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Freitag, 12. März 2021

Kötztinger Häuserchronik alte Hausnummer 18 beim Rebstöck

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Die bereits veröffentlichten Beiträge der Kötztinger Häuserchronik können im "Inhaltverzeichnis" unter der Rubrik Häuserchronik nachgesehen werden.


alte Hausnummer 18 beim Rebstöck


Bäckerei, Mehrfamilienhaus, Sattlerei, Wehrmeldeamt mit Schießstand und nun wieder Mehrfamilienhaus 

Detail des Kötztinger Lageplans von 1840, Ausschnitt von Bayernatlas.de

Weiß Sebastian


Die regelmäßigen Strukturen der Kloster Rottischen Untertanenlisten lassen es - zumindest am Anfang der Liste mit mehreren markanten Auffälligkeiten - zu manche Besitzer einzelnen Häusern zuzuordnen. Im Jahre 1584 können wir als Besitzer Sebastian Weiß bestimmen.
Es gibt zwei wesentlich ältere Bürgerlisten des Kloster Rotts, deren Struktur nicht ganz so eindeutig ist, wie die in späteren Jahrhunderten. Trotzdem kann man aufgrund einiger Details den Versuch machen einen Vorbesitzer zu benennen. 1445 könnte es Schmid Fridl und 1462 Zollner Cynrad mit ihren 1 1/2 bzw 1/1 Lehen gewesen sein, die in diesem Haus gelebt und gearbeitet haben, dies ist aber nicht zu beweisen.

Vor dem Jahre 1610 scheint es dann zu einer Besitzaufteilung der beiden Häuser gekommen zu sein. Allerdings lässt der Namenszusatz darauf schließen, dass es sich wohl um eine Erbaufteilung innerhalb einer Familie gehandelt hat.
HStA München KL Rott 113 von 1610


Hans Pachmayr der Jüngere


Hans Pachmair der Jünger und Hans Pachmair der Mitter sind nacheinander in der Liste der Hausbesitzer aufgeführt. Nach HP dem Mittleren kommt eine Schmiede (Voglbeck) in der heutigen Metzstraße, worauf sich das einzige 3/4 Marktlehen Kötztings in der Liste anschließt (Dimpfl). Nachdem es das Sperlhaus damals noch nicht gegeben hat, ist HP der Mittlere der Besitzer des Anwesens 19 
10 Jahre später läßt das Kloster Rott erneut eine Untertanenbeschreibung anfertigen und nun heißt es beim Hans Pachmayr (hier Palmer geschrieben) nun: "von 1 1/2 Lehen und mehr von seines Vater seel. angenommen Teil". Dieser Begriff "Teil" kommt in den alten Grundbeschreibungen öfter vor und bezieht sich auf die alte Freiheitsurkunde Kötztings, die davon berichtet, dass der Markt entstanden ist aus 3 + 1 Urhöfen, von denen die ersten drei Urhöfe in die 32 Marktlehen und 10 (manchmal 12) Sölden und der EINE Urhof in 20 Teile aufgeteilt worden sind. Mit diesen Teilen sind also die in Kötzting mit minderen Rechten ausgestatteten Häuser im unteren Marktbereich gemeint.
Nachdem wir oben - 1610 -  einen Hans Pachmayr den Jungen und Mittleren  auf den Häusern 18 und 19 haben, findet sich auf der Nummer 40 noch ein Hans Pachmayr mit einem Marktlehen UND einem Teil. 
Nun können wir aus der Information der Liste des Jahres 1620, dass HP der jünger ein "Teil" von seinem Vater erhalten hat, darauf schließen,  dass HP auf der Hausnummer 40  der Vater gewesen ist.
In der Häuserchronik des heutigen Amberger Hofes ist die Genealogie der älteren Pachmayr-Linie festgehalten. Es hat den Anschein, als ob die Pachmayrs sich in den Jahren nach dem Verkauf der Hofmark Haus - ab 1606 - sich in Kötzting in mehrere Anwesen zusätzlich eingekauft hatten.
Der Kötztinger Landrichter Wolf Christian Yettinger von Chamereck bekommt Ärger mit seiner vorgesetzten Behörde, weil er mit einigen Aufträgen noch nicht nachgekommen ist, unter anderem sollte er eine Liste der Inwohner im Landgericht erstellen, mit dem Ziel diese "lästtige und unnütze" Bevölkerungsschicht nach Möglichkeit zu reduzieren und die Zollgebühren beim Fludern (=Flößen von Stämmen und Brettern) genauer einzutreiben.
Er berichtet nach oben, dass er dem Magistrat Kötzting bei Androhung von harten Strafen verboten habe, "dass sich keiner bey getrettener Straff mit seinen Fludern, ohne Abholung des Zollzeichens oder Politten nit hinweck begebe"
Auch habe er ein Auge drauf, dass weniger  "in die Pfalz, sonderlich  Statt Camb oder Regenspurg" verkauft wird. Einschub: Straubing hatte sich zu anderen zeiten beschwert, dass nur Schwartlinge bei ihnen ankommen würden, weil die Fluderer vorher gegen gutes Geld die guten Bäume verkauft hätten.
Die Fluderstrecke nach Straubing verlief eben den ganzen Regenfluss entlang bis Regensburg, dann die Donau entlang - an der Hofmark Donaustauf vorbei - und an allen Ufern standen manchmal Aufkäufer, die mit Geld winkten....
Er rät seinen Vorgesetzten, es dem fürstlichen Pfleger am Hof zu Regensburg einfach zu verbieten über Rheinhausen Holz einführen zu dürfen. 
Nun taucht in der Liste der Fluderer auch unser Hans Pachmair d.J. auf:
HStA München GL fasc 1824-50
Hannß Pachmair der Jüngste 4 Fluderpaumb undt 2 Füertt Pretter actum den 29. May

Für dasselbe Jahr finden wir in der Rechnung Yettingers, dass er von Georg Kurz in Thenning 20 Bäume gekauft hatte. 

Der genaue Nacheis über die Abfolge der Pachmayer auf diesem Anwesen dürfte schwieriger werden, als beim Haus mit der Nummer 3, da hier der Vorname Hans andauernd und mehrmals innerhalb einer Familie in jeder Generation vergeben worden ist. 
Den letzten Nachweis von HPJ haben wir im Jahre 1621, als er in den Kötztinger Kirchenrechnungen mit 10 Kreuzern Stuhlgeld erscheint. Kötztinger Bürger haben wohl - wie in anderen Pfarreien auch - sich gegen Geld einen eigenen Platz in der Kirche reservieren können.  (Wer ko, der ko.)



 Sebastian Pachmayr

 
In der nächsten vollständigen Bürgerliste, der von 1638,  steht Sebastian Pachmayr als Hausbesitzer mit einem 1 1/2 Lehen fest. Sebastian Pachmayrs Eheschließung am 29. November 1637 war erst die 11 Ehe, die nach der Kriegskatastrophe Kötztings im November 1933 überhaupt dokumentiert worden ist.  
 
Es heirateten Sebastian Pachmair, Sohn der verstorbenen Hans Pachmayr und seiner Frau Elisabeth, einer geborenen Stärninger, und Maria Tochter des Viechtacher Bürger Johann Kick und seiner Frau Barbara Kürzl,
Die Trauzeugen waren der edle Herr Johann Adam Kazenperger und Sebastian Billich


Auch im Status Animarum von 1636 finden wir Sebastian Pachmayr.
PfA Kötzting Band 1 Status animarum: Liest man ein wenig zwischen den Zeilen, dann hat offensichtlich von der Familie Hans Pachmayr des Jüngeren nur Sebastian und seine Schwester Catharina überlebt. in ihrem Hause wohnte aber auch Georg Maister mit drei kleinen Kindern.

Allerdings ist bereits der nächste Eintrag, der sich von Sebastian finden lässt "sein" Sterbeeintrag vom 5.12.1640.  Gleichzeitig findet sich unter dem 21.9.1641 eine Taufe eines Hans Pachmair in Kötzting mit einem, ausdrücklich als verstorbenen gekennzeichneten, Sebastian Pachmayr als Vater und einer Elisabeth als Mutter. Erstens passt Elisabeth nicht zur obigen Hochzeit - obwohl nicht immer alle Namen mitprotokolliert wurden und der zweite Namen, der hier nicht angegeben ist, zB. Maria Elisabeth, häufig der Rufname war - und zweitens ist der Zeitraum zwischen Todeszeitpunkt (frühester Zeitpunkt einer Schwängerung der Frau) und der Geburt/Taufe zu lange, sollte aber Kötzting zu der Zeit ohne Pfarrer gewesen sein, so wäre Geburt und taufe nicht unbedingt identisch. 
Es ist daher nicht sicher ob wir von demselben Sebastian Pachmair hier ausgehen können.
Vielleicht hilft uns ein Eintrag in den Kötztinger Spitalrechnungen weiter:
StaA Kötzting Spitalrechnung von 1638:
Bei Hansen Pahmer des Jüngeren seel Erben welche mit Hannsen Schündler verporgt gewesen
Zinßzeit Petry et Pauli 50 Gulden.

50 Gulden stellten in der Nachkriegszeit eine enorme Summe dar für die nun Hans Schindler bürgen musste. Gleichzeitig aber gab es auch Erben des Hans Pachmair. Vielleicht liegt hier das Geheimnis, warum Hans Schindler zwischen zwei Pachmayr Besitzern nachgewiesen ist, denn im Jahre 1670 sind es wieder die Pachmayrs, doch davon später. Nun ist zuerst einmal Hans Schindler der Hausbesitzer. 
 


