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Freitag, 4. Juli 2025

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 98 Hotel zur Post

Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 98
heute das Hotel zur Post

 
1976-11-30 Nr. 53 





Serwuschok Luftaufnahmen Nr. 89

Dieses Anwesen - viele Jahrhunderte lang der größte und umfangreichste Einzelbesitz in Kötzting - und seine jeweiligen Besitzer - ebenfalls über Jahrhunderte hinweg die einflussreichsten Bürger Kötzting - sticht noch aus einem anderen Grund heraus aus der Masse der Kötztinger Bürgerhäuser: es war KEIN Marktlehen gewesen.
 
Achtung Mutmaßung - Die Anfänge in Kötzting und auf dem Anwesen
Schon im niederbayrischen Herzogsurbar (kurz nach 1301) ist Kötzting als Markt bezeichnet und aufgeführt mit 36 Lehen und 10 Sölden. In den Vorläuferbänden der Urbarien (1231 und 1237) ist noch von keinem Marktrecht die Rede, so dass, laut Piendl, von der Marktrechtsverleihung um 1255, nach der ersten Landesteilung, ausgegangen werden kann. Wenn Kötzting 1255 bereits groß genug und würdig war, ein Markt zu werden, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass die Aufteilung der Urhöfe in die verschiedenen Anwesen schon lange zurück lag und Kötzting bereits eine zentrale Funktion für die Umgebung eingenommen hat. Dies gilt umso mehr, als ja bereits 1179 den Kötztingern eine Kirche beglaubigt wird. Die historische Entwicklung und Ausbreitung des Ortes lässt sich nun anhand vieler schriftlicher Quellen belegen. Diese Quellen lassen auch Rückschlüsse und Vermutungen auf die Lage der vier Urhöfe zu.
Im Marktrechtsprivileg Kaiser Ludwig des Bayern vom 11. November 1344 heißt es unter anderem: "Von erst wan der Markt getheilt ist von dreu Höfen zu 36 Burglehen und in 12 Sölden, wollen wür, wer der Lehen eines mer oder minder inn hat, der soll arbeiten all die Arbeit, die den Markt angehört mit Fludern, Fleischwerken, mit Pachen, mit Schenken, mit Gastung und mit anderer Arbeit und Handwerken."
Aus dieser Anfangszeit stammt also die Aufteilung in 36 Marktlehen, 10 (an anderer Stelle 12) Sölden und 20 Teile. Dass diese sogenannten "Teile" in Wirklichkeit die späteren Leerhäuser darstellen, kann später belegt werden.
Schaut man sich die räumliche Verteilung dieser einzelnen Anwesen an, so ist auffällig, dass die große Masse der Marktlehen und Sölden sich im Bereich der heutigen Marktstraße konzentriert, während die Häuser vor allem im Bereich rund herum um die heutige Herrenstraße situiert waren.



Wir wissen, dass der Gschwandhof - heute die Klinik für traditionelle chinesische Medizin - einer der drei Urhöfe gewesen ist. Aufgrund von besonderen Eigennamen gelten der Voglhof und der Ecklshof  - beide im oberen Markt - als die beiden anderen Urhöfe. Der Einzelhof, aus dem die Teile (=die Häuser) entstanden ist, ist unbekannt. Die besondere Lage des großen Gutshofes in der Herrenstraßwe, rund herum umgeben von den kleinen Häusern, KÖNNTE ein Hinweis darauf sein, in ihm den vierten Urhof Kötztings zu sehen. 
Mutmaßung Ende

Auch die Nachweise der ersten Besitzer auf diesem Anwesen sind nicht komplett bewiesen, auch wenn eigentlich alles dafür spricht, auf der richtigen Spur zu sein. 

Jakob Robel   vor 1457
Einen Nachweis für einen Kötztinger Bürger dieses Namens gibt es, im Salbuch von 1445 heißt es:

HStA München KL Rott 112
"Item Jacob Robel v(on) d.(a) von eine Garten ze Wissing



Puchselkramer Ullrich
nach dem 30.3.1457

HStA München Kl Rott am Inn 57 S. 383


Am 30.3.1457 verkauften die beiden Kötztinger Zechleute (heutzutage eine Art von Kirchenverwalter) Jakob Wirth und Thomas Schuster das "Erbrecht auf dem Hofe und der Hofstatt gegenüber des Pfarrhofs Kötzting , die weilland Jakob Robel innegehabt hat, gegen einen jaehrlichen Zins von 72 Pfennigen." (GU Kötzting Nr. 235).
Der neue Besitzer ist nun Ullrich Püchselkramer von Kapfelsberg zusammen mit seiner Frau Agnes.
In einem Salbuch von 1462 findet sich ein Ullrich Krammer - ohne den Zusatz "Püchsel" aber mit der gleichen Besitzbeschreibung, einem Garten.
HStA München Kl Rott Nr. 111 von 1462
"Item Ulrich Kramer von einem Gartn 5 dn" und weiter "Hörl Kramer von seine Hauss 13 dn mer von einem Tail 3 dn"

Nun kommt zeitlich ein sehr großer Sprung bis in die Zeit kurz vor dem Dreißigjährigen Krieg mit den Mitgliedern der Bürgersfamilie Billich und den adeligen Mooshammers, wobei die Nachweisführung des Besitzes auf dem gesuchten Anwesen ETWAS kompliziert ist.
Die Beweisführung kann hier nur rückwärts erfolgen. Dreh- und Angelpunkt ist ein Schriftverkehr aus dem Jahre 1638, in welchem Andreas Billich sein Rechte und Gelder einfordert, die, laut seiner Argumentation, bereits seinem Schwiegervater Adam Moshammer zugestanden wären.

Vorab in Kürze stellt sich für mich die Besitzerfolge in der Anfangszeit der schriftlichen Überlieferung folgendermaßen dar:
Georg Mooshammer, Kötztinger Bürger und Besitzer des (adeligen) Sitzes Zittenhof
Adam Mooshammer
Andreas Billich, Sohn des Sebastian Billich 

Bleiben wir zunächst bei den Mooshammers, die als Besitzer des Landadelsgutes Zittenhof dort seit dem Jahre 1528 nachzuweisen sind. 

Georg Mooshammer


Helmut Schnabel schreibt in den "Gelben Bänden" von 2004 ab Seite 20 über Georg Mooshammer:
Zitat:
Georg Moßhamber war in der Zeit von 1593 bis 1605 auf den bayerischen Landtagen. Seit 1597 ist er Bürger zu „Khözting" Zur Herrschaft Zittenhof gehörten auch einschichtige Güter, auf denen er die Edelmannsfreiheit genoss': zu Obernzettling einen halben Hof, der dem Matheiß Haller gehört und Erbrecht hat; Ottenzell, der dem Philliph Pfeffer, der Wirt ist und einen Hof besitzt, gehört, der ebenfalls Erbrecht hat; der Moshamer darf abhandeln und strafen, was sich im Wirtshaus und soweit der Schartropf fällt, an „fraiß unnd frävel zuetragt". Frais wird bei Schmeller" erklärt als „Gefährde, Vergehen, Verbrechen, fraisig als verbrecherisch und straffällig; frävel entspricht dem hochdeutschen Wort Frevel; Schmeller verweist auf ein Werk Ertels, wonach in Bayern jegliches Delictum ein Frevel genannt wird mit Ausnahme von Viztum- und Malefizhändeln, also Delikten der Hochgerichtsbarkeit. Man wird darum Frais und Frevel als Taten der Niedergerichtsbarkeit verstehen können.
Auch 1606 war Georg Moshamer noch Besitzer von Zittenhof. Er wohnte zu Kötzting zum Burggeding. In Zittenhof lag ein altes eingefallenes „Purckstall"; es gab ein halb gemauert und halb von Holzwerch gezimmertes Haus, das von einem Inmann bewohnt wird. Zittenhof gehört zum Landgericht Kötzting. Es ist ein Sitz, keine geschlossene Hofmarch. Der Durchmesser („Gezirckh") macht ungefähr eine halbe viertel Meile aus (das ist etwas unter 1 km); der Sitz stößt an die Landgerichtischen Besitzungen zu Voggendorf („Vockhendorf"), zu Feßmannsdorf („Vesmans-torff") an die Landgerichtischen, Liechteneckhischen und Eybischen Güter, und zu Grafenwiesen an die Eckherischen Güter.
Georg Mos-hamer genießt die Edelmannsfreiheit bei dem Zittenhof und seinen einschichtigen Gütern, nämlich bei der Taferne zu Ottenzell, einem halben Hof zu Oberzettling und einer Sölde, genannt die Sagwis.
Doch hatte der inzwischen verstorbene (1604) Landrichter zu Kötzting, Romanus von Hoholting, die einschichtigen Güter zum Vogtgericht Kötzting eingezogen. Damit hat der bayerische Herzog hier Steuer, Musterung, Scharwerch und Strafen inne. Am Sitz Zittenhof hatten herzogliche Beamte jedoch keine Funktion ausgeübt (Bericht des Pflegers, Castners und Vogtrichters Hanns Jacob von Aham). 
Georg Moshamer starb bereits 1607 im Monat Mai und hinterließ einen Sohn namens Adam.
Zitatende

HStA München KL Rott 113 von 1610. "Georg Moßhammer 3ß dn 1 H."

Im Jahre 1606 findet sich Georg Mooshammer als Bürger von Kötzting und als Bürge bei einer Schuldverschreibung.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1606.
"Daniel Paulamm, Burger zu Khözting ist verlichen und under Gemaines MarckhtsInsigl aufgericht und verschriben , darinnen Geörg Mosshammer und Adamen Wintter beede burger unverscheidenliche Burgen. Zinszeit Simonis et Jude  15 Gulden."


Adam Mooshammer und Katharina


Auch Adam Mooshammer wohnte in Kötzting und war - lt Helmut Schnabel - verheiratet mit einer Katharina. Im Jahre 1618 verkaufte er den Zittenhof, wegen dessen Rechtsstellung er fast 30 Jahre Rechtsstreitigkeiten mit dem Kloster Rott bzw. dem Kötztinger Pfarrer hatte, die sich am Ende dann aber durchsetzten, was ihn wohl zu seinem Verkauf bewog.
Aus dem März 1619 datiert eine Urkunde - ausgestellt vom Pfalzgrafen Maximilian in München -, die Adam Mooshammer ein Braurecht auf seinem Anwesen in Kötzting bestätigte.

Kopf der Urkunde vom März 1619. StA Landshut Rentkastenamt Straubing A 1166

In dieser Urkunde wird zunächst darauf abgezielt, dass es allen "Landständen" - hier die adeligen Hofmarksbesitzer - zustände, Braustätten zu errichten und das Bier zu verkaufen.
Adam Moosmüller als dem Besitzer des "Sitzes Zittenhof" wurde dieses Recht dann auch im Markt Kötzting auf seinem Besitz zugestanden. Der genaue Wortlaut der Urkunde lässt jedoch den Schluss zu, dass er dieses Recht bereits vorher ausgeübt hatte und es ihm nun nur moch amtlicherseits bestätigt worden ist.
.... wann uns dann Adam Mooshamber burger  und Gastgeb zu Ketzting, underthenigist glaubwürdtig vorgebracht und genuegsam dargethan, daß er in unseren Marckht Ketzting zu durchgehender gebraueht und freuen Verdrieb das gesodtne Pier under dem Raiffen sowohl meniglich zuverkhauffen, als im Markht zuverlegen und solches aus zu schenkhen, ein Preuhaus oder Preusgerechrtigkeit alldorten haben, auch deren im Wissentlichen in haben seye. Alß bestätigen und communizieren wir Ime solche alda zu Ketzting ligente denselben mit den rechten Aigenthumb angehörige Preusgerechtigkeit und Preuhaus."

Neben einigen weiteren Auflagen, muss sich das Kötztinger Privatbrauhaus aber auch an die Regel halten, dass er nur in dem festgelegten Zeitraum  - zwischen St. Michael = 29.9. und St. Georg  = 23.4. -  Bier brauen dürfe.


Am Ende noch das Datum: "Geschehen zu München den Sechsten Monatstag Martzii, im Sechzehen hunterd und Neinzehnten Jarn."

Wir haben also damit ein gesichertes Datum für eine BESTÄTIGUNG des Brauhauses, des Braurechtes und des Ausschankrechtes auf diesem Anwesen vom Jahre 1619 mit einem Verweis, dass dieses Recht bereits vorher ausgeübt worden ist.
Vorhandene Brauhausbeschreibungen vom Ende des 16. Jahrhunderts (es gab drei Braustätten einschließlich des Kommunbrauhauses) lassen aber keinen Schluss darauf zu, wo diese Braustätten in Kötzting gewesen sein könnten. 


Da seinem Mooshammers, Witwe sich am 8.6.1620 wiederverheiratete, - ihr neuer Mann war der Kötztinger Bürger und Gastgeber Georg Allmansperger - ist Adam Mooshammer also im Zeitraum zwischen 1619 und 1620 verstorben. Aus seiner Ehe ist eine Tochter Katharina überliefert UND es ist bekannt, dass Andreas Billichs erste Ehefrau den Vornamen Katharina trug.
Auch wenn der Taufname Katharina damals ein sehr häufiger gewesen war - und wir uns zeitlich noch vor dem Beginn er Kötztinger Pfarrmatrikel befinden-, so kann man doch mit einer gewissen Zuversicht davon ausgehen - da zusätzlich Andreas Billich den Adam Mooshammer als seinen "Schwacher" bezeichnet - , dass es sich dabei um dieselbe "Katharina" handeln könnte. 

Nach der Zusammenstellung der Mooshammerfamilie, nun der Zweig der Billichs, von dem Andreas Billich abstammt.

Die Billichs in Kötzting

 


 
Der erste Namensnachweis BILLICH in Kötzting kann bereits 1583 geführt werden, als ein Christoph Billich, Bürger in Kötzting, als Zeuge auftrat. In den Folgejahren entwickelten sich zunächst einzelne Billich-Linien. Es gibt Hinweise darauf, dass die Familie Billich zuerst auf der unteren Schmiede in Kötzting verbürgert war, weil ab 1583 ein Wolf Billich als Schmied in den Akten auftaucht.
Ab 1598 finden wir die Brüder Sebastian d. Ä und Sebastian d. J., die beide Schmiede waren und im Jahre 1601 sogar als die „Billichschmiedsgebrüder“ gemeinschaftlich mit einer folgenschweren Rauferei aktenkundig geworden sind.
Während Sebastian der jüngere noch im Jahr 1606 als Schmied bezeichnet wird, finden wir ihn schon 4 Jahre später als Inneren Rat und Gastgeber, als nämlich die Pfarrei bei ihm für den Speisewein 18 Gulden zu zahlen hatte. Es ist also zu vermuten, dass er zu diesem Zeitpunkt als Besitzer des Gasthauses - aber noch nicht der Brauerei -,  auf dem Anwesen gesessen war. Ohne einen Grundbesitz hätte er in Kötzting aber auch nicht Bürger und später Mitglied im Magistrat werden können.
Ein Billich Sebastian d.J. tritt schon im Jahre 1598 auch für seinen Bruder Wolf als Bürge auf und im Jahre 1611 finden wir einen Billich Mathias, Schmied und Bürger in Kötzting, als Zeuge bei einer Hofübergabe. In der nächsten Generation finden wir dann zunächst nur noch zwei Linien der Familie Billich, wobei die eine den Weg als Gastgeber gegangen war und die andere die Marktmühle besaß. Die Tradition der Billichs als Schmiede wurde zumindest in Kötzting nicht mehr fortgeführt. Auch einen Priester gab es in der Familie, den Herrn Hans Billich, Pfarrer in Lam.  Sebastian Billich, der zumindest seit 1610 bereits als geachteter und wohlhabender Gastgeber im Magistrat saß, trat ab dem Jahr 1616 bis 1627 auch als Bräuverwalter im/für das Weiße Brauhaus auf. Dies ist nun seine erste nachgewiesene Verbindung zum Brauereihandwerk. 
Spätestens seit dem Jahre 1610 findet sich Sebastian Billich also als "Innerer Rat" in den Akten, was bedeutet, dass er ab diesem Jahre im Wechsel mit seinen anderen drei Ratskollegen des Inneren Rates auch den Kötztinger Amtskammerer stellte, was einem Bürgermeister in anderen Orten gleichkommt.

Betrachtet man die immer wiederkehrenden Einträge in den Kötztinger Kirchenrechnungen über den Bezug von Mess- und Speisewein, kann man schon den Eindruck erlangen, dass sein Anwesen - für Kötztinger Verhältnisse - hohen Ansprüchen genügte.
Es war damals auch üblich, dass nach der - schriftlichen - Erstellung einer Jahresrechnung (sei es die Kirchen-, Spital-, Markt- oder die anderen Rechnungen der staatlichen bzw. kirchlichen  Stellen  bzw. Bruderschaften oder Zünften) die Beteiligten sich auf einen Umtrunk oder eine "Geschäfts"Essen trafen und dies geschah sehr gerne im Hause Billich, was ebenfalls einen Hinweis auf die Qualität gibt.
In der Kastenamtsrechnung von 1635 heißt es zu dem Thema: "selbis mall vor ihme Herrn Pelkhover beim Sebastian Billich Bürgern zu Közting Zörung bezahlt 3 fl".

In den Seelenbeschreibungen der Kötztinger Pfarrmatrikel von 1636 und 1650 können wir zwei Familienzusammenstellungen der Billichs finden, die uns zumindest belegen, dass Sebastian Billich noch nicht auf unserem Anwesen gelebt haben kann, von Andreas Billich jedoch wissen wir es gesichert. Selbst der Beweis der direkten Linie von Sebastian auf Andreas ist nicht in Stein gemeißelt.

Hier der "Familienbogen" von Sebastian Billich von 1636 und der Ergänzung von 1658
Herr Sebastian Billich war somit verheiratet mit einer Anna, hatte eine gleichnamige Tochter und zwei Mägde mit Namen Catharina und Eva. Ein Knecht mit Namen Wolfgang wohnte ebenfalls noch im Haus. Ca. 20 Jahre später lebte auf dem Anwesen ein Georg Tenscherz mit seiner Frau Anna. Eine spätere Ergänzung fügte hinzu, dass diese beiden erst 1658 geheiratet hätten. Nachdem wir Den(g)scherz Georg und seine Frau Anna auf dem Haus mit der alten Hausnummer 38 (= beim Lebzelter, heute ein Parkplatz) lokalisieren können, sollte vorher auch Sebastian Billich auf diesem Hause gelebt haben. Da die Heirat Georg Denscherz mit einer Anna Eisenreich in den Matrikeln dokumentiert ist, können wir eine innerfamiliäre Besitzweitergabe ziemlich sich ausschließen.


PfA Kötzting Matrikel Band 1

Am 3.8.1639 verstarb Sebastian Billich; sein Sterbeeintrag überschlägt sich fast mit lobenden Eigenschaften für den Verstorbenen:
 

PfA Kötzting Band 1 Seite 560
Am 8. August verstarb der ansehnliche, stolze Ratsherr, Herr Sebastian Billich, der die Gerechtigkeit und das Recht liebte und ein ehrenwerter Mann mit dem Namen (vlt aus dem Stamme) Billich gewesen war.


