100 Jahre Eigenständigkeit als Kirchengemeinde
70 Jahre St-Matthäuskirche
Es ist immer so eine Sache mit den Jubiläen - auch die Stadt Bad Kötzting bewegte sich mit der ursprünglichen Festlegung des Termins für die große 900 Jahrfeier zuerst auf unsicherem Untergrund - und auch die evangelische Kirchengemeinde Kötzting ist natürlich bereits viel länger als nur 100 Jahre hier in unserer Gegend belegbar. Es gibt jedoch ein Dokument, das uns eindeutig den Startpunkt für eine eigenständige - und von den Nachbargemeinden losgelöste - Entwicklung der Kötztinger evangelischen Kirchengemeinde aufzeigt, und dieser war im Jahre 1925.
Wie einleitend aber bereits angedeutet, sind Mitglieder mit evangelischer Glaubenszugehörigkeit schon sehr viel länger bei uns belegbar, mehr noch, bereits seit dem Jahre 1904 muss diese Gemeinde, die auch das Kötztinger Umland betreute, bereits einen derartigen Umfang erreicht haben, dass sie in der Lage gewesen war UND die Notwendigkeit sah, sich in Kötzting ein Haus zu kaufen und dort einen Betsaal einzurichten.
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Foto Josef Bock: das im Jahre 1897 von Josef Lang erbaute Haus, das im Jahre 1904 von der evangelischen Kirchengemeinde erworben wurde. |
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DIA-Repro 2606 Innenaufnahme des Betsaals
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Nun aber zunächst zu den
Anfängen dieser Kirchengemeinde in unserer Gegend, auch wenn meine Recherche nicht den Anspruch erhebt, wirklich alle frühen Spuren gefunden zu haben.
Die Spuren, die die protestantischen Mitbürger in den Archiven hinterlassen haben, sind natürlich nur Einzelstücke und offensichtlich waren zunächst nur die Änderungen in der Organisationsstruktur und die Matrikeleinträge die Vorgänge, die eine schriftliche Überlieferung ermöäglichen.
Im Jahre 1863 informiert die Regierung von Niederbayern
dass auf Antrag der "in Lam zur Zeit aufhaltenden 15 Protestanten für diese daselbst in dem Hause des Schichtmeisters Lukas im Lauf des Monats Oktober d. Js. durch das zuständige protestantische Pfarr=Vikariat Straubing ein Gottesdienst verbunden mit der Feier des heiligen Abendmahls abgehalten wird." Landshut schreibt an das BZA und dieses gibt die Meldung, dass dies in Einklang mit der Gesetzeslage ist, auch an die Marktgemeinde Lam weiter.
Im Jahre 1866 berichtete das königlich protestantische Pfarrvikariat Straubing an das königliche Bezirksamt Kötzting pflichtgemäß die Einträge aus deren Pfarrmatrikel, die Mitglieder ihrer Gemeinde mit dem Wohn- bzw. Arbeitssitz in unserer Gegend betrafen.
Die Meldungen dieses - 1865. - Jahres waren überschaubar:
In Lam war das kleine Töchterlein Susanna Margaretha Weiß, des kgl. Grenzoberaufsehers Lorenz Weiß und seiner Frau Christiana Elisabetha, einer geborenen Schöpf beerdigt. Die Familie genoss ihr Heimatrecht in Schönbrunn und das Kind verstarb an Bronchitis. Beerdigt wurde sie auf dem Kirchhof zu Lam, wie der katholische Pfarrer Lams Moser bestätigt.
Zwei Geburten waren dokumentiert:
Der Gutspächter aus Zandt. Schmid Heinrich Reinhold und seine Frau Wilhelmina Thekla, geb. Martius, ließen ihr am 1.2.1865 geborenes Kind auf den Namen Wilhelmina Karolina Ida Taufen.
Die Taufe fand am 19.2. in der elterlichen Wohnung statt und diese wurde von einem Pfarrer Martius aus Prag vorgenommen.
Auch die Taufpaten stechen heraus: neben einer Pfarrerstochter mit dem Namen Karolina Luise Krause waren die die Kaufmannsgattin Wilhelmine Bertha Weizäcker aus Prag und der Brünner Universitätsprofessor Dr. Schmid.
