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Montag, 31. Juli 2023

Erinnerung an Altkötzting - Teil 2 Der Biergarten beim Schmidtbräu

 In der Bildersammlung des Stadtarchives befinden sich viele Beispiele von damals tagesaktuellen Veranstaltungen oder Berichten über Handel und Gewerbe, die uns einen kleinen Blick zurück erlauben auf Menschen, die schon lange verstorben sind oder Orte und Plätze, die es ebenfalls schon lange nicht mehr gibt. Mit dieser Reihe an Blogbeiträgen soll diese Erinnerungskultur ermöglicht werden, eine Erinnerung an ein Kötzting mit viel Handel, Handwerk, Vereinsleben und Gasthäusern, mit Jahrtagen,  Bällen, und vor allem an Menschen.


Die Kötztinger Fischer feiern im Schmidtbräugarten


Von diesem kleinen Biergarten existieren nur noch wenige Bäume, die eben bei der Renovierung des Schmidtbräuanwesens hin zum "Haus des Gastes" nicht im Wege standen.
Frau Renate Serwuschok, der wir es zu verdanken haben, dass sich solch ein großer Schatz an Negativen erhalten hat, war die Redakteurin und im denke, dass viele bekannte Gesichter auf den Bildern zu erkennen sind.



Am Ende noch der  >>>>> Link <<<<<  zu den bereits erschienenen - und die demnächst folgenden - Beiträge unter dieser Rubrik.

Freitag, 28. Juli 2023

Kötztinger Häuserchronik - beim Chirurg

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 57

beim Chirurg

Ausschnitt aus der Uraufnahme von 1831: www.Bayernatlas.de


Der im Jahre 1840 protokollierte Hausname "beim Chirurg" stammt von den Bader Costa. Auf dem Haus mit der alten Hausnummer 62 lag früher das Badergewerbe. Beim Wechsel des Baders Costa von Hausnummer 62 auf 57 nahm dieser auch seinen "Hausnamen" mit.  
Auch für den Nachweis früher Besitzer auf diesem Anwesen gilt der Hinweis, dass es für ein "Haus" schwerer ist, Belege zu finden, als für ein Marktlehen, weil die Hausbesitzer in den alten Steuerlisten schlichtweg übergangen wurden.
Es hängt also von Zufällen ab, ob wir vor dem Einsetzen der überlieferten Briefprotokolle - um 1700 - einzelne Hausbesitzer belegen können. In diesem Falle ist es die Nachbarschaft zum Kommunbrauhause, die uns hilft.
Im Jahre 1728 findet sich in den Jahresrechnunges des Kötztinger Bürgerspitals in der Liste der Schuldner auch Euphrosina Wieninger, die Tochter und Erbin des Gerichtsboten Wagerer.
Diese war für 100 Gulden Grundschuld für ihr "ererbtes Haus zunegst dem Bräuhause entlegen" den Jahreszins schuldig geblieben.
Wir haben also vor dieser Frau Wieninger einen Gerichtsboten Wagerer. Im Jahre 1677 steht in den Spitalrechnungen, dass der Gerichtsbote Christoph Wagerer - in anderen Quellen Wagner geschrieben nicht nur das Haus des hoch verschuldet verstorbenen Andreas Weiß übernommen hatte, sondern auch dessen Grundschuldeintrag von 100 Gulden.  

Andreas Weiß


In den Kötztinger Hochzeitsmatrikeln taucht ein Andreas Weiß als Bürger - und später als Witwer - gleich drei bzw. viermal hintereinander im Zeitraum zwischen 1642 und 1663 auf. 
Sowohl in den Markt- als auch in den Spitalrechnungen steht er ab Mitte des 17. Jahrhunderts mit ständig steigenden Zinsschulden, was soweit führt, das er am 1.3.1652 dem Kammerer und dem Markt  "mit Mund und Handen das Handglüb geben", dass er seine Schulden fristgerecht zurückzahlen werde, 
StA Kötzting Spitalrechnung von 1661
"Andree Weissen burgern und Mezgern alhir, ligen 248 fl hierumben er sein Behausung und halbe Marktlehensgründt verschrieben, macht der Zinß zu Weihnachten 12 fl 24 xr"

Das Marktlehen des Andreas Weiß lag im oberen Markt (Alte Hausnummer 135 - nun Veitsapotheke) und befand sich offensichtlich bereits seit dem Jahre 1653 unter Zwangsverwaltung. Diese Situation verschlechterte sich von Jahr zu Jahr, so dass sich das Spital gezwungen sah, bei der Regierung in Straubing - die die Oberaufsicht zu führen hatte - die Erlaubnis einzuholen, die ausständigen Schuldzinsen nun endgültig abschreiben zu dürfen.
Die Regierung wollte diese Angelegenheit jedoch nicht so einfach durchwinken und befahl eine Untersuchung vor Ort und einen Bericht an, was natürlich weitere Kosten verursachte, da der Spitalverwalter Passauer zusammen mit dem Marktschreiber Hans Raidt und ihren beiden Reitpferden drei Tage in Straubing verbrachten, um die Angelegenheit vorzubringen und zu einem guten Ende zu führen.
In der Jahresrechnung von 1676 heißt es dann über den Fall Weiß:
StA Kötzting Spitalrechnung von 1676
"Ander Weiss burger ist wie obangezogne Rechnung fol. 29 zuweist mit 23 fl 20 xr Interesse in Ausstand verblieben, zumallen aber derselb zeitlichen Todts verschiden, und nichts anders als ain lähr mit Schuldten last beladen Paufelligs Haus hinderlassen, und nach Verkauffung dessen bey außthaillung des Kaufschillings das Spital (In Ansechung ander praetendenten ganz zuverlust gesezt worden) eines mehrern nit dan das Capital der 100 fl mit sambt ainem Jahrszinß habhafft werden khinden, als würdet dissorths am vorangezognen Interesse der Abgang gebracht 18 fl 20 xr"


Christoph Wagner und Margaretha Rädlinger


StA Kötzting Spitalrechnung von 1677
"Christoph Wagner burger und Gerichtspot alhir, und Margaretha sein Eheweib, haben in Erkhauffung Andreen Weissens burgers seel: Heußl die darauf gelegne 100 fl nit nur ybernomen sondern habens auch vermög briefs de dato 29. 9bris ao 1677 mit weiblicher verzicht auf solchem Heußl von Neuem versichert, hirvon sich der Zinß zu Weihnachten verfallen mit 5 fl"
Bereits im Spätherbst 1675 hatte der Kirchenbacher - aus dem Stift Passau - Hofwirtssohn Hans Christoph Wagner die Kötztinger Gerichtsbotenstochter Margaretha Rädlinger geheiratet.
PfA Kötzting Band II Seite 121
Heirat Hans Christoph Wagner und Margaretha Rhälinger

Überraschenderweise steht der Gerichtsbote Christoph Wagner erst in den Rechnungsbüchern des Jahres 1678 mit dem Nachweis für sein Kötztinger Bürgerrecht.

StA Kötzting MR von 1678
"Widerumben Christoph Wagners Gerichtspott ratione erhaltnen Burgerrechts 4 fl 30 xr"




Christoph Wagners Schuldverschreibungseintrag beim Spital - siehe oben - wird wortgleich für viele Jahre wiederholt, bis es im Jahre 1701 plötzlich den entscheidenden Zusatz erhält, der uns die Sicherheit gibt, beim "richtigen" Haus zu sein..
Christoph Wagner Burger und Ghtspoth alhir, und Margaretha sein Eheweib, haben in erkhaufung Ihrer vom Andreen Weissen erkhaufften Bürgersbehausung, beim Weissen Preyhaus entlegen, die darauf gelegenen 100 fl Capitall ybernomben, und solche .....


Der Gerichtsbote Christoph Wagner


Es gibt in den Rechnungen sowohl des Marktes als auch beim Land- und Kastenamtsgericht eine umfangreiche Rubrik: "Ausgab auf gemainen Bothenlohn" und dort finden sich in jedem Jahr über viele Seiten hinweg Hinweise über die Botentätigkeit des Christoph Wagners, der damit auch eine gut gesicherte Einnahmequelle hatte, regelmäßig einkehren konnte, sich in der frischen Luft bewegte und möglicherweise deshalb auch bis ins hohe Alter seinem Beruf nachgehen konnte. 
Hier als Beispiel seine Botenaufträge aus dem Jahre 1677, zunächst für seinen eigentlichen Auftraggeber, das Landgericht Kötzting:
Am 4. Januar brachte er die Quartalsberichte zur Regierung nach Straubing  
28. Januar übergab er ein Amtsschreiben über " vagierendes Gesindtl, garente Soldaten, erhöherte Goltguldten, das klaine Waidwerch, Priglung der Hundt und anderes" an "alle im gericht entlegene Stött, Märckht, und Hofmarchen".
Am 14. Februar wieder die große Runde mit einem Amtsschreiben über "verbottene Hausierer"
Am 18. März wieder mit einem Quartalsbericht nach Straubing
Am 10 April musste er "ein gedrucktes Mandat, die weittere Verordnung des Tobackh-Appalts betr." im ganzen Landgericht verteilen.
Am 22. Juni war der nächste Quartalsbericht für Straubing abzuliefern.
Am 23. Juni musste er erneut ein Amtsschreiben im LG verteilen.
Am 3. Juli ging es um ein Patent gegen die "verbottene fuggerische funfzechner" - dies sollte vermutlich eine Münze sein, die die Fugger herausgaben.
12. Juli ein Amtsschreiben wegen der "Bauhilffgelter zum Heillingperg Andex betr." im LG verteilt.
21. Juli ein Amtsschreiben wegen " den Handtlsleithen, und Haußierern: dann das Vischen und Jagen der Soldaten betr." wiederum in die große Runde im LG.
Am 13. August ein Amtsschreiben wegen des Rentmeisterischen Umritts verteilt.
Am 3. September wurden "die von Furth, Eschcamb und Neukirchen zu der Instalation des Herrn Pflegers" eingeladen.
Am 30. September mussten wieder die neuen Quartalsberichte nach Straubing gebracht werden.
Am 8. November musste er einen angeforderten Bericht über den vorhandenen Getreidevorrat nach Straubing bringen.
Am 12. November gings erneut nach Straubing, dieses Mal mit Berichten über die "Pfarrer pensiones und vagierentes gesindel", eine aparte Kombination....
Gegen Jahresende musste er alle Amtsrechnungen zum Buchbinder nach Cham bringen und dort einen Tag auf das Ergebnis warten.
Anschließend musste er diese neu gebundenen Amtsbücher zusammen mit den "Verifikationen", also den Belegen, zur Rentstube nach Straubing bringen.
Am Jahresende war er dann auch noch Teil der Kötztinger Delegation, die draußen in Straubing ihre Amtsrechnungen zu verantworten hatten. 
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Rechnung LG von 1677
"Unnd so dann gemelter Gerichtspoth, heur widerumben, wie ander Jar, mit unnß beambten. als wür zu gehorsamber Ablegung unser Ambtsrechnungen, nacher ernanten Straubing verraist, gangen und thails Ambtsgföhl, sambt den rechnungsrapularien geragen, ist ihme das gewohnliche Lauff: und ain Tag Warthgelt verraicht worden 1 fl 15 xr."

