Kötzting vor 70 Jahren
Fronleichnam 1950 eine tolle Aufnahme von Siegfried Ehemann Priester vermutlich Pater Augustin Boettcher |
Was erwarten Sie vom Jahre 1950?
Wollte die "Kötztinger Umschau" noch in der Silvesternacht von ein paar Bewohnern im Kreise Kötzting erfahren.
"Nicht viel", meinte ein Bauer, erwartete aber den Ruin der
Landwirtschaft angesichts der Einschränkungen. "Arbeit und noch einmal Arbeit" wünschte sich ein arbeitsloser Hilfsarbeiter, der mit seiner
vierköpfigen Familie von 89 DM Arbeitslosenhilfe leben musste.
"Es nützt ja doch alles nichts", sprach mutlos ein 45 Jahre alter Flüchtling aus Breslau, bevor er sich etwas mehr Verständnis für die Lage der Heimatvertriebenen wünschte. "Es kommt ja doch alles wie es kommen soll" antwortete ein junger Mann aus Kötzting. Der Redakteur schloss mit der optimistischen Vorhersage, dass die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts schwerlich "noch schlechter werden könne, als es die erste gewesen war".
Nun 5 Jahre nach Kriegsende werden auch langsam Fortschritte sichtbar: die Lebensmittelrationierungen laufen bis auf wenige Ausnahmen langsam aus, die Behörde wird auf zwei Angestellte reduziert, die aber nur noch die Aufgabe haben, die Dienststelle abzuwickeln.
"Es nützt ja doch alles nichts", sprach mutlos ein 45 Jahre alter Flüchtling aus Breslau, bevor er sich etwas mehr Verständnis für die Lage der Heimatvertriebenen wünschte. "Es kommt ja doch alles wie es kommen soll" antwortete ein junger Mann aus Kötzting. Der Redakteur schloss mit der optimistischen Vorhersage, dass die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts schwerlich "noch schlechter werden könne, als es die erste gewesen war".
Nun 5 Jahre nach Kriegsende werden auch langsam Fortschritte sichtbar: die Lebensmittelrationierungen laufen bis auf wenige Ausnahmen langsam aus, die Behörde wird auf zwei Angestellte reduziert, die aber nur noch die Aufgabe haben, die Dienststelle abzuwickeln.
Die Zellertalbahn - nur nicht aufgeben
Immer
wieder und immer wieder aufs Neue wird der Versuch gestartet, dem toten Pferd
"Zellertalbahn" erneut Leben einzuhauchen. Mit der Entscheidung, die
Regentalbahn Blaibach-Viechtach zu errichten, war eine zusätzliche, parallele,
Linienführung hinein ins Zellertal eigentlich wirtschaftlich nicht mehr zu
vertreten. In der Jahnhalle kam es Januar 1950 zu einer Großkundgebung mit 400
Teilnehmern. Von Bodenmais bis hinaus nach Cham, die Liste der politischen
Unterstützer war Legion, und sogar der MdB Ludwig Volkholz war mit einer
"Tonplatte" vertreten. Wegen des Besuches des Bundesverkehrsministers
in der Region - aber bemerkenswerterweise wieder nicht im Großraum Kötzting -
war er am persönlichen Erscheinen verhindert, teilte seine persönliche
Interpretation der Sachlage durch eine Schallplatte mit und ließ zusätzlich durch seine Frau
herzliche Grüße übermitteln.
Hier ein
paar Überschriften - lange nicht vollständig - in der Kötztinger Umschau vom Januar 1950:
Die Zellertalbahn ist ein Begriff
Eine Schicksalsstunde des Zellertales
Die SPD und die Zellertalbahn
Zellertalbahn - ein Prüfstein der deutschen Politik
I-bitt, Herr Minister, tausendmal
Eine Schicksalsstunde des Zellertals
Stellungnahme der Regentalbahn AG
Denkschrift an den Bundesverkehrsminister
Arbeitsausschuss für Zellertalbahn gegründet Februar 1950
Die Zellertalbahn im Zwielicht - Bonn ist anderer Meinung als München März 1950
Eine Schicksalsstunde des Zellertales
Die SPD und die Zellertalbahn
Zellertalbahn - ein Prüfstein der deutschen Politik
I-bitt, Herr Minister, tausendmal
Eine Schicksalsstunde des Zellertals
Stellungnahme der Regentalbahn AG
Denkschrift an den Bundesverkehrsminister
Arbeitsausschuss für Zellertalbahn gegründet Februar 1950
Die Zellertalbahn im Zwielicht - Bonn ist anderer Meinung als München März 1950
Bau der Zellertalbahn immer noch
möglich November 1950
Es
half alles nichts, der Wunsch der Bayerwaldler nach einer durchgehenden
Verbindung von Cham über Bodenmais und Zwiesel bis hinunter nach Passau wurde
nichts. Dafür gab's dann als Zuckerl die SCHI-STRA-BAHN, auf genau eben dieser
Strecke.
Ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten
Bild KU Januar 1950 |
Der
Hammerschmied, Thomas Strunz, welcher noch einige Jahre beim alten Windorfer in
der Hammermühle gearbeitet hatte, feierte seinen 85. Geburtstag in seiner
schlichten Hütte, in der Nähe des Sägewerks Lindner, nahe den hohen Bäumen am
Fluss. Vierzig Jahre lang hatte er mit seinem eineinhalb Zentner schweren
Schmiedehammer dann in seiner eignen, an das Sägewerk Lindner drangebauten, Hammerschmiedewerkstatt gearbeitet.
Sgraffito Malerei in Kötzting:
Der Hammerschmied auf der Stirnseite der Hammermühle ist eines von drei Gebäudeverzierungen in Kötzting, wie im Mai 1950 auch von der Umschau vermerkt wurde.
Sgraffito Malerei in Kötzting:
Der Hammerschmied auf der Stirnseite der Hammermühle ist eines von drei Gebäudeverzierungen in Kötzting, wie im Mai 1950 auch von der Umschau vermerkt wurde.
Steinbach erhält eine eigene Wasserversorgung
Pappenfabrik im Steinbachtal, mit einer Druckleitung für den Holzschleif Bild: Josef Bock |
In der
ehemaligen Pappenfabrik in Steinbach lebten im Januar noch 100 Personen und
dies noch ohne eigne Wasserversorgung. Um diesen Missstand zu beseitigen, wurde
der milde Winter genutzte und von der 400 Meter entfernten Quelle eine eigene
Zapfstelle in jedem Stockwerk eingerichtet. Mit dieser Maßnahme war es nun auch
möglich, dass sämtliche Siedler in der Siedlung Steinbach endlich einen eigenen
Wasseranschluss bekommen haben
Demokratische Umerziehung im Landkreis Kötzting
Heimat und Königsbund gegründet
Seine
königliche Hoheit, Kronprinz Rupprecht, bedankte sich bei dem 1. Vorsitzenden
des in Kötzting im Januar neu gegründeten "Heimat und Königsbundes" ,
Michael Staudinger für dessen Glückwunschtelegramm. Im November bei der Landtagswahl wird Herr Staudinger vom Heimat und Königsbund auch als Landtagskandidat für den Kreis Kötzting-Regen nominiert und bekommt prominente Unterstützung bei seinem Wahlkampf.
