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Samstag, 23. April 2022

Kötztinger Häuserchronik beim Gumbirl

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummer 42

beim Gumbirl (Wagner)


Detailausschnitt aus der Uraufnahme von ca. 1831 aus Baywernatlas.de

Wir wissen aus der fragmentarischen Grundbeschreibung des Adam Tirrigl - die leider genau mit diesem Haus in ihrer einigermaßen ausführlichen Grundbeschreibung endet - dass der Hausbesitzer 1651, der "Pfarrer Johann Billich in der Lamb" das sogenannte "Schleglsche Haus" besessen hatte, welches mit seiner Lage genau beschrieben wurde. Es lag "zwischen Adamen Tirrigls Yettinger  Haus und weillendt Georgen Billichs gewesten Marktmüllers und Cammerers seel. Heüsern."
Somit kann man auf die Suche nach einem Herrn Schlegl gehen und sein solcher ist als "Hans Schlegl, Bürger und Rottischer Verwalter" in den Dokumenten leicht zu finden. 


Hans Schlegl Rottischer Verwalter

Es gibt wenige Fälle, wo für dien Häuserchronik in dieser frühen Zeit so viel zu finden ist, wie bei Hans Schlegl. Dies hängt natürlich mit seinem Beruf/Aufgabe zusammen, denn Klosterunterlagen wurden gut aufbewahrt. Hier zuerst, als ein charakteristisches Lebenszeichen, seine Unterschriften.
Eigenhändige Unterschrift -das spezielle Zeichen am rechten unteren Rand bedeutet "manu propria = durch eigene Hand, eigenhändig-  des "Hanns Schlegl daselbst" aus dem Jahre 1604 


Johann Schlegl Rathsburger und
Rotterischer Verwalter daselbst
aus dem Jahre 
1631.

In den Jahren ab 1587 wurde der Kötztinger Pfarrhof neu erbaut - der damalige Pfarrhof wird später das Priorat und ist heutzutage das Kötztinger Rathaus. 
Der damals neubestellte Pfarrer Adam Pettinger schrieb im Sommer 1587, dass er nicht ins Widtum dürfe, sondern "und in alles an aines Narren stadt, wie ein Söldner an Herbergen und Württsheusern" liegen müsse.
Pettinger gibt das Amt auf und nach einigen Schreiben zwischen Kloster und der Regierung wird ein neuer Priester vorgeschlagen, ein Kostenvoranschlag erstellt und danach zum Bau geschritten. 
HStA München Rep 92 Verz 8 Fasc 70 Nr. 212 Pfarrhofbau zu Kötzting 1587 -1624
"Verzaichnis was massen die Pfarr Kötzting erstlich mit einsezung eines tauglichen Priesters und wider auferpauung des Pfarrhoffs daselbst, sovil die Notturfft erraicht....
In dieser Phase wird offensichtlich Hans Schlegl als Verwalter des Klosters angestellt und im August 1588 berichtet er nach Rott, dass der Pfarrhof errichtet ist und nur noch das Verputzen und Streichen fehle, was aber daran läge, dass der Kalkmeister nicht gebrannt habe.

In einem Schmalfolioheft schrieben die für den Bau Verantwortlichen, der Landrichter Matheus Yettinger von Chamereck, Hans Schlegl und der churfürstliche Rathssekretär Martin Haimbs aus Straubing die angefallenen Bauausgaben aber auch die eingesammelten (Zwangs)abgaben und Baum- Stein und Geldspenden der Bauern und Bürger für diesen Bau auf.

Auch für sich selbst und seine Bauleitung kann er in die Abrechnung einführen.

"Item so hab ich Hanns Schlegl nunmer disen Pau in die 20 Wochen beigewohnt und die Zerung alls ain Tag 2 Schilling Pfennige von der Hauptsumma hindan genommen und ich allenthalben bisdaher damit aus Wiertsheüsern gelest wiert nachent machen bei

In dieser Funktion liefen bei ihm natürlich auch die verschiedensten Handwerkerrechnung ein, hier das Deckblatt der Abrechnung des Kötztinger Hammerschmieds. aus dem Jahre 1588, das sich erhalten hat.
HStA MünchenLandshuter Abgabe Rep 92 Verz 8 Fasc 67-206  

"Vermerkt Was ich an Arbaitt aus Bevelch Hannsen Schlegels als Pauherr zum Pfarrhof gemacht wie volgt.
Erstlich gemacht 3 Schauffel".
1601 steht Hans Schlegl, nun auch Mitglied des Rats, zusammen mit dem Kammerer Wolf Billich und dem Bürger Michael Khürner vor dem Landrichter, sie sind des Salzschmuggelns angeklagt und werden offensichtlich zu einer saftigen Geldstrafe verdonnert. In der nun folgenden Lücke der überlieferten Rechnungsbücher stellen sie offensichtlich einen Gnadengesuch und wird ihnen im Buch des Jahrgangs 1607 auf dem Gnadenwege die Strafe erlassen. Die Ursache ist, wie später zu sehen, der Marktbrand von 1602.  

1604 hatte er als Rottischer Verwalter in Kötzting seine liebe Not mit dem Kötztinger Pfleger Johann Jakob von Aham, der ihn daran hinderte seine Pflichten zu erfüllen und damit im seine Einkünfte streitig machte.
Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804 von Georg Ferchl
Liste der Pfleger
Im September und Oktober 1604 berichtet er in einem dreiseitigen Beschwerdeschreiben sowohl an die Regierung in Straubing, als vorgesetzte Behörde des Pflegers,  als auch an die Klosterherren in Rott -1604 hatte Kötzting noch kein Priorat und der Prälat in Rott war weit ab vom Schuss - von den Problemen, die er mit dem Kötztinger Pfleger hatte. Schlegl hatte auf Veranlassung des Klosters von der Regierung in Straubing einen ausführlichen Bericht über das Prozedere der Stifteinsammlung und seines Probsteidienstes ausstellen lassen und wollte diesen durch einen Boten beim Pfleger überreichen, welcher den Boten aber "nit firgelassen". Im Gegenteil, er ließ Schlegl seinerseits durch den Gerichtsdiener "anzaigen, er hab an iezt zethun" und schickte seinerseits Schlegl einen Bericht zu.
Nun ließ Schlegl seinerseits durch einen Boten anfragen ob der Herr Pfleger ihn die Stift einnehmen lassen wolle oder nicht. Die Antwort war zweideutig. Der Pfleger "halte dem Herrn Prälaten sein Stift nit auf. aber die lass er mich nit, so woll ers auch nit einnemmen. Es mag aber solche ain yeder im Marckht es sey wer er well, woll einnemmen."
Mit dieser schriftlichen Aussage des Pflegers schickte Schlegl sofort seinen Boten nach Straubing zur Regierung.
Weiter hätte der Pfleger bei Gelegenheit der Nachstifteinahme "in der Lamb" beiläufig in Fischwasser des Klosters fischen wollen, was aber wegen des Hochwassers nicht möglich gewesen war. Nun habe dann im Sommer der Pfleger sogar den Landrichter und den Gerichtsschreiber "lusthalber" mitgenommen und "er Pfleger lasse sich vermerckhen, er well sehen, wer sich der Nachstift und des Vischwassers, iezt und firterhin unterstehe, es gehe ihm und seinem Ambt zue."
Hintergrund ist offensichtlich, dass die Einsammlung der Stift und die Befischung des Fischwasser eine Aufgabe und natürlich Einnahmequelle des Probsteiverwalters war. Wenn der Pfleger ihm dies streitig macht, fehlt dem Hans Schlegl viel Geld in der Tasche und so schreibt er weiter in dem Brief.
"Was mueß ich armer Schluckher von Euer Gnaden und des Lieben Gottshauß wegen deme sein gebührliches Deputat järlich entzogen und das Broth vorm Maul abgeschnidten wird und der mit den Pauren ainiche Handthabung nit hat, thun und fürnemmen."
Denn, so meinte er, wenn ein Untertan wegen einer Frage oder eines guten Rats kommen würden, " die lasst er Pfleger von Stundt an steckhen und bleckhen"
Weiter schreibt er in dem Schreiben an den Prälaten nur von einem großen Brandschaden, den er erlitten hatte (dabei nimmt er sicherlich Bezug auf den großen Marktbrand von 1603). In seinem Brief an die Regierung in Straubing, der im Wesentlichen die obigen Vorwürfe in anderen Worten wiederholt, schreibt er in diesem Zusammenhang " Euer Herr und Gnaden wollen ob mir Armen und neben andern derorthen in der großen alhiesigen leidigen Prunst abgebrunnen mag.... schützen und schirmen"

Als Rottischer Verwalter bekommt er natürlich von Zeit zu Zeit einen Kontrollbesuch aus dem Kloster selber. Solch ein Besuch kann sich hinziehen wie man im Jahre 1609 sehen kann:
"Hilarius Pirkmeier war 13 Wochen mit Ross und Diener bei Hansen Schloegl nach des Herrn Praelaten wegziehen gelegen und hat alles in allem 170 fl verzehrt. 60 fl sind bereits bezahlt. "

In Kötzting ist wieder einmal ein neuer Pfleger installiert worden und Hans Schlegl macht im Jahre 1619 seine pflichtgemäße Vorstellung.
 
Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804 von Georg Ferchl
Liste der Pfleger (und nun auch Landrichter in Personalunion)

"Herrn Mathias Rosenhammer, neuer Pfleger , habe bei ihme eingekehrt und aus Anfragen , ob ihme sein Durchlaucht die Pfleg allein oder sonsten noch ander Aemter dazue erlassen hat. Darauf hat er mir geantwortet, er sei vor diesem selbst zu Muenchen gewest allda sei er auf die Kammer citiert worden hab man ihm die Hauptmannschaft Pfleg und Kasten und Vogtrichteramt allhier zu Koetzting gnaedigst verliehen . Unterdesen hab er vermaehlt, ich mein, der Herr Praelat zu Rott hat das Vogtrichteramt  und nicht mein gnaedigster Herr zu verleihen. Sei ihme hierueber zu Antwort geben worden. Er Durchlaucht gehoeren die Vogtei bei allen Kloestern und die Probsteien denen Praelaten zu erlassen .
Man sei ihnen ausserhalb der Kloester als auch im Land einigen Vogteien oder Niedergerechtigkeit nit gestaendig."

Rosenhammer - mit der Entscheidung der Kammer in München im Rücken - unterscheidet also genau zwischen der Vogtei (=Richteramt) und der Probstei , der reinen Domaenenverwaltung.
In den Kötztinger Kirchenrechnungen von 1621 findet sich ein Eintrag über ein Aufsteckgeld des Hans Schlegl für seine verstorbene Ehefrau. 

Am 3.1 1631 leiht er sich 200 Gulden von der Pfarrkirche, die dies in ihren Rechnungsbüchern ausführlich vermerkt.

Im Mai 1631 schreibt er in einem Brief an das Kovent in Rott, dass er wegen der "Ungelegenheiten mit dem Kriegswesen, einbrechen. reverento stellen, Rauben, Plundern und leith umbringen, auch anderer Noth halber"  dem Boten aus Rott - der aber vor allem deswegen nach Kötzting beschickt worden war - seine Gelder eigentlich nicht mitgeben wollte und er hoffe, dass dieser heil nach Rott käme. 
Er berichtet sogar aus seinem privaten Umfeld, nachdem im dem Boten mitgegebenen Begleitschreiben offensichtlich nach seinen Söhnen gefragt wurde.
Er hatte einen Sohn Georg Schlegl und einen "geistlichen lieben Sohn Matthaeo Schlegl", der in "den Ungarischen Perckhstetten ein Capalan und uf einer Pfarr zu Nensol(?)" ist.. Von diesem habe er "neulich 3 herrliche schöne übergulde Pecher, dann ain halb Dutzet silberne Löffl und ein silberne übergülde Schachten " geschickt bekommen. Diese Preziosen würde Hans Schlegl dem Herrn Prälaten "verehren und übersenden" zu dessen freier Verwendung. "Datum  Khezting den 30. May Anno 1631"

Einschub
Danke für den Hinweis aus in den Kommentaren an Robert Bauer:
Bei meiner Entzifferung von "Nensohl" spricht vieles/alles dafür, dass es sich um die "Stadt Neuso(h)l in der heutigen Slowakei (heute Banska Bystrica)" handelt
Einschub Ende


Weniger als 2 Jahre später, Ende November 1633, wird der Markt Kötzting, ausgelöst durch eine Fehleinschätzung der eigenen Stärke und einen Mord an einen Parlamentär der "schwedischen" Truppen, wird Kötzting ein Raub der Flammen. H 
In der Kirchenrechnung von 1635 steht er noch mit einer Zinszahlung von 10 Gulden in der Einnahmespalte. 1638 zahlt er bereits nichts mehr, ist aber andererseits auch nicht als seel., also verstorben bezeichnet. 1639 heißt es ebenfalls "nihil" beim Zahlungseingang, allerdings wurde an den Rand des Eintrags geschrieben:


PfA Kötzting KR von 1639
"Bey den Porgen solle mann die Schuldt einfordern"



HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R1 von 1638
"Hansen Schlegls Behausung vom halben Lehen"
Aus all diesen Einträgen kann nicht geschlossen werden, ob Hans Schlegl noch am Leben war, oder ob nur die Bürgen gezwungenermaßen ihren Pflichten nachgekommen waren. Die Kötztinger Sterbematrikel sind in dieser Anfangsphase sehr lückenhaft. 
Im Jahre 1640 wird die bekannte, eigentlich gleichlautende, Schuldverschreibung nun um den Zusatz "seel:" erweitert. Hans Schlegl ist also verstorben.
PfA Kötzting KR von 1643
"Sein zwar die Porgen gestorben, aber es ist von Irer Verlassenschaft wol zubezallen"

Nun versuchen die Kirchenpröbste also die ausständigen Gelder von den Erben der Bürgen einzufordern. 1646 heißt es ebenfalls in den Rechnungsbüchern: "Nachdem auch von den Bürgen nichts zu erwarten ist, keine Einnahme und zuwarten, wann und wie die Brandstatt verkauft werden kann".

Johann Billich Pfarrer in Lam

1651 wird in der Tirriglschen Grundbeschreibung zwar der Lamer Pfarrer Johann Billich aus Lam als der neue Besitzer genannt, die Bürgen des abgebrannten Vorbesitzers Hans Schlegl sind aber trotzdem nicht aus dem Schneider.
PfA Kötzting KR von 1652
"genuegsamb versichert
Johann Schlegl des Eissern Raths alhir seel: hat 200 fl hauptsach verporgt gehebt, weillen aber die Porgen nitweniger der Selbschuldner verstorben, alo haben der verstorbenen Porgen hinderlassene Erben solche Haubtsumma widerumben auf ain Neues versichert und geben auf Liechtmessen den Züns 10 fl."

