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Sonntag, 16. Januar 2022

Schon lange vergessen - nun wiedergefunden - Zufallsfunde

 Im Stadtarchiv Bad Kötztings haben wir einen großen Bestand an Zeitungsausgaben sowohl der Kötztinger Umschau als auch der Kötztinger Zeitung.
Auch die gebundenen Lokalausgaben der KÖZ stammen aus dem redaktionseigenen Archiv der UMSCHAU, die diese noch zu Zeiten von Frau Serwuschok an das Stadtarchiv abgegeben hatte.

Aus Platzgründen trennte sich die Redaktion der KU dann Jahre später anlässlich ihres Umzugs von der Müller- in die Marktstraße dann auch noch vom großen Bestand ihrer eigenen gebundenen Lokalausgaben.
Leider fehlen bei beiden Zeitungsreihen in manchen Jahren genau die Bände, in denen über den Pfingstritt berichtet wurde, manche Seiten wurden schlichtweg grob herausgerissen und in manchen Seiten mit der Schere ein gewünschter Artikel entnommen.
Da die Staatsbibliothek Regenburg die Ausgaben der Umschau von Beginn, 1947, bis ca. 1964 hatte, haben wir auch einen sehr guten Bestand an Digitalisaten zur Verfügung, der auch laufend ergänzt wird.
Im Moment werden die - leider nur lückenhaft vorhandenen - Ausgaben der Kötztinger Zeitung ab 1953 durchgearbeitet und zumindest die Lokalausgaben gescannt.
Was dabei im Vergleich sofort ins Auge sticht, ist der Unterschied der Drucktechnik in den 50er Jahren zwischen der Umschau und der Zeitung.
Auf den - im Verhältnis sowieso eher spärlich gebrachten - Photos der KU ist manchmal nur mit gutem Willen das zu erkennen, was lt. Bildunterschrift zu erkennen sein sollte, während die Bilder in der KÖZ sich sehr gut dafür eignen, selbst hier abgebildet zu werden.

In den Jahren ab 1953 fanden sich einige Bilder und Artikel in der KÖZ, die es meiner Meinung nach wert sind, hier vorgestellt zu werden, weil sich vermutlich nur noch wenige daran erinnern können.


KÖZ 1953-8

Als ich noch ein Kind war, sprach mein Vater, wenn er zu seinen Wiederverkäufern in Pulling, Blaibach und Miltach fuhr davon, wie schwierig es früher auf der "alten Blaibacher Straße" gewesen war. Diese führte gleich nach dem heutigen Hotel am Steinbachtal rechts den Berg hinauf und schlängelte sich dort durch Wald und Feld nach Blaibach. Die heutige Straße entlang des Weißen Regens war damals nur ein schmales Sträßchen und die heutige Trasse wurde dem Fluss abgetrotzt, wie man auf dem Bild sehen kann. KB-Krämer war der damalige Redakteur.
.
KÖZ 1953-9


KÖZ 1953-9 Bereits lange wieder Geschichte, damals aber beispielgebend, das neue Sportheim des FC-Kötztings. Im Zuge der Hochwasserfreilegung der Auwiese musste auch der Fußballplatz verlegt werden, und mit ihm das Sportheim, das dann am anderen Ende des Platzes einen Ersatzbau bekam.

KÖZ 1953-9: Nach schriftlichen Protesten von Seiten von Mitgliedern der
Familie von Schacky, wurde eine Umwidmung der früheren "Von-Schacky-Straße" (heute die Ludwigsstraße) zwar nicht rückgängig gemacht, aber dafür wurde dieses Stück Straße zum "Von-Schacky-Platz" benannt.



KÖZ1953-9 Bild KB Krämer: die Tankstelle Weber (Weber Seppl), heute Autohaus Mühlbauer

KÖZ1955-11 Beseitigung von Kriegsschäden, solange - bis 1956 -  war die Eisenbahnverbindung Blaibach -Viechtach unterbrochen.
Der bereits lange verstorbene Malermeister Paul Hartmann hat mir vor vielen Jahren eine Geschichte erzählt, - er stammte ja selber aus Blaibach - wie, so sagte er mir, mein eigener Großvater im April 1945 die Blaibacher Wasserversorgung gerettet hatte, indem er den damaligen Volkssturm auf Bitten der Blaibacher, überreden konnte, die vorbereitete Sprengung der Kreuzbacher Regenbrücke wegen Aussichtslosigkeit zu unterlassen und dafür lieber die Eisenbahnbrücke, die ja eine richtige "Engstelle" darstellte, zu nehmen. Mit seinem eigenen Pferdefuhrwerk soll mein Großvater angeblich damals die Sprengladungen zur Eisenbahnüberführung gebracht haben. Die Blaibacher Wasserversorgung führte vom Kötztinger Berg herab und die Rohre hingen frei in der Luft unter der Brückenkonstruktion.
Warum war mein Großvater in den letzten Kriegstagen überhaupt in Kreuzbach?
Nun, wegen der anrückenden amerikanischen Truppen wurden die Lebensmittel produzierenden Betriebe von der Regierung aufgefordert, die in der Konservenfabrik in Kreuzbach lagernden Obstkonserven abzuholen und zu verwerten, bevor das Gebäude geplündert werden würde. 

KÖZ 1955-11 : Das ist jetzt so lange her, da kann man auch drüber schmunzeln.

KÖZ1955-12 Das Kötztinger Kino im ehemaligen Graßlsaal.
Wer da drinnen noch Filme gesehen hat - oder anderes ... - gehört nun wirklich nicht mehr zu den jungen Kötztingern.



 

Donnerstag, 9. Dezember 2021

100 Jahre 1. FC Bad Kötzting

Es gibt Sportler und Nichtsportler, ja schlimmer, Sportenthusiasten und Anhänger des britischen Premiers Churchill (>>> Sport ist Mord), und zu Letzteren gehöre eindeutig ich.
Somit bin ich ja grundsätzlich prädestiniert, einen neutralen Bericht über die Anfänge des 1. FC Bad Kötzting zu erstellen.
Es ist sehr schade, das die Chronik aus der Anfangszeit des "Fußballklubs" nicht mehr auffindbar ist, da dort sicherlich noch einige Details zu finden wären, wie wir im Nachhinein nicht mehr - oder nur lückenhaft - rekonstruieren können.
Aber glücklicherweise hat Herr Dr. Rabl in den 80er Jahren, als er seine Facharbeit über das Leben (und Sterben) der jüdischen Bürger Kötztings geschrieben hat, Kopien dieser Chronik erstellt und es existieren in der Münchner Staatsbibliothek Jahresbände des Kötztinger Anzeigers aus den, für den FC Kötzting, entscheidenden Jahren und so gibt doch noch eine Fülle von Material aus den Anfangszeiten des Kötztinger Fußballsports. Darüber hinaus gibt es eine kurze gedruckte Chronik, die in der Festschrift anlässlich der 50 Jahrfeier des FC- Kötztings herausgegeben worden war.
Einschub
Dank der umfangreichen Sucharbeiten, die im Zuge der 100 Jahrfeier des 1. FC Bad Kötzting stattgefunden hatten, und die viele private  Keller und vereinseigene Dachböden umfasste, tauchten dann noch viele frühere Chroniken wieder auf UND, darunter auch, die so lange verschwundene  erste Chronik aus den Anfangstagen
Einschub Ende

Das Titelblatt des Jubiläumsbuches.  250 Seiten geballte Information über die Höhen und Tiefen,
die Freuden und Leiden der Spieler und Anhänger des 1. FC Bad Kötzting.
Ein Weihnachtsgeschenk für alle Kötztinger Fußballfans:  Das Buch ist zum Preise von 24.99 Euro erhältlich unter Anderem bei der Firma Oexler, im FC-Heim,
bei Tabak Seiderer-Gerstl , bei der EDEKA, Autohaus Silberbauer, Kaufhaus Frey und Intersport Wanninger.

Hier bei mir geht es ausschließlich um die Anfänge des Fußballsports in Kötzting, die weiteren Highlights des Vereins auf dem Wege zum 100ten Geburtstag gibt es ausschließlich im Jubiläumsbuch.



Wie begann es also, das "Fußballspielen" in Kötzting?


Es war der Turnverein Kötzting, aus dessen Reihen sich die Fußballspieler herausbildeten und so entstand dann auch der Wunsch seine fußballerischen Fähigkeiten an anderen Mannschaften zu testen und so wurde es ernst für die Kötztinger Fußballer:

Wir kennen sogar das Datum des ersten offiziellen Fußballspiels, das jemals in Kötzting ausgetragen wurde.
Es war der 22. März 1921: Hier der Spielbericht aus dem Kötztinger Anzeiger:

Was mir bei diesem und den vielen, vielen weiteren Spielberichten aus den 20er Jahren aufgefallen ist, ist, dass die Spielernamen nur in seltensten Fällen genannt wurden, sondern fast ausschließlich die Spielerpositionen.
Erfolg machte hungrig und so kam es bereits am Folgesonntag zur Wiederholung und zum Rückspiel zwischen den Turnern und den Studenten, diesmal bereits begleitet von einer Werbeanzeige:

KA vom 29.3.1921
Der Sportbericht landete hier noch unter "Vermischte Nachrichten" es dauerte noch eine Weile, bis über die Kötztinger Fußballer dann auch im "Sportteil" berichtet wurde.
Bereits im März 1921 nennt sich die Mannschaft "Fußballklub (Turnverein)" und man erkennt bereits ein Problem, das diesen Verein immer wieder in der Anfangszeit begleitete, die Sportartikel: also Dress, Bälle und Fußballschuhe.

Und noch ein drittes Spiel gegen die Kötztinger Studenten wurde ausgetragen, noch einmal eine Woche später am 3. April,  und dann waren sich die Kötztinger Sportler wohl endlich sicher, dass dieser Sport bei ihnen eine Zukunft haben solle:

Vorstand Herr Privatier Rett  1921



Man schritt zur offiziellen Gründung des Fußballklubs, zuerst als Fußballabteilung des Turnvereins Kötzting.
KA vom April 1921
Der 8. April 1921 ist also das genaue Gründungsdatum des Fußballklubs Kötzting.
Wie aus dem Artikel hervorgeht, wurde der Bleichanger (heute Jahnplatz) zunächst als für zu klein erachtet und so fanden die bisherigen Wettspiele in der Auwiese auf einem Grundstück der Frau Kathi Schmidt, also des Hotels zur Post statt.
Die Suche nach einem besser geeigneten Spielplatz wird damit eröffnet.
KA vom April 1921
Schon 2 Wochen nach Gründung der Fußballabteilung lädt der Turnverein alle seine Mitglieder zu einer Kneipe ein, auch um "eine wichtige Besprechung einer Vereinsangelegenheit" durchzuführen.
Leider fehlt das, dem Treffen folgende,  Zeitungsexemplar, so dass wir nur schlussfolgern können, dass das Plenum die Neugründung befürwortete, weil es schon am folgenden Wochenende hieß:

Seit dem 24. April 1921 war die Wettkampfarena dann doch der Bleichanger und die Abteilung firmierte als: Fußball=Club des Turnvereins Kötzting, somit war der 1. FC Kötzting geboren..

