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Samstag, 18. April 2020

Der Markt Kötzting im Jahre 1950



Kötzting vor 70 Jahren


Fronleichnam 1950 eine tolle Aufnahme von Siegfried Ehemann
Priester vermutlich Pater Augustin Boettcher




Was erwarten Sie vom Jahre 1950?

Wollte die "Kötztinger Umschau" noch in der Silvesternacht von ein paar Bewohnern im Kreise Kötzting erfahren.
"Nicht viel", meinte ein Bauer, erwartete aber den Ruin der Landwirtschaft angesichts der Einschränkungen. "Arbeit und noch einmal Arbeit" wünschte sich ein arbeitsloser Hilfsarbeiter, der mit seiner vierköpfigen Familie von 89 DM Arbeitslosenhilfe leben musste.
"Es nützt ja doch alles nichts", sprach mutlos ein 45 Jahre alter Flüchtling aus Breslau, bevor er sich etwas mehr Verständnis für die Lage der Heimatvertriebenen wünschte. "Es kommt ja doch alles wie es kommen soll" antwortete ein junger Mann aus Kötzting. Der Redakteur schloss mit der optimistischen Vorhersage, dass die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts schwerlich "noch schlechter werden könne, als es die erste gewesen war".
Nun 5 Jahre nach Kriegsende werden auch langsam Fortschritte sichtbar:  die Lebensmittelrationierungen laufen bis auf wenige Ausnahmen langsam aus, die Behörde wird auf zwei Angestellte reduziert, die aber nur noch die Aufgabe haben, die Dienststelle abzuwickeln.


 Die Zellertalbahn - nur nicht aufgeben

 Immer wieder und immer wieder aufs Neue wird der Versuch gestartet, dem toten Pferd "Zellertalbahn" erneut Leben einzuhauchen. Mit der Entscheidung, die Regentalbahn Blaibach-Viechtach zu errichten, war eine zusätzliche, parallele, Linienführung hinein ins Zellertal eigentlich wirtschaftlich nicht mehr zu vertreten. In der Jahnhalle kam es Januar 1950 zu einer Großkundgebung mit 400 Teilnehmern. Von Bodenmais bis hinaus nach Cham, die Liste der politischen Unterstützer war Legion, und sogar der MdB Ludwig Volkholz war mit einer "Tonplatte" vertreten. Wegen des Besuches des Bundesverkehrsministers in der Region - aber bemerkenswerterweise wieder nicht im Großraum Kötzting - war er am persönlichen Erscheinen verhindert, teilte seine persönliche Interpretation der Sachlage durch eine Schallplatte mit  und ließ zusätzlich durch seine Frau herzliche Grüße übermitteln.
Hier ein paar Überschriften - lange nicht vollständig -  in der Kötztinger Umschau vom Januar 1950:
Die Zellertalbahn ist ein Begriff
Eine Schicksalsstunde des Zellertales
Die SPD und die Zellertalbahn

Zellertalbahn - ein Prüfstein der deutschen Politik
I-bitt, Herr Minister, tausendmal
Eine Schicksalsstunde des Zellertals
Stellungnahme der Regentalbahn AG
Denkschrift an den Bundesverkehrsminister
Arbeitsausschuss für Zellertalbahn gegründet   Februar 1950
Die Zellertalbahn im Zwielicht - Bonn ist anderer Meinung als München  März 1950
Bau der Zellertalbahn immer noch möglich November 1950
 Es half alles nichts, der Wunsch der Bayerwaldler nach einer durchgehenden Verbindung von Cham über Bodenmais und Zwiesel bis hinunter nach Passau wurde nichts. Dafür gab's dann als Zuckerl die SCHI-STRA-BAHN, auf genau eben dieser Strecke.

 Ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten

Bild KU Januar 1950
Der Hammerschmied, Thomas Strunz, welcher noch einige Jahre beim alten Windorfer in der Hammermühle gearbeitet hatte, feierte seinen 85. Geburtstag in seiner schlichten Hütte, in der Nähe des Sägewerks Lindner, nahe den hohen Bäumen am Fluss. Vierzig Jahre lang hatte er mit seinem eineinhalb Zentner schweren Schmiedehammer dann in seiner eignen, an das Sägewerk Lindner drangebauten,  Hammerschmiedewerkstatt gearbeitet. 

 











 Sgraffito Malerei in Kötzting:
Der Hammerschmied auf der Stirnseite der Hammermühle ist eines von drei Gebäudeverzierungen in Kötzting, wie im Mai 1950 auch von der Umschau vermerkt wurde.

 











 Steinbach erhält eine eigene Wasserversorgung

Pappenfabrik im Steinbachtal, mit einer Druckleitung für den
Holzschleif Bild: Josef Bock
In der ehemaligen Pappenfabrik in Steinbach lebten im Januar noch 100 Personen und dies noch ohne eigne Wasserversorgung. Um diesen Missstand zu beseitigen, wurde der milde Winter genutzte und von der 400 Meter entfernten Quelle eine eigene Zapfstelle in jedem Stockwerk eingerichtet. Mit dieser Maßnahme war es nun auch möglich, dass sämtliche Siedler in der Siedlung Steinbach endlich einen eigenen Wasseranschluss bekommen haben





 Demokratische Umerziehung im Landkreis Kötzting

 
KU vom Januar 1950

Heimat und Königsbund gegründet


Seine königliche Hoheit, Kronprinz Rupprecht, bedankte sich bei dem 1. Vorsitzenden des in Kötzting im Januar neu gegründeten "Heimat und Königsbundes" , Michael Staudinger für dessen Glückwunschtelegramm. Im November bei der Landtagswahl wird Herr Staudinger vom Heimat und Königsbund auch als Landtagskandidat für den Kreis Kötzting-Regen nominiert und bekommt prominente Unterstützung bei seinem Wahlkampf.