Auch der andere Geburtseintrag enthält Erwähnenswertes:
Es ist der nämliche Oberaufseher Christian Lorenz Weiß, nun stationiert in Neukirchen, der einen Sohn auf den Namen Eduard Albert taufen lässt. Geb. 22.12.1865 get. 9.1.1866 ebenfalls in der elterlichen Wohnung. Der Pfarrvikar Schricker vollzog die Taufe und die Taufpaten waren ein Schmid Eduard Albert, Apothekerslehrling in Nördlingen und ein Verwalter in Zwieseleck mit dem Namen Precht Heinrich:
Die einzige Heirat, die in Straubing dokumentiert ist und einen gewissen Bezug zu unserer Gegend hat, wurde gleich in Schweinfurt, im Hause der Braut geschlossen und wurde nur berichtet, weil der Bräutigam, der kgl. bayr. Grenzkontrolleur Karl Christian merk in Lam stationiert war.
Wie man sieht, waren die ersten Protestanten in unserer Gegend hier eher berufsbedingt gelandet und dieser Aufenthalt war zu Anfang wohl eher nicht auf Dauer ausgelegt.
Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben...
Vierzehn Jahre später waren es anscheinend dann doch schon einige mehr, was aber offensichtlich zu dem einen oder anderen Problem führte, was dann das BZA Kötzting - der Vorläufer des Landratsamtes - dazu veranlasste, einen eigenen Akt über das "Verhältnis der Konfessionen zueinander - Streitfälle" anzulegen.
Das Zusammenleben der Konfessionen war nicht immer konfliktfrei, dies betraf jedoch nicht nur die protestantischen sondern auch die altkatholischen Mitbürger, denen der jeweilige katholische Pfarrer gerne mal den "Mittelfinger" zeigte.
Die Konfliktlinie - oder eigentlich die einzige Berührungsfläche - an der es offensichtlich immer wieder mal krachte, waren die Beerdigungen, denn die Friedhöfe waren zwar mittlerweile in kommunaler Hand, nicht jedoch die Kirchtürme und die Glocken und selbst über den Ort der Grablegen konnte offensichtlich der jeweilige Ortspfarrer ein Wörtchen mitreden.
Hier ein Beispiel aus Kötzting:
Ähnlich wie beim Tode und der Beerdigung des Kötztinger Landrichters Carl von Paur wenige Jahre zuvor - was wegen seiner hohen Stellung als Beamter und seiner Konfession als Altkatholik selbst in der überregionalen Presse seinen Niederschlag gefunden hatte - zeigte sich der Kötztinger Pfarrer auch bei einer Beerdigung einer protestantischen Ehefrau hartleibig.
Der Polizeidiener Fischer gibt vor dem Kötztinger Magistrat zu Protokoll, dass der Kötztinger Pfarrer, als seine Ehefrau Lotte verstorben war, ihm " die Vornahme der Beerdigung sowohl als auch das übliche Grabgeläute in der Pfarrkirche und in der St. Veitskirche" verweigern würde. Der Magistrat schreibt postwenden ans Bezirksamt - dieses hatte damals unter Carl von Paurs Nachfolger für dessen Beerdigung sogar die Sakristeitür aufbrechen, die Glockenseile wieder einhängen und das Grabgeläute vornehmen lassen.
Dieses Mal jedoch schaut das Bezirksamt in die Gesetzesbücher und teilt dem Antragssteller mündlich und dem Pfarrer schriftlich mit, dass seiner Beschwerde nicht stattgegeben werden könne (Zitiert lange die Paragraphen) weil die Glocken nicht auf dem Kirchhofe (gehört der Kommune) sondern im Kirchturm hingen und damit kirchliches Eigentum seien. Gleichzeitig weist es darauf hin, dass schon früher bei protestantischen Beerdigungen die Glocken an St. Veith geläutet hatten und hofft den Pfarrer nicht vergeblich zu bitten, im Sinne des religiösen Friedens auch dieses Mal so zu verfahren.
