Britt Taylor Collins: Das "Gefecht bei Grub" 2005 aus Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham im Original ca 150 cm lang |
Vielleicht nicht gerade chronologisch, aber immer abhängig davon was ich wo (Kötzting - Sinzing) an Material und Zeit zur Verfügung habe, nutze ich halt die nächsten Wochen um nach Möglichkeit einige Themenschwerpunkte herauszuarbeiten, was nicht heuer passiert, dann eben im nächsten Jahr, es wird ja wieder April/Mai....
Themenschwerpunkte könnten sein: die Reservelazarette in Kötztings ( letzte Woche) Schulen und in der Umgebung ab Januar 1945, das Gefecht bei Grub( diesmal), die Rettung der Lipizzaner, die Kapitulation der 11. deutschen Panzerdivision, die Militärregierung und erste zivile deutsche Strukturen, der schwere Neubeginn, der Volkssturm in Kötzting, die Kriegsschäden in unserer Gegend, u.s.w.
Zu meinem letzten Blog erreichten mich erneut ein paar persönliche Erinnerungen: hier von Bepp Fischer
Dein letzter Blog weckt Erinnerungen:
Bei der Belegung des Raumes
im neuen Schulhaus handelte es sich um ein Büro der Polizei-SS-Einheit
von Soldaten meist aus dem Balkan. Diese waren über ein großes Gebiet
zur Auffrischung verstreut. Als der Schülerzug nach und von Cham, wegen
der Tiefflieger nicht mehr bei Tag fuhr, versuchten wir zur Heimfahrt
immer einen "Panwagen" dieser Einheit zu erwischen. Sie fuhren nach Cham
und holten von einer zentralen Versorgungsstelle ihren Proviant.
Ich kann mich auch noch erinnern, als das alte Schulhaus mit
schlesischen Flüchtlingen belegt wurde. Wir schleppten damals
Strohsäcke.
Es geht los mit dem Gefecht bei Grub
diesen Beitrag haben meine Mutter und ich zusammen mit dem amerikanischen Schlachtenmaler Britt Taylor Collins für die "Gelben Bände" des Jahres 2005, eben auch ein rundes Jubiläum, erarbeitet.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass solche Beiträge eher text- als bildlastig sind. ;-((
Das Gefecht bei Grub
Die letzten Tage des zweiten Weltkriegs bei Kötzting
Es ist Ende April 1945, General Pattons 3. US- Armee rollt
mit 5 Divisionen die Oberpfalz von Norden her auf. Pattons dritte US Armee
gliederte sich auf in 5 Divisionen. Eine dieser 5 Divisionen, die 90.
Infanteriedivision[1] stand am 22.04. noch in
Weiden und Amberg; am nächsten Tag bereits, am 23.04.wird Cham
eingenommen.[2]
Die Einteilung der 3. US Armee: | |
11th Armored Div
Thunderbolts.
|
90. Inf.Div.
Tough Hombres
|
357.
Inf. Regiment
+
|
358.
Inf. Regiment
+
|
359
Inf. Regiment
+
|
343.
Art. Bataillon
|
344.
Art. Bataillon
|
915. Art. Bataillon
|
Kötzting
|
Waldmünchen
|
Furth
|
Während die 90. Inf. Div. im Bereich der südlichen Oberpfalz
verbleibt, stürmt eine zweite von Pattons 5 Divisionen, die 11. Armored
Division entlang der Ostmarkstrasse nach Süden vor und erobert am 24.April
Viechtach, anschließend Regen, Wegscheid und Freihung-Grafenau. Bereits am 26.
April wird die österreichische Grenze überschritten und der Weg auf Linz zu
genommen. Damit sind die Deutschen Truppen im Osten Bayerns abgeschnitten und
werden immer weiter nach Osten abgedrängt.
Die 90. Infanteriedivision selbst bestand aus drei
Infanterieregimentern, dem 357. dem 358. und dem 359. Infanterieregiment. Jedem
dieser Infanterieregimente war nun ein Artilleriebataillon fest angeschlossen.
Solch eine Verbindung aus Infanterieregiment und Artilleriebataillon wurde
Kampfgruppe (=Combat Team) genannt.
In diesem Fall war das 357th Infanterieregiment[3] mit
dem 343th Artilleriebataillon zur sogenannten 357th Regimentkampfgruppe
verbunden worden. Das Artilleriebataillon selbst war mit 18 Stück von 105mm
Howitzer Haubitzen bewaffnet.
Diese drei Kampfgruppen der 90. Inf. Div. erhielten nun
einzeln oder für alle drei zusammen Unterstützung vom 345. Artilleriebataillon.
Anders als die Artillerie in den Kampfgruppen war dieses Bataillon mit den
wesentlich stärkeren 155mm Howitzer Haubitzen ausgerüstet.
Die drei Infanterieregimenter fächerten beim Eindringen in
den Süden der Oberpfalz auf und gingen einzeln gegen die Städte vor.
Fast zeitgleich rückten die drei Kampfgruppen in drei Städte
ein. Am 26. April eroberte das 358. Infanterieregiment Waldmünchen, das 359.
Inf. Reg rückt am selben Tag gegen Furth vor und - ebenfalls am 26.04.- wird
Kötzting gegen 16.00 kampflos von Teilen des 3. Bataillons des 357.
Infanterieregiments eingenommen.
Hier nun eine Einschub aus dem Jahre 2015: Augenzeugen haben mir berichtet, dass die US Amerikaner zu Fuß in einer Doppelreihe die Marktstraße - damals noch Hindenburgstraße genannt - heruntermarschierten. alle Mann die Gewehre im Anschlag, die linke Reihe der Soldaten hatte die rechte Häuserzeile im Blick und die rechte Reihe eben die andere. Die Einheit bog dann in die Herrenstraße ab - damals noch Adolf Hitler Straße genannt - wo sie vom damaligen Bürgermeister Kroher und vom Landrat Dr. Fiesenig erwartet wurden. Die Stadt wurde übergeben und das wars dann. Der Kötztinger Volkssturm - man verzeihe mir, durchwegs "alte" Männer, wurde zwar vorher noch an Panzerfäusten trainiert, aber als es dann soweit war, verliefen sich die Männer und gingen nach Hause. Panzersperren wurden in Kötzting nicht errichtet. Es hat offensichtlich eine Absprache zwischen den zivilen Stellen in Kötzting und dem Wehrmeldeamt (heutzutage Marktstraße 30) wegen der kampflosen Übergabe gegeben.
