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Sonntag, 1. Dezember 2024

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 88 - der Lindnerbräu

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Alte Hausnummern 88
der Lindnerbräu

Luftaufnahme des Anwesens "Lindnerbräu" der Familie Kolbeck Mitte der 60er Jahre, siehe die Baustelle der neugebauten Staatsstraße nach Blaibach und Miltach im Hintergrund.

Detail aus der Karte des Liquidationsprotokolls aus dem Vermessungsamt Cham
5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01

Was hier noch ganz normal aussieht, birgt aber auf der Karte des "Bayernatlas" ein kleines Geheimnis, das ich bisher noch nicht einmal i9n Ansätzen lösen konnte.
Detail der historischen Karte von Bayernatlas.de. 

In dieser Karte wird die Mühle mit einem seltsamen Namen bezeichnet: "Ködelmühl". Zu keinem Zeitpunkt taucht dieser Name für die frühere Herrensäge irgendwo auf, ...... mit einer Ausnahme:
In den 1860er Jahren kommt es zu einem Streit zwischen Joseph Höcherl, dem Sägmüller, und Joseph Stoiber, dem Müller auf unserer Säge. Es geht wie sehr häufig zwischen den Kötztinger Müllern um die jeweilige Anstauhöhe des Unterliegers und um die Eichpfahlsetzung. In diesem Streit wird der Müllernachbar Joseph Stoiber als der "Ketterlmüller" bezeichnet.
Vielleicht kann dieses Rätsel irgendwann in der Zukunft geklärt werden.


Dieser Beitrag zur Kötztinger Häusergeschichte ist sehr umfangreich und enthält viele interessante Einzelgeschichten. Um hier die "Navigation" etwas zu erleichtern, hier nun zuvor ein Inhaltsverzeichnis mit der Möglichkeit direkt zu den einzelnen Kapiteln zu springen.

Nun jedoch zu den Anfängen des heutigen "Lindnerbräus", die anders als bei den meisten Anwesen Kötztings sehr gut bekannt sind, zum Leidwesen des viel zu früh verstorbenen Heinz Kolbeck - Lindnerbräu -, der meine, in seinen Augen viel zu jungen, Zahlen nur ungerne hören wollte. Er hätte sich ein höheres Alter für sein Anwesen vorgestellt.
Da es aber für dieses Sägewerk sogar einen Vorläuferbau gab - wenn auch ein gutes Stück flussaufwärts, hängt die Geschichte dieser Mühle zunächst eng mit der der Sagmühle zusammen.
 


 





Die Vorgeschichte:


Bereits im Jahre 1652 hatte der damalige Sagmüller Paulus Hofmann bei der Regierung in Straubing um die Genehmigung gebeten, ein gutes Stück unterhalb seiner am Gruberbach gelegenen Mühle eine zweite erbauen zu dürfen, die nun aber am Regenufer stehen sollte. Er nannte sie seine Filialmühle.
Bereits seinem ersten Schreiben ist ein Plan beigelegt, der - obwohl nur skizzenartig ausgeführt - zu den frühesten Darstellungen Kötztings gehört, damit sich die Herren in Straubing die Situation auch gut vorstellen konnten..
StA Landshut Regierung Straubing A 4227


Die neue Mühle 14 Schritt lang - sollte auf der Wörthinsel erbaut werden und das Wehr dieser Mühle dann genau an der Stelle errichtet werden, an der am Regenufer sich ein markanter und großer Stein befände. Der Magistrat hatte ihm den Bau eingestellt, Hofmann wehrte sich nach Kräften und bekam Recht in Straubing. 

Einschub
In einem der allerersten Beiträge zu diesem Blog im Jahre 2012 wurde diese Skizze bereits einmal vorgestellt und genau besprochen.
Einschub Ende

Der Bescheid des Straubinger Gerichts  vom August 1653 verurteilte die Kötztinger in die Gerichtskosten und Hofmann konnte weiterbauen.
Mit diesem August 1652 haben wir nun den Neubau einer kleinen Sagmühle am Regen zwischen der Sagmühle und der Hammermühle, die aber von Anfang an den Kötztingern ein Dorn im Auge gewesen war. Bis zum Jahre 1718 waren die beiden Sagmühlen in einer einzigen Hand gewesen, danach waren es bis 1725 kurzfristig zwei Besitzer. Anschließend konnte erneut ein Sagmüller wieder für kurze Zeit beide Schneidsagmühlen sein Eigentum nennen, bevor die beiden Mühlen dann endgültig getrennte Wege gingen. Im Jahre 1741 kommt dann das Ende für die "Filialmühle", die der Markt - siehe oben - eh nie wollte, den Bau aber zunächst nicht verhindern hatte können.
Mit Datum des 15.12.1741 verkauft der Markt, der vorher die Mühle vom letzten Besitzer, Georg Reithmayr, erkauft hatte, diese auf Abbruch an den Fessmannsdorfer Müller Jakob Hofbauer, der damit vermutlich die später „Lutzengeigermühle" oberhalb Fessmannsdorf für seinen Schwiegersohn errichtete.
Im Vertrag heißt es wörtlich, der Markt verkauft "die Schnittsag , die sie von Georg Reithmayr, Klostermüller zu  Wittenberg erkauft haben, wie selbe von Holzwerch auf erbaut ist, sambt all darbey  verhandtenen Rödern und Eisenzeug. Käufer muß auf seine Kosten abbrechen und alles hinwegbringen.
 
Die Mühle mitsamt dem Mühlrecht war also in Besitz des Marktes übergegangen. Das Bauwerk verkaufte der Markt nun auf Abbruch, behielt sich aber das viel wichtigere Mühlrecht in seinem Besitz.
 
StA Kötzting Marktrechnung von 1741

"Jacob Hofbauer Müllner zu Fessmannstorf hat vermög Briefs Prothocolls underm 15ten xbris 1741 umb die erkauffte Schneidtsaag, vor das Holz und Eisenwerch erlegt 60 fl"
Der Markt Kötzting hatte nun also zunächst die ihnen so lästige Schneidsäge am Regen weg und sogar noch 60 Gulden an Einnahme erzielen können.
1741 war also die kleine Sagmühle abgerissen worden; danach wütete der Spanische Erbfolgekrieg, der die eh schon angeschlagene Kötztinger Kassensituation noch weiter verschlechterte.
Während eines der - im 10 jährigen Turnus - erfolgten Rentmeisterischen Kontrollbesuche kam dann eine überraschende Entscheidung. Der junge Wolfgang Samuel Luckner wurde  -wohl mit Unterstützung oder sogar auf Druck des Rentmeisters - der neue Kötztinger Amtskammerer. Er selbst schrieb dazu: 
„Im Juli 1755 bei allbereits eingetroffen Wohllobl: Rentamts UmrittsComißion bin ich wieder all mein Vermuthen und Willen exclusiv der ersten 3 Stimmen nach dem Steuer Register einhellig zum Kammerer erwählt worden und habe die Marktskammer in lautter Schulden und Unrichtigkeit angetroffen ..... welche Schulden von dem Bayerischen Krieg meistens herkommen, wo ich Luckner selbst bey 220 fl Anweisungen als verlorene zerreissen müssen“.
Mehr geschoben als gewollt sei er 1755 zum Kammerer gewählt worden, und habe nur Schulden und schlechte Buchführung vorgefunden. Genauer gesagt, lag der Negativsaldo des Marktes Kötzting bei Amtsübernahme Luckners bei fast 3000 Gulden.

Seine ersten Amtsaufgaben wären ausschließlich Aufforderungen des Rentmeisters gewesen. So befahl die Umrittskommission, dass sich der Markt in München bei der Hofkammer kurzfristig seine Marktfreiheiten erneut bestätigen lassen musste. Zu diesem Zweck überbrachte Luckner persönlich ein Bittschreiben der Bürgerschaft nach Nymphenburg und  meinte hierzu: „worfür ich kein Heller Deputat aufgerechnet inner Jahr und Tag die Sache zu Ende gebracht“. Er hatte also diese Reise, obwohl amtlicherseits angeordnet, auf eigene Kosten unternommen und erledigt, auch wenn diese Bittstellung in München seiner Meinung nach nicht viel gebracht hatte. Während all dieser Bittschreiben und Anträge wäre er selbst „wankelmüthig geworden“, und, so schrieb er weiter, „auch weittere Gedanken der Marktskammer Einkünften willen zu verfahlen und dieser ware die Restauration und Translokation gemeiner Marktsschneidsaag in welcher zu Werk gegangen worden“.
Im Jahre 1756 verhandelten dann der Amtskammerer Hossbach (heute Kuglmeierschmiede) und sein damaliger Vizekammerer Luckner mit dem Kloster Rott wegen eines erneuten Mühlenneubaues; nun allerdings an einem anderen, dem Markt Kötzting genehmeren Standort. Sie versichertem dem Kloster für alle Zeiten gerade zustehen, wenn durch den Sagmühlenbau am danebenliegenden Wiesengrundstück ein Schaden entstünde. Der Neubau solle auf dem "Kohlanger" errichtet werden.
Das Kloster - hier der Pater Prior - solle den Neubau genehmigen und der Markt würde zusichern, dass an der gleich unterhalb des Neubaus liegenden "Pfarrhofsaltwiese" jeglicher Schaden ausgeglichen würde, der durch den Mühlenbetrieb - jetzt oder später - entstünde. (StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll 1755-57). Die Beurkundung dieses Zusicherung erhielt noch einen nachträglichen Zusatz:
"Aldimassen ihro hochwürden Herr P: Prior zu Közting administratori nomine obigen Revers .. in etwas dunckhl und unerlaudert befunden, ds nembl. zur anerlangten indemnification sich nur der Magistrat und nit auch die gesambte Burgerschaft oblige - als hat Man zu Bezeigung wahrer Realität und Aufrichtigster intention die Gethaine Redner selbst vorgefordert, welche dan noe totis communitatis ain glaichmässig Ewige schadloshaltung anerboten, und die Marckhts Obrigkeit auch vor ihrentwegen das gewöhnliche Insigl per vera legalisatione instrumenti auszuhangen gebetten.
Actum et anno qui ut supra".
Dem Pater Prior war also die erste Beurkundung mit dem Magistrat als der alleinigen Sicherheit zu wenig und forderte daher im Nachgang, dass sich die ganze Kötztinger Bürgerschaft als Garantiegeber einschreibe, was dann auch gerne gemacht wurde.
Eine ähnlicher Vertrag wurde  - mit Datum des 19.5.1756 - mit dem Nachbarn, dem Hammerschmied Kaspar Auzinger geschlossen. 

Nach Augenscheinnahme auch durch die "Blaibachischen Curatoren" (die Hofmark Blaibach besaß die Fischrechte am  Weißen Regen und war auch bei solchem Uferbauten zu befragen) wurde festgelegt, dass die Uferbefestigungen sowohl ober- als auch unterhalb des Wehres den Besitzern der neuen Säge oblige. Aus diesem Vertrag gehen auch ein paar zusätzliche  Einzelheiten über die Baustelle hervor:
Die neue Wörthinsel, die durch den Bau des "Werkskanals" entstehe, solle in den Besitz des Auzingers übergehen als Ausgleich für den Verlust, der ihm durch den Kanalbau entstünde. Für den Ernteschaden, der Auzinger in diesem Jahr zugefügt würde, solle er einen finanziellen Ausgleich von 5 Gulden erhalten. Sollte sich jedoch herausstellen, dass solch ein  Schaden nicht nur in der Bauphase sondern dauerhaft einträte, würde er auch dauerhaft schadlos gehalten.
Und weiters wurde vereinbart, "das die 2 zuerbauen kommente Fähl bey Anlauf dess grossen Wassers in specie aber Wüntters Zeit bey Gehung dess Eisstoss  beyzeiten aufgemacht und das Wasser durchgelassen werden."
 Kammerer Luckner begann zu rechnen und am Ende konnte zwischen Kanal und Fluss am Kohlanger die neue Schneidsäge errichtet werden. Der Neubau kostete am Ende 1157 Gulden abzüglich der erzielten 60 fl vom Fessmannsdorfer Müller Hofbauer. Die verbleibenden Kosten sollten,  seiner Rechnung nach, schon nach  5 ½ Sommerjahren abbezahlt sein. 
Soweit also die Vorplanung. In den Kötztinger Marktrechnungen finden wir ein paar Details  aus der Bauphase, bei der offensichtlich nicht alles nach Plan gelaufen war.

StA Kötzting Marktrechnung von 1756

"Einnahmen an Erträgnuss von der Neu erpauten Gemainen Marckhts Saag
Umb willen anheur die erhebte Gemaine Marckhts Saag im spatten herbst anerst zum Standt kommen, aus Ursach weillen das vorhin in die Wüzl=Rädl (offensichtlich das Wuzlrad, das Mühlrad) gerichte Pettwerch zu behebung aller Beschwerde widrummen abweckh gerissen und solches in den Viergerücket: folgsam umb 13 Zohl nidriger gepauet werdten miessen. Als ist mit dem Anhang das der wenig in disem Jahr angefallene Nuzen in dem 1757isten Jahr verrichtet werden solle, diss ohrts in Empfang zusezen : NIHIL (nichts)"
Diesen Eintrag im Rechnungsbuch kann man kurz so zusammenfassen, dass offensichtlich das Erstbauwerk des Wehres zu hoch ausgeführt war und deshalb eine neue Anstauhöhe festgesetzt werden musste. 13 Zoll sind ungefähr 50 cm. Vermutlich waren die Überschwemmungen bei den Nachbargrundstücken und die Beschädigungen an den Uferbefestigungen doch zu viel.
Dieselbe Einnahmensrubrik von 1757 nennt nun genauere Zahlen und Fakten:

StA Kötzting Marktrechnung von 1757
"Einnahmen an Erträgnuss von der Neu erpauten Gemainen Marckhts Saag

Gleich das von dem aufgestölt verpflichten Verwalter Joseph Fischer burgerlichen Baadern derorthen ausgehändigte Register mit mehrern Vermag, ist yber Abzug dess dem Saag Schneider Crafft Rhats Prothocoll de anno 1756 folio 77  bewilligt und würklich empfangenen drittls von der Neuerdings aufgerichten gemainen Marckhts Saag vom 13ten 7ber anno 1756 an /:allwo wises Weckh in Perfecten Stand kommen, und zugehen angefangen:/ bis ende gegenwerttigen Jahrs zum Nuzen angefallen 161 Gulden."

Wir haben hier also nicht nur ein grobes Jahr, sondern sogar ein genaues Datum, ab wann das heutige Lindneranwesen als neu errichtete Sagmühle das Licht der Welt erblickt hatte.

 

Es war der 13. September 1756





 





Die Markt- oder Herrensäge


Im 57er Rechnungsbuch lassen sich noch ein paar Arbeiten und Gebühren im Zusammenhang mit dem Neubau finden.
Interessant ist hier, dass der Markt Kötzting der Hofmark Blaibach Gilt zahlen musste, für die Wassernutzung. Zur Erinnerung, diese hatte das Fisch- und Wasserrecht, beginnend vom Fall des Kötztinger Marktmüllers bis hinunter nach Blaibach.

Zur Hofmarch Blaybach ist von der neu erpautten Marckhts Saag pro annis 1756 et 1757 iedesmahlen 25 xr 3 1/2 H: zusammen also gült abgetragen worden: 51 xr."

Georgen Meidinger Tagwerchern ab 2 3/4 Täg, wie es bey dem Gissfahl bey der Saag ain Loch gerissen, hat selber solches mit Grasset und schwerer Regenbeschitt verfahren, gelohnt 33 xr.
Mit Fichtenreisig und Aushub aus dem Regenfluss wurde der Schaden in Handarbeit behoben.



"Dem 14. May bis 14ten Juny anno diss ist Bernhard Stuffler, Mathias Sturmb, Simon und Andreen Peringer, dann Stephan Rieder, Marx Dadler, und Joseph Präntl umb selbe underschidliche Beschitt, in Specie aber aus dem Regenfluss unter der Saag zur Beschittung der neu angelegten Strassen yber den Regen, zum Gruebernbach ausgefahren, ab 25 1/2tel Täg des Tags 15 xr /weill solches aine schwere arbeith im Wasser, in allem also gelohnt worden inhalt Scheins 6 fl 25 xr."
Diese neue angelegte Mühle auf der sprichwörtlichen "grünen Wiese" musste natürlich auch angefahren werden können, weshalb eine neue "Straße" notwendig geworden war. Das Material hierzu wurde aus dem Regen entnommen, unterhalb der neuen Mühle.
Bei der nächsten Ausgabe habe ich noch überhaupt keine Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte.
"Zur gemainen Marckhts Saag 8 högene Trib von Georgen Haasl Inwohnern alda erhandlet ieden per 2 xr thuet 16 xr."

Was immer auch ein "högenerer Trib" sein könnte, vlt weiß es jemand der geneigten Leser.

