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Freitag, 3. November 2023

Kötztinger Häuserchronik - beim Ellmann

   Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 62

beim Ellmann

Ausschnitt aus der Uraufnahme von 1831 aus Bayernatlas.de

Soweit unsere Aufzeichnungen zurückreichen, wohnte und arbeitete in diesem kleinen Haus am Regenfluss einer der - mindestens - beiden Bader.
Der früher durchaus üblichen Methode, Grundschulden beim Verkauf eines Anwesens einfach mit zu überschreiben, verdanken wir die Belege und Hinweise auf frühere Besitzer, bereits Jahrzehnte bevor die Hausverbriefungen selber uns überliefert wurden.
Bei einer selten vorkommenden Schuldentilgung heißt es beim Bader Augustin Schlögner, dass diese Schulden vorher Christoph Müller innegehabt hatte, und bei dessen eigener Grundschuldeintragung hatte dieser 1621 die vorherige Schuld des Baders Hans Anwandtner übernommen.

Saudtner Daniel

Ein Blick in noch frühere Kirchenrechnungen zeigt uns einen weiteren Bader - bei dem die Schuldensumme wohl dieselbe war, dieser jedoch seine Zinsen zu einem anderen Zeitpunkt zu bezahlen hatte. Es spricht jedoch vieles dafür, dass wir mit dem Bader Daniel Saudtner  einen zusätzlichen, noch früheren Besitzer des Hauses belegen können.


Kirchenrechnung von 1606
"Daniel Saudtner Burger und Paders alhir ist undter Gmaines Marckhts Innsigl aufgerichter Schuldtverschreibung, darinnen er zu ainem undter Pfandt sein habende Behausung auf dem Padt, dem Gottshauß verschrieben.
Gelichen worden ZinsZeit Mitterfassten 40 Gulden.



Kirchenrechnung 1606 Daniel Saudtner Burger und Bader 40 fl
Von Daniel Saudtner lässt sich nur ein einziger weiterer Lebensnachweis führen, als er im Oktober 1611 bei einer Schuldverschreibung des Lamer Hans Rockhinger als Zeuge aufgeführt ist.
StA Landshut Regierung Straubing A 4392 

"Testes Daniel Sauter Pader alhir und Hans Seitl von der Lamb uf den 28. Octobris ao 611"

Hans Annwandtner

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1621
"Bey Hannsen Annwandtner Paders, so auch dem Gottshauss sein behausung verschrieben, Zinnßzeit Weynachten.  100 fl"

Von Hans Anwandtner haben wir nur noch einen Eintrag bei seinem Tode, als dabei im Jahre 1621
2 Gulden und 13 Kreuzer für die Beerdigung, die Opferkerze und das Aufsteckgeld vermerkt sind.

Müller Christoph und Anna


Unabhängig davon, dass sich in den Jahren zwischen 1621 und 1625 noch ein Thomas Mauser in Kötzting als Bader nachweisen lässt, führt die belegbare Abfolge auf dem Haus - zumindest was die Überschreibung der Grundschuld anbelangt - von Hans Anwandtner zu Christoph Müller
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1625
"Ttl bey Christophen Müller Pader Innhendig 100 fl welche er zu Weihnachten ao 625 
so er mit Wolfen Pfeffer Schlosser, Georg Khöckh Khuefner beede Bürger zue Khözting und Adamen Schneider zu Thürnhofen Reitnerischer Underthan verporgt, und hivon zu gedachten Weinachten güld bezahlt 5 fl"

Der Bader Christoph Müller und seine kleine Familie hat offensichtlich mit dem Haus am Regenfluss den Feuersturm einigermaßen unbeschadet überstanden, der Ende November 1633 den hölzernen Markt Kötzting in Grund und Boden verbrannt hatte. In der Seelenbeschreibung von 1636 lässt sich nachlesen:
"Christoph Millner, seine Ehefrau Anna, die Tochter Margaretha und der Knecht Martin." 

Zusätzlich zu den 100 fl Schulden bei der Pfarrkirche, nimmt Christoph Müller einige Jahre später - 1638 - auch noch 60 Gulden beim Spital auf.

StA Kötzting Spitalrechnung von 1638

"Bey Christophen Müller Padern alhir dargegen er dem Spitall sein inhabentes Padt sambt dessen zuegehör verschriben ZinßZeit H: Liechtmessen   60 Gulden."
Im Jahre 1650 drängte die Pfarrkirche auf eine Neuverbriefung seiner vor Jahrzehnten verbrieften ursprünglichen Grundschuld, weil seine damaligen Bürgen mittlerweile allesamt verstorben waren. Nun musste er am 2.11.1650 für die Grundschuld bei der Pfarrkirche ebenfalls seine Behausung als Sicherheit verschreiben.
In einer Bürgerliste aus dem Jahre 1646  findet sich Christoph Müller
(StA La Reg SR A 535)


Nachdem - Jahre später als die obigen Schuldverschreibungen - in den Jahren zwischen 1655 und 1661 drei Geburten eines Baders Christoph Müller (Miller/Millner) mit seiner Frau Barbara beurkundet sind, KÖNNTE es sein, dass in der Zwischenzeit ein Generationswechsel vom Vater auf den Sohn gleichen Namens stattgefunden hat.
Endgültig jedoch im Jahre 1672 kommt es zum Besitzwechsel. Der Bader Augustin Schlögner erhält in diesem Jahre das Kötztinger Bürgerrecht und wird Müllers "Nachfolger" auch in den Schuldverschreibungen.

Augustin Schlögner und Eva


StA Kötzting Marktrechnung von 1672 
"Einnamb an BürgerRecht
Augustin Schlegner Bürger und Pader alhie hat BurgerRecht so der Gmain zuverrechnen gebürt als ein Außlender bezalt 7 fl 45 xr."
Den Neubürger Augustin Schlögner kostete also  - als einem "Ausländer"- das Kötztinger Bürgerrecht mehr als einem Bayern. In den Geburtsmatrikeln Kötztings - er kam wohl bereits als ein verheirateter Mann hier an - ist bei der Geburt des Sohnes Johann Sigismund im Jahre 1670 vermerkt, dass die Eltern  aus Wels - also Österreich - stammten. Sieben weitere Geburten dieses Paares sind übrigens in Kötzting beurkundet; Romanus Schlögner, sein Sohn und Nachfolger, kam wohl bereits mit seinen Eltern nach Kötzting.
Der Bader Schlögner war eher von einer robusten Art, denn im Jahre 1673 steht er vor dem Landrichter, weil er mit seinem Degen einen Mitbürger verletzt hatte.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1673


