Translate

Freitag, 30. September 2022

Kötztings Dächerlandschaft - Bilder mit der Drehleiter

 Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern,
vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.

Kötzting "von oben" beim Bürgerfest

Ein Blick herab von einer Drehleiter eröffnet ganz neue Perspektiven und ein Bürgerfest - und Kirta - ist auch eine gute Gelegenheit für die Feuerwehr sein Material und seine Möglichkeiten vorzuführen.
In der Herrenstraße war auch ausreichend Platz und so entstand eine schöne Bilderserie von Kötzting - nicht aus der Luft - aus einer etwas luftigeren Perspektive.
Feuerwehr und Rotes Kreuz zeigten ihren Fuhrpark beim Bürgerfest.


Hier der Innenhof/Parkplatz beim Rathaus noch ohne den Brunnen des hl. Benedikts.

Der Ausblick weitet sich...
Das neu renovierte Hotel zur Post - Haus des Gastes mit dem Gesundheitsamt im Hintergrund, die Stadtwaage ist bereits Geschichte



Unser altes Krankenhaus, nun TCM-Klinik

Der Weiße Regen und der Spitalplatz mitten in der beginnenden Hochwasserfreilegung. Die Marktmühle ist hier bereits Geschichte.

Kötztings Dächerlandschaft 1

Kötztings Dächerlandschaft 2 nach dem Schwenk Richtung Holzapfelstraße

Pfarrkirche mit der Kirchenburg

Montag, 26. September 2022

Herbstimpressionen am früheren Wallfahrtsweg in den Auwiesen

 Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern,
vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.


Die frühere Birken und Pappelallee in der Auwiese

Herbststimmung - einfach schöne Bilder




Beim Stadion am Roten Steg



Der Blick in Richtung Lindnersteg



Der Beginn der Totenbretter/Gedenkbrettergruppe



 

Freitag, 23. September 2022

Michael Heigl - eine Dokumentation Teil 5

 

Michael Heigl und seine Unterstützer
die Entstehung einer prekären Unterschicht im Bayerischen Wald


Zuerst jedoch ein Hinweis auf die Teile der Dokumentation, die bereits veröffentlicht sind:

Zum Einstieg:  ein Bild und seine Geschichte: das Laumerhaus von Gotzendorf
Teil 1 der Dokumentation: Der Familienverband des Michael Heigl
Teil 2 Die Heigls in Beckendorf
Teil 3 Michael Heigl im Spiegel der Veröffentlichungen
Teil 4 Michael Heigl und seine Brüder geraten ins Blickfeld der Behörden


StA Landshut RegvNB KdI Rep. 168-1 Nr. 63944 Karte des LG Kötztings von 1822
Die Original-Landkarte des Landgerichts Kötzting, die der Landrichter Carl von Paur und seine Behörde benutzten und "bearbeiteten" bei ihrer Suche nach dem Michael Heigl.
Dies ist ein ganz besonderes Schmankerl in den Heigl-Akten, die faltbare Landkarte des Landgerichtes Kötzting aus dem Jahre 1822. Diese Karte benutzten die Kötztinger Beamten und in diese Karte haben sie auch ihre besonderen Schwierigkeiten hineingezeichnet, die sie mit dem örtlichen Terrain hatten, die Vorwälder und Birkenberge. Auch wenn sie es bei der Illustration etwas übertrieben haben, so liegt doch dort einer der Schlüssel, wie es Heigl gelingen konnte, sich solange dem Zugriff zu entziehen.


Schaut man sich die Karte im Detail an, so haben die "Heigljäger" den Waldsaum der umliegenden Bergzüge jeweils fast bis herunter ins Tal verlängert, der Weg von Beckendorf über Schönbuchen, Gotzendorf bis Hohenwarth verläuft nach dieser Karte somit eigentlich komplett im Wald. Es bleiben also gerade mal die Nahbereiche der Fluss- und Bachläufe als freies Gelände übrig.

Zu diesem, von den Behörden als ein so unzugängliches, stark bewaldetes und zerklüftetes beschriebenes Gelände kam nun eine ganz besondere Form der Besiedlung, besser gesagt der Zersiedlung dieser Waldsäume durch eine offensichtlich nur bei uns so stark vertretene und stark angewachsene Bevölkerungsgruppe, die Inleute mit ihren Inhäuseln.
Selbst auf heutigen Luftaufnahmen kann man manchmal noch die damaligen Landschaftsstrukturen erahnen. Hier eine Luftaufnahme aus der Nähe von Hohenwarth


Dazu muss ich aber zuerst einmal auf die grundsätzliche Bevölkerungsentwicklung eingehen, die  vermutlich in ganz Bayern zunächst ähnlich sich entwickelt hat.

Das Kötztinger Land im beginnenden 19. Jahrhundert mit seinen Problemen



In all den Jahren, in denen Michael Heigl sich dem Zugriff der Behörden entziehen konnte, stellten die Beamten, die ihr Versagen, den Verbrecher zu fangen, ihren Vorgesetzten irgendwie zu erklären hatten, immer wieder zwei Problemfelder heraus: das äußerst unwegsame Gelände und die „Charakterlosigkeit“ der viel zu vielen Inleute, die es in dem Landgericht Kötzting gab.
Nun gab es Inleute, also Familien ohne jeden Besitz an Grund und Boden und zumeist auch ohne handwerkliche Ausbildung, in allen Bereichen Bayerns. Diese Inleute verdienten sich ihr tägliches Brot zunächst einmal als kostenlose Mithelfer auf dem Bauernhof, dessen Besitzer sie ausgeliefert waren, und in einem geringen Maße vielleicht auch als Tagelöhner. Anders als bei den großen Höfen außerhalb des Bayerischen Waldes verdrängten hier die Inleute teilweise sogar die Knechte und Mägde, die den Bauern ja Geld kosteten. Nun war die Struktur der Bauernhöfe im Wald aber nicht so, dass es für die immer weiter steigende Anzahl an Inleuten Arbeit gegeben hätte, und wenn doch, dann eben nur für den Vater, der ja als Inmann im Inhaus eingemietet war und nicht mehr für die vielen, vielen Kinder, welche die Inleute  natürlich auch bekamen, und die sehr schnell ins arbeitsfähige Alter heranwuchsen.. In den Folgejahren wandten die Behörden das Mittel der Heiratserlaubnis für viele Inleute immer restriktiver an,  weshalb dann auch die Zahl der unehelichen Kinder regelrecht explodierte.

Ich habe mir vor vielen Jahren einmal ein Programmtool geschrieben, das die verkarteten Pfarrmatrikel auch statistisch auswerten konnte und mir die Entwicklung der unehelichen Geburten im Verhältnis zu den ehelichen herauspicken lassen. Um hier mit dem Zahlenwerk nicht zu sehr zu ermüden, habe ich hier nur 4 Zehnjahresblöcke aus den 250 Jahren der Kötztinger verkarteten Pfarrmatrikel herausgepickt


 

In dieser ersten Tabelle sieht man wie sich die Geburtensituation, offensichtlich sehr schnell, nach der Katastrophe des Schwedeneinfalls 1633, wieder normalisiert hatte.

In der nächsten Tabelle -zwei, drei Generationen später - sind es tendenziell eher weniger Geburten darunter aber bereits erkennbar ein Anstieg der unehelichen Kinder. Man muss allerdings berücksichtigen, dass ab 1704 der Spanische Erbfolgekrieg viele, viele Soldaten nach Kötzting brachte, was den Peak auch erklären kann



Gehen wir erneut 2 Generationen weiter – dazwischen gab es noch den Österreichischen Erbfolgekrieg, erneut mit einem Ausbruch der unehelichen Kinder nach oben – man sieht, die Geburtenzahlen steigen an, nun dauerhaft über 150 und manchmal sogar die 200er Marke übersteigend. Aber noch viel stärker steigen die Geburten der unehelichen Kinder.

 

Und nun die Situation in dem Zeitraum, nur 15 Jahre später, den Zeitraum, in dem Michael Heigl geboren wurde und seine vielköpfige Familie existieren musste. Michael Heigl ist im Mai 1817 geboren, in seinem Prozess ist fälschlicherweise die Jahreszahl 1816 genannt. Im beginnenden 19. Jahrhundert haben sich die Geburten im Bereich der durch staatliche Eingriffe sogar verkleinerten Pfarrei Kötzting auf dem hohen Niveau stabilisiert, aber die Zahl der unehelichen Geburten geht fast durch die Decke. Es sind die Kinder der Inleute, die selber am Existenzminimum leben, welche dann folgend keine Heiratserlaubnis erhalten und deren Kinder sich in die Zahl derer einreihen, die in der Gesellschaft im Bayerischen Wald eigentlich keine Zukunft haben werden. 

 

Diese Entwicklung ist auch die Hauptursache für die explodierenden Zahlen der Auswanderer. In den Jahren von 1846 bis 1933 sind direkt 1871 Männer und Frauen nach Amerika ausgewandert. 1810 hatte der damalige Landrichter Pechmann nach München berichtet, dass im Winter im Landgericht Kötzting bis zu 8000(!) Spinnräder sich drehten, auch die Knechte wurden dazu angehalten. Noch 1830 hatte man im Landgericht 190 Weber. Der einsetzenden Mechanisierung der Tuchherstellung hatten die Waldler nichts entgegenzusetzen. Es kam sogar zu dem verzweifelten Versuch mancher Gemeinden (siehe Dr. Sommerfeldt am 3.1.1952) Gelder zusammenzulegen um den „armen Teufeln“, die der Gemeinde auf der Tasche lagen, eine Überfahrt ins Amerika zu ermöglichen. An den Zahlen kann man ermessen, welch eine Explosivkraft gepaart mit Hoffnungslosigkeit in der Entwicklung der sozial untersten Schicht steckte.
In diese Situation – nichts zu arbeiten und zu essen – wurde Michael Heigl hineingeboren, in eine „geschichtete“ Dorfgemeinschaft, die in Beckendorf auch ein paar „große“ Bauern mit prächtigem Grundbesitz kannte und im nahen Markt Kötzting eine prosperierende Bürgerschaft, die zusammen mit den königlichen Beamten ein fröhliches Leben führte. (Das Lebensbild des königlich bayerischen Amtsgerichts, mit dem Herrn Rat war es nicht mehr weit entfernt, auch wenn der "Herr Rat" der Fernsehserie im Jahre 1850 noch der Herr Landrichter gewesen war).

Es hatten sich also in den 150 Jahren seit Mitte des 17. Jahrhunderts die Geburtenzahlen in etwa verdoppelt, während sich die Zahlen der unehelichen Geburten mehr als verzehnfacht haben. Insgesamt – bei vergleichbarer gewerblicher und landschaftlicher Produktion - mussten viele mehr Münder gefüttert und viel mehr Händen Arbeit gegeben werden, wobei der Bayerische Wald, aufgrund seiner Randlage eh eher unterentwickelt, nun aber immer mehr ins Abseits geriet.
Carl von Paur, der die Hauptverantwortung bei der Jagd auf Michael Heigl trug, benannte diese Problematik ganz deutlich und schrieb an das Innenministerium

"Die jungen Leute verdingten sich im Sommer außerhalb des bayerischen Waldes im Bereich der Landwirtschaft und wurden nach Abschluss der Ernte sofort nach Hause geschickt. " Weiter berichtet er von diesen damit verbundenen Problemen und beschreibt die Situation, dass "diese jungen Leute ihren Lohn meist vollständig bereits verbraucht hatten, wenn sie schlagartig Alle wieder nach Hause kamen und dann perspektivlos und ohne jedes Geld in der Tasche den langen, langen Winter vor sich sähen. Aus diesem Grunde würden sie jede, aber auch jede Gelegenheit nutzen zu hehlen und zu stehlen, um zu Geld zu kommen".
Dies war die Krux für die vielen Nachkommen der Inleute, es gab für sie keine Arbeit; lungerten sie  aber herum, so drohte ihnen wegen ihres "Müßigganges" eine Bestrafung in der Reihenfolge: Ermahnung, Rutenhiebe und als letzte Stufe die Einlieferung in ein  Arbeitshaus.
Auch der Kötztinger Brigadier Haas benutzte ähnliche Worte, als er beim k. Gendarmerie Compagnie=Commando um eine zusätzliche Wachmannschaft für Neukirchen beim hl. Blut am 12.11.1846 nachfragte.

Verstärkungsbedürfnis der Gendarmeriemannschaft
… vermag die Brigade ungeachtet der rastlosesten Anstrengung kaum die Masse des liederlichen und diebischen Gesindels im Zaume zu halten. Daher der Antrag einer Station mit 3 Mann im Markte Neukirchen.
…dass das Gerichtsbezirk mit sehr hohen Bergen und vielen großen zusammenhängenden Waldungen durchzogen für den Kontrolldienst insbesondere im Winter bei der sehr tiefen Schneelage einer der beschwerlichsten Bezirke im Kreise ist. Dieses so ungünstige Terrain Verhältnis erschwert den Sicherheitsdienst wesentlich und macht es dem arbeitsscheu und diebischen Gesindel möglich, sich der Aufsicht zu entziehen, und so allein nur ist es erklärbar, dass sich Diebe und Verbrecher als namentlich Michael Heigl von Beckendorf und Josef Pongratz, vulgo Maulaffenhiesl, von Kager, 5 Jahre lang größtenteils im Freien halten, und dem Aufgriffe sich entziehen konnten. Derlei Gesindel bewohnt Höhlen und Schluchten auf den Waldbergen, die nicht leicht auffindig  und schwer zugänglich sind.
Es wurden im heurigen Sommer und erst jüngst wieder solche Schlupfwinkel auf dem Hohenbogen von der k. Gendarmerie entdeckt und zerstört. Ferner ist ein großer Teil der jüngeren Bevölkerung, namentlich die Söhne der Inwohner, den Winter über beschäftigungslos, da die Bauern dieser Gegend, nur sehr wenige ausgenommen, keine Dienstboten halten und ihre ökonomischen Arbeiten größten Teils durch die Inleute verrichten lassen. Die Söhne dieser Inleute fuhren den Sommer über im Flachlande Verdienst als Ökonomietaglöhner, oder sie arbeiten bei Eisenbahn und Festungsbauten und kehren im Spätherbst in die Heimat zurück, in der Regel ohne Ersparnis, und leben zudem von unsicherem Erwerbe.
Die vielen Inwohner sind ein wesentliches Hindernis der Sicherheit, da sie die Diebereyen durch Diebshehlerei oder Verschleppung gestohlener Effekten begünstigen.
Weiters ist zu berücksichtigen, dass das Landgericht einer größten Ausdehnung nach an die böhmische Grenze anliegt, an welcher der sehr demoralisierende Schmuggelhandel bei Tag und Nacht betrieben wird, der viele Einwohner, namentlich rüstige Burschen, vom ehrlichen Verdienste ab und zu einer vagierenden Lebensweise hinzieht.
Den unter Polizeiaufsicht gestellten Personen angemessene Beschäftigung zu geben, ist teils wegen Mangel an Arbeitsgelegenheit, teils wegen Scheu der Gefahr bei Aufnahme solcher Personen in ein ordentliches Haus, gar nicht möglich, sie sind daher mehr oder minder auf unsichere und unredliche Erwerb angewiesen. 

Diese und ähnliche Erklärungsversuche werden in den folgenden Jahren immer wieder bemüht werden, wenn die Behörden in Landshut und München, in Unkenntnis der Situation, die Schuld bei den Beamten suchen.
Erneut ist es Carl von Paur, der an anderer Stelle den Landbewohnern des Landgerichts ein schlechtes Zeugnis ausstellt.


Der großen Mehrzahl der Bevölkerung ist die Abwartung des Heigl eine ganz gleich gültige Sache, und ein anderer, ebenfalls nicht unbeträchtlicher Teil der selben steht auf einer moralisch so tiefen Stufe, dass er die Aufbringung eines Verbrechers für Sünde hält, und eher zur Unterschlupfgebung und Verheimlichung, als zur Anzeige geneigt ist.

- Übrigens hat es bisher an geheimen und vertraulichen Mitteilungen über den Aufenthalt des Heigl keineswegs ermangelt, was auch eine vertrauliche Korrespondenz des Gehorsams Unterzeichneten mit dem Chef des K & K böhmischen Gendarmeriekommandos im Klattau und infolgedessen eine große Streife auf böhmischen Gebiete längst der bayerischen Landesgrenzen veranlasst hat, allein ebenfalls ohne Erfolg

- Es sind weniger die Besitzer der Bauernanwesen, als vielmehr die Inwohner welche der Unterschlupfgebung verdächtigt werden können, deren Wohnungen entfernt von den Höfen häufig ganz isoliert und zunächst wohl auch in den Waldungen an den Bergabhängen situiert sind. Diese Gattung der Bevölkerung ist bei dem häufigen Wechsel deren Wohnungen schwer zu überwachen, und als zumeist ganz arm und in tiefster Not lebend sehr geneigt, aus der Unterschlupfgebung eines Verbrechers Vorteil zu suchen




Hier ein weiteres Beispiel solcher "hinaus" gebauter Häusel am Waldrand


Die beste Zusammenstellung all der Gründe, warum es Heigl so lange gelang, stammte vom königlichen Rentbeamten Ludwig Härtl, der diese im Zusammenhang mit dem Besuch des Regierungsassessors Christoph gemacht hatte,  welcher in der Endphase der Jagd auf den Heigl sämtliche Gemeindevorstände und -schreiber des Landgerichts Kötzting ins Hotel zur Post beordert hatte und ihnen eine - an anderer Stelle vorgestellte - mit Vorwürfen gespickte Rede hielt, strenge Konsequenzen androhte und am Ende alle Beteiligten unterschreiben ließ.
Härtl führte aus:

"Generalia: Er sei bereits seit 4 Jahren Rentbeamter und von Anfang an mit Interesse bei der Heiglschen Angelegenheit dabei gewesen und möchte seine persönlichen Erfahrungen kurz zusammenfassen:

Die hiesige Verfolgung sei immer fruchtlos, da Heigl immer wieder – wenn man ihm hier zu Leibe ginge – auf andere Gebiete auswich: teils in Cham, teils in Viechtach, teils in böhmischen Bezirken, wo er sich dann ganz ungestört, so lange er mochte, aufhalten konnte. Es fehlte jedes Zusammenwirken der benachbarten Gebiete. Die Gendarmerie aber bestehe nur aus den gewöhnlichen Stationen, nur vor ein paar Jahren wurde auf Aufforderung – des Landgerichts - auch in Hohenwarth eine Station errichtet – für den Winter, aber erst im Sommer genehmigt - diese aber später wieder abgezogen. Auch mit viel Militär wäre es schwierig angesichts des Geländes und der Unterstützung den Flüchtling zu finden. Die Aufnahme von Gerichtsdienern sei unzweckdienlich, weil diese ausschließlich aus Taglöhner bestehe, welche einfach keine tauglichen Subjekte für solch einen Gehilfendienst seien.

Auch die Struktur der sogenannten hinausgebauten Häuseln“ (nicht Häusler!) sei etwas, was man eigentlich nur hier finden würde. Die Inwohner sind idR verheiratete Familien, die bei dem Bauern einen kleinen Fleck Grund haben und bei dem selben gegen Lohn von 4-6 Kreuzer und Kost im Taglohn arbeiten, übrigens selbst wieder völlig besitzlose Personen, ledige Weibspersonen mit Kindern bei sich haben, welche Umstände das Vorhandensein eines ordentlichen Dienstbotenstandes völlig verdrängen.

Solche Personen, die in Masse zu einem einzigen Hof gehören, bilden eine förmliche unzerreissliche Kette, welche durchaus nichts angeben und ihren Bauern mehr fürchten als die Behörden und die Gendarmerie, während ordentliche Dienstboten wegen der freistehenden Aufkündzeit viel unabhängiger seien.

Diese Inwohner und Afterinwohner befinden sich in s.g. Inhäuseln und hinausgebauten Häuseln….
Bei der Armut, dem Elend und der Abhängigkeit dieser Inwohner, welche weitaus die Mehrheit des Amtsbezirkes bilden, dabei dem völligen Mangel an gesetzlichem Sinn und einer völligen Abgestumpftheit für alles Bessere, zugleich der Herrschaft großen Aberglaubens und großer Leichtgläubigkeit bedarf es keiner ferneren Erläuterung dass ein Mensch, wie Heigl, von allen Seiten Unterstützung zu hoffen und zu genießen hat

1.     


Zusammenfassend gab es also zunächst drei große Schwierigkeiten:
  • das große und unübersichtliche Waldgebirge entlang der böhmischen Grenze
  • eine Bevölkerungsschicht ohne jede realistische Lebensperspektive und daher jederzeit bereit, als Helfer, Hehler oder Unterschlupfgeber dem Heigl unterstützend zur Seite zu stehen
  • die Lage der Häuser genau DIESER Bevölkerungsschicht im Wald bzw. hart am Waldrand.

  • Später kam dann noch eine durchaus berechtigte Angst vor Heigls Rache hinzu, als er mehrmals auf grausame Art Vergeltung geübt hatte.

Am Ende noch der link auf die bisher veröffentlichten Teile zum Thema Räuber Heigl

Montag, 19. September 2022

Altes Handwerk in Kötzting der Buchdrucker Oexler

 Beim Wechsel des Redaktionsbüros der Kötztinger Umschau, haben wir fürs Stadtarchiv umfangreiche Negativordner erhalten, die zwar thematisch sortiert sind aber nur in wenigen Fällen auf ein Veröffentlichungsdatum verweisen, das es möglich machen würde, den dazugehörigen Artikel (inkl. Journalistenkürzel) aufzufinden.
Über den Kötztinger Bader Jakob Hauser wurde bereits in diesem Blog berichtet.

Hier in einem weiteren Beitrag über frühere Handwerksmeister eindrucksvolle Bilder des Kötztinger Buchdruckers Vitus Oexler mit den interessanten Plakaten im Hintergrund als Wanddekoration.

Aufgrund der Veranstaltungsplakate würde ich vermuten, dass die Aufnahmen im Frühjahr 1975 gemacht worden sind.





In diesen Räumen im Hause Oexler wurde seit 1899 und nachweislich bis 1938 (lt Umschau sogar bis 1940) der Kötztinger Anzeiger gedruckt. Die Einzelausgaben dieser für uns so wertvollen Zeitungen haben sich in Kötzting selber nur in wenigen Einzelexemplaren erhalten, sind jedoch als Jahresbände mit nur wenigen Ausnahmen in der Bayerischen Staatsbibliothek in München erhalten geblieben und befinden sich nun in digitalisierter Form - zumindest der Lokalteil - auch im Stadtarchiv


Zum 1. September 1948 erschien die erste Ausgabe der Kötztinger Umschau - bereits gut ein Jahr vorher hatte der Mittelbayerische Verlag seine Lizenz wieder erhalten - und Vitus Oexler errichtete die erste Geschäftsstelle der Umschau im Hause Dullinger (alte Hausnummer 103 in der Herrenstraße heute der Naturkostladen direkt neben dem Schuhhaus Liebl).



Ganz wichtig für Kötzting ist auch seine Rolle als Pfingstbräutigam in schwerer Zeit. I)m Jahre 1940 wurde er zum Pfingstbräutigam ernannt und erwählte sich als seine Braut seine Cousine Maria Oexler, später verheiratete Kellner. Die NSDAP in Cham protestierte gegen diese Wahl, weil die Familie Oexler zu den damals bekannten Gegnern der Nazis gehörte und Bgm Hans Kroher musste seine ganze Autorität in Cham einsetzen, um diese Wahl dann doch durchsetzen zu können.

Im Jahre 1985 kam es im Zusammenhang mit der 900 Jahrfeier Kötztings zu einem (zweiten) Treffen der Pfingstbrautpaare und von dieser Feier haben sich Bilder im Stadtarchiv erhalten.

Bgm Karl Seidl überreicht die Ehrenmedaille aus dem Jahr 1985 an Vitus Oexler

Schwarz Sepp gratuliert dem Pfingstbräutigam von 1940

Vitus und Maria Oexler - verh. Kellner - das Pfingstbrautpaar von 1940

Sein Vater - ebenfalls Vitus Oexler - war der Herausgeber des Kötztinger Anzeigers gewesen und anlässlich seines runden Geburtstags widmete ihm die Umschau im Jahre 1956 einen bericht, ganz kurz vor seinem Tode.





Die Buchdruckertradition geht aber noch weiter zurück, wie die vielen Geschäftsanzeigen belegen, die wir von der Buchdruckerei Oexler kennen.


KA von 1911

KA von 1912


Montag, 12. September 2022

Photobericht 2-40 Das Sonnwendfeuer im Jahre 1974

Es geht weiter mit Bildern aus der Zeitungsredaktion der Kötztinger Umschau, welche alle über eine private Sammlung von Frau Renate Serwuschok dem Arbeitskreis Heimatforschung übereignet wurden und nun im Stadtarchiv Kötzting verwahrt werden.

Da wir zusätzlich auch eine fast vollständige Sammlung von Zeitungsausgaben aus den Nachkriegsjahren in unserem Bestand haben, können viele der Bilder dann auch einzelnen Zeitungsartikeln zugeordnet werden.
Nachdem der Arbeitskreis Heimatforschung schon eine umfangreiche Datenbank an personenbezogenen Bildern hat wäre es für uns schön, wenn wir bei einigen der folgenden Bildern,
vor allem bei den Personengruppen, Hinweise und Namenslisten erhalten könnten, die wir dann anschließend in unsere Datenbanken einpflegen könnten. Manche allerdings auch nicht und so wäre es schön, wenn wir bei dem einen oder anderen Bild auch eine Rückmeldung erhalten würden.


Der Burschenverein feiert die Sommersonnwende

Im Sommer 1974 beendete der Kötztinger Burschenverein das Frühjahr mit einem riesigen Sonnwendfeuer hoch oben auf dem Reitenberg, und viele junge Kötztinger waren damals dabei, auch der damalige Pfingstbräutigam Heinz Kolbeck (Lindnerbräu) kam mit seiner Braut Früchtl Evi, seinen beiden Begleitern, Karl Rabl und Karl Dreger und dem damaligen Kooperator Gschlössl.
Auf diesen Bildern finden sich viele junge Kötztinger Burschen und Mädchen, die heutzutage mittlerweile alle sich im Rentneralter befinden.




Im Vordergrund links, der so früh verstorbene Wieser Willi, Pledl Helmut,  im Hintergrund die Eltern der Pfingstbraut, Familie Früchtl mit dem Kooperator Gschlössl, Rechts Familie Aschenbrenner

An der Schenke der Juniorchef
v.l. Früchtl Sabine, Köppel Emma und Xare, Oexler Bursche


So ändern sich die Zeiten, ich erinnere mich noch an das Feuer und an die Unmengen an Autoreifen,
die im Inneren für das nötige Dauerfeuer sorgten

Auch hier glaube ich einige zu kennen, bin mir aber nicht ganz sicher.
Wieser Willi, Schötz Heinz, Wieser Hildegart


Unverkennbar Kuchler Heini und Zahorik Max - links. beim Burschenlied

Hier denke ich, werden die Kötztinger von links nach rechts alle Mann aufzählen können.
v.l. Griesbeck Schorsch, Krupitschka Peter, Kolbeck Heinz, x, Riedl Robert, Amberger Herbert, Brandl Manfred, Liebl Karl-Heinz

Slavik Häbbe (+ 2014 in Passau), Fleischmann Emma


Auch hier nur bekannte Gesichter

Platz ist in der kleinsten Hütte, vor allem für solche Vollblutmusikanten wie Dieter Kellner und 
Franz Maier


v.l. Kolbeck Heinz, Schedlbauer Willi, Aschenbrenner Irmgart und Ludwig Wolfgang

Die Bilder und der Kurzbericht stammte aus der Feder von Peter Kühn aus der Kötztinger Umschau
s