"Summa Außgab auf gemaine Pothenlohn
23 fl 37 xr 3 1/2 H
Gegen vorigen Jar mehrer umb 10 fl 37 xr 3 1/2 H Ursach das an heur sovill ausgeferttigten Generalien
(also Amtsschreiben).

Auch für den Markt Kötzting konnte er tätig werden, vor allem, wenn er sowieso nach Straubing gehen musste.


StA Kötzting MR von 1677
"Mainen (der Kötztinger Kammerer) underthenigisten Bericht das Tanzen betreffend eingebgelt.
Hießigen Ghtspoten der deme nach Straubing tragen, Trinkgelt   4 xr
Von dreyen andern bey churfrtl. hochlobl: regierung Straubing eingebnen berichten, der Erste Gemainen Marckhts, ander H: Cammerer Billich, und drite Tenscherzische Erben betr.: eingebgelt zahlt
Christophen Wagnmer Grichtspoten hievon Trinckhgelt 4 xr
Später im Jahr trug er erneut drei Schreiben des Marktes (mit) nach Straubing.
Und weiter gings im Auftrag des Marktes, der allerdings, anders als das Landgericht bei seinen Aufträgen keine Datumsangaben hinzufügte.
"Christophen Wagner Ghtspoten von zwayen Schreiben wegen gebettenen Steuer befreyung von zwayen zu gemainen Marckhts gehörigen Höfen nach Straubing zutragen, Trinckhgelt, und wartherlohn geben 15 xr"
 
"Nitweniger dem Federl Poten, welcher das Landtschaffts interesse von München nach Straubing volgents Christoph Wagner Grichtspot hieher gebracht, miteinander Trinkgelt guetgemacht 24 xr"
München hatte im Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg von den Städten und Märkten eine Zwangsabgabe verlangt, die für viele Jahrzehnt unverzinst wie Blei in den Rechnungsbüchern lag, aber offensichtlich doch von Zeit zu Zeit Zinsen abwarf.

Selbst für das Kastenamt Kötzting war Christoph Wagner tätig, wie ein Eintrag in der dortigen Rechnung - ebenfalls für das Jahr 1677 belegt.
 
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1677
"Ausgab auf Bottenlohn
Dem churfrtl: gerichtsschreiber zu Viechtach hat mann ain Tag auf welchen er dem alhiesigen Traidtumbschlag beiwohnen solle, benennt, ist dem Gerichtspothen Christophen Wagner von einer Maill entricht worden 10 xr-
"
Da er viele Jahrzehnte seiner Botentätigkeit nachgehen konnte, hier nur noch ein paar außergewöhnliche Einträge aus den Rechnungsbüchern.
1678: Christoph Wagner, Gerichtsbote, "welcher wegen der abgeprennten Burger zu Statt am Hof 
Schreiben nachher Straubing getragen, Drinkgelt" geben.
Im Jahre 1684 - und auch in mehreren Folgejahren -  kam es zwischen ihm und dem Markt Kötzting zu einem Handel, das CW ja auch seine Marktsteuern zu zahlen hatte, wurde ihm diese nun erlassen, wenn er dafür bei seinen amtlichen Botengängen nach München und Straubing auch die Schreiben des Marktes mitnähme. 
"Alhiesiger Buerger und Gerichtsbot Christoph Wagerer ist in obbemelter Ordinary Steuerregister mit 1 fl Marktsteuer begriffen Wann aber auf das ganze Jahr anstatt der Trinkgelder wegen hin und Widerbringung der Berichten und gndsten Bevelchen auch allerhand andere gemainen Marktssachen und Schreiben nach Munchen und Straubing und anderen Orten mehr, ihm solche Marktsteuer nachgesehen werden dahero ist diesort wiederumben in Abzug zu bringen 1 fl"

Selbst im Jahre 1713, als er wegen eines Kaminbrandes für 3 Stunden eingesperrt wurde, wird er noch als Bürger und Gerichtsbote bezeichnet.

"Christoph Wagner burger und Ghtspoth alhir umb bey selben der Rauchfang begrunnen, khünftig besser gewahrsamb zesein, nebst ernstlichen verweis zur Straf 3 Stundtlang in den burgerlich gehorsamb geschafft worden."

Zwei Kinder sind von dem Ehepaar in den Kötztinger Matrikeln zu finden, 
Eva Rosina, geboren am 9.3.1676
Maria Ana, geboren am 16.6.1678  
 
Wagner Anna Margaretha verstarb, als Bürgerin und Witwe bezeichnet,   am 26.9.1727. Ihr Mann der Gerichtsbote Christoph Wagner starb ein Jahr vorher, am 15.6.1726.

Wieninger Eva Rosina


Im Jahre 1728 steht die Tochter Eva Rosina Wienigner in den Spitalrechnungen, als sie nach dem Antritt des Erbes ihres Vaters auch die 100 Gulden Grundschuld umschreiben ließ.

"Christophen Wagner hewesten Burger und GhrtPothens alhir, dann Margaretha dessen Eheweib beeden nunmehro seel. hinterlassne Tochter Euphrosina Wieningerin derorthen, ist in erblicher an Nemmung ihres vonn bemelt deren Vatter nachgelassbeb Heusl 100 fl Capital zu besorgen schuldtig worden, welche sye mit Verpfendtung des bemelten Heusls negst dem Weissen Preuhaus ligent, unterm 30. 10bris eiusdem anni ohne verenderung der alten Aufrichtung und briefs dati nemblich versichert und zu heyl: Weinachten zins erlegt 5 fl".
Ähnlich wie ihr Vater bewirbt auch sie sich um das Gladtwasser, einem Abfallprodukt der Bierherstellung, das sie gegen die Bezahlung von mit 30 Kreuzern auch erhält und sie gibt an, dass sie das Bräugeschirr bereits besäße. Mit dem Glad- oder Glegerwasser als Ausgangsprodukt war es möglich  - mit dem Restalkohol -,  Schnaps zu brennen.
Ganze vier Jahre blieb Euphrosina Wieninger die Besitzerin auf dem Haus, dann verkaufte sie es am 21.1.1732 um 300 Gulden an den Kötztinger Brunnen- und Marktzimmermeister Georg Obermayer.

Obermayer Georg und Magdalena Adam


StA Landshut Markt Kötzting P 11
"Kaufsbeschreibung per 300 fl dan 1 Specie Thaller Leykauff

Frau Eva Rosina Wieningerin hochfürstlich Passauerisch verwittibte Hofmusicantin und Cancelistin, dermahlen aber burgerin alhir zu Közting, auf Anweisung und Beystandslaistung Hans Adammen greil, verburgerten Fludermans der orthen, bekhennt und verkaufft auf erlangt obrigleitlichen consens umb mehrers derselben bessern nuzen, und der Gelegenheit willen, wie Kauffrechtens, Sitt und gewohnheit ist, nenanntlichen derselben von Vatter und Muetter beeden nunmehr seelig anererbten und angdachten beystendtners Haus stossente Heusl..."
an "Georg Obermayr burgerlichen prunn: und Marckhtzimmermaister alda umb und 300 fl rechtspactierte Kaufsumma."
Der Käufer musste die bekannten 100 Gulden Grundschuld beim Spital und die hinzugekommenen 30 fl bei der Pfarrkirche übernehmen und die Restsumme innerhalb der nächsten drei Jahre abstottern.
Der Verkäuferin verbliebe "ad dies vitae das hintere Stibl, dann das vorhandtne eingeschlagene Pöttl und unter dem gedachten Stibl das Gewölb"
Das Kötztinger Bürgerrecht - bei Christoph Wagner waren es noch 4 1/2 Gulden - kostete den Zimmermeister nun 8 stolze Gulden.
Ein Heiratseintrag des Paars ist in Kötzting nicht zu finden, daher kennen wir von seiner Ehefrau zunächst nur den Vornamen, Magdalena.
Bereits im November 1732 wird das erste Kind des Paares geboren, ein Sohn, der auf den Namen Johann Georg getauft wird, eine Namenskombination, die noch bei zwei weiterer Geburten und Taufen von Söhnen ge/benutzt wird.
Bei den letzten drei Geburten wird allerdings auch der Geburtsname der Mutter protokolliert und daher wissen wir, dass Magdalena Obermayr eine geborene Adam aus Vorderbuchberg, Pfarrei Neukirchen war.

Der Marktzimmermeister Obermayr


Das Schöne an Bauhandwerkern unter den historischen Hausbesitzern ist, dass wir anhand deren Abrechnungen viele Details oder Kuriositäten von Kötzting erfahren. Hier nun einige Beispiele seiner Leistungen für den Markt Kötzting, manche davon wiederholten sich in kurzen Zeitabständen immer wieder.
Im Jahre 1733 wird er bezahlt, "umb er im Wäzlholz zway grosse Wasserrinnen ausgehaut und selbe zur Stell fahren helffen dann zwischen dennen 2 Hönigwiesen eingelegt auch der gangsteig aldorth und von dem Haus herein gemacht, auf dem Herrnweiher Grässling eingehengt und grosse Stein darauf gericht , Pruckhhölzer abgehaut und im Markt beim Wagner Prunn herauf eingelegt dann die Regenpruckh und das Prechhaus ausgebessert"
Das Wätzlholz ist heute eine Streusiedlung bei Grafenwiesen;  damals aber ein großer Bauernhof mit Waldbesitz und beide befanden sich in Besitz des Marktes Kötzting. Die Honigwiesen lagen links und rechts der Straße zur Hofmark Haus und benötigten - noch heute sind es nasse Wiesen - eine Entwässerung, die auch die Verbindungstraße wohl erst wieder begehbar machte.
Dasselbe gilt für den Gangsteig am Herrenweiher, der schon lange kein Weiher mehr, sondern in eine Wiese umgewandelt worden war. Es wurde wohl so etwas wie ein Knüppeldamm mit Steinschüttung errichtet, um den Kirchenweg passierbar zu erhalten. Das "Prechhaus" befand sich an der heutigen Einmündung der Ziegelgasse in die Jahnstraße.
StA Kötzting MR 1736

"Ausgab auf Verpauen
Georgen Obermayr verburgerten Zimmermaister alhier ist vermög Scheins No: 29 umb ain neu verferttigtes Nachwacbhter Heusl mit einer Capell und Scharschindlen eingedeckht, auch roth angestrichen, bezalt worden 4 fl 30 xr.

