Kötzting im Jahre 1915
Während in allen vorherigen Jahreszusammenstellungen, die
ich machen konnte, sich im Kötztinger
Anzeiger ein lebhaftes (klein)bürgerliches Leben widerspiegelte, das einem
festen Jahresrhythmus folgte und damit durch seine Struktur unseren Vorfahren
Sicherheit und Stabilität verlieh, war es mit dieser Sicherheit auch im
persönlichen Nahbereich plötzlich vorbei. Nichts war mehr mit fröhlichen
Theaterabenden, festlichen Bällen, lustigen Faschingsveranstaltungen und
solemnen Namenstagsfeiern. All das passte einfach nicht mehr in die traurige
Zeit. Auch die amtlichen Bekanntmachungen auf die ich in meiner
Zusammenstellung zurückgreifen kann, z.B. das Amtsblatt für das Bezirksamt
Kötzting, also in heutigem Sprachgebrauch das behördliche Mitteilungsblatt für
den Landkreis Kötzting, ist einer der dicksten Bände unserer ganzen Sammlung
von fast 100 Jahren und behandelt überwiegend Auswirkungen des Krieges auf das
tägliche Leben der Bevölkerung, worunter hauptsächlich
Lebensmittelbeschränkungen, Handels- und Verkaufsverbote, Back- und
Schlachtverbote, Sammlungsaufrufe und Aushebungsgeschäfte (=Musterungen und
Stellungsbefehle) zu verstehen sind.
Mit dem Hinweis auf das Kriegsjahr 1915 haben wir in unserer Sammlung auch das eine oder andere Soldatenbild von Kötztinger bekannten Familien.
DIA-Repro 230: Ansichtskarte Xaver Miethanner. (Xaver Miethaner war Viehhändler, der Bruder vom Besitzer des Gasthofes Miethaner am oberen Markt). |
DIA-Repro 2438: Albert Hofmann Kaitersbach als Soldat 1915 von Christa Bauer Kammern (Kamminger Wirt). |
Kriegslazarett in
Kötzting
DIA-Repro 2012 |
Der Kötztinger Krieger= und Veteranenverein kündigt Anfang
des Monats ein Wohltätigkeitskonzert
verbunden mit einer Christbaumversteigerung zugunsten des Kriegslazarettes in Kötzting an.
Das Konzert soll am 24. Januar in ihrem Vereinslokal, dem Gasthaus Graßl
stattfinden. ,Die Konzertmusik nebst
Gesang zu dieser Veranstaltung haben in hochedler Weise musikalische Mitglieder
des hiesigen Männergesangsvereins übernommen. Freiwillige Gaben zur Schmückung
des Christbaumes, wie Baumschmuck, Konfekt, Bäckereien und Obst, werden mit größtem Danke entgegengenommen.
Die Veranstaltung selber verlief für den Verein äußerst zufriedenstellend. Auch der Gefallenen des Krieges 1870/71 wurde gedacht und nach den vorgetragenen Männerchor= und Orchesterstücken ergriff H.H. Pfarrer und Distriktsschulinspektor Nagler das Wort zu der Festrede, in welcher er den Werdegang des deutschen Reiches schilderte, aber auch den Grund für den jetzigen Weltkrieg (er wurde offensichtlich 1915 bereits so genannt) darlegte. Diesen interessanten historischen Ausführungen folgte, von allgemeiner Begeisterung getragen, von der ganzen Versammlung stehend gesungen das Lied: “Deutschland über alles in der Welt“
Der Erlös dieses Wohltätigkeitskonzertes und einer „von einigen Freunden der guten Sache im
Krämerschen Lichtspieltheater gegebenen Vorstellung erbrachten 40 Mark und
200 Mark Reinertrag. Diese Beträge wurden dem Frauenverein des Roten Kreuzes
in Kötzting als dem Träger des Lazarettes übergeben.
Das hiesige
Vereinslazarett hat seit seinem Bestehen von der Bevölkerung schon viel Liebes
und Gutes erfahren. Alles wetteifert, um seine Insassen warm zu betten und
ihnen den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen. Man will sich damit
dankbar erweisen für die Großtaten unseres Heeres, das in unvergleichlicher
Ausdauer und Tapferkeit die Feinde vom Vaterland, Von Haus und Hof fern hält
und dem endgültigen Siege zustrebt……
Wie im Vorjahr bereits mitgeteilt, fehlt in München in der Staatsbibliothek der komplette Zeitungsjahrgang von 1914. Aus diesem Grunde haben wir auch keine Nachrichten über gefallene Kötztinger Bürgerssöhne aus der Anfangszeit des Krieges. Schon in der dritten Ausgabe des neuen Jahrganges aber kommen dann die ersten traurigen Nachrichten von der Westfront. Max Kirschner, Bürgerssohn aus Kötzting, und August Lindner, Eisengießer aus Beckendorf, waren die ersten Gefallenen in dem noch jungen Jahr.
