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Samstag, 26. September 2020

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage in Coronazeiten 1-38

Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.


Signatur Bilderblöcke/Serwuschok U 61
Aus den wenigen Bildmaterialien, die sich vom Juli 1972 erhalten haben, habe ich eine bunte Mischung herausgesucht:


Die Endphase des Landkreises Kötzting ist eingeläutet und es häufen sich die Abschiedsfeiern. Hier eine das Ende des Kötztinger Kreistages:


Die Landrätin - bald aD - trägt sich im Goldenen Buch der Stadt Kötzting ein 

Hier der - leider ungezeichnete - Artikel zu der Abschiedsveranstaltung
des Kreistages im Januelsaal















Noch eine Bildreportage von einer Situation, die es heute nicht mehr gibt.
Das Autohaus Biller und Hobrack mit seiner Porschevertretung:
Diesmal kennen wir den Autor: Aloys Dachs hat den Bericht geschrieben und die Bilder geschossen





vl. Dr. Wolf, Lohberg, mit seiner Tochter, Ing. Fritz Hobrack und Frau Dr. Angerer 


Zur Auflockerung nun noch einen Bericht über eine Gastaufführung des Kinzigtaler Bauerntheaters.


Auch so kann man als Theatertruppe reisen...






Der Bericht über die Aufführung(en) selber stammt von einem Journalisten mit dem
Namenskürzel "dy"







Am Ende mal wieder ein Artikel, der mir aufgefallen ist, ohne dass sich die dazugehörigen Bilder im Stadtarchiv erhalten hätten. "khw" schrieb über einen der vielen Versuche (im alten Amtshaus, beim Wieser Girgl. die Hausnamen sind vielfältig) beim Wilder Ade eine Diskothek zu etablieren




Montag, 14. September 2020

Eine Kötztinger Marktrechnung als Beispiel für eine Jahreschronik Teil II

Interessanter als die Einnahmenseite ist zumeist die Fülle an Ausgaben der Marktgemeinde, hier nun der zweite Teil der Magistratsrechnung von 1782;

 Die Ausgaben:

Zuerst kommen die Lohnausgaben, hier Ausgab auf Besoldungen. Diese Liste zeigt uns regelmäßig die Magistratsräte des Inneren und Äußeren Rats an und wer halt sonst noch auf der Lohnliste des Marktes Kötzting stand

Mein Kammerer Georg Anton Schweizer jährliche Besoldung macht, so ich kraft Scheins auch richtig erhalten: 9 Gulden. Samuel Luckner war in diesem Jahr der Vicekammerer, erhielt aber dieselbe Summe an Aufwandsentschädigung


Der jeweilige Marktschreiber, der diese Tätigkeit ja als seinen Beruf ausübte, während die Markträte von ihren Besoldungen nicht leben mussten, erhielt 33 Gulden.

Dann folgen die beiden anderen inneren Räte (4 Mitglieder hatte dieser)
Joseph Weiß als senior und Johann Georg Lecker als junior des Innern Rats bezeichnet.

Die Zahl der äußeren Räte schwankte, in diesem Jahr waren es 6 Personen.
Als Senior des Rats wurde Egidius Fischer bezeichnet, ihm folgten Lorenz Huber, Jakob Schaffner, Johann Michael Liebl, Johann Balthsar Kalb und Ignatz Mayer. Letzterer erhielt den Zusatz Junior des Rats.
Alle Ratsmitglieder erhielten als Besoldung gleichmäßig 4 Gulden im Jahr.