Unter diesem "Nachwächterheusl ist vermutlich ein rot angestrichenes Schilderhaus am Ortseingang zu verstehen.
Im Jahre 1740 erhielt er 5 fl 33 xr "von Ausschlagung des Neuen Tachstuhls ufm Obernthor und solches Zimmer neu einzudeckhen"
1741 war wieder einmal die Regenbrücke Reparaturbedürftig und den französischen Truppen - wir sind mitten im Österreichischen Erbfolgekrieg - mussten die Pferdeställe repariert werden, was ganze 12 Tage in Anspruch nahm. Zwei weitere Tage dauerte es, um den Kötztinger Pranger (war am Rathaus) zu reparieren. Der Abbruch und die Erneuerung des Brunnens beim kurfürstlichen Schloss dauerte unter Mithilfe von 2 Gesellen sogar ganze 14 Tage.
1744 war es erneut ein Sammelauftrag, der von Seiten des Marktes abgerechnet wurde: Fast 22 Gulden erhielt er "umb selber die Pferdstallung bei Hans Georg Druckmiller ausgepesert, im Wätzlholz Röhren abgehaut das Wasser aufgezäpft und in das Preuhaus gerichtet, nitweniger die Stög bei dem Hammern Wörth sambt dem Raabenstög neu gemacht der Stög beim Prechhaus repariert die Schlachten bei ersagten Raabenstög von neuen hörgestellt weiter die pruckh ausgepessert dann Pferdtstöhl hin und wieder zuegericht die benötigten Lam zu der Pruckhen gesämbt. 3 neue Stöckhen geschlagen und 4 Endpaumb aufgezogen. Die Stög bei der äussern Saag und Waschpänk ausgestickt."
Aus den Bauaufträgen im Jahre 1746 erfahren wir, dass in diesem Jahre sowohl das Fuggerische Regiment als auch die Truppen des Obristlieutnants Baron Loßen in Kötzting stationiert waren, weil für beide Reiterabteilungen die Pferdeställe repariert werden mussten.
Die beiden Wasserröhren bei den Honigwiesen aus dem Jahre 1733 mussten 1746 bereits wieder vollständig ausgetauscht werden. Andere hölzerne Bauwerke in Kötzting lebten nicht einmal so lange, sondern mussten in einem viel kürzeren Zeitraum ausgetauscht werden, wie man an den Bauleistungen von 1747 im Vergleich zu 1744 erkennen kann:  JG Obermayr erhielt fast 11 Gulden "umb selber die 2 Stög bey der aussern Sag von neuen gemacht, nitweniger das Hammerbrückhl ausgebessert , gleichfalls die Stög negst der Luckhner Wisen gemacht dan auch doe große pruckh repariert die Stög beim Prechhaus wie auch den Raabenstög von neuem gemacht , die benöttigte Lädten gesambte Pröder in die Preuhausschupfen gericht. "
Im Jahre 1750 wurde dem Brunn- und Zimmermeister JG Obermayr bezahlt, dass er " ferers einen Wassergrand neben denen Wasserrehren vor dem obern Thor im Marckht ab dann ausgehaut und ausgeschniden auch diss alles zur stöhl bringen helffen , den Weg von Dampfbach heraufgemacht und die anhänckh auf dem Blaich und Kollanger angehenckht , wie mitunter die Stög beim Frischen und Preuhaus ausgebessert weiters das Prechhaus zuegericht , die Pruckh zweimal repariert, die 2 Stög bei der aeussern Saag 2 mahl von neuem gemacht, wider das Schussheusl mit Scharschindln eingedeckht den Sichbrunn aufgezimmert gleichfahls  zur Machung der Gländter über die Stiegen negst dem Schlossgraben und Pfarrhof die Notturfft verförttigt."
Und wieder - gerade mal 3 Jahre später - waren es dieselben Problemstellen: "von Machung eines neuen Stögs bei dem Brechhaus, dem Ausbesserung der Marckhts pruckh item verfertiggung aines Neuen Stögs uf dem Tampfbach nitweniger eines Pün (=hölzerner Fußboden)  in das Schlaghaus ferners Reparierung Marckhtspruckhen dan in Wätzlholz hergerichte Wasser Röhren eingelegten Grand im Huetthaus , gemachten Röhrenstockh bey den Rhattshaus weitters ab und ausgehauth.
Auch eingelegten Rinnen in die Hönigwiesen  mit Pröder verschlagenen Brechhaus , gesaumbt und eingelegten Lädten zu obiger Tampfbruckh welche hergestellt 2 Pruckhen und gemacht Stögs beyr Saagmühl und endlich auf und zusammen gerichte Waschpänckh."
Eine andere Dauerbaustelle war die Kötztinger Wasserleitung.
1757: JG Obermayr "hat im Winter wegen übermässiger Kälte abgefrorene und wieder aufgezäpfte Wasser, dann vorherige Ausbesserung hinnach aber neu gemacht wegen grossen Regen, auch Gruberbachprückl verschlagung der Fleischbänk , Zuerichtung des Prechhauses, Marktdiener neuerpauthe Stahlung." Und im selben Jahr: "beede Wasserkhar nebmblich bei St. Veith und Esterl mit Gesöllen und Tachwerchern im Wätzlholz das nötigre Holz herrichten und aushauen, alte Khar abbrechen und neue aufsetzen und roth anstreichen.
Einschub:
Aus dieser Bauabrechnung erfahren wir, dass die Kötztinger hölzernen Brunnkörbe rot angestrichen waren...... dies könnte durchaus auch eine giftige Mennigefarbe gewesen sein.
Einschub Ende

Im Jahre 1759 änderte sich die Geschäftsgrundlage für den Brunn- und Zimmermeister Obermayr.
Wolfgang Samuel Luckner, der neue Kammerer, entschied, dass sowohl der Maurer- wie auch der Zimmermeister eine feste Jahresvergütung erhalten sollten und ihre Leistungen nicht mehr im Akkord abrechnen durften. Mit einer "Bestallung" von 18 Gulden steht nun Hans Georg Obermayr ab 1759 in den Kötztinger Jahresrechnungen.

Am 16.10.1761 übergaben Johann Georg Obermayr und seine Frau Magdalena das " von Euchorisina Wieningerin verwitwete Passauerische Hofmusikantin und Cancelistin seel  durch Brief vom  21.01.1732 durch Kauf an sich gebrachte Häusl zwischen Josef Weiss bürgerlichen Bierschenken  Marktlehen und dem bürgerlichen Breuhaus entlegen" an den noch ledigen Sohn Johann Georg Obermayr um 489 Gulden.
Die Übergabe erfolgte ziemlich sicher angesichts der Tatsache, dass der Vater bereits im Sterben lag, denn nur 9 Tage nach der Übergabe, am 25.10.1761 verstarb der Zimmermeister Johann Georg Obermayr.

Johann Georg Obermayr und Pecher Walburga


Ein Jahr nach der Übernahme, am 9.9.1762,  heiratete JG Obermayr, der Sohn,  die Neukirchener Küfertochter Walburga Stecher. Die Verbindung in die "alte" Heimat der Eltern hat vermutlich auch für das neue Eheglück gesorgt. Auch in diesem Falle lagen Freud und Leid eng beieinander. 7 Tage nach der Trauung verstarb die Mutter des Bräutigams, Frau Magdalena Obermayr, und der Bräutigam muss sich nun auch noch mit seinen miterbenden Geschwistern vergleichen, von denen jedes 33 Gulden aus dem Erbe der Mutter erhält.
Nachdem im Markt Kötzting die meisten "Einrichtungen" aus Holz errichtet waren, wiederholen sich auch beim Sohn immer wieder dieselben Arbeiten. Die Brunnen und die Leitungen waren schadhaft und die Brücken und Stege stellten eigentlich immer eine andauernde Gefahr für die Benutzer dar, weil andauernd nur die schlimmsten Schäden beseitigt wurden.
Im Jahre 1766 musste der Marktzimmermeister Obermayr eine Schätzung abgeben über die möglichen Baukosten der Reparatur des "Weissen Bräukellers". Nach einer Kosten/Nutzenanalyse - die Kötztinger tranken vergleichsweise eher weniger das teurere Weißbier - kam die Regierung zum Ergebnis, in Kötzting mit dem Brauen des Weißen Biers aufzuhören und ließ den Weißbierkeller verkaufen. Christoph Kollmaier erwarb diesen und heutzutage ist das Kellergebäude ein Teil der Firma Liebl in der Jahnstraße.
Aus dem Jahre 1768 - am Kötztinger Kötztinger Rathaus wird nun auch kräftig gebaut - kennen wir erneut eine ganze Reihe von Bauleistungen des JG Obermayr.
Mit ganzen 109 Gulden steht er in den Marktrechnungen in diesem Jahr "für die neu erbauende Schiessstatt, dann Rathaus Dächeln 10.000 Legschindeln gemacht, Hammerbrückerl vollkommen neu hergestellt das Galgenbergbrückerl abgetragen, die grosse Regenbruck 2 mal repariert uf dem Dampfbachsteeg aichene Pfosten eingezogen , den Durchlauf beim linkhen Seugenbrunn neu gemacht , das Prechhaus repariert , Wasserkhar und Prunn verschlagen und gedeckt, Feuereimer verfertigt und den Wetterpoden auf dem Rathausthurm neben dem Kupferschmied herstellen helfen und noch mehr...."
Die Schießstatt der Kötztinger Schützen lag auf dem Schussanger, einer kleinen Wörthinsel, die heute Teil der Bebauung rund um den Spitalplatz ist. Die Hammerbrücke lag ungefähr auf Höhe des Kamplmachergasserls und das Galgenbergbrückerl ist nun Teil der - heutigen - großen Regenbrücke.
Damals sagte man "Große Regenbrücke" zu der jetzigen Fußgängerbrücke hinüber zum Spitalplatz.
Der linke Seigenbrunnen lag auf dem Grund des Kronfelderhauses (alte Hausnummer 11) an der heutigen Hauserstraße und von diesem genossen einige Wiesenbesitzer im Bereich des heutigen BRK-Altenheims das tageweise Recht der Wiesenbewässerung.
Die provisorische Reparatur der Schießstätte war wohl nutzlos, denn im drauffolgenden Jahr wurde die ganze Angelegenheit von Grund auf erneuert. Zunächst wurde in Straubing beim Rentamt ein Antrag  wegen der Erneuerung dieser Anlage gestellt. Die "Schiesstatt durch die hiesige bürgerliche Schüzen Kompagnie völlig unbrauchbar" geworden, wurde nun "aus Holz ausgeführt, der Poden gemauert mit aichenen geschwöllen belegt, die nötige Schussmauer und das Zöllerhäusl, Schiesshütten abgeprochen , neu erpaut mit abgehobelte Bröder verschlagen, Fusspoden gepuht und auf das Zimmer einen französischen Tachstuhl. Die Tachung roth die Lisenen aber silbergrau angestrichen".
120 Gulden durfte der Markt dafür ausgeben.
Das - fast vollständig - neu errichtete Rathaus - hier war der Kammerer Luckner die treibende Kraft - erhielt auch einen neuen repräsentativen Brunnen: "dan dem völlig ausgekückten Steinernen WasserKhar beim Rathhaus, item Vermachung der Thür mit aichenen gefälzten Saulen /:damit 
solche mit Flax Ägen wider die Kälte eingedeckt werden könten :/ ferner der Herstellung des Prunns beim Steinpock oder Lanzinger Schusters. " 
Interessant ist hier die besondere Ausbildung des Rathaustürrahmens, die es nun zuließ, dass man diese in der kalten Jahreszeit mit Matten aus Flachs zusätzlich abdichten konnte. Der Begriff "auskücken" bezeichnet die Abdichtung der Fugen mit Rindertalg und Werg, was dem Trinkwasser sicherlich eine besondere Geschmacksnote verlieh. Aus dem Lanzinger Schuster wurde später das Schuhhaus Schödlbauer.
JG Obermayr hatte einen Doppeltitel, er war Brunn- und Marktzimmermeister. Die sich ständig wiederholenden Arbeiten an den Wasserleitungen und das Ausbohren derselben war sicherlich der eher unangenehmere Teil seiner Arbeiten, weil die Holzstangen nicht nur ausgebohrt und aneinander angepasst, sondern auch noch eingegraben werden mussten. 
 Die Auflistung der Reparaturarbeiten an den Brücken und Stegen wäre schier endlos. Hier nur noch ein paar wenige Besonderheiten.
Im Zusammenhang mit einer Art von Runderneuerung des Marktes Kötzting im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts - Wolfgang Samuel Luckner war bei alledem die treibende Kraft - mit dem Neubau des Rathauses und dem Einbau eines "Feuerrequisitenbehältnis" wurde auch der "Pfändterstall" im oberen Tor angepackt mit einer interessanten Begründung, warum man nicht nach dem ursprünglichen Plan vorgegangen ist.