Bereits in der
folgenden Ausgabe lasen dann die Kötztinger vom Tod des Sägers Michael Wühr,
der in St. Mihiel in Frankreich begraben wurde. So ging es weiter, fast in
jeder Ausgabe mussten die Kötzting von einem gefallenen, vermissten oder schwer
verwundeten jungem Mann aus der näheren und weiteren Nachbarschaft lesen, den
sie wohl alle gut kannten. Kein Wunder also, dass unseren Vorfahren keine
Veranlassung hatten, frohe und lustige Feiern zu veranstalten.
Max Kirschner war
übrigens der ältere, noch in Modlin in Böhmen geborene, Bruder von Julius Kirschner, der das Kaufmannsgeschäft seines Vaters später übernahm und als unermüdlicher Organisator und Finanzier den Fußballsport in Kötzting mitbegründete und diesen vor allem in den Krisenzeiten in den Anfangsjahren am
Laufen hielt.
Da die Familie Kirschner dem jüdischen Glauben angehörte, fiel sie dem Terror des NSDAP Regimes zum Opfer und musste als direkte Folge des Novemberprogroms 1938 ihr Anwesen in der Marktstraße verkaufen. Einige Familienmitglieder konnten noch rechtzeitig auswandern, bevor die Ermordung der jüdischen Mitbürger begann. Wie gut und wie sehr gerade diese Familie in Kötzting 1915, also nur wenige Jahre vor dem Beginn des Dritten Reiches, angesehen und integriert war, zeigt auch ein Notiz, die Anfang Februar dem Kötzting Anzeiger einen Artikel wert war, nämlich die Nachforschungen, die der Onkel von Max Kirschner gemacht hatte, um mehr über den Tod seines Neffen herauszufinden.
Im August fiel der Chevauxleger Karl Oexler, Buchdruckereibesitzerssohn von Kötzting, also der Sohn des Herausgebers des Kötztinger Anzeigers
DIA-Repro 335: Soldatengruppe ca: 1915 von Fritz Röhrl. Johann Röhrl gef. 16.4.1917. |
DIA-Repro 1816: Ansichtskarte 1915 Verlag Wilhelm Oexler, Kötzting gelaufen am 10. März 1915. |
Tod des früheren Kötztinger Bezirksamtsmannes v. Fuchs
Es ist eigentlich fast nicht zu glauben, dass wir von diesem Mann kein - oder fast kein - Foto in unserer Sammlung haben. Nur auf einer Collage des Turnvereins befindet sich ein nachträglich beschriftetes Bild dieses Mannes.
Bezirksamtmann v. Fuchs, der zweite von links. |
Kötzting im Schnee
DIA-Repro 1477: Haus von Hans Kroher Gehringstr.3, von
links Leopold Henneberger, davor die Kinder des Fotografen Pleier, rechts vom
Schneemann Krämer Julius, Fritzl Kroher und Maxl Kroher. |
Der große Krieg und
seine Auswirkungen im täglichen Leben der Bürger
Volksversammlung und
Durchhalteparolen
Weizenbrot darf nur mehr in einfach geformten runden Laibchen bereitet werden. Die Bereitung anderer Formen (Brezen, Hörnchen, Schnecken, Kaiser=Semmeln, Sternsemmeln usw.) ist verboten. Strafe 1500 Mark oder 3 Monate Gefängnis.
Es darf Heu und Stroh nur mehr an die Proviantämter des III. Armeekorps geliefert werden. Verbot des Verkaufes durch Eigenbauer und Händler.
Bekanntmachung neuer Regeln über das Ausmahlen von Brotgetreide.
Beschlagnahme von Brotgetreide, Mehl und Hafer. Es findet eine Nachkontrolle der am 1. Februar erfolgten Getreidemeldungen statt. Falschmeldungen können noch innerhalb einer Woche korrigiert werden, auf Nachsicht kann später nicht mehr gerechnet werden.
Vorhandene Goldmünzen in Privatbesitz dürfen nur, bei Vermeidung von strenger Strafe, bei den Behörden zum Nominalbetrag eingetauscht und nicht zum Goldwert anderweitig verkauft werden.