Einschub:
Dieser Heimat und Königsbund "In Treue Fest" fand dann mit anderen Ortsgruppen  auf Landesebene seinen Zusammenschluss  und existiert bis heute noch. Ich habe lange suchen müssen, bis ich einen Unterschied zu den später entstandenen "König Ludwig Vereinen" gefunden habe. Eine Pressemitteilung des Königsbundes von 1962 spricht dann Bände:
Die Landesleitung distanziert sich in einer Presseerklärung von der "Ludwiglerei" verschiedener konkurrierender König-Ludwig-Vereine .
Einschub Ende


 Der Landkreis Kötzting im Vergleich mit den Vorkriegszahlen



Ein paar Zahlen für die Einwohnerentwicklung im Landkreis  im Vergleich der Jahre
                                   17.5.1939                                           1.1.1950
Einwohner                  28323                                                 38473
                                                                                    Davon 8382 Heimatvertriebene
Rinder                        21388                                                 18083                        
Schweine                      4246                                                   4760

Wie man sieht, liegen die Zahlen im Tierbestand noch unter denen, oder nicht wesentlich über denen, der direkten Vorkriegszeit, während der Bevölkerungszuwachs durch Heimatvertriebene und Evakuierte immer noch bei  ca. 30 Prozent liegt. Alle Hochachtung vor unseren Vorfahren, auf beiden Seiten, die diese Schwierigkeiten meistern oder erdulden mussten.   Im Februar wurde nun bekannt gegeben, dass die Franzosen ihre Blockadehaltung aufgegeben hatten und einer Verteilung von Flüchtlingen durch das Flüchtlingsamt auch in die französische Zone hinüber zukünftig gestatten würde. Es zeichnete sich damit eine enorme Entlastung für die Zukunft ab.
Auch die sozialen Verhältnisse, vor allem der Schulkinder, waren ein Thema, die nackten Zahlen sind erschütternd. Die Erhebungsbasis ist der Landkreis Kötzting für seine 6500 Schulkinder (!)
Nur 60 Prozent der Kinder haben ein eigenes Bett
Die restlichen müssen mit Bruder/Schwester, einem Elternteil oder anderen Verwandten zusammen schlafen.
20 Prozent der Kinder haben keinen Vater mehr und weitere 28 Prozent der Väter sind arbeitslos. Dies bedeutete, dass bei der Hälfte aller Schulkinder der Vater nicht der Ernährer der Familie war.
Besonders schlimm war es in der evangelischen Schule in Kötzting, wo allein 40 Prozent der Kinder keinen Vater mehr hatten.

Die Vergleichskennzahlen für den Fremdenverkehr:
                                   1938                                       1949               1950
Betten  Kötzting          300                                          27                 45       
Lam                              400                                          71                 159
 





Der Magistrat blickt voraus auf das Pfingstfest

Unabhängig von einigen organisatorischen Problemen bei der Umsetzung im Vorjahr, war sich der Marktgemeinderat schnell einig, dass die 1949 eingeführten Neuerungen und Änderungen, in abgewandelter Form, sich bewährt hatten und beibehalten bzw. sogar ausgebaut werden sollten.
Es bleibt also: beim Heimatfestspiel "Pfingstrittehr" von Eugen Hubrich, Die Kranzlübergabe wird weiterhin auf dem St. Veitsplatz stattfinden, wodurch der Bleichanger für das Volksfest zur Verfügung steht, welches nun auf eine ganze Woche ausgedehnt werden wird. 50 Schausteller haben sich bereits für die Vergabe der Plätze beworben. 
Bewerbungsschreiben der Autoscooterfirma
Poppek aus Furth im Wald für das 1950er Volksfest

Am Donnerstag nach Pfingsten wird das Volksfest dann durch eine Landwirtschaftsschau ergänzt werden, für die das Landwirtschaftsministerium Ausstellungswägen versprochen hat. Ein Kinderfestzug und Treffen der Trachtenvereine und von Mitgliedern des Handwerks sollen das Volksfest begleiten bzw. eine feste Struktur geben.
Pfingsten 1950 wird noch von einer Besonderheit begleitet - einer Jubelpfingsthochzeit des Pfingstpaares von 1900 - die auch eine einmalige Verschiebung des Brautzuges notwendig macht und auf Grund dessen Eugen Hubrich auch sein Festspiel überarbeiten will.


 
Werbeaufnahme Firma Paul Poppek Autoskooter 1950
Bewerbungsschreiben für ein schwimmendes Cafe


Karl Kollmaier   und Karl Riederer haben einen tollen Vorschlag: ein "Schwimmendes Kaffee" im oberbayerischen Stil unterhalb der zwei Flussläufe beim Staudinger (also praktisch neben/hinter der Jahnhalle. Allerdings würden sie dieses Idee nur dann verwirklichen, wenn der Magistrat sicherstellte, dass kein zusätzlicher  Kaffeebetrieb auf dem Festplatz eine Genehmigung erhielte.


                     

Das Vereinsleben lebt wieder auf

Manche Vereine, die entweder von den Nationalsozialisten verboten bzw. unter die Fittiche der NSDAP gezwungen wurden,  begannen nun, nachdem sich das tägliche Leben einigermaßen normalisiert hatte, bei der Militärregierung und gleichzeitig bei den Landkreisbehörden ihre (Wieder-) Zulassung beantragen.
Nach dem Verbot und der Zwangsablieferung von Schusswaffen nach dem Kriege,  war es klar, dass es der Zustimmung der amerikanischen Militärregierung bedurfte, bis man wieder an eine Gründung eines Schützenvereins denken konnte.                                             
Im Februar kam es dann endlich zur (Neu-)Gründung einer Schützengesellschaft beim Herbergsvater Karl Dreger.
 

