100 Jahre Eigenständigkeit als Kirchengemeinde
70 Jahre St-Matthäuskirche
Es ist manchmal so eine Sache mit den Jubiläen - auch die
Stadt Bad Kötzting bewegte sich mit der ursprünglichen Festlegung des Termins
für die große 900 Jahrfeier zuerst auf sehr schwankendem Grund - und auch die evangelische
Kirchengemeinde Kötzting ist natürlich bereits viel länger als nur 100 Jahre
hier in unserer Gegend belegbar. Es gibt jedoch ein Dokument, das uns eindeutig
den Startpunkt für eine eigenständige - und damit von den Nachbargemeinden
losgelöste - Entwicklung der Kötztinger evangelischen
(Tochter-)Kirchengemeinde aufzeigt, und dieser war Ende des Jahres 1925.
Der begleitende Schriftwechsel mit den Behörden – bis also die Gestattung dieser
Abspaltung von München abgesandt und vom
Kötztinger Bezirksamt weitergeleitet wurde – dauerte sogar bis in den Januar
des Folgejahres hinein
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StA Kötzting 332-1 1-3 |
Im Jahre 2005 hielt - vermutlich an dieser Stelle - der in Kötzting aufgewachsene Pfarrer Dr. Glatz einen Festvortrag anlässlich des runden Geburtstages des Matthaeuskirche. Ich glaube mich ich auch an die Familie Glatz zu erinnern zu können, v.a. vermutlich wegen des Engagements des Bruders beim BRK in Kötzting, das damals in der Metzstraße - seine Niederlassung hatte.
Er erarbeitete den Zuzug der frühen Kötztinger evangelischen Glaubens aus dem protestantischen Franken heraus und bringt als Beispiele der Unternehmersfamilien Dinkelmeyer, Sperl, Rümmelein, Häfner und Kroher für Bereich Kötzting und z. B. Rossberger in Lam.
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StA Kötzting alte Einwohnermeldeamtskartei |
Bevor ich hier nun auf einige Aktenstücke eingehe, die - sie werden sehen, es werden halt immer nun die Reibungspunkte aktenkundig - hier noch einige Anekdoten, die Herr Dr. Glatz in seinem Festvortrag anführte, die aber - natürlich nicht mehr so extrem formuliert - tatsächlich einen direkten Bogen zu den Problemen mit den Flüchtlingen evangelischen Glaubens ab 1944/45 schlagen lassen.
" Zitat Dr. Glatz:
Um 1800 berichtete ein Feldprediger: "Nicht wenige halten dafür, die Protestanten seien anders gestaltet. Mit Befremden habe man an ihm festgestellt, dass sie im Äußeren keine abweichende Körperformen haben"
Vikar Ringler aus Straubing:
"Wenn drinnen im Wald eine protestantische Beerdigung war, dann kamen die Katholischen stundenweit her, um zu sehen, ob es wahr sei, dass wir Protestanten Bockshörnlein am Kopf hätten und besonders, wenn ich das Barett abnahm, haben sie scharf aufgepasst, ob nichts dergleichen zum Vorschein kam.
Er selber - also Dr. Glatz - erinnere sich , dass sein Religionslehrer Pfr Fuchs, Cham erzählt hatte, dass ein Bauer, den er im Auto mitgenommen hatte, ihn bat, den Hut zu lupfen, damit er sehen könne, dass er wirklich keine Hörner trage."
Was für mich bei der Lektüre seines gedruckten Festvortrages besonders gefielt, war, dass er in mehreren seiner Fußnoten aufführte: " Auskunft von Archivarin I. Pongratz
Nur bei unserem Kötztinger Landrichter Carl v. Paur lag er daneben, da er ihn schlichtweg zu einem Protestanten machte. Diese Zuordnung würde mir eine meiner liebsten Vortragsthemen nehmen, denn das Benehmen des damaligen katholischen Pfarrers in Kötzting bei der Beerdigung des Altkatholiken Carl von Paur war ein überregional beachteter Skandal, über den ich sehr gerne spreche, auch wenn ich durchaus auch Ähnlichkeiten bei dem Benehmen anderer katholischer Priester bei Beerdigungen evangelischer Christen im 19. Jahrhundert sehe.
