Translate

Mittwoch, 24. Mai 2023

Der Kötztinger Pfingstritt: das 3. Evangelium

 Seit Mitte des 17. Jahrhunderts finden sich gesicherte Belege darüber, dass -  und teilweise auch wie -  der Pfingstritt früher abgelaufen ist. Viele Details sind auch noch dieselben wie heutzutage, auch wenn manche Exzesse, die früher rund herum um den Pfingstritt stattgefunden haben, heutzutage undenkbar geworden sind. Siehe "Der wilde Pfingstritt".

In einer ebenfalls sehr frühen Beschreibung - von 1757 - führt der damalige Pfarrer von Kötzting, Pater Innozenz Mayr,  in einem Schreiben an das Konsistorium aber die wesentlichen Bestandteile dieser Prozession auf.

Hochwürdigster Durchlauchtigster Herzog, der heiligen Römischen Kirchen Cardinal, Gnädigster Fürst und Herr, Herr

Daß zu Kötzting an dem Pfingstmontag , wo nach Steinbühl, einer Filialkirchen daselbst, eine Prozession mit dem Hochwürdigsten Gut, unter Absingung der 4 Evangelien zu Pferd gehalten wird, einer aus den Bürgerssöhnen, so sich dieses Jahr hindurch zum löblichsten aufgeführet, bei dem Zurückweg nach zuvor gehaltenen kurzen geistlichen Sermon ein Kränzlein, so an der Monstranz angehängt ist, um zur willigeren und andächtigeren Begleitung des hochwürdigsten Gutes Anfrischung willen, von altersher mitgeteilt worden, auch dabei gar nichts Unehrbietiges vorbeigehet, hingegen aber abends der Mißbrauch, da derjenige, der das Kränzlein bekommen, eine Braut zum Tanzen erwählet, von den Bürgerssöhnen insgesamt hinfüran will unterlassen werden und die Marktsobrigkeit gute Disziplin gemäß der Polizeiordnung selbigen Abend zu halten anlobt, und versichert, hab ich solches Anersuchen einer löblichen Marktsobrigkeit hiermit attestieren und mich untertänigst empfehlen wollen.

Kötzting den 11. May 1757
P. Innocentiy Mayr Ord. D. Ben. P.t. Prior et Vicariy in Kötzting Capituliy archidecanatis Cambensis

Wir haben hier also vier der wesentlichen Bestandteile unserer Pfingsttradition: Die Prozession, die 4 Evangelien, die Auszeichnung mit dem Kranzl und die Pfingsthochzeit. Die ersten drei Teile brachten den Kötztingern dann eher Wohlwollen und Freude von Seiten der Kirche ein, der letzte Teil, die reine weltliche Freude und das Vergnügen, war nicht mehr im Interesse der Kirche.


Nachdem die Kötztinger Kolpingsfamilie sich um das erste Evangelium angenommen hatte und der Burschenverein sich für zweite Evangeliumkreuz als zuständig erklärt hatte, ging es nun um die Erneuerung der dritten Gedächtnisstätte, die beim Kauer am Ortsausgang von Bärndorf lag. Die Gemeinschaft der Pfingstreiter war es schließlich, die diese Aufgabe übernahmen und und diese wiederum übergab die Ausführung an den Kötztinger Steinmetzmeister Albert Hofmann.

Das von der Gemeinschaft der Pfingstreiter betreute 3. Evangelium bei Bärndorf mit den beiden Gedenksteinen für den Altbürgermeister Hans Kroher und Schwarz Sepp dem langejährigen Oberzugführer. Beide waren ausgesprochene Förderer des Pfingstrittes.


Aus einer mir unbekannten Chronik stammt dieser handschriftliche Bericht über die einzelnen Evangelienkreuze. Kopie aus der Sammlung des Arbeitskreises.
 
"Im Zuge der Erneuerung der Evangelienstationen des Kötztinger Pfingstrittes wurde im Jahre 1958 das 3. Evangelium bei9 Schmiedemeister Kauer erneuert. Es wurde als ein monumentales Kreuz errichtet genau an der Stelle, an der ursprünglich schon seit Jahrzehnten das 3. Evangelium stand.
Schmiedemeister Kauer erklärte sich ohne für die geringe Grundabtretung bereit und so konnte dann nach einigen Vorarbeiten in der Woche vor Pfingsten zur Aufstellung des Kreuzes geschritten werden. Das Kreuz, das eine Höhe von über 4 m aufweist, entspricht genau der Planskizze.
Die Steinmetzarbeiten stammen von dem Kötztinger Steinmetzmeister Albert Hofmann. Der Kostenrahmen konnte durch eine Sammlung bei den Pfingstreitern des Landkreises verhältnismäßig leicht gedeckt werden. Am Pfingstsonntag des Jahres 1958 , also einen Tag vor dem pfingstritt, erhielt das neuerrichtete Kreuz durch Expositus Wagner Steinbühl die kirchliche Weihe. Zu dem Weiheakt waren eine stattliche Anzahl Pfingstreiter, vor allem aus der unmittelbaren Umgebung von Steinbühl anwesend, außerdem zahlreiche Menschen, unter denen nicht wenig Freunde waren. Möge das Kreuz fürderhin für lange Zeiten zur Ehre Gottes und zum Zeugnis für gelebtes uraltes Brauchtum im Zellertal stehen."





In der Umschau von 1958 wurde die alte "Evangelienstätte" und der neue Entwurf vorgestellt.

KÖZ April 1958
 



Da die "Gemeinschaft der Rittteilnehmer" selber ja keinerlei Finanzmittel besaß, sollte eine Spendensammlungsaktion diese auftreiben. Im April 1958 wurde es auch höchste Zeit, die Summe aufzubringen, denn der Handwerksmeister Hofmann arbeitete bereits intensiv an der Fertigstellung.
Da die Zeitungsausgaben, aus denen die folgenden Artikel stammen, allesamt gebunden sind, weisen die Abbildungen am rechten Rand leichte Verluste auf.


Am Pfingstsonntag 1958 war das neue Kreuz dann eingeweiht worden.
 
 
Sammlung Arbeitskreis


Zwei Jahre später gings auch um die Bepflanzung rund herum um des neue Kreuz.


KÖZ vom April 1960

 
Sammlung Arbeitskreis


Als der der Kötztinger Altbürgermeister Hans Kroher, ein großer Unterstützer des Pfingstritts, in den 60 Jahren verstorben war, wurde für ihn im Jahre 1967 am 3. Evangelium ein Gedenkstein errichtet.


Pfarrer Augustin weiht den Gedenkstein ein im Jahre 1967

Die Gebrüder Sperl beim Festakt mit den Pfingstrittfanfaren


Der Gedenkstein

Im Jahre 2012 wurde von der Familie Kauer, auf deren Grundstück das Evangeliumskreuz steht, eine Umgestaltung angeregt, die von allen Seiten Unterstützung fand und so wurde das Kreuz und die Gedächtnisstätte ein Stück weit in Richtung Traidersdorf versetzt.


Bild Stadt Kötzting, die bei der Einweihung 1987 noch sehr unfertige Gedächtnisstätte

Foto Stadt Kötzting: v.l. Bürgermeister Karl Seidl, Expositus Melchner aus Steinbühl, Schwarz Sepp und Mitglieder der Familie Kauer


Als wenige Jahre später auch Sepp Schwarz, ebenfalls ein energischer Förderer des Pfingstritts und langjähriger Oberzugführer, verstorben war, wurde auch ihm zu Ehren ein Gedenkstein am 3. Evangelium errichtet.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.