Ein unbekanntes Bodendenkmal auf Kötztinger Grund und Boden
Den Steinwall, von dem ich glaube, dass er eine historische Grenze markieren könnte, kenne ich schon aus meiner Kinder und Jugendzeit. In unserem (Familien) Wald an der Straße nach Wettzell markierte er die einzige Grenze, bei der sich mein Vater sicher war, dass die Bäume entweder bei ihm oder aber beim Nachbarn standen. Bei allen anderen Grenzsteinen hatte er nur eine ungefähre Vermutung und blieb daher bei allen Pflegemaßnahmen immer weit auf der sicheren, seinen - Seite. Aus diesem Grunde wurde der südliche Grenzverlauf auch nie freigeschnitten und stellte bis vor wenigen Jahren ein undurchdringliches Dickicht dar.
WO ist also zunächst mal dieser "Steinwall": Der Waldstreifen liegt an der nördlichen Seite der Straße nach Wettzell. Kommt man von Kötzting fährt man nach Dachsenbühl hinein in den Wald, nach der "S".Kurve bergauf liegt links unten am Ende einer Wiese die Einöde Egern und danach - erkennbar an einem kleinen Marterl, beginnt der Wald, der einmal zum besitz des Klosters Rott gehört hatte. Nach vielleicht 200 m kommt links eine verbreiterte Holzlagereinfahrt und hier, hinter der ersten Busch/Baumreihe in Richtung Osten stößt man sofort auf diese Anhäufung von großen und sehr großen unbehandelten Steinen.
Vor wenigen Jahren, im Zusammenhang mit einem Sommerlager der Sinzinger Pfadfinder, bin ich zum Bauernhof unseres Stadtrates Heinrich Wieser in Riedersfurth gefahren. Ich habe aber nicht die Straße durch Ried am See benutzt, sondern den Feldweg, der, noch im Wald, nach rechts direkt zum Bauernhof abbiegt. Da dieser "Weg" mehr als nur holprig ist, zuletzt hatte ich ihn vor vielleicht 40 Jahren mit meinem 2CV befahren, dem das nichts ausmachte, musste ich nun mit einem "modernen" Auto diesen Weg sehr langsam befahren und hatte daher auch Gelegenheit nach links und rechts zu schauen:>>>>>> ein Steinwall in der mir bekannten Art auf der linken, bergseitigen Wegseite. Nach den Gesprächen bei unserem (Pfadfinder) Holzlieferanten Wieser weiter zum Hajerbauer, Vogl in Ried am See, dem Besitzer der Wiese auf der wir zelten wollten. Dort habe ich dem Senior, dem Altbürgermeister Vogl von dem Wall erzählt und er meinte, dass er solch einen Bodenfund auch in seinem Wald in Richtung Sackenried habe und kenne.
Ausschnitt aus der historischen Karte vom Bayernatlas.de : Ausschnitt Riedersfurth |
Hier der Verlauf an der Grenze des Gruberholzes |
Bild 1: Blickrichtung nach Süden: Beginn des "Walles", der durch den Neubau der Straße nach Wettzell hier durchschnitten wurde |
So, nun stellt sich die Frage wer und warum macht sich jemand die Arbeit mit diesen abertausenden von Tonnen und großen und schweren Bayerwaldgesteins eine innerbayerische Grenze zu markieren. Nimmt man die gar nicht so seltenen historischen Grenzbeschreibungen von Hofmarken (zB der Hofmark Wettzell) oder zwischen den einzelnen Landgerichten (z.B. zwischen den Landgerichten Cham und Kötzting) oder den Jagdbereich der Hofmark Runding oder zwischen den Ländern Bayern und Österreich (Böhmen) oder dem Waldbesitz am Kaitersberg des Klosters Rott, um nur einige bekannte zu nennen, als Beispiele, so sieht man, dass diese sich an markanten aber natürlichen Geländemarken entlanghangeln. Hinzukommt, dass diese Grenze, die zuerst einmal direkt an der Trennlinie zwischen den LGs Kötzting und Viechtach entlangläuft ja auch historisch zu EINEM Herrschaftsgebiet, nämlich dem Herzogtum Niederbayern Straubing gehörten. Solch ein Aufwand, als reine Markierung zwischen 2 Landgerichten, macht keinen Sinn.