"Augustin Schlögner Burger und Pader zu ermeltem Közting, hat Andreen Lobentanz burger und Färbern daselbst inn ainem Greinhandl mit dem Degen an ainer Handt Bluetrunstig beschedigt, hinnach aber sich die Thail von selbst wider verglichen, dannenhero hat mann dem Schlögner mit ernstlichem Verweiß .1. Tag in dasd Ambthaus geschafft, aber an gelt auß unvermögenheit Nihil."
Nach der Verurteilung vor dem Landrichter musste er sich 2 Jahre später auch vor dem Magistrat verantworten und  auch hier endete der Vorgang - armuthalber - mit einer Gefängnisstrafe.
"Schlögner Augustin, Bürger und Pader hat Hansen Greymueth, Cramern allda bey einer Pierzech und 
villen schimpflich zugemessen Spotreden ainen redo Schelmben und hingegen Greymueth ihme Schlegner ainen Aufwiegler iniuriert exoficio die Schmach aufgehoben."
In den Kirchenrechnungen der Pfarrkirche Kötzting stehen Augustin Schlögner und seine Frau Eva nur mehr mit Zinszahlungen für eine "Grundschuld" von 60 Gulden in den Büchern. 40 Gulden der ursprünglichen Hypothek von 100 Gulden hatte noch sein Vorgänger - Christoph Müller - um das Jahr 1660 herum  zurückbezahlen können, ein eher seltener Vorgang in diesen Zeiten

Auch die Grundschuld beim Spital - die letzten Jahre war die Witwe Müller alleine als die Schuldnerin eingetragen - wurde nun auf Augustin und Eva Schlögner übertragen.
Im Jahre 1684 kam der Sohn Romanus Schlögner - später der Nachfolger des Vaters - in Streit mit dem Berufskollegen seines Vaters, dem zweiten Bader Kötztings, Ander Dupp.
"Romanus Schlögner, Sohn des Baders Augustin Schlögner, ist dem andern Pader Ander Dupp ins Haus geloffen und hat demselben Inhalt Protokolls mit verschiedentlichen Schendtworten angetasst,  derentwillen selbiger dann im Stock condemniert und 1 Tag abgepiest worden."
Ganz und endgültig wurde der Streit wohl nicht beigelegt, denn im Jahr drauf - 1685 - musste nun der Vater, Augustin Schlögner, für einen halben Tag ins Kötztinger bürgerliche Gefängnis, denn er hatte "seinen Mitmeister Ander Dupps bedroht."
In einer Bürgerliste - Kirchentracht - haben wir den schönen Fall, dass in der Liste die Reihenfolge der Häuser eingehalten wurde, was uns immer auch eine gewisse Sicherheit gibt, das richtige Anwesen zu bearbeiten.
Augustin Schlegner steht im Jahre 1688 zwischen seinen Nachbarn "Schreiner am Pichel" und dem Marktmüller. Die Häuser, die später zusätzlich noch in der heutigen Jahnstraße stehen, gab es damals noch nicht.
Schlögner Augustin und seine Frau Eva übergaben im Jahre 1695 ihr Anwesen an den Sohn Romanus und dessen junge Frau Anna Maria. Die Altenteiler lebten noch viele Jahre lange in Kötzting:
Schlögner Eva stirbt am 18.12.1716, ihr Mann, Schlögner Augustin, dann 5 Jahre später , am  25.2.1721.

Schlögner Romanus und Humer Anna Maria


am 19.10.1695 hatte Romanus Schlögner die Chamer Ratstochter Anna Maria Humer geheiratet und das dürfte auch der Zeitraum sein, als Romanus Schlögner das Anwesen von seinen Eltern übernommen hatte.
Beginnend im Jahre 1696 hatte der Kötztinger Magistrat als Gerichtsinstanz viel Arbeit mit unterschiedlichsten Mitgliedern der Familie Schlögner. Die folgenden 5 Einzelverhandlungen stammen alle nur aus diesem einen Jahr.
StA Kötzting Marktrechnung von 1696
"Elisabetha Kaltenbacherin, burger und Bilthauerin solle die Anna Maria Schlögnerin Bürger und Paderin ein Schandthuern und Lügnerin verschmecht, auch ins Haar gefallen sein, und mit Straichen tractiert haben, aber nach geschlossenen Recessen ein mehrers nit, als dass die Kalthenbacherin der Schlegnerin nur ain Maultaschen versezt, bekennt, dahero mann selbige nachzaig Rhatsprotokoll fel 30 per 1/2 Pfund Pfennige Straf angesehen id est 34 xr. 2 H:
Einschub
Zu dieser Zeit wurden Geldstrafen noch in der Währung "Pfund Regensburger Pfennige" ausgesprochen, die danach in die gültige Währung von Gulden-Kreuzer-Heller umgerechnet werden mussten.
1 Pfund Pfennige waren 1 Gulden 8 Kreuzer und 4 Heller.
Einschub Ende
"Romanus Schlögner Pader, umb er Johann Joachim Kaltenbacher ainen Leithschindter verheissen, punctiert worden per 1 Pfund Pfennige .... per 1 fl 8 xr 4 H."
"Johann Joachim Kaltenbacher, und Romanus Schlögner, umb sye sich vor Obrigkheit unbeschaidlich verhalten miteinander per 1 Pfund Pfennige punctiert worden .....  1 fl 8 xr  4 H:"
"Eva Schlögnerin Paderin, derselben beede Söhn, Romanus und Franz, dann Tochter Katharina, umb sye die Gerichtspothin Margaretha Wagnerin ain S.V: Hurn und Kupplerin verscholten per 1 Pfund Pfennige punctiert worden ..... 1 fl  8 xr  4 H:"
"Romanus Schlögner Pader, umb selbiger der alhiesigen Gerichtspothin Margaretha Wagnerin vorgeworfen, sye solle dem Schmidt Wäberl gehen, welche Ihr sagen würdt, wer selbige seye, punctiert worden zu 1/2 Pfund Pfennige      34 xr  2 H:"
Die Anklage in diesem letzteren Fall lautete auf Ehrenpräjudiz, was immer auch zwischen der Frau Wagner und der "Schmidt-Wäberl" für Verbindungen gegolten haben mögen.
Zusätzliches zum Kötztinger Bildhauer Kaltenbacher - fast ein Nachbar - kann man in der Häuserchronik über das "Dirnbergerhaus" nachlesen. Die Gerichtsbotin Margaretha Wagner war sogar die direkte Nachbarin, und näheres über diese Botenfamilie steht in der Häuserchronik für das Haus mit der alten Hausnummer 57, "beim Chirurgen"
Im Jahr drauf gings dann weiter, angesichts der damaligen Geldknappheit kann man den Eindruck haben, dass die Baderfamilie viel arbeiten musste, alleine um die Gerichtskosten zu bezahlen.
Nun also 1697:
StA Kötzting Marktrechnung von 1696

"Romanus Schlögner, und Johann Joachim Kaltenbacher, umb sye vor offentlichen Rhat gegenainandter S.V: mit Lügen gestrafft worden ieder mit 1/2 Pfundt Pfennige thuet 1 fl 8 xr 4 H:"

1699 krachte es dann einmal innerhalb der Großfamilie Schlögner.