 Hans Schlegl besaß offensichtlich auch noch eine Brandstätte, diesmal von einem Haus hinter dem Rathaus. das Kärchhaus genannt, das von seinen Erben seiner Bürgen im Jahre 1654 um 90 fl an den Kötztinger Bürger Andreas Weiß und seine Frau Margaretha verkauft wurde.
Bereits im drauffolgenden Jahr findet sich in den Kirchenrechnungen der Hinweis, dass von Schlegls ursprünglicher Kreditsumme über 200 Gulden von seinen Bürgen 90 Gulden zurückbezahlt wurden.
Nun zum Grundbuch des Adam Türrigl, das er lt, seinem Titelblatt 1650 begonnen und 1654 abgeschlossen hatte. 
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B1 von 1650-1654
"...angefangen den sechzehnten Tag Monats Aprill im Sechzehnhundert und fünfzigsten Jahr und vollendet den im Sechzehntenhundert Vierundfünfzigsten Jahr"

Wenn ich mir dazu eine Meinung bilden darf...... da sind ganz schön viele Lücken in diesem Text dafür, dass er angeblich 4 Jahre daran gearbeitet hatte... und fertig ist diese Grundbeschreibung auch nicht. Mir bliebe viel Arbeit erspart, wenn er seine Arbeit vollendet hätte, wie es sich eigentlich gehört.

Doch nun zum letzten Male in dieser Chronikarbeit eine einigermaßen vollständige Besitzbeschreibung eines Marktlehens.


"Herr Johann Billich, Pfarrer in der Lamb, hat das Schleglhaus, zwischen Adamen Tirrigls Yettinger haus, und weillendt Georgen Billichs gewesten Marckhtmüllers und Camerers alhir seel Heusern ligent. Hat ain halb Marckhtlehen mit nachvolgenten Grundt und Poden.

Velder

Ain Agger hünderm Marckht zwischen Adamen Tierigls und     Äggern ligt, mit ainem Orth auf die Schanz und Fahrtweg hünder Wolfen Raaben Gartten bei dem obern Freutthof.

Mit dieser "Schanz und Fahrtweg" ist der Bereich  neben dem heutigen alten Friedhof, oberhalb des Bräustüberls/Monokel gemeint.


"und mit dem anndern orth auf der Barbara Khluegin Agger stosst ist mit wüntter waizen angepauth helt   Pifang

Mer ain Agger in Geestorffer Veldt hat    Pifang zwischen Adamen Tierigls und Veith Raiden und Herrn Wolfen Pachmayrs Äggern ligt mit ainem orth auf Zeltendorffer Weg und mit dem hündern orth auf Wolfen Pachmairs und Andreen Österreichers Agger stosst"
Gartten

Ain Gartten mit  Pifang zwischen Adamen Tierigls und Herrn Thoman Rothauers Chrurfrtl Gerichtsschreibers Gartten ligt, mit ainem orth auf Magdalena Dallerin Wittib und mit dem annderen orth auf Hanns Schwarzen Gärtten stosst.

Wißmath

Ain Wißfleckhel auf der Tämbpachwisen. zwischen Adamen Tierigls und"

"und Herrn Thoman Rothauers churfrtl. Gerichtschreibers wisen ligt, mit ainem Orth auf Anndren Weissen Gartten und mit dem andern orth auf den Tämpach stosst."

Von Billich Johann findet sich nur sehr wenig in den Akten, es wird nur klar, dass er auch im Umland Grundbesitz hatte, denn am 26.10.1639 ist ein Verkauf einer Brandstatt an den Kötztinger Wiesmüller in den Grafenwiesener Briefprotokollen verbrieft.
Aufgrund eines einzelnen Zettels aus dem Jahre 1640, der sich Briefprotokoll des Jahres 1654 eingelegt befindet, kann man zumindest die Abstammung des "Pfarrers aus der Lam" bestimmen.
In einem Protokoll für den Erblasser Sebastian Billich, der bei seinem Tode am 3.8.1639 als "spectabilis, prudens et iustitia amans" bezeichnet wurde,  steht Johann Billich  an der Spitze einer Erbengemeinschaft genannt.
"Die Pillichschen Erben (Pfarrer Pillich in Lam und Cons. haben in  ao 1640 41 oder 42 dem Paulus Reymer und seiner Frau , einer  geborenen Pillich, ain Brief über Baugruend zu Protokoll bringen  lassen über die Paugruendt, welche der Pillichin von Ihrem  verstorbenen Vater Sebastian Pillich erblich angefallen sind.
Diese Gründe hat Seb. Pillich von Wolf Fischer, Bürger und  Küfer zu Furth, käuflich an sich gebracht. Da dieser Brief aber  nicht zugestellt worden ist wurde um einen Extract gebeten."


Georg Billich 



Auch wenn wir nicht wissen wann und an wen Johann Billich sein Anwesen übergeben hat, so helfen uns doch die wenigen Steuerlisten, die die Zeiten überkommen sind um die Nachfolger festzustellen.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2 von 1670

Herr Ander Billich vom Zaglmann- Haus  und 5 Thaill  20 xr 2 dn   Hausnummer 39
Georg Hofbauer  17 kr 1 dn -Hausnummer 40 - 
Hanns Rab          17 kr 1 dn - Hausnummer 41
Georg Billich       17 kr 1 dn  Hausnummer 42

Zwei Jahre später dieselbe Situation mit einem Wechsel in der direkten Nachbarschaft.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 von 1672

Nun hat Georg Billich einen Schneider Hans Hofman als Nachbarn, der auch bereits auf dem Nachbarhaus belegt ist.
 
Es gibt zu dieser Zeit (mindestens) drei Billich-Linien in Kötzting und gerade der Vorname Georg tritt gehäuft auf, auch bei den Hochzeitseinträgen. Auch wenn die drei Linien sicherlich Ende 
1656 heiratet eine Georg, Sohn des Marktmüllers Georg Billich.
1665 heiratet ein Georg, Sohn des Kammerers Andreas Billich. (Heute Hotel zur Post)
Weiter gibt es noch eine dritte Billich-Linie, die Grundbesitz hat und dies ist eine Schmiede-Familie.
Es muss also zunächst offen bleiben um welchen Georg Billich es sich handelt, auch ein Sterbeeintrag eines Georg Billich im Jahre 1682 hilft nicht weiter, weil dabei nur der nackte Name angegeben ist.
Ich persönlich tendiere zu dem zweiten Georg, dem Sohn des Andreas, WEIL Andreas Billich für den Zandhofacker seine Gilt zahlt und genau dieser Acker bei einem späteren - belegten -  Hausbesitzer ebenfalls nachgewiesen werden kann.
Aus dem Jahre 1688 haben wir den nächsten Nachweis und dieser ist gleich noch kürzer.
 GL_Fasz_1829_62_0016.jpg
Hier ist die Besitzerin einfach als : "Fr. Billichin" angegeben mit der Kirchentracht  für ein Marktlehen. 
Damit spricht auch einiges dafür, dass der oben verstorbene und nicht näher bezeichnete  Georg Billich, ihr Mann gewesen ist, was uns aber auch nicht wirklich weiter hilft..
Jetzt hilft nur ein Sprung zum nächsten gesicherten Verkauf und die Hoffnung von diesem aus rückwärts einige Personen dingfest machen zu können.



Hans Georg Billich und Katharina



Am 14.1.1705 verkaufen der Bürger Hans Georg Billich und seine Frau Katharina die "bürgerliche Marktlehensbehausung zwischen Michael Hofmann und Hans Duerankhens Häusern liegend" an Hans Georg Schwarz und dessen Frau Anna Maria. 
Jetzt gilt es zuerst einmal die Lücke zwischen der obigen Witwe Billich und Hans Georg Billich zu  füllen.

PfA Kötzting Band 3 vom 22.9.1698
Ein Versprechen auf eine zukünftige Heirat gaben Johann Georg Billich, ehelicher Sohn des Kötztinger Wirtes und Bürgers Georg Billich und seiner Frau Anna Maria und Anna Katharina Seiderer, eheliche Tochter des Kötztinger Kammerers und Bäckers Wolfgang Seiderer und seiner bereits verstorbenen Ehefrau Elisabeth.
Als Zeugen fungierten der Ratsherr Peter Zilcker und der Bürger und Müller Paulus Hofmann"

Einschub  

Die Familie Billich in Kötzting 

Hier die Stellung der Billichs in Kötzting und die Aufspaltung der einzelnen Linien, besonders der Linie, die auf dem heutigen Hotel zur Post geblieben ist, denn zu dieser führt auch der gescuhte Hausbesitzer hin. Auch Wolfgang Samuel Luckner und seine Bruder der spätere Graf Luckner stammen mütterlicherseits von die Kötztinger Billich-Linie ab.
Der erste Namensnachweis BILLICH in Kötzting kann bereits 1583 geführt werden, als ein Christoph Billich, Bürger in Kötzting, als Zeuge auftrat. In den Folgejahren entwickelten sich, im Wesentlichen, drei einzelne Billich Linien. Es gibt Hinweise, dass die Familie Billich zuerst auf der unteren Schmiede in Kötzting verbürgert waren, weil ab 1583 Wolf Billich als Schmied in den Akten auftaucht.
Ab 1598 finden wir die Brüder Sebastian d. Ä und Sebastian d. J., die beide Schmiede waren, und im Jahre 1601 sogar als die „Billichschmiedsgebrüder" gemeinschaftlich mit einer folgenschweren Rauferei aktenkundig geworden sind.

Während Sebastian der jüngere noch im Jahr 1606 als Schmied bezeichnet wurde, finden wir ihn schon 4 Jahre später als Inneren Rat und Gastgeber, als nämlich die Pfarrei bei ihm für den Speisewein 18 Gulden zu zahlen hatte. Es ist also zu vermuten, dass er zu diesem Zeitpunkt, möglicherweise als Pächter, vielleicht sogar schon als Besitzer des Gasthauses, aber noch nicht der Brauerei, bereits auf dem Anwesen gesessen war. Ein Billich Sebastian d.J. tritt im Jahre 1598 auch für seinen Bruder Wolf als Bürge auf und im Jahre 1611 finden wir Billich Mathias, Schmied und Bürger in Kötzting, als Zeuge bei einer Hofübergabe. Zusätzlich finden wir im Jahre 1637 noch einen Johann Billich als Riemer in Kötzting.
Im Laufe der Jahre bildeten sich im Wesentlichen zwei Linien der Familie Billich heraus, wobei die eine den Weg als Gastgeber gegangen war und die andere die Marktmühle besaß. Die Tradition der Billichs als Schmiede wurde zumindest in Kötzting nicht mehr fortgeführt. Sebastian Billich der zumindest seit 1610 bereits als geachteter und wohlhabender Gastgeber im Magistrat saß, trat ab dem Jahr 1616 bis 1627 auch als Bräuverwalter im Weißen Brauhaus auf. Dies ist nun seine erste nachgewiesene Verbindung zum Brauereihandwerk.
Nimmt man nun die gesicherten vier Generationen der mütterlichen Abstammung Luckners in Kötzting, von Billich Sebastian über Billich Ander und Billich Johann, der zwar viel zu jung verstorben war, aber ebenfalls bereits im Rat gesessen war, hin bis zu Krieger Johann und berücksichtigt man den damals noch vierjährigen Turnus im Inneren Rat, so kann man verstehen, dass man sich im Hause „Billich“ daran gewöhnt hatte, die Geschicke Kötztings zu lenken und dies umso mehr, als der jeweilige Amtskammerer damals seine Amtsgeschäfte sehr häufig in seinem Privathaus durchführte. Ausschließlich wohlhabende Bürger waren Mitglieder im Magistrat und vor allem der Inneren Rat, der ausschließlich turnusmäßig den Amtskammerer stellte, war den angesehensten Bürgern vorbehalten. Bürger zu sein setzte zwingend Grundbesitz voraus und so waren die Besitzer der großen Anwesen, dem Namen nach, auch die reichsten und vornehmsten Bürger Kötztings. Im Falle der Familie Billich trafen einige Umstände zusammen, die diese Familie zu einer, für damalige Kötztinger Verhältnisse, außergewöhnlich wohlhabenden Familie machten. Sicherlich waren die Mitglieder auch außerordentlich geschäftstüchtig und auf ihren eigenen Vorteil bedacht, aber einige zufällige, man könnte fast sagen schicksalhafte, Ereignisse gaben ihnen kräftig Rückenwind.
Einschub Ende

Ein häufiges Problem in solchen Fälle ist der sehr freizügige Umgang mit den jeweiligen Vornamen. Andreas Billich hatte keinen Sohn "Johann" sondern nur einen "Johann Georg" und "Johann Michael", wobei sehr häufig eigentlich der zweite Name der Rufname geworden ist, aber nur "häufig" und nicht zuverlässig.
Eine zusätzliche Sicherheit, bei der "richtigen" Billich-Linie zu forschen, kann der Verkaufsbrief geben.
StA Landshut Markt Kötzting P3
Kaufsbeschreibung per 600 fl sambt 4 fl Leykauf
Hanns Georg Billich burger alhir und Anna Katharina dessen Eheweib so bey Erbittung diss nit erschinen khönnen, sondern selbe zuvertretten Franzen Waldherrn auch burgern alhir abgeordnet, wie khauf rechtens ist, auf erlangt obrigkeitlichen Consens nemblich denselben ainn zeitlang ingehebte Burger und Marktlehensbehausung cum pertinentiis zwischen Michael Hofmanns und Hanns Düranckhens Heusern ligent, nichts davon besondert ausgenomben, ausser das 2 Disch Ihme die beim Khrieger liegente Pier Vässer und 1 dröber poding , Verkäuffer beim Haus lassen miessen ... an Hans Georg Schwarzen und Anna Maria sein Ehewürthin.
Zusätzlich ist beim Verkauf vermerkt, dass der Verkäufer die Quartierslasten, die sich aus dem Spanischen Erbfolgekrieg ergäben, zu tragen habe.
Dies ist der erste Hinweis auf (Hans) Krieger und damit auf diesen Zweig der Billich-Familie.
Und dann findet sich noch folgende Quittung, die einen weiteren Beleg darstellt, auf der richtigen Spur zu sein.
Am 27.3.1706 stellt Anna Maria Schwarz - unter Beistandsleistung ihres Ehemannes Hans Georg dem Bürger und Bierbräu Hans Krieger eine Quittung über 1221 Gulden an mütterlichem und väterlichem Erbe aus.

Wer ist nun dieser Hans Krieger und welche Rolle spielt er im "Billich-Clan"?
Alles ging von dem Ehepaar "Billich Andreas o-o Schindler Anna" aus, die 14 Kinder bekamen, von denen offensichtlich viele überlebten.
Ich behandle hier nur die beiden Söhne Johann, alles andere , was wir von den Billich-Kindern aus dieser Zeit wissen, würde hier die Beweisführung nur verschleiern und kann vernachlässigt werden.


