Translate

Posts mit dem Label Fronleichnam werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Fronleichnam werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 24. Mai 2024

Pfingsten vor 100 Jahren - Pfingsten im Jahre 1924

 

Pfingsten 1924 

 

Das Pfingstbrautpaar von 1924 mit seinen beiden Brautführern
v.l. Karl Kollmaier - Anna Schmidt - Paul Gerstl - Franz Winter

 

 

Das Pfingstfest rückt heran und  Kötzting hatte gerade noch rechtzeitig einen funkelnagelneuen Saal erhalten - vielleicht war es auch dieser Saal, zusammen mit der zeitgleich projektierten Turnhalle einer der "Sargnägel" für das Großprojekt Herre Michaels. Jedenfalls stand im Kötztinger Anzeiger in einem Vorbericht für Pfingsten:" Dank der Unternehmungslust und trotz der riesigen finanziellen Opfer unseres Mitbürgers Herrn Franz Graßl ist es zustandegekommen, einen geräumigen 160 Quadratmeter faßenden Saal mit Gallerie herzustellen, der 8 Tage vor Pfingsten seiner Vollendung entgegensieht. Wirklich eine begrüßenswerte Idee und ein unbedingt notwendiges Bedürfnis dieses Saalbaues in unserem schönen markte Kötzting."

StA Landshut Baupläne Landkreis Kötzting
Ebenfalls gerade noch zu Pfingsten hatte Karl Kollmaier, der Besitzer mehrerer Gaststätten in Kötzting für seinen "Kollmaierkeller" - heute Bärwurzerei Liebl -  einen neuen Pächter bekommen, der gleich mit einer großen Einstandsfeier seinen Keller eröffnet.

Und dann war Pfingsten auch schon da.

Das Kötztinger Pfingstprogramm umfasste nur die drei Tage von Pfingstsonntag bis zum Dienstag, ein Volksfest wurde erst im Jahre 1949 eingeführt und auch erst 1950 auf eine ganze Woche ausgedehnt.
 
Das Pfingstprogramm von 1924

Kötzting, 11. Juni ....... Begünstigt von einem herrlichen Wetter wurde dieser Festtag frühmorgens eingeleitet durch Weckruf. Gegen halb 8 Uhr strömten in ganz gewaltigen Massen bereits die Teilnehmer aus Nah und Fern herzu um zu schauen diese altherkömmliche Sitte, dieses tiefreligiöse Schauspiel, eine Bittprozession zu Pferd. Unter Vorantritt der Kötztinger Musikkapelle erfolgte gegen halb 8 Uhr der Ausritt voraus ein Kreuzträger, zwei Laternenträger und zwei Signalisten, dann der amtierende Geistliche ihm folgend die Pfingstreiter, nahezu 300 an der Zahl aus der engeren und weiteren Umgebung hinein durchs schöne Zellertal zum Nikolauskirchlein nach Steinbühl unter Absingung der 4 hl. Evangelien. In Mustergültiger Ordnung und tadelloser Einteilung bewegte sich der Zug aus kräftigen Männerkehlen Gebete vernehmen ein altes Versprechen unserer Väter nach Männerart einlösen und den ererbten Brauch auf neue zu bekräftigen. In Steinbühl zelebrierte der fungierende Geistliche eine Feldmesse welche den verstorbenen Pfingstreitern für deren Seelenruhe aufgeopfert wurde. Welchen Pfingstreiter mußten hier bei diesem ernsten Moment bei dieser erhebenden Andacht die alten Pfingstreiter nicht ins Gedächtnis kommen, die mit eiserner und zäher Ausdauer durch ihre Beteiligung den Pfingstritt durch ihr vielmaliges Mitreiten verschönerten. In Kötzting fand zu gleicher Zeit bei St. Veit eine Feldmesse statt, bei der Marktgemeinderat und sämtliche Vereins sich beteiligten. Gegen 1 Uhr kündigte Glockengeläute die Rückkehr der Pfingstreiter an, die dann unter den Klängen der Musik und unter den Vorantritt der Behörden und Vereine zum Bleichanger geleitet wurden, wo der herkömmliche Festakt " die Ueberreichung des Pfingstkränzchens" erfolgte. Nach vorausgegangener Festansprache übergab Herr Kooperator Goller, als amtierender Geistlicher das Tugendkränzchen dem Bürgers= und Lohnkutscherssohn Herrn Paul Gerstl für dessen tadellose und sittenreine Vergangenheit. Für 40jährige Teilnahme am Ritte ein Band Hofmann Ignaz, Fuhrwerksbesitzer von Kötzting. Für 25jährige Teilnahme am Ritte eine Fahne: Preiß Franz, Oekonom in Kießlau, Freimuth Franz, Oekonom in Bärndorf, Mühlbauer Johann, Kaufmann in Steinbühl, Meimer Georg, Oekonom in Höfing, Fischer Johann, Oekonom in Wettzell, Graßl Franz, Oekonom in Thalersdorf, Wieser, Oekonom in Tanzstadel bei Viechtach. Mit dieser Uebergabe schloss der offizielle, religiöse Teil des Pfingstrittes. Der Einzug durch die Markt= und Herrenstraße und die Auflösung in derselben beendete den Ritt. Nachmittags 5 Uhr fand der übliche Burschenzug und die darauffolgende Abholung der Pfingstbraut, Frl. Anna Schmidt, Posthalterstochter von hier durch die beiden Brautführer Herrn Karl Kollmaier und Herrn Franz Winter statt, welcher Zug heuer durch die reizende Begleitung von weißgekleideten Mädchen, Fräuleins und Jungherren in schwarzer Wichs einen besonderen Eindruck machte. Nach Beendigung des Burschenmahles nahm unter äußerst stärker Beteiligung im neuerbauten Graßl-Saale die Pfingsthochzeit ihren Anfang. Pfingstdienstag wiederholte sich Burschen und Brautzug und wieder Hochzeit.
Das Pfingstbrautpaar von 1924 mit seinen beiden Brautführern
v.l. Karl Kollmaier - Anna Schmidt - Paul Gerstl - Franz Winter

