Kötzting im Jahre 1913
Der Jahreswechsel
Die Kötztinger Hunde mussten regelmäßig vorgeführt und "visitiert" - also äußerlich kontrolliert - werden als eine Maßnahme zur Eindämmung der Hundetollwut. |
Simon Hahn in der Marktstraße - heutzutage Elektro Vogel - war das damals neben dem "Gartner" und dem "Häfner" die beste Adresse für Bekleidung in Kötzting. |
Im Kötzting der Gegenwart ist es der Arbeitskreis Heimatforschung, der sich in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen die Aufgabe gestellt hat, vergangene Zeiten festzuhalten, dies auch häufig mit Zeitzeugen durchführt und so längst vergangene Lebensbilder versucht festzuhalten. Vor 100 Jahren hat sich in dieser Hinsicht der Kooperator Peter Riederer sehr verdient gemacht. Er befragte ältere Mitbürger und berichtete dann über deren Leben in der Tagespresse, er ackerte sich durch die Pfingstakten des Kötztinger Marktarchives und forschte in den Pfarrmatrikeln. Für uns, 100 Jahre später, ist dies in manchen Fällen ein richtiger Sprung in weit zurückliegende Zeiten.
Die angeführten Zeitungsausschnitte und Zusammenfassungen stammen vom Kötztinger Anzeiger, der fast vollständig in der Bayerischen Staatsbibliothek in München - früher die Hof- und Staatsbibliothek - unter der heutigen Signatur 4Eph.pol.3cel 1900 ff zu finden ist.
Peter Riederer |
In seinem Bericht über Benedikt Schwarz schreibt Peter Riederer am Anfang noch, dass bisher - also 1913- noch nicht erforscht gewesen war, auf welchem Haus diese Familie denn gewohnt und somit in welchem Hause der Sohn Benedikt im Jahre 1715 geboren worden war. Nun wir sind heute da etwas weiter, auch wenn ich zugeben muss, dass der Nachweis der Familienzusammengehörigkeit des Hans Georg Schwarz mit seiner Frau Anna Maria aus dem "Billich-Clan" eine harte Nuss gewesen ist, die es zu knacken galt. Diese Familie wohnte auf dem Hause mit der alten Hausnummer 42, also dem jetzigen Anwesen Heigl in der Marktstraße. Hier der link zur passenden Häuserchronik.
Vieles in seiner Zusammenstellung deckt sich mit unserem heutigen Wissen, manches jedoch ist nicht richtig, so macht er genau beim "Weiß auf der Höh" den Fehler, die Namenträger "Weiß", die es im Markt Kötzting bereits mit Beginn der Aufzeichnungen gab, ohne jeglichen Beleg mit den "Weiß" in Verbindung zu bringen, die später die Namensgeber für diesen sprechenden Hausnamen geworden sind. Beide "Weiß-Linien" haben nachweislich nichts miteinander zu tun. |
Die Behörde wich für ihre Amtsgeschäfte auf das oberste Stockwerk im Gasthaus Lemberger - nun Mühlbauer (Godl) - aus und der Bezirksamtmann, der ja im zweiten Stock seine Wohnung gehabt hatte, musste sich für lange Zeit eine neue Unterkunft suchen.
„Blindengirgl“ verstorben: in Haus verstarb heute der älteste Mann der Pfarrei, der Häusler und Musiker Georg Wagerer, genannt Blindengirgl. Geboren 1818 hat er 95 Jahre beinahe vollendet. Getauft war er zu Grafenwiesen von dem damaligen Schloßgeistlichen Pater Nikolaus Maurer, einem säkularisierten Franziskaner, gemeinhin Pater Nigl, geheißen….. Der Name Blindengirgl rührt daher, weil sein Großvater, ein Häusler in Ansdorf, der als Musiker am Kirchenchor Hohenwarth mitwirkte, blind war. Auch der Verstorbene blies bis in die allerletzte Zeit noch gerne und kräftig auf der geliebten Klarinette.