Ein Sohn Johann heiratete Maria Wurzer aus Regen und hatte nun einziges Kind, eben die Anna Maria, welche, nachdem offensichtlich ihre Eltern früh verstorben waren, unter Vormundschaft gestellt wurde. Diese Tochter Anna Maria heiratete später Hans Georg Schwarz (leider nicht in Kötzting beurkundet)
Ein zweiter Sohn Johann (oder JG) heiratete Mauerer Maria Agnes aus Cham, übernahm den Betrieb und hatte sicherlich, wie es damals üblich gewesen war, bei seiner Übernahme das jeweilige väterliche bzw., mütterliche Erbe seiner Geschwister auf dem Anwesen schriftlich versichern und zusagen müssen. Als nun dieser Johann Billich jung und überraschend am 13.5.1993 verstarb und seine Witwe sehr bald darauf erneut eben jenen Johannes Krieger von Haid aus der Pfarrei Konzell geheiratet hatte, musste dieser solche Summen ebenfalls seinen angeheirateten Verwandten sicherstellen und bei Anforderung auch auszahlen. Was auffällt ist, dass die Kötztinger Ratsherren dem Hans Krieger bei seiner Einbürgerung die fast 4(!) fache Gebühr für das Kötztinger Bürgerrecht verrechneten. Ausdrücklich mit dem Hinweis: " in Ansehung seiner wohlhabenden Mittl genommen 40 fl". Üblich waren damals 8-12 Gulden; noch dazu war das Anwesen, so groß es auch war, kein Marktlehen.

Hans Georg Schwarz und Anna Maria Billich



Auch Hans Georg Schwarz wurde mit einem großen Aufschlag zum Kötztinger Bürger zugelassen.


StA Kötzting MR
"Hans Georg Schwarz vor ain burger aufgenommen und behalt Rhats=Verhörs=Prothocol fol 50 zum Burgerrecht bezalt 12 fl"

Durch ihre Heirat, wurde Anna Maria Schwarz - geborene Billich - offensichtlich auch aus ihrer Vormundschaft entlassen und stellte ihren beiden Vormündern eine Quittung über deren korrekte Abschlussrechnung aus.



StA Landshut Markt Kötzting P3
Quittungseinschreibung per 1296 fl 43 xr 1 H.

In dieser Quittung stecht ein interessantes Detail:
....."auf Beistandsleistung ihres Ehemannses Herrn Hans Georgen Schwarz der Zeit bey ihro Genaden dem churfürstlichen Herrn Pfleger alhir p: Cammerdienern.....
Im "Ferchl" kann man nachlesen, wer denn der hohe Herr im Pflegerschloss damals gewesen war.



Bayerische Behörden und Beamte 1550-1804 von Georg Ferchl, hier aus der Liste der Pfleger im LG Kötzting.







Hier noch die Epitaphien der beiden Herrschaften, für die Hans Georg Schwarz den Kammerdiener machen durfte.

Foto Pongratz


 
Foto Pongratz


 
Zuerst der Stein für die Ehefrau und danach der für Herrn Johann Jacob von Mayr selber. Beide Platten befinden sich in der Kötztinger St. Anna Kapelle.
Die Heirat und der Hauskauf erfolgten inmitten der turbulenten Zeit des Spanischen Erbfolgekrieges und für den Familien-Verbund der Billichs war er vermutlich nur deshalb nicht so bedrückend, weil Bargeld und im Zweifelsfall Grundbesitz vorhanden war.

Offensichtlich wurde auch in Kötzting versucht, Soldaten für die Kaiserliche Armee zwangsauszuheben, denn in den Kötztinger Marktrechnungen finden sich solche Details im Zusammenhang mit Hans Georg Schwarz. Im Rechnungseintrag vorher war die Rede von 3 angeforderten Soldaten.

StA Kötzting Marktrechnung von 1705

"Nitweniger hat man mit solchem Anwerbung gelter mehrmahlen H: Hofmann und Hans Geörgen Schwarzen dahin abgeordnet und Ihnen in Trunckh verraicht 16 xr

Zur Kayrserlich(!) hochloblichen Regierung Straubing ist Anndree Lobendanz mit ainem underthenigisten Bericht die Stöhlung der anbegehrt 3 ledtigen burgers Sohn zue Soldathen Auswahl betr. aigens abgeschcikht und deme Pothenlohn guet gemacht worden 1 fl 29 xr.


Diese Zwangsrekrutierung führte im Ostbayerischen Raum zu einem "Bauernaufstand", über den einige historische Abhandlungen gibt.



Auch der Kötztinger Pfleger Johann Jakob von Mayr, siehe oben, berichtet in einer Meldung an seine Regierung von den Aufständischen.





In diesem Buch ist der Aufenthalt der 300 Aufständischen in Kötzting erwähnt, eingebettet in die Erklärung, dass die Mannschaft von Regen herauf marschiert war und sich auf den Angriff auf Cham vorbereitete. Die Stadt Cham konnten die Rebellen dann auch tatsächlich erstürmen. Seltsamer weise findet sich in den Kötztinger Marktrechnung, obwohl dort Seiten über Seiten über Seiten detailliert angefüllt sind mit den Ausgaben, die dieser Krieg verursachte, kein Wort über diese Aufständischen, die ja sicherlich auch Quartierlasten verursachten.
Wie oben, bei der Suche nach dem richtigen Hausbesitzer bereits angemerkt ist, bekam Anna Maria Schwarz von ihrem (Stief)Onkel ihr Erbe ausgezahlt.
Am 27.3.1706 stellt Anna Maria Schwarz - unter Beistandsleistung ihres Ehemannes Hans Georg dem Bürger und Bierbräu Hans Krieger eine Quittung über 1221 Gulden an mütterlichem und väterlichem Erbe aus.




StA Kötzting Marktrechnung von 1706
Zu Abwenthung aines alhier anzukhmomen besorgten durchmarch, hat mann Hanns Georg Schwarz aigens nacher Straubing zum Khriegs Comissariat geschickht, waryber uncosten nebst dem Rittgelt erloffen.
1 fl 4 xr "



Dies ist einer der häufigen "St. Florians"-Versuche, um Straubing dazu zu bringen, die anmarschierenden Soldaten von Kötzting abzuhalten und in andere Ortschaften umzudirigieren.
Im selben Rechnungsbuch findet sich, dass HG Schwarz als "Steuereintreiber" für die Aufschlagssteuer abgeordnet wurde, sicherlich ein Traumjob, mit dem er sich viele Freunde schaffte.
Nicht nur in Straubing konnte man versuchen, dass Kötzting von Einquartierungen verschont blieb, das konnte man damals auch in manchen Fällen beim Pfleggericht in der Kirchenburg versuchen und so wurde im Jahre 1707 der Bürger HG Schwarz "wegen Abwendtung der Sünzendorferischen Tragoner einquartierung zum Pfleggericht alhir geschickt und dem in Trunckh gegeben". Für diesen "Botengang" erhielt er glatt 13 Kreuzer zum Trunk, das war mehr als ein halber Tageslohn eines Handwerkers.
Irgendwann aber endet auch der längste Krieg und es kamen wieder ruhigere Zeiten für die Bevölkerung.....nicht aber für den Kötztinger Magistrat.
Von Verger, der Straubinger Rentmeister moniert die zuletzt vorgenommene Magistratswahl, erzwang den Rücktritt der gewählten Räte und entschied die ersetzte diese durch die - finanziell - potentesten Kötztinger Bürger, allen voran der oben bereits angesprochene Johann Krieger, Bierbräu und Hopfenhändler.
Der Rentmeister suspendierte im Jahre 1716 gleich drei der Kammerer und forderte nach der Rechnungsrevision erkleckliche Summen zurück von den Inneren Räten.

.

Um die vom Rentmeister ausgesprochenen Strafzahlungen zu mindern, schrieben die drei Kammerer einen Bittbrief:
"Underthenig gehorsabste Martin Joseph Hueber, Adam Mez und Hans Georg Schwarz alle .3. suspendierte Cammerer zu Kötzting et cons."


Am 27.4.1727 verstarb der Kammerer - offensichtlich durfte er danach doch wieder ran - Johann Georg Schwarz. Dies passt auch gut mit der Kloster Rottischen Steuerliste zusammen, die tabellarisch einen Zeitraum von 1727 bis 1736 umfasst.



HStA München Landshuter Abgabe Kl Rott B4
Links ist die Spaltenüberschrift: "Herr Johann Georg Schwarz", rechts heißt es dann "Johann Georg Schwarz seelig", mit dem Zusatz - ganz schwach zu erkennen mit Bleistift geschrieben - der Name "Gräll".
Der nun folgende Eintrag in den Kötztinger Briefprotokollen ist ein wenig kryptisch, denn er wirft eine Frage auf, die ich nicht beantworten sondern nur vermuten kann.




Der zu Anfang ihrer Beziehung üppige Finanzrahmen der Familie Schwarz war nun offensichtlich aufgebraucht, denn die Witwe Anna musste sich von "ihrem Stiefvater" Johann Krieger - genau wieder dieser Hans Krieger - 30 Gulden "zur Bestreitung der Beerdigungskosten" leihen.
Wir kennen sämtliche Kinder aus der ersten Ehe der Frau Krieger kennen, und es kann rein rechnerisch auch kein weiteres Kind des Paares (Johann oo Maria Agnes) existieren, weil Johann eben so früh verstorben ist- Es gibt aber sehr wohl eine Anna Maria im richtigen minderjährigen Alter, um eine Vormundschaft zu rechtfertigen, nur eben von einem anderen Billich-Ehepaar. So bleibt eigentlich nur die Vermutung, dass Anna Maria von den Kriegerschen Eheleuten als verwaiste Nichte in die Familie aufgenommen wurde. Dieses könnte auch erklären, weshalb ihr elterliches Erbe beim Krieger hinterlegt gewesen war.
Am 17.1.1735 trennte sich die verwitwete Kammerin AM Schwarz von dem "Acker so neben H. Prior und Michael Seidl Äckhern gelegen gegen des Plöz zu Gehsdorf" . Für diese Fläche erhielt sie vom Kammerer und Bader Augustin Fischer 30 Gulden.
Am selben Tag dann - ebenfalls um 30 Gulden - vom " Gartten von der Frau Königin ererbt , oberhalb des Armenhaus entlegen". Auch der Herr Georg König von der Kompagnie Bentler hatte eine Tochter des Andreas Billich geheiratet, und als nach ihm auch seine Witwe verstarb, war auch die Anna Maria Schwarz in der Liste der Erben.
Die "Witwe und Cameraria" AM Schwarz lebte bis zum 28.10.1748, noch drei Jahre vor ihrem Tode besaß sie noch weitere Grundstücke zum freien Verkauf, wie den sogenannten "Scharrergarten , hinter dem Greullenhaus", den sie um 45 Gulden an den Fludermann Hans Adam Greil verkaufte. Diesem Hans Adam Greill und seiner Frau Elisabeth, hatte sie 10 Jahre vorher bereits ihr Anwesen verkauft.

Hans Adam Greill und Elisabeth


Der Mauerer und später Fludermann Hans Adam Greil und seine Frau, waren wenige Jahre zuvor nach Kötzting gekommen, hatten sich von einem Hsäusler (Hausnummer 85 ) zu einem Marktlehner (Hausnummer 48, Weiß auf der Höh) hervorgearbeitet und machten nun den Sprung auf das große Marktlehen an der Marktstraße.  
 600 Gulden mussten sie an die "verwittigte Cammerin AM Schwarz" bezahlen, die sich auch noch ausnahm, dass sie in der "sogenannten Brodthietten oder Nebenstübel die frey unvertrünbliche Hörberg ad dies vitae genießen könne." Sollte die "Gebkäuferin" über kurz oder lang sich zu ihren Freundten (=Verwandte) gegeben, so solle sie das Recht haben in dieses Stüberl einen Herbergsmann einzustiften.
Auch in den Folgejahren war HA Greil finanziell so gut aufgestellt, dass er sich das eine oder andere frei verkäufliche Grundstück aneignen konnte, so die Zandhofäcker und die Scheibelwiese.
8 Jahre nach dem Kauf, am 27.11.1742,  heiratete der Sohn, ebenfalls Hans Adam, nämlich  Anna Maria, die Tochter des Ratsfreundes Johann Michael Hofmann und übernahm das elterliche Anwesen.


  Hans Adam Greil und Anna Maria Hofmann



PfA Kötzting Band 14 Seiten 105 und 106

"Am 27. desselben Monats schlossen den Bund der Ehe der ehrenwerte Jüngling Johann Adam Gräll, Sohn des bereits verstorbenen Kötztinger Bürgers Johann Adam Gräll und Elisabeth seiner Ehefrau mit der mädchenhaften Jungfrau Anna Maria, der ehelichen Tochter des (ebenfalls) bereits verstorbenen Bürgers und Ratsfreundes Johann Michael Hofmann und Anna Maria seiner Ehefrau.
Die Trauzeugen waren Johann Georg Schutterer und der Lederer Christoph Kollmaier, beide Kötztinger Bürger. Die Ehe schloss Pater Marinus.

StA Kötzting AA IV 1 Anlagsrepartion Österreichischer Erbfolgekrieg
"Hanns Adam Greul Markhtlehner, Fludermann, sambt dessen aignen Grundtstuckhen 16.-"
 
Wie oben bereits einmal angeführt, scheinen die Geschäfte des Fluderers Greil sehr gut gegangen zu sein, weil er auch seine Grundschulden teilweise tilgen konnte. Im Jahre 1749 zahlte er 50 Gulden an den Markt zurück. Erst im Jahre  1749 schlossen die beiden noch einen Heiratsvertrag, aber bereits am 3.8.1752 verstarb der "Bürger und Rat Adam Gräll".

Seine Witwe heiratete am 7.2.1753  den Engelshütter Michael Kollmayr, der am 13.9.1753 sich für 16 Gulden auch das Kötztinger Bürgerrecht sichern konnte.


Michael Kollmayr und Anna Maria Greill


Hochzeitseintrag des Johann Michael Kollmayr, Sohn des Adam Kollmayr aus Engelshütt mit der
Witwe Anna Maria Greil. vom 7.2.1753


Es ist nur weniges zu finden von diesem Michael Kollmaier. 1757 steht er mit einer Lieferung von "2 Rofen zu Gangsteig glänttern von der Pruckh herauf"  mit 6 Kreuzern in den Marktrechnungen.
Die steile Treppe von der (Oberberger) Brücke herauf zur Pfarrkirche bekam also ein (neues ?) Geländer und MK lieferte dafür zwei Fichtenrundhölzer.
Im selben Jahr bestätigt er seine Grundschuld bei der Pfarrkirche in Höhe von 500 Gulden, die schon " der Ehevorfahr bzw. Ehemann Hans Adam Greill aufliegend gehabt.
Erst 10 Jahre nach ihrer Heirat schließen die beiden einen Ehevertrag über die 690 Gulden, die er in die Hochzeit mit eingebracht hatte und mit dem sie auch das väterliche Erbe für ihre beiden Töchter erster Ehe, Walburga und Magdalena, versichert. 
Und nur 5 Jahre nach diesem Heiratsvertrag, verkauften die beiden das Marktlehen an den Kötztinger Bildhauer Johann Josef Hager und dessen Frau Anna Maria und damit beginnt ein ganz besonders - aber leider ebenfalls sehr kurzes - Kapitel für dieses Haus.

