stallung mit Gewölbe nebst Vergrößerung der Schupfe zu einem Stadel."

 Die Unterschriften und die Legende stehen dann beim Lageplan.

"Erklärung:
a Bauplätze zur Vergrößerung des Stadels
b Jetzige Größe des Stadels
c Wohnhaus des Bauherren
d Gemüsegarten desselben
e Treschmaschinenschupfe des Karl Kollmaier
f Wohnhaus des Paul Dattler
g Gemeindegrund
h Wohnhaus und Garten des Josef Gerstl
i Stadel des Michael Dattler"
Nach den Unterschriften des Bauherren und der Angrenzer steht dann noch eine Einwendung des Karl Kollmaier:
"Kollmaier Karl verweigert die Unterschrift, weil der Platz, auf welchem Fischer bauen will, ihm gehört."

Offensichtlich hatte Karl Kollmaier mit seinem Widerspruch erfolgt, denn vergleicht man den Lageplan des 1901er Bauakts mit dem von 1907, so wurde das Bauvorhaben nicht ausgeführt.
Zwischen 1899 und 1915 bekommen die beiden 9 Kinder.
Allerdings zieht Josef Fischer bereits im Jahre 1908 weg aus Kötzting und nach Gehstorf.
Sein Akt der Kötztinger "Familienbögen" zeigt uns, wie kompliziert die damalige Sozialabsicherung gewesen war. Sein Heimatrecht, obwohl in Kötzting geboren und auch in Kötzting nun als Hausbesitzer eigeheiratet, bezieht er nach wie vor aus Wettzell. 
StA Kötzting 024 Familienbögen


Heimatschein der Gemeinde Wettzell für den in Kötzting geborenen und zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunde in Gehstorf lebenden Josef Fischer. 
Josef Fischers Eltern waren der in Kötzting als Knecht arbeitende Lorenz Fischer und dessen Frau Therese Rackl aus Bärndorf(Chamerau). Da Lorenz Fischer in Kötzting nur als Inwohner gelistet war und selber ein Sohn des Zimmermanns Georg Fischer aus Wettzell war, hatte er vermutlich seine Heiratserlaubnis von Wettzell erhalten und somit war auch sein Sohn zunächst heimatberechtigt in Wettzell. Solch ein Heimatrecht konnte Jahre später auf Antrag der ausstellenden Gemeinde durchaus auch übertragen werden. 





Serwuschok Luftaufnahmen

Die idyllische Lage des Hauses in zweiter Reihe am Spitalplatz und gleichzeitig an einem Nebenarm des Regenflusses gelegen, kann man sehr schön an einem Ausschnitt aus der Luftaufnahme erkennen. Den Backofen gibt es nicht mehr, dafür wurde hier einigen an- und umgebaut.
Auch die historische Zweiteilung des Hauses kann man hier an der Bausubstanz noch nachvollziehen.

Bevor es nun um die weitere bauliche Entwicklung in diesem Kötztinger Ortsteil geht, die maßgeblich erst durch die umfangreiche Hochwasserfreilegung zu Ende des 20. Jahrhunderts ermöglicht wurde, nun ein Sprung zurück zu der Hausteilung und zur weiteren Entwicklung des neuen Nachbarhauses.


Alte Hausnummer 77

Johann Gonnetz und Greil Katharina

Zum besseren Verständnis hier noch einmal den Vorgang der Hausaufteilung:
Am 24.8.1807 durfte Josef Holzer er den " Teil des Hauses zu Gerstl Josef zugewandt" an den ledigen Zimmerergesellen Johann Gonnetz um 300 Gulden verkaufen.
In der Verkaufsurkunde ist die Situation des Hauses gut beschrieben:
Holzer verkauft einen Teil des Hauses und behält sich den Anteil, "welcher im dermaligen Stand zwey Stuben eine Kammer und eine  Schupfe enthält und wo der dermalige Hauseingang dem Verkäufer  verbleibt. Käufer sich aus dem zunägst anstossenden Stübl einen  besonderen Hauseingang und Vorfletz errichten muss, nebst der  Hälfte des beym Haus befindlichen Wurzgärtls und zwar die Seite  gegen dem Regenfluss zu."
Diese Beschreibung findet sich fast 25 Jahre genau wieder in dem Plan der Kötztinger Uraufnahme des Jahres 1831. Der abgetrennte Hausanteil ist hier - weil drei Jahre nach der Hausteilung in Kötzting erstmals die Plan/Hausnummern vergeben wurden - sogar mit einer eigenen Hausnummer "77" zu finden, dessen Gartenanteil, wie im Vertrag vorgesehen, der Regenseite zugewandt ist.
Am 22.11.1808 heiratete der nunmehrige Häusler Johann Gonnetz Katharina Greil aus Hohenwarth.
StA Landshut Markt Kötzting P 70 von 1808/1809 Heiratsvertrag Gonnetz/Greil