Hans Schindler und Elisabeth



Wie auch immer, in den Jahren gleich nach 1633 ging es sicherlich in Kötzting drunter und drüber, viele Ehen waren zerstört, viele Kinder Waisen und viele Verbindungen mussten neu geknüpft werden, ohne dass Zeit und Raum für korrekte Protokolle blieb.
Im Stadtarchiv Kötzting befindet sich ein Archivalienbestand, der unter den Bedingungen, unter denen das Marktarchiv bis hinein ins letzte Jahrhundert untergebracht war, stark gelitten hat. Diese sind leider die ältesten Archivalien, die wir in Kötzting überhaupt im Original besitzen, die Spitalrechnungen.
Um sie nicht durch Benutzung weiter zu schädigen, habe ich die ältesten und am stärksten beschädigten Exemplare mit höchster Auflösung digitalisiert und sie für weitere Benutzung vollkommen gesperrt. 
Selbst die Digitalisate zeigen den schlechten, vergilbten Zustand der Blätter und der Tinte. 
Wie hilfreich solche Archivalien sind, zeigt ein Eintrag von 1650, der uns in der Frage der komplizierten Besitzerwechsel ein Stück weiterbringt. 
1637 war die Rede von den Hans Pachmaierschen Erben. 1650 nun heißt es über Hans Schindlers Schulden auf dem Anwesen:
StA Kötzting Spitalrechnung von 1650:
Hanns Schündtler burger alhir zalt ab 50 fl Hauptsach von der Schuldtverschreibung de dato 13 decembris ammo 1647 von Sebastian Pachmair seel herrierent und Crafft allequierter Verschreibung auf seine derzeit bewohnete Behausung verschriben Zünst auf Peter und Pauly 2 fl 30 kr

Dieser Eintrag bringt wieder ein wenig mehr Sicherheit für die Abfolge:
Hans Pachmair der Jünger
Sebastian Pachmair
Hans Schindler
Im Jahre 1650 steht Hans Schindler, ähnlich wie sein Vor-Vorfahre auf dem Haus mit 10 Kreuzer für "ain Sitzl an der Pänckhel" in den Kötztinger Kirchenrechnungen, das Stuhlgeld also.


Im Jahre 1654 wird eine weitere Untertanenliste des Marktes Kötzting zusammengestellt und der Nachbar und Kloster Rottische Propsteiverwalter beschreibt das Anwesen, welches zwischen Hans Khieninger (= Hanr 19) und Wolf Kolbinger (=Hanr 18)   

HStA München Landhuter Abgabe Kloster Rott B2


Hanns Schündler hat ain Haus mit aller Zuegehörung. Stadl und Stallungen, wzscihen Wolfen Kholbingers und Hannsen Khienigers Heusern ligent, darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit nachvolgenten Grundt und Poden

Erstlichen ain Agger hinder dem Markht zwischen ( ) und Wolfen Pachmairs Äggern ligt mit ainem Orth auf Bartholomeen Januel und mit dem andern orth auf Hansen Schreiners burgern des Raths und Andreen Preuders Agger stosst.
haz ( ) Pifang so mit Wüntterkhorn angepauth

Mer ain Agger aufm Tämfeld mit ( ) Pifang welcher auch mit Wüntterkhorn angepauth,  So zwischen Jacoben
 

















Stückher burger und Schmidts und Wolf Raaben dem Jüngern Aggern ligt, mit ainem Orth auf Christophen Vischers Agger oder Gangsteig wie man auf Veßmannstorf gehet mit dem andern Orth auf den Fahrtweg welcher vom preuhaus auf Veßmannstorf gehet stosst












Mer ain Agger am Puechperg, der Hammeragger genannt mit ( ) Pifang.ligt an dem Hafenperger Fahrtweg und in Khötzinger waidt.









Gartten

Ain Gartten mit ( ) Pifang zwischen Jacoben Stockher burger und Huefschmidts und dem Spithall Gärtten






ligt, mit ainem Orth auf Adamen Tirrigls Traiber Gartten, und mit dem hündern Orth auf die Anwandten neben des Pölsterls Gartten stosst

Mer ain Gartten zwischen Martin Mülpaurn burgern und Peckhen und Magdalena Tallerin Gärten ligt und mit ainem Orth auf des churfürstlich Gerichtsschreibers Herrn Thoman Rothovers und 

Einschub: und Herrn Johann Billichs Pfarrers in der Lamb, zumb Schleglhaus gehörigen Gartten
Einschub Ende

mit dem andern Orth, auf den Farthweg, so vom Ziegelofen in die Gärtten gehet, stosst

Wißmath
Ain Wiß das Khäswisl genannt, so mit Herrn Wolfen Pachmayr des Rats und mit Michaeln Schirlitzenn auch Bartholomeen Januel 



im Wexl gehet und zu disem Haus nur das dritte Jahr gefengt wierdet. So zwischen des Andreen Österreichers burgern und Lederers und der Peckendorfer Wißmath auch zwischen dem Regenarmb welcher auf die Wißmühl Ründt und der Peckdorfer Straß ligt, ist zwümädig

















Einschub 
In dieser Besitzbeschreibung finden sich mehrere interessante Flurbezeichnungen und Angaben:
Das Dämfeld - der Gangsteig nach Fessmannsdorf und der Fahrtweg nach Fessmannsdorf, der Buchberg, der Ziegelofen, die "Gärten"  und die Wiesmühle mit den Beckendorfer Wiesen/ Beckendorfer Straße, 
Das Dämfeld ist im Bereich des heutigen Schulbergs anzusiedeln. 
Ausschnitt aus der historischen karte vom Bayernatlas.de

Der Buchberg ist in etwa der Bereich in dem jetzt die Pferde der Brauerei Lindner grasen und anschließend an den Kötztinger Galgenberg, der damals vor allem als Gemeindeweide genutzt wurde.
Im Jahre 1647 bereits finden wir Hans Schindler in den Marktrechnung mit 1 Preu Bierbezug, es steht also zu vermuten, dass er ab dem Zeitpunkt auch einen Bierausschank betrieb, so wie viele andere Marktlehner auch.
Auch 1668 finden wir ihn noch in der Aufschlagsrechnung mit 24 Eimern (a 64 Liter) Bier und einer Steuerlast von 3 Gulden. 
In der Spitalrechnung von 1669 ist er mit seiner Grundschuld vermerkt und dem Zusatz: "später Hans Pachmayr"
1669 steht Hans Pachmayr mit einer deftigen Strafe von 1 Pfund Pfennigen in der Marktrechnung, weil er "wider der Mezger beschwer Vieh beschlachtet und verkauft" hatte. Geschlachtet werden durft nur durch die Metzger und das auch nur in der märktischen Fleischbank am Ende des Rindermarkts (heutzutage Metzstraße)


Am 13.8.1668 heiratet Hans Pachmayr, Sohn des Sebastian und der Elisabeth die Bürgerstochter Barbara Poll, Tochter des Johannes und der Eva und dieser Hans Pachmayr müsste/sollte identisch sein, mit dem neuen Besitzer, denn in der nächsten Rechnung vom Kloster Rott, die überliefert ist - von 1670 - finden wir Hans Pachmayr auf dem Haus. 
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R 2 von 1670


Es gibt bei all den Puzzlesteinen, die sich zu einem Beweis zusammenfügen nur eine Unsicherheit und  das ist der Vorname der Mutter : "Elisabeth". Dies ist aber bei den turbulenten Zeiten im 30jährigen Krieg leicht zu erklären. 

Hans Pachmayr und Barbara


Und noch ein Mosaiksteinchen beweist uns  die - auch die verwandtschaftlichen - Zusammenhänge.
Unter dem Datum vom 8.6.1669 steht in den Kötztinger Spitalrechnungen über die Schulden von Hans und Barbara Pachmayr, dass er diese vom Schwiegervater Hans Schindler erkauft (wohl eher übernommen) habe. Auch wenn ich keine Heirat Pachmayr/Schindler gefunden habe, so ist nach nachweislich die Familie Poll - die Eltern der Braut - und die Familie Schindler verwandtschaftlich verbunden. 1674 heiratet ein anderer Sohn der Polls Dorothea eine andere Tochter Hansen und Elisabeth Schindler.
Die Kötztinger Bäcker buken zwar zuhause, mussten aber ihre Waren im märktischen Brothaus verkaufen, für dessen Benutzung ein Jahreszins zu bezahlen war. 1669 zahlte unser Hans Pachmayr 30 Kreuzer. Solche Stift wurde üblicherweise auf 3 Jahre abgeschlossen. Folgerichtig wiederholt sich der Zahlungseingang 1672. 
Im Jahre 1670 wiederholt sich der Eintrag im Rotter Rechnungsbuch. (siehe oben 1670)
1676 steht unser Bäcker mit einer saftigen Strafe von 1 Pfund Regensburger Pfennigen (=1 Gulden 8 Kreuzer und 4 Heller in gängiger Währung) im Kötztinger Rechnungsbuch: sein Rauchfang wurde "unsauber gefunden". Bei der fast durchgehend hölzernen Bauweise in Kötzting war dies kein Kavaliersdelikt.
Im Jahre 1683 steht er zusammen mit dem Kötztinger Riemer Wolf Georg Österreicher vor dem Magistrat, das Delikt heißt Bedrohung und das kostet ihn 1/2 Pfund Pfennige.
Im selben Jahr taucht er als Kirchenprobst auf, er ist also verantwortlich für die Rechnungslegung und bei Beurkundungen der Pfarrkirche Kötzting. 
Ab diesen Jahren finden wir HP auch als Pächter einiger Grundstücke, die eigentlich zur "Wuhn", die vom Markt verwaltet werden und daher auch Eingang in die märktischen Rechnungen finden.
Im Jahre 1700 kommt der Rentmeister aus Straubing wieder mal nach Kötzting und prüft rückwirkend für die letzten 10 Jahre die Bücher der Pfarreien, des Pfleggerichts und natürlich auch des Marktes Kötzting. 
Rentkastenamt Straubing P 15 Umrittsprotokoll von 1700
Dem Rentmeister waren die ausgesprochenen Strafen viel zu gering und so führte er eine Reihe von verfahren auf, die härter bestraft hätten werden müssen und führt Beispiele auf, wie es hätte sein müssen.

Nachzaig des 1693 et 1964 jährigen Rhats: und Verhörsprotokolls fol 5 ist Hansen Pachmayr des Rhats und Andreen Zisler, ledigre Bürgerssohn  zu haltung Fridt und Sicherheit 2 Pfundt fol 14 Joachim Kaltenpacher Burgern und Bildthauern, das er Martin Jseph Hueber, Burgern und Mallern in der Mallerkunst ainigen Eintrag zuerzaigen 4 Pfund.....