Noch einmal ein Sprung zurück zu der Entscheidung Samuel Luckners für diesen Neubau. Er selber benennt den Schuldenstand des Marktes bei Beginn seiner Amtszeit mit 3000 Gulden und zählt, gegen Ende seiner Amtszeit als Kötztinger Kammerers alle Einnahmen zusammen, die der Markt von der neuen Mühle  zwischen 1757 und 1788 erzielt hatte. 
Ganze 4600 Gulden konnte der Markt einnehmen, die alleine - nach Abzug der Baukosten von über 1100 Gulden - ausgereicht hatten, um die Marktkasse zu sanieren, so Luckner in seiner Rechtfertigung. 
Trotz dieser - am Ende - Erfolgsgeschichte der Herrensäge, gab es Zeiten, an denen die Säge florierte und Zeiten an denen diese fast vollständig still stand und so gut wie keine Einnahmen generierte.
Im Normalfall wurde die Mühle auf drei Jahre verstiftet. 1765 lief wieder einmal ein solcher Kontrakt aus (Johann Dirnberger, Kötztinger Fludermeister war der Pächter gewesen) und mit Bernhard Auzinger stieg ein neuer Kötztinger Bürger und ebenfalls Fludermeister in den neuen Vertrag ein, wobei er der Pachtpreis stolze 200 Gulden pro Jahr betrug.
Im Jahre 1775 hieß es zu demselben Thema, dass es dem Markt nicht möglich gewesen war, die Mühle neu zu verstiften, " aus Ursachen weegen dem in vorigen Iahr gar schlechten werth und geringen preis, die am Regen ligente Baurschaft schier gar keine Baumschlag vorgenommen, mithin die Verstüfftung selbst cessiert hat, aus dem gar wenigen Paum,bvorrath aber zaig Beilag ein mehrers nit nur Erträgnus komen als bur wenige 12 fl 23 xr 1 3/4 H."

Wie funktionierte nun diese Verpachtung und die Kontrolle?

Von Seiten des Magistrats wurde ein "Saagverwalter" bestimmt, der dafür bezahlt wurde, Da - siehe oben -  auch dessen Arbeit in manchen Jahren gegen Null ging, bestimmte man den - eh vorhandenen - Marktdiener für diese Aufgabe. Dieser erhielt nun neben seiner eigenen Bezahlung ein Draufgeld für die neuen Aufgaben, aber natürlich nur in den Jahren in denen die Mühle auch verstiftet und in Betrieb war. 

Wir machen einen Sprung ins Jahr 1785: 

Der Kammerer Christoph Kollmayr - treuer Gefolgsmann des Kammerers Luckner und sogar Mitbewohner in seinem Wohnhause, dem Gschwandhof ,- steigt in den Stiftkontrakt ein und verpflichtet sich dazu, eine Basispachtsumme von 140 Gulden im Jahr zu bezahlen. Dafür muss er jetzt einzeln nachweisen, was er genau geschnitten hat  (als Schneidlohn abzuführen 30 Gulden und für anfallende Schwartlinge 11 Gulden). Selbst ein altes und abgenutztes Sagblatt mit 7 Pfund Gewicht, das er verkaufen konnte, wird ihm mit 12 Kreuzer angerechnet, so dass auch er mit einer Pachtsumme von 182 wieder einen stattlichen Beitrag in die Marktkasse abliefern konnte.

Offensichtlich mussten diese Pachtverträge auch von "oben" abgesegnet werden, denn aus dem Jahre 1794 hat sich ein Schriftwechsel mit der Regierung in Straubing erhalten, in dem der Magistrat Rechenschaft ablegen musste, über eine solche Verpachtungsverhandlung.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing A 81
Churfürstlich wohllobliche Cammeral Rennt Deputation Straubing
Die dießseitige gemeine Marckhts Schneid Saag haben wir den 17. curr auf 3 Jahr also pro ais 1795,96, et 1797 oefentlich Verstiftet und dem Georg Seiderer bürgerlichen Fludermeister gegen einen jährlichen Stiftsbetrag von 141 fl in eventum adjudicirt, wie ein so anders der mit folgende Protocolls Extract bewährt.
Über diese zum Nutzen der Marckhtskammer geschehene Verstiftung erbitten wir unß hiedurch die hochgnädige Ratification und empfehlen uns zugleich zu hochen Hulden und Gnaden gehorsamst
Koetzting am 22ten 9bris ao 1794

Unterthänig treu gehorsamster Kämmerer und Räthe des chfrtl. Baan Marckhts alda
Ander Dreger
Amtskammerer
J: Mich: Steinbrecher mpria
Marktschreiber"
Dem Schreiben wurde eine Abschrift des Ratsprotokolls der Vergabesitzung vom 17.9.1794 beigefügt.
Rechtzeitig vor dem neuen Jahr - dem Vertragsbeginn - sollte der abgelaufene Vertrag neu abgeschlossen werden, damit dem neuen Pächter auch genügend Zeit verblieb, um sich mit Holz einzudecken. Zu diesem Zwecke wurden sämtliche Kötztinger Fludermeister vor den Magistrat eingeladen, von denen aber nur 3 erschienen waren.
Georg Auzinger, Georg Seiderer und Michael Liebl gaben ihre Gebote ab. Das Anfangsgebot in Höhe von 125 Gulden wurde langsam gesteigert  und erreichte mit dem Gebot des Georg Seiderers  "zum Glockenstrich"  141 Gulden, für die er dann den Zuschlag erhalten hatte.
Folgende Vertragspunkte musste Georg Seiderer nun unterschreiben:
- Die Stiftszeit nehme im Neuen Jahr "an nemlichen Tag seinen Anfang, wenn der Stifter das erste Bloch auf die Saag gebracht haben wird."
- Am Ende des Jahres bezahlt der Stifter sein Stiftgeld ohne "hiran aus immer einem Grunde einen Nachlass nachzusuchen" - also Nachverhandelt wird nicht.
- das Schneidgeld müsse er an den Markt abliefern.
- von den anfallenden Schwärtlingen muss er beiden "Marktshütern" (den Hirten) jährlich 6 Klafter abgeben.
- muss er alle erforderlichen Sagblätter und Feilen sich selber anschaffen und auch die nötigen Schmiedearbeiten selber bezahlen.
- kleinere Reparaturarbeiten, die er selber erledigen könne, müsse er auch selber durchführen.
- die Bürgerschaft solle " mit der Saag Spänn abnahm nicht bedränget werden". Dieses lese ich in der Art, dass die Sägespäne kostenlos abzugeben wären.
Nach Georg Seiderer wird die Herrensäge für erneut drei Jahre (von 1798 bis 1801) dem Marktlehner und Fludermeister Andreas Weiß verpachtet.
In seinem Vertrag ist auch genauer geregelt, was unter dem oben angesprochenen Schneidgeld zu verstehen ist:
Der Stifter solle gehalten sein, von "einem Schilling (=30 Stück) langer Bretter oder Läden 1 fl 6 xr, von einem Schilling ord: Bretter 33 xr, von einem Schilling Latten 12 xr und von einem Stohlbaum 15 xr zum Schneidgeld zu bezahlen und sollen nebenbey der Marcktskammer smmentliche abfallende Schwärtling in natura zukommen." im Gegenzug müsse die Marktkammer den von ihr selber aufgestellten und verpflichteten Sagschneider bezahlen.
In der 1800er Marktrechnung kann man gut erkennen, dass die Marktkasse vom Pächter die Abrechnung über seine eingeschnittenen Hölzer abverlangt und gleichzeitig den angestellten Sagschneider für ebendiese Leistungen bezahlt. Dieser Sagschneider erscheint mit seinem Lohn nicht auf der Ausgabenseite des Marktes sondern, da die abzurechnenden Leistungen dieses Arbeiters und die des Pächters identisch sind, wird nur die Differenz als Einnahme des Marktes verbucht. Eine doppelte Buchführung war damals noch nicht vorgesehen.




 






 

Das Ende der Herrensäge und der Beginn einer neuen Zeit.

Mit der neuen Regierung des Königreichs Bayern änderte sich vieles bei uns. Neben der Säkularisation der unzähligen Klöster wurden auch die Kommunen verpflichtet, sich von ihren Immobilien - hier Realitäten genannt - zu trennen.
In Kötzting betraf dies zum Beispiel die Wuhn, die Fleischbank, den Strohhof in Grub (später die Gärtnerei in Grub), den Watzlhof bei Grafenwiesen, das Widtum und neben manchem anderen auch die Herrensäge.
StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 646

Akt des kgl. bayr. Bezirksamts Kötzting
Betreff:
Der Verkauf der Herensäge und anderer kleinerer Realitäten
1803

Am 3. Juli 1803 wird folgendes Schreiben an die großen Nachbarsgemeinden verschickt:
"Verruf:
Dem 16. dieß Monats von 9 bis 10 Uhr vormittags wird man die zur Marktskammer Kötzting gehörige Herrn: oder Schneidsäge durch Versteigerung an den Meistbietenden verkaufen. Dieß macht man himit öffentlich bekannt, damit sich die Kaufs Liebhaber am gesagten Tage udn zu genauer STund in der Gerichtsschreiberey einfinden können.
3. July 1803

Die Adressaten waren die Verwaltungen in Kötzting, Lam, Chamerau, Cham, Furth und Viechtach.
Nun kam der Tag der Tage und im Protokoll der Versteigerungssitzung heißt es, dass man den Interessenten zunächst deren Verpflichtungen aufgezählt hatte, die sie mit dem Kauf eingingen.
Mit der Mühle würde auch die Wohnung beim Hüthaus (das war ein Anbau an die Herrensäge) und das "dabey befindlich kleine Gärtl" mit verkauft. Der Käufer habe jährlich 25 Kreuzer an die Hofmark Blaibach als Wassergilt zu entrichten.
Der Kaufschilling sei zu bezahlen in dem Moment, in welchem dieser Verkauf von oben genehmigt worden sei.
Die vorhandene "Pschlacht" (Uferbefestigung und Wehranlagen) und Wehranlagen habe er nach den gültigen Vorschriften herzustellen und zu unterhalten.
Ausdrücklich wird festgehalten, dass der neue Besitzer " niemals aber befuegt sesn solle, den Wasserbau höher anzuführen, als er dismal steht."
Mit diesen Vorgaben wurde ein Einstiegspreis von 1000 Gulden angesetzt und die Versteigerung konnte beginnen. Und es ging los:
Seite 1 von 7 mit den Angebotssummen der Versteigerung
Und so gings munter weiter.... bis es dann zu einer Entscheidung kam:
Seite 7 von 7 mit dem Endgebot von 2310 Gulden

Die Entscheidung

Der letzte Käufer und Meistgeber

Joseph Mühlbauer   von Hohenwarth und dermahl Sagknecht zu Feßmannsdorff schlug vorige

2310 fl

Um welche die Herrensaag ihme Mühlbauer doch mit Vorbehalt der gdsten Begenehmigung und gegebener Erlegung beym Erfolge derselben zuerkennt worden
kgl Land- und Commissions Gericht
Kötzting

 

Joseph Mühlbauer und Greil Katharina


Mit diesem oberen Schreiben sollte der Fall eigentlich erledigt sein... jedoch weit gefehlt; es kam zu Einsprüchen wegen der Verhandlungsführung bei der Versteigerung und so musste sich der Leiter der Versteigerung zunächst einmal rechtfertigen. Johann Weber, der Kötztinger Sagmüller hatte sich wegen eines Formfehlers beschwert und die Klarstellung erfolgt in Schriftform von Seiten des Landgerichts. Da es ein Konzeptschreiben ist, kann ich nur vermuten, dass dieser der Freiherr von Pechmann selber gewesen war.
Offensichtlich war das Zeitfenster - von 9 bis 10 Uhr - der Kritikpunkt und Pechmann bestätigt dieses, legt aber nach, dass er zur Messung dieses Zeitraums nicht die Turmuhr, sondern die "Stabuhr des Amtszimmers als Richtschnur" genommen hätte, was er den Teilnehmern auch zu Beginn der Veranstaltung so kommuniziert habe.
Er habe vorher angekündigt, dass er beim "10 Uhr Schlag" der Uhr fragen würde, ob keiner mehr geben wolle und " wer sodann beym 3. Aufruf das meiste geboten haben wird, der soll als Käufer erkannt werden. Nach einem Höhertreiben während dieser Zeit blieb es bei 2310 Gulden stehen. Ich rief dies auf mit der Frage,  - ob keiner mehr geben wolle - , deutlich und langsam,. 2 mal aus und da alles schwieg, erkannte ich beym dritten Ruf den Mühlbauer als Käufer. Weber hat sich also die Schuld ganz selbst zuzuschreiben daß er in der Zeit nicht geredet und sich zulange besonnen hat.
Geniert ihme aber diese Holzhütten mit der sehr schlechten Wohnung im Huethaus auch zu wohlfeil, So kann die Versteigerung, weill darüber noch keine gnädigste Ratifivcation erfolgt ist, allerdings reassumiert werden."
Er habe daher für den 3. September - dieses Mal aber für ganze 3 Stunden von 9-12 Uhr - einen neuen Versteigerungstermin angesetzt.

Nun also ergeht eine neuer "Verruf" an alle Nachbargemeinden mit der Bekanntgabe, dass die vorherige Versteigerung nicht die behördliche Genehmigung bekommen habe und deshalb neu verhandelt werden müsse.
Beim zweiten Termin stieg der Verhandlungsführer gleich mit dem vorherigen Gebot von 2310 Gulden als neues Anfangsgebot ein.
Wieder ging es munter los und es scheinen vor allem Johann Weber - der Kötztinger Sagmüller - und Joseph Mühlbauer gewesen zu sein, die sich hochsteigerten.

Erneut ging Joseph Mühlbauer als der Sieger hervor. Der Einspruch des Oberliegers Johann Weber hatte ihn jedoch viel Geld gekostet.
Für 2859 Gulden hatte er nun den Zuschlag erhalten und war stolzer Besitzer der früheren Herrensäge.



"Im Namen seiner churfürstlichen Durchlaucht in Baiern
Der dem Landgericht übertragen gewesene, und unterm 3ten vor sich gegangene Verkauf der zur Kammer des markts Kötzting gehörigen sogenannten Herrn Schneidsäge um 2859 fl an Joseph Mühlbauer, ist unterm heutigen - 19.9.1803-  genehmigt, und an Marktmagistrat das geeignete erlassen worden...."

Trotzdem wird auch in diesem Schreiben dem Landrichter ein Formfehler angekreidet, der nun im Nachgang zu einer Zeugenvernehmung führte.
Der verwitwete Kötztinger Zimmermeister Georg Obermayr wurde befragt und gab auf Nachfrage zunächst sein Alter und sein Vermögen an. Er sei 61 Jahre alt und schlage sein Vermögen mit 300 Gulden an. Er gab an, weder mit Johann Weber noch mit dem Magistrat verpflichtet oder befreundet zu sein, vor allem, weil mittlerweile bereits sein Sohn der Kötztinger Marktzimmermeister geworden sei.
Auf Befragen gab er als richtig an, dass er die neu errichtete Säge im Jahre 1756 - es hatte offensichtlich einen Einspruch gegeben - anschließend um einen "ganzen Schuh" tiefer hatte "im Wasserbett" einbauen müssen.
Er schildert nun genauer, wie die Mühle damals erbaut und abgeändert worden war:
"Aller Anfangs, wie die Herrensag neu auf gegenwärten Platz gebauet wurde, kam selbe mit 2 Saagen, ein Wutzradl, und wurde im Wasserbett so erhöht, daß sie ausdrängte und schwellte.
Weil uff Klagen einloffen so wurde sie auf 4 oder 5 Wochen früher um 2 Schuh erniedergebaut und in das Fürgericht gerichtet: Wie nun dadurch die Saag von dem Wasser nicht mehr getrieben worden, so kommt selbe wieder in das Wutzlrädl und das Wasserbett um 8:9: oder 10 Zoll zur Erhöhung  vund weil die neuerliche Lage, wie sie sich dermahl befindet, wodurch dem Besitzer der Sagmühl nicht die mündeste Schwellung verursacht worden.
Die nächste Frage war, ob er diese Abänderung selber gesehen habe.
Auch dies bejaht er, er habe " mit eigenen Augengesehen, wie die Herrensaag in das Fürgericht gestellt worden, nun um 2 Schuh tiefer weiters gebauet worden seye, und da die nachmahlige Höherführung bey wieder Herstellung der Wutzrädln, welches durch ihme Gezeugen selbst vor 28: 30: oder vielleicht  noch mehr Jahren, weil er schon Meister war, nur 8 bis 10 Zohl betrug. So ist das Wasserbett gegen den erstmahligen Bau um 14 bis 15 Zohl niederer, wie es die noch verhandnen Stöcke beweisen werden.."

Am Ende seiner Vernehmung bestätigte er noch alles vorher ausgesagte und unterschrieb das Protokoll:
Unterschrift des Georg Obermayr, früherem marktzimmermeister von Kötzting

Mit Datum des 10.10.1803 wird vom Landgericht Kötzting ein Rundschreiben verfasst - welches alle Beteiligten zu unterschreiben hatten -, in dem allen Schuldner ein Termin genannt wurde (12.10.1803 von 8 bis 10 Uhr) an dem sie bei der Behörde zu erscheinen hatte, um ihre offenen Posten zu bezahlen.
Darunter auch Joseph Mühlbauer.

