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Freitag, 5. Mai 2023

Kötztinger Häuserchronik - beim Klinger

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 55

beim Klinger

Ausschnitt aus der Uraufnahme von 1831

StA Landshut Rep 162-8 Nr. 3197: Hausansicht von 1889


Wie bei vielen anderen "Häusern" ist der - gesicherte - Nachweis der einzelnen Besitzer jenseits des Beginns der Kötztinger Briefprotokolle nur schwer zu führen.
In den Jahrhunderten vor der Einführung der Landvermessung und folgend der Plannummern wurden Anwesen durch die Benennung der jeweiligen Nachbarn definiert, so dass es dadurch möglich ist, in manchen Fällen diese Grenze zu überschreiten.
Beim Fall dieses Hauses hilft in späteren Jahren die Nachbarschaft eines "Riemers", später die Metzgerei Haushofer/Schuierer, die selber wiederum dem Priorat benachbart liegt.

Der Ausgangspunkt für die Suche nach (Vor) Besitzern ist hier der Bräumeister Georg Kollmeier, der in den Marktrechnung von 1706 mit einem Steuernachlass erwähnt wurde und dessen Sohn im Jahr drauf - 1707 - bereits als Erbe den Besitz übernimmt.
Bei  Haus heißt einer der Nachbarn Adam Pruner, von dem bekannt ist, dass er ein Riemer gewesen ist.
1673 findet sich ein Preumeister Georg Kollmeier im Zusammenhang mit dem Schützenvortl und 1664 und - nach dem Tode seiner Frau 1666 - steht der Bräumeister und Witwer Georg Kollmeier in den Hochzeitsmatrikeln.
Dieses Nachbargebäude - oben im Plan mit der Nummer 99 -, auf dem ab 1695 ein Riemer seiner Arbeit nachging, können wir für das ganze 17. Jahrhundert belegen und für dieses Haus findet sich 1638 ein Tausch zwischen dem Inneren Rat Sebastian Billich und dem Kloster Rott.
Sebastian Billich erwirbt dabei das "Haus am Kirchweg zwischen Pfarrhof und dem Glaser Niklas Küffer."

Wir haben also als einen neuen Ausgangspunkt: einen Glaser Niklas Küffer.
Die Suche nach der Namenskombination  Küffer/Khuefer und Glaser bringt eine Anzahl an Treffern in den Kirchenrechnungen für verschiedene Glaserarbeiten. Da mehrere unterschiedliche Vornamen vorkommen, scheint es eine Sache von mindestens zwei Generationen zu sein, ohne allerdings belegen zu können, dass diese immer auf diesem Hause gewohnt hatten. 


Die Glaserfamilie Küffer

Küffer Nikolaus und Veronica



Durch den Grundstückstausch, der in den Klosterliteralien des Klosters Rott dokumentiert ist, wissen wir, dass auf unserem Haus der Glaser Niklas Hüffer gewohnt und gearbeitet hatte.
HaStA München KL Rott 
...nemblichen unser behausung in dem Markhkt alda zwischen des Pfarhofes und Niklaßen Kuepfer Glasers Behausung liegent, in massen wür dieselb eine Zeitlang ingehebt....


Einschub

Die beiden großen Brandkatastrophen von 1602 und 1633


Der Auszug aus dem obigen Dokument betrifft das Nachbarhaus, das vorher im Besitz des Klosters Rott gewesen war und nicht zu Unrecht später als die "Klosterschmiede" bekannt wurde. Jahrzehnte später kommt es zu einem Rechtsstreit im Zusammenhang mit diesem Haus, bei denen Details angeführt werden, die auch für "unser" Haus eine Aussagekraft haben. Es geht dabei um die beiden großen Brandkatastrophen im 17. Jahrhundert.
Nach dem oben erwähnten Tausch im Jahre 1638 wird Sebastian Billich der neue Besitzer und erhält  vom Magistrat das Schankrecht genehmigt, was danach einem neuen Besitzer verweigert wurde.
Durch den Austausch der Argumente der beiden Parteien - hier Hans Adam Katzenberger, Hofmarksherr in Haus und Hausbesitzer in Kötzting, dort der Magistrat - erfahren wir einige Details über die Höhe des Schadens von beiden Großfeuern.
Katzenberger beruft sich bei seiner Beschwerde auf diesen Präzedenzfall und der Magistrat entschuldigt dies mit den Notwendigkeiten nach dem Großbränden
Katzenberger zitiert die Kötztinger zunächst wegen deren Argumentation im Nachgang des Marktbrandes von 1602....." daß sie aber die Gerechtsame dahin auslegen: und ihr neidhässiges Begünen mit demme Vermännteln wollen, ob wehre der Marckht in anno 602 gannz abgeprunnen, und nur wenig Heisl stehn verblieben, also aus Mangel des Underkhommen, in solch meinem haus, die Würthschafft dem alten Billich seel: nothwendig wollten gestattet werden,.... thue ich dieses gänzlich widersprechen und die wahre Beschaffenheit der sachen viellmehr dahin grindlich erleiden: Daß nemblichen zu selbig obbenambster Zeit der Markht Khözting nicht gannz abgeprunnen, sondern /:wie es noch etlich alt erlebten Persohnen noch woll wisslich:/ hiervon der Dritte Theil stehent verblieben, dass es also an Heusern, zu Exercirung der Würthschafft, gar nicht ermangelet.

Auch die Auswirkungen des "Schwedeneinfalls" vom November 1633 beschreibt er: 
"Als aber in solch 633isten Jahr, der Markht Khözting durch den innslandt eingefahlen Schwedischen Feündt, widerumb und zwar ganz in die Aschen gelögt worden...."

Einschub Ende

Die Glaserfamilie Küffer, die wir seit Anfang des 17. Jahrhunderts in Kötzting nachweisen können, hat also beide Brandkatastrophen überlebt.
Beginnend mit dem Jahre 1610 lassen sich in einzelnen Rechnungsreihen Glaserarbeiten nachweisen, die von Mitgliedern der Familie Küfer/Küffer/Kuepfer ausgeführt wurden.
Nachdem Niklas Küffer bereits im Jahre 1636 im Status animarum mit seiner Familie aufgeführt ist, vermute ich, dass sie auch bereits eine Generation vorher auf diesem Hause gewirtschaftet haben.
Hier nun die einzelnen Nachweise für Mitglieder der Glaserfamilie Küffer.
Im Jahre 1610 hat ein Niclas Küffer um 1 fl 30 xr die "Fenster beim Gotteshaus gebessert"
1612, im Rechnungsbuch des Kastenamtes Kötzting, das die Baulast der Gebäude im Landgericht Kötzting zu tragen hatte, heißt es bei den Bauausgaben für das Schloss Kötzting:
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1612
"Casparn Khueffer Glaser zu Khözting von denen Fenstern Im Padtstübl zemachen und etlichen Scheiben Einzusezen geben
1 Schilling 19 Pfennige"
Im Jahre 1614 wird erneut Kaspar Küffer aufgeführt.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1614

"Casparn Khueffer Glassern, burger zu Khözting, das er ein Fenster Inn der Khuchen und etlich groß durchsichtig Scheiben In mein Pflegsverwalters Stuben, so der Windt eingeworffen, und das Wetter hat zerschlagen, widerumb zemachen geben  5 Schilling Pfennige und 14 Pfennige.
In Jahre 1619 haben wir dann plötzlich einen Christoph Kuepffer als Glaser.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1619

Christophen Kuepffner Glaßer alda umb gemachte Arbeith zu dem frtl Schloß, vermög seiner Zetl Nro 32 richtig gemacht  4 fl 9 xr."
Auch 1624 heißt der Glaser erneut Christoph Khueffer, der vom Kastenamt einen Auftrag ausführte.
Während das Kastenamt die Baulast für die vier Schlösser im Landgericht hatte, musste das Pfleggericht die Baukosten für das Amtshaus, also für das Gefängnis schultern. 
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1626
"Ausgab auf Gebej

Erstlichen Christophen Khueffer Glasern zue Khözting. für 2 Neue Fenster ins Ambthaus, bezalt 30 xr"

Nun kommen wir zeitlich in den Bereich, in dem wir mit Sicherheit davon ausgehen können, dass die Glaserfamilie Küffer auch auf unserem fraglichen Haus gewohnt hat.

Hier können wir direkt anschließen an den obigen Einschub über die Kötztinger Großbrände. Das erste Marktrechnungsbuch, das die Zeiten überdauert hat, besitzen wir nicht im Stadtarchiv, sondern liegt im Staatsarchiv in Landshut und stammt aus dem Jahre 1635. Es steht zu vermuten, dass die Kötztinger Bürger im Jahr zuvor zunächst um ihr puren Überleben zu kämpfen hatten und sich das Leben danach erst langsam wieder normalisierte.
Dem wunderschön geschriebenen Deckel können wir entnehmen, dass die Abrechnungsperiode von Pfingsten 1935 bis Pfingsten 1636 reichte.
Rechnung
Gemaines Marckhts

Khözting, dessen dann die Geschworenen des Rats, sein die Ernvesten, vorsichtig, Ersamb weisen Sebastian Billich, Hanß Vischer, Geörg Pillich und Wolf Seyder.
Ihres Einnemben und Außgeben, was und sovil sy von verschinen Heil. Pfingsten Ao 1635 biß wider auf selbige Zeit diß 1636 Jahrs von wegen ainer ganzen Gamain in ihrer gepflogenen Handlung Eingenommen und alsodann widerumben außgeben haben wir folgt
Anno Domini 
1636
35

Das Rathaus war, wie fast der komplette Markt Kötzting - mit Ausnahme von Teilen der heutigen Herrenstraße und einiger Teile am Regen - komplett niedergebrannt worden, und im Jahre 1635 wurde langsam der Rohbau des Rathauses fertiggestellt.
Rechnung Markt Kötzting von 1635

"Niclasen Khueffer Glasern, von des Cramers im Rathaus Stuben Fennstern zeglasen bezalt
2fl 15 xr".
Im Erdgeschoss des Rathauses befand sich ein Kramerladen, der vom Markt verpachtet wurde.
Aus dem Jahre 1636 haben wir einen Eintrag, der einer kleinen Bürgerliste entspricht, die Auflistung aller seiner Pfarrkinder durch den Kötztinger Pfarrer. 
PfA Kötzting Matrikel Band 1


Nicolaus Khueffer               Veronica ux: (seine Hausfrau)
 Elisabeth fil: (Tochter)        Anna infans (Kind)  

Im selben Jahr steht Niclas Kueffer in den Kastenamtsrechnungen, erneut für Reparaturen an den Fenstern. 
Der nächste Beleg stammt wieder aus dem Marktrechnungen, als er im Jahre 1637 die Fenster im Brauhaus auszubessern hatte. 
Im Jahre 1640 steht er in den Kirchenrechnungen mit Arbeiten, 1642 mit einer Zahlung von 50 Kreuzern für 5 Mez Weizen und noch einmal 4 Jahre später, 1646, findet er sich in den Kirchenrechnungen mit einem Aufsteckgeld.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1646

"Wegen Sebastian Plezens zu Voggendorf verstorbenen Sohn Wolfen, dan Niclasen Khueffer gewesten Glasers zu Khezting seel, ist vor die Bleichtung bezalt worden 36 Kreuzer."
Der Abgleich mit den Sterbematrikeln bringt folgenden Eintrag:
PfA Kötzting Band 1

(1646) Feb: (ruar) den 24 ist Nicolaus Khueffner alhir gestorben"


Wir haben also - mit dem "Anker" der Erwähnung beim Haustausch im Jahre 1638 - zunächst eine Lücke zu schließen, nachdem dieser Niclas Küffer in Jahre 1646 verstorben ist.
Der nächste gesicherte Nachweis auf diesem Haus ist ein Hausverkauf im Jahre 1707, als ein Kollmaier Georg, der geweste weiße Braumeister, sein Haus - benachbart dem Riemerhaus - an seinen Sohn verkauft.
Auf der Suche nach diesem Georg Kollmaier kommt dann gleich die Lösung:
Am 25.9.1666 hatte der Braumeister und Witwer Georg Kollmaier die Tochter des Niclas Küfner, Anna Küfner geheiratet.