Ähnlich gespickt mit vielem Wissenswerten war sein nächster Beitrag über die Pfarrkirche Kötzting als Grundherr, erschienen noch im April 1913. Nicht nur, dass er einzeln die 18 Höfe aus Kötztings Umgebung aufzählt, die in der Vergangenheit zur Kirche Kötzting grundbar gewesen waren, er erläuterte auch die verschiedenen Arten der einzelnen Abgaben und die Rechte und Pflichten, die solch ein Untertan-/Grundherrverhältnis mit sich brachte.
Die letzten Beiträge hatte Peter Riederer wohl bereits fertig in der Schublade, denn wie oben bereits angedeutet, war er ja Mitte Februar kurzfristig nach Wettzell versetzt worden.
Am 14.2.1913 kam die Nachricht in Kötzting an, dass Peter Riederer Kötzting zu verlassen hatte und dieser Beschluss kam dann wohl - liest man seinen "Abschiedsgruß" - eher überraschend und auch sehr kurzfristig.
Doch nun zurück zum Jahresablauf in Kötzting
Der Titel lautete: Das Vater Unser in der Christnacht.
In dem Beitrag über die Bürgersfamilien kam ja bereits ein erster Hausname (Weiß auf der Höh) vor. Aus den Geschäftsanzeigen im neuen Jahr finden wir eine Erklärung für zwei weitere "Hausnamen", die sich - zumindest bei älteren Kötztingern - noch heute erhalten haben
Christian Bauer - der "Christianschneider" auf der alten Hausnummer 9 |
Michl Winter - der "Winterschneider" - auch dieser vereinigte den Beruf mit seinem Namen. |
Wie sehr sich das Leben Kötztings heutzutage von den Gegebenheiten damals unterscheidet, kann man gut an der Metzgerstatistik und an der Geschäftsanzeige des Josef Amberger - Amberger Hof - erkennen. 2500 Stück Vieh wurden im Jahre 1912 in Kötzting geschlachtet und im Hause des Josef Amberger gabs damals eine größere Verkaufsaktion von Rindviechern.
Der Lichtenegger Bund feiert: Die Generalversammlung der Ritter brachte eine neue Vorstandschaft und man einigte sich auf einen Ball, ein Kinderfest und eine Herrenkneipe im Fasching und wollte „während der Fremdensaison“ einen Ausflug zur Burg Lichtenegg anbieten.
Dieser Faschingsball am 6. Februar - der Fasching 1913 war ein sehr kurzer und kompakter - war ein voller Erfolg: “in glänzender Rüstung kommen die Ritterscharen, vereinsamte Höhen hinter sich lassend, herangesprengt und gar bald füllen sich die gastlichen Räume der in einen Märchenhain verzauberten Burg“. Beim Kinderfest konnten sich die kleinen Ritter und deren Ritterdamen eines „soeben mittels Zeppelin aus Adrianopel eingetroffenen Walis(?) erfreuen.
Für Montag den 20.1. hat Pfarrer Nagler die Wahl der
Kirchenverwaltung ausgeschrieben; er betont ausdrücklich: „ die Stimmabgabe ist eine geheime“. Die
Kötztinger Bürger Josef Stauber, Leopold Januel, Vitus Oexler, Johann Wensauer
und Josef Decker scheiden aus dem Gremium aus. Die Herren Decker, Wensauer und
Stauber wurden aber wiedergewählt und zusammen mit Franz Grassl und Ludwig
Waldmann bildeten sie nun die neue Kirchenverwaltung.
Der Lichtenegger Bund
tagte wechselweise in der Post, beim Dimpfl und beim Wagner
Auch das Vereinslokal - für Versammlungen und zum "Winterturnen" - des Turnvereins
war beim Dimpfl (Georg Mühlbauer) und dorthin lud der Verein zu einem Tanzkränzchen.