Schon 9 Tage vor der kirchlichen Trauung hatten die beiden einen Heiratsvertrag abgeschlossen, in welchem die Braut ihrem zukünftigen Ehemann eine Mitgift von 50 Gulden zusagte.

StA Kötzting AA II 18 Bürgeraufnahmprotokolle

Hier heißt es unter unterm August 1807:
"Den 24ten dito Johann Gonetz lediger Zimmergesell von hier erkaufte mit allergdigster Landesdirektions Ratification die Halbscheide einer Bürgersbehausung."



Im Jahre 1811 wurde der erste Kötztinger Kataster erstellt und aus diesem erfahren wir auch Details über das Haus, welches offensichtlich komplett aus Holz errichtet war, was in diesem Überschwemmungsgebiet sicherlich manche harte Lebensbedingungen verursachte.

StA Landshut Rentamt Kötzting Häuser- und Rustikalsteuerkataster B27

"Markt Kötzting St. H: Nr. LXXIV (=74 später korrigiert auf 77)  Johann Gonnetz
Das gezimmerte halbe Haus mit einem kleinen Gartl
Nutzantheil an den noch unvertheilten gemeindegründen
Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl.
"

Die nächste Besitzerfolge ergibt sich nur indirekt, weil wir darüber nur aus dem Umschreibebuch des Kötztinger Rentamtes erfahren.
Bei einer richtigen Grundstücks- und Häuserrochade, wird Johann Gonnetz der Besitzer des Hauses mit der alten Hausnummer 62 (beim Ellmann) und gibt selber sein kleines Häuschen am heutigen Spitalplatz wieder ab. 

  1807 hatte er sich ja "unser" "Haus im Vormarkt" gekauft - "jenseits des Regenflusses nebst des Joseph Gerstl, Weißgerbers, und Joseph Holzer" entlegen. Dieses kleine Haus ging nun um 350 Gulden an den Inwohner und Zimmermann aus Sackenried Anton Müller über.

Anton Müller und Margaretha Lecker


Im Jahre 1815 ist die Bürgeraufnahme des Anton Müller durch die Komunaladministration im Regensburg aus dem Jahre 1812/13 bestätigt.
StA Kötzting AA II 18 Bürgeraufnahmprotokolle die Bestätigung der Bürgeraufnahmen der Jahre 1812 und 1813: Michael Sagschneider, Heinrich Leszkier und Anton Müller.


Im Protokoll selber heißt es: "Mühler Anton verheirateter Insaß aus dem Landgericht Viechtach, erkaufte sich hier ein Haus und wurde ansässig und als Bürger aufgenommen. "
Auch für Anton Müller war dieses Haus wohl nur ein Sprungbrett, um in der Kötztinger Bürgerschaft anzukommen. Bereits im Jahre 1815 - als gerade mal seine Kötztinger Bürgeraufnahm "von oben" genehmigt worden war, wechselte er auf ein Haus weiter flussabwärts - auf das später eingegangene Lukashäuschen - und vertauschte sein "Halbscheid"-Haus mit dem des  Johann Reininger

Johann Reininger  


 
Der Tauschvertrag über 350 Gulden, die den Wertunterschied der beiden Häuser ausmachten, enthält auch einen interessanten Passus.
"... daß die Müllerschen Eheleute beym Abzug von ihrem vertauschten Hauß ausser einem Hafen, Tischen und Werkzeug nichts mit sich nehmen dürften, sondern alles was Nagel und Band hält dem Raininger rücklassen müssen, welcher ihnen hierfür baar 28 fl vergütet hat."
Das dieser Passus aufgenommen werden musste, hatte sicherlich seinen Grund, dass vorher manche der Tauschobjekte von Türrahmen, Türblättern und Fensterläden entkleidet worden waren.
Der Spruch von Allem, was nicht "Niet- oder Nagelfest" sei, kommt wohl von solch schlechter Erfahrung.  