Apropos Wehrmeldeamt, im Jahre 1939, noch vor dem Einmarsch ins Sudetenland wurden auch auf dem flachen Land Wehrmeldeämter eingerichtet und so kam die Anfrage an meinen Großvater, der kurz zuvor das Nachbaranwesen des Sattlers Rebstöck am Marktplatz gekauft hatte ( nun Marktstraße 30), dieses Haus für die Ansprüche eines Wehrmeldeamtes ( mit Dusch- und Waschräumen) umzubauen und zu vermieten.
Dies geschah und es kam dann auch noch zum Wunsch im, eigentlich zum Hause Markstraße 28
gehörenden, großen und vor allem langen Hofe eine Kleinkaliberschießanlage errichten zu dürfen.
Interessant in dem Zusammenhang ist der Bericht meines Vaters über die Besetzung des Wehrmeldeamtes durch die Amerikaner und das weitere Verhältnis der Besatzer und unserer Familie.
Beim Einmarsch der Amerikaner - also Ende April 1945 - obwohl es ein sehr kaltes und feuchtes Frühjahr gewesen war, hatte meine Großmutter bereits die hölzernen, großen und langen Blumenkästen auf der Hofseite auf den Fensterbretter bereitgestellt. Als die Amerikaner das WMA besetzten und damit eine erkleckliche Anzahl deutscher Gewehre erbeutet hatten, leerten sie einfach die Blumenkästen, füllten diese mit den Gewehren, nagelten sie zu und nahmen diese als Kriegssouveniers mit.
Wie oben bei der Baubeschreibung bereits angedeutet, haben die beiden Häuser Zugang zu einem gemeinsamen Hof und dieser wiederum kann nur durch ein dicht schließendes Tor von der Metzstraße - so wie heutzutage auch noch - befahren und eingesehen werden. Jedesmal wenn die amerikanischen Soldaten hinten in den ruhigen Bereich des Hofes traten blickten sie mitten hinein in unsere Backstube und, so wie es eben in Bäckereien der Fall ist, hatten den ganzen Vormittag den Duft von Frischgebackenem in der Nase.
"No fraternisation" ist die eine Sache "Liebe geht durch den Magen" eine andere und meine Oma hatte ein sehr einnehmendes Wesen und ihre Aufforderung zum Kaffetrinken und Frühstücken folgten die amerikanischen Soldaten anscheinend sehr gerne und mit voller Montur und auch bewaffnet, man weiß ja nie, was so eine bayerische, wohlgenährte Bäckermeisterin so im Schilde führen kann.
Auch Jahre später weiß ich, - meine Eltern hatten weiterhin einen sehr guten Kontakt zu den Soldaten des CIC, zuerst in Kötzting, dann in Cham - dass sehr häufig Soldaten in Uniform bei uns zu Gast waren und ich lernte tatsächlich erst viel später als Jugendlicher, dass es auch andere Flaschengrößen als Gallonen für "harte Getränke" gab.
Noch heute sind wir in der Familie im Besitz von vielen, vielen Schallplatten, erworben von PX der US Soldaten, aus den 50er Jahren. Der frühe Presley, Boone, Platters und so weiter waren im Hintergrund die Partymusik meiner Eltern und damit meine Einschlafmusik in den 50ern......die Platten gibt es heute noch.
Dieser gemeinsame Hof hatte aber im Moment der Übernahme durch die US Soldaten auch einen Nachteil, neugierig schaute mein Vater hinten aus dem Haus Nummer 28 in den Hof hinaus als die US Soldaten gerade dasselbe aus dem Haus Nummer 30 machten und den deutschen jungen Mann, trotz kurzer Lederhosen sofort verhafteten und mit den anderen Gefangenen aus dem WMA mitverluden. Erst ein Offizier pickte sich dann den jungen Mann, mit seinen kurzen Lederhosen, wieder aus dem Block der Männer heraus und bedeutete ihm zu verschwinden....
Aber nun weiter mit dem Gefecht bei Grub....
Hier nun eine Einschub aus dem Jahre 2015: Augenzeugen haben mir berichtet, dass die US Amerikaner zu Fuß in einer Doppelreihe die Marktstraße - damals noch Hindenburgstraße genannt - heruntermarschierten. alle Mann die Gewehre im Anschlag, die linke Reihe der Soldaten hatte die rechte Häuserzeile im Blick und die rechte Reihe eben die andere. Die Einheit bog dann in die Herrenstraße ab - damals noch Adolf Hitler Straße genannt - wo sie vom damaligen Bürgermeister Kroher und vom Landrat Dr. Fiesenig erwartet wurden. Die Stadt wurde übergeben und das wars dann. Der Kötztinger Volkssturm - man verzeihe mir, durchwegs "alte" Männer, wurde zwar vorher noch an Panzerfäusten trainiert, aber als es dann soweit war, verliefen sich die Männer und gingen nach Hause. Panzersperren wurden in Kötzting nicht errichtet. Es hat offensichtlich eine Absprache zwischen den zivilen Stellen in Kötzting und dem Wehrmeldeamt (heutzutage Marktstraße 30) wegen der kampflosen Übergabe gegeben.
Apropos Wehrmeldeamt, im Jahre 1939, noch vor dem Einmarsch ins Sudetenland wurden auch auf dem flachen Land Wehrmeldeämter eingerichtet und so kam die Anfrage an meinen Großvater, der kurz zuvor das Nachbaranwesen des Sattlers Rebstöck am Marktplatz gekauft hatte ( nun Marktstraße 30), dieses Haus für die Ansprüche eines Wehrmeldeamtes ( mit Dusch- und Waschräumen) umzubauen und zu vermieten.
Dies geschah und es kam dann auch noch zum Wunsch im, eigentlich zum Hause Markstraße 28
gehörenden, großen und vor allem langen Hofe eine Kleinkaliberschießanlage errichten zu dürfen.
links auf dem Plan wäre die Rückwand des Gasthauses OSL |
Plan des Kugelfangs |
Interessant in dem Zusammenhang ist der Bericht meines Vaters über die Besetzung des Wehrmeldeamtes durch die Amerikaner und das weitere Verhältnis der Besatzer und unserer Familie.
Beim Einmarsch der Amerikaner - also Ende April 1945 - obwohl es ein sehr kaltes und feuchtes Frühjahr gewesen war, hatte meine Großmutter bereits die hölzernen, großen und langen Blumenkästen auf der Hofseite auf den Fensterbretter bereitgestellt. Als die Amerikaner das WMA besetzten und damit eine erkleckliche Anzahl deutscher Gewehre erbeutet hatten, leerten sie einfach die Blumenkästen, füllten diese mit den Gewehren, nagelten sie zu und nahmen diese als Kriegssouveniers mit.