Der Kötztinger Pfarrer geht nun auf diese Lösung ein, wünscht aber, dass der Antrag dazu schriftlich vom prot. Pfarrvikariat in Straubing komme.
Ein Beispiel aus Blaibach:
Schlimmer erging es dem 1894 Schwandorfer Wanderprediger Schuster, der zu einer Beerdigung des protestantischen Werksführers Ferdinand Roth ins Kötztinger Steinbachtal angereist kam und dort erst erfuhr, dass die Beerdigung eigentlich in Blaibach stattfinden sollte. Der Prediger schickte einen Angehörigen des Toten zum Blaibacher Pfarrer, um den Leichenzug zu melden, da er selber nicht - wie erschreibt - im Ornat, diesen Leichenzug stehen lassen und einen Besuch beim Pfarrer machen wollte. Im Freidhof angekommen stellten sie jedoch fest, dass das ausgehobene Grab war " fern von der Begräbnisreihe in der hintersten Ecke des Kirchhofes angelegt worden, wie man das für Verbrecher und Selbstmörder zu thun pflegt, was gröblichst den Begriff " Gemeinschaftlicher Begräbnisplatz" misshandeln würde.
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2789 Verhältnis der Konfessionen von 1879 Ehrerbietigst Schuster Reiseprediger in Schwandorf |
Der Blaibacher Pfarrer antwortet in seinem Schreiben mit einem tollen Satzkonstrukt_
"
Soweit die Beschwerdeführung des Herrn Schuster von der Toleranz des katholischen Pfarrers Hundsrucker entfernt ist, ist noch lange nicht das sogenannte "Eck" des Herrn Schuster von der Kirche zu Blaibach entfernt, jedenfalls ist auch dieses "Eck" des Herrn Reisepredigers katholisch geweiht." |
Das kath. Pfarramt Blaibach Hundsruker Pfarrer |
Das Beispiel von Lam:
All das war aber nicht nichts gegen den Streit, den der Chamer Reiseprediger Kuspert im Jahre 1897 mit einer Beerdigung in Lam auslöste, die fast an die Skandale der Carl von Paurschen Beerdigung heranreichte.
Der Kondukteur, also der Zugführer der neuen Lokalbahn Lam-Kötzting, Johann Krodel war in Lam verstorben und der Chamer Reiseprediger Cuspert wurde schon mal im Vorfeld der Beerdigung beim BZA in Kötzting vorstellig, um sicherzustellen, dass diese auch mit Geläute vom Kirchturm begleitet wird und "keine Verzögerung entsteht und vor der Beerdigung keine peinlichen Auftritte erfolgen."
Das BZA schickt, es hat nicht mehr viel Zeit, ein Telegramm nach Lam und von dort kommt, verspätet aber entschuldigt ein Telegramm zurück
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"Telegramm von Lam nach Kötzting am 4.5.1897 Bezirksamt Kötzting Beehre mich zu berichten vom kirchenrechtlichen Standpunkte aus ich dagegen protestieren, auf Auftrag hin werden die Glocken wie früher geläutet. Wegen Verspätung bitte um Entschuldigung da in der Schule Arrach beschäftigt Holzner"
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Das Begräbnis selber muss wohl mit sehr sehr unschönen Begleitumständen vor sich gegangen sein, dessen Wellen bis zur Regierung in Niederbayern schlugen und auch noch bis ins darauffolgende Jahr reichten.
Pfarrer Holzer muss es wohl geahnt haben, denn noch bevor der Chamer Prediger seinen Beschwerdebrief an das BZA schicken konnte, kam eine Schreiben des Pfarrers Holzer dort an.
Er beruft sich in seiner Einleitung aber schon auf "
unrichtige und irrige Ausstreuungen".
Er schreibt: 3 Glocken wären zur Verfügung gestanden, "wie es der Reiseprediger es in barschem Ton von mir verlangte. Das Ansinnen desselben, für das Läuten selbst zu sorgen, wurde von mir abgewiesen.
2. "
Der Reiseprediger habe in seiner Grabrede eine Hetze veranlasst, daß er die Katholiken aufforderte, nicht an den katholischen Grundsatz zu glauben, daß nur ein Glaube selig zu machen im Stande sei."