Joseph Mühlbauer Käufer der Herrensaag                            Joseph Datler von Strohhof Herberg Zünß
                                                    2859 fl                                                                                        6 fl

Anton Mack Käufer der Wuhn                                               Anton Härtl allda eben
                                                    1215 fl                                                                                        6 fl

Der Strohhof in Grub - heute der markante Ziegelbau am Orteingang und Teil einer späteren Gärtnerei - war/ist ein zweistöckiges Gebäude in Besitz des Marktes Kötzting dessen Wohnungen vermietet waren.
Die Wuhn ist ein ebenfalls zweistöckiges Haus gewesen, das beim Marktbrand 1867 völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut worden ist. Die Lage wäre mitten in der heutigen unteren Marktstraße vor dem Anwesen Schötz.
Nun also war der ganze Vorgang abgeschlossen und ab dem 12. Oktober 1803 befand sich die frühere Herrensäge endgültig in privater Hand.
Im seinem mit der Marktgemeinde abgeschlossenen Kaufvertrag heißt es, dass Joseph Mühlbauer die 
"Schnittsag am Regensfluß unweit des Waffenhammers und die an das Hüthaus angebaute Wohnung eines zeitlichen Sagschneiders" gekauft hatte. Weiter heißt es in dem Vertrag: "Übrigens hat Käufer für die Zukunft alle Reparationen beyr Saag  sowohl am Sagfahl und im Wasserlauf so zubesorgen, wie es nach  aelteren Verträgen die Marktskammer selbst beobachten mußte,  damit der Xaver Auzinger bürgerl: Waffenschmied klaglos gehalten und  auch dem Johann Weeber, Saagmühler, mit übertriebnen Fahl  Aufsetzung an seiner Mühl keine Schwöllung verursacht werde."
Nachdem, er diesen Deal unter Schwierigkeiten unter Dach und Fach hatte bringen können, heiratete er nur 3 Wochen später in Kötzting Katharina Greil, eine Halbbauerstochter aus Gradis, die im im Heiratsvertrag verspricht 500 Gulden als Mitgift in die Ehe einzubringen.
Zusammen bekamen die beiden 4 Kinder
Barbara * 18.1.1807  >>>>>> sie wird die Besitznachfolgerin werden und Herrn Stoiber heiraten
Katharina * 19.9.1809
Kind * 12.1.1811 bei der Geburt gestorben und ohne Namensvergabe beerdigt
Anna Maria * 27.6.1812 

Wenige Jahre später erfahren wir aus dem Häuser- und Rustikalsteuerkataster genaueres über den Gesamtbesitz des Joseph Mühlbauer:
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27 von 1811

"Fasc. Nro 80
St: H: 
Nro LXXXVI ( die später gültige Hausnummer 88 erhielt das Haus erst im Jahre 1840)
Joseph Mühlbauer
Das gemauerte Haus                   PlNr.: 965
mit einem kleinen Gärtl

St. H:
Nro LXXXVII 
 PlNr.: 965 1/2 dessen hölzerne Schneidsaag
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
 PlNr.: 971 das zweimahdige Baumgeläger Wiesel
 PlNr.: 938 Gemeindeantheil unweit dem Haus 1 Flecken
 PlNr.: 937 das Flecken beim rothen Steg, ebenfalls ein Gemeinds=Antheil, beide zu Wiesen cultiviert
 PlNr.: 939 der sogentannte Saagacker"
Zieht man anhand der Plannummern nun noch einmal den oben bereits angeführten Auszug heran, so hat Mühlbauer wohl innerhalb der folgenden Jahr zwar sein Wohngebäude errichten können, ansonsten aber  gab es in dem Areal noch nicht mehr als die Säge, ein Wohnhaus und ein kleines Garterl.
Bei den im Plan hier grün eingezeichneten Verkehrsflächen dürfte es sich um die Flächen handeln, die mit großem Aufwand schon zu Luckners Zeiten mit Kies und Beschütt aus dem Unterlauf des Regens einigermaßen standfest gemacht worden waren.
Nur die blau eingezeichneten Gebäude waren der Bestand des Jahres 1811. Der Plan stammt aus dem Jahre 1831 ff.


Am 1. Oktober 1817 kann JM von der Witwe des Kaspar König das Hammerwiesel erwerben.
StA Landshut Rentamt Kötzting B28 Umschreibeheft von 1813-1840
"Kaspar Königs Wittib in Kötzting hat das sogenannte Hammerwieses nebst dem kleinen Ackerl hiebei an Joseph Mühlbauer Saagschneider derorten um 100 fl verkauft, ohne Änderung."

1819 kam JM in ein Zerwürfnis mit dem Markt Kötzting. Er war zuvor vom Magistrat verpflichtet worden, zusammen mit dem Bürgermeister Magg die Kontrolle über die "Wasserfahrtgelder" auszuüben und dabei war es zu Unstimmigkeiten gekommen, die zunächst zu seiner Suspendierung führten, bis die Sache gründlich aufgearbeitet sei.
82 1/2 Fluderfahrten wurden 1819 durch den Markt Kötzting durchgeschleust, was dem Markt eine Einnahme von 164 Gulden erbrachte.

Im Jahre 1824 kam es zu einem Streit des Sagschneiders mit den Kötztinger Fluderherren, weil er von diesen das Fludergeld fordern wollte. Dieses Fludergeld fällt dadurch an, weil ein Wehrbesitzer sein Stauwehr absenken muss, um das Durchflößen von Stämmen oder Brettern auf dem Wasserwege überhaupt zu ermöglichen. 
Der Markt Kötzting habe dabei dem Landgericht zur Beweisführung seine sämtlichen Freiheitsbriefe vorgelegt, die von 1344, von 1571, den von 1600, von 1652, von 1657, von 1682 und zum Schluss noch den von 1756. Alles diese Originalbriefe auf Pergament wurden " in einem eigenen dazu verfertigten Kistchen verschlossen übergeben". Das Landgericht reichte dieses Kistchen an die Regierung des Unterdonaukreises KdI weiter und dieses wurde nach den ersten Verhandlungen auch wieder dem Markt zurückgegeben. Nun aber, da es in die höchste Instanz nach München geht bei der Angelegenheit, muss das Kistchen erneut auf die Reise gehen. Der Landrichter muss die Freiheitsbriefe erneut vom Markt anfordern und nach München schicken.
Mühlbauers Problem bei der Streitsache ist am Ende, dass er nur als ein Häusler gilt und eben kein Marktlehner ist. Nur die Kötztinger althergebrachten Marktlehner haben seit Jahrhunderten das Recht, Holz auf dem Regen zu flößen. Auch wenn in den Akten kein Ergebnis des Prozesse erwähnt ist - das ganze zieht sich von 1820 bis 1826 - , so hat Mühlbauer aufgrund der Aktenlage zu diesem Zeitpunkt eher schlechte Papiere. 50 Jahre später sähe das ganze allerdings anders aus.
1826 kann er das nächste Grundstück erwerben.
"Den 30. Jänner hat Andree Haas Schlosser in Kötzting dessen Wiesl bei der Herrensaag an Joseph Mühlbauer Bürger derorthen um 40 Gulden verkauft, sonst ohne Änderung."
1831 kann er dann sogar das Kötztinger Hüthaus  - komplett - erwerben, ein Haus das ihm zum Teil bereits durch den Mühlenkauf gehörte.
"Den 21. November 1831 verkauft die Gemeinde Kötzting dero Hirthaus dahier an den Sagmhler Joseph Mühlbauer um 500 fl, verkauft sonst ohne Änderung."
Im späteren Grundsteuerkataster heißt es über sein Anwesen: Wohnhaus mit Stall unter einem, Dache /: aus ehemaligen Hirthaus Nro 160 :/. Das heißt, dass das Kötztinger Hirthaus anscheinend immer schon direkt an die Herrensäge angebaut worden war, weshalb JM auch 1803  - siehe oben - einen Teil dieses Hirthauses (die an das Hüthaus angebaute Wohnung eines zeitlichen Sagschneiders) miterwerben hatte müssen. Nun bildeten die beiden Gebäude eine Einheit aus Wohnhaus und Stall.

Hier nun der Gebäudebesitz des Joseph Mühlbauer im Jahre 1831
Und weiter geht´s mit seiner Arrondierung. 
"Den 25. Oktober 1832 vertauscht Xaver Auzinger Hammerschmied von Kötzting seine zweimadige Hammerwiese an
Joseph Mühlbauer von dort um dessen Landrichter oder Gerichtsschreiberwies und den Pointwiesantheil mit daran liegenden wiesmassigen Weiherl ohne Aufgab und sonstige Änderung.
"

Im Juni 1833 lässt das Stadtgericht Passau  - als Gantgericht über die Masse des ehemaligen Kötztinger Landrichters, des Barons Pechmann - dessen Kötztinger Grundstücke verkaufen.
Aus dieser Konkursmasse erwirbt JM den sogenannten Hammeracker um 640 Gulden.
Dann kommt der nächste Besitzwechsel.  Das Ehepaar Mühlbauer übergibt den Gesamtbesitz an die Tochter Barbara und deren Ehemann Joseph Stoiber.


Wolfgang Stoiber und Barbara Mühlbauer



 "Den 18. Jenner 1836 übergibt Jos Mühlbauer von Kötzting an seine Tochter Barbara Mühlbauer und ihren angehenden Ehemann Wolfgang Stoiber von Ober?? nachstehende Realitäten, mit jenen im Steuerdistrikte Weißenregen entlegen um 3000 fl.
Das gemauerte Haus mit kleinem Gartl
die hölzerne Schneidsag
Nutzantheilö an unvertheilten Gemeindgründen
Gemeindeantheil unweit vom Haus
das Fleckchen beim Rothen Steg Wiese
den ludeigenen Saagaker
die Hammerwiese beim Rothen Steg
das kleine Akerl dabei > Wiese
die zweimadhige Hammerwiese
der sogenannte Hammeracker
das ludeigene Gemeindehüthaus"
Am 19.1. 1836 heirateten Wolfgang Stoiber, Sohn des Georg Stoiber aus Weißenregen und der Kastl  Franziska, Barbara Mühlbauer. Schon ein halbes Jahr nach der Hochzeit starb der junge Sagmüllermeister Wolfgang Stoiber mit 36 Jahren an Unterleibsbrand.

Joseph Stoiber und Barbara Mühlbauer



Im Februar 1838 heiratete die junge Witwe erneut, dieses Mal Joseph Stoiber, Sohn des Michael Stoiber und der Therese Utz.
Joseph Stoiber blieb nicht viel Zeit, um in der neuen Rolle anzukommen, denn, wie man noch heutzutage sehen kann, bereits im Jahre 1840 erneuert er sein Wohnhaus und schmückt das Türgewände seiner Haustüre standesbewusst mit seinem Namen. Leider sind aus dieser frühen Zeit nur sehr wenige Baupläne und Bauakten überliefert, der Stoiberneubau ist nicht darunter.

Foto Pongratz: Lindnerbräu im Sommer 2023

Nur wenig Zeit blieb dem Altenteiler von seiner "Ausnahm". Mühlbauer Josef, auch als ein Sagmüller bezeichnet, starb mit 75 Jahren schon am 4.9.1837 an der Ruhr. Seine Witwe, Mühlbauer Katharina, starb hochbetagt am 26.8.1851 mit 82 Jahren an "gangreana senilis" (=Altersschwäche).
Im Jahre 1840 konnte nun auch der junge Nachfolger seinen Besitz erweitern.
"Den 29. September 1840 verkaufte Franz Obermaier in Kötzting an Joseph Stoiber Saagmüller daselbst das ludeigene Wiesfleckl bey der Herrensaag PlNr. 939 um 15 fl ohne sonstige Änderung."
Beim nächsten Grunderwerb taucht plötzlich ein zweites mal dieser seltsame Begriff der "Ketterlsäge" auf, der für uns so seltsam ist, da er völlig unbelegbar auftaucht.

"Am 10. Jänner 1842 Johann Stoiber Both und Fragner Hausnummer 29 et 51 zu Kötzting, hat den Aker PlNro 934a ..... und die Wiese PlNro 934b ...... an Joseph Stoiber HsNr 88 et 160 (noch wird das alte Hüthaus als eigene Hausnummer aufgeführt.) von der Ketterlsag(!) um die Summe von 300 fl käuflich überlassen.....
Im Jahre 1848 stellt Joseph Stoiber einen Antrag beim Landrichter Carl von Paur, seine Schneidsäge neu erbauen zu dürfen. Carl von Paur fordert den Markt auf, die Vermögensverhältnisse des Joseph Stoiber darzulegen.


Mai 1861: Josef  Höcherl Müller dahier hat gegen Josef Stoiber Sägmühlbesitzer von da Klage darüber erhoben, dass Letzterer den festgesetzten Wasserpegel nicht beobachtet, wodurch Ersterer in seinem Mühlwerke geschwellt werde und Nachteil erleidet. Auf Zureden  kamen beide Teile dahin überein, dass Stoiber sich verbindlich macht, seinen Sägknecht wegen der genauen Beobachtung des Wasserstandes das unter seiner Haftung gerichtlich in Pflicht nehmen zu lassen womit sich Kläger zufrieden gibt. 
Am 31.12.1867 erscheint Josef Stoiber vor dem Magistrat und gibt dort zu Protokoll.
StA Kötzting AA XIV 41 von 1867
"Erscheint Josef Stoiber, bgl. Sagmüller von Kötzting und gibt auf Befragen folgendes an:
Ich bin jetzt 60 Jahre alt /:geb 28. April 1808:/ besitze die sogenannte Herrn= oder Kötterlsäge(!), welche früher Eigenthum des hies. Magistrates war, betreibe das Schneidsäge=Geschäft schon 30 Jahre lang und fast alle Jahre habe ich Blöcher gekauft und dieselben auf meiner Schneidsäge geschnitten. Von allen diesen Blöchern, welche ich durch die Marktmühl=Wöhr getriftet habe, mußte ich die Fludermauth bezahlen und zwar einen Gulden vom Fluder. Früher gingen 46 Blöcher von 12 Schuh Länge auf 1 Fluder, ob diese nun 1/2 Schuh länger oder kürzer waren, das kam nicht in Anschlag. Blöcher auf 18 Schuh wurden auf Kurze umgerechnet.
Als sein Schwiegervater diese Mühle erworben hatte, war bei der Verbriefung nicht hervorgehoben worden, ob der Besitzer der Mühle die Blöcher, die er auf seiner Mühle einschneide auch "vermauthen" muss. Sein Schwiegervater habe die Meinung vertreten, dass er dies nicht machen müsse und die Säge auch nur unter dieser Bedingung gekauft. Er war dieser Meinung, weil der Magistrat als früherer Betreiber und die jeweiligen Pächtern ebenfalls keine Mauth zu bezahlen hatten. Der Prozess hatte sich jedoch sehr lange hingezogen und schließlich war sein Schwiegervater - Josef Mühlbauer -, der die Mauthzahlungen eingestellt hatte, gestorben, bevor dieser Prozess zu einem Ende gekommen war. Er, Stoiber, sollte nach dem Wunsche seines Schwiegervaters den Prozess eigentlich weiterführen. Es hatten sich jedoch über die Jahre Fludermauthzahlungen aufsummiert, die er, Stoiber, würde er den Prozess verlieren, dann auch alle würde bezahlen müssen. Deshalb habe er mit dem Magistrat einen Vergleich geschlossen. Es ging dabei um eine Gebühr von 1 Gulden für ein Fluder Blöcher,  egal ob es sich um lange oder kurze Blöcher handele. Dieses war keine Haarspoalterei, denn die Gebühren beim Durchtriften richteten sich der Gebührenordnung gemäß genau nach der Länge der Blöcher.
Derzeit aber würden gar keine langen Blöcher mehr getriftet sondern seit etwa 15 Jahren hätte er nur "Holländerblöcher" mit 10 1/2 Schuh Länge  - und 52 Stück auf ein Fluder  - triften lassen. Nach dieser Berechnung würde er nun die Fludermauth in Höhe von 1 Gulden bezahlen.
 
Protokollunterschrift: "Josebh Stoiber"
Der Magistrat lässt nun Zeugen vernehmen und legt dem Gericht auch seine Auflistung der Fluderfahrten durch den Marktmühlenwehr vor,
74 Fluderfahrten für das Jahr 1868 sind dort für Joseph Stoiber vermerkt und nun steigt der neue Schwiegersohn - Karl Lindner - ebenfalls in den Prozess mit ein, der sich bis ins Jahr 1880 hinziehen wird und für die Lindner/Stoibersche Prozesspartei mit einer Verurteilung endete. .  





 





Karl Lindner und Maria Stoiber

DIA-Repro 1274Maria Lindner geb. Stoiber
DIA-Repro 1275 Karl Lindner

  

Am 23.6.1868 heirateten Karl Lindner - Inwohnersohn des Johann Lindner aus Sperlhammer und dessen Ehefrau, einer Walburga Weich aus Plankenhammer-, die Tochter des Hauses Maria Stoiber.
In den Marktprotokollen steht darüber zeitgleich: "Lindner Carl, lediger Holzhändler von Sperlhammer, Bürgeraufnahme. Auf das anverheiratete Stoibersche Sägmühlanwesen sesshaft". 
Lindners Eltern waren - siehe der Geburtsort der Mutter - Plankenhammer - mit der Familie von Sperl aus der nördlichen Oberpfalz gekommen und gehörten zum "Stammpersonal" des Sperlhammers. 

 Die Grabplatte der beiden Sperlhammer Familien Lindner und Richter erinnern an Menschen, die für die Geschichte Kötztings wichtig waren. Von Johann Lindners Nachkommen,  stammen die wesentlichen Eisenteile des Kötztinger Marienbrunnens 

Doch zunächst zurück zu den beiden Altenteilern, Josef und Barbara Stoiber, von Beiden existieren im Staatsarchiv in Landshut Nachlassakten.
.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 18 Nr. 54 Nachlass Stoiber Barbara Austragssagmüllerin



Die Todesanzeige: Barbara Stoiber
68 Jahre alt
verheiratet
10. Juni 1875 abends 6 Uhr
In der Lindnerschen Schneidsäge HsNr 88 zu Kötzting

Testament liegt beim kgl Notar Widmann
Barvermögen befindet sich in Händen des überlebenden Ehemanns
Erben:
Joseph Stoiber, Austragssagmüller v. Kötzting

Maria Lindner, Sägebesitzersehefrau zu Kötzting
Anna Schmidt, Brauersgattin in Kötzting


Am 16.12.1874 verfassten die Stoiberschen Eheleute ihr Testament. Bei der Verfertigung des Testaments notiert der Notar. "Frau Barbara Stoiber liegt zwar etwas unpäßlich im Bette, allein aus dem mit ihr geführten Gespräche überzeugte ich mich, daß sie sich bei vollen Verstandskräften befinde." Als Zeugen fungierten der Kaufmann Paul Decker und der Kammmacher Johann Zeitzler.