Die Bildhauerfamilie Hager


Am 10.2.1722 hatte der Kötztinger "Sculptor" (also der Bildhauer)  Johann Paul Hager die Kötztinger Bürgerstochter Franziska Stahl geheiratet.
Das heutzutage an dem Hause angebrachte Hinweisschild ist also insofern irreführend, als es erst der Sohn dieses Johann Paulus gewesen war, der das Anwesen gekauft und dort auch als Bildhauer gearbeitet hatte. Wo aber war dann die Werkstätte des Vaters gewesen?
StA Kötzting AA IV 1 Anlagsrepartion des Österreichischen Erbfolgekrieges von 1749

In dieser Steuerliste folgt der Schreiber mit seiner Auflistung der steuerpflichtigen Bürger genau der Aufeinanderfolge in der Wirklichkeit. Ganz am Ende der Liste folgen dann drei Insassen, Bürger minderen Rechts, die nur den sogenannten Besitz sich erworben hatte, und die quasi in Miete in Markteigenen Immobilien wohnten und arbeiteten
Ander Moderna war der Stiffter des Ladens im Rathaus.
Georg Fischer war damals der Naglschmied, der in einer der beiden Werkstätten in der Wuhn eingemietet war.
Damit kann der "Bilthauer Paull Hakher" eigentlich nur in der zweiten Werkstätte in der Wuhn gewohnt und gearbeitet haben.
Es gibt noch einen zweiten Hinweis, dass Hager in der Wuhn anzusiedeln ist. Seine Ehefrau.
Franziska Stahls Vater war nachweislich bis zu seinem gewaltsamen Tod durch die Husaren im Spanischen Erbfolgekrieg der Hauptmieter in der Wuhn.
"Wegen der von Ander Lehners Behausung zur gemainen Markhts erkhaufften Schlosserwerkstatt ist zwar Johann Stalln die die zu ernannt gemainen Markhts gehoerige sogenannte Wuhnbehausung sambt bedeiter Schlosserwerkstatt hier von ain Schlosser stueftlich einzuneomben und in ermelten Wuhn Behausung die Wuertschaft zu treiben , von Hl Georg 1703 bis widerumben ono 1704 18 fl 
verstuefft worden.  Weilen aber umb diesem Jahr bey dem feindts einfahl und Bemaechtigung hiesigen Markts sowohl der Stuefter Stahl als Schlosser von den keyl: Husaern entleibt als in Ansehung dessen die hinterbliebene Wittib uf instendiges bitten 10 fl 30 kr nachgelassen werden." (MR 1704)

Auch seine Witwe konnte bekam den Nutzungsvertrag für die Wuhn vom Magistrat weiterhin bestätigt.
Leider wird in den Marktrechnungen immer der "Hauptmieter" aufgeführt:
StA Kötzting Marktrechnung von 1749.
"Hanns Fischer, et Cons: crafft vorgedachten Rhats=Prothocoll von der Wuhn Behausung 18 fl"
Die anderen Mieter/Stiffter laufen hier immer nur unter : "Cons(orten)"
Doch zurück zur Hochzeit JP Hager:
PfA Kötzting Band 14 Heiratseintrag Johann Paul Hager mit Franziska Stahl
Hier in diesem Dokument steht auch, dass JP Hager vom Stadtamhofer 
(Pedepontis) Bürger Michael Hager abstammte.
Sechs Kinder bekam das Paar, 4 Mädchen und ein Junge wurden getauft. Ein "Kind" wurde ohne vorherige Namensvergabe - vermutlich eine Todgeburt - beerdigt. Johann Josef, geboren am 12.8.1733, überlebte als einziger, die Mädchen verstarben alle bereits im Kindesalter..
Paulus Hager der Bildhauer - bereits seit 20 Jahren Witwer -  stirbt am 10.10.1769. 

Unterschiedliche Fotografen haben sich zum Beispiel der Fischerkanzel in Weißenregen angenommen und so haben wir einige ganz besondere Aufnahmen dieses Meisterwerks von unterschiedlichen Perspektiven.
Hier zuerst die Gesamtansicht mit den Bildern von Frau Isabell Dachs.
s
Foto Isabell Dachs: die Fischerkanzel in ihrer ganzen Pracht

Foto Isabell Dachs: Jonas im Maul des Walfisches

Foto Isabell Dachs: Das Gesamtkunstwerk

Hier nun einige Detailansichten:


Aufnahme KB Krämer Detail aus der Fischerkanzel

Die folgenden Bilder stammen von Frau Christa Rabl-Dachs

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: die heilige Magdalena

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: die Fischfangszene

Aufnahme Christa Rabl-Dachs:  laut dem Kirchenführer für die Wallfahrtskirche Weißenregen stammt nur der Gottvater in dieser Gruppe von JP Hager. Die Putten rundherum waren dann wohl die Arbeiten
seiner Lehrlinge, möglicherweise auch seines Sohnes.

Aufnahme Christa Rabl-Dachs:  der heilige Rochus.

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: der heilige Franz Xaver

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: der heilige Johannes Evangelist

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: Jonas im Maul des Wals

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: Wekißenregen linker Seitenaltar

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: Weißenregen rechter Seitenaltar

Aufnahme Christa Rabl-Dachs:  ein Fischer mit Anker





Wie in dem obigen -verlinkten - Beitrag über Johann Paul Hager detailliert aufgeführt ist, finden sich die Spuren seiner Kunst in einem beeindruckend großen Umkreis Kötztings.

Bild von Frau Marlene Kandler.
Die Abendmahlsszene des Johann Paul Hager im Kloster von Gotteszell

Wie eingangs zu diesem Kapital bereits erwähnt, dürfte Johann Paul Hager den Großteil seiner Werke noch in der Wuhn gefertigt haben, da sein Sohn - ebenfalls ein Bildhauer -, Josef Hager, das Anwesen ja erst am 25.5.1768 gekauft hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sein berühmter Vater nur noch 1 1/2 Jahre zu leben.
PfA Kötzting Band 18 Sterbematrikel
"Am 10. desselben Monats wurde der kunstreiche Herr Paulus Haager gefeierter Bildhauer und Bürger diesorts beerdigt."
Nach Rücksprache mit Herrn Baumann könnten die letzten drei Worte in diesem Eintrag bedeuten, dass er "im Bette liegend verstorben" war.

Johann Josef Hager und Anna Maria Lecker

2950 Gulden bezahlte der junge Hager für das Anwesen zwischen "Hans Georg Silberbauer und Johann Baptist Fabrici Häusern entlegen"
Zusätzlich gehörten zum Marktlehen noch:
ein kleines Obst und Wurzgärtl im Hof
ain Agger hinter dem obern freydhof
ain Agger hinter dem obern Färber an dem Zeltendorfer Weg
der Peyerl Acker
der zum Markt erkaufte Weisse Pier Keller
die Scheiblwiesl
das Zistler und Kreuzäggerl
der Plankengarten
und der Galgenacker
Am Ende wurde noch die "Ausnahme" für die Verkäufer vereinbart. Diese beinhaltete  "im obenauf vorhandenen Stübl , wo die alte Amtmännin gewesen, die freye Herberge, die obere Kuchel und die Holzleg."
Das junge Ehepaar Hager und ganz besonders der junge Hager hatten auch eine ganz besondere Vorgeschichte.
StA Kötzting Marktrechnung von 1760 Seite 32 Leichtfertigkeitsstrafen
"Ebenfalls haben Joseph Hager lediger Burger und Bildhauers Sohn alhir und Anna Maria Leckherin leedtigstands und die Dienstmensch derohrten redo: Leichtferttig verbrochen und hierunter die Kündtsschwengerung effectuieret, seint demnach beede, weilen solche bei ihnen auch das  erste delictum und kheine verehelichung erfolget ist, wie obige umb 5 Pfund Pfennige abgewandlet worden dahero widerumben auszuwerffen 5 fl 42 xr 6 H:
Dan nitweniger er 8 Tag in Eisen, Sye aber 5 Tag in der Geigen bey Haus"
Hätte Johann Josef Hager gleich die Anna Maria Lecker geheiratet, wäre die Strafe etwas geringer ausgefallen. So aber musste er ganze 8 Tage im Kötztinger Amtshaus absitzen.
Am 12.3.1761 kam ein Mädchen der beiden auf die Welt, das auf den Namen Maria Theresia getauft wurde und bereits am 12.8.1761 wieder verstarb.

Zwei Jahre später heiratete er dann doch seine "Freundin", das volle Kötztinger Bürgerrecht erwarb er allerdings erst im Jahre 1768, nachdem der das Kollmaiersche Marktlehen gekauft hatte.

PfA Kötzting Band 14 Seite 179 vom 26.4.1762

"Es schlossen den Bund der Ehe Josef, ehelicher Sohn des kunstreichen Paulus Hager, Bürger und Bildhauers von hier und seiner verstorbenen Ehefrau Franziska und die Anna Maria Löcker, Tochter des Veit Löcker, Inwohners aus Hau, und seiner Ehefrau Margaretha."
Johann Adam Hager, ihr nächstes Kind,  mit einem Geburtsdatum vom 24.12.1762 war vermutlich/möglicherweise  die Ursache der Heirat, denn eine zweite uneheliche Geburt hätte eine sehr heftige Strafe nach sich gezogen.
Nach ihm kam noch Johan Paulus - geboren am 29.4.1765 und gestorben am 23.4.1766 -, Franziskus de Paula, geboren 10.12.1766,
Johann Paul, geboren am 22.1.1768,
Jakob, geboren am 16.8.1770 und gestorben am 14.1.1771, und
Josef - geboren am 2.5.1772 und gestorben am 30.8.1772. 
Noch mit dem letzten Sohn im Leib, war die Mutter am 17.3.1772 Witwe geworden.
Während in all den vorherigen Urkunden Joseph Hager nur als Sohn eines Bildhauers genannt wurde, wurde er bei seinem Sterbeeintrag selber als Bildhauer bezeichnet.
PfA Kötzting Band 18 vom 17.3.1772

"Am 17. desselben Monats wurde der ehrenwerte und kunstreiche Joseph Hager, Bürger und Bildhauer beerdigt."
Am 17.3.1772 war Josef Hager verstorben und bereits am 10.6.1772 heiratete die Witwe Anna Maria Hager den Weißenregener Bauernsohn Wolfgang Wieser, dem sie aber bereits am 11. April 1772 (!) einen vielseitigen Heirat- und Übergabevertrag abgeschlossen hatte. Das Anwesen wurde nun mit 3663 Gulden angesetzt und bei den Hagerschen Kindern, deren väterliches Erbe zu sichern war, hieß es: Hans Adam mit 9, Paulus mit 4 Jahren und "dann dem im Mutterleib verschlossenen post humo".
Für diese zwei (respektive drei) Kinder wurden nun Johann Jakob Amberger und Johann Baptist Fabrici als Vormünder eingesetzt.
Diese Vormundschaft ist außergewöhnlich, weil der ganze Vorgang, vom Inventarium bis hin zu vielen Einzelbelegen und Vormundschaftsabrechnungen in diesem - und nur in diesem Falle - im Stadtarchiv vor Jahrhunderten als archivwürdig erachtet und aufbewahrt wurden.
Im gesamten Stadtarchiv befinden sich ein paar wenige Vormundschaftsakten aber kein einziger ist auch nur annähernd so umfangreich. Einigermaßen vergleichbar ist nur ein ähnlicher Vorgang mit Wolfgang Samuels jüngsten Sohn aus seiner dritten Ehe.
Außergewöhnlich dabei ist nicht, dass diese Belege erhoben und dass eine jährliche Abrechnung erstellt werden musste, sondern dass diese nach Beendigung der Vormundschaft aufbewahrt wurden.
Mit dieser Archivalie kann der damals rechtlich vorgeschriebene Weg der Vormundschaft exemplarisch dargestellt werden.


Das Nachlass- und Vormundschaftsverfahren Josef Hager



Als erstes musste das Vermögen festgestellt, ein Inventarium verfasst und die möglichen Erben und ihre Vertreter bestimmt werden. Diese Auflistung geschah am 9. April 1772 und wurde von Schätzleuten vorgenommen.  
StA Kötzting AA XI 17 


Schätzleute:
Michael Liebl, Johann Korherr und Johannes Mayr beede(?, es sind drei) Bürger allhier

Erben
1. die hinterlassene Wittig Anna Maria
2. Hans Adam 9
3. Paulus 4 iährigen Alters und
4. der im Mutter Leib verflossene port humus
Vormunder
H: Johann Jakob Amberger und H: Johann Baptist Fabrici beede des Rhats, so vermög sonderbahren Protocolls von heuntign Dato specialiter verpflicht worden.
Nun wurde das Haus vom Keller bis zum Dachboden durchsucht und Alles und Jedes aufgenommen und mit einem Wert versehen. Hier ein Beispiel solch einer Seite des Inventariums.
Hier die Auflistung der "Gegenstände" in der Nebenkammer und im Speisgewölbe.
Hier ein paar Besonderheiten aus dem Hagerschen Haushalt:
In der Obern Stuben
1 Ganz Neu und gefaßtes Cruzifix samt derbei schmwerzhaften Mueter buldnus und gefasten Bluedaltärl. dan 2 mit Laubwerch geschn(itzt)     8 Gulden
5 auf Leinwath gemalte Bülder                              5 Gulden


"Im herlenten Seiten Stübel
1 Postament darin die Büldnüs der unbefleckhten Jungfrau Maria auf Leinwath gemalter sich befundt   1 Gulden
."
Dieses "Seitenstübel" war offensichtlich auch seine Werkstatt, denn nun folgten direkt seine Werkzeuge:

24 Stuck Holl und Stemm Eisen
22 deto kleine
9 Raspeln
1 Messingischer Zürckl
2 Einspan Gabel
1 Hammer

5 Planier Stein
1 Farb Riebstein
1 Goldmesser samt dem Ring
1 Neuger
6 Nagl Neuger
1 Sagl
3 Vogl Häusl

An Viehbestand hatten die Hagerschen Eheleute 
"3 Khue darunter 2 tragente 
2 heurige Strie und 
1 dito Khue Kälbel
2 Möhnoxen
1 Möhnpferd"  (=Zugochsen bzw. Zugpferd)

Das ganze bewegliche Inventar wurde nun auf  307 Gulden aufsummiert. Der berichtigte Kaufpreis aus dem Jahre 1768 betrug 2959 Gulden und das Barvermögen belief sich auf 204 Gulden. 
Noch aus den Zeiten des Vaters, also des Johann Paulus Hager, resultierten offene Verbindlichkeiten, die auch Belege für die Arbeiten der Bildhauer darstellen. Die Pfarreien von  Arnbruck und Chamerau und das Kloster Rott für Arbeiten an der Kapelle in Grafenwiesen waren dem alten Hager noch Restsummen schuldig geblieben. 