Kollmeier Georg und Anna Küffner



PfA Kötzting Band 1 Seite 224

"Am 25. September (1666) heirateten der Herr Georg Kollmaier, Witwer und Preumeister alhir und Anna, eheliche Tochter des Niclas Kueffer und Veronica dessen Ehefrau, beide bereits verstorben . Andreas Billich und der Kötztinger Lehrer Michael Großkopf waren die beiden Trauzeugen."
Annas Schwester, Elisabeth Küffner, verstarb am 16.5.1677, in ihrem Sterbeeintrag als ledig und mit 50 Jahren bezeichnet.

Aus dem Jahre 1673 haben wir in den Kötztinger Marktrechnungen einen Eintrag über den "Schützenvortl"; dies ist ein Unterstützungsbeitrag des Marktes, auf Anordnung des Kurfürsten  für die  Schützen in der Landwehr.
StA Kötzting Marktrechnung von 1673 Seite 36
"Den Schützenmaistern Hannsen Piechel, Weißgerber, und Geörgen Kolbmer Preumaister beeden Burgern alhir den Schüzenvorthl inhalt Scheins Nro 91 guetgemacht mit 4 fl 30 xr."

In der Kirchentrachtauflistung des Kötztinger Pfarrers von 1686 taucht Georg Kollmayer nur als "Preumeister" auf, allerdings steht er in der Liste an der "richtigen" Stelle.

HStA München GL Fasc 1829-62

"Preumeister  2 xr"


Auch aus den Zeiten des Spanischen Erbfolgekrieges haben wir einen Nachweis für Georg Kollmaier.
StA Kötzting Marktrechnung von 1706

"Preumaister Georg Kollmayr hat dem Herrn Veldt Kriegs Comissari Siefen 6 fl 30 xr Contribution raichen miessen, weyllen Ihme aber sovill nit getroffen, hat mann Ihme widerumben geniessen lassen    3 fl "

Mehr lässt sich nicht finden von diesem Weißbier=Braumeister. Am 20.3.1707 verstirbt der Braumeister Georg Kollmaier und bereits wenige Tage später kommt es zum Besitzübergang

Georg Kollmayer und Stoiber Anna Maria


Am 14. April 1707 - vor dem tatsächlichen Hausverkauf - kam es zu einem Vergleich der Erben des verstorbenen Georg Kollmayrs, Georg Kollmayr, der derzeitige Braumeister, Anna Barbara, die Ehefrau des Hans Fest, und die noch ledige Schwester Anna Maria.
Sie bekräftigten mit ihrem Vertrag, dass, nach Durchführung der Inventur und Schätzung, keinerlei Vermögen außer "schlechter Haus Vahrnuß und hilzern Burgers Heusl" besteht, das sie alle als erwachsene Kinder selbst untereinander aufteilen würden. Sie bitten die Obrigkeit diesen Vergleich zu genehmigen, den die Beteiligten " mit Mund und Handt zuhalten angelobt" hatten.
Im Anschluss wird dann der Verkauf protokolliert, bei dem nun noch eine zusätzliche Tochter auftaucht, die im Vergleich nicht erwähnt, aber einem falschen Ehemann zugeordnet ist.
StA Landshut Markt Kötzting BP von 1707

Anna Barbara - verheiratet mit Hans Pachmayr und
Eva Barbara - verheiratet mit Hans Vest (Fest) - auch wenn im obigen Vergleich es heißt, dass Anna Barbara mit Hans Vest verheiratet wäre, aber ein Blick in die Hochzeitsmatrikel Kötztings zeigt, dass die Ausführung im Kaufvertrag die richtige Zuordnung der beiden Frauen zu den jeweiligen Ehemännern ist.Anna Maria Kollmayr, verkaufen das "von ihrem Vatter seel. erblich angefahllnes blosse Burgersheusl, wie solches mit Schar und Dach umbfangen, und zwischen des Phillipp Höchten dann Adamen Prunners burgers Heusern ligent. benanntlichen umb und per 200 fl recht pactierte Kauffsumma dem erbahren lieben bruder Geörgen Kollmayr auch nunmehr kayserlich Weissen Preumaister und Burger alhir, all seinen Erben und Nachkommen."
Feste Zahlungsfristen wurden nicht genannt, offensichtlich blieb es dem Käufer überlassen, wann und in welcher Höhe er seine Geschwister auszahlte.

Im Jahr drauf heiratete dann der junge Braumeister, bemerkenswerterweise in Blaibach.

PfA Kötzting Band 3 Seite 672

Am 19. diesen Monats haben den Bund der Ehe geschlossen der kunstreiche und ehrenwerte Jüngling Georg Kollmayr, Braumeister in Kötzting und ehelicher Sohn des Georg Kollmayr, einst Braumeisters in Kötzting und dessen Ehefrau Anna, und die ehrenwerte Braut, Anna Maria legitimer Tochter des Urban Stoiber und dessen Frau Ursula, die bereits verstorben ist. Der Brautvater war einst Küfer im Brauhaus in Wertha(?). 
Bei "Riepl" steht Werda für Donauwörth.
Die Trauzeugen waren der Richter und Verwalter der Hofmark Blaibach Johann Druckmüller und Franz Waldherr, Bürger in Kötzting. Die Hochzeit in Blaibach vollzog Pater Rupertus.
Zwei Kinder werden die beiden bekommen, eine Anna Maria am 15.12.1709 und eine Maria Helena, geboren am 14.3.1712.
Bereits am 10.7.1717 verstirbt der Braumeister (Johann) Georg Kollmayer und seine Witwe kann sehr schnell sich wiederverheiraten.


Christoph Bauer und Anna Maria Kollmayer



PfA Kötzting Band 3 Seite 484
1718  Februarius
Am 21. diesen Monats haben geheiratet der Jüngling Christoph Bauer, ein Bierbrauer (Zythosepta) und ehelicher Sohn des Andreas Bauer, Bauern von Reckendorf und dessen Ehefrau Katharina,  mit der Witwe Anna Maria, des Bierbrauers im hiesigen Brauhause Georg Kollmayer.
Die Trauzeugen waren der Vater des Bräutigams und Johann Georg Druckmüller, Richter in Stachesried.

Am 11. März, also nur knapp 3 Wochen nach der Heirat, wurde auch das Haus überschrieben, in welchem Vertrag auch die beiden Mädchen aus erster Ehe aufgeführt sind, Anna Maria und Maria Helena. Der Kaufpreis betrug nun 220 Gulden. Ihr neuer Mann war von Beruf "Breuoberknecht".
In den Kötztinger Marktrechnungen erscheint der Neubürger Christoph Bauer nun mit einer Aufnahmegebühr von 6 Gulden.

Am 2. November 1722 kam es zu einem Tausch von Häusern.
Andreas Bauer des Rats und Besitzer eines Marktlehens am Marktplatz - heutzutage das Restaurant Osl - vertauschte sein Anwesen mit dem kleinen Haus des Brauoberknechtes Christoph Bauer.
Der Wertausgleich, den Christoph seinem Bruder zu zahlen hatte, waren stolze 950 Gulden. Bereits im Februar des Folgejahres, am 22.2.1723, quittierte Andreas seinem Bruder den Empfang der kompletten Schuldsumme.

Andreas Bauer und Liebl Anna Maria


Den Haustausch hatte Andreas Bauer noch als Witwer vollzogen, schon im Frühjahr 1723, am 12. April, verheiratete er sich erneut, diesmal mit einer Schustertochter aus Hohenwarth, Anna Maria Liebl.
 Nur zwei Jahre verblieben die beiden auf dem kleinen Haus, dann trennten sie sich davon und verkauften es am 7.10.1725 zum Preis von 280 Gulden und 2 Gulden Leykauf an die "tugendsame Jungfrau Anna Margaretha Lärnbecher"

Margaretha Lärnbecher


Andreas Bauer stellte bereits 8 Tage nach dem Verkauf dem Kötztinger Wiesmüller, Georg Lärnbecher, eine Quittung aus über die Bezahlung der kompletten Kaufsumme.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott von 1727-1736
In der Steuerliste des Klosters Rott, die die Kirchentracht und kleine Naturalabgaben enthält, heißt es :
unter bei den Besitzverhältnissen:
"Herr Georg Lärnpecher seeligen       Margaretha Lärnpecher"
Nur wenige Spuren hat Margaretha Lärnbecher in den Dokumenten während der 30 Jahre hinterlassen, die sie in Besitz des Hauses gewesen war.
Am 28.8.1752 steht sie als Verkäuferin eines kleinen Ackerls in den Briefprotokollen, ein Feld, dass  lt. der Urkunde "bei der Übernahme des Georg Lärnbecherschen Häusels beigegeben" war. 
Der Acker war " unterhalb des Dampfbaches und  zwischen des Spital und Herrn Paul  Hofmann, Äusserer Rats Bürger Äggern entlegen".
Am 26.5.1759 verstarb die Jungfrau Margaretha Lärnbecher und ihr Sterbeeintrag enthält ein ganz besonderes Detail:
PfA Kötzting Band 18

"Am 26. desselben (Monats) wurde die alte Jungfrau (senicula virgo = greisenartige Jungfrau) Margaretha Lärnbecherin aus diesem Ort begraben, sie war eine Schwester des Dritten Ordens des Hl Franziskus."

Klinger Josef und Koller Maria


Gut einen Monat später veräußerten die Erben das kleine Haus an den ledigen Bürger und Schreinermeister Josef Klinger.
Barbara Reithmayr, die Müllerin zu Wiesing  - die Wiesmühle wurde noch lange Zeit auch als Wiesing bezeichnet - und Schwester der Erblasserin das "das von der Schwester Margaretha Laerenpecherin ledige Bürgerstochter erblich angefallene und zwischen Karl Reinhold, Riemer, und Martin Lanzinger beide Bürgershäusern entlegenes Häusl.


Ein geheimer Fluchtweg

Hier erfahren wir zum ersten Male, dass es in Kötzting auch Überlegungen und Strukturen gegeben hat, die im Konfliktfall eine Flucht ermöglichen konnten. In diesem Falle hatte es in dem Hause eine rückwärtige Türe gegeben, die den Bewohnern des Pfarrhofes - heutzutage unser Rathaus - eine "theoretische" Fluchtmöglichkeit offengelassen hatte.


....entlegenes Häusl, in welchen sich ain Thür: oder Eingang befündt, wo man von Pfarrhof aus hineingehen könne, so aber in Krigs...
"zeiten zur Sicherheit bringung ain: und dess anderen nur auf guetten Willen passirt werden und iederzeit nach gefallen widerumben revociert und ausgehbbt werden kan.