Andreas Billich und Catharina
Es ist bekannt, dass Andreas Billich in erster Ehe mit Catharina verheiratet gewesen ist und dass der Witwer Andreas Billich am 28.5.1645 sich mit der Bürgerstochter Anna Schindler wiederverheiratete.
Da die Matrikeleinträge in dieser Zeit - vor allem die Sterbeeinträge - nur sehr knapp formuliert sind, ist es nicht bekannt, ob die am 20.1.1645 verstorbene Katharina Billich mit seiner ersten Frau identisch ist. Passen würde es durchaus, da bei den vielen vorhandenen  Kindern die eigentlich  übliche Trauerzeit von 12 Monaten manchmal nicht eingehalten werden konnte. 
Es muss sich bei dem Eintrag im Sterbematrikel auf jeden Falle um eine erwachsene Person gehandelt haben. Verstorbene Kinder wurden fast gar nicht dokumentiert in dieser frühen Zeit.
PfA Kötzting Matrikel Band 1 Seite 569
"den 20 dito ist Catharina Pilichin alhir gestorben"


Andreas Billich und Anna


Von Andreas Billich gibt es einen umfangreichen Familienbogen im "Status animarum"

PfA Kötzting Matrikel Band 1

"Ander Pilich                                                                    Catharina Ux (Ehefrau)

Söhne:  Hans Georg     (Fehlstelle)  Jahr                        Anna  (2. Ehefrau)
Georg                                                Jahr                        Töchter  Maria  19 Jahr
Hans Michael                              3    Jahr                        Anna Dorothea   10 
                                                                                        Catharina 7 
                                                                                        Magdalena 1 1/2 Jahr"


StA Landshut Regierung Straubing A 4203. Andreas Billich spricht hier "Von meinem verstorbenen Schwachern Adamen Mosshammer". Schwacher stand damals nicht für den heutigen Schwager sondern für den Schwiegervater.

Es gibt also, wie eingangs erwähnt, eine belegte Besitzerfolge auf dem Anwesen von 
Georg Mooshammer, Kötztinger Bürger und Besitzer des (adeligen) Sitzes Zittenhof
Adam Mooshammer, erhielt das Brau- und Schankrecht bestätigt
Andreas Billich

Einschub
In der ersten erhalten gebliebenen Marktrechnung (1635) steht ein bemerkenswerter Eintrag - allerdings ist die Bezugsperson nur ein "Herr Billich", so dass der Beweis nicht schlüssig ist. "Als am heilligen Pfindstabend ao 634 ain Khayserischer Wachtmaister mit 70 Reithern eingefallen yber nacht alhier 
verblieben zue morgens zween wagen mit Proviant , 6 Schlagründer und 15 Schaf begerth so ihme verreicht worden , danach darZue den ganzen Markht außplündern lassen , Leztlich Herr Pillich ainen 
Neuen Wagen zween Oxen und ain Pferdt so Ime aber nit mehr geliefert worden , herleichen muessen , darfuer Ihme bezahlt 65 Gulden."
Einschub Ende

Es ist weiterhin grundsätzlich schwierig, angesichts der vielen Mitglieder der Billich-Großfamilie, von denen viele gleichzeitig als Bürger, als Räte und als Gastgeber bezeichnet werden, den roten Faden nicht zu verlieren.
Andreas Billich wird im Jahre 1643 (HStA München GR183/26) bestätigt: er hätte "hat in seiner Behausung eine Braustatt , darf braunes Bier brauen und unter dem Reiffen verkauffen". 
Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieg findet sich eine Quartiernahme in Kötzting durch den "Herrn Kommissar Lerchenfeld" für dessen "Zöhrung" Ander Billich fast 4 1/2 Gulden der Marktkasse in Rechnung stellen durfte. Ähnlich ist der Eintrag fürs Folgejahr, als es im Rechnungsband heißt: "wie Herr Kriegskommissar von München alhir ankhommen und vor bey demselben drey beschwer Puncten der alhier inlogierten Reuther halber anzepringen gehabt sein wür zween tag in verwardt gstandten dazemallen bey Andren Pillich zöhrung auferlofen.

Aus dem Jahre 1655 haben wir eine Ortsbeschreibung der Kötztinger Marktlehen, die damals - es gab ja noch keine gezeichneten Ortspläne - ihre Lage durch die Angabe der Nachbarn definierten. Andreas Billich Anwesen war ja, wie bereits angeführt, kein Marktlehen, weshalb es auch nicht in der Liste auftaucht. Bei der Lagebeschreibung der Wuhn - jedoch steht ein entscheidender Hinweis:
HStA München Landshuter Abgabe 1982 KL Rott B2

"Khözting
Wuhn ain Preustatt
Gemainer Marckht Khözting hat obbemelte Wuhen, welche negst dem Spithall und Andreen Billiches Preustatt ligt....
."

In all den Wirren der Nachkriegszeit mit den vielen Brandstätten, die es in Kötzting noch gab und den - trotzdem - darauf liegenden Hypothekenschulden wird erkennbar, wie sehr die einzelnen Billichstränge damals noch verbandelt waren, was uns immer wieder den Fingerzeig gibt, dass die - konstuierte - Abstammung Andreas Billichs von Sebastian Billich korrekt ist. 
Im Jahre 1660 wird Andreas Billich als Kammerer - nun also auch Mitglied im Inneren Rat - und als Schützenmeister bezeichnet, als er den "Schützenvortl", als den angeordneten Unterstützungsbeitrag für die Kötztinger Schützen entgegennimmt. 
In derselben Marktrechnung von 1660 findet sich ein weiterer interessanter Eintrag:

StA Landshut Markt Kötzting Rechnung von 1660
"Herrn Andreen Billich des Innern Raths und Cammerern, welcher das Thorhaus Pauen lassen, vermög der spezifizierten Rechnung Nro 46 wider erstattet und bezalt 51 fl 52 kr."
Andreas Billich hat also als verantwortlicher Bauleiter den Wiederaufbau des Chamauer Tores betreut und diesen Bau zunächst auch aus seiner eigenen Tasche bezahlt, was ihm dann nach Kontrolle wiederum erstattet wurde.
Als einen Jahressold erhielt er übrigens - der Betrag änderte sich später auch über die Jahrhunderte nicht - 10 Gulden ausbezahlt.
StA Landshut Markt Kötzting Rechnung von 1660
"Herrn Andreen Billich des Innern Raths jährliche Besoldtung vermög Scheins Nro 121 ausgehendigt  10 fl"
Am Ende der Jahresrechnung steht noch ein interessanter Eintrag:
StA Landshut Markt Kötzting Rechnung von 1660

"Herrn Andreen Billich wegen einer Schwieger...   186 Gulden."  Dies ist eine Summe, die möglicherweise der Schwiegervater Mooshammer dem Markt geliehen hatte, unverzinslich.




In einer "Aufschlagsrechnung" von 1668 - ähnlich einer Alkoholsteuer von heute - findet sich der Bürger und Gastgeber Andreas Billich mit einer Abgabe von 22 Kreuzern für "3 Eimer Bierbrandtwein" und 1 Gulden und 30 Kreuzer für "1 Vässl Frankhenwein von Paulus Harr, Cham" in der größe von 3 Münchener Eimer. Der "Bierbrandtwein wurde aus dem bei der Bierbrauerei anfallenden und schwach alkoholhaltigen  "Glegerwasser" gewonnen. 
In derselben Steuerabrechnung findet sich auch der Umfang seiner Brauereitätigkeit: " derselb hab von Neuem Jahr bis Georgi des 1668 isten Jahrs uf seinem Preustädl als 12 Sud Pier gesoten.
Bei einem weiteren Bauvorhaben findet sich der Kammerer Billich als quasi Bauleiter, der den Bau aber nicht nur betreute sondern zunächst auch selber bezahlte, der Kötztinger Schießstätte.
 
StA Kötzting Marktrechnung von 1673
"Yber beschehene Anordtnung hat man durch Herrn Cammerer Billich uf der Schießstatt die Schüzen und den Ziller zwen Stadtner neben einer absonderlichen Maur von Ziegl und Rauch Stain auffirhen lassen, hieryber dan nach Lauth deß ermelten H: Billichs yberreichten Rechnung an Uncosten ergangen 1 fl 30 xr."

In der Marktrechnung des Jahres 1677 findet sich eine ganze Reihe von (Zwangs-) "Rückzahlungen" von Seiten des Kammerers Billich zurück in die Marktkasse. Offensichtlich hatte es zuvor eine Rechnungsrevision durch den Straubinger Rentmeister gegeben, die für ihn zu schmerzhaften Ausgaben führte.
1680 wurden die Kötztinger Bürger zusammengerufen, um in Anwesenheit des Rentmeisters den Eid auf den Landesfürsten abzulegen. Die Ehrengäste logierten und speisten beim Kammerer Billich, dem damals bereits ersten Hause im Markt. 

"Als man gegen ihre churfuerstlich Durchlaucht unserem gnedigsten Landsfuersten und Herrn pp vermittels der gdsten Abgeordneten H: H: Commissarren pp von gemainen Markts wegen durch den Rat und gesammte Buergerschaft die Erbhuldigung underthenigst abgelegt und zu schuldig gehorsamsten Ehren die wohlgemeldte Herren Commisarren bei Herrn Cammerer Billich bei Ihrer Ankunft übernacht und den darauf folgenden Mittag neben den inneren Rat traktiert und freigehalten hat die Zöhrung sambt futter und Pferden neben der Verehrung in allem getroffen 30 fl 22 kr"
Aus dem Rechnungsbuch des Folgejahres erfahren wir von einem bereits seit Jahren laufenden Rechtsstreit des Marktes mit ihrem Kammerer Billich wegen dessen Bierverkauf auch an außerhalb des Marktes. Der Magistrat beschließt für den Fall eines ungünstigen Ausgangs dieser Angelegenheit, die angelaufenen Unkosten genauestens zu dokumentieren.
Mittendrin in diesem laufenden Rechtsstreit verstirbt Andreas Billich am 31.3.1682.

Billich Johann und Mauerer Maria Agnes

Am 28.9.1687 heiratete der Wirt, Bürger UND Witwer Johann Billich die Chamer Ratstochter Mauerer Maria Agnes. Die vorherige Hochzeit ist nicht eindeutig zu klären, da es zwar eine andere Ehe eines Sohns des Andreas Billichs in den Matrikeln gibt, dieser jedoch mit Georg angegeben ist. Laut der oben angeführten Selenbeschreibung hatte Andreas Billich eben einen Hans Georg, einen Georg und einen Hans Michael. Blickt man in die Taufmatrikel, lassen sich mehrere Geburtseinträge ab 1683 belegen, bei denen der Vater als Johann Billich, Wirt, angegeben ist.
PfA Kötzting Band 2
"28. September gaben sich vor dem Erzdekan das Versprechen einer zukünftigen Ehe, der  Herr Johann Billich, verwitweter Kötztinger Bürger und Wirt, mit Maria Agnes, Tochter des Chamer Ratsherren Martin Mauerer". Am 20. Oktober wurde die Ehe dann vollzogen.


 

 Einschub

Die Tochter Magdalena - in der obigen Seelenbeschreibung noch als Kind im Alter von 1 1/2 Jahren aufgeführt - wird im Jahre 1682 bestraft, weil sie unehelich ein Kind geboren hatte.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1682
"Einnamb an geltstraffen wegen leichtferttigkeiten
Magdalena, Andreen Billichs des Rgats Burgers eheliche Tochter, ist von Wolfen Schmidt Pendtlerischen Quartiermeister in Unehrn ohne gevolgte Verehelichung eines Khündts geschwengert worden, dahero hat man Sye in erwegung die Umstendt nit zum Besten gewest, und die Leichtferttigkeit zum Öfftern vorgangen, sambt der volio einkhommen Fenkhnus per 2 Pfund Pfennige abgestrafft
.


Wie im Rechnungseintrag erwähnt, kam zu der Geldstrafe auch noch eine Körperstrafe hinzu:


"Folio 6 zeigt diese Rechnung, daß Magdalena Andreen Billich des Rhats alhir, eheliche Tochter, von Wolfen Schmidt Penndlerischen Quartiermaister in Unehrn ohne gevolgte Verehelichung aines Khündts geschwengert worden, also man Sye auch neben obiger Geltstraf 2 Tag in der Geigen bei Haus abgestrafft, anhero an gelt NIHIL."

Der Vollständigkeit halber: Magdalena Billich kam dann doch noch unter die Haube und ihr Ehemann war von derselben Einheit, wie der Kindsvater. Am 8.6.1683 heiratete sie Georg König von der Bentlerischen Kompagnie.
Einschub Ende  



 

Ähnlich wie sein Vater steckt Johann Billich in einem andauernden Streit mit dem Markt wegen seines Brauverhaltens. Offensichtlich weigerte Johann Billich sich, sich  in die Karten sehen zu lassen und verkaufte - obwohl vorgewarnt - sein Bier ohne eine Bierbeschau und Vergütung. Wer nicht hören will muss fühlen, die Strafe dafür war saftig. 
StA Kötzting Marktrechnung von 1683

"Dem Hansen Billich hat man Obrigkeitlich aufgetragen , dass er unbeschaut und ohne Saz bey 5 kr Straf khain Pier mehr verleithengeben solle. So er aber dessen ungehindert darwider gethan ihm solche
Straff khein gewahrung sein lassen, sondern sich ungehorsamb gezaigt hat dasselber solche Straff verlegen muessen, wie das Protokoll fol 13 weiset, erlegen miessen welches trifft 5 fl 52 kr 6 H:"
Im selben Jahr war er übergriffig, als die Spitalpfründtnerin Catharina Robl verstarb und er deren Verlassenschaft einfach an sich genommen hatte, ohne die Spitalverwalter darüber zu informieren. Diese Tat kostete ihn 1 Pfund Regensburger Pfennige.
Johann Billich wurde aus der obigen "Bierstrafe" nicht eines besseren belehrt, da er bereits im Folgejahr erneut wegen einer verweigerten Bierbeschau mit einer Zahlung in die Marktkasse aufgeführt ist.
Es hat den Anschein, als ob Johann Billich - wohl ähnlich wie bereits sein Vater - in dieser Angelegenheit nicht "kleinbei geben" wollte, denn in den 1685er Büchern steht in den Ausgaben des Marktes ein Botenlohn ans Appellationsgericht nach Straubing "wegen der Billichschen Pierbschaus Verbschaidung". 
Das Ergebnis dieser Revisionsverhandlung steht nicht in den Akten, da es jedoch auch mit den nächsten Besitzern auf dem Anwesen Probleme mit dem Brauwesen gegeben hat, vermute ich, dass es nur eine Scheinlösung gegeben hatte, die nicht tragfähig gewesen war.
Am 13.5.1693 jedenfalls verstarb - noch relativ jung, nur 6 Jahre nach seiner Heirat - der Kötztinger Magistratsrat und Gastgeber Johann Billich. Kurze Zeit später heiratete die Witwe Agnes Billich einen Hans Krieger von Haid aus der Pfarrei Konzell. Es sollte sich sehr bald herausstellen, dass dieser neue Ehemann aus demselben Holz geschnitzt war, wie die Billichs in der Vergangenheit. 


Hans Krieger und Agnes Billich


Ab dem Jahre 1697 lässt sich der Bürger und Bierbräu Johann Krieger in den Kötztinger Archivalien belegen und sehr häufig sind es Beschwerden über ihn bzw. Anklagen, wie im folgenden Beispiel über "Harrupfen und Orfeigen Versezen"
Hanns Krieger, burger und Bierbräu, umb er Romano Schloegner auch Buerger und Bader alhir beim Haar gerauft und Ohrfeigen versetzt, nach Ausweis Rhats Protokolls fol 81 gestrafft worden per 1/2Pfund Pfennige macht 34 xr 2 H. "

   


Gut zwei Jahre später - 1700 -zahlt er die doppelte Strafe, als er dem Kötzting Schuhmacher Ander Zissler eine Ohrfeige gegeben hatte. Aus demselben Jahr erfahren wir durch einen Beleidigungsprozess näheres über einen obskuren Mordfall. Geklagt hatte eine der Kriegerschen Bedienungen und der Beklagte hatte dieser indirekt vorgeworfen, in den Mordfall verwickelt gewesen zu sein.
Da diese Geschichte schon einmal veröffentlicht  worden ist, hier nur der Link auf den Mord, der vermutlich dem "Roten Steg" seinen Namen gegeben hatte.
Immernoch im Jahre 1700 stehen der Amtskammerer Hans Märkl und der Bierbrauer Krieger vor Gericht, weil sie sich öffentlich gegenseitig als "Bürgerverderber und Schelmben" bezeichnet hatten. Gemeinschaftlich hatten sie 1 1/2 Pfund Pfennige als Strafe zu tragen.
Seine Frau, die Agnes, steht ihrem Manne in ihrer Energie in nichts nach und muss - wir sind immer noch im Jahre 1700 - ein ganzes Pfund Pfennige bezahlen dafür, dass die "Elisabetha Dierin eine Hurn verscholten" hatte. Diese wiederum, also Elisabeth Dürr, gab der Frau Krieger in gleicher Münze zurück, nannte sie eine "garschtige Hurn und Lumppen", musste dafür jedoch nur 1/2 Pfund Pfennige als Strafe bezahlen, damals zwei Tagelöhne eines Handwerkers..
Zusammen mit dem Kötztinger Schuhmacher Andreas Zissler - siehe oben - stand Johann Krieger im Jahr drauf erneut wegen einer Rauferei vor Gericht...... und so gehts munter weiter.

Wir nähern uns zeitlich dem Spanischen Erbfolgekrieg und nun wird der kapitalkräftige Gastwirt und Brauer mit seiner zentralen Lage im Markt zum großen Kriegsgewinnler.


Der Spanische Erbfolgekrieg

 

1703, nach der Niederlage der bayerischen Truppen und den nachfolgenden laufenden Einquartierungen der fremden Soldaten, wohnten die Herren Offiziere der österreichischen Armee mit ihrem Gefolge im Anwesen des Johannes Krieger und ließen es sich gut gehen. Die Mannschaften und niederen Dienstgrade wurden auf die anderen Bürgerhäuser in Kötzting verteilt. Auf Befehl der siegreichen Armeen mussten die Kötztinger Bürger Tagesrationen an die fremden Soldaten zahlen, in Geld bzw. Naturalien. Die Offiziere wurden außergewöhnlich hoch entlohnt und gaben dieses Geld beim Krieger mit vollen Händen aus. Reichte die Summe nicht und wollten sie es sich doch weiterhin noch gut gehen lassen, so ließen sie einfach anschreiben und, nach Abzug der Truppen, präsentierte der Wirt, Krieger Johann, die Rechnung beim Magistrat, und so tauchte der Betrag dann im märktischen Rechnungsbuch als Ausgabe auf.
„Dem Husaern Obristleutnant sogenannt Basikar hat man als er ander mahl nach dem Einfahl ins Schloss anhero kommen auf dessen begehren 3 Khöpf wein und 4 Köpf Salz reichen und der Hansen Krieger alhir fuer iedes Köpf Wein 20 xr in allem bezahlen miessen. 
So seint dem H: Johannistag 3 Husaern Offizier in aller Eill under der Kürchenzeit ankomben und die Einkher beim Krieger genomben, welche neben denen Knechten verzöhret 1 Gulden 51 Kreutzer“   

 

 
 Eine Kuriosität am Rande dieses Kriegszuges passierte am Heiligen Abend 1703

„Als an H: Abent 2 Compagn kayl: Husaern von Pöhamb heraus und das Nachtquartier zu Hovern, Perndorf und Aernpruckh genomben, Volgents aber nacher Passau marschiert, ist alhir bey dernacht, wie sonst an der H: Christnacht gebreuchig ain Schuss beschechen, von welchem sye vermaint es seye Bayr: Voelckher verhanden und zumahlen dann derentwillen die ganze Nacht hindurch 6 biss 8 Husaern Regnoscierung [Erkundingung] geritten, hat man ihnen uf begehrn an Pier und Prandtwein raichen miessen  54 Kreutzer“.



Mussten Kontributionen gezahlt werden so traf das jeden Marktlehner mit dem selben Betrag. Die Söldner und Häusler zahlten zwar weniger, aber trotzdem musste jeder dasselbe zahlen, unabhängig von seiner sonstigen Wirtschaftskraft.  „Wie der Comissarij Syess widerumben von Marckht zum 6 monathlichenWüntter Quartiers Contingent 800 fl begehrt und solche bis uf 450 fl herunder gebetten worden hat mann weillen under der Bürgerschaft nur 300 fl zusambbringen gewest zu Umbgehung des angetrohten Arrests und Execution... den Yberrest von Herrn Pfleger alhir entlehnt mit 150 fl“. 

