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Donnerstag, 5. September 2024

Die Blaue Nacht 2024


Die Stadtführung im Rahmen der „langen Nacht in Blau“

 

Nachdem ich im letzten Jahr bei der Premiere der "Langen Nacht in Blau" als die personifizierte "Kultur" angekündigt wurde, werde ich vermutlich auch in diesem Jahr mit meiner Stadtführung versuchen müssen, diesem Etikett  - und dem Programmpunkt - gerecht zu werden.
In hoffentlich ausreichendem zeitlichen Abstand zur Ausstellungseröffnung in der St. Veitskirche  mit den Bildern von Frau Carina Neuffer werde ich herunten "am Stachus" meine Teilnehmer erwarten.

Bild Carina Neuffer


Die Vernissage und die folgende "Bilderwanderung" den Markt herunter möchte ich zwar selber solange als möglich miterleben aber trotzdem werden wir pünktlich um 19.00 Uhr mit unserem Rundkurs durch das historische Kötzting starten. 
Daher hier der Hinweis: Wir gehen zunächst in Richtung Kirchenburg, wo dann die Führung starten wird. Sollten Teilnehmer der Kunstaktion später zu uns aufschließen wollen, sind wir zunächst nicht weit vom Ende dieser Kunstwanderung (Sonnenapotheke) entfernt.

Und dann gehts eben los an der Kirchenburg mit den gut 50m an Wegstrecke, auf der der Kötztinger Pflegskommissar die Kötztinger Bürger auf ihrem Weg zum Gottesdienst verhaften konnte, wenn der dafür eigentlich zuständige Kötztinger Kammerer dies im Wege der "Amtshilfe" partout nicht machen wollte.
Als Teil der Burganlage - und bei seinem Ausbau ein Streitthema mit dem Markt - ist das frühere Wachthaus vor der Zugbrückenanlage - später Kötztings erste Apotheke, dann Bank, nun ein RA-Büro.
Wir befinden uns direkt im historischen "Kräftedreieck" Kötztings mit der Pflegerburg - dem Priorat - und dem Anwesen das heute unter dem Namen Hotel zur Post bekannt ist.
Hier versuchten früher die drei "Hüter der Gewalten"  der Pflegskommissar, der Pater Prior und der Kötztinger Kammerer aus dem Familienverband der Billich/Luckner/Schrank, sich gegenseitig Rechte streitig zu machen und sich selber dabei Vorteile zu verschaffen.
Luckner mit seinen 3 Ehefrauen und 22 Kindern ist hier hier nur das schillerndste Beispiel in seinem Streit mit dem Prior Mack, aber auch seine vielen Vorfahren und auch Nachkommen pflegten diesen Stil, um sich - man muss es wohl so sagen - auch persönlich zu bereichern.

Das alte Mesnerhaus später dann Lokalredaktion der Kötztinger Umschau

Dann stehen wir beim früheren Mesnerhaus - das auch die erste Kötztinger Schule und später das Brothaus beinhaltete - und nähern uns der "Metzgerzentrale" Kötztings.

Aus welchem Grunde auch immer haben sich im 20. Jahrhundert die Kötztinger Metzger, deren früheres Schlachthaus, die Fleischbank, sich ja oben in der Metz(ger)straße befand, fast alle im unteren Markt vereinigt  (Greiner - Haushofer/Schoierer, Barth, Graf, Ritzenberger), während die Bäcker eher im oberen Markt gehäuft zu finden waren. (Kerscher - Liebl - Pongratz - Vogl - Graßl - und eigentlich auch Irlbeck, der vom Marktplatz - jetzt Veitsapotheke - aus in die Bahnhofstraße hinuntergewandert war).

Weiter geht´s in Richtung Stachus mit dem oberen Bad, einer Fluchttüre beim Klingerschreiner (heute Schuhhaus Schödlbauer), dem Cafe Regina und den ersten der unzähligen Lebensmittelläden, die es in Kötzting früher gegeben hatte, und deren Inhaber alle davon hatten leben können , darunter auch das "Dreimäderlhaus" an der Straßenkreuzung. Die drei Schwestern Fischer, die im ersten Stock wohnten, hörten auf so schöne Namen wie:  "Sodlerabe'", die andere "die Flucht nach Ägypten, und die dritte nannte man "Festerschaun". 

Gegenüber der Kreuzung das Drunkenpolzhaus mit dem davorlagernden Badbrunnen, einem Grundwasserschöpfbrunnen, dessen Wasser in einer Leitung auch zum oberen Bad geführt wurde.

Hier geht es zunächst auch um die einschneidenden Maßnahmen, die der Markt Kötzting nach dem verheerenden Marktbrand von 1867 ergriffen hatte, um eine erneute Vernichtung eines Großteils des Marktes  (nach 1602-1633-1717- 1867) durch einen vorhersehenden Brandschutz zu verhindern. 
Die Aussiedlung des Bürgerspitals und die heutige untere Marktstraße sind ein sichtbares Zeichen dieser Maßnahme an dieser Stelle. Auch die Wuhn wurde nicht mehr aufgebaut.

