Der Kötztinger Spielmannszug ----- eine Erfolgsgeschichte
erster Teil: Was war vorher?
Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr Bad Kötzting 2013 Bild von Hans Traurig |
Manche Themen für diesen Blog ergeben sich buchstäblich durch Gespräche zwischen Tür und Angel. So auch diesmal....
Die Feuerwehrinspektion Kötzting erstellt derzeit eine Chronik und aus diesem Grunde kam auch die Anfrage an mich - gerne auch auf dem Flur im Rathaus, da immer Mittwochs im zweiwöchigen Turnus im Rathaus die schriftlichen Führerscheinprüfungen stattfinden und sich dabei in der Wartezeit vor meinem Zimmer häufig Gespräche ergeben - ob sich im Stadtarchiv Unterlagen über den Kötztinger Spielmannszug befinden würden. Gleich zwei Kötztinger "Feuerwehrler" hatten von der Inspektion den Auftrag erhalten dieser Geschichte nach zu forschen.
Manche Entwicklungen konnte ich aus dem Gedächtnis beantworten - vor Allem die Anfänge des Fanfarenzuges - da ich bereits wusste, dass dies von den Kötztinger Pfadfindern in den 50ern initiiert worden war, ansonsten eher Fehlanzeige, auch wenn die sehr ausführliche Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting, die im Stadtarchiv deponiert ist, auch viele Einträge über Einsätze des Spielmannszuges enthält, aber eben keinerlei Hinweise auf deren Gründung.
Im Zusammenspiel über Bande mit Hans und Wack Traurig war schnell klar, dass es eine Reihenfolge im Aus-/Auffbau gab über einen Trommlerzug, der Erweiterung um die Fanfarengruppe bis hin zum jetzigen großen Spielmannszug, aber wann und wie, das musste noch gefunden werden.
Es passte ganz gut, dass ich zeitgleich mit dieser Fragestellung gerade mittendrin war, eine erste Sichtung der Kötztinger Pfingstmaterialien vorzunehmen, ein Bestand, der aus den unterschiedlichsten Gründen sehr stark verteilt - manchmal lückenhaft - , zerzupft und zerfleddert ist. Vor allem in den "alten" Unterlagen des beginnenden 20. Jahrhunderts bis hinein in die erste Nachkriegszeit sind die Bestände manchmal sachlich, manchmal nach Jahrgängen und manchmal als Mischbestand überhaupt nicht sortiert. Indem ich dies Alles nun zumindest nach einer ersten, vorläufigen, Durchsicht auf die einzelnen Jahre sauber verteilt habe, konnte ich dabei auch immer einen Blick auf die "Musikanten" werfen.
Doch zuerst einmal weiter zurück, noch vor die Gründung des Spielmannszuges der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting.
Schon in den ersten Pfingstakten wird unterschieden zwischen den Musikanten, einer 4 Mann starken Trommlergruppe und den beiden Fanfarenspielern beim Pfingstritt (anfänglich Familie Kauer, später die Gebrüder Sperl und noch später dann Familie Traurig).
Auch wenn die Trommlergruppe in den städtischen Kostenlisten nur für den Pfingstritt aufgeführt ist, so ist doch zu vermuten, dass diese auch bei den Umzügen mitmischten. Eine Zuordnung zu einem wie auch immer gearteten Verein ist mit unseren Unterlagen nicht möglich. Diese Dreiteilung - Musikkapelle, 4 Mann Trommlergruppe und Fanfarenduo - kann bis zum 2. Weltkrieg verfolgt werden.
Aus den Unterlagen aus der Zeit des Dritten Reiches, zumindest ebenfalls in den Jahren bis hin zum 2. Weltkrieg, finden sich einige Hinweise auf einen Kötztinger Spielmannszug, auf solche aus Furth im Wald und Lam, auf eine Fußballmannschaft des Spielmannszuges und auf die Versuche eine SA Kapelle in Kötzting errichten zu wollen.
Bericht über den Kötztinger Pfingstritt 1933 in der Kötztinger Zeitung mit dem Hinweis auf die Musikkapelle und Trommlermusik schon beim Weckruf |
Beim Bericht über den Pfingstritt 1933 wird der unterschiedliche Einsatz der "Musikanten" ebenfalls deutlich. Beim Zapfenstreich am Sonntagabend ist nur von einer musikalischen Begleitung die Rede, beim Weckruf arbeiten dann Musikkapelle und Trommlerzug zusammen und beim Pfingstritt selber sind dann auch noch die "Signalisten", also die Fanfarenbläser mit dabei. Während die Musikkapelle dann nach dem Ausritt, wie auch heute, zuerst die Feldmesse und danach ein Konzert am Rathausplatz spielt, stoßen die Trommler erst wieder beim Einritt am frühen Nachmittag wieder hinzu.
Karl B. Krämer schreibt in einem Manuskript über Pfingsten, dass diese Signalisten erst 1930 eingeführt worden seien, das dies nicht richtig ist, ergibt sich aus einer Kostenaufstellung des Kötztinger Magistrates anlässlich des Pfingstrittes 1924, wie sie ähnlich auch in den Vorjahren zu finden ist.
bayrische Ostmark 1933 |
bayerische Ostmark von 1936 |
Einen ersten gemischten Spielmannszug musste es dann tatsächlich bereits gegeben haben, denn im Jahre 1936 berichtet die "bayerische Ostmark", das Parteiorgan der NSDAP für den Gau Bayreuth, von einem Fähnleintreffen der Pimpfe des Fähnleins Richthofen aus Kötzting das mir Fanfarenklängen und mit Trommelwirbel begann und in einen "Propagandamarsch" durch die Straßen Kötztings endete. Die Pimpfe, also die Buben, die dann, wenn sie etwas älter geworden waren, in die HJ eintreten sollten/mussten, hatten auf dem Bleichanger, dem Kötztinger Turnplatz, Exerzierübungen durchzuführen
bayrische Ostmark Pfingsten 1934 |
Gleich zwei Spielmannszüge traten in Kötzting zu Pfingsten 1934 auf. Sicherlich auch zu Propagandazwecken - die NSDAP wusste um den Publikumsmagnet Kötztinger Pfingstritt und die damit zu erwartenden Zuschauermengen - veranstaltete die Partei von Pfingstsamstag bis einschließlich Pfingstmontag 1934 ein Treffen des Hitlerjugend Unterbannes mit 600 Hitler Jungen, die auf dem Fußballplatz zelten durften und 300 BDM Mädchen, die dann am Pfingstsonntag zum Festabend hinzustießen. Die Spielmannszüge aus Furth im Wald und Lam begleiteten die unterschiedlichsten Umzüge und Festveranstaltungen.
bayerische Ostmark Frühjahr 1940 |
In der Ausgabe der bayerischen Ostmark vom Frühjahr 1940 wird von einem Fußballspiel der Spielmannszugmannschaft Kötzting gegen die kombinierte 1. und 2. Jugendmannschaft Cham berichtet.
Es finden sich also die unterschiedlichsten Versuche in Kötzting einen Spielmannszug zu installieren, Gelegenheiten für Aufmärsche und Umzüge gab es ja in dieser Zeit genügend.
Dann kommt aber nach der politischen auch die militärische Katastrophe, der Zusammenbruch bildete eine Zäsur und nach dem Krieg bleibt es zuerst einmal wieder bei dem alten musikalischen Dreiklang an Pfingsten:
Musikkapelle - Trommler - Signalisten
Ende des ersten Teils, diese Geschichte wird im Februar fortgesetzt, weil die Januarausgabe traditionell dem Thema "Kötzting vor 110 Jahren" vorbehalten ist.