 Schon lange von vielen Politikern und Bürgern gefordert, war es im März dann soweit, es kam endlich zur Gründungsversammlung des Männergesangs- und Orchestervereins, MGOV. Mr. Willis der Kötztinger Resident Officer, BMW Hans Kroher und Landrat ORR Scholz waren vor Ort im Hotel zur Post, als Dr. Dittrich als Vorstand und Georg Krämer als Dirigent gewählt wurden.  Schriftführer war Studienrat Heisig, Kassier Franz Liebl und der Liederwart wurde Franz Rabl. Schon drei Wochen später erfolgt der Aufruf von Georg Krämer an mögliche Mitstreiter, sich bei ihm zu melden - mit oder ohne Instrument - um eine zusätzliche Orchesterabteilung ins Leben zu rufen. Ein Apell mit Erfolg: "12 Jünger der Musik waren bei der ersten Probe erschienen."                                                    
Anfang Dezember trafen sich auf Anregung von Dr. Pertschy 10 Schachfreunde im Gasthof Kollmaier und vereinbarten eine Gründungsversammlung für einen Schachklub zum 27.12.1950




Fa.  Franz Aschenbrenner - eine Erfolgsgeschichte beginnt


Im Herbst 1945, nach seiner Vertreibung aus Neuern, hatte Franz Aschenbrenner sen. die alte Fabrik in Regenstein gepachtet und seinen Betrieb, mit wenigen alten Kräften, bereits in den vergangenen fünf Jahren wieder zu einen bedeutungsvollen, überregionalem Unternehmen entwickelt. 

Bild von modernen Tränkeanlagen, noch von der Neuerner Firma: Franz Aschenbrenner
Bild aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting

 


Zehn Angestellte und 68 Arbeiter werden bereits von ihm beschäftigt und das Verbreitungsgebiet seiner Erzeugnisse ist das ganze Bundegebiet. Die Firma Aschenbrenner unterhält in der Bundesrepublik im März 1950 bereits 45 Generalvertretungen mit eigenen Monteurstationen und zirka 300 Vertretern. 
Da die Aufträge bei der Fa. Aschenbrenner auch dauernd weiter einlaufen, möchte Herr Aschenbrenner seine Fabrik neu aufbauen, da die von ihm gepachteten Räume in vielerlei Hinsicht vollkommen unzureichend sind. Bei einem günstigen Grundstücksangebot sieht Herr Aschenbrenner keine Veranlassung unseren Landkreis zu verlassen. Über den Verbleib des Unternehmens in unserem Landkreis werden die nächsten Monate entscheiden.
Bereits einen Monat später kommt die frohe Botschaft:
Die Firma Aschenbrenner bleibt!
Wir sind erfreut melden zu können, dass die Firma Aschenbrenner einen ausreichenden Bauplatz hat kaufen können. Die Firma wird in den nächsten Wochen mit dem Bau der Fabrik beginnen, so daß sie noch in diesem Jahr ihr neues Heim beziehen kann.

Im Mai ist die Fa. Aschenbrenner auf der Frankfurter Messe mit einem vom Kötztinger Studienrat Heisig entworfenen Messestand vertreten. Vor dem provisorischen Werk in Regenstein posiert die versammelte Betriebsbelegschaft schon mal, voll berechtigtem Stolz, vor dem Pavillon für die Messe.
Firma Aschenbrenner mit dem aufgebauten Messestand für die Frankfurther Messe mit der Belegschaft in Regenstein
Bild aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting


 
Knallhütte in Pulling
Photo Barth Josef Sen.
Im August konnte dann bereits Richtfest gefeiert werden. Geschäftsführer Kalich umriss bei der Feier in der Knallhütte in Pulling die wechselvolle Geschichte. "Mit einem "Hoch" auf den Besitzer wurde der offizielle Teil abgeschlossen. Im folgenden gemütlichen Teil konnte man sich überzeugen, dass alle Gefolgschaftsmitglieder mit der Firma verwachsen sind und den Arbeitgeber verehren.

Richtfest des Zentralgebäudes der Firma Aschenbrenner im August 1950Photo Studio Pleier aus dem privaten Fotoalbum von Franz Aschenbrenner sen. Fa. Aschenbrenner Kötzting


Einschub:
Da die Firma Aschenbrenner an diesem Standort mittlerweile Geschichte ist und einem modernen Einkaufszentrum weichen wird, ist dies eine weiterer Baustein für meine Reihe: "Vor dem Vergessen bewahren". Die Metallbaufirma Aschenbrenner wird sicherlich in der Zukunft ein großes Thema für Kötztings Industriegeschichte werden.
Einschub Ende




Der goldene Steig"  erscheint


Viele aus meiner Generation sind mit dem kleinen gebundenen Sagensammlung "Der Goldene Steig" aufgewachsen. Im März wird diese, von den Volksschullehren des Landkreises zusammengetragene, Sagensammlung in Druck gegeben 





























Hotel zur Post wiedereröffnet 

Mit dem Einmarsch der amerikanischen Soldaten Ende April 1945 wurde sofort die ganze Adolf-Hitler-Straße - nun wieder die Herrenstraße - für die Bevölkerung auf "off limits" gesetzt und die dortigen Privathäuser und Amtsgebäude für die Bedürfnisse der Amerikaner beschlagnahmt. Kötztings "erstes Haus" wird zuerst zum Casino für die amerikanischen Offiziere und von Juli 1947 bis November 1949 - nachdem man mit dem Seraphischen Liebeswerk einen Bauherren gefunden hatte und es daher es mit dem Krankenhausneubau schnell gehen musste -  dann sogar auch zum Ersatzkreiskrankenhaus. Es gibt einige Kötztinger Bürger, die hier im Hotel zur Post das Licht der Welt erblickt haben. Nach Eröffnung des "neuen" und leicht verschobenen Krankenhauses im Jahre 1949 und den durch die Fremdnutzung notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten im Hause Schmidt kann das Hotel zur Post unter der Leitung von Frl. Anni Schmidt (Frau Katharina Schmidt hatte bereits an die Tochter übergeben) wieder festlich eröffnet werden. Die dreitägige Einstandsfeier wurde ein voller Erfolg und sofort erschienen auch wieder all die Vereine, die schon vorher hier ihre Herberge gehabt hatten.
 Der MGOV gründete sich wieder neu. Die Kötztinger Feuerwehr unter der Führung von Michel Traurig und KB Inspektor Barth feierte den neuen Einstand mit einer sechs Mann starken Kapelle. Sogar der alte Vereinshumpen, den die Herbergsmutter über den Krieg hinweg gerettet hatte, konnte, wieder und wieder gefüllt, seine Runden machen.



