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Mittwoch, 18. Dezember 2024

Eine historische Wanderung ---- hinein ins Zellertal

Historische Einkehr mit Wanderung

am 26. April 2025

Von Grub nach Hinterleckern und wieder zurück

 Es wird wieder einmal ein April und wir marschieren hinein ins Grüne, hinein ins Zellertal, auf der "Gloaseitn", also auf der Nebenstraße Kaitersbach - Leckern.

Wir treffen uns auf dem Parkplatz beim "Fechter", wohin wir auch später nach einem Rundgang wieder zurückkehren werden und unser traditionelles Drei-Gänge-Menü kredenzt bekommen.






Es geht los, die Straße hinunter durch die Baumallee, bis zur Kreuzung, an der sich sogar 5 Straßen/Wege treffen. 
Genau an dieser Stelle finden wir in der Wiese - gegen den Kaitersberg zu - den tiefsten Punkt dieser Wiesenlandschaft und genau hier, gleich neben der Straße, war Ende April eine Mörserabteilung der US-Armee in Stellung gegangen, um - eigentlich - über die Bergkette hinweg und hinein nach Böhmen zu schießen, wo sie die dort liegenden Verbände der deutschen 11. Panzerdivision bekämpfen sollten.
Was die Amerikaner aber nicht wussten war, dass sich in der darauffolgenden Nacht versprengte Wehrmachteinheiten, die sich auf dem Kaitersberg versteckt hatten, versuchen würden, durch die amerikanischen Linien durchzubrechen. Als die 2nd Cav. die Situation bemerkte, stellten sie ihre - eigentlich hoch aufgerichtet stehenden  - Mörser um auf den Direktbeschuss und belegten den Waldrand mit tödlichem Direktfeuer.

Schlachtengemälde von Britt Taylor-Collins, der im Jahre 2004 den Ort der Schlacht besichtigte und vergeblich mit einem Metallsuchgerät den Ort absuchte. Meine Mutter hatte ihn damals begleitet und auch beim "Fechter" Kontaktpersonen interviewt, die 1945 noch Kinder gewesen waren. 

Gleich gegenüber - in Richtung auf die heutigen Verbindungsstraße Kötzting Grub  - befindet sich der historische markteigene Strohhof, der bis vor einigen Jahrzehnten noch eine Gärtnerei gewesen war.
Der Strohhof wurde Mitte des 17. Jahrhunderts vom Markt Kötzting den Patres des Klosters Rott abgekauft und dessen umfangreicher Grundbesitz an Wiesen und Äckern gleichmäßig an alle Kötztinger - besitzenden - Bürger verteilt, die diese, wenn sie sie nicht zwischenzeitlich verkauft haben bzw. hätten , heute noch besitzen könnten oder sogar noch besitzen. Dieser Deal mit dem Kloster Rott kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden und ist durchaus ein Hinweis darauf, dass das Kloster dem Markt Kötzting gegenüber nicht nur eigennützig gehandelt hatte, denn der Verkauf bedeutete einen nicht unbeträchtlichen Einnahmeverlust für das Kloster für alle Zeiten.
Foto Pongratz


Auf den Karten von 1831 kann man die Verteilung an die Kötztinger Bürger noch sehr schön an der streifenweisen Aufteilung der Grundstücke zwischen dem Strohhof und dem heutigen "Pfingstreiterkreisverkehr" erkennen.
Detail aus Bayernatlas.de: die Nummern in den aufgeteilten Flächen bedeuten die Kötztinger Hausnummern, denen diese Teilflächen ursprünglich zugeteilt worden waren. Im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts konnten diese Flächen dann sogar als Eigentum weiterverkauft werden. Vorher waren diese als "Pertinentien" fest an das Haus gebunden.. 

Bereits im Jahre 1831 wurde das Gebäude als "Strohhofgärtnerei bezeichnet.


Wir wechseln über die Straße und kommen zum "Groumüllner", einem historischen Mühlenstandort, der so, wie die nächsten drei Anlaufstellen dem Gruberbach seine Antriebskraft verdankt.
Vor vielen Jahren durfte ich beim damaligen Besitzer eine Innenaufnahme machen. Die Metallwerkstatt des "Groumüllners", Heinrich Müller - gestorben 2016 , war beeindruckend, ein metallisches Wimmelbild, wobei der Schmied stets den Überblick hatte und genau wusste, in/unter welchem Stapel das Eisen versteckt lag, das ich damals benötigte.
Foto Pongratz



Foto Pongratz: Die Werkstatt des "Metallgenies" Heinrich Müller. Man beachte die Riemenantriebe
die von der unter der Decke hängenden Welle bedient wurden - freihängend und ungeschützt ....

Für viele Kötztinger  - vor allem die Älteren unter uns - ist der Name Groumüllner aber mit dem Bild eines vollbärtigen Pfingstreiters verbunden, eben mit dem "Groumüllner" Zitzelsberger Franz, der im Dritten Reich optisch das Bild des echten Bayerwäldlers verkörperte und der zusammen mit dem ihm sehr ähnlichen Christianschneider - Christian Bauer vom oberen Markt -, der vermutlich am häufigsten abgebildete Einzelreiter gewesen ist.
Foto Josef Barth: vorne Obermayer Karl - Mesner Karl - und Franz Zitzelsberger
vor dem Wieser-Girgl-Wirtshaus in der Schirnstraße

Weiter geht´s auf einer kleinen gewundenen Teerstraße hinein ins ergrünende  Zellertal und zwar auf der sogenannten "kleinen " Seite.
Unser nächste Ziel ist die Stockmühle - ebenfalls ein historischer Mühlenstandort, von dem wir allerdings nur sehr wenig in unseren Akten haben.
Dafür aber eine Abbildung der Mühle aus dem späten 16. Jahrhundert.

Eigentlich ist hier - straßentechnisch - eine Sackgasse, es gibt aber einen Feldweg, der uns herum um ein kleines Wäldchen zum nächsten Mühlenstandort bringt, der Kaitersbacher Mühle.

Foto Sammlung Serwuschok von 1975


Weiter geht´s auf der Straße zum "Talweiler" in Leckern, einem Ensemble, welches im Jahre 1979 vom Landesdenkmalrat in seiner Gesamtheit als schutzwürdig eingestuft worden war.

Foto Pongratz


 

Weiter gehts auf der kleinen Straße nach Hinterleckern und dort sind wir an einem ganz besonderen Kleinod angelangt. Besonders wegen seiner Lage, seiner Bauart und vor allem wegen  seiner Bewohner. Hier wohnte und arbeitete das Ehepaar v. Zaborsky. Er ein Volkskundler und Autor und seine Frau  Grete eine Keramikkünstlerin, die auf ihren Objekten viele Motive umsetzte, die ihr Mann bei seinen Forschungen - vor allem über die Trachten in unserer Gegend - herausgearbeitet hatte.
Legendär sind die Götzfestspiele in den 50er Jahren - vielleicht im Zusammenhang mit einem Wortspiel des "Hinter(n)leckens" bei dem in einem kleinen Marionettentheater - steht noch im kleinen Gartengrundstück des Hauses - mit selbstgeschaffenen Marionettenpuppen die lokale Politprominenz auf die Schippe genommen wurde.
Foto Serwuschok Oskar und Grete v. Zaborsky als Marionettenpuppen

Foto Pongratz Frühling 2024




 



Es geht nun wieder zurück auf der kleinen Straße bis Kaitersbach und dann die kleine Anhöhe hinauf, wo rechts auf halber "Berg"-Strecke das Wirtshaus von Kammern liegt, der "Kaminger Wirt", eine Wirtschaft, die nachweislich bereits Ende des 16. Jahrhunderts existiert hatte, sicherlich aber bereits schon viel länger.




Der nun leider bereits verstorbene Helmut v. Sperl - ein Nachkomme der von Sperls vom Sperlhammer - baute sich sogar eine eigene Weihnachtskrippe nach dem Vorbild des Kamminger Wirtshauses.
Die Kammingerwirts Zenz, eine Vollblutmusikerin hatte er dabei im Hinterkopf gehabt.
Das Bild stammt aus einer Ausgabe der Mittelbayerischen Zeitung und erschien in der Regensburger Ausgabe.
Der "Kammingerwirt" als Weihnachtskrippe

Oben an der Hauptstraße angekommen, queren wir diese und kommen an einem ganz besonderen Feldkreuz vorbei, welches die Familie Kauer im Jahre 1908 einweihen ließ. Das Bild musste deswegen in solch einem Schmalformat aufgenommen werden, weil sich gleich - aber so etwas von gleich - daneben seit wenigen Jahren ein hässlichere Stromverteilerkasten befindet, den man gut und gerne auch ein wenig weiter vom Denkmal entfernt hätte aufstellen können.




Nun geht´s locker und leicht bergab an den schmucken Einfamilienhäusern und Bauernhöfen vorbei bis ins Dorfzentrum, wo wir bei Fechter unsere verdiente Einkehr halten werden, für die ich wieder vieles an Bild- und Datenmaterial vorbereitet habe. Da geht´s dann vor und zwischen den "Gängen" des Menüs wieder um Geschichte und Geschichten.

Also: 

Save the Date: Samstag den 26. April 2025

Die Anmeldung und die Karten gibt´s wie immer in der Kurverwaltung im Sinocur.