Ankündigung der Erhebung der Kartoffelvorräte und der Schweinebestände.
Jede Menge über 1 Zentner Kartoffeln muss angegeben werden. Strafandrohung 3000
Mark bzw. 6 Monate Gefängnis.
Auslaufen von Hausgeflügel
auf die Felder und Wiesen vom 1. April bis letzten November verboten. Tauben dürfen nur vom 1. Juni bis 1.
August und vom 1. November bis letzten Februar ausfliegen.
Bierpreiserhöhung: Ab
1. April wird in Kötzting, Grafenwiesen, Lam, Lohberg, Sommerau, Hohenwarth und
im ganzen Zellerthal der Bierpreis erhöht und kostet das Bier in Kötzting
dunkles 24 helles, 28 Pfg der Liter.
Beschlagnahme der Wollgefälle
der Schafschur 1914/1915.
Müller dürfen privates Getreide nur noch bei Vorlage einer Mahlkarte ausmahlen oder gegen Mehl
umtauschen.
Ausgabe der Brot und
Mehlkarten für die Bevölkerung und besondere Regelungen für die
Gastwirtschaften wegen durchreisender Fremder, die nicht im Besitz von
Kötztinger Lebensmittelkarten sind.
Erneute Erfassung von Kartoffeln,
Schweinen, Getreide und Mehl. Festlegung des täglichen Verbrauches von 240
g für Selbstversorger und 200 g für die versorgungsberechtigte Bevölkerung.
Beschlagnahme und Meldepflicht von ungebrauchten
Gegenständen von Kupfer und Messing.
Aufforderung auch an die Privathaushalte Sonnenblumen
sorgfältig zu ernten und für 0.40 Mark pro Kilo bei den Sammelstellen abzugeben.
Erhebung der Getreide und Mehlvorräte.
Ankündigung der Beschlagnahme von Erzeugnissen aus
Bastfasern.(Flachs, Jute, Hanf u.ä.).
Bestandsaufnahme von Kaffee, Tee und Kakao bei
Gewerbetreibenden und Privathaushalten
Aus Erfahrung wird
man klug:
Der Pfingstritt im
Jahre 1915
Am 6. Mai wird in
einem Vorbericht festgestellt: wegen des Krieges werden heuer die
Festlichkeiten auf Pfingsten in beschränktem Maße abgehalten und findet deshalb
nur der Pfingstritt statt. Eine Vorfeier am Pfingstsonntag findet nicht statt.
Überreichung eines Pfingstkränzchens an einen Pfingstbräutigam muß, da fasst
alle jungen Männer zum Heere einberufen sind, unterbleiben. Verteilung der
Ehrenfahnen findet statt. Der herkömmliche Burschenzug und die Pfingsthochzeit
findet heuer ebenfalls nicht statt.
Am 16. Mai gab dann die Eisenbahnverwaltung bekannt, dass
infolge der starken Beanspruchung ihres Wagenmaterials für Truppentransporte
nur ein Teil ihres Wagenparkes zur Bedienung des an diesem Tage zu erwartenden
stärkeren Verkehrs zur Verfügung stünde.
Der Bericht über den Pfingstritt selber steht auch eindeutig
im Schatten der kriegerischen Zeiten:
Pfingsten, das
liebliche Fest , von dem der Dichter singt, dass es ein Fest der Freude ist,
das da feiere Wald und Haide, mussten wir heuer im Rauschen der Waffen und im
Donner der Geschütze begehen. Gleichsam zum vergessen des Schweren und
Bitteren, das der Krieg über Hunderte von Familien gebracht, hat die Natur uns
mit Maienwonne reich beglückt, wie wir uns einer solchen seit langen Jahren
nicht mehr erinnern….Manchen Reiter vermißten wir, der vielleicht im
Schützengraben gegen den Feind streitet oder der für immer ausgekämpft hat. Obwohl
es vorher nicht danach ausgesehen hatte, so war dann Ende Mai doch ein
Kötztinger Bürger zum Pfingstbräutigam ausgewählt worden. Hochwürden Herr
Kooperator Binder übergab das Pfingstkränzchen dem Bürgerssohn Herrn Georg
Sperl, der in Uniform der Chevauxlegers die hohe Auszeichnung entgegennahm.
Bader Costa aus Kötzting erhielt eine Fahne für seine 25jährige Rittteilnahme,
bei dem 130 Wallfahrer zu Pferde gezählt wurden. Auch Herr Hauptmann Lindner eilte vom westlichen Kriegsschauplatz in
seine Heimat, um den denkwürdigen Ritt mitzumachen.