Wie oben bei der Baubeschreibung bereits angedeutet, haben die beiden Häuser Zugang zu einem gemeinsamen Hof und dieser wiederum kann nur durch ein dicht schließendes Tor von der Metzstraße - so wie heutzutage auch noch - befahren und eingesehen werden. Jedesmal wenn die amerikanischen Soldaten hinten in den ruhigen Bereich des Hofes traten blickten sie mitten hinein in unsere Backstube und, so wie es eben in Bäckereien der Fall ist, hatten den ganzen Vormittag den Duft von Frischgebackenem in der Nase.
"No fraternisation" ist die eine Sache "Liebe geht durch den Magen" eine andere und meine Oma hatte ein sehr einnehmendes Wesen und ihre Aufforderung zum Kaffetrinken und Frühstücken folgten die amerikanischen Soldaten anscheinend sehr gerne und mit voller Montur und auch bewaffnet, man weiß ja nie, was so eine bayerische, wohlgenährte Bäckermeisterin so im Schilde führen kann.
Auch Jahre später weiß ich, - meine Eltern hatten weiterhin einen sehr guten Kontakt zu den Soldaten des CIC, zuerst in Kötzting, dann in Cham - dass sehr häufig Soldaten in Uniform bei uns zu Gast waren und ich lernte tatsächlich erst viel später als Jugendlicher, dass es auch andere Flaschengrößen als Gallonen für "harte Getränke" gab.
Noch heute sind wir in der Familie im Besitz von vielen, vielen Schallplatten, erworben von PX der US Soldaten, aus den 50er Jahren. Der frühe Presley, Boone, Platters und so weiter waren im Hintergrund die Partymusik meiner Eltern und damit meine Einschlafmusik in den 50ern......die Platten gibt es heute noch.
Dieser gemeinsame Hof hatte aber im Moment der Übernahme durch die US Soldaten auch einen Nachteil, neugierig schaute mein Vater hinten aus dem Haus Nummer 28 in den Hof hinaus als die US Soldaten gerade dasselbe aus dem Haus Nummer 30 machten und den deutschen jungen Mann, trotz kurzer Lederhosen sofort verhafteten und mit den anderen Gefangenen aus dem WMA mitverluden. Erst ein Offizier pickte sich dann den jungen Mann, mit seinen kurzen Lederhosen, wieder aus dem Block der Männer heraus und bedeutete ihm zu verschwinden....
Aber nun weiter mit dem Gefecht bei Grub....
Der Gegner, den die amerikanischen Kampfgruppen bei ihrem
Vorrücken in erster Linie bekämpften, war ein Teil der 11. Panzerdivision.
Deren Einheiten standen seit dem 25. April in ihren neuen Stellungen in einem
weiten, leicht gebogenen Frontverlauf um Domaclize (Taus) herum von Waldmünchen
bis Rittsteig.[4]
Unter der Führung des neuen Divisionskommandeurs Freiherr
von Butlar sollten diese deutschen Kampfgruppen den Raum um Taus sichern um der
Hauptmasse der Division, die wegen Treibstoffmangels noch im Bereich
Sangersberg verblieb, die Flanke beim Einmarsch nach Taus freizuhalten.[5]
Einen Tag später, am 27. April wird das 358. Inf. Regiment,
das bei Waldmünchen blieb, von Teilen des 359. Inf. Regiments unterstützt. Das
Hauptkontingent des 359. Inf. Regiments rückte vor bis Arnschwang und schwenkte
zusammen mit den bei Furth gelegenen Kräften in Richtung der Tschechischen
Grenze ein, um den deutschen Gegner zurückzudrücken.
Das 357. Infanterieregiment nun eroberte die nähere Umgebung
Kötztings.
Das erste Bataillon stieß tief bis in das Zellertal hinein und
stand am 27.April auf einer Linie von Steinbühl bis Mooshof
Das zweite Bataillon stand am selben Tag, von Weiding und
Arnschwang kommend, mit jeweils einer Kompanie in Liebenstein, Tretting und
Rimbach
Das dritte Bataillon verblieb an diesem Tag mit jeweils
einer Kompanie in Kötzting und Blaibach.
Das dem 357. Infanterieregiment im Rahmen der Kampfgruppe
zugeordnete 343. Artilleriebataillon stand am 27. April 1945 in Wettzell[6]. In
dieser Weise sind die amerikanischen Kampfgruppen am 27. April in der näheren
Umgebung Kötztings aufgestellt, an dem der Bericht Britt Taylor-Collins
einsetzt.
Dr. J. Edward Johnston, Jr. von Maryland diente während
des Krieges bei der 345. Field Artillery[7] als der Mann in der
Feuerleitstelle. Johnston überlebte den Kampf von Utah Beach in Frankreich bis
zur letzten Kampfhandlung der 90. Inf. Div. in Kötzting. Da er nur eine
ungenaue Erinnerung an diesen einzelnen Vorgang in der Geschichte der 345.FA
hatte, beauftragte er den Militärmaler Britt Taylor Collins diesen Ablauf auch
schriftlich zu dokumentieren. In Zusammenarbeit mit Forschern im ganzen Land
(USA) erhielt Britt Kopien von Feldtagebüchereintragungen, die während des
Krieges geschrieben worden waren. Besonders Tyler Alberts, der die Geschichte
der 90. Division erforschte war ganz besonders wertvoll um Spuren der 345. FA
im Kampf zu finden. Mr. Britt Tayler Collins reiste 2 mal mit Metalldetektoren
nach Deutschland und erhob Nachforschungen in Grub um das wirkliche
Schlachtfeld zu finden. Die Arbeit war nur möglich durch die Vorbereitung,
Unterstützung und die Übersetzung von der im Stadtarchiv Kötzting arbeitenden
Frau Inge Pongratz.
Leon Crenshaw, der in Pennsylvania wohnt, lieferte
unschätzbare Details über seine Erlebnisse mit der „C“ Batterie. Das Adler
Planetarium lieferte eine genaue schematische Zeichnung die die Mondphase und
den Sternenhimmel in der Nacht vom 27. April 1945 um Mitternacht darstellte.
Die Nachforschungen bestätigten das Ereignis. Britt
Taylor Collins erarbeitete im Auftrag von Mr. Johnston ein großes Ölgemälde in
den Maßen von 96“ mal 30“ um an dieses Gefecht zu erinnern. Das Original
befindet sich seit August 2004 in der Dauerkunstausstellung von Snow Hall,
Oklahoma und wurde später in das im Field Artillery Museum Ft. Sill Oklahoma
umgehängt. Die manuelle Arbeit an dem Gemälde dauerte insgesamt 9 Monate. Einen
Monat nach der Überreichung wurde ein großer Ausdruck dieses Bildes an das 90. Regionale Bereitschaftskommando (Regional
Readiness Command) mit seinem Hauptquartier in Little Rock, Arkansas gegeben.[8]
Endlich war der Frühling in den Bayerischen Wald in
Bayern eingezogen und mit ihm die 3 Regimenter der 90. Infanterie Division. In
südöstlicher Richtung zogen wir ungefähr parallel zur tschechischen Grenze.