Zur Erinnerung an den Beginn der Freiheitskriege gegen Napoleon stellte der Turnverein ein ganz besonderes Programm zusammen, vom Bergfeuer bis hin zu einer Kundgebung.
Zum 17. März wolle dieser eine Erinnerungsfeier an den
Turnvater Jahn abhalten. Wie im Jahre
1813 die Jünger Jahns zu den ersten zählten, die zu den Waffen griffen, so
haben die Turnvereine jetzt das Recht und die Pflicht, nicht zu versäumen als
erste mit einer Erinnerungsfeier in den Vordergrund zu treten. So werden am 17.
März, dem Tage des Aufrufe“ An mein Volk“ wenn irgend möglich Feuermal
aufgerichtet….Der Turnverein Kötzting wird deshalb am Montag den 17. März,
abends um ½ 8 Uhr auf der Höhe in Weissenregen ein großes Berg=Feuer abbrennen
lassen, dann mit Trommelschlag vom Vereinslokale zum Kriegerdenkmal ausziehen,
eine Ansprache halten und nach Absingen des Turnerliedes „Ein Ruf ist
erklungen“ wieder in der Vereinslokal zurückmarschieren.
Karl Lindner als Vorsitzender des Turnvereins hielt die Rede und der KA berichtete unter "Vermischte Nachrichten"
Die Bayerische Genossenschaftsmästerei traf sich in der Post und der Krieger und Veteranenverein bei Georg Mühlbauer(Dimpfl).
Der Burschen und Wandererverein rief seine Mitglieder in den Saal des Josef Irlbeck.
Der Gabelsberger
Stenographenverein tagte bei Franz Mühlbauer und wählte den Kaufmann Andreas Krämer als neuen Vorstand. Der Buchdruckereissohn Oexler Josef wird zum Schriftführer und als Bibliothekar wird der Kaufmannssohn Herr Julius Kirschner gewählt.
Seinen Maskenball jedoch hielt der Stenographnverein ebenfalls beim Dimpfl ab.
Der Kötztinger landwirtschaftliche Lokalverein hielt ebenfalls seine Generalversammlung im Gasthaus Graßl, ab, der neue Vorstand beschloss ein Volksfest für den 14. bis 17. August mit Tierschau und Ausstellung von Obst und Getreide durchzuführen. Der Mesner Karl Obermeier wurde der neue Vorstand.
Der Katholische
Gesellen Verein (Vorläufer des Kolpingsvereines) trifft sich regelmäßig beim
Januel und gibt sich in diesem Jahr ebenfalls eine neue Vorstandschaft mit den
Herren Schötz Josef, Vitus Oexler und Ludwig Fleischmann. Die vereinseigene
Bibliothek enthält 600 Werke und steht den Mitgliedern jeden Sonntag kostenlos
zur Ausleihe zur Verfügung.
Der Männergesangsverein
empfiehlt sich im Saale Georg Mühlbauer (Dimpfl) mit einem karnevalistischen
Abend.
Die Generalversammlung des Frauenvereins vom Roten Kreuz wird in der „Post“ veranstaltet und
die Generalversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Kötzting im Wirtshaus
Franz Mühlbauer. Die Vorstandwahlen der Feuerwehr bestätigten im
Wesentlichen die alten Vorstände mit dem Bankier Liebl jr. als Vorstand, dem
Kommandanten August Hofner und dem Kassier Simon Hahn.
Auch dies ein Beispiel - ähnlich wie beim Bibliothekar des Stenographenvereins Julius Kirschner - wie gut die jüdischen Familien Kötztings in die (Vereins) Gesellschaft integriert waren.
Die FFW Arndorf kommt
beim Kauer in Kammern zusammen, um
Bürgermeister Pritzl Josef als Vorstand und Wiesmeier Josef aus Grub als ihre Kommandanten zu wählen.