StA Kötzting Marktrechnung von 1696
"Augustin und Romanus Schlögner beede Bürger alhie, umb selbe sambt Muetter und Tochter undereinander ainen Unwillen gehebt, Romanus Schlögner sein Schwester Barbara mit truckhnen Fauststraichen tractiert, und sye ihme anfangs die feigen unders Gesicht gestossen, neben ernstlichen Verweis per 1 Pfund Pfennige gestrafft worden id est 1 fl 8 xr 4 H."
Mit dem Jahre 1700 kommen wir nun zeitlich in den Bereich, aus dem wir eine - fast - lückenlose Überlieferung der Verbriefungen haben und gleich im ersten Band auf Seite 7 findet sich Romanus Schlögner mit einer Schuldumschreibung und Details der Lage des Hauses.

"Romanus Schlögner, Bürger und Wundarzt alhir und Anna Maria dessen Eheweib", die sich vom damaligen Wiesmüllner Georg Lärnbecher hatte vertreten lassen, leihen sich vom Kötztinger Bürgerspital - Hans Daller und Hans Pachmayr, beide Kötztinger Ratsmitglieder waren die damaligen Spitalverwalter -  100 fl und verschreiben dafür


"ihr dermahlen inhabente Behausung und Padt Gerechtigkeit cum pertinentiis zu negst der Marcktmiehl und des Regen Rinnsals enntlegen, sambt iezig und khonnftigen Vermögen zu einer wahren Hypothek."
Im Jahr drauf, am 17. Juni 1701, findet sich ein besonderer Eintrag in den Kötztinger Briefprotokollen und in diesem Falle ist es eher ein Beleg für das Sprichwort "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich". In diesem Falle stellt Romanus Schlögner sein ganzes Vermögen als Amtsbürgschaft seinem Bruder Johann Sigmund Schlögner zur Verfügung, der von "titl. seiner hochgräflichen Excellenz dem Herrn Vizedomb zu Straubing" - also dem höchsten Stellvertreter  des Kurfürsten bei der Regierung in Straubing - die Verwaltung der Hofmark Eisenstein - absonderlich die darbey verhandtne Glashitten - übertragen wurde.
Einschub
Dieser Bruder, Johann Siegmund Schlögner, wird wenige Jahre später das Kötztinger Bürgerrecht erwerben und sich in der Marktstraße für einige Jahre sesshaft machen. In der Chronik des sogenannten "Fischer-Peter-Hauses" ist er aufgeführt...... und auch er wird sich dort sehr schnell einer Beleidigungsklage stellen müssen.
Einschub Ende

Nach dieser positiven Geste des Kötztinger Baders ist die nächste Spur, die sich von ihm in den Archivalien erhalten hat, dann wieder eine Gerichtsverhandlung aus dem Jahre 1702 und wieder eine saftige Strafe - erneut 1 Pfund Pfennige.
Von seinem Berufskollegen, dem Bader Ander Hindersteiner, wurde er verklagt, denn er hatte diesen als einen "Hundtsfot und Arschkratzer" bezeichnet und zusätzlich "verschmecht und hinzugesetzt, er Hindersteiner, wäre an seines Bruders Tod schuld wegen mit deme vor 9 Jahren gehabter Schlägerei die Ursache, daß dieser so früh verstorben sei."
Im Jahre 1708 bekommt er - bzw. eigentlich sein Vater Augustin - seine Strafe dann mal für einen ganz neuen Straftatbestand, denn dessen Kamin hatte gebrannt.

"Augustin Schlögner Burger und Pader alhir umb dessen Rauchfang gebrunnen, in Ansehung seiner Armueth, zur Straff nebst ernstlichen Verweis uf den burgerlichen Gehorsamb geschafft worden.
3 Stund lang
"
Für seinen Kaminbrand wurde also Augustin Schlögner - immer noch als Bürger und Bader bezeichnet - im Rathaus drei Stunden lang eingesperrt.
In einer Steuerliste des Klosters Rott, die in tabellarischer Form die Jahre 1727 bis 1736 abdeckt, findet sich folgender Eintrag:
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736

Romanus Schlögner verstarb am 5.9.1732 und seine Witwe 4 Jahre später, am 26.11.1736.

Schlögner Joseph und Prohast Anna Maria 



Als der "Chirurg" Romanus Schlögner am 5.9.1732 verstorben war, kam es zu einer Kaufsübergabe an den Sohn und Badergesellen Joseph Schlögner, bei deren Verbriefung auch ein Familienbogen aufgeführt wurde.
Zwei weitere Schwestern, Anna Katharina und Maria Katharina, mussten bei dem Verkauf über 680 Gulden zusammen mit den Ansprüchen der Mutter und Witwe berücksichtigt werden.
Am 22.11.1734 heiratet der junge Bader dann die Witwe Anna Maria Prohast.
"Am selben tag (22.November 1734) schlossen den Bund der Ehe der ehrenwerte Jüngling Josef Schlögner, Sohn des Herrn Romanus Schlögner, verstorbenen Bürgers und Baders von Kötzting und dessen Ehefrau Anna Maria mit der tugendsamen Frau Anna Maria Prohast, Witwe des Herrn Paul Prohast, des verstorbenen Unteroffiziers und Feldkochs (cauponis campestris) beim gräflich Bayreuthischen Regiment. Die Trauzeugen waren die Kötztinger Mitbürger Johann Schöllinger, Färber, und der Lehrer und Chorregent Martin Daller.

Im Jahre 1735 leistete sich der (Neu-)Bürger und Bader Joseph Schlögner einen Übergriff bei einer Kötztinger Bürgerstochter, die ihm - in guter Familientradition - 1 Pfund  und ihr 1/2 Pfund Strafe einbrachte.

"Gleichfahls Joseph Schlögner Burger und Paader alhir, umbwillen er Magdalena Widtmanin, ledige Burgerstochter alda, beim Haaren ergriffen, neben versezten Fauststraichen zu Poden geworffen, und hierunter die aufgehebte Hauben von Kopf zu zwey Trimbern gerissen, mit gleichmessigen verweis, und ufgetragener Vergleichung punctiert worden wie vor 1 fl 8 xr 4 H."

