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Freitag, 22. Juli 2022

Michael Heigl eine Dokumentation Teil 2 die Heigls in Beckendorf

Heigl Michael wurde wohl aufgrund der Tatsache, dass er bzw. seine Eltern das Beckendorfer Heimatrecht besaßen, auch immer als lediger Inwohnersohn von Beckendorf bezeichnet, obwohl er nachweislich in Ramsried auf die Welt gekommen war. Nachdem noch einige seiner nachfolgenden Geschwister ebenfalls als Geburtsort Ramsried angegeben hatten, steht auch zu vermuten, dass er seine Kindheit ebenfalls dort verbracht hatte.
Später jedoch ist er, wie auch seine Brüder und seine erste Geliebte, eher im Raume Beckendorf-Arndorf-Reitenstein zu verorten, weshalb es auch immer schon ein - durchaus umstrittenes - Thema gewesen ist, wo denn die "Heigls" - zwischendrin und am Ende vielleicht dauerhaft - in Beckendorf dann gewohnt haben könnten.

Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:

Zum Einstieg:  ein Bild und seine Geschichte: das Laumerhaus von Gotzendorf
Teil 1 der Dokumentation: Der Familienverband des Michael Heigl

Beckendorf aus der Ansicht von Kreuzberg aus aufgenommen. Da die Beckendorfer Dorfkapelle selbst auf diese Entfernung so aussieht, wie sie im Jahre 1949 eingeweiht worden ist, vermute ich, dass diese Aufnahme aus den 50er Jahren stammt.
Der begleitende Zeitungsartikel allerdings bringt den Vorläuferbau mit einer kleinen Geschichte mit unserem Michael Heigl in Verbindung, die aber selbst als Anekdote nicht haltbar ist.  

Auf dem historischen Plan der Uraufnahme - entstanden um 1831 - auf welchem jede Hütte und jeder Backofen eingezeichnet ist, die in der weiten Dorfflur gestanden hatten, findet sich keine Spur eines wie auch immer gearteten sakralen Gebäudes.

Detail aus Bayernatlas.de hier Beckendorf

Die Häuser mit den Nummern 1-3 sind hier abgeschnitten, diese befinden sich bereits auf der Anhöhe Richtung Kreuzberg, sind aber deutlich erkennbar erst im Aufbau.


Wo wohnte Michael Heigl?


Nach den kleinen Aktennotizen, die noch in der Zeit vor seiner Flucht behördlicherseits angelegt worden waren, kann man eines durchaus annehmen, dass er seine Kinder- und Jugendzeit in Beckendorf verbracht hatte. Wo aber haben er bzw. er und seine Eltern dann gewohnt?

Einschränkend muss ich natürlich vorausschicken, dass Inleute häufig nicht einmal innerhalb ein und derselben Gemeinde an einem Platz geblieben sind. Aber es gibt erstens nicht viele Anwesen in Beckendorf, die groß genug gewesen wären, dass auf einem dieser zusätzlich noch eine ganze Familie hätte unterkommen können und es gibt darüber hinaus auch noch Hinweise und Gerüchte, die die Zeiten überdauert haben und die es auf ihren Wahrheitsgehalt abzuklopfen gilt. 

1. Er soll auf dem Kreuzberg gewohnt haben.

Faktencheck: Gleich zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird Bayern vermessen und die erste richtige Karte Bayerns wird um das Jahr 1830 erstellt, in der jedes, aber auch wirklich jedes Gebäude – Stall – Stallung – Stadel, ja selbst jeder Backofen eingezeichnet ist. Auf dem Kreuzberg ist nur der eine Bauernhof (im Urkataster mit der Nummer 1 vorgetragen). Bei diesem Anwesen ist  nachweislich kein Inhaus vorhanden.
Dann gibt’s noch die Anwesen 2 und 3, die zumindest auf der Anhöhe in Richtung Kreuzberg liegen. Bei der Nummer 3 ist erwähnt, dass es erst 1809 erbaut ist und bei beiden Anwesen ist noch im Plan von 1830 zu ersehen, dass die Häuser erst im Entstehen sind. 

Detail aus Bayernatlas.de hier Beckendorf Richtung Kreuzberg, mit dem kleinen Anwesen mit
der Nummer 1 und den Neubauten der Nummer 2 und 3.

Welche mögliche Erklärung gibt es für diese "Verortung"?