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Kötztinger Konfirmanten: Foto von Herrn Horst Glatz |
Nun aber zunächst zu den Anfängen DIESER Tochterkirchengemeinde in unserer Gegend, auch wenn meine Recherche nicht den Anspruch erhebt, wirklich sämtliche frühen Spuren gefunden zu haben und ich zumindest im Stadtarchiv nur die Archivalien habe, die bereits meine Mutter damals Herrn Dr. Glatz zur Verfügung stellen konnte.
Über den Sprachduktus der "fürstlichen baierischen Beamten" vor dem Dreißigjährigen Krieg möchte ich hier nur kurz eingehen, damals war durchgehend von den "Ketzern" in der Pfalz (hier die Oberpfalz) die Rede und mancher niederbayerische Familienvater war schwer bestraft worden, weil er seine Tochter über die Glaubensgrenze hinweg hatte heiraten lassen. Und, um mit einem konkreten Beispiel hier in der Kötztinger Umgebung zu bleiben: der Besitzer der Hofmark Grub, ein Mitglied des evangelischen Zweiges der Nothafft, "durfte" nach 1620 sein Anwesen mit dem eines Mitglieds der katholischen Linie tauschen.
In Lam war das kleine Töchterlein Susanna Margaretha Weiß, des kgl. Grenzoberaufsehers Lorenz Weiß und seiner Frau Christiana Elisabetha, einer geborenen Schöpf beerdigt. Die Familie genoss ihr Heimatrecht in Schönbrunn und das Kind verstarb an Bronchitis. Beerdigt wurde sie auf dem Kirchhof zu Lam, wie der katholische Pfarrer Lams Moser bestätigt.
Zwei Geburten waren dokumentiert:
Die Taufe fand am 19.2. in der elterlichen Wohnung statt und diese wurde von einem Pfarrer Martius aus Prag vorgenommen.
Auch die Taufpaten stechen heraus: neben einer Pfarrerstochter mit dem Namen Karolina Luise Krause waren die die Kaufmannsgattin Wilhelmine Bertha Weizäcker aus Prag und der Brünner Universitätsprofessor Dr. Schmid.
Die einzige Heirat, die in Straubing dokumentiert ist und einen gewissen Bezug zu unserer Gegend hat, wurde gleich in Schweinfurt, im Hause der Braut geschlossen und wurde nur deshalb in den lokalen Akten notiert, weil der Bräutigam, der kgl. bayr. Grenzkontrolleur Karl Christian Merk, in Lam stationiert gewesen war.
Wie man sieht, waren die ersten Protestanten in unserer Gegend hier wohl alle berufsbedingt gelandet und dieser Aufenthalt war zu Anfang wohl eher nicht auf Dauer ausgelegt.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben...
Der Kötztinger Pfarrer geht nun auf diese Lösung ein, wünscht aber, dass der Antrag dazu schriftlich vom prot. Pfarrvikariat in Straubing komme.
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2789 Verhältnis der Konfessionen von 1879 Ehrerbietigst Schuster Reiseprediger in Schwandorf |
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Das kath. Pfarramt Blaibach Hundsruker Pfarrer |
Pfarrer Holzer muss es wohl geahnt haben, denn noch bevor der Chamer Prediger seinen Beschwerdebrief an das BZA schicken konnte, kam eine Schreiben des Pfarrers Holzer dort an.
Er beruft sich in seiner Einleitung aber schon auf "unrichtige und irrige Ausstreuungen".
Er schreibt: 3 Glocken wären zur Verfügung gestanden, "wie es der Reiseprediger es in barschem Ton von mir verlangte. Das Ansinnen desselben, für das Läuten selbst zu sorgen, wurde von mir abgewiesen.
2. "Der Reiseprediger habe in seiner Grabrede eine Hetze veranlasst, daß er die Katholiken aufforderte, nicht an den katholischen Grundsatz zu glauben, daß nur ein Glaube selig zu machen im Stande sei."
Weiter hätte er "den Platz (nahe am Eingang vom Bahnhofe her in Mitte anderer Gräber) als "Armensünderwinkel" bezeichnet und mich als einen "Tropfen" gegenüber einer Katholikin.