Josef Stubnvoll

15 Jahre lang blieb Johann Reininger der Besitzer des abgeteilten Hauses, bevor er es am 24.7.1830 dann weiterverkaufte.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 25

"344: Den 24. Juli 1830 hat Johann Reininger Bürger zu Kötzting sein halbgezimmertes Haus mit Gärtl und Gemeindenutzen daselbst an Josef Stubnvoll, Inmann zu Kötzting um 500 fl verkauft ohne Änderung.
eod. dato hat obiger Reininger das sogenannte Gruber Äckerl mit dem Häusl auch an Stubenvoll überlassen.
"

Auch Josef Stumvoll blieb nur einige Jahre auf dem kleinen Haus; am 2.10.1839 ging der Besitz des "Halbhauses" an die ledige Josepha Holzer über.

Josepha Holzer und Michael Ritzenberger

"Den 2ten Oktober 1839 verkaufte Joseph Stumvoll in Kötzting an Josepha Holzer ledig in Kötzting das ludeigene gezimmerte halbe Haus mit kleinen Hausgärtl um 361 fl ohne sonstige Änderung."
Bereits am Tag zuvor erhält der Ehemann Michael Ritzenberger das Kötztinger Bürgerrecht, wie es im Ratsprotokoll kurz und  knapp vermerkt ist.
"1. Okt 1839  Holzer Josepha led. Hausbesitzerin v Kö heiratet Ritzenberger Michael led Inwohnerssohn, Ritzenberger erhält Bürgerrecht. "
Die Hochzeit selber wurde dann am 21. Oktober desselben Jahres gefeiert. Nur ein Kind war dem Paar gegönnt, am 29.11.1842 kam die kleine Anna Maria auf die Welt und verstarb bald nach ihrer Geburt, sie wurde nur vier kurze Wochen alt.
Vielleicht lag es auch daran, dass die Mutter mit 42 Jahren für die damalige Zeit bereits sehr alt gewesen war. 
Im 1840/41 erstellten Grundsteuerkataster finden wir nun einen Teil der obigen Verkaufskaskade wieder.

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5038
"Hausnummer 77 in Kötzting beym Stubenvoll    Michael Ritzenberger
Ein Leerhaus
Gebäude
halbes Wohnhaus mit Holzlege unter einem Dache, dann Hofraum"
In der seitlichen Legende findet sich der folgende Kommentar:

"Gemäß landgerichtlichem Briefsprotokoll vom 2. Oktober 1839 hat die Ehefrau Josepha, geborene Holzer, dieses Haus aus dem Schuldenwesen des Joseph Stubenvoll um 361 fl erkauft und den Besitzer angeheirathet."
Im fast zeitgleich für Kötzting angelegten Mieterkataster findet sich dann auch eine detaillierte Beschreibung des kleinen "Halbhauses"

 "Michael Ritzenberger Taglöhner /: Hauseigenthümer:/
Hauptgebäude:
I (=Erdgeschoss) 1 Wohnzimmer, 1 Kammer und die Hälfte des Hausbodens unterm Dach.
Hz  x (Handzeichen) des Michael Ritzenberger

2. Lenhard Robl
Inwohner /:Mieter:/
I 1 Wohnzimmer, 1 Kammer und die Hälfte des Hausbodens unterm Dach.
Hz x des Leonhard Robel.