Der "Heigl Christ", Christoph Gruber, der Sohn des Michael Heigl und seiner ersten Geliebten Marianne Gruber, wurde mehr als eine Generation später in einer Hütte auf dem Kreuzberg aufgegriffen, was nicht nur damals wegen der Begleitumstände für einige Aufregung sorgte, sondern, eben Jahrzehnte später - möglicherweise -  der eine "Heigl Christ" mit dem anderen "Heigl Michael", zumindest was den Wohnort betraf, in einen Topf geworfen wurde.  
Im Staatsarchiv Landshut unter den Akten des Bezirksamtes/Landratsamtes Kötzting steht auf dem Aktendeckel mit der Nummer 2906 ganz groß: „Sittenpolizei“.  Darin wird unter anderem vom Kötztinger Pfarrer bitterlich geklagt,  dass die Zahl der unehelichen Geburten immer höher ansteige und es nicht nur die „leichtfertigen jungen Leute“ seien, sondern durchaus auch die Witwen aus dem Bürgerstand und dass sogar "uneheliche Geburten von verheirateten Weibern, deren Männer im Zuchthause oder anderwerts sich befinden, vorkommen“

StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2906
Gleichzeitig legt er aber den Finger in die Wunde, die vermutlich seit dem Ende des 18. Jahrhunderts für manche der Zustände ursächlich war: "Eine ganz besonders traurige Erfahrung heutzutage ist aber, daß viele ganz junge Eheleute eigenmächtig sich trauen, ohne eine geistliche, vielleicht auch ohne eine weltliche Behörde zu fragen, und dann sicher auf verderbliche Abwege gerathen
Hochachtungsvoll J. Exler Pf
[arrer]"


Im selben Akt  wird davon gesprochen, dass die sogenannte Kollerhütte auf dem Kreuzberg wegen Baufälligkeit im Jahre 1888 versperrt werden solle. Der Kötztinger Wachtmeister Georg Kerscher protokolliert auf demselben Blatt, wen alle er am 29. Oktober dort angetroffen hatte: eine illustre Truppe mit Heigl-Verbindung:

Franziska Brunner, Tochter der im Zuchthaus sich befindlichen Eheleute Martin und Therese Brunner, 19 Jahre alt.
Anna Vogl, 15 Jahre alt, Tochter der im Zuchthaus befindlichen Eheleute Georg und Creszenz Vogl von Arndorf
Franziska Vogl, 20 Jahre alt, ledige Tochter des im Zuchthaus büßenden Inwohners und Binders Josef Vogl vulgo Fendlsporn, von Arndorf
Theres Vogl, 38 Jahre alt, Ehefrau des nach Amerika geflüchteten Zuchthaussträflings Josef Vogl genannt Kemm von Arndorf.



"5. Christoph Gruber, genannt Heigl Christl, 49 Jahre alt, verheirateter Binder und Inwohner von der Gemeinde Arndorf und von seiner Ehefrau Katharina getrennt lebend."

Ludwig Hagl, 20 Jahre alt, Sohn der Malerseheleute Josef und Theres Hagl von Kötzting
Anton Hohenleitner, 25 Jahre alt, lediger Müller- und Sagknecht von Oberegling BZA München II

Franziska Vogl brachte in der Kollerhütte 8 Tage zuvor ihr Kind von Ludwig Hagl auf die Welt. Diese beiden und auch Heigl Christ mit seiner Freundin Therese Vogl bekommen alle eine Anzeige wegen Konkubinats. Möglicherweise sind diese verdächtigen Bewohner mit Heiglbezug in der Kollerhütte auf dem Kreuzberg der Grund, weshalb dort oben das Wohnhaus der Heigl verortet wurde. Therese Vogl sollte aus Arndorf ausgewiesen werden – was aber dann rechtlich nicht möglich gewesen war. Für den Heigl Christ, als gewalttätig bekannt, wird eine längere Zuchthausstrafe angestrebt, allerdings muss zuerst die Frage seiner minderjährigen Kinder geklärt werden, welche bei ihm wohnten.


Einschub
Das Thema der unehelichen Geburten im Zusammenhang mit der zunehmenden Anzahl an Inwohnern wird bei der Erklärung der Ursachen der steigenden Kriminalität zu dieser Zeit noch eine eigene Rolle spielen. Das Thema der viel zu vielen Inleute im Kötztinger Raum und deren Auswirkungen wird uns noch oft begleiten.
Einschub Ende

2. Er soll im Hutterhaus gewohnt haben.

 
Das ist nun eine delikate Aufgabe. Viele Beckendorfer benannten das letzte Haus in Beckendorf auf der rechten Seite vor Beginn der Beckendorfer Höhe als das „Heiglhaus“.. Diese Aussage hat schon mal zu einer hitzigen Gegendarstellung in der Kötztinger Zeitung geführt, weil die Besitzer des Hauses sich dagegen verwahrten, das ihrige als das des Räubers Heigl bezeichnet zu bekommen.
Frau Maria Stephanie, eine geborene Hutter aus Beckendorf schrieb an die Kötztinger Zeitung, die dann am 9.9.1969 eine Art Gegendarstellung veröffentlichte, weil die Besitzerin darauf bestand, dass festgehalten wurde, dass der Geburtsort des Heigls der Kreuzberg gewesen sei und eben nicht das Hutteranwesen. 

Abweichend vom Wissenstand  im Jahre 1969 kennen wir mittlerweile den Geburtsort Michael Heigls, nämlich Ramsried. Dass es nicht der von Frau Hutter angegebene Kreuzberg gewesen sein kann, glauben wir auch zu wissen, und das Hutter-Anwesen darf es nicht gewesen sein, was also nun?

