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Freitag, 24. Juni 2022

Kötztinger Häuserchronik - Das Dirnberger-Haus

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden. 




Alte Hausnummer 45
Beim Dirnberger



Von diesem Haus gibt es eines der ältesten Fotografien, die wir überhaupt von Kötzting haben.
StA Kötzting Krämerarchiv 1-1

Man erkennt deutlich das sogenannte "Pestkreuz" auf der Südseite und die - zum Trocknen locker aufgestapelten - Fassdauben auf der rechten Bildseite. Dirnberger war ein Küfner, stellte also Fässer her. Sehr gut zu erkennen ist auch der gezimmerte und unverputzte Kniestock unterm Dach. Anders als das Gebäude selber glänzt zumindest der neu gemachte Hanichelzaun. 

Doch zunächst zur belegbaren Geschichte dieses Hauses am südöstlichen Ortsrand des historischen Kötztings.
Detail aus dem Uraufnahmeplan von 1831 aus Bayernatlas.de


Das bei vielen anderen Anwesen Altkötztings so wertvolle Grundbesitzerregister Adam Türrigls scheidet hier aus, weil es sich um ein "Haus" handelt und Türrigl solche nur erwähnte, wenn er sie als Nachbarn eines Marktlehens zur Lokalisierung desselben benötigte.
In dem Karree hinter dem Rathaus befanden sich jedoch - mit Ausnahme des "Weiß auf der Höh", später die Metzgerei Ritzenberger - ausschließlich Häuser, Anwesen minderen Rechts, die Türrigl in seiner Liste übersprang.
Aus diesem Grunde sind wir bei der Erforschung auf die Kötztinger Briefprotokolle angewiesen und dort stoßen wir bei einem Verkauf im Jahre 1716 auf einen prominenten Namen: den Bürger und Bildhauer Hans Joachim Kaltenbacher. Dessen Erben verkaufen das "das Häusl negst huenter dem Rathaus entlegen" an den Mauerer Michael Schinagl.
Bei der Bürgerrechtsverleihung an Kaltenbacher ist die Rede davon, dass er 1690 das Haus seines Schwiegervaters Andre Weiß gekauft hatte.


Andreas Weiß und Margaretha

Da es in dieser Zeit zwei - offensichtlich miteinander verwandte - Andreas Weiß gibt, hilft uns eine Schuldverschreibung aus dem Jahre 1653, die beiden Linien auseinanderzuhalten.
Am 23.2.1654 übernehmen Andreas Weiß und Margaretha, dessen Ehefrau; unter Beistandsleistung von Andreas Weiß dem Älteren, Bürgers und Metzgers, zusammen mit dem Haus auch die darauf liegende Grundschuld bei der Pfarrkirche in Höhe von 100 Gulden.
Das beliehene "Objekt" ist das sogenannte "Khäzlhaus", eine Brandstatt zwischen dem Rathaus und des "Schlossers Brandstatt" liegend. (StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokolle)
Einschub
Die Werkstatteinrichtung aus dieser "Schlossers Brandstatt" hatte der Markt angekauft und in der markteigenen Wuhn neu aufgebaut. Diese Werkstatt verpachtete der Markt dann, solange er die Wuhn besaß.
Einschub Ende

KA Kötzting Kirchenrechnung von 1655

"Anndree Weißß der Jünger alhir, hat in Ybernembung der Khäzlerischen prandtstatt 100 fl angenommen, welche er auf besagt seiner Behausung negst dem Rathaus verschrieben, verfeldt sich der Zünß Liechtmessen 5 fl"



HStA München: GL Fasc. 1829_62 Kirchentracht und Einkommenslisten des Pfarrers in Kötzting 1688 auch Liste der Wallfahrten

"Andrae Weiß 2 xr" (=die Steuer für ein Haus)
Einschub
Das in der Liste darüber stehende Anwesen - Tyranckisches Hauß - ist das heutige Voithenleitnerhaus, trotz seines heutig prächtigen Aussehens kein Marktlehen, sondern rechtlich gesehen nur ein Haus. Das in der Nummerierung dazwischen liegende Rathaus wurde nicht mitgezählt.
Einschub Ende


Hans Joachim Kaltenbacher und Elisabeth


Eine erste Geburt dieses Paares ist für den 22.4.1680 dokumentiert 
PfA Kötzting Band 2 Seite 321 Geburt des Sohnes Johann Michael. Der Pate war - ohne Namensangabe - der Kötztinger Lehrer und Organist- Hans Joachim Kaltenbacher wurde hier - noch - nicht als Bürger bezeichnet.

Noch im Jahre 1685 wohnte er als sogenannter Herbergsmann im Rathausladen, da sich für diesen kein Pächter finden hat lassen.

StA Kötzting Marktrechnung von 1684

"Allweilen in Gemaines Marckhts Ladten khain Cramer sich angemelt, noch zehaben gewesst, als ist solcher ainem Hörbergs
man Hannß Joachim Khaltenbacher Bilthauern, ain Jahr lang von H. Georgi Anno 1683 bis wider auf solche Zeit H: Georgi 1684 verlassen worden umb 6 fl
". Auch im Jahre 1685 findet sich ein ähnlicher Eintrag.
Da sich im Jahre 1686 dann ein Krämer findet - Loderer -, der den Laden im Kötztinger Rathaus pachten wollte, dürfte dies der Zeitpunkt gewesen sein, an dem er zumindest aus dem Rathaus ausziehen musste.
1690 jedenfalls durfte er für 3 Gulden das Kötztinger Bürgerrecht erwerben, weil er mit dem Kauf des Hauses von seinem Schwiegervater Andreas Weiß nun Grundbesitzer im Markt geworden war. 
Ein Heiratseintrag für HJ Kaltenbacher und Elisabeth Weiß findet sich zwar nicht in den Kötztinger Pfarrmatrikeln, jedoch ist eine Geburt für eine Elisabeth Weiß mit einem Andreas als Vater vom 4.4.1648 dokumentiert.

Die Ehefrau des Nachfolgers im Rathausladen, Sabina Loderer, und Elisabeth Kaltenbacher als Nachbarsfrauen hatten offensichtlich Streit miteinander, denn im Jahre 1693 werden beide wegen "causa iniuriarium", also Beleidigung, gemeinsam 1 Pfund Regensburger Pfennige als Strafe zu bezahlen verurteilt.
StA Kötzting Marktrechnung von 1693 Seite 11

Der Ehemann stand ihr da um nichts nach, auch er - im selben Jahr - war in einen Beleidigungsstreit verwickelt und musste sich vor dem Magistrat rechtfertigen. Er kappelte sich mit dem Kötztinger Maler Martin Josef Hueber.
StA Kötzting Marktrechnung von 1693 Seite 12

"Marthin Josef Hueber Maller und Hans Joachim Khaltenpacher Bilthauer, beede Burger alhir, seint auch in causa iniuruarium verbalium miteinander wies das Prothocoll vermag fol: 32 gestrafft worden per 1 Pfund Pfennige ist 1 fl 8 xr 4 H."
Hintergrund des Streits dürfte sein, dass Kaltenbacher vermutlich bei der Fassung seiner oder anderer Objekte dem Maler Huber eine Konkurrenz geworden war.
Drei Jahre später steht Elisabeth Kaltenbacher erneut vom dem Magistrat, die Kontrahentin war dieses Mal Anna Maria Schlögner, eine Kötztinger Bürgerin und Badersehefrau.

StA Kötzting AA XX von 1696
"Elisabetha Kaltenbacherin Burger und Bilthauerin solle die Anna Maria Schloegnerin Buerger und Paderin Schandthurn und Lumpen verschmecht, auch ins Haar gefallen sein, und mit Straichen
traktiert haben, aber nach geschlossenen recessen ein mehrers nit, als das sie Kaltenbacherin der Schloegnerin nur ein Maultaschen versezt." 1/2 Pfund Strafe
Auch die beiden Ehemänner durften da wohl nicht unbeteiligt daneben stehen, wenn die jeweiligen Ehefrauen sich bekämpften, mussten allerdings dann auch ihre Strafe vom Magistrat dafür hinnehmen, dass sie vor dem Rat aufmuckten 
StA Kötzting AA XX von 1696
"Johann Joachim Kaltenbacher und Romanus Schlögner, umb sye sich vor Obrigkheit unbeschaidtlich verhalten, miteinander per 1 Pfund Pfennige punctiert worden"
Im Jahr drauf fanden sich die beiden erneut vor dem Kadi.
Am 5.2.1708 verstarb die sculptorissa - die Bildhauerin - Elisabeth Kaltenbacher.
HJK blieb lange alleine im Witwenstand, erst am 7.3.1715 heiratete der Bildhauer und Witwer Joachim Kaltenbacher Maria Margaretha, die Witwe des Rottenburger Malers Johann Heinrich Tauffmann.

Nun jedoch zurück zum Bildhauer Kaltenbacher.
In den Rechnungen des Kötztinger Bürgerspitals findet sich nur eine kleine Notiz über ihn: "Kaltenbacher Joachim Bildhauer und Maler alhier, kraft Schein von Renovierung des Altärls im Spital, den getroffenen Geding nach zahlt = 6 fl"
Es gibt bisher nur ein Kunstwerk, das sich eindeutig HJK zuordnen lässt. In der St. Anna Kapelle in der Kötztinger Kirchenburg befindet sich ein Epitaph für den Kötztinger Gerichtsschreiber und Propsteiverwalter Schirnkofer, auf der der Meister selber signierte: JOHANN JOACHIM KHALTENBACHER,  BURGER, PILTHAUER UND MALLER ALLHIER. (Kötzting 1085-1985 Seite 250)

Foto Pongratz Epitaph Schirnkhover

"Alda ligt begraben der Edl und Vesste Herr Simon Schiermkhover der churfrtl Drlt in Bayern Preuverwalter und Gerichtschreiber alhier zu Közting dan Closster Rottischer Brobstei: und Lehen Verwalter alda. So im 65 seines Alters seiner Dienst 31isten Jahres den 7. February 1696 Gott seligen entschlaffen"


Detail des Epitaphs mit der Wappendarstellung Schirnkofers.

