Rätsel sind dazu da, um gelöst zu werden....
Im Nachgang der Veröffentlichung der Dokumentation über das Haus mit der alten Hausnummer 96 - beim Decker, nun Gartner in der Herrenstraße -, bin ich drauf aufmerksam gemacht worden, dass in dem kleinen Anbau dieses Anwesens in Richtung zum Krankenhaus - damals das St. Josephsheim - eine ganz besondere Frau gearbeitet und gelebt hatte, dieKapuziner-Mare.
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Bild Sammlung Arbeitskreis DIA-Repro 1438 |
Wie später zu sehen sein wird, ist der linke Hauseingang - der mit den beiden hölzernen und seitlich weggeklappten Außentüren und links neben der Personengruppe - der Zugang zu ihrer Schneiderei und Wohnung.
Was diese Frau so besonders machte, war die Zusatzinformation, die sich danach auch bestätigen ließ, dass nämlich die "Kapuziner-Mare" viele Kinder aufgezogen hatte. Die Rede war von 12 oder 13 Kindern im Laufe der Jahre.
Sehr stellte sich dann auch die nächste Frage: warum nannte man diese Frau die "Kapuziner-Mare"?
Sehr stellte sich dann auch die nächste Frage: warum nannte man diese Frau die "Kapuziner-Mare"?
Doch zunächst noch ein paar Bilder aus unserer Sammlung, die ihr Wohn- und Arbeitshaus betrafen.
Und dann begann die Suche nach weiteren Informationen über diese Frau, um das Rätsel vielleicht lösen zu können.
Der erste - fast korrekte - Hinweis, sie hätte "Amberger" geheißen und hätte aus Grafenwiesen abgestammt, führte zu einer Anfrage auf FB in der Grafenwiesener Gruppe, ob es vielleicht -ein- Anwesen in Grafenwiesen gäbe, das mit dem Namen "Kapuziner" in Verbindung gebracht werden könne. Binnen weniger Minuten tauchten bereits die ersten Kommentare auf mit einer Bestätigung und mit konkreten Aussagen.
Ja, es gibt in Grafenwiesen gleich zwei Häuser, deren Hausname "Kapuziner" und welcher Hausname auch auf einige der Bewohner/Besitzer übertragen worden ist.
Die dazu gehörenden Familiennamen waren Amberger und Greisinger.
Leider kam noch am selben Tag eine Korrektur des ersten Hinweises an, ihr Name wäre nicht Amberger sondern Schedlbauer gewesen und sie wäre unverheiratet verstorben. Frau Rita Adam, geborene Guggenberger, deren Mutter eines der Ziehkinder der Maria Schedlbauer gewesen war, konnte nicht nur diese Aussage bestätigen, sondern hatte auch noch Bilder von ihr in ihrer eigenen Fotosammlung.
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Sammlung Adam, Frau Maria Schedlbauer, genannt "Kapuziner Mare" |
Frau Adam wusste auch die Lebensdaten, weil Frau Schedlbauer später wohl Teil der Familie Guggenberger geworden war, sowohl in deren Wohnung im Gerstl-Haus als auch später im Haus in der Blaibacherstraße.
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Sammlung Adam |
Nachdem es in den Kötztinger Pfarrmatrikeln keinen Eintrag für eine Maria Schedlbauer gab, war die nächste - logische - Anlaufstelle das Standesamt in Grafenwiesen, deren Mitarbeiter mir zwar sofort behilflich waren, jedoch auch nicht fündig wurden.
Also einen Schritt zurück, und im Kötztinger Standesamt nachgefragt, welche Details im Sterbeeintrag vermerkt sind >>>>> Frau Maria Schedlbauer wurde am 23.6.1892 in Arnschwang geboren.
Nun also die Anfrage bei den Kollegen im Rathaus von Arnschwang, die Gott sei Dank ihre Altunterlagen - noch - nicht nach Furth im Wald abgegeben hatten.
Auch hier wurde mir sehr schnell geholfen, denn im Geburtseintrag waren ihre Eltern als der Häusler Franz Schedlbauer und dessen Frau Katharina, einer geborenen Amberger angegeben.
Leider hat das Paar nicht im Gemeindebereich Arnschwang geheiratet, so dass die Suche hier zunächst endete.
Durch Befragung weiterer Kötztinger Bürger kamen dann noch ein paar Zusatzinformationen über weitere Ziehkinder der Frau Schedlbauer. Zwei ihrer Ziehkinder - ebenfalls mit dem Familiennamen Schedlbauer - sind bekannt. Frau Emilie Schedlbauer - später verheiratete Ebner - war für die Guggenberger-Kinder die "Tante Emili" und auch deren Bruder wurde erwähnt, mit dem Zusatz, "er wäre ein "Zauberer" in München gewesen.
In unserer - alten - Einwohnermeldekartei, die leider vor vielen, vielen Jahren von einem alten DINA Maß in das derzeit gültige DINA 5 Maß zurechtgeschnitten wurde, was zu seitlichen Verlusten geführt hatte, findet sich auch eine Karteikarte zu Frau Schedlbauer Emilie mit der Angabe ihres Wohnortes in Kötzting.
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StA Kötzting, alte Einwohnermeldekartei |
Aus dieser Meldekarte kann man entnehmen, dass sie bereits im Babyalter nach Kötzting gekommen ist und auf der Rückseite der Karte ist vermerkt:
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StA Kötzting, alte Einwohnermeldekartei |
Der Vater - und damit wohl der Bruder der Kapuziner Mare - war der Schneider Franz Schedlbauer aus Schermau bei Dingolfing.