Vom Pfarrhof aus, der ja bis in die 1960er Jahre von einer hohen Mauer umschlossen war, sollte es also möglich sein, durch den Obstgarten des Pfarrhofes - möglichst ungesehen - durch das Nachbargebäude die Flucht zu ergreifen.
Der Verkäuferin - hier also die Barbara Reithmaier - solle bis zu ihrem Lebensende zu ihrer freien Wohnung das "herober Stibel, so nechst dem Riemer sich befündt" überlassen werden, weiters ein Platz im Keller für ihr Kraut, Schmalz.und Brot und in dem "vorhandtenen Wurzgärttl ain Pöthl zur Nothdurfft ainen Petersiehl und Schnittling ainzubauen."

Im Zusammenhang mit diesem Hauskauf ließ Josef Klingers Vater, der Schreinermeister Philipp Klinger - alte Hausnummer 53, Müllerstraße 5 -, im Jahre 1759 seinem Sohn einen Revers vom Magistrat ausstellen, dass die Schreinersgerechtigkeit, die er auf seinem Hause aufliegen habe, nach seinem Tode auf das Haus seines Sohnes übergehen und auf seinigem erlöschen solle.

Am 26.12.1760 heiratete der junge Schreinermeister Josef Klinger Maria Koller aus Arndorf.
Am 7.3.1761 verstarb sein Vater, Philipp Klinger, und am  28.3.1764 schloss er mit seiner Frau einen Heiratsvertrag, bei dem er seiner Frau sein Haus als Gegengewicht zum eingebrachten Heiratsgut von 200 Gulden  vermachte.
Aus dem Jahre 1766 gibt es einen Eintrag in den Kötztinger Rechnungsbüchern, die uns einen kleinen Einblick ins das Kötztinger Rathaus bzw. den Ratssaal geben, mehrere Tafeln mit Rechtsvorschriften hingen wohl an den Wänden.

StA Kötzting Marktrechnung von 1766 Seite 71

"Nitweniger ist ein Ordnung: oder Verhalt vor die Rhatsfreundt zusamb geschrieben, in Ramb gefasst, und in der Rhattsstuben ufgehenget worden, vor welche Ramb Josef Clinger empfangen   15 Kreuzer

Der Schlosser vor Stefften und Riegl  5 Kreuzer

Dem Bildhauer vor die Blau; und gelb zu fassen  28 xr

Dergleichen Tafel worynnen der Burger Aydt enthalten, ist enem verferttigt, und dem Schreiner hiefür abermahlen bezahlt  15 Kreuzer

Vor selbe zu fassen  26 Kreuzer

Vor Riegel und Stefften 6 Kreuzer

Und Herrn Hafenprädl vor die Glass Taflen behendiget  25 Kreuzer 

Latus 2 fl 
Offensichtlich wurden die Verhaltensmaßregeln und die Bürgerrechtseidesformel auf Glasscheiben geschrieben, diese dann gerahmt und als Tafeln an den Wänden des Ratssaales befestigt.


HaSt München Landshuter Abgabe Kirchentrachtliste von 1777-1800
"Josef Clinger Schreinermeister".


Am 25.2.1778 verstarb die Schreinerin (Anna) Maria Klinger, geborene Koller, und der Witwer hatte, den Regeln des Heiratsbriefes zufolge, Teile des Heiratsgutes an die Verwandten seiner verstorbenen Frau auszuzahlen.
20 Gulden "Rückfallgeld" und die "drey besten Halskleider" musste er an die Verwandten übergeben.
Noch im selben Jahr, am 4.6.1778, geht der Witwer seine nächste Heirat ein. Er heiratet Anna Maria Wensauer, eine Bauerntochter aus Reckendorf. Während seine erste Ehe kinderlos geblieben war, bekam das Paar nun 6 Kinder und gleich der erste Sohn, Mathias, wurde dann auch der Nachfolger.


Josef Klinger findet sich als Schreinermeister natürlich bei einigen Ausbauarbeiten. 1793 zum Beispiel erhält er 10 1/2 Gulden für "Stubentüren und Kasten" im Rathaus.
1797, Bayern befindet sich wieder im Krieg, lässt sich Josef Klinger als Bote verpflichten: er erhält 54 Kreuzer dafür, dass er "heuer zu 2 Mal einige militairs comandi auf Viechtach und Blaibach den Weg gewisen und die Equipage liefern helfen."
Eine Errungenschaft der Französischen Revolution, die genaue Landvermessung, schwappt auch auf Bayern über und unser Schreinermeister erhält 1798 1 Gulden 12 Kreuzer dafür, dass er half "dem Offizier bey Aufmessung des Burggedings Instrumente" zu tragen.
Im hohen Alter von 79 Jahren verstarb der Schreiner Joseph Klinger am 15.2.1801.

Klinger Mathias  


Zunächst übernimmt Mathias Klinger das Haus alleine und taucht in den verschiedensten Bürger- und Schuldnerlisten auf.
In der Liste der Aufnahmegebühren für Bürger und Beisitzer steht an erster Stelle im Jahre 1801 Mathias Klinger.

StA Kötzting AA II/18 
"Den 13. Februari übernahm Mathias Klinger leediger Buergers Sohn von hier seiner Profession ein Schreiner das Vaterl: Bürgers Häusl nebst der Schreinergerechtigkeit" 600 Gulden musste er dafür seinem Vater zahlen
Im Kaufvertrag sind auch seine Geschwister aufgeführt:
Kinder:
Mathias erhält das Haus
Anna Maria  mit 18 Jahren, Joseph mit 16, Franziska mit 13 und Walburga mit 11 Jahren.
Bereits kurz nach der Übergabe verstirbt der alte Schreinermeister und aus der anschließenden Erbverteilung wird ersichtlich, dass Josefs Geschwister immer noch zu Hause wohnten.

Im Jahre 1801 gab es wieder einmal Einquartierung in Kötzting: zwei weitere Häusler im unteren Markt mussten - zusammen mit Mathias Klinger - einen Soldaten aus dem Mannschaftsrang abwechselnd beherbergen. AA I/19


Im Markt wurde für die Jahre 1802 bis 1807 ein Register für die Gruberhof-Gründe erstellt, von deren an alle Bürger Kötztings verteilten Flächen auch die Schreinerfamilie Klinger ein kleines Grundstück erhalten hatte.
StA Kötzting AA IV 2

"Nro 52: Joseph Krieger ietzt Mathias
Gruber Gült von Krautgarten
8 Kreuzer 2 Heller"


Wie in der oben angeführten Erbverteilung bereits zu sehen, hatte Mathias Klinger einen jüngeren Bruder Josef.
In den Kötztinger Ratsprotokollen aus dem Jahre 1837/38 findet sich mehrmals ein Josef Klinger, der als Polizeidiener und Flurschütze angestellt gewesen war, ein Job, dem er offensichtlich nicht gewachsen war. 

Bereits am Jahresanfang 1837 heißt es im Protokoll, dass der Amtsdiener Drickl den Klinger angezeigt hatte, weil dieser über den Magistrat geschimpft habe, was zu einem ersten Verweis führte, aber dann gings weiter, Schlag auf Schlag:


StA Kötzting AA XVIII-11
"Anzeige des Amtsdieners wegen berauschten Zustand des Polizeydieners Klinger und der körperlichen Beschädigung.
Beschluss: Dem Flurschützen Klinger Verweis ertheilt, und derselbe zu einen mehr nüchternen Benehmen aufgefordert
Dieser Verweis half wohl nichts (mehr), denn bereits wenige Tage später erfolgt die Entlassung.

"Antrag auf Entlassung des Polizeydieners resp. Flurschützen Klinger und Einlieferung der Uniform, die auf kommunal Kosten angefertigt worden.
Beschluss: "wird dem Klinger eröffnet, dass mit dem Ende dieß
(diesen Jahres) seine Funktion endet, er alhier die Uniform einzuliefern hat."
Während er in den Beschlussbüchern nur als "Klinger" angeführt ist, lässt er sich in begleitenden Dokumenten als "Josef Klinger" festmachen.
In der Marktrechnung von 1837 hieß es in einem Doppeleintrag über die offensichtlich erst im selben Jahr neu angeschaffte Uniform : 
Der Kötztinger Handelsmann Fabrici erhielt fast 16 Gulden "zur Uniformierung des Flurschützen Josef Klinger", aber, "da Klinger dieser Funktion wegen Unbrauchbarkeit wieder entlassen worden ist , so wurde die Uniform eingezogen und in Aufbewahrung gehalten auf das Rathaus gegeben." Mit 3 Gulden monatlicher Besoldung erscheint Josef Klinger dann im Jahre 1837 zum letzten Male in den Ausgaben der Kötztinger Marktrechnungen.

Klinger Mathias und Anna Stoiber 



Klinger Mathias heiratete am 25.4.1804 Anna Stoiber aus "Schönferrer".
PfA Kötzting Matrikel Band 18 Seite 89

Anna Stoiber war eine Inwohnerstochter aus 
einem Ort, den es in dieser Schreibweise gar nicht gibt. 

Schönferrer, der Ort der diesem - lautmalerisch - am nächsten kommt, könnte Schönferchen, Hofmark Schachendorf, bei Zandt sein. Getauft wurde sie am 10.8.1779 in Runding.
Als ihre Eltern wurden bei der Heirat angegeben: Georg Stoiber, Inwohner von Schönferrer und dessen Ehefrau Theresia, eine geborene Loritzin von Stachesried.
Im Heiratsvertrag wird ihr Herkunftsort dann besser geschrieben: Schönferchen war korrekt.
Am 17.1.1806 trennte sich Mathias Klinger von einem Gebäudeteteil. Er verkaufte das "ludeigene Gebäude im Klingerischen Hof welches vor Jahren zu einer Werkstatt erbaut wurde" an den Nachbarn, dem Schustermeister Josef Schödlbauer.
Zusätzlich heißt es beim Verkauf: "nebst dem hinter dem Gebäude gegen der ehemaligen  Pfarrhofgarttenmauer situierten Plätzl und auf der vordern  Seiten vom Schedlbauerischen Gang an in der Breite ein Spatium  auf 5 Werchschuh zur Anlegung einer Einfahrt." 50 Gulden bezahlte der Nachbar für diesen Platz.



Im Jahre 1809 gab es in Kötzting eine Ratswahl, deren Wahlzettel die letzten gut 210 Jahre überraschenderweise überstanden haben. Überraschend deshalb, weil solche Papiere eigentlich zu allen Zeiten als nicht archivwürdig angesehen und vernichtet wurden. (Auch heutzutage nach Ablauf einer gesetzlich vorgeschriebenen Frist)
StA Landshut LGäO Nr. 793 
Hausnummer 52 Mathias Klinger Georg Windorfer für das Bürgermeisteramt
Für die Räte: Heinrich Leszkier - Anton Mack - Josef Decker und Nepomuk Schöpperl
Für den Ausschuss: Josef Drickl - Lorenz Mühlbauer - Leonard Haas - Karl Reinhold

Hier der persönlich ausgefüllte Wahlzettel von Mathias Klinger


Im neu erstellten Gewerbekataster aus dem Jahre 1809 finden wir 3 Schreiner in Kötzting:
StA Kötzting AA V 14


"Mathias Fischer Schreiner
Mathias Clinger deto
Jakob Trum deto
"

Der nächste relevante Eintrag ist der Häuser- und Rustikalsteuerkataster, kurz H+R Kataster
StA Landshut Rentamt Kötzting Rep 300 B 27
Hausnummer 52 (die Hausnummern vor 1840 decken sich noch nicht mit den späteren "alten" Hausnummern, da die Anwesen in kirchlichem bzw. kommunalen Besitz im Jahre 1811 nicht mitgezählt worden waren.)