Beim Pfleggericht wurde also eine Anleihe aufgenommen, um die verlangten Gelder bezahlen zu können. Es sollte damit verhindert werden, dass zur Erzwingung der Bezahlung zuerst der Magistrat eingesperrt und dann auch noch die Bürger Einquartierungen hätten aushalten müssen. Die Sondersteuern wurden nicht, so wie heutzutage zu vermuten, nach der Höhe des persönlichen Einkommens erhoben, sondern die Marktlehen, Sölden und Häuser waren nicht nur eine rechtliche sondern auch eine steuerliche Größe. Alle Marktlehner, ob bettelarm oder wohlhabend, hatten denselben Betrag zu zahlen. Für manche Marktlehner waren diese Zeiten existenziell und sie kamen sprichwörtlich um Haus und Hof, für andere war es eine gute Möglichkeit Geld zu verdienen. Sogar der Markt war gezwungen, Immobilien aus seinem Besitz verkaufen, um seine Schulden bezahlen zu können  und bares Geld hatte zu der Zeit fast immer nur eine Person: Johann Krieger.

die unumbgängliche Notturfft hat erfordert Hannsen Krieger Bürger und Pierpreunen alhir wegen der Bezahlung yber obige Einquartierung dem Markht weithers von Camb zu repartierte 10 Man die Portiones die sogenannte 2 Lärenpecher und 2 Rabenweyer zuverkhauffen dahero beisambt dem Leykhauff eingangen : 454 fl  
Dieses Geld wurde dringend benötigt, denn:
Beim Abmarch der Königl: Preussischen Truppen hat man denen alhir inquartiert gewest 75 muendt portiones (=Tagesrationen) vors Monath Apprill bezahllen mithin mehrmallen ain anlage einbringen muessen : 481 fl“    
Das Geld für die an Krieger verkauften Weiher hatte also nicht einmal dazu ausgereicht, um auch nur eine einzige der vielen Kontributionszahlungen zu erfüllen.

Noch im Jahre 1703 hatte er einem seiner Billich-Verwandten einen sehr umfangreichen Grundbesitz abgekauft. Hans Georg Billich veräußerte den "von seiner Ahnfrau Maria Billichin, gewester Cammerin, an sich gebrachter Theill in 6 Äckern und 1 Wiese" um  130 Gulden.  

Die Kötztinger Bürger, so wie alle anderen in Bayern, wurden von den feindlichen österreichischen Truppen mehrere Jahre lang vollständig ausgeplündert und mussten anfangs sogar den fremden Soldaten noch helfen, den Markt gegen die anrückenden bayerischen Soldaten verteidigungsfest zu machen.

 Auf Anschaffung der alhir in Quartier gelegenen Husaern haben in aller Eill alle Gässen mit Schrankpaumen und Bollisäten vermacht werden miessen, davon man 3 Zimmerleith bezahlt    Und umb willen die Husaern alle Nacht bey St. Veith ein Wachtfeuer gebraucht  hat man von Georg Finckhen 4 Fuether Prennholz von Wäzlholz hereinfuehren lassen und dem Fuhrlohn bezahlt  und weillen das Holz zu obigen Wachtfeuer nit verklöckht, hat man notwendiger weis von Franzen Waldherr Holz erkhauffen miessen 45 kr“.. 

 Auf dem heutigen Marktplatz brannte, bei ansonsten völliger Dunkelheit, ein Lagerfeuer, das die Kötztinger Bürger zu unterhalten hatten und beim Krieger ließen die Offiziere, allerdings bei anderer Gelegenheit, anschreiben: „Zu  Erhaltung guetten commando auch das die zu Vorspann verschafft Pferdt wider zurueckgelassen werden mechten,hat man an ienigen 130 fl Gelt so Herr Obristleutnant Millpeckh beim Hansen Krieger alhir anstehent gelassen mit Verwilligung aines gesambten Rats und Ausschuss erlegt.“ Der Herr Obristleutnant hatte also kräftig anschreiben lassen, damit man aber weiterhin gut miteinander auskommen möge und vor allem damit die zum Vorspann verliehenen Pferde auch ja wieder zurückgegeben werden würden, hat der Markt die Summe übernommen – und die beim Krieger aufgelaufenen Summen bezahlt.
Überblickt man die überlieferten Listen an Kontributionszahlungen in den Archiven, so ist es schier unglaublich, was die Bürger Kötztings an Geldsummen haben aufbringen können. Wohl durch Mobilisierung der letzten Geldreserven und Aufnahme immer neuer Schulden bei den verschiedensten Geldgebern überstanden die Bürger auch diese schwere Zeit, allerdings zumeist vollständig verarmt.


 

 Die Familie Luckner kommt ins Spiel 

Am 17.8.1706 hatte Herr Samuel Luckner aus Cham die erst 16jährige Franziska Billich, Tochter aus der ersten Ehe der nunmehrigen Frau Agnes Krieger geheiratet.
Frau Krieger, vorher verheiratete Billich und nun eine geborene Mauerer aus Cham, hatte wohl andauernde und gute Verbindungen zurück in ihre Heimatstadt behalten und so zog Franzsikla Billich im Jahre 1706 nach Cham, bekam dort mit ihrem Mann insgesamt 8 Kinder, 6 Söhne und zwei Töchter. Der älteste der Söhne war Wolfgang Samuel Luckner, der spätere Kötztinger Kammerer. Der zweitjüngste der Söhne wurde auf den Namen  Johann Niklas getauft. Aus ihm wurde später der berühmte Sohn Chams: Graf Luckner.
Dies alles liegt jedoch noch in der Zukunft, nur die Hochzeit und der Auszug der jungen Tochter ist hier zu diesem Zeitpunkt relevant. 
 


Einschub Ende
 


Wie schon seine Vorgänger auf der Privatbrauerei, bekam auch er es mit der "Bierkontrolle" des Magistrats zu tun und wurde im Jahre 1704 kräftig bestraft, weil er "vor Michaeli wider die Gebuehr praunes Pier gesotten und solches ohne Saz ausgegeben" hatte. Er hatte also - im Gegensatz zu den öffentlich kontrolliertem Kommunbrauhaus - schon vor der erlaubten Startzeit (=Michaeli) begonnen Bier zu brauen und hatte dieses danach auch noch gleich verkauft, ohne die vorgesehenen Abgaben zu leisten. Und dies vor dem Hintergrund, dass die restlichen Gasthäuser Kötztings zu dem Zeitpunkt nur noch das alte und vermutlich ziemlich schale Bier in ihren Kellern lagern hatten., 

Doch zurück zu den schweren Zeiten für die Kötztinger Bürger.

In einer ganz anderen Situation befand sich Johann Krieger, wie oben bereits angeführt, war er kapitalkräftig, während seine Mitbürger Immobilien verkaufen mussten, um sich zu finanzieren. Im April 1706 konnte er einer seiner Stieftöchter 1221(!)  Gulden an Heiratsgut auf einen Schlag ausbezahlen und als im August desselben Jahres seine zweite Stieftochter nach Cham heiratete wird sie sicherlich mit einem ähnlich hohen Betrag ausbezahlt worden sein. 
Die Liste der Grundstückskäufe ließe sich noch  weiter fortsetzen. Wichtiger jedoch war seine Erwerbung vom 21.10.1710. Unter diesem Datum kaufte er um 537 Gulden den Gschwandhof zu seinem Besitz hinzu, einen der Kötztinger Urhöfe, rechtlich gesehen ein Marktlehen, was für ihn einen ganz besonderen Vorteil bot. Eine zusätzliche besondere Eigenschaft hatte der Gschwandhof zusätzlich, die ihn gegenüber allen anderen Anwesen Kötztings auszeichnete. Der Gschwandhof hatte zwei „Afterlehen“. Es gab also lehenpflichtige Vasallen zu diesem Hof. Es waren dies, zwei Bauernhöfe, deren Besitzer an den Eigentümer des Gschwandhofs Abgaben zu zahlen hatten.  Es waren dies das Wirtshaus in Rappendorf und ein Hof am Auhof. Einen Monat nach dem Kauftermin bezahlte Johann Krieger die komplette Kaufsumme für den Gschwandhof auf einmal in bar. 

StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll B5 Kopf der Verkaufsurkunde über den Gchwandhof über 537 1/2 Gulden von Martin Hofmann an Johann Krieger im Jahre 1710

Nun war er, geschäftlich gesehen, in einer ganz neuen Situation. Durch den Besitz eines Marktlehens und seiner Privatbrauerei hatte er nicht nur das Braurecht im Kommunbrauhaus sondern konnte durch sein eigenes Brauhaus schalten und walten wie er wollte. Folgerichtig stellte er den Antrag, sein privates Anwesen und den Gschwandhof zu einer Einheit zusammenfassen zu dürfen. Bisher war es in Kötzting üblich gewesen, dass brauende Bürger, die nicht nur das Braurecht ausübten sondern auch einen Ausschank betrieben, sich gegenseitig mit Kellerlagerraum aushalfen.
Die Kötztinger Bürger behaupteten im Prozess, dass sie früher manchmal sogar im Gschwandhofkeller - beim „Hofmann“ - Fässer einlagern hätten dürfen. Dies wäre nun nicht mehr möglich, weil Johann Krieger in seinem eigenen Brauhaus einen Sud nach dem anderen braue und anschließend das Bier im Gschwandhofkeller lagere. Alljährlich durfte eigentlich erst ab Michaeli mit dem Bierbrauen begonnen werden. Im Kommunbrauhaus, mit seiner kommunalen Aufsicht, musste natürlich diese gesetzliche Regelung genauestens eingehalten werden. Anders beim Kriegerbrauhaus. Dieser begann regelmäßig - wofür er ja, siehe weiter oben, auch bereits seine Strafe hatte zahlen müssen,  -  so die Anklage seiner Gegner, 10 Tage früher mit dem Brauen und konnte so, lange bevor die anderen Wirtshäuser Bier anbieten konnten, oder auch zu manchen Zeiten wenn die Mitbürger aus Mangel an Rohstoffen das Brauen hatten einstellen mussten, immer ausreichend Bier zur Verfügung stellen und damit den anderen das Geschäft verderben.
Dagegen liefen nun alle anderen Marktlehner Sturm, bestanden auf dem alten Herkommen und meinten „.... dass aber dieses (das Zusammenschließen von Gschwandhof mit seinem Hauptanwesen) als das Hauptwerch dem Krieger nit anstehen oder gefallen will, hat er destwillen unser der bräuenden Bürgerschaft Anbringen und nottringliches Erindern [Klageschrift] nur vor ein lauther S.V. Lügenwerch gehalten. Aber müssen ihme dieses als anseithen seiner schon gewohneten Luftstraich auch darumb zu guet halten und vorbeygehen lassen, seithemallen sich Krieger wegen seines Reichtums selbsten nicht mehr kennet und nebenbey marktkundig ist, dass sein Kriegers wortt nit iedesmahllen ein Evangelische Wahrheit seyen.“
Krieger meine wohl, so sagten seine Gegner, er könne in Kötzting machen was er wolle.  Vorwürfe genau dieser Art hatte es fast wortgleich schon vorher gegen die Billichs gegeben und wird es auch später gegen den Enkel Wolfgang Samuel Luckner gegen.
Die Mitbürger Kriegers waren empört über seine Absichten, da sie ja schon Jahre zuvor versucht hatten gegen seine Brauerei anzugehen. Den brauberechtigten Bürgern Kötztings war er schon früh ein Dorn im Auge, da er auch an einige Wirthäuser in der Umgebung Bier lieferte und sie zweifelten die Berechtigung dazu an, denn schließlich hatte der Markt Kötzting in seinen Freiheitsrechten den alleinigen Bierverschleiß im weiten Umkreis zugestanden bekommen. Das Pfleggericht setzte einen Untersuchungstermin an und Johann Krieger konnte ohne Probleme Zeugen aufbieten, die Bierlieferungen seines Bräuhauses an Gastwirtschaften, vor allem im Zellertal und nach Thenning, schon seit den Zeiten des „alten als jungen Billich“ bestätigen konnten.
Seine neue Absicht aber den Gschwandhof mit der Privatbrauerei zu verbinden brachte nun buchstäblich das Fass zum Überlaufen.

  • Die Einnahmen beim Kommunbrauhaus, die zur Hälfte der Marktkammer zuflossen, seien von 775 Gulden auf nur noch 410 Gulden in den Jahren 1708 bis 1714 zurückgegangen.
  • Krieger sollte im Gschwandhof, wenn er schon noch mehr brauen wollte, nur das Bier einlagern dürfen, dass er im Kommunbrauhaus auch selbst hatte brauen lassen, und dafür auch die entsprechenden Gebühren, „die Composition dafür abzuführen, dessen sich Krieger in sein Herz hinein schämen sollte, dass er als ein vorher wohlhabender Mann... versucht die Bürde auf uns zu schieben. Volglich uns hiermit gar zu ruinieren suechet. Dieses schmerzte die Bürger und so rechneten sie ihm vor, dass doch noch bewusst ist, dass er vor dem Krieg, nit allein von denen Gotteshäusern, sondern auch von anderen Orthen Gelt entlehnen müssen. Seithero aber 2 Töchter ausgeheiratet und ieder 1000 fl bezahlt, ohne was der Sohn beim Studium gecostet. Die Marktlehner meinten, dass er 4000 fl hineingehauset habe.... sonderbar wegen der gehaltenen Hauptquartier. Während alle anderen Bürger mit Brandenburgischen Soldaten belegt waren, hätte er Krieger gar nicht genug braunes Pier sieden und Pranntwein prennen können.“
  • Darüber hinaus hätte er aus einem Nebengebäude, das Mitte des 17. Jahrhunderts zum Gebäudekomplex hinzugekauft worden war, „ein anseheliches Pallasst erpauth“. Und die Mitbürger sahen voraus, dass dies nicht nur für das Hauptquartier nötig war, „sondern er hat es also erpauth, dass er mehrer Gäst bey seiner Würtschafft sezen: auch er Krieger hinein eine Acomodet: und Schlafkammer haben khönne.“ Obwohl auf diesem Haus keinerlei Gerechtigkeiten Herkommens waren, wolle er alle Hochzeiten und alle Feiern an sich ziehen und die Gemeinschaft der Bürger schädigen, obwohl die Marktlehner immer schon diese Feiern im Wechsel ausrichten konnten.

Bei all den Schwierigkeiten, die die brauberechtigten Bürger mit Johann Krieger hatten, so würden sich diese noch vergrößern, wenn die Rechte des Gschwandhofes als Marktlehen auch auf die Bräustätte übertragen werden durften, was sie, „sambentlich preuente Bürgerschafft zu Kötzting, untertänigst“ zu untersagen erbäten.
Es war aber so, wie im heutigen Leben auch manchmal, Krieger war zu mächtig und konnte viele seiner "Rechte" als herkömmlich belegen UND das grundsätzliche Recht eines Marktlehners, das er ja nun durch den Erwerb des Gschwandhofes belegen konnten, konnten und wollten i9hm auch die anderen Marktlehner natürlich schlecht abstreiten.

 

 

Der große Marktbrand von 1717

Kötzting litt noch immer unten den Nachwirkungen des Spanischen Erbfolgekriegs als es am 25.9.1717 zu einem verheerenden Marktbrand kam, der - ähnlich wie 1867 - eine komplette Seite des Marktes in Schutt und Asche legte. Aber was passierte dabei....... fast der ganze Markt war betroffen, nur nicht die Anwesen in der heutigen Herrenstraße und so konnte die Familie Krieger munter weiterwirtschaften, während die Kötztinger Bürger mit dem zähen Wiederaufbau beschäftigt waren.

Pater Gregor schrieb vom Pfarrhof[aus an seinem Abt im Kloster Rott “... als am itzt verflossenen Sambstag (25.09.1717) dem 25. abens umb 8 Uhr zu nachts ist bey Herrn Riederer durch Unvorsichtigkeit und Nachlässigkeit Feuer im Stadl auskommen, welcher gleich dergestalt ueberhand genommen, das in einer halbe Stund der grosse Tractus bis zum Tirrigl Haus hinauf und hinab bis zu dem Spitall vom Schmidtstaller in voelligen Brand geraten und alles in Grund und Poden zusammenverprennen sambt allen Städeln Getraidt, Heu und Grainedt. Wir haben uns nicht anders eingebildts als der ganze Marckht der Pfarrhof sambt dem Traidtstadl verbrinnen wuerdt“. Da Pater Gregor die Feuerwalze auch auf die Kirche und den Pfarrhof zurasen sah, ließ er das Gebäude räumen und alle Möbel in den Keller bringen, er selber aber „ist mit dem hochwürdigsten Gut dem entsetzlichen Feuer entgegengestanden. Da hat sich der Wind gewendet und den heruntern Thail gegen uns nit angegriffen.“

Drei Tage lang hatte das Feuer gewütet, „21 Häuser und Marktlehen, und zwar die besten, sind abgeprunnen.“ Aus heutiger Sicht ist die ganze Häuserzeile der aufwärts gesehen linken Markstraßenseite in Grund und Boden verbrannt worden, vom Kaufhaus Wanninger bis zu Tabak Liebl.(Marktstraße 9)

Bevor das Feuer auch den unteren Markt und die Herrenstraße zerstören konnte, drehte der Wind, wie oben berichtet. In weniger als 100 Jahren war Kötzting mehrmals zerstört, längere Zeit über besetzt und auch ausgeplündert worden, und immer waren diese Krisenzeiten für die Besitzer dieses Anwesens entweder wirtschaftlich von Vorteil oder sie waren zumindest nicht so belastend wie für ihre Mitbürger. 

Gegen Ende seines Lebens hatte Krieger Johann, noch als Kammerer, für sein und seiner Ehefrau Seelenheil die Kapelle im oberen Friedhof bauen lassen und vermachte als „ewigen“ Jahrtag den Ertrag zweier Wiesen der Pfarrkirche Kötzting.


Stadtarchiv Bad Kötzting AA IX-3 Anbau eines Leichenschauhauses an die Friedhofskapelle. Der linke Teil des Gebäudes war die von den Kriegerschen Eheleuten gestiftete Seelenkapelle, die dem Marktbrand von 1867 zum Opfer fiel, der rechte war ein Anbau aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts zum Zwecke der verpflichtend eingeführten Leichenbeschau..

Im Einzelnen verfügten die Beiden: "Ich, Johann Krieger Pierpräu und zur Zeit Kammerer alhier zu Kötzting und mit Ihme ich Agnes dessen Eheconsortin  haben hernach folgende Disposition abgeschlossen": Jedes Monat soll eine Seelenmesse in dem „von uns erbauthen obern Seelhaus“ gelesen werden. Diese „ewigen“ Messen wurden finanziert durch eine, auch den Nachbesitzer bindende, dauernde Hypothek von 200 fl auf die Marktmühlwiese und den Hammeracker. Diese Hypothek sollte jährlich mit 15 Gulden verzinsen werden.  Am 7. Juni 1727 verstarb dann in Kötzting der ehemalige Kammerer, Braumeister und Hopfenhändler Johann Krieger.

PfA Kötzting Band 18 Seite 37
"Am 7. wurde der Bürger und ehemalige Kammerer Johannes Krieger in Kötzting begraben."

