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Donnerstag, 8. September 2022

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 48 "beim Weiß auf der Höh"

Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden. 

Alte Hausnummer 48
Beim "Weiß auf der Höh"


Sammlung Schwarz 010: Eine tolle Farbaufnahme von Herrn Schwarz mit dem Kötztinger Malerwinkel und dem Gasthaus "Weiß auf der Höh" am oberen Ende, später das Gasthaus und die Metzgerei Ritzenberger


Ausschnitt aus Bayernatlas.de von 1831

Dieses Anwesen sticht als ein Marktlehen inmitten von umgebenden Häusern heraus.
Leider nur als unvollständiges Fragment erstellt, kennen wir aus dem Jahre 1655 ein Grundbuch des Klosters Rott, das der Schreiber, der Rottische Probsteiverwalter Adam Türrigl, nie fertiggestellt hatte, in dem dieser die Marktlehen in der Reihenfolge, wie sie im Straßenverlauf standen, aufgelistet hatte und deren genaue Verortung durch die Benennung der Nachbarn erfolgte.



In diesem Grundbuch wurden nur die Marktlehen aufgeführt, die Häuser wurden übersprungen.
Dort finden wir als Besitzer Georg Löffler.
HStA München Landshuter Abgabe KL Grundbuch B2

"Herr Georg Löffler hat ain Behausung aufm Pühel zwischen Georgen Pfeffer Schlossern und Georgen Mayr Preumaistern, darzue gehört ain halb Marckhtlehen, mit nachfolgenten Grundt und Poden."


Ist es möglich, auch ohne weitere detaillierte Urkunden, weitere Besitzer des Anwesens herauszufinden? 
Eine Beweisführung durch Steuerlisten:


Es gibt aus den Jahrzehnten zuvor mehrere Steuerlisten (1586,1610,1620,1638) die alle idR die Reihenfolge der Marktlehen nacheinander abbilden, so wie sie im Straßenverlauf standen.
Nach all den Marktlehen oberhalb des alten Rathauses folgt in der Liste nur noch ein einziges Anwesen, bevor es in der Liste  dann mit der Marktmühle und danach auf der andere Flussseite -  jenseits der Pruckhen - mit den zwei Marktlehen weitergeht, bevor die restlichen Mühlen  und der Gschwandhof folgen.
Diese Listenstruktur folgt der von 1655, die uns ja eine genaue Lagebeschreibung bringt. 
 
Diese Reihung ist deswegen so interessant, weil genau an dieser Stelle in der Liste - vor dem Sprung auf die andere Regenseite mit den Lederern - eben die Besitzer unseres gesuchten Anwesen zu finden sein müss(t)en. Hier einige Beispiele aus Steuerlisten unterschiedlicher Jahrzehnte.
1584 Sebastian Imber
HStA München KL Rott 12 von 1584

"Sebastian Imber mit einer Zahlung für ein Marktlehen
Hans Georg Spager (?) Marckhtmüller
Georg Spager (?) von der Sagmüll
Hannß Pränntl von der Wißmüll und Thail
Ander Märkh
l  (=Lederer)

Als nächstes existieren Steuerlisten des Klosters Rott aus den Jahren 1610 und 1620 und dort findet sich - an den richtigen Stellen - jeweils mit der Gebühr für ein Marktlehen und vor dem jeweiligen Marktmüller:

1610 Peter Kheckh, Khueffer  - vor dem Marktmüller Höhel
1620 Peter Kheck - vor dem Marktmüller Höhel

HStA München KL Rott 10 von 1620
"Peter Kheckh
Michael Höhel Marktlehner
Georg Märchl Lederer"

1638 dasselbe Bild: Augustin Schweikhl - mit der Abgabe für ein Marktlehen - in der Liste genau vor der Marktmühle, danach kommen die Lederer vom Regenufer
1650 Georg Löffler in der Liste der Marktlehner - die Marktmühle ist kein Marktlehen - in der Liste vor den Lederern auf der anderen Regenseite - diese sind Marktlehner-. Dieser ist wiederum durch die Benennung seiner Nachbarn eindeutig nachgewiesen.
Auch 1670 finden wir Hans Pirckl - mit der Abgabe für ein Marktlehen - in der Liste genau vor der Marktmühle. Dieser neue Besitzer wiederum ist durch eine Schuldübertragung an anderer Stelle ebenfalls als korrekt bereits nachgewiesen.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2 Liste von 1670 hier Hans Pierkhl
Hans Perkhl
Markhtmiller
Hans Passauer (=Lederer)
Hanns Markhart
Aus dem Jahre 1672 wir kennen ebenfalls durch ein anderes Dokument, eine Übertragung einer Grundschuld, den nächsten Besitzer, den  Bäcker Hans Raab:
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 Liste von 1672: Nun steht ein Hans Raab vor dem Marktmüller Georg Billich.

1688, bei der Steuerliste der Kirchentracht für den Kötztinger Pfarrer, werden die Häusler nicht ausgenommen, weshalb die Listenstruktur nun etwas anders aussieht. Allerdings kann man wegen der unterschiedlichen Summen die jeweiligen Marktlehner von den Häuslern leicht trennen.
Hans Raab ist weiterhin der Besitzer.
HStA München  GL Fasc. 1829_62 Kirchentracht und Einkommenslisten des Pfarrers in Kötzting 1688 
"Hans Raab, das einzige Marktlehen inmitten von Häusern und vor der Marktmühle.

Beweisführung Ende

Mit aller Vorsicht möchte ich die Liste der Besitzer seit dem Ende des 16. Jahrhunderts so ergänzen:

Sebastian Imber
Peter Keck, Küfer
Augustin Schweikl
Georg Löffler
Hans Pierckl
Hans Raab

So, nun gilt es nachzusehen, ob sich von diesen Personen noch Nachweise in anderen Dokumenten finden lassen, auch wenn die Zuordnung zu dem "Haus auf dem Pühel" nur auf der obigen Beweisführung beruht.

Sebastian Imber



Bei "Sebastian Imber" ist es schon mal nicht eindeutig. In der Kirchenrechnung von 1593 finden wir einen Sebastian Imerl als Bürge für Wolfgang Billich und erneut als Sebastian Imerlein für einen ebensolchen für Sebastian Haugenhofer in den Kirchenrechnungen, Bei der damals sehr freizügigen Schreibweise für Namen spricht einiges dafür, dass es sich um dieselbe Person handelt. Dieser Beleg - in ein und demselben Rechnungsband findet sich auch sein Nachfolger Peter Keck als Bürge - bedeutet aber nicht, dass diese beide Bürgschaften in diesem Jahre und vor allem nicht zeitgleich erfolgt sind, da diese Einträge immer wieder neu in die jeweiligen Rechnungsjahresbände wortgleich übertragen wurden. Da der Band von 1593 der erste Band ist, den es im Kötztinger Pfarrarchiv gibt, kann auch das genaue Datum der Bürgschaftsstellung nicht ermittelt werden. 

Peter Keckh

Bei der Küferfamilie Keck schauts dann schon mal ganz anders aus.
Eine erste Erwähnung eines "Petter Khöckhen" lässt sich in einer Schuldnerliste aus dem Jahre 1588 finden.
Hauptstaatsarchiv München Rep 92 Verz 8 Fasc 70 Nr. 212 Pfarrhofbau zu Kötzting 1587 -1624
36 Kreuzer ist der - offensichtlich verstorbene - Herr Sigmund unserem Peter Keck noch schuldig.
Im Jahre 1593 - eine Überschneidung siehe oben - ist er Bürge für den Arndorfer Bauern Hofer Leonhard.
Im Jahre 1601 steht Peter Khöckh vor Gericht wegen eines "Raufhandels", welcher blutig ausgegangen war.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfgchtsrechnung von 1601
"Peter Khöckhen Burgern und Khueffern zu Khözting hat mit Andreen Furthmüller Schneider bei Hannsen Raben dem Jüngern ain Raiffhandl gehabt, das er ain pluetrunstschaden In dem Kopf empfangen, derwegen denselben Im Ansehung seiner Unvermögenheit gestrafft per 1 fl 18 Regensburger Pfennige thuet 4 Schilling Pfennig."


1602 finden wir Peter Keck als Zeuge bei der Schuldverschreibung des Hans Steydl zu Beckendorf.
1606 steht er erneut vor dem Landrichter, dieses Mal geht´s um die Beleidigung des damaligen Kammerers Michael Zaglmann durch den Sohn des Peter Keck, dessen Vorname leider nicht angegeben ist, denn dies hätte ein Hinweis auf eine Lösung bei der Häuserchronik für das Haus Nr. 36 (Denkscherz) sein können.

Am 2.5.1611 verschreiben Peter Keck und der Marktmüller Michael Höhel einen Schuldschein für Hans Engelmeier aus dem LG Mitterfels über 80 Gulden.
StA Landshut Regierung Straubing A 4392

"Porgschafft oder Schuldbriev

Peter Kheckhen, Khueffer und Michael Hohell Marckhtmüller beede burger des Raths zu Khözting geben Hannsen Englmair von Bruckh  Mitterfelser Landgerichts ain Schuldtbrieff umb 80 fl von einem Jar auf ander, Gilltzeit Georgyi dis Jars anfachendt. Ein viertl Jar der Auffsagung. Verporgt die selben auf allen zwen Hab und ime allen nichts ausgenomben. Ist ein unverschaideenlicher Porgschafft  .....
Actum den 2. May Anno 1611"
Im Jahre 1616 (JHStA München GR 183/26 Brauwesen) wird er für "neue Vass ins weisse Brauhaus geliefert und gearbeitet" bezahlt. Das damalige (churfürstliche) Weiße Brauhaus hatte seinen Keller in dem jetzigen Langhaus (in Nord-Süd-Richtung) der Bärwurzerei und Whiskeybrennerei Liebl in der Jahnstraße, später der sogenannte Kollmaierkeller.
Natürlich arbeitete der Küffer auch für das Kommunbrauhaus des Marktes. 1 1/2 Gulden erhielt er im Jahre 1621 "umb verrichte Arbeit und Pindterlohn und neue Vass"


Erst im Jahre 1638 können wir wieder einen Besitzer auf dem Haus belegen, es ist ein Augustin Schweikl.

Augustin Schweikl und Anna


HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R1 von 1638

"Augustin Schweickhl vom halben Lehen"
Durch die sowohl vor ihm, als auch durch die nach ihm auf der Liste stehenden Marktlehen weist alles auf unser Anwesen hin.
Im Jahre 1635 hatte er bereits sein Bürgerrecht erworben, mit 4 1/2 Gulden steht er in der ersten überlieferten Kötztinger Marktrechnung.
StA Landshut Markt Kötzting MR von 1635
"Nitweniger von Augustin Schweikckhl welcher sich gleichfalls verbürgert empfanngen 4 fl 30 kr"
Im April 1641 wird dem Paar ein Mädchen geboren und auf den Namen Katharina getauft
PfA Kötzting Matrikel Band 1 Seite 329

Viel Freude wird die Mutter an ihrem Neugeboren nicht gehabt haben, denn diese verstirbt bereits gut 2 Monate nach der Geburt und durch ihren Sterbeeintrag erfahren wir auch ihren Vornamen, Anna.
Am 16.6.1641 stirbt Anna Schweikl.
PfA Kötzting Matrikelband 1 Seite 583
" Den 16. dito, ist dem Augustin Schweigl Burger zu Közting, sein Hausfrau gestorben, mit Namen Anna."
Weniger als 2 Monate nach dem Tode seiner Frau heiratet der Witwer und Bürger Augustin Schweikl erneut, diesmal die Witwe Margaretha Löckher aus Zeltendorf. Das Kind - vielleicht waren es auch mehrere, wir sind ganz am Anfang der Kötztinger Pfarrmatrikel - hat wohl überlebt und dies dürfte auch der Grund gewesen sein, dass der Vater und Witwer ohne Einhaltung der üblichen Trauerzeit von einem ganzen Jahr so schnell wieder geheiratet hat.
Wenig Spuren hat Augustin Schweikl in den Akten hinterlassen:
Im Jahre 1650 taucht er mit Quartierskosten gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges mit 3 Gulden auf.
StA Landshut MArkt Kötzting MR von 1650

"Augustin Schweickhl alhir , aht zu Abferttigung des Fendrichs hergelichen, welches Ime wider bezalt worden 3 fl"

So wie Augustin Schweikl plötzlich in Kötzting im Jahre 1635 aufgetaucht ist, so plötzlich und ohne Spuren verschwindet er auch wieder.
Es gibt nur noch eine Fundstelle, die auf diese Familie hinweisen könnte.
Im Jahre 1661 verstirbt eine Bewohnerin des Kötztinger Spitals und deren Habseligkeiten werden verkauft. Eine Käuferin ist eine Katharina Schweikl, mutmaßlich die im Jahre 1641 geborene Tochter des Augustin.
StA Kötzting Spitalrechnung von 1661

" Als die Eva Esterlin aus dem Spital verstorben, Ist deren hinderlassnes schlechte Halsgwandl der dirn Catharina Schweikhlin verkaufft worden per 2 fl"

Im Jahre 1650 jedenfalls finden wir auf dem Marktlehen, wie eingangs bereits berichtet, Hans Georg Löffler.
HStA München Landshuter Abgabe KL Grundbuch B2
 

Hans Georg Löffler und Magdalena


Hans Georg Löffler findet sich in den Akten bereits seit dem Jahre 1626, als er als Bürger und Gastgeber angegeben ist. Aus diesem Grund war es für mich erneut eine Aufgabe, die oben angegebene Besitzerfolge erneut auf ihre Plausibilität zu untersuchen, besonders deswegen, weil im Status animarum der Pfarrei er ebenfalls auftaucht, in Kombination mit seinem Nachfolger.
PfA Kötzting Status animarum
"Marckt Kötzting
Geörg Löffler Magdalena ux(or = Ehefrau)
Margaretha filia

Hans Pürckhl   ux. Eva
Anna filia Anna 16 Jahre
Barbara ancilla (=Magd)"



Auch wenn´s auf den ersten Blick nicht so aussieht, aber dies sind zwei unterschiedliche Handschriften und aufgrund der Altersangaben bei den Kindern konnten bereits vor vielen Jahren die Einträge der zweiten Handschrift grob auf den Zeitraum von 1656 eingrenzt werden.
Wir wissen auch, dass im Jahre 1653 Georg Löffler sein "Haus auf dem Pichl" an Hans Pierckl verkauft hat.
Als der Pfarrer 20 Jahre nach der ersten Seelenbeschreibung (1636) dann erneut seine Schäflein zusammenstellte, hat er sicherlich nicht Rücksicht auf zwischenzeitliche Veränderungen im Immobilienbesitz berücksichtigen können. Also hat er aus der Sicht des Jahres 1656 den Pürckhl korrekt auf dem vorherigen Anwesen des Löffler angeführt, auch wenn dieses mittlerweile gewechselt hatte. Nun noch einmal zur Überprüfung der eingangs zusammengestellten Besitzerliste
In der Rechnung des Klosters Rott von 1638, in der Augustin Schweikl von mir weiter oben als der "richtige" Besitzer des Marktlehens herausgearbeitet wurde, ist auch Georg Löffler zu finden, allerdings nur als Besitzer einer Sölde, also definitiv als der eines anderen Gebäudes.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R1 von 1638
Georg Löffler von der Sölden


In den Jahren des Umbruchs nach den Schwedeneinfall haben sich viele Eigentumsverhältnisse verändert - und dies wohl auch mehrfach-, denn einen ersten Eintrag mit Georg Löffler finden wir bereits im Jahre 1626, mit ihm als Bürger und Wirt. Söldner, als der er 1638 seine Steuern bezahlte,  durften per Definition kein Bier ausschenken. Die Sölde, auf der ich ihn zu dieser Zeit verorte, ist heutzutage das Textilhaus Gartner.
Der Eintrag über den Wirt ist so besonders, dass ich ihn hier vorstellen möchte, auch wenn der Vorgang auf einem anderen - bisher unbekannten - Anwesen Georg Löfflers passiert sein muss

"Aufgab auf gefangne 
Malefiz persohnen
Erste.
Nachdeme Hannß Fleischman ein Pueb bei 20 Jahren allt, ainen Eibischen nacher Rundting gehörigen Underthan, Wolfen Schreiner von Niesassen als derselbe bei georgen Löffler burgern und Gastgebern zu Khözting auf der Panckh geschlafen und bezecht gewesen, Ime in der nacht ainen Hosensackh darinen gellt, messer und anderst gewest, ausgeschnidten, dariber ordentlich und durch die Ambtleuth zu verhafft genommen worden. Dessen begangne diebstähl der hochloblichen churfürstlichen Regierung Straubing ich underthenig berichtet, Und mir darauf under dato 14, May anno 626 bevolchen worden...."
Hans Fleischmann wurde nun auf Befehl der Regierung mit Ruten ausgepeitscht und anschließend für ewige Zeiten des Landes Bayern verwiesen.
Im Jahre 1635 findet sich GL als Mitglied im Äußern Rat und dort eingesetzt als der Ziegelverwalter und mit einer Schuldenaufnahme von 50 Gulden bei der Marktkammer, für die er ab dem Folgejahr 2 1/2 Gulden an Zinsen zu bezahlen hat.
StA Landshut Markt Kötzting MR von 1637

"Desgleichen Geörg Löffler von 50 fl Haubt Capitall daß ao 637 verfallene Interesse ampfangen 2 fl 30 xr."
Wie einleitend für Georg Löffler bereits beschrieben, können wir ihn erst ca. ab dem Jahre 1650 auf diesem Hause gesichert belegen. Als Mitglied des Äußern Rats finden wir ihn sowohl als Kesselverwalter (zuständig für die korrekte Abrechnung der Biersude) und als Zeuge bei diversen Schuldverschreibungen. Am 31.12.1653 kommt es dann zum nächsten Verkauf, der allerdings einige seltsame Details enthält.