Einschub:
Dieser Heimat und Königsbund "In Treue Fest" fand dann mit anderen Ortsgruppen auf Landesebene seinen Zusammenschluss und existiert bis heute noch. Ich habe lange suchen müssen, bis ich einen Unterschied zu den später entstandenen "König Ludwig Vereinen" gefunden habe. Eine Pressemitteilung des Königsbundes von 1962 spricht dann Bände: Die Landesleitung distanziert sich in einer Presseerklärung von der "Ludwiglerei" verschiedener konkurrierender König-Ludwig-Vereine .
Einschub Ende
Der Landkreis Kötzting im Vergleich mit den Vorkriegszahlen
Ein paar Zahlen
für die Einwohnerentwicklung im
Landkreis im Vergleich der Jahre
17.5.1939
1.1.1950
Einwohner 28323 38473
Davon 8382 Heimatvertriebene
Rinder 21388 18083
Schweine 4246 4760
Davon 8382 Heimatvertriebene
Rinder 21388 18083
Schweine 4246 4760
Wie man
sieht, liegen die Zahlen im Tierbestand noch unter denen, oder nicht wesentlich über denen, der direkten
Vorkriegszeit, während der Bevölkerungszuwachs durch Heimatvertriebene und
Evakuierte immer noch bei ca. 30 Prozent
liegt. Alle Hochachtung vor unseren Vorfahren, auf beiden Seiten, die diese
Schwierigkeiten meistern oder erdulden mussten. Im Februar wurde nun bekannt gegeben, dass die Franzosen ihre Blockadehaltung
aufgegeben hatten und einer Verteilung von Flüchtlingen durch das
Flüchtlingsamt auch in die französische Zone hinüber zukünftig gestatten würde. Es zeichnete sich damit eine enorme Entlastung für die Zukunft ab.
Auch die sozialen Verhältnisse, vor allem der
Schulkinder, waren ein Thema, die nackten Zahlen sind erschütternd. Die
Erhebungsbasis ist der Landkreis Kötzting für seine 6500 Schulkinder (!)
Nur 60
Prozent der Kinder haben ein eigenes Bett
Die restlichen müssen mit Bruder/Schwester, einem Elternteil oder anderen Verwandten zusammen schlafen.
20 Prozent der Kinder haben keinen Vater mehr und weitere 28 Prozent der Väter sind arbeitslos. Dies bedeutete, dass bei der Hälfte aller Schulkinder der Vater nicht der Ernährer der Familie war.
Besonders schlimm war es in der evangelischen Schule in Kötzting, wo allein 40 Prozent der Kinder keinen Vater mehr hatten.
Die restlichen müssen mit Bruder/Schwester, einem Elternteil oder anderen Verwandten zusammen schlafen.
20 Prozent der Kinder haben keinen Vater mehr und weitere 28 Prozent der Väter sind arbeitslos. Dies bedeutete, dass bei der Hälfte aller Schulkinder der Vater nicht der Ernährer der Familie war.
Besonders schlimm war es in der evangelischen Schule in Kötzting, wo allein 40 Prozent der Kinder keinen Vater mehr hatten.
Die
Vergleichskennzahlen für den Fremdenverkehr:
1938 1949 1950
Betten Kötzting 300 27 45
Lam 400 71 159
Lam 400 71 159
Der Magistrat blickt voraus auf das Pfingstfest
Unabhängig
von einigen organisatorischen Problemen bei der Umsetzung im Vorjahr, war sich der
Marktgemeinderat schnell einig, dass die 1949 eingeführten Neuerungen und
Änderungen, in abgewandelter Form, sich bewährt hatten und beibehalten bzw.
sogar ausgebaut werden sollten.
Es bleibt
also: beim Heimatfestspiel "Pfingstrittehr" von Eugen Hubrich, Die
Kranzlübergabe wird weiterhin auf dem St. Veitsplatz stattfinden, wodurch der
Bleichanger für das Volksfest zur Verfügung steht, welches nun auf eine ganze
Woche ausgedehnt werden wird. 50 Schausteller haben sich bereits für die
Vergabe der Plätze beworben.
Bewerbungsschreiben der Autoscooterfirma Poppek aus Furth im Wald für das 1950er Volksfest |
Am Donnerstag nach Pfingsten wird das Volksfest dann durch eine Landwirtschaftsschau ergänzt werden, für die das Landwirtschaftsministerium Ausstellungswägen versprochen hat. Ein Kinderfestzug und Treffen der Trachtenvereine und von Mitgliedern des Handwerks sollen das Volksfest begleiten bzw. eine feste Struktur geben.
Pfingsten 1950 wird noch von einer Besonderheit begleitet - einer Jubelpfingsthochzeit des Pfingstpaares von 1900 - die auch eine einmalige Verschiebung des Brautzuges notwendig macht und auf Grund dessen Eugen Hubrich auch sein Festspiel überarbeiten will.
Bewerbungsschreiben für ein schwimmendes Cafe |
Karl Kollmaier und Karl Riederer haben einen tollen Vorschlag: ein "Schwimmendes Kaffee" im oberbayerischen Stil unterhalb der zwei Flussläufe beim Staudinger (also praktisch neben/hinter der Jahnhalle. Allerdings würden sie dieses Idee nur dann verwirklichen, wenn der Magistrat sicherstellte, dass kein zusätzlicher Kaffeebetrieb auf dem Festplatz eine Genehmigung erhielte.
Das Vereinsleben lebt wieder auf
Manche
Vereine, die entweder von den Nationalsozialisten verboten bzw. unter die
Fittiche der NSDAP gezwungen wurden,
begannen nun, nachdem sich das tägliche Leben einigermaßen normalisiert hatte, bei der Militärregierung und gleichzeitig bei den Landkreisbehörden
ihre (Wieder-) Zulassung beantragen.
Nach dem
Verbot und der Zwangsablieferung von Schusswaffen nach dem Kriege, war es klar, dass es der Zustimmung der
amerikanischen Militärregierung bedurfte, bis man wieder an eine Gründung eines
Schützenvereins denken konnte.
Im Februar kam es dann endlich zur (Neu-)Gründung einer Schützengesellschaft
beim Herbergsvater Karl Dreger.