Auch der FC- Kötzting versuchte an den Pfingstfeiertagen ein besonderes Programm anzubieten, wobei man berücksichtigen muss, dass es den Sportplatz in der Auwiese noch nicht gegeben hatte. Das heißt, dass auf dem "Bleichanger" - heute der Jahnplatz und an Pfingsten belegt mit den Bierzelten und den Schaustellern - am Pfingstsonntag 2 Fußballspiele ausgetragen worden waren und am Pfingstmontag nach der Feldmesse - aber zuverlässig beendet vor dem Einritt der Pferde - sogar ein besonderes Spiel des Jahn Regensburg gegen die 1. Mannschaft des FCs angesetzt war.
Nachdem die ca. 300 Pferde nach der Kranzlverleihung den Platz wieder verlassen hatte, musste dieser vermutlich erst wieder "leicht" restauriert werden, bevor die nächsten Punktespiele angerichtet werden konnten. 
Beide Themen, der Jahnplatz mit der Turnhalle und die Anfangsgeschichte des 1. FC-Kötzting sind bereits einmal Themen in diesem Blog gewesen.


Nach Pfingsten folgte wie immer das Fronleichnamsfest, bei dem es ja auch üblich gewesen war, am Vorabend einen Fackelzug zu Ehren der Geistlichkeit zu veranstalten und nach der feierlichen Prozession gemütlich einzukehren. In diesem Jahr war sogar geplant, beim Dreger-Keller ein Konzert zu veranstalten. 
Damit bei der vormittäglichen Prozession auch Jedermann wusste, wo sein "richtiger" Platz war, wurde die Zugordnung vorher in der Presse veröffentlicht.

Zwar nicht aus dem Jahre 1924, aber schon wenige Jahre später haben wir eine Bilderserie - von Josef Barth - die uns diese strenge Prozessions=Zugordnung zeigt.
Foto Josef Barth Fronleichnamszug nach 1933

Foto Josef Barth Fronleichnamszug nach 1933

Mittwoch, 24. Juni 2020

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage 2-24 Bildberichte

Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.
Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Signatur Bilderblöcke/KU SW Negative/Jungfeuerwehr
Signatur Bilderblöcke/KU SW Negative/Fronleichnam
Signatur Bilderblöcke/KU SW Negative/Tauberer


Heute sind es drei Bilderblöcke, die von Frau Serwuschok thematisch sortiert wurden und nicht groß genug sind für einen eigenen Blogbeitrag.

Kötztings Jungfeuerwehr:
links Grassl Franz


Bildunterschrift hinzufügen




Weber Luck von der Brandstraße bei der Knotenkunde

links Sperl Poidl



Fronleichnamszug 1973

letztmalig mit einem Umgang zur Hammermühle










Reisetaubenvereinigung  kurz: die Tauberer

meine ganze Kindheit begleiteten mich die Kötztinger "Tauberer", da mein Vater einerseits in der Vorstandschaft war und andererseits bei uns die Vögel "eingesetzt" - also beringt und in Körbe verpackt - wurden.
Viele Urkunden, Bilder, Pokale, Ringe und Medaillen waren in unserer Wohnung präsent. Nach der kollektiven Eichung der Uhren beim Kollmaier und dem Einsetzen der Tauben, der Abholung der Transportkörbe durch eine Spedition, der kurzen Radiomeldung am Sonntag morgen mit Angabe der Uhrzeit der "Auflassung" der Viecher, hieß des dann den ganzen Sonntagnachmittag im Taubenschlag zu warten und hoffen, dass der Vogel, wenn er dann endlich angekommen war, nicht zu lange auf dem Nachbarhausdach sich von der langen Reise ausschnaufte.
Es ging um den Ring, den die taube am Fußgelenk trug, den der Besitzer haben wollte, dem Vogel abnahm, diesen in eine Metallkapsel steckte, das Ganze dann in die Taubereruhr (ein hässlicher würfelförmiger Kasten), eine Umdrehung mit einem Schraubenschlüssel und die Uhr drückte einen Ankunftsstempel auf einen Papierstreifen, der bewies, wann die Taube in ihrem Taubenschlag angekommen war.
Jeder Taubenschlag der Reisetaubenvereinigung war auf den Meter genau eingemessen und so konnte die Reisegeschwindigkeit der Taube ermittelt und so dann  auch der jeweilige Sieger auf Orts, Kreis und Verbandsebene ermittelt werden.
Das Einsetzen kostete eine Gebühr.
Mit den Bildern von diesem Einsetzten bei uns im Hof habe ich auch ein der wenigen Ansichten unseres baufälligen Hinterhofs erhalten, den meine Mutter immer als "Berliner Hinterhof" bezeichnete.
Hier die Rückansicht der Marktstraße 30




Die Teilnehmer brachten ihre "Renntiere" in kleinen Transportkäfigen. Wagerer Franz (denke ich) sitzt in der Mitte an der kleinen fußbetriebenen Beringungsmaschine. Besitzer mit den Nummern der Taube werden in ein Protokoll eingetragen und dann kommt der Vogel in den großen, flachen Transportkäfig, der eine Normgröße hatte. (ein Exemplar habe ich noch bei uns auf dem Speicher). Diese Käfige wurden von Spezial=LKWs angeholt und konnten alle auf einen Schlag geöffnet werden. Und dann hieß es für die Tauben "ab nach Hause"