Am 5.7.1852 verstirbt die Häuslerin Josepha Ritzenberger im Alter von 52 Jahren an Schlagfluss und drei Jahre später - unterm 27.3.1855 - findet sich auch der Todeseintrag des Michael Ritzenberger; 64 Jahre und 3 Monate war er bei seinem Tode alt und als Todesursache ist Altersschwäche angegeben.
Als Josepha Ritzenberger verstarb, fanden sich der Witwer und der voreheliche Sohn der Verstorbenen vor dem Kötztinger Vermittlungsamt zu einem Schlichtungsverfahren zusammen.
Im Protokoll dieser Verhandlung finden wir:
"27. Juli 1852: Nachdem Josefa Ritzenberger Häuslerin zu K  vor einigen Tagen ohne Hinterlassung  ehelicher Leibeserben mit Tod abgegangen ist, erschienen heute der hinterlassene Ehemann Michael Ritzenberger Häusler von hier dann der aussereheliche  Sohn der defunkten Namens Josef Weber Bräuknecht von da und bringen nachstehendes vor:  Nach dem Ehevertrage hat Michael Ritzenberger bei kinderlosen Vorabsterbens seiner Ehefrau Josefa geborene Holzer ihren  vorehelichen Sohn ein Rückfallsgut von 25 fl zu bezahlen.  Nachdem dieser Fall nunmehr eingetreten, bekennt heute Josef Weber das bezeichnete Rückfallgut von seinem Ziehvater Michael Ritzenberger vorgezählt erhalten zu haben und quittiert denselben in bester Form rechtens. Nebenbei bemerkt Michael Ritzenberger dass er mit seinen verlebten Eheweib von der Chirurgenwitwe Franziska Costa ein Ackerl um die Summe von 80 fl aus den bezogenen Alimentengeldern des Josef Weber käuflich erworben habe, welches Grundstück aber noch nicht verbrieft ist. Um allsfallsige Irrungen vorzubeugen, erklärt sofort Michael 
Ritzenberger, dass Josef Weber auf das bezeichnete Ackerl Eigentumsansprüche zustehen sollen oder im Falle solches bei dem Anwesen verbleiben würde, müsste dann Josef Weber die zum Ankauf verwendeten 80 Gulden wieder zurückerstattet werden., die dem sogenannten Stiefsohn als Elterngut dienen sollen.
Nun geht die muntere Rochade mit dem kleinen Haus weiter.


Hamberger Anton




Im Umschreibeheft des ersten Grundsteuerkataster findet sich der weitere Weg:
"Angemeldet am 19. Jänner 1859.
Laut Erbschaftszeugniß des k. Landgerichts Kötzting vom 19ten Jänner 1859 wurde auf Grund der Verlassenschaftsakten u. resp. Testamentes vom 22ten März 1855 des Häuslers und Nachtwächters Michael Ritzenberger von Kötzting das Leerhaus Hs.Nr. 77 in Kötzting Umschrblt 378 1/2 per 0.005 dz eigen. jedoch zur Marktszammer Kötzting, Rekognition dem verehelichten Inwohner Anton Hamberger von Gotzendorf in einen Rechtsanschlage von 500 fl zugefallen.
Uns behufs der Einschreibung hiermit konstatiert wird
Anton Hamberger
"

Noch am selben Tage ging das Haus an den nächsten Besitzer über.

Sperl Wolfgang und Barbara Schillinger





"Angemeldet eodem - also 1859 - 
Hamberger Anton HsNr. 77 von Kötzting verkauft an Wolfgang Sperl Schneidermeister das Leerhaus per 0.05 dz Umschreibs. fol 378 1/3 ohne Änderung von 500 fl
."
Unterm Datum des 25.4.1854 findet sich eine Hochzeit des Schneiders Wolfgang Sperl mit der Grafenwiesener Inwohnerstochter Barbara Schillinger.
Sieben Kinder sind von den beiden in den Kötztinger Pfarrmatrikeln zu finden.

Kurz nach dem Hauskauf erwirbt Wolfgang Sperl von Stadler Michael - Hausnummer 26 = ehemaliges Wirtshaus Rabl, nun Parkplatz des Kaufhauses Frey - "das vordere Ackerl an der Beckendorfer Seigen" PlNr. 640.
Da dieser "Flurname" heutzutage nicht mehr bekannt ist, hilft uns der Blick in den Plan der Uraufnahme beim Vermessungsamt Cham.
5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01
Die Wiese mit der Plannummer 640 liegt in dem leichten Abhang von der heutigen Reitensteinerstraße hinunter bzw. hinüber zum heutigen Seniorenstift Beneddiktus.
Von Ignaz Schrank kauft Sperl Wolfgang dann noch die sogenannte "Käswiese" PlNr. 542.
5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01

Auf der damals "Käswiese" bezeichneten Fläche stehen heute - kurz vor der sogenannten Schullererkreuzung - neben einem Geschäftshaus auch das Wohnhaus eines Teils der Familie Staudinger.