Bild 2: Fortsetzung des Walles nach Bild 1 Blickrichtung Norden |
Bild3: weiter Richtung Norden, hangabwärts. |
BIld 4: nächste Verlängerung nach Norden, hangabwärts |
Also: keine Feldrainansammlung, kein Windschutz (wie in nördlichen Ländern), keine Grenzlinienmarkierung denn eine solche macht zumindest in der Neuzeit überhaupt keinen Sinn.
Bild 5: weiter Richtung Süden hangabwärts |
Bild 6 weiter gehts nun am südlichen Ende "meines" Waldes |
Bild 7: weiter nach Süden |
Bild 8 weiter hangabwärts |
Bild 9: mein südlicher Grenzstein liegt am/im Grenzwall |
Bild 10: auch weiter südlich, beim Nachbarn geht die Steinlage weiter. |
Im "historischen Atlas von Bayern" Landgericht Cham heißt es auf Seite 3 über die Grenzen der Mark Cham:
Die Grenzen der Mark Cham lassen sich mühelos aus der Verbreitung der markgräflichen Dienstmannesitze, dem Umfang des Dekanates Cham nach den Matrikeln von1286 und 1326 und den ältesten Herzogsurbaren erschließen. Im Osten und Südosten(Sic) - hier besonders gegen die Grafschaft Bogen - bilden demnach die Pfarreien Eschlkam, Rimbach, Kötzting, Moosbach, Lengau (=Chamerau) und Peilstein die Grenze der Mark Cham.
Diese Gebietstrennung bzw. kräftige Markierung der Grenze macht nur in diesem Zusammenhang Sinn, spätestens mit dem Teilungsvertrag vom 3.6.1353 und der damit erfolgten Abtrennung ua des Kötztinger Gebietes vom Gericht Cham macht solch ein Aufwand überhaupt keinen Sinn mehr.
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch noch, dass es zwischen den späteren Landgerichten Kötzting und Viechtach, also auf der Linie, die hier wohl ganz - oder in Teilen - markiert ist, selbst im 18. Jahrhundert noch Bereiche gab, die als strittig angesehen wurden.
Im "historischen Atlas von Bayern" Landgericht Kötzting findet sich eine Karte, in der diese Stellen schraffiert eingezeichnet sind. Diese Gebiete im Zellertal schließen sich offensichtlich direkt im Norden an den aufgezeigten Steinwall an.
Schaut man sich die Karte an der Stelle östlich der Stockmühle an, so ändert die Grenzmarkierung seine Stärke, bis Niederndorf kommt nun ein "strittiger Bereich" bevor ab Thalersdorf dann wieder ein unbestrittener Grenzverlauf einsetzt. Von der Stockmühle westwärts jedenfalls sollte sich dieser Steinwall durchgehend finden lassen, was einmal eine schöne (such) Wanderung für Grenzsteingeher wäre. Auch die Verlängerung über den schwarzen Regen bei Riedersfurth hinüber, wäre interessant, auch wenn man berücksichtigen muss, dass die Alte Grenze zwischen Ahrain und Lehen hindurchging und nicht wie heutzutage zwischen Wimbach und Lehen. Da wir (Pfadfinder) seit vielen Jahren in diesem Bereich zelten, kenne ich auch dort einige "Mauer"funde, die mich stark an den bei mir im Wald erinnern.
Hier nun also der weitere Verlauf:
Dies ist der Grenzbereich zwischen Ried am See und Riederfurth, der auch heutzutage ebenfalls noch zumindest im nördlichen, bewaldeten Teil mit solch einem Steinwall markiert ist.
Auch bei Sackenried sollte man die "Mauer" entlang der alten Grenzlinie finden können:
hier noch einmal der Kartenausschnitt, der den Verlauf der Wettzellerstraße - ähnlich wie bei der Satellitenaufnahme aufzeigt. |
Sta Landshut Regierung Unterdonaukreis KdF 695 von 1821 |
dies ist der Bereich sofort oberhalb der Straße |
der Waldweg sollte die alte Wettzeller Straße darstellen |
weiter gehts den Weg entlang bis zu dem im Hintergrund dünn erkennbaren Grenzsteinpfahl: |
folgt man diesem Weg, bis zu der Markierung so biegt, wie auf der Karte der Wall dann rechtwinklig in den Wald hinein ab. |