" 2 Glocken, sonst nur für "uneheliche Kinder und Armeleichen" üblich, waren ihm zugestanden worden und erst auf Druck von seiner Seite wurden es dann die verlangten 3 Glocken.
"Als es aber zur Beerdigung kam, waren alle Glockenstränge bis auf 2 hochgezogen und hinter einer starken Tür verschlossen..... von anderen Vexationen wolle er hier nicht sprechen".
Greß berichtete bzw. bestätigte, dass
der Pfarrer festlegte,
"dass bei der Leiche des Krodl nicht geläutet wird, weil ihm solches vom Herrn Bischofe verboten sei, sollte er vom k. BZA beauftragt werden, so habe er gegen das Läuten nichts einzuwenden.
Am Grabe selbst war eine Schaufel, wie sonst üblich, nicht zur Stelle. Auf Nachfrage meinte der Lamer Mesner : "Eine solche gibt es nicht". Lediglich die Aussage das die Grablege an einem Armenseelenwinkel läge bestätigte Greß nicht, er meinte, dass sich das Grab an einem schönen Platze befände.
Von Schacky, der damalige Kötztinger Bezirksamtmann, brachte die Meldung in eine schöne Schriftform und schickte befehlsgemäß den Bericht an die Regierung in Niederbayern.
Wie haben sich nun diese ersten Protestanten als Kirchengemeinde organisiert?
1889
Dagegen: Oesterer, Weißenbach und Lindner.
Nicht dem Prediger, sondern dem Bezirkstechniker Wild bestätigte das Marktrat das Abstimmungsergebnis, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die "protestantische Gemeinde für jede Wiederinstandsetzung, Reinigung und allenfalsige Beheizung selbst Sorge zu tragen" habe.
"Wie Gerüchteweise verlautet, soll in kurzer Zeit der Sitzungssaal das Rathauses zur Abhaltung protestantischer Gottesdienste durch Magistratsbeschluss abgetreten worden sein."
Die Flüsterpost der in der Magistratsabstimmung unterlegenen Ratsmitglieder hatte also funktioniert.
Das zweite Gremium erkannte durchaus die Notwendigkeit von Räumen für die Abhaltung von Gottesdiensten "für die hiesigen und auswärtigen Protestanten", stellte aber als ihr Argument gegen diesen Antrag der Protestanten einen kürzlich abgeschlagenen Wunsch zur Abhaltung von regelmäßigen Treffen im Rathaussaal der Kötztinger Feuerwehr entgegen.
Das Gemeindekollegium betrachte es " als seine Pflicht KONSEQUENT zu handeln und hatte daher "einstimmig beschlossen, den Rathaussaal zur dießfalsigen Benutzung nicht abzulassen.
Um aus dem Patt herauszukommen bat das Kollegium den Magistrat, zum nächsten Sitzungstermin - 13.2.1889 - einen Magistratsrat abzuordnen, wie es bei unterschiedlichen Abstimmungsverhalten offensichtlich Pflicht war, mit dem Ergebnis einer Forderung eine gemeinsame Sitzung der beiden Gremien einzuberufen, um die Situation zu bereinigen.
Darin stellt er nüchtern die Fakten zusammen:
Den Protestanten wurde von höchster Stelle zugestanden, 6 mal im Jahr Gottesdienst zu feiern.
Der Gemeinde gehe durch diese Benutzung kein Schaden zu und es sei ein Akt der religiösen Toleranz.
.Noch dazu würden die hier wohnenden Protestanten - 10 an der Zahl - ebenfalls Umlagen in die Gemeindekasse bezahlen und hätten daher ein kleines Anrecht auf Benutzung der Gemeindegebäude.
Der Magistrat sei jedoch nicht verpflichtet, dem Antrag auf eine gemeinsame Sitzung nachzukommen, weil es sich hier "um eine Angelegenheit handele, welches ihrer Mitwirkung nicht vorbehalten sei". Dem Kollegium stehe es lediglich zu, schriftlich dazu Stellung zu nehmen.
Das Prozedere sein nun mal so, dass, sollte das Kollegium eine Befragung der Kötztinger Bürger durchsetzen wollen, so sei es notwendig, dass diese den Magistrat schriftlich dazu auffordern müssten, ihren Genehmigungsbeschluss zurückzunehmen.