Schon lange von vielen Politikern und Bürgern gefordert, war es im März dann soweit, es kam endlich zur Gründungsversammlung des Männergesangs- und Orchestervereins, MGOV. Mr. Willis der Kötztinger Resident Officer, BMW Hans Kroher und Landrat ORR Scholz waren vor Ort im Hotel zur Post, als Dr. Dittrich als Vorstand und Georg Krämer als Dirigent gewählt wurden. Schriftführer war Studienrat Heisig, Kassier Franz Liebl und der Liederwart wurde Franz Rabl. Schon drei Wochen später erfolgt der Aufruf von Georg Krämer an mögliche Mitstreiter, sich bei ihm zu melden - mit oder ohne Instrument - um eine zusätzliche Orchesterabteilung ins Leben zu rufen. Ein Apell mit Erfolg: "12 Jünger der Musik waren bei der ersten Probe erschienen."
Schon lange von vielen Politikern und Bürgern gefordert, war es im März dann soweit, es kam endlich zur Gründungsversammlung des Männergesangs- und Orchestervereins, MGOV. Mr. Willis der Kötztinger Resident Officer, BMW Hans Kroher und Landrat ORR Scholz waren vor Ort im Hotel zur Post, als Dr. Dittrich als Vorstand und Georg Krämer als Dirigent gewählt wurden. Schriftführer war Studienrat Heisig, Kassier Franz Liebl und der Liederwart wurde Franz Rabl. Schon drei Wochen später erfolgt der Aufruf von Georg Krämer an mögliche Mitstreiter, sich bei ihm zu melden - mit oder ohne Instrument - um eine zusätzliche Orchesterabteilung ins Leben zu rufen. Ein Apell mit Erfolg: "12 Jünger der Musik waren bei der ersten Probe erschienen."
Anfang
Dezember trafen sich auf Anregung von Dr. Pertschy 10 Schachfreunde im Gasthof
Kollmaier und vereinbarten eine Gründungsversammlung für einen Schachklub zum 27.12.1950
Fa. Franz Aschenbrenner - eine Erfolgsgeschichte beginnt
Im Herbst
1945, nach seiner Vertreibung aus Neuern, hatte Franz Aschenbrenner sen. die alte
Fabrik in Regenstein gepachtet und seinen Betrieb, mit wenigen alten Kräften,
bereits in den vergangenen fünf Jahren wieder zu einen bedeutungsvollen, überregionalem Unternehmen entwickelt.
Bild von modernen Tränkeanlagen, noch von der Neuerner Firma: Franz Aschenbrenner Bild aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting |
Zehn Angestellte und
68 Arbeiter werden bereits von ihm beschäftigt und das Verbreitungsgebiet
seiner Erzeugnisse ist das ganze Bundegebiet. Die Firma Aschenbrenner unterhält in der Bundesrepublik im März 1950
bereits 45 Generalvertretungen mit eigenen Monteurstationen und zirka 300
Vertretern.
Da die Aufträge bei der Fa. Aschenbrenner auch dauernd weiter einlaufen, möchte Herr Aschenbrenner seine Fabrik neu aufbauen, da die von ihm gepachteten Räume in vielerlei Hinsicht vollkommen unzureichend sind. Bei einem günstigen Grundstücksangebot sieht Herr Aschenbrenner keine Veranlassung unseren Landkreis zu verlassen. Über den Verbleib des Unternehmens in unserem Landkreis werden die nächsten Monate entscheiden.
Da die Aufträge bei der Fa. Aschenbrenner auch dauernd weiter einlaufen, möchte Herr Aschenbrenner seine Fabrik neu aufbauen, da die von ihm gepachteten Räume in vielerlei Hinsicht vollkommen unzureichend sind. Bei einem günstigen Grundstücksangebot sieht Herr Aschenbrenner keine Veranlassung unseren Landkreis zu verlassen. Über den Verbleib des Unternehmens in unserem Landkreis werden die nächsten Monate entscheiden.
Bereits
einen Monat später kommt die frohe Botschaft:
Die Firma Aschenbrenner bleibt!
Wir sind erfreut melden zu können, dass die Firma Aschenbrenner einen ausreichenden Bauplatz hat kaufen können. Die Firma wird in den nächsten Wochen mit dem Bau der Fabrik beginnen, so daß sie noch in diesem Jahr ihr neues Heim beziehen kann.
Die Firma Aschenbrenner bleibt!
Wir sind erfreut melden zu können, dass die Firma Aschenbrenner einen ausreichenden Bauplatz hat kaufen können. Die Firma wird in den nächsten Wochen mit dem Bau der Fabrik beginnen, so daß sie noch in diesem Jahr ihr neues Heim beziehen kann.
Im Mai ist die Fa. Aschenbrenner auf der Frankfurter Messe mit einem vom Kötztinger Studienrat Heisig entworfenen Messestand vertreten. Vor dem provisorischen Werk in Regenstein posiert die versammelte Betriebsbelegschaft schon mal, voll berechtigtem Stolz, vor dem Pavillon für die Messe.
Firma Aschenbrenner mit dem aufgebauten Messestand für die Frankfurther Messe mit der Belegschaft in Regenstein Bild aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting |
Knallhütte in Pulling Photo Barth Josef Sen. |
Richtfest des Zentralgebäudes der Firma Aschenbrenner im August 1950Photo Studio Pleier aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting |
Einschub:
Da die Firma Aschenbrenner an diesem Standort mittlerweile Geschichte ist und einem modernen Einkaufszentrum weichen wird, ist dies eine weiterer Baustein für meine Reihe: "Vor dem Vergessen bewahren". Die Metallbaufirma Aschenbrenner wird sicherlich in der Zukunft ein großes Thema für Kötztings Industriegeschichte werden.
Einschub Ende
Der goldene Steig" erscheint
Hotel zur Post wiedereröffnet
Mit dem
Einmarsch der amerikanischen Soldaten Ende April 1945 wurde sofort die ganze
Adolf-Hitler-Straße - nun wieder die Herrenstraße - für die Bevölkerung auf
"off limits" gesetzt und die dortigen Privathäuser und Amtsgebäude für
die Bedürfnisse der Amerikaner beschlagnahmt. Kötztings "erstes Haus"
wird zuerst zum Casino für die amerikanischen Offiziere und von Juli 1947 bis November 1949 - nachdem
man mit dem Seraphischen Liebeswerk einen Bauherren gefunden hatte und es daher es mit dem Krankenhausneubau schnell gehen musste - dann sogar auch zum
Ersatzkreiskrankenhaus. Es gibt einige Kötztinger Bürger, die hier im Hotel zur
Post das Licht der Welt erblickt haben. Nach Eröffnung des "neuen" und leicht verschobenen Krankenhauses im Jahre 1949 und den durch die Fremdnutzung notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten im Hause Schmidt kann das Hotel zur Post unter der Leitung
von Frl. Anni Schmidt (Frau Katharina Schmidt hatte bereits an die Tochter übergeben) wieder festlich eröffnet werden. Die dreitägige
Einstandsfeier wurde ein voller Erfolg und sofort erschienen auch wieder all die
Vereine, die schon vorher hier ihre Herberge gehabt hatten.
Der MGOV gründete sich wieder neu. Die Kötztinger Feuerwehr unter der Führung von Michel Traurig und KB Inspektor Barth feierte den neuen Einstand mit einer sechs Mann starken Kapelle. Sogar der alte Vereinshumpen, den die Herbergsmutter über den Krieg hinweg gerettet hatte, konnte, wieder und wieder gefüllt, seine Runden machen.
Der MGOV gründete sich wieder neu. Die Kötztinger Feuerwehr unter der Führung von Michel Traurig und KB Inspektor Barth feierte den neuen Einstand mit einer sechs Mann starken Kapelle. Sogar der alte Vereinshumpen, den die Herbergsmutter über den Krieg hinweg gerettet hatte, konnte, wieder und wieder gefüllt, seine Runden machen.
MdB Ludwig Volkholz und Landrat Scholz in einer Kontroverse und deren Folgen
Es verging im Jahre 1950 kein Woche, ja sogar fast kein Tag, ohne dass von ihm bzw. über ihn in der Zeitung berichtet wurde. Manche politischen Vorgänge schaukelten sich auf und die Wogen gingen hoch zwischen Landrat und Volkholz, Kreisrat Pfarrer Pongratz und Volkholz und Presse und Volkholz.
Im April kam es zu einem sehr hitzigen Rededuell zwischen dem Landrat und dem Bundestagsabgeordneten Ludwig Volkholz. Die Berichterstattung in der Presse über diese kontroverse Sitzung erboste den Herr Abgeordneten derart, dass er auf einer Parteiveranstaltung in Lam gegen die "Lügenpresse" wetterte. Die angegriffene Umschau wehrt sich und stellt die Dinge in ihrer Sicht klar, doch nun folgt eine Antwort von Ludwig Volkholz - von sich selbst in weiten Teilen in der dritten Person sprechend -, in dem er in einem Brief an die Kötztinger Umschau seine Empörung und seinen (ersten- viele weitere werden noch folgen) vorläufigen Rücktritt als Vorsitzender der BP ankündigt.
Bereits die
folgende Kreistagssitzung - diesmal im Mai außerordentlich in Neukirchen Hl Blut führte zum Abbruch. Nach
einer Kontroverse zwischen MdB Volkholz und dem Kreisrat Pfarrer Pongratz verließ dieser die Sitzung und drohte damit zu beantragen, die Immunität des Abgeordneten Volkholz aufheben zu lassen.
Es geht munter weiter so, später im Jahr bewirbt sich Ludwig Volkholz um ein Landtagsmandat, weil er, wie er sich äußerte, der Überzeugung ist, dem Bayerischen Wald eher aus München als aus Bonn helfen zu können. Bei der Wahl im November wird er mit einer Stimmenmehrheit von 1800 Stimmen im Stimmbezirk Kötzting - Regen zum Landtagsabgeordneten gewählt.
Im April kam es zu einem sehr hitzigen Rededuell zwischen dem Landrat und dem Bundestagsabgeordneten Ludwig Volkholz. Die Berichterstattung in der Presse über diese kontroverse Sitzung erboste den Herr Abgeordneten derart, dass er auf einer Parteiveranstaltung in Lam gegen die "Lügenpresse" wetterte. Die angegriffene Umschau wehrt sich und stellt die Dinge in ihrer Sicht klar, doch nun folgt eine Antwort von Ludwig Volkholz - von sich selbst in weiten Teilen in der dritten Person sprechend -, in dem er in einem Brief an die Kötztinger Umschau seine Empörung und seinen (ersten- viele weitere werden noch folgen) vorläufigen Rücktritt als Vorsitzender der BP ankündigt.
KU vom November 1950 |
Es geht munter weiter so, später im Jahr bewirbt sich Ludwig Volkholz um ein Landtagsmandat, weil er, wie er sich äußerte, der Überzeugung ist, dem Bayerischen Wald eher aus München als aus Bonn helfen zu können. Bei der Wahl im November wird er mit einer Stimmenmehrheit von 1800 Stimmen im Stimmbezirk Kötzting - Regen zum Landtagsabgeordneten gewählt.
Ostern 1950
In der Zeitung findet sich dieser kleine Artikel über die Enthüllung der Gedenktafel am oberen Friedhof. Von der im Artikel beschriebenen Veranstaltung besitzen wir einen ganzen S/W Rollfilm von Josef Barth sen. Dieser Artikel hilft uns auch die auf den Bildern handelnden Personen zu identifizieren.
Diese Holztafel befand sich viele Jahre an der Mauer, die den obersten, neuen, Friedhofsteil abstützte, welcher in den 50er Jahren als Erweiterungsfläche hinzugenommen wurde.
Nachdem diese Mauer teilweise eingestürtzt war, und anschließend daraus dann eine Grasbewachsene Böschung entstand, wurden die Gedenkplatten im Vorraum des Leichenschauhauses aufgehängt.
Diese Holztafel befand sich viele Jahre an der Mauer, die den obersten, neuen, Friedhofsteil abstützte, welcher in den 50er Jahren als Erweiterungsfläche hinzugenommen wurde.
Nachdem diese Mauer teilweise eingestürtzt war, und anschließend daraus dann eine Grasbewachsene Böschung entstand, wurden die Gedenkplatten im Vorraum des Leichenschauhauses aufgehängt.
Deutlich zu sehen Pfarrer Dietl und Pfarrer Carqueville Bild von Josef Barth sen. |
Viele Teilnehmer bei der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel. Bild von Josef Barth sen, |
Pfarrer Carqueville für die evangelische Kirchengemeinde Bild von Josef Barth sen. |
Auch das Bürgerkomitee kümmert sich um das Pfingstfest
Eines der
neuen Gremien, welches die Amerikaner in ihrer Entnazifizierungs- und
Demokratisierungsprogrammen forderten, waren die sogenannten Bürgerkomitees. Gruppierungen
also, die von den Bürgern zusätzlich gewählt wurden und dem Magistrat beratend
zur Seite gestellt worden waren. Auch das Bürgerkomitee machte sich Gedanken über
die Inhalte des kommenden Pfingstfestes und kümmerte sich zusammen mit dem Festausschuss
des Magistrates um Details der Organisation. Der Ostmarkonkel Konrad Krämer der Alte
wird sich wieder um den Kinderfestzug
kümmern und die Herren Held, Schullerer, Schötz, Michael, Barth und Oexler
werden sich bemühen, einen Autokorso
auf die Beine zu stellen.
Der neu gegründete MGOV solle am Sonntag nach Pfingsten sein Wiedergründungsfest halten, woran sich auch die Trachtenvereine des Waldgaues beteiligen sollen. Der Bayerische Rundfunk wird, so die Zusicherung an die Marktgemeinde, den Pfingstritt im Rundfunk übertragen.
Die Brauhaus Kötzting GmbH wird den Festbetrieb stellen und auch der Festwirt ist bestimmt, Metzgermeister Ritzenberger wird sich um die Organisation kümmern. Ein großes Bierzelt ist durch die Brauerei sichergestellt. 28x14 Meter wird es groß sein und auf der rechten Seite des Bleichangers zu stehen kommen. Als Platzmiete sollten für die ersten ausgeschenkten 60 Hektoliter 500 DM und für jeden weiteren Hektoliter dann 6 DM entrichtet werden. Als Kapelle wurde die Ruhmannsfeldener Musikkapelle mit 18 Mann verpflichtet, die auch den Bierzelteinzug (mit großem Brauereifass) begleiten wird.
Teilnehmerfahrzeug beim1950er Autokorso an der Kötztinger Westumgehung Bild von Josef Barth sen. |
Brauhaus Kötzting GmbH Repro 453 Arbeitskreis Heimatforschung |
Der neu gegründete MGOV solle am Sonntag nach Pfingsten sein Wiedergründungsfest halten, woran sich auch die Trachtenvereine des Waldgaues beteiligen sollen. Der Bayerische Rundfunk wird, so die Zusicherung an die Marktgemeinde, den Pfingstritt im Rundfunk übertragen.
Die Brauhaus Kötzting GmbH wird den Festbetrieb stellen und auch der Festwirt ist bestimmt, Metzgermeister Ritzenberger wird sich um die Organisation kümmern. Ein großes Bierzelt ist durch die Brauerei sichergestellt. 28x14 Meter wird es groß sein und auf der rechten Seite des Bleichangers zu stehen kommen. Als Platzmiete sollten für die ersten ausgeschenkten 60 Hektoliter 500 DM und für jeden weiteren Hektoliter dann 6 DM entrichtet werden. Als Kapelle wurde die Ruhmannsfeldener Musikkapelle mit 18 Mann verpflichtet, die auch den Bierzelteinzug (mit großem Brauereifass) begleiten wird.
Von der Militärregierung zur HICOG
Die Zeit der amerikanischen "Besatzung" in der Fläche geht langsam dem Ende zu. Nun beschreibt die Kötztinger Umschau das Auf- und Ab der
amerikanischen Militär- und anschließenden Zivilverwaltung.
Ende April erfolgt der militärische Einmarsch
der Truppen, Kötzting wird kampflos übergeben, nachdem sich der Leiter des Wehrmeldeamtes im oberen Markt, Bürgermeister Kroher und der Landrat darüber einig waren und sich abgesprochen hatten, dass Widerstand vollkommen sinnlos gewesen war.
In den ersten Maitagen erfolgt der Wiederaufbau der Verwaltung und des Wirtschaftslebens mit 4 Offizieren und 3 Unteroffizieren.
(Die Einheiten der US-Streitkräfte, die mit den Gefangenen der 11. Panzerdivision zu tun hatten; spielen in dieser Aufzählung keine Rolle.)
Einsetzung aller Bürgermeister und des Landrates als Erstmaßnahme, schneller Aufbau des Polizei- Gerichts- und Gesundheitswesens und Errichtung eines Wohnungsamtes mit 12 deutschen Angestellten
Oktober 1945 Reduzierung des Stabes um 2 Offiziere und 1 Unteroffizier
Die "Spezial Branch" - zuständig für die Entnazifizierung und die Spruchkammerverfahren von Frühjahr 45 bis zum Sommer 48 - mit 1 amerikanischen Offizier und 4 deutschen Angestellten.
Im Mai 1948 wurde Kötzting "suboffice" und von Cham mit verwaltet.
Im März 1949 dann alles wieder zurück, Kötzting wurde erneut "Office" und auch für Viechtach zuständig.
Insgesamt waren während der Zeit der Militärregierung 8 "Gouvernement Officers" in Kötzting tätig gewesen. Seit der Wiedererrichtung im März 1949 ist der Leiter des Amtes der einzige Amerikaner im Office.
Am 21.9.1949 Wechsel der Militärregierung auf das amerikanische Außenministerium. Seit dieser Zeit ist Mr. Allan N. Willis als erster Resident Officer in Kötzting. Der deutschen Sprache vollkommen mächtig besucht er Abend für Abend die einzelnen Gemeinden, um in Versammlungen mit der Bevölkerung sich über deren Sorgen auszutauschen.
Komplett unabhängig von diesen Strukturen war die CIC, der Vorläufer der CIA , die anfänglich mit einem sehr großen Mitarbeiterstab in Kötzting gearbeitet hatte, 1950 aber bereits auf ein Minimum zurückgeschraubt worden war. .
In den ersten Maitagen erfolgt der Wiederaufbau der Verwaltung und des Wirtschaftslebens mit 4 Offizieren und 3 Unteroffizieren.
(Die Einheiten der US-Streitkräfte, die mit den Gefangenen der 11. Panzerdivision zu tun hatten; spielen in dieser Aufzählung keine Rolle.)
Einsetzung aller Bürgermeister und des Landrates als Erstmaßnahme, schneller Aufbau des Polizei- Gerichts- und Gesundheitswesens und Errichtung eines Wohnungsamtes mit 12 deutschen Angestellten
Oktober 1945 Reduzierung des Stabes um 2 Offiziere und 1 Unteroffizier
Die "Spezial Branch" - zuständig für die Entnazifizierung und die Spruchkammerverfahren von Frühjahr 45 bis zum Sommer 48 - mit 1 amerikanischen Offizier und 4 deutschen Angestellten.
Im Mai 1948 wurde Kötzting "suboffice" und von Cham mit verwaltet.
Im März 1949 dann alles wieder zurück, Kötzting wurde erneut "Office" und auch für Viechtach zuständig.
Insgesamt waren während der Zeit der Militärregierung 8 "Gouvernement Officers" in Kötzting tätig gewesen. Seit der Wiedererrichtung im März 1949 ist der Leiter des Amtes der einzige Amerikaner im Office.
Am 21.9.1949 Wechsel der Militärregierung auf das amerikanische Außenministerium. Seit dieser Zeit ist Mr. Allan N. Willis als erster Resident Officer in Kötzting. Der deutschen Sprache vollkommen mächtig besucht er Abend für Abend die einzelnen Gemeinden, um in Versammlungen mit der Bevölkerung sich über deren Sorgen auszutauschen.
Komplett unabhängig von diesen Strukturen war die CIC, der Vorläufer der CIA , die anfänglich mit einem sehr großen Mitarbeiterstab in Kötzting gearbeitet hatte, 1950 aber bereits auf ein Minimum zurückgeschraubt worden war. .
Die Bau der Hochstraße Weißenregen ist gefährdet
Heimkehrerfeier
nach wie vor kamen viele Kötztinger Bürger und Bürgerssöhne aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Hause. Es war der Wunsch des Pfarramt, des Marktmagistrats und vieler Vereine für die Heimkehrer eine würdige Willkommensfeier zu veranstalten.
Wenn man den Artikel zwischen den Zeilen liest, dann sind haben die Kötztinger, erfreut über eine tolle Veranstaltung, die Jahnhalle gefüllt und viele Heimkehrer, für die die Veranstaltung ja eigentlich gedacht war, mussten draußen zuhören.
Programmvorschlag für die Heimkehrerfeier von Eugen Hubrich, Straubing |
Festgedicht von Eugen Hubrich |
Es wird Mai und Pfingsten kommt näher
Burschenkneipe beim Pfingstjubilar
Gedenkplatte an der Magdalenenkapelle am Spatiliweg |
Zu Karl Obermayer, vulgo Mesner Karl, dem Jubelbräutigam, wohnhaft in Gasthof Waldfrieden in Regenstein, lud nun Anfang Mai der Kötztinger Burschenverein seine Mitglieder und bat um zahlreiche Teilnahme, da diese Kneipe für den Pfingstjubilar als Ehrung gedacht war.
Noch heute erinnert
an der Außenfront der Magdalenenkapelle am Spatiliweg eine Gedenkplatte an den
"Mesner Karl", Karl Obermeier.
Die Landwirtschaftsschule und das Kötztinger Stadtbild
Die geplante
Landwirtschaftsschule des Landkreises - nun selbst schon lange wieder Geschichte und
längst der Großparkplatz - ruft Kritiker auf den Platz, die angeführt vom Maler
August Philipp Henneberger eine Verschandlung des Blicks auf unsere Kirchenburg
befürchten. Das Gegenargument der Bauverwaltung im Landratsamt ist, dass die
perspektivische Darstellung der Situation durch Henneberger von Standpunkten aus entworfen sind, an
denen sich für gewöhnlich kein Mensch aufhält. Der "normale" Anblick der Kirchenburg
würde durch den Bau nicht gestört.
Bau der Landwirtschaftsschule Bild von Geporg Rauscher |
Nur der Turm ist geblieben... |
Man kann sich das Bild fast nicht mehr vorstellen Bild Arbeitskreis Heimatforschung |
Pfingsten rückt näher und das Rätselraten hat ein Ende:
Das
Pfingstbrautpaar von 1950 ist auserwählt: Georg Krämer, Lehrer, und die Tochter
des Kötztinger Arztes Frl. Ilsegret Angerer werden in diesem Jahr im
Mittelpunkt stehen und als die beiden Brautführer haben sie sich Franz Oexler
und Heinz Schötz auserwählt.
Nachdem es
im letzten Jahr, bei der Premiere der Kranzlübergabe auf dem Veitsplatz, noch
nicht "rund" gelaufen war, wollte man zumindest organisatorisch schon
im Vorfeld reagieren und entwickelte einen Aufmarschplan für die Veranstaltung
am Nachmittag.
Das traditionelle Gruppenbild des Pfingstbrautpaares, diesmal zusammen mit dem Jubelbrautpaar, bei dem auch noch die Brautführer überlebt hatten Bild Repro Arbeitskreis Heimatforschung |
Einschub
Da es für
das Pfingstfest 1950 im Monat Juni einen eigenen, ausführlichen, Blogbeitrag geben
wird, hier nur unser Pfingstfest in der
knappsten Form
Einschub EndeIn unserem Arbeitskreis Heimatforschung erhalten wir von privater Seite viel an Material und in einem ganz unscheinbaren Kuvert fand sich ein Anzahl von ganz eng zusammengerollten Mittelformatnegativen. Um diese zu digitalisieren, musste ich mir eine Glasplattenkonstruktion - mit beweglichen Platten - bauen. Aber diese unscheinbaren auf Zündholzdicke zusammengedrehten Negative enthielten - für mich - die schönsten Pfingstaufnahmen, die ich bisher digitalisieren durfte.
Das Bild, ganz am Anfang dieses Blogs, vom Fronleichnamszug, ist eines der Bilder. Die große Masse werde ich alle beim Pfingstblog nächstes Monat zeigen, aber hier zumindest zum Appetitmachen und Staunen: eines der Bilder.
Kötzting erhält ein Ehrenbuch
Im vorigen
Jahr von Eugen Hubrich angeregt und kürzlich vom Magistrat beschlossen, wird
Kötzting ein Ehrenbuch der Marktgemeinde mit einer Pfingstchronik erhalten.
Der Entwurf und die Wappenmalerei stammen vom Kötztinger Künstler August Philipp Henneberger. Von Eugen Hubrich stammen die einleitenden Worte und der Studienrat und Maler Walter Heisig wird die Aufzeichnungen und Malereien durchführen.
Der Entwurf und die Wappenmalerei stammen vom Kötztinger Künstler August Philipp Henneberger. Von Eugen Hubrich stammen die einleitenden Worte und der Studienrat und Maler Walter Heisig wird die Aufzeichnungen und Malereien durchführen.
Die Eingangsseite beginnt mit folgenden Worten:
Herzlich willkommen. Verehrter Gast
Hier hielten Fürsten und Könige Rast
Ihr Andenken ist unvergessen!
Ein Ludwig, ein Bayer, der Kaiser im Reich,
An Güte kam ihm keiner mehr gleich
Hat das Marktrecht uns zugemessen
Zur Grenzfahne schwor man in diesem Haus
Und warf den Feind aus dem Grenzwald hinaus
Nie wankte die alte Treue
Und dankt unsere Heimat in Not und Tod,
wie es das Schwurgewissen gebot
dann baute man Kötzting aufs neue
Tragen Sie ihren Namen in das Ehrenbuch ein
dann haben Sie Teil an dem Grenzlandgemein
Und sind deren Geschichte gebunden
Es möge Gottes Segen auf Ihnen ruhn
Wir versprechen Ihnen, das unsere zu tun!
Danke, dass Sie uns gefunden!
Hier hielten Fürsten und Könige Rast
Ihr Andenken ist unvergessen!
Ein Ludwig, ein Bayer, der Kaiser im Reich,
An Güte kam ihm keiner mehr gleich
Hat das Marktrecht uns zugemessen
Zur Grenzfahne schwor man in diesem Haus
Und warf den Feind aus dem Grenzwald hinaus
Nie wankte die alte Treue
Und dankt unsere Heimat in Not und Tod,
wie es das Schwurgewissen gebot
dann baute man Kötzting aufs neue
Tragen Sie ihren Namen in das Ehrenbuch ein
dann haben Sie Teil an dem Grenzlandgemein
Und sind deren Geschichte gebunden
Es möge Gottes Segen auf Ihnen ruhn
Wir versprechen Ihnen, das unsere zu tun!
Danke, dass Sie uns gefunden!
Der zweite
Teil des Buches befasst sich mit der Geschichte des Pfingstrittes und mit den
bis dahin bekannten Pfingstakteuren, welche Peter Riederer in den Jahren
1910-1912 zusammengetragen hatte.
Ab dem Jahre
1949 ist für jeden Pfingstritt eine Seite gewidmet.
Prof Priborsky verlässt Kötzting
Im Anschluss
an die letzte Aufführung des Kötztinger Pfingstfestspiels dankte Bgm Hans
Kroher dem Komponisten der Lieder, Prof Priborsky, öffentlich für die geleistete Arbeit. Prof.
Priborsky, ein gebürtiger Slowake, verlässt Kötzting nach 4 Jahren, um in Bad
Aibling eine Erzieherstelle an einem Waisenhaus zu übernehmen.
Kötzting erhält endlich neue, vernünftige, Hausnummern
Kötzting hat
1950 einen Hausbestand von 372 Anwesen, gleichzeitig aber nur 160 Hausnummern.
Diese 160 Zahlen resultieren aus der Kötztinger Uraufnahme von 1830, als es
eben nur 160 Anwesen gegeben hatte. Da alle
später gebauten Häuser auf Grundstücken errichtet wurden, die 1830 zu einem
der 160 "Urhäuser" gehört hatten, bekamen die neuen Häuser einfach Varianten der "Urnummer". Infolgedessen entstanden zum Beispiel bei der
später entstandenen Bahnhofstraßenbebauung solch kryptische Hausnummern wie
Bahnhofstraße 109m1/8 (Richard Richter)
und Bahnhofstraße 110c1/2 (Bäckerei Irlbeck) einfach aus dem Grunde,
weil deren Baugrundstücke früher einmal zum "geschichtlichen" Anwesen
Nr. 109 bzw. 110 im Pfeffergraben gehört hatten.
Die alten Adressen waren also eine Mischung aus der Straßenbezeichnung und zusätzlich der historischen Hausnummer. Mein Haus in der Marktstraße hatte über Jahrhunderte hinweg die Nummer 19 - einfach 19 -, ab Ende des 19. Jahrhunderts, als die Straßennamen aufkamen, dann eben Marktstraße 19. Nun mit der neuen durchgehenden Nummerierung bekamen wir die endgültige Anschrift: Marktstraße 28.
Die alten Adressen waren also eine Mischung aus der Straßenbezeichnung und zusätzlich der historischen Hausnummer. Mein Haus in der Marktstraße hatte über Jahrhunderte hinweg die Nummer 19 - einfach 19 -, ab Ende des 19. Jahrhunderts, als die Straßennamen aufkamen, dann eben Marktstraße 19. Nun mit der neuen durchgehenden Nummerierung bekamen wir die endgültige Anschrift: Marktstraße 28.
Kirchweih in Grafenwiesen und die alten
Sprüche
Zwei alte Sprüche ranken sich um die Grafenwiesener Kirta:
"Am Grafenwiesener Kirta regnets den Schwammerlsamen"
Und
"Am Grafenwiesener Kirta werden die Brem auslassen"
Den zweiten Spruch kenne ich eigentlich nur in einer boshafteren Fassung: "der Grafenwiesner Pfarrer lasst am Kirta die Brem aus.
Die Kötzting Umschau meint dazu , dass böse Nachbarn von Grafenwiesen behaupten würden: "dass die Schulbuben von Grafenwiesen am Kirta ganze Schachteln voll mit Bremsenfliegen vom Kirchturm aus in die Winde zerstreuten."
Der Ostmarkonkel erzählt:
Es entsteht
eine Rubrik in der Umschau, in der Konrad Krämer der Alte, der Ostmarkonkel von Streichen und Gegebenheiten erzählt,
die er selbst erlebt hat oder die die Kötztinger erleiden mussten. Die Scherze und der
Humor sind für heutige Geschmäcker eher derb, aber diese Rubrik hat sich in der
Zeitung lange gehalten, also werden wohl keine Beschwerden in Hinblick auf die
"political correctness" gekommen sein.
Der Ostmarkonkel hat viele dieser/seiner Erinnerungen auch in einem sehr dicken Schreibmaschinenmanuskript zusammengestellt und so sind auch die restlichen "Späße" bis in unsere Zeit gelangt.
Der Ostmarkonkel hat viele dieser/seiner Erinnerungen auch in einem sehr dicken Schreibmaschinenmanuskript zusammengestellt und so sind auch die restlichen "Späße" bis in unsere Zeit gelangt.
Treffen der Feuerwehrkommandanten mit Übung am Schwimmbad
Es ist für diese Jahreschronik für mich eine besondere Herausforderung und Hilfe zugleich, dass ich aus dem Bestand von Josef Barth sen. 82 S/W Negativrollen erhalten habe, die in der Hauptsache die Jahre 1949-1952 abdecken und manchmal regelrecht einen Bildreportagecharakter haben. Die Herausforderung ist, das Abgebildete zeitlich und inhaltlich zu erkennen und wenn möglich dann auch mit einem Zeitungsartikel in Deckung zu bringen. Die vielgerühmten Meta-Daten sind damit im Wesentlichen im Artikel erwähnt.
Dies ist nun so ein Fall. Im Bild waren Feuerwehrmänner, aufgereiht vor der Jahnhalle und eine Übung mit historischem Gerät vor dem Kötztinger Schwimmbad in historischen Feuerwehruniformen mit Zuschauern im Hintergrund in Badehosen. Eigentlich war ich ohne Hilfe von Eingeweihten chancenlos, diese Bilderserie einordnen zu können......bis..... ja, bis ich den zweiten Teil des Filmes "entschlüsseln" konnte (Primiz des Kötztingers Dr. Otto Schaffer vom 15.7.1950) , dann musste ich nur noch die Tageszeitung "rückwärts" lesen um ebenfalls in Juni 1950 den Feuerwehrkommandantenlehrgang als Artikel zu finden.
Ob die Uniformen wirklich historisch sind, weiß ich nicht, aber der, wohl von Pferden gezogene, Spritzenwagen ist es jedenfalls. Bild von Josef Barth sen. |
Die versammelten Feuerwehrkommandanten vor der Jahnhalle. Barth Josef sen., von dem dieser Film stammt, sitzt in der ersten Reihe, der dritte von links. |
Die Bilderserie, die mir half, die Feuerwehrveranstaltung zeitlich und inhaltlich zuzuordnen ist das folgende Großereignis, das offensichtlich Kötzting auf die Beine brachte, nämlich:
Die Primiz von Dr. Otto Schaffer
Als ich den Artikel gefunden hatte, war am Ende alles klar, aber auch hier war es zuerst eine Detektivarbeit, herauszufinden, was auf der Bildreportage des Negativfilmes überhaupt abgelichtet war.
Was war zu sehen:
Ein feierlicher Einzug - mit vielen Priestern - in die Kötztinger Kirchenburg mit Triumphbogen
Pater Augustin habe ich erkannt, Pfarrer Dietl habe ich erkannt.
Ein feierlicher Gottesdienst in Konzelebration
Ein ganz besonders geschmückter Kötztinger Altarraum
Es hätte ein Bischofsbesuch sein können - es hätte eine Primiz sein können.
Also noch einmal alles genauer anschauen:
Und dann habe ich zuerst einmal die Kötzting Pfadfinder erkannt mit Brandl Wick - rechts hinter dem Fahnenblatt), mit der alten Fahne (Landjugend) aber schon mit dem (alten) Pfadfinderlogo der DPSG auf dem Hemd und den Pfadfindertüchern mit den Knoten. Damit sollten wir mindestens im Jahre 1950 sein, 1949 scheidet wg. der Pfadfinderlogos schon mal aus und wesentlich später gabs schon die neue Pfadfinderfahne.
Kötztinger Pfadfinder führen den Einzug an Bild Josef Barth sen. |
Damit war klar: Primiz in Kötzting
Zusammen mit den Badehosenträgern bei der Feuerwehrübung (zur Erinnerung beide "Veranstaltungen" waren auf demselben Film) konnte ich den Zeitraum auf Juli/August 1950 eingrenzen.
Der Rest war ein Blättern in der Tageszeitung
Die hohe Geistlichkeit |
Pater Emmeram verstorben
Gedenkfeier für Pater Emmeram in der Pfarrkirche in Kötzting Bildreportage von Josef Barth senior |
Gedenkfeier für Pater Emmeram in der Pfarrkirche in Kötzting Bildreportage von Josef Barth senior. |
Der Kötztinger Bürgermeister Hans Kroher bei der Beisetzung von Pater Emmeram Bildreportage von Josef Barth senior. |
Die Kötztinger Delegation bei der Beisetzung von Pater Emmeram, Graßl Rudi der Mesner und Pfarrer H.H. Dietl Bildreportage von Josef Barth senior. |
Nicht nur NEW YORK hat schwindelfreie Konstrukteure, die wissen, wie man sich in Positur bringt. Kötztinger Zimmermänner beim Dachstuhlbau des Kötztinger Krankenhauses, nun TCM-Klinik, im Jahre 1949. Das sind die Freuden beim Digitalisieren von Negativen, wenn man über solche Motive stolpert. Dank an Josef Barth sen. der diese Aufnahme geschossen hat. |
Kötzting bekommt hohen Besuch
der bayerische Ministerpräsident auf Bayerwaldrundreise
Auch zu diesem Ereignis gibt es eine Bilderfolge von Josef Barth sen.
Bgm Hans Kroher mit den bayerischen Ministerpräsidenten Ehard und seiner Frau vor dem Rathaus Bildreportage von Josef Barth senior |
Bildreportage von Josef Barth senior |
Abfahrt mit der Staatskarosse Bildreportage von Josef Barth senior |
Karl Lindner gestorben
Karl Lindner, der Namensgeber der "Brauerei Lindner", war für viele Jahrzehnte eine Art von "Grauer Eminenz" in Kötzting. Viele Details können in den beiden Zeitungsberichten nachgelesen werden.
Für mich ist eine Kleinigkeit erwähnenswert:
In Rahmen meiner Familienforschung habe ich viele (Gott sei Dank rechtzeitig) Tonbandinterviews mit vielen meiner Verwandten gemacht und unter anderem mit meinem Onkel Bepp, Josef Schödlbauer senior. Als ich ihn zu seinen Erinnerungen an das Dritte Reich (sein Vater wurde von den Nazis abgesetzt) und seinen Kriegserfahrungen (er war bei der Luftlandeoperation auf Kreta dabei) interviewt habe, hat er mir im Laufe seiner Berichte mitgeteilt, dass immer, wenn er auf Heimaturlaub war, vom "Major" die Aufforderung kam, ihn zu besuchen. Karl Lindner wollte aus erster Hand informiert werden und war sich mit ihm schon sehr früh einig, dass der Krieg verloren sei.
Für mich ist eine Kleinigkeit erwähnenswert:
In Rahmen meiner Familienforschung habe ich viele (Gott sei Dank rechtzeitig) Tonbandinterviews mit vielen meiner Verwandten gemacht und unter anderem mit meinem Onkel Bepp, Josef Schödlbauer senior. Als ich ihn zu seinen Erinnerungen an das Dritte Reich (sein Vater wurde von den Nazis abgesetzt) und seinen Kriegserfahrungen (er war bei der Luftlandeoperation auf Kreta dabei) interviewt habe, hat er mir im Laufe seiner Berichte mitgeteilt, dass immer, wenn er auf Heimaturlaub war, vom "Major" die Aufforderung kam, ihn zu besuchen. Karl Lindner wollte aus erster Hand informiert werden und war sich mit ihm schon sehr früh einig, dass der Krieg verloren sei.
Errichtung einer Mittelschule geplant
Bereits für
das nächste Schuljahr würde sich die Marktgemeinde wünschen eine Mittelschule
(Realschule) eröffnen zu können. Eine Unterbringung und Beschulung in Gasthöfen
sei zwar nicht mehr vertretbar, aber die Frage einer Mittelschule sei für
Kötzting wie für die Nachbarorte von großer Bedeutung. Man habe die Hoffnung im
Frühjahr zumindest mit einem Anbau an die Volksschule beginnen zu können und so
eine Mittelschule zu ermöglichen……Es sollte noch 16 Jahre dauern, bis dieser
Wunschtraum in Erfüllung gehen würde.
15 Jahre Gewerbebank
Bild in der Umschau von der Filiale der Gewerbebank Nov. 1950 |
Bereits auf 15 Jahre Geschäftstätigkeit in Kötzting konnte die Gewerbebank zurückblicken, auch wenn dies mit vielen Schwierigkeiten verbunden war.
Nachdem das Bankhaus Liebl 1935 in Konkurs gegangen war, konnte die Gewerbebank deren Gebäude in der Marktstraße übernehmen und anschließend aus- und umbauen.
Im April 1945 beschlagnahmten die US Streitkräfte dieses Gebäude und es gelang bis zu diesem Zeitpunkt nicht, das Gebäude wieder freizubekommen,
In den vergangenen Jahren musste die Gewerbebank in vollkommen unzureichenden Privaträumen ihren Geschäftsbetrieb abwickeln.
Burschenvereinskneipe mal ganz anders:
Am Schluß noch ein launiger Bericht über eine (ganz schön große) Gruppe von Kötztingern beim Münchener Oktoberfest 1950- eigentlich ein Who-is Who der damaligen Kötztinger Pfingstreiterszene. Für mich wäre persönlich nur noch interessant, wer der, am Ende angesprochene, Herr Weber gewesen ist, weil ich privat ein Bild vom Oktoberfestbesuch meines Großvaters habe, das dazu passen würde....
Kötztinger in München |
Für Uneingeweihte: Ebrach nennen die Marktler den Ortsteil Kötztings der Torstraße ab dem oberen Friedhof und deren Bewohner die Ebracher.