NB, Schirnkofer stiftete 1000(!) Gulden als Legat und bestimmte auch, was mit den Zinsen aus diesem Kapital gemacht werden musste. Jeden Samstag musste eine Litanei zum Trost der armen Seelen am Friedhof gehalten werden. Für solch einen edlen Spender konnte dann auch diese aufwändig gestaltete Gedenkplatte geschaffen werden.
In der St. Anna Kapelle befindet sich nur noch ein weiteres Kunstwerk aus dieser Zeit, es betrifft einen ungeklärten Mordfall der uU auch der Namensgeber für den "Roten Steg" geworden ist, weil das Mordopfer erstochen wurde. Auf der Platte gibt es keinen Hinweis auf den Schöpfer, es ist aber aus dieser Zeit kein Bildhauer in Kötzting überliefert. Trotzdem, eine Zuordnung zu HJK kann nicht gegeben werden.
Foto Pongratz, eine Erinnerung an das junge Opfer in Gedichtform, ebenfalls in der St. Annakapelle.

In den Jahresrechnungen der Hofmark Kleinaign aus dem Jahre 1714 findet sich folgender Eintrag, der sich nur auf "unseren" Bildhauer und seinen Sohn beziehen kann, welcher später  - beim Verkauf des Hauses - ebenfalls als Bildhauer bezeichnet wird.
StA Landshut Hofmarken Nr. 3175 

Es geht um den Grabstein des verstorbenen Hofmarksherren Walser von Syrenburg, heutzutage in der Pfarrkirche in Furth im Wald. Walser von Syrenburg war Hauptmann in Furth im Wald und Kaltenbacher war der verantwortliche Leiter bei der Errichtung der Grenzbefestigungen und auch Zeichner einer entsprechenden Grenzkarte.
"Dem Bildthauer zu Khöztingn ist für ain Gross: und clain Grabstain herzugeben und zu machen, vermög Bescheünung Nr: 14 zalt worden 42 fl
Item dessen Sohn Drinkhgelt geben 30 xr
Vor des Goldt warnit gedacht meines Eheherrn seel: Grabsteain vergolt worden, habe hacher Nurnberg zalt  6 fl 20 xr"


Foto Fred Wutz, Furth im Wald. Epitaph in der Further Pfarrkirche auf der Männerseite.
108 mal 61 cm.

Hier ein Detail der feinen Oberflächenbearbeitung:
Zum Vergleich das Wappen der Walser von Syrenburg aus einem Wappenbuch.

Ludwig Baumann beschrieb im Kötztinger Jubiläumsbuch - Kötzting 1085-1985 - die Inneneinrichtung der Pfarrkirche. Im Zusammenhang mit einem Muttergottesbild findet sich in den Pfarrakten aus dem Jahre 1687 eine Sammlungsliste. Dort wird....


Hans Joachim Kaltenbachers Tod ist nicht in den Kötztinger Sterbematrikeln zu finden, wie eingangs erwähnt, wird das Haus im Jahre 1716 von seinen Erben verkauft.


Schinagl Michael und Rosina



Am 10. September 1716 verkaufen die Erben des Hans Joachim Kaltenbacher - nämlich der Sohn Hans Peter Kaltenbacher, Bildhauer und Bürger in Kötzting, Maria Katharina verheiratet mit dem Musikanten Lukas Völgl und Anna Maria, verheiratet mit Hans Peter Schweikhl "Spaller uf der Regenpruckh  nacher Weix gehörig" - "das ihnen erblich angefallene Heusl zu negst hünder dem Rhathaus entlegen" an den "ehrbaren Michaeln Schünagl Burger und Inwohner alhier und seinem Eheweib Rosina" um 140 Gulden. 110 Gulden davon stellen eine Grundschuld bei der Kapelle Grafenwiesen dar, den Rest von 30 Gulden habe der Käufer innerhalb von 4 Wochen zu übergeben.
Bereits 1704 hatte Schinagl Michael den sogenannten Beisitz für 1 1/2 Gulden erworben, eine Art von minderem Bürgerrecht in Kötzting und lebte, wohnte und arbeitete seither als Inwohner in Kötzting. Erst mit dem Hauskauf 1716 dann konnte er zu einem richtigen Bürger aufsteigen, was ihn weitere 3 Gulden kostete.
HStA München Kirchentrachtliste von 1727-1739
"Michael Schinagl Mauerer". Als Häusler hatte  nur geringe Abgaben, hier für Flachs und eine ABgabe, die als Boschinger bezeichnet wurde: dieses "Boschinger" steht für einen Zehentabgabe an die "Poschinger aus Frauenau" und resultiert aus einer Zehentverstiftung dieser Adelsfamilie betreffend die Gründe des sogenannten "Gruber Hofes". 

Schon seit dem Jahre 1704 bekam das Ehepaar mehrere, insgesamt 7 Kinder. Eine Heirat ist nicht in den Kötztinger Kirchenmatrikeln zu finden.

StA Kötzting AA XX von 1704
"Michael Schinagl Mauern alhir umb weillen er das Pflaster in Preuhaus und bey gemainer Marckht ausgebessert Lohn behendigt Laut Scheins 1 fl 45 xr"

Im Zusammenhang mit den Unruhen im Spanischen Erbfolgekrieg wurde Michael Schinagl auch als Bote eingesetzt.
StA Kötzting AA XX von 1711
"Aus anbevelchung des bey disen March gewesten Commissari, ist Michael Schinagl alhir, in der Nacht, uf Conzehl gangen, und er davon erhalten 24 xr."

1714, also bereits als Vater von 7 Kindern - aber immer noch Inwohner - bekam er eine Gefängnisstrafe aufgebrummt.
StA Kötzting AA XX von 1714
"Fenkhnüs Straffen

"Schimpfliche Worttwechseln Straff 3 Stund in Arest.
Hanns Dürnberger burger und Kueffer und Michael Schinagl Inwohner alhir haben miteinander schimpflich Wortt gegeben dahero selbe nebst ernstlichen Verweis 3 stundlang zur Straff in Arest geschafft worden, id est  3 Stundt in burgerlichen Arest."


Wie immer bei der Geschichte von Kötztinger Handwerkern bekommen wir mit den Kleinigkeiten, für die sie bezahlt wurden, immer auch einen kleinen Einblick in den Zustand von Altkötzting.
StA Kötzting Marktrechnung von 1721
"Michael Schinagl vonn Pflasterung des Antritts bey der Pruckh negst der Saag"
Der Straßenbereich - heutzutage überquert durch die eine große Regenbrücke - bei der Sagmühle war damals eine Aneinanderreihung von Brücken und durchweichten Straßenpartien. Offensichtlich wurde der Übergang von diesen "Wegabschnitten"  hin zur Brücke ausgepflastert.
Er findet sich in den Marktrechnung immer wieder bei Pflasterungen, so auch 1730, als er " besamt 2 Gesöllen des gemainen Markts Pflaster in der sogenannten Herrngassen dann uf der Gassen nebst der Margaretha Lärnbecherin, Frau Rittmeister Königen, Herrn Dengscherz und Hernn Waldtherrn Heysern, theils von Neuem gepflastert theils ausgepessert warzue 17 Tag verwendet ieden des Tags 20 kr." 
1733 gab es in Kötzting erneut eine "Großbaustelle". Dafür, dass er "den Wög bei der Sagmühl von neuem gemacht und Steckhen darzue gehaut und geschlagen  in der Färbergassen (=Weg zum heutigen Spitalplatz) ainen grossen paumb eingelegt, das Prickhel auf dem Dampfbeach gemacht , die Stög aldort und zwischen denen  Hönigwiessen (= die Feuchtwiese südlich der Hauser Mühle) zusammen gericht auf dem Gruberbach das Wasser versetzt und bei dem Grasslstög gähel gemacht und umb das er das ober schadhaft Stainerne Wasser Prunnchar völlig von neuem ausgekhickht (=abgedichtet)", erhielt er ganze 9 Gulden.

Ein Sterbeeintrag für Rosina Schinagl ist in den Kötztinger Matrikeln nicht zu finden, jedoch findet sich in den Briefprotokollbänden Kötztings eine Heiratsvertrag unterm Datum des 20. Oktober 1735, als der Mauerermeister und Witwer Michael Schinagl Barbara Rainer aus der Hofmark Blaibach heiratet. 20 Gulden bringt sie in die Ehe mit ein. Das Eheglück dauerte jedoch nicht lange, am 27.2.1739, nach 4 Jahren im Ehestand, verstarb Barbara Schinagl. 
Beim Geburtseintrag seines weiteren - unehelichen -  Kindes, Franz Anton, mit der ledigen Kötztingerin Margaretha Steidl, ist vermerkt, dass dieses Kind nachträglich durch Heirat legitimiert wurde; das Kind lebte allerdings nur gut ein dreiviertel Jahr.