Der Bürgermeister betont ausdrücklich, was solch eine Aufforderung denn wohl für einen Eindruck machen müsste, da Kötzting schließlich "zwei Ehrenbürger habe, die protestantischen Glaubens angehören"
(Einer der beiden könnte von Schacky gewesen sein, aus dieser Zeit haben wir noch keine Belege/Nachweise für Ehrenbürgerverleihungen, Schacky war aber einer)
Davon, dass der Würde des Rathaussaales durch diese Art der Benutzung nicht zu Nahe getreten werde, könne sich jeder Katholik selbst überzeugen, ist ja doch jedem, also auch jedem der verehrlichen Herrn Gemeindebevollmächtigten, sowohl dem Herrn Vorstande als den Mitgliedern, unsererseits die Theilnahme gestattet".
Dann nimmt er Bezug auf das Dekret des - ausdrücklich katholischen - Prinzregenten, der den Herrn des Gemeindekollegiums offensichtlich nicht katholisch genug ist, sonst hätten sie sich nicht gegen dessen ausdrücklichen Befehl dafür entscheiden, den Protestanten die Ausübung ihrer Religion zu erschweren.
Er schreibt: " wir danken Ihnen in herzlichster Weise für ihre Güte, ebenso aufrichtig und herzlich als wenn wir Jahre lang schon diese Wohltat genossen hätten. Möchten Sie uns ihre Geneigtheit fürderhin bewahren; wir unsererseits werden Sie stets aufrichtig achten und ehren.
Unseren Gegnern aber, die, auf einem Standpunkte stehend, der nu ein paar hundert Jahre hinter uns liegt, Kötzting den zweifelhaften Ruhm erwerben möchten, der intoleranteste Ort des Bayerischen Waldes zu sein, überlassen wir mit aller Zuversicht dem Urteil ihrer Mitbürger, diese werden selbst am besten über sie richten. Die Kötztinger Gemeindebevollmächtigten schieben Jedoch - Gott sei Dank - die Zeit nicht zurück
Sie schickten die Beilage prompt zurück, ohne auf den Inhalt einzugehen und bemängelten:
Dass sie den Brief dann doch gelesen hatte, kann man aus dem Schlussabsatz ersehen:
Wir wissen nicht, in welchem Privathaus - wie in anderen Orten des Bezirksamtes Kötzting auch - nun in den Folgejahren die protestantischen Gottesdienste gehalten wurden.
Der fast zeitgleich erfolgte Eisenbahnbau mit der damit geschaffenen Verbindung nach Cham stellte sicherlich zunächst eine Lösung dar.
1894
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
Kötzting, 23. Mai 1894
Es wird bekannt gegeben, daß die neuerrichtete protestantische Reisepredigerstelle zu Cham dem Predigtamtskandidaten Herrn Christian Wilhelm Albert Küspert übertragen wurde, welcher seine Funktion am 1. Juni d. J. "antreten wird und nach seiner derzeitigen Instruktion jährlich neunmal in Kötzting Predigtgottesdienst mit darauf folgender Christenlehre abhalten wird.
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
1904: Zwiesel: Reisepredigerstelle an Michael Wolf aus Erlangen
Wie einleitend aber bereits angedeutet, sind Mitglieder mit evangelischer Glaubenszugehörigkeit schon sehr viel länger bei uns belegbar, seit dem Jahre 1904 aber muss diese Gemeinde, die auch das Kötztinger Umland betreute, bereits einen derartigen Umfang erreicht haben, dass sie sich in der Lage gesehen hatte, sich in Kötzting ein Haus zu kaufen und dort einen Betsaal einzurichten.
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Foto Josef Bock: das im Jahre 1897 von Josef Lang erbaute Haus, das im Jahre 1904 von der evangelischen Kirchengemeinde erworben wurde. |
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Aus einem Festvortrag von Pfarrer Glatz wissen wir, dass der Betsaal im Erdgeschoss gewesen ist. Vergleicht man den Plan mit dem Foto, dann kann dieser Betsaal nur in dem Zimmer rechts oben im Plan eingerichtet gewesen sein. |
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DIA-Repro 2606 Innenaufnahme des Betsaals |
Und so konnte am 10. Januar 1904 der Kötztinger Anzeiger über die feierliche Einweihung berichten.