3. Und es war vielleicht doch EIN Hutteranwesen..... 

.....nur eben nicht das in der Zeitung abgebildete, sondern genau gegenüber. 

Manchmal hilft mir wirklich der Zufall in den anderen Archiven und natürlich habe ich für diese Dokumentation auch versucht, Nebenwege zu gehen, um indirekt zum Zuge zu kommen. Und wieder sind es die Akten des Bezirksamtes/Landratsamtes Kötzting. Diesmal geht es um die Straßenkreuzung der abknickenden Straße nach Grafenwiesen. Mitten dort, wo jetzt eine breite Straße abbiegt, war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts ein bis zum Boden aus Holz errichtetes Inhaus gestanden, das zu diesem Zeitpunkt noch der Familie Hutter gehört hatte. Die Straße nach Grafenwiesen sollte nicht nur breiter gebaut werden, sondern auch das Abbiegen sollte geschmeidiger und dem steigenden KFZ-Verkehr angepasst werden. Diesem Vorhaben stand das Holzhaus im Wege. Was aber zunächst die Sache erleichterte, war die Tatsache,  dass es in einem äußerst baufälligen Zustand war. Dieses wiederum führte dazu, dass das Bezirksamt Kötzting im Juni 1933 zuerst einmal das Haus kurzerhand abreißen ließ. Und wie es der Zufall so wollte, waren der Zwangsverkauf und der Abbruch strittig, weshalb für den Akt eine Bilderserie beigelegt wurde, die zur Rechtfertigung des Abrisses dienen sollte.

StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 
Beschriftung: Bild links: von Kötzting
Bild mitte: Pfeil nach links Grafenwiesen
Bild rechts: nach Hohenwarth

Aus den dreißiger Jahren haben wir einen Schriftwechsel um die Entschädigungszahlung von Seiten des Straßen- und Flussbauamtes Deggendorf.  Franz Hutter, der Besitzer schickte eine Petition an die Führerkanzlei in Berlin – eine damals durchaus geläufige Methode, gleich ganz oben anzuklopfen –, welche die Angelegenheit an den NSDAP-Gau in Bayreuth delegierte.   
In einem weiteren Schreiben an das Kötztinger Bezirksamt bezeichnete Hutter zwar selber das Haus als baufällig, jedoch hatte er die Absicht gehabt, selbiges wieder zu reparieren.

StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 
"An das Bezirksamt Kötzting
Abruch meines Hauses Nummer 5 in Beckendorf.
Mir wurde im Juni 1933 in Beckendorf Gemeinde Arndorf mein Haus No 5 infolge Baufälligkeit auf Veranlaßung des Bezirks Kötzting zwangsweise abgebrochen.
..."
Hutter beschrieb das Objekt in seinem handschriftlichen Bittgesuch als für ihn unverzichtbar und meinte, er habe bereits seit Jahren einen Reparaturplan eingereicht, der ihm aber nicht genehmigt worden war. Das Haus habe als Schuppen für seine landwirtschaftlichen Geräte gedient und es hätte sich innerhalb des Hauses ein guter Brunnen, ein fester Keller und eine Schmiedewerkstatt für seinen Sohn befunden. 3000 Reichsmark würde er für eine angemessene Entschädigung halten.

StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 

StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 

Dem Akt, in dem Franz Hutter als ein sehr „robuster“ Charakter dargestellt wird, ist auch zum besseren Verständnis ein Lageplan beigefügt, der das abgerissene Haus als das „INHAUS des Hutter“ bezeichnet und das in den 50er Jahren fälschlicherweise als das Heiglhaus bezeichnete Gebäude als das Anwesen des Hutter.

Stellungnahme des Windisch an das BZA


Der Kötztinger Bautechniker Windisch beschrieb in seinem Schreiben an das Bezirksamt, dass die Abbrucharbeiten wohl unter Polizeischutz vorgenommen werden mussten.

StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 
Blick von der Grafenwiesener Seite her auf das Hutter-Inhaus. Im Hintergrund das Hutter-Haus, das wohl von manchen Beckendorfern in den 60er Jahren fälschlicherweise als das Heigl-Haus bezeichnet worden war.

In der Uraufnahme im Liquidationsprotokoll ist dieses Gebäude noch dem Anwesen Nummer 5 zugeordnet. Es wurde wohl später praktisch über die Straße hinweg verkauft.
Auch wenn der letzte Beweis fehlt, und angesichts der großen Mobilität im Nahbereich, die die Inwohnerfamilie Heigl an den Tag gelegt hatte, um ihrem Broterwerb nachzugehen war es vermutlich auch später nicht der „Dauerwohnsitz“ gewesen/geblieben. Es spricht jedoch in meinen Augen manches dafür, dass Michael Heigl mit seinen Eltern und Geschwistern (auch) in diesem Hause gelebt hat.
Nun können wir also das Geburtshaus - einigermaßen sicher - und das Wohnhaus in seiner Kindheit - möglicherweise - verorten. Zum Zeitpunkt der Geburt seines ersten Kindes war er noch als Inwohnersohn aus Beckendorf angegeben. Bereits beim zweiten Kind wird er als ein „Inwohnersohn, derzeit in Reitenstein“ beschrieben. Aber Michael Heigl und seine Kinder (zumindest die mit der Marianne Gruber) sind ist ein anderes Kapitel.
StA Landshut  Rep 164-8 Nr. 3532 von 1932-37 Beckendorf 