DIA-Repro 947: Der Pfingstbräutigam Georg Sperl mit seinen Begleitern |
Der im Text des Kötztinger Anzeigers erwähnte Hauptmann Karl Lindner konnte somit an Pfingsten 1915 noch einmal seine Heimat besuchen, bevor es wieder zurück an die Front ging. Vermutlich bei diesem Heimatbesuch entstand das - der Inschrift nach - letzte Foto. das ihn zusammen mit seinem Vater zeigt. Im Dezember desselben Jahres verstarb dann sein Vater.
DIA-Repro 1279: " eine der letzteren Aufnahmen vor dem Garten im Hause" |
Viele junge Kötztinger Männer im Krieg an der Front dachten wohl wehmütig an ihre Heimatstadt; drei von Ihnen wurden aktiv und schickten einen besonderen Gruß von der Front nach Kötzting.
Die vorausgegangen erhalten gebliebenen 13 Jahresbände des
Kötztinger Anzeigers zeigten einen immer wiederkehrenden Jahreszyklus einer typischen
Kleinstadt, die in ihren eigenen Traditionen ruhte und die mit sich und den
drei, die Ordnung tragenden, Säulen Bürgerschaft – Kirche – Obrigkeit zufrieden
war. Diese, als gottgegeben wurde sie wohl damals empfunden, Ordnung ist nun
empfindlich und zu Ende des Krieges dann unwiederbringlich zerstört. Bereits im
ersten Kriegsjahr brachte der Offiziator des Pfingstrittes diese Erwartung resp. Erkenntnis in
seiner Rede anlässlich der Kranzlübergabe deutlich zum Ausdruck.
Es scheint als ob die alte Welt und ihre Ordnung zu
Grunde gehen wollte und eine neue aus ihren Trümmern erstehen solle. Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, – das ist
Pfingststurm der jetzt über Europa braust; Und neues Leben blüht aus den Ruinen
– das wäre Pfingstsegen , den wir so sehr aus den unheimlichen Ruinen dieses
Krieges ersehnen. Oh wenn ihr es uns sagen könntet, ihr wackeren Krieger,
ihr tapferen Feldgrauen, die ihr heute im Waffenrock eures Königs und Kaisers
Zeugen unserer ernst-feierlichen Feststimmung, rührende Begleiter des heurigen
Pfingstrittes seid, ob wir bald diesen Pfingstsegen hoffen dürfen.
Unsere Reihen sind heuer gelichtet, stark gelichtet...gar
manches Roß und sein Reiter fehlen, die sonst sicher dabei wären – und „Roß und
Reiter kehren niemals wieder“ müssen wir mit dem Dichter klagen, denn Roß und
Reiter haben miteinander im Feindesland den Todesritt getan…. Aber dafür hat
uns der glückliche Zufall seltene höchst liebgewonnene Gäste und Begleiter
gebracht, Krieger aus dem Schützengraben und Feindeslande, Feldgraue unseres
Lazarettes und unserer Heimat, allen voran unser wackerer Hauptmann Herr Karl
Lindner, langjähriger Führer unseres Pfingstrittes, der es sich nicht entgehen
ließ seinen Urlaub aus dem Feindesland gerade auf Pfingsten zu nehmen.....
Und in letzter Stunde noch hat uns eine glückliche Fügung
einen wackeren Bürgerssohn aus Kötzting zugeführt, dem wir heuer mit besonders
heißen Wünschen das Ehrenkränzchen überreichen wollen: es ist der Jüngling und
Bürgerssohn H. Georg Sperl, Kontrolleur von hier. Im Feindesland verunglückt,
kann er gerade noch recht den schönsten Tag Kötztings mitmachen in der Uniform
des Chevauxleger=Regiments. Als dreivierteljähriger Kämpfer für deutsche Sitte,
deutsche Treue und deutsche Sittlichkeit überreichen wir ihm gerne das
Pfingstkränzchen, das Sinnbild deutscher Tugend und Sittlichkeit; es wird ihm
wohl ein unvergessliches Andenken werden….
Und wenn’s morgen schon wieder fort heißt zum Ritt gegen
den Feind, zage nicht und lass das alte Reiterlied Dir und Deinen Kameraden zu
Pferde wieder mutig ins Herz singen: “Wohl auf Kameraden, aufs Pferd, aufs
Pferd; ins Feld in die Freiheit gezogen;
im Feld da ist der Mann noch was wert, im Feld wird das Herz noch gewogen; da tritt kein andrer für ihn ein; auf sich selber steht
er ganz allein.“
.Anschließend überreichte er die Ehrenfahnen und schloss auch diesen Vorgang mit einem schneidigen Appell an die Ritterlichkeit ab: Nehmen sie diese Ehrenfahnen entgegen und wenn morgen Sie der König zur Fahne ruft, dann sei Ihnen diese Ehrenfahne zur Losung: Siegesfahne!