Hier noch das Bild des Hauses vom Osterwochenende 1971:

1904: Cham Reisepredigerstelle an Johannes Beckhaus, derzeit Privatvikar in Diespeck
1906: Lam: die Gottesdienste finden im Hause Karl Roßberger statt
1904: Furth i.W. Errichtung einer Reisepredigerstelle mit Zuständigkeit auch für den Bezirk Kötzting.
1908: Cham: Reisepredigerstelle an Eugen Schilffahrt zZ Pfarrverweser in Simmershofen.
1909: Zwiesel: Reisepredigerstelle an Adolf Jäger von Ahornis
1911: Kötzting: Vermehrung auf 17 Gottesdienste pro Jahr
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
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Sammlung Voithenleitner |
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Sammlung Voithenleitner |
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Sammlung Voithenleitner |
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Kötztinger Anzeiger vom März 1905 |
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Kötztinger Anzeiger vom April 1908 |
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Kötztinger Anzeiger vom Dezember 1909 |
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StA Landshut BZA/LRA Kötzting Nr. 2799 Für mich zwar vom Inhalt etwas kryptisch, aber der Betreff der Entschließung spricht zumindest von der Bildung einer eigenen ev. luth. Tochterkirchengemeinde in Kötzting bei gleichzeitiger Loslösung - vermutlich - des Dekanats Cham von Straubing. |
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
In dem Maße, wie die protestantischen Mitbürger im "Alltag" Kötztings angekommen waren, reduzierten sich auch die Überlieferungen im amtlichen Schriftverkehr. Dies lässt sich auch damit belegen, dass im November 1925 das Staatsministerium des Inneren alle untergeordneten Stellen (Polizei - Bezirksämter - Stadtkommissare) darüber informierte, dass zukünftig selbst "Waldgottesdienst" und andere Versammlungen der evang. lutherischen Kirche keinerlei Genehmigung mehr bedürfe.
Nur aus dem Zeitraum des Dritten Reiches stammt noch eine Schriftstück aus dem Innenministerium:
Eine kleine Statistik vor der großen Zäsur bei Kriegsende.
Im Jahre 1939 fand in Kötzting eine Konfirmation von 4 evangelischen Kindern statt und die Kirchengemeinde hatte 150 Mitglieder.
Und so landen wir in der schweren Zeit nach der bedingungslosen Kapitulation Niederlage des Deutschen Reiches im Mai 1945. Bereits in den Monaten zuvor strömten große Mengen an Menschen, die vor der in den Westen vordringenden Frontlinie der Sowjetstreitkräfte flüchteten und die Anzahl der Menschen protestantischen Glaubens im Altlandkreis Kötzting regelrecht explodieren ließen.
11500 Menschen - nun einschließlich der Vertriebenen aus dem Sudetenland) mussten alleine im Altlandkreis Kötzting zusätzlich aufgenommen, versorgt, verpflegt und untergebracht werden, was bedeutete, dass nicht nur sämtliche Schulräume - so sie nicht vorher bereits in Reservelazarette umgewandelt worden waren - und die großen Räume der Wirtshäuser, sondern auch alle Häuser und zT. Scheunen in landwirtschaftlichen Anwesen mit Flüchtlingen und Vertriebenen belegt wurden. Hinzu kamen noch - ein speziell Kötztinger "Problem" die ebenfalls fast 11000 Männer und Frauen(!) der 11. Deutschen Panzerdivision, die ab dem 4./5. Mai nach der ihrer Kapitulation den Raum um Kötzting zugewiesen bekommen hatten.
1945 waren es im Bereich von Kötzting 2368 evangelische Christen.
Auf Bitten des Dekans Schnallenberg stellt Dekan Dietl die St. Veitskirche als Gottesdienstort zur Verfügung und bewirkte als Dekan auch, dass die Kirchen auf den Dörfern ebenfalls für die evangelischen Gottesdienste geöffnet wurden. Besonders gerne erinnert sich Dr. Glatz an die Krippe in der Veitskirche und an den Kötztinger Kripperlvater Max Wanninger.