Auszug aus der verschollenen Chronik des FC Kötzting die Mitgliederliste

In der Folge wechselten sich in der Zeitung Aufrufe zur Mitgliederversammlung mit Anzeigen über Fußballwettkämpfe ab:















 Offensichtlich bemühte sich die Fußballabteilung alle Kötztinger Wirte gleichmäßig zu besuchen, wie man an den Einladungen gut sehen kann: vom Godl (Mühlbauer/Lemberger) zum Wieser, Amberger, Januel, beim Decker und beim Dimpfl.

Wie viele andere Kötztinger Vereine, nutzten auch die Fußballer das Theaterspielen als Möglichkeit zu extra Einnahmen zu kommen. Im Januelsaal, eigentlich die Spielstätte der Kolpingsfamilie, probten die Fußballer ein Theaterstück ein, "Der Kampf mit dem Drachen"






Bildunterschrift hinzufügen

Der in Stück genannte Herr Kroher Hans jun, wurde später Kötztinger Bürgermeister
Nach dem großen Erfolg wurde am drauf folgenden Wochenende gleich noch einmal gespielt.



Noch waren es reine Freundschaftsspiele...... aber im Hintergrund laufen bereits die Verhandlungen.
Ende September 1921 wurde die "Fußballabteilung des Turnvereins Kötzting", der Fußballclub, in den Süddeutschen Fußballverband aufgenommen, damit war der Spaßfußball endgültig vorbei und der Ligaalltag konnte beginnen.




Und damit kennen wir auch das Datum des allerersten Verbandsspieles:



Noch im Oktober 1921 kam es zu einer Mitgliederversammlung, die weitere zehn neue - passive -  Mitglieder brachte, unter Ihnen auch Herr Julius Kirschner, der für die nächsten Jahre der entscheidende Mann des FC-Kötztings werden wird.

Kötzting musste nun einige Verbandspiele austragen, die sich bis in den Winter hinein zogen. Hier, für die daran Interessierten einmal ein Spielbericht solch eines Verbandspieles, mit all seinen Widrigkeiten des Wetters, des Platzes und des Schiedsrichters.



Vorstand Herr Hans Friese 1921-1922

Herr Riederer 2 Vorstand - Herr Forster Schriftführer - Herr Krämer Kassier



1922:
Mit Jahresbeginn wurde gleich wieder Theater gespielt:
KA vom Januar 1922



Wie üblich schloss sich im Februar die  Generalversammlung an und die Vorstände aus dem letzten Jahr wurden bestätigt. Als Spielführer der ersten Mannschaft wurde Hans Kroher gewählt und der Wunsch geäußert, im Fasching einen Maskenball abzuhalten.. 


Nun geht`s aber endlich wieder los mit den Fußballspielen:

 


Bereits im Winter hatte es sich abgezeichnet, dass es in Kötzting eine zweite - andere -  Fußballmannschaft geben würde, die Germania. Nun wurde es plötzlich eng auf dem Bleichanger und der FC schrieb an den Magistrat:

Zuerst aber einmal der durchaus interessante Briefkopf:

Das Vereinslokal ist der Gasthof G. Wieser. (Wieser Girgl) 
Die Farben der Dressen: schwarze Hose und schwarzlila Hemd
oder weiße Hose und blaues Hemd


Bericht, dass vor kurzem in Kötzting ein zweiter Fußballverein
gegründet worden war  verbunden mit der Bitte, den Bleichanger
alleine zur Verfügung gestellt zu bekommen. 


Vorsorglich, bevor die Germania sich um den Bleichanger bemühen konnte/wollte,
stellte der FC im März 1922 den Antrag auf alleinige Spielberechtigung auf
diesem Sportplatz. 

In seinem Schreiben stellt der FC fest, dass er 100 Mitglieder im Gegensatz zu den 18 der Germania habe. 


Anfang April luden die Fußballer des FC zum nächsten Theaterabend in den Januelsaal.



Mit Datum vom 21.3.1922, also dem Tag der angesetzten Vereinsversammlung kommt das Antwortschreiben des Magistrats Kötzting zum Antrag auf die alleinige Benutzung des Bleichangers.
Dieses Schreiben schlägt vermutlich ein wie eine Bombe und Josef Forster, der Marktsekretär und Schriftführer des Fußballklubs, wird offensichtlich beschuldigt, im Rathaus nicht richtig "nachgeholfen" zu haben.
Laut des Protokolls wurde ihm ein leichtsinniger Umgang mit seinem Amt vorgeworfen, was in der Folge dann zum Rückzug der gesamten Vorstandschaft führte, noch während einer normalen Vereinsversammlung.
Bei der anschließend notwendig gewordenen Wahl - per Akklamation - wurde mit großer Mehrheit Herr Julius Kirschner, der erst im Oktober des Vorjahres zum Verein beigetreten war,  zum 1. Vorsitzenden gewählt. 

Vorstand Herr Kirschner 1922-1925

Julius Kirschner mit seiner Frau Alice und dem Sohn Alfred
Aufnahme aus dem Privatalbum von Frau Ida Seiler

Max Schrödel 2. Vorsitzender - Albin Klingseisen Schriftführer - Konrad Hösl Kassier


Auszug aus der verschollenen Chronik des FC Kötzting:
Protokoll der Mitgliederversammlung

Die oben angesprochene GERMANIA bekam nun etwas Oberwasser und gleich tauchen im Kötztinger Anzeiger Werbeanzeigen dieser zweiten Kötztinger Fußballmannschaft auf.







Nun hatte der FC-Kötzting also schon mal einen Mitbenutzer auf dem  Bleichanger, mit dem er sich herumschlagen musste, ob er wollte oder nicht.

Für mich besonders interessant ist die Doppelbelegung des Bleichangers an den Pfingstfeiertagen.
In einer Voranzeige geht´s um zwei Spiele.


KA vom Mai 1922

Ich bin mir nicht sicher, wie lange damals die Fußballspiele mit Halbzeitpause gedauert haben, aber wenn um 11.45 Uhr erst mit Musik beim Vereinslokal abmarschiert wurde UND um 13.30 die Kranzlübergabe begann......eine Verlängerung kam nicht in Frage.

Entweder war es ein Druckfehler auf dem Plakat oder aber das Pfingstkomitee hat die Fußballer aufgeklärt, dass sie der "Kavallerie" um 13.30 zu weichen hatten.
Im Zeitungsbericht über den Pfingstritt wurde dann aber berichtet, dass das Spiel bereits um 11.00 Uhr begonnen hatte. 

KA vom Mai 1922 mit einem Ausschnitt aus der Pfingstberichterstattung 


Im Juli 1922 kommt es dann zu einer ersten Neufestlegung des Abteilungsnamens: künftig soll es also nicht mehr heißen: Fußballabteilung des Turnvereins Kötzting sondern:

Fußball=Club Kötzting (FCK)







Vom August 1922 kennen wir dann endlich einmal eine erste Mannschaftaufstellung:

KA vom August 1922 


Das Jahre 1922 beendete der Fußballklub, ganz traditionell wie viele anderen Vereine, mit einem Vereinsball und einem Theaterspiel.



KA vom Dezember 1922 


1923:

Im drauffolgenden Jahr wurde zuerst die reguläre Generalversammlung einberufen und, nach einer Lobrede des - nicht mehr antretenden - 2. Vorstand Max Schrödel  auf Julius Kirschner, wurde dieser mit großer Mehrheit wiedergewählt. Josef Barth wurde nun der 2. Vorstand. 
Im Protokoll dieser Versammlung wird auch die vereinseigene Kapelle erwähnt, die mit schneidiger Musik die Wahlentscheidungen begleitete.
Folgende Punkte wurden darüber hinaus erörtert:
1. Eine neue Mannschaftsaufstellung durch die Vorstandschaft und den Spielführer
2. Sämtliche Spieler sollten gleiche Kleidung tragen
3. Festes Zusammenhalten der 11 und keine Streitigkeiten

Auszug aus der verschollenen Chronik - 2021 wieder aufgetauchten - des FC Kötzting, hier
die Mitgliederliste des Protokolls der Generalversammlung vom Januar 1923

Aus dem "Boten vom Hohenbogen" kennen wir - vielen Dank an Herrn Silberbauer aus Rimbach - den Bericht über ein Fußballturnier in diesen Anfangstagen.
Es ist eigentlich nur ein Einladungsturnier der Neukirchener an die beiden benachbarten Vereine in Furth im Wald und Kötzting. Allerdings wurden diese Begegnungen äußerst aufwendig gefeiert und mit einem Rahmenprogramm versehen, das unglaublich anmutet.
Der Artikel ist sehr lange, trotzdem, weil es die Euphorie und die Wichtigkeit in den Heimatorten in den Anfangsjahren des Vereinsfußballs sichtbar macht, hier der Bericht über das Fußballwochenende in Neukirchen in Gänze: btw. der FC Kötzting war der Gewinner des Turniers und erhielt den Siegerpokal. Noch wichtiger allerdings ist wohl das Urteil eines Fußballprofis aus Pilsen, der den Furthern und Kötztingern bescheinigte, sie seien: "Klasse Mannschaften"





 1924 

Der Bleichanger, - die Jahnhalle sollte erst in einigen Jahren gebaut werden - war der Sportplatz der Kötztinger Fußballanhänger. Die Turner übten auf der Wiese vor dem Dregerkeller.
Der Bleichanger, mit dem alten Fußweg nach Fessmannsdorf, der den Platz querte, war eine Wiesenfläche, auf der die Kötztinger Wäscherinnen ihre Leinenwäsche zum Bleichen in der Sonne ausbreiteten UND der von den Kötztinger Gänseherden zur täglichen Weide benutzt wurde (wie das gut zusammengeht, muss mir einmal  - angesichts der regen Darmtätigkeit grasender Gänseherden - jemand erklären.....
Die Fußballer begannen Pläne zu erstellen und Eingaben beim Magistrat zu machen, um sich den Bleichanger zum Fußballspielen sichern zu können.