StA Kötzting MR von 1781
"Pfandt Stahl 
Das über diesem Bau die hochgnädige Ratifikation gleichfahls verhanden, ein solches bestätiget, das hiervon fol 44 sub per 39 anliegende Original Schreiben einer chfrtl Hochloblichen Kameral Rentdeputation mit mehrern, und es steht nun noch zu bemerken, das man von Raths wegen, von der anfänglich gemess beiliegenden bis vorgehabt: gänzlicher Maur: und Gewölbung, deswegen abgewichen, weillen sich einestheils der Unkosten ...zu hoch bekloffen, andtern Theils aber die Gewölblung eben icht nicht nothwwendig were  und von dem Pfendter ehenter zur Privatdiensten als 
wahrhafte bestimt pfand gebraucht appliciert werden durfte. Es ist also gemelter pfandstahl wider wie ehevor von Holzwerk mit geschmidnen Pfoschen aufgefiehrt sofort dem Zimmermeister  bezahlt.worden in allem 26 fl 58 xr ."

Am 31.7.1785 kam es zum nächsten Besitzerwechsel. Christian Obermayr, der Sohn und bis dahin noch ein lediger Zimmergeselle, wurde der neue Hausbesitzer. Gerade mal 330 Gulden verlangten die Eltern von ihrem Sohn für das Anwesen. Noch nicht einmal 18 Jahre alt war der Sohn bei der Übernahme und auch hier lagen Freud und Leid eng beieinander, nur wenige Tage nach seiner Übernahme verstarb seine Schwester mit 16 Jahren. Der Vater, JG Obermayr wurde 73 Jahre alt und starb am 22.5.1816. 
Nachdem seine Ehefrau, Walburga Obermayr, 1802 verstorben war, hatte der Witwer erneut geheiratet, diesmal Katharina Druckmüller, eine "ledige Naderin" aus Kötzting.

Christian Obermayr und Greiner Maria Magdalena


Der junge Zimmermeister blieb ganze 10 Jahre noch unverheiratet, ehe er am 28.7.1795 die Viechtacher Wirtstochter Maria Magdalena Greiner zum Traualtar führte, die ihm 100 Gulden an Heiratsgut mitbrachte.
JG Georg Obermayr hatte zwar sein Anwesen bereits an den Sohn übergeben, findet sich jedoch auch danach noch mit vielen Arbeiten in den Marktrechnungen. Möglicherweise war der junge Zimmergeselle zunächst auch auf Wanderschaft, bis er, zurückgekehrt, dann auch das väterliche Gewerbe übernehmen konnte.
Nach dem Ende des alten Kurfürstentums Bayern kam es nicht nur zur Säkularisation der bayerischen Klöster, sondern auch zur - zeitweiligen - Zurückdrängung des Einflusses der katholischen Kirche.
In Kötzting zeigte sich das auch dadurch, dass der Landrichter nunmehr im alten Priorat wohnen und residieren und den jeweilige Pfarrer in einen Teil der Kirchenburg zur Miete abschieben wollte.
HStA München GL Fasc 1820-26

Im Jahre 1804 beschreibt von Pechmann, der damalige Kopf der Abwicklungskommission und spätere Landrichter - der dann Jahre später auch die Wiedereinführung des gerade erst verbotenen Pfingstrittes befürwortete - die alte Wohnung in der Kirchenburg als "wo nicht ganz unzulänglich, doch wenigst äußerst unbequem. Er muss den Actuar und die Schreiber bequartieren, er muß die ganze Registratur in der Amtswohnung haben /: zu welch letzterer wirklich kein glücklicher Platz vorhanden ist:/ welches dem Landrichter von der eneuen Organisation nicht obgelegen ist.... Da nun zudem der Pfarrhof zu allen diesen Bedürfnissen hinlänglich ist: da das Schloß seiner Lage nach bequemer zum Pfarrhofe, überdieß noch eine bequeme Cordonwohnung" vorhanden. So stellt er die Bitte, dass ihm der Pfarrhof (Priorat, nun das Kötztinger Rathaus) als Amtswohnung zugewiesen würde.
Pechmann lässt nun aber dennoch einen Plan der Kirchenburg erstellen, um das ehemalige Schloss den Ansprüchen der neuen Zeit anzupassen.
HStA München GL Fasc 1820-26

Der Maurermeister Hummel und der Zimmermeister Obermayr - von dem mutmaßlich, aufgrund der Handschrift in der Legende des Planes,   der Grundrissplan stammt - erstellen ihre Leistungsverzeichnisse und geben ihre Angebote ab.







HStA München GL Fasc 1820-26 Plan der Kötztinger Kirchenburg von C. Obermayr

Es kam, wie es kommen musste, der Ober sticht den Unter, der Landrichter zog in den ehemaligen Pfarrhof und der Pfarrer mit seinen "Hilfpriestern" durfte sich von nun an mit den alten und feuchten Gemäuern im Schloss herumschlagen und Briefe um Briefe schreiben, um seine Wohnungssituation langsam verbessern zu lassen.
In den beiden Jahren 1801 und 1802 kommt es auch zu einer Umorganisation des Kötztinger Bürgerspitals und erneut sind es die beiden Handwerksmeister Hummel und Obermayr, die diesmal zur Schätzung der Feldgründe des Spitals herangezogen werden.
Der Hintergrund ist vermutlich die Frage, ob es für das Spital und seine Einnahmen nicht besser wäre, die landwirtschaftlichen Grundstücke würden verpachtet, als sie selber zu bewirtschaften.
Hummel und Obermayr müssen den Aufwand für die Bewirtschaftung der Flächen und des Viehbestandes schätzen und die Getreidevorräte, das Stroh und Heu bewerten schätzen.
Anschließend übernimmt Obermayr für 9 Jahre 4 Ackerl, den Zuchtstier und den Zuchteber. Die anderen Feldgründe werden zu Höchstgeboten versteigert und die landwirtschaftlichen Gerätschaften und die Erntevorräte anschließend verkauft.

Kötztings letzter Landrichter und erster Bezirkshauptmann, Carl von Paur, der es sich nach seiner Pensionierung zur Aufgabe gemacht hatte, eine Kötztinger Chronik zu schreiben, die ans Ende der Schuegraf-Chronik anknüpfen sollte, führt Christian Obermayr als 1. Leutnant des Kötztinger Bürgermilitärs auf.
Bei der Erstellung des Häuser- und Rustikalsteuerkatasters im Jahre 1811 finden wir Christian Obermayr noch als Besitzer, wenige Jahre später, war es ihm möglich von dem Haus am Regen in ein Marktlehen am oberen Markte zu wechseln.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27



Fass Nr. 55 St: H: Nro 54  Christian Obermayr  (in Blei: HsNr 57)
Das gemauerte Haus mit Staderl und Stallerl dann einem kleinen Gartl.
Das Ackerl am Dampfbach  (PlNr 437)
Das Ackerl im Kroittl (Schinderbuckel)
Das zweimähdige Wiesfleckl bei der Herrensaag (Beim Lindnerbräu)
Gemeinantheil im Kroitt  (PlNr 1119)
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeinde Gründen
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27

Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl
Noch ein erkauftes Ackerl aus obigen Strohhof=Gründen
Das aus den Klostergründen erkaufte Widumbauer Ackerl
Das aus den Spitalgründen zu Kötzting erkaufte zweimähdige Wiesel bei der Färberwalk (PlNr. 696)


Die Tinte auf dem Katasterbänden war noch nicht ganz trocken, als Christian Obermayr sich mit Erfolg um das Marktlehen des bereits unter Finanzaufsicht stehenden Josef Müller im oberen Markt (alte Hausnummer 135, heute die Veitsapotheke) bewarb. 2900 Gulden beträgt sein Angebot wovon er 1/3 sofort bezahlt und den Rest als 1. Hypothek aufnehmen darf. Da er ansonsten schuldenfrei ist, wird der Kauf von der königlichen Administration genehmigt. Sein Haus in der Müllergasse veräußert er an den Nachbarn, den Bader Nepomuk Schöpperl.

Im Umschreibeheft des H+R-Katasters wird der Verkauf kurz protokolliert.

StA Landshut Rentamt Kötzting B 27
"Christian Obermayr Bürger hat den 16. May 1813 seine Behausung Nr. 54 samt dem Dampfacker an Josef Nepomuk Schöpperl Baader in Kötzting, verkauft, es wird daher dem Obermair das Steuercapital vom Haus per 400 fl und vom Ackerl mit 85 fl ab und dem Schepperl zugeschrieben."
"Den 16. Mai 1813 erkaufte Christian Obermair bürgerlicher Zimmermeister in Kötzting die in Concurs begriffene Joseph Müllerische Marktlehensbehausung in Kötzting, ohne weitere Veränderung.
"

 Nepomuk Schöpperl und Franziska Riederer


800 Gulden muss der Bader für das Obermayrsche Haus bezahlen, 600 Gulden noch im Jahr des Kaufes und danach noch zwei Raten mit jeweils 100 Gulden. Seinen Vater und die Stiefmutter  nahm Christian Obermayr nicht mit hinauf in das Marktlehen. sondern ließ ihnen bis an sein Lebensende zur Wohnung das das "vordere Stübel und Flex" und das "obere Stübel" im Vertrag gutschreiben.
Weiters wurde vereinbart, "dass der Ofenhafen, so wie der Kasten im Flez und der runde Tisch beym Hause verbleiben müssen."
Schon seit dem Beginn der Kötztinger Aufzeichnungen hatte eines der Baderanwesen direkt am Regenfluss gelegen. Dieses Baderhaus war dann im 18. Jahrhundert sogar einmal geteilt worden - das heißt aus einem "drangebauten Zimmer" wurde später ein eigenständiges Haus - und so waren die beiden alten Hausnummern 61 und 62 entstanden. Nun wechselte der Bader einfach die Straßenseite und erhielt, obwohl es sich nach wie vor nur um ein "Haus" handelte, trotzdem etwas mehr an Grund und Boden, als auf der anderen Straßenseite.
Johann Nepomuk Schöpperl selber stammt aus Furth im Wald und hatte am 26.1.1789 die Kötztinger Chirurgentochter Franziska Riederer geheiratet. 
11 Kinder bekam das Paar und alleine vier Töchter wurden nacheinander auf den Namen Maria Franziska getauft, von denen drei im Kleinkindalter verstarben. Franziska Schöpperl, Nepomuks Ehefrau, war eine geprüfte Hebamme in Kötzting, die selber bis ins hohe Alter als Hebamme tätig war und erst mit 75 Jahren am 19.12.1838 in Kötzting verstarb. Schon 9  Jahre vorher hatten es deutlich jüngere Frauen in Kötzting versucht, ihr die Stelle streitig zu machen, der Magistrat Kötzting aber behielt Frau Schöpperl weiterhin im Amt. 
Johann Nepomuk Schöpperl selber war bereits am 7.2.1826 an Nervenfieber verstorben.
Nun also war eine Baderstelle in Kötzting vakant geworden UND es gab eine ledige Badertochter. Sowohl um die Chirurgenstelle als auch um die Hand der Tochter bewarb sich der junge Chirurg Georg Costa, der hervorragende Zeugnisse von der Chirurgischen Schule in Landshut aufweisen konnte.