Von zweien seiner Töchter - Anna und Maria - gibt es einen Akt beim Landgericht, der so einzigartig ist, dass ich ihn hier im Wortlaut vorstellen möchte. (StA Landshut Rentkastenamt Straubing Landgerichtsrechnung von 1739). Worum gings es?  Euphrosina Luckner, die erste Ehefrau von Wolfgang Samuel Luckner und ebenfalls aus Stadtamhof stammend, (in der Häuserchronik des heutigen Voithenleitnerhauses wird eine überraschend enge und zahlreiche Verbindung von Kötztinger Bürgern nach Stadtamhof beschrieben) bezichtigt diese Frauen, ihr Rosmarinpflanzen gestohlen zu haben, und kann dies offensichtlich beweisen.
(StA Landshut Rentkastenamt Straubing Landgerichtsrechnung von 1739).
"Nächtlicher Weyll 5 Rosmarin Stöckh aus dem Gartten verlohren zu gehen

Erstlich seint Euphrosina Luckhnerin burgerin und Pierpreuin alhir zu Közting aus deren Gartten .5. Rosmarin Stöckh nächtlicher weyll verlohren gangen, wessentwegen sye die beede Maurer Maisters töchter Anna, und Maria Schinaglin derohrten, nachdeme sye vorhero die Rosmarin bey ihnnen gesehen, selbe aber in güette nit erhalten mögen, hierumben bey Gericht convenirt, die dann hefftig widersprochen, das solche Rosmarin Stöckh der Clägerin angehörig, ermelte"

"Clägerin endtgegen darauf persistirt und sich erbotten, dennen Schinaglinnen wan sye ferner leugnen solten, die Prob zumachen, uf welche es diselbe auch ankommen lassen, dabey aber in contrarium zu beweisen, wie nemblich widerholte Rosmarin von der Clägerin nit herkhommen, sondern dise von denen Beclagten relich erkhaufft worden, vorgewendtet, das man also dennen thaillen die Zeugen pro und contra aufzufiehren gestattet, worauf die Clogia sivill dargelegt, das zwar die Schinaglinen 3 Rosmarin erhandlet, alleinig were deren Kauf eine Zeit spätter, als die Endttragung der Clegerin ihriger aus dem gartten, geschechen, wo yber dass dem anderen Tag, in der Nacht zuvor die Abnamb sich eraignet, in der Schinaglischen Behausung und gartten würkhlich 5 Stöckh angetroffen, und der Clegerin zu sein wohl erkhennet worden, weillen ein Stamb von welchen man"

"einen großen, oder Straussen abgeschnitten und hierybrer pro conservattione des Stockhs ein Wax gepickhet, solch auf gelegtes Wax nochzumahlen ganz sichtbarlich an ihme gehabt, vonendtöichhalben bey disen, und noch mehr anderen Umbständen, die alle dennen Schinaglinen die That zuegemessen, ihnen sich mit der Clegerin raoe offenbemerckht der abweckh khommenen 5 Rosamrin Stöckh
billichen Dingen nach zu vergleichen aufgetragen, und sye noch anzue mit dem ernstlichen bedeutten uf 1 Tag ins Ambtshaus geschafft worden, sich hinfürtters ausser allen verdacht zuhalten und in widigen gleichwohlen nit zu verursachen, das man uf fehrneres derley Vorkhommen gegen ihnen mit würklich malefizischer Prozess formirung vor: und die Straf hiernach härtter, auch allenfahls exemplarisch vorkheren müesse.
2 Weibspersohnen 1 Tag lang ins Ambthauß"
Einschub
Die Konsequenz aus diesem kleinen Diebstahl war eindeutig, dass den Frauen in einem Wiederholungsfalle eine Verurteilung als Verbrecherinnen bevorstand, die eine exemplarische Bestrafung vorsah.
Einschub Ende

Aus dem Jahre 1740 findet sich in den Marktrechnung wieder eine Baurechnung, diesmal geht es um Reparaturen an Gebäuden, die schon lange nicht mehr existieren, das obere Tor und die Wuhn. 

StA Kötzting MR von 1740

".....umb er ufm obern Thor Trämb und Fenssterstöckh eingemauert, die Stuben und Cammer verworffen, das ganze Thor heraussen herum völlig verputzt.
Nitweniger in der Nagelschmiedt Werchstatt (=die Wuhn im Erdgeschoss) ainen Neuen Schlauch 
aufgemauert, item das gemaine Marktspflaster hin undä her sambt dem Prechhaus ausgebessert 
6 Gulden 20 Kreuzer
"
Im Österreichischen Erbfolgekrieg musste er einen "Proviant=Peckhen=Ofen" aufrichten und offensichtlich auch laufend reparieren, wofür er respektable 9 Gulden ausbezahlt bekam.

1747 erhielt er 17 1/2 Gulden für Arbeiten im Brechhaus, im Marktdienerhaus und in der Wuhn.
Im Einzelnen wurde er dafür bezahlt, "umb selber in dem Prechhaus die Kuchel und den Rauchfang neu auf und das ganze Zimmer daselbst untermauert, wie auch zwey neue Öfen und Kuchelhörth instandt gericht, item in dem Marckhtdienerheusl den schadthaften Pachofen an Pflaster ausgebessert, in der Wuhn die große Stuben verbuzt und ausgeweißt "
Auch aus dem Jahre 1749 finden sich in den Marktrechnungen einige Hinweise auf Reparaturleistungen an kommunalen Gebäuden.
Michael Schinagl wurde dafür bezahlt, dass er "die schadhafte Schlacht zu Grub ausgebessert dann in der Wuhn das Gwölb und Rauchfang beym Naglschmied abgetragen, hingegen einen weissen Boden hinaufgemacht und den Camin widerumben neu aufgesötzt, ersagten Nagelschmieds Werkstatt hin und wider repariert, verpuzt und ausgeweißt, nitweniger beym Rathaus Crambladten Stüffter Antonien Schneider in seiner Stuben das bauföllige gwölb abgebrochen, statt dessen ain neu Weissen Rohrpodtn hinaufgemacht, wie auch verstandtene Stuben neu verpuzt und ainen Ofenfueß aufgemauert"
Für all diese Arbeiten erhielt er gut 21 1/2 Gulden.
Im selben Jahr erstellte der Markt seine "Schlußrechnung" für die Kosten des Österreichischen Erbfolgekrieg und legte die "Restsummen" danach gleichmäßig - unterteilt in die Klassen Marktlehner, Söldner und Häusler - auf alle besitzenden Bürger um.
StA Kötzting AA IV 1 von 1749

"Michael Schinagl alter Häusler  2 Gulden"


Auch für der Kötztinger Bürgerspital hatte er gearbeitet. So findet sich aus dem Jahre 1750 folgender Eintrag. 1750  "Nachdem von der Spitalmauer ein ganzes Eck eingefallen, auch redo Viehstall außen und inwendig nötig gehabt, Auf dem Traidtkasten das schadhafte Pflaster ausgebessert werden müssen, nicht minder die große Stuben  und der Flöz das Weißen gebraucht. Ingleichen das Spital auch von außen  geweißt und eingefaßt worden ist. Auch anderes war zu reparieren. Der Maurermeister Michael Schinagl hat nebst einen Gesellen 12 Tage gearbeitet  und erhalten - 10 fl 24 kr"

Im selben Jahr, nun bereits 73 Jahre alt und damit einer der ältesten Kötztinger, wurde er als Zeuge bei einer Geburtsbriefbeurkundung benötigt. 
Einschub
Solch ein Geburtsbrief war ein ganz besonderes Dokument, bei dem einem Kötztinger Bürgerssohn, der sich idR in einem anderen Ort niederlassen bzw. einheiraten wollte, seine eheliche Geburt und seine Verhältnisse bestätigt. Zu diesem Zwecke war es nötig, dass nicht nur einfach ein Geburtsschein genutzt wurde, sondern es mussten Respektspersonen die Heirat seiner Eltern, den Heiratsort, ja manchmal sogar den Ort des Hochzeitsmahls bezeugen.
Einschub Ende
In diesem Falle geht es um einen Geburtsbrief für einen Johann Mathaeus Klein(er), der sich in Augsburg niederlassen wollte und zu diesem Zwecke seine ehrliche - und damit eheliche - Abstammung zu belegen hatte. Es wurde nun der genaue Tag der Eheschließung der Eltern dokumentiert, der Priester benannt und das Hochzeitmahl bei Kaspar Resch, dem damaligen Stifter auf dem Gschwandhof bezeugt. Weiter hieß es, dass der Sohn Johann Mathaeus "aus unbeflecktem Ehebett" erworben wäre, vom Kooperator Poche getauft und von Johann Spätt aus Grub aus der Taufe gehoben worden wäre (=der Taufpate). Nun wird weiters die gute Erziehung des Kindes bekräftigt und die Tatsache, dass die beiden Zeugen die Eltern gut kannten. All diese Fakten werden über 6 ganze Seiten hinweg detailliert ausgeführt. 

Es ist interessant, dass Michael Schinagl auch als 73 jähriger Handwerksmeister immer noch große Bauaufträge ausführte, denn im selben Jahr steht er mit dem nächsten Großauftrag in den Marktrechnungsbücher, für den er fast 26 Gulden einnimmt.
"Im Einzelnen ist aufgeführt, dass er "....ain eingefahlene Seithenmauer im Fleischhaus aufgemauert Item aufm Schüssanger {im] Völlig zu grundtgangene Ziehlheusl die schadhaften Öhrter hin und widergewendet,
auf dem Rhathaus das ArrestStibel ausgebessert und hierin den offen fuers Neue aufgefiehrt  und ausgeweißt ingleichen das Pflaster vom Schreiner Lippl an bis zum Herrn Prokuristen Magerer neue gemacht, nit minder die erst kurz angeregte stainerne Stiegen gleich von der Pruckhen an unzt zur Pfarrer Stallung hinauf zum Standt gebracht neben disen Ablauf des Wassers ausgebessert ......"
Hier kommen nun einige ganz besondere Ortsangaben zutage:
Das Fleischhaus war bereits einmal ein Beitrag zur Häuserchronik.
Der Schussanger, also der Ort, an dem die Kötztinger Bürgerwehr Schießübungen veranstaltete, lag auf einer Halbinsel im Weißen Regen. 

Ausschnitt aus dem Uraufnahmeplan von 1831 

Die Häuser auf der Wöhrdtinsel (rote Nummer 2) mit den alten Hausnummern 74 und 75 sind einige der jüngsten Häuser Altkötztings und bekamen bei einigen Dokumenten die Lagebezeichnung "am Anger".
Beim "Schussanger" müsste es sich um die kleine Insel (rote Nummer 1) handeln. Die rote Nummer 3 mit den kleinen Gebäuden 66 und 71 markierte kleine Lohstampfmühlen, also kleine Wasserwerke zum mechanischen Antrieb und gehörten zu den entsprechenden Marktlehnern mit diesen alten Hausnummern..

Da der Kötztinger Kammerer (=später der Bürgermeister) vor 1803 auch Recht sprach, hatte das Rathaus ein eigenes Gefängnis, hier "ArrestStibel" genannt. Die "stainerne Stiege" von der (Oberberger) Brücke herauf zur Kirchenburg kann ja heute noch beschritten werden und die Stallung des Pfarrers beherbergt heute das Notariat und früher das Amtsgericht, denn vor 1803 war die Kirchenburg in staatlicher Hand und das heutige Areal des Rathauses war ein Priorat und vom Pfarrer bewohnt.
Auch manche seiner Kinder finden sich in den Akten.
Sein Sohn Michael, hier als Maurergeselle aufgeführt, hatte mit einer Kötztinger Köchin ein uneheliches Kind gezeugt, was einen ganzen Rattenschwanz an Amtshandlungen auslöste.
StA Kötzting MR von 1757
"Michael Schinagl, lediger Burgers Sohn und Mauerer Gesöll alda, ist mit Catharina Preisin, gewester Köchin beym Titl: Herrn Pflegs Commissario alhier, ansonsten von Gräbiz churfürstliches Pfleggericht Camb gebüertig in die Redo: Unlautherkeit gerathen, und hat effecturiert, daß sye daryber hochen Leibs geworden; Also müesste derselbe qua erstmaghloger Verbrechen /: gestalten das Weinsbild sich von hier abweckh, und in ihr Geburtsohrt nachher Gräbiz begeben, alwo Sye von obbesagten Pfleggericht Camb crafft hieanliegenter attestation abgwewandlet worden:/ zur STraff erlegen 3 Pfund Pfennige oder statt deren 3 Gulden 25 k: 5 H:
Danebns 8 Täg in Eisen bey Haus, indeme keine Verehelichung vor sich gangen
."

Die Verbindung zwischen den beiden ist aber wohl trotzdem nicht abgerissen, denn am 23.11.1761 kam es dann doch zu einer Heirat zwischen den beiden.
Auch dieser Sohn Michael erledigte als Mauerer(geselle) offensichtlich selbstständig Aufträge für den Markt, denn im Jahre 1756 erscheint er mit gut 4 Gulden in den Marktrechnungen, als er "vom Dämpfbach aus bis auf die Anhöhe die Straße ausgepflastert" hatte.


Auch wenn Michael Schinagl noch viele Jahre, bis ins hohe Alter weiterhin als Maurermeister gearbeitet hatte, so hatte er doch bereits Jahre vorher sein Haus übergeben. Am 18.6.1746 verkaufte Michael Schinagl, der Maurer und Witwer, sein "Haus negst dem Rathaus" an den Sohn Josef, einem Breuknecht, und seiner Frau Walburga um 100 Gulden, mit Einschluss von 40 Gulden bei der Dreifaltigkeitskapelle Grafenwiesen. Diese - auf sein eigenes Berufsleben bezogene - eher frühe Übergabe hatte wohl einen ganz besonderen Grund, wie sich im folgenden Kapitel herausstellen wird.
 


Schinagl Josef und Walburga Seemüller



Die Ehe des Sohnes und nunmehrigen Hausbesitzers stand am Anfang unter gar keinem guten Stern, denn die damaligen Regeln für heiratswillige (Nichtbesitzende) waren streng und restriktiv.
Bei Josef Schinagl gings wegen dieser Hochzeit nach der Heiratszeremonie fast direkt hinein ins Gefängnis. Doch der Reihe nach:
Am 31.5.1745 wurde geheiratet.
.
PfA Kötzting Band 14 vom 31.5.1745

"Am 31. desselben Monats schlossen den Bund zur Ehe der ehrenwerte Jüngling Joseph, ehelicher Sohn des diesortigen und lebenden  Maurers und Bürgers Michael Schinagl und dessen bereits verstorbenen Ehefrau Rosina mit Walburga, der ehelichen Tochter des Pfaffenhofener Wirtes Georg Seemüller - bereits verstorben - und seiner noch lebenden Ehefrau Walburga. Die Trauzeugen waren Anton Schneider, Krämer, und Josef Gusterer, beide Kötztinger Bürger."

StA Kötzting Verhörsprotokoll 1739-1745 Seite 114

Bereits 3 Tage später kam es zu einer Ratssitzung, bei der über diesen unerhörten Fall beraten und geurteilt wurde:
"Vorkommen den 3ten Juny ao: 1745.
Personal Arrest Entlassung
Weillen sich Joseph Schinagl alhisiger Burger und Maurermeisterssohn alhir seiner Profession ain Preuknecht ohne obrigkeitlichen consens und ohne das derselbe dermallen Weib und Kind zuernähren vorzaigen were, verheurath; Als ist derselbe in dem Burgerlichen Arrest genommen worden, worauf er dan auf obrigkeitliches constituiren gehorsamb zuvernemmen gegeben, und annebens gebetten hat, derweillen sein Eheweib ein Heurathguett von den Elternzusuechen, mit welchen er sich a dato an bis uf negst konfftig Jacobi ao: diss darmit heuslich ankauffen

"Sohin er sich sambt Weib und Kinder ernöhren will, westwillen man auch ain obrichkeitliches attestation erthaillen und dem gebettenen Termin gehl. verwilligen mechte.

Conclusum

Vorgedachten Josephen Schinagl wirdet der gebettne Termin nebst der attestation gndgl (wohl gnädiglich)  verwilligt 

Einschub
Hintergrund dieser restriktiven Handhabung einer Heiratserlaubnis war das damals bereits gültige Heimatrecht durch Geburt. Da Josef Schinagl als Sohn eines Kötztinger Bürgers für sich selber das Kötztinger Heimatrecht genoss, würden auch seine Frau und seine möglichen Kinder dieses erhalten. Solange er aber nicht belegen konnte, dass er eine dauerhafte finanzielle Basis besäße, bekam er diese Erlaubnis nicht. Und als er dieses Verbot leichtfertiger Weise übertrat, gings vom Traualtar direkt ins Gefängnis, aus dem er erst entlassen wurde, als er einer Frist zugestimmt hatte, innerhalb der er in Kötzting zu einem Hausbesitzer werden würde. Er schaffte es zwar nicht innerhalb der gesetzten Frist, aber im Jahr drauf war es soweit, er konnte sein Elternhaus käuflich erwerben.
Einschub Ende
Wir wissen aus einem späteren Eintrag, dass Josef Schinagl, laut seiner eigenen Angabe bei einer Zeugenvernehmung "beim Fluderm" mithalf, weshalb ein Strafverfahren gegen einen Fluderknecht Josef Schinagl dann ihm zugeordnet werden kann.
StA Kötzting Marktrechnung von 1765

"Ihrer sechs einen mit Schlögen zu tractiren
Daß Josef Schinagl, Mathias Sturmb, Johann Müller, Josef Häzenmayr, Matin: und Josef Präntl, sammentlich Fluderknecht alhir Michaeln Strohemayrburgerlichen Wagnerssohn derohrten mit Schlögen tractirt...ein ieder 1 Stund in burgerlichen Arrest."

Acht Kinder bekam das Paar, bevor am  22.3.1782 Schinagl Walburga mit 54 Jahren verstirbt.
Das ist ansonsten auch schon alles, was sich von Josef Schinagl in den Akten erhalten hat. 
Seine Schwester, Anna Schinagl, taucht dann als alte Frau bei einem Wegstreit zwischen Christoph Kollmaier und Georg Dreger im Jahre 1785 auf, wo sie zu Beginn ihrer Aussage die Fragen zur person beantworten muss. 78 Jahre ist sie da bereits alt und nennt ihren Vater, den bereits verstorbenen Michael Schniagl. Sie sei ledig, sei keine Bürgerin sondern nur eine Insassin und habe nichts im Vermögen.  

Am 6.3.1769 übergeben Josef und Walburga Schinagl das "Haus hinter dem Rathaus, mit Ausschluss des zum Rathausstadels gehörigen Spaciums" an den Schwiegersohn Christian Sagmeister, einen Zimmermann aus Wiesenfelden, und ihre Tochter Katharina um 300 Gulden.


Sagmeister Christian und Schinagl Katharina


In den Folgejahren bekam das neue Hausbesitzerehepaar zwar zwei Kinder, die aber beide ganz kurz nach der Geburt verstarben, und gleichzeitig kamen beide auch ihren vertraglichen Verpflichtungen aus der Übergabe nicht nach, weshalb dann nach dem Tode des Vaters die Erben diese Übergabe nach 18 Jahren wieder zurücknahmen und das Haus an eine andere Schwester übergaben.
Josef Schinagl war am 20.3.1786 mit 60 Jahren verstorben.
Bei dieser "Rückabwicklung", mit Datum des 28. Juli 1787, erfahren wir auch den Grund.
.....obschon das vorhandene Häusl vermög Briefs de dato 6ten Merz 1769 der tochter Katharina und ihren Ehemann Christian Sagmaister, dermaligen Zimmermann unter kaiserl: königl: Deutschmaister Infanterie Regiment per 300 fl übergeben worden. Diese hingegen an solcher Übergabssumma weeder viel noch wenig abgefiehrt sondern sich sodann außer Lands begeben, were folglichen das Häisl ohnehin widerum an dem verstorbenen Schinagl seel zurückgefahlen.....
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 Kirchentrachtliste von 1777-1800
Hier in dieser Steuerliste für Joseph Schinagl Jos: Lobmer ist vor allem auffällig, dass die Besitzer dieses Hauses nur 2 Kreuzer Kirchentracht zu zahlen hatten und sonst überhaupt gar nichts.

Lommer Johannes und Schinagl Josepha


Nun wird das Haus an die Schwester Theresa übergebene und als "Haus hinter dem Rathaus mit dem Wurzgärtl" beschrieben. Sie heiratet den Zimmergesellen Johann Lob (b)mer aus Thürnhofen.  
Im Heiratsvertrag, den die beiden 5 Tage nach der Übergabe abgeschlossen haben, wird er Bräutigam mit einem Heiratsgut von 150 Gulden vermerkt. Damit dürfte es dann auch möglich gewesen zu sein, die anderen Geschwister auszuzahlen.
5 Gulden bezahlt Johann Lommer für das Kötztinger Bürgerrecht im Jahre 1787, wo er noch als Zimmergeselle aus Thürnhofen bezeichnet wird. Dies ist deswegen so bemerkenswert, weil er wenige Jahre später als Uhrmacher bezeichnet wird.
Eifersüchtig wachten sämtlich Staatsorgane drüber, dass ihnen keines der anderen Organe in die Quere kam und sich Rechte anmaßte, die ihnen nicht zustünden.
1787 wehrte sich der Markt gegen eine Verhaftung auf ihrem Grund und Boden von Seiten des Pfleggerichts.

StA Kötzting MR von 1787

"Da sich hiesiges chf: Pfleggericht eigenmächtig underfangen, einen Metzger Knecht von Steinweg, der in hiesigen Markt mit dem bereits als burger aufgenohmenen Johannes Lobmer wegen der Josepha Schinaglin Händl gehabt, nicht nur Nachts aufzuheben, und ins Amthaus zu setzen, sondern tags drauf auch würklich abzustrafen, so hat man sich Markhts seits über diesen Iurisdiktions Eingriff, weil ihm in diesem Fahl vermög der Neuen Freyheiten, wann sich Fremde mit burgers und burgerlichen Ehehalten vermengen sohin eine causa mixta ist, alleinig die Abwandlung gebührent, bey einer chf: hochlobl: Regierung Straubing underthenigst beschwert. Es wurde also für Vertragun solcher Beschwerds Schrift dem hiesigen markhtboten Scharf incl. 4 xr Eingebgeld tenore Lieferzetl hirbey vergütet 10 xr."
Der Landrichter hatte also nach dem Streit den Metzgerknecht in seinem Haus inmitten des Marktes verhaften lassen und diesen dann später auch noch bestraft, womit er seine Kompetenzen aber überschritten hatte, denn vor dem Jahre 1803 hatte auch der Magistrat - in der Person des Kammerers - seinen eigenen Richter, ein Arrestlokal und auch einen Marktdiener für solche Fälle.

Als große Ausnahme haben sich die Wahlunterlagen der Ratswahl von 1806 erhalten.

StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 793 Magistratswahlen von 1806
"Votum von Johann Lommer No 42
Wähle zum Bürgermeister
Anton Mack   99 (vermutlich die alte Hausnummer)

zum Räthen

Georg Windorfer           85
Heinrich Lesker            44
Lorenz Milbauer           57
Christian Obermayr      52


Zum Ausschusnen

Caspar Gernhuber          21
Mathias Pefer                 85
Josef Amberger            106
Andreas Minch            114"


Hier die Übertragung in eine zentrale Liste mit der "Entschlüsselung" der Namen.
"Johann Lommer - Anton Mack
Georg Windorfer Heinrich Leßzkier - Lorenz Mühlbauer - Christian Obermayer
Kaspar Gernhuber - Mathias Pfeffer - Josef Amberger - Ander Münch"

Im Liquidationsprotokoll von 1812 - dem Urkataster, noch mit den "verschobenen" Hausnummern, ist ebenfalls Johann Lobmer vorgetragen. 

StA Kötzting MR von 1800 Seite 26


"Nro: 52 Johann Lobmer bürgerlicher Uhrmacher für die Ausbutzung, und Reparierimg der Rathhausthurm Uhr bezalt 5 Gulden 12 Kreuzer"
Josepha Lommer verstirbt am 19.6.1823 mit 60 Jahren an der "Wassersucht"; ihr Ehemann lebt noch elf  Jahre länger. Der Uhrmacher Johann Lommer verstirbt mit 72 Jahren, am 1.12.1834, an der "Lungensucht". Schon bei diesen Sterbeeinträgen entfällt gelegentlich das "b" bei der Namensschreibweise. 
Auch wenn er sein Gewerbe zusammen mit seinem Haus bereits im Jahre 1815 an seinen Sohn übergeben hatte, so findet sich im Stadtarchiv dennoch eine Rechnung - oder besser ein Zahlungsbeleg - einer Uhrmacherleistung des Johann Lommer.
StA Kötzting AA XVIII Zahlungsbelege Marktrechnung von 1825
"Schein
Das ich Entstehter Johann Lommer die Rathausthurm Uhr ausgebuzet und in aller Zufridenheit herr gestellt, in den Stundwerck eine neue Bixen in den Ditl und Jung eine neue Feter und Stund Hammer gericht, vir Holz und Arbeith macht es finf Gulden und dies ist wohl verdient
Per 5 fl zu gleich erhalten
Datumg den 19. Merz 1825
Johann Lomer  Sönior in Kötzting
"

In der Bürgerliste der Kötztinger Inwohner, welche das Kötztinger Heimatrecht hatten, wird der Witwer und Leibthümer Johann Lommer aufgeführt.

StA Kötzting AA II 19


Aber zuvor schon, am 18.1.1815, kommt es zu einer Übergabe. Der neue Hauseigentümer wird der, im Jahre 1788 geborene, Sohn Michael Lommer(!). 

Lommer Michael und Katharina Lecker

Nach der Übergabe die Hochzeit:
Zwei Wochen nach der Übergabe heiratet der Uhrmacher Michael Lommer Katharina Lecker aus Kötzting.
StA Landshut Briefprotokolle LGäO 928 Heiratsvertrag zwischen Michael Lommer und Katharina Lecker, die 400 Gulden mit in die Ehe einbringt.

Nun fehlt noch das Kötztinger Bürgerrecht:
Während eine Bürgeraufnahme in früheren Zeiten in den Rechnungsbüchern idR mit einer einzigen Zeile erledigt war, wurde dies nun im beginnenden 19. Jahrhundert ein formaler Akt.

StA Kötzting AA II 18 Bürgeraufnahme 
Michael Lommer, kundiger Uhrmacher hat von seinen Eltern durch Übernahm ein burgerliches Anwesen an sich gebracht, und sich durch ein vom königl: Landgericht Kötzting sub dato 1ten April ao 1816 ausgestelltes Zeugniß legitimirt daß er zum Bürgerrecht geeignet ist. Man hat auf heute obigen Lommer vorrufen laßen, und ertheilt demdelben auf Ersuchen kraft diß das Bürgerrecht mit dem ohnverhalt, daß er sich bürgerlich betragend die allerhöchste Landesherrlichen und marktischen Abgaben jeden Jahres bestreitten, dem materiell Dienst IIIter Classe behörig einverleiben lassen, dann als ein Leerhausbesitzer
zum Bürgerrecht erlegen solle 10 fl 
Feuer=Requisiten =Concurrenz 2 fl 30 Kreuzer
königl. Bürgertax  2 fl
Aufnahmtax  37 kr 2 Heller
Zur Communal Casse  2 fl

Tuet:  17 fl 7 xr 2 H"


Neue Zeiten bringen auch neue Regeln mit sich. Kötzting führt nun ein Gewerbekataster und unter dem Stichwort "Uhrmacher" findet sich unser Michael Lommer


"Uhrmacher Michl Lommer, Hausbesitzer  1815 18. Jänner  - Abgang wegen Verzicht - vi Briefs 18. Jänner 1815 das Haus mit Uhrmacher=Werkzeug acquiriert um 600 fl."
In der Fortschreibung dieses Katasters findet sich auch sein Nachfolger:
"Joseph Weißenbach 1858 Juli 28 - Zugang"
Dieser Nachfolger als Uhrmacher wird mit seinem Erscheinen in Kötzting noch eine Rolle spielen, da er vom Markt einen 3-Jahresvertrag von 1856-1858 erhält. AA III-41
"Uhrmacher Weißenbach wird folgende Arbeit übertragen: Rathhausuhr, Kirchenuhr und Uhr auf St. Veit aufzuziehen und in Stand zu halten. Genau nach mittlerer Sonnenzeit einzustellen und erhält  8 fl 24 kr für Rathaus, und 20 fl für die Kirchenuhren. Ehemaliger Uhrmacher Lommer bittet wenigstens die Veitskirche weiter betreuen zu dürfen, da er noch Schulden habe..... dies wurde abgelehnt.
Im Jahre 1821 leiht sich Michael Lommer aus der Marktskasse 50 Gulden, für die er jährlich 2 Gulden an Zins zu zahlen hat.
StA Kötzting MR von 1832/33
"Michael Lommer Uhrmacher von hier vi Briefs v. 20ten Oktbr. 1821 - 50 fl. - 2 Gulden"









Doch zunächst möchte Michl Lommer sein Haus um einen Stock erhöhen und stellt 1822 einen Bauantrag. 
StA Kötzting XI 73



StA Kötzting XI 73
Antwort der Baubehörde des "Unteren Donaukreises" in Passau zur Anfrage des Magistrats zur Bauanfrage:
"Die Erhöhung des hölzernen Hauses des Michl Lommer zu Kötzting kann nur durch Riegelständer und wenn das dach mit Ziegeln gedeckt wird, gestattet werden. Dieses wird zur Bescheidung des Magistrats zu Kötzting auf Bericht des k. Landgerichts vom 20. laufenden Monats unter Rückschluss des Aktes erwiedert....."

StA Kötzting Krämerarchiv 1-1 Bild nach 1900 (wg. der  Stromleitung auf dem Dach)

Hier noch einmal das Bild des Hauses um die Jahrhundertwende mit den deutlich erkennbaren Holzbauelementen.
Vergrößert man einen Bildausschnitt, so kann man erkennen, dass das Erdgeschoss - von der Rathausgasse aus gesehen - gezimmert, bei diesem aber, im Gegensatz zum 2. Stock, das Holz verputzt worden war. (1)
Wenn ich die sich deutlich unter den Fenstern im ersten Stock abzeichnenden Ständerhölzer (2) betrachte, dann scheinen dies genau die "Riegelwände" zu sein, die dem Uhrmacher zur Auflage gemacht worden waren. Holzständerwände also, deren Flächen dann - wie bei einem Fachwerkbau - nachträglich ausgemauert wurden. 






Im Jahre 1826 verkaufte Michl Lommer seinen Wiesenanteil des aufgeteilten und ursprünglich markteigenen Watzlhofes bei Grafenwiesen um 17 Gulden  an den Grafenwiesener Häusler Karl Knott und besiegelte diesen Verkauf mit seiner Unterschrift.
 
StA Landshut Briefprotokolle LGäO Nr. 937


Aus dem Jahre 1827 wird eine Vormundschaftssache aktenkundig, die zeigt, wie unbarmherzig in der damaligen Zeit mit seinen Bürgern umgegangen wurde, in Hinblick auf das sogenannte Heimatrecht.
Denscherz Anna und Rosina, beide Töchter Kötztinger Bürger und damit grundsätzlich auch hier heimatberechtigt, lebten mittlerweile beide in Potsdam, wohin sie vermutlich die Kriegsereignisse verschlagen hatten. Rosina Denscherz wird zusätzlich als Soldatenkind bezeichnet.  Es ist ein jahrelanger Streit wegen Unterhalts vermerkt, beide wurden immer wieder straffällig, haben unehelich geborene Kinder und sind immer wieder per Schub wegen Vagierens nach Kötzting verbracht worden. Der Uhrmacher Lommer ist ihr Vormund und die Strafen, die den Frauen drohten  - und teilweise auch  durchgeführt wurden -  reichten von Arrest über ein Frauengefängnis bis hin zu Schlägen mit einer Rute. Selbst ein Arbeitsbuch der Rosina Denscherz hat sich im Stadtarchiv erhalten. 

Im Jahre 1848 wird ein Mieterkataster für alle Kötztinger Häuser erstellt und auch dieses Haus wird beschrieben:
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5045

"1. Michael Lommer, Uhrmacher /:Hausbesitzer:/ 
Hauptgebäude
Unter der Erde    1 Keller
I. Stock (heute wäre das das Erdgeschoss)  1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Küche
II. Stock 1 Küche, und Hausboden unterm Dach
Unterschrift Lomer

2. Georg Forster Landgerichtsoberschreiber /:Mieter:/ 

II. Stock 1 Wohnzimmer und  Kammer, Küche
Unterschrift Forster, Oberschr.

3. Anton Saliska  Schulgehilfe /:Mieter:/ 
II. Stock 1 Wohnzimmer und 1 Kammer
Unterschrift Saliska

4. Magdalena Lommer Uhrmacherstochter /:Mieterin:/
I. Stock 1 Wohnzimmer und Kammer
Unterschrift Magdalena Lomer

5. Michael Lommer Hauseigenthümer
2. Nebengebäude
Eine Holzschupfe"


Im Grundsteuerkataster von 1860 ist Michael Lommer - Hausname "Beim Uhrmacher" noch als Alleinbesitzer aufgeführt.
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5047

"Wohnhaus Holzschupfe und Hofraum  PlNr. 90 und Wurzgarten PlNr. 90 b"


Das Ehepaar Lommer, Michael und Katharina, bekam offensichtlich keine eigenen Kinder. Eine Anna Lommer, der das folgende Kapitel gewidmet ist, bezeichnete die Katharina Lommer als ihre Ziehmutter.

 






Das Kötztinger Pfingstkranzl im 19. Jahrhundert

Auch wenn in vielen der Kötztinger Marktrechnungen  eine Anna Lommer als die Person bezeichnet wird, die für die Anfertigung des Pfingstkranzls in den meisten Jahren bezeichnet wird, so ist es doch einfacher, dieses Kapitel vom Ende her zu betrachten. 
Mit 91 Jahren verstirbt die Uhrmacherwitwe Katharina Lommer in Kötzting im Distriktskrankenhaus.

Staatsarchiv Landshut Rep 166N-12 Nachlassakten Rep 166N-12 Schachtel 16 Nr. 88 

Die Verstorbene "hinterließ nichts als ein Bett u. ein paar alte unbrauchbare Waschstücke. Auf das Bett, welches noch im Krankenhause ist, macht die Spitalstiftung Kötzting Anspruch, da F. Lommer Spitalpfründerin war."
Einschub
Im Januar 1863 hatte Johann Lommer sein Haus an den Binder Joseph Dirnberger verkauft und war fast zwei Jahre später am 30.12.1864 an "Marasmus senilis", also Altersschwäche, verstorben.  Aus der Zeit danach kennen wir ein Unterstützungsgesuch der Uhrmacherswitwe Katharina Lommer. 
In das Kötztinger Bürgerspital konnte man sich zwar mit einem Kapitalstock einkaufen, gleichzeitig wurden aber auch einige "Pfründter" auch auf dem Gnadenweg aufgenommen. In beiden Fällen jedoch gab solch ein Spitalbewohner die Kontrolle über sein eigenes Leben auf. Selbst persönliche Gegenstände, wie das eigene Bett gehörten nun zur Erbmasse des Spitals.
Einschub Ende
Als einzige noch lebende Verwandte hieß es: " lebt nur noch eine Stieftochter Anna Lommer, Blumenmacherin in Regen"
Im Regener Bezirksamt ließ dann Anna Lommer folgendes Gesuch für das Kötztinger Amt protokollieren:

"Die heute auf Ladung erschienene Anna Lommer, Blumenmacherin nun Regen, erklärt heute, daß sie auf den Rücklaß ihrer Erziehungsmutter der Uhrmacherswitwe Kath. Lommer keinen Anspruch mache und bemerkt, daß sie bezüglich des von derselben hinterlassenen Bettes bereits dem Magistrat Kötzting mit der Bitte ihr dasselbe abzulassen sich gewendet habe, da sie hiefür demselben das sog. Pfingstkränzchen in kommenden Jahren unentgeltlich anzufertigen sich verpflichte.
k. Notar  pr 15. Septemb. 1872  Unterschrift Anna Lommer
"

Der Markt - vom Kötztinger BZA aufgefordert - bezieht Stellung und teilt mit, dass das Gesuch der Anna Lommer abgelehnt wird, weil von ihr, da "in unsicheren Verhältnissen" lebend, solch ein Versprechen auf die Zukunft gar nicht gegeben werden konnte und die Spitalstiftung - als Besitzerin des Bettes - und die Kommunalkasse - als Auftraggeberin des Pfingstkranzls - getrennte Verwaltungen bilden würden.
Zusätzlich wird vermerkt, dass die - uneheliche - Tochter Amalie der Anna Lommer, nun verheiratet mit dem Schreiner Josef Mühlbauer und in Regensburg sich aufhaltend, ebenfalls Ansprüche an das Bett gestellt hatte. 
 Auch die Ansprüche der Amalia Mühlbauer werden zurückgewiesen und beide Frauen auf den Zivilklageweg verwiesen.

Gesichert seit 1841 - mit einer kleinen Lücke Mitte der 40er Jahre - jedenfalls steht Anna Lommer,  anfangs noch als Bürgerstochter bezeichnet, in den Kötztinger Marktrechnungen wegen der Herstellung des Pfingstkranzls.

Liste der nachgewiesenen Hersteller des Kötztinger Pfingstkranzls, von Ludwig Baumann, in "Kötztings Bürgerstolz" von Brigitte Ertl aus dem Jahre 2013. Bei der nur kurz mit  "Mühlbauer" überlieferten Fertigerin aus dem Jahre 1871 KÖNNTE es sich um die oben bereits erwähnte Amalia Mühlbauer, die Tochter der Frau Lommer, gehandelt haben.

1841: "für das Ehrenkränzchen welches bey Abhaltung des Pfingstrittes an den preißwürdigsten Jüngling jährlich vertheilt wird erhielt die Bürgerstochter Anna Lommer 6 Gulden 6 Kreuzer"
1842: "für das zu vertheilende Ehrenkränzchen" 5 Gulden 24 Kreuzer und "für Verfertigung der 4 Preisfahnen" weitere 24 Kreuzer
In den Folgejahren bis 1870 blieb der Betrag dann konstant bei den fast 5 1/2 Gulden.

Eines der Kranzl aus dem Buch, das gesichert der Anna Maria Lommer zugeordnet werden kann.

Wie groß der Interesse der Kötztinger an diesem Thema ist/war, kann man gut an den Besucherzahlen bei den vielen Ausstellungen und Veranstaltungen ermessen.
Hier ein Bild die Ausstellung mit den Pfingstbildern und den Pfingstkranzln aus dem oben genannten Buch.
Bild Christa Rabl-Dachs


Aus dem Jahre 1875 stammt ein Schreiben, das die Regener Blumenmacherin an den Magistrat geschickt hatte, in dem sie behauptet, bereits seit 50 Jahren dieses Kranzerl zu machen, was aber nicht den überlieferten Akten entspricht, auch wenn sie über eine sehr lange Zeit die Schöpferin des Kranzls gewesen war.

Regen den 22. April  75
  
Eier Wohlgeboren !
  
werden entschuldigen das ich so frei bin, und mich an Sie wende mit der bitte mir freundlichst mit zu theilen wen ich die Ehre habe das Pfingstkränzchen wider zu machen weil ich mir den Drat  dazu von weiter her zu besorgen habe, heier mache ich es schon 50 Jahre bitte nochmal um baldige Antwort
  
es empfilt sich ergebenst
  
  Anna Lommer




Am 10.1.1863 verkauft Lommer Michael sein Haus an den Kötztinger Binder Josef Dirnberger.