Stadtarchiv Bad Kötzting Original im Pfingstakt von 1949 

Auszug aus der verschollenen Chronik des FC Kötzting die Mitgliederliste
Protokoll der Generalversammlung vom Januar 1924



KA vom Januar 1924



1925


Gleich am 5. Januar 1925 wurde Julius Kirschner als 1. Vorsitzender wiedergewählt und Josef Barth wurde sein Stellvertreter. Die immer noch unerledigte Spielplatzfrage führte zur Gründung eines "Spielplatzausschusses" unter Vorsitz von Josef Hahn. Sowohl Kirschner als auch Hahn stammten aus jüdischen Kötztinger Haushalten, was für ihre damals besonders gute Integration in der Kötztinger bürgerlichen Gesellschaft spricht.


Auszug aus der ersten Chronik des FC-Kötzting 
Protokoll der Generalversammlung vom Januar 1925


Der Monat Januar wurde von vielen Kötztinger Vereinen dazu genutzt, Unterhaltungsveranstaltungen anzubieten, der FC_ Kötzting machte da keine Ausnahme. 


  




















Die Eingabe des Fußballklubs bei der Marktgemeinde führte zu einer erneuten Klarstellung aber auch Ablehnung des Wunsches, allerdings zeigt das Protokoll der Marktgemeindesitzung von Anfang März 1925 auch deutlich auf, wo die Probleme bei dieser Spielstätte lagen, unabhängig von der Benutzung des Platzes durch den zweiten Kötztinger Fußballverein.: 

Entscheidung des Gemeinderates Kötzting vom 9.3.1925


Der reguläre Spielbetrieb war noch nicht aufgenommen, der Kötztinger Spielplatz war derzeit noch eine Holzlagerstätte für die Marktmühle und offensichtlich kriselte es auch innerhalb der Kötztinger Mannschaft, wie ein Spielbericht eines Freundschaftsspieles bei den Viechtachern zwischen den Zeilen vermuten lässt. Kötzting trat offensichtlich mit einer gemischten Mannschaft auf (Fußballclub Kötzting comb.) 
Kötztinger Anzeiger vom 30.1.1925 

Streit auf dem Platz hin oder her, es gibt auch Zeichen der Zusammengehörigkeit. Michl Eiber  fühlte sich dem FC Kötzting so verbunden, dass er den ganzen Fußballverein zu seiner Hochzeit eingeladen hatte.
Kötztinger Anzeiger vom 25. April 1925 




Während der FC  erneut mit der Suche nach einem passenden Spielplatz gescheitert ist, kommt der - in gewissem Sinne durchaus konkurrierende - Kötztinger Turnverein mit seinem Wunsch, eine eigene Turnhalle zu bekommen, endlich ans Ziel und vermeldet den Baubeginn.
Auch dieser Bau wird die Benutzung des Bleichangers als Fußballplatz  weiter einschränken
Kötztinger Anzeiger vom 31.3.1925



Erst kurz vor dem Pfingstfest kam es nach langer Pause zu einem ersten Fußballspiel gegen die Spielvereinigung Pfeil Schwandorf, das wegen des deutlichen Trainingsrückstandes auch verloren wurde. Die Mannschaften aus Amberg und Straubing kamen dann als Gäste an den Pfingstfeiertagen nach Kötzting. 
In den Presseberichten lassen sich bis zum Spätsommer keine weiteren Spielberichte oder Anzeigen für weitere Begegnungen finden. Erst Ende Juli 1925 erscheint eine Einladung zu einer Mitgliederversammlung mit dem einzigen Tagesordnungspunkt: die Verbandspiele 1925/26. 

Der Bericht über diese Versammlung zeigt, wie sehr im ersten Halbjahr 1925 die Aktivitäten des FC-Kötztings "eingeschlafen waren.
KA vom 31.7.1925 




Auch in diesem Bericht wird erwähnt, dass vor allem der laufende Turnhallenbau die Benutzung des Bleichangers stark einschränkte bzw. schier unmöglich gemacht hatte. Es wird September bis die Ligaspiele dann einsetzen und mit einer 2:0 Niederlage in Straubing starteten die Kötztinger nach langer Pause wieder mit dem Fußballspielen, es dauerte aber noch ein ganzes Monat, bis Anfang Oktober gegen die  Mannschaft aus Cham ein erstes Heimspiel auf dem ungeliebten Bleichanger durchgeführt werden konnte.
Wie schwierig diese Doppelbelegung des Platzes für den Sport war, kann man an folgendem Bild des Arbeitskreises gut erkennen:
Repro 632 Fußballplatz und Materiallager für den Turnhallenbau





Trotz der positiven Grundstimmung bei der Mitgliederversammlung im Juli und  der Aufbruchsstimmung, sprechen die Fußballergebnisse in den Verbandsspielen eine andere Sprache und der "Stern des FC. K" scheint laut Pressemitteilung zu sinken.
KA vom 14.10.1925 

 Wiedergutmachung war also angesagt, und trotz des nachlassenden Zuschauerinteresses und eines miserablen Wetters und noch miserableren Platzes gelang den Kötztingern ein überzeugender 10:1 Heimsieg gegen offensichtlich mit den Kötztinger, dem Wetter und dem Platz überforderten Nittenauer Fußballspielern. Hier der lesenswerte Spielbericht.

Der FC Kötzting auf Seite 1 des Kötztinger Anzeiger:

In der Mittwochsausgabe des Kötztinger Anzeiger vom 11.11.1925 erhielt der FC Kötzting einen herausragenden Platz.  Die Titelseite war dem Spielbericht gegen die Spielvereinigung Pfeil aus Schwandorf vorbehalten und anschließend folgte gleich ein werbender Artikel über die beginnende Theaterspielsaison des Fußballvereins.

 

Kötztinger Anzeiger Bericht über die Theateraufführung
vom 17.11.1925

Das Theaterstück wurde am drauffolgenden Sonntag noch einmal aufgeführt und auch die Fußballer spielten am selben Tag. 3:0 wurden die Further heimgeschickt. Bei diesem Spiel wurde in der Halbzeit der Kötztinger Spieler Gmach für sein 100. Ligaspiel mit einem Lorbeerkranz und einem Ehrenpreis ausgezeichnet.

Das Fußballjahr geht zu Ende der Einladung zu einer außerordentlichen Generalversammlung im Clublokal Amberger, noch im Dezember 1925. Diese Versammlung, nur von wenigen Mitgliedern besucht, endete aber im Streit und ohne Ergebnis, allerdings wurde Julius Kirschner ausdrücklich für seine Arbeit gewürdigt.. 


1926

Julius Kirschner wollte sich, ebenso wie Josef Barth, aus der Vorstandschaft zurückziehen Beide, Barth und Kirschner, hatten sich im Dezember zu Beginn der turbulent verlaufenden Versammlung noch überreden lassen, ihre Ämter erneut anzutreten. Danach zogen sie ihr Angebot zurück und es kam im Januar 1926 zu einer, nun gut besuchten neuen Vollversammlung, die allerdings ebenfalls mit hitzigen Debatten geführt wurde.
 
KA vom 8.1.1926


Vorstand Rudolph Michel 1926

Erst im dritten Wahlgang - und auch erst nach einer beschwichtigenden Intervention durch Herrn Kirschner, der die hochkochenden Wogen zu glätten wusste -  konnten sich die Mitglieder auf einen neuen Vorstand einigen. 


Kopie aus der mittlerweile verschwundenen Chronik des FC-Kötzting
über die Generalversammlung vom Januar 1926




Der neu gewählte Vorstand Rudolph Michel nahm die Wahl an und ernannte als seine erste Amtshandlung Julius Kirschner aufgrund seiner umfangreichen Verdienste um den FC Kötzting zum Ehrenmitglied.
Und was tat sich auf dem Fußballplatz?
Nichts, so wenig, dass am 6. April der Kötztinger Anzeiger schrieb: "Überall regt es sich - nur der FC-Kötzting liegt anscheinend noch im tiefsten Winterschlafe, denn sonst hätte er uns die beiden Osterfeiertage sicher mit einem Wettspiel auf dem grünen Rasen erfreut, wie wir es nun schon einige Jahre gewohnt waren und worauf wir uns Wochen vorher schon gefreut hatten....
Gesagt - getan, schon zwei Wochen später erfolgte eine Ankündigung über ein Freundschaftsspiel gegen die Viechtacher Mannschaft auf dem Kötztinger Bleichanger.. 

Nach dem Spiel, welches zu einer publizistischen Rede und Gegenrede des Kötztinger und des Viechtacher Zeitungsredakteurs führte, die beide unterschiedliche Vorstellungen von dem Benehmen der Kötztinger Mannschaft hatten, musste eine erneute Wahl vorgenommen werden, da der 2. Vorstand Michl Lang zurückgetreten war.
Schneller als erwartet, wurde der Friseur August Hofner von der Versammlung gewählt und Julius Kirschner erhielt aus der Hand des Vorstandes seine Urkunde als Ehrenmitglied überreicht. .
Dem Antrag auf die Aufstellung einer II. Mannschaft und einer Jungmannschaft konnte aus finanziellen Gründen nicht nachgekommen werden. , 
Hier ein "Meinungsartikel" des Kötztinger Redakteurs zu dem Spiel Kötzting- Viechtach und den Reaktionen der Viechtacher:

KA vom 30.4.1926




Mit den Spielen gings nun - nach der Aufforderung - Schlag auf Schlag aber die finanziellen Sorgen drückten den Verein, der dies auch in der Zeitung deutlich machen ließ. 

KA vom 24.4.1926

Ebenso wie in den Vorjahren, gab es an Pfingstsonntag und Montag zwei Freundschaftsspiele, die beide von den Kötztingern gewonnen wurden. 
Trotz der beiden Siege, es knirscht in der Kötztinger Mannschaft, offensichtlich sind nicht alle Spieler mit der Position einverstanden, auf der sie spielen sollten und streiken einfach, was auch in der Leserbriefspalte verfolgt werden kann:
KA vom 16.6.1926


Es geht munter weiter mit einer Gegendarstellung
KA Erwiderung durch den im
Leserbrief angegriffenen Torwart Schmidl 

und folgend dann mit einer weiteren Anklage über eine komplette Seitenspalte. Es geht also hoch her innerhalb der Kötztinger Mannschaft und den anderen Vereinsmitgliedern. 
Der, der Erwiderung (Eingesandt) folgende, neue offene Brief, ist auch mit einem Klarnamen unterschrieben: Georg Rauscher, Berichterstatter des I. FCK.
Solch ein Streit, in der Öffentlichkeit ausgetragen, hat natürlich verheerende Auswirkungen auf einen Verein. 