Mit zittriger Hand unterschrieb Barbara Stoiber das gemeinsame Testament


Nach ihrem Tode kam es zu einer Nachlassverhandlung deren Protokoll die Begünstigten anschließend alle unterschrieben.

Unterschriftenliste: Joseph Stoiber - Maria Lindner - Karl Lindner - Anna Schmidt - Josef Schmidt

Karl Lindner als Bauherr


Ziemlich genau um dieselbe Zeit - und sicherlich begünstigt durch die umfangreichen Erleichterungen für private Gewerbe von Seiten der Regierung -  reichte Karl Lindner beim Kötztinger Bezirksamt einen Bauplan zur Errichtung einer Brauerei ein, der nach technischer Prüfung in Straubing, dann auch die Genehmigung erhielt. Bei dieser technischen Prüfung ging es vor allem um die Feuersicherheit der geplanten Malzdörre.
Plan zur Errichtung einer Bierbrauerei nebst einem Getreidestadel für
Karl Lindner Oeconom u. Sagmühl-Besitzer zu Kötzting



Die Bauzeit reichte offensichtlich über ganze 1 1/2 Jahre hinweg, denn erst am 11. Januar 1876 beantragte und erhielt Karl Lindner die Konzession für seinen Brauereineubau.

Mit "ohngefähr 700 Hectoliter Malzverbrauch" steht er im Gewerberegister und dem weiteren Zusatz: "besteuert für Sagmühle" und seiner Unterschrift.

Belegt durch dieses Dokument, kann die Brauerei Lindner im Jahre 2026 ihren 250. Geburtstag feiern.



Am 1.3.1880 nachmittags um halb Drei verstarb Lindners Schwiegervater, Joseph Stoiber, im Alter von 72 Jahren.
StA Landshut Rep 166N/12 Nachlassakten
Über viele Seiten erstreckte sich das Protokoll der Nachlassverhandlung, da Joseph Stoiber noch sehr viel an Kapital besessen hatte. Im Nachlassakt befinden sich auch die Übergabsverträge, die letztwilligen Verfügungen und Pflegschaftsprotokolle.
Hier die Unterschriftenliste unter das Protokoll:
Maria Lindner und ihr Mann Karl Lindner
Anna Schmidt und deren Mann Josef Schmidt (Schmidtbräu - heute Hotel zur Post)

Zwei Jahre vor dem Tode des Schwiegervaters, aus dessen Erbe die beiden Kinder gut bedacht wurden, gibt es im Stadtarchiv einen Schriftwechsel, in dem von  einem Landshuter kgl. Advokaten Auskunft bei der Stadt Straubing über die Finanzkraft des Kötztinger angefragt wurde und die Analyse der Situation wurde auch an den Kötztinger Magistrat geschickt.  
"Auf ihre Zuschrift vom 29. v. Monats theilen wir folgendes mit.
Eine Verlustgefahr besteht bei Lindner eh. d. Seydl von Zittenhof
."
Bei diesem "Seidl" müsste es sich um dieselbe Person handeln, die - zusammen mit anderen Holzhändlern am Regen - 1872 eine Warnung vor Holzdiebstählen im Amtsblatt veröffentlichen ließen.

amtliches Mitteilungsblatt des Bezirksamtes Kötzting von 1872.

Und weiter heißt es in dem Schreiben:
" Eine Bescheinigung darüber können wir aber nicht geben, weil, weil die Momente lediglich auf Erzählungen beruhen, die zwar Wahrheit sind, aber doch des faktischen Beweises entbehren.
Das Verhältnis ist folgendes:
Lindner hat bedeutenden Holzhandel betrieben und davon in den letzteren Jahren enorme Verluste erlitten. Dessen ungeachtet erbaute er vor 2 Jahren - also auch hier die Bestätigung des Baues des Brauhauses von anderer Seite - ein Brauhaus mit Maschinenbetrieb mit einem Kostenaufwand von etwa 80-90.000 fl. Der größte Teil davon wird schuldig sein.
Dieses Brauhaus soll er seinen Schwiegervater Josef Stoiber erst jüngst haben verbriefen lassen, während auch die Holzbauern bereits mit ihren Forderungen hervortraten, welche 10.000, 20.000 und noch mehr bei Einzelnen betragen.
Das Anwesen ist der Ehefrau verbrieft und diese erklärt jetzt einfach, sie bezale nichts, sie habe nicht Holz gehandelt. Daß sie aber im Geschäft mit thätig war, läßt sich beweisen, denn sie selbst hat theilweise die Bretter, die Blochabfälle, die Sägespäe p. verkauft und das Geld eingenommen. Die Gefahr besteht darin, daß die Holzbauern ihre Forderungen einklagen und die Gemeinde denn durchfällt.


Im Jahre 1882 erweitert KL seine Oekonomie und reicht einen Bauplan für einen neuen Stadl ein.
StA Kötzting 602-1



1885 stellt KL einen Bauantrag zur Errichtung eines Dampfkessels und im Jahre 1890 errichtet er eine Notbrücke über den Regen, was ihm - da offensichtlich zunächst ohne Baugenehmigung errichtet - dann auch prompt Ärger mit dem Oberliegern am Fluss einbrachte. Insgesamt 18 Flussanlieger protestierten gegen den Lindnerschen Plan und konnten erreichen, dass sich das Deggendorfer Flussbauamt zunächst ebenfalls in die Sache einschaltete. 
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 871 von 1887-1891 Brückenbau von Karl Lindner

Der dem Akt beigelegte Plan der Hochwasserlinien der vorangegangenen Überschwemmungen - siehe der vorherige Plan - zeigt, wie sehr das Ablaufen des Wassers in Kötzting durch die Engstelle zwischen dem Kirchenburgfelsen und dem Schusterbergl bzw. dem neuen Damm der Eisenbahnlinie eingeschränkt war.
Nun ging die ganze Angelegenheit nach Landshut ans Innenministerium und von dort kam dann 1897 die Genehmigung des Brückenbaues jedoch mit einschränkenden Auflagen. Karl Lindner musste seine neue eiserne Brücke - entgegen seiner ursprünglichen Planung -  massiv angeheben,  so dass sie auf der rechten Uferseite - also in Richtung des heutigen Kurparks - mit einer "steinernen Treppe" ergänzt werden musste. 
Die Einsprüche des Nachbarn Windorfer (Hammermühle) wurden  - als nur zivilrechtlich relevant - zurückgewiesen. Es wurde jedoch sehr deutlich im Urteil festgehalten, dass - um die sicherlich unangenehmen Stufen zu vermeiden - eine wie auch immer geartete Zufahrtsrampe auf der Kötztinger Seite zu keinem Zeitpunkt geduldet werde und zur Zurücknahme dieser - temporären - Genehmigung des Brückenbaus führen würde.
Rep 164-8 Nr. 871 von 1887-1891 Brückenbau von Karl Lindner

So war nun KL gezwungen mit dieser Kompromisslösung zu leben, bis im Zuge des Kurparkbaus - natürlich nach erfolgter Hochwasserfreilegung - die Rampe hinauf zur Brücke dieses Stufen beseitigte, die sicherlich lange Zeit ein Ärgernis darstellten.
Hier die Lindnerschen Brücken im Höhenprofil.




Aus einem Lageplan für die Errichtung einer - anderen - neuen Brücke auf der Wettzellerstraße kann man gut den Lindnerschen Blöcherweiher erkennen. Schon sein Schwiegervater hatte dem damaligen Sagmüller die Wiese abgekauft und darauf für die Sagmühle einen Baumweiher anlegen können.
StA Kötzting 633-8 Bau der großen Regenbrücke 1890

Auf einem Foto der Sagmühle - gemacht um das Jahr 1899/1900 von Mathias Heilmaier - kann man im Vordergrund der Höcherlschen Sagmühle sehr gut den großen Baumweiher der Lindnerschen Säge erkennen, der durch einen hohen Damm vom Gruberbach und dem Werkskanal der Sagmühle abgetrennt worden war.
DIA Repro 2610 Sagmühle mit dem Lindnerschen Baumweiher.





Das Bräustüberl entsteht

Wie schnell die neue Brauerei mit ihrer idyllischen Lage am Regenfluss ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil der Kötztinger Bürger geworden war, kann man gut auch an den Festen auf der Lindnerinsel und an den Ausbauarbeiten am Brauereikomplex erkennen. Die beiden folgenden Bilder eines Turnerfestes stammen aus der Sammlung Voithenleitner. Die nachträgliche zeitliche Zuordnung auf die Jahre 1905 kann aber nicht stimmen, da das Nebengebäude - das Bräustüberl - auf den Bildern noch fehlt.

Sammlung Voithenleitner : Turnverein Fahnenweihe a.d. Lindnerinsel

Sammlung Voithenleitner : Turnverein Fahnenweihe a.d. Lindnerinsel

In etwa zu dieser Zeit - Ende des 19. Jahrhunderts - geschah auch der schreckliche Unfall, über den in der Further Tageszeitung "Der Bayerische Wald" berichtet wurde.
 


Im Jahre 1902 - siehe die Korrektur für die zeitliche Einordnung der oben dargestellten Turnerfeier - hatte Karl Lindner einen neuen Bauantrag gestellt. Dieses Mal gings um ein ganz besonderes Nebengebäude, wo er, dem Kötztinger Zeitgeist folgend, ein Bräustüberl einrichten wollte.

StA Landshut Rep 162-8  Sch. 23 Nr. 3353 Karl Lindner Nebengebäude 1902
Selbstbewusst ließ Karl Lindner seinen Namenszug auf die Frontseite hinzufügen.






Wie sehr die ganze Situation am Regen "auf Kante" genäht gewesen war, sieht man an dem obigen Nivellementsplan, der im Zusammenhang mit dem Neubau und einer neuen Wehranlage errichtet hatte werden müssen und in dem die Fußbodenhöhe des Neubaus mit den Hochwasserständen von 1875, 1897 und 1899 verglichen wurden. 

Der Rohbau steht.

Foto Pongratz: Der Neubau von 1902 

Foto Pongratz: Der Neubau von 1902 mit den Resten des alten Werkskanals


Im Jahre 1913 stellt KL dann auch einen Bauantrag, um sein Hauptgebäude zu erweitern, genauer, um durch einen neuen Kniestock, ein zusätzliches Stockwerk zu erhalten.


Sta Landshut Rep 162-8  Sch. 24 Nr. 3522 Lindner Karl Aufstockung 1913

 
Rep 162-8  Sch. 24 Nr. 3522 Lindner Karl Aufstockung 1913 So kennt man das Haupthaus heute noch


DIA-Repro 612

Sammlung Ludwig: v.l. Frau Lindner - Grubmüller Franz  - Wührbinder  - Ludwig Wolfgang -  Herr Lindner


DIA-Repro 946 Das Bräustüberl als Ansichtskarte




Wie man gut an den Schmuckgeweihen an der Bräustüberlwand erkennen kann, nutzen auch die Kötztinger Jäger sehr gerne das Lindnersche Etablissement.
Bericht über die Namenstagsvorfeier für Karl Lindner im November 1903

Im Frühling des drauffolgenden Jahres, dann die Schreckensmeldung, die Sagmühle brennt vollständig ab.

Das Lindnersche Sägewerk musste von Grund auf neu errichtet werden.
DIA-Repro 1225 der Neubau des Sägewerkes


Der Kötztinger Wachtmeister beschreibt den Brandvorgang und den dadurch entstandenen Schaden schaden des in der Nacht vom 13. auf den 14. April 1904 ausgebrochenen Großfeuers in seinem Bericht an das Kötztinger Bezirksamt als einen Totalschaden der Sägemühle und des daran angebauten Maschinenhauses. Der Sägebetrieb wäre in der fraglichen Nacht provisorisch mit Wasserkraft  in einem Tag- und Nachtbetrieb mit Petroleumbeleuchtung durchgeführt worden. 
Der ledige und "ziemlich schwerhörige" Sagknecht Alois Costa hätte um 12 Uhr vom zweiten Sagknecht Josef Schwarz abgelöst werden sollen.
Als Alois Costa ein Bloch in der Sägestube eingelegt hatte, dessen Schnittzeit  höchstens 10 Minuten in Anspruch genommen haben würde, war er anschließend in die "Sagstube" gegangen, wo er offensichtlich eingeschlafen war und "erst durch Schwarz, der wegen der Rauchdämpf und des Feuergeknister geweckht wurde, geweckt werden konnte. Um diese Zeit hatte das Feuer schon eine erhebliche Ausdehnung angenommen gehabt. Jedenfalls hat Costa, der ein junger Mensch ist, längere Zeit geschlafen. Da das Werk längere Zeit leer gegangen, wird sich durch diesen Umstand die Bewegung des ganzen Werkes in ein schnelleres Tempo umgewandelt haben, wodurch Selbstentzündung oder auch Explosion der Lampe, die beim Vollgatter gehangen entstanden sein wird. Nachdem sich an die Lampe Holzstaub angesammelt, so ist die Explosion um so höher.
Im Nachgang des Brandes schreibt der Kötztinger Bezirksamtmann der heimischen Feuerwehr ins Stammbuch, dass ihm bei der Besichtigung der Brandstätte dann doch einiges aufgefallen sei:
Erstens seien die Schläuche der Kötztinger Wehr ziemlich schlecht.
Zweitens würde die "Rote Direktionslaterne" am Brandorte fehlen.
Drittens habe er gehört, dass die Kötztinger Wehr "bei Bränden außerhalb des Marktes nur die schlechter gehende Brandfeuerspritze und defektes Schlauchmaterial verwenden" würde.
Der Magistrat antwortete daraufhin, dass nun 30 lfm neue Schläuche angeschafft würden und die "Rote Direktionslaterne" beim Lindnerschen Brand schlichtweg vergessen worden war aber in einem guten Zustand sei.
Zum dritten Punkt erlaube sich der Magistrat zu bemerken, dass "sämtliche Spritzen des Marktes Kötzting sich in gutem Zustande " befänden. Selbst wenn die "Löschmaschine, welche ausschließlich fürs Land bestimmt ist, weniger gut funktioniert hat, so trägt nicht die Spritze die Schuld daran, sondern lediglich die Handhabung einiger unbesonnener und unbeholfener Feuerwehrleute oder zu einer solchen Handlung nicht berechtigten Civilisten." 
Auch der Ablauf der Brandalarmierung war Teil der Nachuntersuchung. So hatte der Kötztinger Nachtwächter Josef Wensauer um 12.00 Uhr die Kontrolle am oberen Friedhof an seinen Nachfolger Johann Kalb übergeben. Nach ungefähr 1/4 Stunde will Wensauer den Feuerschein von seinem Schlafzimmer aus bemerkt haben.
Johann Kalb gibt an: Als ich die Wache um 12 Uhr übernommen habe, habe ich mich zu den Kontrollkästchen 1-4 begeben und habe meine Kontrolluhr gestellt.
Die Kontrollkästchen
1 befindet sich beim Friedhof
2 am Hause des Gastwirt Januel /:Eckhaus an dr Straße nach Haus
3 am sogenannten Dimpflhaus in der Gasse hinterhalb des Bierbrauers Decker und
4 am Hause des Gastwirts Pfeffer visa vis Rothmeier.
Infolge der elektrischen Beleuchtung im obern Markt werde ich wohl den Feuerschein nicht gleich bemerkt haben.
Um 12 1/4 Uhr habe ich den Feuerschein bemerkt und habe den beim Hause des Schlossers Haas zum erstenmal und durch die Bahnhofstrasse Feuer geschrieen.
Bis ich zum Hause des Feuerwehrsignalisten Sperl gekommen bin, habe ich dort Herrn Bezirksgeometer und Wirt Wagner gesehen.
"

Im weiteren Nachgang dieses Brandes kam es dann noch zu einer hitzigen Auseinandersetzung zwischen KL und dem Kötztinger Magistrat. Die Ursache: Leitern, die sich KL vom Markt ausgeliehen aber nicht wieder zurückgebracht hatte und danach auch noch ausfällig geworden war.

Ein Streit um eine Formalie und der beleidigte Magistrat

In Archiv gibt es einen Bestand "002/1 Familienstandsbögen und Einbürgerungen bis 1912 von A-Z  und dort findet sich im Akt des Karl Lindner sen. ein Vorgang aus dem Jahre 1905. Die Hauptdarsteller sind Herr Karl Lindner Senior auf der einen und der gesamte Magistrat mit Ausschuss auf der anderen Seite.
Der Magistrat forderte ultimativ, Herr Lindner solle seine beleidigenden Äußerungen - welche dies gewesen waren, ist nicht einzeln aufgeführt - mündlich oder schriftlich zurücknehmen und drohte andernfalls mit einem Gang vor Gericht. Herr Karl Lindner sieht die Vorwürfe nicht ein und weigert sich in seinem dreiseitigen Brief  ausdrücklich, seine Anschuldigungen zurückzunehmen.

