Translate

Posts mit dem Label Kötztinger Umschau werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Kötztinger Umschau werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 1. Mai 2025

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 97 das Mesnerhaus

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Alte Hausnummer 97
beim Mesner


Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_1831_Beilage_M2500_1_1-01

Seit dem Jahre 1651 ist das kleine Haus in der heutigen Herrenstraße als das Mesnerhaus bekannt und fast bis heran an die Gegenwart wohnte dort auch der Kötztinger Mesner. In früheren Jahrhunderten wurde dort auch Schule gahalten.
Durch den Verkauf des Hauses kennen wir auch die Familie, die vorher das Haus besessen hatte, es war dies die Familie der Parella.


Martin Parella



Der Name "Parella" deutet bereits auf eine italienische Herkunft hin und tatsächlich ist der erste Eintrag mit diesem Familiennamen ein "welscher" Mauerer mit dem Namen Martin Parella, der Vater unseres Oswald. Im Jahre 1908 taucht Martin Parella zum ersten ;Male in den Kötztinger Akten auf und, wie es sich für einen Mauerer gehört, im Zusammenhang mit Bauarbeiten.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2479 Kastenamtsrechnung von 1608

"Martin Parell welschen Maurer von Ablöschung obangedeuths Kalchs, auch das er ein Tag am Padthaus bey Fyrstl: Schloß gearbeit Innhalt seines Zetl Nr. 12 verraicht

1 Gulden 17 Kreuzer 1 Heller"
1611 unterzeichnet er als ein Zeuge bei einer Schuldverschreibung des Mayr Adam von Simpering, die beim Kötztinger Vogtgericht beurkundet wurde.(StA Landshut Regierung Straubing A 4392)
Im Jahre 1614 ist sein Haus Tatort einer saftigen Beleidigung gegenüber einem Kötztinger Mitbürger.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2331 von 1614
"Hanß Schöz burger zu Khözting, hat bey Marthin Parella wellischen Mauerer alda in bezechter Weiß geredt, Hannß Schindler hette alle Weyber außer 4 beschlaffen, Obwoln er nun hernach fürgeben, das er sich yhe (dann er aller bezecht gewest) dergleichen Reden nit zuerindern wisse, auch ein solliches auf ihme Schindler nit sagen khüne. Als sein solche Reden von Obrigkheit wegen aufgehoben, und er Schöz gestrafft worden per 1 fl 3 ß."
1619 tritt er als Bürge für eine Grundschulde über 20 Gulden von Seiten der Kötztinger Pfarrkirche für Blasius Brunner auf.

Oswald Parella und Eva


Es spricht vieles dafür, dass Martin Parella kurz nach dem Schwedeneinfall im November 1633 verstorben ist, denn im Jahre 1635 fordert der Sohn - Oswald Parella - vom Markt eine Kompensation für eine Bierlieferung, die seine Vater hatte zwangsweise hatte abgeben müssen.
StA Landshut Markt Kötzting Marktrechnung von 1635

"Oswalden Parella, umb das sein Vatter seel. 4 Viertl Praunpier, so man einem Leuttenant nach Mosspach spendieren müessen für 7 Gulden hergeben, bezalt 28 Gulden."
Einschub
1 Viertl als Bierfassgröße entsprach lt. Reinhard Riepl damals 224 Münchener Maß. Der Betrag von 7 Gulden für solch eine Biermenge stimmt zumindest von der Größenordnung her überein mit den überlieferten Bierpreisen. Im Wirtshaus bekam man damals für den Gulden 20 Maß Bier. Ein  Schadenersatz bei einer solchen "Großlieferung" - vermutlich war Martin Parella damals für die Kommunbrauerei zuständig - von 30 Maß pro Euro ließe sich dann bereits auf 210 Maß pro Viertl hochrechnen.
Einschubende

Der Kötztinger Pfarrer stellte, beginnend im Jahre 1636, eine Liste seiner verbliebenen Schäfchen nach dem verheerenden Einfall der "schwedischen" Truppen im November 1633 zusammen. Vermutlich fielen mehr als 2/3 aller Kötztinger Bewohner diesem Rachefeldzug zum Opfer.
Ein früherer - unbekannter - Archivar und Analyst der unterschiedlichen Handschriften in diesem "Status Animarum", also einer Seelenbeschreibung, konnte bereits herausstellen, dass an dieser Liste drei Personen im Zeitraum von ca. 20 Jahren gearbeitet hatten.
Wir haben hier nun zuerst eine "Familienbeschreibung ca. von 1636.
Bei Parella war dies sehr auffällig. Wir wissen, dass seine Ehefrau Eva geheißen hat.
1636 bestand die junge Familie erst aus den Eltern und einem kleinen Sohn, mit Namen Benedikt.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1
"Oswalt Parella   Eva ux (=uxor Ehefrau) Benedict inf: (=infans Kind)"
Bei ihm, im selben Hausstand, wohnte offensichtlich Hannß Rab mit der Magd Anna (anc. = Ancilla= Magd) und seinen vier Kindern.

Seit 1637 war Oswald Parella bereits der Besitzer eines Marktlehens im oberen Markt - später die Bäckerei Graßl in der Metzstraße - und der zweite Eintrag - nun mit anderer Handschrift stammt ca. aus dem Jahre 1655. Nun wohnte die Familie Parella bereits im Oberen Markt. 

Hier steht "Oswalt Pareller ", ohne Ehefrau Frau, aber mit seiner Magd Veronica und drei Kindern. Hans mit 17, Ursula mit 20 und Margaretha mit 19 Jahren.

In den Kötztinger Geburtsmatrikeln finden sich Ursula (* 9.12.1637), 
Pfarrmatrikel Kötzting Band 1 vom 9.12.1637
"Nona hujus (also am neunten desselben MonatsOsvualdo Parella Baptizata est filia Ursula, Patrina Ursula Uxor Joannis Schreiners etc." Die Taufpatin war die Ehefrau des Hans Schreiner, Ursula.

 Margaretha (*18.6.1639)

18. Osuwaldo Parella baptizata est filia Margaretha, patrina Usrula Uxor Joannis Schreiner pistoris.
Auch bei der Tochter Margaretha war Ursula Schreiner die Taufpatin, nun ist der Beruf ihres Mannes angegeben: Pistor, also Bäcker.
 
 Geburt des Hans: (* 9.2.1642) 


"den 9. dito dem Oßwalt Parella, und Eva seiner Haußfrau ein Sohn getauft mit Namen Joannes, Patrinus ist genannt Hans Schreiner Peckh und Burger in Közting."

Nun haben wir also auch den Namen der Mutter und Ehefrau bestätigt und wissen, dass der Ersteintrag aus dem Jahre 1636 mit Ehefrau Eva und Kleinkind Benedikt tatsächlich dieser Familie zuzuordnen ist und aus dem Jahre 1636 stammt.
Der zweite Eintrag kann somit grob dem Zeitraum von 1657 - bzw. 1659-  zugeordnet werden, wie es der unbekannte Chronist auch bereits auf der Seite 1 der Seelenbeschreibung vermerkt hat. 

Handschriftenanalyse eines unbekannten Archivars über die Einträge in der Seelenbeschreibung












Aus dem Jahre 1638, nun seit einem Jahr bereits ein 

Am 5.8.1651 - die Familie wohnte schon lange in der heutigen Metzstraße -  kam es zum Verkauf des Elternhauses. 460 Gulden bezahlte die "Kötztinger Kirchenverwaltung" unter verantwortlicher Leitung des "Äußeren Rats und Kirchenprobstes" Georg Vogl für die "Behausung am Kuerchwege zwischen Jakob Petwitsch und Paulussen Reimers Häusern liegent." Bei der als Mitbesitzerin genannten Margaretha Urban, Ehefrau des Wilhelm Urban, müsste es sich um die Schwester unseres Oswald gehandelt haben. In den Kötztinger Kirchenrechnungen des Jahres 1642 ist ein Wilhelm Urban als Gerichtsprokurator angegeben. 
Und auch hier ist uns die Seelenbeschreibung eine Hilfe.
Gleich am Anfang der Liste steht, leider durch eine Reparatur leicht überklebt, das Ehepaar Urban und auch der Name der Ehefrau des Wilhelm ist noch ausreichend entzifferbar.
Pfarrmatrikel 

Die Zuordnung dieses Hausverkaufes auf ein bestimmtes Haus war für mich eine gute Erfahrung, dass es keinen Sinn macht, ausschließlich von den heutigen  (Besitz-) Verhältnissen  auszugehen, wenn man ein historisches Gebäude lokalisieren will.
Es war für mich grundsätzlich schnell klar, dass es sich bei dem Haus um das spätere Mesnerhaus gehandelt hatte. ABER, dann müsste einer der beiden genannten Nachbarn der früher Besitzer des heutigen Hotels zur Post gewesen sein. Deren Besitzerreihenfolge war aber gesichert bekannt und ein "Reimer" kam nicht vor, da ich den Jakob Petwitsch bereits auf dem heutigen Gartneranwesen belegen kann. 
Die Lösung fand sich in den Briefprotokollen zwei Besitzergenerationen später, als zu Beginn des 18. Jahrhunderts der damalige Besitzer der Privatbrauerei, Johann Krieger, das Nachbarhaus kaufte und in seinen Gebäudekomplex integrieren konnte. Spätestens mit seinem Stiefenkel, Samuel Luckner, war das vorher einzelne Haus dann nicht mehr als ein solches erkennbar.

Serwuschok 522 Das Haus mit dem Postkutschensgrafitti war früher ein eigenständiges Anwesen und beherbergt heutzutage eine Kaffeerösterei.

Dass auch Oswald Parella bis zum Verkauf des Hauses noch Mitbesitzer gewesen ist, lässt sich gut aus der Übertragung der Grundschuld belegen.
 
StA Kötzting Spitalrechnung von 1650

"Die bey Oßwalden Parella burgers alhir gelegene 20 fl Haubtsach, haben Georg Vogl und Marthin Mülpauer als unser lieben Frauen Gottshaus und Pfarrkürchen alda verordnete Kirchenpröbst, in Erkaufung deß Schuel: und Mößnerhauß zu bezahlen ybernommen und zallen hier zu Mitfassten den Züns". Die Kirchenverwaltung hatte - vertreten durch die beiden Kirchenpröbst - mit dem Kauf des Hauses auch die Grundschuld bei der Pfarrkirche übernommen. 

Kirchenverwaltung


Der erste Mesner (und abwechselnd als Schulmeister bezeichnet), der nach dem Hauskauf  in Kötzting dokumentiert ist, ist Michael Großkopf und seine Frau Maria, die wohl bereits verheiratet nach Kötzting gekommen waren und erst mit der Geburt ihrer Tochter Anna am 2.3.1653 "aktenkundig" werden. 
Der nächste Kötztinger Mesner und Schulmeister wird ein Georg Freihammer, der offensichtlich bereits in den 1640er Jahren das Amt innegehabt hatte.  (1656)
1657 ist ein Georg Kern als Mesner belegt und schon 1659 kommt der nächste Name: Christoph Weiß.
Mit dem Jahre 1660 kommt nun zum ersten Male ein Mesner nach Kötzting, der auch mal etwas länger auf seinem Posten bleibt. Georg Peter (Piter,Pittrich) wird erst 1666 von Hans Stangenstager ersetzt, der nun bis 1691 der Kötztinger Mesner ist.
Mit dem Jahre 1690 kommt nun eine Familie nach Kötzting und hier kann ich auf die wunderbare Vorarbeit von Ludwig Baumann zurückgreifen, der das für Kötzting so segensreiche Wirken dieser Familie bereits dokumentiert hat.
Ludwig Baumann

 Die Brüder Prälisauer: Mesnersöhne, Mönche, Musiker
Um 1690 stellten die Benediktiner des Priorats zu Kötzting einen neuen Mesner ein, den aus Sach­seln in der Schweiz zugewanderten Johann Joseph Anton Prälisauer. Der heiratete am 7. Juni 1691 Anna Maria Strigl, die Tochter des Schullehrers und Organisten. Elf Kindern schenkten sie das Leben. Von den acht, die nicht im Kleinkindalter starben, ergriffen fünf Söhne einen geistlichen Beruf, und sie förderten an ihren Wirkungsorten die Musikkultur in hohem Maße. Das musikalische Erbe hatte ihnen nicht nur die Mutter mitgebracht. Auch der Vater war aktiver Musiker, nur solchen wurde damals in Kötzting das Mesneramt anvertraut. Laut Kirchenrechnung von 1692 bekam der Mesner eine Jahreszulage, „daß er dem Schulmeister mit Abrichtung der Kinder uf die Music möglichst anhand gehen soll“. Aber auch die Benediktiner, deren Prioratsgebäude in der Herrenstraße direkt gegenüber dem Mesnerhaus stand, werden in den Buben mancherlei Interessen geweckt und Anlagen gefördert haben. 