Der Verschönerungsverein
Kötzting tagte im Deckerschen Bräustübl. Der alte und neue Vorstand, Herr
Forstmeister Hubrich, berichtete von dem neuesten Vorhaben: Der sehr beliebte Spaziergang nach
Weissenregen solle mit Teer=Makadam Pflaster versehen werden.
Forstmeister Hubrich Kötztings Ehrenbürger |
Bild Haymo Richter |
Der Obstbauverein
Kötztings und seiner Umgebung (Umgebung geht hier bis hinauf nach Lam, wo
die nächste Versammlung stattfinden soll)
trifft sich mit zahlreichen Mitgliedern für seine Generalversammlung im
Rittersaal des Gasthofes „Zur Post“. 250
Mitglieder zählt der Verein und es sind im Laufe des Jahres 1220(!) Obstbäume
an die Mitglieder abgegeben worden. seine
Ende April führte die kgl.
Priv. Feuerschützengesellschaft seine Vorstandswahlen im Gasthause Karl
Kollmeier durch. Es wurde beschlossen beim großen Volksfest im August diesen
Jahres ein Festschießen zu veranstalten.
Die 1.
Zimmerstutzengesellschaft, der zweite Kötztinger Schützenverein, tagte bei
Karl Dreger, um seine Vorstandwahlen durchzuführen und veranstaltete gleich ein
Preisschießen anlässlich der Namenstagsfeier des Schützenbruders Georg Dreger.
Auch sie wollten zum großen Volksfest im Sommer ein eigenes Festschießen
anbieten.
Der Bienenzuchtverein
Kötzting und Umgebung traf sich bei reger Beteiligung in der Brauerei des
Josef Decker und die Mitglieder sahen einen Lichtbildervortrag über die Rentabilität der
Bienenzucht.
Kötzting verliert verdiente und bekannte Mitbürger:
Bild Frau Rabl-Dachs |
Foto Haymo Richter Sägewerk Sperlhammer, aus dem früheren Eisenwerk hervorgagangen |
Stadt Kötzting U30 Freiherr von Schacky |
In diesemhatte nämlich der taubstumme Karl Kisler seine Ersparnisse deponiert, als ein dreister Dieb am helllichten Tage das Fenster eindrückte, bei ihm einstieg und alle seine Ersparnisse raubte. Die Kötztinger Gendarmerie konnte jedoch den Dieb, einen ledigen Taglöhner aus Ramsried und dessen „Geliebte“ aus Waffenbrunn, verhaften und ins Kötztinger Gefängnis einliefern.
In Sperlhammer verstarb am 10.August der von hiesiger Bevölkerung und in der ganzen Umgebung
hochgeachtete ehemalige Guts= und Sägewerksbesitzer von Sperlhammer, Herr
Privatier Heinrich von Sperl. Dieser war noch von wenigen Wochen in München
operiert worden, jedoch war seine Krankheit bereits zu weit fortgeschritten. Er war ein eifriger Förderer der Feuerwehr
Sperlhammer und durch die Stiftung eines hohen Gusseisernen Feldkreuzes am
Kirchenwege Kötzting=Grafenwiesen hat sich er Verstorbene ein dauerndes
Andenken gesichert.
Grablege Heinrich von Sperl im Alten Friedhof |
Foto Haymo Richter: Das "Feldkreuz" im Herrenweiher, gestiftet von Heinrich von Sperl. |
Staatsarchiv Landshut\Rep 166N-12 Nachlassakten\Rep 166N-12 Schachtel 55 Nr. 54 von 1913 Heinrich von Sperl |
Eine Kötztinger Institution stirbt:
Der Lehrer Johann Singer, seit 1909 in Pension, verstarb im
Alter von 64 Jahren.