Mathias Klinger
Das gezimmerte Haus mit einem gemauerten Stall
Das zweimähdige Wiesel bei der Hochwöhr
  (Plnr. 536)
"Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeinde Gründen"
Von den vertheilten Strohehof bei Grub  1 Ackerl   Plannummer 819
Das Ackerl bei dem Ziegelhütte   Plannummer  398
Aus dem Jahre 1836 stammt ein kleines Protokoll über eine Vergleichsverhandlung.
"Auf Klagen der Anna M. Viertl von Kötzting gegen Mathias Klinger von hier wegen noch guthabender 7 fl 8 x kann ein Vergleich nicht zustande gebracht werden, daher das Zeugnis ausgefertigt wird.
Maria Viertl
Mathias Klinger
Dieses Zeugnis war vermutlich die Voraussetzung - als Beweis, dass eine Vergleichsverhandlung versucht wurde -, um einen Zivilprozess zu beginnen.



Die Zweiteilung des Hauses:

Josef Klinger und Magdalena Raith
und
Georg Wühr und Anna Klinger



"Dem 14ten November 1837 hat Mathias Klinger Schreiner in Kötzting sein ludeigenes Wohnhaus zur Hälfte, nämlich das Zimmer zu ebener Erde rechts am Eingange mit Kammer, Boden und Holzlege, dann die reale Schreinergerechtigkeit an seinen Sohn um 300 fl übergeben, um das Haussteuerkapital von 400 fl gleichheitlich geteilt, so daß also Mathias Klinger und Joseph Klinger übernommen hat."

Zwei Wochen drauf, am 27.11.1837, heiratete Josef Klinger, der Sohn des Mathias Klinger und der Anna Stoiber, die Kötztinger Bürgerstochter Magdalena Raith.
Für die weitere Entwicklung in diesem Haus sind hier auch noch andere Eheschließungen wichtig:
Am 22.11.1841 heiratete der Kötztinger Bürger Balthasar Greil - Michael Greil und Riedl Walburga, beide aus Simpering waren seine Eltern - Franziska Klinger, ebenfalls ein Kind von Mathias und Anna Klinger.
Am 7.2.1844 heiratete der Häusler und Weber Georg Wühr Anna Klinger, eine weitere Tochter des Schreinerehepaars.
Am 12.11.1844 kam es dann zwischen Greindl Joseph aus Kötzting und Theresia Klinger zur nächsten Hochzeit im Hause Klinger.
Aus dem Jahre 1840 stammt das Liquidationsprotokoll, das für das nun zweigeteilte Haus entsprechend komplizierte Verhältnisse aufweist.
Der erste Teil des Hauses verblieb noch - 1840 - bei Mathias Klinger, der diesen Hausteil Jahre später an seinen Schwiegersohn Georg Wühr und dessen Frau Anna übergab.
Die Haushälfte, die Mathias Klinger sich noch vorgehalten hatte, wurde 1840 beschrieben mit:
"Ein halbes Hausgebäude
178: halbes Wohnhaus nämlich
Ein Zimmer zu ebener Erde links am Eingang mit Kammer, dann über der Stiege ein Zimmer links mit Boden nebst weiterem Boden rechts ferner Stall und Schupfen dann Hofraum "

"Laut Brief vom 13. Februar 1801 vom Vater Joseph Klinger mit Lit B und Plannro 536 sub Lit C nebst Dareingaben um 600 fl übernommen"

"Walzendes Grundstücke
Acker
das Gruberackerl  PlNr 819
das Ziegelackerl   PlNr 398

Wiesen
Das Wiesfleckl an der Hutwöhr PlNr 536
Das Wiesfleckl an der Urtl PlNr 1047


PlNr 398 laut Brief vom 14. April 1804 vom Wolfgang Aschenbrenner durch Tausch eines anderen Grundstücks erworben.
PlNr 1047 laut Brief vom 23. Dezember 1828 von Heinrich Leszkier um 108 fl gekauft
PlNr 536  mit Lit A erworben







































Danach kommt das Haus mit der Nummer 55 b

Joseph Klinger, Schreiner



"Halbes Wohnhaus mit realer Schreinergerechtigkeit
Gebäude
Wohnung bestehend in dem Zimmer zu ebener Erde rechts am Eingang mit Kammer, Boden und Holzlege.





"Laut Brief vom 14. November 1837 vom Vater Mathias Klinger im Anschlage zu 300 fl übernommen."

Dieses eigentlich sehr kleine Haus ist aber nicht nur in zwei Hälften geteilt worden, sondern es beherbergt auch noch zusätzlich Mieter, wie das Mieterkataster von 1842 belegt.


"Hausnummer 55b 1. Joseph Klinger, Schreiner /:Hauseigenthümer/
I. (=Erdgeschoss) 1 Wohnzimmer und Kammer und 1 Backofen
II. Hausboden    Unterschrift Joseph Klinger

Hausnummer 55  2. Mathias Klinger  /:Hauseigenthümer:/
unter der Erde Keller
I: Wohnzimmer und 1 Kammer, dann Bodenanteil unterm Dach Unterschrift Mathias Klinger

3. Antonia Kroiß Lehrerstochter /:Mieterin/  
I. 1 Wohnzimmer  Unterschrift Antonia Kroiß

4. Joseph Haas Taglöhner /Miether/
II. 1 Wohnzimmer und Backofenantheil  x  Hz (Handzeichen) des Joseph Haas

5. Mathias Klinger Eigenthümer
2. Nebengebäude
eine kleine Stallung mit Futterboden

3. Nebengebäude Eine kleine Streuschupfe    Unterschrift Mathias Klinger"



Doch zunächst zurück zum "weichenden" Ehepaar Mathias und Anna Klinger. Der Schreinermeister Mathias Klinger verstarb am 8.9.1844 im Alter von 65 Jahren an Nervenfieber, und seine Hausanteil ging, wie oben bereits erwähnt, an den Schwiegersohn Georg Wühr.
Bereits wenige Wochen später standen sich die beiden Besitzer von jeweils einem halben Haus vor dem Magistrat bei einer Vergleichsverhandlung gegenüber.
19. September 1844: Georg Wühr bürgerlicher Weber dahier belangt seinen Schwager Josef Klinger Schreinermeister dahier  deshalb weil sich derselbe weigert ihm das Mitbacken zu gestatten.  Josef Klinger erinnert, dass er den Backofen als Eigentum anspreche, welchem auch der Kläger eigentümlich behauptet.  Nachdem unter den Teilen keine Einigung erzielt werden konnte, Klage. 
Mathias Klingers Witwe bat am 23.12.1846 den Amtsvorstand des Landgerichtes zu sich nach Hause, um ihr Testament zu machen, in welchem sie ihr (Rest-)Vermögen auflistete.
125 fl standen ihr noch von der Übertragung ihres Hausanteils an die Tochter Anna und den Schwiegersohn Georg Wühr zu.
Im Plan des Liquidationsprotokolls ist bei der Plannummer 178 (alte Hausnummer 55) auch bereits die Unterteilung in "a" und "b" mit roter Tinte eingetragen.

50 Gulden standen ihr noch von einem anderen Schwiegersohn zu, dem Schlossermeister Josef Schneider zu Mitterfels, und weitere 257 Gulden vom Nachtwächter und Häusler Balthasar Greil
Sie erlässt ihren Schuldnern Teile von deren Schuld und vermacht einen kleinen Betrag der noch ledigen Tochter Johanna und einem kleinen Buben, Josef Hastreiter, den ihre Tochter Franziska schon vor ihrer Ehe mit Balthasar Greil bekommen hatte.
Den verbleibenden Rest vermacht sie ihrer "ledigen sechsten" Tochter, Johanna Klinger, die selber wiederum ihrem Bruder Josef 57 Gulden zu geben schuldig sei.
Als am 1.3.1849 dann die "verwitwete Schreinerin" Anna Klinger an Altersschwäche verstarb, wurde das Nachlassverfahren eröffnet, das sich im Staatsarchiv in Landshut noch erhalten hat.
Franziska Greil erklärte bei Testamentseröffnung, dass die Bestimmungen nicht mehr den Tatsachen entsprächen, weil sie mittlerweile keinerlei Schulden mehr bei ihrer Mutter hätte und daher auch die Bestimmung eines Legats für ihren unehelichen Sohn keine Wirkung mehr haben würde. 
Unterschrift: Franziska Greil (Gral)   und der Landrichter Carl von Paur.
StA Landshut: Rep 166N-12 Nr. Schachtel 6 Klinger Anna 1846

Ähnliche Einwürfe gegen die Bestimmungen des Testaments seiner Schwiegermutter hatte auch der Mitterfelser Schlossermeister Josef Schneider - seine Frau Barbara war bereits verstorben und seine Kinder hatten einen Vormund. Auch er reklamierte, dass die im Testament des Jahres 1846 genannte Schuldensumme drei Jahre später nicht mehr stimmte und daher die ausgesetzten Legate von ihm nicht akzeptiert würden.
Am 24. Dezember 1849 versammelte Carl von Paur alle Angehörigen und Erbberechtigten im Falle der verstorbenen Anna Klinger.


 Unabhängig von der Verteilung kleinerer Beträge an die verschiedenen Begünstigten, finden sich die einzelnen Familienteile bei unterschiedlichen Streitthemen vor dem Magistrat, um Vergleiche herbeizuführen, denn auch in den Folgejahren standen sich die drei Familien bei verschiedenen Gelegenheiten miteinander oder gegeneinander bei Vergleichsverhandlungen gegenüber.

26. Juni 1847: Johann Hofbauer brauender Bürger dahier hat gemäß einer mit dem Wirtschaftsgastpächter Josef Greindl dahier geflogenen Abrechnung v 23. Juni l J für abgegebenes Bier eine Forderung von 72 fl 24 kr an Josef Greindl zu machen. Hinsichtlich der Zahlungsmodalität einigen sich  nun Johann Hofbauer und der bgl Weber Georg Wühr zu Kötzting. Letzterer im Einverständnis seiner Ehefrau Anna, geborene Klinger, in der Art, dass die Weber Georg Wührsche Eheleute hiermit die Verbindlichkeit  eingehen, vorstehende Bierschuld des Josef Greindl mit betragenden 72 fl 24 kr an Johann Hofbauer bis zum Michaelis lfd. Js. zu bezahlen, indem Wühr diese Summe an Josef Greindl schuldet.  