Um das Beispiel von oben aufzunehmen: der Magistrat hatte die beiden Unruhestifter, die sich gegenseitig "Hundsfott und Pernheiter geschmacht" hatten gerade mal zusammen mit 1/2 Pfund bestraft. Die vierfache Strafe wäre lt. Rentmeister angemessen gewesen.
Es gibt zwar leider nicht mehr die damaligen Rats- und Verhörsprotokolle, aber die Strafen, wenn sie in Geldform ausgesprochen wurden, fanden ihren Eintrag in den Marktrechnungen, die ab 1647 zuerst lückenhaft, ab 1670 durchgehend vorliegen.
8 Kinder lassen sich von dem Paar nachweisen, 1675 ist ein Johann Georg dabei. 


Im Jahre 1696 finden wir zwar eine erneute Bestätigung dafür, dass ein/der Bäcker Hans Pachmayr auf dem Haus Nummer 18 gewohnt hatte (Spitalrechnung 1696: an des Veith Perrns Haus entlegen) aber nun heißt seine Frau Walburga, wir haben hier also einen Generationswechsel.


Hans Pachmair und Walburga


StA Kötzting Spitalrechnung von 1701
Hans Pachmair burger und Pöckh alda und Balburga sein Eheweib haben in erkhauffung Ihrer Behausung 50 fl yber nomben, und crafft aufgerichter Schuld Verschreibung de dato 21.9.1698 mit weibl: verzicht, bemelt seiner Behausung, zunegst an des Veithen Perns Haus entlegen, zu einem Underpfandt erlangt burgerlich Obrigkeitlich Consens, hierumben zugeniegen verschrieben zinst uf H: Peter und Pauli
Schon im Oktober 1695 findet sich die dazugehörige Heirat, als Johann Georg, der Sohn von Johann und Barbara Pachmayr, Walburga Jordan eine Metzgerstochter aus Viechtach heiratet. 
1696 straft ihn der Magistrat empfindlich mit 1 Pfund Pfennigen,. als er "von Furth anhero Weißpier gefuehrt". Er hat also Bier ausgeschenkt, genauer Weißbier, welches in Furth im Wald gebraut. worden war. Bei dem Gebietsmonopol der Kötztinger Marktlehner ein schweres Vergehen.
Hans Pachmayr war nachweislich Äußerer Rat und Ziegelverwalter. Auch als Ratsherr ist er vor Strafe nicht sicher, weil er "sich vor ganzen gesessenen Rat in dem mit Herrn Cammerer Seiderer gehebten Vorstand ganz unbescheidentlich verhalten"  so ist er "gebiesst worden mit 1/2 Pfund Rgbg Pfennig
Der Vorgang mit dem Kammerer Seiderer hat aber einen anderen Hintergrund, im Staatsarchiv Landshut findet sich ein Vorgang um ein Wegerecht und einen versperrten "Plankengarten" bei dem Hans Pachmayr den Kammerer Seiderer verklagt.
Im Jahr 1701 wird der Bäcker Pachmayr von dem Bäckerhandwerk wegen Beleidigung verklagt.
Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1701
Dann hat Hanns Pachmayr burger und Weißpöckh alhir gegen ainen Handtwerch der Weißpöckhen alsda ehrnverletzlich ausgestossen, selber hätte Ihme das Brodt, wie die Rauber abweckh genomben, sich aber daryber mit deme derentwillen alsogleich widerumben verglichen, und die Unkhosten alleinig zutragebn, uf sich genomben, also hat man die Injurii Exofficio aufgehebt, dem pachmayr aber armuth halber per 1 Pfund abgestraft, trifft. 1 fl 8 kr 4 h 

Nun sind wir, was die Hofübergaben betrifft endlich in ruhigeren Gewässern; die Briefprotokolle setzen ein und damit ist endlich auch immer der genaue Besitzübergang belegbar.
Am 18.9.1705 jedenfalls verkauft der Bürger und Poeckh Hans Pachmayr die bürgerliche Marktlehensbehausung zwischen des Marktschreibers (Hanr 19) und Veith Perns (Hanr 17) Häusern liegend um 540 Gulden an seinen Bruder und Inwohner Georg. Der Grund seines (Zwangs) Verkaufes ist, dass er seit der letzten "Geldberechnung" auf der "Gandt" gestanden habe, also hoffnungslos überschuldet gewesen wäre.

Pachmayr Georg  


Auch Pachmayr Georg wird auf dem Anwesen angesichts der Schuldenlast nicht glücklich, und verkauft das Marktlehen mit der Pöckhenstadtsgerechtigkeit schon ein Jahr später um 458 Gulden an den Kötztinger Bürger Haas Simon und dessen zukünftige Frau Anna Maria. Die Übernahme beinhaltet auch 20 Gulden an die St Sebastian Bruderschaft, 50 ans Spital, 50 an Billich Wolf bzw. seinen  Bruder Johannes, 100 fl in die Pachmayrsche Vormundschaft und abschließend noch 80 fl zu des Verkäufers Schwager Melchior Wiemers Eheweib  Barbara (eine geborene Pachmayr).  

Haas Simon und Anna Maria


Mit Haas Simon und seiner Frau endet nun teilweise die Ära der Pachmayrs auf dem Anwesen. Haas Simon aus Schwarzhofen heiratet Anna Maria Pachmayr die Tochter des Georg. Haas Simon lässt nun nach und nach alle Schuldverschreibungen auf sich umschreiben.
Wenige Jahre später wird er empfindlich gestraft mit 3(!) ganzen Gulden, so ca. 400-600 Euros auf heutige Währung umgerechnet, weil er " das Semmelbrot um 1 Loth und das Rockhenbroth um 9 Loth zu gering" ausgewogen hatte.
Die Bäckerin Anna Maria Haas verstirbt am 25.7.1714 nur 2 Monate nach der Geburt ihres letzten Kindes und verschreibt der Pfarrkirche Kötzting 100 Gulden für einen "ewigen Jahrtag". Dieses Legat nutzt Simon Haas gleich wieder für eine neue Schuldverschreibung und leiht sich die Summe von der Kirche - natürlich gegen Zins - wieder zurück. 
Bereits im November desselben Jahres heiratet der Bäcker und Witwer erneut, diesmal Rosina Jaukher, Tochter des Bäckers Sebastian und dessen Frau Affra. 

Haas Simon und Rosina


Auch dem neuen Ehepaar steht finanziell das Wasser bis zum Hals und so versuchen sie sich von Teilen ihrer Grundstücke zu trennen. Ihren Garten beim oberen Färber Pröthenthaller versetzen sie an den Bäcker und Schwiegervater Johann Jaukher gegen 50 Gulden. 

Briefprotokolle Kötzting Band 7 von 1717
Versaz Cessions Verschreibung
Simon Haas Burger und Weißpöckh alhir und Rosina sein Eheweib auf Beystandslaistung gemelt ihres Ehemanns......

Zwei Jahre später - 1719 - wird das Paar zu einer Strafe von 34 Kreuzern verurteilt, "umb sye dem Hans Haslstainer alda ins Haus geloffen und  ain Haargereiff mitdemselben verybt"  
Die Spannungen mit dem Bäckerkollegen Haselsteiner (heutzutage der westliche Teil der ehemaligen Bäckerei Graßl in der Metzstraße) stiegen weiter. Dieses Mal - 1721 - aber wurde vor dem Pfleggericht verhandelt.


StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfgchtsrechnung von 1721
Desgleichen ist Simon Haas burger und Weispöckh zu vorgedachten Közting, umb Er Magdalena Haslsteinerin auch Weißpöckhin daselbst eine S: V: Hexen verscholten und daraufhin zu poden geworffen mit ex officio ugfgehebter iniouri armueth halber, weillen die Haselsteinerin aines mäniglich bekhannt gueten berueffes und leimueth ist per 1 Pfundt Pfennige mulctiert worde thuet 1 fl 8 kf 4 H











Im selben Jahr verpfändet er das "sogenannte Lidläckherl hinter dem Markt gelegen" um 40 Gulden an den Bürger Hans Sterr und drei Jahre später den "sogenannten Galgenbergacker" um 70 Gulden an den Bürger Franz Waldherr. . 
Mit Fuhrmann Albrecht, auch einem Bäckerkollegen liefert er sich im Brothaus eine Rauferei, die ebenfalls vor dem Pfleggericht landet: 
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfgchtsrechnung von 1725

Lestlichen nhat Simon Haas burger und Weußpöckh alhir zu Közting Albrecht Furhmann auch burger und Weißpöckh derorthen beim Haaren von Prodthaus uf die Gassen herausgezogen und demselben aldort ainige bluetige Rüzer versetzt..
1/2 Pfund war die Strafe














HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736
Giltverzeichnis des Klosters Rott von 1727-1736 für Simon Haas

Irgendwie hangelt sich das Ehepaar bis ins Jahr 1736, dann greift das Pfleggericht ein und verlangt einen Zwangsverkauf. Der Markt findet einen Käufer, nämlich den Bürger Andreas Widman, der 600 Gulden bezahlen würde.
Sollte Haas Simon innerhalb von 4 Wochen einen eigenen Käufer finden, welcher mehr bezahlte, könne der Verkauf rückgängig gemacht werden. Tatsächlich kann sich Haas Simon mit seinem langjährigen Widersacher Haselstainer einigen, welcher nicht nur ebenfalls  600 Gulden  bietet sondern ihm und seiner Frau auch noch die lebenslange Herberge zusichert. 
Damit wird der Verkauf an Widmann zurückgenommen und die neuen Besitzer sind Haselsteiner Johann und Magdalena


Haselstainer Johann und Magdalena


Wie bei allen anderen Besitzerwechseln vorher, muss das neue Besitzerpaar zuerst alle Schulden auf sich umschreiben lassen. 
Während vorher Haselstainer der Kläger war, wurde er nun vom Wiesmüller wegen einer Beleidigung verklagt.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfgchtsrechnung von 1737

"Negst disem kundte Ulrich Reithmayr burgerlicher Miller alhir uf der Wißmühl nit gedulten, daß ihne Hanns Haselstainer Weißpöckhen Schimpf einen Englmüller Bueben benambst ....". 