In weiten Kreisen war
Lehrer Singer deswegen bekannt, weil er 34 Jahre lang täglich bei jeder
Witterung den 7 Kilometer langen Weg von Wettzell nach Kötzting und zurück
machte. Derselbe hat als solcher sohin eine Strecke von 153,740 km zurückgelegt. Viele Kollegen waren bei der Beerdigung in Wettzell
anwesend, wo er an der Seite seiner Frau bestattet worden war. Viele Vereine,
bei denen er Mitglied gewesen war gaben ihm die Ehre. Auch die Pfarrei und
Gemeinde Wettzell, deren Ehrenbürger er gewesen war, trauerten an seinem Grab.
Die Arbeitsbedingungen in einer Zündholzfabrik waren mitunter lebensgefährlich, es kam dort öfter zu Bränden und sogar Explosionen.
In der Hubloherschen Zündholzfabrik entzündete sich am 11. Januar 1913, vermutlich wegen Reibung, der Zündstoff. Der Werkmeister Dirscherl erlitt schwere Brandverletztungen und es steht zu vermuten, dass er sein Augenlicht verlieren wird. Weitere Kisten mit Zündstoff, die in der Nähe standen konnten von den Arbeitern rechtzeitig ins Freie gebracht werden, wo er dann explodierte, ohne größeren Schaden anzurichten.
Die damalige Hubloher Zündholzfabrik entspricht der heutigen Allemann-Fabrik in Grafenwiesen.
Kötzting, 1. April Vergangenen Donnerstag Vormittag verließen wieder 12 junge Leute aus unserem Markt und der Umgebung die Heimat um nach Amerika zu reisen. Wohl weiß man, dass das Leben in der Heimat oft nicht rosig und das Glück gering ist, aber man weiß auch, wie oft das Dollarland die betrügt, die nach Glück und Reichtum Sehnsüchtigen mit einem Sirenenlied von schnell errungenem Vermögen. Aber oft schüttelt sie drüben das Leben mit robusten Fäusten aus phantastischen Erwartungen in den arbeitshärtesten und rücksichtslosesten Erwerbskampf. Manche wohl bestehen und kommen hoch. Wie viele aber bringen nichts mit herüber als herbe Enttäuschungen! Zwölf junge Schicksale! Burschen und Mädchen aus bürger- und bäuerlichen Familien vertauschen das kleine Leben der Heimat mit dem Ungewissen, von dem sie sich alles erhoffen. Möge es ihnen glücken!
Eine spektakuläre Rauferei mit Messer und Pistolen:
Und wieder wird es Pfingsten:
Bereits im April wird die Propagandamarke Pfingstritt Kötzting, Halbtausendjahrfeier 1412-1912 angekündigt. Der Maler J.A. Sailer hat eine Erinnerungsmarke, - ein Reiterbild aus dieser Zeit, ein kleines Kunstwerk für sich – gemalt und die Münchener Kunstanstalt Oskar Consee hat es in Vierfarbendruck reproduziert. Die in kleiner Auflage gedruckte Siegelmarke ist in allen Schreibwarengeschäften erhältlich.
Siegelmarke - und Pfingstplakat von J.A. Sailer |
Mit Beteiligung des Krieger
und Veteranenvereins Blaibach und zahlreicher Interessenten fand in
Kötzting die Vorführung der neuen Sicherheitssalutkanone
statt. Herr Artillerie=Hauptmann Karl Lindner erklärte die Handhabung des
Systems und feuerte 10 Probeschüsse ab.
Einschub des Verfassers: Es dürfte sich dabei um dasselbe Exemplar
handeln, das früher (bis in die 80er Jahre), am Pfingstmontag um 7.55 Uhr am alten Friedhof abgefeuert wurde und regelmäßig die
Pferde zu Beginn des Pfingstrittes zu Tode erschreckt hatte.
Einschub Ende
Aufruf und Einladung des Magistrats und des Pfingstrittkomitees |
Gerade mal 1 Woche vor Pfingsten wurde der Bräutigam ausgewählt und informiert. |
Die Wettervorhersagen für die pünktlich eintretenden Eisheiligen und das im Jahre 1913 so früh stattfindende Pfingstfest waren sehr winterlich und tatsächlich, der Bericht über den Pfingstritt spricht von einem andauernden Regenfall und großer Kälte während der gesamten Feiertage.