Drei Jahre später, am 30.06.1730, starb in Cham der dortige Kammerer Samuel Luckner, der Vater unseres Wolfgang Samuel Luckners, im Alter von 47 Jahren.
Bis dahin hatte Agnes Krieger den Betrieb alleine weitergeführt. Nun zog ihre Tochter, die Witwe Samuel Luckners, mit den vielen Kindern in ihren Heimatort nach Kötzting, zur Großmutter der Kinder.  Franziska Luckner  heiratete in Kötzting zwar noch ein zweites Mal, nämlich 1732 Franz Alexander Wissmann aus Donaustauf, der aber außer zur Sicherstellung seines eingebrachten Heiratsguts keinen darüber hinausführenden Besitzanteil am Anwesen erhielt. In den Kötztinger Rechnungsbüchern steht unter ihrem Namen ein ganz besonderer, einmaliger Eintrag.  Als sie 1731 nach Kötzting gezogen war und den Grundbesitz übertragen bekommen hatte, erwarb sie  - als Frau - das Kötztinger Bürgerrecht und bezahlte dafür die ungewöhnlich hohe Summe von 19 Gulden. Dies ist deshalb so außergewöhnlich, weil mir sonst kein einziger Fall bekannt ist, dass in Kötzting einer Frau das Bürgerrecht verkauft und ausgesprochen worden ist.

StA Kötzting Marktrechnung von 1731

"Weyl Herrn Samuel Luckhner gewesten Cammerers zu Chamb seel hinterlassenen Wittib, Frauen Maria Franzsika Lucknerin von hier gebürttig, ist das Burgerrecht verlichen: und von derselben desstwegen Inhalt Rhats Prothocolls fol 7 erlegt worden 19 fl."

Doch nun weiter im Zeitablauf, am 12. November 1732 heiratete, wie oben bereits angeführt, die Gastgeberin und Witwe Maria Franziska Luckner, die Mutter unseres Samuel, ihren zweiten Ehemann, Herrn Franz Alexander Wissmann aus Forstmühle, Sohn des Jägers Johann Georg und seiner Frau Eva. Die damaligen Trauzeugen waren der Chamer Kammerer und der Chamer Zuckerbäcker Siber. Das Paar übernahm neben dem Kötztinger Gebäudekomplex auch den anderen Besitz, wie z.B. die Sölde und Taverne in Chamerau von der verwitweten Hopfenlieferantin Agnes Krieger. Diese Ehe sollte aber nicht lange dauern, denn am 14.02.1736 bereits verstarb die Wirtin Maria Franziska Wissmann in Kötzting, noch vor ihrer Mutter Agnes. Wolfgang Samuel Luckner, der Sohn - bzw. Enkel der Agnes Krieger - war nun 21 Jahre alt und konnte die Besitznachfolge seiner Mutter antreten.

 

 Die Besitzverhältnisse

Als Johann Krieger Mitte der 90er Jahre die Witwe Agnes Billich heiratete, hatte er lt Heiratsvertrag versprochen 1500 Gulden als Heiratsgut mit in die Ehe einzubringen. Erst am  2. Dezember 1713 ließ seine Frau Agnes ihm eine Quittung ausstellen, dass er sein Heiratsgut auch wirklich bezahlt hatte. Bis dahin wurden wohl alle finanziellen Mittel ge- und benutzt, umden Grundbesitz zu erweitern. Da der Heiratsvertrag der Krieger´schen Eheleute nicht mehr existiert - nur die ausgestellte Quittung nimmt Bezug auf einen solchen - , bei der späteren Besitzübertragung, an Samuel Luckner aber eine Vermögenssumme von 9000 fl errechnet wurde, so wird Herr Krieger mit seinem eingebrachten Heiratsgut wohl nur eingeschränkte Besitzrechte am Anwesen gehabt haben, aber eben uneingeschränkte Nutzungsrechte, und diese hat er, geschäftstüchtig wie er wohl war, bei passenden und passend gemachten Gelegenheiten, reichlich ausgenutzt.

 

Nun also Wolfgang Samuel Luckner, eine schillernde Person, die viele Charaktereigenschaften - gute wir schlechte - in sich vereinigte und ein echter Abkömmling der vielen Generationen Billich war.
Da es für ihn bereits einen eigenen umfangreichen Beitrag im Rahmen unserer Schilderaktion gibt, verweise ich hier nur auf den Link zu dieser Einzeldokumentation. 

Wolfgang Samuel Luckner  

Auch andere Teilaspekte seines Wirkens sind bereits Thema eines Blogs geworden.

Der Kampf um die Reitensteiner Anteile 
Der Bau der Herrensäge - Teil des Beitrags über den Lindnerbräu 
Eine unbekannte Grablege Teil eins  und Teil zwei 

Einer der ganz besonderen Streitfälle, die Wolfgang Samuel Luckner geführt hatte, ist der mit dem Kötztinger Prior Mack und in den Streitakten befindet sich auch eine Grundrissskizze des Lucknerschen Gebäudekomplexes.

StA Landshut Rep 97e fasc. 793 


In dem oben verlinkten Beitrag über Samuel Luckner sind viele seiner Leistungen aufgeführt. Es wird aber auch sein Prozessgebaren erwähnt. Vor allem sein Prozess gegen seinen Schwiegersohn, dem er seinen Besitz übergeben hatte,  ist im Zusammenhang mit dem Anwesen interessant. 
Im Jahre 1774 hatte Samuel Luckner sein Hauptanwesen in der Herrenstraße und all die Nebengebäude in der heutigen Holzapfelstraße an seine Tochter Maria Franziska und deren Ehemann Michael Poschinger übergeben. Der Gschwandhof - und seinen Hopfenhandel - hatte er für sich behalten. Dieses war auch wichtig, da er sonst seinen Status als Kötztinger Bürger verloren hätte. So konnte er auch noch 16 Jahre lang als Mitglied des Inneren Rates als Amtskammerer verbleiben und die Geschicke Kötztings nach seinem Willen beeinflussen. Weil er mit einigen Entscheidungen seiner erwachsenen  Kinder - er hatte insgesamt 22 Kinder von drei Ehefrauen, von denen aber nur wenige das Kleinkindalter überlebten - nicht einverstanden war übergab er, um sie nicht groß auszahlen zu müssen, seinen Besitz weit, weit unter Wert an seinen Schwiegersohn, mit dem er sich schon wenige Tage nach der Übergabe überwarf und prozessierte. Für 7000 Gulden an Heiratsgut erhielt der junge Glashüttensohn einen Besitz im Werte von mehr als 43000 Gulden.

Michael Poschinger und Maria Franziska Luckner

Am 6. Mai 1774 heiratete der aus Drachslsried und Wettzell (Der Vater besaß die Hofmarken Drachselsried und Wettzell) stammende  Michael Poschinger die Maria Franziska Luckner.

PfA Kötzting Band 14 Seite 201
Am 6. Mai schlossen den Bund der Ehe der noble und ansehnliche Herr Johann Michael Poschinger, ehelicher Sohn des ebenfalls ehrenwerten (nobilis weist auf einen Adelstitel hin) und ansehnlichen Herrn Johann Michael Poschinger, sitzend in Drachselsried und Wettzell und dessen Frau Anna Maria, die beide noch am Leben waren, mit der mädchenhaften Jungfrau Maria Franziska, eheliche Tochter des angesehenen Wolfgang Samuel Luckner, Ratsmitglied, Hopfenhändlers, Kammerers und Brauers aus diesem Ort und seiner Ehefrau Maria Magdalena - ebenfalls beide noch am Leben-. Die Trauzeugen waren Herr Josef Luckner, Bürger und Braumeister in Cham und Ullrich Anton Schöllinger, Bürger und Färber in Kötzting. 

Die Trauung vollzog - nach erfolgter Erlaubnis durch den Kötztinger Pater Prior - Herr Ignaz Poschinger  der Bruder des Brautvaters und ein Weltpriester. 
Amüsant ist in diesem Zusammenhang ist eine zeitgenössische Hinzufügung im Heiratsvertrag. Nach dem Vertrag der Besitzübergabe an die Tochter wurde ein eigener Heiratsvertrag abgeschlossen und eine fremde Hand hat nachträglich noch das Adjektiv "tugendsam"  beim Bräutigam dreifach unterstrichen.

StA Landshut Markt Kötzting B 36 von 1774 Heiratsvertrag über 7000 Gulden.

Von Samuel Luckner selber kennen wir die genaue Dauer, wie lange der Friede im Hauses gehalten hatte: ganze 9 Tage ging es gut, dann verließ er das Haus unter Zurücklassung seines Hutes.
 Luckner sprach in seiner Klageschrift von des "bey meiner den 9ten Tage nach seiner Hochzeit unlaugbar beschechenen Ausschaffung". Michael Poschinger hatte also seinen Schwiegervater aus dem Hause geworfen und dieser musste nun in eine Baustelle auf dem Gschwandhof einziehen, den er offensichtlich in Ruhe für sich hatte herrichten lassen wollen. 
Drei Kinder bekam das junge Paar, von denen nur das zweite, Maria Theresia Walburga überleben sollte. Das dritte Kind starb ohne getauft zu werden und nahm die junge Mutter mit ins Grab. 
Das Sterbedatum war der 8.1.1778.  
Die eh schon gespannten, Beziehungen zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn eskalierten danach als Luckner das an seine Tochter übergebene Vermögen nach deren frühem Tod für seine einzige Enkelin sichern wollte.
In einem Protokoll, dass die Ursachen der Erbstreitigkeiten aufschlüsseln sollte, heißt es bei ihr, sie lebte nicht gar 4 Jahr in der Ehe und ginge dem 6. Jenner 1778 in denen Kündts Nöten samt dem Künd erpärmlichen auf. Im Rahmen der Vormundschaftsverhandlungen für das einzige Kind Maria Theresa stellte sich heraus, dass Poschinger überhaupt keine Anstalten machte, das Heiratsgut seiner verstorbenen Frau für seine Tochter zu sichern, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre. Also begannen nun die Mühlen der Gerichte zu mahlen. Es folgten jahrelange Prozesse und Streitigkeiten zwischen Luckner und Poschinger. Nun rächte es sich, dass Luckner das große Anwesen, seinen anderen beiden Kindern Sebastian und Walburga zum Trotz, so billig hergegeben, ja fast verschenkt hatte. Poschinger bekam für sein eingebrachtes Heiratsgut von 7000 Gulden den Riesenbesitz Luckners, den dieser nun nachträglich auf über 43000 Gulden schätzte, ein Schnäppchen sozusagen. Es war ein von Luckner absichtlich falsch eingesetzter Vorzugspreis.  Formal hätte Poschinger seiner noch lebenden Tochter, Luckners Enkelin also, nur die 6891 Gulden, welche die Wertangabe bei der Verbriefung ausgemacht hatten, vertraglich sicherstellen müssen, der Rest hätte ihm gehört.

 Luckner aber ging dagegen an und stellte nun auch nach außen hin zusammen, welchen Wert das übergebene Objekt in Wirklichkeit gehabt hatte. Er begann dann auch einen Gerichtsstreit um offene Rechnungen aus dem gemeinsam betriebenen Hopfenhandel und um immer noch offen stehende Restsummen aus der Übergabe. Diese Streitigkeiten wurden ab 1778 vor Gericht ausgetragen und zogen sich jahrelang hin. Die große Schwierigkeit der gegenseitigen Beweisführung lag darin, dass in den ersten Jahren nach der Übergabe anscheinend noch viele Geschäfte gemeinsam durchgeführt wurden bzw. Luckner Geschäfte machte und auf Poschingers Pferde und Fuhrwerke zurückgegriffen hatte, die er ja eigentlich auch mit übergeben hatte. Trotz des Rauswurfs Luckners hatten die beiden in den Jahren, als Luckners Tochter noch lebte, wohl zunächst zu einem geschäftsmäßigen Miteinander zurückgefunden.
Jetzt aber war Poschinger in der misslichen Lage, dass er als vielbeschäftigter Mann, anders als sein Schwiegervater, weder die Zeit noch die Lust hatte, auf all die vielen Klageschriften, und das auch noch fristgerecht, zu antworten. In einem Fall ließ er ein Schriftstück ganze 9 Monate unbeantwortet bei sich liegen und gab dann dasselbe dem Marktdiener Ander Zadtler einfach wieder zurück mit der Aussage: er näme keinen schriftlichen Prozess an, und brauche also diesen Schriftsatz nicht.

Poschinger kam nun allerdings von zwei Seiten in die Enge, da die gesetzlichen Vorschriften für verwaiste Kinder, damals noch mehr als heute, sehr genau waren. So war es auch zwingend vorgeschrieben, dass amtlicherseits Vormünder gestellt wurden. Der Magistrat - Luckner war Amtskammerer - forderte eine gesetzlich vorgeschriebene Aufstellung des Muttergutes, die dem Kind dann vertraglich gesichert werden musste. Zu Luckners Leidwesen hatte er aber selber eben dieses Muttergut, seinen anderen Kindern zum Fleiß, so niedrig bewertet, um diesen ja nichts abgeben zu müssen. Es war also keine leichte Aufgabe, weder für Luckner noch für den Witwer Poschinger. Das Ganze war nur insofern etwas vereinfacht, weil Poschinger im Moment  keinerlei Anstalten machte, sich wieder zu verheiraten, das überlebende Mädchen also auf jedem Fall die Alleinerbin wäre. 

Um das ganze nicht zu einfach werden zu lassen, wiederverheiratete sich Samuel Luckner zum dritten Male und seine anderen Kinder befürchteten - er hatte eine sehr junge Rodingerin geheiratet und es war zu vermuten, dass er noch weitere Kinder bekommen würde - dass ihr mögliches Resterbe nun noch weiter vermindert werden könnte. Nachdem Poschinger zuerst ja gar nicht auf die Amtsschreiben reagiert und  Fristen einfach ignoriert hatte, raffte er sich nun in der neuen Gemengelage doch zu einer ersten Antwort auf und stellte seinerseits Gegenforderungen gegen seinen Schwiegervater auf.

Luckner war zuerst einmal empört darüber, dass dieses Schriftstück angesichts der vielen Fristversäumnisse überhaupt angenommen worden war und meinte, sein Schwiegersohn hätte manche der Erwiderungspunkte in Traume sich vorgebildet.

Nachdem Luckner ja das Haus des Schwiegersohns Hals über Kopf hatte verlassen und den Gschwandhof selber hatte renovieren müssen - was nach Übergabevertrag ja die Aufgabe Poschingers gewesen wäre -  listete Luckner nun alle Umbaumaßnahmen am Gschwandhof auf und forderte sein zurückgelassenes Mobiliar ein. Luckner schrieb weiter, dass er die 600 Gulden Baukosten am Gschwandhof in der Vergangenheit, mithilfe des Magistrats, seinem Schwiegersohn bereits abgetrotzt habe. Ansonsten stellte er seinem Schwiegersohn kein sehr gutes Zeugnis in Hinsicht auf dessen Wirtschaftsführung aus:
Er wünschte sich vom Magistrat eine Abweisung der unstichhaltigen Schrift- und Rechnungsgedichte seines Schwiegersohns, der Marktrat sollte vielmehr ihn, den Schwiegersohn, gehorsamist bitten, dass er sich einer besseren Hauswürthschaft um so mehrer befleissen solle, und den Saufaus auf die Seiten setzen solle.
Bei Poschinger hätten 

  • bis auf die Zunft der Zimmerleute alle anderen Zünfte das Haus verlassen
  • er würde daher nur noch die Hälfte Bier sieden würde.
  • er würde nicht gegen das Wirtshaus in Haus protestieren
  • dasselbe galt auch für das neue Wirtshaus des Försters in Chamerau
  • die Gebühren seiner zwei Afterlehen, auch die Todfallreichung eines der beiden, hätte er nicht eingefordert.

Er stellte ihm damit ein miserables Zeugnis aus und schloss, dass er sich im Namen seiner Enkelin, als seines Notherben gezwungen sah, auf das feierlichste zu protestieren. Schlussendlich aber stand bei einigen Streitpunkten, für die beide keine Zeugen benennen konnten, nur noch Aussage gegen Aussage gegenüber. Beide erzwangen vom jeweils anderen eine Aussage unter Eid, und ein jeder der Beiden machte einen schriftlichen Vorschlag, was der andere zu beeiden hätte.
Michael Poschinger kam offensichtlich sehr unter Druck und versuchte seinen Bruder zur Vermittlung einzuschalten. Diesen bezeichnet Luckner in seinem abschließenden Schreiben, fast verächtlich nur als den Herrn Bruder Weltpriester, welcher zusammen mit dem Kötztinger Prokurator sich zur Vermittlung in seinem Haus einfand. Die Zusagen, die aufgrund dieser Vermittlung vereinbart worden waren, hielt Johann Michael Poschinger aber offensichtlich nicht ein, denn Luckner urteilte „er fände wahrhaft, dass es seinem Schwiegersohn an einer standhaften Denkhartt nur zu sehr fehle“. Gleichzeitig gestand er zu, dass die Streitigkeiten teilweise durchaus aus unterschiedlichen Beurteilungen herrühren könnten und aufgrund der verschiedenen vereidigten Aussagen kam er - Luckner - zu dem Schluss, dass sein Schwiegersohn es entweder nicht besser wüsste oder sich nicht erinnern könnte und schließt mit einer bemerkenswert altersweisen Schlusserklärung:

„Er, als ein alter Mann, der Gott zum Danke sein Brot hat, seine Kinder bis auf einen Sohn verheiratet und versorgt hat, und mit einem Fuß schon am Grabe steht, hat er sich entschlossen, ohne auch nur einen Gedanken an einen unsicheren Eid zu verschwenden, auf alle seine Forderungen zu verzichten und verlässt sich auf das gute Herz seines Schwiegersohnes, wozu ihn der hochwürdige Herr Bruder überredet hätte“.

Luckner zog also sämtliche Klagen, gleich ob mündlich oder schriftlich, zurück. Sein Ziel war es nun nur noch endlich Ruhe zu haben, „ein welches eine Hauptsach ist“.. Diese Ruhe wünschte er seinem Herrn Schwiegersohn und sich selbst in seinen besten Tagen, nebst aller freundschaftlichen Pflegung. Samuel Luckner ist also der vielen Prozesse müde geworden und wollte wohl endlich wieder freundschaftlichen Umgang mit dem Rest seiner Kötztinger FamilieAm 12.12.1791 wurde der Vergleich zwischen den Beiden geschlossen und der Magistrat bat sogleich die Regierung in Straubing um die Rücksendung aller Akten, der Deckel sollte möglichst schnell geschlossen werden. Straubing ratifizierte wohl sehr gerne den Vergleich und schickte die Akten und die Rechnung.
Der wahre Hintergrund seines nachgiebigen Verhaltens lag aber wohl in einer neuen familiären Entwicklung. Poschinger Johann Michael hatte eingewilligt, sein Vermögen an seine Tochter zu übergeben. Damit hatte Luckner sein Ziel erreicht, seine Enkelin war im vollständigen Besitz seines erarbeiteten Vermögens, und nun konnte auch er nachgiebig sein.

Maria Theresia Poschinger

Am 13.10.1791, vier Tage nach ihrem 16. Geburtstag, erhielt das junge Mädchen Maria Theresia Poschinger den Riesenbesitz ihres Großvaters übereignet.

Georg Schrank und Maria Theresa Poschinger

Ein halbes Jahr später, am 19.6.1792 heiratete sie den aus Sicharting in Österreich stammenden Braumeister von Drachselsried Georg Schrank, der sich mit 50 Gulden anschließend auch das Kötztinger Bürgerrecht sichern konnte. Wolfgang Samuel Luckner, der Großvater, der so viel für die Rechte des Mädchen gekämpft hatte, starb am 11.8.1794.

Epitaph Samuel Luckners in der Kötztinger St. Anna Kapelle 

Schon im Jahre 1801 wird der Bürger und Bierbrauer Georg Schrank als Vizekammerer bezeichnet, ist also im Kötztinger Machtzentrum angekommen.
Die Kötztinger Bürger wünschen sich neue Zeiten. Das kgl. Landgericht ist aber  -1807 - noch nicht bereit bzw. befugt, die herkömmlichen Regeln aufzuweichen, wie die des Verbots des Alleinehütens.
Georg Schrank klagt bei der Regierung und bringt vor: "Im verflossenen Monat August haben wir nach beendigter Ernte unsere eigenthuemlichen Stoppelfelder beweidet und jeder hat seiner Herde einen Hirten beigegeben, ohne dass wegen irgendeiner dadurch verursachten Beschaedigung nur die geingste Beschwerde  gefuergt worden war, wurden wir von dem königlichen Landgericht vorgerufen und das Alleinehueten, wie  es hieß als den bestehenden allerhöchsten Verordnungen zuwider  schärfstens  geahndet." Es war damals also noch verboten, seine eigene Tieren auf seinem eigenen Grund und Boden weiden zu lassen. Nach der erfolgten Ernte, die natürlich dem Grundbesitzer gehörte, waren die abgeernteten Flächen Teile der Almende, gehörten also der Allgemeinheit, und wurden gemeinschaftlich beweidet. 