 MdB Ludwig Volkholz und Landrat Scholz in einer Kontroverse und deren Folgen

Es verging im Jahre 1950 kein Woche, ja sogar fast kein Tag, ohne dass von ihm bzw. über ihn in der Zeitung berichtet wurde. Manche politischen Vorgänge schaukelten sich auf und die Wogen gingen hoch zwischen Landrat und Volkholz, Kreisrat Pfarrer Pongratz und Volkholz und Presse und Volkholz.
Im April kam es zu einem sehr hitzigen Rededuell zwischen dem Landrat und dem Bundestagsabgeordneten  Ludwig Volkholz. Die Berichterstattung in der Presse über diese kontroverse Sitzung erboste den Herr Abgeordneten derart, dass er auf einer Parteiveranstaltung in Lam gegen die "Lügenpresse" wetterte. Die angegriffene Umschau wehrt sich und stellt die Dinge in ihrer Sicht klar, doch  nun folgt eine Antwort von Ludwig Volkholz  - von sich selbst in weiten Teilen in der dritten Person sprechend -, in dem er in einem Brief an die Kötztinger Umschau seine Empörung und seinen (ersten- viele weitere werden noch folgen) vorläufigen Rücktritt als Vorsitzender der BP ankündigt.  

Kötztinger Umschau vom März 1950
Das Schimpfwort Lügenpresse hat es offensichtlich lückenlos von der Weimarer Republik über die Nazis sind die Nachkriegszeit bis in die Gegenwart geschafft. Es scheint eher ein Beleg dafür zu sein, dass die Betroffenen sich getroffen fühlen, inhaltlich nicht kontern können und dann einfach die Argumentationsebene wechseln. 
Bereits die folgende Kreistagssitzung - diesmal im Mai außerordentlich in Neukirchen Hl Blut führte zum Abbruch. Nach einer Kontroverse zwischen MdB Volkholz und dem Kreisrat Pfarrer Pongratz verließ dieser die Sitzung und drohte damit zu beantragen, die Immunität des Abgeordneten Volkholz aufheben zu lassen. 
KU vom November 1950

Es geht munter weiter so, später im Jahr bewirbt sich Ludwig Volkholz um ein Landtagsmandat, weil er, wie er sich äußerte,  der Überzeugung ist, dem Bayerischen Wald eher aus München als aus Bonn helfen zu können. Bei der Wahl im November wird er mit einer Stimmenmehrheit von 1800 Stimmen im Stimmbezirk Kötzting - Regen zum Landtagsabgeordneten gewählt.










Ostern 1950



 In der Zeitung findet sich dieser kleine Artikel über die Enthüllung der Gedenktafel am oberen Friedhof. Von der im Artikel beschriebenen Veranstaltung besitzen wir einen ganzen S/W Rollfilm von Josef Barth sen. Dieser Artikel hilft uns auch die auf den Bildern handelnden Personen zu identifizieren.
 Diese Holztafel befand sich viele Jahre an der Mauer, die den obersten, neuen, Friedhofsteil abstützte, welcher in den 50er Jahren als Erweiterungsfläche hinzugenommen wurde.
Nachdem diese Mauer teilweise eingestürtzt  war, und anschließend daraus dann eine Grasbewachsene Böschung entstand, wurden die Gedenkplatten im Vorraum des Leichenschauhauses aufgehängt.




 
Deutlich zu sehen Pfarrer Dietl und Pfarrer Carqueville
Bild von Josef Barth sen.


 
Viele Teilnehmer bei der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel.
Bild von Josef Barth sen,

 
Pfarrer Carqueville für die evangelische Kirchengemeinde Bild von Josef Barth sen.








Auch das Bürgerkomitee kümmert sich um das Pfingstfest

Eines der neuen Gremien, welches die Amerikaner in ihrer Entnazifizierungs- und Demokratisierungsprogrammen forderten, waren die sogenannten Bürgerkomitees. Gruppierungen also, die von den Bürgern zusätzlich gewählt wurden und dem Magistrat beratend zur Seite gestellt worden waren. Auch das Bürgerkomitee machte sich Gedanken über die Inhalte des kommenden Pfingstfestes und kümmerte sich zusammen mit dem Festausschuss des Magistrates um Details der Organisation. Der Ostmarkonkel Konrad Krämer der Alte wird sich wieder um den Kinderfestzug kümmern und die Herren Held, Schullerer, Schötz, Michael, Barth und Oexler werden sich bemühen, einen Autokorso auf die Beine zu stellen. 




Teilnehmerfahrzeug beim1950er Autokorso an der Kötztinger Westumgehung
Bild von Josef Barth sen.
Brauhaus Kötzting GmbH Repro 453
Arbeitskreis Heimatforschung

Der neu gegründete MGOV solle am Sonntag nach Pfingsten sein Wiedergründungsfest halten, woran sich auch die Trachtenvereine des Waldgaues beteiligen sollen. Der Bayerische Rundfunk wird, so die Zusicherung an die Marktgemeinde, den Pfingstritt im Rundfunk übertragen.

Die Brauhaus Kötzting GmbH wird den Festbetrieb stellen und auch der Festwirt ist bestimmt, Metzgermeister  Ritzenberger wird sich um die Organisation kümmern. Ein großes Bierzelt ist durch die Brauerei sichergestellt. 28x14 Meter wird es groß sein und auf der rechten Seite des Bleichangers zu stehen kommen. Als Platzmiete sollten für die ersten ausgeschenkten 60 Hektoliter 500 DM und für jeden weiteren Hektoliter dann 6 DM entrichtet werden. Als Kapelle wurde die Ruhmannsfeldener Musikkapelle  mit 18 Mann verpflichtet, die auch den Bierzelteinzug (mit großem Brauereifass) begleiten wird.




 

Von der Militärregierung zur HICOG


Die Zeit der amerikanischen "Besatzung" in der Fläche geht langsam dem Ende zu.  Nun beschreibt die Kötztinger Umschau das Auf- und Ab der amerikanischen Militär- und anschließenden Zivilverwaltung.
Ende April erfolgt der militärische Einmarsch der Truppen, Kötzting wird kampflos übergeben, nachdem sich der Leiter des Wehrmeldeamtes im oberen Markt, Bürgermeister Kroher und der Landrat darüber einig waren und sich abgesprochen hatten, dass Widerstand vollkommen sinnlos gewesen war.
 