Wir, die „Tough Ombres“[9] sind tiefer nach
Deutschland eingedrungen als jede andere amerikanische Division. Der
organisierte deutsche Widerstand war beinahe zusammengebrochen, es verblieben
nur verstreute aber entschlossene Widerstandsnester. Während die amerikanischen
Truppen die letzte Ecke von Deutschland einnahmen, drangen die russischen
Truppen rasch von Osten näher. Den Verteidigern des 3. Reiches fehlten in
zunehmendem Maße die Möglichkeiten sich zu verteidigen.
Captain Leon Crenshaw ließ sich die Aprilsonne warm ins
Gesicht scheinen als er mit seiner Einheit durch die bayerische Landschaft auf
den Weg zu einer neuen Stellung für seine Batterie fuhr. Crenshaw war der
Kommandant der „C“ Batterie, die aus 4 „Howitzer“(Haubitzen) und 4 Einheiten zu
je elf Mann bestand. Dazu gehörten ausgesuchte Fahrzeuge um die Einheit zu
transportieren. Zusammen mit 2 Schwester-Batterien, bildeten sie die
Hauptunterstützung für die 3 Kampftruppen des 90. Infanterieregiments.[10] Die zwölf 155 mm
Haubitzen der 345.FA konnten in Stellung gebracht und sowohl das Geschützfeuer
der einzelnen Kampfeinheiten wie auch der ganzen der Division verstärken.
Befehle die am Tag vorher übermittelt wurden bestimmten die 345.FA zur
speziellen Unterstützung von Operationen des 357. Infanterieregiments, das tief
in den Südosten Deutschlands eingedrungen war.
Ausgehend von einer Stellung in Runding, erreichten früh
am morgen, am Freitag den 27. April 1945 die 3 Batterien der 345. F.A. Gehstorf
nahe bei Kötzting.
Um 11.30 Uhr wurde die „A“ Batterie nach Niederndorf
geschickt um das 1. Bataillon der 357., das in dieser Gegend operiert, zu
unterstützen..
Noch aus ihrer Stellung in Gehstorf heraus, feuerten die
„B“ und „C“ Batterie auf feindliche Einheiten in Kötzting, Arndorf und
Beckendorf. Um 15.40 Uhr nun bekamen die B u C Batterie den Befehl zusammen mit
dem Hauptquartier Gehstorf zu verlassen. Die „A“ Batterie, die von Niederndorf
wieder abberufen worden war, sollte Rückendeckung geben und sich auf halben
Wege mit den Schwestereinheiten in der kleinen Ortschaft Grub treffen.[11]
Auf dem Weg zur zweiten Stellung dieses Tages rasselte
die Spitze der „C“ Batterie durch die Pfingstreiterstraße zur verschlafenen
Ortschaft Grub. Als die Straße eben wurde und nach Osten drehte, gelangten die
Raupenfahrzeuge mit der Geschützbesatzung auf der Ladefläche und den Kanonen im
Schlepptau nach links in die rauhreifbedeckte Weite des Arndorfer Felds. Weit
und eben nördlich der Straße gelegen, geben diese höher gelegenen Felder einen
ungehinderten Blick in die Landschaft.. Crenshaws Kompassnadel zeigte nach
vorne auf die abgerundeten Linien des Hohen Bogens. Hinter diesem „Erdwall“ lag
sein Ziel. Deutsche Truppen lagen entlang der tschechischen Grenze gegenüber
der Stadt Furth. In Nordosten, in der Ferne, sah man Weiler vor Kötzting. Die
einsame Spitze seiner Kirche zeigte in Richtung Hoffnung
Ungefähr 200 Meter von der Pfingstreiterstraße entfernt
senkten sich die Arndorfer Felder sanft in ein Tal ab. Dieses tiefer liegende
Gebiet, die Weiherwiese genannt, stieß im Norden an die Arndorfer Grenze, und
wand sich zuerst östlich und bildeten dann immergrüne Hänge, die an einen
berühmten Berg auf der Landkarte von Georgia erinnerte, den Berg Kennesaw
berühmt aus dem Befreiungskriegen. Captain Crenshaw sah auf der Karte die
Bezeichnung Kaitersberg, dessen dunkle Umrisse sich abzeichneten..
In 800 Meter Entfernung ragte er über die umgebenden
Hügel und bestimmte den östlichen Horizont. Zwischen seinen Bäumen gut
verborgen wurden deutsche Einheiten als mögliche Gefahr vermutet. Im Angesicht
des unsichtbaren Feindes befahl Cpt. Crenshaw was notwendig war.
Ohne besondere Anweisungen, sondern nur aus ihrer
Erfahrung heraus gingen die 4 Kanonenabteilungen an die Aufgabe gegen den Hügel
hin eine kleine Geschützreihe aufzubauen. Ungefähr 75 m voneinander entfernt
wurden die Haubitzen in zick-zack Formation aufgestellt um ein
auseinadergezogenes Ziel für mögliche Gegenangriffe zu bieten. Die Geschütze
wurden abgeladen und auf den Hebevorrichtungen befestigt. Treibstoff Behälter,
Projektile und Sicherungskisten wurden bereitgestellt. Um die Geschütze herum
wurden außerdem Tragen mit der Ladung, Rammschäfte und anderes Zubehör
gelagert. Verblichene grüne Zelte wurden zwischen den Kanonen und der Straße
aufgestellt. Vorgezogene Außenposten, ausgerüstet mit Maschinengewehren vom
Kaliber 50, wurden an den beiden vorderen Ecken zur Sicherung der
Geschützstellung eingegraben.
Diese „Redlegs“ waren an die Härten des Krieges gewöhnt.
Gründlich geschliffen durch die Ausbildung von Fort Sill in Oklahoma und Fort
Bragg in Nord Karolina, landeten diese Soldaten am Utah Beach mit dieser
eindrucksvollen Waffe. Elf zermürbende Monate hatte Crenshaw’s Einheit diese
Kanonen geschoben, gezogen. Sie zerrten diese 1600 Pfund schweren Monster quer
über die europäischen Schlachtfelder. Normandie, Beau Coudray, Hill 122, Mont
Castre, Metz, Bastonge und Flossenbürg sind nur ein paar Namen des
vorausgegangenen Jahres. Nichts, aber auch nichts in ihrer Ausbildung hat sie
darauf vorbereitet
zu verstehen, dass für sie die Namen der Orte in Europa
die selben Gefühle hervorrufen und das selbe Gewicht haben würden wie die Namen
Gettisburg, Antienan oder Shiloh aus der amerikanischen Geschichte.