 Maria Theresa und Georg Schrank hatten miteinander eine Vielzahl von Kindern:

1) Georg                    * 16.05.1797            + 16.05.1797
2) Kind                      * 24.08.1798            + 24.08.1798
3) Theresia                * 15.11.1799                        + 1833 ledig
4) Kind                      * 11.02.1801            + 11.02.1801
5) Ignatz                    * 29.01.1803            + 03.09.1870 der Gutsnachfolger
6) Anna Katharina    * 27.07.1804            + 17.03.1805
7) Georg Benedikt    * 05.10.1805            + 18.10.1810
8) Johann Georg       * 16.11.1806            + 12.03.1807
9) Kind                      * 05.12.1807            + 05.12.1807
10) Joseph                * 16.02.1810            + 29.03.1810
11) Johann Michael * 16.07.1811

Nach dem Tode Maria Therese Schranks, der Enkelin Luckners, heiratete Georg Schrank, in zweiter Ehe Geispiler Maria Salome, aus Griesbach, dem Ort aus dem auch seine Mutter stammte.

 Auch mit ihr hatte er noch eine Anzahl Kinder

1) Georg Benedikt   * 15.12.1813
2) Johann Georg     * 19.02.1817            + 12.12.1863 in Regensburg als Funktionär
3) Michael Georg     * 25.04.1820            + 22.09.1863 als Privatier
4) Maria Katharina *            1823            + 27.06.1738 mit 15 ½ Jahren   
5) Josef                     25.07.1825              

Bernhard Poschinger Glashüttenbesitzer aus Frauenau, der als Onkel bei allen Kindern als Taufpate eingetragen war, blieb in dieser Funktion auch bei den Kindern der zweiten Ehe Georg Schranks. 


 

 

Es kam das Jahr 1801 und es war wieder Kriegszeit und die französischen Truppen waren im bayerischen Wald. Erneut wurden Quartierlisten aufgestellt und selbstverständlich logierten die Herrn Offiziere wieder im ersten Haus am Platz. Der Major des Graf Morassischen Feldbataillons wohnte beim Schrank. Es zeigte sich also das alte Bild, wie schon bei den Billichs im 30jährigen Krieg, beim Krieger im spanischen und beim Luckner im österreichischen Erbfolgekrieg. 
Als mit der Säkularisation Bayerns die bayerischen Klöster aufgelöst werden, kam auch das Ende für das Kötztinger Priorat. Die Grundstücke und Gebäude, die Möbel und die landwirtschaftlichen Geräte und Vorräte, alles wurde versteigert und Georg Schrank erscheint auch auf vielen Versteigerungslisten. Vor allem um landwirtschaftliches Gerät und Erntevorräte bewarb er sich und bekam dann auch den Zuschlag für Heu, Grummet und Werkzeug. 
Um den Gschwandhof mit seinen Mietwohnungen gab es als Folge der Säkularisation ebenfalls Streitigkeiten. Der Bezirksamtsarzt Dr. Reimer, der sich verheiratet hatte, wollte gern aus seinen beengten Verhältnissen ausziehen und hätte gerne den ersten Stock des Gschwandhofes bezogen. Dieser war aber an zwei pensionierte Priestern, hier auch „Exbenediktiner“ genannt, aus dem säkularisierten Kötztinger Priorat vermietet. Dr. Reimer stellte nun über das Pfleggericht Kötzting beim Magistrat den Antrag, dass die Priester ausquartiert würden, damit er eine der, in Kötzting raren, 3 Zimmerwohnungen beziehen konnte. Das Pfleggericht übte nun Druck auf alle Beteiligte aus, allein Georg Schrank stellte klar, dass er einen gültigen Mietvertrag  habe und diesen auch einzuhalten gedenke. Auch die Priester verwiesen auf den Vertrag und wollten nicht in das vorgeschlagene Ausweichquartier wechseln.Ein paar Jahre später wurden in Bayern die ersten Gewerbekataster aufgebaut und Schrank Georg ist dort mit seinen Konzessionen als Weinwirt, Bierbrauer und Hopfenhändler aufgelistet.   

Das Land Bayern wird vermessen, das Urkataster wird erstellt und alle Gebäude und Häuser der bayerischen Ortschaften aufgeführt und nummeriert. Aus dem 1811 erstellten Häuser- und Rustikalsteuerkataster ist schön zu ersehen, WIE riesig der Grundbesitz des Anwesens geworden ist. Hier die erste von 5 Seiten daraus:



Markt Kötzting Nro XCV 
Georg Schrank  

Die gemauerte Wohn- und Gastgebbehausung mit Stallung, Schupfe und Brauhaus  Hsnr 98
Der separiert stehende Stadel  
Nutzanteil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Der aus dem Staatseigenthum erkauft und neu erbaute Zehent Stadel  PlNr 204
Die aus den Klosterrealitäten erkaufte Schupfe beim Landgerichtlichen Zehentstadel PlNr. 210 1/2
Der Wurzgarten Plnr 217
Der Schmiedmarteracker PlNr 484 ab
Das Ackerl beim obern Kirchhof PlNr 1025
Der große Laimgassen Acker Plnr 594
Der kleine Laimgasse Acker PlNr 595
Die zweimähdige Hammerwiese PlNr 977
Die zweimähdige Auwiese PlNr 1078
Gemeindeanteil am Galgenberg PlNr 877
Zissleracker am Galgenberg PlNr 892
Der Dornacker PlNr 708
Das hintere Dirriglackerl PlNr 699
Das vordere Dirriglacker
Das vordere Schwarzweiherackerl Plnr 686
Das hintere Schwarzweiherackerl
Der Zipfelacker Plnr  von Hsnr 70
Der Reitensteineracker Plnr 625
der Distelacker   Vertauscht
Der Königacker Plnr 691
Der Plankengarten Plnr 600 und 601
Der Fleckacker Plnr 598
Der Hammeracker Plar 964
Die sogenannte Marktmühlerwiese Plnr 991
Der Acker auf der obern Au PlNr 983
Vom Strohhof: Plnr 766, 754 ab
Die zweimahdige Kastnerwiese  Plnr 891
Die Fleckenwiese in 5 Abteilungen Plnr 608 und 912
Die Multerweiherwiese
Die zweimähdige schlechte Hausinger Weiherwiese PlNr 452
Die Dirrigl Wiese PlNr 698
Die Schwarzweiherwiese PlNr 706
Die Wulschanderlwiese PlNr 1678
Die Gehstorfer Weiherwiese
Das sogenannte Steinbachholz PlNr 585 Blaibach


Gschwandhof:

Das gemauerte Haus mit Stall und Stadel
Das 1te Ackerl in der untern Au PlNr  1083
Das IIte Ackerl auf der untern Au PlNr  1078
Das Ackerl beim ober Stadel PlNr 1001
Das zweimähdige Wieserl auf der untern Au PlNr 1069
Strohhofgründe PlNr 768 und 800

CVI  das gemauerte Häusel wohnbar PlNr 226

Im beginnenden 19. Jahrhundert war das aktive und passive Wahlrecht an den Stand und an die persönliche Finanzkraft gekoppelt. Im Jahre 1818 wurde Georg Schrank als Brauer in die 5. Klasse der Landeigentümer eingeteilt. 1824 war er dann bereits einer der Wahlmänner für die bayerische Ständeversammlung, dem er von 1819 bis 1824 als Mitglied des Landtags angehörte.

1826 dann, kurz vor der Übergabe seines Betriebes an den Sohn und noch vor dessen Heirat, musste auch er sein “Produkt”, das Bier, prüfen lassen, denn die amtliche Lebensmittelkontrolle beginnt zu greifen und die Kötztinger Wirtschaften werden alle “visitiert”, Das Ergebnis kann sich sehen lassen. 
"Es fand sich wie bei allen übrigen, Winterbier, gehaltvoll und Pfennig vergeltlich, zwar noch etwas jung, aber doch so lauter, dass es auf die menschliche Gesundheit keinen schädlichen Einfluss äussert."   
Georgs zweite Frau, Salome, überlebte Ihren Mann und verstarb erst am 15.12.1864 im Alter von 80 Jahren.

  

Schrank Ignatz und Nanette Pröll 

 

Ignaz Schrank, der Sohn Georgs, erhielt am 15.10.1828 die Heiratserlaubnis vom Magistrat für seine Hochzeit mit “Madame” Nanette Pröll, Tochter des Franz Pröll aus Wolferstein. Die Ehe wurde am 21.01.1829 geschlossen. Zwei Jahre später wurden die Urkataster Kötztings angelegt und dort ist sein Anwesen mit dem Hausnamen Schrank aufgeführt, als ein Gasthaus mit Bierbrau- und Schankgerechtigkeit und eigenem Brauhaus. 
Schon im Jahre 1833 stellte Ignaz Schrank im Zusammenhang mit einem Straßenbauprojekt den Antrag, ein kleines Gässchen, dass auf seiner Gebäuderückseite seinen Besitz durchtrennte zun schließen und damit abzuschaffen. Seine Argumentation - Unterstützung erhielt er vom Kötztinger Pfarrer Henneberger und von Dr. Müller - war, das Gässchen sei "nutzlos für den Markt und nur  Treffpunkt liederlichen Gesindels". Sein Antrag wurde abgelehnt, jedoch hat sich dadurch eine Lageplanskizze der Situation erhalten.

StA Kötzting AA VI 9. Deutlich zu erkennen, dass es die heutige untere Marktstraße noch nicht gegeben hatte.



Mit der "neuen" Zeit und den Möglichkeiten neue Gewerbe zu eröffnen, kommen einige Kötztinger brauende Bürger auf die Idee, bei ihren Sommerkellern außerhalb des Marktes Biergärten auszurichten und dort den Ausschank zu ermöglichen. Die beiden Bürger Hofbauer und Dreger machten die Vorreiter und schon protestierte Schrank Ignatz, dass „diese besonders in den Pfingstfeiertagen wo wegen des sogenannten Pfingstlrittes eine große Conkurrenz von Menschen war, einen sehr bedeutenden Zugang hatten“ und bittet, dass der Magistrat diesen Unfug abstellte. Seine Bitte war vergebens, den Zug zu gemütlichen Bierkellern und Biergärten konnte Ignaz Schrank nicht aufhalten; im Gegenteil er errichtete dann selber einen eigenen Biergarten.
Im Jahre 1837 reichte er einen Bauantrag ein, um auf seinem Kellergebäude ein zweites Stockwerk zu errichten und daneben ein Sommerhaus mit einer Kegelbahn zu bauen. 
Im Jahre 1840 kommte mit eben diesen Gebäuden zu einer Posse. Ignaz Schrank stellt den Antrag, die  realen Kommunbrau und Tafernrechte von seinem Marktlehen Gschwandhof auf seine Sommerkellergebäude zu transferieren, was ihm auch erlaubt wurde. Im Jahre 1854 will Ignaz Schrank aber zurückrudern und dieses Recht wieder zurück auf seinen Gschwandthof übertragen.lassen. Nun ist guter Rat teuer, da die Akten unauffindbar find und niemand glaubt Schrank. Der Akt endet zwar hier, jedoch liegt ein Zettel dabei, der ergänzt, dass es im Jahre 1840 versäumt worden wäre, diesen Rechtetransfer überhaupt zu beurkunden, weshalb das Schankrecht immer noch auf dem Gschwandhof verblieben ist.
Natürlich kam es auch in diesem Wirtshaus zu Raufereien und eine solche wird in einer Vergleichsverhandlung im Jahre 1840 versucht zu schlichten, jedoch ohne Erfolg.
"
1. November 1841.  Auf Klage des Franz Lippert Bauer von Voggendorf gegen Alois Deschermeier Metzgerssohn, Johann Barth, Drechslerssohn, dann Ander Holzapfel Bürgerssohn v K und Wolfgang Vogl Knecht bei dem Bräuer Schrank und Franz Altmann Bauerssohn v  Stadlern dermal Bräulehrling bei Schrank v K wegen erlittener Schläge und Genugtuung für vom Leibe gerissene Kleidung u dgl konnte allen Zuredens kein Vergleich erzielt werden." AA VIII-12
In diesen Vergleichsverhandlungen werden auch eher skurile Dinge verhandelt und knapp protokolliert:
"18. Jänner 1842: Georg  Schrank Bräuersohn v K stellt Klage gegen Amalia Schwarz  Marktschreiberstochter v K wegen Forderung aus einem Lottogewinn herrührend.  Beklagte ist nicht erschienen.
Eben diese Amalia Schwarz sollte Jahre später dann Georgs Bruder Michael Schrank zum Traualtar führen.
Die Gebrüder Schrank waren aber nicht nur im eigenen Gasthaus unterwegs, und so findet sich ein längerer Vergleichsversuch mit dem Kötztinger Bader Costa in den Protokollen:
"Georg Costa bürgerlicher appr Chirurg u Geburtshelfer sowie Scribent bei dem hiesigen k Landgericht, tritt bei dem diesseitigen Vermittlungsamte gegen den Bierbrauerssohn Georg Schrank zu K deshalb klagbar auf, weil dieser Letztere im Gasthause des bräuenden Bürgers Georg Rötzer am 9. dies Monats Abend in Anwesenheit mehrerer Gäste die Behauptung aufgestellt habe, dass er, Georg Costa nur gegen Honorierung von Seite der Parteien seine Amtsgeschäfte bei dem k Landgericht dahier verrichte, und dass er Schrank ihm auch einen Kronentaler gebe wenn er einen mit Josef Dachs Bauer von Weissenregen abgeschlossenen Kaufvertrag sogleich auf ihn verbriefe. Diese Behauptung der Bestechlichkeit oder unerlaubter Geschenkannahme könne er Kläger sich durchaus nicht gefallen lassen und stellt die Klage dahin, dass der Beklagte sofort die ausgestossenen Behauptungen zurücknehme, sofort Abbitte leiste, sowie alle entstandenen Kosten bestreite. Georg Schrank bräuender Bürgerssohn v K der an ihn ergangenen mündlichen Vorladung zufolge persönlich erschienen, erinnert auf vorstehende Klage: Ich will nicht widersprechen, dass ich die von dem Kläger angegebene Behauptung  resp gemachte Zusicherung eines Geschenkes von einem Kronentaler gegen Georg Costa gemacht habe, muss jedoch den ersteren Klagepunkt in Abrede stellen, dagegen habe ich auch die andere Behauptung nicht injurierend gegen Georg Costa gemeint sondern solche nur im Spasse ausgestossen. Nachdem unter diesen  Verhältnissen eine gütliche Beilegung der Sache nicht erfolgen konnte so leitet Kläger eine Ausfertigung des Klagsattestes zur Verfolgung seiner Rechte auf dem civilen Rechtswege.
Der in diesem Protokoll angegebene Tatort: "Georg Rötzer" ist die spätere Bäckerei Clemens Pongratz, mein Elternhaus mitten am Marktplatz.
Auch auf dem Kellergebäude - heutige Holzapfelstraße - ging es manchmal deftig zu: "31. August 1843: Josef Auzinger Drechslerssohn v K stellt bei dem diesseitigen Vermittlungsamte gegen den Häusler Josef Haas v K deshalb Klage, weil ihm der letztere verflossenen Frauentage den 15. dies Monats Nachmittag auf dem Keller des Brauers Ignaz Schrank sein Beinkleid zerrissen habe wofür er Entschädigung von 4 fl 30 kr aufzeigt. Der Beklagte widerspricht die Klage. Kein Vergleich." 

Auch Ignatz war, wie sein Vater, Mitglied im Niederbayerischen Landtag und kann dort in den Jahren 1845 bis 1848 nachgewiesen werden. 

Er musste sich in dieser Eigenschaft den Biertischparolen in Kötzting erwehren und strengte im Jahre 1848, wir sind kurz nach der Märzrevolution, eine Klage wegen übler Nachrede an. 27. Oktober 1848: Ignaz Schrank bürgerlicher Bierbrauer und Posthalter zu Kötzting bringt gegen den praktischen Arzt Dr. Seydel dahier Beschwerde an, dass derselbe sich unlängst im Gasthause der Witwe Ring abends in öffentlicher Gesellschaft gegen die bayer. Deputiertenkammer äußerst beleidigender Ausdrücke bedient habe. Ignaz Schrank als Mitglied dieser Kammer könne sich diese ehrenrührigen Äußerungen nicht gefallen lassen, stellt deshalb gegen den praktischen. Arzt Dr. Seydel Klage auf Widerruf und Abbitte.     
Der Beklagte erinnert, dass er bei fraglicher Gelegenheit nur im allgemeinen mitunter auch über die bayer. Deputiertenkammer bezüglich ihrer gefassten jüngsten Beschlüsse, die er mit seiner Ansicht nicht vereinigen könne, gesprochen habe, dass er an den Kläger Ignaz Schrank als Mitglied dieser Kammer gar nicht gedacht habe, folglich ihn auch nicht beleidigen konnte. Er erklärte sofort, dass er gegen Ignaz Schrank bezüglich seiner Ehre am fraglichen Abend weder etwas geäußert habe, noch äußern könne und ihn durchaus nicht beleidigen wollte. Durch diesen Widerruf stellt sich Ignaz Schrank zufrieden.

Der Hintergrund dieser Beschwerde lag mit ziemlicher Sicherheit darin, dass die neue Regierung nach der Revolution eine ganze Reihe von neuen Gesetzen erlassen hatte. Carl von Paur
 fügte in seiner Chronik in einer langen Listen die Neuerungen an, die aus München angekommen waren und sicherlich dem einen oder anderen Bürger nicht passten. 


 Das Postzeitalter beginnt.

 

Mit Schrank Ignatz trat nicht nur eine neue Generation auf dem Anwesen an, sondern es kam auch eine neue Zeit. Das Postzeitalter hatte in Kötzting seinen Einzug gehalten und Schrank Ignatz war der „Briefsammler“.

Während bis dahin der Brief und Paketdienst mit Boten von Fall zu Fall erledigt worden war, die für jede Dienstleistung einzeln und in der Regel vom Empfänger bezahlt worden war, führte die Königliche Post=Brief=Sammlung das ganze jetzt systematisch durch. Die Boten stellten die Verbindung Kötztings zu den umliegenden Taxischen Postanstalten her.

Am 1. April 1830 wurde nun die neue Sammelstelle eröffnet und wöchentlich zweimal, Dienstags und Freitags, wurden die bis kurz vor dem Ablieferungstermin abgegeben Postsachen, die sich zum Versand eigneten, zu einem Postpaket vereinigt und abgesandt.
Zweimal die Woche ging Post ab und zweimal die Woche kam Briefpost an und konnte am drauffolgenden Tag, also dann Mittwochs und Samstags, beim Schrank abgeholt werden. Diese Beförderungsregeln teilte Ignatz Schrank schriftlich dem Magistrat mit. Eine persönliche Zustellung scheint damals noch nicht üblich gewesen zu sein. Zwei Jahre später erkundigte sich das königliche Oberpostamt München beim Landgericht Kötzting, ob man erstens mit dem gegenwärtigen Briefsammler Schrank zufrieden sei und zweitens, ob die Einwohner das neue System dem alten mit der Bötin Anna Heindl vorzögen. Beide Male bestätigte der Magistrat dem Pfleggericht auf Anfrage, dass die Bevölkerung das neue Angebot schätzen würde. Im Frühjahr 1845 wurde aus den zwei An- und Ablieferungen pro Woche dann eine tägliche Versorgung. Ab dem Frühjahr noch als täglicher Botengang wurde im Herbst 1845 dann eine tägliche „Karriolfahrt“ zwischen Kötzting und Cham eingerichtet. Hinzu kam zusätzlich zur Briefbeförderung auch ein Paketpostdienst mit eigner Poststallhaltung.