Am Ende noch einmal eine Zusammenstellung der bereits erschienenen Beiträge, die sich mit Michael Heigl befassen:

Donnerstag, 7. Juli 2022

Michael Heigl eine Dokumentation Teil 1 Heigls Familie und Verwandtschaft

Michael Heigl befand sich auf dem Kriegspfad mit den herrschenden  Gesetzen, aber sicherlich hatten auch die Bedingungen, unter denen damals die "kleinen" Leute zu leiden hatten, ihren Anteil an seiner Karriere, die ihn dann schlussendlich zum Anführer der "Räuber-Heigl-Bande" machten.

Foto Pongratz: Das Hinweisschild für die Höhenwanderung zum Kaitersberg an der 
Kötztinger Hauswand beim "Dietl-Beck"


Einleitung

Wir werden in dieser Reihe unterschiedliche Bandenmitglieder kennen lernen, von seinen Kindern, Brüdern, Freundinnen und anderen "Wegbegleitern" erfahren und sehen, dass nicht jedes Verbrechen, das während des Zeitraums seiner Flucht in unserer Gegend geschah und reflexartig "dem Heigl" zugeordnet wurde, dann auch von ihm tatsächlich verübt worden war. Wir werden übergriffigen Gendarmen und hilflosen Beamten begegnen und vielleicht entsteht auf diese Weise auch eine kleine Sozialgeschichte unseres Raumes.

So stellt sich bei diese umfangreiche Dokumentation immer wieder die Frage: War Michael Heigl ein verbrecherischer Räuber oder möglicherweise nur ein Opfer der Umstände?

Es gab bereits einen kleinen Beitrag zu diesem Thema auf diesem Blog:

Zum Einstieg:  ein Bild und seine Geschichte: das Laumerhaus von Gotzendorf

Bild Krämer Archiv: Ein heimlicher Blick hinaus aus der hohlen "Heigl-Linde" in Gotzendorf

In dieser Dokumentation, die viele Teile umfassen wird, geht es um eine Auswertung und Einordnung der umfangreichen Informationen, die wir von Heigl überliefert bekommen haben, aus den Polizeiakten, den Protokollen seines Straf- und  Revisionsprozesses, dem Begnadigungsvorgang und nicht zuletzt auch am Rande um eine kritische Würdigung der zeitgenössischen und späteren Berichte in Zeitungen und Büchern.

Michael Heigls "Karriere"  als gesuchter Krimineller besteht aus zwei Teilen. Viele der Taten, die ihm als Jugendlicher bzw. junger Mann zugeschrieben wurden, scheinen mir eher aus dem Bereich der sonntäglichen Feuilleton-Beilagen der großen Zeitungen zu stammen Es gab auch in den damaligen Zeiten bereits Reporter überregionaler Zeitungen, die während der spektakulär langen späteren Jagd auf den Heigl und dem danach folgenden Prozess auch "Human-Interest-Stories" benötigten, damit sich ihre Leser beim sonntäglichen Kaffee und Kuchen auch ein wenig gruseln konnten. Sie recherchierten ein wenig vor Ort oder sprachen mit jemandem, der mal vor Ort gewesen war, und versuchten aus diesen Informationen ein Bild zu erschaffen, welches die spätere Karriere als Schwerkrimineller erklären sollte.
Dabei waren die Reporter/Autoren  nicht mal in der Lage - oder willens -, sein genaues Geburtsdatum in Erfahrung zu bringen bzw. seinen Geburtsort von den Menschen zu erfahren, die doch angeblich so genau zu wissen vorgaben, was der kleine Michael Heigl für ein Schlingel gewesen sein sollte. Auch die Behörden- und Anklagevertreter hatten sich nicht die Mühe gemacht, diese Daten in Erfahrung zu bringen, sondern sprachen immer nur von dem "Beckendorfer Inwohnerssohn" mit einem Geburtsdatum von 1816.


Von den sozialen Umständen, die viele junge Menschen im Bayerischen Wald fast zwangsweise auf die schiefe Bahn gebracht hatten - nicht jeder machte dabei allerdings den Sprung hin zum großen Räuber -, ist natürlich in den Räuberpistolen der Gazetten nicht die Rede gewesen, denn dies hätte ja wie eine offene Kritik an den damals herrschenden Zuständen in Bayern ausgesehen. 

Die Verantwortlichen vor Ort allerdings - vor allem in Person des damaligen Kötztinger Landrichters Carl von Paur - sahen und benannten die Probleme und die daraus resultierenden Folgen schonungslos. 
Die Entstehung einer immer größer werdenden Schicht an sozial benachteiligten Familien führte nicht nur fast zwangsweise zu einer Lebensweise außerhalb der Normen der Gesellschaft, sondern ermöglichte es den damaligen Tätern auch, sich innerhalb dieser Gesellschaftsschicht zu verbergen, Unterstützung zu finden und sich lange Zeit erfolgreich einem Zugriff zu entziehen. 

