In den vergangenen zwei/drei Monaten kam es im Stadtarchiv zu umfangreichen Zugängen an Foto- und DIA-Material. Zum ersten waren es Funde aus dem eigenen Haus und zum anderen größere Abgaben von Privatpersonen oder Firmen.
Heute geht es um einen ersten - für mich - durchaus spektakulären Fund aus diesen Neuzugängen. Ende Juni 2022 hat das Architekturbüro Schnabel sich von Teilen seiner Bau-Dokumentationsbilder getrennt und mir einen großen Umzugskarton mit DIA-Aufbewahrungsschächten ins Büro gestellt.
Jeder dieser Doppelschachte hat Platz für ca. 100 DIA-Positive, womit ich die Anzahl der erhaltenen DIAs auf über 1000 schätze. Neugierig geworden durch die Überschriften, habe ich mich nun gleich daran gemacht, die ersten DIA-Schächte mir vorzunehmen und diese zu digitalisieren.
Schon beim ersten DIA-Schacht fanden sich Aufnahmen, die es nicht nur Wert sind, hier vorgestellt zu werden, sondern im Ergebnis sogar ein bisher unbekanntes Kleinod aus Kötztings Geschichte darstellen.
In den 1980er Jahren kam es in Kötzting zu einem "Erdrutsch", bei dem der Gott sei Dank kein Mensch zu Schaden kam, sondern der nur die große Ummauerung des Alten Friedhofes mit einem Teil der äußeren Gräberreihe zum Einsturz und Abrutschen brachte.
Die folgenden Farbbilder stammen alle aus der Abgabe des AB-Büros Carl Schnabel.
AB Schnabel: die abgesicherte Stelle des Mauereinsturzes |
Schaut man sich sowohl den Schüttkegel, als auch auf dem folgenden Bild die oben aufliegende Ziegelmauerabdeckung an, so ist vermutlich nach dem Wegrutschen des Untergrundes die Mauerkrone sogar nach innen gekippt und, oben aufliegend, zum Stillstand gekommen.
Am westlichen Ende des Mauerabrisses blieb noch ein Teil des Grabes des Kötztinger Allgemeinarztes Dr. Albert Angerer stehen. Der als Mosaik gestaltete Hauptteil dieses Grabdenkmals stammt sicherlich vom Kötztinger Künstler August Philipp Henneberger. Ein Rest des Mosaiks fand sich später dann noch im Schutt.
Nun aber zu dem Fund, den ich nachgerade als Sensation ansehe:
Hier gut zu sehen links oben der alte Friedhofshaupteingang mit dem Gedenkstein für Carl von Paur, gleich rechts neben dem Eingangstor.
Rechts neben dem Denkmal befindet/befand sich eine leere Grabesnische. An dieser Stelle lag früher - als es den neuen Friedhof noch nicht gegeben hatte - die Familiengrablege der Familie Traurig.
Rechts im Friedhofwinkel, hinter einem schmiedeeisernen zaunartigen Gitter findet sich nun die Sensation.
Diese Grablege sieht wesentlich älter aus, als die vielen Gräber, die sich in der Umgebung damals - ebenso wie heute - noch finden lassen. |
Luckners eigener Grabstein und der seiner zweiten Frau - mit der zusammen er 15 Kinder hatte und wohl zu deren Ehren und Andenken Kötzting auf dem linken Seitenaltar das Bildnis der Hl. Magdalena bekam-, befanden sich im Inneren der Pfarrkirche an der Wand neben den Beichtstühlen und hängen heute in der St. Anna Kapelle..
Unter dem Epitaph für Mutter und Kind befand sich noch eine zusätzliche Gedenkplatte, wohl für ein weiteres Kind der beiden.
![]() |
Stadtarchiv Bad Kötzting AA IX-3 Anbau eines Leichenschauhauses an die Friedhofskapelle |
Nach dem Untergang dieser Kapelle wurde diese zwar nicht mehr errichtet, sehr wohl aber die Friedhofsummauerung geschlossen und danach das Epitaph der Frau Luckner an geeigneter Stelle im Grundrissbereich der früheren Kapelle in einer Grabesnische aufgestellt.
QED !
Diese, von Luckners Großmutter und ihrem zweiten Mann gestiftete Seelenkapelle war so ziemlich das nördlichste/oberste Opfer des großen Marktbrandes von 1867.
![]() |
MR 1782 |
"Wegen angehalten üblen Witterung Ist man an seithen der burgerschaft in die obere Seelen Kapeln processionaliter abgegangen, wo man zugleich 2 heyl Mess zu Trost der armen Seelln lesen lassen, diss aber, da eine Samlung nicht allerdings schicklich, ex cassa bezallt, mit 1 fl."
![]() |
Als der Untergrund wegrutschte, ist die Mauer nach innen gekippt, wie die Dachziegel auf der Grabebene beweisen. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.