18. November 1848: Josef Klinger, Schreinermeister zu Kötzting, belangt den Webermeister Georg Wühr von da deshalb, weil der Letztere an ein dem Kläger gehöriges Stüberl im oberen Stocke des auf der Eigentumshälfte des Klinger erbaut ist, Eigentumsrechte geltend zu machen sucht, die ihm nicht zustehen. Georg Wühr behauptet auch heute bei der Vermittlung das Eigentum auf fragliches Stüberl indem dieses nicht unter dem im Kaufbriefe vom 14. Dezember 1837 bezeichneten  Lokalitätenenthalten ist, sondern sich von seinem Vorfahren Mathias Klinger vorbehalten wurde. Keine Einigung

Dass diese Gebäudeaufteilung auf die Dauer nicht gut gehen konnte, kristallisiert sich bald heraus und bereits im renovierten Kataster befindet sich das Haus wieder als Einheit in einer Hand.



Noch wird das Gebäude mit seinen zwei Einzelteilen beschrieben und auch mit zwei getrennten Einträgen abgehandelt.
Bei Teil I, - Georg und Anna Wühr - heißt es dann im Kommentarteil: ".... Laut Adjunktatsdekret vom 30ten Dezember 1853 aus der Gantsache der Georg und Anna Wührschen Eheleute um das Meistgebot von 1056 fl erworben."
Am 12.8.1866 verstarb im Alter von 60 Jahren der Schreinermeister Josef Klinger an Auszehrung. Seine Witwe Magdalena überlebt ihn um fast 10 Jahre und stirbt erst am 16.10.1875 im Alter von 71 Jahren an Typhus.

Mir dem Datum des 19.7.1865 steht nun der Sohn, ebenfalls ein Josef Klinger, als Nachfolger durch Übernahme in den Grundbüchern.

Josef Klinger


Aus dem Jahre 1889 kennen wir einen Bauakt des Josef Klinger, der nun wieder ein "richtiges" Haus aus dem zweigeteilten Anwesen machen konnte.

Staatsarchiv Landshut Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3197 Klinger Josef

Der Grundriss des Hauses mit der Unterschrift des Joseph Klinger



Die Legende:
a Wohnhaus und Raum für den Verkaufsladen
b Hofraum des Bauherrn
c Wohn Gasthaus und Bierbrauerei des Mich. Röhrl
d Stadel des Johann Schödlbauer
e Wohnhaus desselben
f Wohnhaus und Stallung des Boten Graßl
g Marktstraßen

Dieser Josef Klinger, geboren 1837 und ledig verstorben im Alter von 78 Jahren, am 20.5.1915,r ist der letzte Nachfahre der Klinger-Schreiner-Dynastie. Der Kötztinger Anzeiger widmete ihm einen Nachruf, in dem steht, dass er zeitlebens taubstumm gewesen war
KA vom 20-5-1915

In seinem Nachlassakt sind als seine nächsten Verwandten zwei Schwestern angegeben, die Musikerwitwe Maria Mühlbauer und die Krämerin Leni Baumann.
Leni Baumann erschien dann auch vor dem Amtsgericht, wo sie erklärte, dass die beiden Schwestern die einzigen Angehörigen seien, alle anderen Geschwister wären bereits alle im Kindesalter verstorben.

Nach einem kurzen Intermezzo durch die beiden Schwestern Mühlbauer und Baumann erwarb der benachbarte Schustermeister Johann Schödlbauer das Haus 
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5055 Umschreibeheft ab 1900

Aquarell von Matthias Heilmeier

Um die Jahrhundertwende hatte Mathias Heilmeier die Szene in der heutigen Müllerstraße festgehalten.
Links kann man noch im Ansatz das Marktmülleranwesen erkennen, danach folgt das Schödlbauerhaus und weiter oben dann mit einem der Marktbrunnen das mit Steinen und Schindeln bedeckte Haus des Schreiners Klinger.

Johann Schödlbauer und Waldmann Elisabeth

DIA Repro 1389 Mitte Bürgermeister Hans Schödlbauer mit Pfarrer Dietl. Das Bild muss vor
1950 entstanden sein, da bis 1949 die Kranzlübergabe auf dem heutigen Jahnplatz erfolgte.

Glasplattenaufnahme vom Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock. Elisabeth 
Schödlbauer, geborene Waldmann

Der Schuster Johann Schödlbauer hatte am 17.5.1907 die Privatierstochter Elisabeth Waldmann geheiratet. Die Schuhmacherfamilie Schödlbauer lebte und arbeitete bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts im darunter liegenden Nachbarhaus, als ein junger böhmischer Schuster, Josef Schedlbauer aus Swina,  die dortige Schuhmacherswitwe Katharina Lanzinger geheiratet hatte.
Nun also "rutschte" die Familie ein Haus weiter den Markt herauf, und ihr altes Zuhause bekam in Kötzting den Namen  das "alte Schödlbauerhaus".





 





Mit Johann Schödlbauer haben wir eine der wichtigsten Kötztinger Persönlichkeiten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor uns.
StA Kötzting Familienbögen Buchstabe "Sch"

Der Familienbogen zur Klärung des Heimatrechts der Familie Schödlbauer ist nicht vollständig, da zu  den beiden Söhnen, Hans und Josef geboren 1908 und 1910, auch noch die Tochter Elisabeth - geboren 1913 - hinzukam.
Der Erwerb des Kötztinger Bürgerrechts war natürlich mit Kosten verbunden, und im Akt des Familienbogens hat sich ein bemerkenswertes Schreiben von Hans Schödlbauer erhalten, der unumwunden erklärt, dass er Wichtigeres zu bezahlen habe als diese Gebühren.
StA Kötzting Familienbögen Buchstabe "Sch"

 An den Magistrat

Koetzting

Auf Ihre Aufforderung  erlaube mir mitzutheilen, daß es mir jetzt nicht möglich ist das Bürgerrecht zu erwerben, da ich anderweitig Zahlungen zu machen habe. Ich glaube daß der Magistrat schon noch einige Zeit warten kann, brauchen mir nicht mit den Gerichtsvolzieher zu drohen, so schnell geht die Sache nicht, da hat das Bezirksamt auch noch ein Wort zu reden ….
Wenn es mir möglich zahle ich
Hans Schödlbauer


Geboren am 11.12.1870 und verheiratet seit 1907, war Hans Schödlbauer bereits bei Kriegsbeginn 1914 als Magistratsrat in der Kommunalpolitik tätig. 
Aufgrund seines Alters wurde er aber erst 1917 zum Kriegsdienst eingezogen.

www.ancestry.com - Militärakten

Schödlbauer Johann - kath. - Kötzting Bayern - Schuhmachermeister - verheiratet mit Elise Waldmann - 3 Kinder.
Größe    172
Gestalt   kräftig
Kinn      groß
Haar      schwarz
Bart      kl. Schnurbarth 


Ende Juli 1917 wurde er zum Infanterie Ersatz Bataillon nach Ingolstadt einberufen und im April 1918 "zur Arbeit im eigenen Betrieb nach Kötzting entlassen und zurückgestellt."
In einem anderen Eintrag einer Kriegsstammrolle wird er zusätzlich noch als Lederhändler bezeichnet und werden seine Eltern Johann und Barbara Schödlbauer erwähnt, die aber zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben waren.
Kurz nach dem Ende des Ersten Weltkriegs - 1919 - wurde Hans Schödlbauer dann Kötztings Bürgermeister und musste versuchen, die Folgen des Weltkriegs auf die eh schon arme Bevölkerung des Bayerischen Waldes abzufedern und das Beste draus zu machen.
Als es im April dann zu einem Spartakistenaufstand in München kam, schwappte diese Bewegung auch auf Kötzting über und es kam sogar zu gewalttätigen Ausschreitungen - siehe der Spartakistenaufstand in Kötzting. 
Als sich ein Umzug formierte, aus dem heraus einige Teilnehmer in Kötzting Schaufenster einschlugen, versuchte Hans Schödlbauer sich den Demonstranten beschwichtigend in den Weg zu stellen, wofür er von den Aufständischen verprügelt wurde.

Gewalttätige Demonstration in Kötzting - Bürgermeister Schödlbauer verprügelt

Am 14. April kam es dann in Kötzting zum großen Knall. "Unter lautem Schreien und Lärmen zog gegen 8 Uhr abends gestern eine Menge Demonstrierender, meistens Arbeiter, die allem Anschein nach durch gemeine, äußerst infame Lügereien aufgehetzt wurden, vom Bahnhof herauf in die Bahnhofstraße, bewaffnet mit Stöcken und Steinen, um gar so manchem friedliebenden Bürger, wie man aus den furchtbaren Drohungen entnehmen konnte, den Garaus zu machen. Einfach scheußlich, wenn man den Vorgang mitansehen mußte, mit welch wildem Gebrüll das vor sich ging. Nicht genug mit dem furchtbaren Geschrei warf die Menge Herrn Vogl die Fenster, dann in ihrer blinden Wut und unüberlegter Handlungsweise dem Buchbindermeister Wilhelm Oexler die Fenster ein, beschädigten Türe und Auslage sowie Glasaufsatz, ein Schaden von ungefähr 450 Mark. Herr Bürgermeister Schedlbauer ermahnt die Menge zum Auseinandergehen aber statt diesen in seinen Ratschlägen zu folgen gebärdeten sich diese wie wilde Tiere und fielen über ihn her und bearbeiteten ihn mit Stöcken. Heute nun wurden die Hauptschuldigen verhaftet und mittels Lastwagen fortgebracht. Dass die Sache sich nicht gerade so leicht abschütteln läßt, wird sich zeigen, zumal wir im Belagerungszustand uns befinden."  
Georg Rauscher, der Kötztinger "Stadtschreiber" war als junger Mann selber Augenzeuge dieser Vorgänge und beschreibt die chaotischen Tage in einem seiner Kurzberichte.

Georg Rauscher in der Kötztinger Umschau vom 19. und 20. April 1969

Im Jahre 1924 stellte sich Hans Schödlbauer erneut zur Wahl.







 







Bei den Gemeindewahlen am 7.12.1924 für die Wahlperiode 1925-1929 und am 5.12.1929 für die anschließende Wahlperiode 1930-1934 wurde er souverän erneut wiedergewählt.
Die Bayerische Volkspartei stellte sich der erstarkenden Kötztinger NSDAP entgegen, die damals noch unter dem Namen "Gemeindewohl" antrat..
024/8  Der Wahlvorschlag der Kötztinger BVP

.
Kötztinger Zeitung vom Dezember 1929

Im Jahre 1932 hatten Hans Schödlbauer und seine Frau Elise noch in Ruhe das Fest ihrer Silberhochzeit gefeiert und waren in der Zeitung entsprechend gewürdigt worden.


Nach dem Jahreswechsel 1932/33 war es jedoch vorbei mit der Ruhe auch in der Kötztinger Kommunalverwaltung. 
Nach der Machtergreifung durch die NSDAP Ende Januar 1933 und dem Reichstagsbrand in Berlin - mit dem sofort danach erfolgten Verbot der KPD und der Verfolgung der SPD -, ging die NSDAP in Bayern als nächstem Schritt auch  gegen die restlichen - noch erlaubten -  Parteien vor.
Am 21. März sollte in Kötzting anlässlich der Sitzungseröffnung des neu gewählten Reichstags in Berlin auch in Kötzting eine "vaterländische Versammlung" stattfinden und dieser "Aufzug" war noch am 20. März ein strittiges Thema im damals noch nicht gleichgeschalteten Kötztinger Marktrat gewesen.