Was war nun der Anlass des Streits?
ganz einfach:   eine Leiter

Doch der Reihe nach, am 13. April des Vorjahres 1904, eine Viertelstunde nach Mitternacht, hatte es im Lindnerschen Sägewerk gebrannt. Die Zeitung schreibt von Feuersignalen und Glockengeläute, die die Bewohner aufgeschreckt hatten. Auch die Feuerwehren von Gehstorf, Haus, Sperlhammer, Grafenwiesen, Liebenstein , Weißenregen und Thenried waren vor Ort, konnten aber nur das Übergreifen auf das Wohnhaus verhindern. Zwei Säger konnten sich nur mit knapper Not, aber vielen Brandverletzungen,  retten und da neben dem Sägewerk auch viele Materialien verbrannt waren, war der Schaden, den Herr Lindner erleiden musste, dann auch sehr groß.
Nun benutzte die Kötztinger Feuerwehr bei dem Löschvorgang eine kräftige Leiter und diese verblieb auf der Brandstätte, da sämtliche Lindnerschen Leitern mitverbrannt waren. Ein Jahr ging übers Land und die Leiter stand immer noch beim Lindner, woraufhin der Kötztinger Feuerwehrkommandant beim Magistrat anklopfte und dieser einen knappen Brief an Herrn Brauerei- und Sägewerksbesitzer Lindner schrieb, er solle die Leiter endlich abgeben, widrigenfalls der Magistrat diese von einem märktischen Mitarbeiter abholen lassen würde.
Das war nun offensichtlich genau der Tonfall, den Herr Lindner nicht hören wollte und so vergab er für die Herren Markträten wohl einige ganz besondere Namen an seinem eigenen Wirtshaustisch in froher Runde.
Dies erfuhren die Kötztinger Räte und daraufhin forderten die Markträte eine öffentliche Entschuldigung in mündlicher oder besser sogar in schriftlicher Form im Kötztinger Anzeiger, der damaligen Lokalzeitung.

Herr Lindner sah die Sache natürlich ganz anders, und in einem dreiseitigen Brief versuchte er seine beleidigenden Aussagen vom Wirtshaustisch zu rechtfertigen bzw. insofern abzuschwächen, als ihn die Erinnerungen an die Brandnacht immer noch umtreiben würden, dies umso mehr, als in seiner Erinnerung der Ablauf der Brandalarmierung zumindest suboptimal gewesen war.
Zuerst aber stellte er klar: meine Äusserungen, wodurch sich der Magistrat beleidigt fühlt und die ich zurücknehmen bzw. im Kötztinger Anzeiger widerrufen soll, nehme ich nicht zurück und widerufe ich auch nicht. 



... daß mich immer noch ein äußerst schmerzliches Gefühl beschleicht, wenn ich an den Brand denke ist leicht erklärlich, um so mehr als ich zu meinen Leitern nicht mehr konnte, das Wohnhaus in äußerster Gefahr stand vom Feuer auch ergriffen zu werden und Niemand im Markte vom Brand etwas bemerkte, erst meine Sohn Karl in den Markt laufen und die Leute aufwecken mußte zum Lärm machen durch Läuten, durch Trompetensignale, so daß bis Hilfe kam, die Säge mit den


Einrichtungen als verloren angesehen werden mußte, ebenso ein Theil fertiger Waare und Hilfe nur zur Rettung des Hauses angebracht erschien. Ich ersuche nunmehr hiervon Kenntnis zu nehmen und meinen Gemütszustand bei der Rückerinnerung an diesen traurigen Fall auch in Berücksichtigung zu ziehen, mir die Leiter noch kurze Zeit zu belassen und füge nochmals an, daß diese gut verwahrt ist und in ihrem guten zum gebrauch fähigen Zustande erhalten wird.
Karl Lindner
 Das aber reichte den Markträten nicht und diese wehrten sich gegen seine Beleidigungen mit der erneuten Forderung nach einer Entschuldigung, die wohl auch schlussendlich erfolgte, auch wenn die Zusatzforderung nach einer öffentlichen Entschuldigung in der Zeitung nicht mehr erhoben wurde:. Hier der Entwurf des Schreibens:

Hiermit beehren wir uns mitzuteilen, daß der Magistrat in seiner heutigen Sitzung, bei welcher sämtliche Mitglieder anwesend waren, beschlossen hat, die von Ihnen am 18. Mai gemachten beleidigenden Äusserungen sind mündlich oder schriftlich von Ihnen zurückzunehmen.......
Die Leiter können Sie einstweilen bis zur Beschaffung einer neuen Leiter noch behalten.

Magistrat 
Liebl
Bürgermeister

Die Kleinkaliberanlage beim Lindner



Wenige Jahre später versuchten die Kötztinger Schützen auf dem Hang hinter dem Lindnerschen Anwesen und in Richtung des Dorfes Weißenregen die Genehmigung für den Bau einer Kleinkaliberschießanlage zu erhalten.
Nachdem der Streit der Kötztinger mit den Weißenregenern, die den Schießkünsten der Wirtshausbesucher nahe ihres Kirchenweges wohl nicht recht trauten, bereits einmal veröffentlicht ist, hier nur der   
>>>>> Link dazu<<<<<<
und ansonsten nur noch einmal der wunderschön und detailliert gemalte Plan dieser Anlage.
StA Landshut Rep 164-8 Nr. 1914





DIA-Repro 1224: Karl Lindner 

Wie oben bereits erwähnt, gibt es von KL einen Familienstammbogen im Stadtarchiv:

StA Kötzting 024 Familienbögen

"Lindner Carl Bierbrauer und Sagbesitzer aus Kötzting Hausnummer 88, geboren am 2.2.1837 in Sperlhammer.
Verstorben am 22.Dezember 1915 zu Kötzting
Familienmitglieder:
Maria  19.4.1839 , die Ehefrau
Anna 25.3.1869 , nun verehelicht an Jos. Decker, Brauer
Karl 10.9.1870 
Maria 28.8.1874

Anna Lindner hatte im Jahre 1902 den Brauer Josef Decker geheiratet und war damit in den oberen Markt gezogen. Es gibt ein Bild aus dem Decker-Gasthaus, in dem ausdrücklich von der "Lindneruhr" die Rede ist, die Anna Lindner mit in die Ehe gebracht hatte.

DIA-Repro 11 im Hintergrund die Lindneruhr
Gesangverein  im Gasthaus Decker. Nebenzimmer mit Klavier.   
Hinten v. li. Hilda Sperl, Michael Herre (Organist), Frau Herre, Frau Lautenschlager,?,   Gschaider Anne(Feile) , Frau Praller, Mühlbauer(Godl) Klara ?,?,?, Sperl Schorsch, Traurig Michl , 
 vordere linke Reihe: Gschaider Käthl(Rabl),dahinter Bauer Wagner,?, Bauer Paula (Priesnitz)Gschaider Katharina (geb. Decker)dahinter Wanninger Vater, Frau Voithenleitner, dahinter Koop. Staudigl, Lautenschlager Karli,  
Vordere rechte Reihe:  Frau Piendl (geb. Liebl) Liebl Franz mit Brille, Mühlbauer (Schuster) Schorsch, Gschaider Karl, Oexler (Zigan) Ella, 




Im Jahre 1908 verstarb dann Karl Lindners Ehefrau.
Kötztinger Anzeiger von 1908
Nach dem Tode seiner Ehefrau übergab Karl Lindner seinen Besitz an den Sohn durch Übergabe, was dann im Februar 1909 auch beurkundet wurde.

Nach der Übergabe und kurz vor seinem Tode entstand das folgende Bild, das ihn zusammen mit seinem Sohn im Hof der Brauerei zeigt. 

DIA-Repro 1279, Vater und Sohn Lindner: "Eines der letzteren Aufnahmen vor dem Garten im Hofe.


Doch bevor es nun mit der nächsten Generation auf dem Anwesen weitergeht, hier zunächst noch ein Sprung zurück, denn alle drei Kinder der Familie Lindner waren an Kötztings Pfingsttradition beteiligt.

 




 





Pfingsten im Hause Lindner


 




DIA-Repro 702 Anna Lindner Pfingstbraut 1892, verh. Decker

DIA-Repro 153: 3 Damen mit Musikinstrumenten ca. 1890 
 Anna Decker geb. Lindner links, Pfingstbraut 1889,
Anna Ring rechts Pfingstbraut 1888
 Anna Hofmann Pfingstbraut 1887,








Wenige Jahre vorher - 1892 -  Karl Lindner jun., vom Kötztinger Pfarrer Köstlbacher als Pfingstbräutigam ausgewählt, der sich nach dieser Wahl ausführlich schriftlich dazu äußerte, warum er den jungen Lindner den anderen vom Magistrat vorgeschlagenen Bewerbern, v.a. Franz Rabl , den vorgezogen hatte, der wohl  der Favorit des Magistrates gewesen war, anders kann man die Stellungsname des Pfarrers wohl nicht einordnen, denn Pfarrer Köstlbacher schreibt in seiner Einleitung, dass das Kötztinger Pfarramt eigentlich nicht verpflichtet sei, über seine Wahlentscheidung Rechenschaft abzulegen, so möchte er dennoch "die Richtschnur angeben, vor die sich das Pfarramt bei Vornahme der Wahl leiten läßt."
Lindner Karl sei bereits zum dritten Mal in der Vorschlagsliste, während Rabl Franz erst zum ersten Male auftauche und es sei Gepflogenheit gewesen, " daß ein Jüngling wenigstens zweimal vorgeschlagen würde."
Lindner sei - was die Würdigung für den Ehrenkranz anginge -  "stets im Hause seiner Eltern gewesen und ist in seinen guten Eigenschaften dem ganzen Markt bekannt, während Rabl Franz durch seine mehrjährige Abwesenheit von Kötzting der Controlle des Pfarramtes und Magistrats entzogen war."
Es sei daher nicht ausgeschlossen, so der Pfarrer, dass Franz Rabl als Pfingstbräutigam ausgewählt werde, wenn er ein zweites Mal vorgeschlagen würde. (Dieses war jedoch nicht der Fall, Franz Rabl wurde kein Kötztinger Pfingstbräutigam)
StA Kötzting 320/892 Vorschlagsliste des Kötztinger Magistrats:
1. Rabl Franz, geboren am 14. November 1897, Sohn des Gastwirts Josef Rabl
2. Lindner Carl, geboren am 10. September 1870, Sohn des Brauers Carl Lindner
3. Rabl Josef, geb. am 20. Dezember 1870, Sohn des Gastwirts Jakob Rabl


StA Kötzting 320/892 Unterschrift "Köstlbacher, Pf"



DIA-Repro 944 Pfingstbrautpaar mit Begleitern 1892 Marie Decker und Karl Lindner 






DIA-Repro 945: Marie Lindner und Karl Schmidt 


Als kurz nach der Jahrhundertwende der damals älteste Pfingstbräutigam, der "Schlossgärtner Hardl", verstorben war, versammelten sich an seinem Grabe eine ganze Reihe von "Pfingstbräutigammen", der zweite von links ist auf diesem Bild Karl Lindner.

 

DIA-Repro 1590 Beerdigung des Leonhard Mittemeier, der "Schlossgärnterhardl"s
Karl Lindner der zweite von links.

Über dieses Engagement als Pfingstbräutigam hinaus, war Karl Lindner jun. auch ein begeisterter und langjähriger Teilnehmer am Pfingstritt.
Bereits im Jahr 1900 wurde offensichtlich zum ersten Male ein Pfingstkomitee etabliert, das neben dem Kötztinger Pfarrer, Bürgermeister und zwei Magistratsräten auch aus den Vorständen des Gemeindekollegiums und aus einigen Bürger, darunter Karl Lindner jun. bestand.
1908 erhielt KL seine erste Rittauszeichnung
In den Pfingstakten des Jahres 1918 steht der Hinweis, dass Karl Lindner für dieses - 1918 - Jahr eigentlich für seine nächste Auszeichnung  - dieses Mal für 40 Rittteilnahmen - vorgesehen war. Die Auszeichnungen konnten jedoch aus Mangel an Rohprodukten nicht hergestellt werden, weshalb die Vergabe auf das nächste Jahr vorgemerkt wurden.
.
DIA-Repro 849: Das Gipfelkreuz am Kaitersberg,  das von Meidinger Karl (Kittlmacher) 1922 hergestellt und aufgestellt wurde. Bei der Einweihungsfeldmesse waren  von rechts die Pfingstreiter  Karl Lindner, Josef Decker und Grubmüllner Franz ( Zitzelsberger zu Pferd auf dem Gipfel.

DIA-Repro 1220: Carl Decker und sein Onkel Carl Lindner und Franz Zitzelsberger,

Im Jahre 1921 waren zwei ganz besondere Pfingstreiter verstorben. Der Maurermeister Franz Kirschbauer und der Lehrer Michael Drunkenpolz. Nach dem Ritt gaben der Pfarrer Späth und Karl Lindner mit der Spitze des Rittes den beiden Verstorbenen - auf dem Pferd -  die letzte Ehre am Grab im oberen Friedhof.  Das Pfingstkomitee bestellte dafür 2 Kränze mit genauer Widmung und erstellte eine Personenliste derer, die an das Grab reiten sollten. 
Bis zum Jahre 1937 war Karl Lindner aktiv an der Organisation unseres Pfingstrittes beteiligt, wofür ihm der Marktmagistrat auch schriftlich seinen Dank und die Anerkennung aussprach.





 






Karl Lindner erhält die Lebensrettungsmedaille

oder

Der letzte große Marktbrand in Kötzting


Aus der Festschrift der FFW Kötzting zu deren 100jährigem Bestehen kennen wir einen Bericht des Brandes vom April 1899, der auf einem Artikel des Kötztinger Anzeigers beruht. Diese Zeitung wurde im Jahre 1899 gegründet, leider sind nur die Bände ab dem Jahre 1900 in München überliefert.:

"Am 15.April brach in den Ökonomiegebäuden des Alois Kermer (Oberer Markt) Feuer aus, welches sich so rasch verbreitete, dass trotz der sofortigen Hilfe von 18 Feuerwehrender ganze zusammenhängende Gebäudeblock und die daneben liegenden Gebäude einem Flammenmeer glichen. Abgebrannt sind 7 vollständige Anwesen mit 27 Gebäuden, außerdem noch sieben Stallungen und Städel. Durch den Brand und die Löscharbeiten sind im ganzen 23 Anwesensbesitzer mit 52 Gebäuden geschädigt worden, auch zahlreiche Inwohnersleute verloren ihre ganze Habe. Der Gesamtschaden beträgt ca. 400.000 Mark, welcher Summe nur eine Brandversicherung von 75.000 gegenübersteht. Leider ist auch der Verlust von 2 Menschenleben zu beklagen. Unmittelbar an der Ausbruchsstelle befand sich, in die Ökonomiegebäude eingebaut und durch einen hölzernen Gang mit dem Hauptgebäude verbunden, die Schlafkammer der Bäckergehilfen Andreas Holzapfel,18 Jahre alt von hier und Lorenz Rottenfusser,15 Jahre alt, von Hebertshausen. Diese wurden durch den Rauch betäubt und verbrannten. Erst am andern Tag gegen 5 Uhr konnten an der fraglichen Stelle Nachforschungen angestellt werden, da der Platz mit glühenden Steinen und brennenden  Holzteilen überschüttet war. Nach dreistündiger harter Arbeit gelang es , die gänzlich verkohlten Leichen auszugraben.

Ein Dienstmädchen, welches im oberen Stocke schlief und vom Rauche bereits betäubt war, wurde von dem Steigerzugführer und Sekondleutnant der Reserve Karl Lindner von hier unter Beihilfe der Steiger Franz Xaver Aigner, Schreinermeister von hier, und Heinrich Pongratz, Schreinermeistersohn von hier, unter eigener großer Lebensgefahr aus den Flammen geholt.

Die Entstehung des Brandes ist noch unbekannt, doch wird Brandstiftung vermutet.
Der Steigerzugführer Karl Lindner wurde für seinen Einsatz mit der Bayerischen Lebensrettungsmedaille ausgezeichnet."

Interessant hierbei ist, welche Aspekte der Brandnacht der Chamer Zeitung aufgefallen ist. Deren Eindrücke sind nicht sehr schmeichelhaft für die damalige Kötztinger Feuerwehr.