Über ein, zwei Spiele wurde noch berichtet, dann ist zuerst einmal Schluss mit Heimspielen, denn in Kötzting steht ein außergewöhnlich großes Volksfest an, mit mehreren Bierzelten, einem großen Bierzelteinzug, vielen Buden, einem landwirtschaftlichen Begleitfest und einem sogenannten "Weiß-blauen Tag", inkl. dem Besuch des Kronprinzen Rupprecht von Bayern in Kötzting. Aufgrund dessen war der Bleichanger für viele Wochen dem Fußballsport entzogen. 




Kein einziger Eintrag findet sich über ein Fußballspiel im zweiten Halbjahr 1926, nur einmal wird auf einen Theaterabend im Januelsaal verwiesen, im Oktober 1926. Man kann also davon ausgehen, dass der Ball ruhte im zweiten Halbjahr 1926.

1927

Die Aktivitäten des FC-Kötzting beschränken sich am Jahresanfang erneut wieder auf einen Kostümball unter dem Motto: "Kirta auf der Alm".
  
Anfang März spielen unsere Mannen gegen die Jugendmannschaft von Straubing und verlieren chancenlos gegen die Jugendlichen mit 4:0. Der Berichterstatter führt die klar zu erkennende technische Unterlegenheit der Kötztinger auf deren Trainingsmangel zurück, hervorgerufen durch den Platzmangel. 








Es war sicherlich auch schwierig, auf einem Platz zu spielen, der tagsüber ein Bleichanger und die kommunale Gänseweide  - zumindest die Gänseherden aus dem oberen Markt marschierten täglich den Berg hinunter an den Bleichanger zum Grasen und Verdauen(!) und abends wieder nach Hause - über eine lange Zeit im Frühjahr dann ein Lagerplatz für Blöcher war und in der langen Bauphase der Turnhalle auch noch Baustelle.
Arbeitskreis Heimatforschung DIA Repro 2070






Vorstand Herr Georg Rauscher 1927


Es scheint in der Zwischenzeit einen weiteren Wechsel in der Vorstandschaft gegeben haben. Die, normalerweise im Januar stattfindende, Generalversammlung fand weder in der - nur in Teilen - vorhandenen FC-Chronik noch in der Presse ihren Niederschlag.  Die Niederlage gegen Straubing steht dort und auch ist ein Vorstand Rauscher erwähnt, der zum Rücktritt entschlossen war. Vermutlich ist dieser Herr Rauscher identisch mit dem Leserbriefschreiber im Sommer des Vorjahres. 
Im Sommer 1927 fand ein Einladungsturnier in Rimbach statt, die Berichterstattung über diese Spiele ging über 2 komplette Zeitungsspalten und endet mit einer persönlichen Erklärung des Schreibers mit dem Zeichen G.R. (Auch hier Danke an Herrn Silberbauer aus Rimbach)
Ich bin mir nun sicher, dass die Spielberichte und Leserbriefaktionen der letzten beiden Jahre vom Vorstandmitglied Georg Rauscher stammten.
Hier seine persönliche, öffentliche Abschiedserklärung am Ende des Berichtes über die Pokalüberreichung an die Kötztinger:





Vorstand Herr Kirschner 1927-1933


Am 7. März 1927 wurde zu einer außerordentlichen Vollversammlung geladen, weil sich der alte Vorstand außerstande sah, den Fußballclub zu leiten.
"Nachdem der erste Vorsitzende, Herr Rauscher, sich nicht befähigt fand, den 1. F.C. Kötzting richtig zu leiten, wurde zur Wahl eines neuen Vorsitzenden geschritten, welches als freudiges Ergebnis die Wiederwahl des langjährigen und verdienten I. Vorstandes Herrn Kirschner zeigte. Nach langen Überreden erklärte sich Herr Kirschner bereit, den Vorsitz wieder zu übernehmen, und es sei an dieser Stelle nochmals der Dank .......ausgesprochen für sein großes Interesse und seine finanziellen Opfer für unseren nun wieder aufstrebenden Club. "



Nun stand also wieder ein erfahrener und "fußballverrückter" Mann an der Spitze des FC- Kötzting, aber auch er konnte den Verfall des Fußballvereins nur kurz aufhalten, es gab Streitigkeiten (Zitat: "durch verschiedene Vorkommnisse ist Stillstand eingetreten") und die Spielbetrieb wurde schlussendlich eingestellt. Das letzte Fußballspiel fand am 20.3.1927 statt... und dann kam das Ende. Es verblieben Schulden in Höhe von 1600 M, die Herr Julius Kirschner privat abdeckte, wofür ihm das noch vorhandene Vereinsvermögen und die Pokale ausgehändigt wurden.
Sollte dies das unrühmliche Ende des 1. F.C. Kötzting sein?


1930


Am 23.1.1930 wurde erneut vom Turnverein eine Generalversammlung (man erinnere sich, noch war der FC-Kötzting beim Turnverein angegliedert)  einberufen, und in Anwesenheit der Turnvereinsvorstände wurde erneut ein Versuch gestartet, den Fußballclub wiederzubeleben, und zum ersten Vorsitzenden wählten die Mitglieder den langjährigen Vorstand, der immer noch zu Hause die Siegespokale aufbewahrt hatte: Herr Julius Kirschner. Auch der damalige Bezirksamtmann Thomas, heutzutage wäre es der Landrat, hatte für den Neustart geworben.
Damit dieser auch unter guten Voraussetzungen ablaufen konnte, spendierte Bankier Alfons Liebl die Dressen für die Mannschaft, der Kaufmann Karl Waldmann die Hosen, Julius Kirschner 6 und Paul Gerstl jeweils 4 Bälle. Die Tornetze wurden von Josef Liebl gestiftet.  

Chronikauszug der Generalversammlung vom Januar 1930 
Interessant ist, dass sich die beiden Herren, die sich 1926 über 
Leserbriefe befehdet hatten, nun gemeinsam in der Vorstandschaft saßen. 






Nachdem auf der Versammlung auch von Seiten der Kommunalpolitik die "Platzfrage" angesprochen worden, gings nun überraschend schnell: 
In der Chronik steht die Sensation:

Der FC-Kötzting erhält seinen eigenen Platz



"14.3.1930 
Unter dem obigen  Datum hat es der Verein gewagt, den schneidigen Arbeiten der beiden Vorstandsmitglieder Julius Kirschner und Alfons Liebl entspringend, sich einen eigenen Platz zu kaufen, der von Michl Mühlbauer (Osl) um den Preis von 6000 M erstanden wurde. Der Platz wurde unter Hinzunahme von 6-10 Arbeitern in circa 5 wöchentlicher Dauer einem richtigen Sport entsprechend hergerichtet. Auch die viele freiwillige Arbeit verdient vollste Anerkennung.

11. Mai

Das erste Wettspiel gegen Cham I. Mannschaft (Kreisliga) endete 7 - 0 Halbzeit 4 - 0 für Cham 

25. Mai

Im Gasthof Post fand eine Mitgliederversammlung statt, in der die Lokalfrage behandelt wurde. Als Lokal wurde Lindner vorgeschlagen jedoch aber der Wunsch geäußert, nochmals Amberger die Angelegenheit zu unterbreiten und um umgehende Antwort zu ersuchen. Nachdem von diesen keine Antwort eintraf, war die Lokalfrage mit Lindner gelöst."




















Mit dem neuen Platz des 1. F.C. , der, so wurde es auf der Mitgliederversammlung erklärt, kurz vor dem Grundstückskauf auch ins Vereinsregister eingetragen worden war, gab es wohl einen Interessenkonflikt mit dem früheren Hauptverein, dem Turnverein. Man versprach zwar von Seiten des F.C. gute Rücksichtnahme auf diesen und wollte dies auch durch die rege Teilnahme an den Turnstunden dokumentieren, aber schlussendlich bildeten sich zuerst einmal zwei Fußball"vereine" heraus, die "Rot-Weiß Kötzting" und der "1. F.C. Kötzting" mit Julius Kirschner an der Spitze. Liest man in dem nebenstehenden Artikel ein wenig zwischen den Zeilen, so hatte der FC zwar einen Platz, aber die Rot-Weißen eher die angeseheneren Spieler, mussten aber andererseits auf dem ungeliebten, weil eigentlich von den Maßen her ungeeigneten Bleichanger spielen. Der Reporter jedenfalls schien ein Fan der Rot-Weißen zu sein, denn der Schlachtruf des FCs war Hipp-Hipp- Hurrah und nicht DJK-Heil.

Der neue Platz entsteht:

Noch im April gab es eine Richtungsentscheidung: bei Planierungsabreiten war man auf ergiebige Kiesvorkommen gestoßen und stand vor der Frage, diese ausbeuten zu lassen, um sich ein wenig refinanzieren zu können. Dies hätte aber bedeutet, dass der Bau unterbrochen worden wäre und spätere Wassermengen  bei Starkregen nur unzureichend würden ablaufen können. 

Kötztinger Zeitung vom April 1930 


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Arbeitskreis Heimatforschung Repro 1583 
Bauarbeiten am neuen Fußballplatz 

Die Arbeiten wurden natürlich von der Presse begleitet:

Kötztinger Zeitung vom Mai 1930 



Kötztinger Zeitung vom Mai 1930 


Chronik des FC-Kötzting mit der Aufnahme der Spiele auf dem neuen Platz 

Nachdem die erste Chronik des FC-Kötzting nur fragmentarisch - in Kopien einzelner Seiten - vorhanden ist, sind wir bei den Folgejahren darauf angewiesen was die lokalen Zeitungen über den Fußballsport berichteten, insofern diese Ausgaben überhaupt die Zeiten überdauert haben. Der Kötztinger Anzeiger zum Beispiel hat im der Bayerischen Staatsbibliothek in München leider Lücken für komplette Jahrgänge. 

Bereits kurz, nachdem der neu angesäte Rasen zum Fußballspielen geöffnet worden war, veranstaltete der FC-Kötzting ein Geschicklichkeitsfahren auf Motorrädern.
Die im Artikel angehängte Siegerliste ist ein Who-is-Who der damaligen Kötztinger jungen Männer.
Hier der Artikel aus der Kötztinger Zeitung:


Der Schlusssatz des Artikels zeigt, dass immer noch Animositäten zwischen dem FC und dem TV herrschten bzw. sich der FC benachteiligt fühlte. 



1931

Auch für dieses Jahr fehlt - wie auch für folgende Jahrgänge - die Fußballchronik, aber durch einige Zeitungsartikel sind wir in der Lage die sportliche und gesellschaftliche Situation des FC-Kötzting darzulegen.