Langsam kam die Nacht in diese leidende bayerische
Region. Cpt. Crenshaw beäugte argwöhnisch die dunkle Wand die im Osten aus der
Landschaft ragte. Der Kaitersberg glich einem schlafenden Ungetüm das langsam
am Horizont kroch und das Vollmondlicht am wolkenlosem Himmel machte es noch
unheimlicher. Gerade als der Schlaf die Artilleristen der C(harly) Batterie zu
übermannen drohte hämmerte schweres Maschinengewehrfeuer in Wellen über das
Feld. Aus den Zelten stürzten die Soldaten wie Hornissen aus einem zerstörten
Nest, die Kanoniere bemannten ihre 155iger und spähten in die mondbeschienenen
Schatten. Der vorgeschobene Außenposten hatte Bewegungen und Geräusche entlang
der Gehölzreihen der hingeduckten Abhänge beobachtet. Tödliche Stöße von
Leuchtspurmunition fuhren aus der amerikanischen Stellung. Vorfeldbeleuchtung
wurde in den Himmel geschickt und erhellten mit kaltem Licht die Szene.
Feindliche Gewehrfeuerstöße streuten in unsere Batterie und Fontänen von Erde
spritzten zwischen den Kanonen auf.
Die Haubitzen sind konstruiert um Geschosse auf entfernte
Ziele im hohen Bogen zu schleudern und zeigten zu diesem Zweck – dem
indirekten Beschuss - mit den Geschützrohren in die Luft. Die Entfernung
wird von einer komplizierten Formel hergeleitet in der Dutzende oder mehr
mathematische Berechnungen eingreifen. Das bezieht die Windrichtung,
Lufttemperatur, Einstellung, Neigung des Projektils, Erdumdrehung mit ein.
Nur bei wenigen Gelegenheiten in der Geschichte des 2.
Weltkrieges wurde entschieden, die großen Geschützrohre der 155mm Haubitzen zu
senken und direkt auf die Angreifer zu feuern.
Da die Infanterieunterstützung meilenweit entfernt war,
sahen sich die 44 Kanoniere der „C“ Batterie gezwungen sich allein gegen eine
unbekannte Anzahl feindlicher Truppen zu verteidigen.
Früher an diesem Tage waren die 4 Kanonen nach Norden
gegen die feindlichen Truppen ausgerichtet worden, die in und um Vserby in der
Tschechoslowakei lagen. Nun mussten schnell die Geschütze herumgerissen und
abgesenkt, in Richtung der Angreifer nach Osten ausgerichtet und wieder in den
Halterungen befestigt werden.
Die Verschlussblöcke wurden aufgerissen, die
Sektionschefs richteten ihre Visiere auf das Mündungsfeuer das von der
Baumlinie kam. Innerhalb von Sekunden wurden die 95 Pfund schweren Projektile
eingelegt, volle weiße Pulversäcke nachgeschoben und verschlossen. Bestückt mit
Zündern, die der Explosion in 800 Meter Entfernung entsprachen, wurden die
riesigen Geschosse heulend an den Waldrand geschickt. Diese Explosionen waren
mächtig genug, um sogar Ziegelhäuser zum Einsturz zu bringen. Glühend heiße
Splitter durchschnitten die Luft. In ihrer vorgerückten Stellung konnten die
deutschen Truppen trotz der Dunkelheit, sich vor dem Hagel aus den 50iger
Maschinengewehren nicht in Deckung bringen, Kugeln, die sogar die Stämme von
dicken Bäumen durchschlagen konnten..
Bei diesem Punkt, nach 60 Jahren rückblickend, gesteht
Leon Crenshaw zu dass die Erinnerung an dieses Ereignis inzwischen schon sehr
vage ist. Er war mit seiner Batterie in buchstäblich Hunderte von Gefechten
verwickelt. Die Details dieses Gefechts könnten sich mit denen anderer Kämpfe
vermischen.
Nach dem Kriegstagebuch dauerte das Gefecht vom Freitag
den 27. April 24.00 Uhr bis zum Samstagmorgen den 28. April 01.30 Uhr.
Offiziell wurde dieses Ereignis nur in einer knappen Notiz am Ende des
Tagesberichtes erwähnt.
Der Eintrag von der 90. Infanterie Division nach der
Aktion lautete:
„ Kurz vor Mitternacht wurde das 345. FA Bn (Feld
Artillerie Bataillon) nahe Grub (U734755) in ein Feuergefecht mit geschätzten
200 Deutschen verwickelt, die versuchten bei uns einzudringen. Die Artillerie
riss die Zünder heraus und richtete ihre Kanonen in direkte Feuerstellung zum
Wald wo der Feind lauerte. Mehrere davon wurden getötet und das bewirkte dass
sich 150 Angreifer ergaben.“[12]
Der Report der 345. FA lautete:“ von 271200[13] bis 281200 wurden 12
Runden gefeuert. Diese Runden wurden alle von der „C“ Batterie abgegeben, durch
Plan schießen und Beobachtungsfeuer zwischen 600 und 800 yards Entfernung.
Gegen feindliche Truppen die einzudringen versuchten.
Von 272400 bis
280150 Die Batterie “C“ machte 198 Kriegsgefangene bei dem Gefecht.“ (271200 bis 281200 der Eintrag bezieht sich
auf 24 Stunden).
Ein Buch der 345. Field Artillerie, das gleich nach
Kriegsende veröffentlicht wurde, bestätigt die Anzahl der Gefangenen mit 198.
Außerdem wird von einem SS-Offizier berichtet der gefallen ist
Andere schriftliche Aufzeichnungen weichen etwas
voneinander ab. Colonel Reimer, kommandierender Offizier der 343. FA, war zur
gleichen Zeit in Wettzell stationiert. Sein Tagebuch vom 28. April meldet dass
55 SS Angehörige jene Nacht angriffen, 8 ergaben sich. Reimer berichtet dass
ein deutscher Hauptmann getötet wurde und 75 Feinde ergaben sich später am
morgen.[14]
Ein Interview mit Colonel Frank Norris, dem Kommandeur
der 345. FA gibt einen interessanten Beitrag mündlicher Aussagen in John
Colby’s Buch über die Geschichte der 90. Inf Div. „War from ground up“.[15]
“Als der deutsche Widerstand zerfiel März/April/Mai
hatten die meisten von Hitlers “Supermen” ihren fanatischen Widerstand
aufgegeben. Jedoch verblieben immer noch eine Anzahl überzeugter Nazis die sich
weigerten sich zu ergeben und setzten den hoffnungslosen Kampf fort. Diese
Männer, die meistens Reste der einst kampferprobten SS-Einheiten waren,
formierten sich zu kleinen Gruppen von ungefähr 12 Mann (squad) oder etwas
größeren Einheiten. und führten meistens nachts kleine Angriffe gegen US
Einheiten durch.“
„Bis zu dieser Zeit, so unsere Geschichte der Artillerie
Division, hatten wir den Wert der starken örtlichen Sicherheit mit den
Maschinengewehren Kaliber 50 und solide taktische Planung als unsere wichtigste
Waffe zur Verstärkung der Außenposten erkannt..