"Cham, 17. April. 1899

In nicht geringen Schrecken wurden am Samstag Nacht gegen 11 Uhr die Bewohner unserer Stadt versetzt als sie durch Feuersignale des Türmers und der Feuerwehr aus dem Schlafe geweckt wurden. Glücklicher Weise war durch eine am Himmel weithin sichtbare Brandröte sogleich bemerkbar, dass der signalisierte Brand auswärts sei und bald darauf lief auch schon von dem benachbarten Markte Kötzting ein Telegramm ein, welches besagte, dass der halbe Markt in Flamen stehe und Hilfe dringend erbeten wird. Auf verlangen wurde eine Lokomotive mit einigen Wägen hier hergeschickt welche um ½ 1 eintraf und schon einige Minuten später dampfte ein Extrazug von hier ab, der mit über 30 Feuerwehrmännern und ebensoviel Zivilpersonen besetzt und mit zwei Feuerspritzen beladen war. Bei Ankunft desselben bot sich ein trauriges Bild, ein ganzes Häuserviertel mit Hintergebäuden, Stallungen und Scheunen war von dem Feuer ergriffen und zum großen teil schon eingeäschert. Das Feuer war Nachts 10 ¼ Uhr in den Hintergebäuden des Gastwirts Rötzer ( jetzt Bäckerei Pongratz) am oberen Markt ausgebrochen und breitete sich nach der Kirche zu, sowie der Straße entlang nach rechts aus, so dass das Feuerherd ein vollständiges Viereck bildete, Im Ganzen sind 9 Wohnhäuser mit Hintergebäuden und 11 Scheunen ein Raub der Flammen geworden. Leider sind auch zwei Menschenleben zu beklagen; ein bei dem Bäckermeister Krämer in Arbeit stehender 14jähr. Lehrling und ein 19jähr. Bäckergeselle, der an diesem Tage dem Bäckermeister aushalf, welche beide im Hinterhause schliefen, sind im Rauche erstickt; deren Leichen wurden erst im Laufe des gestrigen Tages aufgefunden, dieselben waren ganz verkohlt. Die Kinder des Bäckers sowie das Kindermädchen, letzteres nur mit dem Hemd bekleidet, konnten nur mit knapper Not gerettet werden. Auf der Rötzerschen Gastwirtschaft  sind am Samstag Nachmittag junge Eheleute aus Teisnach als Pächter aufgezogen und in derselben Nacht ist deren ganzes Mobiliar nebst 500 M Bargeld verbrannt. Getreide, Futtervorräte, Holz, Kohlen u.s.w. sind vernichtet, Mobiliar wurde vielfach gerettet; ein Pferd kam ebenfalls in den Flammen um. An der großen Verbreitung des Feuers war hauptsächlich Wassermangel schuld, denn die in der Nähe befindlichen Brunnen waren bald leer und eine Strecke weit her aus dem Regenflusse das Wasser herbeizuschaffen oder an den dort aufgestellten Löschmaschinen zu pumpen, dazu waren die jungen Leute zu faul, dieselben steckten lieber beide Hände in die Hosentaschen und standen als müßige Gaffer umher. Mehrere Spritzen sah man verlassen in den Straßen und am Regenflusse stehen. Mit wahrer Bravour haben nach ihrer Ankunft die Chamer Feuerwehr und Zivilpersonen gearbeitet und nur ihren vereinten Anstrengungen mit Hilfe der Feuerwehr Arrach war es zu danken, dass mehrere Stunden zwei Schlauchleitungen mit Wasser gespeist wurden. Noch im Laufe des ganzen gestrigen Tages züngelten die Flammen aus dem Schutthaufen hervor. Über die Entstehungsursache des Feuers ist Näheres nicht bekannt."

 

Alle Häuser in diesem zusammenhängenden Gebäudekomplex fielen
den Flammen zum Opfer.

Am 17. April gab der Schreinermeister Franz Xaver Aigner zu Protokoll:

"Bei dem am 15. des Monats in Kötzting stattgehabten Brande erfuhr ich nach langen Fragen von der erstlich zugezogenen Wirtschaftspächtersfrau, daß ihre Magd noch im Hause sei und vermutlich schlafe. Das Haus stand bereits lichterloh in Flammen, die Stiege konnte nicht mehr begangen werden. Sofort verständigte ich die umstehenden Feuerwehrleute hiervon, worauf Karl Lindner, Führer des Steigerzuges, Heinrich Pongratz Steiger und ich uns sofort an die Rettung machten.
Karl Lindner stieg durch das Fenster ein, durchschritt den von Rauch erfüllten Raum und holte das Dienstmädchen heraus.
Da das Mädchen in tiefen Betäubungsschlafe lag, wäre dasselbe ohne Zweifel erstickt und verbrannt, wenn Lindner dasselbe nicht geholt hätte. Die Rettung des Mädchens war für Linder mit sehr großer Lebensgefahr verbunden, da das Haus total einem Flammenmeer glich und vom Dachstuhle und der Decke fortwährend große Steine herabfielen, überdies der Einsturz des Gebäudes zu befürchten stand.
Auch das herabbringen mit der Leiter war mit Gefahren verbunden, weil fortwährend Teile der brennenden hölzernen Dachrinnen, steine und dergleichen herabfielen. gez. Aigner"

Karl Lindern selber brachte den Brandverlauf genauer zu Protokoll:

Als er zum Brandplatz kam, stand der Stadel des Kermerschen Anwesens schon in Flammen. tags zuvor war der Pächter mit Frau, Kind und einer Magd erst eingezogen gewesen.
Nachdem er seine Männer instruiert hatte, hatte das Feuer bereits auf das Hauptanwesen übergegriffen.
Er fand den Pächter auf dem Marktplatze  jammernd vor und plötzlich schrie er dann " daß noch im  oberen Eckzimmer im 2. Stocke seine Magd sei und schliefe"
Eine Leiter anzulegen erwies sich als sehr schwierig, weil auf der einen Seite die Stromleitungen und auf der anderen Kastanienbäume im Wege waren. 
Durch diese Zeitverzögerung hatte der Brand bereits auf den gesamten Dachstuhl übergegriffen.


Betr.: Lebensrettung durch den Bierbrauerssohn Karl Lidnner in Kötzting





































"Letzerer selbst war fast dem Einsturz nahe; die hölzerne Dachrinne hing bereits herab; das hölzerne Gesims fiel in Stücken herunter, Oben angelangt zwängte ich mich mit dem Oberkörper, auf der letzten Sprosse der Leiter stehend, durch das schmale Fenster und bemerkte, dass in dem im hintersten Ecke des Zimmer stehenden Bette jemand lag und schlief. Dieselbe scheint schon etwas betäubt gewesen zu sein, da sie im Anfange die Situation gar nicht begriff. Ich musste ihr widerholt zurufen, sie solle heraus kommen, sie müsse sonst verbrennen, bis sie meinem Rufe Folge leistete, aus dem bette sprang und sich zum Fenster begab. Ich zog sie dann durch das Fenster heraus auf die Leiter, umfasste sie und trug sie hinab. Einige Minuten darauf stürzte die Decke des Zimmers ein..." . Gez. Karl Lindner  StA Landshut Rep 164-8 Nr. 7 von 1899 

Unterschrift Karl Lindner unter sein Protokoll


Von der Regierung von Niederbayern KdI erhielt der Magistrat Kötzting dann eine Rettungsmedaille für Karl Lindner zugesandt:

Nun gings an den Wiederaufbau und ähnlich wie beim, allerdings noch viel, viel größeren, Marktbrand von 1867 wurden nun Brandmauern eingezogen und der Straßenverlauf angepasst. Die heutige Brandstraße entstand.
  
Der Neubau von der Metzstraße aus gesehen, bei der Anzahl der Fenster nutzte der Zeichner
seine künstlerische Freiheit. Durch das eingekreiste Fenster, damals wohl noch schmäler, hat der 
Steigerführer Karl Lindner über eine Anlegeleiter die Magd gerettet.

 




 






Karl Lindner beim Militär


Foto Haymo Richter: Der "Mayor" Karl Lindner





Im Ingolstädter bayerischen Militärarchiv finden sich einige Unterlagen über den Kötztinger Brauer, von dem die alten Kötztinger immer nur vom "Herrn Major" sprachen. Da in den militärischen Unterlagen nur der Aufstieg bis zum Hauptmann belegt ist, wird KL wohl bei seinem Ausscheiden auch eine Beförderung zum Major erhalten haben, wie es bei vielen Offizieren der Fall war.

Jahre vor seiner Wahl zum Pfingstbräutigam, kam er am 1.10.1889 mit 19 Jahren zum Militär, als "Einjährig Freiwilliger" zum ersten Feldartillerieregiment.
Bei Kriegsbeginn wurde er bereits am 5. Mobilisierungstag wieder einberufen und wurde in den  vier Kriegsjahren mit einer Rettungsmedaille, einer Landwehrdienstauszeichnung I. Klasse und dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs hatte KL offensichtlich eine der Auszeichnungen erhalten, zu welcher ihm vom Kötztinger Magistrat gratuliert worden war. Er selber antwortete handschriftlich auf diese Anerkennung.
StA Kötzting 024 Familienbögen
"Den beiden hochlöblichen Kollegien des Markts Magistrates Kötzting, meiner Geburts- und Heimatstadt, spreche ich für die mich in hohem Grade ehrende, dargebrachte Gratulation anläßlich der mir im Felde verliehenen Auszeichnung meinen tiefgefühltesten, herzlichsten Dank aus.
Gebe Gott, daß nach einem endgültig siegreichen Kampfe für unser Vaterland ein dauernder Friede zum Segen des ganzen deutschen Volkes einkehren möge.
Auf Wiedersehen
Mit vorzüglicher Hochachtung
Karl Lindner
Hauptmann u. Kolonnen Kdr."





In seiner Kriegsstammrolle sind zunächst seine Personalien aufgeführt
Danach geht es um die Schlachten, an denen er bzw. seine Abteilung beteiligt gewesen ist

Am Ende ist auch noch sein militärischer Werdegang aufgelistet:


"1891: Unteroffizier
1892: Vizeleutnant
1894: Leutnant
1899: Oberleutnant
1909: Hauptmann
b: Hauptmann L I Kdeur der Art-Mun-Kol 8 
1.2.19 vom 8. Feldart. Rgt entlassen."

An Pfingsten 1915 schaffte es KL Heimaturlaub zu erhalten und am Pfingstritt teilzunehmen.
Die Festansprache des damaligen Kooperators wurde in der Zeitung veröffentlicht:

Kötztinger Anzeiger an Pfingsten 1915 Auszug aus der Ansprache des Kooperators

Nach dem Pfingsturlaub gings für KL wieder zurück zu seiner Artillerieabteilung und im selben Jahr noch  verstarb in Kötzting sein Vater.



Beim Magistrat in Kötzting wurde dann folgendes Telegramm abgeliefert: 


"Telegramm aus dem Felde:
Bitte im Namen der 8ten Artl. munkol 3 bayr. AK auf das Grab des vaters von hauptm lindner einen sehr schönen kranz mit schleife anfertigen u. niederlegen zu lassen.
betrag folgt nach empfang der rechnung 
entschuldigung besten dank
Ltn Gerhäuser"



DIA-Repro 1276


Karl Lindner und Fanny Bruckmayer

Nach glücklicher Heimkehr aus dem Kriege - sein Entlassungsdatum vom Heer war im Februar 1919 - konnte er schon ein Jahr drauf seine Hochzeit mit Fanny Bruckmayer verkünden.

Leider war das junge Glück nicht von Dauer, denn schon zwei Jahre später verstarb seine Ehefrau  im Alter von gerade mal 50 Jahren. 


Doch nun zunächst ein Schritt zurück in der Zeit bzw. zum Thema des Brauereigasthofes und des Sägewerks.

Karl Lindner und die Vereine


Die Brauereigaststätte war von Anfang an auch der Treffpunkt vieler Vereine. Hier eine bunte Abfolge an Einladungen und Berichten von Veranstaltungen im Hause Lindner. Darüber hinaus war KL auch in vielen anderen vereinen aktiv - so zB bei der Feuerwehr oder als Vorstand des Kötztinger Turnvereins, um nur zwei zu nennen. Hier nun in bunter Folge einige dieser Veranstaltungen.
Im Januar 1900 steht er als Vorstand des TV-Kötzting in der Verantwortung.
Kötztinger Anzeiger vom Januar 1900
Im selben Jahr wurden Zuchtstationen zur Hebung der ländlichen Geflügelzucht eingeführt und in Kötzting waren es Karl Lindner für "rebhuhnfarbige Italienerhühner" und Anton Staudinger für Pekingenten.


Im Juni 1902 wurde beim Lindner  der heute noch existierende Bezirksfischereiverein gegründet.
Kötztinger Anzeiger vom Juni 1902

Im Januar 1904 war beim Lindnerbräu Generalversammlung des Frauenvereins des Roten Kreuzes, 

KA vom 24. 1. 1904

Im Herbst desselben Jahres kamen dann traditionell wieder die Jäger beim Lindner zusammen

KA vom November 1904

KA vom März 1905 

Im August desselben Jahres kam es in Kötzting zu einem großen landwirtschaftlichen Vereinsfest. Ein Fest mit vielen Vereinsabordnungen, mit einem Volksfest und einem unglaublich großen Festumzug, bei dessen Planung Karl Lindner an vorderster Stelle mitgewirkt hatte.



 


 
Festzug des Landwirtschaftlichen Vereinsfestes 1905, rechts das Eckgebäude ist der "Lemberger", in dessen Saal die Burschen im Fasching 1905 ihren Burschenball abgehalten hatten. Ein tolles Zeitdokument, dem Arbeitskreis übergeben von  Röhrl Fritz.

KA vom Dezember 1907


 Aus dem Jahre 1911 fand die Generalversammlung des Verschönerungsvereins - einem Vorläufer des Fremdenverkehrsvereins - statt, bei der es vor allem um die Sanierung des Hauptwegs auf den Ludwigsberg und um die  Einrichtung einer Lesehalle ging.
KA von 1911

Der Burschenverein bei einer Namenstagsvorfeier beim Lindner:



DIA-Repro 603 Feier des Burschenvereins - Namenstagsvorfeier -  im Jahre 1929 beim Lindner. Lt Bildbeschreibung ist Karl Lindner in der zweiten Reihe von unten der dritte von rechts.

Burschen-Wander-Verein 3.11.1929  
1. Reihe von oben, v.links  
Costa Xaver, Kolbeck Wolfgang (Gams) Liebl Alfons,Menacher Alois,Wirnshofer Eduard, Plötz Michl, Zahorik Max, Walz Georg, Pongratz Heinrich, Winter Hans, Weber Josef, ?.  
2. Reihe von oben  
Wanninger Rudolf, Decker Karl,Graßl Josef, Kollmaier Karl,Weingut Michl, Höll Karl, Fischer Otto, Hösl Josef, Mühlbauer Karl, Lukas Hans, Irlbeck Josef, Lindner Josef,Herre Fritz, Dachs Max (Weißenregen)  
3. Reihe von oben  
Bäckergeselle Bäckerei Pongratz , Richter Schorsch, Brunner Heinz,Barth Karl, Forster Georg(Marktschreiber), "Schmiedl Schorsch,Schödlbauer Hans, Waldmann Karl, Sperl Schorsch (Buchbinder), Dullinger Josef, Hofner August, Liebl Ferdl, Hofmann Josef (Naze), Aigner Ignaz Riedersfurth, Lindner Karl, Zach Wolfgang(Zaubauer) , Vogl Michl  
4. Reihe von oben  
Zankl Alfons, Costa Xaver sen., Ellmann Richard. Hofmann Franz, Schödlbauer Josef, Traurig Michl, Schwarz Franz (Waldbua), Costa Alois (Bums), Oexler Willi, Röhrl Michl, Sperl Schorsch (oder Leopold), Costa Hans  

Was bei den vielen Geschäftsanzeigen der Kötztinger Gasthäuser und Brauereien schon auffällt ist, dass es damals durchaus üblich war, Biersorten von auswärtigen Brauereien groß anzukündigen und anstelle bzw. zusätzlich zum eigenen Bier auszuschenken.




KA von Pfingsten 1931

Im Jahre 1932 hielt der FC- Kötzting - noch unter der Ägide des Julius Kirschner - seinen Faschingsrummel beim Lindner ab, der offensichtlich sein Platzangebot ausgebaut hatte.


Im Zusammenhang mit der Generalversammlung des FC- Kötzting ist der Lindnerbräu als das Clublokal des Fußballvereins genannt. Julius Kirschner hatte offensichtlich wieder einmal den Verein in ruhiges Fahrwasser gebracht und wurde dafür während der Versammlung durch den Versammlungsleiter Josef Barth mit der Ehrennadel des Süddeutschen Fußball und Leichtathletikverbandes ausgezeichnet. Dies ist umso bemerkenswerter, als Julius Kirschner bereits 4 Monate später durch die politischen Umwälzungen sich gezwungen sah, von allen Ämtern zurückzutreten.
>>>>> Link zu Julius Kirschner
>>>>> Link zum FC-Kötzting 


Im Dritten Reich wurde das Gasthaus - Karl Lindner war nie Mitglied der Partei -  trotzdem auch von der NSDAP genutzt und für Sprechabende eingeladen. Im Oktober wurde im Rahmen solch eines Sprechabends die Bevölkerung an die angeordnete Grußpflicht gegenüber der Hakenkreuzfahne erinnert.


Unabhängig von der Tatsache, dass die NSDAP das Lindnersche Brauereigasthaus als Parteillokal bezeichnet hatte, war KL - wie oben bereits erwähnt - nicht nur nie Mitglied der NSDAP gewesen, sondern stand dieser Partei wohl auch insgesamt abweisend gegenüber, was ihn in der Nachkriegszeit zu einem wichtigen Zeugen bei manchen der Spruchkammerverfahren gemacht hatte.
Im Spruchklammerverfahren gegen Dr. Paul Weißenberger, einem  - trotz Zwangsmitgliedschaft bei der NSDAP - erklärtem Gegner der Partei erklärt einer seiner Entlastungszeugen, dass er Dr. Weißenberger sogar gewarnt hatte, dass der Ortsgruppenleiter Rümmelein in einer Parteisitzung gedroht und angekündigt hatte: " er würde das Komplott bei Lindner noch ausheben" (Sta Landshut Spruchkammerverfahren LK Kötzting ).
In einem längerem Interview mit dem schon lange verstorbenen Herrn Josef Schödlbauer - einem Schwager des oben erwähnten Dr. Weißenberger - habe ich erfahren, dass Josef Schödlbauer bei einem Heimaturlaub von der Front im Zweiten Weltkrieg von Karl Lindner aufgefordert worden war, zu ihm heraus zu kommen und zu berichten. Als Schödlbauer KL von seinen Erfahrungen an der Front Bericht erstattet hatte, sagte KL unverblümt zu ihm, dass er persönlich davon überzeugt sei, dass dieser Krieg bereits verloren sei.
Hier noch zum selben Thema ein zusätzliches handschriftliches Schreiben, das Karl Lindner zur Entlastung eines Kötztinger Finanzbeamten geschrieben hatte.
StA Landshut Spruchkammerakten LK Kötzting Nr. 2220





Doch zunächst zurück zum Anwesen:

Im Jahre 1935 kam es dann erneut zu einem Brandereignis, das aber einigermaßen glimpflich abging.
Bei de Kötztinger Zeitungen berichteten von dem Ereignis.