"Entgegen hat Widtmanin den Schlögner mit Aufhebung des Kitls und Schaffung verbottner S:V: Arbeith ainen redo Hundtsf.(ott) gehaissen, als man selber ein solches nitmünder verwisen, anbey die Schmach ex officio aufgehebt und sye noch anzue gewandelt per 1/2 Pfund Pfennige oder 34 xr 2H."
Einschub
Ich denke die gute Magdalena hat ihm den Hintern zugestreckt und ihm den "Götz" zitiert, so interpretiere ich die beiden Vorwürfe: "mit Aufhebung des Kitls und Schaffung verbottner S:V: Arbeith".
Einschub Ende 
Im Jahr drauf krachte es zwischen der neuen Frau im Hause und ihrer Schwiegermutter.
Anna Maria, die junge Baderin, hatte "der Schwiegermutter mit einem Stöckhen uf dem Armb aine offene Wundten zuegefiegt", was ihr die, in diesem Hause nicht unübliche, Ausgabe ans Pfleggericht in Höhe von 1 Pfund Regensburger Pfennige einbrachte. 
Einschub
Maria Katharina, eine der beiden Schwestern Josef Schlögners, heiratete im Jahre 1741 den Brauhaushelfer Blasius Billich und brachte ihrem Mann 90 Gulden als Heiratsgut mit in die Ehe.
Im selben Jahre erwarben die beiden dann auch ein kleines Haus in der Marktstraße, die in der Häuserchronik mit der alten Hausnummer 28 bereits veröffentlicht ist.
Einschub Ende
In den folgenden Jahren lässt Joseph Schlögner alle Schuldverschreibungen umschreiben, die noch von seinem Vater herrühren, und leiht sich zusätzlich auch neues Geld von Privatseite.  
Es folgten die für Bayern überaus harten Zeiten des Österreichischen Erbfolgekrieges, in denen die meisten Kötztinger Familien Schulden über Schulden anhäuften, um den Kontributionszahlungen der Österreicher nachkommen zu können.
Im Jahre 1745 steht Josef Schlögner in den Ratsprotokollen bereits mit 4 Jahresinteressen (Zinszahlungen) im Rückstand.
Im Jahre 1747 konnte er zumindest ein wenig von den Kriegswirren profitieren, als er 8 Gulden für die "courierung der königl. französischen Soldaten" erhielt, allerdings musste er noch ein weiteres Jahr warten, bis er endgültig seine Endabrechnung von weiteren 4 Gulden vom Magistrat bezahlt bekam.
"Hat zeig Scheins und signirten memorials yber die von Herrn Cammerer Seiderer ferttigen Jahres per Ausgab gehabten 8 fl weitters den Recht auf seinen hergebenen Medikamenta erhalten." 
Im Jahre 1754 nimmt Joseph Schlögner erneut Geld auf; dieses Mal 68 Gulden bei der Kirche in Steinbühl.
Im Jahre 1757 ist eine weitere Schuldverschreibung dokumentiert, 50 Gulden bei der Sebastiani Bruderschaft in Kötzting, einer frommen Stiftung.
Josef Schlögner verstarb am 4.6.1759, seine Frau überlebte ihn um 5 Jahre und starb am 21.7.1764.
Das Schlögnerische Bad - offensichtlich eine tatsächliche Bademöglichkeit am Regenfluss - ist baufällig, und,  um es sich leisten zu können, dieses "Gebäude" wieder zu errichten, trennt sich die Witwe von einem kleinen Grundstück zwischen ihr und der Marktmühle, um dem Marktmüller es zu ermöglichen, dort einen Schuppen zu errichten.
Die 30 Gulden, die sie für das Grundstück erlösen kann, reichen wohl nicht ganz, denn bereits im Herbst muss die Witwe erneut zum Mittel der Schuldverschreibung greifen und leiht sich am 8.11.1760 50 weitere Gulden, diesmal von der Pfarrkirche Kötzting.


Simon Rieder und Klara Reithmayr


Am 7.8.1762 ist es dann soweit, die Ära Schlögner in Kötzting endet, und die Witwe Anna Maria Schlögner verkauft ihre am "25.09.1732 gekaufte Badersgerechtigkeit negst an der Marktmühl" um 625 Gulden an den Kemnather Bader Simon Riederer, dem sie noch im selben Jahr den Erhalt der ersten Teilsumme über 300 Gulden quittieren kann. Am 5.3.1764 heiratete der Chirurg und Tonsor Simon Riederer die Neukirchener Chirurgenswitwe Maria Klara Adie, einer geborenen Reithmeier.
Simon Riederer ist bei diesem Eintrag als Sohn des Wernberger Kammerers Nikolaus Rieder und dessen Frau Katharina angegeben.
Einschub
Als letzte ihres Stammes aus der Kötztinger Schlögner-Linie stirbt am 25.3.1793 im Alter von 50 Jahren die Chirurgentochter Anna Maria Schlögner.
Einschub Ende
15 Gulden kostet Simon Riederer mittlerweile bereits das Kötztinger Bürgerrecht.
In guter Tradition des Hauses steht auch der junge Bader - noch vor seiner Heirat - vor dem Kadi, als er den " Joseph Winkler, Miltach, einen Spitzbuben beschimpft" hatte >>>>> 1/2 Pfund Pfennige.
Als seine Ehefrau dann ihr Heiratsgut über 300 Gulden eingebracht hatte, konnte Simon Riederer noch im Jahre 1764 seine Restkaufsumme bezahlen, was ihm Anna Maria Schlögner auch quittierte.
Im Jahre 1765 war Simon Riederer selber Opfer bei einer Massenschlägerei mit Bauern aus Hafenberg und Sackenried.
"Hans Ernst, Hans Präntl, Georg und Josef Vogl sämtlich Halbbauern von Hafenberg dann Adam Clement von Sackenried understanden und zwar ersterer Hans Ernst dem Simon Riederer bürgerlichen Badern in der Weißingerischen Bürgersbehausung ohne Ursach und Anlass über die Panckh hinunter zuschlagen wo unter den Bauern ein gemeinschaftliches Geräuff entstanden...."
"Und obschon Ernst dem Riederer vor die versetzt Schläg 1 fl oder ain Claffter Holz pro satisfactione zuegeben sich selbsten offeriert, so hat man nichts destoweniger sowohl dem Ernst als auch sein ybrige Kammarath weegen disen ihren undereinander verybten Geräuff ainen ieden umb 1: alle 5 aber per 5 Schilling gestrafft .... 42 xr 6 H."
In dem Verhandlungsakt vor dem Magistrat Kötzting geht es aber noch weiter um diese Schlägerei, bei der nicht nur die 5 oben genannte Bauern beteiligt waren, sondern nur der Auslöser einer richtigen 
Massenschlägerei.
Im Einzelnen wurden nun noch die folgenden Personen für die Teilnahme an diesem "trunckhenen Haargeräuff" bestraft. Die Betonung auf "trocken" - hier für unblutig - ist wichtig, weil sonst nicht der Magistrat zuständig gewesen wäre, sondern der Landrichter.
Es rauften also zusätzlich neben den oben genannten 5 Personen:
Die Kötztinger Bürger Georg Silberbauer und Josef Weiß,
Hans Fink von der Ammermühle, aus der Herrschaft Runding
Peter Silberbauer von Hafenberg,
Mathias Silberbauer, ledig, von Arndorf,
Hans Sterr, Söldner von Haus,
Hans Sturmb, Inwohner von Weißenregen,
Josef Vogl, Halbbauer von Hofern,
Hans Georg Silberbauer, Leibthumer von Arndorf,
Hans Georg Löcklher, ganzer Bauerssohn derorthen,
Simon Vogl, Halbbauer von Beckendorf,
Joseph Sterr, Zimmergesell aus Kötzting.
Insgesamt also 17 Personen mit einer Einzelstrafe von 1 Schilling Pfennigen, die umgerechnet dann 2 Gulden 25 Kreuzer und 5 Heller in die Marktkasse spülten.