Ende April wurde unsere „C“ Batterie durch eine Anzahl
von Nazi-Fanatikern angegriffen. Diese wurden ohne Schwierigkeiten
zurückgeschlagen. Eine Anzahl von ihnen wurde dabei getötet oder verwundet.
Auch einige unserer Männer der „C“ Batterie wurden verwundet, aber nicht
ernstlich. Nach Beendigung des Angriffs ging ich zur Sanitätsstation um nach
meinen Männern zu sehen. Glücklicherweise ging es ihnen gut.
„Der am schwersten verwundete Deutsche, ein junger SS
Feldwebel (sergeant), der aussah wie einer von Hitlers Superhelden und den
Angriff angeführt hatte, erlitt einen schweren Bauchschuss. Die Wunde blutete
heftig. Aber mit Blutplasma und ärztlicher Behandlung von unseren
amerikanischen Feldarzt gab es keinen Grund warum er nicht überleben sollte.
Mein Bataillonsarzt Mitchel Weisbuch ein Fachmann, jüdischer Arzt aus Chicago,
übernahm die Behandlung dieses Nazis. Dieser sprach gut englisch, verlangte zu
wissen was Mitch unternehmen wollte. Mitch erwiderte, er würde ihm Plasma geben
um das verlorene Blut zu ersetzen und das ihm überleben helfen würde. Der
SS-Mann fragte bestimmt: Ist jüdisches Blut in dem Plasma? Mitch erwiderte, Ich
weiß es nicht wie viel verschiedenes Blut im Plasma ist, es kommt von überall
aus Amerika. Der „Kraut“ sagte kriegerisch: gut, wenn sie mir nicht sagen
können dass da kein jüdisches Blut enthalten ist, will ich überhaupt keines
haben. Mitch versuchte ruhig zu erklären wie kritisch es wäre kein Plasma zu
verwenden. Ich hörte dem Gespräch zu und hatte genug gehört. Ich wendete mich
dem SS-Typen zu und sagte ruhig, mir ist es wirklich egal ob er lebe oder
nicht, aber wenn er das Plasma nicht nähme würde er wahrscheinlich sterben. Er
sah mich ruhig an und sagte, ich würde lieber sterben als jüdisches Blut in mir
zu haben und so starb er.
Obwohl Gefangenzahlen und Vorfälle sich etwas
unterscheiden, sind sich aber alle offiziellen Berichte sicher über die Einheit
und das Datum. Es besteht auch Einigkeit über das Gefecht der 155. Haubitzen.
Außerdem steht im Bericht der 345. FA dass Sgt. Charles A Trimbo mit dem “purple heart” ausgezeichnet
wurde. Er erhielt es, weil er in Deutschland am 27. April 1945 verwundet wurde.
Außerdem wurden noch weitere Soldaten ausgezeichnet. Der Bronze Star wurde an
Sgt A Trimbo, Corporal Walter J Brent, PFC Joseph J Kowalski, PFC Ferdinand F
Civetti, PFC Lewis O Tomilson für ausgezeichnete heldenhafte Leistung am 27.
und 28. April in der Nähe von Grub verliehen.[16]
Der Regen begann irgendwann am Samstag morgen den 28.
April zu fallen. Um 10.30 Uhr wurden die Gefangenen an die Division zur
Weiterleitung überstellt.
Die übermüdete Mannschaft der „C“ Batterie packte ein und
brach das Lager ab. Die 155. Haubitzen der 345. wurden nach Furth verlegt um
den Kampf der 90. Inf. Div. zu unterstützen, das würde langsam das Ende eines
langen Krieges sein.
Matschverschmierte Ketten wurden sauber gewaschen und so
würden die Erinnerungen dieses anscheinend bedeutenden Gefechts verblassen.
Die Kinder des Ortes Grub würden schnell auf die
Arndorfer Felder laufen um die Metallstücke und „Kinkerlitzchen“ und was noch
so übrig geblieben ist aufsammeln und das Metall im Ort zu verkaufen. Es
scheint dass der Lärm des Gefechts fast unbemerkt an den Frauen und Kindern
vorbeigegangen ist, die zurückgelassen worden waren um die Bauernhöfe und die
Felder zu bewirtschaften. Mit Ausnahme von einigen wenigen älteren Buben, die
die Sperrstunde missachtet hatten und damit Zeugen des Gefechts wurden, wussten
nur wenige der Einwohner von Kötzting dass sich etwas außergewöhnliches
ereignet hatte.
Soweit der Bericht den Mr. Britt Taylor Collins
zusammengestellt hat. auch die folgenden Schlussfolgerungen und Vermutungen
sind von ihm angeregt worden.
Die Frage bleibt
warum die deutschen Truppen angesichts der allgemeinen Lage versucht hatten die
US Truppen anzugreifen. Krottenthaler Josef berichtet über diese hektischen
Tage, dass in Neukirchen „tausende deutscher Soldaten, durch den Ort zogen und
versuchten nach Süden durchzukommen oder in den Wäldern des Bayerischen Waldes
Unterschlupf zu finden.[17]
Das 357. Inf. Reg. war aufgereiht entlang der Straße von
Steinbühl, durch Arnbruck bis nach Mooshof.
Parallel dazu, etwas nördlich stand das 359. Inf. Reg. auf
einer Linie, beginnend bei Gleissenberg, über Ränkam, Arnschwang, Tretting und
Rimbach. Die Spitzen dieser Kampfgruppe reichten bis Hohenwarth. Die US Truppen
rückten ganz allgemein auf den Straßen vor, die den Tälern folgten, welche parallel
zur Tschechischen Grenze verliefen. Zwischen Hohenwarth und Steinbühl jedoch
war eine Lücke und genau in diese Lücke hinein stieß der Kaitersberg. Mit den
Russischen Streitkräften Rücken und von den US Truppen bedrängt ist es leicht
möglich, dass die abgedrängten und zersplitterten deutschen Truppen,
durchmischt auch von SS Truppen, diese Lücke sahen und versuchten sich in der
Nacht durchzuschleichen. Oder aber sie versuchten einen letzten Angriff auf
einen schwachen Punkt des Gegners, auf eine Artilleriestellung, die von keiner
Infanterie verstärkt und verteidigt worden war.