StA Kötzting 024-39 Beschlussbuch Marktrat Kötzting ab dem 1.1.1933
"Der Gemeinderat stellt sich geschlossen hinter die jetzige Regierung und fügt sich deren Anordnungen und Wünschen. Die Teilnahme an der morgigen vaterländischen Feier wird aus den durch Herrn Carl Gschaider vorgehaltenen Gründen abgelehnt."
Die Unterschriftenliste wurde vom Bgm Schödlbauer angeführt und man kann feststellen, dass bei dieser Beschlussfassung offensichtlich viele Mitglieder der NSDAP gefehlt hatten. (Vier Mitglieder der BVP gegen 3 NSDAPler) 
Dieser ablehnende Beschluss hatte aber keinen Bestand, bereits am Folgetag kam es zur gegenteiligen Entscheidung:
"Wegen Klärung der Angelegenheit durch Mitglieder der NSDAP wird die Teilnahme an der heutigen
Feierlichkeit beschlossen
"
Für diese Ratssitzung waren nun alle 5 NSDAP-Ratsmitglieder in der Sitzung anwesend und die 5 Räte der anderen Parteien waren sich wohl nicht ganz einig in ihrer Ablehnung und so konnte der Vortagsbeschluss aufgehoben werden.
KA vom 21.3.1933

Jetzt ging es aber Schlag auf Schlag.
Bereits am 28.3.1933 wurden dem Reichspräsident Paul von Hindenburg und dem Reichskanzler Adolf Hitler die Kötztinger Ehrenbürgerwürde verliehen und "als sichtbares Zeichen" die Herrenstraße in Adolf-Hitler-Straße und die Marktstraße in Hindenburgstraße umbenannt.



Nur noch wenige Wochen blieb Hans Schödlbauer noch Kötztinger Bürgermeister, denn bei der nächsten Kommunalwahl erhielt die NSDAP eine ausreichende Mehrheit der Stimmen. 
Im alten Marktrat standen  die Verhältnisse noch bei Fünf gegen Fünf .
Mit Verweis auf das Gesetz zur Gleichschaltung vom 31.3.1933 hebelte das Reich auch gleich noch die Kommunalparlamente aus und übertrug die Parteienzusammensetzung und die prozentuale Aufteilung des - manipulierten - Reichstags einfach auf die nachgeordneten Räte.


Nachdem die Nazis die Reichtagswahl im März durch Verbot und Unterdrückung konkurrierender Parteien deutlich gewonnen hatten, griffen sie nun zu einem Geschäftsführungstrick. Alle Gremien, auch die Bezirks- und Kreistage sollten ähnlich wie die Gemeinderäte neu gebildet werden und zwar abgebildet nach der Zahl der gültigen Stimmen bei der Reichstagswahl vom 5.3.1933.
Die zugelassenen Parteien - in Kötzting waren es eh nur noch zwei, die NSDAP und die BVP - sollten bis zum 20.4.1933 ihre Wahlvorschlagslisten einreichen.
Hier das Ergebnis der Kötztinger Reichstagswahl von Anfang März 1933.
 
KA vom 9.3.1933
Die Stimmen der SPD, der KPD, der Deutschnationalen und des Bauernbundes wurden gestrichen und die beiden verbliebenen Stimmenblöcke der NSDAP und der BVP gegeneinander verrechnet, mit dem Ergebnis, dass sich rechnerisch nun 7 Markträte für die NSDAP und nur noch 3 für die BVP gegenüberstanden.  
Durch die einzureichenden neuen Vorschlagslisten - Hans Schödlbauer, der gewählte Bürgermeister, hatte sich nicht auf die Vorschlagsliste setzen lassen - kamen dann - allerdings nur für eine sehr kurze Dauer - drei neue Ratsmitglieder der BVP in den Kötztinger Marktrat, Wilhelm Oexler, Clemens Pongratz und Leopold Januel. Noch allerdings war Hans Schödlbauer der gewählte und amtierende Kötztinger Bürgermeister.
Nach einer Jubelfeier mit Umzug durch die Marktstraßen - anlässlich des Geburtstags Adolf Hitlers am 20.4.1933 - wurde die Kötztinger Bevölkerung zu einer öffentlichen konstituierenden Gemeinderatsitzung geladen, bei der Benno Hoiss dann durch die Mehrheit der NSDAP-Räte als Bürgermeister bestimmt wurde. Der direkt gewählte und eigentlich noch amtierende Bürgermeister Hans Schödlbauer war somit ausgehebelt.
KA vom April 1933


KA vom April 1933

Die Anzeige in der Zeitung für diese konstituierende Sitzung musste Hans Schödlbauer noch mit seinem eigenen Namen zeichnen.

KA vom April 1933


Die "Wahlversammlung" des 22.4.1933 durfte der Hans Schödlbauer, der eigentlich bis 1934 gewählt worden war, noch als Wahlleiter präsidieren, und zeichnete das Formular auch als "Bürgermeister Schödlbauer"
StA Kötzting 024-18 

Benno Hoiss wurde also zum 1. Bürgermeister und Alfons Liebl zu seinem Stellvertreter gewählt.

 
StA Kötzting 024/18
Die drei verbliebenen Marktgemeinderäte Oexler - Januel - Pongratz der BVP bekamen Ende April noch einige Resorts zugeteilt, wurden dann ausgerechnet von ihrem Gemeinderatskollegen und gleichzeitig Leiter der Kötztinger SA, Kirschenbauer Anton, drei Monate später, im Juni 1933, verhaftet und für kurze Zeit im Kötztinger Gefängnis eingesperrt. Anschließend reichten alle drei ihren Rücktritt als Gemeinderäte ein und Kötzting hatte ab diesem Zeitpunkt einen Marktrat ausschließlich bestehend aus Mitgliedern der NSDAP. Genaueres im Blogeintrag Überraschungsfund im Bauschutt des Amtsgerichtsgefängnisses..
Gerade mal 4 Wochen nach der Verdrängung als Bürgermeister Kötztings wurde im Marktrat die Vorschlagsliste für den Pfingstbräutigam des Jahres 1933 vorgestellt und an Top 1:
Hans Schödlbauer, geboren am 20.1.1908 und Sohn des vorherigen Bürgermeisters. 
StA Kötzting 024-39 Beschlussbuch

Aus einem Interview mit Josef - Bäpp - Schödlbauer - kurz vor seinem Tode habe ich noch gut seine Aussage in Erinnerung, dass die Annahme der Ehre als Kötztinger Pfingstbräutigam für Mitglieder der Familie Schödlbauer unter der Ägide des Nazibürgermeisters ausgeschlossen war.  

Wie weit diese Ablehnung der "neuen" politischen Verhältnisse unter den Nazis ging, zeigt ein Vorgang aus dem Sommer desselben Jahres.
Johann Schödlbauer wurde am 17.7.1933 wegen "Ministerbeleidigung" vom damaligen Kreisleiter - und Bürgermeister-  Hoiß beim Amtsgericht Kötzting angezeigt, bei dem er ausgerechnet Julius Kirschner, einen jüdischen Bürger und Kaufmann Kötztings, als einen der Zeugen benannte.
Josef Schödlbauer, der jüngere Bruder -  wurde mit Datum desselben Tages wegen Beamtenbeleidigung ebenfalls von Herrn Hoiß angezeigt, dieses Mal aber in seiner Eigenschaft als Kötztinger Bürgermeister.

StA 024/22

StA 024/22

Einschub
Zu beiden Vorgängen ist zu bemerken, dass es zu keiner Anklage gekommen ist. Ganz anders, allerdings bei dem Nachbarssohn Dr. Max Hahn - einem Mitglied der zweiten jüdischen Bürgersfamilie Kötztings -, dieser wurde ziemlich zeitgleich wegen einer ähnlichen Aussage gegen die Regierung unter den neuen verschärften Regeln angeklagt und mit 3 Monaten Zuchthaus bestraft. Inwieweit seine ungerechte Behandlung und der daraus resultierende Zuchthausaufenthalt letztendlich die entscheidende Ursache war, ist nicht bekannt; jedenfalls nahm Dr. Max Hahn sich in der Silvesternacht 1933/34 in München das Leben.
Pikant an der zweiten Anzeige ist, dass derselbe Bürgermeister Hoiß zwei Jahre später - nach dem Konkurs des Bankhauses Liebl - von der NSDAP aufgefordert worden war, die Persönlichkeit des Alfons Liebl - seines Bürgermeistersstellvertreters - zu schildern und Hoiß über Alfons Liebl  reihenweise negative Beispiele dessen Benehmens in der Öffentlichkeit aufführte.
Einschub Ende

Die Familie Schödlbauer war nicht bereit, nach den Vorkommnissen im März und April 1933 bereits wenige Wochen später zusammen mit den neuen Herrschern Kötztings unbeschwert und fröhlich durch Kötzting Straßen zu ziehen. Diese ablehnende Haltung ist umso bemerkenswerter, als das Thema Pfingsten und der Kötztinger Burschenverein viele Jahre und Generationen eng mit den Familien Schödlbauer - Waldmann verbunden war, siehe abschließendes Kapitel über das Pfingstgeschehen im Hause Schödlbauer.

Ein langjähriger und erfahrener Bürgermeister, der noch dazu von den Nazis geschasst worden war, war dann natürlich für die amerikanische Militärregierung die erste Wahl, als es darum ging, nach der Kapitulation Deutschlands wieder eine funktionierende Verwaltung aufzubauen.
Johann Schödlbauer hatte zunächst nur das Pech, dass er mit seinem Hause in einem Bereich Kötztings lag, den die Amerikaner für sich beanspruchten und der für die Zivilbevölkerung zunächst "off limits" gestellt wurde.
Johann Schödlbauer sollte mit seiner Familie ausziehen und griff zu einem kleinen Trick. Da er ja auch ein Lederhändler war, hatte er ausreichendes,  "gut abgehangenes" und "geruchstechnisch brauchbares" Material zur Hand. Er hing überall in seinem Hause stinkende Häute auf und die US-Amerikaner verzichteten dankend auf ihren Einzug...... 
In den Jahren nach dem Kriegsende wurde er natürlich in vielen Spruchkammerverfahren von Kötztinger Parteimitgliedern als wichtiger Zeitzeuge vernommen und für die Einordnung und die Kontinuität der Kötztinger Nachkriegszeit ist es sicherlich auch von Bedeutung, dass er für seinen Vorgänger und späteren Nachfolger im Bürgermeisteramt, Hans Kroher, anerkennende Worte über dessen Amtsführung im Dritten Reich fand.



Von Johann Schödlbauer besitzen wir in unserer Sammlung leider nur Bilder, als er bereits in hohem Alter gestanden hatte.

DIA-Repro 865 hier gratuliert er auf dem "Bleichanger" dem Jubilar Karl Obermayer, dem Mesner-Karl

DIA-Repro 1389 ca. 1948 Mitte Hans Schödlbauer und Pfarrer Dietl

Anlässlich seines 80. Geburtstages würdigte ihn auch die KU


KU 1950


Im Jahre 1948 endete nach der Kommunalwahl die letzte Amtszeit Johann Schödlbauers und im Mai 1948 gab er vor dem Kötztinger Gemeinderat seinen Schlussbericht, bevor der neue Gemeinderat und der neue Bürgermeister ihre Arbeit begannen.