DIA-Repro 2049 Aus dieser Panoramaaufnahme aus den Dreißiger Jahren, kann man gut erkennen, dass das Anwesen um den Bierkeller am Berghang gewachsen ist, und das "Dampfwerk auch einen markanten Schornstein erhalten hatte.

Foto Josef Barth: Der frühere Lindnersche Baumweiher wurde in den 40er Jahren bereits nicht mehr ge/benutzt und der Antransport an die Gatter erfolgte mit einem Ochsengespann. Im Hintergrund die Hammermühle



Ein Stellungsangriff vom Lindnerbräu zum Ludwigsberg



In den Jahren des Dritten Reiches diente die Flusslandschaft des Sägewerks mit seinem Werkskanal und dem Regenfluss sogar einmal für eine militärische Übung. Hier eine Bilderserie von Josef Barth sen.
Die Aufgabe war wohl, einen Fluss zu überqueren und den Gegenhang  - hier den Ludwigsberg - zu erstürmen
Foto Josef Barth



Foto Josef Barth


Foto Josef Barth



Foto Josef Barth

Foto Josef Barth


Die Reste der 11. Panzerdivision


Gegen Ende des Dritten Reiches ergab sich die 11. Deutschen Panzerdivision den amerikanischen Streitkräften und diese ordneten an, dass die Männer der 11.PD mit all ihrem Tross und den Fahrzeugen in den Raum um Kötzting einmarschieren sollte, um sich dort dann endgültig den Amerikanern zu ergeben. 
Das Militärmaterial, welches die Amerikaner nicht gebrauchen konnten, verblieb zunächst auf den Wiesen rund um Kötzting und so eben auch auf den Hängen oberhalb des Lindnerbräus.
Foto Josef Barth: Aus dieser Wiese - unterhalb der heutigen Capiokliniken - tummeln sich heutzutage die Pferde des Lindnerbräus

Foto Josef Barth



Das Salettl im Garten - ein erster Biergarten


Neben dem Bierkeller am Ludwigsberg war im Garten auch ein "Salettl" gebaut worden und von dort gibt es eine der wenigen Privataufnahmen von Karl Lindner.

DIA-Repro 2168 Der Lindnerbräu mit seinem Salettl


DIA-Repro 615 Karl Lindner im Salettl



Bis in die 1970er Jahre war dies das gängige Bild des Brauereigasthofes mit der Sägemühle

Wie "wildromantisch" - um nicht zu sagen baufällig - die ganze Situation rund um das Sägewerk gewesen war, zeigt eine Aufnahme von Josef Barth aus den 40er Jahren. Flussaufwärts beim Lindnerwehr.
Foto Josef Barth: Das Lindnerwehr





Im September 1949 anlässlich seines 79. Geburtstages erhielt KL eine besondere Würdigung in der Zeitung:





Im Januar des Folgejahres -1950 -  wurde noch groß über den Kötztinger Hammerschmied Thomas Strunz berichtet, der 40 Jahre vorher sich sogar eine Hammerschmiede beim Sägewerk Lindner eingerichtet  und diese Werkstatt auch bis vor zwei Jahren - noch mit 83 Jahren - betrieben hatte.

Wenige Monate später war Karl Lindner Geschichte. Am 16.8.1950 verstarb der Major der Reserve Karl Lindner, der bereits 1946 seine Landwirtschaft und die Brauerei verkauft hatte.
Kötztinger Umschau

Kötztinger Zeitung




Bericht der Beerdigung in der Kötztinger Umschau





 






Heinrich Kolbeck und Krezenz Glasschröder


Eine bessere Zusammenfassung seiner Lebensleistung - vor und nach der Übernahme des Lindnerbräus -  als die Widmung anlässlich seines 70. Geburtstags ist fast nicht möglich. Daher vorab dieser Artikel aus der Kötztinger Umschau vom 24.5.1981.

Die Übergaberegelung, die Karl Lindner wohl ursprünglich ins Auge gefasst hatte, das Anwesen seiner "Anerbin", Therese Schmid zu übergeben, hatte sich als nicht tragfähig erwiesen und so konnten Heinrich Kolbeck und seine Frau Kreszenz, eine geborene Glasschröder, im Jahre 1946 - bei Lindners Nachruf heißt es dann 1948 -  das Brauereianwesen erwerben und 1951 dann die stillgestandene Brauerei wieder in Betrieb nehmen.
 
DIA-Repro 3487: Heinrich Kolbeck, der Lindnerbräu


Wenige Jahre später - Mitte bis Ende der 50er Jahre - entstanden die folgenden Luftaufnahmen des großen Anwesens mit der Brauerei, dem Gasthaus, dem Sägewerk und den landwirtschaftlichen Nebengebäuden.
Luftaufnahmen Sammlung Serwuschok

Luftaufnahmen Sammlung Serwuschok

Luftaufnahmen Sammlung Serwuschok

Wie auf dem letzten Bild schön zu sehen, gab es die Straße nach Blaibach noch nicht, sondern nur die ungeteerte Landstraße, die nach dem Lindnerbräu in Richtung Ludwigsberg abbog und weiter nach Hafenberg und Weißenregen führte

Auch wenn es später vor allem die Pferde mit ihren Gespannen waren, für die der "Lindnerbräu bekannt wird, gab es doch zu Anfang auch die ganz normale Landwirtschaft.
Auf dieser Wiese standen bis ca. 1950 noch die Reste der 11. PD, nun grasen hier die Kühe und heute nur noch die schweren Zugpferde des Lindnerbräus.

Links oben der Lindnerbierkeller, im Hintergrund der Ludwigsberg

 




 





Die Brauerei und der Gasthof: Vater und Sohn


Krämerarchiv: der alte Sudkessel





Fotos Sammlung Serwuschok Großumschläge: Der junge Braumeister

Wenn der Vater mit dem Sohne

Heinz und Heinrich Kolbeck




 
Foto Rabl-Dachs: Heinz Kolbeck an der Abfüllanlage










Der Lindnerstammtisch in den frühen Jahren



Sammlung Serwuschok Großumschläge
Mitte Frau Kolbeck und rechts neben ihr Heinz Kolbeck, 2. von rechts Karl Kolbeck.

Der Lindnersche Stammtisch schaffte es sogar einmal in den "Scheinwerfer" der Kötztinger Umschau, als Heinrich Kolbeck  sen. sich "verdächtig" lange am Tisch saß und sich sogar bedienen ließ. Frau Renate Serwuschok, die damals bereits den Kneippgedanken für Kötzting favorisierte, machte Heinrich Kolbeck dann gleich zu einem Vorreiter für Kötztings Entwicklung zum Kneippheilbad.
KU vom 28.5.1981




Auch Heinz Kolbeck jun. selber äußert sich zu den "Zuständen" am alten Stammtisch, wie er dem Reporter Peter Kallus frisch von der Leber weg erzählt.




DIA-Repro 2167; Die ganze Mannschaft vor dem Anwesen
von rechts  Herr Kolbeck, Heinz Kolbeck, Karl Kolbeck, Frau Kolbeck, ?, Theres Vogl Ludwigsberg,

Im Januar 1977 hielten die Kötztinger Fingerhakler ihr erstes Turnier ab und die Kampfstätte war der Lindnersche Stammtisch.

Es ist schon ein komisches Gefühl, wenn man bei einer Recherche dann unvermittelt auf sich selber stößt. Der Fotograf im Hintergrund - mit dem blauen Norwegerpulli und der Pocketkamera am Auge - ist der heutige Chronist der Kötztinger Häuserchronik........ansonsten kann man hier zentral gut Karl Höcherl und Zelzer Bepp erkennen. Da ich ja selber als Zuschauer auf dieser Veranstaltung gewesen war, habe ich tatsächlich noch das eine oder andere Foto in meiner eigenen Sammlung, wobei die damaligen Pocketkameras leider nur grottenschlechte Bilder gemacht hatten.
Foto Pongratz: Zelzer Bepp und der "legendäre" Wiesmeier Franz

Foto Pongratz: Der Wirt als Wettkämpfer....in den Siegerlisten taucht er dann allerdings nicht auf.
Der Wettkampfrichter war Artmann Raimund

Foto Pongratz: der junge Braumeister am Ausschank

Fast einem Liebesbrief auf die Brauereigaststätte Lindner/Kolbeck gleicht der Artikel, den drei Kötztinger über ihren "Lindner" verfasst haben und der die Situation beim Lindner vor der großen Renovierung sehr treffend und  detailreich beschreibt.



Der Lindnerbräu als Pension


Bis weit hinein in die 70er Jahre war der Lindnerbräu auch bekannt für seine günstigen Übernachtungsmöglichkeiten für Feriengäste, Handwerker und auch "Tippelbrüder", die von der Stadtverwaltung einen Übernachtungsgutschein für genau 1(!) Nacht ausgestellt bekamen.
Sammlung Serwuschok: Gästeehrung ganz links Heinz Kolbeck und rechts in der ersten reihe seine Eltern, Heinrich und Kreszenz Kolbeck.


Sammlung Serwuschok Großumschläge vom Dezember 1976




Das Lindnerbier



Viele Bilder haben sich erhalten, von der Brauerei, den Fassanstichen, und den Bierproben, um hier nur ein paar Beispiele zu bringen. 
Der Schankkellner bei der Geburtstagsfeier des Arndorfer Bürgermeisters Franz Bergbauer.


Das nächste Fass rollt an zusammen mit Brandl Wigg

Foto Rabl-Dachs: Starkbieranstich mit Bürgermeister Karl Seidl

Foto Rabl-Dachs: Bierprobe 1986: mit Theo Zellner-Sepp Karg - Heinz Kolbeck - Karl Seidl-Klaus Heiduk
Im Zusammenhang mit dem Bierverkauf/Versschleiß darf natürlich eine Person nicht vergessen werden, von der wir jedoch nur alte Bilder haben, den Bruder Karl Kolbeck, die gute Seele des Flaschenverkaufs und immer auf seinem Stuhl im Flez der Brauerei zu finden.
Hier ein Bild vom "Lindner" Karl aus der Kötztinger Jahnhalle, beim "Jetzt red I".
Sammlung Serwuschok, Karl Kolbeck in der Mitte, rechts vom Redner in der Jahnhalle.




 





Kolbeck Heinz - der Lindnerbräu - ein Mann mit vielen Leidenschaften 


Sehr umfangreich und auch sehr facettenreich ist das Archivmaterial, das wir vom "Lindnerbräu in unseren Sammlungen und von privater Seite haben. Ganz spezielle Bilder und Filme haben wir von Wolfgang Ludwig, einem Freund aus Kindertagen, und von Frau Christa Rabl Dachs erhalten.
Hier nun ein Kaleidoskop an Eindrücken aus seinem Leben als "DER" Lindnerbräu.

Fangen wir an mit ihm als dem Torschützenkönig von Kötztings Fußball-Jugendmannschaft, eine Liste (5. von links) , die er mit 17 Saisontoren unangefochten an der Spitze anführte. Den zweiten und den dritten Platz teilten sich danach Franz Wanninger und Wolfgang Ludwig(2.von links).


Natürlich war Heinz Kolbeck auch ein sehr aktives Mitglied im Kötztinger Burschenverein im Jahre 1971 sogar als 2. Vorstand zusammen mit Wolfgang Ludwig.

Krämer-Archiv Pfingstordner: Burschenkneipe im Amberger Hof mit Franz Amberger (Spitzi) mit weißem Hemd vor dem Fenster. Mitte rechts Hackl Franz und Heinz Kolbeck in bester Stimmung.


Krämerarchiv Bilderordner Pfingsten
Burschenkneipe 1968: Heinz Kolbeck mit dem kompletten Vorstand des Jahres 1969

Der Burschenverein nutzte gerne das Gelände der Lindnerbrauerei, als diese noch eine "Lindnerinsel" hatte.
Gartenfest des Burschenvereins auf der Lindnerinsel, dort wo heutzutage der große Parkplatz ist. Im Hintergrund kann man das alte "Salettl" erkennen. Die beiden Bedienungen sind Hans-Herbert Friedrich und Siegfried Mark.


KU über das Gartenfest des Burschenvereins im August 1971

Zusammen mit dem Burschenverein war er auch Teil der alljährlichen Sonnwendfeier auf dem Reitenberg

Sammlung Serwuschok: v.l. Kolbeck Heinz - Hutter Karl - x, Lerach Max, Riedl Robert, Tomaschewsky Udo, Ganser Fritz und x, Postbote.

Als Rosserer fing Heinz Kolbeck erst einmal langsam an und steigerte sich danach bis zum 6er Zug.

Sammlung Serwuschok: 



Und so wurde der Zug größer von Jahr zu Jahr.

Sammlung Serwuschok : Als Sechserztug

Foto Christa Rabl-Dachs: Heinz Kolbeck und Ludwig Wolfgang auf dem Sechserzug

 

Der Stadtrat Heinz Kolbeck

Von 1990 bis 1997 war Heinz Kolbeck Mitglied des Kötztinger Stadtrates und von seiner Vereidigung gibt es ein schönes Zeitdokument, wer damals aller neu in den Stadtrat gewählt worden war und daher vereidigt werden musste.

Foto Sammlung Serwuschok: v.l. Bgm Theo Zellner, Heinz Kolbeck, Wolfgang Kerscher, Fritz Bummer, x, Dr. Dieter Casaretto, Maimer Philipp

Zweimal tauchte HK in dieser Zeit und in dieser Funktion im Kötztinger Scheinwerfer auf.

Hier zusammen mit einigen neugewählten Kötztinger Stadträten


Auch im Zusammenhang mit seiner bevorstehenden Vermählung mit Ingeborg Hirtreiter, fand er sich im Scheinwerfer wieder.




 





Der Sänger und Freund der Musik


Das Attribut "musikantenfreundliches Wirtshaus" hat für den Lindnerbräu nicht extra erfunden werden müssen. Sänger und Musikanten waren hier immer schon gerne gesehen und auch der Wirt selber gehörte zu den begeisterten und begnadeten Mit- und Vorsängern, sogar Musikanten und gerne auch Dirigenten.

Herausragend war auch seine Rolle als Vorbeter mit dem uralten Sprechgesang sowohl beim Pfingstritt als auch an Fronleichnam. Kurz vor seinem Tode war es ihm noch ein Bedürfnis, dieses alte Brauchtum digital erhalten zu können und so wurde - unter der Ägide des damaligen Stadtpfarrers Mader und des Leitenden Zugordners Sepp Barth - eine CD aufgenommen, die diese einmalige Form, ein Gebet zu sprechen/singen, für alle Zeiten festgehalten worden ist.

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Foto Barth: v.l. Haymo Richter, Heinz Kolbeck, Josef Mathes, Sepp Schmuderer, Franz Hackl



 


 
Foto Barth: Die Vorbeter bei der alljährlichen Fronleichnamsprozession:
v.l. Hackl Franz, x, Kolbeck Heinz, Josef Mathes, Sepp Schmuderer, Richter Haymo 




Foto Rabl-Dachs Starkbierfest 1987

Foto Richter Gerald: Der stolze Vater beim Brautzug für seine Tochter Evi im Jahre 2012 

Foto Barth: eigentlich der Klassiker beim Brautzug, der Bräu auf einem Bierkistl und dabei den Kötztinger Marsch dirigierend.

 
Foto Rabl-Dachs: Dieselbe Situation an einem anderen Pfingstdienstag in Kötzting



Sammlung Richter Haymo, man beachte die "fein dirigierende" Handbewegung des Lindnerbräus.






 






Der Pfingstreiter und Pfingstbräutigam

Am 14. Mai 1974 endete das Rätselraten darüber, wer der diesjährige Pfingstbräutigam werden würde. Nach 23 Absagen erhielten Bürgermeister Karl Seidl und der Kötztinger Stadtpfarrer Rubenbauer die erlösende Zusagen. Heinz Kolbeck hatte die Wahl angenommen und Kötzting hatte seinen neuen Pfingstbräutigam.

Sammlung Serwuschok: Mai 1974: Heinz Kolbeck, Pfarrer Rubenbauer, Bgm Karl Seidl

Sammlung Serwuschok: das frischgebackene Pfingstbrautpaar 1974 Früchtl Evi und Heinz Kolbeck

Sammlung Serwuschok: Das ganze Team: v.l. Karl Rabl - Früchtl Evi - Heinz Kolbeck - Karl Dreger

 
Sammlung Stadt Kötzting Ausritt 1974



Sammlung Serwuschok: Nach der Kranzlübergabe beim Ritt zurück zur Pfarrkirche

Der Brautzug 1974

Sammlung Serwuschok: Der feierlicher Einzug in die Pfingsthochzeit 1974, angeführt vom damaligen Vorstand des Burschenvereins, Wolfgang Ludwig. Hinter Heinz Kolbeck dann Hans-Wolfgang Dittrich, der Bräutigam des Vorjahres und hinter ihm Haymo Richter und Karl Rabl.