Josef Dirnberger und Franziska Wühr


StA Landshut Grundsteuerkataster Umschreibeheft Nr. 5041


"Verbrieft am 10. Jänner 1863  Nr. 506
Angemeldet den 10. Jänner 1863. Lommer Michl Hs Nr. 45 von Kötzting verkauft  an Dirnberger Josef Binder von Hier
Lit A das Haus Pl Nr. 90 mit 4 d dann Garten PlNr 90b mit 3 d und Gemeinderecht mit 1650 Gulden
Unterschriften Lommer  Dirnberger"






Ein Monat später, am 11.2.1863, heiratete der Kötztinger Küfnermeister Josef Dirnberger - Sohn des Küfners Josef D. und seiner Frau Anna, einer geborenen Dimpfl - die Reitensteiner Häuslerstochter Franziska Wühr.
In der Folgezeit werden die beiden 4 Kinder bekommen.
Theresa 1863  im Kindesalter verstorben
Franziska 1865 im Kindesalter verstorben
Anna 1867 und
Josef 1872
Schon vor seiner Ansässigmachung finden sich Dokumente des jungen Küfners im Stadtarchiv.
Aus dem Jahre 1849 liegt ein Wanderbuch vor, als er ein ganzes Jahr unterwegs gewesen war. AA X 18
Aus dem 1855 stammt ein Entlassungsschein vom Militär, in dem seine Rückstellung konstatiert ist. AA X-122
Drei Jahre später war Josef Dirnberger dann der Kötztinger Pfingstbräutigam.





Im Jahre 1861 will die Witwe Anna Schaffner die Binderkonzession ihres verstorbenen Mannes verkaufen, für die sich unter anderem auch Josef Dirnberger bewirbt, der dann am 9.1.1862 tatsächlich die personale Gewerbskonzession als Küfner erwerben kann. Über den Umweg der Regierung ist es dann im Jahre 1862 soweit, er bekommt seine persönliche Konzession.

StA Kötzting AA X 19 Konzessionserteilung

"Binder Dirnberger Josef  29.1.1862 von der k. Regierung verliehen worden."

Im Jahre 1866 werden im Zusammenhang mit er Organisation der Landwehr Ortslisten erstellt, in denen die einzelnen wehrfähigen Männer aufgeführt sind.
Josef Dirnberger findet sich dort mit folgendem Eintrag:

StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1564 Landwehr im LG Kötzting Ortslisten von 1866
"Dirnberger Josef - Binder - Kötzting - (geboren am) 18.Juni 1832 - verehelicht - (Größe)  6 Fuß
tauglich
(Frage nach einem bereits erfolgten Militärdienst) - nein - (allgemeine Bemerkungen) - hat Waffen als Landwehrmann
 




Im Jahre 1887 findet sich ein Bauantrag des Nachbarn und Bäckermeisters Franz Hofmann, auf dessen dazugehörigen Lageplanlegende auch die Funktionen der Nachbarsgebäude beschrieben sind. 


StA Kötzting 602-1

a: Wohnhaus des Bauherren
b: Wohnhaus des Josef  Dirnberger Binder
c: Werkstätte desselben
d: Wohn und Nebengebude des Josef Leßzcur
e: Hofraum und Garten desselben
f: Rathaus
g: Wohnhaus des Josef Liebl Fragner
h: Stallung desselben
i: Wohnhaus des Mich Huber Nagelschmiedt
k: Marktgassen



Dirnberger Josef und Wanninger Maria



Am 25.1.1899 heiratete der Kötztinger Bindersohn Josef Dirnberger die Ramsrieder Wirtstochter Maria Wanninger und bekam dann auch das Haus übertragen.
Josef Dirnberger, der Vater, verstarb schon wenige Jahre später am 7. Juni 1903 im Alter von fast 71 Jahren  und hinterließ neben seiner Witwe Franziska auch noch zwei weitere Kinder.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 44 Nr. 47 Hanr 45 Dirnberger Josef von 1903

"Erben:
Franziska geb. Wühr, wohnhaft in Kötzting
Dirnberger Josef Bindermeister in Kötzting
Lindner Anna, geb. Diermeier Kaufmannsgattin in München Haberlstraße 11"

In einem Protokoll zur Nachlasssache erklärte der Sohn die familiären Verhältnisse und unterschrieb diese auch im Namen seiner Mutter und Schwester.

Im Umschreibeheft des nächsten Grundsteuerkatasters finden sich die nächsten Besitzer
oder genauer:



 

Vom Erben, Josef Dirnberger, gibt es im Stadtarchiv einen damals sogenannten Familienbogen. 
StA Kötzting 024 Buchstabe "D"

In diesem Akt findet sich auch das Schreiben Josef Dirnbergers, der sich nun erst - als Haus- und Grundstücksbesitzer - um das Kötztinger Bürgerrecht bewerben kann
StA Kötzting 024 Buchstabe "D"
" Kötzting, 4. November 1903
Bürgerrechtsgesuch des Josef Dirnberger betr.
Erscheint Josef Dirnberger, Bindermeister dahier Haus No 45 und bringt vor:
Ich bin hier beheimatet, besitze seit Januar 1899 das Anwesen Hs No 45, ich bezahle alle Gewerb, Haus- und Grundsteuer, Armenunterstützung habe ich noch nie erhalten, ebenso wurde ich noch nie bestraft. Ich bin verheiratet, betreibe das Gewerbe eines Bindermeisters.
Nachdem die Voraussetzungen des Art. 11 der Gem. Ordnung gegeben sind, ersuche ich mir das Bürgerrecht in der Gemeinde Kötzting verleihen zu wollen. Die bei meiner Verleihung erlegten Heimatgebühren zu 40 M bitte ich an der Bürgerwehrs Gebühr abzioehen zu wollen.r
Unterschriften:
Josef Dirnbeger
Zur Sitzung Magistrat Kötzting Liebl "

Dirnbergers Gesuch war erfolgreich, schon nach der der nächsten Magistratssitzung erhielt er die Zustimmung zu seinem Antrag.
StA Kötzting 024 Buchstabe "D"

".... mit Magistratsbeschluß vom 21. ds Monats wurde Ihnen das Bürgerrecht in hiesiger Gemeinde gegen 45 M 71 Pf Bürgerrechtsgebühren verliehen. Nach Einzahlung dieses Betrags nebst 2 M Gebürhr für die Urkunde und 20 Pf Insinuationsgebühren in Se. 47 M 91 Pf erhalten Sie die Bürgerrechtsurkunde 
Kötzting , 23. Nov. 1903 Magistrat Liebl"
 
Im Jahre 1908, genauer am 2. März, verstarb im Alter von 80 Jahren dann auch die Mutter des Hausbesitzers, Franziska Dirnberger, eine geborene Wühr.
Ein halbes Jahr, nachdem ihr Mann verstorben war, hatte sie ihr Testament verfasst und mit zittriger Hans auch eigenhändig unterschrieben.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 49 Nr. 1004 von 1908 Hanr 45 Dirnberger Franziska


Der damalige Kötztinger Notar, der Frau Dirnberger nicht persönlich kannte, zog als Zeugen dann den Kötztinger Kaufmann Salomon Hahn - die Nachkommen Salomon Hahns und deren Angehörige wurden eine Generation später von den Nazis um ihr Anwesen gebracht und zur Emigration in die USA gezwungen -  und den Gastwirt Johann Pfeffer hinzu.
Sie möchte mit ihrem ganzen Restvermögen ihre beiden Kinder übergehen. Die Tochter, weil diese in München kinderlos und in guten Verhältnissen lebe und den Sohn, weil er das Haus bereits bekommen habe. Sie möchte ihr Vermögen direkt an die Kinder des Sohnes weiterreichen und hoffe, dass ihre Kinder diesen ihren Wunsch respektieren. Sollten sie dieses nicht tun, so legte sie fest, dass die Kinder alle Leistungen, die sie bereits erhalten hätten sich auf ihren Pflichtteil würden anrechnen lassen müssen.
.
Doch zurück zu Josef und Maria Dirnberger
6 Kinder bekam das Paar, von denen vor allem Michael Dirnberger, geboren am 21.7.1907 wohl vielen Kötztingern noch in Erinnerung geblieben ist, wie er - nach Feierabend - tagtäglich auf der Bank am Rathauseck öffentlich seinen Feierabend genossen hatte.
Aus dem Jahre 1908 findet sich in seinem Heimatrechtsakt noch folgende Beschwerde, die auch zeigt, welche Unterschiede auch in der Gewerbeordnung der Besitz oder Mangel des Bürgerrechts ausmachen konnte. Der Binder Josef Dirnberger beschwert sich beim Magistrat wegen einer Auftragsvergabe an einen anderen Kötztinger Binderkollegen, welcher jedoch (noch) kein Kötztinger Bürger gewesen war.
StA Kötzting 024 Buchstabe "D"

"Kötzting, 21. März 1908
Erscheint Josef Dirnberger und bringt an:
Der Friedhofverwalter H. Stauber hat vor einigen Tagen bei dem Binder Wühr 12-14 Stck Friedhofspflöcke angeschafft. Nachdem ich Bürger des Marktes bin, Wühr aber nicht, so glaube ich eher ein Recht zu besitzen auch gemeindliche Arbeiten als ein anderer. Ich bitte es wolle Herr Stauber sofort angehalten werden, die Arbeit entweder mir die Hälfte, oder im Submissionswege zu vergeben. Ich beantrage Gegenwärtiges dem Collegium zu unterbreiten
"


Obwohl bereits im Mai 1872 geboren, wurde Josef Dirnberger trotzdem im Ersten Weltkrieg eingezogen.
Im Militärarchiv in Ingolstadt finden sich unter seinen Daten (Geburtstag, Geburtsort , Vor- und Nachname) folgende Einträge:
Ancestry.com: 31433_bh10275-00043

Josef Dirnberger wird in seiner Kriegsstammrolle beschrieben:
Größe        1.63 m
Gestalt       untersetzt
Kinn          oval
Nase          stumpf
Mund        gew(öhnlich)
Bart          rotblond
Haar         blond
bes. Kennzeichen keine
Ancestry.com: 31433_bh10275-00043

Seine aktive Zeit beim Militär dauerte vom 17.1.1917 (beim Landwehr Infanterie Regiment) bis zum 24.11.1918, als er wieder entlassen wurde. Er scheint v.a. im Garnisonsbereich eingesetzt gewesen zu sein und vorher auch keinen Militärdienst hatte ableisten müssen, weil er an anderer Stelle bei seinem Dienstantritt als "ungedienter Landst."(?)  bezeichnet wird.
Im Februar 1918 musste er in Grafenwöhr an einem "Sonderkurs über Stiel- und Eierhandgranaten" teilnehmen, bevor es im Frühjahr 1918 bis zum Kriegsende doch noch zu einem Einsatz "im Kriegsgebiet Belgien" kam.
8 Tage, vom 14.11.-22.11. 1918 dauerte der Rückmarsch des Bataillons, als der Krieg zu Ende war.
Ancestry.com: 31433_bh10275-00043

Mit seiner Unterschrift bestätigte er bei seiner Entlassung, dass er über etwaige Versorgungsansprüche aufgeklärt worden war.