In den ersten Maitagen erfolgt der Wiederaufbau der Verwaltung und des Wirtschaftslebens mit 4 Offizieren und 3 Unteroffizieren.
(Die Einheiten der US-Streitkräfte, die mit den Gefangenen der 11. Panzerdivision zu tun hatten; spielen in dieser Aufzählung keine Rolle.)
Einsetzung aller Bürgermeister und des Landrates als Erstmaßnahme, schneller Aufbau des Polizei- Gerichts- und Gesundheitswesens und Errichtung eines Wohnungsamtes mit 12 deutschen Angestellten
 

Oktober 1945 Reduzierung des Stabes um 2 Offiziere und 1 Unteroffizier
Die "Spezial Branch" - zuständig für die Entnazifizierung und die Spruchkammerverfahren von Frühjahr 45 bis zum Sommer 48 - mit 1 amerikanischen Offizier und 4 deutschen Angestellten.
 

Im Mai 1948 wurde Kötzting "suboffice" und von Cham mit verwaltet.

Im März 1949 dann alles wieder zurück, Kötzting wurde erneut "Office" und auch für Viechtach zuständig.
 

Insgesamt waren während der Zeit der Militärregierung 8 "Gouvernement Officers" in Kötzting tätig gewesen. Seit der Wiedererrichtung im März 1949 ist der Leiter des Amtes der einzige Amerikaner im Office.

Am 21.9.1949 Wechsel der Militärregierung auf das amerikanische Außenministerium. Seit dieser Zeit ist Mr. Allan N. Willis als erster Resident Officer in Kötzting. Der deutschen Sprache vollkommen mächtig besucht er Abend für Abend die einzelnen Gemeinden, um in Versammlungen mit der Bevölkerung sich über deren Sorgen auszutauschen.
 

Komplett unabhängig von diesen Strukturen war die CIC, der Vorläufer der CIA , die anfänglich mit einem sehr großen Mitarbeiterstab in Kötzting gearbeitet hatte,  1950 aber bereits auf ein Minimum zurückgeschraubt worden war. .

Die Bau der Hochstraße Weißenregen ist gefährdet



Heimkehrerfeier

nach wie vor kamen viele Kötztinger Bürger und Bürgerssöhne aus der Kriegsgefangenschaft zurück nach Hause. Es war der Wunsch des Pfarramt, des Marktmagistrats und vieler Vereine für die Heimkehrer eine würdige Willkommensfeier zu veranstalten.



Wenn man den Artikel zwischen den Zeilen liest, dann sind haben die Kötztinger, erfreut über eine tolle Veranstaltung, die Jahnhalle gefüllt und viele Heimkehrer, für die die Veranstaltung ja eigentlich gedacht war, mussten draußen zuhören.
Programmvorschlag für die Heimkehrerfeier von Eugen Hubrich, Straubing

Festgedicht von Eugen Hubrich
Auch ein kleines Theaterstück hat Eugen Hubrich geschrieben, welches am Festabend aufgeführt worden ist.

Es wird Mai und Pfingsten kommt näher

Burschenkneipe beim Pfingstjubilar

Gedenkplatte an der
Magdalenenkapelle am Spatiliweg
In diesem Jahr gibt es ein ganz besonderes Jubiläum, das Pfingstbrautpaar von 1900 feiert sein 50jähriges Jubiläum und wird in das Pfingstgeschehen ganz prominent mit eingebunden. Es ist vorgesehen, dass das Jubelpaar in einem Landauer beim Burschen und Brautzug mitgefahren wird.
Zu Karl Obermayer, vulgo Mesner Karl, dem Jubelbräutigam, wohnhaft in Gasthof Waldfrieden in Regenstein, lud nun Anfang Mai der Kötztinger Burschenverein seine Mitglieder und bat um zahlreiche Teilnahme, da diese Kneipe für den Pfingstjubilar als Ehrung gedacht  war.
Noch heute erinnert an der Außenfront der Magdalenenkapelle am Spatiliweg eine Gedenkplatte an den "Mesner Karl", Karl Obermeier.







Die Landwirtschaftsschule und das Kötztinger Stadtbild

Die geplante Landwirtschaftsschule des Landkreises - nun selbst schon lange wieder Geschichte und längst der Großparkplatz - ruft Kritiker auf den Platz, die angeführt vom Maler August Philipp Henneberger eine Verschandlung des Blicks auf unsere Kirchenburg befürchten. Das Gegenargument der Bauverwaltung im Landratsamt ist, dass die perspektivische Darstellung der Situation durch Henneberger von Standpunkten aus entworfen sind, an denen sich für gewöhnlich kein Mensch aufhält. Der  "normale" Anblick der Kirchenburg würde durch den Bau nicht gestört.
 
Bau der Landwirtschaftsschule  Bild von Geporg Rauscher

 
Nur der Turm ist geblieben...


Man kann sich das Bild fast nicht mehr vorstellen  Bild Arbeitskreis Heimatforschung





Pfingsten rückt näher und das Rätselraten hat ein Ende:

Das Pfingstbrautpaar von 1950 ist auserwählt: Georg Krämer, Lehrer, und die Tochter des Kötztinger Arztes Frl. Ilsegret Angerer werden in diesem Jahr im Mittelpunkt stehen und als die beiden Brautführer haben sie sich Franz Oexler und Heinz Schötz auserwählt.
Nachdem es im letzten Jahr, bei der Premiere der Kranzlübergabe auf dem Veitsplatz, noch nicht "rund" gelaufen war, wollte man zumindest organisatorisch schon im Vorfeld reagieren und entwickelte einen Aufmarschplan für die Veranstaltung am Nachmittag.