Das mit Kötzting durch tägliche Karriolfahrten – später durch Postomnibusfahrten- verbundene Cham hatte damals noch keine Bahnverbindung und bekam erst 1853 durch eine „Karriole“ über Roding und Falkenstein direkte Pferdepostverbindung mit Regensburg und der großen weiten Welt. Erst die Eröffnung der Bahnlinie Schwandorf – Furth im Jahre 1861 brachte auch den Kötztingern eine durchgreifende Verbessehrung und Beschleunigung des Postverkehrs

Der erste „Briefsammler“ Kötztings, der Brauereibesitzer Ignaz Schrank, wurde nun durch die Poststallhaltung der erste Posthalter in Kötzting. Dadurch ergab sich dann auch die Bezeichnung seines Anwesens als „Zur Post“.

 Und es gab dann auch schon mal Ärger mit der bis dahin unbekannten Methode eines "Briefportos": "22. Oktober 1846: Ignaz Schrank Postexpeditor zu K tritt gegen den Schullehrer Heinrich Arent von da deshalb klagbar auf, weil der Letztere sich auszustreuen erlaube, dass er ihn als Postexpiditor mit einem Briefporto zu betrügen gesucht habe und bittet den Heinrich Arent zum Widerruf und zur Abbitte zu veranlassen.  Der Beklagte erinnert, dass der fragliche Brief von Österreich als frei an ihn gelangt sei und da derselbe mit Briefporto belegt war so  habe er sich nur bei der Frau des  Klägers deshalb erkundigen lassen indem er der Ansicht war dass vielleicht  der  einen  Unterschied gemacht habe und nachdem er Aufschluss dahin erhalten, dass das fragliche Porto von der Grenze bis hierher erlaufen sei, habe er sich an und für sich zufrieden gestellt.  Deshalb glaube er auch Herrn Posthalter Schrank nicht beleidigt zu haben und für den Fall, dass seine Äusserung verstellt an den Kläger gelangt sei erkläre er im voraus dass er gar nie eine böswillige Absicht oder Ausstreuung im Sinne gehabt habe."   

 

In dieser Zeit, der Epoche des Biedermeier pflegten die königlichen Beamten des Pfleggerichts und die Honoratioren des Marktes sehr gute Beziehungen, die auch über die Revolutionszeiten anhielten. Allein 15 Gulden gab der Markt Kötzting 1846 aus, um den Saal des Posthalters Schrank für den Empfang und die Installation des neuen Landrichters standesgemäß dekorieren zu lassen. Im Sitzungsprotokoll des Marktes findet sich ein ausführlicher Auftrag für diese Festlichkeit, die Musik und den Saalschmuck. Der neue Landrichter war niemand anders als Carl von Paur.  Diese gute Stimmung untereinander wurde erst wieder durch die Wirren der Kirchenspaltung nach und mit dem vatikanischen Konzil 1870 getrübt.
Vorerst aber war alles in guter Untertanenordnung und der Ausdruck „beim Schrank“ wurde in Kötzting zum Synonym für bürgerliche Gemütlichkeit. Carl von Paur, Landrichter in Kötzting, bestätigt genau dies in seiner Chronik und führt weiter aus, dass es vorzugsweise das Schrank’sche Gasthaus „zur Post“ gewesen war, wo man sich so gerne zusammen fand, da die Besitzer, der Brauer Ignatz Schrank und seine Frau Anna, treffliche Wirtsleute waren, wie man sie selten findet, besonders die Frau, „die Spenderin der guten Gaben“ die stets Anteil nahm an dem Schicksale eines jeden einzelnen Gastes und gar vielen in guter Erinnerung ist und bleiben wird.

Zu dieser Geselligkeit hat aber auch der k. Gerichtsarzt Dr. Karl Müller, genannt  „Saumüller“, während seines 25jährigen Aufenthaltes in Kötzting von 1833 bis 1858 - ein Mann voll Leben und listiger Bosheit -, wie Karl von Paur schreibt, wesentlich beigetragen. Dr. Müller, der bereits mehrere Gedichtbändchen veröffentlicht hatte,  brachte im Jahre 1858 ein Büchlein heraus, in welchem er Gebrauchslyrik aus und über seine Kötztinger Zeit zusammengestellt hatte und von denen einige ganz besonders diese oben angesprochene Geselligkeit ausdrückten.  (MÜLLER, Dr. Carl Gedichte aus seiner letzten Zeit in Kötzting Druck J. Jakob Kötzting von 1855 Seite 29 gewidmet dem ehemaligen Kötztinger Rentbeamten Dexel, der nach Waldsassen versetzt worden war.)

Sammlung Pongratz


Auszüge aus Gedichten Dr. Müllers, die einen Bezug zur Familie Schrank haben

 

Der Kötztinger Amtsphysikus Dr. Müller


                                                               Sehnsucht

nach Kötzting oder
Stoßseufzer zu Waldsassen im Klostergarten

 

     Sonst saß ich im Keller beim G’vattersmann Schrank
Und schlürfte mit Wollust den göttlichen Trank
Da saß ich still sinnend ein glücklicher Mann
Und dacht nicht der Zukunft wies einst werden kann.
 Es eilte die Zeit mir so herrlich dahin!
Oh Kötzting o Kötzting stets bleibst mir im Sinn......

 

In einer anderen Geschichte in Reimform, die ganz im Schrankenkeller spielt schildert er die Stimmung dort gleich am Anfang des Gedichtes.

Die Schinkenpartie[1]

Im Schrankenkeller
Den 10. Juli 1838

 

Ungefähr vor 14 Tag
                                                         sitz ma am Nachmittag
                                                         im Schrankenkeller,
                                                         gar nix fideler.

Thun a wenig Kegelscheibn
                                                         bloß um d’Zeit vertreibn
                                                         nur grad in d’ Pfennig,
                                                         net weg’n Gewinn......

 

oder an anderer Stelle berichtet er von einem, für ihn allerdings schmerzlichen, Sprung über ein Lagerfeuer, wofür der Brauer Schrank einen Schinken als Belohnung ausgesetzt hatte.

Doktorssprung

 zu Kaitersberg
Bei Kötzting am 29.06.1845

 

Wer wagt den Sprung vom Felsen dort
                                           Bis hierher, übers prasselnde Feuer
                                           Es ist nicht so ungeheuer
                                           Den Schinken so rosenrot schneide ich hier
                                           Und überdies auch noch eine Maß Bier
                                           Soll haben der hier ohne Zagen
                                           Den Sprung dort vom Felsen will wagen
                                           So ruft der Schrank und um ihn her
                                           Da standens mit gierigen Blicken
                                           Der Schinken war zum Entzücken
                                           Und des herrlichen Gerstensafts silbriger Schaum
                                           Bei glühender Hitze für Zunge kaum
                                           Was Lockendes kann es nicht geben.......

 

 

 

  Ignaz Schrank, der bereits im April 1837 zum ersten Mal als Landrat (nicht zu verwechseln mit einem heutigen Landrat. Schrank war abgeordneter „Rat“ im Landtag) in den Landtag gewählt worden war, schaffte es auch ein zweites Mal und vertrat seine Marktgemeinde anschließend auch in der nächsten Wahlperiode ab 1844.

Dem Pfingstritt, dem Hauptereignis im Jahreskalender Kötztings fühlte sich Ignaz Schrank ebenfalls eng verbunden. 1828, kurz vor seiner Heirat,  war er selbst Pfingstbräutigam gewesen. 
Später als Brauereibesitzer stellte er immer wieder seine Pferde dem Kooperator und der Zugspitze zur Verfügung. Er verlangte zwar nichts für die Pferde, stellte aber die Arbeit seiner Knechte dem Markt Kötzting in Rechnung, wodurch wir überhaupt Kenntnis von dem Vorgang haben. Die Rossknechte Schranks erhalten für die bey dem Pfingstritte für den Herrn Cooperator p. nöthigen Pferde laut Schein 1 Gulden 36 Kreuzer. (Marktrechnung von 1840) 1843 sind zusätzlich auch noch die Pferde für die Trompeter genannt und 1844 stellt er dann schon 4 Pferde für den Priester, den Mesner und die Trompeter. (Kosten zusammen 2 Gulden 24 Kreuzer)

Der Kreuzträger beim Pfingstritt 

Aus diesem Entgegenkommen der Familie Schrank hat sich eine Tradition entwickelt, die auch von den Gutsnachfolgern auf dem Anwesen beibehalten worden ist und dies auch in Kriegszeiten und in der schweren Zeit des Dritten Reiches. Selbst nach dem Übergang des Komplexes in die Hände des Bezirks der Oberpfalz in der 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, wurde dem Herkommen Rechnung getragen und die ehrenvolle und durchaus schwere Aufgabe des Kreuzträgers auf die Familie des „Schmidtbräuschweizers“ (Heutzutage die Familie Schedlbauer) übertragen, die diese Funktion  nun bereits in der zweiten Generation beibehält.  


Ignatz Schrank und seine Frau hatten zwei Töchter. Anna Maria Julia Theresa  geboren am 06.06.1830 in Kötzting mit den Taufpaten Michael Poschinger, Gutsbesitzer aus Frauenau, und Theresia Schrank, der Schwester des Vaters aus Kötzting.
Als zweite Tochter wurde Maria Anna am 14.05.1835 in  Kötzting geboren. Diesmal waren die Taufpaten Maria Poschinger, Gutsbesitzersgattin aus Frauenau, und Salome Schrank, die verwitwete Stiefmutter aus Kötzting.
Beide Mädchen wurden in Kötzting auch als Pfingstbraut auserwählt. 1841 wird uns ein Fräulein Schrank Therese übermittelt, die bereits im zarten Alter von 11 Jahren(!) als Pfingstbraut fungierte. Im Jahre 1851 war dann Schrank Anna die PfingstbrautTherese Schrank heiratete übrigens Jahre später ihren Pfingstbräutigam, den Hammerwerksbesitzer von Harras und Kötztinger Bürger Josef Windorfer.
 


Schrank Michael und Amalie Schwarz


Schrank Michael, der Brauerssohn und spätere Bürgermeister Kötztings, erhielt am 05.10.1842 vom Magistrat Kötzting die Heiratserlaubnis[1] und heiratet Amalie Schwarz, die Tochter des Marktschreibers von Kötzting. Im Jahr 1843 erwarb er auch das Bürgerrecht. Michael Schrank übernimmt aber noch nicht das väterliche Anwesen, das im 1841 erstellten Grundsteuerkataster so beschrieben wurde: "Das Gasthaus mit realer Tafern-, Bierbrauerei und Schankgerechtigkeit beym eigenen Brauhaus im Großen und im Kleinen."

Einschub
Nach der Übergabe von  Ignaz auf den Sohn Michael lässt Ignaz Bruder Georg  den Weißenregener Bauern Dachs vors Kötztinger Vermittlungsamt laden. Dieser Josef Dachs kommt auch in Dr. Müllers Gedichtsammlung vor und muss ein selten grobes Exemplar von Mensch gewesen sein.
Hier zunächst die Anklage Georg Schranks:"13. Juni 1847: Georg Schrank Privatier dahier tritt gegen den Binder Josef Dachs von Weissenregen klagbar auf, weil Letzterer am vergangen Sonntage den 20. Dies im Gasthaus der br Bürgers Josef Weiss seine goldene Uhrkette zerissen habe und verlangt 
eine Entschädigung von 30 fl. Da der Beklagte sich durchaus  zu keiner Schadloshaltung herbeilässt so bittet der Kläger um Klagsanweisung." 
Dr. Müller beschreibt in einem seiner Gedichte eine Reisebegegnung mit eben diesem Herrn. 

Einschub Ende

Von den Eheleuten Michael und Amalia  Schrank sind in Kötzting 2 Kindergburten dokumentiert

Emma Josepha Amalia * 22.03.1852
Anna                              * 05.01.1854       

1854 stellt Schrank Michael, nunmehr Kötztinger Bürgermeister, den Antrag das vom Marktlehner und Lebzelter Liebl um 360 Gulden erkaufte Braurecht auf sein Haus  - er wohnte offensichtlich zunächst in den Haus in der heutigen Holzapfelstraße - transferieren zu dürfen. Was noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre, weil dieses Rechtes, als sogenanntes reales Recht, unverrückbar zum Anwesen gehört hatte und als nicht übertragbar galt, ist jetzt mit den neuen Vorgaben für die freie Gewerbeausübung plötzlich kein Problem mehr und dieser Transfer wird anstandslos genehmigt, wie übrigens in mehreren anderen Fällen auch.  Am 15.11.1855 übernimmt der Handelsmann und Bürgermeister Michael Schrank auch das Anwesen „Zur Post“ und überträgt die vorher aufgekauften Brau- und Schankrechte auch auf seine nun erworbenen Kellerwirtschaften. (Siehe weiter oben die Posse um die transferierten - oder dann doch nicht transferierten - Braurechte beim Gschwandhof)
Auch unter dem Posthalter Michael Schrank verbleibt es bei der Tradition, zu Pfingsten die Pferde der Zugspitze und des Priesters zu stellen, wie wir aus den Einträgen in den Kötztinger Rechnungen von 1856,1857 und 1858 sehen können.

 Am 22.9.1863 verstarb Michael Schrank mit 43 Jahren an Darmbrand. Sein Bruder Georg, kange Zeit nur als Privatier angegeben, stirbt drei Monate später am 13.12.1863 an "Erschöpfung infolge Zellgewebesvereiterung am Hals" mit 46 Jahren. 

Den beiden - ungleichen - Brüdern Michael und Georg Schrank widmete Dr. Müller ein eigenes Gedicht.




Damit endet zu diesem Zeitpunkt eine lange Folge von Besitzern, die sich in direkter Linie auf den, beereits vor dem 30. jährigen Krieg geborenen, Andreas Billich zurückführen lässt.

Einer privaten Bildersammlung (stammt vom früheren Kötztinger Posthalter Zrenner) verdanken wir zwei Aufnahmen, die - leider etwas unscharf - die Grablegen der Schranks im früheren Friedhof rund um die Pfarrkirche zeigen.

Sammlung Zrenner: ganz oben auf dem Stein kann man den Namen Salome Schrank erkennen, das war die zweite Ehefrau Georg Schranks, verstorben erst 1864 mit 80 Jahren.

Sammlung Zrenner: weitere Grabsteine der Familie Schrank 

 

 Der Kooperator Riederer

Ein Glücksfall für die Kötztinger Bürger, die rund herum um ihr Jubeljahr 1912 plötzlich ein großes Interesse für ihre Geschichte entwickelten, war der damalige Kooperator Peter Riederer, der nicht nur fleißig in den Kötztinger Archiven forschte sondern in manchen Fällen regelrechte Feldforschung betrieb.
In den gut zwei Jahren, die er in Kötzting wirkte veröffentlichte er als Zulieferer für den Kötztinger Anzeiger viele Artikel zu  geschichtlichen Themen. Unter anderem schrieb er eine 5 teilige Fortsetzungsserie zu diesem Anwesen, bei dem er sogar die obigen fünf Schrankschen Grabdenkmäler beschreibt.








 

 


Es kommt nun eine neue Zeit. Güteraufteilung und Zertrümmerung, all die Jahrhunderte über strikt und ohne Ausnahme verboten, wurden plötzlich erlaubt und sogar als positiver Anreiz gesehen, um die Wirtschaft anzukurbeln und verkrustete Strukturen aufzubrechen. In Kötzting sehen wir als Folge davon bei fast allen Anwesen neue, oft ortsfremde Hausbesitzer, die zum Teil dann auch mehrmals und sehr kurzfristig wechselten.
Auf dem Anwesen „Zur Post“ waren dies: 

Neumeier Joseph                            15.10.1864
Rösch Wolfgang  und Apolonnar    25.04.1865
Schmidt Joseph und Anna              13.07.1869

 Der Kaufpreis waren  59000 Gulden bzw. 100142 Mark.

Die turbulente Zeit der Eigentümerwechsel im Umschreibebuch des Grundsteuerkatasters im Staatsarchiv Landshut. Von Schrank Michael bis zu Karl Schmidt und Katharina (DIE Frau Post)

Der Schmidtbräu




 Schmidt Josef und Anna Stoiber

Am 3.8.1869 hatten der aus Gotzendof stammende Kötztinger Bierbrauer und Gastwirt Joseph Schmidt die Kötztinger Sägmüllerstochter Anna Stoiber geheiratet.
Die Trauzeugen waren der Hohenwarther Bauer Josef Glasschröder und der Kötztinger Pfarrmesner Michael Obermeier.  Der Posthalter Josef Schmidt und seine Frau Anna konnten nun sehr schnell dort  weitermachen, wo die gutbürgerliche Ära Kötztings zunächst mit den Schranks geendet hatte.


 Einschub Post in Kötzting

Die Postanstalt war übrigens im Jahre 1868 in das Nachbargebäude umgezogen  und dort von Hofbauer Anton verrichtet. Das dort entstandene Postlokal, das zugleich dem Postgehilfen als Schlafraum diente, ist später dann der Metzgerladen der Familie Wieser und Greiner. Der in den Gang mündende Postschalter war bis zum Herbst des Jahres 2004 noch gut zu erkennen.
Nach 9 Jahren im Hause Hofbauer wurde die Posthaltung zunächst 17 Jahre lang in anderen Anwesen durchgeführt und kehrte erst im Jahre 1894 wieder in das Anwesen „Zur Post„ zurück. Ab 1907 bezog die „Post“ dann zuerst einen Neubau im Hause Herre in der Bahnhofstraße und erhielt im Jahre 1932 endlich mit dem Neubau in der Bahnhofstrasse ein eigenes Domizil, das mittlerweile auch bereits wieder Geschichte ist und nun die Lokalredaktionsräume der Kötztinger Zeitung enthält. 

 Einschub Ende


Wie eng die Verflechtungen der Kötztinger Familien Stoiber und Lindner auch weiterhin gewesen waren, kann man gut an der Geburtsanzeige der Tochter Maria am 25.3.1870 erkennen, die gleich noch ein anderes Detail  enthält.
PfA Kötzting Matrikel Band 11 
Maria Schmidt geboren am 25.3.1870 und verstorben am 27.3.1870
Der Vater war der Bräuer Josef Schmidt und die Mutter eine Anna Stoiber, eine "Ketterlmüllerstochter" aus Kötzting. Der Name Ketterlmühle für den heutigen Lindnerbräu war lange Jahre für mich ein Rätsel. Im Zusammenhang mit der Recherche für das Lindneranwesen hat sich dieses Rätsel als ein mitgebrachter Hausname dann später gelöst.

Die Taufpaten waren Maria Lindner, "Ketterlsägebesitzerin" von hier und Karl Lindner, deren Gatte.


In den Nachlassakten der Familie Stoiber finden sich auf der Liste der Erbberechtigten dann auch die Unterschriften von Anna und Josef Schmidt

Unterschriftenliste: Joseph Stoiber - Maria Lindner - Karl Lindner - Anna Schmidt - Josef Schmidt

Gleich zu seiner Anfangszeit als Brauereibesitzer sind es vor allem die Streitigkeiten um das Quellwasser und um die eigene - von dem Marktwasser abgezweigte Wasserleitung - des Herrn Brauereibesitzers Thema in den Marktakten.
Sieben Geburten sind für das Ehepaar Schmidt  zwischen 1870 und 1878 protokolliert, am wichtigsten für dieses Häuserchronik ist die Geburt des Karl Schmidt am 6.3.1872.