Eine andere Erklärung könnte sich aus dem Kriegstagebuch
eines Angehörigen der 11. Panzerdivisiob ergeben.
Werner
Drews[18],
Oberstleutnant bei der 11. Panzerdivision berichtet über den 27. April 1945: Der
Ia der Division meldete sich am 27.04. abends beim Div. Kdr. in Chodenschloss
(7 km westlich von Taus) und erhielt folgende Einweisung. Die Kampfgruppe der
Division stand seit 2 Tage in Kämpfen um Waldmünchen und Furth i. W.. Der Auftrag
der Division, der in keiner klaren Formulierung vorlag, verlangte die Sperrung
der Übergänge über den Böhmerwald im Abschnitt beiderseits Waldmünchen und
Furth, d.h. die Verhinderung des feindlichen Vorgehens auf Pilsen über die
Straßen auf den Höhen des Gebirges. Der Divisionskommandeur hatte versucht,
diesem Auftrage vor dem Eintreffen der Masse der Division[19]mit
der bei ihm befindlichen Kampfgruppe vorwärts, d.h. westlich des Böhmerwaldes
gerecht zu werden. Der Erfolg dieser Maßnahme blieb nicht aus: die Division
konnte im Schutz der bisher eingesetzten Teile (Raum Waldmünchen und Furth) an
den Südwesthängen des Gebirges planmäßig eine Abwehrstellung beziehen. Klarer
Anschluss nach rechts und links war nicht vorhanden. Einzelne deutsche
Einheiten, die im Gebirge angetroffen wurden, konnten als zuverlässige Nachbarn
nicht gewertet werden. Weiter berichtet er, dass, nachdem die Division
Stellung bezogen hatte, sich die vorgeschobenen Teile über die neue
Widerstandslinie hinweg absetzten. Es könnte sich bei den Soldaten, die auf
deutscher Seite bei dem Gefecht bei Grub beteiligt waren also auch um
Angehörige der 11. PD gehandelt haben.
Eine dritte Möglichkeit ergibt sich durch die
Veröffentlichungen von Karl B. Krämer, der 1971 viele Details der letzten Kriegstage
im ostbayerischen Raum zusammengestellt hat.[20]
Er berichtet von einer Luftwaffeneinheit, die Angehörige der
russischen Wlassow Armee ausbilden sollte und die am 27.04.1945 die
verbleibenden 300 russischen Soldaten entwaffneten. Die russischen Soldaten
sollten in Neukirchen sich den Amerikanern ergeben sie selbst allerdings
sammelten sich in der Nähe von Lam und wollten sich in den Wäldern versteckt
von den Amerikanern überrollen lassen, um dann sich dann in die Heimat
absetzen. Auch Angehörige dieser Einheiten könnten in der nacht zum 28. April
den Durchbruch versucht haben. Diese Einheit ist noch am 27. April in den
Wäldern bei Schmelz nachzuweisen. Das Zellertal ist sicherlich in einer Nacht
zu erreichen.
Das Unbekannte dieses Gefechtes bei Grub ist somit sowohl
die Zusammensetzung als auch die Zielsetzung der angreifenden Kräfte. Da (noch)
keine Verhörprotokolle der US-Dienststellen aufgetaucht sind, an welche die
Gefangenen weitergereicht worden waren, kann über diese letzten Fragen nur
gemutmaßt werden.
Wie aber ging es in den folgenden Tagen in und um Kötzting
weiter:
Am 28. April
zog das Hauptquartier um 10.40 Uhr weiter nach Thenried. Die drei
Artilleriebatterien wurden zuerst nach Madersdorf befohlen, von dort aus bezog
die A Batterie am 29. April um 05.40 Uhr Stellung in Neukirchen um Nayrsko zu
beschießen. Die B und C Batterien verblieben in Madersdorf und feuerten von
dort aus auf Rittsteig. Später am 29. April bewegte sich auch die A Batterie
wieder zurück nach Madersdorf.
Von der Mittagszeit am 29. April bis mittags am 30. April
feuerten alle drei Batterien von Madersdorf aus auf Kolmstein und Vseruby.
Anschließend bis um Mitternacht beschossen sie Seugnhof, Vseruby und Hajek.[21]
Mit diesen abschließenden Kämpfen wurde die 11.
Panzerdivision endgültig im Grenzraum eingeschlossen. Werner Drews[22]
schilderte den Eindruck, den die deutsche Seite von den amerikanischen
Verbänden hatte. Das Verhalten des Gegners ging aus den damals gewonnenen
Kampfeindrücken nicht eindeutig hervor. Seine Angriffsspitzen waren – nach
ihrem Verhalten zu urteilen- im Großen angehalten bzw. hatten als Angriffsziel
die ehemalige Reichsgrenze zugewiesen bekommen. Daraus ergab sich in diesen
Tagen ein örtlicher Kampf um die wenigen Quadratkilometer reichsdeutschen
Bodens, die innerhalb des Divisionsabschnittes noch in eigener Hand waren.
Schwerpunkte zeichneten sich im Raum nordostwärts und nördlich Waldmünchen und
nördlich Furth i.W. ab. An diesen Stellen griff dann der Gegner am 29.04. mit
starker Infanterie abseits der Hauptstraßen durch den Wald vorstoßend an.
Dieser Vorstoß der Amerikaner stellte für Teile der 11. Panzerdivision den
letzten harten infanteristischen Kampf Mann gegen Mann dar. Nach diesen
Kämpfen bestand bereits die Gefahr der Umfassung des rechten Flügels durch die
Truppen der USA.
Diese Umfassung erfolgte auch und der vorherige
Divisionskommandeur von Wietersheim, der sich, um eine Versetzung in den
letzten Kriegstagen zu vermeiden, krankgemeldet hatte, übernahm am 02.05.1945
wieder die Führung der Division so erfolgte nach einer Kommandeursbesprechung
am 4. Mai 1945 der Beschluss der freiwilligen Kapitulation unter bestimmten
Bedingungen und der Übergang der Division in den Raum Kötzting. Somit endete
Anfang Mai 1945 auch in Kötzting der zweite Weltkrieg und die schwierige
Nachkriegszeit begann unter einem militärischen Bürgermeister Captain Sperl von
der 2nd US Cavalry, da die 90th Infanteriedivision der Amerikaner, zu der ja
auch die 343th FA gehörte, vorläufig noch den Vormarsch in die damalige Tschechoslowakei
hinein fortsetzte.[23]
In diesem Beitrag wurden also im Wesentlichen die militärischen Aufzeichnungen der beiden Seiten berücksichtigt, wobei es naturgemäß vor allem die der Amerikanischen Seite war, 10 tage vor der Kapitulation waren die deutschen Truppen verständlicherweise etwas nachlässig mit ihrer Buchführung....