 
Das traditionelle Gruppenbild des Pfingstbrautpaares, diesmal zusammen mit dem Jubelbrautpaar, bei dem auch noch
die Brautführer überlebt hatten  Bild Repro Arbeitskreis Heimatforschung


Einschub
Da es für das Pfingstfest 1950 im Monat Juni einen eigenen, ausführlichen, Blogbeitrag geben wird,  hier nur unser Pfingstfest in der knappsten Form
Einschub Ende

In unserem Arbeitskreis Heimatforschung erhalten wir von privater Seite viel an Material und in einem ganz unscheinbaren Kuvert fand sich ein Anzahl von ganz eng zusammengerollten Mittelformatnegativen. Um diese zu digitalisieren, musste ich mir eine Glasplattenkonstruktion - mit beweglichen Platten - bauen. Aber diese unscheinbaren auf Zündholzdicke zusammengedrehten Negative enthielten - für mich - die schönsten Pfingstaufnahmen, die ich bisher digitalisieren durfte.
Das Bild, ganz am Anfang dieses Blogs, vom Fronleichnamszug, ist eines der Bilder. Die große Masse werde ich alle beim Pfingstblog nächstes Monat zeigen, aber hier zumindest zum Appetitmachen und Staunen: eines der  Bilder.
 
Angerer Ilsegret und Georg Krämer beim Hauseingang Dr. Angerer in der Marktstraße, nun Kaufhaus Frey

Die Macht der Bilder: wir sind es gewohnt, weil wir aus diesen Tagen nur schwarz/Weiße Bilder besitzen (idR) uns die Vergangenheit ebenso trist vorzustellen. Dies ist für mich das Besondere an diesen Bildern die Farbe, die Freude und das Leben, das in diesen Meisteraufnahmen steckt.



Kötzting erhält ein Ehrenbuch

Im vorigen Jahr von Eugen Hubrich angeregt und kürzlich vom Magistrat beschlossen, wird Kötzting ein Ehrenbuch der Marktgemeinde mit einer Pfingstchronik erhalten.
Der Entwurf und die Wappenmalerei stammen vom Kötztinger Künstler August Philipp Henneberger. Von Eugen Hubrich stammen die einleitenden Worte und der Studienrat und Maler Walter Heisig wird die Aufzeichnungen und Malereien durchführen.
Die Eingangsseite beginnt mit folgenden Worten:

Herzlich willkommen. Verehrter Gast
Hier hielten Fürsten und Könige Rast
Ihr Andenken ist unvergessen!
Ein Ludwig, ein Bayer, der Kaiser im Reich,
An Güte kam ihm keiner mehr gleich
Hat das Marktrecht uns zugemessen
Zur Grenzfahne schwor man in diesem Haus
Und warf den Feind aus dem Grenzwald hinaus
Nie wankte die alte Treue
Und dankt unsere Heimat in Not und Tod,
wie es das Schwurgewissen gebot
dann baute man Kötzting aufs neue
Tragen Sie ihren Namen in das Ehrenbuch ein
dann haben Sie Teil an dem Grenzlandgemein
Und sind deren Geschichte gebunden
Es möge Gottes Segen auf Ihnen ruhn
Wir versprechen Ihnen, das unsere zu tun!
Danke, dass Sie uns gefunden!
Der zweite Teil des Buches befasst sich mit der Geschichte des Pfingstrittes und mit den bis dahin bekannten Pfingstakteuren, welche Peter Riederer in den Jahren 1910-1912 zusammengetragen hatte.
Ab dem Jahre 1949 ist für jeden Pfingstritt eine Seite gewidmet.
Der Eintrag ins "Goldene Buch" vom Pfingstfest 1950



Prof Priborsky verlässt Kötzting

Im Anschluss an die letzte Aufführung des Kötztinger Pfingstfestspiels dankte Bgm Hans Kroher dem Komponisten der Lieder, Prof Priborsky,  öffentlich für die geleistete Arbeit. Prof. Priborsky, ein gebürtiger Slowake, verlässt Kötzting nach 4 Jahren, um in Bad Aibling eine Erzieherstelle an einem Waisenhaus zu übernehmen.



Kötzting erhält endlich neue, vernünftige, Hausnummern


Kötzting hat 1950 einen Hausbestand von 372 Anwesen, gleichzeitig aber nur 160 Hausnummern. Diese 160 Zahlen resultieren aus der Kötztinger Uraufnahme von 1830, als es eben nur 160 Anwesen gegeben hatte. Da alle später gebauten Häuser auf Grundstücken errichtet wurden, die 1830 zu einem der 160 "Urhäuser" gehört hatten, bekamen die neuen Häuser einfach Varianten der "Urnummer". Infolgedessen entstanden zum Beispiel bei der später entstandenen Bahnhofstraßenbebauung solch kryptische Hausnummern wie Bahnhofstraße 109m1/8 (Richard Richter)  und Bahnhofstraße 110c1/2 (Bäckerei Irlbeck) einfach aus dem Grunde, weil deren Baugrundstücke früher einmal zum "geschichtlichen" Anwesen Nr. 109 bzw. 110 im Pfeffergraben gehört hatten.
Die alten Adressen waren also eine Mischung aus der Straßenbezeichnung und zusätzlich der historischen Hausnummer.  Mein Haus in der Marktstraße hatte über Jahrhunderte hinweg die Nummer 19 - einfach 19 -, ab Ende des 19. Jahrhunderts, als die Straßennamen aufkamen, dann eben Marktstraße 19. Nun mit der neuen durchgehenden Nummerierung bekamen wir die endgültige Anschrift: Marktstraße 28.


  Kirchweih in Grafenwiesen und die alten Sprüche

Zwei alte Sprüche ranken sich um die Grafenwiesener Kirta:
"Am Grafenwiesener Kirta regnets den Schwammerlsamen"
Und
"Am Grafenwiesener Kirta werden die Brem auslassen"
Den zweiten Spruch kenne ich eigentlich nur in einer boshafteren Fassung: "der Grafenwiesner Pfarrer lasst am  Kirta die Brem aus.
Die Kötzting Umschau meint dazu , dass böse Nachbarn von Grafenwiesen behaupten würden: "dass die Schulbuben von Grafenwiesen am Kirta ganze Schachteln voll mit Bremsenfliegen vom Kirchturm aus in die Winde zerstreuten."