In diesem Jahr - 1931 - führt die Kötztinger Zeitung eine neue Rubrik ein, eine Glosse in der Art der "Filser Briefe". Hier ist es der Herr Privatier Tüftelhuber, der an seinen Freund Wastlmeier schreibt und dabei eine Art von Veranstaltungskalender abarbeitet.
Tüftlhuber ist ein treuer Anhänger des FC und geht nicht nur zu allen Fußballspielen sondern auch zu den übrigen Veranstaltungen des FC, vor allem im Kötztinger Fasching. 
Die "Zufahrt" zum Sportplatz in der Auwiese ist immer noch ungeregelt - eigentlich nicht erlaubt - und so ist die Glosse über das Fußballspiel zu Anfang des Jahres gegen die Mannschaft aus Neunburg vorm Wald zu verstehen. Sogar das Radfahren auf dem Zugangsweg war verboten. 


KÖZ vom Januar 1931
Darin ist bereits die Rede von einer II. Kötztinger Mannschaft

eine Woche später war Tüftelhuber auf dem Fußballer Ball

KÖZ vom Januar 1931 


Der FC, im Winter zwar in keiner absoluten Zwangspause aber doch auf Sparflamme spielend, war aber gleichzeitig immer auf der Suche nach Einnahmequellen und Unterhaltungsangeboten. In dieser Faschingssaison  möchte der Club für seine Zuschauer einen Spaßfußballwettkampf durchführen und lässt - für heutige Verhältnisse völlig undenkbar, weil politisch völlig unkorrekt - in Kötzting eine "Negermannschaft" gegen die I. Mannschaft des FC-Kötzting antreten.... für Tüftlhuber natürlich ein "gefundenes Fressen", was sich in mehreren Beiträgen zeigt.

KÖZ vom Januar 1931

hier nun Tüftlhubers Vorankündigung, die er mit der nicht funktionierenden Heizung der Kötztinger Eisenbahn listig verbindet. ein Hund war er schon!

KÖZ vom Januar 1931


Und auch der Kehraus, das "Faschingeingraben" feiert er zusammen mit den Fußballern, gleichzeitig schildert er - sicherlich ein "wenig" übertrieben -  das Faschingstreiben im Kötzting der 30er Jahre.
KÖZ vom Februar 1931 


Erneut kommt es zu Überschneidungen im Spielplan des FC-K  mit dem der DJK-Kötzting. An manchen tagen gab es zwei Wettspiele in Kötzting. Der FC auf seinem Platz und der DJK auf dem Bleichanger. 



Bildunterschrift hinzufügen

Die Situation mit den zwei konkurrierenden Fußballmannschaften in Kötzting war sicherlich für alle Beteiligten sehr unglücklich und es ist dem Geschick, unter anderem, von Julius Kirschner zu verdanken, dass sich die Verantwortlichen endlich an einen Tisch setzen wollten, um eine Vereinigung der beiden rivalisierenden und streitenden Vereine zu erreichen. Am Mittwoch, den 25.10.1931, war es soweit, nach längerer, aber fruchtbarer Diskussion wurden sämtliche Rot-Weiß Mitglieder beim FC Kötzting aufgenommen und der Zusammenschluss vollzogen. 




Mit überwältigender Mehrheit 76 von 80 Stimmen wurde Julius Kirschner nun der Vorsitzende des Gesamtvereins. Alfons Liebl, der spätere 2. Bürgermeister der NSDAP, wurde Kassier (er war ja Bankier im Hauptberuf).



 


Nun war endlich alles in der Spur, der FC-Kötzting war ein selbstständiger Verein, nun abgenabelt vom TV, hatte eine eigene Spielstätte und nach vielen Jahren einer Parallelentwicklung auch den Zusammenschluss mit seinem Konkurrenten zustande gebracht.

 

1932

Gleich zu Jahresanfang veranstaltete der neue Verein ein "Nothilfespiel" und ließ einfach zum Gaudium der Zuschauer die früher getrennten Mannschaften gegeneinander antreten und siehe da.... die Rot-Weißen zerlegten die FCler glatt mit 7:3
KÖZ vom Januar 1932 

Im Winter standen Übungsspiele für die neu kombinierte Mannschaft an und im Sommer wurde es ernst, es ging um den Aufstieg in die A-Klasse. In einer eigenen Aufstiegsrunde musste sich der FC gegen die Mannschaften aus Hauzenberg, Hengersberg und Frauenau in Hin-und Rückspielen durchsetzen. Die Vorrunde gestalteten die Kötztinger souverän und gewannen als drei Spiele,.






 dann allerdings schwächelten sie und verloren zweimal hintereinander, so dass es zum "Showdown" in Hauzenberg. Kötzting gewann souverän und lud zu einer Aufstiegsfeier ein. 




Im selben Jahr entstanden dann auch die Pläne das Stadion am Roten Steg zu bauen - bisher war es ja erst ein Wiesenplatz mit 2 Toren mit vielen nicht zahlenden Zaungästen auf der Brücke und am Spatiliweg. Dies sollte nun mit dem Neubau gänzlich anders werden.

Staatsarchiv Landshut Baupläne Kötzting von 1932 

Staatsarchiv Landshut Baupläne Kötzting von 1932 

Weiniger jun. war der Planer und Herr Windisch vom Bezirksamt genehmigte die Pläne 


Am 8. Oktober erhielt Julius Kirschner für sein langjähriges, ersprießliches Wirken im 1. Fußball=Club Kötzting - ausdrücklich als einziger in Kötzting - die Verbands=Nadel vom Vorsitzenden des Süddeutschen Fußball= und Leichtathletikverbandes. Der Kötztinger Anzeiger führte weiter aus: Herr Kirschner brachte es mit geradezu staunenswerter Geduld fertig, die Wogen einer gar oft stürmischen zeit zu glätten; er brachte es fertig die junge Generation fest in Zügeln zu halten und damit den hiesigen F.C. auf die jetzige Höhe zu bringen.....

Julius Kirschner war am Ziel, er war ein angesehener Kötztinger Kaufmann, Bürger, Familienvater und hatte mit viel Energie und eigenem Geld seine Lieblingsidee, den Fußballsport in Kötzting gegründet, zusammengeschweißt und endlich in ein ruhiges aber erfolgreiches Fahrwasser geführt.
Nun sollte er die Früchte seines Erfolgs genießen können..... aber weit gefehlt. 5 Monate nach seiner großen überregionalen Ehrung trat Julius Kirschner unter entwürdigenden Bedingungen von allen seinen Ämtern zurück. Was war passiert?


1933

Die Antwort lässt sich sehr schnell geben: Julius Kirschner war von jüdischer Religion und Ende Januar 1933 kam der große Umsturz. 

Die Nazis kommen an die Macht:

  
Noch bei der Reichstagswahl im Spätherbst 1932 war die Stimmenverteilung im Markt noch nicht so, dass die NSDAP alleine die Mehrheit hätte für sich reklamieren können. Vor allem die Bayerische Volkspartei konnte dagegen halten.
NSDAP 374   SPD 29     KPD 152   BVP 324   Deutschnationale 42     Bauernbund 21
Aber die Zeiten änderten sich sehr schnell und sehr extrem. Die Kötztinger NSDAP feierte, wie im auch im übrigen Deutschen Reich am 30.Januar 1933 die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler durch den greisen Reichspräsidenten von Hindenburg.


In der Nacht des 30.Januar kam es bei den Siegesfeiern der NSDAP vor einem Kötztinger Wirtshaus zu Schlägereien zwischen der SA und Arbeitslosen, welche der KPD angehörten.
Am 21.2.33 war eine Großkundgebung der NSDAP zu Ehren des Führers geplant inklusive Fackelzug der SA und mit einer Redeübertragung in der Turnhalle. Die Festrede sollte der Gauleiter der Bayerischen Ostmark,  Schemm, halten. (Kötztinger Zeitung vom 21.2.1933)
Dann kam es zur Wahl im März 1933 - die Zeitungen und Parteiorgane der SPD und der KPD waren bereits verboten bzw. unterdrückt worden - wobei vor allem der - mutmaßlich von den Nazis initiierte aber einem holländischen Anarchisten in die Schuhe geschobene - Reichstagsbrand in Berlin der NSDAP in die Hände spielte, welche "Gelegenheit" Hitler eiskalt nutzte, um das Reichsermächtigungsgesetz durchzusetzen.

Am 26. Februar 1933, es war letztes Faschingswochenende, kam es in Kötzting im neuen Fußballstadium zu einem Kötztinger Faschingspokalturnier. Bäcker gegen Schuster gegen Metzger gegen Friseure.


Vorankündigung des Spaßwettkampfes im Kötztinger Anzeiger
im Februar 1933 



Hier: die Mannschaft der Bäcker  Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior 



 
Hier die Metzger, Barth Josef sen, aus dessen Besitz dieses Photoalbum stammt, steht hier ganz links in Metzgermontur
Bild aus einem Photoalbum von Barth Josef senior



Mit Sicherheit hat Julius Kirschner auch dieses Turnier maßgeblich mit vorbereitet, der Verein war für ihn eine Herzensangelegenheit, das Stadion war neu, im Hintergrund der Bilder sieht man den Bretterzaun, wie er auch auf dem Bauplan von 1932 zu sehen ist...... - wenige Wochen später trat Julius Kirschner vom Amt als 1. Vorsitzender zurück.

Wie ist es dazu gekommen? 

Bereits am 29.3. wurde das Kötztinger Ehrenbürgerrecht an den Reichspräsidenten v. Hindenburg und den Kanzler Adolf Hitler verliehen und die Marktstraße gleich mit in Paul-von- Hindenburg Straße umbenannt, die Herrenstraße wurde die Adolf-Hitler-Straße. Mit Datum 1. April 1933 rief die Ortsgruppe der NSDAP in Kötzting - allerdings nach detaillierten Vorgaben aus der Parteizentrale -  zum Boykott der jüdischen Geschäfte in Kötzting auf und 3 Tage später wurden die Mitglieder des F.C. Kötzting anlässlich einer Siegesfeier beim Januel vom schriftlichen Rücktritt ihres langjährigen Vorsitzenden Julius Kirschner informiert. (K.A. vom 3.4.1933)  Nach 13 Jahren als Vorstand des 1. F.C. Kötzting, in denen er diesen Verein durch alle Höhen und Tiefen getragen hatte, blieb ihm, angesichts der öffentlichen Angriffe von Seiten der NSDAP, wohl nichts anderes übrig, als aus Selbstschutz und Selbstachtung zurückzutreten.

Die Aktion der Kötztinger NSDAP musste Julius Kirschner völlig unvorbereitet getroffen haben, denn nur drei Wochen vorher veranstaltete er zusammen mit dem Kötztinger Burschenverein ein regelrechtes "Abschiedsfeuerwerk" für einen wegziehendes FC-Mitglied. Am Samstag Abend, am Abend desselben Tages also, an dem er frühmorgens erleben musste, dass auch die Kötztinger NSDAP Parteiführung zum Boykott seines Geschäftes aufgerufen hatte, formulierte er seinen Abschiedsbrief und lies ihn beim Januel verlesen.
Bereits am Sonntag kam es zu einer neuen Theaterpremiere des FC im Graßl-Saal über die der Zeitungsredakteur bei seiner umfangreichen Rezension nur am Rande schrieb, dass der Regisseur einige kurzfristig eingetretenen Schwierigkeiten zu meistern hatte. 
Aber natürlich endete hier nicht das Leben des FC. Kötzting, es ging weiter und der Fußballklub war weiterhin  - wie seit ungefähr zwei Jahren bereits - prominent in der Zeitung mit Spielberichten und Vorankündigungen vertreten. Es ist gut zu erkennen, dass Kötzting mit seiner 1., seiner 2. und einer Jugendmannschaft regelmäßig Spiele austrug; selbst die Spiele der Jugendmannschaft werden mit ausführlichen Spielberichten prominent in der Zeitung eingerückt. 
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Vorstand Herr Josef Barth  1933-1935

Nach dem Rücktritt des bisherigen I. Vorsitzenden rückte zunächst Josef Barth, der bisherige II. Vorsitzende auf. Auch in den Unterlagen des FC-Kötzting, die aus der Anfangszeit noch existieren, wird Josef Barth nun als der neue Vorsitzende aufgelistet.
Inhaltlich ist hier wenig bekannt, in den Zeitungen aber wird weiterhin sehr ausführlich über den Spielverlauf der einzelnen Treffen berichtet. 
Es ragt ein Bericht über einen Spielabbruch heraus: Am 4. Dezember sollte bei heftigem Schneefall, grimmiger Kälte und enormer Windstärke ein Verbandsspiel durchgeführt werden:

KA vom 4.12.1933 


Im Jahre 1933 ist keine Vorstandswahl aufgeführt.

1934

Auch in diesem Jahr zu Jahresbeginn keine Generalversammlung, keine Vorstandswahlen, kein Vereinstreffen und auch kein Faschingsball oder eine ähnliche Belustigung durch den Fußballclub. Nur ganz am Ende der Faschingssaison wird ein Schwank der Theaterspielgruppe des FC-K aufgeführt. 

Am 19. März, dem Josephitag, veranstaltete die Kötztinger Freiwillige Feuerwehr, anders als der Fußballclub,  einen großen Ehrenabend für ihren Kommandanten Joseph Barth. Während sich alle anderen Vereine regelmäßig trafen,  - in der Zeitung gabs nun einen Rubrik für Vereinsnachrichten - ist der Fußballverein regelrecht untergetaucht. Erst am 16. April gibt es eine kleine Randnotiz über ein Spiel der Kötztinger Jugend gegen die Chamer Jugendauswahl, dass die Kötztinger hoch gewannen, ansonsten Fehlanzeige.
Es wird Pfingsten, und immer noch steckt der Fußballsport im Winterschlaf. Erst an den Pfingstfeiertagen und Anfang Juni wird in Kurznotizen von Freundschaftsspielen berichtet. 
Im Juni 1934 nur ein einziges Spiel der Jugendmannschaft
Im Juli 1934 nur ein einziges Spiel der Jugendmannschaft
Im August 1934 nichts
Im September 1934 die Jugend verliert auswärts in Cham.
Im Oktober 1934 nichts
Im November 1934  Jugend Kötzting gegen Jugend Cham 
Im Dezember nichts.
Während alle anderen Vereine Kötztings ihre Vorstandswahlen, Hauptversammlungen, Vereinstreffen und Vereinsbälle abhielten und diese auch in der Presse ankündigten, ist der FC-Kötzting in der Versenkung verschwunden, ganze vier Spiele der Jugendmannschaft lassen sich finden. Der Verlust, für den FC-K, den der Rückzug von Julius Kirschner bedeutet,  ist an allen Ecken und Enden zu finden. 


1935


es kann nur besser werden...
Auch zu Jahresbeginn 1935 ist der FC-Kötzting abgetaucht, kein Fasching, keine Hauptversammlung, keine Treffen und somit kein erkennbares Vereinsleben. 
Plötzlich am 22.März ein erstes Lebenszeichen, nach 1 Jahr Pause. 
22.März (Fußball)
Nach längerem Pausieren tritt am kommenden Sonntag, 24. März 35 die neuzusammengestellte 1. Mannschaft des F.C.: Kötzting in Viechtach gegen die dortige Spielgemeinschaft an."
















Und nun, nach einem kleinen Schritt, erfolgte endlich der nächste, denn satzungsgemäß hätte es in jedem Jahr die Wahl eines Vorstandes geben müssen.  Am 1. April 1935 war es dann soweit. Am selben Tag spielte die Kötztinger Elf auch wieder ein erstes Heimspiel: 2:10 gegen Cham ging die Partie verloren.
Im Spielbericht ist zum ersten Males die Rede von den
"ROT-BLAUEN" und dass der Fußballplatz 1 1/2 (!) Jahre öd gelegen habe. 
Zur Generalversammlung konnte der erste Vorsitzende Herr Josef Barth auch den Kötztinger Bürgermeister Benno Hoiß begrüßen, bat aber gleichzeitig darum nicht wieder kandidieren zu wollen, was angesichts seiner Verpflichtungen und seines Engagements als Feuerwehrkommandant auch verständlich war. Nach längerer Diskussion konnte Herr Fritz Costa dazu bewogen werden das Amt für 1 Jahr zu übernehmen. Gemäß dem damals bereits auch auf Vereinsebene übertragenen "Führerprinzip", bestimmte er die Herren Richard Richter als Stellvertreter und Wilhelm Liebl als Kassier und Georg Rauscher als Pressewart und Schriftführer. 




Vorstand Herr Fritz Costa 1935-1937


Seine erste Verlautbarung ging an die Öffentlichkeit, die er bat den Verein zu unterstützen und dem Club als Mitglied beizutreten, wenn in den nächsten Tagen die Liste herumgereicht werden würde.
Diese Bitte interpretiere ich dahingehend, dass das Vereinsleben,  inkl. Mitglieder, vollkommen zum erliegen gekommen war und der Verein tatsächlich am Boden lag.
Bei der Versammlung wurde auch erörtert, ob der Verein den eigenen Platz überhaupt würde halten können. 
Bereits 2 Wochen später rief Fritz Costa seine Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalversammlung zusammen, da das oben angesprochene "Führerprinzip", welches die NSDAP auf allen Ebenen durchsetzen wollte, in der alten Satzung des FC nicht verankert war. Nun musste diese an die Ansprüche  der Einheitssatzung des DFB angepasst werden. 
Der Vereinsführer ist zukünftig auf 3 Jahre gewählt.
Weitere Entscheidungen:
Der Spielbetrieb wird nun in vollem Umfange wieder aufgenommen.
Es werden Schülerpokalspiele angeboten
Bis zur Bestimmung eines Fachwartes wird die Mannschaftsaufstellung vom Ausschuss vorgenommen.
An den Osterfeiertagen erwarten die Kötztinger die Reservemannschaft des FC Straubing. (10:1 für Straubing, für die Chronisten unter uns)
Bis es zum gemütlichen Teil der Versammlung übergehen konnte, gab es noch eine unerquickliche Diskussion über die Höhe der Eintrittspreise für Mitglieder.
Jetzt setzt endlich wieder ein geordneter Spielbetrieb ein, vorerst noch mit Freundschaftsspielen, aber diese zumindest regelmäßig. 
Dieser Zustand des Kötztinger Fußballvereins in den Jahren 1933-1935 lässt eigentlich nur einen Schluss zu, dass der Elan und die Begeisterung, mit der Julius Kirschner den FC seit seiner Gründung angeschoben hatte  wesentlich waren für die Erfolge und sein Ausscheiden dann auch beinahe das Ende des FC-Kötztings bedeutet hatte.
Nun aber hatte sich der Fußballverein nach einer langen Durststrecke wieder gefangen und blickte nach vorne.  
Im  Herbst 35 gab es dann bereits wieder Pflichtspiele und es ging um einen Aufstieg:
Zeitungsausschnitte vom September 1935 aus dem Kötztinger Anzeiger






Nun gings in die Rückrunde UND es musste ein Gewinn mit 6 Toren Unterschied her, um an Viechtach vorbeizuziehen und den Aufstieg zu erreichen.




Da keine Chronik mehr existiert aus diesen Anfangsjahren und die Entscheidung der Kreisbehörde sich nicht in den Zeitungsberichten niederschlug, muss die Entscheidung für dieses erste Saison nach Wiederbeginn im Ungewissen bleiben.   
Auch das Vereinsleben scheint sich wieder belebt zu haben, für den 22. Dezember wird eine Theaterpremiere angekündigt. Sogar der Vereinsführer Fritz Costa spielt auf der Bühne im Graßl Saal mit. .






 
1936

Es scheint nur ein kurzes Strohfeuer  mit Aufflackern von Vereinsaktivität gewesen zu sein, dass der Kötztinger Fußballclub im Jahre 1935 gezeigt hatte, denn im Folgejahr kommt es beinahe zum vollständigen Erliegen des Fußballsports in Kötzting.
Es ist bemerkenswert, - nach dem Aufstiegsszenario des Jahres 1935 -  dass aus dem Jahr 1936 nur ein einziges (Freundschafts-) Spiel der Kötztinger Elf überliefert ist, eine 1:7 Schlappe gegen die Further Mannschaft.
KA vom 3. August 1936

Der Spielbericht über diese Niederlage spricht eine klare Sprache über mangelndes Training und Spielpraxis. Nur die Jugendmannschaft gibt dem Verein eine gewisse Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Dieser Befund gibt uns in der Rückschau eine Bestätigung, dass der FC-Kötzting im Vorjahr dann den Aufstieg auf dem "grünen Tisch" nicht erreichen konnte.
Erst zum Jahreswechsel taucht der FC Kötzting zum ersten Male wieder mit einer Aktion auf.
KA vom Januar 1937





Vorstand Herr Hans Bergbauer 1937

1937

Am 4. April 1937 kam es im Fußballlokal Mühlbauer zur ordentlichen Generalversammlung, die gut besucht war. Als neuer Vereinsführer wurde einstimmig der Kötztinger Friseur Hans Bergbauer gewählt. Als seine Mitstreiter erwählte er sich als Stellvertreter German Rauscher. 

 Zum ersten Male wurde hier auch der Name des Trainers erwähnt: ein Herr Schneider leitete das Kötztinger Training.




























Aus einer Zeitungsnotiz am folgenden Tage ist zu ersehen, dass der FC K große Probleme mit der Rückzahlung seiner Schulden hatte und daher Verhandlungen über einen neuen Zinssatz mit Frau Mühlbauer aufnahm. Diese Verhandlungen scheiterten allerdings. 