Georg Costa und Franziska Schöpperl


Chirurg Costa Mp
Im Jahre 1831 jedenfalls kam der junge Chirurg - er selber stammt aus Reichertshausen - nach Kötzting, erwarb am 1.7. das Anwesen von seiner zukünftigen Schwiegermutter um den Betrag von 800 Gulden und heiratete dann erst, am 24.8.1831, die Baderstochter Franziska Schöpperl. Fast 14 Gulden musste Georg Costa für das Kötztinger Bürgerrecht bezahlen.

StA Kötzting AA XVIII Beschlussbuch von 1832
Gleich nach seinem Einstieg in Kötzting bekommt er vom Magistrat einen Beschluss zugestellt, dass er im Bereich der Krankenversorgung nur eine Bezahlung erwarten kann, wenn er vorher vom Magistrat den Auftrag erhalten habe.
"Antrag des Magistrats wegen Entschädigung für Krankenbehandlung des Gg Kosta Chirurgen in Kötzting: Wird dem Kosta eröfnet, daß er künftig, wenn keine besondere Bewilligung des Magistrats vorliegt, sich keine Vergütung mehr vertrösten könne."

Im Jahre 1839 wird Georg Costa auch für die - nun verpflichtende -  Leichenschau eingeteilt.
AA IX-4: "Georg Costa übernimmt die Leichenschau, im Verhinderungsfall dann der Bader Robl. Diese wurde angeordnet, um ein Lebendbegraben zu verhindern."

Sehr bald nach diesem Zeitpunkt wurden im Markt Kötzting die ersten Listen für die "Heimatberechtigten" erstellt und in diesen finden sich zwei weitere Schwestern der jungen Braut.


StA Kötzting AA II/6 Johanna Schöpperl, wohnt bei Chirurg Georg Costa H.N. 57
Nepomuk und Franziska Schöpperl, gewesene Chirurgenseheleute zu Kötzting
Ursprüngliche Heimat durch Geburt
befindet sich als Magd bei Chirurg Costa

StA Kötzting AA II/6 Anna Schöpperl, wohnt bei Chirurg Georg Costa H.N. 57
Nepomuk und Franziska Schöpperl, gewesene Chirurgenseheleute zu Kötzting
Ursprüngliche Heimat durch Geburt
Industrielehrerin, lebt als solche von ihrem Verdienst durch Handarbeit 


Schöpperl Anna war als Industrielehrerin angenommen worden, obwohl der Magistrat von der Notwendigkeit nicht überzeugt war. Unterweisung findet täglich im Anschluss an den Schulunterricht statt. Die Liste der Teilnehmerinnen zeigt jedoch, dass die Kötztinger Bürgerfamilien sehr wohl einen Bedarf sahen, ihre Töchter ausbilden zu lassen. Hier eine Liste der teilnehmenden Schülerinnen.

"Zum Eintritte in die Arbeitsschule haben sich nachstehende Mädchen gemeldet."

.
StA Kötzting AA III/32 von 1834


 Im Jahre 1841 wurde der Urkataster aufgestellt und nun - unter der "richtigen" Hausnummer 57 - finden wir folgende Zusammenstellung.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038

"Hausnummer 57 Georg Costa Chirurg  Ein Haus
Gebäude 
95a Wohnhaus, Stadl und Stallung unter einem dache, Hofraum und Wurzgartl
95b Wurzgärtl
Gemeidetheile vom Jahre 1803
Acker
PlNr. 1102  die Häng im Kroith
PlNr. 1103 auf dem Schinderbuckl
Walzende Grundstücke
PlNr. 793 das kleine Gruberackerl
PlNr. 825 das größere Gruberackerl

Wiese
PlNr. 783 das Gruberwiesl
Walzende Grundstücke
PlNr. 437 das Dampfbachackerl
Wiese
PlNr. 132 Schußanger
Walzende Grundstücke
PlNr. 436 Dampfbachacker an der Schmidmarter
"

Im Jahr drauf wurde ein Mieterkataster erstellt, der uns ein noch genaueres Bild der Gebäudeaufteilung gibt.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5045
"Georg Costa, Chirurg
/:Hauseigenthümer:/
1. Hauptgebäude
Unter der Erde:  1 Keller
I. Stock   2 Wohnzimmer und 1 Kammer
II Stock  dann Hausboden unterm Dach

Nebengebäude
Eine Scheune mit Dreschthenne und Stallung

obige Angabe verbürgt Kötzting am 22. Jänner 1842
Chirurg Costa Mp
" (eigenhändige Unterschrift)

Ein neues Rechtsinstrument wurde in Bayern eingeführt, ein verpflichtendes Vermittlungsamt, das versuchen sollte, Rechtsstreitigkeiten durch einen Vergleich beizulegen, ohne dass es zu einem Prozess kommen musste. Kurzprotokolle solcher Vermittlungsversuche haben sich im Kötztinger Archiv erhalten, obwohl zivilrechtliche Verfahren eigentlich nicht als archivwürdig angesehen werden/wurden.
Hier einige Verfahren, bei denen Georg Costa in irgendeiner Weise beteiligt war, sei es als Kläger, Angeklagter oder nur als Verfahrensbeteiligter.

1840: Klage des Chirurg Costa v K. gegen die Eltern des Anton Fischer Schreinergeselle v K. wegen Kurkosten a 9 fl 42 xr konnte kein Vergleich erzielt werden. 

Oktober 1843: Georg Costa bürgerlicher appr Chirurg u. Geburtshelfer sowie Scribent bei dem hiesigen k. Landgericht, tritt bei dem diesseitigen Vermittlungsamte gegen den Bierbrauerssohn Georg Schrank zu K. deshalb klagbar auf, weil dieser Letztere im Gasthause des bräuenden Bürgers Georg Rötzer am 9. dies Monats Abend in Anwesenheit mehrerer Gäste die Behauptung aufgestellt habe, dass er, Georg Costa, nur gegen Honorierung von Seite der Parteien seine Amtsgeschäfte bei dem k. Landgericht dahier verrichte, und dass er. Schrank. ihm auch einen Kronentaler gebe. wenn er einen mit Josef Dachs. Bauer von Weissenregen. abgeschlossenen Kaufvertrag sogleich auf ihn verbriefe. Diese Behauptung der Bestechlichkeit oder unerlaubter Geschenkannahme könne er Kläger sich durchaus nicht gefallen lassen und stellt die Klage dahin, dass der Beklagte sofort die ausgestossenen Behauptungen zurücknehme, sofort Abbitte leiste, sowie alle entstandenen Kosten bestreite. Georg Schrank bräuender Bürgerssohn v K. der an ihn ergangenen mündlichen Vorladung zufolge persönlich erschienen, erinnert auf vorstehende Klage: Ich will nicht widersprechen, dass ich die von dem Kläger angegebene Behauptung  resp. gemachte Zusicherung eines Geschenkes von einem Kronentaler gegen Georg Costa gemacht habe, muss jedoch den ersteren Klagepunkt in Abrede stellen, dagegen habe ich auch die andere Behauptung nicht injurierend gegen Georg Costa gemeint. sondern solche nur im Spasse ausgestossen. Nachdem unter diesen  Verhältnissen eine gütliche Beilegung der Sache nicht erfolgen konnte so leitet Kläger eine Ausfertigung des Klagsattestes zur Verfolgung seiner Rechte auf dem civilen Rechtswege. 

Georg Costa war also neben seinem Beruf als Bader auch als Schreiber beim Landgericht tätig.
Als im Jahre 1842 wieder einmal die Kötztinger Marktschreiberstelle zu besetzen war, bewarb sich auch Georg Costa um diesen Posten. Nacheinander wurden ihm jedoch zwei andere Bewerber vorgezogen. (AA VIII/31)
Am 6.8.1844, im Alter von gerade mal 34 Jahren und 6 Monaten verstarb der Kötztinger Chirurg Georg Costa. 9 Kinder hatte zu diesem Zeitpunkt sein Frau bereits geboren und mit dem Erstgeborenen, Andreas Costa, geboren am 22.12.1833, war zumindest ein potentieller Nachfolger in Sicht, auch wenn dieser beim Tode des Vaters gerade mal 11 Jahre alt war.

Franziska Costa



"29. Jänner 1846: Josef Wanninger br Bürger zu Kötzting tritt an gegen Franziska Costa, Chirurgenwitwe, und Franz Schaffer, Schuhmacherssohn, von da deshalb klagbar an, weil diese ausgestreut habe, dass er der Witwe Franziska Costa eine Kuh nächtlicher Weile entwenden wollte und bittet die Beklagte, zum Widerruf dieser Injurie anzuhalten Die Beklagten erklären, dass sie durchaus die  fragliche Ausstreuung nicht gemacht haben, indem sie dem Kläger Josef Wanninger als rechtschaffenen Mann kennen, und klären die Sache dadurch auf, dass eines abends als Wanninger die Stillwache hatte bei der Wittwe Franziska Costa die Haustür offen gestanden und ein Einbruch versucht worden sei.  Diese Ehrenerklärung nahm der Kläger an. "

27. Juli 1852: Nachdem Josefa Ritzenberger Häuslerin zu K.  vor einigen Tagen ohne Hinterlassung  ehelicher Leibeserben mit Tod abgegangen ist, erschienen heute der hinterlassene Ehemann Michael Ritzenberger Häusler von hier, dann der aussereheliche  Sohn der defunkten Namens Josef Weber, Bräuknecht von da, und bringen nachstehendes vor:  Nach dem Ehevertrage hat Michael Ritzenberger bei kinderlosen Vorabsterbens seiner Ehefrau Josefa geborene Holzer ihren  vorehelichen Sohn ein Rückfallsgut von 25 fl zu bezahlen.  Nachdem dieser Fall nunmehr eingetreten , bekennt heute Josef Weber das bezeichnete Rückfallgut von seinem Ziehvater Michael Ritzenberger vorgezählt erhalten zu haben und quittiert denselben in bester Form rechtens. Nebenbei bemerkt Michael Ritzenberger dass er mit seinen verlebten Eheweib von der Chirurgenwitwe Franziska Costa ein Ackerl um die Summe von 80 fl aus den bezogenen Alimentengeldern des Josef Weber käuflich erworben habe, welches Grundstück aber noch nicht verbrieft ist. Um allsfallsige Irrungen vorzubeugen, erklärt sofort Michael Ritzenberger, dass Josef Weber auf das bezeichnete Ackerl Eigentumsansprüche zustehen sollen oder im Falle solches bei dem Anwesen verbleiben würde, müsste dann Josef Weber die zum Ankauf verwendeten 80 Gulden wieder zurückerstattet werden., die dem sogenannten Stiefsohn als Elterngut dienen sollen. 