Laut einer Mietertragsliste aus dem Jahre 1937 bewohnten das Erdgeschoss des Hauses Josef Dirnberger und Barbara Bachmeier. Im ersten Stock dann erneut Josef Dirnberger und ein Josef Bauer. 

Photo Pongratz Grabstein Dirnberger am Alten Friedhof

Familie Dirnberger
Fannerl Dirnberger 6.5.1911 -25.5.1916
Xaver Dirnberger 30.6.1904 - 14.5.1953
Nun zunächst die Eltern:
Josef Dirnberger  * 12.3.1872 + 2.12.1938
Maria Dirnberger * 2.8.1874 + 9.7.1964
Und am Ende
Michael Dirnberger * 21.7.1907  + 12.7.1973


 Michael Dirnberger und Franziska

Michaels älterer Bruder, Josef, ebenfalls ein Küfer/Binder/Schäffler, setzte die Tradition der Familie fort, aber nicht mehr auf dem Haus, sondern bei einer Brauerei in Haag, in Oberbayern.
Nach den 3 Generationen als Küfner kam nun ein Schuster auf das Haus und Michael Dirnberger verband sein Hobby, die Geflügelzucht, mit seinem Beruf als Schuster. In seiner Werkstatt sangen die Kanarienvögel um die Wette, während er die Schuhe der Kötztinger Bürger reparierte. Nach getaner Arbeit konnte man sich drauf verlassen, dass "der Dirnberger" am Rathauseck auf der Bank saß - gerne auch zu zweit zusammen mit Herrn Kolbeck und dessen rauflustigen Foxl - und das Leben im Markte genoss.

Bei der Beerdigung Michael Dirnbergers im Jahre 1973 sprach der Kötztinger Stadtpfarrer in seiner Trauerrede auch das an, an das ich mich, und sicherlich viele unter uns älteren Kötztingern sich am meisten erinnern, wenn die Rede auf ihn kommt, eben diese, die Bank am Rathauseck.
KU vom Juli 1973


Im Februar 1961 gehörte der Schuster Michael Dirnberger zu den Mitbegründern des Kötztinger Geflügelzuchtvereins. Einige der hölzernen Vogelkäfige, die sich mein Vater im Laufe seines Lebens und genutzt hatte, stammten aus seinem Besitz.
Vom August 1961 stammt der folgende Ausschnitt aus einer Versammlung des neuen Vereins.
KU vom August 1961 Bericht einer Sitzung des Kötztinger 

Diese Standarte, 1961 als große Überraschung angekündigt, befindet sich mittlerweile im Stadtarchiv, da der Verein vor wenigen Jahren aufgelöst wurde.
Foto Pongratz

Foto Pongratz


Foto Pongratz auch das "Taferl" für den "Taferlbuam" bei Umzügen hat sich erhalten.








Arbeitskreis Heimatforschung U249-1-1971
Michl Dirnberger, der Vorstand des 1961 gegründete Kötztinger Geflügelzuchtvereins, hier im
Vereinslokal Miethaner im Kreise seiner Vorstandsmitglieder.

Februar 1972 erneut eine Geflügelausstellung mit Michael Dirnberger zentral in der Mitte.



Das Dirnberger-Haus und das "Pestkreuz"


Die Tatsache, dass das offen am Haus angebrachte große Kreuz mit der Figur des Gekreuzigten in Kötzting den Namen "Pestkreuz" trug, hat in der Vergangenheit auch bei manchen an der Geschichte interessierten Personen zu der Idee geführt, hinter dem Dirnbergerhaus wäre früher Kötztings Pestfriedhof gewesen. Zwei Argumente sprechen aber dagegen, zum ersten befand sich das Areal, auf dem dieser Friedhof behauptet wird,  immer innerhalb der Marktbefestigung - Pestfriedhöfe wurden eigentlich immer außerhalb eines Ortes angelegt - und zum zweiten kennen wir den Ort, an dem in Kötzting ab 1580 ein Pestfriedhof angelegt worden ist aus vielen Aktenprodukten.
Es gibt ein Argument, das hier allerdings berücksichtigt werden muss, und das sind Berichte über Funde von menschlichen Knochen in dem Bereich zwischen den Häusern in der Rathausgasse und der Wurmhöhe. Solche Funde einmal zu sichern und diese mit möglichen Ursachen in Verbindung zu bringen, ist eine Aufgabe für die Zukunft. Auch eine Art von Massengrab als Folge des Brandes im November 1633 ist denkbar.

Kreisfilmbildstelle LK Cham 104502 Kötzting 1985


AKH KU SW078 Das Pestkreuz

KU vom September 1955

In dem Artikel über das Dirnberger-Haus wird die Herkunft des "Pestkreuzes" zumindest mit dem echten Friedhof oberhalb des Marktes in Verbindung gebracht. Das - zugegeben schlechte - Photo der Zeitung zeigt das Kreuz noch auf der Regenseite des Hauses und damit für die meisten Betrachter nicht zu sehen.
Im Dezember desselben Jahres wurde es dann auf die der Rathausgasse zugewandten Seite umgehängt.
KÖZ vom Dezember 1955

Von Bepp Fischer haben wir eine Abbildung bekommen, die das Kreuz auch noch auf der Südseite zeigt.
Arbeitskreis B469

Ausstellungen im Dirnberger-Haus.


In den Jahren 1992 und 1993 diente das altehrwürdige Haus in der Rathausgasse als ein würdiger Rahmen für eine Doppelausstellung über die heimische Volkskunst.
Frau Marianne Gützlaff und Frau Brigitte Ertl kuratierten diese Ausstellung und luden ein.

Bild Ertl Brigitte


Dank der Dokumentation dieser Ausstellungen durch Frau Ertl haben wir nun sogar einige Bilder aus dem Inneren des kleinen Hauses.
Bild Brigitte Ertl, das Kruzifix ist mittlerweile entfernt und nur noch an seinen Umrissen zu erkennen.

Bild Brigitte Ertl: Die große Stube

Bild Brigitte Ertl 


Bild Brigitte Ertl 

Bild Brigitte Ertl 

Noch im November desselben Jahres wurde die Ausstellung im Balkenzimmer im Haus des Gastes erneut vorgestellt, zusammen mit einer Lesung von Frau Paula Dittrich.
Im Sommer 1993 kam es dann zu einem dritten Ausstellungstermin.

Die letzte Stunde des Hauses hat geschlagen:

Dank der Aufmerksamkeit von Frau Christa Rabl Dachs und Marianne Kretschmer haben wir im Arbeitskreis auch einige Aufnahmen vom Abbruch des Hauses und sogar eine genauere Vorstellung vom Inneren.

Skizze Frau Kretschmer

Foto Kretschmer: im Zimmer Nummer 2
Foto Kretschmer: Im Hause befand sich offensichtlich am Ende des Hausgangs eine "Selchkammer"

Foto Kretschmer: Detail des Räucherofens.

Foto Kretschmer: Die Räucherkammer am Ende des Flurs im Erdgeschoss.

Foto Kretschmer: Im Obergeschoss die erkennbaren Fachwerkausmauerungen

Foto Kretschmer: Detail im Gebälk: die Markierungen bei der Hausbegehung an "Heiligen-Drei-König"

Foto Kretschmer: Im Dachstuhl, ursprünglich wohl Zier- und Belüftungsöffnungen für den Kniestockdachstuhl und später dann Abfluglöcher für die Brieftauben des Geflügelzüchters.

Foto Kretschmer: Im Dachstuhl

Foto Kretschmer: Ständerbauweise mit Fachwerkausmauerungen im Obergeschoss, hier die Südseite.

Foto Kretschmer: Das Ende des Dirnberger-Hauses.

Aus dem Jahre 1995 besitzt der Kötztinger Arbeitskreis noch zwei Bilder, die uns den letzten Zustand des Hauses kurz vor dem endgültigen Abriss zeigen, die Nebengebäude sind auf dieser Aufnahme bereits Geschichte.
Sammlung Arbeitskreis Heimatforschung Häusergeschichte Rathausgasse 3

Sammlung Arbeitskreis Heimatforschung Häusergeschichte Rathausgasse 3



Die Situation heutzutage:



Das Dirnberger-Haus und die Rathausgasse im Jahre 2022. Bild Pongratz 


Was bleibt, bzw. was blieb?


Wenig ist übriggeblieben vom alten Dirnberger-Haus außer der Erinnerung.
Aus dem Bauschutt beim Abbruch konnten Frau Rabl-Dachs und Frau Kretschmer noch zwei Kleinigkeiten retten: Schuhe und die Türe zum Backofen/Räucherkammer.
Foto Kretschmer: 

Foto Kretschmer: 

Foto Kretschmer: 

Foto Pongratz: Die blechverschlagene Innenseite

Foto Pongratz: Die Außenseite der Backofen/Räucherkammertüre


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