Seit Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich gesicherte Belege darüber, dass - und teilweise auch wie - der Pfingstritt früher abgelaufen ist. Viele Details sind auch noch dieselben wie heutzutage, auch wenn manche Exzesse, die früher rund herum um den pfingstritt stattgefunden haben, heutzutage undenkbar geworden sind. Siehe "Der wilde Pfingstritt".
In einer ebenfalls sehr frühen Beschreibung - von 1757 - führt der damalige Pfarrer von Kötzting, Pater Innozenz Mayr, in einem Schreiben an das Konsistorium aber die wesentlichen Bestandteile dieser Prozession auf.
Hochwürdigster Durchlauchtigster Herzog, der heiligen Römischen Kirchen Cardinal, Gnädigster Fürst und Herr, Herr
Daß zu Kötzting an dem Pfingstmontag , wo nach Steinbühl, einer Filialkirchen daselbst, eine Prozession mit dem Hochwürdigsten Gut, unter Absingung der 4 Evangelien zu Pferd gehalten wird, einer aus den Bürgerssöhnen, so sich dieses Jahr hindurch zum löblichsten aufgeführet, bei dem Zurückweg nach zuvor gehaltenen kurzen geistlichen Sermon ein Kränzlein, so an der Monstranz angehängt ist, um zur willigeren und andächtigeren Begleitung des hochwürdigsten Gutes Anfrischung willen, von altersher mitgeteilt worden, auch dabei gar nichts Unehrbietiges vorbeigehet, hingegen aber abends der Mißbrauch, da derjenige, der das Kränzlein bekommen, eine Braut zum Tanzen erwählet, von den Bürgerssöhnen insgesamt hinfüran will unterlassen werden und die Marktsobrigkeit gute Disziplin gemäß der Polizeiordnung selbigen Abend zu halten anlobt, und versichert, hab ich solches Anersuchen einer löblichen Marktsobrigkeit hiermit attestieren und mich untertänigst empfehlen wollen.
Kötzting den 11. May 1757
P. Innocentiy Mayr Ord. D. Ben. P.t. Prior et Vicariy in Kötzting Capituliy archidecanatis Cambensis
Wir haben hier also die Prozession, die 4 Evangelien, die Auszeichnung mit dem Kranzl und die Pfingsthochzeit. Die ersten drei Teile gehörten eher zum Wohlwollen, aber der letzte zum absoluten Missfallen der Kirche.
Vom Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock haben wir eine Bilderserie von Traidersdorf, auf der man - mit vielen Guten Willen das "4. Evangelium" erkennen kann, an dem Ort, an dem es auch heute noch steht.
Foto Josef Bock: Traidersdorf in den 40er Jahren |
Wie bei den anderen "Evangelien"-Stellen, so war auch das alte "4. Evangelium" ein schlichtes Kreuz auf einem hohen Steinsockel. Gleich neben dem - ebenfalls neu errichteten - 2. Evangelium auf der Anhöhe bei Wölkersdorf kann man solch ein altes Feldkreuz noch sehen.
Im April 1959 wurde dann von der Gemeinde Traidersdorf dieses Kreuz zum ersten Male erneuert.
Der Entwurf und die Ausführung stammten vom Kötztinger Steinmetz Hofmann.
Hier haben wir nun ein Problem, welches wir bisher noch nicht lösen konnten.
Übereinstimmend berichteten beide Kötztinger Zeitungen von dem Projekt und beide berichteten dieselben Details. Das zu entscheidende Gremium hätte sich für die Ausführung nach dem Entwurf des Kötztinger Steinmetzmeisters Albert Hofmann entschieden.
KÖZ vom 23.4.1959 |
KÖZ vom 12.5.1959 |
KÖZ vom 14.5.1959 |
Wie vorgesehen, wurde das 4. Evangeliumkreuz am Pfingstsonntag 1959 vom Expositus Wagner - dem Hüter der Pfingstreiterwallfahrt zu Steinbühl - feierlich eingeweiht..... allerdings ein ganz, ganz anderes als ursprünglich geplant..
"In Gemeinschafts-Arbeit wurden dann die 4 Evangelienstätte nach dem nebenstehenden Plan von Kunstmaler Henneberger, Kötzting, errichtet, der auch die Gedenkstätte mit einer Intarsienarbeit (Bild Michael als Bekämpfer des Bösen) ausstattete.
Am Pfingstsonntag , 17. Mai 1959 wurde dann die 4. Evangelienstätte von Exp. Gg Wagneer, Steinbühl eingeweiht."
Sammlung Traurig |
Auf dem Bild in der KÖZ war es eher nicht der Künstler selber. Hier ist es der Kötztinger August Philipp Henneberger selber bei der Arbeit. |
Der Mosaikist Spindler aus München |
Foto Barth |
Auch der angeblich so witterungsbeständige Mörtel bei der zweiten Ausführung erwies sich dann als nicht ganz so frostbeständig wie erwartet, und so musste nun der Künstler Hans Höcherl zu einer teilweisen Restaurierung des Mosaikbildes schreiten.
Hans Höcherl nach der Restaurierung |