Das Haus wird aufgeteilt:

Dies ist einer der seltenen Fälle in Kötzting, dass von einem bestehenden Anwesen einfach ein kleiner Teil als eigenständiges Haus abgetrennt wird  - dieses von da ab auch als ein einzelnes Objekt in Kötzting Bestand hat - und losgelöst von den vorherigen Besitzern weiterveräußert werden kann und wird. 
Am 27.6.1789 verkauft der Bader Simon Riederer von der am "07.08.1762 gekauften Badersbehausung, den hintern Teil gegen das Preuhaus, zwischen Fahrtweg und dem Regenfluss entlegen". Die neuen Besitzer des abgetrennten Hauses werden der ehemalige Marktmüller Franz Irlbacher und dessen Frau Theresa. 
Über diesen Ausbruch des Hauses ist vermerkt: "wie es sichtigermassen vor Jahren an den hervordern Haustheil  angebaut worden ist und welches Gebäu von gesagt hervordern  Haustheil bis zum Gärtl in der Längen 21 1/2 Schuh und in der  Breite vom Regenfluß bis zur Strasse 29 1/2 Schuh 
und dem an solches Gebäu anstossend kleine Wurz und Obstgärtl  welches ebenfalls zwischen dem Regen und der Strasse situiert ist .... nebst der dieses Gärtl einschliessenten Planken und der in  gemeltem Gartl dermal befindlichen Steinen ad beyl. 8 Fuhren."
Einschub
Dieses - im Jahre 1789 - neu errichtet Haus wird Jahrzehnte später bei der Vergabe der Hausnummern die alte Hausnummer 61 erhalten und ist unter dieser Nummer auch in der Kötztinger Häuserchronik zu finden mit dem Hausnamen: Beim Wührbinder"
Einschub Ende

In der Uraufnahme von 1831 ist das Haus mit der Nummer 61 bereits als eigenständiges Objekt vorgetragen. Bis 1789 bildeten die beiden Häuser 61 und 62 eine Einheit.

Am 26.1.1789 heiratete Johann Nepomuk Schöpperl, Sohn des Further Chirurgen Johann Nepomuk Schöpperl, die Kötztinger Badertochter Franziska Riederer und übernahm danach wohl auch das Badergewerbe des Schwiegervaters.


Nepomuk Schöpperl und Franziska Riederer


 In der tabellarischen Steuerliste des Klosters Rott von 1777 bis 1800 ist Riederers Name bereits ausgestrichen und durch Schöpperls Name ersetzt ist.
HStA München Landshuter Abgabe Kloster Rott B5
"Simon Riederer Baader Johann Nepom: Scheperl"

11 Kinder bekam das Paar und alleine vier Töchter wurden nacheinander auf den Namen Maria Franziska getauft, von denen drei im Kleinkindalter verstarben. Franziska Schöpperl, Nepomuks Ehefrau, war eine geprüfte Hebamme in Kötzting.
Im Jahre 1804 stand in Kötzting eine Entscheidung an, "nachdem die Hebamm zu Koetzting, Ursula Reinholdin, zu ihrem Sohn, dem Pfarrer in der Lam, gezogen, wurde sie vom Magistrat nach 
München zur Erlernung der Hebammkünste geschickt." Gleichzeitig bat sie, um "Unterstützung wie bei den Vorgängerinnen" beim Magistrat. 
Im Jahre 1806 war wieder einmal Magistratswahl in Kötzting und von dieser einen Wahl haben wir tatsächlich noch die Wahlunterlagen, von der Wählerliste über die Wahlzettel bis hin zur Auswertung der Marktgemeindwahl.
In der Wahlliste hatte Joh. Nepomuk Schepperl noch die Hausnummer 56

StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 793 

"56 Joh: Nepomuk Schepperl
 57 Michael Amberger Mühler"
Hier der persönlich ausgefertigte Wahlzettel mit seiner eigenhändigen Unterschrift:

"Bürgermeister: Wenzeslaus Bauer
Ratsfreunde: Peter Krauß
Anton Mak
N. Gernhueber
Joseph Deker

Ausschuss
Ander Schafner
Lorenz Mühlbauer
Josef Liperd
Michael Amberger"

Und seine Auswertung - und Entschlüsselung - im Akt:

Im Jahre 1811 wurde das erste Kataster in Kötzting aufgestellt, das Häuser- und Rustikalsteuerkataster mit einer ersten Auflistung der Anwesen und der dazu gehörigen Grundstücke. Die zugeteilten Hausnummern entsprechen noch nicht den späteren "alten" Hausnummern.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27

Nummero  57
Nepomuk Schöpperl 
Das gemauerte Haus ohne Stall und Stadel, ? kleines Gartl
Das zweimähdige Wißl auf der Au
Gemeindeantheil in 4 Flecken zwischen den Regenfluß und Dampfbach, dann einer Zulage in einer Heng am Blaibacher Weg ao 1803 zu Acker und Wiese cultiviert.
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl 
(spätere Plannummer 835)

Nepomuk Schöpperl Frau,  Franziska, war bis ins hohe Alter als Hebamme tätig,  und erst mit 75 Jahren, am 19.12.1838,verstarb sie in Kötzting. Schon 9  Jahre vorher hatten es deutlich jüngere Frauen in Kötzting versucht, ihr die Stelle streitig zu machen, der Magistrat Kötzting aber behielt Frau Schöpperl weiterhin im Amt. 
Johann Nepomuk Schöpperl selber war bereits am 7.2.1826 an Nervenfieber verstorben.
Nun also war eine Baderstelle in Kötzting vakant geworden UND es gab eine ledige Badertochter. Sowohl um die Chirurgenstelle als auch um die Hand der Tochter bewarb sich der junge Chirurg Georg Costa, der hervorragende Zeugnisse von der Chirurgischen Schule in Landshut aufweisen konnte.
Das ganze letzte Kapitel hatte jedoch nichts mehr mit DIESEM Anwesen zu tun, denn gleich nach der Erstellung des obigen H+R-Katasters kam es zu einer Rochade gleich bei einigen Häusern.
Christian Obermayer, der Nachbar gegenüber, hatte ein Auge auf ein Marktlehen im oberen Markt geworfen - heutzutage die St. Veitsapotheke - und wollte aus diesem Grunde sein haus verkaufen.
Im Umschreibeheft, das das H+R-Kataster fortsetzt, heißt es aus dem Jahre 1813: 
"Christian Obermayr Bürger hat den 16. May 1813 seine Behausung Nr. 54 samt dem Dampfacker an Josef Nepomuk Schöpperl Baader in Kötzting, verkauft, es wird daher dem Obermair das Steuercapital vom Haus per 400 fl und vom Ackerl mit 85 fl ab und dem Schepperl zugeschrieben."
Und gleich im Anschluss:
"Den 16. Mai 1813 erkaufte Christian Obermair bürgerlicher Zimmermeister in Kötzting die in Concurs begriffene Joseph Müllerische Marktlehensbehausung in Kötzting, ohne weitere Veränderung."
Erneut mit dem gleichen Datum des 16.Mai 1813 geht der Häuserwechsel weiter:
"Den 16. Mai 1813 hat Johann Gonnetz, Bürger dem Nepomuk Schepperl Baader in Kötzting dessen Behausung Nr. 57 abgekauft, es wird daher dem Verkäufer das Haus per Capital mit 300 fl ab und dem Käufer zugeschrieben."