Sieben Kinder hatte die junge Witwe zu versorgen. Der obige Verkauf eines Grundstücks diente vermutlich dazu, der Familie finanziell etwas Luft zu verschaffen und  Andreas, der Älteste, schlägt als erster der Buben die Berufslaufbahn seines Vaters ein. Nun aber versucht auch noch ein anderer Bader in Kötzting Fuß zu fassen und Franziska Costa protestiert im Jahre 1853 gegen diese Ansiedlung:
Der Sohn des ehemaligen Baders Robel, Johann, ist Bader in Langenerling bei Stadtamhof und möchte die Stelle seines verstorbenen Bruders Josef Robel übertragen bekommen. Die Witwe Costa Franziska protestiert heftig auch in Schreiben an die Regierung; zwei Bader an einem Ort würden nichts zu verdienen haben. Ihr Sohn habe inzwischen die Approbation erhalten und sie habe noch viele unversorgte Kinder. Trotz aller Proteste wird die Bitte des Robel Johann genehmigt.


Andreas Costa und Anna Schnitzbauer



Am 6. August 1860 übergibt die Bürgerin und Chirurgenswitwe Franziska Costa ihr Anwesen und die Baderskonzession an den Sohn Andreas um 2000 Gulden.

StA Landshut Rep 166N-12 Nachlassakten Schachtel 24 Nr. 73
Den Übergabevertrag unterzeichnete der damalige Landrichter Carl von Paur, die Witwe Franziska Costa zusammen mit ihrem Beistand, dem Goldarbeiter Josef Leszkier, und die drei männlichen Mitglieder der Costa-Familie Alois, Xaver und Andreas Costa.
Am 13.11.1860 heiratete der Badersohn Andreas Costa die Nagelschmiedtochter Anna Schnitzbauer aus Zwiesel. Zwischen 1861 und 1880 bekamen die beiden insgesamt 12 Kinder, von denen alleine 5 im Kleinkindesalter starben.
Im Kötztinger Gewerberegister stand Andreas Costa mit einer interessanten Kombination, als Bader und Lohnkutscher.

StA Kötzting AA X 22

" Oktober 20. 1869 Costa Andrä, Bader und Lohnkutscher in Kötzting
Hat bisher nur einspännig die Lohnkutscherei ausgeübt, und übt von nun die Lohnkutscherei mit 2 Pferden aus. Als Bader besteuert lt A. A. Costa"

In den 1860er Jahren hatte Andreas Costa gleich zwei Mal um sein Fahrtrecht zu kämpfen, bei der damaligen kleinzelligen Fluraufteilung waren Hinterlieger immer drauf angewiesen, durch fremde Grundstücke fahren zu müssen, was dem Eigener nicht immer gefiel.

6. Juni 1864: Andrä Costa von hier erklärt: heute hat mir die Färberswitwe Holzapfel durch ihren Knecht sagen lassen, ich solle in mein Ackerl Pl Nr 793 die Fahrt nicht mehr durch ihr Feld nehmen. Ich und meine Vorfahren sind aber seit vielen Jahren über das Färberfeld gefahren, was Zeugen bestätigen werden, auch der Plan weist diese Fahrt nach. Ich bitte die Holzapfel Witwe zu vernehmen,  aus welcher Veranlassung sie die Fahrt verbieten will. Franz Müllers Ehefrau bringt gleiche Beschwerde wie Costa vor. 15. Juni 1864:----Die Holzapfelwitwe erklärt auf die Beschwerde des Costa und des Müllers Ehefrau, dass durch ihren Acker nie die Fahrt für das Ackerl vom Costa und Müller gegangen ist. Costa und Müller haben die Fahrt durch den Gruberbach. Ich will die Sache auf dem Rechtswege verfolgt wissen. 

16. November 1865: Andrä Costa von hier gibt zu Protokoll: Ich besitze das Fahrtrecht auf mein Gruberackerl über den unteren Galgenbergerweg zwischen Holzapfelacker und den hier anstossenden Ackerln.   Frau Haas verweigert mir das Fahrtrecht und liess die Fahrt durch Steine verrichten. Seit 29 Jahren besteht mein Fahrtrecht und ich lasse mir dieses Recht nicht nehmen. Sollte Frau Haas die frühere Fahrt nicht eröffnen, so bitte ich um Ausfertigung des Klagszeugnisses.

Im Jahre 1874 stellte Andreas Costa einen ersten Antrag zum Umbau seines Stadels, aus welchem im Laufe der Jahrzehnte zunächst eine kleine Nebenwohnung und später ein eigenständiges Haus werden sollte.
Hier der erste Bauplan von 1874:



Als Franziska Costa mit 73 Jahren am 18.7.1881 - allerdings in Hausnummer 45 -  an Lungenlähmung verstarb, waren in der Liste ihrer Kinder und Erben gleich drei Bader verzeichnet.
Nachkommen der Franziska Costa:
"Andreas Costa appr. Bader dahier
Alois Costa appr. Bader in Untergriesbach
Wolfgang Costa appr. Bader in Furth
Albert Costa Postasistent in München
Margaretha verehelichte Grotz in Furth"

Franz Xaver Costa, ein weiterer Bruder, der als Badergehilfe die Kötztinger Flößertochter Franziska Schröder geheiratet hatte, war zum Todeszeitpunkt seiner Mutter selber bereits verstorben und die wenigen Habseligkeiten, die seine Mutter hinterlassen hatte, gingen zu gleichen Teilen an die Schwester Margaretha und an seine Witwe, die im Kötztinger Armenhaus unterkommen musste. 
Die Xaver-Costa-Linie wird später das Haus an der Blaibacherstraße erbauen, das neben dem alten Röhrlkeller - später die Landpolizeistation und nun ein Mehrfamilienhaus - heute noch bewohnt ist. 

Im Jahr drauf - 1882 - stellte Andreas Costa einen Antrag zum Bau eines neuen Stadels. Vor allem der Lageplan gibt uns einen guten Hinweis auf die damaligen Verhältnisse.
 



Erklärung der Situation
a Bauplatz zur Versetzung
b Jetziger Stadel von Holz mit Schindeldach der abgebrochen wird.
c Wohnhaus und Stallung des Bauherrn
d Hofraum und Garten desselben
e Gebäulichkeiten der A Maria Pritzl
f Wiese derselben
g Comunbräuhaus
h Wohnhaus des Joh. Kuchler
i Werkstätte desselben
k Wohn und Nebengeb. des Jos Brädl

13 Jahre später reichte er einen Bauplan ein, um in den damals neu erbauten Stadel eine Wohnung einzubauen, und legte damit die Grundlage für eine spätere Aufteilung des Anwesens.

Rep 162-8  Sch. 22 Nr. 3300 Costa Bader









Vermutlich hatte Andreas Costa seine Befugnisse als Bader überschritten und war dem Amtsarzt bereits unangenehm aufgefallen, denn, nach einer "amtsärztlichen Visitation der hiesigen Apotheke", wurde ein vom Bader Andreas Costa ausgestelltes Rezept "vom Rezepttische weg confisziert" und dem Bader Andreas Costa ein "ernster Verweis wegen Überschreitung seiner Befugnisse erteilt". Im Wiederholungsfalle würde ihm die "Leichenschau" entzogen.
Im Jahre 1901 hatte Andreas Costa sein Gewerbe an seinen Sohn Johann Georg übergeben, er selber verstarb im Alter von 80 Jahren am 23.1.1912 im Hause 57 1/2.
Als seine Erben wurden folgende Kinder angegeben:

1. Theres Kerscher Lederersehefrau in Kötzting
2. Fanny Schäffler Schulhausmeistersgattin in München
3. Alois Costa Säger in Kufstein


4. Oberleitner Emma Kutscherswitwe in München
5. Johann Costa Bader hier
6. Schirzer Anna Viktualienhändlerin in München

Ein anderer Sohn, Josef Costa, war im Jahre 1895 bei einem Streit erstochen worden.

Aus der Further Tageszeitung: "Der Bayerische Wald" von 1895



KA vom 27.1.1912

Am 3. Februar sollte die Testamentseröffnung sein, zu der sich jedoch Therese Kerscher - aus gewissen Gründen, wie sie schreibt - entschuldigen bzw. vertreten ließ.
Am 1.3.1910 hatte Andreas Costa zwei Zeugen seines Vertrauens - den Privatier Josef Rabl und den Musiker Xaver Mühlbauer - benannt und in deren Beisein im Kötztinger Notariat ein von ihm selbst verfasstes, offenes Schriftstück als sein Testament überreicht.
Darinnen setzt er die Kinder des Johann und Maria Costa ein, letztere eine geborene Fischer.
Allen anderen Kindern gibt er als Vatergut jeweils 200 Mark.
Testamentsunterschrift 
Bei der Testamentseröffnung erklärt der anwesende Sohn Johann Costa, dass seine Frau, Maria, geb. Fischer, am 19.7.1910 verstorben ist, und aus dieser Ehe vier noch minderjährige Kinder existierten: Maria, Anna, Johann und Kreszenz.
Das Anwesen Hausnummer 57 habe er von seinem Vater übergeben erhalten mit einer darauf ruhenden Grundschuld von 5000 Mark.
Eine Summe in Höhe von 910 Mark sei noch bei der Zentralsterbekasse anliegend. Die Höhe der Beerdigungskosten könne er nicht benennen, da seine Schwester, Therese Kerscher die Abrechnungen in Händen halte.

Johann Costa bei der Testamentseröffnung.

Vermutlich nur deshalb, weil es in diesem Nachlassfall Streitigkeiten über die Beerdigungskosten und die Sterbekasse gegeben hatte, haben sich die Belege der Beerdigung von Andreas Costa erhalten, die uns einen seltenen Einblick in solch eine Beerdigung im Jahre 1912 geben. 
"Rechnung für den verstorbenen Andreas Costa
An die Leichenbitterin bezahlt 4 M
2 Stk Kerzen 1 M
Verschiedene Ausgaben beim Versehen und der Leiche 5 M

Vom 1.Febr. 1911 bis 2. Jan. 1912 an Beiträge zum Bader Sterbeverein an Kassier Zechner in Landshut bezahlt  34 M 50 Pfg
Posteinlieferungsscheine liegen bei
Theres Kerscher

Quittung über 14 M
Vierzehn Mark welchen Betrag ich Unterzeichneter für Grabmachen Tragen Transport überwachen der Kerzen u. Grabeinfassung wegthun richtig erhalten hat.
quitiert
Kötzting den 5. Februar 1912 Totengräber Johann Kalb
Dr. Weber erhält für die Ausstellung von 2 Totenscheinen insgesamt 1 Mark 50 Pfennige.
4,64 Mark kosten zusammen das Sargkissen, das Leichentuch, Kreuzflor und Band
12 Mark erhielt der Schreiner Josef Rosenhammer für den Sarg
Der Leichtrunk bei Karl Dreger umfasste
49 Liter Bier  (der Liter Bier kostete damals also 20 Pfennige)
eine unbekannte Menge an Ziggarren
11 Positionen Essen und 5 Portionen Kaffee. Wenn man von den Essensportionen auf die Teilnehmerzahl schließen möchte/oder überhaupt kann, dann war das eher ein Trink- als ein Essensereignis.


7 Mark bekam die Leichenfrau für Dienstleistungen bei der Leiche des Herrn Andreas Costa

2.80 M erhielt Franz Liebl - der Lebzelter - für 2 Stk Kerzen und 2 Wachsstöcke

Haas Anton, der Schlosser, bekam 1,25 M für ein Kreuzkranzl und ein Sträußl

Johann Kauer, der Musikführer, quittierte für 30 Mark, für die Leichenmusik des verstorbenen Andreas Costa.
Kammern den 26. Januar 1912
Die Leichen- und Friedhofsverwaltung erhielt für die Beerdigung 11 Mark
Und am Ende mussten an die Druckerei Vitus Oexler noch für die 250 Sterbebilder und die Danksagung im Kötztinger Anzeiger 10 Mark bezahlt werden.