Bei dem angesprochenen treffen am drauffolgenden Freitag bei Frau Mühlbauer (Osl) kam es dann durch die Mithilfe von vielen Seiten zum Durchbruch - wenn auch zuerst einmal nur für ein weiteres Jahr..
Der FC Kötzting durfte seinen Platz behalten und erhielt Zuspruch von unerwarteter Seite.
KA vom 12. April 1937




Vorstand Herr German Rauscher 1937-1938

Der Schwung der beiden Treffen wurde genutzt und sogleich gings los mit den Reparaturarbeiten auf dem Sportplatz und dem "Spieler=Training"
Für die Spieler war es eine ganz neue Erfahrung, angeleitet durch einen eigenen Trainer, eine "richtige grundlegende Gymnastik" mitmachen zu müssen.
Ganz beiläufig wurde erwähnt, dass bereits seit dem 6. April, also nur 2 Tage nach der erfolgten Wahl in der Generalversammlung, der stellvertretende Vereinsführer German Rauscher nun durch Beschluss des Ausschusses mit den Geschäften eines 1. Vorstandes betraut wurde. Gründe wurden nicht genannt, könnten aber in den  -zunächst - erfolglosen Kreditverhandlungen mit Frau Mühlbauer gelegen haben.


KA vom 15.4.1937


Als neues Zeichen des Aufbruches werden Monatsversammlungen vereinbart und bereits Ende April kommt es zum ersten Treffen beim OSL. Die aktiven Spieler sollten vollständig erscheinen, da es um die Erstellung der Spielerpässe ging. Auch mit den Fußballspielen gings nun Schlag auf Schlag auf dem heimischen Spielplatz. 

KA vom Mai 1937

In jeder Woche erscheint nun im Sommer 1937 der FC Kötzting mit Spielberichten in der Zeitung, der Aufruf zum Zusammenhalt scheint also Früchte getragen zu haben und sowohl die erste Mannschaft als auch die der Jugend holte sich regelmäßig ihre Meriten. 

Die Zeiten änderten sich, nun wurde sogar in der Zeitung zum Training aufgerufen/eingeladen:


Der Zeitraum der Freundschaftsspiele nähert sich dem Ende und Kötzting erhält einen letzten Test seiner Spielstärke im Rückspiel gegen eine starke Chamer Mannschaft.

KA vom 3. September 1937 



Hinein in den Oktober begannen dann die Verbandspiele und der FC- Kötzting war endlich wieder in der Spur als "richtiger" Fußballverein.
KA vom Oktober 1937


Und es geht weiter aufwärts, die Mannschaft trifft sich regelmäßig, die Kötztinger wurden offensichtlich von den meisten Gegnern als Neuling unterschätzt und so steigt mit den Siegen auch die Zuversicht im Verein. Nach anfänglichen überraschenden Siegen, kam es aber dann doch zu Rückschlägen, auch wenn der Redakteur dies - und seine Ursachen - nur zwischen den zeilen andeutet. 

KA vom November 1937

Es ist, anders als heutzutage, das letzte Jahresviertel (ab Oktober) für Verbandsspiele vorgesehen, also zumeist unter äußerst ungünstigen äußeren Umständen. Ich vermute, dass ähnlich wie mit den Tanzverboten im Juli und August, es das Ende der Erntezeit war, dass dann die Möglichkeit eröffnete offizielle Fußballspiele durchzuführen. Wie unangenehm dies werden konnte, zeigt ein Spielbericht der Kötztinger in Cham:

KA vom Dezember 1937 





1938

Wie sehr sich der Zusammenhalt innerhalb des Fußballvereins geändert hat, erkennt man auch daran, dass erstmals wieder nach längerer Abstinenz ein Faschingsball angeboten wurde. 

KA vom Januar 1938
Und auch im Zuspruch des Publikums, konnte der FC an die alten Zeiten anknüpfen:

KA vom Januar 1938 

Und eine weitere Tradition wurde erneut aufgegriffen, ein Faschingsfußballmatch, diesmal gings gegen eine marokkanische Elf, miot Namen direkt entnommen aus den Karl May Romanen.

KA vom Feburar 1938


Noch im Februar beginnen dann auch wieder die regulären Fußballspiele und mit Freundschaftsbegegnungen mit den Mannschaften aus Furth, Cham und Straubing beginnt das neue Fußballjahr kurz darauf beginnen dann auch wieder die Pflichtspiele.
Anfang Mai lädt der Verein zur Generalversammlung ins Gasthaus Mühlbauer (Godl), allerdings findet sich darüber, außer der Einladung, kein Resultat in der Zeitung.
Eine weitere Tradition der vorherigen Jahre wird aufgenommen: während der Pfingstfeiertage werden erneut Freundschaftsspiele angeboten. Die Jugend wird gegen den Turn- und Sportverein Regensburg auflaufen (6:3)  und die 1. Mannschaft soll sich gegen die Spieler des FC Straubing bewähren (nun ja, nicht ganz: 1: 11 stands am Ende). 
Am Pfingstmontag gings dann für die Fußballer gegen Phönix München (3:1).  
Zu Ehren der drei Gastmannschaften veranstaltet der FC am Pfingstmontag nach dem Zapfenstreich einen  Kameradschaftsabend mit Lichtbildervortrag im Vereinslokal.
Das Vereinsleben blühte erkennbar auf und auch außerhalb des Fußballplatzes traf man sich nun wieder.

KA vom Juni 1938


KA vom Juni 1938

Schon eine Woche später kann der FC-Kötzting eine Sensation vermelden: Der Nationaltorwart Jakob kommt nach Kötzting zu einem Freundschaftsspiel!
KA vom Juni 1938
Als das größte Sportereignis angekündigt, erfüllte der Besuch des Jahn Regensburg durchaus die hohen Erwartungen:

KA vom 20.6.2020

Mit Verspätung wurde dann in der Presse auch über Details der Mitgliederversammlung berichtet. Eine wesentliche Neuerung war die Aufstellung einer Reservemannschaft, hier gedacht als eine Mannschaft der "alten Herren", die noch im Juli 1938 ein Spiel gegen die 1. Mannschaft zu bestreiten hatte.
Hier Aufstellung der Reservemannschaft: ein "Who is Who" der Kötztinger Bürgerssöhne
Schmidl
Kroher Hans, Schödlbauer Josef
Schmidt Franz, Hauser Jakob, Dullinger Josef
Gmach Julius, Dattler Hans, Kellner Max, Mühlbauer Max, Mühlbauer Karl (Hofmann)

Das Spiel endete mit 6:1 für die aktive Mannschaft. Die Zeitung sparte nicht mit Spott über den körperlichen Zustand der "alten Herren", die Rede war von Fettansatz, fehlenden Lungenflügeln und einer gewissen Übermotivation. "Die alten Herren wollen nun fest weiter trainieren und es der 1. schon noch zeigen, sie sind daher an den Clubvorstand mit der Bitte herangetreten, beim Wiederholungskampf für genügend frische Luft zu sorgen. An Talenten und Können fehlts ja nicht."

Die große Politik macht sich auch manchmal im Kleinen bemerkbar, im Dritten Reich wurde in diesem Sommer,  nach dem Anschluss Österreichs an das Reich im April,  der propagandistische Kampf gegen die Tschechoslowakei um das Sudetenland geführt. (dieser führte noch im Herbst desselben Jahres dann zum Anschluss desselben an das Deutsche Reich)
KA vom August 1938


Gerade noch rechtzeitig vor dem Begin der neuen Saison, konnte der FC K noch einen spektakulären Spieltag ankündigen, der Sport=Club=Graz, mehrfacher steirischer Meister, gastierte in der "Ostmark".
Das Spiel endete 3:2 für die Gäste.
KA vom August 1938

Und dann gings Ende August endlich wieder los mit den Punktspielen. Regen war der erste Gegner am 27.8.1938 und wurde mit 4:1 wieder nach Hause geschickt. Der Saisonstart war geglückt. Aus der Einladung zum ersten Auswärtsspiel in Frauenau erfahren wir, dass der Vereinsführer immer noch German Rauscher heißt. Die Generalversammlung im Mai hatte also zu keiner neuen Vorstandschaft geführt. Der folgende Spielbericht (3:0 für Frauenau) ist vor allem wegen der Beschreibung des Frauenauer Sportplatzes interessant.
KA vom September 1938


In der Saison 38/39 gings für Kötzting schlecht weiter, die folgenden Spiele wurden verloren und in der Zeitung wird dazu erwähnt, dass die 1. Mannschaft mit 5 Ersatzleuten antreten müsse, was die schlechten Ergebnisse erklären könne. Als das Team zum ersten Mal seit vielen Spieltagen endlich wieder in Vollbesetzung spielen konnte, stellte sich in Spiegelau auch gleich wieder der Erfolg ein. (6:2 für Kötzting). 
Den Tiefpunkt zum Abschluss der Hinrunde setzte eine deftige Niederlage in Zwiesel (8:0). Nichts desto trotz lud der Fußballclub zum Tanze: 
 
KA vom November 1938

Sowohl der Rückrundenstart als auch der FC-Herbstball waren alles andere als ein Erfolg und so stand in der Zeitung ganz lapidar:
KA vom November 1938

Es ging so holprig weiter. Am Samstag den 27.11. kam es zum ersten Heimspiel der Rückrunde und Kötzting startete mit viel Hoffnung, aber:
KA vom November 1938

Auch wenn es sportlich in der Saison 38/39 überhaupt nicht rund lief, das Vereinsleben blieb in Kötzting intakt:
KA vom Dezember 1938


1939


Nach der enttäuschenden Spielzeit 38/39 startete der FC Kötzting wieder mit einer Reihe von Freundschaftsspielen. Vor allem an der Pfingstfeiertagen kam mit der Jahn-Regensburger Mannschaft und seinem Nationaltorhüter Hans Jakob ein zugkräftiger Verein, der die Zuchauermassen in das Stadion am Roten Steg locken sollte.
KÖZ vom Mai 1939


Hier nun Auszüge aus dem Bericht über den "hohen  Besuch" aus Regensburg Pfingsten 1939
KÖZ vom Mai 1939

In einem Bild des Burschenzugs am Pfingstmontag 1939 erkennt man ganz deutlich im Schaufenster der Bäckerei Graßl das Werbeplakat des FC-Kötzting zu diesem Fußballevent.
Burschenzug 1939 in der Metzstraße


Dieses Freundschaftsspielwochenende dürfte eines der letzten unbeschwerten Fußballspiele des FC-Kötztings gewesen sein, da der Beginn einer unbelasteten, fröhlichen  Spielzeit 39/40  durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs im September unmöglich geworden war und so kam der Fußballsport in Kötzting zum zweiten male zum Erliegen, bis nach der Kapitulation des Deutschen Reiches und der Kontrollübernahme durch due US Militärregierung im Mai 1945 sich dem Sport ganz neue Möglichkeiten boten.



1945



Vorstand Josef Held 1945

Das allererste Fußballspiel in Kötzting fand gerade mal 3 Monate nach Kriegsende statt: am 5 August 1945 spielte der FCK gegen die Baumannschaft der 11.PD, den in Kötzting verbliebenen Soldaten der 1. Panzerdivision. Zu diesem Zeitpunkt lagerten noch die metallenen Überreste der ehemaligen Panzerdivision in direkter Sichtweite des Fußballplatzes auf der Anhöhe oberhalb des Lindnerbräus. 
Mangels anderer Gegner blieb auch bei den nächsten Begegnungen jeweils nur die 11.PD übrig.
Die aktiven Spieler wählten beim Godl - noch ohne jeden Biergenuss - Josef Held zu ihrem Spielführer und gründeten  eine Spielschar, da damals jegliche Vereinsgründung noch untersagt war. 
Ende September 1945 kam es zu einem ersten Ligaspiel (5:1 gegen die SpV Regen) und dann ging es Schlag auf Schlag:

Neugründung des I. FC Kötzting

Ein neues historisches Datum für den 1. FC Kötzting ist der 12. Oktober 1945. Im Vereinslokal Mühlbauer (Godl) kam es zu einer Gründungsversammlung mit 70 anwesenden Personen. Bis dahin hatte der Kötztinger Fußball - organisiert als Spielschar - zumindest schon mal den Kopf aus der Versenkung heben können und es war den Leitern dieser Spielschar (Josef Held und Franz Oexler) möglich gewesen, einen kleinen "Ligabetrieb zu organisieren.




StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting


Aushängekasten am
Vereinslokal Mühlbauer(Godl)
Auf der FC-Gründungsversammlung nun gab Franz Oexler die Auflösung der Spielschar bekannt, übergab den Rest der Spielscharkasse (= RM 550) an den neu zugründenden Verein und bat um Vorschläge für die Vereinsvorstandschaft. 






















Einschub des Verfassers:
In der "Niederschrift der Gründungsversammlung", die dem Akt der Lizenzvergabe im Staatsarchiv beiliegt, ist das aufgedruckte Datum eindeutig. Trotzdem erscheint es mir angesichts des strikten Vereinsverbotes durch die Militärregierung außergewöhnlich. Allerdings nimmt das Landratsamt in seiner vorläufigen Antwort (von 1947) eindeutig Bezug auf dieses Datum
Vielleicht sind die Kötztinger Fußballanhänger - in Absprache mit der Militärregierung - einfach mal vorgeprescht und wurden nicht zurückgepfiffen oder aber sie sind formalem den Weg über die "Jugendarbeit" gegangen.
Einschub Ende
StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting


Einstimmig wurden beide Herren - Held und Oexler - als Vorstand und Stellvertreter gewählt, wobei Franz Oexler zusätzlich auch noch die Funktion des Schriftführers und des Kassiers mit übernommen hatte.
Angesichts der zu erwartenden Mitgliedszahlen bat Franz Oexler für diese beiden Funktionen Helfer aus der erweiterten Vorstandschaft wählen zu dürfen. Für diese Mitarbeit wurden die Herren Max Kellner, Ernst Kunstmann, August Hofner und Karl Imhof einstimmig gewählt. 
Josef Held wurde im Sommer 1946, nachdem ihn die "Sportjugend" zu ihrem Sprecher bestimmt hatte, vom Kötztinger Landrat als Sportjugendführer aufgestellt und zusammen mit Franz Oexler organisierten beide weiterhin den Jugendsport für Kötzting.

Im Herbst 1946 erst wurden von Seiten der Militärregierung eigentlich erst die Regularien geschaffen, unter denen es überhaupt erst rechtlich möglich geworden war, Vereinigungen zu gründen:
StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting



Eine der Auflagen, die vor einer Genehmigung zu erfüllen waren, war die Sicherstellung und  der Nachweis, dass weder in der Vorstandschaft, bei den Bürgen und auch nicht unter den Vereinsmitgliedern sich Personen befanden, die als "Hauptbeschuldigte, Belastete oder Minderbelastete im Sinne des Befreiungsgesetzes vom Nationalsozialismus und Militarismus" verurteilt worden waren.

StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting

Interessant ist hier, dass die Vereinsfarben mal wieder wechselten: hier sind die Rot/Blauen mal wieder Rot/Schwarz.


1946

Nur Wenig ist uns aus diesem Jahr bekannt, da ja die Chroniken aus der Anfangszeit unauffindbar sind.
Aber das Fragment aus einer Verhandlung vor einer Bezirksspruchkammer gibt einige erhellende Hinweise.

Das Fragment kann man offensichtlich gut ergänzen:

                                                    (Fußball)Landessportverband
Niederbayern
Gruppenspielleiter d. Gruppe 9
"oberer Wald"
Josef Held
Kötzting
Telefon Nr. 449

Es geht bei der Verhandlung - gegen den FC Kötzting - um einen Spielabbruch während eines Verbandspiels Hohenwarth - Kötzting II vom 15.9.1946

Dies bedeutet, dass der  I. FC Kötzting nicht nur in der Saison 45/46 sondern auch wieder in 46/47 Verbandsspiele ausgetragen hat. 


1947



 Vorstand Franz Oexler 1947

In dem Akt der Lizenzvergabe geht es mit den Datumsvergaben munter durcheinander, aber es sind offizielle Dokumente....
Mit Datum 19. Dezember wurde eine Niederschrift über die Vorstandswahl eingereicht:

StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting

Während die vorherige Vorstandschaft unter Josef Held alles vorbereitete, was vom Landkreis an Auflagen zu beachten war, konnte nun der neu gewählte Vorstand endlich die nächsten Schritte einleiten und reichte mit Datum des 10. Dezembers seine notwenigen Unterlagen weiter.



Formal war es nötig, dass ein Verein auch Bürgen stellte, die sicherzustellen hatten, dass der Verein sich an alle Auflagen hielt.
Sowohl die Vorstandmitglieder als auch die Bürgen mussten den Nachweis ihrer Unbedenklichkeit liefern.

StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting
Unbedenklichkeitserklärung Franz Oexler


StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting
Unbedenklichkeitserklärung Clemens Pongratz sen.

Auch mein Opa, Clemens Pongratz, war einer dieser Bürgen. Dieser Fund hat mich richtig verblüfft, weil er, wie mir erzählt wurde, ansonsten bei seinem Personal penibel darauf achtete, eben KEINE aktiven Fußballer einzustellen, weil er die leidvolle Erfahrung gemacht hatte, das diese bei Arbeitsbeginn am Montag in aller Herrgottsfrühe (3 Uhr morgens) dann gerne "verletzungsbedingt" nicht in der Backstube auftauchten.

Mit Datum des 23.12.1947, also ein kleines vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, erhielt der I. Fußballklub Kötzting seine offizielle Lizensierung, die hier im Akt nur mit der Rechnung über  RM 4,32 nachzuweisen ist.



StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting
 
Vermutlich an Pfingsten 1947 kam es zu einem Freundschaftsspiel im Stadion am Roten Steg:

I. FC Kötzting gegen die Spielvereinigung Fürth, von dieser Begegnung haben wir sogar einen Filmausschnitt im Stadtarchiv. Siegfried Ehemann war der Filmregisseur.











1948

Im März 1948 reichte Franz Oexler dann seine Mitgliederliste nach (235 Mitglieder) und teilte dem Landratsamt mit, dass die eigene Tischtennisabteilung bereits den Betrieb aufgenommen hatte.


StA Landshut Rep 164/8 Nr. 2369 Lizensierung FC. Kötzting
 
Im Dezember 1947 erhielt der FC Kötzting seine Lizenz und im März 1948, beim Einreichen der Mitgliederliste, wurde amtlicherseits bereits festgehalten, dass zukünftig Sportvereine keinerlei Lizenzierung mehr bedürften. So schnell änderten sich die Auflagen in der Nachkriegszeit. 

Nun am Ende des Beitrags über die ersten 30 Jahre des 1. FC Kötzting einen bunten Reigen an Bildern.
Für das Archiv wäre es schön, zu den Bildern - bei vielen kennen wir nicht die Personen - Details erfahren zu können: Namen und Orte, bei manchen Bildern.
Die folgenden Bilder stammen aus der Privatsammlung von Herrn Josef Barth senior. und sollten alle aus den Nachkriegsjahren stammen.


Der Namensgeber: der ROTE Steg




Bild 2 Die Mannschaft des FC 46 oder 47 mit Josef Held und Franz Oexler als Vorstände

Michael Dachs

Waldemar Wittek

Alois Krah

Alfred Müller

Hans Graßl

Hans Rösch

Otto Goedecke

Hans Dattler

Johannes Lösz

Toni Greisinger

Max Wensauer



Karl Röhrl

Georg Rauscher

Bild 16 Ludwig Wolfgang sen.


Bild 17 Land unter im Stadion am Roten Steg



Bild 18: das könnte eine der Kötztinger Jugendmannschaften sein noch in den dreißiger Jahren

Bild 19: Sportplatz noch ohne jede Stadioneinrichtungen mit der oben abgebildeten Mannschaft
im Spiel



Bild 20: Das gabs nur einmal: einer der Spieler des FC Kötzting, Herr Wolfgang Ludwig war der
Pfingstbräutigam des Jahres 1949 und ritt mit seinen beiden Begleitern ins Stadion um dort eine Einladung auszusprechen. Heutzutage hätte ein Platzwart Schnappatmung, bei solche einer 
Belastung des hl. Rasens. 

Bild 21 gefüllte Tribüne am Pfingstmontag 1949

Bild 22 Fußballerausflug zum Arber

Bild 23 s.o.

Bild 24: wieder einmal ein Mannschaftsbild

Bild 25 Stadion noch ohne überdachte Tribüne, also vor Pfingsten 1949

Bild 26 s.o.


Wie es dann weiter ging, beim 1. FC Kötzting, kann man sehr gut im Jubiläumsbuch nachlesen, garniert mit vielen Fakten und Anekdoten.


Nochmal: Das Buch ist zum Preise von 24.99 Euro erhältlich unter Anderem bei der Firma Oexler, Im FC-Heim, bei Tabak Seiderer-Gerstl , bei der EDEKAAutohaus SilberbauerKaufhaus Frey und Intersport Wanninger .


Auf die nächsten 100 Jahre!