Im Sommer kam dann aus der Kriegsgefangenschaft Günter Carquville nach Kötzting, wo seine Frau und seine zwei Söhne bereits als Flüchtling untergekommen war. Am 16.11.45 wurde er als Amtsaushilfe übernommen. Ein Vertreter der internationalen Organisation CRALOG besuchte ihn und beschrieb seine Wohnung bei den Staudingers: " umgeben von alten Bäumen, steht ein stallähnliches Haus, davor ein großer Misthaufen, das Untergeschoß beherbergt Schweine. An dem Misthaufen vorbei - der Morast ist knöcheltief - kommt man zu einer auf den Hof führenden baufälligen alten Treppe. Daneben prangt ein weißes Schild "Evangelisches Pfarramt Kötzting". Im Schlafzimmer mussten Blechdosen wegen des von der Decke tropfenden Wassers aufgestellt werden. Die Räume waren gleichzeitig das Amtszimmer und zugleich Ausgabestelle für Hilfsgüter aus dem Ausland.
Später konnte Pfarrer Carqueville in das Haus in der Bahnhofstraße umziehen.
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StA Kötzting die Flüchtlings und Vertriebenenkartei des Altlandkreises Kötzting 11500 Schicksale auf Karteikarten. |
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1830 |
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Kötztinger Umschau vom September 1952 |
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Auszug aus der Abschlussarbeit der Kötztinger Junglehrerin Elisabeth Deindl |
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Auszug aus der Abschlussarbeit der Kötztinger Junglehrerin Elisabeth Deindl |
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Bild von der obigen Weihnachtsfeier |
Der Höhepunkt war der Gottesdienst am Mittagsstein
Sammlung Jessler: Die Kinder hatten die noch nicht wieder restaurierte Gedenkstätte am Mittagstein gesäubert und danach schrieb Frau Jessler/Deindl unter die Fotos: Ein Vikar aus Lam bestieg ebenfalls den Mittagstein. Wörtlich heißt es im Album:" Neben dem unvergesslichen Lagerfeuer unser größtes Erlebnis: Ein Vikar aus Lam hält am Grab des unbekannten Soldaten, das die Kinder zu diesem Zweck besonders fein hergerichtet hatten, einen ergreifenden Gottesdienst." |
Sammlung Jessler: Die Kinder der evangelischen Volksschule beim Kinderfestzug Pfingsten 1952 |
Die Matthaeuskirche
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StA Kötzting 610-3 Entwurf eines Bebauungsplanes für das Neubaugebiet "Auf der Platte" aus dem Jahre 1954 |
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DIA-Repro 3371 Richtfest auf der St. Matthäuskirche |
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Ein besonderes Bild von der Beerdigung Erhard Vogl 1958 |
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Illfordbüchsensammlung Film 56: Hinweis Pfarrer Nagel zu dem Bild: Einführung Pfarrer Smolka (und Vikar Otto.) Hier begrüßt Bundestagsabgeordneter Dr. Dittrich den neuen Pfarrer. |
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Illfordbüchsensammlung Film 56: Hinweis Pfarrer Nagel zu dem Bild: Die Einführung von Pfarrer Peter Smolka und Vikar Ulfilas Otto. (7.8.1960) Landrat Nemmer steht, Die Pfarrer sitzend von rechts nach links: Dekan Hanow, Pfarrer Smolka, Vikar Otto. Ansonsten in der ersten Reihe von links Costa Fritz, Vogl Max, Karg Sepp, Maimer Eduard, Hans Kroher Genau über Kroher Herr x Schäfer und neben ihm Dr. Dittrich |
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Dekan Hippe und seine Assistenten führen den neuen Pfarrer Norbert Zingler unter Handauflegung in sein Amt ein. In der ersten Reihe der Kirchenbänke: v.l. Karg Josef, Bgm Karl Seidl, Stadtpfarrer Rubenbauer, Karl Gerstl, Gerald Berger |
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
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Fasching 1975als Beginn der ökumenischen Arbeit |

Die evangelische Kirchengemeinde feiert das 900Jahr- Jubiläum der Stadt Kötzting 1985
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Serwuschok Umschlag 5/18 |
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Serwuschok_110 In der Bildmitte das Ehepaar Dr. Stern |