KA vom 27.1.1912


Von Alois Costa, den bei Kufstein arbeitenden Sohn, findet sich ein interessanter Schriftwechsel in den Nachlassakten seines Vaters.
Andreas Costa, der offensichtlich in eine Bader-Sterbeversicherung einzahlte, war mit einigen Beiträgen in Rückstand gekommen und hatte sich,  um nicht sämtliche Ansprüche aus der Versicherung zu verlieren, 4 Jahre vor seinem Tod an seinen Sohn gewandt, dass dieser ihm finanziell unter die Arme greife.

"Anweisung
Alois Costa bestätige ich hiermit daß er mir unter heutigem Datum 20 M /:Zwanzig Mark:/ geliehen hat welcher Betrag nebst 4 % Verzinsung nach meinem Tod von der Sterbsversicherungssumme an ihn zurückgezahlt wird.
Kötzting am 1.Nov. 1908 
Andreas Costa

Mein Lieber
Aus Anerl ihrer Karte ersah ich, das du wegen nicht Berichtigung des Empfangenen ungehalten bist, Ich hab der Mesl(?) Auftrag gegen solches zu tun aber es scheint der Flittermacher wegen in Vergessenheit gekomen zu sein.
Ich hab dir nun wie oben einen verweis auf 20 M ausgestellt, damit du nicht so viele Zettel brauchst. Das Geld kannst schicken wen du willst. Noch möchte ich dir den Auftrag geben, wenn du Gelegenheit hast der Frau Schürger unter 4 Augen zu sagen, daß ich in der Angelegenheit der Sterbsfallversicherung, seitdem ihre Anna hier war die mir damals eine xxxx einhändigte, gänzlich in Vergessenheit gekommen bin.
Ich würde nicht betteln, wenn meine Verhältnisse mich nicht drängen würden, aber wenn ich nicht zale, werde ich ausgeschlossen, und ist jeder Anspruch dan verloren.
Es ist in eurem eigenen Interesse, das fortbezalt wird, die längste Zeit wird es wohl schon gedauert haben
Mit herzlichen grüßen an Alle dein "nähr-Vater  Costa"

Alois Costa, der im Oberbayerischen arbeitete, entschied sich jedenfalls nach dem Tode seines Vaters dafür, nach Kötzting zurückzukehren.



München den 15. Febr 1912
Erklärung
Ich erkläre mich hiermit einverstanden, daß mein Schwager Christoph Kerscher Lederer in Kötzting den Betrag von 20 Mark welche ich meinem Vater A Costa geliehen habe, vom kgl Amtsgericht Kötzting für mich einheben darf.
Bemerke zugleich, daß mir mein Vater die Taschenuhr samt Kette nebst den Ohrringen schin bei Lebzeiten geschenkt hat. Sollte daß nicht glaubwürdig erscheinen, so kann ich jederzeit meine Schwester Fany als Zeuge bringen, weil sie noch am Todtbett von meinen

Vater stand
Alois Costa
Säger
zurzeit in München

"Liebe Schwester und Schwager
Theile dir in Kürze Mit daß ich in Aschenthal ausgetretten bin und nächste Woche so in Kötzting eintreffen werde. Hier in München sieht es eben auch sehr schlecht aus mit Arbeit. Da bleibe ich lieber in Kötzting, den da kämme man von Federn auf Stroh.
Alles nähere mündlich
Es grüßt Euch Bruder und Schwager
Alois
"
Eine ganz spezielle Kötztinger Kostbarkeit befindet sich unter den wenigen Habseligkeiten, die Andreas Costa seinen Kindern hinterlassen hatte, sein Pfingstkranzl. Im Jahre 1854 war Andreas Costa zusammen mit Fanny Kollmaier das Kötztinger Pfingstbrautpaar gewesen und hatte sein Kranzl offensichtlich hoch in Ehren gehalten.

 

50 Jahre nach seine Ehrentag, am Pfingstmontag 1904, findet sich folgende Notiz im Kötztinger Anzeiger:  „Herr Andreas Costa, Bader und Chirurg von hier, welcher vor 50 Jahren mit dem goldenen Kränzchen ausgezeichnet wurde, feierte trotz seines Alters die Wiederkehr seines Ehrentages durch Beteiligung am Pfingstritte“.



Hier rot eingerahmt: "Das Pfingstkränzchen des verstorbenen Andreas Costa 50 Mark"



Johann Costa und Maria Fischer


Bereits im Jahre 1901 hatte Andreas Costa, wie oben angegeben, sein Anwesen und sein "Badergeschäft" an seinen Sohn Johann Georg Costa übergeben, was er auch dem Kötztinger Magistrat anzeigte.
Im Jahre 1900 schreibt der Vater an das Bezirksamt: "Da mein Sohn Johann Costa unterm 7ten Jäner l J nach München abreiste, um den heurigen Bader-Curs mitzumachen, habe ich an dessen Stelle den Badergehilfen Josef Liebl aus Cham in Condition genommen, was ich hiermit zur Anzeige bringe."
Vermutlich nach Abschluss dieses Kurses und der erfolgten Prüfung war es dann soweit, der Vater konnte zurücktreten und der Sohn übernahm.
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 3202 Costa Bader

"Verehrlicher Magistrat Kötzting
Hiermit zeige ich an daß ich mein reales Badergeschäft an meinen Sohn, den approbierten Bader Joh. Georg Costa abgetretten habe.
Demzufolge ist der Titel "approbierter Bader" für meine Person unnöthig, weßhalb ich denselben unbeschadet weiterer Ausübung der Heilkunde, welche nach dem deutschen Reichsgesetze ieden Menschen frei gegeben ist, hiermit freiwillig niederlege.
Kötzting den 28ten September 1901
Vorgelegt mit Approbationszeugnis dem kgl Bezirksamt Kötzting
Johann Georg Costa ist am 26. September 1878 zu Kötzting geboren.
Am 3. Dezember 1901
Magistrat Kötzting
Drunkenpolz.

 
Es steht zu vermuten, dass Johann Georgs wesentlich älterer Bruder,  Andreas Costa, geboren 1862, eigentlich zum Nachfolger seines Vaters ausersehen gewesen war. In den Unterlagen des damaligen Bezirksamtes findet sich ein Gesuch des Badergesellen Andreas Costa, von einer Vorprüfung befreit zu werden.
Er führt an, dass er - geboren am 15.6.1862 - bereits seit dem Jahre 1877 - also mit 15 Jahren - durchgehend bei seinem Vater beschäftigt gewesen war. Diese Zeit wäre nur durch seine 2-jährige Militärzeit unterbrochen worden, während der er bei der Sanitätskompagnie des Klg. 1. Trainbataillons gedient habe. Seinem Antrag wurde entsprochen. Leider verstarb der junge Bader Andreas Costa bereits mit 34 Jahren am 25 Juni 1896. 11 Jahre vorher war er Kötztings Pfingstbräutigam gewesen, an der Seite von Maria Lukas.

DIA-Repro 698 eines der frühesten Fotos, die wir von unseren Pfingstbrautpaaren besitzen.
Maria Lukas und Andreas Costa, die Brautführer sind nicht überliedert.

Es gibt eine Zeichnung, die der Kötztinger Maler Otto Hamsa von Andreas Costa angefertigt hat, vermutlich hat er "post mortem" das Bild nach einer Fotografie gemacht.
DIA-Repro 3284: Otto Hamsa: Bild des Baders Andreas Costa

 Von Andreas Costa hat sich sogar eine gedruckte Grabrede erhalten:

Sammlung Arbeitskreis Sterbebilder und Grabreden





Nun, nach dem Tode des Andreas, musste der sehr viel jüngere Bruder Hans in die Fußstapfen seines Vaters treten und die Familientradition weiterführen.
Im Stadtarchiv Kötzting findet sich eine Art von Baderordnung, in der für die Bader und Friseure die Sonntagsarbeit geregelt ist. Bis 2 Uhr nachmittags duften diese arbeiten und in Kötzting waren 3 Bader und Friseure damals gemeldet: der Bader August Hofner, der Bader Johann Costa und der Friseur Krämer Konrad.


Xaver Costa

Mit der Erbverteilung nach dem Tode des Vaters, Andreas Costa, wird es kompliziert, was die Besitzverhältnisse in der heutigen Jahnstraße angeht, dies umso mehr, als es mit jeder Generation zusätzlich noch weitere Mitglieder der Familie gibt, die in Kötzting sich Häuser bauen.
Es ist hier sicherlich nicht Aufgabe, zusätzlich auch noch die einzelnen weiteren Familienzweige der Großfamilie-Costa herauszuarbeiten. Die Teile der Familie jedoch, die hier bereits eine Rolle gespielt haben, sollen zumindest in der weiteren Entwicklung angerissen werden.
Die Nachkommen von Xaver Costa  - zunächst Franz Costa - bauten sich später ihr Haus in der Bahnhofstraße.
StA Landshut: Rep 162-8  Sch. 23 Nr. 3406 PlNr 1059 Baugesuch des Tagelöhners Franz Costa im Jahre 1905




 
Foto Pongratz: Juni 2023










Johann Costa

Johann Costa - DER Costa Bader und Nachfolger seines Vaters - baute sich im Jahre 1925 in der Schattenau, fast ganz unten am Dampfbach, mitten hinein in die grüne Wiese ein schmuckes Häuschen.
 
Ausschnitt aus: Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01

Dort in diesem, damals leicht abgelegenen, Haus im Grünen hatte 1936 sein Sohn, ebenfalls Sohn Hans Costa seine Bewirtung als Pfingstbräutigam abgehalten.



DIA-Repro 894 Pfingstbräutigam 1936 Hans Costa, der Sohn - sitzend Mitte - , im Garten in der Schattenau

DIA-Repro 896 Burschenzug 1936 herauf von der Schattenau

 
Doch zuerst zurück zum Vater, Johann Costa.
Dieser hatte am 4.2.1903 Frau Maria Fischer aus Heitzenzell geheiratet und auch bereits 2 Wochen vorher einen Ehevertrag abgeschlossen.
Es "scheint" so zu sein, dass Andreas zwar sein reales Badergewerbe auf den Sohn Johann übertragen hatte, dieser aber bereits 1910 in einem anderen Hause praktiziert hatte/musste, nämlich im Hause mit der alten Hausnummer 108.
Dies könnte vor allem daran gelegen haben, dass es schon vorher, am 4.6. 1910, zu einer Zwangsversteigerung des Hauses gekommen war.
Bei Tode von Johanns Ehefrau Maria, geborene Fischer, heißt es in der Todesanzeige, dass diese im Hause Nr. 108 verstorben ist.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 50 Nr. 50 von 1910 Hanr 108 Costa Maria

Costa Maria - 28 Jahre - Badersehefrau - verheiratet - 15. Juli 1910 - Kötzting - Hs.No. 108
5 Kinder hatte das Paar bekommen, darunter auch Hans Costa, den späteren Pfingstbräutigam und Burschenvorstand, von dessen Beerdigung wir sehr viele Bilder haben..
Foto Josef Barth: Danke an Frau Kretschmer für die Namen: v.l. aber rechts vom Kreuz: hinten Oexler Franz und Josef Kerscher dann vorne Wieser Heinerl, Max Januel und Xaver Huber (hinter Kreuz verdeckt)


Foto Josef Barth: Als die Sargträger fungieren Pfingstbräutigamme.
Trauerzug für Hans Costa
Vorne links Franz Rabl und vor dem Kreuz Sperl Schorsch
Priester: Pater Augustin, Sargträger von vorne Huber Xaver und Greß Georg




Am 14.2.1911 wiederverheiratete sich Johann Costa, diesmal war Katharina Geiger aus Wiesing seine Braut, die damit ebenfalls aus einer Gegend stammt, wie seine erste Ehefrau.
 