Ander Zadler, als Marktdiener, dem unter anderem auch die Forstaufsicht im märktischen Wald im Watzlhof unterstand, sowie die Kontrolle der "im Regenfluß arbeithenden Fluderer" mitsamt der Einziehung der Fallrechtsgebühren, kam auf einen Jahreslohn von 23 Gulden.
Seit dem Jahre 1765 hatte er eine weitere Aufgabe erhalten, für die er nun zusätzliche 4 Gulden im Jahr bekam: die "tägliche aufziegung der neuen Rhathaus Thurmuhr"


Unter Samuel Luckner wurde das (nun alte) Kötztinger Rathaus in die Form gebracht, wie wir sie fast ungeändert auch heute noch sehen können. Wegen eines - damals - andauernden Streits mit dem Pfarrer unter anderem auch über die Gestaltung  des neuen Kötztinger Kirchturms entschied Luckner sich dafür, für seine Bürger eine eigene Uhr anzuschaffen. 

Der zweite märktische Angestellte war der Nachtwächter Johann Ander Obermayr, der "von Ausrufung der Uhr" und der Nachtwache 7 Gulden, für das Pfänden 3 Gulden und für ein Paar neue Schuhe 1 Gulden, zusammen also einen Jahressold von 12 Gulden hatte.

Da er auch für das Pfänden bezahlt wurde, war er also auch noch der Kötztinger Flurwächter, der aufzupassen hatte, dass die Kötztinger Landwirte mit ihrem Vieh nicht "zufällig" auf unerlaubte Fluren einweideten. Solche Missetäter, bzw. deren Tiere, wurden im Pfänderstall beim oberen Kötztinger Markttor, dem Cham(er)auer Tor als Pfand eingesperrt, bis die Strafe bezahlt worden war.
Da das Chamauer Tor auch eine Wohnung enthielt, vermute ich, dass der Nachtwächter dort sogar seine Wohnung hatte und von dort oben dann seine nächtlichen Kontrollgänge den Markt herunter begann.
Im Protokoll des großen Marktbrandes von 1867 werden die Aussagen der damaligen Nachtwächter überliefert, aus denen die Aufgabenverteilung der Nachtwächter schön dargestellt sind.  

Kötzting hatte noch einen zweiten Nachtwächter auf der Lohnliste: den Bürgerssohn Johann Georg Hofmann: 8 Gulden für den Dienst und 1 Gulden für ein Paar Schuhe sind sein Lohn.

Frau Theresia Obermayr war die damalige Kötztinger Marktshebamme, welche Aufgabe dem Markt stolze 2(!) Gulden wert war


Es folgen die Ausgaben im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten



Der Kötztinger Schuhmacher Georg Pachmayr stellte den Antrag in Weißenregen eine "Pierzöpflerei", also eine Schankstatt, neu zu installieren, was die Kötztinger Marktlehner - Pachmayr war vom Status nur ein sogenannter Häusler, was es ihm im Markte Kötzting grundsätzlich verbot, Bier auszuschenken. Also versuchte er es im Nachbarort. Der Markt verbot dies und die Sache landete bei der Regierung in Straubing, verursachte Kosten, wurde aber dann letztendlich abgewiesen. Pachmayr war mit seiner Idee einfach um 75 Jahre zu früh dran gewesen. 

Dann gabs eine solenne Rauferei beim Marktlehner Joseph Geiger - zur Erinnerung: die Kötztinger Marktlehner hatten ALLE das Recht, im Kommunbrauhaus brauen zu lassen und das Bier zu Hause auszuschenken, daher waren fast alle Kötztinger Marktlehner, neben ihrem Hauptberuf, meist auch noch Wirte - , der im Jahre 1781 in das Anwesen eingeheiratet hatte, das wir heute als Gasthaus Dreger in der Marktstraße kennen. 

Wegen des bei Joseph Geiger burgerlichen Marcktlehners zwischen deme, dessen Eheweib, und noch mehr anderen theils bürgerlichen theils aber frembden Persohnen, dann der Mannschaft von dem Churfürstlich loblichen Militarischen Jäger Korr vorgehabten geräuf, woruter verschidene Persohnen, und in Specie der alte Poppenzeller, mit einem Säbel Hib, dann der burgerliche Marktmüller Bauknecht mitls Schlög, und Abführung in das Ambtshaus müsshandelt, dem Geiger aber gar dessen Hund zu Tod gehauen worden ist.....

Der Kötztinger Untersuchung nach, habe die "Jägermannschaft den Anfang gemacht", da aber deren Hauptmann Laubermiller ebenfalls einen Bericht nach Straubing geschickt hatte, sahen die Kötzting "periculum in mora", also Gefahr in Verzug und schickten einen eigenen Sonderboten nach Straubing, um einer vorschnellen Verurteilung zuvorzukommen. 

Der nächste Vorgang ist für Samuel Luckner sehr delikat, es geht um die Fenster des Kötztinger Stadtarchives, von denen eines in den Hof des Nachbarn, des Handelsmannes Johann Baptist Fabrici zeigt. (Voithenleitnerhaus). Fabrici möchte ein Gebäude erhöhen, was dieses eine Fenster leicht verdecken würde, was Luckner aber nicht dulden will. 
Es kommt zu einem längeren Rechtsstreit mit Ortstermin, in dem der Gutachter deutlich feststellt, dass, da ein Archivar eh nur zwei Augen habe, er deshalb auch kein drittes Fenster benötigen würde, er solle auch arbeiten und nicht aus dem Fenster sehen....
Dieser Rechtsstreit ist bereits Teil einer Artikelserie in den sogenannten Gelben Bänden, also den Beiträgen zur Geschichte im Landkreis Cham gewesen. 

StA Landshut Regierung Straubing A 4703 

Dieses Fenster brachte den Kammerer Luckner zur Weißglut und verursachte nur Kosten für die Marktgemeinde, Fabrici gewann diesen Prozess gegen den Markt.

Ein weiterer Fall ist eine verweigerte Bürgeraufnahme, gegen die sich der Abgewiesene erfolgreich wehrte. Der Goldarbeiter Heinrich Leszkier - aus Warschau stammend - hatte sich ein Haus in Kötzting gekauft und wollte sich hier  - der Hausbesitz war eine zwingende Voraussetzung - niederlassen und das Bürgerrecht erwerben. Der Markt verweigerte sowohl die Protokollierung des Kaufes als auch die Gewährung des Bürgerrechts - ohne Angabe von Gründen, eine Fremdenfeindlichkeit möchte ich eher ausschließen -, wurde aber von der Regierung in Straubing ausgebremst und zur Durchführung von beiden Amtshandlungen verpflichtet.
Die Goldschmiedefamilie Leszkier war bis weit hinein ins 20. Jahrhundert eine angesehen Familie in Kötzting. Zweimal stellte diese Familie auch den Kötztinger Pfingstbräutigam.


Nun kommen die Baureparaturen,  

Hier kommen nun Arbeiten und Ortsangaben ins Spiel:
Der Marktzimmermeister Johann Georg Obermaier führte folgendes aus:
zwei Rinnen "ins Urtl verferttiget" - dies ist Teil der damaligen Wasserversorgung des Marktes
Neue "Scharrrünnen zum Hütthaus und der Fleischbank" (Das Hüthaus war mittlerweile beim Ludwigsberg und die Fleischbank lag em Ende der Metzstraße)
Der "Rabensteg" wurde neu gemacht (noch unbekannt)
Die Galgenberg und die große Regenbrücke wurden notdürftig repariert.

Weiter musste er im Watzlhof (war im Besitz des Marktes damals) den Stadel reparieren und im Hause eine neu Wand einziehen und im Markt 2 hölzerne Brunnen so weit in Stand setzen, dass sie noch ein weiteres Jahr genutzt werden konnten.

Georg Ludwig, der damalige Stifter des Watzhofes, schlug das für dieses Jahr nötige Bauholz des Marktes im Watzlholz, welches ebenfalls dem Markt Kötzting gehörte. 126 Blöcher musste er fällen und auf dem Regenfluss nach Kötzting anliefern. Für 103 Stück davon wurde er bezahlt, die übrigen 23 Blöcher hatte er als kostenlose Lieferung laut seines Stiftkontraktes zu erfüllen. 
Da diese Baumstämme aber auf dem Weg nach Kötzting drei auswärtige Mühlen passieren mussten - die Englmühle, die Fessmannsdorfer Mühle und die Multersag (später Sperlhammer) -, bezahlte der Markt die dabei fälligen Fallrechte, auf die alternative Möglichkeit, dass der jeweilige Müller sich ein Bloch aus den Fuhren herausziehen durfte, wollten die Kötztinger nicht eingehen und bezahlten lieber die Gebühr.  

Samuel Luckner, der öfters seine Fuhrwerke zur Verfügung gestellt hatte, setzte auch diesmal wieder seine Fuhrleute ein, es ging um die Bretter für die neue Registratur (=unser erstes Archiv in Kötzting, dieses zu erbauen war Luckners Idee, darum war er auch so erbost über die "Fenstergeschichte" seines Nachbarn)  )

Egidius Fischer, seines Zeichens ein Schreinermeister arbeitete zwei halbe Tage an der Regenbrücke (Oberbergerbrücke) und der Galgenbergbrücke (heute unsere Große Regenbrücke) und bekam als Entlohnung dafür 1 Gulden 30 Kreuzer. 

Margaretha Görgenhuberin, die verwitwete Hafnerin in Kötzting in der Metzstraße, gleich hinter den Fleischbänken (daher heißt der von uns Obermarktlern "Wurmhöhe" genannte steile Weg am Ende der Metzstraße in Wirklichkeit auch "Hafnersteig".) hatte die Öfen im Hüthaus und im Brechhaus zu reparieren. Das Brechhaus lag an der Einmündung der heutigen Ziegelgasse in die Jahnstraße.

Für diese Baufälle lieferte der Nagelschmied Anton Fischer die Nägel und gab das Ziegelamt Ziegel und Dachtaschen ab.

Die Rathausturmuhr erhielt ein neues Seil vom Kötztinger Seilermeister Lorenz Huber (heutzutage die ehemalige Metzgerei Oberberger) 


Nun geht's weiter mit dem leidigen Marktpflaster

Eigentlich war geplant, nur die schadhaften Stellen auszubessern, nachdem aber der Chamer Pflasterer Anton Paur sich die Sache angesehen hat und schon mal bei der Marktmühle begonnen hatte, wurden so viele schadhafte Stellen entdeckt (das alte Pflaster mit ungleicher Höhe, teils wegen der "Wasserseigen" ungleich hoch angelegt), dass es unmöglich war, das Pflaster auszubessern und eine Bindung wieder herzustellen.
Aus diesem Grunde blieb dem Markt - auf Bitten der gesamten Bürgerschaft - nichts anderes übrig, als vom Flickwerk abzusehen und von der Marktmühle bis zur St. Veitskirche das Pflaster neu herstellen zu lassen. 
Ganz ausführlich beschreibt der Magistrat seine Nöte und den Zustand der Straßen, weil sie eigentlich sich die Bauarbeiten von Straubing hätten genehmigen lassen MÜSSEN, aber es sei für den Pflasterermeister unmöglich gewesen, den Aufwand an Steinen und Sand und der Pflasterer vorher genau zu beziffern.
Für 723 1/4 Klafter Pflasterarbeiten erhielt der Meister 176 Gulden und seine Ehefrau, die ihn als Handlangerin unterstützte weitere 19 Gulden 30 Kreuzer. 

Viele Kötztinger Marktlehner arbeiteten mit ihren Fuhrwerken an dem Gewerk mit und erhielten dafür ansehnliche Summen. Insgesamt kostete die Erneuerung des Marktpflasters von der Marktmühle bis hinauf zur Veitskirche die Kötztinger 602 Gulden.


Die Marktschneidsäge oder die Herrensäge (der Lindnerbräu heutzutage)

Ein Unwetter hatte die Bedachung an der Rückseite ruiniert, weshalb Schindeln, Bretternägel benötigt wurden.
Der beschädigte Wasserfall der Säge schlug mit 130 Gulden zu Buche. Zusätzlich wurden Baumstämme aus Eichenholz herangeschafft und auch hier waren erneut Fuhrlöhne an Kötztinger Marktlehner zu bezahlen. 


Die märktische Wasserleitung

 Schon vor Jahrzehnten hatte der Kammerer Luckner sein Quellwasser (aus demselben Quellgebiet wie der Markt Kötzting) mit den märktischen Quellen zusammengefasst und nun in einer - vorher zwei - Rinne in den Markt herein führen lassen, wofür er Luckner, als privater Brauhausbesitzer - die Hälfte der jährlichen Kosten beim Brunnenmeister trug, aber auch oben am heutigen Torplatz, noch bevor die Leitung zum Marktplatz hinunterführte, an einem Wechsel das Wasser für sein Brauhaus abzweigen durfte. Die Jahresgebühr von 18 Gulden für den Brunnenmeister teilten sich schiedlich der Markt und Samuel Luckner. 

StA Landshut Regierung Straubing A 4591 Strassmayr ct Luckner ao 1740


Der nächste Ausgabenposten sind "Umlagesteuern", (die Kötzting an Straubing weiterreichen musste) aus den unterschiedlichsten Kategorien, die sich im Jahr 1782 auf 438 Gulden aufsummieren. 

Nun wird's langsam bunter.... es kommen die "Bewirtungsspesen"

Zuerst eine kleine Schmierung.... dem Herrn Regierungsexpeditor wurde als Präsent für das Neue Jahr durch einen eigenen Boten extra ein Kalender geschickt, dumm nur, dass die Regierung im Jahr zuvor ausdrücklich solche "Neujahrsgeschenke" verboten hatte, daher steht hier NIHIL. Da die Ausgabe in Höhe von 2 Gulden 30 trotzdem erfolgt ist, muss wohl der amtierende Kammerer Schweitzer, wie damals üblich, die Kosten aus der eigenen Kasse bezahlen.

Dann wurde im Rentmeisterumrittsprotokoll von 1755 festgestellt, dass die Kötztinger Ratsherren, Beamten, Offiziere und die bürgerlichen Schützen es beim Fronleichnamsfest deutlich zu sehr krachen haben lassen und zukünftig die Ausgaben auf 9 - 10 Gulden gedeckelt werden.
Nun, da die Marktkasse nicht mehr - anders als in den Jahren bis 1764 - "in Schulden verpackt gewesen", habe der Kammerer die 10 Gulden zum 18. Mal (seither) für die Ratsherren und Offiziere ausgegeben.
Hinweis: die Regierung hatte mit dem Kostendeckel aber eigentlich alle Ausgaben für Fronleichnam im Sinn gehabt.

Nachdem der Markt FORMAL die Kostenbremse eingehalten hatte, gings munter mit der Feierei weiter: " So hat man auch denen 30 burgerlichen Schüzen. Tambour und Zwerchpfeiffern als welche nebst dem Fendrich und übrigen Offizieren sich gebrauchen lassen und bei denen abgesungenen 4 Evangelien im Feuer paradirt haben, nachmittags auf das Rathaus 2 Eimer braunes Bier zu einer wenigen Ergözlichkeit abfolgen lassen.... 6 Gulden"

Hinweis: 2 Eimer Bier sind 132 Liter, es war also ein Schnäppchenpreis, denn für 6 Gulden hätte man sonst nur 120 Liter erhalten....
Für 32 Kreuzer gabs dann noch Brot dazu, zur Stärkung.

"Sonderbar denen 4 Himmelschüzen, Tambour und Zwerchpfeifer, um sich beide letztere mit ihren Instrumenten, wie gehört gebrauchen lassen, worunter aber Marcktdiener mit 30 xr weegen dem Einsagen verstanden.  1 Gulden 30

Hinweis: Die 4 Himmeltrager und die Musiker an der Trommel und der Querflöte wurden für ihre Leistungen bezahlt, der Marktdiener wurde vorher zu allen zum "Einsagen" vorbeigeschickt, dass ja alle kommen.


Nun folgen die Gemeinen und sonderbaren Ausgaben


Der Buchbinder für diese Rechnung muss bezahlt werden ebenso wie der Marktschreiber. Manche Objekte, die in Besitz des Marktes Kötzting sind, haben einen speziellen Status und verursachen daher auch besondere Ausgaben:
Kloster Rott erhält die Gilt für die Wuhn und einen Gartenpfennig sowohl von dieser Wuhn (ein Wohnhaus mit Werkstatt im unteren Markt) als auch vom Gruberhof. (Gärtnerei in Grub), und auch der Rathauskamin muss gefegt werden.

Die Florianiwallfahrt nach Furth ist eine märktische Angelegenheit, weshalb die Aufwendungen dafür auch in der Kötztinger Rechnung aufgelistet sind:

Der Pfarrer                                1 Gulden
Schulmeister und Mesner         1 Gulden
Fahnenträger                            30 Kreuzer
Crucifixträger                          30 Kreuzer
ab denen 2 Fähnlein                12 Kreuzer
denen 2 Discantisten                12 Kreuzer
Leichtstrager                            12 Kreuzer
Joseph Viertl, Lebzelter vor die Schauerkörzen ad 4 Pfund  4 Gulden 32
die Körzen annzuzünden dem Mösner zu Furth     8 Kreuzer 3 1/2 Heller
Andreen Schwarz, so gemelte Körzen nacher Furth getragen 8 Kreuzer 3 1/2 Heller

Der Schützenvortl

Die bürgerlichen Scheibenschützen erhielten diese Zuwendung - Vortl genannt - seit alten Zeiten und bis herauf weit ins 19. Jahrhundert, als dann die Landwehr abgeschafft wurde.

Johann Fabrici, der Handelsmann, war traditionell der Lieferant des Schwarzpulvers für die Fronleichnamsschützen. 5 Gulden wurden dafür bezahlt und derselbe erhielt auch noch 30 Kreuzer für Baumöl um die Rathausturmuhr zu schmieren.

Wie im ersten Teil  - der Ausgaben - bereits aufgeführt ist, war Kötzting auch Grundherr über einige Bauernhöfe in Hofern, Kammern und Ottenzell. Für diese Bauern wurde ein Stiftsmahl abgehalten, was mit 1 Gulden 33 wohl etwas karg ausfiel, vergleicht man dies mit den Ausgaben der Ratsherren an Fronleichnam.

Ein Armenfond

Die Regierung hatte bereits vor Jahren angeregt/beauftragt, dass ein Armenfond (fundo pauperum) aufgebaut werde und auf diesen beruft sich nun die "betrankte arme Wittib Dorothea Parzinger", die darum bittet, dass aus den Mitteln des Fonds das Lehrgeld für eine Schuhmacherlehre für ihren Sohn bestritten würde.
Nachdem der Markt aus Staatsmitteln bereits 28 Gulden zum Aufbau dieses Fonds erhalten hatte, konnte er nun bei den Ausgaben schwerlich blocken, der Sohn erhielt 5 Gulden. 

Ein "Klemmbrett" oder ähnliches

Der Ratsdiener erhielt "einen Pappendeckel und diesen mit weißen Schreibpapier auf biden Seithen zu yberziegen, um sowohl das Fahlrecht als auch die Sag Erträgnuß notiren und offentlich bei denen Rhatssession affigieren zu können."  Kosten 5 Kreuzer

Ich stelle mit gerade vor, wie der, vermutlich schreibunkundige, Marktdiener  bei jedem Wetter mit seinem, mit Papier überzogenen, Pappendeckel am Marktmüllerfall steht  - ganz nahe bei den Waschbänken der Frauen - und für jeden Baumstamm, der durchschwimmt, sein Stricherl macht, so dass er dann Ende - das Papier wird nicht mehr weiß sein - vor der Ratsversammlung Meldung machen kann.