 Pfingsten im Hause Schmidt - Teil I


Es ist in Kötzting fast eine Binsenweisheit festzuhalten, dass die Besitzer des großen Anwesens in der Herrenstraße große Förderer und Unterstützer des Pfingstrittes gewesen sind. Weiter oben bei den Schranks wurden bereits die Pferde für den Geistlichen und danach sogar 4 Stück für die ganze Rittspitze aktenkundig.
Im Hause Josef Schmidt - später werden wir sehen, dass er bei seinem Tode nur 2 Pferde im Stall stehen hatte, können wir davon ausgehen, dass er zumindest diese beim Ritte hatte mitgehen lassen.
Ein größeres Problem gab es aber in manchen Jahren, wenn das Bezirksamt wieder einmal eine Musterung in Kötzting angesetzt hatte und diese ausgerechnet auf einen Pfingstdienstag im "Postsaal" stattfinden sollte.
Ließt man sich in Rauscher Georgs Buch  "A Kirm voller G’schichten", auf Seite 20 die Geschichte über eine "Musterung für die Königlich bayerische Armee" durch, so kann man verstehen, warum die Behörden Pfingsthochzeit und Musterung nicht an einem Termin und in einem Ort haben wollten.
Josef Schmidt musste sich den Behörden fügen, als der Magistrat ausdrücklich festhielt: "dass bei dem zu großen Zusammenflusse von Burschen, die theilweise sehr zu Exzessen geneigt sind, ....es im Interesse der öffentlichen Sicherheit nicht zulässig erscheint, am Pfingstdienstag eine Tanz Musikbewilligung zu erteilen.
Nun kommt vom Bezirksamtmann der Vorschlag, die Pfingsthochzeit einfach auf den Samstag nach Pfingsten zu verschieben, "weswegen er auch persönlich beim Schmidt vorgesprochen hätte". Dies war, mit Verlaub, Herr Bezirksamtmann, ein Vorschlag, den nur ein „Nichtkötztinger“ machen konnte und der in Karl Vallentinschen Sinne „nicht einmal ignoriert worden war“.  



Als Josef Schmidt - noch relativ jung - am 7.2.1883 - verstarb, hinterließ er neben seiner Witwe noch 4 unmündige Kinder. Im Staatsarchiv in Landshut gibt es einen umfangreichen Nachlassakt, der vor allem wegen der Auszeichnung des Vatergutes für diese Kinder interessant ist.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 27 Nr. 15 Verlassenschaftsakten von 1883 Schmid Josef Bierbrauer


Todesanzeige
Lit 1 Frau Anna Schmid, Bräuerswitwe von hier mit Ehevertrag.
Lit 2 Herr Franz Paul Decker Kaufmann von Hier u. Lit 3 Franz Schmid Bauer von Gotzendorf auf Freitag den 16. Februar lf Jahres Vorm. 8 Uhr



Josef Schmidt
42 Jahre alt
Bierbräu
verheiratet
am 7. Febr. 1883 v. 5 Uhr
Kötzting HsNro 98

In der Liste der - möglicherweise - Erbberechtigten sind folgende Personen aufgeführt:
Anna Schmidt Witwe dahier
Dann die Kinder: Josef 12 Jahre, Karl 11 Jahre, Franz 9 Jahre. und Anna 4 1/2 Jahre alt.
Geschwister:
Maria verh. Heilmeier in Au b. Freising
Anna verh. Fischl in Birka b Viechtach
Wolfgang Schmidt Gastwirth in Landshut
Franz Schmidt Bauer in Gotzendorf
Franziska, Katharina, ledig in Gotzendorf.
Als Vormund wird der Kaufmann Herr Franz Paul Decker dahier in Vorschlag gebracht.

Bei der "Auszeichnung des Vatergutes" wird natürlich genau gerechnet und, als sich die Witwe übervorteilt fühl, lässt sie ein Schreiben über das Amtsgericht in Kötzting an das übergeordnete Landgericht in Straubing richten.
Dort argumentiert sie, dass das angenommene zu verteilende Vermögen auf der Bais des Kaufpreises nicht mehr der damaligen Kötztinger Realität entspräche.
" Ich und mein verstorbener Ehegatte erwarben im Jahre 1869 das fragliche Anwesen samt Mobiliar Einrichtung um die Kaufsumme von fl 59000. Der Werth meines Anwesens aber ist in gegenwärtiger  Zeit ein bedeutend geringerer, denn es ist allbekannt, daß der Preis der Güter um den dritten Teil gesunken ist.
Noch zu Lebzeiten meines Mannes, namentlich letzterer Zeit, bei seiner immerwährenden Krankheit, haben wir bedeutende Anstrengungen gemacht, unser Anwesen zu veräußern, allein diese unsere Absicht wurden durch die erzielten Angebote bis zu 77000 Mark jedes Mal deshalb vereitelt, weil wir einen so hohen Verlust dann doch nicht erleiden konnten.
Wenn man erwägt, dass der Betrieb der Oekonomie in ietziger Zeit durch die hohen Dienstbotenlöhne, durch die Dienstbotenkalamität überhaupts ein sehr unrentabler und erschwerter ist, andererseit die über 300%ige Gemeindeumlage in unserem Markte Kötzting mit den übrigen Steuern und Abgaben die Anwesen stark belasten, daß  das Fortkommen auf dergleichen Anw3esen, vorzüglich für eine Wittwe sehr hart ankommt."
Weiter erfahren wir, dass einer Buben in die Latein, ein anderer in die Realschule zur Ausbildung geht.
Die Liste der übertragenen Grundstücke ist beeindruckend:



Zusammen ganze 24 Hektar umfasste der Gesamtbesitz. 
In der Gaststube befanden sich: "7 Tische, 3 Doppelbänke, 3 einfache Bänke, 1 Kanapee mit Lederüberzug und 17 Sessel mit 1 Tischchen."
1 große Wirtstafel und der Mundschenkkasten mit all den Gläsern und Krügen.
Im Herrenzimmer: 1 Tisch, 1 Tischchen und 16 Sessel.
Im Inventar werden dann noch folgende Räume genauestens mit all ihren Einrichtungsgegenständen aufgelistet:
das Vorhaus, die Küche, das Kammerl, das Familienzimmer, das Vorhausgewölbe, 9  Fremdenzimmer (erreichbar über eine Stiege), der Saal ( mit 7 Tischen, 4 Bänken 13 Sessel und 1 Commod), der Hof, 
der Ochsenstall mit 3 Paar Ochsen
der Kuhstall mit 7 Kühen, 2 Kalben, 1 Kaiberl und 2 Kälbern
der Pferdestall mit  (nur) 2 Pferden 
Schweinestall 3 Schweine
Dienstbotenkammer 2 Betten
Knechtkammer 3 Betten
Postknechtlkammer 2 Betten
Geschirrkammer - Gsottboden - Getraidboden - Fassschupfe - Kellerschupfe - Binderschupfe - Kellerschenke - Kegelstätte  mit 7 Tisch 4 Sessel 1 Bank 9 Kegeln und 3 Kugeln
Am Ende wird auch noch der Dunghaufen bewertet - 

Nach dem frühen Tode ihres Mannes - als seine Todesursache wurde Lungenlähmung angegeben - musste die Witwe den großen Betrieb alleine stemmen und erst als ihre Kinder älter geworden waren, begann der Umbau des Anwesens. Obwohl der Sohn Karl das Anwesen erst im Jahre 1899 übernahm, wurde er bereits 1894 als Posthalter und Bierbrauer erwähnt.



 Pfingsten im Hause Schmidt Teil II

DIA-Repro 707 Pfingstbrautpaar von 1894 Marie Lindner und Schmidt Karl 





Zusätzlich zu diesem traditionellen Pfingstgruppenbild gibt es noch ein etwas späteres Bild Karl Schmidts als Pfingstbräutigam, als sich anlässlich der Beerdigung des Leonhard Mittermeier - genannt Schlossgärnterhardl - viele Pfingstbräutigamme zu einem Fototermin versammelten.

DIA-Repro 1590 Personen v. li Dreger, Lindner, Schmidtbräu, Amberger Hans, Schödlbauer, Weiß auf d. Höh. Ganz rechts Josef Hastreiter, Ziegelgasse.

Im Jahr drauf war dann Karl Schwester, Anna Schmidt, die Kötztinger Pfingstbraut.


DIA-Repro 708 Pfingstbrautpaar von 1885 Schmidt Anna und Dirnberger Josef 





Am 11. Dezember 1899 verstarb Frau Anna Schmidt und die anlässlich ihrer Beerdigung am 14. Dezember gehaltene Grabrede des Kötztinger Pfarrers Elser hat sich noch erhalten.

StA Kötzting. Sammlung Arbeitkreis: Grabreden






Foto Pongratz: Kopfteil des Grabdenkmals der Familie Schmidt im Alten Friedhof


Karl Schmidt und Katharina Höchstetter


 Am 14.Dezember 1899 fand die Beerdigung der Anna Schmidt statt, am 18. Dezember übernahm der Sohn Karl das Anwesen alleine und erhielt noch im selben Jahr das Kötztinger Bürgerrecht. Drei Tage später wird er im Rathaus vorstellig, um auch alle Konzessionen seiner Mutter auf ihn übertragen zu bekommen.

StA Landshut Rep 164/8 Nr. 4763

"Kötzting, den 21. Dezember 1899
Es findet sich heute ein Herr Carl Schmidt, Besitzer des Postanwesens Hs.Nro 98 in Kötzting und gibt an:

Ich habe von meiner Mutter Anna Schmidt das Postanwesen HsNo 98 in Kötzting übernommen. Auf diesem Anwesen ruht eine reale Brauerei- und Gastwirtschaftsgerechtsame und stelle ich die Bitte um die Genehmigung zur Fortführung der Gastwirtschaft. Ich bin am 6. März 1872 in Kötzting geboren und ledigen Stands

Unterschrift  Karl Schmidt"

Der Magistrat reicht das Gesuch an das Bezirksamt weiter, welches zunächst weitere Auskünfte über den jungen Mann verlangt und postwendend erhält.

"Es wird hiermit bestätigt, daß gegen 
Karl Schmidt
Brauereibesitzer, wohnhaft und beheimatet in Kötzting, geboren daselbst am 6. März 1872, ledig, Tatsachen nicht vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß er das Gewerbe zurF örderung der Völlerei, des verbotenen Spieles, der Hehlerei oder der Unsittlichkeit mißbrauchen würde.

Am 21. Dezember 1899

Magistrat Kötzting

Drunkenpolz"


Am 2.5.1904 heiratete der junge Posthalter Karl Schmidt die Chamer Bürgerstochter Katharina Höchstetter, Tochter des Brauereibesitzers Franz Xaver Höchstetter und dessen Frau Katharina, eine geborene Weinzierl
Als Trauzeugen fungierten der Cousin des Bräutigams Karl Lindner und der Bruder, der Chamer Apotheker Joseph Schmidt.  Zusammen mit seiner Frau Katharina, welche von den Kötztingern später liebevoll „Frau Post“ genannt wurde, führte er das Anwesen ab dem Jahre 1904 gemeinsam.


DIA-Repro 154 - Sammlung Salzberger. Das junge Ehepaar Schmidt


Lange Zeit hatte es in Kötzting gedauert, bis sich endlich die Wogen des Kötztinger Kirchenkampfes wieder geglättet hatten, eine ganze Generation ging wohl fast darüber hin, doch nun gab es wieder - diesmal konnte man sogar darüber in der Zeitung lesen - , für eine kurze Zeit ein Wiederaufleben der „Kötztinger Gemütlichkeit“. Kötztings Bürger lebten wieder in bestem Einvernehmen mit der Geistlichkeit und den königlichen Beamten des Bezirksamtes. Das Vereinswesen erblühte, man war königstreu und dem Papst treu ergeben, feierte die Geburtstage der hohen Herrschaften und die anderen weltlichen und kirchlichen Feste mit großem Gepränge, Ernst und Pathos. Und im Mittelpunkt stand wie "eh und jeh" das Hotel zur Post.
Vereinfachts wurde diese Wiederannäherung sicherlich durch einen Wechsel im Pfarramt und der sich nähernde Termin des 500er Rittjubiläum im Jahre 1912.
 
Ein wunderschön kolorierter Bauplan wurde 1907 mit dem Bauantrag eingereicht für ein Salettl, genannt eine Sommerhalle - im Schmidtbräugarten.


StA Landshut Bauakten Rep 162-8  Sch. 24 Nr. 3456 Schmidt Karl Salettl 1907:  Wie aus dem Lageplan bereits schön zu ersehen ist - neben der Baustelle -, gehört das sich anschließende Anwesen in der heutigen unteren Marktstraße bereits zum Anwesen Schmidt. Hier als Wohnhaus des Karl Schmidt eingezeichnet. 



Mit dem Bauplan wurde auch gleich noch ein Bepflanzungsplan für den Biergarten eingereicht:



In einem Bauakt des Anton Haas ist im Schnitt auch die Schmidtsche Kegelbahn zu erkennen:


Noch vor seiner Eheschließung ging Karl Schmidt auch daran, seine Bierlagerkapazität auszubauen und zu erneuern, er errichtete einen großen Eiskeller.

StA Landshut Rep 162-8  Sch. 23 Nr. 3358 Schmidt Karl Eiskeller 1902






Hier noch im Zusammenhang die weiteren Bauvorhaben - noch zu Lebzeiten - Karl Schmidts, auch wenn die folgenden erst im Jahre 1911 durchgeführt wurden, möglicherweise auch dies in Bezug auf das bevorstehende Großereignis des Rittjubiläums.

Das Haupthaus wird renoviert und erhält sogar eine moderne Toilettenanlage.

StA Landshut Rep 162-8  Sch. 24 Nr. 3500 Schmidt Karl Umbau Hauptgebäude von 1911

Der erste Stock mit dem Saal

Das Erdgeschoss: die Herrenstraße befindet sich hier links im Plan


Ein WC, sicherlich eine Sensation damals in Kötzting.

In vielen Funktionen und bei vielen Gelegenheiten erfahren wir Genaueres von Karl Schmidt, So wurde er z.B. im Jahre 1909 zum Distriktrat gewählt, dem Pendant zu einem heutigen Kreisrat.

Als 1910 die erste Bayr. Genossenschaftsmästerei in Kötzting gegründet wurde - siehe der Beitrag über die Hammermühle -  stellte sich Karl Schmidt als 1. Vorstand zur Verfügung.
In einem "Monumentalfoto" anlässlich eines Turnvereinsjubiläums wurden Personengruppen nachträglich eingeklebt und so sitzen Josef Decker und der "Schmidtbräu" einträchtig nebeneinander.


Die junge Familie Schmidt

Am 6.2.1906 kam die erste Tochter zur Welt, Anna Schmidt, die spätere Nachfolgerin auf dem Hause.
am 18.4.1907 folgte dann ihre Schwester Katharina. Mit der dritten Tochter - eine Paula und geboren 1908 - war dann die junge Familie komplett.


 

DIA-Repro 157 Sammlung Salzberger: v.l. Anni, Paula und Katharina

DIA-Repro 158 Sammlung Salzberger: v.l. Anni, Paula und Katharina


DIA-Repro 159 Sammlung Salzberger: v.l. Anni, Katharina und Paula 

Und noch eines mit den drei Schmidt-Mädchen, möglicherweise noch entstanden zu Lebzeiten ihres Vater. Die Kleine Paula war 4 Jahre alt, als ihr Vater starb. 



DIA-Repro Frau Katharina Schmidt um 1900 mit ihrem "Personal"  

DIA-Repro 156: Sammlung Salzberger Karl Schmidt in der Kutsche mit seinem Schwager Franz




Das verhängnisvolle Jahr 1912

Der Posthalter Karl Schmidt - gestorben am Pfingstmontag 1912

In der Chronik für das Jahr 1912 sind bereits ausführlich all die Vorbereitungen und die einzelnen Komitees beschrieben, die diesen tag für unseren Markt zu etwas ganz Besonderem zu werden versprach. Natürlich waren auch wieder die Pferde des Posthalters Karl Schmidt bei diesem Ritt dabei, nur er selber fehlte, und lag zuhause im Sterben, die Kötztinger Bürger auf ihren Jubiläumsritt in  Richtung Steinbühl ritten.

Im Zeitungsbericht über den Pfingstritt heißt es gleich am Anfang ganz lapidar:
Beim Ausritt waren es 420 Pferde gewesen, zu welchen sich noch 30 weitere gesellten. Ein völlig unübersehbarer, schier nicht enden wollender Zug bewegte sich ins maiengrüne Zellertal hinein. Zwanzig frühere Pfingstbräutigame, mit ihren Kränzchen am Arm, verliehen dem Reiterzug erhöhte Feierlichkeit, darunter der zweitälteste aller noch lebenden, Konditor Liebl (Lebzelter), Vater des heutigen Ehrenkränzchenempfängers. Zu Hause aber rang einer, unser guter Posthalter, mit dem Tode. Vier Geistliche begleiteten zu Pferde die Jubelprozession nämlich die 2 früheren Kooperatoren Späth und Senft und die gegenwärtigen Riederer und Schmidt.......


Todes-Anzeige im Kötztinger Anzeiger



StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 53 Nr. 41 von 1912 Hanr 98 Schmidt Karl  verstorben am
27.5.1912, Pfingstmontag.

Ganz überraschend war der Schlaganfall vielleicht doch nicht gekommen, denn in den Verlassenschaftsakten im Staatsarchiv Landshut findet sich bei Karl Schmidt auch eine Halbjahresabrechnung von Januar bis Juni 1912, in der der Bezirksarzt Dr. Clemens Weber

"46 Besuche inkl 2 Concilien mit Injektionen" verrechnen konnte.

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Von Georg Pongratz, Möbelschreiner vom oberen Markt, stammte der Sarg



Seine Witwe Katharina Schmidt, geborene Höchstetter aus Cham, musste nun den Riesenbetrieb in
Kötzting ganz alleine führen und hatte noch 3 kleine Kinder aufzuziehen.

Blickt man auf die Anzeigen der "Post" in der Zeitung für Pfingsten 1912, kann man erahnen, welch große Hoffnung die Familie Schmidt auf die Folgen des Rittjubiläums und den einsetzenden Fremdenverkehr gesetzt hatte.

KA vom Juli 1912

KA vom Juli 1912


 Katharina Schmidt, die Frau Post

Nun hatte die junge Witwe dasselbe Problem wie ihre Schwiegermutter eine Generation zuvor, sie stand mit einem Riesenbetrieb da und hatte gleichzeitig eine Schar kleiner Kinder zu versorgen. Ähnlich wie ihre Schwiegermutter schaffte es Katharina Schmidt diese schwere Zeit zu meistern. Wie es in ihrem Inneren ausgesehen hat, können wir nur vermuten. 
Hier zunächst noch ein paar Bilder der heranwachsenden Töchter und ihrer Mutter.









 Pfingsten im Hause Schmidt Teil III



Nur ganz knapp war eine Woche vor Pfingsten der neue Graßlsaal fertig geworden, der nun bei der Pfingsthochzeit so richtig eingeweiht werden konnte.
Kötztinger Anzeiger vom Juni 1924



 
Krämerarchiv Pfingstritt 1924 Den Kreuzträger stelle normalerweise der "Schmidtbräuschweitzer" und die Pferde desselben und der Laternenträger stammten idR. ebenfalls aus dem Stalle Schmidt.



Der Burschenverein rief seine Mitglieder auf, zur traditionellen Pfingstkeipe in den Gasthof "Zur Post" zu kommen.


Drei Jahre nach ihrer älteren Schwester wurde auch Paula Schmidt vom 1927er Pfingstbräutigam Josef Decker zu seiner Pfingstbraut erwählt.


 
Pfingstbrautpaar 1927 : v.l. Wolfgang Kolbeck - Paula Schmidt - Josef Decker - Karl Amberger

Pfingstbraut 1927 Frau Paula Schmidt, verh. Heilingbrunner



Brautzug 1927 vor dem Anwesen Schötz in der unteren Marktstraße 



Ähnlich wie bei der Stellung der Pferde für die Rittspitze, war das ansehnliche Haus in der Herrenstraße 
auch immer der Hintergrund für einen der vier Altäre beim alljährlichen Fronleichnamsumzug.
 
