Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Alte Hausnummer 97beim Mesner
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Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_1831_Beilage_M2500_1_1-01 |
Seit dem Jahre 1651 ist das kleine Haus in der heutigen Herrenstraße als das Mesnerhaus bekannt und fast bis heran an die Gegenwart wohnte dort auch der Kötztinger Mesner. In früheren Jahrhunderten wurde dort auch Schule gahalten.
Durch den Verkauf des Hauses kennen wir auch die Familie, die vorher das Haus besessen hatte, es war dies die Familie der Parella.
Martin Parella
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2479 Kastenamtsrechnung von 1608 |
"Martin Parell welschen Maurer von Ablöschung obangedeuths Kalchs, auch das er ein Tag am Padthaus bey Fyrstl: Schloß gearbeit Innhalt seines Zetl Nr. 12 verraicht
Im Jahre 1614 ist sein Haus Tatort einer saftigen Beleidigung gegenüber einem Kötztinger Mitbürger.
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StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2331 von 1614 |
Oswald Parella und Eva
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StA Landshut Markt Kötzting Marktrechnung von 1635 |
1636 bestand die junge Familie erst aus den Eltern und einem kleinen Sohn, mit Namen Benedikt.
Seit 1637 war Oswald Parella bereits der Besitzer eines Marktlehens im oberen Markt - später die Bäckerei Graßl in der Metzstraße - und der zweite Eintrag - nun mit anderer Handschrift stammt ca. aus dem Jahre 1655. Nun wohnte die Familie Parella bereits im Oberen Markt.
Hier steht "Oswalt Pareller ", ohne Ehefrau Frau, aber mit seiner Magd Veronica und drei Kindern. Hans mit 17, Ursula mit 20 und Margaretha mit 19 Jahren.
Margaretha (*18.6.1639)
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"den 9. dito dem Oßwalt Parella, und Eva seiner Haußfrau ein Sohn getauft mit Namen Joannes, Patrinus ist genannt Hans Schreiner Peckh und Burger in Közting." |
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Handschriftenanalyse eines unbekannten Archivars über die Einträge in der Seelenbeschreibung |
Gleich am Anfang der Liste steht, leider durch eine Reparatur leicht überklebt, das Ehepaar Urban und auch der Name der Ehefrau des Wilhelm ist noch ausreichend entzifferbar.
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Pfarrmatrikel |
Die Zuordnung dieses Hausverkaufes auf ein bestimmtes Haus war für mich eine gute Erfahrung, dass es keinen Sinn macht, ausschließlich von den heutigen (Besitz-) Verhältnissen auszugehen, wenn man ein historisches Gebäude lokalisieren will.
Es war für mich grundsätzlich schnell klar, dass es sich bei dem Haus um das spätere Mesnerhaus gehandelt hatte. ABER, dann müsste einer der beiden genannten Nachbarn der früher Besitzer des heutigen Hotels zur Post gewesen sein. Deren Besitzerreihenfolge war aber gesichert bekannt und ein "Reimer" kam nicht vor, da ich den Jakob Petwitsch bereits auf dem heutigen Gartneranwesen belegen kann. Die Lösung fand sich in den Briefprotokollen zwei Besitzergenerationen später, als zu Beginn des 18. Jahrhunderts der damalige Besitzer der Privatbrauerei, Johann Krieger, das Nachbarhaus kaufte und in seinen Gebäudekomplex integrieren konnte. Spätestens mit seinem Stiefenkel, Samuel Luckner, war das vorher einzelne Haus dann nicht mehr als ein solches erkennbar.
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Serwuschok 522 Das Haus mit dem Postkutschensgrafitti war früher ein eigenständiges Anwesen und beherbergt heutzutage eine Kaffeerösterei. |
Dass auch Oswald Parella bis zum Verkauf des Hauses noch Mitbesitzer gewesen ist, lässt sich gut aus der Übertragung der Grundschuld belegen.
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StA Kötzting Spitalrechnung von 1650 |
"Die bey Oßwalden Parella burgers alhir gelegene 20 fl Haubtsach, haben Georg Vogl und Marthin Mülpauer als unser lieben Frauen Gottshaus und Pfarrkürchen alda verordnete Kirchenpröbst, in Erkaufung deß Schuel: und Mößnerhauß zu bezahlen ybernommen und zallen hier zu Mitfassten den Züns". Die Kirchenverwaltung hatte - vertreten durch die beiden Kirchenpröbst - mit dem Kauf des Hauses auch die Grundschuld bei der Pfarrkirche übernommen.
Kirchenverwaltung
Mit dem Jahre 1690 kommt nun eine Familie nach Kötzting und hier kann ich auf die wunderbare Vorarbeit von Ludwig Baumann zurückgreifen, der das für Kötzting so segensreiche Wirken dieser Familie bereits dokumentiert hat.