Nun ging es um die zuletzt angefallenen Ausgaben  - wie die Beerdigungskosten und die Arztrechnung.- und die offenen eigenen Schulden, die eigentlich nur aus einer kleinen Grundschuld bei der Pfarrkirche in Höhe von 100 Gulden bestanden..
Bemerkenswert ist die Feststellung, dass die Witwe bei der Verheiratung kein Heiratsgut mitgebracht hatte, damit aus der Erbmasse auch keinen besonderen Anteil beanspruchen konnte.
Auf stolze 163 Gulden summierten sich die Ausgaben, die bei der Erstellung des Inventariums und den anschließenden Schreibgebühren angefallen waren.
Die Schätzleute errechnen ein Gesamtvermögen von 4067 Gulden, die nun auf die Witwe und die zwei(drei) Kinder gleichmäßig aufgeteilt wurden.
Ein Monat nach der Inventur und zwei Monate nach dem Tode des Vaters, kam das Kind - Josef -  auf die Welt, das bereits immer in den Akten seine Berücksichtigung gefunden hatte. Josef allerdings lebte nicht lang, bereits unter dem 30.8.1772 ist seine Beerdigung vermerkt.

Nun kommt im Nachlassakt ein Sprung um 5 Jahre, denn am 18.1.1777 verstarb die Anna Maria Wieser, verwitwete Hager und geborene Lecker, und die Kinder waren nun Vollwaisen mit einem ansehnlichen Vermögen. Ihr Stiefvater - der Bauerssohn Wolfgang Wieser aus Weißenregen - hatte nur 400 Gulden an Heiratsgut eingebracht, weshalb die übergroße Masse des Vermögens den beiden Kindern zufiel.
Erneut kam es zu einer vorgeschriebenen Inventur und interessant ist - aus heutiger Sicht, damals war es vermutlich ganz normal - hierbei die Auflistung der verschiedenen Münzen, die sich nach dem Tode der Witwe im Hause befanden und die sich erhalten hat.
Ausschnitt aus der Münzliste:
Münzcassa 
Über die Paarschaft der Anna Maria Wieserin seel verfasst den 28. Jenner 1777
1 doppelter Marienberger dugat
1 deto Holländischer
2 Holländische Dugaten
2 Viertl Dugaten
15 alt ainfache Thaller a 2 fl 45 xr
1Ritter S: Georgi Anheng Thaller
10 Cons: Thaller
2 alt Gulden
1 halber S: Georgji Gulden
4 alte Stukl a 36 x
1 Bayerischer 1/2 fl (=Gulden)
2 Barreither deto
1 Kopfstückl
12 17er verschlagen
15 Wirttemberger verschlagen
15 alte Zwölfler ... usw.
Jetzt bestand grundsätzlich eine neue Situation und die Vormünder der Kinder mussten ihrer Verantwortung gerecht werden und schritten zum Verkauf des Anwesens. Der Original Verkaufsbrief liegt den Akten bei, hier der Beginn des Briefprotokolleintrages.

Johann Baptist Fabricius
burgerlicher Handelsmann und Johann Jakob Amberger burgerlicher Wagner und rwsignierter des Raths alhir zu Közting als weyl: Josephen Hager gewest burgerlichen Marktlehners derorten, dan Anna Maria dessen Eheweib beeden nunmehro seelichen ehelich hünterlassne zwey münderjährige Künder, benanntlich Hanß Adam 14: dann Paul Haber 9 iährigen Alters pbrigkeitlich Verordnete Vormünder, in Judicio selbst anwesend....
verkaufen das Anwesen an Hans Georg Grässl von Eggersberg
Es folgt eine genaue Auflistung aller Grundstücke mit ihrer Lage und so wird der Verkaufspreis auf 3100 Gulden festgelegt. Die Zahlungsbedingungen sind im Einzelnen:
3100 Gulden sind der Verkaufspreis - 100 Gulden beträgt die Hypothek bei der Pfarrkirche - 550 Gulden erhält der "weichende" Witwe Wolfgang Wieser lt. eines Vergleichs vom 30.1.1777 und 150 Gulden erhalten die Vormünder für ihren Aufwand.
Der verbleibende Vermögensrest von 2300 Gulden wird mit 4 Prozent im Jahr verzinst und kann in 100er Gulden-Schritten abbezahlt werden. "Sollte aber ein Kind heuraten nach 1/2 iähriger Aufkündigung den Rest in Paar"
Weiter wurde für die Kinder vereinbart:
Die noch verbleibende und denen beiden Kündtern zuestendige 2300 fl aber bleiben dem Käuffer bis Liechtmessen 1778 gegen der obligation beede Künder bis dahin in der Kost, wie Käufer derlei genuest, dann für sie Künder erforderlich und anständig, zu underhalten und wan schon der größere Pub unter dieser Zeit abweck kommen solte, so were ohngeacht dessen dannoch bis obige Zeit der Züns zu bezahllen....
Sollten die Kinder in der Zukunft "dienstlos" oder "ligenhaft" - also arbeitslos und krank - werden, müsse den Kindern der "Unterschlupf bei Haus" gestattet werden, für ihren Unterhalt aber haben sie selber zu sorgen.
Und schließlich waren da noch die Kollmaierschen Eheleute - die Vor-Vorbesitzer -, die zu berücksichtigen waren: deren Rechte aus dem Vertrag vom 25.5.1768 bestanden natürlich weiter.
Danach liegt im Akt eine sechsseitige detaillierte Auflistung der persönlichen Gegenstände der Verstorbenen, die einen Käufer gefunden hatten, vermutlich im Wege einer Versteigerung in Anwesenheit des Kammerers Fischer. Auch hier ein kleiner Auszug:

Käuferer

Walburga Deckerin Schneiderin                             1 Schwarz Damscienes  Causert
Marktschreiber Mensch                                          1 Rot tuchernes abgetragenes Mieter
Margaretha Waldherrin Dienstmensch                    1 Weiss und halbseidenes Carpet mit gelbe Knöpf
Walburga Zistlerin Dienstmensch                           1 Weiß und heichelblau, halb cristnus Causet
Rosina Lieblin                                                         1 braun Catonnes abgenähtes Röckl
......

Hier finden sich nun auch noch detaillierten Ausgaben für die Beerdigung der Anna Maria Wieser.


Hier die Ausgabe für den Schreienr
"Ich Endh underschriebener pekhenne das ich vor die verstorbene Wieserin ein dotten druche sambt inner driett dopplett zarg gemacht habe und ich von Herrn Fäbrici mit 2 fl 3 xr riechtig pezalt worden 
Pescheidt datum Közting dem 10 Appriell 1777 Egidi Fischer Schreiner ada"

Vermerk des Fabrizi: Über Abzug 3 x. noch 2 fl.

Weiter geht's mit der Schlussrechnung des Kötztinger Arztes:

Közting den 22. Jenner 1777
Herr Wiser burgerlicher Gastgeb alhir hat wegen lezthin viermalligen Besuch seiner nunmehro Seelligen Eheconsortin zubezahlen 1 fl
Und vorhin an meinen Verdienß abgerissene 1fl 36
also in allem 2 fl 36 xr bezalt
Doctor Halser alda
"

Nun der Kötztinger Mesner:

 
"Ich endts unterschriebener habe ab dem Tottfahl der seel: Frauen Anna Maria Wieserin geweste Gastgeberin allhir die mir betragente 3 fl 35 xr Funderals Costen von Herrn Fabrici als Vormunde heunt Dato richtig empfangen hiermit bescheine Közting den 19. Februarj 1777
Georg Arendt
Pfaar Meßner alda"

Der Kötztinger Schullehrer und Orgelspieler Johann Wolfgang Schweikl  bekam 3 Gulden und 2 Kreuzer "vor die Besingung denn 3 figurierte Aemter und Libera".
Beim Pfarrer war es dann schon nicht mehr so günstig:
Das mir Endesgesezter wegen der Leyche Besungnüß der tugensamen Anna Maria Wiserin burgerlicher Marktlehnerin 9 fl 30 xr richtig erlegt worden sind, wird in Keaft dieß bescheinet.
Pfarrhof Közting den 21. Febr 17772 Id est 9 fl 30 xr
P. Coelestinus Steiner
Benediktiner v. Roth d.z. Pfarrverweser mp
(manu propria= mit eigener Hand)

Erneut mussten die am der Abrechnung (Inventarium) beteiligten Schätzleute und Kontrolleure bezahlt werden, was in der Summe dieses Mal nur gut 38 Gulden ausmachte.
Im Akt befinden sich monatliche Abrechnungen, auf den tag genau aufgelistet, welche Zahlungen die Vormünder für das Funktionieren des Anwesens und des täglichen Lebens der beiden Buben geleistet wurden.
Das reicht von der Almosenreichung für bettelnde Arme bis zum Ausmisten der Stallung und den Ausgaben für das tägliche Essen.
Heraus sticht in der Liste eine Ausgabe von 12 Kreuzern: "dem 18ten dem Hans Adam zu Verrichtung der von seiner Muetter seel auf die Schöne Ferchen verlobte Wallfart"

Wie schwierig die ganze Situation vor Ort gewesen sein muss, zeigt der folgende Einträge in der Abschlussrechnung der Beerdigungs- und Folgekosten.
"Weillen die gedüngte Diern Walburga Leckerin, deren Dienst auf Leichtmessen, da im ganzen Haus niemand und das vorhandene Viech auf sie alleinig zu vill, auch ungewiss were wie lang solche Verfassung andauerte zu bezeichen nicht schuldig were, hingegen, in so kurzer Zeit kein Ehehalt zu bekhommen gewesen; als hat selber zu einer Besserung gemacht werden müessen. 2 Gulden."

Bereits im Frühjahr 1777 begann der ältere Sohn Hans Adam Hager eine Lehre als Müller in der Sagmühle und seine Vormünder weisen in einer detaillierten Abrechnung sämtliche Ausgaben nach, die sie für ihr Mündel veranlasst hatten UND dabei findet sich eine Kleinigkeit, die vermutlich nur Eingeweihte als Teil des damaligen Kötztinger Pfingstbrauches erkennen können.

 





Der Zusammenhang zwischen Pfingstmontag und Schießpulver




 
"Anmerkung deren Unkosten und ausgelegtes Geld so ich Johann Battista Fabrici als Vormunder über den Hans Adam Haager dermalliger Lehrjung auf der Sagmihl, für ihme erlebt habe als Pro Anno 1777
26. April ein Schernfell erkauft
den Riemer vor ein Reimb und Macherlohn
den 10. May ein Baar Schuech ausbessern laßen, wovon bezahlt
18. dito: Alß am Pfingstmontag, an geld  35 Kreuzer an Pulver 6 xr

Was hat das nun mit Pfingsten zu tun? Nun, im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts war es ein gewisses Katz und Maus Spiel zwischen den (überregionalen) Behörden und den Kötztinger Bürgerssöhnen über deren Benehmen in der Nacht vor dem Pfingstritt. Hier war es üblich geworden, wie es in Einzelfällen sogar bereits seit dem Ende des 17. Jahrhunderts nachzuweisen ist, dass Gewehre und Pistolen mit Schwarzpulver geladen wurden und damit in den Kötztinger Straßen herumgeschossen wurde.
Es gibt auch zeitgenössische Berichte, dass während des Rittes von Teilnehmern geschossen wurde.
Nun, als junger Kötztinger Bursche brauchte er erstens ein wenige Bargeld, das ihm sein Vormund auszahlte und natürlich Pulver, welches er direkt vom Fabrici beziehen konnte.
Dieser Kampf zwischen dem Landgericht und den Kötztinger Bürgerssöhnen gipfelte 5 Jahre später in einer großer Verhaftungsaktion, genauer nachzulesen im Blog über "den Wilden Pfingstritt"
Derselbe Eintrag findet sich auch im Jahre 1778, zusätzlich fällt in diesem Jahre auf, dass Hans Adam Hager regelmäßig Biergeld ausgezahlt bekam.

Den 8. Juni,  Alß am Pfingstmontag, an geld  35 Kreuzer an Pulver 6 xr

Dem Akt liegen in einem lockeren Bündel viele einzelne Quittungen von Kötztinger Handwerkern bei, die im Auftrag der Vormünder Leistungen für die beiden Buben erbrachten.

Neue Schuhe von Martin Hofmann
Schuhe aufdoppeln von Josef Silberbauer
Ein Paar Schuhe von Martin Hofmann
1 Kalbsfell von Georg Anton Schweitzer
Einen Brustfleck von Johann Pfeffer
Heutzutage erhält ein Auszubildender auch eine Entlohnung, früher war das anders, da musste der Lehrling ein "Lehrgeld" bezahlen und as war nicht gering.
30 Gulden bezahlten die Vormünder aus der Hagerschen Kasse für ihren Schützling an den Müllermeister Lorenz Robel, damit dieser Hans Adam Hager das Müllerhandwerk beibrachte.
Quittung des Müllers Lorenz Robl von Kötzting

Auch für den kleineren Bruder, Paulus Hager, existieren 2 detaillierte Jahresabrechnungen.
Mit Datum des 26. Mai 1779 taucht endgültig ein Abschluss in dem Akt auf, als noch restliche Mobilien des Ehepaars Hager/Lecker, die den beiden Brüdern gemeinsam gehörten, nun, soweit sie nicht schon lange versteigert worden waren, dem älteren Sohn Hans Adam Hager zugeschlagen werden sollen. Dieser wird bereits als "Müller zur Hauser Mühle" bezeichnet, was außergewöhnlich schnell gegangen zu sein scheint. Und wiederum musste ein genaues Verzeichnis erstellt werden und wiederum bekamen die Schätzleute und Vormünder ihren gerechten Lohn von dieser Arbeit.
Hager Adam heiratete im selben Jahr, am 19.5.1779, Eva Plötz, eine Söldnertochter aus Zeltendorf. Sein jüngerer Bruder Paul taucht in den Akten nicht mehr auf. Und damit endet die Zeit der Hagers im Markt Kötzting.


Johann Georg Graßl 


Der Bräuknecht Hans Georg Gressl aus Eggersberg hatte das Marktlehen am 9.Februar 1777 erworben und verkaufte es am 9. Dezember weiter an den ledigen Bäckersknecht Josef Dreger und erhielt dafür 3000 Gulden. Er selber hatte seinen Kauf noch mit 3100 Gulden beurkunden lassen.
 
HSta München Landshuter Abgabe KL Rott B5 von 1777-1800
Hier wird Wolfgang Graßl (eigentlich Hans Georg Grassl, der Vorname war vermutlich bereits vergessen worden, als die Liste am Jahresende erstmalig erstellt wurde.) durchgestrichen und sein Nachfolger Josef Dreger aufgeführt.



Josef Dreger und Magdalena Stiglbauer



Im November 1777 hatte Dreger Josef von seinem Bruder, dem Weißbäcker Andreas Dreger, 320 Gulden aus dessen eigenen Übergabevertrag zugesichert bekommen. Im Dezember bereits benutzte er diesen Kapitalstock, um sich das Graßlsche Marktlehen zu sichern. Im September 1778 heiratete er Maria Magdalena Stiglbauer aus Lederdorn und konnte mit ihrer Mitgift in Höhe von 800 Gulden dann die nächsten verpflichteten Zahlungstermine an den Verkäufer einhalten.
Am September 1780 schloss er einen Heiratsvertrag mit seiner Frau.
Aus dem Jahre 1783 kennen wir einen Prozess, den Josef Dreger mit Christoph Kollmaier, dem engen Verbündeten des damaligen Dauerkammerers Wolfgang Samuel Luckner führte.
Streithintergrund ist der Kollmaiersche Bierkeller - ursprünglich bis 1769 der churfürstliche Weißbierkeller  -  den dieser gekauft hatte und der sich unterirdisch unter ein Grundstück des Josef Dregers erstreckte.
Detail aus der Uraufnahmekarte von 1831

StA Landshut Regierung Straubing A 4705: Hier beschreibt Josef Dreger den Kollmaierschen Bierkeller, dieser liegt neben seinem  "Äckerl, das Beutläckerl genannt, und erstreckt sich unter der Erde tief in dieses Äckerl. Die Oberfläche ist durch einen Zaun /:welchen aber der Kollmayr vor 10 Tägen via facti eigenmächtiger Weise niedergerissen:/ durchgeschnitten, und ist die Hälfte diesseits des Zaunes ein Gemeinweidenschafts Grund, jenseits aber eine von mir, und meinen Vorfahren iederzeit zum Beutläckerl genossene Pertzinenz."


StA Landshut Regierung Straubing A 4705:

StA Landshut Regierung Straubing A 4705:
Auf dem kolorierten Plan kann man gut erkennen, wie der "Kollmaierkeller", der in einem Auszug aus einer Rechnung als ein bloßes Gewölbe bezeichnet wurde, um die Bierfässer vor Oberflächenwasser zu schützen, sich unter die Nachbarsgrundstücke schiebt.
 
Es folgt eine große und ausführliche  Zeugenbefragung, die im Ergebnis zumeist die Version des Josef Dreger unterstütze. Gut 10 Jahre später - 1789 - klagt Josef Dreger erneut gegen Kollmaier- diesmal geht es um seine Zufahrt - und erneut werden Zeugen befragt. Die beiden lösen danach das Problem insofern, als Kollmaier das fragliche "Ackerl nächst dem gewest alten Bräukeller" dem Josef Dreger um 38 Gulden abkaufen kann.
Am 20.6.1759 schenkt Magdalena Dreger ihrem Sohn Alois Dreger das Leben. An den Folgen dieser Geburt verstirbt sie bereits einen Tag später, mit gerade mal 40 Jahren. Alois Dreger wird auch nur 6 Tage alt; es waren schlemme Zeiten für Mütter und ihre neugeborenen Kinder. Schon wenige Monate später wiederverheiratet sich der Witwer mit der Chamer Gastwirtstochter Elisabeth Ring.
Zu Jahresanfang 1811 verstirbt der Kötztinger Bürger Josef Dreger im Alter von 67 Jahren an der Lungensucht. In den Jahren zuvor findet er sich in den Akten der Kirchenadministration, weil er den Zehent von Zeltendorf und Gradis sich gesichert hatte.
Einschub
Zehent der umliegenden Dörfer
Bereits seit Anbeginn der schriftlichen Überlieferungen (vermutlich sicherlich bereits seit dem 11. oder 12. Jahrhundert) standen der Pfarrkirche Kötzting Ernteabgaben aus den umliegenden Dörfer zu.
Diese Abgaben schwankten natürlich je nach Höhe der tatsächlich angefallenen Erntemengen. 
Um aber einen nachhaltigen und korrekten Haushalt aufstellen zu können, verstiftete die Kirche diesen Zehent gegen einen Fixpreis und der Zehentnehmer (in unserem Beispiel Josef Dreger) musste bei der Ernte dann seinen, eigentlich der Kirche zufallenden, Anteil der Getreidegarben einbringen und konnte damit Geld verdienen.....oder auch nicht.
Da aber die Getreidepreise bei schlechter Ernte zumeist durch die Decke gingen, kam er vermutlich so oder so auf seinen Gewinn und die Kirche musste keine Angestellten bezahlen, die diesen Zehent gefext (das war damals der Ausdruck: fexen) hätten, und anschließend ausdroschen und einlagerten.  Somit musste die Pfarrei auch keine übergroße Speicherkapazität vorrätig halten.
Solch eine Zehensttiftung war also eine frühere Form eines Warenterminkontraktes neuerer Zeit.
Einschub Ende

Als später im Jahr der erste Kötztinger Kataster erstellt wurde, war nur noch seine Witwe Elisabeth Dreger als Besitzerin eines überaus umfangreichen Grundbesitzes eingetragen.


StA Landshut Rentamt Kötzting B27


So sieht ein Katasterband aus, mit dem 30 Jahre lang - ab 1840 entstand der Folgeband - intensiv gearbeitet wurde.

Beschreibung des Anwesens:
Markt Kötzting Nro XXXIX  (also 39: erst 1840 bekam das Haus die 42)
Joseph Drögers Wittib Elisabeth (die seitlichen Nummern in Bleistift sind die später - zumeist bis heute - gültigen Plannummern des Grundsteuerkatasters.) 
Plnr 76 und 77 Das gemauerte Haus mit derlei Stallung, hölzernen Stadel, Schupfe und Kasten dann
einem kleinen Gärtl

Plnr 333 Den Acker in der Zeltendorfer Gaße
Plnr 489 Das Äckerl beim alten Brechhaus
Plnr 494 Der Sandhof Acker
Plnr 361 das zweimahdig Scheiblwiesackerl
Plnr 379 der zweimahdige Wiesfleck am Dampfbach
Plnr 941 Der Gemeindsantheil am Galgenberg ao 1803 zu Acker und Wiese cultiviert
Nutzantheil an den noch unverteilten Gemeindegründten
Plnr 747 Von den vertheilten Strohhof bei Grub  1 Acker
Plnr 730 in Arndorf  1 Wiesel
Plnr 622 der Blankengarten acker
Plnr 585 das Bachackerl
das Hochackerl an Kollmaier getauscht
Plnr 642 das Wegackerl
Plnr 885 das Ackerl ober der Färberwalch
das Ackerl am Flecken (Getauscht)
Plnr 528 die zweimahdige Gänskragenwiese
Plnr 415 die zweimahdige Wiese bei der Ziegelhütte
Plnr 1070 die Wechselwiese, da mit Josef Amberger Hnr. 122 im Wechsel gehet.
Plnr 528 die zweimahdige Lieblische Hochwöhrwiese


Josef Dreger hatte auch mit seiner zweiten Frau einen Heiratsvertrag abgeschlossen, der auch die Möglichkeit der Erbfolge einschloss, sollten die beiden Kinder haben. Dies war aber nicht der Fall, so dass Elisabeth Dreger im Jahre 1824 das Anwesen innerhalb ihrer Verwandtschaft verkaufen/übergeben konnte. Im Umschreibeheft des Katasterbandes wird der Vorgang ganz knapp beschrieben:
StA Landshut Rentamt Kötzting B28 
Den 6. Febr: 1824 hat Elisabeth Dreger Bürgerin von Kötzting dessen Marktlehensanwesen mit Zugehör an ihren Vetter Ander Ring ledigen Bürgerssohn aus der Stadt Kamm um 4000 Gulden übergeben, sonst ohne Änderung.

Sie selber errichtet im Jahre 1827 ein Vermächtnis zum Kötztinger Schulfond. Einen Schuldschein des königlichen Assessors Koller über 50 Gulden, den sie in Händen hatte, übergibt sie der Schule nun als deren Eigentum. (AA II/66) 
Elisabeth Dreger verstirbt am 29.5.1845 im Alter von 79 1/2 Jahren an Altersschwäche. Im Staatsarchiv Landshut hat sich ein Verlassenschaftsakt erhalten.
StA Landshut Rep 166N/12 Schachtel 3 von 1845


Am 2. September 1843 schickte Elisabeth Dreger offensichtlich ihre Verwandte, Katharina Ring, Bürgerstochter aus Cham, ins Ladgericht und bat den geschäftsführenden LG Assessor ins Haus der Elisabeth Ring zu kommen, um deren Testament aufzunehmen. Der königliche Amtsvorstand (=Landrichter) war nicht anwesend, da auf einer Badereise, und so musste der Landgerichtsassessor ran und "verfügte sich in die Behausung der Elisabeth Dreger und traf dieselbe am Spinnrad beschäftigt an". Durch mehrere Fragen und ihre darauf gegebenen Antworten konnte er sich davon überzeugen, dass sie "im Genusse ihrer vollen Verstandes=Kräfte" sei.
Offensichtlich hatte sie sich 1821 nach dem Verkauf des Marktlehens in der Marktstraße, das kleine Eckhaus in der Herrenstraße (alte Hausnummer 102 - heutzutage das Schuhhaus Liebl) gekauft, das sie nun testamentarisch den beiden Töchtern ihres verstorbenen Bruders Josef Ring aus Cham. Katharina und Anna Ring sollten nun die Universalerben werden. 


Andreas Ring und Anna Maria Högerl

danach

Andreas Ring und Anna Dreger

danach

Andreas Ring und Katharina Baumgartner

Am 1.Mai 1824 heiratete Andreas Ring, der Kötztinger Marktlehner und Sohn des Chamer Bürgers Josef Ring und seiner Frau Katharina, einer geborenen Schieder(meier),  die Prackenbacher Krämerstochter Anna Maria Högerl.
Ein Kind hatten die beiden - Elisabeth, geboren am 25.11.1831 - welches aber bereits im Alter von 4 Monaten verstarb. 9 Tage nach der Geburt war auch die Mutter, Anna Maria Ring, im Alter von gerade mal 26 Jahren an (Wund) Brand verstorben. Bereits im Jahr drauf - diesmal mit Einhaltung der üblichen Trauerzeit - heiratete Andreas Ring ein zweites Mal, diesmal Anna Dreger, die Tochter des Andreas Dreger und seiner Frau Magdalena Lärnbecher.
Drei Kinder kamen noch in dieser zweiten Ehe. Alle drei, die beiden ersten Buben, Josef und Andreas , und die Schwester Anna wurden alle nicht alt, keiner sollte seinen ersten Geburtstag erleben.
Nun schritt Andreas zu seiner dritten Ehe, diesmal heiratete er Katharina Baumgartner, eine Metzgerstochter aus Konzell,
Nur ein Kind sollte aus dieser Ehe entspringen, das allerdings als Totgeburt ohne Namensvergabe beerdigt wurde.
Im Jahre 1832 kämpft der Markt wieder einmal gegen den Schlamm auf Kötztings Straßen und möchte die Bürger zwingen entsprechende Fallrohre anzubringen. 
StA Kötzting AA XI 48 von 1832

"38 Ander Ring Marktlehner 2 Stellrinnen hergestellt." Die sich unter diesem Text befindliche und in Bleistift geschriebene Bemerkung ist leider bis auf den Namen "Ring" unleserlich. Vermutlich war der Zustand vorher ein wesentlich schlechterer.
1840 wurde in Kötzting der erste Grundsteuerkataster aufgestellt, dessen Nummerierung der Häuser die seither gültige ist; daher nun auch anstelle der 39 aus dem Jahre 1811 nun  die neue (alte)  Hausnummer 42:.  

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5037 von 1840

"Das Haus mit dem Marktlehen bestehend in dem Tafern und Kommunbraurecht 
Gebäude Wohnhaus mit Stallung auseinander, besonderer Getreidekasten, Backofen mit Waschhaus, Holzschupfe und Stadl aneinandergrenzend, dann Hofraum
"

Nur  2 Jahre - 1842 -  später ließ der Markt ein Mieterkataster für alle Kötztinger Häuser aufstellen. Auch wenn Andreas Ring das Haus alleine bewohnte, musste er dennoch eine genaue Begehung und Beschreibung seines Anwesens protokollieren.
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5045

Andrä Ring, Marktlehner /:Hausbesitzer:/

Hauptgebäude:
Unter der Erde: 1 Keller
I: 1 Gastzimmer, 1 Küchenzimmer, 1 Fleischkammer, 1 Wohnzimmer, 1 Schenk und 1 Magdkammer, dann 1 Verschlag
II. 3 Wohnzimmer, 1 Kammer und Boden unterm Dach

2. Nebengebäude:
Bachofen mit Waschküche

 3. Nebengebäude
I. 2 Stallungen
II. 3 Kammern

4. Nebengeäude
Oekonimiestallung mit Futterboden

5. Nebengebäude
Getreidekasten mit darunter befindlicher Holzlege

6. Nebengebäude
Holzschupf

7. Nebenbegäude
Eine Schupfe mit Dreschtenne und darunter befindlichen Sommerbierkeller mit Faßschupfe

(eigenhändige Unterschrift)  Andreas Ring.

In den Kötztinger Akten der Vergleichsverhandlungen (ein Novum Mitte des 19. Jahrhunderts, vermutlich um die Gerichte zu entlasten - finden sich einige Einträge der Familie Ring.
3. Juni 1843: Andreas Ring bräuender Bürger zu Kötzting beschwert sich im Namen seiner Base der Austragsbäuerin Elisabetha Dreger von Kötzting gegen die Schloßgärtnerin Anna Schötz von da deshalb, weil die Letztere gestern nach geendetem Gottesdienste seine Base Elisabetha Dreger geschimpft und geschlagen habe. Anna Schötz hierüber vernommen kann die anliegende Klage nicht in Abrede stellen. man hat hierauf der Beklagten bedeutet, daß sie sich jede Schimpferei zu enthalten habe indem sie in ähnlichen Falle Arreststrafe zu erwarten habe. 

30. September 1843: Andreas Ring bräuender Bürger zu Kötzting stellt gegen die Schuhmachersehefrau Theresia Stelzer von Kötzting deshalb Klage, weil diese sich auszustreuen erlaubt, daß  die Bäckergesellen am letzten Jahrtage am verflossenen Mittwoch dem 27. Dies Monat ihre Zeche nicht bezahlt haben, was ihn in seinem Gewerbe höchst nachteilig sei. Theresia Stelzer erklärt, dass sie  eine derlei Äusserung nicht gemacht habe und auch nicht machen könne, sondern dass sie mit dem Bäckergesellen des Anton Grassl  einen Spass machte, wonach eine derlei Vermutung entstanden sein dürfte. Andreas Ring stellt sich mit dieser Erklärung zufrieden und will von einer weiteren Einschreitung Umgang nehmen. "

Auch Andreas Ring war kein langes Leben beschieden, mit 51 Jahren verstarb er am 8.5.1844 an einer Herzbeutelwassersucht. 50 Gulden hatte er noch beim Magistrat Kötzting stehen, seine Witwe weigerte sich jedoch diese Schuld zurück zuzahlen. Als der Markt mit Klageerhebung droht, entschließt sie sich doch eines Besseren. Katharina Ring tritt aber selber als Klägerin in eigener Sache auf.
4. Nov 1846: "Katharina Ring brauende Bürgerin dahier, belangt die Hammergesellen Namens
1) Georg Mauser aus Höhtzechen Landgericht Vilseck und
2) Thomas Herzl vom Aichhof Landgericht  Kelheim  
dermal dahier, dass er in Arbeit wegen einer Bierzeche und verabreichte Kost um 26 fl 18 kr  und Letzterer um 25 fl 11 kr und bittet die Beklagten zur Zahlung anzuhalten. Die Vorgerufenen Beklagten haben gegen die Liquidität der Forderung der Katharina Ring nichts zu erinnern, sie bitten jedoch die Klägerin zur Nachsicht. Kein Vergleich. "


Weinzierl Franz Michael und Katharina Ring



Am 7.8.1849 heiratete Weinzierl Franz Michael aus Pfaffenberg die Witwe Katharina  Ring.
Stolze 32 Gulden musste der junge Mann an den Markt Kötzting bezahlen um vor der Heirat und der damit verbundenen Übernahme des Anwesens das Kötztinger Bürgerrecht zu erhalten. 
Der grenzverlauf zwischen Weinzierl und seinem unterliegenden Nachbarn Windorfer ist nicht unbedingt gerade und leicht nachzuvollziehen. Weinzierl muss eine unangenehme Grenzverletzung seinerseits über den Weg der Vergleichsverhandlung lösen.
5. Mai 1853: Erscheint heute Franz Michael Weinzierl Bürger von hier und trägt vor: Vor ungefähr 3 Wochen hat der Maurer Menacher von Haus einen Pfeiler zum Gartenzaun zwischen meinem Garten und dem Wurzgarten der Frau Anna Windorfer aufgeführt. Ich habe den benannten Maurer besonders aufmerksam gemacht er soll die Grenze beibehalten und doch hat derselbe den Pfeiler ca 1 ½ Schuh weiter in meinen Grund hereingesetzt. Ebenso wurde auf der oberen Seite beim Glashaus der hölzerne Lattenzaun um ca ½ Schuh weiter in meinen Grund hereingesetzt. Da mein Garten ohnehin ganz klein ì
ist, so muss ich darauf bestehen, dass die Grenze genau eingehalten werde. Da übrigens nur der Maurer und die Arbeitsleut hieran Schuld sind und ich überzeugt bin, dass die Frau Windorfer nichts von meinem Grund verlangt, so stelle ich den Antrag, dass bei der nächsten Reparatur der Zaun um diesen 
kleinen Flächeninhalt zurückversetzt und derselbe in gerader Linie hergestellt werde. Im Falle sich die Frau Windorfer auf diese Offerte nicht einlassen sollte, bitte ich eine Augenscheinverhandlung.
Frau Windorfer erklärt, dass der Zaun unverändert geblieben ist und eine magistratische Commission Augenschein hier übernehmen soll. Dieselbe bittet auch die Dachrinne von seinem Hause zu besichtigen, welche in schlechten Zustand ist. Und wodurch mir ein bedeutender Schaden zugeht. Ferner sind die Schweineställe ober dem Stadlgewölbe  im vorigen Jahr repariert worden der Odl von diesen Ställen läuft stets auf mein Gewölbe, welches ich nicht gedulden kann, weil ich sehr grossen Schaden habe. Ich bitte auch diesen Gegenstand zu besichtigen.
"
Wie komplex der Grenzverlauf der beiden Nachbarn gewesen war, kann man sehr gut an einem Lageplan des Nachbarn erkennen. 


StA Landshut Rep 162-8 Schachtel 21 Nr. 3162 von 1886

Wie sehr offensichtlich DER Weinzierl namensgebend wesen war, zeigt ein Bild von Anfang des 20. Jahrhunderts, als schon lange die Familie Wagner in Besitz des Anwesens war, und mit seinem Hausnamen "Beim Gumbirl" selber eine große Rolle in Kötztings Gastwirtschaften gespielt hatte.
Ganz rechts auf der Aufnahme, die eigentlich eine visuelle Umsetzung einer Rathausneuplanung war (siehe die hineingemalte Außentreppe) sieht man auf der Hausfront noch den Schriftzug (vor)"mals Weinzierl"
Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 652 

Gegen seinen Nachbarn (auf der Scheibelwiese), dem Musikmeister Mühlbauer, strengt FM Weinzierl ebenfalls über den Weg einer Vergleichsverhandlung eine einvernehmliche Lösung an. Es geht um das alte Problem der Wiesenwässerung, in Zeiten der mangelhaften Düngung eine der wenigen Möglichkeiten den Ertrag einer Grünfläche (geringfügig) zu steigern.
20. August 1862: "Auf erhobene Beschwerde des Franz Michl Weinzierl  et cons. wegen Wasserlaufes gegen Georg Mühlbauer, Musiker von hier, ergab sich folgender Vergleich: 
Mühlbauer Georg Musiker von hier macht sich verbindlich, den Graben in seiner Scheibelwiese beim Dimpfelstadl welcher Graben früher in der Mitte dieser Wiese sich befand und der erst unlängst auf die äusserste Seite dieser Wiese verlegt worden ist, wieder weiter in die Wiese hineinzurichten und in der Art herzustellen, dass im kommenden Frühjahr kein Wasser auf die Strasse mehr auslaufen kann und dass das Wasser die Berechtigten, als da sind  Franz Michael Weinzierl, Ignaz Decker und Katharina Amberger dann Hermann Schwarz ebenso wie früher wieder erhalten und diese in ihren Rechten nicht verkürzt seien. Hiermit sind alle einverstanden. "

Juni 1867, in der Woche vor dem Pfingstritt, sank eine komplette Häuserreihe der Marktstraße in Schutt und Asche. Auch die gegenüberliegenden Häuser mit ihrer Schindelbedachung waren der Gefahr ausgesetzt, dass die Flammen übersprangen. Dieses konnte durch die Feuerwehren offensichtlich verhindert werden, trotzdem hatten einige Hausbesitzer Schaden an den Dachschindeln.
Hier die Schadensmeldung für FM Weinzierl.


StA Landshut Rep 164/8 Nr. 1570
"Weinzierl Fr. Michl Ökonom und brauender Bürger
Das Wohnhaus, zweistöckig von Stein erbaut, und mit Legschindeln gedeckt, erlitt blos an der Legschindelbedachung durch Zertreten und Beschädigung der Schindel beim Löschversuch Schaden.
Schaden partial."

Als Entschädigungssumme erhielt er gerade mal 9 Gulden und 12 Kreuzer.
In den Jahrzehnten zwischen dem ersten und dem zweiten Grundsteuerkataster, also zwischen 1840 und 1860 findet sich FM Weinzierl sowohl als Käufer als auch als Verkäufer einiger seiner verstreut liegenden Grundstücke. Offensichtlich versucht er größere bzw. besser zusammen hängende Einheiten zu erzielen.
Auch wenn es aus dieser frühen Zeit (fast) keine Bauakten im Stadtarchiv gibt, so wurden doch Jahreslisten an Bauvorhaben beführt und im Jahre 1865 findet sich FM Weinzierl mit dem Wiederaufbau eines alten Stadels.
StA Kötzting AA XI/44

Katharina Weinzierl, verwitwete Ring, verstarb am 3.7.1873 an Gehirnlähmung - also hatte einen Schlaganfall - im Alter von 62 Jahren. Von FM Weinzierl findet sich in den Kötztinger Matrikeln weder ein Sterbeeintrag noch eine Wiederverheiratung.
1882 und 1886 ist FM Weinzierl bei Bauvorhaben des Unterliegers noch als der Nachbar genannt. 1889 heißen die neuen Besitzer bereits 
Wagner Josef und Maria. Im Grundsteuerkataster ist vermerkt, dass sie das Anwesen durch Kauf erworben haben.ng


Wagner Josef und Anna Lanckes


Aus ihrem Heiratseintrag in Kötzting erfahren wir, dass Josef Wagner, nun Wirt in Kötzting, aus Siechen stammt und ein Bauernsohn ist, während seine Frau Maria - ebenfalls aus einem Bauernhof stammen - von Selling abstammt und eine geborene Lanckes war. 

Zuerst musste Josef Wagner aber erst eine Gastwirtskonzession in Kötzting erwerben.
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 4791 Konzessionen
Kötzting am 19. September 1888
Erscheint heute der Gastwirth Josef Wagner dahier und bringt vor,
Ich habe das Anwesen HsNo 42 dahier von Franz Michael Weinzierl käuflich erworben und beabsichtige die Gastwirtschaft hierauf auszuüben. Ich bitte um die polizeiliche Bewilligung hierzu.
Josef Wagner
Zuerst wird FM Weinzierl zum Amt gebeten, damit dieser schriftlich erklärt, auf seine Schankkonzession zu verzichten, was er mit seiner Unterschrift auch bestätigt.

Am 30. September erhält er vom Bezirksamt seine Genehmigung.

Bereits im selben Jahr erhielt er das Kötztinger Bürgerrecht und reichten die beiden einen Bauantrag für eine Kegelbahn ein.
StA Landshut Rep 162-8 Schachtel 22 Nr. 3200 
Ist das nicht eine Kegelbahn wie im königlich bayerischen Amtsgericht? Die Zeit, in der diese Heimatfilmserie spielte ist jedenfalls dieselbe wir die in der Wagner sein Salettl und die Kegelbahn in seinen garten hineinbauen wollte.








Wie sehr die beiden Grundstücke mit ihren Nebengebäuden und Gemüsegärten - heutzutage Heigl und Voithenleithner - ineinander verschränkt waren, kann man gut an dieser Legende erkennen.


Ob die Wagnerschen Eheleute das Bauvorhaben noch verwirklicht hatte, weiß ich nicht. Im Sommer 1891 aber kam die nächste Brandkatastrophe über Kötzting und dieses Mal traf es das Haus direkt. Auch wenn der Brand innerhalb des Anwesens Wagner mit Hilfe der vielen helfenden Feuerwehren gestoppt werden konnte, so gehörte er dennoch eindeutig zu der Gruppe der Brandleider, die alle noch im selben Jahr zum Wiederaufbau schritten. 
"Josef Wagner, Oekonom und Wirth Hausnummer 42 in Kötzting

Wohnhaus, Getreidekasten und Backofen, Rindviehstallung mit aufgebauten Fremdenzimmern, Pferdestallung Stadel und Kellerschupfe."

"Der Stadel ist soweit fertig, daß der Dachstuhl aufgestellt und eingedeckt ist. Es fehlen nur noch die Thore. Mit dem Bau des Stalles ist begonnen. Die Kellerschupfe ist noch nicht gebaut, jedoch das Material angefahren. Das Wohnhaus ist ganz repariert und der Getreidekasten theilweise, Backofen aber ganz."
Dem Akt liegt ein persönlich gehaltener Brief bei, der nur durch die darinnen enthaltenen Details dem "Wagner-Haus" zugeordnet werden kann.


"X. Höchstetter Weiss und Braun Bierbrauerei


Dein Bruder Josef sagte mir, daß du den Backofen und Getreidekasten wegbrechen willst. Du bekommst aber das Dach davon entschädigt. Damit du nur diese Entschädigung nicht fortschenken brauchst, musste du diese Summe in deinen übrigen Nebengebäuden verbauen und das darfst und kannst du leicht, weil man in einem Neubau allemal mehr verbaut als in ein altes Gebäude, welches geschätzt wurde.
Du musst nur deshalb ein Transferierungsgesuch einreichen. Ich war bei Herrn Brandinspektor und der sagte mir folgendes: Du musst durch den Magistrat Kötzting sogleich ein Gesuch beim Bezirksamt Kötzting einreichen lassen, daß die Entschädigung für den Getreidekasten und Backofen zum Wideraufbau der übrigen Nebengebäude verwendet werden darf. nach Artikel 39 des Brandversicherungsgesetzes vom Jahre 1875. Es ist am beßten, du gehst mit diesem Briefe zum Herrn Marktscheiber, derselbe besorg dir die Angelegenheit schon. Auch hättest du schon lang das erste Drittel der Versicherung bekommen können, denn wenn man nur einen Theil der Baumaterialien angefahren hat, kann man schon um das erste Drittel nachsuchen, rede darüber auch mit Herrn Marktschreiber und zeige ihm diesen Brief.

Es grüßt dich dein Freund

X. Hoechstetter.

Offensichtlich ließ sich Josef Wagner von der Katastrophe aber nicht von seinen Erweiterungsplänen abhalten, denn zusätzlich zu seinem Weideraufbau plante und errichtete er auch noch einen Trakt mit Fremdenzimmern und einem darunter liegenden Einstellstall für deren Pferde.
StA Landshut Baupläne BZA/LRA Kötzting 164-8


5 Kinder bekam das Paar in den Folgejahren und immer kamen die Taufpaten aus der Riege der Verwandtschaft aus Selling und Cham.


Seit dem Jahre 1899 hatte Kötzting seine eigene Zeitung, den Kötztinger Anzeiger, und Josef Wagner, der Gumbierl, nutzte die neuen Werbemöglichkeiten ausgiebig.
KA vom März 1900: Einladung zur Josefifeier
KA von 1900 Frühkonzert mit der Kapelle Mühlbauer



KA vom Juni 1901 Gartenkonzert beim Wagner

Am 26. August 1902 verstarb die Gastwirtsfrau Anna Wagner im Alter von 35 Jahren an Herzleiden. 

KA vom August 1902
Es bleibt das Problem mit den Doppelnamen, hier "Anna Maria". Sehr häufig wird der zweite Name der Rufname, auch wenn in den Matrikeln der erste Name idR für den Taufpaten steht. Für den Ehemann war es die MARIA Wagner, für den Pfarrer dann eben die ANNA Wagner.
Noch im Dezember desselben Jahres schloss Josef Wagner einen neuen Bund der Ehe, diesmal mit Anna Höcherl aus Kötzting.
Vereins- und Parteiversammlungen fanden in schöner Regelmäßigkeit im Gasthaus Wagner statt. Hier der sich neu formierte Bienenzuchtverein, eine Abspaltung des Landwirtschaftsvereins.
KA von 1904
Natürlich wurde auch karten gespielt beim Gumbierl und manche freche oder spektakuläre Schafkopfpartie schaffte es damals sogar in die Zeitung.