Am 8ten Juli 1865 stellte der Schneider Wolfgang Sperl einen Bauantrag beim Magistrat, und dieser musste feststellen, dass es in diesem Bereich Kötztings noch keine Festlegung einer möglichen Baulinie gab.

 Stadtarchiv Bad Kötzting AA XI 116

"Der Schneider Wolfgang Sperl von Kötzting will dahier an der nach Lam führenden Distriktsstraße an der Stelle seines Stadels ein massives Wohnhaus mit gewölbten Stall erbauen und hat wenn ihm die Bewilligung gegeben werden sollte, gemäß §1 der Bauordnung die Baulinie einzuhalten.
Eine solche ist aber soviel hier bekannt , für den fraglichen Ort noch nicht festgesetzt, weßhalb deren Bestimmung gemäß § 71 C-c von Amtswegen zu geschehen hat. Der Magistrat erhält unter Hinweisung auf §71 und 73 der all. Bauordnung den Auftrag den erforderlichen Situations- und Nivellementsplan binnen 3 Wochen hieher vorzulegen.
"
Es hat den Anschein, als ob Wolfgang Sperl auf dem Grundstück mit der Plannummer 542 - bei der heutigen Schullererkreuzung - ein erstes Häuschen errichtet hatte.
Im Dezember 1865 wird - unter Auflagen - die Baugenehmigung erteilt.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 

Im Umschreibeheft des renovierten Grundsteuerkatasterbandes ab 1860 heißen die Besitznachfolger auf dem Hause:
Sperl Wolfgang 
Fink Maria
Dattler Paul
Dachs Michael und Theres.

Zunächst findet sich in den Akten des Stadtarchives der Antrag des Kötztinger Schneidermeisters Wolfgang Sperl, das Kötztinger Heimatrecht behalten zu dürfen, auch wenn er nach Grafenwiesen übersiedeln möchte. Sein Antrag aus dem Jahre 1866 wurde abgelehnt und so blieb er wohl in Kötzting wohnen, weil er dort im Jahre 1894 dann auch verstarb.
nach seinem Tode wird nicht nur ein kleiner Nachlassakt angelegt (Sta Landshut Rep 166N-12 Schachtel 37 Nr. 18) sondern in diesem findet sich auch sein Sterbeort:

Im Jahre 1894 verstarb WS in seinem Hause mit der Hausnummer 81a. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit (Hausnummer 81 ist die Wiesmühle) das oben beantragte Haus an der Lamerstraße.
Seine hinterbliebenen Erben waren:
Die Witwe Barbara und seine Kinder
"Josef, ein Controlleur in Frankfurt a/M
Maria Sperl zZ in Amerinka
Wolfgang Sperl zZ in Amerika 
Franz Sperl ledig in Kötzting
Karl Sperl ledig dahier
."

Sein Haus mit der alten Hausnummer 77 hatte er aber bereits am 7.9.1872 an Franz und Maria Fink verkauft.

Franz Fink und Maria 


Der Kötztinger Inwohner Franz Fink hatte bereits am 12.Januar 1858 die Fessmannsdorfer Inwohnerstochter Anna Maria Fink geheiratet und beide erwarben nun das kleine Haus am nunmehrigen Spitalplatz. (nach dem verheerenden Marktbrand vom Juni 1867 wurde das abgebrannte Kötztinger Bürgerspital nicht mehr im Marktinneren neu errichtet. Die Bürgerspitalstiftung kaufte ein kleines Haus jenseits des Regens, renovierte dieses und von nun an hieß der Bereich vor der Brücke der Spitalplatz.)
StA Landshut Grundsteuerkataster 5050 Umschreibeheft 1910  
Als Franz Fink am 4.3.1875 im Alter von gerade mal 56 Jahren an Brustwassersucht verstarb, wurde die Witwe noch im selben Jahr die Alleinbesitzerin.
Für ihren verstorbenen Ehemann wurde ein Nachlassverfahren veröffentlicht, in dem sich auch ein "Inventarium" befindet, das uns einen kleinen Einblick gewährt, wie die Wohnverhältnisse damals in dem kleinen Haus im Überschwemmungsgebiet ausgesehen haben.
Franz Fink - 56 Jahre - Flösser - verheiratet - 1975 4 März Nachmittags 3 Uhr in Kötzting Haus No. 77 

Inventur 

Heute den fünften Mai achtzehnhundert fünf und siebzig verfügte ich Emmeram Widmann, kg Notar zu Kötzting mich im hiesigen markte in das Anwesen der Flösserwitwe Anna Maria Fink von hier um über den Rücklaß deren verlebten Ehemannes Franz Fink das Inventar zu errichten, was vom kg Landgerichte Kötzting als Verlassenschaftsbehörde angeordnet ist.
allda zur festgesetzten Zeit angekommen traf ich die mir nach Namen. Stand und Wohnort bekannten an:
Anna Maria Fink, Flösserswitwe  von hier
Andreas Fink, Flösser von da, als verpflichteter Vormund über die minderjährigen Kinder Franz, Josef und Maria, der erstgenannten
Die verpflichteten Schätzleute Anton....



Schreiner und Wolfgang Münch beide brauende Bürger von hier. Nachdem ich letzere an ihren abgelegten Eid rückerinnert hatte, wird in Beisein der genannten Interessenten unter meiner Leitung folgendes Inventar errichtet>:
Activa
Immobilien

PlNr 123 halbes Wohnhaus mit Holzlege und Hofraum drei Dezimalen, halbes Gemeidnerecht, geschätzt mitsammen auf 460 fl - vierhundertsechzig Gulden und ist dieses Häuslanwesen bisher schon gemeinsames Eibethum der Franz und Anna Maria Finckschen Eheleute gewesen.

Mobilien

In der Wohnstube
ein Tisch, zwei Stühle  1 fl 30 xr
6 Glastafeln, ein Cruzifix, ein kleiner Spiegel mitsammen 30 xr
ein altes Kanapee mit Fußschemmel  30 xr
eine Hänguhr           1 fl


"ein alter Kasten, eine Anricht mit einigem Geschirr    1 fl
ein Schüsselkorb mit wenigen irdenen und porzelan=Geschirr  1 fl
sämtlich vorhandenes Küchengeschirr 30 xr
ein steinerner Krug, zwei kleine dergleichen und zwei Schoppengläser  30 xr

in der Kammer

ein Bett mit Bettstatt   5 fl
ein dergleichen     5 fl

auf dem Hausboden

ein Kasten mit wenigen Kleidern   1 fl
drei alte Truhen mit alter Wäsche   1 fl
ein Mehltruhe mit Backtrog   30 xr
ein Spinnrad mit Haspel   30 xr

Im Stalle
eine Geis   3 fl
vier Hennen 1 fl

Im Hausflöz

einige Wassereimer  30 xr"

Es waren wirklich ärmliche Verhältnisse, unter denen die Bewohner dieses Hauses leben mussten und es steht zu vermuten, dass die Situation in vielen Häusern in diesem Ortsteil Kötzting vergleichbar war.
Fink Anna Maria erhielt also nun zunächst das Haus in Alleinbesitz und verkaufte dieses später am 20.9.1889 an Paul Dattler.

Paul Dattler und Hornauer Margaretha

Schon 8 Jahre vorher, am 21.10.1881, hatte Paul Dattler, ebenfalls ein Flößer, Margaretha Hornauer, eine Gärtnerstochter aus Mitterdorf bei Roding geheiratet. 13 Kinder sind von dem Paar in Kötzting dokumentiert, nach der sechsten Geburt konnte die junge Familie dann endlich in ihr eigenes Haus einziehen.
Vor seiner Hochzeit - natürlich - und dem Hauskauf war der Flößersohn Paul Dattler im Jahre 1875 der Kötztinger Pfingstbräutigam mit der Nachbarstochter Kollmaier Therese an seiner Seite.

Sogar sein Pfingstkranzl hat als eines der ältesten erhaltenen Pfingstkranzl die fast 150 Jahre überlebt.
DIA-Repro 2499

Paul Dattler war sogar der -bisher- einzige Pfingstbräutigam, der den Pfingstritt nicht nach Steinbühl sondern nach Schönbuchen machen musste. Da Paul Dattler zum Zeitpunkt der Erstellung der Liste bereits nicht mehr auf dem Hause wohnte, sondern Gastwirt auf dem Wirtshause beim Bahnhof Zellertal geworden war, ist er in der Liste als solcher aufgeführt.


Schon im Jahre 1899 reichte Paul Dattler einen Bauantrag zur Errichtung eines Wohnhauses an der Bahnlinie nahe des Bahnhofes Zellertal ein.

StA Landshut  Baupläne\Rep 162-8  Sch. 22 Nr.  3326 Paul Dattler 1899

Beginnend ab 1900 hatte sich Paul Dattler mit mehreren Einsprüchen von nahegelegenen Wirten - Dregerkeller und Kollmaier - herumzuschlagen, als er den Antrag gestellt hatte, in seinem Wohnhaus eine Gastwirtschaft zu eröffnen.

Wie im Umschreibeheft des Grundsteuerkatasters zu ersehen, geht das kleine Haus nach dem Auszug Paul Dattlers durch Kauf am 18.2.1902 an Michael Dachs über.

Michael Dachs und Therese 

Wenige Jahre nach dem Ankauf, im Mai 1907, reichten die neuen Hausbesitzer einen Bauantrag ein, um das kleine Haus um ein Stockwerk zu erhöhen. Wie man aus den Schnitten sehen kann, hatte das Haus - im Überschwemmungsgebiet des Regenflusses - nur Streifenfundamente. Die Fußböden im Erdgeschoss bestanden aus verdichteter Erde.
StA Landshut Rep 162-8  Sch. 23 Nr. 3414 Dachs Michael Hnr 77






Hier endet nun die historische Aufzählung der früheren Hausbesitzer und es folgt ein Sprung außerhalb der Chronologie.

Da der Bereich in dem die beiden Häuser mit den alten Hausnummern 76 und 77 heutzutage ebenfalls einen zusammenhängenden Komplex bilden, hier nun die weitere Entwicklung dieses Anwesens im Zusammenhang. Im Archiv des Bauamtes der Stadt Kötzting können wir die weiteren Bauabschnitte dokumentieren.

Zunächst der Umbau des Hauses 76 in Besitz eines Herrn Seidl: Flurnummer 122

Bauamt Kötzting Plannummer 122





Danach wurde im Jahre 1970 - zu Amtszeiten der Landrätin Paula Volkholz - auch das andere Haus - Hausnummer 77 - r erweitert, das sich damals in Besitz von Heinz Hutter befand. Flurnummer 123



Bauamt Kötzting Plannummer 123





Im Inneren des Altbaues wurde die alte Raumaufteilung beibehalten.

Das folgende Bild soll uns zeigen, wie notwendig mittlerweile die digitale Verarbeitung von Daten ist. 
Die Kopiertechnik zu Anfang der 70er bis weit hinein in die 80er Jahre wurde mithilfe von Thermopapieren durchgeführt und auf diesen ist nun fast nicht mehr zu erkennen, was kopiert werden sollte. Hier ein Beispiel des Lageplans dieses Bauvorhabens.
Ein Beispiel für die Vergänglichkeit von Archivmaterial......

Weiter geht´s im Jahre 1995, als Franz Bauer auf der benachbarten Flurnummer 121 - ursprünglich, siehe oben,  ebenfalls ein Teil des historischen Hauses - ein erstes Wohn- und Geschäftshaus errichtete und dort dem "Gogolori" eine erste Heimat gab.




Foto: Pongratz Ansicht von Süden

In den Nullerjahren kam dann der nächste Bauabschnitt, dieses Mal auf den nun wieder vereinigten Flurnummern 122 und 123.





 
Foto Pongratz