Im Jahre 1782 hat es offensichtlich ein Unwetter nach dem anderen gegeben, so dass sich die Kötztinger Bürger zu einer Prozession zur oberen Seelenkapelle aufmachten.


Dort wurden 2 Messen für die armen Seelen abgehalten. Eine Sammlung dafür durchzuführen wurde für "nicht allerdings schicklich" gehalten - damals sammelte man offensichtlich nicht so offen Geld ein bei einem Gottesdienst,  so dass die Gebühren - 1 Gulden - aus der Marktskasse bezahlt wurden.


Der Rest sind belanglose Kleinigkeiten bzw. Spezialabgaben.... was fehlt:?


Kein einziger Eintrag zum Pfingstritt!

Dies könnte daran liegen - denn wir wissen, dass es 1782 sowohl den Pfingstritt als auch einen Pfingstbräutigam und eine Pfingsthochzeit gegeben hatte - dass sich seit diesem Jahr der Ärger Kötztings mit der Regierung wegen der Auswüchse beim Pfingstritt in den Haaren lagen. 
Um weiteren Ärger zu vermeiden, haben sie wohl die - ehe geringen  - Zuschüsse an die mitreitenden Burschen unterlassen. Der Markt stand in diesem Jahre bereits eine wenig, im darauffolgenden Jahr aber dann gewaltig, mit dem Rücken zur Wand in dieser Angelegenheit. Siehe>>>>>>> Der wilde Pfingstritt 






Donnerstag, 3. September 2020

Das Stadtarchiv Bad Kötzting als Unterhaltungsbeilage 1-37

 Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern, vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Signatur Bilderblöcke/Serwuschok U 61
Aus den wenigen Bildmaterialien, die sich vom Juni 1972 erhalten haben, habe ich eine bunte Mischung herausgesucht:

Zuerst ein schönes Zeitdokument, die "Wiederauffindung" und Neuaufrichtung des vergrabenen Kriegerdenkmals in der Landshuterstraße:




Dann haben wir einen Bericht vom Tontaubenschießstand auf dem Schneiderberg:



Im Jahr zuvor war der Kötztinger Kreisheimatpfleger, Chef der Kötztinger Zeitung, Photograph und Autor des Landkreisbuches  K.B. Krämer durch einen Treppensturz auf tragische Weise verstorben. Ihm zu Ehren wurde ein Gedenkbrett aufgestellt.





Der Landkreis Kötzting wurde im Jahre 1972 Geschichte und so mehrten sich die Abschiedssitzungen der unterschiedlichen Gremien:


Kötztinger Landrätin Paula Volkholz mit ihrem Landshuter Kollegen und dem Niederbayerischen Regierungspräsident Riederer 

Zu den Bildern der Kötztinger Umschau.... den Artikel aus
der Kötztinger Zeitung, leider ohne Namensnennung 


Die Arracher Sänger 



Bevor es aber soweit war, wurden noch verschiedene Projekte eingeweiht. das Folgende lief unter dem Arbeitstitel: Böhmerwaldstraße. Vielleicht kann mir jemand auf die Sprünge helfen, wo das gewesen war:




Die Kötztinger Landrätin Paula Volkholz  gibt die Straße für den Verkehr frei. 

Am Ende noch ein Artikel für die Kötztinger Feuerwehr, Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre gab es einen großen Streit zwischen dem Kreisbrandrat und den Kötztingern:
Magirus oder Mercedes war die Frage der Fragen....
Es dauerte Jahre, bis die Beziehungen zum Kreisbrandrat sich
wieder normalisiert hatten.