KA vom Dezember 1904

Für den Lichtenegger Bund war Josef Wagner einer von drei regelmäßig aufgesuchten Gasthäusern.
(Das Hotel zur Post und der Dimpfl - Krähwinkel genannt - waren die anderen beiden) 
Hier ein Bericht über den Faschingshöhepunkt beim Dimpfl und beim Wagner.

KA März 1905: Fassanstich um 10.00 früh mit Bockbier.....

KA März 1905 der Kehraus beim Gumbirl.

Der Lichtenegger Bund war ein Zusammenschluss der feierwütigen Kötztinger Oberschicht. Viele Beamte und Bürger traten unter einem Phantasienamen auf, trafen sich regelmäßig auch zu Landpartien. In Kötzting befand sich nur eine von mehreren Ortsgruppen und alle zusammen verabredeten sich gerne auf eine Sommerfest auf der Burgruine Lichtenegg.

In der Folgenden Aufnahme von solch einem Ausflug zum Forsthaus Hohenbogen des Lichtenegger Bundes kann man sich eine Vorstellung davon machen, welche "gutbürgerlichen Kreise" Kötztings diesem verein angehörten.
Bild um die Jahrhundertwende von Mathias Heilmeier






KA vom 24.11.1907
Was hier für mich interessant ist, ist die Feststellung, dass der Ortsteil Kötzting oberhalb des alten Friedhofes damals bereits - wie in meiner Kindheit - als EBRACH bezeichnet wurde.

Einschub

Warum Ebrach..... Nun in Ebrach gab es eine Einrichtung, die eine Kreuzung von einem Gefängnis und Arbeitshaus gewesen war. In Kötzting im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte es sich die damalige Obrigkeit des Amtsgerichtes angewöhnt als Strafen Einweisungen in dieses Etablissement auszusprechen. Nun waren - wie immer, die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen - in diesem Ortsteil eher Inwohner und kleine Häusler mit vielen Kindern beheimatet, deren kleine und kleinste Missetaten - vielleicht auch noch verbunden mit einer grundsätzlichen Arbeitslosigkeit - dann das Amtsgericht dazu verleitete solche diese auf Zeit nach Ebrach zu schicken. Und da es eher die  Bewohner dieses Ortsteil als die "Bürger" aus dem Inneren des Marktes betraf, war der Name "Ebrach" schnell vergeben.
Einschub Ende
In dem Artikel, dem das Gedicht vorgestellt war, wird eine Vielzahl der Teilnehmer mit ihren "Ritternamen" aufgelistet. 


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es laufend zur Bildung politischer Parteien, die zu Versammlungen in den Kötztinger Gasthäusern aufriefen. Für den 11.2.1906 kennen wir solch einen Aufruf des "Bürger- und Bauernsvereins Kötzting und Umgebung" im Gasthof Wagner Josef.

Jedes Jahr aufs Neue war der Gumbirl eine von Kötztings Faschingshochburgen und ausgerechnet ganz kurz vor dem Faschingswochenende, an dem er mit einem vollen Programm für seine Gastwirtschaft  in die Werbung gegangen war,  starb Josef Wagner, der Gumbirl.  
 


Im Staatsarchiv in Landshut befindet sich ein Nachlassakt des Josef Wagner, der, anders als vergleichbare Akten, im Inneren mit Schnürbändern geheftet ist, was es schwierig bis unmöglich macht, die interessanten Dokumente "schön" abzubilden, da ja dieser Vorgang zerstörungsfrei ablaufen soll.
Hier also zunächst einmal die Todesmeldung und die Aufstellung der Erben.

StA Landshut Rep 166N/12 Schachtel 49
Wagner Josef 46 Jahre 8 Monate
Gastwirt, verehelicht
Gestorben am 3. Februar 1909 in Kötzting HsNr. 42


Ehevertrag vom 17. Dezember 1902 vom Kgl Notariate Kötzting
Erben: Anna Wagner geb. Höcherl in Kötzting
Volljährige Kinder (dieser Ehe) sind nicht vorhanden

Eheliche Kinder I. Ehe
Maria Wagner geb. 20.4.1890 wohnhaft in Regensburg Jesuitenbrauerei
Josef Wagner geb. 29.10.1891 dahier
Karl Wagner geb. 25.7.1893 dahier
Franzsika Wagner geb. 7.9.1895, in Selling bei Cham
II: uneheliche Kinder
Maria Höcherl geb. 22.1.1884 dahier
Heinrich geb. 23.4.1895 dahier 




Im Staatsarchiv Landshut liegen aus dem Kötztinger Raum tausende an Nachlassakten und nur in wenigen befinden sich auch Beerdigungsbelege und andere Schuldbriefe. Hier bei Josef Wagner haben wir einen der seltenen Fälle.
Zuerst eine Forderung eines Eichstätter Steinmetzens, vermutlich hatte Wagner noch vor seinem Tode Teilen seines Hauses einen neuen Steinfußboden verpasst.

Herr Ehrensberger fordert noch 150 Mark aus dem Nachlass für gelieferte Fußboenplatten.

Und nun finden sich noch viele kleine Belege für die damalige Beerdigung des Gastwirtes.
Zuvorderst natürlich die Rechnung der Kirche für den Priester und die beiden Kooperatoren, den Mesner, den Kirchenchor,  den Cantor, die Ministranten usw.

Von der Firma Vitus Oexler stammten die Sterbebilder und die zu versendenden
Todesanzeigen. Die Zeitungstodesanzeige - Vitus Oexler war auch der Herausgeber des Kötztinger Anzeigers - und die Danksagung kosteten seltsamerweise - obwohl sie die gleiche Größe hatten - nicht dasselbe. 

Vom Kaufhaus Simon Hahn stammten 5 mtr Stoff für die Traueranzüge der Buben.


Der Lebzelter Franz Liebl lieferte 6 Wachskerzen a 60 Pfennige.

Vom Kaufhaus Ring stammten das Leichentuch, schwarzer Mull, Bänder und das Sargkissen

Der Schreiner August Hofner verband die Rechnung für einen Sarg über 28 Mark gleich noch mit den eh noch offen stehenden Posten über zwei Fensterrahmen.

Der Bader mit demselben Namen wie der Schreiner - August Hofner - verlangte für Rasieren und Schröpfen insgesamt 1 Mark 65 Pfennige. Das Rasieren des Toten (wenn ich dies richtig entziffere) schlug am Ende mit 2 Mark zu Buche.

Die folgenden Quittungen konnten nur seitlich gekippt abgebildet werden wegen der Fadenbildung.
10 Mark erhielt die Leichenfrau


12 Mark der Totengräber


Auch die Quittung des Arztes Dr. Clemens Weber ist noch vorhanden.

Wie nicht anders zu erwarten, war der Leichtrunk mit 40 Mark die größte Einzelausgabe.



Die Beerdigung war am 5.2.1909, die Danksagung erschien mit der nächsten Zeitungsausgabe und am Wochenende drauf mussten die Angehörigen wieder gute Miene zum bösen Spiel machen, denn der Lichtenegger Bund lud zu einem nachmittäglichen Kindermaskenball und am Abend zu einem Tänzelfest.




Nach dem Tode ihres Mannes musste die Witwe zuerst einmal selber die Schankkonzession erhalten und schrieb deshalb an den Magistrat.

"Kötzting, 26.XI.1910
Es erscheint Anna Wagner geb. Höcherl Gastwirtswitwe dahier und bringt an.
Mein Ehemann Josef Wagner, welcher im Besitze einer Konzession war, ist am 3. Februar 1909 verstorben. Nachdem die Gastwirtschaft auf mich übergegangen ist, bitte ich um Verleihung der Konzession und bemerke, daß ich am 20. Mai 1862 zu Kötzting geboren bin. Die Wirtschaft wird in der bisherigen Weise, wo sämtliche geistige Getränke verabreicht und 

"Fremde beherbergt wurden betrieben. Ich bemerke noch, daß ich auf meinem Anwesen Hs No 42 dahier seit mehr als 50 Jahren eine Wirtschaft betrieben wird.

Anna Wagner
Zur nächsten Sitzung  der Bürgermeister Liebl jr."
In der darauffolgenden Sitzung des Magistrats wurde ihr die Konzession erteilt, denn das Leben musste natürlich weiter gehen und so bleibt das Wirtshaus Wagner noch lange Jahre ein fester Bestandteil der Kötztinger Bierkultur. Bierkultur auch deswegen, weil die damaligen Kötztinger Wirtshäuser vor allem mit ihren auswärtigen Bieren warben und nicht so sehr mit dem, welches sie selber bzw. das Kommunbrauhaus herstellte.
In den folgenden Pfingstbildern kann man im Hintergrund recht gut den Schriftzug am Wagnerschen Haus erkennen, mit dem er 1905 - also noch zu seinen Lebzeiten - ganz groß für das Bier aus der Brauerei Friedenfels wirbt.




Auch nach dem Tode des Mannes hielt die Witwe Anna Wagner der Brauerei Friedenfels und offensichtlich auch dem darauf aufbauenden Geschäftsmodell die Treue.


Die folgenden Besitzübergaben ergeben sich Tabellarisch aus den jeweiligen Umschreibeheften

Hier der Zeitraum von FM Weinzierl bis zu Wagner Anna

Hier die Entwicklung der Besitzverhältnisse im 20. Jahrhundert.
So bekannt wie Josef Wagner Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Kötzting war, war es auch Josef Liebl - DER Turner Josef Liebl und auch Schlosser - in Kötzting in der Folgezeit.


Liebl Josef und Karolina 




PfA Kötzting Heiratseintrag vom 7.6.1913 für den Schlossermeister Josef Liebl aus Haus und der Karolina Altmann einer Metzgers- und Gastwirtstochter aus Neukirchen b. hl. Blut.
Die Mutter der Braut war Barbara Höcherl, eine Müllerstochter von Kötzting und auch die beiden Trauzeugen waren Mitglieder der Müllerfamilie Höcherl aus Kötzting, nämlich der Sagmüller Franz Höcherl selber und dessen Sohn Josef. Es hat also den Anschein. als ob der Verkauf innerhalb des Familiengroßverbandes  stattgefunden hatte.
Grabstein der Familie Liebl aus Haus, also der Eltern des Josef Liebl, im Kötztinger "Alten Friedhof"



StA Kötzting 002 Familienbögen

Am 21. Mai 1913. also 2 Wochen vor seiner Heirat und ersten Ansässigmachung in Kötzting schrieb Josef Liebl an den Kötztinger Magistrat:
"....ich beabsichtige mich mit Karoline Altmann zu verehelichen und erwerbe auch das Anwesen des Buchhalters Fischer (Hinweis 1913, das Wagnerhaus, um das es hier geht,  erwirbt er erst später, nämlich 1919) und ersuche mir im Markte Kötzting das Heimat und Bürgerrecht gegen Erlag der Gebühren zu verleihen.   Unterschrift Josef Liebl".
Anmerkungen des Marktes: 
I. Heimat und Bürgerrecht genehmigt mit Beschluß vom 27.5.1913
II. Zum Akt
In einer ähnlichen Weise wie Julius Kirschner ab den 1920er Jahren für den FC Kötzting bestimmend war, war es Josef Liebl für den Kötztinger Turnverein.
Vor Jahren fand ich in einem sehr lange verschlossenen Speicherraum - das Vorhängeschloss musste aufgeflext werden, weil sich kein Schlüssel mehr fand - ein beeindruckendes Bild des Kötztinger Turnvereins, das ich hier weniger im Detail sondern mehr als Gesamtkunstwerk mit dem geschnitzten Rahmen zeigen möchte. 
Dieses Bild gibt es in mehreren Ausführungen. Dieses aber scheint das Original zu sein, weil die Personengruppen collageartig auf das Kötztinger Panoramabild aufgeklebt sind. Zusätzlich sind sogar einige Köpfe der gruppierten Personen nachträglich aufgeklebt worden. Diese  zusammengeklebte Bild wurde anschließend erneut abfotografiert und und konnte danach vervielfältigt werden.

Josef Liebl ist in einer der Gruppen verewigt und zu unserem Glück hat "Jemand" in der Vergangenheit in dieses "Basisexemplar" die Personen mit Bleistift beschriftet.
Detail einer einzelnen Gruppe, in der Mitte Josef Liebl. Am Kopf des Herrn Kapfer, links von ihm, kann man erkennen, dass dessen Kopf nachträglich eingesetzt worden ist. Auch bei dem Herrn Karl Lindner passt Kopfgröße und Haltung nicht unbedingt harmonisch zusammen.

DIA-Repro 3461 DER Josef Liebl, Schlossermeister und Turnpionier in Kötzting

Wie einleitend bereits erwähnt, war Josef Liebl mit seiner Schlosserei ab 1919 in dem Haus in der Marktstraße ansässig und begann dieses für seinen Gebrauch umzubauen.
StA Landshut Baupläne BZA/LK Kötzting

Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 2284 der Liebl-Schlosser

 Auch im Jahre 1960 sah das Haus noch aus, wie auf dem Bauplan:
Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 1048

Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok430

Dieses Ensemble war in den 70er Jahren Thema im Kötztinger Stadtrat, als es darum ging, Kötztings historische Bausubstanz über die Zeiten zu retten. Zu einer Satzung ist es dann nie gekommen und erst 2022 scheint es ernste Anstrengungen zu geben, das Mienenfeld zwischen Altem und Neuem durch ein Regelwerk zu entschärfen.
Artikel und Bilder in der KU von Frau Renate Serwuschok

Arbeitskreis Heimatforschung DIA-Repro 1137: Kötztings Turnerriege, Josef Liebl der vierte von rechts.
Das Leben und Wirken des Josef Liebl im Turnverein kann man am besten und kürzesten aus den Zeitungsartikeln anlässlich seines 70. Geburtstags und im Nachruf bei seinem Tode nachlesen.





Photo Pongratz: Grablege des Ehepaares Josef und Lina Liebl und ihrem frühverstorbenen Sohn. auf dem Alten Friedhof

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: Detail des Grabsteines 

Aufnahme Christa Rabl-Dachs: Detail des Grabsteines, eines Schlossermeisters würdig.




Josef Liebls Witwe betrieb den kleinen "Haushaltswarenladen mit Metall- und Spielzeugabteilung weiter und Jahrzehnte später wurde aus dem Liebl-Schlosser-Haus das Heigl-Schlosser-Haus.


Heigl Theo und Erika




Hier speziell der Link zum Thema: Pfingsten im Hause Heigl

Kurz vor Fertigstellung dieses Beitrags war Theo Heigl sen. verstorben. Hier seine Würdigung aus der Kötztinger Zeitung:



1 Kommentar:

  1. in "den Ungarischen Perckhstetten ein Capalan und uf einer Pfarr zu Nensol(?)" Meiner Meinung nach handelt es sich um die Stadt Neuso(h)l in der heutigen Slowakei (heute Banska Bystrica)

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