Sonntag, 24. Juni 2018

Nachrichten aus dem Stadtarchiv - Manches ist neu und Einiges ist überaschend

Dies ist übrigens der Blogbeitrag Nummer 100 seit dem Beginn im Jahre 2012:

Diesmal wieder mal Etwas in eigener Sache....:

Das neue Zeitungsarchiv


Die Redaktion der Kötztinger Umschau zieht um, vom Büro in der Müllerstraße am Weißen Regen hinauf mitten auf den Marktplatz in den Neubau, der nun die Anwesen Miethaner und Liebl ersetzt.
Nachdem aber die neuen Räume kleiner sind als vorher, durften wir vom Stadtarchiv die Sammlung der gebundenen Ausgaben der Kötztinger Umschau ins Archiv übernehmen.
Mit der Hilfe von zwei kräftigen Mitarbeitern vom Bauamt und drei(!) LKW Fuhren konnten wir den Transport stemmen und nun sind wir, nach einer Abgabe von mehreren/vielen Ausgaben der Kötztinger Zeitung (aber ebenfalls aus dem Besitz der Kötztinger Umschau, abgegeben beim vorletzten Umzug heraus aus dem Mesnerhaus) in Besitz von 20 lfm gebundenen Zeitungen (nur die Lokalausgabe)
unten rechts einige Bände mit Wasserschaden

die andere Seite des Schwerlastregals, auch hier im Hintergrund Zeitungen mit Wasserschaden

Seit dem Jahre 1975 werden in der Stadtverwaltung Bad Kötzting die Lokalausgaben der beiden Kötztinger Zeitungen gesammelt; diese aber eben nur geheftet und nicht gebunden. Durch die Heftung ist eine Benutzung, ohne das Material zu beschädigen, fast ausgeschlossen. Vor Allem aus diesem Grunde freut uns dieser neue Bestand im Archiv. Da über das E-Paper der MZ seit mehr als 10 Jahren die jeweiligen Lokalausgaben auch digital angesehen werden können, werden wir über kurz oder lang die eigene Zeitungssammlung einstellen bzw. die Doubletten sogar aussondern können um Platz zu gewinnen.

Wie alle anderen Archivalien können auch diese - natürlich zu den Dienstzeiten zZ jeweils Mittwochs vormittags - jederzeit eingesehen und kopiert werden.

Nun gibt es aber auch eine kleine Einschränkung......beim letzten Hochwasser, das die Kötztinger Hochwasserschutzanlagen von hinten her aufgerollt hatte, war auch das Büro der Umschau betroffen.  Dank der Hilfe von Frau Rabl-Dach konnten die "abgesoffenen" Bände gerettet werden. In mühevoller Kleinarbeit hat Frau Rabl Dachs die Bände, die tatsächlich komplett unter Wasser gestanden hatten, auf ihrer Wiese in der Sonne Seite für Seite getrocknet und damit uns Allen erhalten.
So, nun sind diese Bände, anders als die gebundenen, nur liegend aufzubewahren und im Falle einer Benutzung besteht daher auch die Gefahr einer Beschädigung.
Was folgt daraus......Neu zu binden geht nicht.... also
In Regensburg beim Buchbinder versuchsweise für 10 Bände 2mm Graupappe zuschneiden lassen:
Zeitungen monatsweise gebunden
aber ohne Kartondeckel
Zeitungsbündel zwischen Kartondeckel

























Die Zeitungsausgaben können nun wieder hochkant eingereiht werden und einzeln
entnommen werden ohne die benachbarten Bände zu tangieren.
Dies ist nun ein erster Schritt zur Bestandserhaltung unserer Lokalzeitungen. Die Schüre sind aber nur ein Provisorium um herauszufinden, ob die Pappen stark genug sind, neue 12 mm Baumwollbänder sind bestellt.....


Eine Überraschung unter einem kleinen alten Schultisch....

Im Rahmen der Andienung von Materialen aus dem Bad Kötztinger Bauamt an das Archiv, brauchen wir im Keller Platz um die Akten von einzelnen früheren Bauvorhaben der Stadt Bad Kötzting zu strukturieren, durchzusehen und auf das archivwürdige Material einzudicken. Dazu war eine Arbeitsfläche nötig und auch hier, Dank an die MZ und deren Umzugsplänen, half uns die Redaktion der Kötztinger Umschau mit ihren abzugebenden Büromöbeln aus.
Nach dem Antransport der Zeitungen holten wir in einem letzten Schritt noch ein paar Schreibtische und entsorgten auf diesem Wege auch die alten, höhenmäßig ungleichen und unebenen Schulbänke aus den 60er Jahren, die hier unten vor vielen, vielen Jahren in dem Abstellraum eingelagert worden waren.
Neuer Arbeitsbereich zum Aktenaussondern
Kurz gesagt, neue Tische hinunter in den Keller und beim Raufgehen gleich jeweils einen alten Schultisch mitnehmen.....
sagt der städtische Mitarbeiter, der hinter mir und meinem Tisch ging: "Da ist ja noch etwas unter den Tischen drin!"
Das "Etwas" stellte sich als ein Akt aus der Zeit der amerikanischen Militärregierung heraus, wohl aus dem Bestand des ehemaligen Landratsamtes und hatte die Überschrift:

Militärregierung Requirierungen

In dem Akt befinden sich monatliche Meldungen und Listen von Seiten des Marktes Kötzting an das Landratsamt bzw. an die zuständige amerikanische Behörde in Regensburg, welche Gebäude von den amerikanischen Streitkräften besetzt und ab wann wieder freigegeben wurden und vor Allem zu welchem Zweck diese genutzt wurden.
Manche dieser Einträge waren mir bekannt, aber viele nicht. Diese Einträge sind derart gut und detailliert, dass dies sicherlich einmal ein extra Blogeintrag werden wird. Hier nur mal schon vorab ein Beispiel für solch eine Zusammenstellung:
Aufforderung an die "Gemeindebehörde" Kötzting freigewordene Gebäude zu melden

Nutzungebeschreibung Januar 1947, als nur noch sehr wenige Häuser beschlagnahmt waren
Hinweis: bei uns im Haus Marktstraße 19, nun Marktstraße 30, also zwischen der Bäckerei
und Osl, war im Dritten Reich das Wehrmeldeamt eingerichtet, dieses wurde vom CIC, also
vom amerikanischen Geheimdienst (später CIA) genutzt.

interessante Nachfrage an die Marktverwaltung mit handschriftlichen Vermerken: offensichtlich hat der Schreiber des Marktes am Rande die einzelnen Tage vom Einmarsch der Amerikaner bis zur Kapitulation der 11.PD rechts als Zeitpfeil notiert.

In dem, ich nenns mal, Mischakt, der im Wesentlichen die requirierten Gebäude und die schrittweise Ablösung betraf, finden sich aber auch ein paar interessante Nebenprodukte:
Zum Beispiel finden sich noch ein Ahnenpass aus dem Dritten Reich für einen Pg. Wiesmeier, geboren in Arndorf und nun wohnhaft im Rheinland, mit Aufforderungsschreiben der NSDAP Gau Hessen Nassau, diverse Namenslisten und Schreiben und vor Allem die Silvesterausgabe des "Völkischen Beobachters" von 1938, in dem die turbulenten Ereignisse dieses Jahres - natürlich aus der Sicht der NSDAP- in einer großen Doppelseite dargestellt werden.
Da ich, ob ich es heuer noch schaffe weiß ich nicht, vorhabe den Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland mitsamt den angespannten und hochgepuschten Wochen vorher und auch die sofort erfolgte Vertreibung der jüdischen und teilweise tschechischen Bevölkerung aus dem Grenzgebiet mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Materialien aufzuarbeiten, passt mir der Jahresrückblick der NSDAP natürlich gut ins Konzept. Natürlich weiß ich um deren einseitige Darstellung der Geschichte.

Und dann gabs noch:

Feuerwehrakten


Michael Traurig jun, der mir schon manches Mal schöne und interessante Funde gebracht hat, überreichts mir diesmal einen ganzen Stapel an Feuerwehrunterlagen, die sich bei ihm zuhause in Familienbesitz befunden hatten.
Ein protokollbuch des Treffens der niederbayerischen Freiwilligen Feuerwehren im 19. Jahrhundert, Zeitungsausschnitte einer mir bis dahin völlig unbekannten Zeitung, den "Kötztinger Nachrichten"
Mitgliederlisten, Brandberichte und so weiter.
Wir haben im Stadtarchiv einen bestand an Bildern einer großen Feuerwehrübung im Dritten Reich auf dem Jahnplatz, vermutlich fotografiert vom Hauptlehrer Josef Bock. Nun haben wir dazu den kolorierten Plan für die Großübung, bei dem Aufgeführt ist, von welchen Ereignissen und Fortschritten bei der Übung auszugehen ist.
Auch dieses Konvolut an Materialien ist es wert einmal in einem Blog vorgestellt zu werden. Auch hier ein paar Beispiele:

Teil einer Einladung des Buschen und Wanderervereins an die Feuerwehr zum 70 jährigen Stiftungsfest im Lembergerkeller

Signale für die Feuerwehr

Titelblatt der Kötztinger Nachrichten von 1888

Theaterplakat der FFW Kötzting, leider ohne Jahresangabe

Das wars aus dem Stadtarchiv Bad Kötzting - alle diese Zugänge passierten in einer einzigen Woche, so kanns weitergehen.