Im Jahre 1953 - genauer am Pfingstsonntag - konnte sein Nachfolger im Amt Hans Kroher vom bayerischen Minister Huebner die Ernennungsurkunde als Stadt entgegennehmen und in diesem Zusammenhang wurde dem Altbürgermeister Hans Schödlbauer und Eugen Hubrich die Kötztinger Ehrenbürgerwürde verliehen.
StA Kötzting "Goldenes Buch" der Doppeleintrag für Johann Schödlbauer und Eugen Hubrich

Die Ehrung der beiden Personen macht zwar in Hinblick auf die Entwicklung und Förderung Kötztings in den schwierigen Jahren nach dem Krieg Sinn, jedoch möchte ich anmerken, dass die beiden in der Zeit des Dritten Reichs schon gar nichts gemeinsam hatten und auf vollkommen unterschiedlichen Positionen standen.
Im anschließenden Historischen Festzug saßen die beiden neugebackenen Ehrenbürger dann auch noch zusammen in einer Kutsche.



Foto Kretschmer: Kötztings neuester Ehrenbürger  - zusammen mit Eugen Hubrich - der Altbürgermeister Hans Schödlbauer und Frau Hubrich.

Bereits gut ein Jahr später, am 9.8.1954 verstarb der Altbürgermeister Johann Schödlbauer.

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Foto Pongratz Grablege auf dem Alten Friedhof in Kötzting

Nachruf in der Kötztinger Zeitung

Die Würdigung der Lebensleistung Johann Schödlbauers in der Kötztinger Umschu



Fünf Jahre nach ihrem Mann starb auch Frau Elisabeth Schödlbauer, geborene Waldmann.





So, nun ein Sprung zurück zu den Geschwistern Schödlbauer, Hans, Sepp und Elisabeth.

Am 25.7.1934 heiratete der Kaufmann Johann Schödlbauer, Sohn des Kötztinger Schuhmachermeisters Johann Schödlbauer  und seiner Frau Elisabeth Waldmann, seine Braut, Anna Traurig, die Tochter des Sattlermeisters Franz Traurig und seiner Frau Anna, einer geborenen Moser. Die Häuserchronik des Textilhauses Schödlbauer war bereits Thema dieses Blogs und braucht deshalb hier nicht weiter vorgestellt zu werden. Hier der LINK zum Haus Straubinger Bote.
Auch von Elisabeth Schödlbauer, die wenige Jahre später - gegen den heftigen Widerstand des Vaters - Herre Michael geheiratet hatte, haben wir Bildmaterial in unserer Sammlung.
Der Grund des Zerwürfnisses lag in der Parteizugehörigkeit des neuen Schwiegersohnes.

Sammlung Bögel: Elisabeth Schödlbauer als junges Mädchen
Sammlung Bögel: Elisabeth Schödlbauer oben Mitte als ..... Elfe?


Sammlung Bögel: Elisabeth Schödlbauer

Die Kinder das Familie Schödlbauer waren alle sportlich unterwegs, wie viele Bilder aus unserer und aus privaten Sammlungen belegen.
Im September 1932 gründete der TV-Kötzting eine Boxstaffel und bereits wenige Wochen später traten die Kötztinger Sportler gegen eine Straubinger Mannschaft an.
KA vom Juli 1932
Vorbericht des Treffens in der Jahnhalle




DIA-Repro 1502 die Kötztinger Boxertruppe. Abteilung des Turnvereins Kötzting,
von li. obere Reihe :Pleier H., Daschner St., Vogl R., Schödlbauer Josef, Hunger Al., Kroher Fritz, Liebl J., unbekannt, Peier Franz.
Mittlere Reihe v.li. Liebl Alfons, Klingseisen Gustl, Bauernfeind Fr., Ziesler Fr., Trainer Hauser Alb., Herre F., Vogl M. ,Dullinger H. und Vorstand J. Liebl.
Vordere Reihe  Wensauer Gottfried, Roßkopf S., Hofner Sepperl, Pagany Willy, Geiger Sepp, Woischnik Erwin.     
Das Ergebnis der Boxevents:



Offensichtlich waren die beiden Kötztinger Dullinger und Schödlbauer auch im Fußball akriv, wenn auch - ebenso offensichtlich - nicht sehr erfolgreich.
Fast zeitgleich mit der Gründung der Boxstaffel und dem Trainingsbeginn musste sich die Fußball-Privatmannschaft der Kötztinger "Kosaken" nicht nur der Viechtacher Mannschaft geschlagen geben, sondern bekam es in der Zeitung auch noch schriftlich nachgereicht, dass sie noch viel zu lernen hätten....

Sammlung Bögel
Da in dem obigen Artikel von den "Kosaken" in ihren Weißhemden die Rede war, könnten die jungen Männer in diesem Bild Teile der Privatmannschaft darstellen. Josef Schödlbauer jedenfalls ist in der hinteren Reihe der 4.v.r. Ganz rechts könnte es der spätere Kötztinger Zahnarzt Dr. Veith sein. Die anderen Personen sind - noch - unbekannt.




Auch Skifahren gehörte zu seinen Sportarten, er war "Vereinslehrwart für Skilauf" beim TV.
KA vom Januar 1938





Sammlung Bögel links Josef Schödlbauer vor dem Gasthaus Köppl auf dem Reitenberg.


Für seine vielen sportlichen Aktivitäten wurde Josef Schödlbauer Jahre später auch zu Ehrenvorsitzenden des Turnvereins ernannt und auch der Burschenverein gratulierte ihrem, früheren Vorstand anlässlich seines Geburtstages.


Foto Richter Haymo
v.l. Jackl Roider - Heini Kuchler - der Jubilar - Theo Heigl - Christian Costa

KU vom 22.11.1971
Viele bekannte Kötztinger auf dem Bild
In der hinteren Reihe v.l. Dr. Veith, Kellner Max, Oexler Franz, Hauser Jakob, Müller Martl, Hans Wanninger, Erich Betz, Josef Schödlbauer
Frau Schoierer - Frau Schreiner
Sitzend ganz rechts, Frau Katharina Schmidt - Frau Post.


 


Auch von den Kötztinger Keglern haben wir eine Aufnahme zusammen mit Josef Schödlbauer, deren erster Vorstand er auch gewesen war.
KU von 1961



DIA-Repro 1589 
v.Reihe v. li. ?, Polizist Klingl, Zoll Liebl, Wittmann, Miethaner Michl,
hintere Reihe v. li. Vogl Max, Bergbauer Hans, Seiderer Martl, Schödlbauer Josef, Schullerer Heinerl, Polizist Fuchs ?,?,?.      

Johann Schödlbauer und Barbara Pongratz


Johann Schödlbauer übergab sein Schuhgeschäft seinem Sohn Josef, der  Barbara Pongratz, die Tochter des Bäckermeisters Clemens Pongratz, geheiratet hatte.

DIA-Repro 2200 im Kötztinger Freibad - hintere Reihe Mitte Frau Barbara Pongratz, rechts Willy Pagany.

DIA-Repro 2603 Josef Schödlbauer 1946



Sammlung Bögel: Josef Schödlbauer

 Am 31.5.1943 heiratete Josef Schödlbauer seine Braut Barbara, die Tochter des Kötztinger Bäckermeisters Clemens Pongratz. Sowohl von der standesamtlichen als auch von der kirchlichen Trauung haben sich Bilder erhalten.
Hochzeitsbild Barbara Pongratz und Josef Schödlbauer am 31.5.1943 vor dem Alten Rathaus






Die Trauung in der Kötztinger Pfarrkirche


Im Jahre der Hochzeit übernahm Josef Schödlbauer auch das Schuh- und Ledergeschäft von seinem Vater.
Zwei Kinder bekam das junge Paar und unter den Bilder, die wir von Josef Barth sen. in unsere Sammlung aufnehmen konnten, befand sich auch eine Portraitaufnahme der beiden Schödlbauer-Kinder, die bei uns im Hause Pongratz viele Jahrzehnte im Wohnzimmer hing.
Foto Barth, Josef und Barbara Schödlbauer



Gesund vom Krieg zurückgekehrt, wurde das Haus in der Müller/Herrenstraße erneuert und in Kötzting entstand das Salamander Schuhhaus Schödlbauer
Foto Josef Barth sen. im Hintergrund die Baustelle Schödlbauer und am Fester als Zuschauerinnen
die beiden Schwestern Anna Weißenberger und Barbara Schödlbauer, beide geborene Pongratz. 
Brautzug 1950 v.l. Heinz Schötz - Angerer Ilsegret - Georg Krämer - Franz Oexler


Neujahrsanzeige 1952 in der KÖZ



Neujahrsgrüße 1955

Aus der Sammlung Wack Traurig stammt das folgende Bild des Ehepaars Schödlbauer von einem Faschingsball in  der Jahnhalle.





Josef Schödlbauer jun., der Sohn,  wurde als Nachfolger ausgebildet und übernahm später auch das Geschäft seines Vaters: Aus dieser Zeit des Übergangs gibt es eine sehr schöne Aufnahme in unserer Sammlung.

DIA-Repro 1898:  v.d Laden Schuh-Schödlbauer Müllerstraße   Vor dem Schuhgeschäft Inhaber und Angestellte v.l. Heigl Maja,  dahinter Hollmaier Ulrike, Vogl (Klingseisen) Gisa,?, Schödlbauer Sepp, Frau Barbara Schödlbauer


Aus der Zeit Anfang - Mitte der 60er Jahre haben wir noch eine kleine Bilderserie, als meine Mutter - Frau Inge Pongratz - zusammen mit meiner Schwester Christine zum Fotoshooting für Werbeaufnahmen ins Schuhhaus Schödlbauer gebeten wurden. Ein Zeitdokument für Damen- und Frisurenmode. 

Zentral: Inge und Christine Pongratz





Josef Schödlbauer, der damalige "Juniorchef"






Manches hat sich noch von der Familie Schödlbauer erhalten, so auch ein Scheinwerfereintrag für "Blacky", einen Pudel, an den ich mich tatsächlich auch noch erinnern kann.

Die Bande zwischen den Familien - Schödlbauer - Waldmann - Pongratz blieben weiterhin sehr eng, so war Barbara Schödlbauer die Firmpatin für Barbara Heigl aus der Verwandtschaft Waldmann und Josef Schödlbauer war der Meinige bei derselben Firmung.

Barbara Heigl - Barbara Schödlbauer

Bei derselben Firmung, Sepp Schödlbauer mit dem Firmling Clemens Pongratz

Zwei Jahre später, dieselben zwei beim Pfingstritt, damals meinem zweiten....


Josef Schödlbauer und Uschi Baumeister


Wie sehr die Bindungen der beiden Familien Pongratz-Schödlbauer anhielten, kann man gut auch beim nächsten Generationswechsel erkennen, der Hochzeit von Josef Schödlbauer mit Uschi Baumeister.
V.l. Clemens Pongratz - Uschi Baumeister - Josef Schödlbauer - Dr. Paul Weissenberger, der Ehemann von Anna, einer geborenen Pongratz

Die Großfamilie Schödlbauer
v.l. Sepp Schödlbauer - Uschi - Dr. Paul Weissenberger - Jürgen - Anna Weissenberger
Eva Schödlbauer - Barbara und Josef Schödlbauer sen.
















Die gegenseitigen Verschränkungen reichten auch noch in die nächste Generation hinein.

