Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.
Hausnummer 5 bzw 6
Wie man in der Einleitung nachlesen kann, gab es in Kötzting drei unterschiedliche Anwesen, die Marktlehner, die Söldner und die Häusler. Alle drei mit unterschiedlichen, abgestuften Rechten, die sie ihren Besitzern vorbehalten waren. Solche radizierten, realen Rechte durften, anders, als die personalen, nicht von einem Anwesen zu einem anderen transferiert werden.
Aus diesem Grunde ist es zuerst einmal verwunderlich, dass das Anwesen mit der Nummer 6 zuerst als Marktlehen und später dann als zwei eigenständige Häuser aufgeführt ist.
Ausschnitt aus der Uraufnahme Kötztings von 1832 aus "Kötzting 1085-1985" |
Polckh Hans war sein Name mit einem "ganzen Lehen".
1584 Ferberin Erben (Kl Rott 110)
Ähnlich ist es 1610 (KL Rott 113), hier lautet der Name Hans Vogl
1620 Vogl Hansens Wittib (KL Rott Lit 10)
Hannß Vogl von ainem gannzen Lehen 4 Schilling Pfennige |
Georg Rossmann
Nach der, für Kötzting, großen Brandkatastrophe vom November 1633 durch den sogenannten "Schwedenüberfall" ist es für uns fast wie ein Wunder, dass die Marktrechnung von 1637 auf uns überkommen ist - das alte Rathaus war damals noch nicht wieder errichtet. Dort findet sich unter der Rubrik Bürgeraufnahmen der Eintrag für den Bader Georg Rossmann. Dieses kostete ihn damals 3 Gulden 30 Kreuzer.
1638 ist er auch in einer Rechnung des Kloster Rotts angegeben als "Georg Rossmann vom ganzen Lehen" (erneut an 2. Stelle der Liste siehe oben die indirekte Beweisführung der Vorbesitzer)
Zwischen 1641 und 1646 bekommen seine Frau Margaretha und er noch einen Buben Wolfgang und zwei Mädchen, Maria und Sibilla. In der 1646er Kirchenrechnung der Pfarrei Kötzting ist Rossmann Georg bereits als "Bürger und Bader seelig" angegeben.
Margaretha Rossmann
Die Honigwiese, der Weiher des Pfarrers verorte ich im Bereich des Dampfbaches, bzw. zumindest auf dieser Seite des Marktes Kötzting
Die Urtl ist der Bereich rund herum um den Urtlbach
Mer ain Agger im Zeltendorfer Veldt mit ( ) Pifang, welcher mit Habern angepauth, so zwischen Herrn Wolfen Seyders des Innern Raths und Cammerers, dann weilendt Georgen Poxhorns sel hinderlassenen Erben Agger ligt, mit ainem Orth auf Jakoben Passauers Burger und Leders Agger, mit dem andern
Dieser Hohlweg ist wohl die jetztige Schattenausstraße. Sicher nicht die Lehmgasse oder der Hafnersteig, weil diese Ortsteile damals bereits mit diesen Flurnamen in den Dokumenten auftauchen.
Ain Gartten ausser den Fleischpenkchen Leonhardt Mezen burger und Fleischhaggers und Herrn Wolfen Seyders Gartten ligt, jmit einem Ort auf Bartholomaeus Januel Gartten und mit dem andern Orth auf den Weg, wie man von der Fleischgassen oder Ründtermarkt zu der Ziegel(hütten geht, stosst)
In den folgenden Jahren fällt die Witwe Rossmann vor allem dadurch auf, dass sie in diversen Listen für Steuerrückstände zu lesen ist.
Wolf Peringer und Sibilla
Im Jahre 1665 heiratete Wolf Peringer, Sohn des Kötztinger Bürgers Hieronymus Peringer die Tochter Sibilla Rossmann und mit ihr auch das Marktlehen oberhalb der Veitskirche.
Wolf Peringer Burger und Leinweber zu Közting, hat Christophen Karches seinen Webergesellen als er von Ime die Rechnung und Bezallung begert, |
mit Straichen angefallen, in etwas tractiert und getrosslet, als ist er Peringer mit Verweiß abgestraft worden per 1/2 Pfund Regensburger Pfennige thuet 34 Kreuzer 2 Heller |
1675 durfte er dann einen halben Tag im Gefängnis des Marktes Kötzting verbringen,w eil er "mit "Georg Stirzl wegen Handwerkssachen und Rechnung in Uneinigkeit khommen hierumben ainer den andern einen redo Schelmben iniuriert."
1676 wars dann schon 1 Tag und 1 Nacht im Gefängnis: wegen "Schmachworte und Maultaschen"
1678 wird Wolf Peringer als ein "Feldwebel bei der Landfahne" geführt. Er wird in einer Petition erwähnt, in der um eine Beihilfe für das Exerzieren gebeten wird. 317 Mann sollen damals in der Landfahne aufgelistet gewesen sein.
Der Herr bleibt ein streitbarer Genosse. In einem durchschnittlichen Intervall von 10 Jahren kommt der Rentmeister von der Regierung in Straubing, prüft die Bücher und lässt sich Beschwerden vortragen. Bei der Prüfung der Bücher von 1696 lässt der Rentmeister nachträglich festhalten:
StALa Rentkastenamt Straubing P 15 von 1700 |
Wolf Peringer des Eissern Rhats und Wolfen Friz Burgern und Leinwebern zu Haltung Fridt und Sicherheit. 2 Pfund Pfennige. Dem Pixn und Ladtmaistern aines Handwerhcs der Leinweber, daß Sye ohne Vorwissen und Beysein des Handwerchs Commissariy kheinen Maister aufnemmen: und kheinen Lehrjungen aufdingen oder ledig zellen sollen, bey 5 Pfund Strafe
Der Rechnungseintrag von 1696, um den es hier ging, lautete beim Markt: "Peringer Wolf des Rats und Wolf Friz sye miteinander am Haar gehalten, gestraft worden 1 Pfund Pfennige". Straubing verdoppelte nun die Strafe. Im selben Jahr durfte er noch einmal ein Pfund Pfennige zahlen, als er "wider Herrn Hannsen Hofmann, auch des Rats, notiert dessen Vater were ain Schindter gewesen, sich aber darieber verglichen."
Der Schindter oder Abdecker (damals arbeitete der einzige Abdecker in der Hofmark Reitenstein)
galt ähnlich wie der Kötztinger Amtmann und seine Knechte als ein unehrenhafter Beruf und damit zweifelte Peringer die ehrliche Abstammung des Hofmann an.
1698 beging er einen Formfehler vor Gericht, welcher ihm erneut 1 Pfund Regensburger Pfennige als Strafe einbrachte. Im Laufe des 17. Jahrhunderts gelang es dem Pfleggericht in Kötzting sich in einem jahrzehntelangem Streit mit dem Magistrat Kötzting die Rechtsprechung bei Handwerksstreitigkeiten an sich zu ziehen. Als Wolf Peringer seinen Gesellen Balthasar Friz vor dem Magistrat angeklagt hatte, kam die Retourkutsche von Seiten des Pfleggerichts "als die Schuz und natürliche Handwerksobrigkeit"
In der Liste der brauberechtigten Bürger im Jahre 1700 (es geht um eine Schuldenaufnahme des Brauhauses, für die alle Brauberechtigten gleichmäßig hafteten) taucht er ebenso auf, wie in der Auflistung der Marktlehner, die grundsätzlich zum Fluderhandwerk berechtigt sind.
Wolf Peringer und Agatha
Nachdem Sibille Peringer 1701 verstorben ist, heiratete Wolf Peringer, Witwer und Weber, 1703 ein zweites Mal, diesmal Agatha Ankirchner aus Elbach(?).
Wolfgang Peringer stirbt am 18.Februar 1716 und nun brechen schwere Zeiten für seine Witwe an.
Agatha Peringer
Im Jahre 1719 besagt eine kleine Notiz inm Kötztinger Marktrechnungsbuch, dass das "Peringerhaus uf der Gandt" stehe. Der hohen Schulden wegen, im Kaufvertrag steht, dass das Anwesen bereits seit 1703 überschuldet gewesen und "auf der Gandt" gestanden hatte, kam es zu einem vom Magistrat angeordneten Zwangsverkauf. Das Jahr 1703, ab dem die Schuldenlast zu groß geworden war, gibt uns den entscheidenden Hinweis. Es ist zu vermuten, dass die hohen Kontributionszahlungen, die die einzelnen Kötztinger Anwesensbesitzer im Rahmen des Spanischen Erbfolgekrieg reihum leisten mussten von dem mittlerweile älteren Peringerpaar nicht mehr aufgebracht werden konnten. In den Folgejahren nach 1703 häuften sich die Schuldverschreibungen, kleine Beträge vom Kötztinger Spital bis hin zur Kirche in Prackenbach. Seit 1703 zum Zwangsverkauf ausgeschrieben, dauerte es noch ganze 20 Jahre, bis sich ein Käufer gefunden hatte. Der Käufer war der "churfürstliche Landtlieutnant"
Martin Gründl
StALa Briefprotokolle Kötzting von 1723 Kaufvertrag |
1731 verstirbt Johann Martin Gründl und seine Witwe - und zweite Frau - die selber noch bis 1762 leben wird, muss das väterliche Erbteil der Tochter - erster Ehe - schriftlich festhalten, auszahlen kann sie es nicht.
Margaretha Gründl
Mickhel Johannes und Christina
Seine Tochter Christina, seit 1808 mit dem Marktdiener Martin Huber verheiratet und seit 1812 verwitwet, steht bereits seit 1813 im Katasterband als die neue Besitzerin.
Huber Christina
Freymuth Johann mit Christina
Nr. 5 | Nr. 6 |
1840: Wolfgang Ketterl | 1840 Johann Freymuth |
1840: Franz Ketterl | 1843 Johann Freymuth |
1852: Ketterl Georg | 1851 Diermeier Karl Sammlungsliste St. Sebastiani Messe in Kötzting |
Diermeier Karl und Therese
In den Händen der Familie Diermeier wurden die beiden einzelnen Häuser wieder zu einer Einheit vereint.
Am 18. April 1842 heiratete der Kaminkehrer Karl Diermeier die Marktschreiberstochter Therese Schwarz und erwarb wohl kurz danach das/die Anwesen Nummer 5 und 6 und führte so die beiden getrennten Häuser wieder zusammen. Nach all den vorliegenden Unterlagen wohnte Diermeier zuerst im Bereich des Schusterbergls, also im Bereich zwischen dem Dregerkeller und der Sagmühle.
Hier eine Luftaufnahme ca. von 1956 |
Mit der Familie Diermeier, genauer mit Karl Diermeier, kommt nun eine Person ins Spiel, die Kötzting sogar in die überregionale Presse brachte
Karl Diermeier taucht in den Archivalien in mehrfacher Hinsicht auf: als Kaminkehrer und damit auch als Bausachverständiger im Bereich des Brandschutzes, als Kommandant der Kötztinger Landwehr
Zuerst einmal aber war Karl Diermeier ein Kaminkehrermeister, der 1866 das Gewerbe von Georg Kreuzer übernahm und so seine Lizenz erhalten hatte.
Sofort gab es Probleme mit den Kötztinger Bürgern, denen es sofort aufgefallen war, dass Diermeier fast doppelt so häufig zum Kaminkehren erschien wie sein Vorgänger. Dieser Streit und der daraus resultierende Akt im Stadtarchiv (AA XIII 69) bringt uns eine komplette Bürgerliste Kötztings aus dem Jahre 1866 mitsamt der Aufstellung der Kamine und der Nutzung in den einzelnen Anwesen.
Aus dem Jahre 1878 kennen wir eine Situationsbeschreibung der "Straßenreinlichkeit" im oberen Markte aus einer Beschwerdeschrift Diermeiers:
Der Zustand im oberen Markte bezüglich der Straßenreinlichkeit ist geradezu unerträglich; es kann in Folge des aufgerissenen Pflasters nicht gekehrt werden, der Odel läuft von den Nachbarhäusern auf die Straße und das ganze dortige Territorium ist ein Bild der größten Unreinlichkeit. Es muss zwar gepflastert werden, allein eben so dringend notwendig wäre auch die Anlegung eines kleinen Kanals, damit von den Häusern die Nebenkanäle gemacht werden könnten und damit der Odellauf abgestellt würde. Die betreffenden Anwesensbesitzer sind schon gestraft worden, jedoch ist es theilweise nicht ihr verschulden, denn sie können schließlich nicht anders, als den Odel auf die Straße laufen lassen.
Andererseits habe ich nicht Lust, stets die Luft verpestet zu haben und mein Haus dadurch entwerten zu lassen.
In dieser Form wurde damals der Kanal im oberen Markt gebaut |
Zur Person:
Carl Diermeier[i] , 34
Jahre alt und katholisch (dies sollte
sich in wenigen Jahren ändern, Carl Diermeier ist einer der herausragenden
Vertreter der sich in Folge der Beschlüsse des 1. Vatikanischen Konzils sich
gegründeten Altkatholiken in Kötzting und auch als überregionaler Vertreter in Bayern
tätig. Auch Carl von Paur und Maximilian Schmidt werden Altkatholiken),
verheiratet und ansässig als Kaminkehrer und Oberleutnant des k.
Landwehrbattaillons Kötzting mit 3000 Gulden als Vermögen.
Benehmen der Gemeinde:
Es bestätigt im Wesentlichen die bekannten Vorwürfe, in einigen
Orten führt er noch Namen an: In Ansdorf
Plötz, Winter, In Ponholz Fischer, in
Hohenwarth wäre es der Wirt, dann Rosenau, in Liebenstein der Wirt, in
Beckendorf Fischer, in Reitenstein der Abdecker und der Inwohner Mühlbauer
in Reitenberg. Bei Gotzendorf schenkt er
sich eine Namensliste, hier seien „so ziemlich die meisten Bewohner in
Einverständnis mit Heigl“. „Ich bin schon wenigstens zwanzigmal bei Streifen
mitgegangen; habe die vorbenannten verdächtigen orte mit visitieren helfen und
habe nicht den mindesten Zweifel, dass die Bewohner der bemerkten Gemeinden
weitaus zum größten Theil wenigstens von der Anwesenheit Heigls Wissenschaft
haben, wenn er zugegen ist, wenn sie ihn auch nicht gerade bei sich aufnehmen.“
Ich muß behaupten, dass unter diesem Volke durchaus kein
Sinn für gesetzliche Ordnung ist, und dass man von den Leuten , wenn man sie
zur Mitwirkung auffordert, die Antwort erhält, was geht mich das an, ich bin
nicht dazu verpflichtet, der Heigl könnte mich wegbrennen. Er tut niemand was…
Weiter führt er an: „ dass soviel bekannt ist, die Concubine des Heigl
Theres Pritzl seit sie mit ihm herumzieht, schon zum 3ten mal entbunden hat,
was doch nicht wohl möglich wäre ohne dass ihr irgendwo Unterschlupf gestattet
wird.“
Tätigkeit des Landgerichts:
Auch von ihm höchstes Lob für den Landrichter Carl von Paur.
Unterstützung der Gendarmerie durch das kgl. Landgericht:
Er habe keine Akteneinsicht und könne daher nichts darüber sagen
Benehmen der Gendarmen:
Er sei weit mit ihnen herumgekommen und hatte festgestellt,
dass diese immer und überall von den Leuten gegrüßt wurden. Dasselbe gilt für
den Markt Kötzting, wo sie ja auch namentlich bekannt sind. Der letzte Fall
habe aber böses Blut unter der Einwohnerschaft gemacht, was ihn veranlasst
hätte zu beschwichtigen, wenn die Rede auf die Gendarmen gekommen war. Er
bestätigt auch dass das Gerücht über die Geigerische Hausdurchsuchung durch
Andreas Holzapfel in Straubing erzählt worden war, die Gendarmerie Kötzting
davon Wind gekommen und den Holzapfel auf das Lokal bestellt habe, wo er
dann Ohrfeigen und Prügel bezogen habe. Auch die Gerüchte über
Prügel für einen Müllersohn in Hohenwarth sind ihm bekannt. Seit diesen
Vorfällen sei eine Missstimmung gegen die Gendarmerie zu erkennen und ist
deutlich zu merken, dass man sich einen weiteren derartigen Exzess nicht mehr
gefallen lassen wolle.
Der Altkatholik Diermeier
Alle diese Konfliktpunkte und Konfliktlinien zwischen den beiden Parteien müssen einer eigenen Veröffentlichung vorbehalten bleiben, allerdings gibt es bereits viele Zusammenstellungen einzelner Aspekte, vor allem von Herrn Ludwig Baumann in den gelben Bänden und auch im Buch über unser Pfingstrittsjubiläum von 2012.
Im Band 10 der "Beiträge zur Geschichte im Landkreis Cham" auf Seite 205 ff berichtet Ludwig Baumann auch von dem spannungsgeladenen Verhältnis zwischen Karl Diermeier und dem Kötztinger Pfarrherrn Lehner, die sich gerne aneinander rieben.
1865 schrieb Diermeier, als Hauptmann der Landwehr-Compagnie an die Kirchenverwaltung und bat um die Reparatur des Freialtars vor der St. Veitskirche. Es war wohl eine flüchtige Konzeptschrift, denn der Pfarrer fand wohl genügend Rechtschreibfehler des Kaminkehrers in dieser Bittschrift, die er - das Schriftstück ist im Pfarrarchiv erhalten geblieben - dann auch mit Rotstift korrigierte.
Im Jahr drauf kam es erneut zu einem Kräftemessen, wieder ging´s um die Feldmesse am Pfingstmontag, die der Pfarrer aber nur gegen ein Entgegenkommen der Landwehr bei der Durchführung der Fronleichnamsfeierlichkeiten gewähren wollte. Brief hin und Brief her, die beiden mochten sich wohl nicht und dieses Verhältnis wurde auch nicht besser, als es, beginnend, 1869 zu den oben angesprochenen Änderungen der Kirchengesetze der katholischen Kirche kam.
Karl Diermeier wirkte an vorderster Front mit und wurde - obwohl von der Gegenseite laufend wegen seines Berufes verächtlich machend herabgesetzt - als Abgeordneter zu einer konstituierenden Versammlung nach München entsandt.
Die hämische Berichterstattung von Seiten des Straubinger Tagblattes lässt deutlich erkennen, auf welcher - politischen - Seite das Blatt zu verorten ist.
Im Pfarrmatrikel der katholischen Kirche ist ihr Tod eingetragen, allerdings mit dem vermerk "Altkatholisch". Die Todesursache war: ein organischer Fehler des Herzens.
Das Staubinger Tagblatt konnte sich auch, Jahre nach der Beerdigung Carl von Paurs, mit seiner Häme nicht zurückhalten und der im Artikel angesprochene K.D. ist unschwer als unser Karl Diermeier zu entschlüsseln.
Von Therese Diermeier, deren Beerdigungzeremonie in dem obigen Artikel regelrecht in den Schmutz gezogen wurde, gibt es in Landshut einen Verlassenschaftsakt, der auch die Vereinigung der beiden Hausnummern dokumentiert.
StALa Rep 166N-12 Schachtel 8 Nr. 9 Nachlassakten |
Diermeier Therese
56 Jahre alt
verheiratet
+ 1874 am 31. Januar abends 8 3/4 Uhr
Im Hause Nr. 5 zu Kötzting
Ehevertrag liegt bei
Mitbesitzerin des Anwesens Hausnr 5 u. 6 zu Kötzting
StALa Rep 166N-12 Schachtel 8 Nr. 9 Nachlassakten |
In einem Protokoll wird auch die Familie aufgelistet:
Es erscheint Herr Karl Diermeier
Kaminkehrermeister dahier ....
und erklärt:
Aus unserer Ehe sind folgende 7 Kinder am Leben
1 Michael * 24.9.1844 zZ als Chromograph in Nürnberg
2. Karl * 4.3.1846 Schullehrer in Wernbach bei Weilheim
3. Heinrich * 14.1.1848 Secondeleutnant im 1. Artillerie Regiment in München
4. Anton * 8.12.1849 Handlungskontorist in München
5. Amalie 31.7.1851 zZ bei ihrem Bruder Michael in Nürnberg
6. Rosa *29.4.1853 zZ bei mir
7. Hermann * 28.4.1855 zZ Maschinentechniker in München
Im Oktober 1874 heiratete der Witwer erneut, diesmal Franziska Prandl aus Grafenwiesen
Im Stadtarchiv(!) Bad Kötzting hat sich ein ungewöhnlicher Schriftwechsel erhalten, der einen theologischen Streit zum Thema hatte:
Am 5.4.1877 erschien Karl Diermeier vor dem Magistrat und erklärte:
Am 4. Febr. laufenden Jahres wurde mir bekanntlich in der Schulsitzung von dem anwesenden Michael Martin dahier der Vorwurf gemacht, dass ich mein Mündel Theres Schwarz zu einem anderen Glauben habe verführen wollen...
Um diesen Vorwurf zu entkräften, legte er mehrere handschriftliche Briefe seines Mündels und den dazugehörigen Schriftwechsel mit dem Kötztinger Pfarrer vor.
Sollte Michael Martin nicht öffentlich erklären, dass er sich die Angelegenheit nur ausgedacht habe, würde er sich weitere Schritte vorbehalten.
Unterschrift Karl Diermeier
Eine schwungvolle Unterschrift: StA Kötzting 321/26 |
Das Besondere dieses Konvoluts an Briefen sind nicht die Briefe und der Streitfall selber, sondern der abschließende Brief des Kötztinger Pfarrers Jäger. Mit seinem Vorgänger hatte sich Diermeier noch in den Haaren gelegen und nun wird Pfarrer Jäger als "theologischer" Begutachter der Briefe des katholischen Mündels von dem Altkatholiken Karl Diermeier beauftragt.
Dieser beginnt mit einer bemerkenswerten Anrede:
Werthester (!)
Herr Diermeier
Ich habe mit ihrer gütigen
Erlaubniß die beiliegenden
Briefe gelesen und mich
von den schönen christlichen
Intentionen derselben in
Betreff Ihres Mündels Theres
Schwarz überzeugt und
bitte letzterer als Unver=
stand anzurechnen, was
sie gegen Sie durch lügen=
hafte anderslautende Dar=
stellungen gesündigt hat
In Liebe (!)
M. Jäger Pf(arrer)
Eine bemerkenswert empathische Schlussfolgerung des katholischen Pfarrers zu einem exponierten Kötztinger Altkatholiken.
Nun aber zurück zum Kötztinger Alltag:
Aus dem Jahre 1887 kennen wir einen Bauantrag, dessen Lageplan uns bereits zeigt, dass die zeitweilige getrennt ausgeführten Häuser 5 und 6 mittlerweile zu einem Gebäude zusammengewachsen waren. (Hier die Nummer 2 im Lageplan)
StaALa Baupläne Kötzting von 1887 |
Diermeier Karls Tod selber ist in den Pfarrmatrikeln nicht aufgeführt, allerdings firmiert seine Witwe Franziska im Kataster ab 1891 als Besitzerin des Anwesens.
1914 heißen die neuen Besitzer dann Diermeier Hubert und Margaretha und 1916 erscheint Diermeier Margaretha alleine als die Besitzerin.
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