KU SW 678


Diese Fronleichnamstradition setzt sich fort bis heute; hier Bilder der Fronleichnamsprozession von 1977, noch mit der alten Fassadengestaltung.

 
Foto KU vom Juni 1977

Foto KU vom Juni 1977




 


Wer hätte je das Leben der Frau Post besser beschreiben und zusammenfassen können, wie Frau Paula Dittrich, die ihr in einer Erzählung ein literarisches Denkmal gesetzt hat.

Die Frau Post - Bild August Philipp Henneberger




Aus der Pfingstbeilage 1983



Von der in der Geschichte erwähnten "Post Kathl" gibt es ein Bild ihrer Hochzeit.

DIA-Repro 2124 die Schmidtbräu-Kathl

Die schwierige Zeit im Dritten Reich wurde in der Schilderung von Frau Paula Dittrich bereits angesprochen. 

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wurden nacheinander die Nebengebäude am Plattengelände und das Haupthaus erneuert.

Foto Ehemann: Schmidtbräukeller

StA Landshut Rep 164/8 Bauplan von 1929


DIA-Repro 2126



Ungefähr rund herum um das Jahr 1941 wurde der Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock Katharina Schmidt  auserwählt, um Werbeaufnahmen zu machen, die den Hauptinnenraum das Gastraumes exakt so abbilden, wie er auch heut noch zu sehen ist - mit Ausnahme des Bild des Führers im Stammtischeck.
Das Jahr ergibt sich aus einem Kachel, die im Kachelofen zu sehen ist.


Foto Pongratz: es wäre interessant zu erfahren, welcher Kachelofenbauer sich hinter den Initialen "KMA" verbirgt.



Foto Bock: Frau Katharina Schmid am Ecktisch mit dem "guten" Porzellan

Foto Bock

Foto Bock

Foto Bock


 Der "schöne Kachelofen"


Viel Symbolik und Lokalkolorit steckt in den Motivkacheln des Ofens.

Foto Pongratz: Das Firmenlogo des Brauhauses

 

Foto Pongratz: 

Pulverhorn und Kanone

Gütezeichen des Ofensetzers 

Foto Pongratz: Der Postillon

Foto Pongratz: Pferd oder Reh, mir ein Rätsel



Foto Pongratz: der Ausschank

Foto Pongratz: das Leid des Postbotens

Das Posthorn

Foto Pongratz: Gartenzaunidylle

Foto Pongratz: Amor

Foto Pongratz: Handwerker auf der Walz

Foto Pongratz: ganz zentral, der Kötztinger Pfingstl 

 






Bleiben wir zunächst noch in den Dreißiger Jahren, als es in Kötzting zu Filmaufnahmen kam, die eine Adaption des Romans "Der Pfingstelritt" von Maximilian Schmidt, genannt Waldschmidt drehten.
Von diesen Aufnahmen existiert eine Reihe von Aufnahmen, die uns in unserer Sammlung bereits einiges an Kopfzerbrechen bereitet haben, weil im gefilmten Pfingstritt eindeutig Kutschen mitfahren durften, es aber sicher Bilder sind von Pfingstreitern und vom Pfingstbräutigam mit seinem Pfingstkranzl. 
Heute wissen wir, dass es Bilder von den Filmaufnahmen sind, es war zugegebenermaßen etwas verwirrend, bis wir den Sachverhalt klären konnten.
Die auf der folgenden Luftaufnahme sichtbare und überdachte Außentreppe im Innenhof bildete einen Teil der Kulisse bei den Aufnahmen.

Serwuschok Luftaufnahmen

Auf der Freitreppe im Schmidtbräuhof

Festessen im Innenhof

Der "Filmpfingstbräutigam! holt seine Pfingstbraut mit der Kutsche ab.......




Der "Pfingstritt" im Zellertal mit der Frau in der Kutsche..... so entstehen falsche Bilder und daraus dann falsche Legenden, so wie die "Sage vom Pater Felix" über die Entstehung des Pfingstrittes, die nachweislich nur eine Romandichtung aus dem 19. Jahrhundert ist und später sogar ernsthaft in den Kanon der Pfingstrittlegenden aufgenommen wurde.




Nach den Schwierigkeiten, die Frau Schmidt - obwohl Mitglied in der Partei - von Seiten der NSDAP hatte, weil sie für deren Verständnis ein zu menschliches Verhalten gegenüber jüdischen Mitbürgern und Fremdarbeitern an den Tag gelegt hatte, folgte der wirtschaftliche Tiefschlag Ende April 1945, als die US-Armee nach ihrem Einmarsch die komplette Herrenstraße belegte und für die Kötztinger als "off-Limits" erklärte.
Noch im Oktober 1946 - dem Zeitpunkt als die folgende Tabelle angelegt wurde -, war das ganze Haus für Geschäftsräume und Truppenunterkünfte besetzt. Ein interessantes Detail ist das - in schwarz - gekennzeichnete Datum. Offensichtlich wussten es die Kötztinger nach einem Jahr gar nicht mehr so genau, wann denn überhaupt Kötztinger kapituliert hatte: es war der 26.4.1945 und nicht der 24.4., als die Amerikaner Kötztinger besetzten.
StA Kötzting
Die Amerikaner räumten schließlich das Gebäude und das Br5auereigasthaus wurde zunächst zum Kötztinger Krankenhaus, weil das Krankenhaus selber abgerissen und modern neu errichtet worden war. Manche Kötztinger haben als Geburtsort in Kötzting den Gasthof zur Post in ihrem Geburtsdokument.
Nach der Eröffnung des Krankenhauses wurde zunächst groß renoviert und dann endlich kam es zur großen Wiedereröffnung die die Vereins strömten zurück in ihre angestammte Heimat.
Nicht  nur das Krankenhaus belegte das Haus, auch der Kindergarten nutzte die Freiflächen, die der "Postgarten" bot.
DIA-Repro 3048 Kindergartengruppe im Postgarten


KU vom März 1950
KU vom März 1950








Krämer Archiv 1-32 Das Gasthaus zur Post mit seinem Sgraffito Schriftzug


KU SW Brauerei 0005 Fassade mit der Sgraffito Dekoration

DIA-Repro 162 vorher waren es angeschraubte Einzelbuchstaben gewesen.
Nicht nur die Feuerwehrler kamen zurück; vor allem der Männergesangsverein und die Frau Post gingen eine ganz besondere Beziehung ein, die sich in vielen Bildern belegen lässt.

In einer Würdigung ihrer Lebensleistung heißt es aus dem Jahre 1957, dass sie " die Schlüssel an ihre Tochter Anni" weitergegeben hatte. Auch das "Rittergold" als der Name für das Bier des Schmidtbräus ist hier erwähnt.

Wie sehr hier Oekonomie und Gastronomie verquickt waren, kann man sehr gut an dem nächsten Bild erkennen, auf dem zu sehen ist, wie die Kartoffeln aus der eigenen Ernte in den kartoffelkeller rutschen durften.

KU SW 065

Zu allen runden Geburtstagen standen die Gratulanten Schlage bei der "Frau Post"

 
KU SW 855 der Chor unter der Leitung von Herrn Ramsauer  singt ein Ständchen für die Jubilarin

KUSW854 MdB Dr. Stefan Dittrich und Bgm Dullinger gratulierten der Frau Post

Wie sehr Frau Schmidt dem Chorwesen verbunden war, kann man auch erkennen, als sie zusammen mit dem Notzschen Bayerwaldchor marschierte.
DIA-Repro 2127: Taferlbub, Herr Notz, Frau Notz, Frau Schaefer, Frau Schmidt



KUSW755 Feuerwehrkommandant Michl Traurig gratuliert.



Auch der "Postgarten" war ein beliebter Treffpunkt für Vereinsfeiern:
Sommernachtsfest der FFW Kötzting im Schmidtbräugarten

Serwuschok315

Serwuschok 314

Sommernachtsfest der Kötztinger Fischer im Postgarten:

U105 2 006
Ähnliche Bilder gibt es vom Schützenverein und den Jägern.

Ungefähr zur selben Zeit begann der Kötztinger Turnverein mit seinen beliebten Volkswandertagen jeweils am 1. Mai und die ersten Veranstaltungen starteten heraus aus dem Innenhof des Schmidtbräus.
Serwuschok 706

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Serwuschok 709

Serwuschok 708 
v.l. Winfried Oexler - Michl Traurig - Kellner Dieter - Traurig Wack 

Und so reihten sich Geburtstagsjubiläen aneinander und Frau Post hatte auch viel zu Erzählen.

 

Der Stammtisch in der "Post" 


Eine kleine Episode findet sich im "Scheinwerfer", der Glosse, die Frau Serwuschok lange Jahre geführt hatte. Hier eine kleine Geschichte von zwei Stammtischbrüdern, die Angst vor dem Nachhauskommen hatten...... und zwar wegen zu schmutziger Schnupftabaktaschentücher.
 


Und erneut - weiter oben ist bereits eine Schmidtbräu-Kathl erwähnt - wird solch eine Perle der Bedienungen öffentlich gelobt und in den Ehestand verabschiedet.





Kötztinger Umschau April 1952 

 




Zwei Jahre später verstarb Frau Katharina Schmidt mit 97 Jahren und viele Kötztinger gaben ihr die Ehre bei ihrem letzten Gang zum alten Friedhof.

1974-8-x Nr. 7 Kötzting Beerdigung Frau Katharina Schmidt

1974-8-x Nr. 7 Kötzting Beerdigung Frau Katharina Schmidt
Als Träger des Sarges links Karl Höcherl und rechts Herbert Amberger

 
Foto Pongratz: der historische große Grabstein der Familie Schmidt mit der zusätzlichen Gedenkplatte für Katharina Schmidt, geborene Höchstetter.


Anna Schmidt


Nur wenig wissen wir über die Brauerei des Schmidtbräus. Ein undatiertes Fragment eines Zeitungsberichtes aus der Zeit, als Anni Schmidt bereits die Besitzerin gewesen war, enthält zwar zu Beginn Einiges an Falschaussagen über die Anfangszeit des Anwesens. beschreibt aber auf der anderen Seite recht schön die Kapazität und den Produktionsumfang der Brauerei.



Als Katharina Schmidt das Anwesen und die Geschäfte an ihre Tochter Anna übergeben hatte, war diese selber ja schon  50 Jahre alt gewesen und hatte anschließend  viele Jahrzehnte das komplexe Familienunternehmen  alleine durch zunehmend unsicherere Zeiten manövrieren müssen. Ihre Mutter war natürlich trotzdem immer präsent und so finden sich zumeist auch die Töchter der Frau Post mit auf den Bildern, wenn diese zum Geburtstag lud. 
Katharine Schmidt mit Anna Schmidt, Katharina Bierling und Paula Heilingbrunner

Katharinafeier mit Dr. Stefan Dittrich, Frau Katharina Schmidt, Frau Katharina Bierling und Anna Schmidt

 

Pfingsten im Hause Schmidt

In den Jahren 1974 und 1985 organisierte die Stadt Kötzting Treffen der Pfingstbrautpaare und Anna und Paula Schmidt, nun verheiratete Heilingbrunner, konnten an alte Zeiten anknüpfen und mitfeiern 

Foto Stadt Kötzting: 4777 X, Elisabeth Barth geb. Krämer, Paula Heilingbrunner geb. Schmidt, Anni Schmidt, Lina Liebl, Josef Zahorik 

Foto Stadt Kötzting: 4841 Lina Liebl, Paula Heilingbrunner, Josef Schwarz, Karl Seidl, Anni Schmidt 

Foto Stadt Kötzting: Anni Schmidt und Schwarz Sepp

Foto Stadt Kötzting: 4916 Paula Heilingbrunner, Anni Schmidt, Sepp Schwarz 
 

 Im Jahre 1974 bewarb sich Frau Anna Schmidt erfolgreich um das Kötztinger Bierzelt.


Aber all das ging wohl über ihre Kräfte, so dass sie knapp vor ihrem 70ten Geburtstag an einer Verpachtung schritt und ihr Anwesen an Otmar Bachmeier und dessen Frau übergab.
Zum Jahresende 1975 war dann Schluss mit der Ära Schmidt auf dem Anwesen.


Ihren neuen Pächter führte Frau Schmidt auch bei ihrem Stammtischbrüdern ein.
V.l. Mühlbauer, Jahnstraße, Heinz Mannig, Max Vogl, Anni Schmidt, Josef Held, Otmar Bachmeier

Der neue Pächter und Küchenchef Otmar Bachmeier


Serwuschok Luftaufnahmen. Hier der große Komplex des Anwesens.

Im Hof ist schön ein Laubbaum zu erkennen, den wir von einer anderen Aufnahme her kennen und eines der wenigen Aufnahmen aus dem Inneren des Hofes darstellt.



Im Jahre 1987 verstarb Anni Schmidt, Brauerei- und Hotelbesitzerin in Kötzting und auch sie erhielt eine besondere Beerdigung. Ähnlich wie Jahre vorher bei der Frau Oberin - Emmerama Glasschröder - kamen auch bei ihr ein Pferdefuhrwerk zum Einsatz.
Foto Rabl-Dachs


Foto Rabl-Dachs: Der Leichenzug im Plattenweg 


Foto Rabl-Dachs

 Pfingsten im Hause Schmidt:

Der "Schmidtbräuschweizer"

In Bayern bedeutete die Berufsbezeichnung "Schweizer" eine Person, die die Arbeit mit und an Tieren gelernt hatte, im weitesten Sinne ein landwirtschaftlicher Vorarbeiter.
Viele Jahrzehnte lang - mit nur geringen Unterbrechungen, zB 1934 war der Wegmacher Weber der Kreuzträger - war es der Schmidtbräuschweizer gewesen, der dem Pfingstritt als Kreuzträger voranritt.
Die bekannten Namen waren Georg Vogl und Josef .Schedlbauer.

DIA-Repro 0776 Georg Vogl mit (s)einem Schmidtbräupferd

KU von 1955

 
KU vom Juli 1957

KU SW494 Willi Schedlbauer

Selbst im "Scheinwerfer" von Frau Serwuschok findet sich im Jahre 1963 ein Eintrag über Willi Schedlbauer. Wer Schaden hat, braucht für Spott ......
 s



Foto KB Krämer Willi Schedlbauer
Diese Zusammenstellung wäre nur unvollständig, wenn ich nicht erwähnen würde, dass nach dem "Ende" des Schmidtbräus diese Ehre und schwere Aufgabe zugleich, den Kreuzträger zu stellen, bei der Familie Schedlbauer verblieb und nach dem Tode Willi Schedlbauers nun der Sohn Josef Schedlbauer die direkte Nachfolge seines Vaters angetreten hat und mit dieser Aufgabe - als Einziger von uns allen - das Versprechen des Rittes auch in der schweren Zeit der erzwungenen "Coronapause" erfüllt hat.
Pfingsten 2020 >>>>>> das war alles, was damals erlaubt war, der Kreuzträger, der geistliche Offiziator und 1 Begleiter.



Foto Rabl-Dachs Kreuzträger Josef Schedlbauer beim Pfingstritt 2025


Zu diesem ganzen Komplex Schmidtbräuschweizer gehört auch die Bespannung der großen Kutsche beim Bierzelteinzug, bei dem ebenfalls die Familie Schedlbauer eine entscheidende Rolle gespielt hat.


Serwuschok 162
Bilder des 8er Zuges mit Schedlbauer Willi als Verantwortlichen. Auch wenn die Pferde das Schild des Falterbräus aus Regen trag, der Wagen mit den großen Bierfässern ist der Schmidtbräuwagen.
Der Wagen mit seinem markanten Fässeraufbau war dann auch ein gerne gesehener Teil bei Umzügen in anderen Städten und wieder war es die Familie Schedlbauer, die bei den Projekten dahinter stand.

Serwuschok365

Serwuschok162 vom 29.7.1972 Auch die Kinder der Schedlbauerfamilie waren schon mit dabei.



Doch nun wieder weiter mit dem Anwesen:
Schon im Jahre 1978 hatte das Haus den Besitzer gewechselt und war, als "Hotel zur Post", wie es jetzt hieß, Thema bei den Sitzungen des

 Zweckverbandes
zur
Entwicklung der Stadt Kötzting zum Luft- und Kneippkurort


 Am 12.4.1979 konnte man aus der Zeitung erfahren, dass der Zweckverband die Pläne des Umbaus der ehemaligen Brauerei in ein Kneipp-Zentrum genehmigt hatte. Hiermit hatte ein Vorgang seinen ersten Abschluss gefunden, dessen Anfänge bereits im Jahre 1973 lagen, also zu einem Zeitpunkt, als Anni Schmidt noch alle Fäden in der Hand gehalten hatte.
Es war das Architekturbüro Schnabel, das den Zuschlag erhalten hatte und von dem die folgenden Bestandspläne stammen.
Plan AB Schnabel, Kötzting: Die umfangreiche Kelleranlage unter dem Anwesen, ziemlich sicher noch aus der Zeit Wolfgang Samuel Luckners, von dem wir wissen, dass er seine Bierkeller erneuert bzw. saniert hatte.

Plan AB Schnabel, Kötzting: Der Grundriss der Anlage

Plan AB Schnabel, Kötzting: Die Außenansicht von der Herren- bzw. Ludwigstraße aus

Plan AB Schnabel, Kötzting: 

Plan AB Schnabel, Kötzting: Der Schnitt durchs Bräuhau

Und dann gings an den Abriss der historischen Gebäude:
Hier zunächst noch ein paar Bilder von historischen Durchgang zum Innenhof:
DIA-Repro 8346

DIA-Repro 8354

Ein Bild der Malerin Döll/Dell, die im Waldschmidthaus wohnte und arbeitete 

Bild AB Schnabel 

Bild AB Schnabel 

Und dann gings an den Neuaufbau:

Die Halle entsteht 

Der Spruch des Zimmermannes beim Richtfest 

Beim Richtfest 



Die Ehrengäste beim Richtfest u.a. mit Staatssekretär Hans Spitzner, Landrat Girmindl, Fischer Max und dem Architekten Carl Schnabel.




Viele Großbaustellen gab es damals in Kötzting - z.B. die beiden Großprojekte der Sanierung des Alten Rathauses und die Marktstraße Teil 1 - und alle sollten rechtzeitig zum großen Jubiläumsjahr - 900 Jahre Markt Kötzting - fertig werden...... und sie wurden fertig.
Die Zentrale Veranstaltung im Sommer 1985 fand dann bereits im neuen Veranstaltungssaal für die geladenen Gäste statt während die Kötzting - ungeladenen - Gäste sich es im Innenhof gemütlich machen konnten.

IMG_8350

KU SW134

KU SW201 die Prominenz saß im Postsaal und lauschte den Reden und Ehrungen.

Buchvorstellung: Bgm. Karl Seidl gratuliert Rektor Ludwig Baumann, der federführend am Buchprojekt beteiligt gewesen war.

Und so wurde Schritt für Schritt auch für die Pfingsthochzeiten und die anderen Kötztinger Bälle die alte Jahnhalle obsolet und der Saal im Haus des Gastes das neue Zentrum Kötztings für Großveranstaltungen aller Art.
Schon im Jahre 1986 - also im Jahr nach den vielen Festveranstaltungen verkündete der damalige Pächter Walter Klier seinen Pachtvertrag und der Bezirk der Oberpfalz - damals der Besitzer des Komplexes war wieder auf der Suche.

Der Bezirk wurde schließlich fündig und mit der Familie Huber, die nun bereits in zweiter Generation (die dritte Generation steht schon hilfreich und herzerfrischend am Rande) das Hotel zur Post betreibt wurde der Weg in eine stabile Zukunft bestritten, was auch entscheidend war für den Entschluss das große Anwesen vom Bezirk der Oberpfalz in den städtischen Besitz zu übernehmen.









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