Foto Pongratz StA Landshut Regierung von Niederbayern KdI Nr. 63944 I-III

Auf nur noch drei solcher Aktenbände ist der Untersuchungsbericht des Landgerichts Kötzting nach Abschluss des Gerichtsverfahrens eingedampft worden, zusammen vielleicht gut 1000 Seiten sind uns noch erhalten..

Im dritten Bündel befindet sich eine summarische Zusammenstellung, die damals eigens für eine angereiste Regierungskommission erstellt worden war.

StA Landshut Regierung von Niederbayern KdI Nr. 63944 III

Summarische Übersicht
der polizeylichen Verfügungen des
Koeniglichen Landgerichts Kötzting
 seit Ende des Jahres 1845
bezüglich der Verhaftung des flüchtigen Verbrechers
 Michael Heigl von Beckendorf
und der Beseitigung seines Anhangs.

1853

Gleich zu Anfang seiner Übersicht benennt der Protokollant den Umfang der vermuteten Straftaten:

StA Landshut Regierung von Niederbayern KdI Nr. 63944 III  IMG8760

"Michael Heigl, lediger Inwohnerssohn von Beckendorf k. Landgerichts Kötzting,  welcher bei Gelegenheit der Eröffnung seiner Ablieferung in der Zwangsarbeitshaus im Frühjahre 1843 sich aus dem Verhörszimmer der hiesigen Fronfeste geflüchtet hat und seit dieser seiner Entweichung nicht mehr zu Verhaft gebracht werden konnte, hat sich seitdem laut vorliegender chronologischer Zusammenstellung der k. Landgerichts Kötztings vom 5ten des Monats mehr als 40 Taten teils Polizeiübertretungen größtenteils aber Vergehen und Verbrechen und darunter namentlich mehrere Widersetzungen und Raubüberfälle verdächtig gemacht betreffs deren die erlangte Überweisungsgründe vielfach so gestaltet sind, dass eine Verurteilung desselben sicher erfolgen wird."
Hier haben wir also gleich zu Anfang die Bestätigung, dass die, später genauer beschriebene,  anekdotische Flucht  - mit Zurücklassung seines Hutes - sich tatsächlich genauso abgespielt hatte. Die weitere humoristische Ausschmückung dieser Flucht mit "Rede und Gegenrede" zwischen Heigl und den Gendarmen - "Wos is eijtz, pack mas  wieda?" - ist jedoch nur eine schöne Stammtischgeschichte, die von Herrn Haymo Richter - einem von mir persönlich sehr geschätzten Heimatforscherkollegen aus Kötzting - sehr gerne und sehr oft und auch mit viel Erfolg zum Besten gegeben wird.
Weiter hinten weist der Schreiber - idR der Rechtspraktikant Adolph Desch - dann auf die schiere Fülle der Akten hin, die im Landgericht Kötzting über den Michael Heigl seit seiner Flucht angelegt worden waren:

"…über diese strafrechtlichen Untersuchungsakten und hierher gehörigen polizeilichen Untersuchungsakten sind beim k. Landgericht Kötzting 42 Faszikel erlaufen, welche die Höhe eines Tisches einnehmen. Vom Regierungskommissar und dem Rechtspraktikanten Adolph Desch mit großem Fleiß durchgesehen und die folgende Zusammenstellung aufgelistet."

Anschließend stellt er in Tabellenform die einzelnen Straftatbestände und die Maßnahmen von Seiten des Landgerichts und der Gendarmerie dar, hier der Anfang:


17.11.1845

Gendarmerieanzeige:  Verhaftung des Josef Dobmeier von Watzlhof der Verbindung mit Heigl verdächtig und wegen Müßiggangs angezeigt. War mit Heigl im Wirtshaus zu Thenning zusammen mit Josef Schuderer von Thenning.
beide wurden verhaftet:
Strafe Dobmeier  18 Tage im Gefängnis und 15 Rutenstreiche Schuderer 10 Rutenstreiche im Berufungswege erlassen aber sofort für 4 Monate ins Arbeitshaus

13.12.1845

Michael Fechter ledig aus Gotzendorf des Umgangs mit Heigl dringend verdächtigt
Strafe: muss sich innerhalb von 8 Tage um eine Bauernsarbeit annehmen bei Vermeidung körperlicher Züchtigung

15.12.1845

Gendarmerieanzeige:  Heigl war am 12.11.im Wirtshaus zu Thenning , trank, aß und ließ sich aufspielen  durch die Musiker Wolfgang und Franz Brandl von Ansdorf
Strafe:
Wirt Geiger 5 fl.  und in die Kosten des Beschlusses verurteilt, den beiden Musikern wurden die Patente entzogen und 3 Tage in Arrest

17.12.1845

Suche unter Leitung von durch Carl von Paur :  von 2-8 Uhr früh mit Gendarmerie, Forstpersonal und Gerichtsdiener, Suche nach den Schlupfwinkeln in den Gemeinden: Gotzendorf, Arndorf, Grafenwiesen und Ansdorf
Erfolg: erfolglos

20.12.1845

Josef Schreil  Häuslerssohn von Reitenstein der Teilnahme und Verbindung mit Heigl verdächtig
wurde vernommen und anschließend unter strenge Polizeiaufsicht gestellt.


Erst ab dieser Zeit kann man eigentlich von einem "Räuber Heigl" sprechen, zu diesem Zeitpunkt war er aber bereits 29 - nach amtlicher Zählung - bzw. 28 - nach meiner Zählung - Jahre alt gewesen.
Aus diesem Grunde nun ein Sprung zurück zu seiner Geburt, seiner Familie und Verwandtschaft, den Wohnorten seiner Familie, die frühen Verwicklungen auch seiner Brüder mit der Justiz und  den Umständen, unter denen er seine Kindheit und die Zeit seiner Jugend verbrachte.



Michael Heigl und seine Familie



Was haben wir also als erstes Datengerüst?

"Michael Heigl, den ledigen Inwohnerssohn von Beckendorf " und an anderer Stelle den Hinweis, dass er vermutlich im Jahre 1816 geboren sei.
Dem war aber nicht so, Michael Heigl ist als Sohn des Hüters Josef Heigl und dessen Frau Anna, einer geborenen Zisslsberger, am 12.5.1817 in RAMSRIED geboren und am selben Tag in Rimbach getauft worden. Sein Taufpate, ebenfalls ein Michael Heigl, war ein lediger Knecht und der Bruder des Vaters.
PfA Rimbach Geburtseintrag des Michael Heigl, Danke an Herrn Alfred Silberbauer für diesen Fund.

Was diesen Geburtseintrag so besonders macht, ist der äußerst seltene Hinweis auf eine Hausnummer.
Nur ist leider der Eintrag so verwaschen, dass es fast jede Zahl unter 10 sein könnte.
Eine Bitte an das Bischöfliche Zentralarchiv in Regensburg, ob es nicht möglich sei, dass jemand in den Originalmatrikeln versuchen könnte, dieses Rätsel zu lösen, brachte kurz darauf das Ergebnis: es war die "2".
Schreiben des BZA Regensburg vom 18.3.2020


Nun geht's also zunächst einmal um die Klärung, weshalb Michael Heigl dann als Inwohnersohn von Beckendorf fungierte. Dies hängt mit dem damaligen sogenannten Heimatrecht zusammen.
Michael Heigls Eltern heirateten als Inwohnerleute mit dem damaligen Wohnsitz in Beckendorf, weshalb das Paar und alle ihr noch folgenden Kinder, egal wo und an welchen Orten diese geboren wurden, zunächst einmal das Beckendorfer Heimatrecht erhielten.
Dies ist einer der Gründe, warum eine Heiratserlaubnis an (nichtbesitzende) Inwohner nur sehr restriktiv ausgesprochen wurden und die Zahl der unehelich geborenen Kinder im Vergleich zu der der ehelich geborenen über die Jahrhunderte regelrecht explodierte.
Ein solches Heimatrecht konnte auch auf andere Orte übertragen werden, dies setzte allerdings einen umfangreichen Grundbesitz in diesem neuen Ort voraus, oder gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen  mehrjährigen beruflichen  Aufenthalt im neuen Ort. Dann suchte der Heimatort beim neuen Wohnort nach, um das Heimatrecht  endlich loszuwerden und es dem neuen Wohnort aufzubürden.
Nach dem damaligen Recht blieb also unser Michael Heigl ein Beckendorfer Inwohnsersohn, auch wenn er in Ramsried auf die Welt gekommen war.

Die Heigl-Kernfamilie:


Seine Eltern, die bereits 5 Jahre vor ihrer Heirat eine uneheliche Tochter hatten, konnten/durften im Jahre 1803 heiraten.

Heigl Josef, der Sohn des Beckendorfer Inwohners  Wolfgang Heigl und der Anna, einer geborenen Egner aus Wettzell,  heiratet am 8.2.1803 in Kötzting Anna Zisslsberger, die Tochter des Häuslers Georg und der Anna Maria geb. Dreger  aus Grafenwiesen.
Die Trauzeugen waren der Schneider Adam Vest und der Häusler Josef Hasensteiner, beide aus Reitenstein
(Pfarrmatrikel Kötzting  408/84)
Nimmt man nun diese erste Tochter, Theresia Heigl, als Beispiel für die damalige Vergabe des Heimatrecht, so hätte Therese - wäre sie am Leben geblieben - ihr Leben lang als Inwohnertochter aus Haus gegolten, da ihre Mutter bis zu ihrer Verheiratung dieses von ihrer Geburtsgemeinde Haus "genoss".