Im Gegensatz zum großen
Pfingstjubiläum wird in diesem Jahr nur sehr kurz und knapp vom Pfingstritt
berichtet. Mehrmals verweist der Berichterstatter auf den andauernden Regen während der
Pfingstfeiern und schreibt von 200 Reitern die zusammen mit dem Offiziator
Schmid nach Steinbühl ritten. Am 9. Mai, also gerade am Freitag vor Pfingsten hatte
der ausgewählte Pfingstbräutigam Heinrich Plötz, ein Fuhrwerksbesitzerssohn
seine Nachricht erhalten und als seine Pfingstbraut Frl. Babette Amberger, eine
Gasthofsbesitzerstochter erwählt. Nach der Kranzlübergabe auf dem Bleichanger,
dem Burschenzug und der Abholung des „holden
Bräutchens“ wurde in den ausgedehnten Graßlschen
Wirtschaftsräumen bei Musik und Tanz unter äußerst zahlreicher Beteiligung
aller Stände gefeiert, wozu auch Küche
und Keller des Hrn. Graßl das Ihrige beitrugen.
Hier der ganze Pfingstbericht von 1913
Auszeichnungen für vieljähriges Mitreiten erhielten die Herren Andreas Schillinger aus Waid und Irlbeck aus Thenning.
Der Kötztinger Waldverein und der Fremdenverkehr
Mathias Heilmeier Ruine Lichteneck von Norden 23.7.1900 |
Auch das Foto stammt von Mathias Heilmeier und ist aus dem Jahre 1900 |
Zum 8. Juli eröffnete der Waldverein im Ritterlokal seine dahier eingerichtete Lesehalle und zeigte
an: in derselben liegen auch heuer wieder eine r e i c h e Auswahl der
beliebtesten Zeitungen und Zeitschriften auf und werden Fremde und Einheimische
gebeten, von der gemeinnützigen Einrichtung recht ausgiebig Gebrauch zu machen.
Am 31. Juli folgte dann in der Zeitung die Veröffentlichung
des Jahresberichtes. Auffallend hierbei sind die Beteiligungen an einem Touristenhaus
am Rachel, die Schutzhütten am Hohenbogen und auf dem Reitenberg. Die Sektion
besitzt einen großen Bestand an Decken, Matratzen und anderen
Hütteneinrichtungsgegenständen. Von notwendigen Sprengungen an den Rauchröhren
und wiederkehrenden Zerstörungen an den Bänken bei der Quelle am Riedelstein
wird berichtet.
Die Badesaison beginnt
Es tut sich was auf dem Kötztinger Häusermarkt
Verkäufe und
Veränderungen: Die Gastwirtschaft neben dem Bahnhof Zellertal wurde
verkauft, ebenso das Anwesen des Brauereibesitzers Anton Decker, mitsamt der
Brauerei, dem Bräustüberl, Lagerkeller, Bierhalle, Wohn und Nebengebäude. Der
Käufer war Xaver Mühlbauer aus Kummersdorf, der das Anwesen dann postwendend
wieder an Anton Decker verpachtete.
Das Haus in der Gehringstrasse des Schuhmachermeisters
Ludwig Karl – neben der Buchdruckerei – ging an den Bezirksamtsdiener Josef Holzer
über und in der Bahnhofstrasse erwarb der Maschinenhändler Michael
Vogl -das Haus des Michael Leitl.
Bei diesem Haus handelt es sich um das spätere Anwesen des Josef Aschenbrenner, zwischen Meidinger und der Metzgerei Barth. |
Das Rathaus erhält einen Telefonanschluss
Zum 1. Juli haben beide Collegien des Marktes Kötzting beschlossen im Rathause dahier das Telefon einzurichten und an das Ortstelefonnetz Kötzting anzuschließen.
Große Übung der Sanitätskolonne des Roten Kreuzes
Vom Notlazarett aus wurden die „Verletzten“ mit Leiterwagen und fahrbarer Bahre zum
Bahnhof Zellertal gebracht, dort in dem improvisierten Eisenbahnwagen
untergebracht, um so per Bahn in alle Richtungen befördert werden zu können.
Nach Abschluss der Übung marschierten die Teilnehmer zum Übungsplatze zurück
und bald entwickelte sich in den Räumen der Wiesmühle fideles Leben. Wurde doch
dort der Mannschaft von edlen Damen Bier, Wurst und Brot nach Belieben
gespendet.
Das große
landwirtschaftliche Vereinsfest
Ein Monat vor dem großen Volksfest wurden die Bewirtungsbuden und -zelte versteigert.
Die Bierbuden gingen an die Herren Josef Decker,
Bierbrauereibesitzer , die beiden
Kommunbrauer Franz Graßl und Johann Pfeffer und an den Buchbindermeister Leopold
Henneberger. Die Weinbuden ersteigerten sich der Konditor Franz Liebl und
erneut der Buchbindermeister Leopold Henneberger.
Nun begann der Aufbau…besonders
lebhaft geht es auf der Amberger Wiese am Bleichanger zu. Das Tierzelt ist
bereits aufgerichtet und fleißige Hände rühren sich die Maschinen an Ort und
Stelle zu bringen und Fundamente für deren Aufstellung zu errichten.
Unter wechselnden
Regenschauern ging der Festzug vor sich ….und …..auch dem Schützenzug war kein besseres Los beschieden. Unter strömendem
Regen zogen sie hinaus, die wackeren Schützen, zum fröhlichen Kampfe.
Reich ausgestattet war
der Glückshafen und wer von Fortuna nicht begünstigt wurde, der musste sich mit
den vielen Würsteln trösten, die von vorsorglicher Hand voraus schon zahlreich
bereitgestellt wurden…… Gar mancher Kummer über die vielen Würstel und das
schlechte Wetter wurde in der „Wacht am Rhein“, bei den „Truderingern“ oder im
„Böhmerwald“ [das waren die Namen der einzelnen Festzelte] weggewaschen, so dass sich zu der äußeren Nässe noch die innerer
gesellte.
Besonders erwähnt wurden die Gesteinssammlung des ehemaligen
Forstmeisters a.D. Johann Hubrich und ein aus Eisen getriebener Blumenständer
der Schlosserei Liebl.
Wegen des so schlechten Wetters musste der Kinderfestzug und für Montagabend das
geplante Brilliantfeuerwerk
ausfallen. Allerdings sollten beide eine Woche später nachgeholt werden. So war
es dann auch, eine Woche später wurde ein kleines Programm aufgestellt, um doch
noch die ursprünglich geplante Vielfalt an Veranstaltungen und Vorführungen
zeigen zu können.
Während im Rathaus eine Kunstwanderausstellung mit 250 gerahmten
Bildern, älterer und moderner Meister, auf die Besucher warteten, öffnete der
Glückshafen ein zweites Mal und in den Bierbuden wurden erneut Konzerte
veranstaltet. Nachmittags folgte dann der Kinderfestzug und um 18.oo Uhr
startete ein Minizeppelin vom Festplatz aus. Um 8 Uhr abends brannte dann tatsächlich noch das
verschobene Brilliantfeuerwerk .
Zum Ende dieses Blogbeitrages nun noch ein paar einzelne Nachrichten, Kuriositäten oder sonst Bemerkenswertes.
Ins "Amerika" Teil 2
Hier in lockerer Folge ein paar behördliche Anordnungen, Entscheidungen und Hinweise.
Die Korrektur des Dampfbaches
Einschub
Links dieses Weges lagen in den Nachkriegsjahren die Kötztinger Schrebergärten.