In seiner ausführlichen Verkaufsurkunde wird ausdrücklich erwähnt, dass er nicht nur die Badersgerechtigkeit transferieren will, sondern auch die damit verbundenen Grundstücke auf das neue Haus übertragen will. Unabhängig vom "Schätzwert" des Rentamtes, das den Transfer mit 300 Gulden taxierte, betrug der richtige Kaufpreis des Anwesens 535 Gulden. Genauso verhielt es sich übrigens auch beim Verkauf Obermayer/Schöpperl. Der Kaufpreis dieses Anwesens betrug 800 fl, das Rentamt berechnete jedoch nur einen Vermögenstransfer von 400 Gulden.
Das "Wieserl in der Au", das Gruber Ackerl, und sämtliche Watzlhof- und Gemeindeanteile will Schöpperl mit auf sein neues Obermayer-Haus transferieren und deshalb waren diese ausdrücklich im Verkaufsbrief ausgenommen.


Am 14. Februar verkaufte Schöpperl dann doch noch sein in Privatbesitz - und nicht fest an das frühere Anwesen gebundene - Wieserl in der Au um 40 Gulden, die jedoch dem Käufer im Wert von 55 Gulden zugerechnet wurden. 
Mit dieser Rochade endete sang- und klanglos eine sicherlich bereits Jahrhunderte lange Badertradition 
auf diesem kleinen Haus am Regen.
Aber auch Johann Gonnetz, der neue Besitzer, war vorher bereits auf einem Haus gesessen. 1807 hatte er sich ein "Haus im Vormarkt" gekauft - "jenseits des Regenflusses nebst des Joseph Gerstl, Weißgerbers, und Joseph Holzer" entlegen. Dieses kleine Haus ging nun um 350 Gulden an den Inwohner und Zimmermann aus Sackenried Anton Müller über.


Gonnetz Johann und Katharina Grail

Mit dem Datum des 22.11.1808 steht in den Kötztinger Heiratsmatrikeln eine Hochzeit eines Häuslers Johann Gonnetz mit Katharina Greil aus Hohenwarth. 
Bis zum Jahre 1841, zur Erstellung des Grundsteuerkatasters, taucht Johann Gonnetz in keinem Dokument mehr auf. Hier der Auszug aus dem Katasterband.
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038
"Hausnummer 62 in Kötzting "beym Gonnetz" - Johann Gonnetz
Ein Haus 
Gebäude: Wohnhaus - besonderer Stall und Hofraum und Wurzgartl
Nutzungsrecht: zu genauem Nutzungsantheil an den noch unvertheilten Gemeindebesitzungen.
"
Vom Zimmermann Gonnetz und seiner Frau Katharina hat sich in den Akten sonst nichts mehr erhalten. Am 6.9.1848 veräußert er sein Anwesen an Josef Mühlbauer und dessen Ehefrau Anna, eine geborenen Gonnetz.

Josef Mühlbauer und Anna Gonnetz


Mit Datum des 25.9.1848 ist in Kötzting eine Heirat eingetragen, zwischen dem Häusler Josef Mühlbauer, Sohn des Mühlbauer Gregor und der Anna Maria Gammer,  und der Häuslerstochter Anna Gonnetz, Tochter des Johann Gonnetz und der Grail Katharina aus Hohenwarth.
In den Kötztinger Geburtsmatrikeln stehen zwei Geburten dieses Elternpaares, die die beiden Söhne  auf den Namen Josef haben taufen lassen. Die Geburtsjahre waren 1809 und 1810.
Dies ist deshalb wichtig, weil bei der - für Kötzting -  "Allerweltskombination" Mühlbauer + Josef nur auf diese Art auch ein Sterbedatum verifiziert werden kann.
Am 11.8.1873 verstarb im Alter von 63 Jahren der Häusler Josef Mühlbauer. Als seine Todesursache heißt es, er wäre "durch einen Sturz verunglückt"

"Hausnummer 62 in Kötzting
Joseph Mühlbauer und dessen Ehefrau Anna
Wohnhaus, besonderer Stall, Hofraum und Wurzgärtl
Laut Anmeldungsprotokolls und Briefs vom 6ten September 1848 mit dem Besitze Lit B,C und D von Johann Gonnetz um 800 fl übernommen
."

Im Jahre 1874 findet sich die (Witwe) Anna Mühlbauer in einem Lageplan für einen Bauantrag des Nachbarn, Andreas Costa.
In einem anderen Bauantrag - wir schreiben das Jahr 1882 - heißt der Besitzer nun Josef Brädl

Im Grundsteuerkataster StA Landshut 8/23/13 steht mit Datum des 9.1.1879, dass Josef und Franziska Brädl das Haus durch Kauf erworben haben. 

Brädl Josef und Franziska Wittmann

PfA Kötzting Hochzeitseintrag Brädl/Wittmann
Der Trauzeuge und "Lithograph" Johann Jakob ist übrigens der Vorgänger der Druckerdynastie Oexler in Kötzting.
Im Jahre 1892 findet sich der Baumeister Josef Bradl mit einem Kostenvoranschlag für das Neueindecken des Kötztinger Rathausturms. 
Am 25. Juni 1892 erhielt der "Baumeister Josef Brädl" den Auftrag und erklärte, " daß er die ihm  übertragenen Arbeiten um die Summe von 325 M übernimmt, für eine gute Arbeit haftet, auch wünscht, daß nach Fertigstellung der Arbeit dieselbe durch den Herrn Bezirksbautechniker geprüft wird."
Im Jahre 1900 wurde Josef Brädl als Feuerbeschauer bestellt.
StA Kötzting 091-23
"Kötzting, 5. November 1900
Auf Vorladen findet sich heute ein Herr Joseph Brädl, Maurermeister dahier. Demselben wurde eröffnet, daß er als bauverständiger Feuerbeschauer für Kötzting bestellt wurde, ihm ein Exemplar  sämtlicher einschlägiger Vorschriften ausgehändigt u. hierauf folgender Eid abgenommen.
"Ich schwöre, daß ich die mir als sachverständiges Mitglied der Feuerbeschaukommission Kötzting abliegenden Dienstaufgaben gewissenhaft erfüllen werde, so wahr mir Gott helfe, sein heiliges Wort."