Mit dem Kauf des Hauses am Marktplatz wird es kompliziert, den großen Familienverband der Hasenstainer einem einzelnen Haus zuzuordnen.
Dies gelingt erst wieder besser, wenn der Generationswechsel einzieht.

Haselstainer Magdalena



Am 7.4.1742 war ihr Ehemann, der Bäcker Johann Haselstainer, verstorben und die Witwe hielt nun den ganzen Großbesitz zusammen.
In einer Quartierliste aus dem Kötztinger Stadtarchiv von 1749 über die Kriegsschulden des Marktes, welche auf die einzelnen Bürger umgelegt worden waren, heißt es in der Liste zwischen Johann  Michael Paur (Hanr 17) und Balthasar Frins (Hanr 20):
Magdalena Haselstainer verwittibte Pöckhin ab beiden Marktlehen, und Pöckhenstätten.







Einschub
Das heißt in der Hand der Frau Haselstainer waren die Anwesen 18 und 25b vereint. Das Anwesen 19 in Händen des Marktschreibers Johann Baptist Schreyers wurde wohl in der Liste übersprungen, er taucht in der ganzen Liste nicht einmal auf, obwohl hier auch die Inwohner herangezogen wurden.
Interessant an dieser Liste ist weiterhin, dass der Bildhauer Hager hier als Inwohner - also noch ohne Hausbesitz - auf der Liste oberhalb des Nagelschmieds in der Wuhn steht, mit dem die Liste endet. Da in der Wuhn zwei Werkstätten verpachtet waren, steht zu vermuten, dass dort Hagers erste Bildhauerwerkstatt gewesen ist.
Einschubende 

 


Schon im Jahre 1744 ist in den Kötztinger Ratsprotokollen vermerkt, dass Magdalena Haselstainer mit ihren Zinszahlungen beim Gotteshaus in Rückstand geraten ist. Die Kontributionszahlungen im Österreichischen Erbfolgekrieg (Stichwort Trenk der Pandur), die ja auf die Anwesen umgelegt wurden, schlugen bei ihr natürlich zweifach durch. Trotzdem schaffte sie es die Zeit zu überbrücken, bis sie ihre Bäckereien an Sohn und Schwiegersohn übergeben konnte, was nicht bedeutete, dass es die Situation, den Hausbesitz auseinander zu dröseln,  erleichterte

Hier nun die komplexen Verbindungen der Familien Haselstainer und Auzinger - sie liebten sich und schlugen sich:
Wir haben die Anwesen 18, 25a und 25 b, die hier beteiligt sind
Das Haus mit der alten Hausnummer 25 (ehemalige Graßlbäckerei) bestand damals aus zwei Anwesen. 25a und 25 b, beides Bäckereien.
Johann Georg Parella (25a) hatte 1739 die Witwe des Kötztinger Hammerschmieds Auzinger geheiratet, welche unter anderem einen Sohn, Bernhard, mit in die neue Ehe brachte.
Im Juni 1748 übergab die Witwe Parella das Haus und die Bäckerei (25a) an ihren Sohn Bernhard um 400 Gulden und dieser heiratete dann 1749 die Nachbarstochter  Anna Maria Haselsteiner (25b), die 150 Gulden als Mitgift mitbrachte (BP Kötzting 1749). 

Das Jahre 1750 war dann das Jahr des Besitzwechsels.
Zwei der Haselstainer Söhne heiraten im Jahre 1750 Paulus eine Hueber Walburga aus Wettzell und Jakob eine Reitensteiner Schneiderstochter mit Namen Katharina Wolnbauer.
Die Witwe Haselsteiner teilt nun ihre beiden Bäckereien auf:
Jakob bekommt das Anwesen in der heutigen Metzstraße und Paulus das Marktlehen am Marktplatz.
Die übergebende Bäckerin Magdalena Haselsteiner lebte nicht mehr lange, sie verstarb am 8.2.1754.  

 


Haselstainer Paul und Walburga

Schon vor  seiner  Betriebsübernahme war Paulus Haselstainer als Raufbold und Messerstecher aufgefallen, was zu einer Verhandlung, enormen Kosten und Strafzahlung und der Androhung eines Strafprozesses führte, sollte er solch eine Tat wiederholen.

Die Kurzbeschreibung dessen, wofür er verurteilt wurde lautete: " Ainem mit ainem Messer in der lünckhen Handt eine Wundten: den anderen aber uff die Brust einen Stoss zuefiegen:"
Die Geschädigten waren Hans Bartholomaeus Pärtl und Hans Weber, beide "ledige Schueknecht", Betrunkenerweise hatte Haselstainer dem einen einen "Schnitt und Stich in die lünckhe Handt, dass man in die Wundten zwey finger legen mögen" und dem "Weber mit erdagtem Messer einen solchen Stoß uf die Brust versezet, daß wan solcher recht ergangen, er asogleich uf dem Blaz geblieben wäre. (=verstorben wäre)
Haselstainer musste 2 Gulden an den Bader für die Behandlung des Pärtl zahlen, und 1 1/2 Gulden für die Verpflegung desselben als er beim Bader wohnen musste.
Natürlich die Gerichtskosten und eine enorm hohe Strafe von 5 Pfund Regensburger Pfennigen. Im Wiederholungsfalle drohte ein "Malefizverfahren"



Mit dem Bürgerssohn Anton Schweikhl leistete er sich 1749  "ein leichtes Geräuf" für 1/4 Pfund Pfennige Strafe. Im Jahr drauf kommt es zu einer größeren Auseinandersetzung, die ihn dann auch ein ganzes Pfund Pfennige als Strafe kostete:
Pfleggerichtsrechnung von 1750 Seite 6:
...Yber dies understundte sich Paulus Haslstainer Weißpöckh alhir verschon ermelten Bärthlme Hanswitz (wurde ein paar Einträge vorher bereits von einem anderen Bäcker verprügelt) bey dem Hals  zuergreiffen, zu Trosslen und zuschlagen, auch ihme den Brustflöckh, undd as Hemeth von leib zureissen. Von enthalben Hanswiz das gericht implorirt, dass diser ihme fürtershin in Ruhe lassen solle.
Ein paar Seiten weiter in derselben Pfleggerichtsrechnung findet er sich als Angeklagter einer Rauferei im benachbarten "Königschen Wirtshaus" (Hausnummer 15) 
Pflgchts Rechnung 1750: Haslsteiner rauft mit Mathias Weisthanner aus Lederdorn.

Am 10. Januar 1750 erhält er das "Marktlehen mit Pöckhenwerkstatt" zwischen "Johann Baptist Schreyer Marktschreiber und Michael Paur Häusern liegend" um 700 Gulden überschrieben.
Der Kaufvertrag beinhaltet neben der üblichen Schuldenaufstellung auch einen Familienbogen der Haselstainerschen Kernfamilie:
Jakob Haselsteiner (25b)
Anna Maria 00 Bernhard Auzinger (25a)
100 Gulden an die Kirche
50 Gulden für das Spital
20 Gulden der St. Sebastiani Bruderschaft
 Der übergebenden Witwe Haselstainer wird "im heruntern Stibl, wo dermahlen der Glaser wohnt" eine lebenslange Herberge gewährt.

Im Jahre 1751 handelt sich Paulus eine Beleidigungsklage ein, er suchte sich dazu einen Kurfürstlichen Offizier aus, der dieses gar nicht lustig fand:

Klage: Herr Josef Achaz, churfürstlicher Landlieutenant alhir zu Közting contra Paulussen Haselstainer burgerlichen Weißböckhen derorthen nachdeme beclagter dem H. Cläger wegen den Soldaten Execution angekhommen, und er Cläger hierauf vermeldet, daß er ihme und anderen Burgern mehr umb disen erlegendten Burgersgulden zu erscheinen gedenckhe, hat beclagter gegen dem H: Cläger antwortlichen versezet, Er S:V: (mit Verlaub) schmeisse ihme darein, Clegenterseits aber kann dise Grobeheit nit erdultet werden......
Antwort: .. solches seie ihm im trunckh umbeliebig herausgebrochen 
Urteil: Haselstainer muss die Gerichtskosten bezahlen und kommt für eine Stunde "öffentlich in den Stock".
Einschub: Der Pranger und der Stock standen damals an der Grabenmauer links bei der Zugangsbrücke zum Kurfürstlichen Schloss und der heutigen Kirchenburg
Carl von Paur beschreibt den Ort, an dem der "Stock" gestanden hatte in seiner Chronik:
...Neben dem Marktbrunnen vor der Brücke zum Eingang in das churfürstliche Schloss, dem Sitze des Land- und Pfleggerichts, stand ein großes hölzernes Bußkreuz mit Betschämel - gleich daneben war die Schandsäule aufgerichtet nebst Stock und Geige zur Abstrafung von Pönfällen
Einschub Ende


HPs Strafregister füllt sich weiter Jahr um Jahr, 1752, erneut muss er sich erneut vor dem Pfleggericht verantworten, weil er Anna Margaretha Dreger mehrere Ohrfeigen gegeben hatte. (1/2 Pfund Strafe)




Im Jahre 1755 muss er tiefer in die Tasche greifen, weil er "mit 2 Ochsen in Johann Scholls Gartten gehütet". ( 1 Pfund Strafe beim Markt). Unter "Garten" ist zumeist ein Grasgarten gemeint, sonst würde hier auch eher Krautgarten oder Hopfengarten stehen. Der Unterschied zur Wiese ist wohl meist in einer Umplankung zu sehen und in seiner Lage näher am Markt. 
Im Jahre 1764 trennt er sich von einem seiner Grundstücke. Es ist die "Käswiese", die in einem dreijährigen Wechsel von unterschiedlichen Besitzern genutzt werden kann und zwischen dem regenarm der Wiesmühle und den Beckendorfer Gründen liegt. 200 Gulden erhält er für seinen Nutzungsanteil vom Kramhändler Josef Hennberger.
Es geht munter weiter, diesmal mit einer Beleidigung: 1766 beträgt die Strafe beim Magistrat Kötzting 1/2 Pfund, denn er "hat Georgen Roith Pöckhen von Blaibach einen S:V: Spitzbuben und ì
Schlankerl in der Treger und Würthsbehausung tituliert."
 Irgendwann endet auch das unruhigste Leben, am 13.5.1768 verstirbt der Bäcker Paulus Haselsteiner.  
Das Marktlehen fällt zuerst an die Witwe Walburga ( geb. Huber unter Beistandsleistung des Wettzeller Bauern Joseph Huber, vermutlich der Bruder)  und diese verkauft das Marktlehen, zwischen Hans Georg Auzinger und Michael Pauer liegend, an den Bäckerknecht Max Auzinger und dessen Frau Katharina um die Summe von 1600 Gulden. 

Auzinger Max und Katharina


Maximilian Auzinger wird in dem Kaufvertrag vom 26.9.1768 als Kötztinger Bürgerssohn und als Inwohner bezeichnet und dessen Frau, Katharina, als die Tochter des Kötztinger Marktmüllers Stefan Irlbauer. Beide Familien sind in Kötzting seit langem beheimatet, trotzdem findet sich kein Heiratseintrag der beiden.  Max Auzinger, eigentlich Johann Nepomuk Maximilian Auzinger, ist der jüngste Bruder des Bernhard Auzinger, der 1749 die Haselstainer Tochter Anna Maria geheiratet hatte und in der Metzstraße seine Bäckerei hatte.  Wie gesagt, seltsamerweise kein Heiratseintrag; nur spätere Taufeinträge ihrer Kinder sind bekannt.
Nach der Auflistung der zum Anwesen gehörenden - bekannten, siehe oben bei der Türriglbeschreibung - Grundstücke, inkl. der neu hinzugekommenen Altwiese beim "Gänskragen - hier Gänsgraben(?) - herunterhalb des Raabenweihers" ,  folgen noch viele Details, wie zum Beispiel die vier Möhnochsen (=Zugochsen), ain Khue, fünf Frischling und ain Mueterschwein. 
Nach dem Verkaufsbrief folgt noch ein Ausnahmebrief über 50 Gulden, der einen jahrelangen Rechtsstreit nach sich ziehen sollte. Dort ist unter anderem geregelt, das " vorhandene Seitenstübel und Kämmerl" in wohnbaren Zustand zu versetzen. Sollte sie ausziehen wollen, so habe der Käufer ihr jährlich 10 Gulden zu bezahlen. Ein Ellen Weizen und drei Ellen Korn (=Roggen), ein Metzen Linsen, ein kleiner Bottich geschnittenes Kraut, "wie solches vom Stuhl fahlt"(?) einzumachen, "2 Schilling Kraut heippel" entweder anbauen oder ihr eben dann kaufen. 
2 "Piefang Rueben" und jährlich 5 Klafter Holz stehen auch noch in der Pflichtenliste der Übernehmer.

Um diesen Kauf überhaupt zu ermöglichen, muss die Braut Katharina Irlbacher 1000 Gulden mit in die Ehe bringen, was die Marktmüllerseltern durch eine eigene Grundschuld auf ihre Marktmühle ermöglichen.

Schon 2 Jahre später kommt es vor dem Kötzting Magistrat zum Streit:
StA Kötzting XII 73 
Walburga Haslstainer verwitwete  Weißbäckin von Kötzting gegen Auzinger Max Weißbäck von Kötzting:  
Auzinger hat die bürgerl  Marktlehensgerechtigkeits Behausung  erworben. Die Witwe Haselsteiner erhält die Ausnahm. Es geht um die nicht eingehaltenen Getreidemengen.
Frau Haselstainer lässt einen Brief vom Advokaten schreiben und wohnt jetzt in Viechtach. Der Vorgang zieht sich über Jahre und auch um ein paar Kleinigkeiten, die die Haslsteinerin mitgenommen hat. Dafür gibt Auzinger Max wiederum das Getreide nicht.
Walburga Haselstainer wendet sich an den Kammerer Luckner gewandt, dabei ganz ungeschickt  ,pättelnt" (=Bettelnd). Dieser lässt verlauten: "Vielleicht in 10 Jahren und dann nicht ganz gewiß, werde der Bericht erstattet werden" .1771  wird die Witwe Haselsteiner dann tatsächlich abgewiesen und muss die Gebühren zahlen.
Im Oktober 1772 verstirbt die Witwe Haselstainer und nun klagt ihr Bruder Josef Hueber, Bauer zu Wettzell. Im September 1773 kommt es erneut zu einem  Zeugenverhör, es haben aber alle nicht viel vorzubringen.  1774 geht's dann weiter, schlussendlich bleibt Josef Hueber auf 34 fl 14 kr Kosten sitzen und erhält zusätzlich 4 Reichspfennig Strafe wegen "fälschlich zu Protokoll gegebenen Kaufskontrakts" und bekommt noch einen "ernstlichen Verweis" draufgepackt.
Setzt man den Gulden ca. mit 100-150 Euros an, um einen Vergleich zu haben, dann hat Josef Huber allein durch die Prozesskosten locker 4000 Euros hinblättern müssen.

 
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 von 1777-1800
In dem Pfenniggiltregister der Jahre 1777-1800 finden wir zwei Namen: Max Auzinger  (durchgestrichen) und Joseph Plöz. Damit wissen wir, dass in diesem Zeitraum von 23 Jahren ein Besitzerwechsel stattgefunden hat.
Der historische Verein der Oberpfalz in Regensburg hat Mitte des 19. Jahrhunderts nach dem Verkauf der Herrschaft Runding an den bayerischen Staat einige, damals als wertlos eingeschätzte , Archivalien zum Kilopreis ergattern können. Unter diesen Dokumenten befinden sich auch Rechnungsbücher mit Belegen aus dem Jahre 1782. Dort findet sich unser Max Auzinger mit einem Kalkbezug aus Kalkofen.
(Kalkofen gehörte damals zur Hofmark Zenching und damit zur Herrschaft Runding.)
Am 16.6.1786 finden wir zuerst eine Übergabe des Anwesens durch die Eltern an den Sohn Paul Auzinger, als Bäckersknecht bezeichnet um 2400 Gulden.

Auzinger Paul


Hier findet sich erneut die Aufgliederung der "Pertinentien", also der fest und unverkäuflich zum 
Anwesen gehörenden Grundstücke, zum Teil mit denselben, zum Teil mit moderneren Flurnamensbezeichnungen.
den oberen garten zwischen Egidius Fischer und Kaspar  Königs Äckern entlegen
den Acker auf dem Dampfbach
den Schmiedmarteracker
das Kleeackerl
die Hälfte der walzenden Altwies am Gänßkragen
die andere Hälfte ist an die Joseph Dregerische Behausung  verkauft worden.
Bei dieser Übergabe war der Wunsch der Vater des Gedankens.
Als im Jahre 1786 das Anwesen übergeben wurde, war offensichtlich familienintern vereinbart worden, dass nach dem Tode des Vaters - am 30.6.1786 - der Sohn Paul dann nach 4 Jahren wirklich übernehmen würde.
Es kam aber ganz anders:
Der Vater war ja verstorben und die Mutter hatte mit den Kindern 4 Jahre weiter "gehaust". Nun sollte, wie vereinbart,  der Sohn übernehmen, dieser jedoch zog das ganze noch 2 Jahre hinaus und wollte einfach nicht heiraten.
Der Kötztinger Magistrat entschied dann in Absprache mit den "Auzinger Freunden" (=Verwandtschaft) ganz salomonisch: "Welcher von den beiden Kindern zuerst heiratete solle in Besitz  des Hauses kommen."
Am 4.4.1792 gab es dann die Lösung:
Die Tochter Theresa heiratete Josef Plötz und die Sache war entschieden und erledigt. (siehe das Pfenniggiltregister weiter oben). Paul Auzinger kaufte Jahre später das Haus mit der alten Hausnummer 51 um 300 Gulden seiner Cousine Martha ab.

Joseph Plötz und Theresa


Unter demselben Datum ist in den Briefprotokollen ein Heiratsbrief dokumentiert, in dem der Zeltendorfer Bauerssohn Joseph Plötz seine Mitgift von 700 Gulden festschreibt. 
Josef Plötz finden wir dann auch gleich mit einer Einzahlung von 20 Gulden für das Kötztinger Bürgerrecht und jeweils 1 Gulden für die Tax und den Exerziergulden. 
Im selben Jahr bittet er auch um die Aufnahme in das Handwerk der Bäcker.
Nur ein Kind war den beiden vergönnt, der kleine Sohn Ander war erst 1 1/2 Jahre al, als die Mutter Therese Plötz im April 1794 im Alter von gerade mal 27 Jahren verstarb. 

Joseph Plötz und Euphrosina


Im Februar des Folgejahres heiratete der Witwer erneut, diesmal Euphrosina Liebl aus Haus.
Neun Kinder bekam das Paar nun und im Jahre 1811 steht Josef Plötz als Besitzer, als das erste Kataster in Kötzting errichtet wurde. 
Auch Josef Plötz, obwohl er im Hauptberuf ein Bäcker gewesen war, nutzte die Möglichkeiten, die ihm sein Status als Marktlehner garantierte, er schenkte Bier aus. Mit 2 Sud Bier und einer Taxe von 3 Gulden 30 Kreuzer stand er in der Brauerliste des Jahres 1799.
In all den Jahren zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatten Josef Plötz und seine Frau mit ihrer Überschuldung kämpfen.
1804 verkauft er "vom Gänskragen zunächst der Durchfahrt über den Regen quer durch ein Plätzel" an den Kötztinger Andreas Dreger. Der Gänskragen ist die große Flussschleife hinter dem alten Kötztinger Freibad.
Serwuschok581 Die Wiese rechts in der Flussschleife müsste der historische "Gänskragen" sein- 


1806 versucht er es mit einer Untervermietung, er verstiftet "das links des Hausausgangs befindliche  Seitenstübl, den Backofen, das Bachstübl, die Kuchel, den da  befindlichen Boden, im Stahl einen Blatz zur Stellung einer Kuh  und 2 reverendo Schweinsstähle" an den Austragsbäcker Anton Lothal aus Wiesenfelden auf 4 Jahre gegen eine Summe von 144 Gulden.  Brpr Kötzting von 1806

Von vielen Seiten her versucht er sich Geld zu leihen und taucht in Schuldenlisten des Marktes auf, der nun sogar den Schuldenstand offiziell verbriefen lässt, um nicht am Ende leer auszugehen.
Im Jahr 1815 geht es aber nicht mehr weiter, Josef Plötz wird "vergantert", da er auch beim Spital mit einer großen Summe allein an Zinszahlungen im Rückstand steht und dieses alle seine Schuldner an die königliche Stiftungsadministration melden muss.
Aus diesem "Verganterungsprozess" geht  schließlich Johann Tauschek als neuer Besitzer hervor. 

Johann  Tauschek


Schon im Jahre 1816 steht in einem Ansässigmachungakt, über ihn: "Tauschek Johann Gutspächter von Blaibach - aus Oberspäthnhof - hat durch Gantkauf das Joseph Plötzsche Anwesen an sich gebracht, Bürgerrecht erhalten".  Im Jahre 1817 bezahlt er dann noch die üblichen Gebühren, Steuer und Feuerrequisiten. Seine Schuldbriefe bei der Kirche und beim Spital über 425 Gulden werden ebenfalls gleich an die Stiftungsadministration zur Überprüfung geschickt.
Der Besitzerwechsel geht munter weiter, Johann Tauschek wechselt  auf das Rabelanwesen (Hanr 26) 
und verkauft das Marktlehen am Marktplatz am 27.8.1821 an den Bäcker Johann Münsterer.

 

Johann Münsterer und Ursula


Es folgt das üblich Prozedere mit Bürgerrecht und Feuerrequisiten noch im selben Jahr. Im 19. Jahrhundert hat Kötzting viele Bürgerrechte gegen Geld verkauft, es wäre die Frage, ob der Markt dieses Geld auch wieder herausrückte, wenn die Menschen dann doch nicht in Kötzting sesshaft blieben? Ich glaube aber nicht. Hier gilt wohl das Sprichwort:"Was ich im Sack habe , habe ich im Sack"
Münsterer Johann muss ebenfalls einige der Grundschulden protokollieren lassen, kommt aber anscheinend besser mit der Situation zurecht.
Protokoll vom Dezember 1821
Im Stadtarchiv findet sich folgender Vorgang: "

Gesuch um Verleihung einer realen Bäckergerechtsame. Hat das Tauschekhaus mit darauf liegender Bäckerkonzession erworben. Lehrbrief, Wanderbuch vorgelegt. Hat Haus um 2800 fl erworben. Genehmigt."
Es liegt sogar ein Protokoll der Bäcker Innung vor dem Bürgermeister Magg und dem Marktschreiber Schwarz vor, das offensichtlich bei der Ansässigmachung eines neuen Kollegen vorgeschrieben war.
... die Innung der Bäcker des Marktes Kötzting erscheint durch die 2  abgeordneten Meister Franz Lemberger und Michl Graßl und erklärt, daß sie über dieses Gesuch des Johann Münsterer dahier nunso minder eine Erwiederung zu machen gedenken, al dises Gewerbe auf seinem Anwesen real und zur Lebsucht notwendig ist....




Teil dieses Genehmigungsverfahrens ist auch der Nachweise seiner ehrlichen Abstammung und seiner Ausbildung als Bäcker.
StA Kötzting AA X/57 Bestätigung seiner Bäckerausbildung


Dem Johann Münsterer Sohn des Philipp Münsterer zu Hörwalting wird Kraft dieses öffentlich ausgestellten Briefes bezeugt, daß derselbe mit Genehmigung der polizeilichen Obrigkeit am 23. April 1810 als Lehrling des Bäcker Handwerks ordnungsmässig eingeschrieben worden und bey dem Meister der hiesigen Zunft Mathias Adnberger zu Kamm von gedachten Tage bis 26. Jänner 1813 das Handwerk der Bäcker mit Fleiß und Pünktlichkeit erlernt auch eine untadelhafte Aufführung gepflogen hat.
Es ist deshalb obbemeldter Johann Münsterer nachdem die Zunfftvorsteher seine erlangten Kenntnisse geprüft und tüchtig erfunden haben, unterm 26 Jänner 1813 von der Lehrer frey und zum gesellen gesprochen worden.
Kamm den 19. August 1821

Am 9.11.1841 verstirbt die Bäckermeisterin Ursula Münsterer im Alter von 70 Jahren an Auszehrung.
Johann Münsterer war offensichtlich sehr viel jünger als seine Frau, da er, als er im Jahre 1863 ebenfalls verstirbt mit 74 Jahren angegeben ist. 
Zuerst aber verheiratet er sich ein zweites Mal, dieses Mal Theresia Waldherr, eine Häuslerin aus Blaibach.

Johann Münsterer und Theresia


In den Folgejahren taucht er - dies ist ein neues Medium auf kommunaler Ebene, um teure Strafverfahren zu vermeiden - in einigen Vergleichsverhandlungen auf:
Gedenkplatte im Keller Hanr 19
Am 11. April 1844: belangt Johann Münsterer Bäckermeister den brauenden Bürger Georg Rötzer (Hausnummer 19)  beim Vermittlungsamte deshalb weil ihm der Letztere für Überlassung des Sommerkellers zur Lagerung des Sommerbieres aus zwei Jahren den Pachtschilling haftet. Nachdem sich aber Georg Rötzer zu keiner Zahlung herbeilassen will, konnte kein Vergleich erzielt werden. 
Hintergrund dieses Streits dürfte die Tatsache sein, dass der Gastwirt Georg Rötzer im Jahre 1842 begonnen hatte, sich einen eigenen Sommerkeller zu bauen, und in der Zwischenzeit eben Ersatz brauchte. Als er dann mit seinem Keller fertig war, wollte er offensichtlich von der Vereinbarung nichts mehr wissen. 
Im August 1844 trat er in Verhandlung mit seinem Nachbarn, Johann Dachauer, dem Dachauerschmied (die ehemalige Bäckerei Vogl in der Metzstraße, Hausnummer 21)
21. August 1844: In der Bausache des Johann Dachauer Schmiedemeister von hier erschien heute Obiger und mit ihm sein Nachbar, der Bäcker Johann Münsterer und vereinigen sich dieselben in nachstehender  Weise: Beabsichtigt Johann Dachauer in seinem Hofraum  ein Nebenzimmer anzubringen und soll ein Fenster in den rückwärtig gelegenen Garten des Johann Münsterer zu stehen 
kommen und vergittert werden. Gestattet Johann Münsterer  diesen Neubau in der angegebenen Weise jedoch mit dem Vorbehalte, dass, sollte er oder einen seiner Gutnachfolger auf dem fraglichen Garten einen Bau führen,  Johann Dachauer hingegen keine Einsprache führen könne und verzichtet Johann Dachauer schon im Voraus auf jedwelche Einrede. 
20.11.1845: 20. November 1845: Johann Stoiber bürgerlicher Fragner und Straubingerbot dahier hat gegen den Bäcker Johann Münsterer von hier eine Forderung für abgegebenes Getreide Haupt-
und Nebensache zu 923 fl gutstehen und bittet denselben zur Bezahlung dieser Forderung innerhalb von 3 Monaten als den von ihnen gegenseitig festgesetzten Aufkündigungstermin zu verhalten. 
Der Beklagte bekennt die obige Schuld zu 923 fl in Haupt und Nebensache an und macht sich verbindlich diese Summe innerhalb dieses Termins zu bezahlen. 
Im Jahr 1847 ist auch Johann Münsterer bankrott und muss versteigert werden.
"Betr.: Konzessionierung als Bäcker und Tafernwirt. Münsterer Johann ist versteigert worden, Rötzer hat Anwesen zu 4419 fl zugeschlagen bekommen und Anwesen wurde mit dem darauf vorhandenen realen Bäckergewerbe, Kommunbraurecht und Tafernwirtschaft gerichtlich adjudiciert. Nun wird ihm Genehmigung erteilt". AA X/99



Rötzer Georg und Anna

Rötzer Georg, der neue Besitzer vereinigt nun für einige Jahrzehnte erneut die beiden benachbarten Marktlehen.
Es steht zu vermuten, dass unter seiner Ägide der Zuschnitt der Grundstücke abgeändert worden ist. 

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Großteil des Innenbereichs dem Haus mit der Nummer 19 zugeschlagen
Dies machte sich bei mehreren Bauvorhaben bemerkbar, wie später zu sehen sein wird.





Im Jahre 1828 hatte der Neukirchener Bäckerssohn Georg Rötzer Anna Auzinger, die Tochter von Auzinger Michael geheiratet und am 11.11.1828 das Nachbaranwesen erworben.
Nun, im Besitz der beiden Häuser, muss er schauen was er aus seinem Besitz wirtschaftlich machen kann.
 


Das Lehensrecht (Tafern und Braurecht) des ehemaligen Münsterschen Anwesens möchte Georg Rötzer 1858 an den Bräuknecht Johann Robl aus Haag verpachten. Der Markt erteilt die Genehmigung zunächst einmal für ein Jahr. 
Nun ein Jahr ist das reale Recht auf dem ehemaligen Münstereranwesen für Georg Rötzer endgültig unnütz, er hat dasselbe Recht ja auf seinem Hauptanwesen gleich danebenliegend.
So macht er im Jahre 1860 einfach einen Schnitt und das Paar verkauft "für 400 fl das dem verganteten Münsterischen Anwesen gehörige Tafern u Braurecht dem Kupferschmied Ertl Joseph. Nach Ablauf von 30 Jahren kann dieses Recht bei Rückzahlung der 400 fl vom Rötzer wieder übernommen werden."

Wie all seine direkten Nachbarn, so musste auch Georg Rötzer im Frühjahr 1867 mit ansehen, wie die Häuser an der gegenüberliegenden Marktstraßenseite in Feuer und Rauch aufgingen und die dagegen ankämpfenden Mitbürger nur noch versuchen konnten ihre Seite vor dem Übergreifen des Brandes zu schützen. Weitgehend gelang dies auch. In der Liste der vom Brand Geschädigten taucht Georg Rötzer nur mit einem kleinen "Dachschaden" beim Haus auf. Mit dieser Schadensmeldung haben wir auch eine Baubeschreibung:
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1570 Der Brand in Kötzting 


Georg Rötzer, br. Bürger u. Ökonom.
Das 2stöckige Wohnhaus am Sankt Veitsplatze, von Stein erbaut u. mit Legschindeldachung versehen.
Befund.
Das Gebäude litt nur an der Legschindelbedachung, welche umgedeckt und teilweise mit neuen Schindeln ausgebessert werden muß

Rötzer Georg und Babette



Am 28.1.1880 verstarb im Alter von 75 Jahren der Witwer und Ausnahmsbrauer Georg Rötzer. 7 Jahre vorher kam der Kötztinger Notar Emmeram Widmann ins "Rötzersche Gasthaus" (=Hanr 19) um dort im ersten Stock das Testament Georg Rötzers aufzusetzen.
In diesem Vertrag übergibt Georg Rötzer seine Kötztinger Anwesen an den Sohn Georg Rötzer, der zwei Jahre später Babette Schreiner heiraten wird. 
In dem Vertrag wird auch geregelt, wo Georg Rötzer seine alten Tage verbringen wird.
... Zur Wohnung und Benützunge erhält der Vater auf seine Lebenszeit in unentgeldlicher Weise das Zimmer gegen die Veitskirche im ersten Stocke über eine Stiege mit daran stoßendem Alkofen (= Schlafkammerl), dann die Küche hirbei und die beiden Zimmerl oberhalb genannter Räumlichkeiten, auch ein Zimmer neben erwähnter Küche, darf der Vater Gegenstände aufbewahren....und sind jetzt sogleich von demselben (=Sohn= an den fenstern des Wohnzimmers und des Alkofens Winterfenster anzubringen, auch darf der Vater den Keller im Münstererhaus mitbenutzen.
... nach dem Tode des Vaters sollten die ledigen Töchter die linke Erdgeschosswohnung erhalten, in dem Umfange wie es im Moment die Familie Guglhör bewohne.

 Angesichts all der Lasten, Grundschulden und Verpflichtungen ist es nicht verwunderlich, dass, kaum dass Georg Rötzer verstorben war (1880), man die Sparkasse als Besitzerin im Grundbuch findet. 
Ab 1873 waren es noch der Sohn Rötzer Georg und seine Frau Babette Schreiner
Von da an gings zuerst munter weiter, ein Besitzer folgte dem nächsten, die beiden Nachbarhäuser 18 und 19 gingen für längere zeit nun wieder getrennte Wege.  Von vielen Besitzern kennen wir nur den Namen, vermutlich stammen die meisten - oder alle - gar nicht mehr aus Kötzting sondern nutzen die Gelegenheit für ein Immobilienschnäppchen.

Stoiber Franz



Nur der Vollständigkeit halber die Besitzerliste, die bis 1899 aufgelaufen war: 1881 Sparkasse - 1881 Weber Josef Theres - 1896 Waldmann Johann Adam - 1898 Greil Josef - 1898 Klement Alois und Michl - 1898 Schreiner Anton und ab dann  - 1899 - eben Stoiber Franz.
Erst mit dem Besitzer von 1899 finden wir überhaupt wieder etwas Berichtenswertes, das hängt aber direkt mit einer weiteren Brandkatastrophe zusammen. 
Am 15. April 1899 brach in einem Nebengebäude des Nachbarn Alois Kermer (Hausnummer 19) ein Feuer aus, dem 7 Anwesen mit 27 Gebäuden zum Opfer fielen. (Der genaue Ablauf der Brandkatastrophe und die Folgen  werden bei der Häuserchronik des Nachbarhauses  - Hanr 19 - dargestellt)
Stoiber Franz musste das Haus nach dem Brand neu errichten, wobei zu vermuten ist, dass er die tragenden Mauern nicht erneuerte, so dass der Grundriss der Zimmer in vielen Fällen mit dem Zustand vor dem Brand übereinstimmt.



Hier der Grundriss des Erdgeschosses:


Anders als heutzutage, war der Hofraum 1899 der beiden benachbarten Marktlehen durch eine Mauer abgetrennt (Markierung 1). An diese Mauer angelehnt errichtete Franz Stoiber einen Schweinestall und eine Holzlege.
Hier die Ansicht des Nebengebäudes von Innen aus.


An der südlichen Gebäudeecke wurde nun - moderne Zeiten - eine Toilettenanlage errichtet. Ein klassisches Etagenplumpsklo war es zwar nur, aber immerhin eines mit angeschlossener Versitzgrube.
Da diese Toilettenanlage von beiden Hausbesitzern benutzt wurde - der Nachbar schloss sein eigenes Obergeschoss mit balkonartigem Übergang an den Anbau an. Aus diesem Grunde vermute ich, dass die Trennmauer - sie ist hier auch mit einer anderen Farbe dargestellt, hier nicht mehr geschlossen worden ist.
Aus einem anderen Akt wird ersichtlich, dass wegen der Nutzung dieses "Nebengebäudes" von beiden Nachbarn, der Bau vom Hausnummer 18 auf Grund des Hauses Nummer 19 errichtet worden war. 
StA Landshut Baupläne 162-8 Fasc 24 Nr. 3328 
Auf dem Grundrissplan des ersten Stockwerkes habe ich ein paar Besonderheiten Markiert.

1: Dies ist das Zimmer, das Georg Rötzer 1873 sich bis zu seinem Lebensende vorbehalten hatte und ebenfalls das sich daran anschließende Schlafzimmer (Alkofen)
2: Dies ist die Toilettenanlage, die bis ins erste Stockwerk herauf aufgeführt worden ist.
3: Über diesen "Balkon" war es den Bewohnern des ersten Stockes möglich die Toilette zu benutzen

 Stoiber Franz hatte zwar diesen Bauplan beim Bezirksamt eingereicht, gebaut aber hatte es vermutlich sein Besitznachfolger Johann Rauscher.

Rauscher Johann



Vom Anfang des 20. Jahrhunderts gibt es eine kolorierte Ansichtskarte, die das Haus, offensichtlich mit einer Baustelle, darstellt.
Da auf der Ansichtkarte unter anderem auch der Marienbrunnen dargestellt ist, muss sie später als 1904
fotografiert worden sein. Der Bauschutt stammt vermutlich von dem Einbau der Ladenfront links neben der Eingangstür.


 
Im Jahre 1907 wird Frau Christina Rauscher als Witwe bezeichnet und im Wege der Erbfolge wurde zuerst Sie, dann ab 1912 der Sohn Christian der Besitznachfolger.
Für die Kötztinger war das "Rauscherhaus" ein fester Begriff, auch wenn die Familie nur wenige Jahre auf dem Anwesen gewohnt hatte.

Rebstöck Josef und Christine

 
Als im Jahre 1918 der Sattler Josef Rebstöck das Haus erwarb und dort seine Werkstätte errichtete, annoncierte er seine neue Lage noch mit der Bezeichnung "Rauscherhaus"
Kötztinger Anzeiger von 1918


Erneut kommt es zu einem gemeinsamen Bauvorhaben zwischen den beiden Besitzern. Angelehnt an das Haus und die Mauer des Herrn Rebstöck entsteht in dem Winkel  ein Waschhaus


Dieses Bild zeigt genau die Gebäudekante, an der im obigen Plan das Waschhaus errichtet wurde.
Im Plan wurde das Fenster verdeckt, was wohl die Bewohner anschließend veranlasste, den Fensterstock höher anzubringen. Mittlerweile ist das Fenster wieder in der Flucht der anderen Erdgeschoßfenster eingereiht. 



Auch dieses Besitzverhältnis blieb nicht lange so bestehen, denn bereits 1922 ist der Witwer Josef Rebstöck als alleiniger Besitzer im Grundbuch eingetragen und 1938 folgt ihm (vermutlich sein Sohn) Heinrich Rebstöck.

Im Zusammenhang mit der Erstellung eines Wählerverzeichnisses für eine Reichstagswahl im Jahre 1929 sind sich alle wahlberechtigten Einwohner Kötztings, geordnet nach dem Wohnhaus, aufgelistet
Im Hause Kötzting 18 wohnten offensichtlich - so wie heutzutage noch - 4 Parteien.



Aus den Dreißiger Jahren haben wir im Stadtarchiv in der Sammlung des Arbeitskreises einige Bilder, die im Hintergrund das Rebstöckanwesen zeigen.

Arbeitskreis Heimatforschung Dia-Repro_2227
Trachtenvereinsvorführung mit der Sattlerei Rebstöck im Hintergrund



Arbeitskreis Heimatforschung DIA repro 1081 von Handwerker in einem Festzug in den Dreißiger Jahren. Taferlbub Georg Greß geb. 1924, links dahinter Georg Greß geb. 1900 Hammermühle, außerdem Hofmann Schmied und Kuglmeier Schmied ,Haus im Hintergrund Sattlerei Rebstöck  Marktstraße 30   



Im Jahre 1938  erwirbt dann mein Großvater, der Bäckermeister Clemens Pongratz, das Haus und für einige Jahrzehnte sind die beiden Häuser nun wieder im Besitz einer Familie.



Clemens Pongratz


Clemens Pongratz und
Anna Meillinger

Mein Großvater, geboren in Roding und auch mit einer Rodingerin verheiratet war seit 1925 in Besitz seines Hauptgebäudes, der Bäckerei an der Ecke des Marktplatzes.
Es hat den Anschein, da ja die gesamte Front des Hauses umgebaut worden ist, die Toilettenanlagen im Inneren sich befindet, die Hofmauer nicht mehr existiert - in meiner Kindheit war die Lage der Mauer nur durch eine Art von erhöhter Terrasse zu erkennen -, dass mein Großvater das Haus vollkommen renoviert hat UND  1938 keine Mieter mehr sich dort befanden.
Im Jahre 1938 stellt mein Großvater das komplette Gebäude der Wehrmacht für ihr Wehrmeldeamt zur Verfügung.









Zu diesem Zweck wurde im Erdgeschoss eine zentrale Waschgelegenheit eingebaut und als nach dem Krieg die Familie Günther diese Erdgeschoßwohnung (Wohnung 1 waren 2 Schlafzimmer und die Wohnung 2 war die Küche und das Wohnzimmer ) bezog, musste sie über den Hausflur gehen um von einem Teil ihrer Wohnung  in den anderen zu kommen. 

In diesem Gebäude war nun bis zum Kriegsende das Wehrmeldeamt untergebracht und der kommandierende Offizier war sich im April 1945 mit dem Kötztinger Bürgermeister Kroher und Landrat Fiesenig einig, dass Widerstand zwecklos sei und Kötzting kapitulieren solle.

Augenzeugen haben mir berichtet, dass die US Amerikaner zu Fuß in einer Doppelreihe die Marktstraße - damals noch Hindenburgstraße genannt - heruntermarschierten. alle Mann die Gewehre im Anschlag, die linke Reihe der Soldaten hatte die rechte Häuserzeile im Blick und die rechte Reihe eben die andere. Die Einheit bog dann in die Herrenstraße ab - damals noch Adolf Hitler Straße genannt - wo sie vom damaligen Bürgermeister Kroher und vom Landrat Dr. Fiesenig erwartet wurden. Die Stadt wurde übergeben und das wars dann. Der Kötztinger Volkssturm - man verzeihe mir,  durchwegs "alte" Männer meines jetzigen  Alters, wurde zwar vorher noch an Panzerfäusten trainiert, aber als es dann soweit war, verliefen sich die Männer und gingen nach Hause. Panzersperren wurden in Kötzting nicht errichtet. Es hat offensichtlich eine Absprache zwischen den zivilen Stellen in Kötzting und dem Wehrmeldeamt wegen der kampflosen Übergabe gegeben.  

Im Zusammenhang mit dem Umbau des Hauses sollte im großräumigen Innenhof auch eine Kleinkaliberschussanlage installiert werden.  


links auf dem Plan wäre die Rückwand des Gasthauses OSL

 
Plan des Kugelfangs



Interessant in dem Zusammenhang ist der Bericht meines Vaters über die Besetzung des Wehrmeldeamtes durch die Amerikaner und das weitere Verhältnis der Besatzer und unserer Familie.
Beim Einmarsch der Amerikaner - also Ende April 1945 - obwohl es ein sehr kaltes und feuchtes Frühjahr gewesen war, hatte meine Großmutter bereits die hölzernen, großen und langen Blumenkästen auf der Hofseite auf den Fensterbretter bereitgestellt. Als die Amerikaner das WMA besetzten und damit eine erkleckliche Anzahl deutscher Gewehre erbeutet hatten, leerten sie einfach die Blumenkästen, füllten diese mit den Gewehren, nagelten sie zu und schickten diese als Kriegsandenkens nach Hause bzw. nahmen sie mit.

Wie oben bei der Baubeschreibung bereits angedeutet, haben die beiden Häuser Zugang zu einem gemeinsamen Hof und dieser wiederum kann nur durch ein dicht schließendes Tor von der Metzstraße - so wie heutzutage auch noch - befahren und eingesehen werden. Jedes Mal wenn die amerikanischen Soldaten hinten in den ruhigen Bereich des Hofes traten blickten sie mitten hinein in unsere Backstube und, so wie es eben in Bäckereien der Fall ist, hatten damit den ganzen Vormittag den Duft von Frischgebackenem in der Nase.
"No fraternisation" ist die eine Sache  "Liebe geht durch den Magen" eine andere und meine Oma hatte ein sehr einnehmendes Wesen und ihre Aufforderung zum Kaffeetrinken und Frühstücken folgten die amerikanischen Soldaten anscheinend sehr gerne und mit voller Montur und auch bewaffnet, man weiß ja nie, was so eine bayerische, wohlgenährte Bäckermeisterin so im Schilde führen kann. 
Auch Jahre später weiß ich, - meine Eltern hatten weiterhin einen sehr guten Kontakt zu den Soldaten des CIC, zuerst in Kötzting, dann in Cham -  dass sehr häufig Soldaten in Uniform bei uns zu Gast waren und ich lernte tatsächlich erst viel später, als Jugendlicher, dass es auch andere Flaschengrößen als " half a Gallon" für "harte Getränke" gab.
Noch heute sind wir in der Familie im Besitz von vielen, vielen Schallplatten, erworben von PX der US Soldaten, aus den  50er Jahren. Der frühe Presley, Boone, Platters und so weiter waren im Hintergrund die Partymusik meiner Eltern und damit meine Einschlafmusik in den 50ern......die Platten gibt es heute noch.

Dieser gemeinsame Hof hatte aber im Moment der Übernahme durch die US Soldaten auch einen Nachteil, neugierig schaute mein Vater hinten aus dem Haus Nummer 28 in den Hof hinaus als die US Soldaten gerade dasselbe aus dem Haus Nummer 30 machten und den deutschen jungen Mann, trotz kurzer Lederhosen sofort verhafteten und mit den anderen Gefangenen aus dem WMA draußen auf einen LKW verluden. Erst ein Offizier pickte sich dann den jungen Mann in seinen kurzen Lederhosen wieder aus dem Block der Männer heraus und bedeutete ihm zu verschwinden....

Hier ein Bild des Hauses von Josef Barth, vermutlich wurde es Ende der 40er Jahre gemacht.
Was auf dem SW-Bild nicht so recht herauskommt, ist der dichte Grasbewuchs auf dem
Markthügel rund herum um die Fahnenstange, sicherlich noch ein Relikt der Zeit, als im Haus
noch das Wehrmeldeamt untergebracht war.

Die Eisenschienen für die Fahnenstange wurde erst in den 60er Jahren bei der ersten Marktplatzsanierung entfernt.


Auch wenn der Bildausschnitt aus der Luftaufnahme von 1956 bereits unscharf ist, so ist doch 
der Fahnenmast und der Gras(Klee) Bewuchs des "Buckels" zu erkennen, mittendrin auf dem Marktplatz.




Der "Berliner Hinterhof" meiner Mutter, an dem Podest ist der Verlauf des früheren sehr kleinen
Innenhofes des Rebstöckanwesens gut zu erkennen.





In einem Beitrag beim Haus Nummer 14 habe ich bereits über die "Tauberer" und deren "Taubeneinsetzen" geschrieben.
Hier ein Teilanblick des Innenhofes mit der Rückfront des Rebstöckhauses und dem,
am Boden im Hintergrund, noch erkennbaren Verlauf der früheren Trennmauer



Arbeitskreis Heimatforschung Dia-Repro Nr. 99 Marktplatz wohl kurz vor der Marktplatzsanierung
Mitte der 60er Jahre. 

Hier ein Bild vom Kinderfestzug 1963 oder 1964. 

Wie man im Hintergrund gut erkennen kann, gab es in Kötzting noch Elemente einer ländlichen Kleinstadt. Gras, Unkrautbewuchs, wild parkende Fahrzeuge aber auch Bänke vor den Haustüren.
Dieses Bild änderte sich vollständig mit der ersten Marktplatzsanierung wenige Jahre später. 
Auf dem Bild rechts außen mein Vater mit kurzer Lederhose und neben ihm Bob Karafa vom CIC. 
Von ihm habe ich meine "standesgemäße" Cowboyausrüstung - links im Bild - erhalten.
Für mich im Nachhinein schön zu sehen, da Bob bereits seit den frühen 50er Jahren eng mit Kötzting und unserer Familie verbunden war.
Kötztinger Umschau vom Januar 1952



Hier sieht man den Zustand bei Beginn der Arbeiten, um den Marktplatz - und Kötzting überhaupt - autogerechter zu machen. Granitmauer, Teerflächen und Parkuhren waren die neuen
Strukturen. 


Ab jetzt ist es vorbei mit dem wildromanischen Kötztinger Marktplatz. Mitte der 60er Jahre kam die erste Verschlimmbesserung und 1984 dann, verbunden mit einer gewissen Verkehrsberuhigung, wurde der jetzige Zustand mit großem Aufwand und viel öffentlichen Geldern erreicht.
Nicht nur der Grünbewuchs hat sich geändert, auch viele Häuser auf dem Photo sind bereits Geschichte:
Das Decker Anwesen, das Gruber Lagerhaus und der "Schwarzanderl", vieles ist bereits Geschichte.

Wie gings nun weiter mit den Besitzverhältnissen?
Nach dem Tode meines Großvaters übernahmen meine Eltern das Anwesen und gaben es dann an meine Schwester weiter bei/für ihre Auswanderung in die USA.


Hier das junge Bäckermeisterpaar
Clemens und Inge Pongratz, geb. Geerdtz mit dem Stammhalter.















Meine Schwester und ihr Mann, beide gelernte Bäcker, entschieden sich in den 80er Jahren in die Heimat ihres Mannes auszuwandern, wo sie mittlerweile eine große Familie gegründet haben.
Hier ein abschließendes Bild des üblichen Sonntagfamilienessens  - allerdings im
Wohn/Arbeits/Esszimmer im Hause Nummer 19.
Frau Helene Peters, links am Tisch, bewohnte im Rebstöckhaus die Wohnung links im Erdgeschoß. 


Viele der Familien, die im "Nebenhaus" wohnten gehörten sozusagen zum erweiterten Familienverband. 
Frau Helene Peters, die langjährige "Haushälterin" meines Großvaters mütterlicherseits, vertrat bei uns die Großmutterstelle.
Familie Bauer - der Postbote Franz Bauer (Bauervater) und seine Frau Mina (Tant´ Bauer) waren - jeweils abhängig von der Höhe der Langeweile zuhause in der Bäckerei -  eigentlich Ziel täglicher Besuche.
Als wir ( Bäckerei) Ende der 50er Jahre dann bereits einen Fernseher hatten - es gab zwar nur ein Programm - kamen zur samstäglichen Sportschau unsere Mieter vom "Nebenhaus" zum Fußballanschauen und ich stolzierte mit meiner hölzernen Sparbüchse der Kreissparkasse Kötzting zum "Abkassieren" von einem zum anderen.
Auch das ist Geschichte.