Aber es gibt auch von neutraler Seite eine Bestätigung dieses Vorganges UND ich hoffe, dass sich erneut die eine oder andere Person bei mir meldet, die vielleicht noch Erinnerungen an diese Vorkomnisse hat.
Dr. Rupert Sigl schrieb in der Kötztinger Zeitung über Conrad Krämer dÄ und zitiert und berichtet dabei aus dessen persönlichen Niederschriften und Erinnerungen.
In diesen Erinnerungen ist auch der oben beschriebene Zeitraum erwähnt und auch am Rande das Gefecht bei Grub, an dessen Ende Krämer durch die Ortschaft Grub zurück nach Kötzting fliehen wollte.
Aber es gibt auch von neutraler Seite eine Bestätigung dieses Vorganges UND ich hoffe, dass sich erneut die eine oder andere Person bei mir meldet, die vielleicht noch Erinnerungen an diese Vorkomnisse hat.
Dr. Rupert Sigl schrieb in der Kötztinger Zeitung über Conrad Krämer dÄ und zitiert und berichtet dabei aus dessen persönlichen Niederschriften und Erinnerungen.
In diesen Erinnerungen ist auch der oben beschriebene Zeitraum erwähnt und auch am Rande das Gefecht bei Grub, an dessen Ende Krämer durch die Ortschaft Grub zurück nach Kötzting fliehen wollte.
Kötztinger Zeitung von 1989 mit der Schilderung des Einmarsches der amerikanischen Truppen in das Zellertal. |
[1] Infanteriedivision im
Folgenden Inf.Div. genannt
[2] KROTTENTHALER; Josef in
Baumann Mathilde; Neukirchen b.Hl. Blut Markt und Wallfahrt am Hohenbogen Seite
90
[3] Jedes
Infanterieregiment der Amerikaner bestand aus 3 Infanteriebataillonen. Jedes
Bataillon wiederumgliederte sich auf in drei Kompanien und dieses wurde aus
drei Zügen gebildet. Jeder Zug wurde schließlich in drei Trupps unterteilt.
Wegen dieser gleichmäßigen Dreierschritte wurde dieses System, das übrigens
heute nicht mehr gilt, das Dreieckssystem genannt
[4] DREWS WERNER,
Oberstleutnant i. G. a. D. Die Kämpfe der 11. Panzerdivision zwischen Rhein und
tschechischer Grenze vom 16. April bis 4. Mai 1945, zweiter Teil, Skizze c, in
einer Zusammenstellung vom Sprecher des Traditionsverbandes der ehemaligen 11.
Panzerdivision Karl-Heinz Loschke, 1996
[5] s.o. zweiter Teil Seite 7
[6] das 343. FA Bataillon
blieb in Wettzell noch zwei Tage bis zum 29.04.1945
[7] Feldartillerie im
Folgenden FA genannt
[8] Dieses Kommando ist der
jetzige Nachfolger der früheren 90. Infanteriedivision
[9] http://homepage.internet.lu/ceba-lux/CEBA/TextUnits.html
Tough Ombres nannten sich die Mitglieder der 90. Inf. Div..
[10] Zur Erinnerung eine
solche Kampfgruppe wurde gebildet durch den Zusammenschluss eines
Infanterieregiments mit einem Artilleriebataillon welches mit kleineren
Haubitzen ausgerüstet war.
[11] 354th F(ield)A(artillery) After Action reports for April 1945 from the National archive
[13] 271200 = 27. April 12.00 Uhr bis
[14] REIMERS Colonel D. K., A Diary of WWII by Ret., page 411)
[15] COLBY John, War from the Ground Up, published by Nortex Press, 1991,
Seiten 461 und 462)
[17] KROTTENTHALER; Josef in Baumann Mathilde;
Neukirchen b.Hl. Blut Markt und Wallfahrt am Hohenbogen Seite 91
[18] DREWS WERNER,
Oberstleutnant i. G. a. D. Die Kämpfe der 11. Panzerdivision zwischen Rhein und
tschechischer Grenze vom 16. April bis 4. Mai 1945, zweiter Teil, Seite 7 in
einer Zusammenstellung vom Sprecher des Traditionsverbandes der ehemaligen 11.
Panzerdivision Karl-Heinz Loschke, 1996
[19] Die Kampfgruppe sollte
den Raum Taus sichern, bis die Masse der Division, wieder mit Treibstoff
ausgerüstet, ab dem 25. April nachrücken konnte.
[20] KRÄMER, KARL B. in Der Bayerwald 4/ 1971 Seite 201
[21] 345th After Action Reports
für den Monat April 1945
[22] DREWS WERNER, Oberstleutnant i. G. a. D. Die
Kämpfe der 11. Panzerdivision zwischen Rhein und tschechischer Grenze vom 16.
April bis 4. Mai 1945, zweiter Teil, Seite 9 in einer Zusammenstellung vom
Sprecher des Traditionsverbandes der ehemaligen 11. Panzerdivision Karl-Heinz
Loschke, 1996
[23] GANZ, HARDING, Prof. Ohio
State in Deutsche Militärzeitschrift 35/2003 Seite64
Interessant. Mein Vater war in der 90. Infanterie und mein Urgroßvater war Josef Krottenthaler von Eging. Leider haben die Krottenthaler Links nicht funktionieren, so kann ich nicht in diese weiter zu suchen.
AntwortenLöschenInteresting. My father was in the 90th infantry and my great grandfather was Josef Krottenthaler of Eging. Unfortunately, the Krottenthaler links do not work so I cannot look into this further.
what do you mean with Krottenthaler links?
LöschenMy sincere greetings to the wonderful citizens of Kotzting and Grub. I am honored to have my artwork, "Midnight Battery Defense," featured here on this website, as well as my written narrative of the military operation that is the subject of the art.
AntwortenLöschenIt may be a matter of interest for you to know that the original painting, mentioned above, is now on permanent exhibit in the United States Field Artillery Museum at Ft. Sill, Oklahoma. The large oil painting measures over 2.5 meters, and is the first exhibit that a person views as they enter the building.
Frau Inge Pongratz remains dear in my memory, as she did a great work in assisting my work to recount the military operations around Kotzting near the end of the war. My best to you all.
Britt Taylor Collins