Auch beim damals alljährlichen Standortball war das jeweilige Pfingstbrautpaar Ehrengast.
Sammlung Serwuschok: Beim Standortball


Bei der Pfingsthochzeit 1974 wurden auch Jubelpaare geehrt.
Foto Sammlung Stadt Kötzting: Von links:  Heinz Kolbeck, Elisabeth Barth geb. Krämer, Anni Schmid ("Post"), Franz Liebl, Evi Nieberl geb. Früchtl 

 
Foto Sammlung Stadt Kötzting: Eine fröhliche Runde bei der Pfingsthochzeit 1974 
v.l. Horst Zigan, Elisabeth Zelzer geb. Karg, Franz Zelzer, Karl Rabl, Ilse Rabl, Paula Hamsa, Heinz Kolbeck, Evi Nieberl geb. Früchtl, x, Karl Dreger, Hintergrund Georg Sperl, Wolfgang Ludwig 

Der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kötzting von A. Ph. Henneberger


Jahre später - 1984- war das Pfingstbrautpaar von 1974 selber Teil eines Treffen der "Ehemaligen" 


Foto Sammlung Stadt Kötzting: v.l. Franz Traurig, Karin Bergmann, Evi Nieberl, Heinz Kolbeck, Sepp Schwarz 

Sammlung Ludwig: Wolfgang Ludwig und Heinz Kolbeck auf den Norikern des Lindnerbräus.

2012, beim großen Jubiläumsritt war HK mit einer großen Gruppe seiner "Noriker" dabei beim Ritt.
Foto Rabl-Dachs: Wolfgang Kolbeck (Gams) - Heinz Kolbeck - Michael Fuidl
in der zweiten Reihe: Heinz Kolbeck jun. und Anton Simeth


Im Jahre 2014 wurde er dann als "Jubler" geehrt.

Foto Barth Sepp: v.l. Dr. Karl Rabl - Heinz Kolbeck - Evi Niebler

2014 Foto Barth Sepp: v.l. Dr. Karl Rabl - Heinz Kolbeck - Kaplan Eldivar:   „Divi“ Eldivar Pereira Coelho - Evi Niebler - Kroher Traudl- Sepp Schödlbauer
 
Foto Christa Rabl-Dachs: 2017 erhielt er das "Bandl" für 60 Rittteilnahmen



 




 




Der Kapellenbau  zu Ehren des Bruders Konrad



Seit jeher gab es beim Lindnerbräu - eigentlich ein Anachronismus für eine Gastwirtschaft in einem Fremdenverkehrs- und Ausflugsgebiet - die Festsetzung, dass am Sonntag der Wirtsbetrieb grundsätzlich geschlossen blieb. Heinz Kolbeck stellte auch immer seinen Bezug zur Religion als seinen Beweggrund heraus.
Im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Brauereigaststätte kam dann wohl seine Idee auf, diese seine tief verwurzelte Religiosität. sich ein bleibendes Bauwerk zu schaffen und so wurde das altehrwürdige Braustüberl - ohne jedoch den denkmalgeschützten Kachelofen zu tangieren - in eine Kapelle zu verwandeln, die er dem in dieser Gegend bekannten Bruder Konrad weihen lassen wollte.
So gelang es ihm auch den damaligen - nacheinander - Bischof, Erzbischof und Kardinal Gerhard Ludwig Müller anlässlich dessen jeweiligen Teilnahmen am Pfingstritt  zu einer Besichtigung des Bauwerkes zu bewegen und dann sogar die Einweihung der Kapelle vom damaligen Diozesanadministrator Gegenfurtner durchführen zu lassen; eine Einweihung, die wegen des großen Interesses per Videoübertragung in die Lindnerhalle übertragen werden musste. 


Foto Pongratz: Der alte Kachelofen des Bräustüberl als Gegenstück zu Altar in der Bruder Konrad Kapelle

Foto Pongratz: Die Gegenseite

Foto Pongratz: Der verstorbene "Lindnerbräu" ist natürlich präsent






Foto Pongratz: 

Foto Pongratz: 

Foto Pongratz: Die Totenbretterguppe für die Vorbesitzer Mühlbauer - Stoiber - Lindner - Kolbeck


Schon im Jahre 2010 hatte sich HK auf den Weg nach Rom gemacht, was nicht ohne Schwierigkeiten bewältigt  werden konnte, weswegen er dann erneut wieder einmal im "Scheinwerfer" landete.


Die Verbindung zu Erzbischof Gerhard Ludwig Müller war nie ganz abgerissen, so dass sich eine Gruppe von Kötztinger Pfingstreitern auf den Weg machte, um bei seiner Weihe zum Kardinal in Rom vor Ort dabei zu sein.


Foto Barth: v.l. Fritz Bummer mit der Landfahne - Kardinal Gerhard Ludwig Müller - Dr. Dieter Casaretto - Heinz Kolbeck mit der Marktfahne

 




 



Die Lindnerhalle und ein Weltstar



In den 90er Jahren wurde aus dem Sagmühlgebäude eine neuer großer Veranstaltungsort geschaffen, die Lindnerhalle, der man jedoch allezeit anmerkte, dass der Umbau nicht nach akustischen Gesichtspunkten erfolgt war. Während früher bereits die "Lindnerinsel" den verschiedensten Vereinen für Wochenend- bzw. Sonntagsveranstaltungen - wenn eben der Gasthof geschlossen war - zur Verfügung gestanden hatte, war dies nun ein von den Wetterkapriolen unabhängiger großer Veranstaltungsort, wo sich dann im Laufe der Jahre viele Vereine mit ihren Veranstaltungen fest im Jahreskalender des Lindnerbräus festmachten.



 Nur am Pfingstwochenende gab es eine Ausnahme von der Sonn- und Feiertagsregel.


Sir Bob Geldof in der Lindnerhalle


In der Kötztinger Aufbruchstimmung in den 90er Jahren wurde von der Stadt Kötzting eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen, die "Begegnungen".  Unter der Festspielleitung von Thomas Stammberger - in der Anfangszeit zusammen mit Nicol Putz - wurde eine bunte Mischung an Künstlern und Vorstellungen angeboten, die von Streetart und Aktionskünstlern bis hin zu namhaften Comedians und großen und bekannten - bayerischen aber auch internationalen - Namen reichte.
Manche dieser "Hauptakts" fanden in und vor der Jahnhalle statt, manche allerdings auch beim Lindner. Konstantin Weckers - im Nachhinein weiß man, woher dieser Mann seine unbändige Energie hatte an diesem Abend - Auftritt ist heute noch Legende und auch an Ottfried Fischer erinnert man sich noch gerne. Ich persönlich habe den warmen Sommerabend mit Rainhard Fendrich auf dem Jahnplatz sehr genossen, auch wenn das Publikum damals erwartet hatte, dass er - ähnlich wie Konstantin Wecker - seinen Auftritt bis ins Unendliche verlängern würde/sollte/müsste.
Jedenfalls war der Auftritt Fendrichs finanziell ein großer Erfolg, weshalb die Verantwortlichen für die nächsten "Begegnungen" ganz tief in die Kasse greifen wollten und nach den Sternen griffen.
JJ Watts, die Seer und Bob Geldof (Sir Bob Geldof war damals bereits eine britische Legende mit seinen früheren Boomtown Rats und den 1985er Live-Aid Konzerten) sollten nach Kötzting kommen.
Die Begegnungen 1996 sollten mit all ihren Events eigentlich der bisherige Höhepunkt dieser Veranstaltungsreihe werden, doch Petrus wollte es anders. Es kam einer der regenreichsten Sommer der vergangenen Jahre und sämtliche Freilandveranstaltungen fielen buchstäblich ins Wasser. Es zeichnete sich bereits zwei Wochen vor dem großen Event ab, dass auch das vorgesehene Wochenende miserable Wettervorhersagen hatte, weshalb die Veranstalter in ihrer Verzweiflung auf die Idee kamen, die Lindnerhalle - siehe meine Anmerkung über die dortige Akustik - für den Auftritt der großen Stars zu nutzen.
In diesem Sommer gingen übrigens auch die Veranstalter des großen Sarchinger Open-Air-Festivals pleite, weil diese ebenfalls in diesem Jahr die ganz großen Acts eingeladen hatten. (ZZ-Top zum Beispiel) 
Ich tue mich sehr schwer, aus meiner Erinnerung, die Anzahl der Besucher dieser Veranstaltung zu schätzen, aber, da die Halle weniger als zur Hälfte gefüllt war, liege ich mit ca. 250 Personen sicherlich nicht weit von der Wahrheit entfernt, wobei wir - als Familie - . allein 8 Personen zu dieser Menge beigetragen haben.
Ich habe mich schon öfter gefragt, was Bob Geldof wohl auf die Frage antworten würde, was denn sein skurrilster Auftritt gewesen sei. Vermutlich wäre sein Ausflug in den Südosten Bayerns da ziemlich weit oben auf seiner Liste gelandet. Der Bassist seiner Band hatte seinen Riesenjoint offen zwischen den Wirbeln seines Basses stecken, welchen - die Tüte und nicht den Bass -  er mehrmals nach kurzem Abbrennen dann ins Publikum schnipste.
Ich hatte in diesem Jahr 3 meiner Neffen und Nichten aus den USA zu Besuch, die nach ihrem 14tägigen Trip nach "Good old Europe" ziemlich beeindruckt wieder nach Hause fuhren; zuerst Bob Geldof in Kötzting und danach auch noch " Heroes del Silencio" und "ZZ-Top" in Sarching.
Meinen Töchtern - Jahrgänge 1981-86 - blieb von dem ganzen Auftritt in der Lindnerhalle vor allem eines im Gedächtnis: Gleich beim Eingang in die Halle gab es einen HIV-Aufklärungsstand mit kostenlosen und farbigen Kondomen zum Mitnehmen.
Nachdem die Stadt Kötzting - anders als die Veranstalter in Sarching - ja schlecht bankrott gehen konnte, schlossen die Begegnungen des Jahres 1996 mit einem Riesendefizit ab, was die Verantwortlichen dazu brachte, zunächst das Konzept abzuändern und wenig später dann ganz einzustellen.







 




Die Pfingstbraut beim Jubiläumsritt


Manchmal passt einfach alles zusammen und so passt es auch gut ins Bild, dass die Tochter des Hauses beim großen Jubiläumsritt - 600 Jahre Kötztinger Pfingstritt - als Pfingstbraut in der Mitte des Geschehens stand.


 
Christa Rabl-Dachs Patrick Aschenbrenner - Evi Kolbeck - Bernd Huber - Patrick Sperl
Beim Ehrentrunk vor dem Alten Rathaus versammelten sich dann auch die stolzen Eltern.
Ingeborg Kolbeck, geb. Hirtreiter, Heinz Kolbeck und Frau Hirtreiter, geb. Kolbeck

Foto Sepp Barth: die Väter des Brautpaares und der Begleiter 2012







 




Standesbewusst im Leben und im Tode


Wer jemals beim Brautzug am Pfingstdienstag den Lindnerbräu - auf seinem Bierkistl stehend - dirigieren hat sehen, konnte einen einen guten Eindruck davon bekommen, wie sehr Heinz Kolbeck auch die Rolle als "der Lindnerbräu" verinnerlicht hatte.
Leider hat Facebook im Jahre 2016 die Aufnahme so stark verkleinert, dass die Qualität der Aufnahme gelitten hat, aber ich denke das Wesentliche kommt durch.


Passend dazu - und auch hier benutzte er das Motiv als das eines Dirigenten -  ist auch die Einladung zu seinem 60ten Geburtstag, die er in der Presse veröffentlichte.



Auch dazu bekam er wieder einen Auftritt im "Scheinwerfer"



Hier eine Aufnahme mit seinem Freund Wolfgang Ludwig, von dem ich auch die folgende Filmaufnahme erhalten habe. Im Bildhintergrund an der Wand übrigens die Portraits von Karl Lindner jun. und sen. zwei Personen, deren Erbe HK selbstbewusst weiterträgt.

Mir ist auch bei mehrmaligen Ansehen nicht klar geworden, ob HK hier wirklich Posaune mitspielt, oder nur seine Freude an der Musik mit der Posaune ausdrückt, eine Zeichen für Lebensfreude ist es jedoch allemal.


Schon sehr früh wusste er, dass seine heimtückische Krankheit ihm keine lange Lebensdauer mehr gönnen würde. Trotz oder vielleicht sogar wegen dieses Wissens blieb er seinem Standesbewusstsein treu und legte selbst noch die Regeln für seine "Leich" fest, die es wohl in dieser Form weder vorher gegeben hatte, noch in der Zukunft je wieder so geben wird. 

Am 3.5.2018 verstarb Heinrich Kolbeck mit gut 67 Jahren.


Stefan Weber, der Redaktionsleiter der Kötztinger Umschau beschrieb den Gedenkgottesdienst in seinem Bericht über den Verstorbenen.



Als das Duo Peter Kopp „Stellt’s meine Ross in Stall“ spielt, haben viele Kirchenbesucher Tränen in den Augen. Es war eines der Lieblingsstücke von Heinz Kolbeck. Die beiden spielen das Stück zum Ende des feierlichen Requiems, das für den vor einer Woche verstorbenen Lindner-Bräu am Freitagnachmittag in der Stadtpfarrkirche abgehalten wird. Hunderte Trauergäste – so viele, dass im Pfarrhof noch Bänke aufgestellt werden müssen, sind gekommen.
Auf Wunsch des Verstorbenen wurde Kolbeck bereits am Dienstag im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Weißenregen beigesetzt. An diesem Tag gibt es für die vielen Vereine, Freunde und Gäste der Brauereigaststätte die Möglichkeit, in einem Gottesdienst Abschied zu nehmen.
Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: die Kötztinger Pfarrkirche war gefüllt beim Gottesdienst für Heinz Kolbeck


Der Pfingstritt als roter Faden

Mit den Klängen des Marsches, mit dem der Pfingstritt aus der Innenstadt geleitet wird, ziehen die sieben Geistlichen mit Hauptzelebrant Dekan Herbert Mader in die Stadtpfarrkirche ein. Entsprechend endet der Gottesdienst gut eine Stunde später mit dem Te Deum, so wie es auch der Pfingstritt jedes Jahr tut. Fünf Redner würdigen im Anschluss an das Requiem das Leben und Wirken von Heinz Kolbeck. Bürgermeister Markus Hofmann stellt die Frage, „was wäre Bad Kötzting heute ohne den Lindner-Bräu?“, dem die Tradition, vor allem die Pfingst-Tradition seiner Heimatstadt, sehr am Herzen gelegen habe. „Am Stammtisch geht der ,Pfingstschmatz‘ ganzjährig“, sagt er. Er würdigt auch seine Verdienste als Vorbeter bei Flurumgängen und vielen anderen Gelegenheiten über die Jahrzehnte hinweg. Seine kräftige Stimme –die nun verstummt sei – habe ihn schon als Kind beeindruckt. Noch im Februar seien deshalb Tonaufnahmen gemacht worden, um sie für künftige Generationen bewahren zu können.
Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: Seine Mitsangeskollegen von Pfingstritt und Fronleichnam beim Trauergottesdienst
Zwei Rosenkränze, so hatte es Heinz Kolbeck gewollt, sollten für ihn gebeten werden. Einer nach seiner Beerdigung am Dienstag, der zweite vor Beginn des Gottesdienstes. Vorbeter waren Haymo Richter, Sepp Mathes, Sepp Schmuderer und Franz Hackl

Belegschaft sagt danke

Corinna Schelz blickt für die Belegschaft auf ihren Chef zurück. Sie erinnert sich daran, als Heinz Kolbeck in der vierten Woche der Fastezeit dieses Jahr, als das Starkbierfest gefeiert wurde, zu ihr gesagt habe: „Etz derfst bold aaf mei Leicht geh.“ Er habe leider damit recht behalten. Die Angstellen nähmen an diesem Tag Abschied „vo an guaden Chef“, wie Schelz sagt. „Dank schee für alles, s’Locha, an Schmaz, dei Wesen.“
Dass der Lindner Heinz sehr musikalisch war, zeigt sich in der Gestaltung des Gottesdienstes. Ob die Familie Hiltner-Hirtreiter, der Arnbrucker Viergesang oder der Männergesangsverein aus Chamerau – allen war er zeitlebens Unterstützer und alle tragen zum Requiem bei.
Soweit Stefan Weber in seinem Bericht über den Gedächtnisgottesdienst

Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: Corinna Schelz nahm für die Belegschaft Abschied vom "Chef"

Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: Der zweite Wunsch war, dass jeder, der ihm an diesem Tag die letzte Ehre erwiesen hatte, zum Lindner-Bräu eingeladen wurde- und zwar mit Blasmusik. Es sei der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen gewesen, erklärte Pfarrer Herbert Mader am Ende des Gottesdienstes.


Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: Die Weißenregener Blaskapelle spielte die Trauergesellschaft zum Leichentrunk zum Lindnerbräu


Das war sicherlich bereits zu seinen Lebzeiten ein großer Trost für Heinz Kolbeck, dass seine Tochter Eva-Maria Kolbeck bereit stand und bewiesen hatte, in der Lage zu sein,  um in seine Fußstapfen zu treten

Foto Alois Dachs und Christa Rabl-Dachs: