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Freitag, 4. Oktober 2024

Die Arberkirchweih - ein Hochfest des Bayerischen Waldes


Die Bartholomäuskirchweih auf dem Arber
seit 1806


 Zwei Gründe gab es für mich, mir das Fest der "Arberkirchweih" mal etwas näher anzusehen, zum ersten tauchte bei der - seit Jahren laufenden - Digitalisierung der "Negativsammlung Serwuschok" eine schöne Bilderreihe aus dem Jahre 1976 mit beeindruckenden Aufnahmen einer riesigen Menschenmenge auf, die den Arbergipfel belagerte und zum zweiten eine umfangreiche Fotoabgabe an das Stadtarchiv von dem im letzten Jahr verstorbenen Haymo Richter. Unter den vielen Fotos und Zeitungsauschnitten dieser Sammlung nahm der Kötztinger Redakteur, Kreisheimatpfleger,  Kommandant der Kötztinger Feuerwehr und der (Mit-) Wiederbegründer der Arberkirchweih einen herausragenden Platz ein. All das traf zufällig zusammen, als über die diesjährige - 2024 - Arberkirchweih in der Tagespresse berichtet wurde.

Foto Elisabeth Mühlbauer für die Kötztinger Umschau -em-
5000 Besucher pilgerten am 29. August 1976 hinauf auf den Arbergipfel, um die traditionelle 
Bartholomäuskirchweih bei der kleinen Arberkapelle zu feiern.


Richter Haymos eigener Beitrag über KB Krämer in der Zeitschrift "Der Bayerwald", deren Schriftleiter er für viele, viele Jahre gewesen war.

Ein großer Teil des sogenannten Krämerarchivs - ein nicht unbeträchtlicher Anteil befindet sich im Depot des Landkreises Cham im Museum in Walderbach -  ist Teil der Sammlungen im Stadtarchiv Bad Kötzting und natürlich hat KB Krämer ausführlich nicht nur über die Anfänge dieser wiedereingeführten Bartholomäuskirchweih berichtet und Material gesammelt, sondern hat sogar Berichte von der großen Arberkirchweihfeier des Jahres 1906 in seiner Sammlung.

Umschlag Krämerarchiv K 155

"Arber: Gipfelkreuz - Arberkapelle - Arberkirchweih 1806 - 1906 - 1956
Wiederbelebung der Arberkirchsweih 1965 durch den Bayr. Waldverein und dem bayr. Waldgau der Heimat- und Volkstrachtenvereine auf Grund einer Anregung von Paul Friedl.
"

Was hat es mit diesen Zahlen 1806, 1906 und 1956 in diesem Zusammenhang für eine Bewandtnis?
Im Jahre 1806 war Bayern von einem Kurfürstentum zu einem Königsreich "erhoben" worden und dieses Jubiläum, wurde am 25. August 1906 mit einer Jahrhundertfeier gefeiert, die in Form einer Wallfahrt von Eisenstein hinauf auf den Arbergipfel durchgeführt wurde.
1956 - eigentlich 1957 - wurde die letzte der drei Kapellen auf dem Arbergipfel errichtet/eigeweiht.

StA Kötzting Krämerarchiv K155: Aus "Der Bayerische Wald" vom Oktober 1906 dem Organ des "Vereins Bayerwald" dem Vorläufer des Bayerischen Waldvereins.

Um die 2000 Teilnehmer machten sich - 1906 -  bei äußerst ungünstiger und stürmischer  Witterung auf den Weg herauf von Eisenstein hinauf zu der Arberkapelle, wo "das erste hl. Meßopfer, das je auf dem Scheitel des Böhmerwaldkönigs dargebracht wurde" in der kleinen Kapelle gefeiert werden musste, da " es im Freien wegen des sturmartigen Windes unmöglich war". Selbst die Predigt des "hochwürdigsten Herrn P. Willibald Adam, Abt von Metten" wurde im Wortlaut abgedruckt.
Im Novemberheft desselben Organs wurde der Bericht dann mit dem Abdruck der "patriotischen Rede" des Pfarrers Klimmer von Böbrach fortgesetzt, der damals auch Landtagsabgeordneter für den Wahlkreis Regen gewesen war. 
Im Anschluss an dessen Rede wurde feierlich die Gedenktafel enthüllt und auch der Prinzregent Luitpold in München wurde per Telegramm über diesen patriotischen Akt informiert.
StA Kötzting Krämerarchiv K155

StA Kötzting Krämerarchiv K155

Die Jahrhundertfeier fand dann im Jubiläumsjahr wegen des stürmischen Wetters im Arberseerestaurant ihren Abschluss.
StA Kötzting Krämerarchiv K155


1965 und 1966 verfasst KBK zwei Zeitungsartikel für die Kötztinger Zeitung, in denen er sowohl die das Wissen über die Geschichte der Arberkapelle und des Gipfelkreuzes, als auch die der Arberwallfahrt in früheren Zeiten zusammenfasst.
StA Kötzting Krämerarchiv K155

StA Kötzting Krämerarchiv K155

Schon zwei Jahre zuvor - 1964 - zitierte er aus einem Beitrag in " Der Bayerwald" von 1914 über das Gipfelkreuz auf dem Großen Arber. 
 

StA Kötzting Krämerarchiv K155

StA Kötzting Krämerarchiv K155

Eine tolle Aufnahme - wenn auch nur mit Rückenansicht - des Kötztinger Redakteurs KBK befindet sich in seiner Sammlung. "Geschossen" hat diese Aufnahme seine Ehefrau, Frau Elisabeth Krämer.


StA Kötzting Krämerarchiv K155


 Ich bin mir nicht sicher, ob das untere der beiden Bilder nun das Kreuz am Großen oder das vom Kleinen Arber darstellt - aber vermutlich das auf dem Kleinen Arber -, denn auch der Gipfel des Kleinen Arbers hatte ein solches erhalten und zwar im Jahre 1964 und errichtet vom "Arbergau der Kolpingsfamilie".


StA Kötzting Krämerarchiv K155

StA Kötzting Krämerarchiv K155

Dieser erste Teil des Beitrags richtete seinen Blick zurück auf die Ursprünge dieser Wallfahrt. Im Krämerarchiv - K157 -  befinden sich jedoch auch noch Materialien, die sich mit der Wiedereinführung derselben befassen.

StA Kötzting Krämerarchiv K157 KB- Krämers eigene Sammlung an berichten über die neue Arberwallfahrt.



Am 3.10.1963 antwortete der Zwieseler Paul Friedl - genannt Baumsteftenlenz - auf ein Einladungsschreiben von KB- Krämer zu einer Waldgauversammlung des Heimat- und Volkstrachtenvereines. Friedl musste zwar wegen anderer Verpflichtungen absagen, nutze jedoch sein Schreiben, um einen Vorschlag für eine Wiederbelebung der Arberkirchweih zu machen und KB Krämer dazu ins Boot zu nehmen.
StA Kötzting Krämerarchiv K157 Detail des Schreiben von Paul Friedl an KB Krämer

Bei der oben angesprochenen "Ruhmannsfelder Veranstaltung" brachte offensichtlich KB Krämer diesen Vorschlag mit auf die Tagesordnung und was dann folgte, war die Aufgabe, möglichst viele Teilnehmer von dieser Aktion zu überzeugen, mit der Verwaltung  des Besitzer des Arbergipfels  - der Fürstlich Hohenzollerischen Hofkammer in Sigmaringen - Kontakt aufzunehmen und darüber hinaus Öffentlichkeit herzustellen. 


StA Kötzting Krämerarchiv K157


StA Kötzting Krämerarchiv K157


StA Kötzting Krämerarchiv K157





Und dann geht´s an die Feinabstimmung. Mit den DM 200.00 der fürstlichen Hofkammer sollte die Festmusik finanziert werden und dafür wurde der Miltacher Trachtenvereinsvorstand Sepp Pielmeier angeschrieben, ob es möglich wäre, dass die Jugendkapelle des Trachtenvereins Miltach diese Aufgabe übernehmen könne..... gleich mit einem Vorschlag, welche Musikstücke dabei gewünscht wären.
StA Kötzting Krämerarchiv K157

Im März 1965 erwartet Paul Friedl in einem Schreiben an KBK, das diese Arberkirchweih "das Jahresfest aller Wald- und Heimatfreunde werden kann" und hält fest, dass es mittlerweile zwischen dem Waldgau und dem Waldverein jetzt schon - und künftig eher mehr - Berührungspunkte und Gemeinsamkeiten geben würde. 

StA Kötzting Krämerarchiv K157
Im Juli kam es in Eisenstein zu einer endgültigen Festlegung des Programms mit der Ankündigung, dass die Waldlermesse am Arber gesungen und der BR das ganze übertragen würde. Dieser Wunsch nach einer Übertragung durch den BR wurde sehr schnell ablehnend beschieden, weil es technisch nicht möglich sei, zu dem Termin einen Ü-Wagen zum Arber zu bekommen. In einem Gespräch mit Paul Friedl gab der Redakteur aber wohl zu, dass die ganze Angelegenheit eher ein zu sportlich angelegtes Unternehmen sei..

StA Kötzting Krämerarchiv K157

StA Kötzting Krämerarchiv K157 Bayerwaldbote 25.8.1995
StA Kötzting Krämerarchiv K157 Viechtacher Bayerwaldbote 30.7.1965



StA Kötzting Krämerarchiv K157

Wie von Paul Friedl angeregt und gefordert, widmeten sowohl der Waldgau in seinem Mitteilungsblatt als auch die überregionale Trachtenzeitung eine ihrer Ausgaben dem Großereignis.

StA Kötzting Krämerarchiv K157

StA Kötzting Krämerarchiv K157

StA Kötzting Krämerarchiv K157 Das offizielle Programm der Arberwallfahrt 1965

StA Kötzting Krämerarchiv K157

Mit einem großen Artikel über mehr als nur der "Seite 1" berichtete KB Krämer dann auch in seiner Kötztinger Zeitung von dem Großereignis.

KÖZ vom 30.8.1965






StA Kötzting Krämerarchiv K157

StA Kötzting Krämerarchiv K157: Die Pfahlspatzen von Viechtach

StA Kötzting Krämerarchiv K157: Die Jugendtrachtenkapelle Miltach beim Standkonzert

StA Kötzting Krämerarchiv K157: Die Thürnsteiner Sänger, die die Waldlermesse sangen


Frau Renate Serwuschok von der Kötztinger Umschau mokierte sich über die Absage des BR und schrieb eine kleine Glosse im Stile ihres späteren "Scheinwerfers".

Kötztinger Umschau vom 30.8.1965


Am Ende dieses Beitrags nun noch die restlichen Fotos aus der Bilderserie, die Frau Elisabeth Mühlbauer im August 1976 anfertigte, und deren "Wiederauffindung" durch unser Digitalisierungsprojekt den Anstoß für diesen Beitrag geliefert hatte.


KU vom 30.8.1976 Artikel und Bilder von -em- Elisabeth Mühlbauer



Kötztinger Umschau vom 30.8.1976: Die Glocke wird zur Arberkapelle getragen

Gautrachtenkapelle Arrach


Die Fahnenabordnungen auf dem Weg zum Gipfel 




Pfarrer Josef Kufner aus Bayr. Eisenstein

Auf 5000 Teilnehmer wurde diese Wallfahrt geschätzt