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Mittwoch, 9. Februar 2022

Ein Bild und seine Geschichte .... der Räuber Heigl I

Die Rubrik der Kötztinger Zeitung "Mit der Kamera durch die Heimat" stammte sicherlich wie die vielen, vielen heimatkundlichen Beiträge von K.B. Krämer.  
Diese kleine Haus an der alten Straße nach Hohenwarth zwischen Schönbuchen und Gotzendorf ist sicherlich jedem unter uns Älteren in guter Erinnerung, weil selbst der kleine Knick der Straße nicht verhindern konnte, dass  man früher einfach viel zu schnell mit dem Auto unterwegs war, vor allem auf dieser kurvenreichen Straße. (Ich sage nur: die Totenbacherlkurve)

Trotzdem, wenn man einmal weiß, was es mit diesem Haus auf sich hat, kann man nie mehr einfach und achtlos an dem kleinen Haus am Rande einer – mittlerweile - Nebenstraße vorbeifahren. Dieses Haus spielte nämlich bei dem Versteckspiel des Michael Heigl mit den Behörden und seiner späteren Entwicklung zum gejagten "Räuber Heigl" eine Rolle.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dieses Haus als Laumer Haus bezeichnet und befand sich in Besitz des Josef Pritzl. (Nach den meisten  Quellen war dies Haus im Eigentum der Gemeinde Gotzendorf und Pritzl war nur der Inwohner, was ich auch eher annehme)


Detailluftaufnahme aus Bayernatlas.de

Detail aus der Uraufnahmenkarte ca. um 1831 aus Bayernatlas.de

Was hat nun das Laumerhaus mit Michael Heigl zu tun?

Hier verschiedene Einträge aus den Gerichtsakten  über das Laumer/Pritzl Haus in der Anfangsphase der Jagd auf den Heigl.

15.3.1847    Brigadier Haas: Heigl ist oft im Laumerhaus, dessen Besitzer Josef Pritzl heißt.
20.4.1847    Im Protokoll des Landrichters Carl von Paur unter Punkt 4:  Das Laumerhäusl zu Gotzendorf, Eigentum das Gemeindevorstehers von dort ist von den gegenwärtigen Bewohnern Resch und Pritzl, als bekannte Diensthehler, der beiden gemeinen Verbrecher augenblicklich zu räumen und in dasselbe Inhaus sind künftig nur Inleute von gutem Leumund mit landgerichtischer Bewilligung einzunehmen.
April 1847: Fund von Gegenständen (Laumerhaus in Gotzendorf) aus dem Raub bei den Schäfferischen Eheleuten in Amesberg, bei Resch Alois >>>> die Vernehmung bestätigte dieses.
1.5.1847: Josef Resch, lediger Inwohnerssohn im Laumerhaus, wird verhaftet
6.5.1847: Eine gewisse Theres Pritzl Inwohnerstochter des schon erwähnten Josef Pritzl wird beschuldigt, mit Heigl öfters zusammenzukommen
Mai 1847: Anzeige, dass die Inwohnerseheleute Resch und Pritzl dem Befehle, das Laumerhaus zu verlassen, nicht gefolgt seien >>>> wurden mit Zwang aus dem Hause entfernt.
Mai 1847:  Die Verhaftung des Josef Pritzl aus dem Laumerhaus und des Georg Pongratz von Kager wird beschlossen.
6.6.1857: Nach Gendarmerieberichten soll die Inwohnerstochter Theres Pritzl von Gotzendorf mit Heigl in Verbindung stehen: Hausdurchsuchung angeordnet: man fand: Seidenzeug, und Geld. >>> verhaftet und vernommen, sie gestand ein Liebesverhältnis mit Michael Heigl und den Empfang dieser Gegenstände durch ihn, insbesondere ein Herzl von Filigran. Wurde sofort verhaftet und die ganze Familie unter Polizeiaufsicht gestellt.
19.6.1847: Auszug aus dem Protokoll des Carl von Paur: Lt. Aktenlage Inwohner Joseph Pritzl von Laumerhäusl bei Gotzendorf war wohl der Hehler und Unterschlupfgeber des Heigl und mehrere Gegenstände und Geld, die der Tochter Theres Pritzl im Himmelreich abgenommen worden waren, hatte ihr, nach ihrem Geständnis, Michael Heigl zur Aufbewahrung übergeben und stammten von dem Raube bei Pirka.


Es sieht also so aus, dass gerade in der Anfangszeit seiner Verbrecherkarriere Heigl zunächst mit dem Vater, Josef Pritzl, zu tun hatte. Schon bald aber war es dann die Tochter, Therese Pritzl,  die Route Res´, mit der Michael Heigl verbandelt war. 
Ich habe viele Hunderte, eigentlich Tausende, an Seiten der Heigl Akten durchgesehen und dort keinen einzigen Hinweis auf diesen "Kampfnamen" der Therese Pritzl gefunden.
Drei solche Wälzer mit sicherlich je 400-500 Seiten behandeln die Details bei der jahrzehntelangen Jagd auf den Räuber Heigl, Inwohnerssohn von Beckendorf, auch wenn er dort gar nicht geboren wurde. Das aber ist ein Problem, das sich aus dem damaligen Heimatrecht leicht erklären lässt. 

Ich suche auch bisher ohne Erfolg nach einem Zeitpunkt, ab dem  man die junge Frau so genannt hat, denn deren Personenbeschreibung für den "Heiglprozess" passt so ganz und gar nicht zu dem, was man sich unter einer "Routn Res"  vorstellen würde:
Personenbeschreibung: 
Therese Pritzl: 22 bis 23 Jahre alt und seit ihrem 15. Lebensjahr die Geliebte des Heigl ist von kleinem gedrungenen Wuchs und voller Büste, hat dunkle feurige Augen, braune Haare und ein angenehmes Äußeres. Sie kannte keinen anderen Willen als den ihres Geliebten, dem sie mit aufopfernder Zärtlichkeit ergeben ist.

Doch nun zurück zum obigen Bild.
Dies war also das Haus sein, in dem Therese Pritzl aufgewachsen ist und in dem ihr Vater wohnte und dort auch von Heigl gestohlenes Diebesgut aufbewahrte.
Aufnahme Pongratz 

Aufnahme Pongratz

 In einem ersten Beitrag stand hier, dass dies später auch das Haus der, in Kötzting gut bekannten, "Schachtel Rosa" gewesen ist. Ich wurde berichtigt, Rosa wohnte näher an Kötzting, am sogenannten Totenbacherl und deren Haus wurde nach ihrem Tode abgerissen.