Die eigenhändige Unterschrift Josef Brädls zeigt, dass er eher ein Mann des Maurergewerbes und nicht unbedingt einer der Feder gewesen war.


Im Stadtarchiv befindet sich ein außergewöhnlich umfangreicher Bestand an sogenannten Familienbögen.  Diese Akten wurden alle im Zusammenhang mit der Erteilung bzw. Ablehnung des Kötztinger Heimatrechts erstellt und geben häufig einen guten Einblick in die sozialen und familiären Strukturen von Kötztinger Bürgern.
StA Kötzting 024 Familienbögen Buchstabe "B"

10 Kinder konnten Josef Brädl und seine Frau großziehen, von denen 4 danach in München ihr Brot verdienten.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im Jahre 1899 die Gemeindeverwaltung von Haus - dort hatte Josef Brädl sein Heimatrecht durch Geburt erworben  - bei der Marktgemeinde Kötzting vorstellig wurde. Haus bemängelte, dass Josef Brädl, obwohl er bereits viele Jahre in Kötzting wohnte und arbeitete, immer noch sein Heimatrecht von Haus bezog und bestand darauf, dass der Markt Kötzting sich nun endlich für ihn - und seine Kinder und Kindeskinder - zuständig erklärte.
Obwohl Josef Brädl bereits seit - siehe oben - 1879 der Besitzer des Hauses gewesen war, dauerte es bis zum Jahre 1900, bis der Markt Kötzting ihm endlich sein Heimatrecht gewährte.






 
In den Nachlassakten im Staatsarchiv findet sich ein kleiner Vorgang, als die Ehefrau des Johann Brädl - ein Sohn des Josef Brädl, der seine Frau Therese in Landshut geheiratet hatte und deren einziges Kind im Jahre 1899 auch in Landshut geboren wurde - in Kötzting im Haus Nummer 62 im Alter von gerade mal 25 Jahren verstorben war. Johann Brädl, der Sohn, war im Berufsfeld des Vaters verblieben und nun in Kötzting als Bautechniker tätig. 
Derselbe Bautechniker Johann Brädl ist auch im Heimatrechtakt seines Vaters aufgeführt, ebenso seine in München tätigen bzw. verheirateten Schwestern. Dabei geht es nun in die umgekehrte Richtung, denn nun versucht der Markt Kötzting seine, bei ihm heimatberechtigten Abkömmlinge der Familie Brädl an die Stadt München abzugeben mit denselben Argumenten, wie es Haus mit dem Markt Kötzting gemacht hatte.



StA Landshut Rep 166N-12 Nachlassakt der Therese Brädl



Im Jahre 1905 erwarb dann der Braumeister Karl Gerstl das Anwesen und bewarb sein neues Geschäftsvorhaben im Kötztinger Anzeiger

Karl Gerstl und Auchter Mina


KA 1905

Ein Heiratseintrag für Karl und Mina Gerstl ist in Kötzting nicht zu finden. Bei den insgesamt 5 Geburten, die in Kötzting dokumentiert sind, ist jeweils auch der Mädchenname und der Geburtsort der Mutter angegeben. Mina Auchter stammte aus Neumünster in Holstein und die Taufpaten ihrer Kinder stammten alle aus dem Familienbereich der Gerstl-Weißgerber-Familie. Karl Gerstl selber war auch der Taufpate bei dem einen oder anderen Kind des Weißgerbers Josef Gerstl.
Blickt man auf den Familienbogen des Bierbrauers Karl Gerstl, so sollte hier die Lösung erkennbar sein, weshalb kein Heiratseintrag in Kötzting zu finden ist.
StA Kötzting 024 Familienbögen Buchstabe "G"


Nachdem seine ersten drei Kinder in den Jahren 1894 bis 1898 in Kiel geboren wurden und seine Frau aus Holstein stammte,  hatte er Minna Auchter vermutlich in Holstein geheiratet.
Spätestens im Jahre 1905 jedenfalls kehrte Karl Gerstl wieder zurück in seine alte Heimat.

Noch im Jahre 1905 reichte Karl Gerstl einen Bauplan ein, um sein Haus um ein Stockwerk zu erhöhen und sein Ziel, eine Gastwirtschaft betreiben zu können, damit zu erreichen. In diesem Bauakt ist auch eine interessante Gegenüberstellung der alten und neuen Bausituation aufgeführt.
StA Landshut Bauakten LRA/BZA Kötzting Nr. 3392 von 1905

Hier die Erdgeschosssituation des alten Zustandes im Erdgeschoss

Die neue Hausfront hin zur heutigen Jahnstraße, früher Brauhausgasse

Das "neue" Erdgeschoss mit einer Schenke, Küche, einem herren- und einem Gastzimmer

Das neu errichtete erste Stockwerk

Die Hausansicht von der Marktmühle aus gesehen, mit einem eigenen Eingang ins sogenannte "Herrenzimmer".

Der Schnitt durch den Giebel; interessant sind hier die angegebenen Wasserstände für die Normalanstauung und für das Hochwasser.


Bereits 3 Jahre später reichte Karl Gerstl einen neuen Bauplan ein, um sein Gebäude zu erweitern.
Da der Bauakt geheftet ist, war es nicht möglich, ohne den Akt zu beschädigen, diesen sauber abzulichten.

StA Landshut Baupläne BZA/LRA Kötzting Nr. 3437

Ansicht den Anwesens von der Flussseite aus.

Mit der neuen "Wagenremise", damit ist die Lücke zur Marktmühle geschlossen.







Über Karl Gerstl und seine Familie ist nichts weiter bekannt, im Umschreibeheft ab 1911 findet sich folgende Zusammenstellung für die Hausnummer 62:


Nach Karl Gerstl sind vorgetragen:
Gerstl Katharina und Babette nach gleichen Bruchteilen - durch Kauf am 21.10.1909. 

Im Umschreibeheft des Katasterfolgebandes heißt der neue Besitzer ab dem 30.7.1918 dann Georg Wenger, Besitzer einer gleichnamigen Maschinenfabrik.