" Durch die Apoigerischen Herrn Vormünder Georg tenscherz des Innern und Andreen Billich des Eißern Raths, mit Einwilligung des Inn: und Eisern Raths, ist Georgn Löfflers burger des Raths alhir, habenteBehausung am Pühel, sambt dessen zuegehörigen halben marckhtlehens Gründten auch aller Gerchtigkeiten, ei: und zuegehörungen, nichts ausgenommen, Hansen Pürckhl burgern und Gastgeb alhir, Eva seiner.....Hausfrau per 3020 fl smabt 3 fl leykauf verkaufft. Die zahlfristen seint also gemacht worden, weillen Löffler in 4 Wochen ab: und Pürclhl darauf einziehen wierdet, dass er Käuffer Inner Monatsfrisst 130 fl erlegt auf Jacoby Anno 1654 abermallen 100 fl richtig machen. Darauf hernach volgentes Neues Jahr 1655 die übrigen 100 fl bezallen solle. Peenfahls 15 Reichstaller halb Cammerer und Räthe, und halb dem haltenden Thaill, Sigl und Schreibgeldt, auch leykauffstährung, würdet durch beide Partheyen zugleich bezalt, Act den lesten Dezember Anno 1653."

Hans Pürckl und Eva


PfA Kötzting Band 1 Status animarum
Hanns Pierckhl  Eva Anna Ux
Anna Filia 16 Jahre
Barbara ancilla (Magd)

Von Hans Pürckl wissen wir, dass er im selben Jahr wie sein Vor-Vorbesitzer Augustin Schweikl - 1635 - das Kötztinger Bürgerrecht erhalten hatte.
StA Landshut Markt Kötzting MR von 1635
"Sowollen vom Hannsen Pürckhl alhir, über daß was ainem Er.Rath gebüerth, für Burgerrecht eingenommen  6 fl 30 xr."

Seine Frau, Eva Pürckl, findet sich in den Pfleggerichtsrechnungen wegen einer Beleidigungsklage.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfgchtrechnung von 1639

"Iniurj 34 xr 2 H: Eva Püerckhlin hat die Anna Pollin Pöckhin mit Iniurj worthen überfahren destwillen gemelte Pürckhlin gepüsst 34 kr 2 H."

Bei der Suche nach Aktenfunden für Hans Pürckhl findet sich auch ein bisher unentdeckt gebliebener Hinweis, dass und wie Kötzting vom Ende des Dreißigjährigen Kriegs erfahren hat, buchstäblich "mit Pauken und Trompeten"

StA Landshut Markt Kötzting Marktrechnung von 1647

" Denn alhir ankhommenden Thrometern und Hörpaukher welche den Friden: oder Innstand der Waffen außgeplasen, zur verehrung geben   3 fl

Nitweniger für Ermelte Trometer und Hörpaukher bey Hannsen Pürckhl alhir, anstehente Zöhrung bezallen müessen 53 xr"
Hans Pürckhl taucht in den Jahren als Zöllner (normalerweise wohnte der Zöllner in der Hausnummer 105, nun die Floristikhandlung Alchemilla), allerdings wird er auch als Bürger und "Weißer Bierwirt" bezeichnet, und die Nummer 105 war rechtlich auch nur ein Haus, dort war also ein Ausschank - damals zumindest - ausgeschlossen.
Es scheint also auch bei der "Besitzergeneration Pürckhl" vor der Besitznahme dieses Hauses unterschiedliche Wohnorte in Kötzting gegeben zu haben.
Dabei hätte es sich grundsätzlich auch um zwei Männer des gleichen Namens handeln können, aber es gibt keinen Hinweis auf einen anderen Kötztinger Bürger mit diesem Namen zu dieser Zeit.
Noch 1652 wird Hans Pürckhl bei einer Schuldverschreibung mit seiner "Behausung am Kirchweg" als Nachbar des Schuldners beschrieben.
Dass der andere Nachbar der Schreiner Poll gewesen ist, passt andererseits dann auch wieder zum obigen Gerichtsstreit zwischen Eva Pürckl und Anna Poll.
Aus dem Jahre 1662 kennen wir einen Vorgang, in dem in Kötzting regelrecht eine Bürgermiliz zusammengestellt wurde. Ursache, eine Gruppe von Roma war angekommen und die Bürger fürchteten um ihr Hab und Gut.

StA Landshut Markt Kötzting MR von 1662
"Als unverhofter und zwar gegen nachtszeit ein starckhe Anzahl Zigeiner von Man und Weib alher khommen und man andern tags nit mehr fortbringen khünden, als hat man notwendig tag und nachts
wachten aufstöllen miessen derowegen bey Hannsen Pierckhl Gastgebern inhalt Zetl N8 66 von den ausgewählten Bürgern verzöhrt worden"
Hans Pürckl stirbt am 28.12.1667, seine Witwe aber wirtschaftet auf dem Gasthof offensichtlich zunächst weiter, weil diese sich im Jahre 1669 in den Marktrechnung mit einer "Metzgerstrafe" findet.

StA Landshut Markt Kötzting MR von 1667

".....und Eva Pirkhlin, sein umb Sye yber underschidliches Verbot, und der Mezger Beschwer redo: Viech geschlachtet und Pfundtweis verkhaufft, ieder per 1 Pfund Pfennige gewandelt worden..."
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2  1670 war das Anwesen noch in Besitz der Familie Pierkhl

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R3 1672 bezahlte bereits der Nachfolger, Hans Raab die fälligen Steuern.


Hans Raab und Anna Pirckhl



Am 22.9.1665 hatte Hans Raab, Sohn des Wolf Rab aus Kötzting, Anna Pierckhl, die Tochter von Hans und Eva Pierckhl, geheiratet, das Anwesen aber offensichtlich erst Jahre später übernommen. 

PfA Kötzting Heiratseintrag Raab - Pierckhl Matrikel band 1 Seite 219

In den Jahren vor 1671 findet sich ein Hans Raab auf einem Anwesen "vor der Pruckhen" - also im Bereich des heutigen Spitalplatzes, wo er 1669 des widerrechtlichen Schwarzbrotbackens angeklagt wurde.
Mit dem im selben Jahr einsetzenden Brothauszins dürfte er seine Rechte als Bäcker dann auf sicherere Füße gestellt und dies dann auch auf dem neuen Marktlehen ausgeübt haben.

Einschub 
Im Jahre 1680 findet sich ein skurriler Vorgang über einen Bürger Hans Raab. Allerdings muss ich hinzufügen, dass zeitgleich noch einen anderer Bürger gleichen Namens in Kötzting Vollbürger gewesen ist.
Der Bürger Hans Raab wurde "vom Gerichtsamtmann nach dem Kirchgang verhaftet und in den Turm
geworffen wegen unerlaubten Jagens, allerdings im Burggeding."
Der damalige Kötztinger Pfleger Freiherr Johann Wilhelm von Lerchenfeld hatte das uneingeschränkte Jagdrecht im Pfleggericht. Was er aber nicht hatte, war die Möglichkeit, im Markte Kötzting Bürger verhaften zu lassen AUSSER in den 20 Metern zwischen der Zugangsbrücke der Kirchenburg und dem Tor der Pfarrkirche. Dort also hatte er von seinem Amtmann die Verhaftung des Bürgers vornehmen lassen und diesen gleich neben dem Zugang in den Turm "geworfen".
Dass Hans Raab nicht nur auf Rebhühner schießen konnte, wird auch klar, weil er im selben Jahr 1680  - als Bürger und Schützenmeister bezeichnet - 3 1/2 Gulden für den jährlichen Schützenvortl ausbezahlt bekam. Dieser "Schützenvortl" musste auf Anordnung der Regierung von dem Pfleger - demselben Pfleger, der ihn im selben Jahr dann verhaftete - als Anerkennung für die Schießübungen des "Kötztinger Fändls" ausbezahlt werden.

StA Kötzting MR von 1680 Seite 33

"Hannsen Pölsterl und Hannsen Raaben beeden bürgern und Schützenmaistern alshir den gewohnlichen Schützenvorttl inhalt Scheins quettgemacht, alß 3 fl 30 xr."
Um ihre Mitbürger vor solch willkürlichen Verhaftungen zu schützen, führte der Magistrat einen Prozess bei der Regierung in Straubing und so erscheint auch der folgende Begleittext in den Marktrechnungen. "vor (=wegen) ainen gdisten Regimentsbevelch wegen des durch alhiesigen H: Pfleger strittigen Wildpaus halb arrestierten Hansen Raab Tax ausgelegt und den Poten drinckgelt 3 kr thuet 14 kr"

Einschub Ende

Der Watzlhof bei Grafenwiesen wurde dem jeweiligen Pächter vom Markt verstiftet, jedoch das Watzlholz verblieb als Eigentum der Kötztinger Bürger, die dort auf Antrag und Ausweisung Holz machen durften. Manche allerdings holten sich ihr Holz auch ohne diese Genehmigungen und dann wurde es teuer.
StA Kötzting MR von 1681 Seite 13
"Haimbliche Holzabhauung
Hannß Raab burgerb und Peckh, hat in dem zu Gemainen Marckht gehörigen Wärzlholz, ohne Verlaub 6 Clafter Prennholz machen lassen, derentwillen selbiger neben hinweckhnemmung dessen 1/2 Pfund Pfennige Straff erlegen miessen, nachsaag Rhatprothocols folio 19 mit 34 xr 2 H:"

Diese Strafe - und die damit verbundene peinliche Situation - führte dann im Folgejahr zu einem weiteren Prozess, der allerdings nicht im Sinne des Hans Raab ausging.
"Hans Raab Buerger und Baeck hat Hans Pachmayer auch Buerger und Beckh einen Schelmben iniurieret. Wenn derselbe von ihm sage, dass er aus dem Waerzlholz mehrer als 6 Klafter Holz herausgefuehrt, weil sich Pachmayer aber nicht dazu bekhennt, weniger auf ihnen verweist werden khuendten, ohne dass auch ein Retussion gewest, als ist derselbe per 1/2 Pfund Pfennig puniert worden
macht: 34 kr 2 he"
Pachmayr hatte also behauptet, dass Raab eigentlich viel mehr als nur die 6 Klafter Holz habe hauen lassen, was er nicht beweisen konnte und weshalb daher Raab freigesprochen und Pachmayr verurteilt wurde. ABER.
"..als nun hinach die Erfahrung gegeben, dass oben gemachter Raab nit allein sechs sondern noch woll mehrer Klafter Holz ohne Konsens hauen und nachhause fahren lassen, einen geschaerften Verweis geben. " 
Am 20.6.1687 starb in Kötztinger der Bäcker Johann Raab. Zwei Buben, die auf den Namen Johann getauft wurden, bekam das Paar 1668 und 1672. 
In einer Steuerliste aus dem Jahre 1688 finden wir noch Hans Raab mit den Abgaben für ein "Marktlehen"; passend mitten unter den "Häusern" in seiner Nachbarschaft.
HStA München GL_Fasz_1829_62_0016 Kirchentrachtliste von 1688


Am 22.4.1693 heiratete der Sohn Hans Raab eine Barbara Wieser aus Weißenregen
Seine Mutter, die Witwe Anna Raab, hatte bereits am 7.2.1689 den Sohn des Marktmüllers Georg Billich geheiratet. 

Hans Raab und Barbara Wieser


PfA Kötzting Matrikel Band 2 Seite 211
" am 22. schlossen den Bund der Ehe Johann Rab, ehelicher Sohn des bereits verstorbenen Bürgers und Bäckers Johannes Rab und seiner Frau Anna, und Barbara Wieser, eheliche Tochter des Michael und Ursula Wieser aus Weißenregen.
Die Treuzeugen waren Wolfgang Rab und Josef Schneider, beide Bürger Kötztings.
"
StA Kötzting Spitalsrechnung von 1699


"Capitall
Hanns Raab burger und Pöckh alhir, und Barbara dessen Eheweib, haben 60 fl Capitall entlehnet und zaig Schuldobligation de dato 26. July 699 mit Verschreibung derselben inhabente Burgers und Marckhtlehens Behausung, cum pertinentys, warbey sich Raabin Ihrer weiblichen Freyheiten verziechen, zugemegen versichert, davon zu H: Weihnachten Zinß gefahlen 3 fl."
Durch den "Verzicht auf ihre weiblichen Freiheiten" erhält diese Grundschuld des Spitals im Falle eines Konkurses Vorrang noch vor dem eigentlich gesicherten Heiratsgut der Ehefrau.
Bei dieser Kreditaufnahme blieb es allerdings nicht, denn gleich im ersten Band der Kötztinger Briefprotokolle (1701-1702) auf der ersten Seite stehen zwei weitere Schuldverschreibungen.
100 Gulden leiht sich Hans Raab am 6.1.1700 von seinem Stiefvater Georg Billich und weitere 80 Gulden leiht sich anschließend das Ehepaar über die gesetzten Vormünder aus dem Kapitalstock von deren Mündel, die Kinder des Schuhmachers Hans Georg Mayr.
Das beliehene Anwesen wird beschrieben als: "die Bürger und Marktlehensbehausung, an des Hans Lehners, auch Bürgers und Schreiners, Häusel stossend"
Wie streng damals die Sitten und Gebräuche gewesen waren, kann man an einer Strafe in den Kötztinger Marktrechnungen gut erkennen.

StA Kötzting MR von 1694
"Einnamb an Straffen und Wändln
S:V: Schelmben verschelten und ungleiches angeben
Nachgang Rhatsverhörs Prothocoll fpl. 49 hat mann Philipp Höchten Wagnern und Hannsen Raaben Pöckhen beede Burger wegen undergeloffnen rdo Schelmben verscheltung, auch ungleiche Angebung halber, samb under der H: Weinnacht Mettenzeit beim Raaben gespilt war worden gestrafft 1 Pfund Pfennige so macht 1 fl 8 xr 4 H.
"
Was immer auch das Ehepaar Raab mit dem vielen Geld hatte machen wollen, sie konnten die Zinslast nicht aufbringen und am 3.3.1702 kam es zu einem Zwangsverkauf, nachdem die Kreditoren einem Schuldennachlass nicht zugestimmt hatten.
Noch vier Wochen zuvor - am 10.2.1702 - schafften es die beiden, Teile ihrer drückenden Schuldenlast umzuschulden. Der Schwiegervater Michael Wieser übernimmt die Grundschuld von 50 Gulden, die sie bei der Pfarrei Kötzting aufgenommen hatten. 


Georg Billich und Anna Raab 


StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll Band 3

"Kauf per 500 fl

Demnach Hanns Raab Burger und Peckh alhir, in solchen gross Schuldenlast bey iezt so schweren Jahren gerathen, das sein vermögen dieselbe zubezallen nitmehr erkhlöckt, mithin die notherfft erfordert hat, ain gelter Beschreibung vorzunemben, und daryber, weillen die Gelter mitls angewendt obrigkeitlich guettliches Zuesprechen, zu ainem Proportionierten Nachlas nit zubereden gewest, ainen ordentlichen Gandt process zu formiren, als würdet von Obrigkeits weegen sein des Raabens besessne..... Burger und Markhtlehensbehausung an des Hans Lehners Behausung entlegen....dem ehrbaren Georgen Billich, auch Burger und Inwohner alhir um 500 fl verkauft.
Die Verkaufssumme wurde vorher von Schätzleuten errechnet und im Vertrag der Zusatz aufgenommen, dass, sollte binnen 14 Tagen ein höheres Gebot kommen, dieser Verkauf rückgängig gemacht werden sollte.
StA Kötzting Spitalrechnung von 1720
"Capitalia 60 fl
Georg Pillich Burger alhir, und Anna sein Eheweib, seint in Erkhauffung der Räbischen Burgers und Marktlehensbehausung ufn Pichel 60 fl Capital zubezallen schuldtig worden, umb welche sye dan zaig Schuldobligation de dato 15. xbris anno 1702 ermelt Ihr Burger und Markhtlehens Behausung vor ain Hypothek und Underpfandt verschrieben......
"
Auch die große Schuld bei der Hans Georg Mayrschen Vormundschaft wird auf die neuen Hausbesitzer umgeschrieben.
1706 stellen die beiden einen neuen Schuldschein aus. Georg Billich und Anna waren dem Hohenwarther Müller Hans Stoiber 128 Gulden aus einem Bretterkauf schuldig geblieben, die nun gegen 5 Prozent Verzinsung als neue Grundschuld auf das Anwesen eingetragen wurden.
Im Zusammenhang mit Botengängen im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg, findet sich der Bäcker "ufm Pichel" ab dem Jahre 1706 in einigen Einträgen in den Kötztinger Marktrechnungen.

StA Kötzting MR von 1706
"Mit einer Sigl ist Georg Billich auf Nidenau zum Georgen Lährnböcher alda geschickt, und deme Pothenlohn behendigt worden ab 6 meill von ieder 8 xr   thuet 48 xr"

StA Kötzting MR von 1706
"Georg Billich alhir, umb erhebung Verpflegungsgelter zum Pfleggericht Mitterfels geschickht und deme zum Pothenlohn bezalt worden a 5 Maill 45 xr"
1707: "Umb Verpflegungsgelter die alhir gelegne dainische Manschafft, hat mann Georgen Billich ufm Pichel nacher Pogen geschickht, und dann sambt halben Warthgelt bezalt."
Aber auch bei Georg Billich und seiner Frau häufen sich offensichtlich die Verbindlichkeiten, die sie kurzfristig mit neuen Schuldobligationen zu lösen versuchten.
Anfang 1713 versetzte er  "das graineth wißl zu negst der sogenannten Laimbgassen als Underpfand" für neue 12 Gulden und im Februar 1716 ergreift Georg Billich die Gelegenheit, als ein anderer Schuldner - Georg Mayr - seine schuldigen 50 Gulden an die Pfarrkirche zurückbezahlte, dieses Kapital zusätzlich auf seine Schuldenlast noch draufzupacken.
Am 17.11.1718 ist es dann soweit, Georg Billich und seine Frau Anna verkaufen ihr Anwesen an Hans Adam Greil um eine reduzierte Kaufsumme von 450 Gulden.
Die Liste der Grundschulden ist beachtlich:
"50 fl zur Kirche Kötzting
50 fl Weissenregen
60 fl Spital
30 fl Kellermeier Haibühl
20 fl Stoiber zu Hochenwarth
8 fl dem Engelmühler
30 fl Geiger Egidius"

Hans Adam Greill und Elisabeth


Nach den üblichen sofortigen Umschreibungen der Grundschulden, die bei aller Langatmigkeit immer wieder wie ein Anker in der grundsätzlich fundleeren Zeit dienen können, um immer wieder sicherzustellen, beim richtigen Haus zu forschen, .dauert es dennoch bis zum Jahre 1724, bis Georg Billich dem Hans Adam Greil in Form einer Quittung die endgültige Bezahlung der Restsummen bestätigen konnte.
Hans Adam Greil war im Hauptberuf Maurer und findet sich daher in einigen Einträgen im Kötztinger Rechnungsbuch. Kurz vor seinem Einstieg als Marktlehner, hatte er sich von seinem "Haus bei der Sag" getrennt. Um 125 Gulden hatte er dieses kleine Haus, heute an der Pfingstreiterstraße, an Thomas Köppl aus Kötzting verkauft.
Mit Mauerer-, Pflasterarbeiten und einem Schwarzbau steht er in den Akten.
Im Jahre 1732 sicherte sich der Fludermann Hans Adam Greil den Schergengarten zwischen dem Amtshaus und der Ziegelhütte um 90 Gulden aus der Vormundschaft der Anna Maria Märkl und hatte sogleich, ohne auf die genauen Grenzen zu achten einen Stadel errichtet, der 2 1/2 Schuh in der Breite und 50 Schuh in der Länge auf Nachbars Grund zu stehen kam. Mit dem Nachbarn hatte er sich zwar geeinigt, jedoch ohne den Konsens vom Markt sich vorher geholt zu haben. "von seinem anheuer an das Ambtshaus daselbst erkhaufften Märckhlgartten zu dem Amtshaus Stadelbau 2 1/2 Schuch praitten und 50 Schuech langen Grundt ohne obrigkeitlichen Consens verhandelt als hat man es weillen der Stadl schon würklich hierauf erpauth gewest geschechen lassen." Gut 2 1/2 Gulden kostete ihn sein Versäumnis.
Am 18.11.1732 hatte er von der Witwe Pachmayr und Eva, der Ehefrau des Andreas Zissler, die "Hirnerinwiese, oberhalb des Preuhauses, einen stubengroßen Fleckh, worauf ein Schöpfen erpauet würd" um 18 Gulden erworben.
Diese Wiese schließt sich direkt an den Hinterhof des Anwesens an.
Auf sechs Jahre pachtete er sich von Johann Baptist Schreyer, dem Markt- und churfürstlich Bräu- und Gegenschreiber Kötztings, dessen umfangreiche Grundstücke.
"den an vertten mit Gersten angebauten grossen Gehestorffer ackher , das mit Sommer Waizen  angesehte Claine Äckherl alda,  sogenannten mit Korn bestandtenen Schuelmaisteracker, nitweniger  den zur Wuhn gehörigen und in der Brach ligenten Ackher neben dem  ingleichen in der Brach liegenten Strohhofäckherl, soforth den  mit Korn angebauthen Dämpfbachackher nitweniger Ruebackher,  dessen mit Waizen angepauthen Grüberackher, sambt dem mit Korn  besambten  Neubichel beim Ernsthof, neben denen unterhalb des  Zieglstadtl mit Klee angebauthe 2 Äckherl welches in erst das  obere alhers anvertten, das unter aber vor 2 Jahren angebauth  worden".
Lange blieb aber der Fludermann Greil nicht auf dem Haus, bereits am 17.11.1734 verkaufte er das Marktlehen an den Inwohner Hans Weiß und dessen Frau Maria um 520 Gulden und damit kommt nun der Familienname zum ersten Male auf das Haus, der bis heute mit dem "Weiß auf der Höh" den meisten Kötztingern noch bekannt ist. 
Hans Adam Greil und seine Frau hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits das Marktlehen der Anna Maria Schwarz - alte Hausnummer 42 der Heigl/Liebl- Schlosser - gekauft. Ob zusammen mit ihrem Sohn oder zuerst die Eltern, die dieses Anwesen dann dem Sohn übergaben, ist noch nicht geklärt.

Hauptstaatsarchiv München Landshuter Abgabe KL Rott B4 1727-1736
"Hans Adam Gräll Maurer" und "Hans Adam Gräll uf der Höch"
Während es bis wenige Jahre zuvor noch "ufm Pichl" geheißen hatte, taucht nur zum ersten Male der Ausdruck "auf der Höh" auf und mit dem neuen Besitzer Weiß ist dann die Kombination perfekt, der "Weiß auf der Höh" ist geboren. Der Familienname Weiß ist in Kötzting bereits in allen alten Dokumenten zu finden und es wurde vermutet, dass dieser Weiß ebenfalls aus einer alten Kötztinger Familie abstammte. Hans Weiß jedoch kam aus Schafhof, also aus dem ländlichen Umfeld.

Hans Weiß und Maria


Dem Kauf folgten die üblichen Umschreibungen der diversen Grundschulden und schon ein Jahr später erhält das Weiß´sche Ehepaar von Hans Adam Greil eine Quittung, dass der Hauskauf endgültig abgewickelt und bezahlt ist. Im Jahre 1740 wird Hans Weiß in den Bürgerausschuss aufgenommen und - nun kommt die schwere Zeit des Österreichischen Erbfolgekrieges - im Jahre 1742 heißt es zum ersten Male in den Akten: " der Wirt Hans Weiß".
StA Kötzting MR von 1742

"In disem Herbst seint von Passau 52 Pöckhenjungen anhero kommen, die yber gemachte Nacht Station in denen Würthshäusern benanntlich Hansen Weiss 3 fl 20 xr......verzehrt habe."
Mit der Brandschatzung Chams im Hinterkopf wollten die Kötztinger Bürger nicht dasselbe Schicksal erleiden und reagierten nach einer Drohung des Barons von der Trenck mit einer Umlage, die alle Bürger betraf. 10 Gulden musste Hans Weiß für diese Anleihe aufwenden.
Im selben Jahr musste er für seinen Sohn Johannes, der in ein Studienseminar beim Kloster Windberg eingetreten war, eine Garantieerklärung abgeben, dass sein Sohn dieses Seminar nicht vorzeitig verlassen würde.. 

.... nachdem auf recommens ration des lobl. Stüfft und Exemsten Closters Windtberg, von auch lobl. Seminario oder Kosthaus zu München, dessen Söhnl Joannes Weiss, dermalliger Altist uf 6 iahr ohne Gebung des mindesten Cöstgeltes an: und aufgenommen worden, also reserviert und macht sich gedachter Johann Weiss denen Seminarischen fundations regularien gemess, daß sovern sein Söhnl ante absolutam Rhetoricam darvon gehen wurde, oder sich so übel verhulten, daß man selben nothgetrungener weis aus dem Seminario thuen miesste, das .... er deme ohne ainzige Exception 30 fl pro satisfactione Parr bezallen wolle, und sollte.  Actum den 5. 8bris ao 1746"
Anna  (Maria)  Weiss verstirbt im Januar 1755, im Februar desselben Jahres schließt der Witwer eine neue Schuldverschreibung ab, diesmal geht es um 50 Gulden bei der Schlosskapelle in Grafenwiesen.
Im Jahre drauf, am 29.2.1756 übergibt der Bürger und Bierschenk Hans Weiß sein am 17.11.1734 von Ander Greill Fludersmann erkauftes "Marktlehen am Pichel, negst des Hofmann Schneidern Häusel entlegen" um 650 Gulden an seinen Sohn Josef mit der folgenden Maßgabe: "Übernehmer muss seinem Vater das herunder Nebenstibel einräumen  und hierzu alljährlich 3 Clafter Brennholz an die Wand schaffen,  auch das Mensch welches seinenVater auswarthet, sowohl als den  Vater selbst in der Last underhalten."
Nicht einmal 2 Monate nach dieser Übergabe verstirbt der Vater am 5.4.1756.


Weiß Josef und Erber Barbara


Am 9. Mai 1757 heiratete dann Josef Weiß die Gruber Müllertochter Barbara Erber. Im selben Jahr gleich übertrieb es der junge Wirt und musste dafür eine Strafe - eine überraschend geringe - zahlen.
StA Kötzting MR von 1756

"Yber die Polliceyzeit aufspillen zu lassen
Josepf Weiss Burger alhir, als welcher yber die Pollicey, sohin bis 5 Uhr des andern Tags in der fruehe  die Spilleuth aufspillen lassen, hat nebst ernstlichen Verweis seines Unverstandt und Ingrundt halner 2 Schilling Pfennig pro ponaaso tragen miessen so begreiffen 17 xr 1 H."
Bald nach der Heirat ließen die beiden einen Heiratsvertrag aufsetzen, in dem die Braut ihrem Manne 250 Gulden mitbrachte, die ihr dann auch sichergeschrieben wurden.
Josef Weiß versuchte wohl in jeder Hinsicht seine Möglichkeiten als Gastwirt auszureizen und kam dabei den Metzgern in die Quere, die ihn vor dem Magistrat anklagten. Er berief sich auf die alten Marktfreiheiten, bei denen er  zwar formal im Recht gewesen war, welche aber im Laufe der Jahrhunderte zugunsten einer "festen" Anzahl an Meistern in den meisten Berufen eingeschränkt wurden. Er kam mit seiner Rechtsauffassung aber nicht durch, denn "seint zwar vermög der beym Marckht vorhandtenen gdisten Privilegien immer Bürger welche ain Marcktlehen gerechtigkeitsbehausung im Besiz haben, nit allein Pier zu schenken sondern auch nebenbey Fleisch machen und solches dennen Zöch- oder anderen Leithen so ins Haus dahin kommen verkochen zu 
derffen berechtigt. Zumahlen sich aber der vom Handtwerch der Fleischhacker beschechenen Clag nach, Joseph Weiss burgerlcher Bierschenk und Marktlehns Inhaber alhir unterwundtn solche Befuegnuss zu yberschreitten und das Fleisch pfundtweis yber die Gassen offentlich zu verkaufen"
Weiß konnte also durchaus erreichen, dass er für den Eigenverbrauch seines Gasthauses schlachten durfte, nur der Fleischverkauf blieb den Metzgern vorbehalten. 34 Kreuzer kostete ihn diese Erkenntnis, die er vermutlich gerne bezahlte.
Nun kommt eine Körperstrafe aus dem Jahre 1759, die mich sehr überrascht, denn das, was dem weißischen Lehrbuben vorgeworfen und gestraft wurde, war nachgerade eine beliebte Freizeitbeschäftigung in unserer Kindheit.
StA Kötzting MR von 1759
"Und endlichen, so hat Josef Weiss Mezger Lehrjung sich underwundten dem Christophen Präntl burgerlicher Gastgeber derohrten in seinen angehörig aigenthumblichen Agger zugehen und etwlche Rueben auszuziehen, derowegen ist disem auferladen worden 
2 Stundt in das Paindl: oder Loch.

Einschub
In diesem "Paindl oder Loch" wären wir als Kinder der 50er und 60er Jahre in Kötzting wohl wochenlang abgestraft worden.
Einschub Ende
Im Jahre 1759 erwischte es ihn wieder bei einer Übertretung der Sperrstunde, dieses Mal zwar nur bis Mitternacht, aber die Strafe war nun fast 4 mal so hoch.
8 Jahre nach dem Tod des Vaters, an  23.1.1764, bestätigen  die drei Geschwister Josefs, dass dieser ihnen die korrekten Erbsportionen nach dem Tode des Vaters ausgezahlt habe.
Im Jahre 1766 findet sich eine kleine Massenschlägerei beim Wirt Josef Weiß, bei der er selber auch mitgemacht hat.
StA Kötzting MR von 1766
Fauststraich
Josef Müller, Josef Weiss, Johann Gulder, Michael Paur, Wolfgang Strohemair und Anthony Fischer sammentlich von hier, item Ander Erber Müllerssohn von Grueb haben Gottlieb Rääbl leedigen Mezgerknecht bey obstehenten Joseph Weiss mit Fausst Straichen solchergestalten yberfahlen, das selber ufm Kopf: und Angesicht geringe bluettige Wundten yberkommen, der Ursach halber seint Sye nebst ernsten Vwerweis umb 2 Pfund Pfennige abgewandlet worden."
Im selben Jahr finden wir eine weitere Raufferei im Hause Weiß:
"Josef und Simon Schinagl von Reittenstein haben Georgen Riglbauer Dienstknecht in der Marktmühl beim Joseph Weiss in einem Geräuff einiges Gewandt ruiniert und Schläg gegeben". 


Der wilde Pfingstritt


nachdem die Geschehnisse vor dem Verbot des Pfingstrittes bereits einmal Thema eines Beitrags gewesen sind, hier nur in Kürze die Reverenz auf diesen Beitrag, weil einer der "Protagonisten" der wilden Pfingstsonntagnacht 1783 auch unser Andreas Weiß gewesen ist, der folgend dann vom Amtmann Kern auch verhaftet und nach Straubing abgeliefert worden ist. So wie es den Anschein hat, war Andreas Weiß sogar einer der Rädelsführer, denn er istt mit der Aussage verbürgt: "Der Bürgerssohn Weiß Andre (Weiß auf der Höh) ließ verlauten, sie würden schießen und wenn es 1000 Gulden gelte."
Hier nur kur die Passage aus dem - verschwundenen -Pfingstakt, in dem die Vorkommnisse der Nacht vom Pfingstsonntag auf den Pfingstmontag 1783 geschildert werden.

Am 9. Juni 1783 bringt der Landgerichtsdiener Josef Balthasar Kern 20 Bürgerssöhne und den Wirtssohn von Liebenstein zur Anzeige wegen unerlaubten Schießens zu Pfingsten. „Anzeige von denen einigen Bürgerssöhnen, welche über die Landesherrliche Verordnung geschossen haben. Verstadt (erstattet) den 9. Juni 1783“ 
1. Andreas Weiß
2. Josef Lanzinger
3. Balthasar Rabenbauer
4. Anton Räbel
5. Josef Henneberger
6. Josef Liebl
7. Jakob Schaffer
8. Michael Dimpfl
9. Kristian Mackh
10. Georg Viertl(Lebzelter)
11. Joseph Rabel
12. Paullus Hofmann
13. Sebastian Fischer
14. Franz Seiderer
15. Kristian Obermayr
16. Michael Korner 17.
Sagmillers Sohn
18. Andreas Treger Burger alda
19. Peter Korherr
20. Michael Hofmann 21.
Von den Auswerthigen hat keiner sich verfehlt als Paulus Greuß Würtssohn von Liebenstein 
Joseph Balthasar Kern Gerichtsdiener alda 
Fünf Burschen aus dieser Liste ließ das Gericht in Straubing dann verhaften und nach Straubing abliefern.

Die Liste der Gemeldeten zeigt, dass es sich nicht um irgendwelche radaulustige Buschen handelt, sondern um die angesehensten Bürgerssöhne, deren Väter abwechselnd sogar Bürgermeister waren. Die verärgerten Bürgerssöhne trotzen auf gegen Beeinträchtigungen des als Recht aufgefassten Brauches zu schießen. Das gehörte einfach zu Pfingsten wie das Ratschen zum Karfreitag und das Singen zum Hochamt. Der Braubursche Johann Georg Seiderer besorgte das Auftrumpfen gegen den Herrn Kern – gegen diesen richtete sich vor allem die Wut – mit köstlichem Hohn. Er schickte nämlich seine Magd zum Gerichtsoberschreiber mit der Bitte, ihm doch seine zwei Dienstpistolen mit den dazugehörigen Stiftleien zu leihen, weil ihm seine eigenen zwei Pistolen zum Schießen nicht ausreichten. Da auf das ergangene Verbot hin niemand recht die Courage zum Schießen haben wollte, brauche er die Pistolen, damit er zum trotz desto mehr schießen könne. Der Bericht des Gerichtsdieners Kern über die Vorgänge besagt, es sei so gewaltig geschossen worden, dass es kein Wunder gewesen wäre, wenn an Vieh und Leuten das größte Unglück geschehen wäre. Er offenbart in seiner Anzeige auch, dass im Vorjahre durch das Jägercorps Anzeige erstattet worden sei. Heuer nun hätten sich die Bürgerssöhne zusammengetan und unter Hinterlegung eines Pfandes von zwei Vierundzwanzigern (Zwei Fässer mit je vierundzwanzig Maß Bier) ausgemacht, dass keiner mit der Prozession reite, wenn ihnen ihr Recht zum Schießen genommen werde
Der Bürgerssohn Weiß Andre (Weiß auf der Höh) ließ verlauten, sie würden schießen und wenn es 1000 Gulden gelte
Am Pfingsttag abends schossen sie zu den Fenstern und Türen heraus, mit überladenen Pistolen, der Perückenmacher Josef Pichl blies als ihr Trompeter ebenfalls zum Fenster heraus; am Pfingstmontag war von zwei Uhr früh an der Markt ein Feuer vor lauter Schießen, auch in den Häusern wurde geschossen, und Trompeter Pichl blies durch alle Gassen. 
Obwohl der gestrenge Herr Gerichtsdiener Balthasar Kern vermutete, dass die Geistlichkeit bei dieser geflissentlich gegen die Ehre Gottes gerichteten Aufführung nicht das Allerheiligste aus der Kirche trage, wurde doch früh um sechs Uhr der Ritt nach Steinbühl begonnen. 
Der Bürgerssohn und Braubursche Andre Dreger rief: "getraut sich keiner zu schießen, ihr Schwänz" und ließ einen recht stark zum Zersprengen geladenen Pistolenschuss krachen. Balthasar Rabenbauer ließ einen Schuss ab vor dem Logis des Amtsmanns, dass diesem fast die Haare abbrennten. Als ihn dieser zu mehr Ehrerbietung ermahnte, mengte sich der Rädelsführer Weiß ins Spiel, so dass der Amtmann bald hätte mitraufen müssen. „Nach mittags, da sie ihrer Gewohnheit nach den Markt abgebettelt, um von dem ersammelten Geld die ganze Nacht mit den Musikanten tumultieren zu können, ist den ganzen Tag und die halbe Nacht durch Schießen so ununterbrochen fortgegangen, daß sie in die 1000 Schuß müssen gemacht haben“ Auch am Erchtag sollte der Tumult fortgesetzt werden aber die Spielleut verlangten, daß „zwei wohlgehabige Bürger“ sich als Porgen aufstellen lassen müssten, damit sie sicher ihr Geld bekämen. Daraufhin unterblieb der Tanz. 
Andreas Weiß und 5 Mitgefangenen blieben in Straubing in Haft,  bis deren Eltern die Strafe von insgesamt 150 Gulden beglichen hatten. Nimmt man den Gulden ungefähr mit 100 Euro an, kommt den Eltern der Spaß mit ungefähr 15.000 Euro zu stehen.
Nun musste sich der junge Andreas Weiß schnell von einem überschäumenden Jüngling zu einem verantwortungsbewussten Kötztinger Bürger wandeln, das er nach dem frühen Tode seines Vaters nun selber Marktlehner geworden war.

Am 14.9.1785 übergaben die Eltern, Josef und Barbara Weiß, das am 29.2.1756 übernommene Marktlehen, zwischen Christian Obermayr, Zimmermeister, und Heinrich Leszkier, Goldarbeiter, gelegen, an den Sohn und ledigen Bräuknecht Ander Weiß um 3400(!) Gulden.
Zwei Tage nach der Übergabe verstirbt Weiß Josef, Rat genannt, im Alter von gerade mal 50 Jahren. Seine Witwe heiratet im Jahr drauf dann den - ebenfalls verwitweten - Jakob Amberger aus Kötzting.
Die Eltern Weiß  übergaben aber nicht nur das Anwesen und die dazugehörigen Grundstücke alleine, sondern bürdeten dem jungen Nachfolger auch noch ein Riesenproblem auf. (siehe der link zu "Streit zwischen den Häuslern in Reitenstein und einigen Kötztinger Marktlehnern"
Nach dem Tode des Johann Bartholomaeus von Görring Herr auf Reitenstein (1748-1772) kam es zu einem langen und erbitterten Streit im Magistrat und unter der Bürgerschaft über die Annahme bzw. Ablehnung des Testaments dieses Landadeligen. Herr von Görring hatte den Markt Kötzting als Alleinerben eingesetzt, gleichzeitig aber eine derartige Menge an Legaten ins Testament geschrieben, dass der damaligen - und langjährige - Kammerer Luckner der Annahme aus gutem Gewissen nicht zustimmen konnte.
Die durch das Testament begünstigten Personen nervten die Regierung in Straubing und deren oberster Beamte, der Rentschreiber Ellersdorfer, nutzte eine Abwesenheit Luckners durch eine Geschäftsreise, kam nach Kötzting, berief eine Bürgerversammlung ein, ließ abstimmen und veräußerte die Reitensteiner Hofmark an 16 Anteilseigner, die ab dieser Zeit in andauerndem Gegensatz zu den übrigen weit über 100 Kötztinger Bürgern standen, die diesen "deal" ablehnten.
Als in der Versammlung auch Gegenvorschläge kamen, die dann allerdings verworfen wurden, ist die Aussage des Inneren Rats Schweizer verbürgt: "es ist geschehen, ihr hättet euch vorher mehr rühren sollen!“. Kollmaier Christoph, ein anwesender Parteigänger Luckners, gab später zu Protokoll: der Rentamtsschreiber habe dies (die Aussage des Kammerers Schweizer) gehört, sei in einer „Räsche aufgestanden“ und habe „zur Thier hinausgeschrien:“ „Ihr Flögl seyet still und macht mir meine Käuffer nicht abwendig!“
Straubing wollte diese Sache unbedingt vom Tisch haben, hatte nun eine Lösung, die sich nach deren Meinung auch rechnen und rechtfertigen ließ, und die Angelegenheit nahm ihren Lauf frontal gegen den mächtigen Kammerer Luckner, denn dieser kam zurück, erkannte, dass er überrumpelt worden war, und begann einen jahrzehntelangen Rechtsstreit mit den Anteilseignern, der viele dieser Kötztinger Bürger an den Rand des Ruins brachte, weil nicht nur eigenes Geld der Anteilseigner in dieser Angelegenheit geflossen war, sondern von da an viele, sehr viele teure und langwierige Prozesse anstanden, mit Prozesskosten und Anwaltsgebühren und Luckner die Reitensteiner Bewohner zum offenen Widerstand gegen die Anteileigner anstachelte, so dass diese nur Kosten und keinerlei Nutzen aus ihren neu erworbenen Grundstücken ziehen konnten.
Bei dieser Einleitung dieses Handels hatte Joseph Weiß eine zentrale Rolle gespielt.
Luckner schrieb bei seiner sofortigen Ablehnung der ganzen Geschichte seine Version des Ablaufes auf:

Luckner beurteilte diese zentrale Bürgerversammlung jedoch anders. 
  • Der Markt hätte kaufen wollen
  • Der Marktschreiber hätte sich eingemischt, obwohl er kein Bürger war
  • Nur der Marktschreiber hätte zu diesem Zeitpunkt das Inventarium, also den Wert der Hofmark gekannt.
  • Der Marktschreiber war immer schon dagegen, die Grundstücke auf alle Bürger aufzuteilen, so dass auch alle Kötztinger gleichmäßig hätten profitieren könnten.
Luckner berichtete darüber hinaus noch zusätzlich: „der Ratsbürger Joseph Weiss sei in des Kammerer Luckners Haus gemelt, Leib und Leben zu wagen, seine Maaß Regel genommen und hat privative ohne Wissen der Bürgerschaft und ohne wissen der bei uns in Litis consortio(Prozessgemeinschaft) stehenden Ratsfreunde einen Bericht zur Rentamt Straubing erstattet zu Ausfertigung dessen aber hat ihme der Amtskammerer Fischer das Marktssignet gegeben und in solchem Bericht herkommen lassen als were dem Kauf die Burgerschaft nicht einig und mit dieser Gelegenheit hat er Marktschreiber eine local commission effektiert“. Heimlich also hätten diese zwei Bürger und der Marktschreiber, später alles Anteilseigner übrigens, den Rat und die anderen Bürger übertölpelt und Straubing ins Spiel gebracht, obwohl sich der Markt einig gewesen wäre, die Reitensteiner Gründe zu kaufen.
 
Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham BGLC von 2010


Der junge Andreas Weiß hatte sich also zusammen mit seinem Hauptanwesen zusätzlich eine Menge Ärger mit eingekauft;  später wählte er einen einfachen Weg und verkaufte seinen Anteil an einen anderen Anteilseigner. (Fabrici)
Im Jahre 1783 heiratete die Tochter Barbara den Kötztinger Bäcker Johann Georg Seiderer und 1790 Katharina Weiß den Metzger Josef Rabl. Der Vater, bzw. später dann der Sohn mussten ansehnliche Summen als Heiratsgut hinausbezahlen.

Andreas Weiß und Stehr Elisabeth



In den Verkauf weiter noch miteingeschlossen waren ein großer Teil der Hirnerinwiese "samt der herkömmlichen  Wasserleithung von dem Wildwasser ab denen Fleischbänken und das unterm 2.1.1766 von Franz Härtl eingethane Äggerl zwischen  Christoph Kollmayrs Krautgarten und Peter Korherrn, Kuffners,  Wissflöckl in der Ziegelhütten entlegen."
Am 1.5.1786 heiratete der frischgebackene Hausbesitzer die Kötztinger Braumeisterstochter Elisabeth Stehr.
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B5 1777-1800
"Joseph  Andreas Weiss"
Der Kaufpreis, den Andreas Weiß akzeptiert hatte, brachte es mit sich, dass er weiter viel Geld aufnehmen musste. 150 Gulden lieh er sich von der Kötztinger Pfarrkirche und ganze 900 Gulden musste er seinem Bruder Josef, nun ein Metzger in Stadtamhof, durch Schuldschein sicherstellen. 1790 
lieh er sich weitere 200 Gulden von dem Kötztinger Bürgersohn und Badergesellen Ignaz Pricklmayr.
Im Jahr zuvor hatte sich das Ehepaar die Fleischhackersgerechtigkeit des Kötztinger Metzgers Kaspar König aneignen können. 500 Gulden musste das neue Metzgerehepaar dafür bezahlen, behielt dieses aber nicht lange, sondern veräußerte es - nun um 600 Gulden - am 13.9.1791 an den angehenden Metzgermeister Anton Zaglmann weiter.
Die "Reitensteiner Anteile" bestanden sowohl aus einzelnen aufgeteilten Waldgrundstücken als auch aus Wiesen und Äckern. 

StA Landshut Rep 165 Nr. 6951 hier unter der laufenden Nummer 16: "Andree Weis"


StA Landshut Rep 165 Nr. 6951  Gleichmäßige Verteilung von Grundstücksanteilen aus der ehemaligen Hofmark Reitenstein an die Anteilseigner. 

Am 7.11.1792 trennten sich die beiden von 10 Tagwerk Schwarzwald und bekamen dafür 490 Gulden vom Kötztinger Marktlehner und Weißbäcker Ander Dreger.
Im Jahre 1796 hatte der Markt Kötzting viele Baustellen gleichzeitig, das Rathaus wurde erneuert, an der großen Regenbrücke gabs Probleme und die - hölzerne - Wasserleitung und ihre zumeist hölzernen Auffangbecken  mussten immer und immer wieder repariert werden.
Bei diesen Arbeiten half auch AW aus und bekam im Jahre 1796 ganze 26 Gulden für diverse Leistungen, die im Kötztinger Rechnungsbuch nun anders als in den Jahren zuvor, nicht mehr detailliert aufgelistet, sondern zusammengefasst wurden.
StA Kötzting MR von 1796 Seite 26

"Ander Weis bürgerlicher Marktlehner empfing für verreichtete Fuhren, dann abgegebene Brötter und Stohln zeig seines Scheins 26 Gulden 30 Kreuzer."

Der Wirt Weiß als Sägemüller


Es ist interessant zu sehen, wie sich bei Andreas Weiß - dem Marktlehner und Gastwirt - dessen unterschiedliche Interessen herauskristallisierten.
1789 wollte er in das Metzgerhandwerk einsteigen - 1791 gab er dann diesen Plan wieder auf.
Im Jahre 1797/98 dann pachtete er für die folgenden drei Jahre die Kötztinger Herrensäge.
Aus dieser Sagmühle - vom vormaligen Kammerer Luckner erbaut - wurde Ende des 19. Jahrhunderts die Brauerei Lindner.
StA Kötzting Serwuschok Luftbildaufnahmen 
Die frühere Herrensäge, nun die Brauerei Lindner - noch mit einer aktiven Sägemühle - in den 1956er Jahren.

Dieser Bau hatte eine lange und in Kötzting durchaus strittige Geschichte und einen Vorläuferbau, mit dessen Geschichte dieser Geschichtsblog im Jahre 2012 mit einem kurzen Beitrag seinen Anfang genommen hatte >>>>https://koetzting.blogspot.com/2012/11/kotztinger-geschichten.html
Der Vorläuferbau - ungefähr 150 m flussaufwärts gelegen - , den der Markt nie akzeptiert hatte, wurde nach der Verganterung seines letzten Besitzers abgerissen und das Mühlwerk an den Fessmannsdorfer Müller Hofbauer verkauft. Das Recht, am Weißen Regen eine Sagmühle zu betreiben, hatte sich der Magistrat aber behalten und, als Luckner - wie er selbst schreibt, überraschend und zunächst sogar gegen seinen Willen - zum Kötztinger Kammerer gewählt worden war, fand er einen vollkommen überschuldeten Kassenstand vor. Er begann sofort damit, die Einnahmen Kötztings zu mehren und eine dieser Aktivitäten war der Neubau der Herrensäge, die nunmehr dem Markt eine stetig fließende Einnahmequelle bescherte. Am Ende seiner Amtszeit stellte Luckner die Summe der Einnahmen und Ausgaben dieser Investition gegenüber und bilanzierte, dass der Überschuss alleine aus der Herrensäge größer als der damalige Schuldenstand des Marktes gewesen war.
Nun also findet sich ein genauer Mietvertrag zwischen dem Markt und dem Pächter Andreas Weiss aus dem Jahre 1798.
StA Kötzting MR von 1798

 "Einnahm an Erträgnus der gemeinen Markhtssaag
Beweis des 1797 Rathsprotokolls fol. 30 et sequ. stiftete Andree Weiß burgerlicher Markhtlehner und Fludermeister die Marktssaag auf 3 Jahr, nämlich von heyl Georgi 1798 bis solche Zeit 1801 dergestalten nach dem Schnid, dass für ieden Schilling lange Bretter 1 fl 6 x für den Schilling ord: Bretter 33x: für den Schilling ord: Latten 12 x: und für einen Stohlenbaum 15 x Stiftgeld gereichet werden solle.
Hievon muss aber die Kammerer dem Saagschneider von Erster Gattung 16 xr: 2ten 8x: 3ter gattung 5 xr:. Dann von ieden Stohlenbaum auch 5 xr behändigen. 3 Pfund Schmier zum Saaggatter schmiereb, dann Saagblätter und Feillen anschaffen.
Über diese Verstiftung erfolgte auch vom chftl. Wohllobl. Cammeral Rentdeputation Straubing den 12. xber 1797 die hochgnädige Ratification, welche solcher Jahresrechnung fol 23 sub Nro 50 in original anliegt.
Was heuer also im ersten Stiftjahr von dem Stifter sowohl als Fremden abgeschnitten, und Schneidgeld im ganzen bezahlt worden ist, zeiget mitfolgendes verzeichnis, nach Abzug des Saagschneiders seine gebühr. verbleiben aber zu verrechnen: 134 fl 20 xr
Zeig des dießjährigen Rathsprotokoll fol 10 et 11 hat man die nach vorallegierten Stifftscontract der Marktkammer in Natura vorbehanltene Schwärtling dem bittlich eingelegten Saagstiffter Andree Weiß überlaßen, gegen bezahlung der Stift von 15 Gulden.
Summe der Erträgniß von der Gemeinen marktssaag  149 fl 20 xr
Stärker als ferten per 8 fl 20 x:"

Hinein ins 19. Jahrhundert trennte sich AW von weiteren Anteilen aus seinem Besitz der ehemaligen Hofmark Reitenstein. An den Handelsmann JB Fabrici (=Voithenleitnerhaus) und den Besitzer des Ecklshofes, Franz Paul Gross, verkaufte er weitere Teilflächen und erzielte dabei ansehnliche Verkaufspreise. Der Wert dieser Anteile dürfte auch der Grund gewesen sein, weshalb Andreas Weiß für sein Anwesen einen so hohen Preis hatte bezahlen müssen.

In einem Akt bei der Regierung über die Jahrtagszinsen beim Kötztinger Pfarrhof im Jahre 1801 heißt es über den Marktlehner Ander Weiß: "behauset sich sehr hart und hat mehrere unerwachsene Kinder"
Im Jahre 1805 steht eine weitere Schuldverschreibung an, um sich die "Hinwegbezahlung des Heurathsguts ihrer Schwester und Schwäger" leisten zu können.
Auf das mit 1600 Gulden feuerversicherte Anwesen lädt sich das Weiß´sche Ehepaar weitere 1200 Gulden auf, das sie vom Kramhändler Franz Paul Groß geliehen bekommen.
Demselben Paul Groß verkauft AW sein Waldgrundstück, das ursprünglich dem Kloster Rott gehörige Gruber-Wiesen-Holz, um 2000 Gulden.
Das Königliche Rentamt Kötzting gibt seinen Segen zu diesem Verkauf und siegelt mit Datum des 7.10.1809
StA Landshut Briefprotokolle LGäO Kötzting 924

"Vom Königlichen Rentamt Kötzting, als Administational königl. Grundherrschaft, wird hiemit bewilliget, das Andree Weiß, bürgerlicher Marktlehens Innhaber zu Kötzting, von dessen ingehabten, mitls Ankonftsbrief de 20. 7ber 1785 an sich gebrachtes Gruber Wiesen Holz, so ehehin zum Kloster Rottischen Sitz grub, nun hiesigen königlichen Rentamt erbrechtsbar ist, ohngefahr 16 1/2 Tagwerk Schwarzholz an Franz Paul Groß Bürger in Kötzting um die abgemachte Summe per 2000 fl verkaufen dürfe."

Wie viele andere Mitbürger steht AW bei der Marktkasse im Jahre 1810 in der Kreide.
StA Kötzting MR von 1810


Im Jahr drauf wird in Bayern der Rustikalsteuerkataster erstellt und auch dort findet sich der Andreas Weiß.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27

Hausnummer  XLV  =45 (wie bereits öfter mitgeteilt, ist die Zählweise 1811 um 3 Hausnummern verschoben gegenüber der späteren Hausnummerierung, weil die Gebäude, die sich NICHT in Privatbesitz befanden (Veitskirche, Fleischbank, Amtshaus) damals einfach nicht mitgezählt wurden)
Andrä Weiß
das gemauerte haus mit derlei Stall und hölzernen Stadel  PnNr 94
das Hausgartl PnNr 89
das Huethwöhr Ackerl  PnNr 845
das Kolmer Ackerl PnNr 645
das Steinackerl PnNr 580
Gemeindeantheil am Galgenberg ao 1803 zur Wiese cultiviert
"


Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Von den vertheilten Strohhof bei Grub  1 Acker  PnNr 745
12 Kinder hatte das Paar bekommen, von denen nur eines in den Sterbematrikeln vermerkt ist.
Paul Franz, der erstgeborene Sohn - 18.6.1789 - wird der Nachfolger auf dem Anwesen. Über seinen Taufpaten, Paul Groß, ist er bereits mit der Familie verbandelt, aus der seine spätere Frau stammen wird. Der Familienverband Groß-Decker ist eine der bestimmenden Familien Kötztings bis hinein ins 20. Jahrhundert.


Weiß Paul und Decker Katharina


StA Landshut Grundsteuerkataster 5038
"Hausnummer 48 in Kötzting  Beim Weiß  Paul Weiß
Das Haus mit dem Marktlehen, bestehend in dem Tafern- und Kommunalbraurecht
Gebäude:
Wohnhaus und Stallung, Schupfe, Stadel alles aneinander, dann Kellerhaus und Hofraum
Gärten:
Grasgarten die Heimerin  PlNr 89
Wurzgärtl PlNr 94b


Im Kommentar an der Seite ist vermerkt:
"Laut Brief vom 2.November 1815 von der Andrä Weiß´schen Kreditorenschaft mit Lit. B,C,D und E, dann des Grundstücks in der Gemeinde Grafenwiesen um 2500 fl erkauft."
Unter den Kapiteln B-E versteckten die sich bekannten weiteren Grundstücke und Anteile an den Gemeinflächen.
In den Kötztinger Bürgeraufnahmprotokollen heißt es: "1. Juni 1816  Weiß Paul derzeit Bräumeister im Kommunbrauhaus in Kötzting  hat das von seinem Vater innegehabte Marktlehen durch Gantkauf an sich gebracht und Bürgerrecht erworben. " (AA II/18)
Unter dem angegebenen Datum findet sich in den Briefprotokollen des Landgerichts Kötzting:
StA Landshut Briefprotokolle LGäO Kötzting 930

"Paul Weiß ledig bürgerlicher Bräumeister in Kötzting erkaufte unterm heutigen dato von der Ander Weißischen Kreditorenschaft, das ludeigne Bürgers Anwesen zu gesagten Kötzting, samt aller zugehör um die zuerkannte Summe per 2450 fl." In dem folgenden Ankunftsbrief ist dann aber nur noch von einem Betrag von 2500 Gulden die Rede, der sich aus einem Grundbetrag von 2050 Gulden für das Anwesen und 450 Gulden für das Mobiliar zusammensetzt.
Paul Weiß musste viele Bedingungen unterschreiben:
In den Folgejahren finden wir Paulus Weiß als Mitglied des Spitalstiftungsrates - ab 1822, als Mitglied des Magistrates - ab 1825 -  und als Teil der Kötztinger Kirchenverwaltung - ab 1835.
Aus dem Jahre 1826 findet sich eine interessante Methode der Lebensmittelkontrolle, genauer der Bierkontrolle: Die Sachverständigen Johann Freymuth und Josef Brandstetter, beide aus Kötzting wurden "durch handglüb" - also durch Handschlag - verpflichtet bei allen Kötztinger Wirten, die im Oktober Bier ausschenkten eine Kontrolle vorzunehmen und so protokollierten diese: "bei Paul Weiß, bräuenden,  hat man einem Gast  das vor sich stehende Bier weggenommen, gekostet und gefunden, dass Sommerbier verleit gegeben werde. Gegen dessen Gehalt nichts erhebliches erinnert werden konnte" 
Drei Kinder bekam das Paar, Joseph, der Erstgeborene und spätere Nachfolger auf dem Anwesen, wurde am 1.9.1816 geboren; sein Pate war der Wirtsohn Josef Decker, also sein Onkel. Ihm folgten Barbara am 9.8.1818, deren Taufpatin die Schwester des Vaters, Barbara Weiß gewesen war, und am 7.6.1822 eine Katharina, mit einer erneuten Taufpatin aus dem engsten Familienkreis, nämlich Margaretha Decker.
Ein Sterbedatum des Paulus Weiß ist nicht vermerkt, jedoch steht in den Umschreibeheften, dass am 22.1.1846 "die Paul Weißsche Wittwe Katharina - HsNr 48 zu Kötzting - übergibt an ihren Sohn Josef Weiß das" Haus mit Marktlehen mit den bekannten Grundstücken und auch den Besitz im Bereich Grafenwiesen.


Josef Weiß und Amberger Anna Maria




StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5041 Umschreibeheft 1841-1860 hier mit der Unterschrift des Josef Weiß.
In den Folgejahren erwirbt Josef Weiß einen Arndorferacker - PlNr 744 - und einen Strohhofacker  von Johann Stoiber auf der Hausnummer 51, das Reitensteinerfeld mit der PlNr 676 von Johann Dimpfl und gibt selber das Steinackerl - PlNr 580 an Johann Zeitzler ab. 
Seine Ehefrau fand Josef Weiß gleich in der Nachbarschaft, er heiratete am 10.2.1846 die Tochter des Marktmüllers Josef Amberger, Anna Maria Amberger, mit der zusammen er 8 Kinder bekam..
Auch im Grundsteuerkataster ist seine Übernahme protokolliert:
Auch sein Erwerb des Kötztinger Bürgerrechts findet sich in den Akten, welches ihm die stolze Summe von insgesamt 32 Gulden kostete.
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5047
" Haus=Nummer 48 in Kötzting "Beim Weiß" Joseph Weiß
Das Haus mit dem sogenannten Marktlehen, bestehend aus dem Tafern= und Kommunalbraurechte. Laut Brief vom 22ten Januar 1846 mit dem besitze Lit. B,C,D und E dem in der Gemeinde Grafenwiesen, und dem wieder veräusserten Objekte PlanNr. 580 von der Mutter Katharina Weiß um 3600 fl übernommen. 
Wohnhaus und Stallung, Schupfe und Stadel, alles aneinander, dann Kellerhaus und Hofraum
Wurzgärtl
Grasgarten, die Hienering"

Die Kötztinger Bürger wurden in einer Quartierliste in verschiedene Klassen eingeteilt, die nach der Höhe der Steuerkraft gestaffelt waren.
Josef Weiß finden wir in der Klasse VI, die eine Steuerlast von 10 bis 12 Gulden zu bezahlen hatte.
StA Kötzting AA I/46

Ein langes Leben war Josef Weiß nicht vergönnt, er starb bereits mit 44 Jahren am 2.7.1860 an der Wassersucht, und im selben Jahr wurde Maria Weiß als alleinige Besitzerin im Grundbuch eingetragen.

Einschub Anfang
Im Staatsarchiv in Landshut gibt es einen Bestand an Nachlassakten, die zumeist ab der Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzen. Dabei wurden von Seiten der damaligen Behörde sehr gerne erledigte Schriftstücke als Umschlag verwendet und so befindet sich auch der Akt des Nachlasses unseres Josef Weiß in einem Schutzumschlag, der ein ehemaliger Brief von der Regierung Straubing an das Landgericht Kötzting gewesen ist und eben nur einseitig beschrieben gewesen war.
In diesem - immer noch gut lesbaren - Brief wird das Landgericht aufgefordert, vom Magistrat Kötzting aus dem Elterngute des Melbersohns Stephan Müller 1 Gulden 36 xr an die Staatskasse einzuliefern, die dieser wegen eines "Raufexzesses" in Straubing schuldig geworden war. So etwas nennt man wohl einen Zufallsfund
Einschub Ende

 .
Rep 166N-12 Schachtel 12 Nr. 647

Neben der Witwe waren es vor allem die vier Kinder im Alter zwischen 7 und 13 Jahren, für die Vormünder bestimmt werden mussten.
Bei der Todesanzeige beim Landgericht wurden der Glaser Johann Süß und der Schmied Michl Trunkenbolz vorgeschlagen.

Auf Montag den 6 August wurde eine "Tagesfahrt" anberaumt, bei der eine Inventur vorgenommen werden sollte, und deshalb wurde die Witwe aufgefordert, die Steuerkataster bereit zu halten.
Unterschriftenliste: Maria Weiß - Johann Wensauer - Süss - Drunckenbolz


Am festgesetzten Tag trafen sich der LGAssessor Schwänzer, der Schreiber Greil, der Gerichtsdienersgehilfe Biedermann und die beiden Schätzleute Georg Bauer und Georg Weiß, beide Söldner aus Grafenwiesen, beim Anwesen Weiß und erstellten eine ganz genaue Inventur des Vermögens.
Auf der Seite der "Interessenten" waren die Witwe und die beiden Vormünder zur Kontrolle mit vor Ort.
Solch eine Inventurliste gibt uns einen seltenen Einblick in die Räume und Einrichtungsgegenstände der damaligen Häuser, da auch kleine und kleinste - auch defekte - Haushaltsgegenstände damals ihren - monetären - Wert hatten und daher in die Rechnung mit einflossen.
Auch wenn diese Auflistung unter Umständen sehr lange ist, so ist sie doch gerade mit den vielen Details so aussagekräftig.
 Activa
I. Mobilien
In der Wohnstube

1 Crucifix, 7 Glastafeln, 1 Wandspiegel
3 Zechtische, 10 hölzerne Sessel, 2 Vorbänke
1 hilzerne Wanduhr
1 Humpen
2 steinerne Bierkrüge
1 Schrankkastl mit Glasaufsatz
sämtliches eisernes und erdenes Küchengeschirr
1 Burometer
2 Wasserschaffl
1 Fleischstock

In der Nebenkammer

1 Schüsselrechen mit Geschirr
1 alt kleiners
1 hölzernes Humpen
1 Anricht 1 alter Tisch
1 Lehnstuhl
6 hölzerne Leichter
5 blecherne Leichter
2 Stalllaterne
1 Wiegmesser
4 messinge Pfannerl

In der Kuchl
1 kupferner Waschkessel
2 Höllhafen

Im Fleischgewölbe
1 Speiskasten 

1 alte Truhe 1 alter Speiskasten
1 hölzerne Anricht
1 Schreibbrett 2 Laternen
1 Fleischstock 
1 Wurstspritze 1 blecherne Gieskanne
1 Fleischstock 1 hölzerne Knödelschüssel 
1 Ofengabel
1 kleine Wage mit Einsatzgewichten

Im Schlafzimmer

2 Bettstätten mit Bett
1 Kleiderkasten
1 Kasten mit Schubläden
1 messinge Wanduhr
1 Crucifix 2 Glasbilder
1 Landwehruniform
1 kleiner Kasten 2 Lehnstühle mit Waschkorb

Im oberen Flezboden

2 Bettstätten mit Bett
1 Mehltruhe
1 Alter Tisch
1 Wagenreif
1 leere Bettstatt
2 Brodkörbe
20 Getreidesäcke
1 Baktrog 1 Waschkibel
2 Flachsriffelkämme
1 Metzenmaß und hölzerne Knödelschüssel
1 Koffer

Es geht ähnlich weiter mit der
Obern Stube, dem obern Flez, gefolgt vom "Schönen Zimmer"
mit
2 Bettstätten mit Betten und Decken
1 Commodkasten mit Glasansatz
6 gepolsterte Sessel
1 Crucifix und 8 Glasbilder
1 Mundspiegel
4 Stck hölzerne Leuchter
6 Fenstervorhänge
1 Tisch
einiges Caffegeschirr
die Kleidungen  des ??
2 STückh Leinwand
4 Restl ca. 20 Ellen
5 Bettbezüg
1 silberne Sakuhr

anschließend folgt der Keller
4 Fäßer Lagerbier
18 Eimer Nachbier
Einschub
Nachbier ist das, nach dem Abschöpfen des Bieres, aus dem Restreber erneut vergorene Bier, also ein Dünnbier
Einschub Ende

Im Stall

2 Ochsen
2 Kehe
die sämmtliche Stalleinrichtung
1 Holzhaken 1 Hecke
1 Ochsenjoch
1 Strohschneidstuhl mit Messer


im Stadel

1 beschlagner Wagen samt Ketten
1 Düngewagen mit Sperrkette
1 Pflug 2 Eggen
18 faß per 15 Eimer
18 Fässer zu 2 Eimer
2 Treberboding
4 Sensen
40 Ztr Heu

im Hofraum

1 Radltragen
20 fuhren Dünger
1 Ochsenzieher (?)
1 36 halbe Maßgläser

Der Wert der Mobilien wurde auf 1223 Gulden berechnet.
 II. Immobilien
Das Wohnhaus und Stallung, Schupfe, Stadl unter einem Dach, dann Kellerhaus und Hofraum  1000 fl
das Wurzgartl   400 fl
der Grasgarten 300 fl
Galgenberganteil 150 fl
Reitensteinerfeld 160 fl
Hütwöhrackerl  130 fl
Kolmerackerl 130 fl
Arndorferacker 120 fl
Reitensteinerfeld 120 fl
Strohhofacker 110 fl
weiterer Strohhofacker 121

Das Kommunbraurecht wurde mit 500 fl angesetzt und der "ganze Nutzungsanteil an den noch unverteilten Gemeindegründen" schlug mit abschließenden 10 fl zu Buche .
Auch der Wert der angebauten Feldfrüchte - hier der Weizen und Roggenanbau zusammen mit dem dabei anfallenden Stroh und  Heu wurde hochgerechnet und am Ende kamen noch 12 Gulden für eine spätere Krauternte hinzu, so dass sich die Aktiva am Ende auf 4100 Gulden summierten, denen dann die verschiedenen Schuldensummen als Passiva entgegengestellt wurden.

300 fl waren von der Kirche Kötzting,  200  und weitere 600 Gulden von den Eheleuten Müller und Leiderer aus Höfing und 400 Gulden von der Bierbrauerswitwe Salome Schrank aufgenommen worden.
Laufende Schulden kamen hinzu, nämlich 800 fl beim Glasermeister Süß und 300 fl beim Gürtlermeister Wensauer, beide aus Kötzting.
Zu der Gesamtschuldensumme von 2700 wurde noch die Mitgift der Ehefrau in Höhe von 1350 Gulden hinzugerechnet, was eine Summe der Passiva in Höhe von 4050 Gulden ausmachte.
Alle Beteiligten unterschrieben das Protokoll und nun musste die Witwe schauen, wie sie zusammen mit der Erhaltung der Gast- und Landwirtschaft ihre noch kleinen Kinder aufziehen konnte.
Unterschriftenliste des Inventars

Schon bald nach dem Tod ihres Mannes musste sich die junge Witwe mit einem nachbarlichen Bauvorhaben abgeben.
Im Jahre 1860 findet sich ein ausführlicher Bauakt des Nachbarn Leszkier mit ausdrucksvollen Detailplänen über dessen geplanten Kellerneubau. Da der Weiß´sche Keller sehr nahe dran gelegen war, kam es zu einem Einspruch durch die Nachbarin und so hat sich eine erklärenden Skizze der eindrucksvollen Kellerlandschaft des Anwesens Weiß erhalten. Eine Kellerlandschaft übrigens, die auch nach dem Abriss des Anwesens 2022 und dem im selben Jahr erfolgenden Neubau  - durch Herrn Dr. Felix Sperl -  genauso erhalten geblieben ist.

Dieser Streit hatte eine Vorgeschichte. Im Jahre 1849 hatte Josef Weiß einen Antrag zur Vergrößerung seines Stadels gestellt, dem Josef Leszkier zugestimmt hatte, jedoch kam es danach bei der Bauausführung zu Streitigkeiten.
Unterschrift des Josef Leszkier bei seiner Zustimmung zum Bauantrags seines Nachbarn
Nun, 1860, als Josef Leszkier selber bauen wollte, war eine gegenseitige Übereinkunft mit der Nachbarin, Frau Anna Maria Weiß, nötig, um seinen Bau ausführen zu können.

Mitten in seine Bauausführung platzte der Einspruch der Nachbarin:

StA Kötzting AA XI 121 

"Anna Maria Weiß, Wirtswitwe dahier protestiert gegen die beabsichtigte Bauführung, weil ihr Sommerkeller gerade an jener Stelle sich befindet, auf welcher Leßkeur zu bauen beabsichtigt, sie daher vielen Nachtheil ausgesetzt sei.
Kötzting den 14. August 1860
Maria Weiß"

Bereits 4 Tage später konnte dieser Einspruch dann aber gütlich beigelegt werden.


StA Kötzting AA XI 121 

Kötzting den 18. Aug. 1860
Heute erscheinen freiwillig
1. Josef Leskeur Goldschmied
2. Maria Weiß, verbeibeständet von Johann Süß Glaser von hier.
Ersterer erklärt:
Ich bin mit p Weiß nunmehr darüber übereingekommen, daß ich von dem Projekte, einen Stadel in die im Bauplan bezeichnete Stelle einzubauen, abstehe, und dieses Lokal ausschließlich zu einem Keller für immerwährende Zeiten verwende, wogegen mir Weiß zugesteht, den Keller in jene Tiefe ausgraben zu lassen, als mein älterer Keller tief ist. Hiedurch ist der entstandene Streit beseitigt und Weiß willigt in den Fortbau des Kellers ein. Wobei noch bemerkt wird, dass der Eingang vom alten Keller in den neuen Keller statt findet. Unterschriften Leßkeur   Süß

StA Kötzting AA XI 121 

Auf dem folgenden Detailplan kann man gut die nahe beisammen stehenden Keller erkennen.
Oben in Blau ist der Besitz der Leszkier und unten das Wirtshaus der Familie Weiß in Rot eingezeichnet.

StA Kötzting AA XI 121 


Anna Maria Weiß betrieb, mit Unterstützung durch ihre Kinder, weiterhin die Gastwirtschaft, in der es im Jahre 1869 zu einer ganz besonderen Rauferei gekommen war.










Eine Wirtshausschlägerei in Kötztings bester Gesellschaft


Am 11. November 1870 kam es in Straubing zu einer spektakulären und überregional beachteten Gerichtsverhandlung, die für einige Mitglieder der Familie Lukas saftige Gefängnisstrafen erbrachte, die allerdings in später folgenden Berufungsverhandlungen aufgehoben wurden.
Hier zunächst das erste Urteil, veröffentlicht in der Straubinger Zeitung.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei Herrn Alfred Silberbauer, Rimbach, bedanken, der mir diese Fundstellen vermittelt hat.:

6 1/2 Monate Gefängnis für einen königlichen Justizbeamten sind schon einmal eine Hausnummer.
Was da bei den Zeugenvernehmungen während der Verhandlung und bei den bekannt gewordenen Absprachen im Hintergrund zu Tage trat, war eigentlich eine Justizposse, die in den Zeitungen genüsslich breitgetreten wurde.
Einschub
In Kötzting war es zu dieser Zeit vorbei mit dem guten Einvernehmen innerhalb der Bürgerschaft und zwischen Bürgern und Beamten. Der Grund lag im ersten Vatikanischen Konzil und in dessen Beschlüssen, die den Kötztinger Pfingstritt eines seiner Kernpunkte beraubte und in Folge dessen Kötzting einer der "Hotspots" der sich neu gebildeten Altkatholiken geworden war. 
Siehe der Beitrag zu Carl von Paur und den blamablen Begleiterscheinungen bei dessen Beerdigung.
Einschub Ende
Hier der genaue Bericht über den Hergang, wie er im Gerichtssaal geschildert wurde.
Das Wirtshaus war der "Weiß auf der Höhe" und der weitere Tatort die Kötztinger abschüssige Rathausgasse.

"Der Herr Landgerichtsassessor Anton Lukas von Neunburg ist wegen Raufexzesses mit seinen sämmtlichen Mitangeschuldigten verutheilt worden.
Der Herr Kooperator Kriner von Kötzting hatte einen angesehenen Bürger einen Judas mit dem Geldbeutel genannt und sich auf Zurechtweisung später am 27. November v.(origen) Jahres damit entschuldigt, er habe mit dieser Bezeichnung nur eine Anspielung machen wollen auf die Eigenschaft des also Titulierten als Gesellschaftskassier.
"
Die hier angesprochene "Gesellschaft" war der damalige Verein Concordia.
"Nach dieser Erklärung verließen die Geistlichen Herren das Wirtshauslokal, indem es anfing ungemüthlich zu werden. Bäckermeister Tröger (=Dreger) hielt sich eine Weile darüber sauf, ehrliche Bürger mit dem Namen des nichtsnutzigen Apostel zu bezeichnen; Bäckermeister Tröger gilt als liberal; das war Grund genug für die Herrn Ultramontanen, die Wirthstochter aufzufordern, ihm kein Bier mehr einzuschenken, worauf Tröger in der derben Sprache, die er führt, der Wirthstochter einen nicht artigen Namen an den Hals warf, jedoch nicht im beleidigenden Sinne, wie er selbst erklärte und wie wir nach der Art der anwesenden Gäste auch glauben."
Einschub
Mit dem Schlagwort der "ULTRAMONTANEN" wurden in der damaligen Zeit  - in Preußen sprach man sogar vom Kirchenkampf - die Katholiken bezeichnet, die Gläubigen also, die von jenseits der Berge (=Alpen) beeinflusst wurden. Liberal zu sein war unter diesen Kreisen ein ebenso großes Schimpfwort, wie es heutzutage in den USA zu sein scheint.
Einschub Ende 
Ein plötzlich feinfühliger Glasermeister Süß warf sich zum Vertheidiger der gekränkten Unschuld auf und bot dem Bäcker Ohrfeigen an. Als dieser daraufhin aufstand, den Stuhl wie zur Abwehr vor sich hinhielt und gehen wollte, packte ihn der Assessor beim Kragen links, rechts sein Bruder, der Gerbermeister Gerhard Lukas, von hinten der Wirtsssohn, Hausknecht Niggl und Glaser Süß assistierten, und schneller als der Leser dies liest, lag der Angegriffene vor der Thüre draußen mit zerbrochener Rippe auf dem Steinpflaster.
Ein anderer liberaler Bürger Kötztings, der die abwehrende Bemerkung machte, das ist noch schöner, wenn die Beamten mit den Bürgern raufen, wurde der Reihe nach von den Gebrüdern Lukas und dem Hausknecht gedrosselt und schließlich dem Bäcker, der vor der Thüre draußen um seinen Hut rief, als Kopfbedeckung ein Halbeglas an den Kopf geworfen, daß er aufs neue blutend zusammenstürzte. SO erzählten haarklein alle Details 5 beeidigte Zeugen.
Die endlose Reihe der Entlastungszeugen hat nur "nichts gesehen", kann aber ausdrücklich nicht sagen, es sei unmöglich, daß die Hrn Lukas und Consorten das Reat nicht verübt hätten. Der Entlastungsbeweis ist völlig mißglückt, nur eine Zeugin, die Wirthstochter, behauptete, sie habe deutlich gesehen, daß Assessor Lukas bei dem Akt des Hinauswerfens nicht betheiligt gewesen. Schon soll die Verhaftung der Zeugin ausgesprochen werden wegen dringenden Verdachts des Meineids, die Zeugin tritt vor den Präsidenten, der ihr eindringlich zuspricht, Alles erwartet den Widerruf, da stellt sich plötzlich unvermuthet und unaufgefordert Assessor Lukas an ihre Seite und gibt ihr mit Pathos das Zeugnis einer wahrheitsliebenden Person, die nicht lügen könne.
Die Zeugin schweigt, widerruft nicht; peinliche Stille im Saale - 
Nachmittags geschah dann der Widerruf dennoch: Sie wollte der Scene den Rücken zugewendet haben.
Nicht minder Aufsehen erregend war ein anderer Vorfall. Der Angeschuldigte Obermeier legte gegen Abend das Geständnis ab, Kooperator Kriner habe ihn auf briefliche Aufforderung des Assessors ermahnt, zu gestehen, daß er - Obermeier - das Glas auf Tröger geworfen, Tröger in Folge des Glaswurfes gestürzt und sich die Rippe gebrochen habe. Als Mitglied der Gesellschaft meint Hr. Kooperator - solle Obermayer die Schuld auf sich nehmen und dem Lukas durch dies Geständnis heraushelfen. Die Angeklagten verlegten sich auf hartnäckiges Leugnen, vor Allem der Assessor, der durch sein ganzes Gebahren ein schlimmes Licht auf seinen Charakter wirft, um so schlimmer, wenn man bedenkt, daß er, der Richter, selber zu Recht sprechen muß. Und dann welch ein Recht. Gerhard Lukas ruft 3 Zeugen hervor, die den Bäcker Tröger als rohen Menschen verdächtigen sollen; aber die drei Zeugen schütteln das Haupt; sie wissen nichts von dem, was sie zu bestätigen gerufen sind. Dem Allen gegenüber hatte die Vertheidigung einen schwierigen Stand und konnte auch keinen Erfolg erzielen; die Verutheilung war das nothwendige Resultat der Verhandlung. Das Urtheil wurde bereits mitgeteilt. (Straubinger Zeiung)
".

Das von den Verurteilten angerufene Appellationsgericht kassierte im Februar 1871 das Urteil und so wurde im Juni desselben Jahres neu verhandelt.

Das Bayerische Volksblatt - ein eher konservatives Organ - zitiert das Straubinger Volksblatt, dass fast ein Jahr nach der Verurteilung der Brüder Lukas  - der Lederer Gerhard Lukas war mittlerweile Landtagsabgeordneter geworden - das Appellationsgericht die beiden Brüder freigesprochen habe, und blickts mit mit dem selben Ausmaß an Häme und Polemik zurück und schildert das Geschenken aus der Sicht der Angeklagten.

Bei ihm war nun nur noch die Wirtstochter und deren Bruder an dem Rauswurf beteiligt. Die Gesellschaft im Wirtshaus habe aus patriotischen Bürgern bestanden, in die sich zwei "rothe Fortschrittler" gedrängt hatten.....


 Aus diesem Bericht aus der Berufungsverhandlung erfahren wir auch den zweiten Namen der Hinausbeförderten, es war dies der Metzger Dimpfl aus der Metzstraße gewesen. Und das Schimpfwort des Bäckers Dreger in Richtung der Wirtstochter war "dummes Luder" gewesen.
Die Brüder Lukas wurden nun freigesprochen, nur dem Messner Obermaier konnte nicht aus der Patsche geholfen werden, sein Geständnis mit dem Bierglaswurf lag ja unwidersprochen vor, bei ihm blieb es bei den 10 Tagen Arrest.

Doch zurück zum ersten Prozess. In einem Artikel vor Prozessbeginn schilderte die Straubinger Zeitung mit Datum des 1. November 1870 nicht nur über diesen Prozess und die Vorgänge, sondern schildert auch einige Vorkommnisse im Markte Kötzting, durch die der Riss gut zu erkennen ist, der damals durch die Bürgerschaft ging.
Die Häme und die Polemik im Artikel sind ein Kennzeichen der damaligen Zeit, in der innerhalb eines Artikels die reine Berichterstattung und die Meinung des Reporters bzw. die politische Linie der einzelnen Zeitung frei vermischt wurden.
Herauskommt ein Spiegelbild/Zerrbild der Zustände in Kötzting im Jahre 1870

"Kötzting, 1. Nov. Kommenden Montag den 7. Vormittags kommt die ultramontan=patriotische Clique von hier wegen "Schlägerei" beim k-. Bezirksgericht Straubing zur Verhandlung. An der Spitze steht Assessor Lukas von Neunburg. Dieser Herr kam nämlich, seit er in Neunburg angestellt, jedesmal hieher, so oft es eine Wahl galt, um da für die patriotische Partei zu agitieren; denn seinen bürgerlichen verwandten mit den hiesigen Schwarzen von Habit und Seele hatten den Bürgermeister und den Marktschreiber ins Schlepptau genommen und konnten so ziemlich entscheidend über die Angelegenheiten des Marktes und der Umgebung bestimmen."

Hier finden wir wieder die "Ultramontanen" und mit den "hiesigen Schwarzen in Habit und Seele" sind die Kötztinger Geistlichen gemeint. Beide zusammen würden in Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und dem Marktschreiber das Kötztinger Leben bestimmen.

Schon hätten sie einen neuen Bürgermeister sammt Magistratsräthen im Projekt fertig; als sie ein paar Tage vorher eine unglückliche Schlacht verloren, vom Volkswitze "Schlacht am weißen Berge" genannt (da man das Wirtshaus "Weiß auf der Höh" nennt), was sofort der Gemeindewahl eine andere Wendung gab.
In gedachtem Wirthshause kam es in der Gesellschaft Concordia, in der sie sich, wie früher beim Gesangsvereine, durch allerlei Machinationen der Ausschussstellen bemächtigt hatten, zwischen ihnen und einem wackeren Bäcker, der nicht ihre Anschauungen theilt, zu einem Streit, ursprünglich wegen des Cassabestandes, den die Schwarzen zu Gunsten des zu schaffenden Schulschwesterninstituts, die andern aber wie herkömmlich, zu einem Katharinenball verwendet wissen wollten. 

Die "Schwarzen" hatten sich also bereits vorher beim Gesangsverein ihren Einfluss sichern können und wollten dies auch bei der Concordia weiterführen.

Hiebei wurde der Ehrenmann zum Hause hinausexpediert, wobei sich dieser ein paar Rippen brach; überdieß soll der feine Sakristan (=Messner) von hier mit einem Bierglase nach ihm geworfen und ihn am Kopfe verletzt haben.
Um die Aufmerksamkeit von sich, den Thätern, abzulenken und die öffentliche Meinung über den wahren Thatbestand irre zu führen, kam gleich darauf im Straubinger Lügenblatt ein Artikel, in welchem geklagt wurde, daß zwei rohe Fortschrittler in die friedliche Gesellschaft eindrangen, daß diese vom Sohne des Hauses hinaus expediert werden mußten, wobei sich einer "etwas verletzt haben soll". daß man aber nicht Anstand nimmt, mit der Täterschaft einen höchst ehrenwerthen, auswärtigen Beamten in Verbindung zu bringen u. dgl. m. 
Zugleich erschien ein Artikel nach dem anderen, jedesmal darauf berechnet, Kötzting, weil vom Fortschritte angesteckt, als den Herd aller Ruchlosigkeit vor aller Welt zu brandmarken.
So z.B. wurde in einem Artikel erzählt, daß des Meßners "Magd" - es war aber dessen junge üppige Schwester, welche sich stets in der unmittelbarsten Nähe des Altars postirte und die Herren Cooperatoren nicht nur in der Sakristei, sondern auch am Altare bediente - beim Gebetläuten am Morgen des St. Stephansfestes vor. Js von einem Vermummten überfallen, furchtbar mißhandelt, ja förmlich "wie ein Teig geknetet" wurde. Als jedoch der Bezirksarzt die Schöne untersuchte, fand er an der Gekneteten nicht ein blaues Fleckhchen" Die Geknetete bekam Krampfanfälle, wurde stumm, natürlich immer nur für ein paar Tage, wobei Hr. Cooperator M. sich große Verdienste um das Seelenheil der beliebten Sakristanin erwarb.
In einem weiteren Artikel wurde in umständlichster Weise ein Einbruch ins Rathhaus und dabei die Gefahr des Hrn Marktschreibers geschildert; die Sache aber war - reine Erfindung!. Bürgermeister und Vorstand der Bevollmächtigten hatten schon eine öffentliche Erklärung vorbereitet gehabt, die aber aus Gründen des allgemeinen Friedens wieder unterblieb. In einem dritten Artikel fiel man über den Untersuchungsrichter Hrn. Schuh, dann über den hiesigen Hrn Rentbeamten, Advokaten Müller her, welche bei den Landtagswahlen ihnen in den Weg getreten waren. 
Eines schönen Morgens war der ganze Markt voll des Entsetzens über die Frevelthat der Demolierung der Grabmäler und des Einbruchs in die Nebenkapelle der Pfarrkirche. Als aber die lose Fama auf den kühnen Gedanken kam und ihn auch bald aussprach: ob eben die bekannte rohe Hand selbst die That vollbracht, um eben dem Fortschritt wieder etwas anzuhängen, da trat mit einem Male vollständiges Stillschweigen in der Sache ein, während sonst gewiss eine Philippika über den Fortschritt von der Kanzel herab losgelassen worden wäre. Meine weitere Ausholung in der Sache hat den Zweck, Ihre Leser mit den verwerflichen Mitteln der ultramontan=patriotischen Sippe dahier bekannt zu machen. Vielleicht interessiert sich der eine oder andere in Straubing und wohnt der Verhandlung gegen unseren patriotischen Kraftadel bei. Die Mühe wäre es werth und ein Einblick in so manche traurige Verhältnisse ließe sich daraus gewinnen. (Die Verhandlung ist Montags den 7. d. früh 8 Uhr am k. Bezirksgerichte. Ein k. Landgerichtsassessor wegen Rauf=Excesses angeklagt - schöne Gegend das-)


Auch wenn es die Angeklagten geschafft hatten, im Wege der Berufung dann schlussendlich doch freigesprochen zu werden, so zeigt die Berichterstattung sehr deutlich, dass die Situation in Kötzting sehr angespannt war, und die Kötztinger Mitglieder der neu gegründeten Altkatholiken zwar in Kötzting eine Mehrheit gewonnen hatten, sie aber überregional zunächst mit dem Rücken zur Wand gestanden hatten. Die Teilnahme von Kötztinger Bürgern bei einem Treffen der Altkatholiken in München (als Bierkonzil verspottet), der Prozess gegen den Regensburger Bischof v. Senestrey und vor allem die unwürdigen Begleitumstände bei der Beerdigung des verdienten BZA-Mannes Carl von Paur  waren weitere außergewöhnliche Vorkommnisse, die Kötzting in den Fokus brachten.

Nun aber weiter mit der Kernfamilie Weiß. Der am 10.12.1849 als ältester Sohn geborene Franz (Paul) Weiß wurde der Kötztinger Pfingstbräutigam des Jahres 1869.




Auszug aus der anlässlich des Rittjubiläums 1912 veröffentlichten Liste der Pfingstbrautpaare

Im Jahre 1902 verstarb in Kötzting der 1814 geborene Leonhard Mittermayer, genannt der "Schlossgärtnerhardl", und anlässlich seiner Beerdigung versammelten sich viele Pfingstbräutigame.
Repro 1590 Zu diesem Bild gibt es zwei unterschiedliche Legenden, die entweder die hier als Nummer 1 oder die als Nummer 2 bezeichnete Person als den Weiß Paul identifizierten. Aufgrund des Alters, das Franz Paul Weiß im Jahre 1902 bereits gehabt haben muss, tendiere ich eher zu der Nummer1. Die Nummer 2 erscheint mir als viel zu jung.
Die weiteren Zuordnungen: Personen v. li Dreger ,Lindner, Schmidtbräu, Amberger Hans, Schödlbauer, Weiß auf d. Höh. ganz rechts Josef Hastreiter,

Franz Pauls um zwei Jahre jüngerer Bruder, Joseph, übernahm dann im Jahre 1875 das Anwesen und heiratete am 14. Februar 1876 die Haibühler Bauerstochter Monika Pritzl-
Seine Mutter, die "Wirtswitwe" Anna Maria Weiß war im Vorjahr, am 28.8.1874,  im Alter von 52 Jahren gestorben.
StA Landshut Rep 166N-12  Schachtel 21 Nr. 76
Sterbeeintrag im Nachlassprotokoll der Witwe Weiß

Sie hatte noch einen "Zehrpfennig" von 400 Gulden als Vermögen, der sofort an die Berechtigten ausbezahlt worden war.

Die Liste der "Berechtigten" zeigt, wie mobil unsere Kötztinger Vorfahren damals gewesen waren.

"Weiß Josef Brauer hier
Barbara, verehelicht an den Aufschlagseinnehmer Muhr, hier
Weiß Franz Paul, verheiratheter Brauer in Mainz
Weiß Johann, Brauer in Amsterdam"

Am 3. August 1874, also nur wenige Tage vor ihrem Tode, hatte Anna Maria Weiß ihr Anwesen im Beisein aller ihrer vier Kinder auf den Sohn Josef übertragen. Diese waren offensichtlich bei der Mutter in Kötzting bei ihrem Tode anwesend gewesen. 
Kopfteil des Übergabevertrags der Familie Weiß vom 3.8.1874

In einer umfangreichen Liste wird aufgeführt, welches der Einrichtungsgegenstände und Kleidungsstücke die Tochter Barbara erhalten solle.
Interessant ist die Erwähnung eines Kellerhauses.
"Zur Wohnung und sonstiger Benutzung erhält die Übergeberin auf ihre Lebenszeit unentgeltlich das sogenannte Kellerhaus, dem ganzen Umfange nach, darf das nöthige Wasser am Hausbrunnen nehmen, im Keller des übergebenen Anwesens Kartoffel, Milch und gleiches unterbringen, neben ihrem Häusl das Holzlager und will sie nicht bleiben, erhält sie einen jährlichen Herbergszins von dreißig Gulden. Die gutbauliche Unterhaltung dieses Häusels liegt dem Übernehmer ob, der jetzt sogleich den schadhaften Thürstock durch einen guten ersetzt und den Bretterboden neu legen läßt."

Bei diesem "Kellerhaus" müsste es sich um den Vorläuferbau des in der Müllerstraße stehenden kleinen Hauses handeln, welches im Jahre 1927 neu errichtet und im Zuge des Gesamtneubaus des Anwesens  im Jahre 2022 ebenfalls abgerissen worden ist.

StA Landshut Baupläne BezA-LRA Kötzting Nr. 3087_0001


Ihre beiden ledigen Kinder Babette und Johann sollten ebenfalls in diesem Kellerhaus das Wohnrecht genießen, auch nach dem Ableben der Mutter.
StA Landshut Rep 166N-12  Schachtel 21 Nr. 76
Unterschriftenliste der Beteiligten



Weiß Josef und Monika Pritzl 


Johann Weiß, der Bruder und im Nachlassakt der Mutter noch als Brauer in Amsterdam bezeichnet, verblieb wohl nun doch eher in Kötzting - das Wohnrecht hatte er ja von der Mutter per Vertrag erhalten -. Allerdings lebte er nicht lange, denn bereits mit Datum des 21.11.1881 ist sein Tod im Haus Nummer 48 protokolliert. Da er ohne Kinder im Alter von 28 Jahren verstorben war, kamen als seine Erben nur seine Geschwister und deren Kinder in Frage. Eine Erbangelegenheit, die sich im Nachlassakt bis ins Jahr 1909 hinzog.
Wie schwierig sich solch ein Nachlassverfahren manchmal gestaltete, zeigt eine handschriftliche Grafik, in der das Amtsgericht aufgrund der Eintragungen im Grundbuch die Verwandtschaftsverhältnisse aufzudröseln versuchte. Vor allem die Kinder des in Mainz verstorbenen Franz Paul Weiß und die der in Kötzting verheirateten Barbara Muhr mussten berücksichtigt werden.
StA Landshut Rep 166N-12  Schachtel 25 Nr. 112

Hier sind die Nachkommen der Anna Maria Weiß, geborene Amberger. Das Muttergut für ihre Kinder war auf dem Anwesen des Josef gutgeschrieben, wo Johann ja auch sein Wohnrecht genossen hatte, bis er möglicherweise einmal geheiratet hätte. Nun musste dieses mütterliche Erbe - er selber hatte kein eigenes Vermögen - auf seine Verwandten aufgeteilt werden.
Ganz einfach war diese Suche wohl nicht gewesen, weil im Akt mehrere Versuche, die Verwandtschaft - und damit die möglichen Erben - zu ermitteln, aufgeführt sind, einschließlich nun der bereits verstorbenen Familienmitglieder.
Solche Funde erleichtern natürlich die Suche eines Familienforschers.


Doch bleiben wir zunächst bei der Besitzerfamilie. Aus der Zeit des Josef und Monika Weiß finden sich nur wenige Nachweise. Nur einige Ausschnitte aus dem Kötztinger Anzeiger und ein kleiner Akt aus den Familienbögen können diese Lücke ein wenig füllen. Diese wenigen Funde haben zumeist mit dem Sohn Franz Paul Weiß zu tun, der zum Leidwesen des Vaters zum Militär eingezogen werden soll.
Das Bittschreiben, welches sowohl der Vater wie der Sohn bei den Behörden einreichte und die begleitenden Schreiben des Kötztinger Magistrats zeichnen uns ein genaues Bild, wie schwer es damals ein Metzger und Wirt gehabt hatte.
Hier zuerst der Familienstammbogen der Familie Josef Weiß, dem ein Rückstellungsantrag für den Sohn Franz Paul beigelegt ist.
StA Kötzting 024 Familienstammbögen Buchstabe "W" für Weiß Josef

Hier sind alle Kinder aufgeführt, die Josef und Monika Weiß hatten.
Wie wir aus seiner - weiter unten aufgeführten - Kriegsstammrolle wissen, wurde er im Jahre 1904 als Rekrut eingezogen und er und seine Eltern versuchten nun, ihn wieder aus dem Armeedienst zu befreien. 

Drei Familienväter Kötztings  mussten "nach Handgelübde" über die häuslichen Verhältnisse des Antragsstellers aussagen. Es waren dies der Streckengeher Anton Drunkenpolz, der Bäcker Franz Dietl und der Uhrmacher Johann Kothbauer, allesamt Männer aus der direkten Nachbarschaft der Familie Weiß. Voraussetzung zur Auswahl dieser Männer war, dass diese Söhne hatten, die im aktiven Heer dienten.
Ganz detailliert mussten diese nun zu den einzelnen Punkten Stellung beziehen.
Nach den Personalien der Eltern ging es um deren wirtschaftliche Verhältnisse:
"Die Eltern besitzen dahier das Anwesen Hs.N. 48 nebst 3 1/3 Tagw. Wiesen und 3 Tagw. Felder. Das Anwesen hat einen Wert von 5300 M. Die Eltern betreiben eine Gastwirtschaft, eine Kleinmetzgerei und Ökonomie. Auf dem gen. Anwesen ruhen 7321 M Hypothekenschulden und ca. 1000 M Currenthschulden, vom Communbrauhaus Kötzting herrührend." 
Die Steuerkraft der Eltern wurde angegeben mit 2,33 Mark Grundsteuer, 4 Mark Haussteuer und 8,50 Mark Gewerbesteuer. Außerdem waren die 2 Kühe der Landwirtschaft aufzuführen.
Für die Beantwortung der 4. Frage, - nach der Befähigung des Vaters, den Betrieb alleine zu führen - reichte der vorgesehen Platz nicht und so musste zusätzliche eine ganze Seite eingefügt werden.



"Der Vater kann die Gastwirtschaft, Metzgerei und Ökonomie nicht allein betreiben, weil er ohne Hilfe, speziell für Metzgerei und Ökonomie ist. Die Metzgerei erfordert naturgemäß den ANkauf von Schlachttieren, meist Kälber dahier, dass also der Metzger aufs "Gäu" geht, d.h. außerhalb des Betriebsortes Vieh zusammen zu kaufen sucht. Wenn der Vater beim Vieheinkauf abwesend ist, so kann er der Ökonomie und Gastwirtschaft nicht vorstehen, denn dessen Ehefrau ist, wie allgemein bekannt stets kränklich und kann nur mit Mühe, und hier auch nicht allein, sondern mit Hilfe der Tochter Anna, das Hauswesen besorgen; im Stall, auf Feld und Wiese zu arbeiten ist der Mutter wegen ihres leidenden Zustands überhaupt unmöglich. Die Tochter Anna kann letztere Arbeiten nicht verrichten, da sie im Hauswesen der Mutter helfen muß und überdies noch in der Gastwirtschaft tätig ist, wie beim Einschenken, Bier holen aus dem Keller etc.
Es ist sonach, wenn der Vater am Vieheinkaufe auswärts ist, niemand da, der die Ökonomie und Metzgerei vorstehen würde.  Denn auch in letzterer kamen in Abwesenheit des Vaters Arbeiten vor, es ereignete sich ja oft der Fall, daß gerade zu dieser Zeit Schlachtvieh, wenn auch nur ein Stück, das früher schon gekauft, zugetrieben wird. Da der Vater meist mehrere Tage auf dem Vieheinkauf sich befindet, muß das Vieh geschlachtet werden, schon in Anbetracht des Geschäftes und zwar sogleich nach Eintreffen desselben, denn es wird doch niemand einen Metzger zumuten, daß er das Schlachtvieh nicht baldigst zum Verkaufe bringen kann.
Hindurch würde das Geschäft schwer leiden, wenn nicht der Konkurrenz unterliegen. Der Reklamierte, von Beruf Metzger, wäre dem Vater eine unbezahlbare Hilfe, weil er entweder Zuhause in der Metzgerei tätig sein oder auch auf dem Vieheinkauf gehen könnte. Aber auch in der Ökonomie wäre dem Reklamanten mit dem Reklamierten geholfen."
Die nächste Frage handelt von den Geschwistern und ob diese im elterlichen betrieb nicht aushelfen könnten.
1. Anna Weiß geb. 22.2.1877, ledig, zu Hause hilft der Mutter im Hauswesen und in der Gastwirtschaft.
2. Maria geb. 27.10.1878, ledig, Dienstmagd in München seit ca. 8 Jahren, kann ihren Eltern nicht helfen, da sie ihren verdienst zum Leben nötig hat.
3.Josef geb. 29.10.1880, ledig, Rentamtsgehilfe in Regensburg seit Juli 1903, kann seinen Eltern ebenfalls nicht helfen, muss sich mit seinem Gehalte selbst verköstigen. Ist Ersatzreservist.
4. Heinrich geb. 26.3.1887, ledig, Rentamtsgehilfe dahier. 
(weiter auf dem Zusatzblatt)
"kann seinen Eltern ebenfalls nicht helfen; dessen Gehalt (30 M) reicht gerade dazu hin, um denselben für Kleidungsbeschaffung zu dienen.
5. Theresia geb. 1.10.1889, zu Hause, ist nicht normal gewachsen und kann nichts verdienen.
6. Krezenz, geb. 22.3.1894, zu Hause, besucht dahier die Schule.

Beim nächsten Punkt geht es um den bisherigen Lebensunterhalt das Franz Paul.

Der Reklamierte dient zur Zeit beim k.I. Fußartillerieregiment in Ingolstadt. Vor seinem Dienstantritt war der Reklamierte bei seinem Vater in der Metzgerei als Gehilfe beschäftigt und erhielt von seinem Vater 3-4 M Wochenlohn, Kost, Kleidung und Wohnung. Wie schon angedeutet ist der ist der Reklamierte als Metzger imstande seinem Vater auf die schon erwähnte Weise zu helfen. Eine fremde Person zu diesem Zwecke einzustellen, sind die Eltern nicht imstande, da sie nicht so
(Weiter auf einem Zusatzblatt)
...viel besitzen und ihr Geschäft nicht so viel erträgt, daß sie eine fremde Person bezahlen könnten."

Franz Paul hatte - mit Ausnahme eines Aufenthaltes in München - immer bei seinen Eltern zuhaus gewohntz und bei der abschließenden Beurteilung der Lebenssituation fassen die Schätzleute noch einmal die Umstände der Eltern zusammen.
"Die Eltern des Reklamierten erleiden ohne den Reklamierten eine recht empfindliche Einbuße, was für dieselben umso schwerer ist, als sie so wie so mit dem Leben genug zu kämpfen haben. Armenunterstützung haben die Eltern des Reklamierten noch nie bezogen und bisher bestritten sie ihren Lebensunterhalt knapp aus ihrem Geschäfte. Im Übrigen sei auf Ziffer 5 dieses Fragebogens verwiesen."
 

Auch der Bürgermeister befürwortete die Freistellung. Interessant ist der letzte handschriftliche Zusatz:
"Reklamant ( also der Vater)  hat vor der Aushebung um Entlassung nicht nachgesucht, weil sich dessen gewerbliche und häusliche Verhältnisse erst seit ca. 1/2 Jahren so wesentlich verschlechtert haben, da0 er zu Verbesserung derselben dem Reklamierten unbedingt zu seinem Geschäfte braucht, wenn selbes lebensfähig bleiben soll."
Es half alles nicht, der Sohn Franz Paul blieb bis zum Herbst 1906 eingezogen. Dann allerdings konnte er Zuhause mithelfen und so finden wir ihn auch beim Burschen-Wanderer-Verein, der im Jahre 1912 beim "Weiß auf der Höh" zur Kneipe einlädt.
 
 
KA von 1912


Zwei Jahre später kam es dann zum Ersten Weltkrieg und FP Weiß wurde sofort mit Kriegsbeginn eingezogen und kam - möglicherweise mit Ausnahme eines Fronturlaubes -nie mehr lebend nach Hause zurück. Im Jahre 1916 stand er mit einer Auszeichnung im Kötztinger Anzeiger, als er für eine tapfere Lebensrettung mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet worden war.


Im Nachlassakt seiner Mutter aus dem Jahre 1921 steht über ihn vermerkt, dass er sich damals noch in russischer Gefangenschaft befunden hatte.
Damit können wir versuchen, auch im Militärarchiv in Ingolstadt findig zu werden.
Dort ist in seiner Kriegsstammrolle leider eine grausame Wahrheit dokumentiert.
Ancestry.com 



"Zentral=Nachweise=Amt
Kriegsverluste und Kriegsgräber
Zweigstelle München                                                                  München 29.7.1922
An das Reichsarchiv Zweigstelle Würzburg

der am 7.1.1917 in russ. Gefangenschaft geratene Kan(onier) Franz Paul Weiß der bayr. Fuß-Artl-Battr Nr. 644, geboren am 17.4.1882 zu Kötzting, wird nunmehr als seit Anfang Januar 1920 in russ. Gefangenschaft vermisst geführt.
Um Berichtigung der Kriegsstammrolle wird gebeten

+ lt. A.G. Kötzting v. 16.9.1924 Todestag: 15.1.1921"
Wie lange es gedauert hatte, bis der Tod des jungen Kötztingers anerkannt wurde, zeigen die anderen Einträge, in denen - offensichtlich auf Nachfrage - mehrmals vermerkt ist, dass Franz Paul noch nicht heimgekehrt sei.
Weiter heißt es dort: "Geriet in der Nacht vom 6/7 Januar 1917 in den Kämpfen an der Kurischen Ha(Haff?) in russische Gefangenschaft."
Weiter: Lt Mitteilung der gemeinde Kötzting vom 27.6.1922 ist Weiß noch nicht Gefangenschaft zurückgekehrt.
Und: "nach Mitteilung des Gemeinderates Kötzting vom 20.1.1920 ist W. noch nicht zurückgekehrt."

Auch sein militärischer Dienstweg und seine Einsatzorte sind dokumentiert.

Im Jahre 1904 wurde er als Rekrut eingezogen und zwei Jahre später zur Reserve wieder aus der Armee entlassen. Im Sommer 1909 absolvierte er noch eine 25tägige Reserveübung.
Einträge für "mitgemachte Gefechte": Zuerst bei den von März 1916 bis Anfang 1917 wogenden Stellungskämpfe vor Riga und dann die für ihn verhängnisvolle Winterschlacht im Kurland, die ja am 6/7. Januar 1917 zu seiner Gefangennahme führte.

Bis zum Jahre 1924 hatte die Familie noch Hoffnung, dass der Sohn/Bruder zurückkommen würde.
Schon drei Jahre vorher war die Mutter, Monika Weiß, eine geborene Pritzl, im Alter von 66 1/2 Jahren verstorben.
StA Landshut Rep 166N-12  Schachtel 64 Nr. 93
Kötztinger Anzeiger von 1921 TA Monika Weiss


"Als ihre Erben sind hier aufgeführt:


Weiß Josef in Kötzting (der Witswer)
Weiß Anna in Kötzting
Weiß Maria, nun Schmidt, in München (Ofenmeistersgattin)
Weiß Josef in Wolfratshausen (Steuerinspekteur am FA)
Weiß Franz Paul in Russland 
Weiß Heinrich in Moosburg (Steueroberinspekteur am FA)
Weiß Theres in Regensburg (Buchhalterin beim Getreidegroßhändler August Albert in der fröhlichen Türkenstraße 14/II)
Weiß Kreszenz in Kötzting 

Als im Jahre 1924 der verschollene Sohn Franz Paul nachträglich mit Datum zum 15.1.1921 für tot erklärt worden war - und er damit vor seiner Mutter gestorben war - wurde er in einer nachträglichen Nachlassverhandlung aus der Erbverteilung seiner Mutter gestrichen.


Wie sehr der verschollene Bruder im Hause Weiß und in den Grundbüchern eine Rolle gespielt hatte, zeigen auch die Auszüge aus dem Umschreibeheft ab dem Jahre 1911:
Bei den ersten zwei Umschreibungen ist jeweils auch Franz Paul als Mitbesitzer der Weiß´schen Geschwister aufgeführt. 

Im Jahre 1922 finden wir eine Josefifeier beim "Weiß auf der Höh"

KA März 1922

KA Dezember 1924

Zum Jahreswechsel 1926 verstirbt dann auch der Vater, Josef Weiß, und nun müssen sich die verbliebenen Geschwister überlegen, wie es mit dem Wirtshaus weitergehen soll.
KA vom Januar 1926

Die Entscheidung der Kinder fiel eindeutig aus. Sie behielten das "Kellerhaus", errichteten an dessen Stelle ein kleines Wohngebäude mit Ladengeschäft und verkauften das Hauptanwesen am 8.7.1927 an den Metzger Xaver Ritzenberger. 
Die weichenden Hausbesitzer wechselten nun in ihr "Kellerhaus", das sie von Grund auf erneuerten.

Das Bauvorhaben Hausnummer 48 a


Wir haben mehrere Aufnahmen dieses Kötztinger Malerwinkels und auf allen ist dieses kleine "Kellerhaus" zu sehen. Da die Form des Neubaues aber markant - v.a. die Dachform - vom Vorgängerbau abweicht, können die Bilder diese Ortsteils zumindest grob der Zeit vor bzw. nach 1927/28 zugeordnet werden.
Arbeitskreis Heimatforschung Weiß auf der Höh, noch in Familienbesitz, noch mit dem alten "Kellerhaus" - vorne rechts - und noch einem der alten Brunnkörbe.

Da die öffentlich zugänglichen Brunnen - mit Ausnahme des Brunnens am Marktplatz - alle mit Einführung der Druckwasserleitung im Markt Kötzting im Jahre 1904/5 abgerissen wurden, sollte das Bild vor diesem Zeitraum einzuordnen sein.

Wir haben ein Bild von Mathias Heilmeier aus dem Jahre 1902 zum Altersvergleich, das Anwesen Weiß ist zwar nur am Rande angeschnitten, aber grundsätzlich scheint es derselbe Zeitraum zu sein.
StA Kötzting Heilmeier037

Nimmt man nun ein weiteres Bild hinzu, so erkennt man, dass das Kellerhaus eine ganz andere Dachform hat, die dann mit den nun folgenden Bauplänen übereinstimmt.
Arbeitskreis Heimatforschung: vielleicht ein Bisschen schwer zu erkennen, aber der Dachstuhl ist nun ganz anders ausgeprägt, also stammt das Bild aus späteren Jahrzehnten.


Nun der Neubau des "Kellerhauses"



StA Landshut Baupläne BezA-LRA Kötzting Nr. 3087_0001
Anna Weiß, die älteste der Weiß=Geschwister, stellte den Bauantrag für das Wohnhaus



StA Landshut Baupläne BezA-LRA Kötzting Nr. 3087_0001

Hier die Straßenansicht und der Schnitt durch das kleine Häuschen

Hier die Grundrisse


Frau Anna Weiß, die Bauherrin, und die Frau, die, liest man zwischen den Zeilen der obigen Dokumente, wohl den Weiß`schen Laden bis zum Tode des Vaters zusammengehalten hatte, konnte ihren Lebensabend in dem kleinen Austragshäuschen auch nicht mehr lange genießen. Im Jahre 1934 
verstarb

In dem kleinen Laden, der im Bauplan noch ersichtlich ist, betrieb sie offensichtlich einen kleinen Lebensmittelladen und bestritt so ihren Lebensunterhalt nach dem Verkauf der Gastwirtschaft.



Foto Christa Rabl-Dachs mit den letzten Bildern des früheren "Kellerhauses" kurz vor dem Abriss im Winter 2022.

Foto Christa Rabl-Dachs die Hausrückseite


Foto Christa Rabl-Dachs auch das war ein Stück "Altkötztings"


Von Josef Barth Senior, einem der wenigen regelmäßigen Fotografen Kötztings in der alten Zeit haben wir eine Serie an Burschenumzugsbildern, die er an dieser Stelle festgehalten hat und auf denen auch der Lebenmittelladen der Frau Weiß gut zu erkennen ist.
Foto Josef Barth Burschenzug 1947

Foto Josef Barth Burschenzug 1947

Foto Josef Barth Brautzug 1947

 




Xaver Ritzenberger und Anna Heigl


Nun also war das Metzgerehepaar Xaver und Anna Ritzenberger der neue Besitzer. Die beiden hatten bereits im Jahre 1921 geheiratet.
Repro Nr. 4026 Arbeitskreis Heimatforschung Metzgerei Ritzenberger

Xaver Ritzenberger, der neue Besitzer, kannte ganz sicherlich um die Werbewirksamkeit des alten Hausnamens, und benutzte diesen auch bei seinen Werbeanzeigen.
KA von 1935


Am 8.12.1924 kam der erste Sohn der beiden auf die Welt und von diesem Buben findet sich - Dank an Herrn Silberbauer, Rimbach, für diesen Hinweis, auch eine Notiz in den überregionalen Zeitungen.

Straubinger Tagblatt aus dem Jahre 1937.


Im Jahre 1935 gab es in Kötzting einen Handwerkerumzug, bei dem auch die Kötztinger Metzger einen eigenen Beitrag lieferten.
DIA-Repro 1660 die Kötztinger Metzger
v.l.  Ritzenberger, Stadler, Wolfgang Haushofer, Meierholzer, Josef Barth, Josef Oberberger

Die Häuser im Hintergrund sind das Wirtshaus Mühlbauer-Osl und die Sattlerei Rebstöck, Marktstraßen 30 und 32.

Auch auf einem anderen Bild dieses Festzuges ist der Sohn Xaver Ritzenberger zu erkennen. 
Repro Frau Rabl.Dachs
v.links: Stadler Karl, ?, Xaver Ritzenberger, ?, ?, ?, Haushofer Wolfgang, ?, Barth Josef, Oberberger Josef, Meierhofer Franz, Plötz Heinerl, Lepold Poidl. 


Aus den dreißiger Jahren haben wir im Stadtarchiv eine Reihe von Negativrollen und auf einer findet sich eine Abschiedsfeier Kötztinger Burschen, als einer von ihnen zum RAD, also zum Reichsarbeitsdienst, einrücken musste.
Auf dem Weg zum Gasthaus Waldfrieden entstanden so eine Reihe von Gruppenaufnahmen.
Xaver Ritzenberger 2.v.l. , rechts neben ihm Klaus Rümmelein, dessen Einberufung vermutlich der Grund für diese Feier gewesen ist.
Aus derselben Zeit findet sich im Kötztinger Anzeiger noch ein Bericht über ein Treffen der NS- Frauenschaft im Gasthaus Ritzenberger.
KA vom 14. Mai 1937


DIA Repro 3586 der alte Gasthof Ritzenberger






In den 50er Jahren erschien eine Artikelserie in der Umschau, in der die alten Kötztinger Häuser vorgestellt wurden.


Kötztinger Umschau von 1957
Anders, als es die einleitenden Überschrift meinte, ist zwar der Name Weiß in Kötzting bereits seit 1638 in den Pfarrmatrikeln zu finden, diese Familie - gleichen Namens - hatte aber nichts mit den späteren "Weiß auf der Höh" zu tun und wohnten und lebten auch auf einem ganz anderen Anwesen.
Alles andere aber ist korrekt, es gibt im Stadtarchiv auch ein Übernachtungsverzeichnis vom Hause Ritzenberger.
Pfingsten 1953, kommt es nicht nur zur mittlerweile alljährlichen Pfingstfestwoche, sondern der Markt Kötzting wird in einem feierlichen Festakt zur jüngsten Stadt Bayerns erhoben.
Der Festwirt in diesem Jahr war Xaver Ritzenberger.
KÖZ vom Juni 1953

DiaRepro 3574 Bieranstich im Jahre 1950


Im Jahre 1950 hatte das Kötztinger Brauhaus den Bierausschank erwerben können und hier auf dem Bild erkennt man den damaligen Bürgermeister Hans Kroher beim Fassanstich und hinter ihm Vater und Sohn Xaver Ritzenberger.
Aus dem Krämerarchiv - Stadtarchiv Kötzting - Pfingstbeilage 1950




DIA-Repro 3572  Anna und Xaver Ritzenberger



DIA Repro 3576  Xaver Ritzenberger senior



Xaver Ritzenberger und Adele

DIA-Repro 3584 die neuen Hausbesitzer noch mit dem altem Verkaufsladen
Adele und Xaver Ritzenberger




Xaver Ritzenberger, der junge Mann auf dem Bild beim "Waldfrieden" weiter oben und auf dem Bild beim Bieranstich  - zusammen mit seinem Vater - übernahm später den Gasthof und die Metzgerei, gründete 1956 eine Familie und aus dem Jahre 1972 findet sich in der Kötztinger Umschau eine Anzeigenreportage über die Neueröffnung des Metzgereiverkaufsladens.

DIA-Repro 3581 ein schöner Vergleich zwischen "alt und neu"



DIA Repro 3577 die neue Hausfront

DIA-Repro 3579 im Schlachthaus bzw. Wurstküche

DIA-Repro 3580






Bereits im Sommer desselben Jahres hatte der Firmeninhaber einen seiner langjährigen Mitarbeiter geehrt und ausgezeichnet, Günther Schröder aus Haus.


Bereits in den 60er Jahren hatte sich Xaver Ritzenberger erfolgreich als Festwirt für die Brauerei Aldersbach beim Kötztinger Volksfest beworben.
Pfingstbeilage KÖZ 1965


DIA Repro 3575 recht Adele Ritzenberger und ganz rechts Xaver Ritzenberger sen.
Volksfest 1965

DIA-Repro 3570 Frau Adele Ritzenberger als Festwirtin auf der Bühne




Unter den Bildern des Arbeitskreises Heimatforschung befinden sich ein paar weitere Aufnahmen von  Xaver und Adele Ritzenberger
Repro 1652 von Frau Rabl-Dachs
Im Gasthof Klosterschmiede Herrenstraße 3 verm. 1955 Michl Leiderer, Herrenstraße 3, vorne rechts Frau Volkholz, dahinter verdeckt Ludwig Volkholz, ganz rechts Greil (Godl) Max aus Reckendorf, mit Gitarre Lokführer Scheuerlein, daneben Adele Ritzenberger.Vorne 4.v.links Fritz Weigl  Stadtinspektor, daneben stehend Theo Heigl, dahinter Frau Stadler. Es war die Silberhochzeit von Feriengästen aus Rheinhausen. Die nicht bekannten Personen sind vermutlich andere Feriengäste.

Bild Sammlung Frank Herholz, links das Ehepaar Ritzenberger


Archiv Krämer Kötztings alte Rathausgasse mit dem alten "Weiß auf der Höh-Ritzenberger" Gasthaus.

Nach dem Abriss der Kötztinger Kommunbrauerei wird plötzlich der "Ritzenberger-Stadel" sichtbar, ein Bauwerk, das Jahre später einem Wohnhaus weichen musste.
Repro 2059 Arbeitskreis Heimatforschung


DIA-Repro 3588 ein runder Geburtstag für Xaver Ritzenberger



Adele Ritzenberger verstarb bereits im Jahre 1977, im Alter von gerade mal 44 Jahren und hinterließ ihren Ehemann und zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Ihr Mann, Xaver Ritzenberger, überlebte seine Frau noch viele Jahre und verstarb erst mit 81 Jahren im Jahre 2008.


Bild Frau Rabl-Dachs: Xaver Ritzenberger senior.

Zwei Kinder hatte das Ehepaar Ritzenberger, eine Tochter Beate und einen Sohn Xaver, der auch das Anwesen übernahm.


Vorher jedoch, im Jahre 1980, war Xaver Ritzenberger jun. der Begleiter an der Seite von Michael Plötz und Martina Staudinger, dem Pfingstbrautpaar desselben Jahres.
Im Jahr drauf gingen die drei beim Burschenzug an prominenter Stelle mit.
STA Kötzting U100-25 von 1981


Auch von  Xaver Ritzenberger jun, haben wir einige Bilder, nachdem er den elterlichen Betrieb übernommen hatte. Die folgenden Bilder stammen von Frau Rabl-Dachs.
Das "Team Ritzenberger" Mitter Xaver Ritzenberger, rechts seine Frau.


Im Jahre 2021 kam es dann zu einem Verkauf des Anwesens und der neue Besitzer, Dr. Felix Sperl, begann im Frühjahr 2022 mit dem Abriss und einem Neubau an alter Stelle.
Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Blogs ist der Neubau noch lange nicht fertig, so dass hier nur die Bilder des Abrisses und des beginnenden Neubaues eingestellt werden können.

DIA-Repro 3571
Als Mitte der 1980er Jahre im Zuge der Kötztinger Hochwasserfreilegung das Anwesen der Familie Amberger-Marktmühle abgerissen wurde, gab es eine schöne Möglichkeit das Anwesen neu abzubilden. rechts das kleine Haus: früher Frau  Sedlmeier, nun Aschenbrenner.


Bilder Frau Rabl-Dachs die letzten Aufnahmen vor dem Abriss

Bilder Frau Rabl-Dachs die letzten Aufnahmen vor dem Abriss

Danach ging es ganz schnell, und, weile es aus dem zweiten Stock des Rathauses sehr gut fotografiert werden kann, kann ich den Abriss in den Teilschritten gut dokumentieren.
Foto Pongratz Der "Weiß auf der Höh" und das Kellerhaus sind Geschichte

Foto Pongratz Der "Weiß auf der Höh" und das Kellerhaus sind Geschichte


Foto Pongratz: Unter der Bodenplatte befindet sich immer noch eine beeindruckende Kellerlandschaft

Hier der oberste der geschichteten Kellerräume


Der Zugang zum Keller ist gesichert



Foto Pongratz: Es geht wieder aufwärts.

 
Foto Pongratz: Aus dem ehemaligen Kellerhaus, das eine unterirdische Verbindung zu der
Kellerlandschaft hatte, wurde nun eine Garage.

Die Bilder werden im Laufe der Fertigstellung fortgesetzt werden.

Am Ende noch ein kleiner Ausschnitt aus der "Pfingstrittehr", der Volkstheateraufführung in der Version von Eugen Hubrich, die in den ersten Jahren vor dem Alten Rathaus vorgeführt wurde. 
In der Version des Jahres 1950 - in den ersten Jahren wurden mehrere Anpassungen vorgenommen - kam es zu einer Verbindung von Theatertext und Wirklichkeit.

Schwarz Sepp, als der Darsteller des Pfingstreiters, musste damals seine eigene Teilnahme am Pfingstritt jedes Mal abbrechen und abkürzen, da er mit Pferd eine Rolle im Pfingstfestspiel zu spielen hatte, das ja auch am Pfingstmontag -  nach dem Ausritt - eine Aufführung durchführte.
Dort übergab er sein Pferd - mein Häuta - mit den Worten "Fürn obi mein Häuta zum Weiß auf der Höh", was dann auch tatsächlich so durchgeführt wurde. So verschwand dann sein Pferd in der Rathausgasse und verband Theater mit Wirklichkeit.