Der Von-Schacky-Platz war damals der Kreuzungsbereichh der Herrenstraße vor der TCM-Klinik und die - alte- Hausnummer 96 ist heute das Anwesen Gartner; es stimmt also alles zusammen.
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Sammlung Adam: Frau Maria Schedlbauer mit ihrem Ziehkind Rita Schranz, später verheiratete Guggenberger in ihrer Haustüre stehend, siehe i9m Vergleich die oberen Bilder des Anwesens. |
Auch bei Rita Schranz, - siehe obiges Bild - heißt die Kötztinger Wohnanschrift -V- Schaxky-Platz und Hausnummer 96 bei Gartner.
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StA Kötzting, alte Einwohnermeldekartei |
Da die Ehe der Eltern unserer Maria Schedlbauer nicht in Arnschwang zu finden war. ist unsere Suche eigentlich an dieser Stelle zu Ende.
Schaut man sich jedoch die Kötztinger Kirchenmatrikel unter dem Stichwort Schedlbauer und Amberger genauer an, so gibt es doch ein paar Hinweise, die von Arnschwang zurück - oder grundsätzlich - nach Grafenwiesen führten. Diese Familiennamen wiederum verweisen genau auf die zwei Häuser, die heute noch in Grafenwiesen mit dem Hausnamen Kapuziner belegt sind.
Im Jahre 1917 heiratete ein Schuster Alois Schedlbauer - Sohn des Arnschwanger Häuslers Franz Schedlbauer und seiner aus Grafenwiesen stammenden Ehefrau Katharina Amberger.
Seine Frau war Anna, die Tochter das Grafenwiesener Häuslers Franz Xaver Bablick.
Anna Bablick selber war in dem Eintrag als "Witwe Schedlbauer" vorgetragen.
Unter dem Datum des 6.7.1910 findet sich ihre erste Ehe mit einem Wolfgang Schedlbauers, ebenfalls Schuster und Sohn des obigen Arnschwanger Ehepaars.
Es hatten also nacheinander zwei Söhne des Arnschwanger Schneiders Franz Schedlbauer - und damit Brüder der Kapuziner Mare - nach Grafenwiesen geheiratet, zurück in den Geburtsort ihrer Mutter.
Seine Frau war Anna, die Tochter das Grafenwiesener Häuslers Franz Xaver Bablick.
Anna Bablick selber war in dem Eintrag als "Witwe Schedlbauer" vorgetragen.
Unter dem Datum des 6.7.1910 findet sich ihre erste Ehe mit einem Wolfgang Schedlbauers, ebenfalls Schuster und Sohn des obigen Arnschwanger Ehepaars.
Es hatten also nacheinander zwei Söhne des Arnschwanger Schneiders Franz Schedlbauer - und damit Brüder der Kapuziner Mare - nach Grafenwiesen geheiratet, zurück in den Geburtsort ihrer Mutter.
Es gab also nacheinander mindestens drei Schedlbauer-Abkömmlinge aus Arnschwang:
Wolfgang Schedlbauer 00 nach Grafenwiesen
Alois Schedlbauer 00 die Witwe des Bruders
Franz Schedlbauer Schneider in Schermau bei Dingolfing
Alois Schedlbauer 00 die Witwe des Bruders
Franz Schedlbauer Schneider in Schermau bei Dingolfing
Es ist somit zu vermuten, dass die junge - noch ledige - Schwester Maria Schedlbauer zu den Familie ihres Bruders nach Grafenwiesen gezogen ist und später dann - ab 1920 - in Kötzting als Schneiderin gelebt hat. Dort hat sie wohl zunächst die Kinder ihres dritten Bruders aufgezogen und war später noch für viele weitere Kinder eine geliebte Pflegemutter.
Geht man eine Generation weiter zurück, so findet sich eine weitere Verbindung von Schedlbauer, Arnschwang und Grafenwiesen, diesmal von Grafenwiesen ausgehend. Am 7.6.1875 heiratete der Grafenwiesener Schuster und Witwer Anton Schedlbauer - Sohn des Kötztinger Schusters Joseph Schedlbauer und seiner Frau Katharina, geborene Lanzinger - eine Arnschwanger Witwe mit Namen Katharina Heigl.(Josef Schödlbauer und Katharina Lanzinger, die Eltern, sind die Vorfahren des späteren Schuhhauses Schödlbauer in Bad Kötzting) In seiner ersten Ehe hatte der ledige Kötztinger Anton Schedlbauer eine Greisinger Anna aus Grafenwiesen geheiratet, ebenfalls eine Witwe.
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Mit dieser Recherche konnte nun nur die Verbindung der Kapuziner Mare zu ihrer Grafenwiesener Verwandtschaft hergestellt werden. Einen Hinweis auf die Herkunft ihres doch sehr speziellen Hausnamens gibt es jedoch nicht, aber das ist ja bei manch anderen Hausnamen - auch in Kötzting - auch nicht anders.
Die Grafenwiesener Hofmarksherren - das Kloster Rott - jedenfalls waren Benediktiner und keine Kapuziner, davon kann es nicht stammen.
Aus Grafenweisen selber habe ich noch einen Hinweis bekommen, es könnte/sollte einmal ein Wirtshaus in Grafenwiesen mit eben diesem Namen - an der Straße Richtung Sportplatz - gegeben haben, aber "Nix g´wiß woas ma net".
Am Ende nun noch ein paar Bilder aus unserer Sammlung, die einen Bezug zur Kapuziner Mare haben.
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Dia-Repro_0026 erste Reihe die zweite v. r. Emilie Schedlbauer |
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Dia-Repro_0389 1920 Schedlbauer Marie ganz rechts |