Kerscher Christoph und Therese Costa



Schaut man in die Grundsteuerkataster, so ergibt sich folgendes Bild:
Grundsteuerkataster 1860 mit Umschreibungen:
StA Landshut Grundsteuerkataster 5047
Costa Franziska
Costa Andreas
Costa Johann und Maria
Kerscher Christoph 

Wie oben beim Wechsel des Hans Costa auf die Hausnummer 108 bereits erwähnt, kam es im Jahre 1910 zu einer Zwangsversteigerung des Anwesens.

StA Kötzting Familienbögen Buchstabe "C", Costa Johann.

In die Vorbereitung für die Zwangsversteigerung des Anwesens - nominell in Besitz des Johann Costa - flossen auch die Ansprüche der Kreditgeber ein, unter anderem auch von Schwester und Schwager Kerscher. Als die Bieteruntergrenze wurde jedoch nur die Hauptkreditsumme von der Vereinsbank angegeben.
Die Zwangsversteigerung führt zu einer Aufteilung des Anwesens, nun in die Nummern 57 und 57 1/2 wobei Christoph Kerscher das kleinere "Rückgebäude" und Brandl Johann und Johanna das ursprüngliche - vordere - Haus erwarben. Deren Anteil ging dann im Zuge einer erneuten Zwangsversteigerung an Albert Sedlmeier über, siehe weiter unten.

In den anschließenden Umschreibeheften der Katasterbände stellt sich die Besitzerfolge des Hauses 57 1/2 so dar:
Zunächst hatte Kerscher Christoph das Anwesen gekauft und danach traten nacheinander seine Witwe Therese und anschließend deren Sohn August im Wege der Erbfolge den Besitz an.
Als auch dieser verstarb, ging der Besitz - erneut im Wege der Erbfolge auf Alois Costa über, dem Onkel des letzten Besitzers und Bruder der Witwe Therese.


In einem Mieterkataster - entstanden nach 1911 - kann man erkennen, wie viele Parteien zu der Zeit tatsächlich in dem kleinen Haus wohnten - wobei zu diesem Zeitpunkt das ursprüngliche Anwesen bereits in zwei einzelne Häuser aufgeteilt worden war.
Hier die Verhältnisse im Hause 57 1/2
 

StA Landshut Grundsteuerkataster 5058 Mieterfassion 1911-1936
Kerscher Christof, Hausbesitzer. Nebengebäude, Parterre und I. Stock HsNr. 57 1/2, Speicher
Mühlbauer Josef, Nachtwächter, Hauptgebäude Parterre Hs. Nr. 57 Keller und Speicherteil
Parzinger Josef Taglöhner, Hauptgebäude Hausnummer 57
Schröder Anna, Taglöhnerin, Hauptgebäude Hausnummer 57
Clement Maria, Taglöhnerin, Hauptgebäude Hausnummer 57
Geiger Franziska, Taglöhnerin  Nebengebäude Parterre HsNo 57 1/2 , Speicherteil




Costa Alois und Veronika Betz


Alois Costa, ein weiterer Sohn von Andreas Costa, hatte ja seinen Wechsel aus dem Oberbayerischen, heim nach Kötzting, bereits per Brief angekündigt.  
Im Grundsteuerkataster von 1911 heißt es kurz:

StA Landshut Grundsteuerkataster 5052

Kerscher Christof
Kerscher Therese, August
Kerscher August und Costa Alois
Costa Alois und Veronika

Von Alois Costa habe wir im Stadtarchiv sogar seinen Militärpass und einige Arbeitszeugnisse:
Militärpaß des Armierungssoldaten Costa Alois

Alois Costa war an der Westfront und dort zunächst in Flandern und im Artois eingesetzt.

Sein Einsatz an der Westfront - Marne, Maas - ging bis zum Kriegsende im November 1918

Heimatschein -  die Zusicherung einer Art von Basis- Sozial-Versicherung der Marktgemeinde Kötzting aus dem Jahre 1903. Mit diesem Schein konnte er sich in anderen Orten um eine Arbeit/Anstellung bemühen. 
Bei Josef Amberger - Marktmüller von Kötzting -  war er von 1904 bis 1907 als Säger in Arbeit, der ihm dann ein gutes Arbeitszeugnis ausstellte.


Arbeitszeugnis der Fa. König aus Aschenthal bei Kufstein in Tirol. Dort war er 1912 als "Kreisfourniersäger" in Arbeit


Alois Costa hatte zwar sein Kommen nach Kötzting im Nachgang der Nachlassverhandlung seiner Mutter angekündigt, taucht aber hier zunächst erst in den Akten auf, als ihm 1922 das kleine Haus in der Jahnstraße als Erbe seines Neffen August Kerscher zufällt.
Im selben Jahr, am 31.5.1822, heiratete er die "Rentenempfängerin" Betz Veronika, eine Häuslerstochter aus Hohenwarth. 

DIA-Repro 2595 Haus des Costa Alois (Costa Bumps) in der Jahnstraße

 
Foto Pongratz: Juni 2023




Familie Costa (Bumps) um 1938 Veronika 1876-1960, und Alois 1880 bis1969 mit angenommenem Sohn Alois (Huber) 1930 bis 2006, vor dem Haus Jahnstraße


DIA-Repro 3287 Das Ehepaar Costa vermutlich aufgenommen bei der Silberhochzeit.


DIA-Repro 2597 Frau Veronika Costa




Huber Albert Alois


Alois Costa und seine Frau hatten Alois Huber an Kindesstatt angenommen und auf ihn auch den Hausnamen "Costa-Bumbs" übertragen.

PfA Kötzting Band 41 Geburtseintrag für Albert Alois Huber
Seine Taufpatin ist hier bereits seine spätere Ziehmutter Veronika Costa, Hausbesitzerin von Kötzting.

Von Familie Stettner, Ingolstadt, den heutigen Besitzern des Hauses, haben wir eine kleine Sammlung an Unterlagen für das Stadtarchiv erhalten, darunter auch ein Schulzeugnis des 14 jährigen Buben, Albert Alois Huber.
StA 325-32 Sammlung Stettner: Sein Klassenlehrer war Herr Mieleitner.





DIA-Repro 2598 Huber Alois aka Costa-Bumps an der Mauer des Bezirksamtes.

Am 31.1.1955 übertrugen Alois und Veronika Costa ihr Haus - 57 1/2 -  an den Pflegesohn Alois Huber



Das "Vorderhaus"  alte Hausnummer 57:


Sedlmeier Albert und Danzer Barbara
Im Umschreibeheft - ab 1911 -  findet sich noch eine Besitzerfamilie Brandl, die wohl 1910 bei der Zwangsversteigerung, bei der das Anwesen aufgeteilt worden war, den Zuschlag erhalten haben.
Im Jahre 1915 ist jedoch Albert Sedlmeier eingetragen, der das Haus in dem Jahr ersteigert hat.
Nun also kommt ein Name ins Spiel, unter welchem viele Kötztinger das vordere des nun zweigeteilten Hauses kennen: " bei der Sedlmeierin".
Albert Sedlmeier ist bereits seit dem Jahre 1897 als Krämer in Kötzting, da es aus diesem Zeitraum einen Schriftwechsel mit seiner Heimatgemeinde Illkofen gibt, bei dem es um sein Heimatrecht geht.
Illkofen beruft sich auf die Gesetzeslage und möchte Sedlmeier aus seinem Schutzbereich entlassen - das er ja nun in Kötzting wohne und arbeite -.
StA Kötzting 024 Familienbögen Buchstabe "S" für Sedlmeier Albert

Kötzting ist "not amused" und fordert die Gemeindeverwaltung von Illkofen auf - binnen einer Frist von 3 Tagen - auf Kötztings Beschwerde zu reagieren  und ihren Antrag zurückzunehmen, andernfalls sie beim königlichen Bezirksamt Regensburg weitere Schritte einreichen würden.
StA Kötzting 024 Familienbögen Buchstabe "S" für Sedlmeier Albert





Von der Familie Sedlmeier wissen wir nur sehr wenig. Aus dem Umschreibeheft kann man ersehen, dass im Jahre 1930 die Witwe Babette (Barbara) den alleinigen Besitz in Folge der Gütergemeinschaft angetreten hatte und diesen danach an den Sohn und die Schwiegertochter übertragen hatte.  

Sedlmeier Anton und Bergbauer Berta


Im Jahre 1957 erschien ein Bericht in der Kötztinger Zeitung über eine Sommer-Hitzewelle und darin sind die beiden Häuser schön zu erkennen.
Der Krämer Albert Sedlmeier war aus Stadteschenbach zugezogen und sein Sohn Anton hatte am 29.8.1921 die Blaibacher Schneidertochter Berta Bergbauer geheiratet.




KÖZ vom Juli 1957: links zunächst das Lebensmittelgeschäft der Berta Sedlmeier - danach das Haus des Costa(Bums) - und im Hintergrund das Kommunbräuhaus.

Frau Berta Sedlmeier, ein eifriges Mitglied des Kötztinger Trachtenvereins von Anfang an, führte später ihren kleinen Lebensmittelladen  mit angeschlossenem Hinterzimmer, welches in Kötzting nicht nur wegen der dortigen Kartenspieler einen äußerst zweifelhaften Ruf genoss.........lang, lang ist´s her.

DIA-Repro 586 Berta Sedlmeier zentral in der Mitte


Von Sperl Poidl habe ich aus seiner Sammlung des Trachtenvereins noch Bilder von Berta Sedlmeier erhalten.

Sammlung Sperl Poidl: Frau Berta Sedlmeier

Sammlung Sperl Poidl: Frau Berta Sedlmeier

Sammlung Sperl Poidl: v.l. Frau Berta Sedlmeier, Fanny Greisinger, Fanny Emberger, Peppi Zahorik, Amalie Sperl. 








DIA-Repro 3571: Als das Marktmühlenanwesen abgerissen wurde, war plötzlich der Blick auf das Gasthaus Ritzenberger frei und rechts kann man noch am Rande das baufällige Haus der Berta Sedlmeier erkennen.

Heutzutage zeigt sich ein ganz anderes Bild:


Die Spenglerfirma Josef Aschenbrenner hat das Haus der Familie Sedlmeier in ein Werkstatt- und Wohngebäude verwandelt und die Familie Stettner hat das ehemalige Costa-Bumps-Haus in ein schmuckes Wochenenddomizil verwandelt. Da das ehemalige Kommunbrauhaus bereits Geschichte ist, geht heutzutage der ungehinderte Blick hinein in die Jahnstraße bis hin zur Bärwurzerei Liebl, der früheren Kegelbahn des Kollmaierkellers.


Foto Pongratz 2023