Der Ostmarkonkel erzählt:

Es entsteht eine Rubrik in der Umschau, in der Konrad Krämer der Alte, der Ostmarkonkel von Streichen und Gegebenheiten erzählt, die er selbst erlebt hat oder die die Kötztinger erleiden mussten.  Die Scherze und der Humor sind für heutige Geschmäcker eher derb, aber diese Rubrik hat sich in der Zeitung lange gehalten, also werden wohl keine Beschwerden in Hinblick auf die "political correctness" gekommen sein.
Der Ostmarkonkel hat viele dieser/seiner Erinnerungen auch in einem sehr dicken Schreibmaschinenmanuskript zusammengestellt und so sind auch die restlichen "Späße" bis in unsere Zeit gelangt.













Treffen der Feuerwehrkommandanten mit Übung am Schwimmbad


Es ist für diese Jahreschronik für mich eine besondere Herausforderung und Hilfe zugleich, dass ich aus dem Bestand von Josef Barth sen. 82 S/W Negativrollen erhalten habe, die in der Hauptsache die Jahre 1949-1952 abdecken und manchmal regelrecht einen Bildreportagecharakter haben. Die Herausforderung ist, das Abgebildete zeitlich und inhaltlich zu erkennen und wenn möglich dann auch mit einem Zeitungsartikel in Deckung zu bringen. Die vielgerühmten Meta-Daten sind damit im Wesentlichen im Artikel erwähnt.

Dies ist nun so ein Fall. Im Bild waren Feuerwehrmänner, aufgereiht vor der Jahnhalle und eine Übung mit historischem Gerät vor dem Kötztinger Schwimmbad in historischen Feuerwehruniformen mit Zuschauern im Hintergrund in Badehosen. Eigentlich war ich ohne Hilfe von Eingeweihten chancenlos, diese Bilderserie einordnen zu können......bis..... ja, bis ich den zweiten Teil des Filmes "entschlüsseln" konnte (Primiz des Kötztingers Dr. Otto Schaffer vom 15.7.1950) , dann musste ich nur noch die Tageszeitung "rückwärts" lesen um ebenfalls in Juni 1950 den Feuerwehrkommandantenlehrgang als Artikel zu finden.


Ob die Uniformen wirklich historisch sind, weiß ich nicht, aber der, wohl von Pferden gezogene, Spritzenwagen ist es jedenfalls. Bild von Josef Barth sen.

Die versammelten Feuerwehrkommandanten vor der Jahnhalle. Barth Josef sen., von dem dieser Film stammt, sitzt in der ersten Reihe, der dritte von links.


Die Bilderserie, die mir half, die Feuerwehrveranstaltung zeitlich und inhaltlich zuzuordnen ist das folgende Großereignis, das offensichtlich Kötzting auf die Beine brachte, nämlich:

Die Primiz von Dr. Otto Schaffer 


 
Hier befand sich sogar das Originalbild, das in der Zeitung benutzt worden war - allerdings druck-und altersbedingt gerade noch zu erkennen - in der Filmrolle, weshalb ich - Computer sei Dank - die Bilder 1:1 austauschen konnte.

Als ich den Artikel gefunden hatte, war am Ende alles klar, aber auch hier war es zuerst eine Detektivarbeit, herauszufinden, was auf der Bildreportage des Negativfilmes überhaupt abgelichtet war.
Was war zu sehen: 
Ein feierlicher Einzug  - mit vielen Priestern - in die Kötztinger Kirchenburg mit Triumphbogen
Pater Augustin habe ich erkannt, Pfarrer Dietl habe ich erkannt.
Ein feierlicher Gottesdienst in Konzelebration
Ein ganz besonders geschmückter Kötztinger Altarraum



Es hätte ein Bischofsbesuch sein können - es hätte eine Primiz sein können.  
Also noch einmal alles genauer anschauen:
Und dann habe ich zuerst einmal die Kötzting Pfadfinder erkannt mit Brandl Wick - rechts hinter dem Fahnenblatt), mit der alten Fahne (Landjugend) aber schon mit dem (alten) Pfadfinderlogo der DPSG auf dem Hemd und den Pfadfindertüchern mit den Knoten. Damit sollten wir mindestens im Jahre 1950 sein, 1949 scheidet wg. der Pfadfinderlogos schon mal aus und wesentlich später gabs schon die neue Pfadfinderfahne.

 
Kötztinger Pfadfinder führen den Einzug an Bild Josef Barth sen.
Dann erst habe ich die Ehrenbänder gesehen, die der junge Pfadfinder vorne rechts trägt:
Damit war klar: Primiz in Kötzting
Zusammen mit den Badehosenträgern bei der Feuerwehrübung (zur Erinnerung beide "Veranstaltungen" waren auf demselben Film) konnte ich den Zeitraum auf Juli/August 1950 eingrenzen.

Der Rest war ein Blättern in der Tageszeitung
Die hohe Geistlichkeit


 Pater Emmeram verstorben


Gedenkfeier für Pater Emmeram in der
Pfarrkirche in Kötzting Bildreportage von
Josef Barth senior
Am 24.6.1950 verstarb in einer Münchener Klinik der Kötztinger Ehrenbürger H.H. Pater Emmeram mit 78 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls. Geboren in der Sommerau und aufgewachsen auf dem Eckelshof in Hohenwarth, wechselte er auf die Klosterschule in Metten. Nach einem Theologiestudium in Dillingen trat er dem Kapuzinerorden bei und begann kurz nach dem ersten Weltkrieg mit seiner Arbeit im Seraphischen Liebeswerk. Das Kötztinger St. Josephsheim mit 50 Buben stellten nur einen Bruchteil der Waisenkinder dar, die in seiner Obhut aufwuchsen. Für Kötzting ist besonders bedeutend der Neubau das Krankenhauses in den Jahren 1947-1949. Nach der Einweihung des Krankenhauses durch Bischof Dr. Michael Buchberger kam es in der Kötztinger Turnhalle zu einer Feierstunde in dessen Rahmen der Kötztinger Bürgermeister Hans Kroher Pater Emmeram zum Kötztinger Ehrenbürger ernannte.