Georg Wenger


KA im Jahre 1918

Georg Josef Wenger eröffnete in Kötzting seine Maschinenfabrik und betrieb offensichtlich gleichzeitig auch eine Sägemühle in Zittenhof, wie sich aus den Anzeigen des Jahres 1920 ersehen lässt. Die Verwaltung - Kontor - lag in Kötzting.
KA im März 1920

Kötztinger Anzeiger im Februar 1920
Josef Wenger hatte das Haus im Jahre 1918 gekauft und aus den beiden Folgejahren hat sich einiges an Umbauplänen und dem daraus resultierenden Schriftverkehr erhalten, denn im beginnenden 20. Jahrhundert war es bereits nicht mehr so einfach, im Hochwassergebiet zu bauen und dabei auch noch zu beabsichtigen, Abwässer in den Fluss zu leiten. Der Plan war, eine großzügige und helle Werkstatt zu errichten.







Auch die Firma Wenger musste sich wegen der Hochwassersituation Gedanken machen.

 
Akt des Bezirksamtes - heute Landratsamtes - Kötzting nach einem Einspruch des damaligen Marktgemeinderates Holzer gegen die Abwassereinleitung der Firma Wenger in den Regen.
Anzeige des Gemeinderats Josef Holzer bei Beginn der Bauarbeiten für einen Abwasserkanal.
 
Briefkopf der Fa. G.J. Wenger im Bauakt, in dem eine interessante Liste an Geräten aufgeführt ist, die die Firma Wenger zu reparieren in der Lage war.




 
Von GJ Wenger besitzen wir kein Bild in unserer Sammlung, nur diese Unterschrift.

Die Verhandlungen mit dem Flussbauamt in Deggendorf erwiesen sich als schwierig und erst mit den vom Architekten Herre angefertigten neuen Klärsystem konnte eine Zustimmung von Seiten der Behörden erreicht werden, die dann sogar in einem mehrseitigen Vertrag endete,
 




Schon im Jahre 1919 - also während der Verhandlungen über den Neu/Umbau in Kötzting -  begann sich die Firma Wenger von Kötzting weg zu orientieren und in Steinbach eine neue Produktionsreihe aufzubauen, inklusive eines Schmelzofens.


Kötztinger Anzeiger vom Februar 1921



Kötztinger Anzeiger vom Februar 1921

Der Kötztinger Anzeiger musste in der Zeit der Hyperinflation  von 1923 in vielen Fällen durch die unerschwinglichen Materialverteuerungen stark sparen, wodurch das Druckbild der Zeitung sehr litt.

Ab dem Jahre 1921 beginnt die Firma Wenger, wie oben angeführt, in Steinbach zu produzieren und trennt sich 1922 dann endgültig von der Werkstatt in der Jahnstraße. Der neue Besitzer wird Richard Ellmann.
Anzeige für ein Fahrrad im Jahre 1923, abzuholen in der Maschinenfabrik Wenger, Kötzting, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits Richard Ellmann der neue Besitzer gewesen war.


KA Anzeiger vom März 1924


Briefkopf für das Antragschreiben für den  Einbau eines Schmelzofens in Steinbach.




Richard Ellmann und Särve Regina


DIA-Repro 0134 

Richard Ellmann, am 20.10.1880 in Kötzting geboren, als Mechaniker bezeichnet und Sohn des Kötztinger Messerschmieds Johann Ellmann und dessen Ehefrau Theresia, einer geborenen Brandl aus Grafenwiesen, hatte am 26.11.1913 Rosina Särve geheiratet, die selber aus Grafenkirchen abstammte.
Von Frau Berta Lukas, haben wir einen kleinen Bestand an Bildern digitalisieren können, die uns diese Personen näherbringen können.
In Richard Ellmanns Familienstandsbogen sind seine Eltern, Johann und Theres Ellmann, geborene Brandl, aufgeführt.
Hier der Vater: Johann Ellmann, ein Messerschmied, der oberhalb des Marktes - ungefähr der heutige Parkplatz Wanninger - seine Werkstatt errichtet hatte.

Foto Sammlung Lukas Berta
Der Kötztinger Messerschmied 12.8.1848 bis 11.3.1902l


Die Mutter Richard Ellmanns, Therese Brandl aus Grafenwiesen
Foto Sammlung Lukas Berta
Theresa Brandl aus Grafenwiesen 
8.5.1858 bis 5.5.1935 l


Sogar von ihren Eltern und dem Elternhaus in Grafenwiesen hat sich ein Bild erhalten:

 
Foto Sammlung Lukas Berta
Die Nummern 1 und 2: Georg Brandl und Rosina, eine geborene Mühlbauer, Bauerntochter aus Blaibach, die Eltern Therese Brandls.

Foto Sammlung Lukas Berta Ein Familienbild der Großfamilie des Johann und Theresa Ellmann ca. 1895. Einer der beiden Buben im Hintergrund dürfte der damals 15 jährige Richard Ellmann sein, der andere sein Bruder German, der  im März 1903 Opfer bei einer Messerstecherei geworden war.

KA Nr. 25 vom März 1903

Der im Text erwähnte andere Bruder des Opfers könnte unser Richard Ellmann gewesen sein.


Aus dem Jahre 1927 wissen wir, dass Richard Ellmann den Antrag stellte, eine Tankstellenzapfanlage errichten zu dürfen, was ihm mit vielen Auflagen auch genehmigt wurde.




Ellmann Gottfried und Barbara.

Der am 13.1.1900 geborene jüngste Sohn Johann Ellmanns und Bruder Richards wird der Nachfolger auf dem Anwesen und ist der nächste Besitzer. Ab dem Jahre 1931 ist Gottfried Ellmann zunächst alleine und ab 1933 zusammen mit seiner Frau Barbara in Gütergemeinschaft im Grundsteuerkataster eingetragen.
Hochzeitsbild Richard Ellmann und Barbara Hastreiter


Aus der Tankstelle mit Werkstatt des Gottfried Ellmann wurde später dann eine Autoreparaturwerkstatt des Herrn Schullerer und am Ende die Arztpraxis von Dr. Ellmann. 
Mit der Arztpraxis schloss sich dann doch noch ein wenig der Bogen zur historischen Badergerechtigkeit  der Chirurgen und Wundärzte, die auf dem Hauses praktiziert hatten. 

Aus den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg haben wir von Frau Marianne Kretschmer eine Bilderserie erhalten, die ihr Mann, Herr Werner Kretschmer, wohl in den 50er Jahren von der Situation gemacht hat. Ein jedes einzelne dieser Bilder ist eine kleine Zeitreise, deshalb hier nun zum Abschluss alle Bilder nacheinander.
In dem kleinen Laden soll übrigens, bevor es die Autoreparaturwerkstätte der  Firma Schullerer geworden ist,  sogar eines der vielen kleinen Lebensmittelgeschäfte Kötztings für wenige Jahre existiert haben.
Foto Werner Kretschmer: links ganz knapp an der Werbung zu erkennen, das kleine Lebensmittelgeschäft der Frau Sedlmeier.

Foto Werner Kretschmer:

Foto Werner Kretschmer:

Foto Werner Kretschmer: