Die Entscheidung, wo den zukünftig der neue Sitz der Kötztinger Verwaltung sein sollte, wurde dem damaligen Stadtrat nicht leicht gemacht. Zwei Optionen standen den Stadträten zur Verfügung, die alte Holzapfelschule oder das teilweise leerstehende Gebäude der früheren Landkreisverwaltung.
Bei der Variante 1 (Schulhaus) hätten zwar umfangreiche Umbaumaßnahmen vorgenommen werden müssen, das Haus jedoch war in Besitz der Stadt und hätte zumindest keinerlei Mietausgaben verursacht, wie es bei der Variante 2 (das alte Landratsamtsgebäude) der Fall war. Ganze 3 DM pro Quadratmeter - und damit viel mehr, als der Landkreis selber an den Freistatt zu bezahlen hatte -, forderte der Landkreis Cham als Mieteinnahme, was den damaligen Stadtrat Franz Graßl zu der Aussage veranlasste, dass " den Hinterbliebenen aus der Gebietsreform nicht einmal die Hinterlassenschaft des gestorbenen Landkreises zufalle"n würde.
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KU im März 1974 |
Das waren damals die beiden Varianten:
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Landratsamtsgebäude im November 1974 |
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Holzapfelschule im November 1974 |
Schon vor dem "Fallbeil" der Landkreisgebietsreform hatte sich der Kötztinger Stadtrat gezwungen gesehen, sich ein Ausweichquartier zu suchen, und das war damals - eine andere Alternative gab es schlichtweg nicht -, das alte Schulhaus in der Holzapfelstraße gewesen.
Provisorisch gings zu, als für die Sitzungen immer alle Schulbänke zusammengerückt werden mussten.
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Stadtratssitzung im Mai 1971 in einem Kötztinger Schulzimmer |
Danach wurde aus dem großen Provisorium ein zumindest etwas kleineres....
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Der Stadtrat im neuen Sitzungssaal der Holzapfelschule: KU am 13. Januar 1972 |
Wie dringend nötig dieser "vorzeitige" Auszug aus dem Alten Rathaus gewesen war, zeigt eine Glosse aus dem Kötztinger Scheinwerfer, der noch im Nachhinein - 3 Jahre nach dem Auszug - die eigentlich unhaltbare Situation im unrenovierten "Alten Rathaus" schildert.
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KU vom März 1975 |
Traurig sah es aus, das verlassene Alte Rathaus, nun der Sitz des Verkehrsamtes (mit immer noch nur 1(!) Toilette. Hoch schlugen damals die Wellen, als dann sogar der Verkauf des ehrwürdigen Hauses zur Diskussion gestellt wurde.
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Kötztings Altes Rathaus im Sommer 1974 - Serwuschok284 |
Die eh schon räumlich beengte Situation der Kötztinger Verwaltung war durch die kommunale Gebietsreform sogar noch angespannter geworden, da die Akten der früheren Umlandgemeinden auch noch eingelagert hatten werden müssen. Diese fanden dann Platz im (ganz) alten Schulhaus und, da nun dort das neue Kötztinger Parkhaus entstehen sollte, war die schlussendlich gefundene Einigung auf das nun leerstehende ehemalige Landratsamtsgebäude sicherlich die bessere Wahl.
Über zwei Jahre waren seit der Schließung des Kötztinger Landratsamtes bereits vergangen. Hier die Bilder vom Ausräumen der Kreiskasse aus dem Landratsamt vom 16. Februar 1973:
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Serwuschok453: Im Hintergrund das Redaktionsbüro der Kötztinger Umschau, deren Leiterin Frau Serwuschok gewesen war. |
Schon im Juni 1972 hatte der Umzug begonnen :
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Serwuschok 315: Am Fenster Wellisch Xaver, der sich den Auszug in Ruhe betrachten kann, denn seine Abteilung blieb als Außenstelle des Landkreises Cham weiter - und dies bis heute noch - im Gebäude erhalten. |
Dann gings endgültig an die Wiederherstellung der neuen Amtsräume.
Im März 1975 wurde noch heftig renoviert und gemalert und Alles vorbereitet für den großen Umzug.
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Mitglieder des Stadtrates und der V3erwaltung bei der Baustellenbesichtigung. 20.3.1975 |
Am 14. April 1975 erfolgte dann er Einzug in das frisch renovierte Bürogebäude.
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Bgm Karl Seidl, der neue Hausherr in seinem neuen "Domizil" |
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Der große Umzug |
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KU vom 15.4.1975 |
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KU vom Oktober 1975 |
Und so kann nun die Stadt Kötzting in diesem Jahr auf 50 lange Jahre zurückblicken, die die Stadtverwaltung nun in diesem Hause gearbeitet hat.
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Zu diesem Bild habe ich die Zusatzinformation erhalten, dass die Farbgestaltung der Fassade damals von der Kötztinger JU angeregt und - nach Abstimmung mit der Denkmalpflege - danach in auch in Eigenleistung ausgeführt worden war. Diese Aktion sollte die Kötztinger Hausbesitzer dazu anregen, sich über die Fassadengestaltung ihrer Anwesen Gedanken zu machen. Durchgeführt wurde diese Erneuerung natürlich erst nach dem Erwerb des Neuen Rathauses. Die für diese Arbeiten notwendigen Materialien, wie Baugerüst und Fassadenfarben, wurden damals von den Firmen Heiduk und Hartmann gespendet. Die Ausführung zog sich über mehrere Wochenenden hinweg. |
Am Tag des Umzuges gab es in der Kötztinger Jahnhalle noch eine - allerdings nur mäßig besuchte - Bürgerversammlung.
Der unerwartet magere Besuch dieses Diskussionsabends war vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass es wenige Wochen vorher eine "Jetzt red i" Aufzeichnung in eben dieser Halle gegeben hatte, für die sogar in den Nebenraum hatte übertragen werden müssen, weil der Besucherandrang so groß gewesen war.
Im Bericht über diese Bürgerversammlung ist ausdrücklich der Montag der 14.4.1975 als der Umzug der Stadtverwaltung hervorgehoben.
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Serwuschok060 ich denke vorne links ist Schober Norbert, gefolgt von Wolfgang Hofmann und Walter Ziegler. Rechts der dritte Mann war Franz Auracher, Stadtrat ab 1978. Ganz hinten zu erkennen Franz Hackl, rechts Dieter Schmidt, Rudolf Kraus. |
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Mitarbeiter der Stadtverwaltung |
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Die Kötztinger Stadträte |
Auch die Kötztinger Zeitung berichtete natürlich von diesem großen Umzug:
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KÖZ vom 15.4.1975 |
Fast aufs Monat geht nach diesen ersten 50 Jahren eine umfangreiche Umgestaltung unseres Rathauses auf die Zielgerade. In den nächsten Wochen wird - nach der bereits erfolgten thermischen Sanierung des Gebäudes - auch die große Baumaßnahme im Erdgeschoss abgeschlossen sein und ein großzügiges und modernes "Bürgerbüro" wird die Besucher und Kunden empfangen.
Und so wird das neue Bürgerbüro laut der Visualisierung des Architekturbüros "Sowieso" dann aussehen:
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Das Bürgerbüro im EG des Rathauses Bad Kötzting. Visualisierung AB Sowieso |
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Das Bürgerbüro im EG des Rathauses Bad Kötzting. Visualisierung AB Sowieso |
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Das Bürgerbüro im EG des Rathauses Bad Kötzting. Visualisierung AB Sowieso |