Gedenkfeier für Pater Emmeram im
Rathaus in Kötzting Bildreportage von
Josef Barth senior.
Gedenkfeier für Pater Emmeram in der
Pfarrkirche in Kötzting Bildreportage von
Josef Barth senior.







Der Kötztinger Bürgermeister Hans Kroher bei der Beisetzung von Pater Emmeram
Bildreportage von Josef Barth senior.

Die Kötztinger Delegation bei der Beisetzung von Pater Emmeram, Graßl Rudi der Mesner und Pfarrer H.H. Dietl
Bildreportage von Josef Barth senior.









 






Nicht nur NEW YORK hat schwindelfreie Konstrukteure, die wissen, wie man sich in Positur bringt.
Kötztinger Zimmermänner beim Dachstuhlbau des Kötztinger Krankenhauses, nun TCM-Klinik, im Jahre 1949. Das sind die Freuden beim Digitalisieren von Negativen, wenn man über solche Motive stolpert. Dank an Josef Barth sen. der diese Aufnahme geschossen hat.
In diesem Jahr - für die Jahreschronik von 1950 - bin ich in der glücklichen Situation, dass ich vor wenigen Monaten ein Konvolut von S/W Filmen von Josef Barth sen. bekommen habe und viele der auf Bild festgehaltenen Ereignisse spielen in diesem Jahr. Von 1949, zwar im Vorjahr, aber in Verbindung mit dem Krankenhausneubau - für den Pater Emmeram ja die Kötztinger Ehrenbürgerwürde erhalten hat - habe ich ein schier unglaubliches Bild gefunden.


Kötzting bekommt hohen Besuch

der bayerische Ministerpräsident auf Bayerwaldrundreise


Auch zu diesem Ereignis gibt es eine Bilderfolge von Josef Barth sen.
Bgm Hans Kroher mit den bayerischen Ministerpräsidenten Ehard und seiner Frau vor dem Rathaus
Bildreportage von Josef Barth senior





Bildreportage von Josef Barth senior



Abfahrt mit der Staatskarosse
Bildreportage von Josef Barth senior




Karl Lindner gestorben



 
























 Karl Lindner, der Namensgeber der "Brauerei Lindner", war für viele Jahrzehnte eine Art von "Grauer Eminenz" in Kötzting. Viele Details können in den beiden Zeitungsberichten nachgelesen werden. 
Für mich ist eine Kleinigkeit erwähnenswert:
In Rahmen meiner Familienforschung habe ich viele (Gott sei Dank rechtzeitig) Tonbandinterviews mit  vielen meiner Verwandten gemacht und unter anderem mit meinem Onkel Bepp, Josef Schödlbauer senior. Als ich ihn zu seinen Erinnerungen an das Dritte Reich (sein Vater wurde von den Nazis abgesetzt) und seinen Kriegserfahrungen (er war bei der Luftlandeoperation auf Kreta dabei) interviewt habe, hat er mir im Laufe seiner Berichte mitgeteilt, dass immer, wenn er auf Heimaturlaub war, vom "Major" die Aufforderung kam, ihn zu besuchen. Karl Lindner wollte aus erster Hand informiert werden und war sich mit ihm schon sehr früh einig, dass der Krieg verloren sei.

 Errichtung einer Mittelschule geplant

Bereits für das nächste Schuljahr würde sich die Marktgemeinde wünschen eine Mittelschule (Realschule) eröffnen zu können. Eine Unterbringung und Beschulung in Gasthöfen sei zwar nicht mehr vertretbar, aber die Frage einer Mittelschule sei für Kötzting wie für die Nachbarorte von großer Bedeutung. Man habe die Hoffnung im Frühjahr zumindest mit einem Anbau an die Volksschule beginnen zu können und so eine Mittelschule zu ermöglichen……Es sollte noch 16 Jahre dauern, bis dieser Wunschtraum in Erfüllung gehen würde.

15 Jahre Gewerbebank

Bild in der Umschau von der
Filiale der Gewerbebank Nov. 1950
In diesen Wochen konnte die Straubinger Gewerbebank (heutzutage die Volksbank) in den Privaträumen des Hotels zur Post (Rittersaal) (später Anwaltskanzlei Josef Karg, dann Fremdenverkehrsamt, nun Kaffeerösterei)  endlich repräsentative Räume beziehen.
Bereits auf 15 Jahre Geschäftstätigkeit in Kötzting konnte die Gewerbebank zurückblicken, auch wenn dies mit vielen Schwierigkeiten verbunden war.
Nachdem das Bankhaus Liebl 1935 in Konkurs gegangen war, konnte die Gewerbebank deren Gebäude in der Marktstraße übernehmen und anschließend aus- und umbauen.
Im April 1945 beschlagnahmten die US Streitkräfte dieses Gebäude und es gelang bis zu diesem Zeitpunkt nicht, das Gebäude wieder freizubekommen,
In den vergangenen Jahren musste die Gewerbebank in vollkommen unzureichenden Privaträumen ihren Geschäftsbetrieb abwickeln.









Burschenvereinskneipe mal ganz anders:





Am Schluß noch ein launiger Bericht über eine (ganz schön große) Gruppe von Kötztingern beim Münchener Oktoberfest 1950- eigentlich ein Who-is Who der damaligen Kötztinger Pfingstreiterszene. Für mich wäre persönlich nur noch interessant, wer der, am Ende angesprochene, Herr Weber gewesen ist, weil ich privat ein Bild vom Oktoberfestbesuch meines Großvaters habe, das dazu passen würde....

Kötztinger in München


 Wie immer, wer  bis hierhin durchgelesen hat.....Respekt

Dafür gibt's noch ein Schmankerl aus der Silvesternacht 1949/1950 aus Ebrach.
Für Uneingeweihte: Ebrach nennen die Marktler den Ortsteil Kötztings der Torstraße ab dem oberen Friedhof und deren Bewohner die Ebracher.