Weiter hätte er "
den Platz (nahe am Eingang vom Bahnhofe her in Mitte anderer Gräber) als "Armensünderwinkel" bezeichnet und mich als einen "Tropfen" gegenüber einer Katholikin.Im übrigen bitte er, sollte der Prediger die Presse einschalten, dass vom Amt entsprechend seinen Punkten darauf reagiert werden würde.
"
Bemerkt wird noch, daß bei Leichen erwachsener Katholiken (ohne Amt) nur 2 Glocken geläutet werden.k.- Pfarramt Lam S. Holzner k. Pfarrer"Aus Cham kam dann der lange Beschwerdebrief, in dem er schon mal darauf abzielte, dass es genau zu den Schwierigkeiten gekommen war, die er mit seiner vorauseilenden Voranfrage beim BZA hatte vermeiden wollen.
" 2 Glocken, sonst nur für "unehelichen Kinder und Armeleichen" üblich, waren ihm zugestanden worden und erst auf Druck von seiner Seite wurden es dann die verlangten 3 Glocken.
"Als es aber zur Beerdigung kam, waren alle Glockenstränge bis auf 2 hochgezogen und hinter einer starken Tür verschlossen..... von anderen Vexationen wolle er hier nicht sprechen".
Natürlich bekam die Presse - hier der Fränkische Kurier - Wind von dem Vorgang und daraufhin möchte die Regierung von Niederbayern genauer wissen, was denn da passiert sei.
So geht nun die Stafette weiter. Das BZA beauftragt den Gendarmeriewachtmeister Greß vertraulich, in "unauffälliger Weise, verlässliche Erhebungen" über die Richtigkeit der einzelnen Aussagen des Zeitungsberichtes einzuholen.
Greß berichtete bzw. bestätigte, dass
der Pfarrer festlegte,
"dass Krodl, weil Protestant, im Friedhofe etwas abseits, d.h. in der Nähe der übrigen Protestanten sein Grab erhält".
"dass bei der Leiche des Krodl nicht geläutet wird, weil ihm solches vom Herrn Bischofe verboten sei, sollte er vom k. BZA beauftragt werden, so habe er gegen das Läuten nichts einzuwenden.
"Als am Beerdigungstage der Leichenzug in Lam ankam, wurde tatsächlich nicht geläutet und musste dies schließlich von einigen Bahnbediensteten ... besorgt werden. Die übrigen Glockenstränge fanden die Vorgenannten aufgezogen und konnte demnach mit mehreren Glocken nicht geläutet werden."
Das Tragen der Leiche haben die Bahnbediensteten selbst übernommen denn, da die Bahre vergessen wurde. Als der Hohenwarther Privatförster Heinrich Müller ein paar Lamer Burschen bat, diese Bahre zur Leiche des Krodel zu bringen, verweigerten diese diese Hilfestellung mit der Aussage: " Wir dürfen nicht!"
Am Grabe selbst war eine Schaufel, wie sonst üblich, nicht zur Stelle. Auf Nachfrage meinte der Lamer Mesner : "Eine solche gibt es nicht". Lediglich die Aussage das die Grablege an einem Armenseelenwinkel läge bestätigte Greß nicht, er meinte, dass sich das Grab an einem schönen Platze befände.
Von Schacky, der damalige Kötztinger Bezirksamtmann, brachte die Meldung in einen schöne Schriftform und schickte befehlsgemäß den Bericht an die Regierung in Niederbayern.
Der Rücklauf aus Landshut brachte den Beamten vor Ort in Kötzting einen Rüffel, diesen Differenzen hätte "durch geeignetes Eingreifen ... an Ort und Stelle zweifellos hätte leicht vorgebeugt werden können". Damit endete dieser Akt.
Wie haben sich nun diese ersten Protestanten als Kirchengemeinde organisiert?
Fast einer Denunziation gleicht das Schreiben des katholischen Pfarrer Bock aus Neukirchen b. hl. Blut als er im Oktober 1887 ans BZA meldet, dass der Reiseprediger von Schwandorf in Neukirchen b. hl. Blut alljährlich am 2. Sonntag im Februar und Oktober einen evangelischen Gottesdienst halten würde. Er erlaube sich, " dem k. Bezirksamt Kötzting davon mit dem bemerken Kenntnis zu geben, daß der Gottesdienst am nächsten Sonntag im Hause des Kaminkehrermeisters Lößl stattfinden wird."
März 1889
Auch der Zwieseler Reiseprediger Friedrich Strobel musste im Jahre 1889 dicke Bretter bohren, als er versuchte, im Namen der Protestanten Kötztings und Umgebung, den Kötztinger Rathaussaal zur Haltung von Gottesdiensten überlassen zu bekommen.
Auf Antrag hatte der Kötztinger Magistrat im Januar desselben Jahres entschieden, den Kötztinger Protestanten den Rathaussaal für - pro Jahr - 6 Gottesdienste zur Verfügung zu stellen. Leider hatte sich aber das zweite Gremium, der des Gemeindekollegiums, sich dagegen entschieden. Herr Strobel schrieb nun empört zurück, dass dieses Kollegium offensichtlich vollkommen übersehen hatte, dass es in dieser Angelegenheit nicht das geringste Recht besäße, den Beschluss des Magistrats zu kippen.
Noch dazu hätte "der Rathaussaal ja keine kirchliche Weihe empfangen, so daß auch der beste Katholik denselben wieder ungescheut betreten" könne.
Davon, dass der Würde des Rathaussaales durch diese Art der Benutzung nicht zu Nahe getreten werde, könne sich jeder Katholik selbst überzeugen ist "ja doch jedem, also auch jedem der verehrlichen Herrn Gemeindebevollmächtigten, sowohl dem Herrn Vorstande als den Mitgliedern, unsererseits die Theilnahme gestattet".
Dann nimmt er Bezug auf das Dekret des - ausdrücklich katholischen - Prinzregenten, der den Herrn des Gemeindekollegiums offensichtlich nicht katholisch genug ist, sonst hätten sie sich nicht gegen dessen ausdrücklichen Befehl dafür entscheiden, den Protestanten die Ausübung ihrer Religion zu erschweren.
1894
Informierte die Regierung in Landshut das Kötztinger BZA, dass der Bezirk des Schwandorfer Reiseprediger geteilt und dafür eine neu Stelle in Cham geschaffen, die allerdings dann auch dem Pfarrvikariat in Straubing zugeordnet wurde. Der oben - 1889 - erwähnte Reiseprediger aus Zwiesel wurde ausdrücklich in der Regierungsentschließung erwähnt und hervorgehoben, dass dieser "sechsmal jährlich Predigtgottesdienst mit daran anschließender Christenlehre für den Bereich Kötzting gehalten hatte. Durch diese Umwidmung nach Cham, solle von jetzt ab sogar 9 mal jährlich in Kötzting Gottesdienst gehalten werden.
Das BZA informierte die Landgemeinden in ihrem amtlichen Mitteilungsblatt über diese Änderung.
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
Bekanntmachung
Kötzting, 23. Mai 1894
Es wird bekannt gegeben, daß die neuerrichtete protestantische Reisepredigerstelle zu Cham dem Predigtamtskandidaten Herrn Christian Wilhelm Albert Küspert übertragen wurde, welcher seine Funktion am 1. Juni d. J. |
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
"antreten wird und nach seiner derzeitigen Instruktion jährlich neunmal in Kötzting Predigtgottesdienst mit darauf folgender Christenlehre abhalten wird.
II. Sodann zur Kenntnis
ad acta
kgl. Bezirksamtmann Schacky
Für das Jahr 1898 meldet der Reiseprediger Sperl für Kötzting, dass die "protestantischen Gottesdienste in Kötzting selbst und zwar im Hause des Herrn Kaufmann Krämer abgehalten werden"
1898: Cham: Reisepredigerstelle an Wilhelm Sperl, derzeit Predigerseminar in München
1904: Zwiesel: Reisepredigerstelle an Michael Wolf aus Erlangen
1904: Kötzting Erwerb des erst fünf Jahre alten Neubaus an der Bahnhofstraße durch die evangelische Kirchengemeinde:
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StA Landshut Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3281 Bauvorhaben Lang Bahnhofstraße 1897 evangelische Gemeindehaus, Man beachte die landwirtschaftliche Winterschule und die Distriktschnitzschule am rechten Bildrand. |
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Wenn ich das Bild des Betsaales vom Anfang des Blogbeitrages ansehe und die Lage des Altars mit der des Fensters berücksichtige, kann dieser Betsaal nur in dem Zimmer rechts oben im Plan des ersten Stocken eingerichtet gewesen sein. |
Und so konnte am 10. Januar 1904 der Kötztinger Anzeiger über die feierliche Einweihung berichten.
1904: Furth i.W.: Planung einer Reisepredigerstelle >>>> 1906 RP Ludwig Baier
1904: Cham Reisepredigerstelle an Johannes Beckhaus, derzeit Privatvikar in Diespeck
1906: Lam: die Gottesdienste finden im Hause Karl Roßberger statt
1904: Furth i.W. Errichtung einer Reisepredigerstelle mit Zuständigkeit auch für den Bezirk Kötzting.
1908: Cham: Reisepredigerstelle an Eugen Schilffahrt zZ Pfarrverweser in Simmershofen.
1909: Zwiesel: Reisepredigerstelle an Adolf Jäger von Ahornis
1911: Kötzting: Vermehrung auf 17 Gottesdienste pro Jahr
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
1913: Zwiesel: Reisepredigerstelle an August Rabus
1914: Umpfarrung des Bezirks Kötzting von Straubing nach Cham
Im Jahre
1929 erfolgte eine Neuwahl des "ortskirchlichen Vertretungskörpers" und danach wurde die Liste der neuen Kötztinger Kirchenverwaltung ans BZA Kötzting gemeldet, ein kleines "Who-is-Who" Kötztings und damit auch der Beleg, dass spätestens mit dem gesellschaftlichen Umsturz zu Ende des Ersten Weltkriegs auch die Stellung der protestantischen Bürger Kötztings in der Normalität angekommen ist..
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 2799 von 1890 - 1954 evangelischer Kirchenrat |
Von Rudolf Häfner, hier am Schluss dieser Liste - eigentlich aus der Sammlung Voithenleitner - haben sich einige Dokumente und Fotos erhalten.
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Sammlung Voithenleitner |
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Sammlung Voithenleitner |
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Sammlung Voithenleitner |
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Kötztinger Anzeiger vom März 1905 |
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Kötztinger Anzeiger vom April 1908 |
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Kötztinger Anzeiger vom Dezember 1909 |
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StA Landshut BZA/LRA Kötzting Nr. 2799 Für mich zwar vom Inhalt etwas kryptisch, aber der Betreff der Entschließung spricht zumindest von der Bildung einer eigenen ev. luth. Tochterkirchengemeinde in Kötzting bei gleichzeitiger Loslösung - vermutlich - des Dekanats Cham von Straubing. |
In dem Maße, wie die protestantischen Mitbürger im "Alltag" Kötztings angekommen waren, reduzierten sich auch die Überlieferungen im amtlichen Schriftverkehr. Dies lässt sich auch damit belegen, dass im November 1925 das Staatsministerium des Inneren alle untergeordneten Stellen (Polizei - Bezirksämter - Stadtkommissare) darüber informierte, dass zukünftig selbst "Waldgottesdienst" und andere Versammlungen der evang. lutherischen Kirche keinerlei Genehmigung mehr bedürfe.
Nur aus dem Zeitraum des Dritten Reiches stammt noch eine Schriftstück aus dem Innenministerium:
Ich vermute, dass diese "Meinungsverschiedenheiten innerhalb der evangelischen Kirche" mit der Haltung der Amtskirche zum Reichskanzler und seiner Politik zu tun hat, lasse mich aber gerne korrigieren, wenn dies einen anderen Hintergrund gehabt haben könnte.
Und so landen wir in der schweren Zeit nach der bedingungslosen Kapitulation Niederlage des Deutschen Reiches im Mai 1945. Bereits in den Monaten zuvor strömten große Mengen an Menschen, die vor der in den Westen vordringenden Frontlinie der Sowjetstreitkräfte flüchteten und die Anzahl der Menschen protestantischen Glaubens im Altlandkreis Kötzting regelrecht explodieren ließen.
11500 Menschen mussten alleine im Altlandkreis Kötzting zusätzlich aufgenommen, versorgt, verpflegt und untergebracht werden, was bedeutete, dass nicht nur sämtliche Schulräume - so sie nicht vorher bereits in Reservelazarette umgewandelt worden waren - und die großen Sääle der Wirtshäuser, sondern auch alle Häuser und zT. Scheunen in landwirtschaftlichen Anwesen mit Flüchtlingen und Vertriebenen belegt wurden. Hinzu kamen noch - ein speziell Kötztinger "Problem" die ebenfalls fast 11000 Männer und Frauen(!) der 11. Deutschen Panzerdivision, die ab dem 4./5. Mai nach der ihrer Kapitulation den Raum um Kötzting zugewiesen bekommen hatten.
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StA Kötzting die Flüchtlings und Vertriebenenkartei des Altlandkreises Kötzting 11500 Schicksale auf Karteikarten. |
Es wurde im Landkreis Kötzting auf Anweisung der Militärregierung ein Flüchtlingskommissariat eingerichtet, dass den US-Behörden zunächst wöchentlich, später in längeren Abständen über die Situation im LK Kötzting zu berichten hatte und dort wird - zwischen den Zeilen - auch von Spannungen zwischen den unterschiedlichen Gruppen und den Einheimischen berichtet.
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StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1830 |
Als im Herbst 1945 die Schule wieder beginnen sollte, waren nicht nur die anderweitig belegten Klassenzimmer ein Problem, sondern auch, dass viele der Kinder der geflüchteten Menschen überhaupt noch nicht registriert waren. Verschärfend kam noch hinzu, dass es damals in Bayern noch die Konfessionsschulen gegeben hatte.
Zwei Lehrkräfte mussten z.B. noch im Jahre 1952 insgesamt 96 Schüler und Schülerinnen beschulen, was auch in der Presse beklagt wurde.
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Kötztinger Umschau vom September 1952 |
Von der Tochter, der im Artikel beklagten jungen Lehrerin - Fräulein Deindl - haben wir im letzten Sommer Aufzeichnungen aus ihrer Zeit in Kötzting erhalten einschließlich einiger Bilder ihrer Schulkinder, mit denen zusammen sie eine Woche auf der Kötztinger Hütte verbracht hatte.
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Sammlung Jessler: Die Kinder hatten die noch nicht wieder restaurierte Gedenkstätte am Mittagstein gesäubert und danach schrieb Frau Jessler/Deindl unter die Fotos: Ein Vikar aus Lam bestieg ebenfalls den Mittagstein. Wörtlich heißt es im Album:" Neben dem unvergesslichen Lagerfeuer unser größtes Erlebnis: Ein Vikar aus Lam hält am Grab des unbekannten Soldaten, das die Kinder zu diesem Zweck besonders fein hergerichtet hatten, einen ergreifenden Gottesdienst."
| Sammlung Jessler |
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Sammlung Jessler: Die Kinder der evangelischen Volksschule beim Kinderfestzug Pfingsten 1952 |
Die nächste Aufgabe, die zielstrebig von der Kötztinger Kirchengemeinde angegangen wurde, war die Errichtung einer eigenen Pfarrkirche.
Und dann konnte es losgehen:
Am 15. Mai 1955 konnte man bereits zur Grundsteinlegung schreiten:
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DIA-Repro 3371 Richtfest auf der St. Matthäuskirche |
Die Kötztinger Bürger mussten sich wohl erst an die neue Silhouette am Himmel gewöhnen, wenn man die Überschrift des Zeitungsartikels richtig interprätiert:
Und so entstand in Kötztings damaligen Neubaugebiet "auf der Platte" das neue Zentrum für die evangelische Kirchengemeinde.
Von Haymo Richter habe ich das folgende Bild erhalten, der die Ankunft der Glocken für die evangelische Kirche dokumentiert:
Dieses Ereignis wurde natürlich auch von der Presse begleitet:
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Krämerarchiv |
Zum 10jährigen Jubiläum des Kirchenbaus kam es zur einer großen Feier, die verbunden war mit dem Besuch des Landesbischofs Dietzfelbingers und der Einführung des Pfarrers Schmolka und des Vikars Ulfila Ottos.
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Illfordbüchsensammlung Film 56: HInweis Pfarrer Nagel zu dem Bild: Einführung Pfarrer Smolka (und Vikar Otto.) Hier begrüßt Bundestagsabgeordneter Dr. Dittrich den neuen Pfarrer.
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Illfordbüchsensammlung Film 56: Hinweis Pfarrer Nagel zu dem Bild: Die Einführung von Pfarrer Peter Smolka und Vikar Ulfilas Otto. (7.8.1960) Landrat Nemmer steht, Die Pfarrer sitzend von rechts nach links: Dekan Hanow, Pfarrer Smolka, Vikar Otto. Ansonsten in der ersten Reihe von links Costa Fritz, Vogl Max, Karg Sepp, Maimer Eduard, Hans Kroher Genau über Kroher Herr x Schäfer und neben ihm Dr. Dittrich
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Im Jahre 1964 endete dann auch in Kötzting das Zeitalter der konfessionellen Trennung in den Schulen, wobei sich die Zahl der Schulkinder mit evangelischen Konfessionszugehörigkeit von 95 Kindern im Jahre 1952 auf nur noch 16 im Jahre 1964 reduziert hatte, was die Entscheidungsfindung sicherlich beförderte
Und damit kommen wir immer näher an die Gegenwart heran.
Viele Veranstaltungen mit religiösem, kulturellem oder auch nur unterhaltendem Hintergrund wurden von der Presse begleitet und viele davon fanden in Zusammenarbeit mit der Kötztinger katholischen Pfarrgemeinde statt.
Hier nun ein bunter Bilderbogen von einigen solcher "Ereignisse". Vielleicht wird die eine oder die andere Person auf den Bildern erkannt.
Am 21. Oktober 1974 wurde Norbert Zingler als der neue Pfarrer installiert:
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Dekan Hippe und seine Assistenten führen den neuen Pfarrer Norbert Zingler unter Handauflegung in sein Amt ein. In der ersten Reihe der Kirchenbänke: v.l. Karg Josef, Bgm Karl Seidl, Stadtpfarrer Rubenbauer, Karl Gerstl, Gerald Berger |
Eine Weihnachtsfeier der evangelischen Kirchengemeinde
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
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KU vom 17.12.1974 Weihnachtsfeier im Januelsaal |
Die Faschingsfeier im Februar 1975 wurde von beiden Kirchengemeinden im Gasthaus Kauer gemeinsam veranstaltet und die Umschau titelte: "
Beginn der ökumenischen Arbeit" |
Fasching 1975als Beginn der ökumenischen Arbeit |
Hier noch ein paar Personengruppen - natürlich, wie es sich für Archivmaterial gehört, schon ein paar Jahrzehnte alt.....
Die evangelische Kirchengemeinde feiert das 900Jahr- Jubiläum der Stadt Kötzting 1985
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Serwuschok Umschlag 5/18 |
Stichwort: Ein Netz spinnen - leider ohne Datum:
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Serwuschok_110 In der Bildmitte das Ehepaar Dr. Stern |
Um zum Abschluss den Bogen zu den schwierigen Anfängen zu schlagen, hier noch ein paar Bilder - näher heran an die Gegenwart gäbe es diese Aufnahmen in Mengen, hier einige Phots , die sich in unserer Sammlung befinden, auf denen die Kötztinger Vertreter der beiden Kirchen gemeinsam auftraten.
1967 - die Einweihung des Neuen Kötztinger Friedhofes
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KU 19.4.1975 die beiden Kötztinger Stadtpfarrer Zingler und Rubenbauer
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Und so endet die Bildersammlung, die sich in unserem Archiv befindet. Viele, sehr viele Schwarz/Weiß Negativstreifen befinden sich noch in großen Kartons und warten noch darauf, digitalisiert zu werden.
Ich freue mich schon darauf, was in den alten Wundertüten so alles steckt und noch zum Vorschein kommen wird.
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