Freiwillige Feuerwehr
Kötzting
Angesichts der vielen jungen Männer, die im Kriegseinsatz an der Front sich befanden, wandte sich der Kötztinger Feuerwehr Kommandant Julius Krämer an die Kötztinger Jünglinge, die bereits 16 Jahre alt waren: es ergeht der Ruf der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting beizutreten.
Aufruf zur Musterung |
Da nun auch immer jüngere Jahrgänge eingezogen wurden, wurde die Situation der Feuerwehr immer prekärer.
DIA-Repro 1825 Musterung (oder Reservisten oder Verein) um 1915, Originalformat Bild 18x24, gemustertes Passepartout, Rahmen Schnitzschule Kötzting. |
Erdbeben und extremer Spätfrost in Kötzting
Meldung im KA vom 2.Juni: Heute morgen gegen ¾ 4 wurden die Schläfer durch eine Erderschütterung aufgerüttelt. Die Fensterscheiben klirrten. Das Beben dauerte ca. 4 Minuten. Alle Achtung, der Redakteur hatte wohl noch unter dem Eindruck des Ereignisses die Kurzmitteilung in den Artikel eingerückt.
Eine kurze Recherche im Internet unter:
„Erdbeben-Bayern-1915“ erbrachte tatsächlich den Nachweis für den 2. Juni über
ein beachtliches Beben. Der Erdbebendienst der LMU München zeigte auch in einer
Karte wo in Bayern die Erbbebenwellen deutlich zu bemerken waren:
Isoseistenkarte (Linien/Flächen gleicher
Intensität) des Magnitude Ml 5.0 Bebens bei Eichstätt (02 Juni 1915), verändert
nach Lutz bzw. GD des LfU.
http://www.erdbeben-in-bayern.de/erdbebenkatalog/
Zwei Wochen später, am 17. Juni berichtet die Zeitung von
einem sehr starken Frost, so stark, dass
am Regen sich Eis bildete. Auch dies war natürlich hochproblematisch für
die zu erwartende Ernte, die ja so wichtig war für die weitere Ernährung der
Bevölkerung. Vor allem die Kartoffeln litten stark unter dem Frost, dies ließ Schlimmes befürchten, aber, die Mengen die im Herbst speziell bei den
Kartoffeln geerntet wurden, waren außerordentlich hoch, so hoch, dass
die Unterbringung der Früchte sogar Schwierigkeiten bereitete.
Erneutes Wohltätigkeitskonzert
mit Christbaumversteigerung
So wie er das Jahr angefangen hatte so beschließt der
Krieger und Veteranenverein Kötzting seinen Jahresreigen. Mit einer
Wohltätigkeitsveranstaltung in seinen Vereinsräumen beim Gastwirt Grassl.
Dieses Mal allerdings geht es um die 70(!) Vereinsmitglieder, die im Felde
stehen und denen der Verein gerne Weihnachtsgaben senden möchte.
Theater der
Josefs=Pflege
Selbst die Kinder und Jugendlichen der vom Josefsheim
standen mit ihren Theateraufführungen unter dem Bann des Krieges. Das
Hauptstück: „Judith“, die ihr
unterdrücktes Volk mit einem Kraftakt vor dem Untergang bewahrte, stand für den
Redakteur für ein Sinnbild des Kampfes Deutschlands gegen seine übermächtigen
Gegner. Alle übertreffen wollen wieder die ganz kleinen Größen der Bühne aus
der „Kinderbewahranstalt“ mit ihrem lustig=edlen Kriegsstücklein: „Der lustige
Zweiband“. Wer darum für ein paar Stunden Kriegsnot vergessen und (Kriegshumor)
Kriegsfreude haben will, der komme Sonntag den 5.Dezember im Januelsaale und
sehe.
Zum Jahresende hin ging es auch darum, an die Soldaten an der Front und an die Kriegsgefangenen zu denken und so standen immer wieder Aufrufe zur Spendensammlung in den Zeitungen.
Die Jahresausgabe des Kötztinger Anzeigers endet mit einer Vorausschau auf die Hundevisitation, einer Bierpreiserhöhung und - trotz seiner schweren Verletzung - mit einer guten Nachricht über einen verletzten Kötztinger Soldaten.