Taufe von Jürgen Schödlbauer, Taufpate Clemens Pongratz


Taufe Magdalena Pongratz - Taufpate Josef Schödlbauer

 
Sinzing 1987 Tauffeier Magdalena Pongratz
Kinder v.l. Catherine Skarin - Sabine und Susi Pongratz - Jürgen und Eva Schödlbauer
Hintere Reihe Inge Pongratz - Sepp Schödlbauer mit Magdalena - Uschi Schödlbauer - Anna Schrödel - Inge und Clemens Pongratz

Drei Jahre später, 1990, anlässlich des zweiten "Familientreffens aller Abkömmlinge des Heinrich Pongratz aus Roding", entstand dieses Gruppenfoto.   



Foto Pongratz: Im Jahre 1990 veranstaltete ich erneut ein Familientreffen und im Bild finden sich im rechten Teil der Aufnahme die Mitglieder von drei "Schödlbauer-Generationen"
Oben rechts Josef und Barbara Schödlbauer - Mitte Rechts Frau Uschi Schödlbauer - ihr Mann Josef war in dem Moment der Fotograf - und ihre beiden Kinder Eva und Jürgen. 
Am unteren Bildrand rechts, die Familie des Autors.

Foto Pongratz 1987 beim ersten Familientreffen: Clemens Pongratz mit seinem Schwager Josef Schödlbauer




Foto Pongratz: 1987  Barbara Schödlbauer mit ihrem Cousin Georg Pongratz aus Falkenstein

 
Dieses Familientreffen wurde im Jahre 1990 wiederholt und auch davon haben wir ein paar Bilder.


Foto Pongratz 1990 : v.l. Jürgen - Josef und Barbara Schödlbauer


Foto Pongratz 1990 :  Barbara Schödlbauer mit ihrer "Lieblingstante" Frau Johanna Fichtlscherer aus Roding, "Tant Hansl" genannt.




Von Barbara Schödlbauer - Tante Bettl - hat sich auch eine Schriftprobe erhalten, zusammen mit dem Bild des verschneiten Alten Rathauses in Kötzting, einer Weihnachtskarte aus dem Hause Schödlbauer, die wir viele Jahre erhalten haben.







Zum 135. Jubiläum des Schuhhauses Schödlbauer schrieb der Kötztinger Journalist Alis Dachs in der Umschau einen ganzseitigen Bericht, in dem vor allem die Geschichte des Schuhhauses im 20. Jahrhundert sehr schön aufgeführt ist.
 









Und nun, abschließend, das Thema Pfingsten im Hause Schödlbauer:

Pfingsten und der Burschenverein im Hause Schödlbauer 

Hans Schödlbauer, der Vater, seine beiden Söhne, Hans und Josef, und auch die Tochter Elisabeth, waren in vielerlei Funktionen Teil unserer Pfingsttradition, ebenso wie Mitglieder der Familie Waldmann, also der Angehörigen von Frau Schödlbauer.

Es ging los im Jahre 1893, als der junge Schuster Hans Schödlbauer die Wahl zum Pfingstbräutigam angenommen hatte.

Leider fehlt für dieses Jahr das obligatorische Bild der ganzen Gruppe, nur von der Pfingstbraut, Marie Wensauer hat sich ein Foto erhalten.


Repro 706 Marie Wensauer, die Pfingstbraut des Jahres 1893


Eines der beeindruckendsten Bilder haben wir von der Beerdigung des Leonhard Mittermeier - vulgo Schlossgärtner Hardl - aus dem Jahre 1904.

DIA-Repro 1590
Leonhard Mittermayer  1902 geb. 1814 gest.1902, aufgebahrt umgeben von den Pfingstbräutigamen. Im Hintergrund die Holzapfelschule und das Haus Hofmann i.d. Holzapfelstrasse .
Von diesem Bild gibt es zwei unterschiedliche Personenbeschreibungen

Personen v. li Dreger, Lindner, Schmidtbräu, Amberger Hans, Schödlbauer, Weiß auf d. Höh. Ganz rechts Josef Hastreiter, Ziegelgasse.
Laut Buch "Bayerischer Wald in alten Fotos" steht auf der Rückseite des Fotos (aus Archiv Krämer, Kötztinger Zeitung) Dirnberger, Lindner Karl, Amberger Hans, Schödlbauer Hans, Hafner Lang, Seiler Hofmann Xaver, Weiß Paul vulgo Ritzenberger, Hastreiter Josef, Kreuzlträger "Schötzdopf".
Das 2. Pfingstkranzl des L.M. jetzt im Pfingstrittmuseum, gestiftet durch Frau Traudl Hofmann, deren Mann aus dem Hofmann-Naze Haus stammte, und das vermutlich deshalb in ihren Besitz gelangte. 
Die Person genau in der Mitte des Bildes und leicht im Hintergrund wurde also in beiden Beschreibungen als Johann Schödlbauer identifiziert.


Elisabeth Waldmann, ab 1907 Johann Schödlbauers Ehefrau, war an der Seite von Andreas Krämer die Pfingstbraut des Jahres 1905.



DIA-Repro 821 v.l. Josef Irlbeck - Elise Waldmann - Andreas Krämer - Michael Röhrl
Nach der Hochzeit der beiden kamen dann, der Reihe nach auch alle ihre Kinder Teil unserer Pfingsttradition.
Den Anfang machte 1928 der älteste Sohn Hans Schödlbauer

DIA-Repro 740 
v.l. Josef Decker - Henriette Zimmerer - August Henneberger - Hans Schödlbauer
Zwei Jahre später, war dann sein jüngerer Bruder Josef, Bepp, Schödlbauer einer der beiden Begleiter.

DIA-Repro 742 
v.l. Josef Schödlbauer - Babette Hastreiter - Hans Kuglmeier - Heinrich Hofmann

Schnell sind 50 Jahre vergangen und an Pfingsten 1980 wurden sie als Jubelpaar gefeiert.

1980 zum 50jährigen Jubiläum Frau Ellmann(Hastreiter), Hans Kuglmeier und Bepp Schödlbauer als Ehrengäste


Auch noch vom Pfingstbrautpaartreffen des Jahres 1995 gibt es Aufnahmen von Josef Schödlbauer.

Foto Kretschmer: v.l. Burschenvereinsvorstand Christian Costa, Josef Schödlbauer, Antonia Schaad, geborene Schreiner, die Pfingstbraut von 1935, Theo Zellner, Vitus Oexler und Schwarz Sepp

Foto Kretschmer: vl.l. Bgm. Theo Zellner, Schwarz Sepp, Josef Schödlbauer

Foto Kretschmer: v.l. Antonia Schaad, geborene Schreiner, die Pfingstbraut von 1935, Barbara Schödlbauer, geborene Pongratz, Josef Schödlbauer, Max Kellner. Elke Englmeier, die Pfingstbraut von 1995, 








Die jüngste der Schödlbauer-Kinder, Elisabeth, war dann die Pfingstbraut des Jahres 1931 an der Seite ihres Cousins.



DIA-Repro 743
v.l. Adolf Hollmaier - Elisabeth Schödlbauer - Karl Waldmann - Josef Dullinger
Von der jungen Pfingstbraut haben wir noch eine ganz besondere Aufnahme.

Sammlung Bögel: Pfingstbraut 1931 Die Braut wird fertig gemacht zur Hochzeit,  den Schleier steckt die Modistin Marie Heigl, Frisöse Berta Krämer. 


DIA-Repro 3419 die junge Pfingstbraut Elisabeth Schödlbauer und ihr Pfingstbräutigam
und Cousin Karl Waldmann


DIA-Repro 1712 Bewirtung 1931 im Hause Waldmann




Hier der Bericht über das Pfingstfest 1931 im Kötztinger Anzeiger.


Wie oben bereits kurz angedeutet, wäre Hans Schödlbauer, der älteste Sohn, unter anderen Umständen mit ziemlicher Sicherheit der Kötztinger Pfingstbräutigam des Jahres 1933 geworden, so aber war es wohl für Mitglieder der Familie Schödlbauer ausgeschlossen, diese Ehre und Aufgabe anzunehmen.
Dasselbe galt dann auch für den - 1933 bereits an Nummer 6 auf der Vorschlagsliste stehenden - jüngeren Bruder Josef Schödlbauer, obwohl dieser bereits seit 1932 als 1. Vorstand des Burschenvereins aktiv an der Kötztinger Pfingsttradition mitwirkte.

Bericht über die Generalversammlung des Kötztinger Burschenvereins vom Januar 1932 aus der Kötztinger Zeitung. 1. Vorsitzender Josef Schödlbauer, 2. Vorstand Josef Oexler, Kassier Hans Lukas und Michl Traurig als Fähnrich.

Auch in den Folgejahren blieb Josef Schödlbauer der erste Vorstand des Burschenvereins, nachweislich 1934, mit Graßl Josef als Schriftführer und Kassier und den Xaver Wühr und Hans Winter als Beisitzer. Im Burschenverein begann sich - ebenso wie in anderen Gremien -,  - das von oben angeordnete Wahlverfahren nach dem "Führerprinzip" durchzusetzen, es wurde nur noch der 1. Vorstand gewählt, seine anderen Vorstandsmitglieder hießen Beisitzer.. 
Einschub
Im Jahr drauf wird die neue Wahl sogar ausdrücklich als "eine Wahl des Vereinsführers" bezeichnet. Entsprechend des "Führerprinzips" wurde nun nur Hans Costa  gewählt, der dann wiederum seine weiteren Vorstandsmitglieder bestimmte. 
Einschub Ende

DIA-Repro 603

In der dritten Reihe von Oben: Bäckergeselle Bäckerei Pongratz , Richter Schorsch, Brunner Heinz, Barth Karl, Forster Georg(Marktschreiber), "Schmiedl Schorsch, Schödlbauer Hans, Waldmann Karl, Sperl Schorsch (Buchbinder), Dullinger Josef, Hofner August, Liebl Ferdl, Hofmann Josef (Naze), Aigner Ignaz Riedersfurth, Lindner Karl, Zach Wolfgang(Zaubauer) , Vogl Michl 
Hier ein Ausschnitt::


Hintere Reihe v.l. Schmiedl Schorsch, Schödlbauer Hans, Textil Schödlbauer, Waldmann Karl, Sperl Schorsch (Buchbinder),
Vordere Reihe: v.l.  Schödlbauer Josef (Schuhhaus Schödlbauer), Traurig Michl, Schwarz Franz (Waldbua),


Und natürlich nahm Josef Schödlbauer auch regelmäßig am Pfingstritt teil, hier Bilder zusammen mit seinem Sohn.
 
Foto Josef Barth sen.

Foto Sammlung Bögel





Auch wenn es erst eine Generation später ist, so möchte ich doch der Vollständigkeit halber zunächst beim Pfingstthema bleiben. Josef Schödlbauer jun. blieb der Pfingsttradition treu und war in den Jahren 1964 und 1967 Begleiter des jeweiligen Pfingstbräutigams.


Foto Kretschmer v.l. Josef Schödlbauer - Emmi Götz - Gunther Veith - Herre Mich

Foto Stadt Kötzting Mitte Josef Schödlbauer und Götz Emmi



Drei Jahre später war Josef Schödlbauer erneut einer der beiden Brautführer.

Foto Kretschmer: v.l. Josef Schödlbauer - Monika Zigan - Michael Serwuschok - Dieter Casaretto

Foto Stadt Kötzting Viele Jahre später als Jubelbrautpaar in der Box im Kötztinger Bierzelt.

 

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