Name

Geburtsdatum

Wohnort und Beruf des
Vaters

Taufpate

Pfarrmatrikel
Kötzting

Bemerkungen

Theresia                

7.6.1798    

Vater aus Beckendorf, die Mutter aus Haus

Zisslsberger Anna Maria Haus 

173/182

unehelich

+ 7.6.1800 in Beckendorf

Johann Georg

28.6.1803  

Inwohner Beckendorf

Stoiber Georg Söldnerssohn Beckendorf

180/94

+9.7.1805 an den Pocken mit 2 Jahren

Josef

1.7.1804    

Inwohner Reitenstein

Stoiber Georg Söldner

182/142

1.7.1804       

4 Monate zu früh geboren

Josef    

18.6.1805  

Inwohner Beckendorf

Stoiber Georg

184/174

 

Anna Maria

28.11.1807

Inwohner Beckendorf

Stoiber Anna Maria Söldnerin Beckendorf

188/244

 

Johann Bapt. und

4.12.1809  

Inwohner Fessmannsdorf

Heigl Johann Söldnerssohn Beckendorf

190/298               

 

Barbara Zwillinge

4.12.1809  

 Inwohner Fessmannsdorf

 

 190/298    

+ 26.3.1810 an der Frais mit 4 Monaten

Wolfgang

14.1.1812 

Inwohner Fessmannsdorf

Heigl Johann Bauernknecht Beckendorf

194/15

 

Martin

11.11.1813

Inwohner Fessmannsdorf

Forster Barbara Inwohnerin Beckendorf

197/46

 

Michael

12.5.1817

Hüter Ramsried
Nr. 2  

Michael Heigl
Söldnerssohn
Beckendorf

Rimbach

 

Adam

14.11.1818

Hirte Ramsried

Heigl Michael lediger Knecht Bruder des Vaters

Rimbach

 

Wolfgang

Nicht gefunden

 

 

 

Angeblich jüngerer Bruder des Adam

Therese

2.9.1821

Taglöhner

Theresia Reihel Schusterin Ramsried

 

+ 14.9.1821

An der Fraiß mit 2 Wochen


Die ersten vier Kinder des Paares kamen also - mit einem kurzen Intermezzo beim ersten Sohn Josef in Reitenstein - in Beckendorf zur Welt.
Bereits 1809 verließen die beiden Beckendorf und landeten - nach einem Intermezzo in Fessmannsdorf -  im Zeitraum zwischen 1813 und 1817 in Ramsried, wo der Vater spätestens ab 1817 als Hirte und Taglöhner angegeben ist.
Da Teile des weiteren Familienverbandes weiterhin in Beckendorf verblieben waren, kann nicht ausgeschlossen werden,  dass die nunmehr ganz schön angewachsene Familie, mit den minderjährigen Kindern, dann doch wieder in Beckendorf gelandet war und dort als Inleute ihr Leben fristete. Da auch zwei seiner Onkel zu dieser Zeit in Beckendorf als Inwohner gelebt hatten, macht dies die Suche nach DEM Heiglhaus in Beckendorf nicht gerade einfach. Dazu jedoch Genaueres in einem späteren Beitrag.
Wir haben also durch seinen Geburtseintrag den seltenen Fall, dass sogar sein Geburtshaus dort niedergeschrieben worden war.
Leider folgte nach einem Blick in das Rustikalsteuerkataster die Ernüchterung sehr schnell, da diese Nummerierung von Ramsried 1817 GANZ anders ausgesehen hatte.
Im beginnenden 19. Jahrhundert wurden manche Dörfer zeitweilig zu "Verwaltungseinheiten" zusammengeschlossen, die vorher und auch nachher nie zusammengehört hatten.

Später bildeten Ramsried und Liebenstein eine Einheit beim Grundsteuerkataster und dort wäre die Nummer 2 die Schmiede beim Wirtshaus in Liebenstein gewesen, heutzutage Teil des Hotels Bayerwald der Familie Mühlbauer. Dies scheidet also aus.
Ramsried wurde 1811 dem Steuerdistrikt Haus zugeschlagen und dessen Nummerierung begann in der Liste zuerst einmal mit den Hauser Bewohnern. Danach schlossen sich die Englmühle und Voggendorf an, bevor es mit der laufenden Hausnummer 61 dann mit den  Ramsrieder Untertanen weiterging.
Dieses erste Ramsrieder Anwesen, das im Rustikalsteuerkataster auftaucht, beinhaltet gleich drei (Steuer)Hausnummern UND enthält ein Inhaus, also ein Gebäude, in dem Inwohner aufgenommen werden können.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 23 Haus

Georg Hackl war der Besitzer des "ganzen Hacklhofes" - also ein "ganzer" (=großer) Bauernhof - zu welchem auch ein Inhaus gehörte.
Durchsucht man die nächsten Ramsrieder Einträge, so findet sich ein weiteres Anwesen, das damals solch ein Inhaus gehabt hatte.
Im Liquidationsprotokoll vom 29. November 1838  ist der "ganze Hacklhof" unter den Hausnummern 5 und 6 vorgetragen mit dem Vermerk, dass Georg Hackl diesen Hof im Jahre 1793 von seinem Vater um 1995 Gulden übernommen hatte. 
Die Hausnummern 1 und 2 gehörten damals dem sogenannten Nickelhof, bei dem dann sogar ein Vermerk steht:
Vermessungsamt Cham Liquidationsprotokoll Ramsried
"Wohnhaus und Stall unter einem Dache. das Leibthumshaus Nr. 2"
Mit aller Vorsicht könnte es nun dieses Inhaus gewesen sein, in dem Heigls Vater als Hüter gewohnt hatte und in dem seine Frau dann unseren Michael Heigl geboren hatte.