Wir drehen uns um in Richtung Marktstraße und sehen eine Situation, wie sie sich auch vor 150 Jahren  nicht anders dargestellt hätte, wie man an dem Ölgemälde von August Philipp Henneberger -wohl 60er Jahre - gut erkennen kann.


Wir kommen jetzt also in den Bereich der Marktlehner. Diese Hausbesitzer hatten neben ihrem Handwerk und manchmal auch der ausgeübten (kleinen) Landwirtschaft vor allem das uneingeschränkte Brau- und Schankrecht im Kötztinger Kommunbrauhaus.

Viele Wirtshäuser reihten sich früher links und rechts der Marktstraße aber eben auch viele Lebensmittelgeschäfte und Handwerksbetriebe.
Zunächst das - alte - Rathaus mit seinem Rathausladen, dem Brothaus , dem Feuerrequisitenbehältnis und dem Turm mit der Uhr - eigentlich von Luckner geplant und gebaut - die Uhr- , um dem damaligen Prior Mack eins auszuwischen, der mit seinem Kirchturmbau nicht in die Gänge gekommen war.
Ich erinnere an die weihnachtlichen Schaufensterauslagen beim Zigan, an den Dietlbeck, das vornehme Geschäft der Familie Häfner/Voithenleitner und den Liebl-Schlosser einen der großen Vorturner des TV-Kötzting.
Auf der anderen Seite haben wir das Anwesen der jüdischen Familie Kirschner - ebenfalls Konfektion und Häutehandel- mit dem Kinderspielplatz auf der Rückseite.
Anschließend Lebensmittel Schrödel, das Wirtshaus Dreger - hier ist der Marktbrand 1867 ausgebrochen - und erneut ein Geschäftshaus einer jüdischen Familie, das der Familie Hahns.
Rechts haben wir den Fischer Peter - die Schuster und Musikerfamilie Mühlbauer und den Achtler.
Bei der ersten Brandschneise, die nicht wieder aufgebaut wurde - die nach links wegführende Schirn (von Schergen)straße  haben wir ganz hinten das Haus des Kripperlvaters Max Wanninger und auch an Viktor Hasenberg sei hier erinnert, der uns mit seinen eisernen Rollos jeden Pfingstmontag pünktlich um 7.30 die Pferde erschreckte, um anschließend mit einem Verbrüderungsschnaps grinsend zu uns Reitern heraus zu kommen. Blicken wir in die andere Richtung, so haben wir ganz hinten den Wieser-Girgl - das frühere Amtshaus - den Lebzelter Liebl und den Seiler Holmaier.

Weiter geht´s links und rechts der Marktstraße mit dem Familienverband Liebl-Ring - später Volksbank und Arztpraxis Dr. Angerer.
Es schließen sich nach oben an der Rothhammer =Wieser, Graßl und Irlbeck auf der einen und der Decker auf der anderen Seite.
Den Herrn Gruber auf seinem Fensterbankerl werden viele noch in Erinnerung haben.



Nun sind wir im Bereich des Marktplatzes mit seinen Nebenstraßen angekommen und auch hier gibt es viel zu erzählen:

Von ganz links bis ganz nach rechts:

Die linke Metzstraße entstand ebenfalls als ein Teil des passiven Brandschutzes  nach 1867.
Die Stichworte sind hier: BRK Stückpunkt - Bäckerei Kerscher - Druckerei Oexler - Hofner Bader - Schwarzanderl.

Auf der Gegenseite:
Der Decker - Rabl-Wirtshaus - Bäckerei Graßl - Fleischbank - der Stoibermaler - der Dimpfl - der Vogl-Beck - Sperl Buchbinder - Bäckerei Pongratz

Am Marktplatz haben wir in Stichworten

Das Windorferhaus - Konsum - die Zimmererschwestern - den Miethaner - die Liebl"weiber" - das Kaufhaus Lex-Wanninger - den Amberger Hof - den Diermeier Schornsteinfeger - die Veitskirche - den Sattler Traurig - den Voglhof - den Leboid mit dem Schudertor - den Rosenhammer  - den Fleischmann - den Rektor Stauber - den Osl - den Rebstöck. Hier brach der letzte Marktbrand aus, im Jahre 1899. .

Der Konsum - heute die Raiffeisenbankfiliale am Marktplatz

Der "Decker" wird abgerissen

Der erste Bauabschnitt des Kaufhauses Wanninger entsteht am Marktplatz

Vielleicht schaffen wir auch nicht das volle Programm des oben angerissenen, dann machen wir halt in der „Blauen Nacht“ 2025 da weiter wo wir 2024 aufgehört haben oder aber ich erzähle etwas ganz anderes zu denselben Objekten…..es gibt immer noch etwas Neues zu erzählen.

Hier noch ein paar Eckdaten:

Vor nicht allzulanger Zeit gab es in Kernbereich der Markt- und Herrenstraße allein:

22 Wirtshäuser - 6 Metzger - 6 Bäcker - 8 Lebensmittelgeschäfte und viele Handwerksbetriebe

Vielleicht sieht man sich, ich bin der mit der blauen Hose und dem blauen T-shirt…….🤪