Detail aus Bayernatlas.de

Detail aus Bayernatlas.de
Mit aller Vorsicht - das alte Ramsried bestand damals aus 7 mehr oder weniger großen Bauernhöfen und Sölden - würde ich als das Geburtshaus Heigls das spätere Gasthaus Wanninger identifizieren.
 Betrachtet man die Abstammung und die weitläufige Verwandtschaft unseres Heigl, so kann man schon den Eindruck gewinnen, dass deren Lebensmittelpunkt eher Beckendorf als die anderen Dörfer gewesen war.

Auch Heigl Michaels Großeltern können ermittelt werden und geben einen weiteren Hinweis auf die prekäre Situation der ganzen Heigl Großfamilie. Die erste Heirat seines Großvaters ist uns noch unbekannt, aber bei der Geburt von zweien ihrer Kinder werden die Eltern als Johann Wolfgang Heigl und dessen Ehefrau (Anna) Maria Hackl aus Höllenstein angegeben. Heigl Anna Maria stirbt nach zwei Geburten im Jahre 1772 und am 26.4.1774 heiratete der Witwer und Söldner Wolfgang Heigl aus Beckendorf Egner Anna die Tochter des Söldners Egner Wolfgang und seiner Frau Magdalena aus Wettzell. PfM Kötzting 387/200
Das Paar hatte vier Kinder Josef 1775 (Vater unseres Michael) - Andreas 1779 - Johann Wolfgang 1780 (dieser wird Zimmermann in Beckendorf und stirbt 1844 an Lungenentzündung) - Michael 1782 (Dieser Michael, der Onkel unseres Michael wird später sein Taufpate und arbeitet in Beckendorf)
Ein Sohn Adam aus erster Ehe, dessen Geburt wir ebenso wenig in Kötzting finden können wie die Hochzeit der Eltern, gibt diese Ehepartner der ersten Ehe bei seiner eigenen Hochzeit im Jahre 1776 als seine Eltern an – und zusätzlich als Sicherheit, dass wir auch das richtige Paar haben - dass seine Mutter bereits verstorben sei.

Aus Beckendorf findet sich im Ende des 18. Jahrhunderts ein Verganterungsprozess, bei dem der Hof dieses Adam Heigl versteigert wird.
Allgemeine Zeitung vom 20.8.1813

Pfarrmatrikel Kötzting Band 20 Sterbematrikel
Am 4.4.1813 war der Söldner Adam Heigl im Alter von 61 Jahren an Lungenentzündung gestorben.

Im Liquidationsprotokoll des Jahres 1838 finden sich unter diesem Hof mit der Hausnummer 8  - genannt der "1/4 Heuglhof"  folgende Besitzer und der  folgende Zusatz:
"Haus Nro 8 Beim Heugl
für die Wolfgang Fürst minderjährigen Relikten Eva und Anna Maria Fürst
".


"Nach Übergabsbrief vom 11ten Jänner 1815 hat die Mutter Anna Maria dieses Gut aus dem Schuldenwesen des Vaters Adam Heugl von den Gläubigern um 1100 fl übernommen und nach Heurathsbrief de eodem dato den Vater Wolfgang Fürst angeheurath hat, und es befinden sich nun auf Ableben beider Eltern die obigen Relikten in fortgesetztem Besitze."

Anna Maria Fürst, eine Tochter des Adam Heigl, hatte den Hof durch die Heirat mit Wolfgang Fürst aus Gadsdorf aus der Verganterung retten können, mittlerweile aber waren beide Eltern verstorben und die Kinder standen mit ihrer Sölde unter Vormundschaft.
Diese Anna Maria Heugl, die Tochter des Adam Heigl, stellt nun eine/oder die verwandtschaftliche Verbindung des Heigl-Familienverbandes nach Beckendorf dar.



 
Die Heigl-Sölde wird im Liquidationsprotokoll beschrieben mit: "Wohnhaus samt Stübel und Stall unter einem Dache, besonderer Stadel, Getreidekasten, Backofen und Hofraum."
Ein separates Inhaus ist bei diesem Anwesen nicht vorhanden.
Hier nun, nach der Darstellung der Abstammung und der näheren Verwandtschaft unseres Michael Heigl endet der erste Teil, beim nächsten versuche ich die möglichen Wohnorte der Heigls in Beckendorf zu untersuchen, wobei es sogar ein altes Foto gibt, das uns weiterhelfen KÖNNTE.


Detail aus Bayernatlas. de, die Heiglsölde Hausnummer 8 in Beckendorf



Hier am Ende des Beitrags noch die links zu den bisher erschienen Beiträgen über Michael Heigl: