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Donnerstag, 2. September 2021

Kötztinger Häuserchronik alte Hausnummer 28

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Der zweite Teil, die alte Hausnummer 28

Beim Schaffner - später Teil des Deckerhauses

Anders als bei den allermeisten der bisher bearbeiteten Anwesen für die Kötztinger Häuserchronik ist hier die Häuserliste des Adam Türrigl nur eine geringe Hilfe, da das Anwesen, um das es hier geht, rechtlich nur ein "Haus" gewesen war, das - per Definition - keinerlei weiteren Grundbesitz hatte.
Nichts desto weniger war ein Kötztinger "Häusler" ein vollwertiger Kötztinger Bürger - mit Bürgerrecht - , nur dass er eben kein Brau- und Schankrecht hatte und auch keine Landwirtschaft betreiben konnte.
Aber als die jeweiligen Nachbarn wurden sie dann doch erwähnt, und so kennen wir den Namen des Besitzers ca. aus dem Jahre 1650: Als Hans Pollmüller, Bürger und Bäcker, wurde er bei der Besitzbeschreibung seines oberen und "Hansen Pollmüller auf dem Platz" bei der seines unteren Nachbarn genannt.
Ein Eintrag in den Kötztinger Kirchenrechnungen weist auf einen Vorbesitzer hin:

DIA Repro 1020 die einzelnen Häuser sind noch deutlich zu erkennen



Daniel Zaglmann und Appolonia



PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1643
"Daniel Zaglmann (über seinen Namen wurde Hans Pollmüller geschrieben, ein üblicher Weg, um einen Nachfolger in einer Tabelle einzufügen) peckhen alhir seel:(ig) seindt 100 fl uf Interesse geliehen worden, da von sich die Gültzeit zu Leichtmessen verfelt, an heur empfangen 5 fl"
Der Familienverband der "Zaglmann" ist vor dem Jahre 1633 sehr umfangreich und viele Mitglieder dieses Namens finden sich in den Dokumenten. Aber erst mit Daniel Zaglmann  bin ich mir wirklich sicher, dass er auch auf dem gesuchten Hause gewohnt und gearbeitet hat. In einer Steuerliste aus dem Jahre 1620 finden sich mehrere Personen mit diesem Namen, der Steuerhöhe nach alles Marktlehner, nur einer, ein Georg Zaglmann zahlt auch von einem Haus seine Abgaben und stünde auch einigermaßen an der richtigen Stelle innerhalb der Liste, seine Zuschreibung ist mir aber zu ungenau.
Nun also Daniel, er findet sich erstmals in den Akten als Zeuge bei einer Schuldverschreibung  des Vogtgerichtes aus dem Jahre 1625. (StA Landshut Regierung Straubing A 4392)
Im Jahre 1640 kam es zu einer Neuausgabe von Darlehen der Pfarrei Kötzting und der Bäcker Daniel Zaglmann steht mit 100 Gulden in der Liste.
Viel konnte er mit seinem neuen Kapital - möglicherweise war es auch nur eine Neuverbriefung nach der Brandkatastrophe von 1633) aber nicht mehr anfangen, denn bereits unter dem 18. August 1641 findet sich sein Sterbeeintrag.
PfA Kötzting Band 1 Seite 594

"Den 18. Augustius ist Daniel Zaglmann Bökh und Bürger allhir gestorben"
Wir wissen mit Sicherheit, dass der Nachfolger auf dem Anwesen Hans Pollmüller gewesen ist.
Nun gibt es ein paar Hinweise, die es auch als möglich erscheinen lassen, herauszufinden, wie die Übergabe vonstatten gegangen sein könnte.
1. Im Status Animarum - einsetzend 1639 - findet sich die Familie Daniel Zaglmann:
PfA Kötzting Band 1 

Schon bei der Kirchenrechnung 1642 heißt es beim Eintrag des Daniel Zaglmann: "später Hans Pollmüller".
Nun ist der Frauenname "Appolonia" nicht gerade häufig zu finden in Kötztings Pfarrmatrikel (bei  39801 Geburten in der Pfarrei Kötzting im Zeitraum zwischen 1636 und 1928 finden sich genau 39 Geburten, bei denen einer der gewählten Vornamen - auch Doppelnamen wurden berücksichtigt -  Appolonia war). 
Wenn also in einer Schuldverschreibung des Hans Pollmüller aus dem Jahre 1653 die Debitoren angegeben sind mit: " Hans Pollmüller burger und Peckh alhir, Appolonia sein Eheweib", denke ich, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass Hans Pollmüller die Witwe Appolonia Zaglmann geheiratet hat.
StA Landshut Markt Kötzting P1 von 1653

Eine zusätzliche Information und damit Bestätigung der Lage des Hauses steht auch in diesem Dokument. Der Geldgeber war Wolf Pachmayr und das Haus des Bäckers, das beliehen wurde, lag  "zwischen besagten Herleihers Herrn Wolf Pachmayr und Sigmund Raithen Häusern", eine Reihung, die wir bereits aus der Türriglschen Liste kennen.

Hans Pollmüller und Appolonia

Hans Pollmüller wird vermutlich die Witwe Zaglmann kurz nach dessen Tod geheiratet haben, denn bereits im Jahre 1642 finden wir Hans Pollmüller , als Bäcker bezeichnet, in den Kirchenrechnungen mit einem Ankauf von "2 Ell und 3 Metz Weizen".
Im Jahre 1650 findet er sich wiederum in den Kirchenrechnungen, weil er 30 Kreuzer erhält. Der Eintrag heißt: "wegen Packhung des Spendtbrodts bezahlt", er hatte offensichtlich gespendete Brote ausgebacken.
Im Jahre 1650 steht er mit der Jahrespacht von 30 Kreuzern für das Kötztinger Brothaus in den Marktrechnung, was insofern bemerkenswert ist, weil es in Landshut einen Akt gibt, in dem er sich den Zugang zu diesem im Juli 1655 - erneut -  erstreiten musste.
StA Landshut Regierung Straubing A 4240 von 1655

"Eur Churfürstlichen Durchlaucht kann ich undterthenigst unbehelligt nit lassen wasgestalten ein gesambtes Handtwerckh de3r Peckhen dero Marckhtes Khözting mir Endtsunderschrübnen nit gestatten wollen, daß ich mein Gebächt gleich andern in dem Brotthaus auflegen und verkhauffen möge...."
Briefumschlag der Petition des Hans Pollmüller gegen das Handwerk der Kötztinger Bäcker

An den linken Rand schrieb die Regierung - mit Anlage der Pollmüllerbeschwerde - an den Kötztinger Magistrat, dieser habe sich innerhalb einer kurzen Frist zu äußern.
Der Markt lässt zwar Pollmüller zu - selbstverständlich -, aber in der Erklärung des Magistrats kann man zwischen den Zeilen herauslesen, was da wohl passiert sein könnte.
Pollmüller hatte wohl einen Streit mit dem vorherigen Kammerer, was ihn die "Zulassung" zum Brothaus gekostet hatte, denn vorher war er ja nachweislich bereits dort eingestiftet.
.... bisher habe " ein Handtwerch der Peckhen, bis dato wider besagten Pollmüller nichts widriges noch schriftlich angebracht, dieweillen er dann seith absterben unseres mit Rathsfreundt Hansen Raidten, gewesten Cammerers, mit deme er Pollmüller im Stritt gewesen, bis dato gehorsamb und unverweißlich verhalten, als mögen wir ine ebenfalls gedulten und sein Gebächt neben andern Peckhen in dem brodthaus auslegen und verkauffen lassen." 

Eigentlich steht in dem Antwortschreiben kein Wort der Rechtfertigung, warum dem Bäcker Pollmüller der Zugang zum Brothaus versperrt worden war, aber ich denke, die Gründe liegen klar vor Augen.
Als Pollmüller aber wieder ins Brothaus einrücken wollte, bekam er Ärger mit seinen Kollegen, er schreibt selber: " Als bin ich solcher Guetwilligkeit nachkhommen , und mein gepächt aldort aufgelegt. Aber ermelte Peckhen solches mir nit gestatten wollen, sondern das brott auf die Seithen geschoben."
Nun erhält der Magistrat den Auftrag sicherzustelle, dass Pollmüller zukünftig ungestört seine Ware verkaufen könne. Aber die Mühlen mahlten langsam damals, mittlerweile war es nämlich März des nächsten Jahres geworden.
Im Jahre 1651 wird Pollmüller Hans vor dem Pfleggericht schuldig gesprochen und mit einer Strafe von 1/2 Pfund Pfennigen belegt.
StA Landshut Pfleggerichtsrechnung von 1651
Er hatte die Metzgersgattin Dorothea Mez als ein "güldenes Monstrum" bezeichnet. Im selben Jahr traf ihn eine typische Bäckersstrafe, der Magistrat hatte befunden, dass er sein Brot zu klein gebacken habe, was ihn 45 Kreuzer kostete, mehr als die Jahrespacht des Brothauses.
Im Kötztinger Verhörsprotokoll findet sich zusätzlich eine merkwürdige Anklage: Hans Pollmüller "soll einen Goller , der auf der Bank lag angezogen haben und in der Nacht darinnen zuliegen." Laut RIEPL könne man unter einem Goller u.a. eine Männerjacke verstehen.
Im Jahre 1659 finden wir in den Sterbematrikeln Kötztings, dass Appolonia Pollmüller, eine Bäckerin, am 13.5. verstorben ist; von ihm findet sich kein Sterbeeintrag.


Georg Lärnbecher


Im Jahre 1656 heißt es in den Kötztinger Kirchenrechnungen, dass Georg Lärnbecher "Haus und Schulden von Hans Pollmüller übernommen habe."

 

Hans Pollingers Erben

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1651

Lange war das Haus aber nicht bei Georg Lärnbecher verblieben, denn schon im Jahre 1661 hieß es in einem längeren Eintrag in den Kirchenrechnungen:
"Bey Georgen Lärnbecher gewesten burger und Millern alhir sein 100 fl gelegen hierumben er das Pollmüller Haus verschrieben, an iezten aber haben des Hansen Pollingers gewesten churfürstlichen Landleidenand seel. Erben solche Behausung an und dise 100 fl ybernommen und haben zu Liechtmessen den Züns bezahlt mit 5 fl"
Eine kurze Kontrolle in den Sterbematrikeln zeigt, dass der Kötztinger Wiesmüller Georg Lärnbecher am 4. Mai 1660 verstorben war, ebenso findet sich dort der Leutnant Hans Pollinger mit einem Sterbedatum vom 1.1.1661. Seine Frau, die "alte Leutnantin" bezeichnet, lebte länger, sie verstirbt erst am 24.1.1684.
Hans Pollinger selber taucht ansonsten nur ein einziges Mal in den Kötztinger Dokumenten auf, als er 1651 bei einem Ackerverkauf des Oswald Parella (Hausnummer 26) als der gesetzlich vorgeschriebenene "Beistand" fungiert.

Nun also Hans Pollinger Erben, die hier nur mit dieser Schuldverschreibung in den Dokumenten zu finden sind.
Leider führen die vorhandenen Steuerlisten des Klosters Rott ausschließlich die Marktlehen und Sölden auf, weshalb diese Periode etwas im Dunkeln liegt, was die Nachweise angeht.
In manchen Fällen müssen spätere Übergaben auch dafür herhalten, um den Blick zurück zu ermöglichen.
Am 7. Oktober 1707 verkaufte der churbayerische Quartiermeister Mathias Pla(t)zer das Bürgerhaus zwischen Hans Pachmayr und Sebastian Jaucker an Johann Caspar Pichelmayr, von dem wir bereits vorher wussten, dass er einer der Hausbesitzer gewesen war.
Von diesem Caspar Pichelmayr aus, zurück zu diesem Mathias Platzer, kann man sich nun weiter auf die Suche rückwärts machen.
16.1.1700: Anna Pachmayr, die Witwe des Schuhmachers Hans Pachmayr (ein weiterer Ableger der riesigen Pachmayr-Familie) verkauft das "Bürgershäusel zwischen Hansen Pachmaiers und Sebastian
Jankhers Häusern liegend" an den Landleutnant Platzer
In einer Steuerliste von 1688 findet sich - mit einer korrekten Abgabesumme von 2 Kreuzern für ein Haus, der Schuster Pachmayr
HaStA München GL Fasz 1829-62 von 1688: Pachmayr Schuester  2 xr

Ob es in der Zukunft möglich sein wird, die Lücke zwischen den Pollinger Erben und Hans Pachmayr zu schließen, wird sich zeigen, im Moment ist hier die "Nachweisgrenze", weil die Aktenlage vor 1700, dem Einsetzen der Briefprotokollreihe, so dünn ist.



Georg Pachmayr und Anna

Beim übernächsten Verkauf des Anwesens wird Bezug genommen auf eine Schuldverschreibung beim Spital und dort steht im Jahre 1692, mit Verweis auf 1683:

StA Kötzting Spitalrechnung von 1692

"So Seindt Georg Pachmayr Schuechmacher, und Anna dessen Eheweib, mit vertig potsionierung ihrer inhabenten Behausung, und anderer Vermögen auf H:H: Petri et Pauli 50 Gulden, so den 1. Juni 1683 genuegsamb versichert worden, zuverzinsen schuldig, trüfft aso hirvon das Interesse "




Hans Pachmayr und Anna

Am 22.11.1690 heiratet der Schuster Hans Pachmayr, Sohn des Georg und der Anna, Anna Maria Markhart, eine Kötztinger Bürgerstochter. Georg Pachmayr ist im Bereich des heutigen Spitalplatzes begütert und besitzt dort ein Marktlehen. Ich vermute, dass der Schuster Hans Pachmayr erst nach 1694 in den oberen Markt gezogen ist, weil es in einer Marktrechnung desselben Jahres bestraft wird: "Hans Pachmayer Buerger und Schuhmacher ufm Reegen, umb seinen  Schwagern H. Thoman Marckhardten in dessen Wohnung die Fenster und Laedthen ausgehebt". Der Ausdruck "uffm Regen" stand damals für den ganzen Bereich jenseits der Regenbrücke (die spätere Oberbergerbrücke).
Angesichts der fast unübersehbaren Fülle an Hans, Hans Georg und Georg Pachmayr, alle zumeist irgendwie miteinander verwandt, kann ich die vielen Einträge, die es für diese Personen gibt, zumeist nicht einzelnen Individuen zuordnen, daher bleibt es bei dem schieren Besitznachweis.
Pfarrmatrikel Kötzting Band 2 Seite 196 vom 22.11.1690
Hochzeit Hans Pachmayr und Anna Maria Markhart
Die Witwe Anna Pachmayr ließ sich auch noch im Vertrag festschreiben, dass die Familie Pachmayr das Vorkaufsrecht hätte, sollte Herr Platzer das Haus einmal verkaufen wollen.


Mathias Platzer und Anna

Im Jahre 1699 erhält der Landleutnant Platzer bereits das Kötztinger Bürgerrecht, was ihn 4 Gulden kostete. 
Am 16.1.1700 verkaufte die Witwe Anna Pachmayr das bisher genutzte und bewohnte Haus zwischen Hans Pachmayr und Sebastian Jauckher an den churfürstlich bayerischen Landleutnant Mathias Platzer und seine Ehefrau Anna. Erwähnt sind dabei 50 Gulden Schulden beim Spital und 40 weitere Gulden bei der Pfarrkirche Rimbach. Der Kaufpreis betrug 145 Gulden und auch die Teilfamilie des verstorbenen Hans Pachmayr ist aufgelistet.
Es sind dies Anna, die Witwe, und die minderjährigen Töchter Katharina und Anna Maria, die beide von ihrem volljährigen Bruder Sebastian vertreten werden.
Im Jahre 1705 schreibt Mathias Platzer an den Kurfürsten und bittet um Hilfe von dieser Seite gegen die Ansprüche des Marktes, der Kontributionszahlungen, die im "Spanischen Erbfolgekrieg" auf Kötzting hereinbrachen, auf alle seine Bürger umzulegen versuchte. Es ist dies eine außerordentliche Schilderung verschiedenster Kriegszüge in den Türkenkriegen.
"Euer hochgraeflich Excellens genuegen gnedigst zu ernennen , wasmasen ich mich in 33 Jahren nit nur in denen churbayrischen Diensten mich befunden und hierunder 7 Feldzuege  in Ungarn gegen den Erbfeind verrichtet  dem under dem Herrn Generalwachtmeister von Rumel und dem lobl. Prinz Feldenzischen Regiment gleichbei Entsatz Wien und hinach in der Qualitaet als Adjutant  und Regimentsquartiermeister gedient habe. sondern und gleichwie in solchen Feldzuegen zwei toedlich und solche Plessuren bekommen dass ich nit  woll mehr solchen Kriegsdiensten abwarten koennen also auch ist mir  endlich unter den Koetztingischen Landfahnen, Rentsamts Straubing, aus sondergnaden Ihro churfuerstlichen Durchlaucht in Bayern die Landleutnantsstell zur mein und der  meinigen bessern Unterhalt und solang conferiert worden bis endlichen die Stadt Cham mit der gesamten Waldtsrefier sich ihro roemisch kaiserlichen Majestaet unterworffen und  ihro Excellenz der Generalfeldmarschall Erbvill den Landfahnen nacher Haus und der Diensten voellig  entlassen. Also zwar , dass ich nunmehr einen solchen Zeit die in vielen Jahren zusammengesparte wenige Substanz  zu mein und der meinigen unentbehrlichen Unterhalt hernommen und nacherzu als ein verbuergerter Inwohner in 
Koetzting die proportionierten Anlagen der anheurigen Winterportiones ertragen und abfieren muessen."

Am 7.10.1707 verkaufte der churbayerische Landleutnant Mathias Platzer sein Bürgerhaus an den Kötztinger Bürger Johann Caspar Pichelmayr um den Betrag von 185 Gulden. Die Schuldensumme des Hauses hatte sich um weitere 40 Gulden erhöht. Platzer selber wird nur noch für ein paar wenige Botengänge nach Straubing im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg erwähnt. Weder er noch seine Frau sind in Kötzting gestorben.
 

Johann Caspar Pichelmayr

Hans Caspar Pichelmayr ist im Jahre 1702 mit 2 Gulden für den "Beisitz zum Bürgerrecht", also einer Vorstufe des echten Kötztinger Bürgerrechts eingetragen.  1703 hatte er dann, zusammen mit seiner Frau ein "halbes Haus" gekauft, für das er dann wohl auch nur das reduzierte Bürgerrecht erhielt.
Von diesem "Rumpfhaus" trennte er sich dann im Oktober des Jahres 1707, als er von Platzer das Haus an der heutigen Marktstraße erwerben konnte. 
Bei der Hypothekenaufnahme auf dieses Haus werden die beiden Brüder "Hans und Sebastian  Pachmayr", die als Bürgen sich zur Verfügung stellen, als "Schwager und Brüder" der Käufer genannt.
Pichelmayr Katharina ist also wohl eine der ledigen Töchter der Witwe Anna Pachmayr, auch wenn sich in Kötzting keine Hochzeit der Beiden finden lässt. 
Im Jahre 1704, noch bevor Pichelmayr das "heruntere Haus" kaufen konnte, wurde er nach Passau geschickt, um in Erfahrung zu bringen, "ob die Husaren hinweckh marchiert" wären, was ihm 27 Kreuzer, also einen sehr guten Tageslohn einbrachte. 1705 taucht er erneut als Bote auf, diesmal schickte ihn der Markt "mit beisein vom Obrist Wachtmaister nacher Konzeller , Mosspach und Pempfling".
Im Jahre 1708 erfahren wir zum ersten Male, welchen Beruf Hans Caspar Pichelmayr hatte, bei einer Schuldverschreibung beim Spital über 50 Gulden wird er als Fragner, also als Krämer/Händler bezeichnet. Dieses Gewerbe betrieb er offensichtlich ohne Genehmigung, denn im Jahre 1710 wurde er genau deswegen vor dem Magistrat angeklagt und bestraft. Ein Pfund Strafe kostete ihn das Vergehen, dass "er sich understanden mit Cramereywahre zuhandeln und dadurch Crambern Eintrag zethuen,"
1728 unterschreibt er seine nächste Grundschuld beim Spital und verkauft noch im selben Jahr sein Haus an den Zimmermann Hans Georg Schweikl und seine Frau Katharina .
HStA München Landsjuter Abgabe KL Rott B4 von 1727-1736 Pfenniggiltabgabe


Er selber wird noch einmal 1729 erwähnt, da sperrte ihn der Magistrat für 6 Stunden in den Arrest "wegen infallenten aufführens vor dem Rat" und im Jahre 1739 hat er nur noch eine geringe Restschuld beim Markt. 1741 dann finden wir einen Kaspar Pichelmayr, Bürger genannt, in den Sterbematrikeln.

Hans Georg Schweikl und Katharina

Die Zeiten werden teurer, 8 Gulden kosten mittlerweile das Kötztinger Bürgerrecht für einen Häusler. Hans Georg Schweikl und seine Frau stammen aus Zeltendorf und bringen zusammen 4 Kinder zwischen 1729 und 1736 auf die Welt.
Schon 3 Jahre später - am 1.3.1738 - stirbt der Kötztinger "faberlignarius" Johann Georg Schweikl und seine junge Witwe steht mit den kleinen Kindern da.
PfA Kötzting Pfarrmatrikel Band 18 Seite 75
Sterbeeintrag des Johann Georg Schweiggl, Bürgers und Zimmermanns, der, mit allen Sacramenten versehen, am 3. März 1738 begraben wurde.





Am 2.1.1739 wird die Witwe als die Alleinerbin erklärt und werden die Ansprüche ihrer überlebenden Kinder  -  Wolfgang 11 und Jakob 7 Jahre -   bis zum Erreichen des 16. Lebensjahrs festgelegt.
Es geht aber vermutlich nicht mehr lange gut, denn im drauffolgenden Jahr verkauft die Witwe das Haus "zwischen Johann Paul Praittenberger und Hans Adam Pachmayr entlegen" an den Kötztinger Bräuknecht Blasius Billich und seine Frau Maria Catharina um 183 Gulden.
 

Blasius Billich und Katharina

Vermutlich wegen des Hauskaufes schließen am 5.1.1741 der "Helfer im Brauhaus" Blasius Billich und seine Frau Katharina, die Tochter des Kötztinger Baders Romanus Schlögner, einen Heiratsvertrag, bei dem sie ihm 90 Gulden Mitgift verspricht. Es folgt dann die Umschreibung der Grundschuld beim Spital
PfA Kötzting Band 14 Seite 92 vom 1.9.1738
Heiratseintrag Georg Blasius Billich und Maria Katharina Schlögner
Vier Kinder haben die beiden in Kötzting, bevor sie offensichtlich nach Blaibach übersiedeln, denn am  8.7.1750 verkaufen der Kötztinger Bürger und mittlerweile Braumeister zu Blaibach Blasius Billich und seine Frau das Haus zwischen Johann Adalbert Löckher und Mathias Esterl, Kramhandler, an den ledigen Nösswartlinger Michael Fischer um 180 Gulden. Der Vertrag beinhaltet eine lebenslange Herberge für eine Frau Katharina Vogl.


Michael Fischer und Katharina

Es ist zwar keine Heirat des Michael Fischer in den Kötztinger Kirchenbüchern zu finden, aber bei den Geburten ist seine Frau als eine geborene Haumann aus Lam angegeben und 10 mal finden wir die beiden als Eltern in den Geburtsmatrikeln..
Der Preis für Auswärtige für das Kötztinger Bürgerrecht als Häusler steht mittlerweile bereits bei 9 Gulden, die Michael Fischer 1750 bezahlen muss. Bei den Spitalrechnungen von 1750 steht eine zusätzlicher Hinweis: ab 1790 Schaffer Ander, eine Bemerkung , die uns später weiterhelfen wird, denn über Michael Fischer findet sich so gut wie gar nichts in den Akten. 
Er übergibt jedenfalls am 26.10.1790 das Haus an seine Tochter Katharina, die noch am selben Tag einen Heiratsvertrag mit Andreas Schaffner abschließt, einem Küfermeister aus Loifling. und ihm für seine Mitgift ihr Haus widerlegt. Nun wird das Haus beschrieben, als " auf dem obern Marktplatz zwischen Balthasar Rabenbauer und Anton Schneiders Marktlehen Häusern entlegen". Der Übergabepreis an die Tochter beträgt 390 Gulden.
Michael Fischer, Häusler genannt, stirbt am 2.12.1791 im Alter von 63 Jahren.
HStA München Landshuter Abgabe Kl Rott B5 Liste der Kirchentracht von 1777-1800
hier: Michael Vischer  Ander Schafner Kuefner

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Schaffner Andreas und Katharina

10 Gulden kostet bereits das Kötztinger Bürgerrecht für Andreas Schaffner und sein Anwesen wird im Kötztinger Urkataster 1811 beschrieben mit:  
Schaffner Andrae, Hausname Kufner, ein gemauertes Haus, Stallerl,
Der Wert des Hauses Haus: 300 fl; der des ganzen  Anwesen 311 fl.


Der Vater Andreas Schaffner möchte im Jahre 1827 das Anwesen und sein Gewerbe an seinen Sohn  übergeben und stellt beim Magistrat das "Gesuch um Verleihung einer personalen Kufner Konzession". Der Sohn legt seine Nachweise vor,  über seine Lehre, seine Militärableistung, über die Schule und auch noch den empfangenen Religionsunterricht, nur noch die "Meisterprobe "fehlt. Er ist bereits 28 Jahre und legt später im Laufe des Verfahrens dann auch seinen Meisterbrief vor, weshalb der Antrag schlussendlich genehmigt wird. AA X-60
In der Quartierliste während der Napoleonischen Kriege wird auch das Schaffer-Haus belegt, kann sich aber den einen Soldaten, den es beherbergen muss mit zwei anderen Häuslern im Wechsel teilen.
StA Kötzting AA I 19 Quartierliste von 1801
Fernere Repartion über das Standquartier vom H: Lobl: Grav: Graf Morawitzischen Feldbattalion, nach neuerer Dislocation angefangen am, 26. Jenner 1801


(Hausnummer) 26 Schaffer (die Nummerierung der Kötztinger Häuser war 1801 noch um >2< verschoben)


StA Kötzting X 19 personale Gewerbekataster 

Im Gewerbekataster des Marktes finden sich die drei Generationen Schaffner unter der "Küfner"rubrik.
Schaffner Ander - Kaspar und Peter

Schaffner Kaspar und Theres


Im Liquidationsprotokoll von 1840 stehen dann die Details der Übergabe.
"Laut Brief vom 19. Juny 1828 vom Vater Andrä Schaffner mit dem mittlerweile verkauften Gruberackerl nebst dareingaben um 800 fl übernommen"
 


StA Landshut Grundsteuerkataster 5037 1/3 

Hausnummer 28 in Kötzting: "Beim Kufner" Kaspar Schaffner
Gebäude: Wohnhaus und Stall unter einem Dache mit Dunglage
Nebengebäude: die Holzschupfe
Gemeinderecht
zu ganzem Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindebesitzungen 
871 der Galgenbergteil

550 das Fleckl bey der Wiesmühl

walzende Grundstuck:
603/2 am Flecken
603 in der Flecken

Aber bereits 1829 findet sich Kaspar Schaffner mit einem Baugesuch in den Kötztinger Akten.
Er würde gern sein Haus aufstocken und dabei werden die beiden Anlieger gehört. Decker Joseph und  Adam Anton fordern, dass keine Fenster zu ihren Seiten hin errichtet werden. Decker moniert zusätzlich, dass auf  dem Plan ein Abtritt eingezeichnet ist, dessen Grund aber zum Rabenbauerhaus gehöre. Auch das  Küchenfenster zeige zum Rabenbauerhaus. Decker und Schaffner einigen sich schließlich im Jahre 1831.
Am 9.7.1828 hatte er Therese Asm, eine Bauerstochter aus Offersdorf, geheiratet und als seine Frau 1840 mit erst 35 Jahren verstarb, sich noch im selben Jahr mit Köppl Therese aus Grafenwiesen wiederverheiratet. 13 Kinder wird er mit seinen beiden Ehefrauen bekommen, von den 6 bereits im Kindesalter versterben. Sein Sohn Peter, dem er das Haus übergeben wird, kommt am 1.12.1830 auf die Welt.

Im Jahre 1842 ließ das Rentamt auch einen Mietkataster erstellen und erstellte dabei auch eine genauere Auflistung der einzelnen Gebäudeteile und, wenn vorhanden, auch der Mietparteien. 

StA Landshut Grundsteuerkataster 5045

"Kaspar Schaffner, Binder, /: Hauseigenthümer:/ 

1. Hauptgebäude

Unter der Erde 1 Keller
I  1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Werkstatt und 1 Backofen, dann 1 Stallung
II 2 Wohnzimmer, 1 Kammer und 1 Küche dann Hausboden unterm Dach

2. Nebengebäude

Eine Holzschupfe

obige Angaben verbürgt 
Kötzting am 24. Jänner 1842
Kaspar Schaffner
Zur Beglaubigung der Unterschrift Magistrat Kötzting Lomer Bürgermeister"

In den Jahren 1846 bis 1851 finden wir den Binder Kaspar Schaffner auf allen Sammlungslisten, die im Vorfeld bei den verschiedensten Wallfahrten bzw. für "zweckgebundene" Gottesdienste durchgeführt wurden.

StA Kötzting AA V 18 Sammlung Wallfahrt Schönbuchen von 1846

StA Kötzting AA V 18 Sammlung Florianiwallfahrt nach Furth im Wald 1849



Wie häufig bei diesen Listen stehen die tatsächlichen Nachbarn auch auf der Liste benachbart. Michael Schrank - siehe obige Liste - verklagt im Jahre 1851 Kaspar Schaffner.

12. September 1851: Handelsmann Michael Schrank tritt gegen den Nachbarn , den Bindermeister Kaspar Schaffner dahier aus dem Grunde klagbar auf, weil die Dachrinnen des Beklagten äusserst ruinös sind und seinem Haus und Möbeln beträchtlichen Nachteill zugehet und man vereinigt sich folgendemassen: Kläger sieht von einer Schadenersatzforderung ab wenn der Beklagte innerhalb von 8 
Tagen eine neue Dachrinne anbringen lässt. Andernfalls behält er sich Schadenersatz vor. AA VIII/12

Im Umschreibeheft des Grundsteuerkatasters kann man die sich anschließenden Besitzveränderungen nachverfolgen
StA Landshut Grundsteuerkataster 5042
1852 also erhielt Peter Schaffner das Haus
1854 ist  für eine Übergangszeit Georg Sagmeister zu finden und
1855 endlich kommt Joseph Decker in Besitz des Nachbargebäudes.


Schaffner Peter und Anna





Am 23.11.1853 heiratet der Küfer Peter Schaffner seine Braut Anna Henneberger, Tochter des Kötztinger Bürgers Wolfgang Henneberger und bereits ein Jahr zuvor, am 29.11.1852, hatte der Vater, Kaspar Schaffner, seinen ganzen Besitz für 2200 Gulden an den Sohn Peter übergeben.
Am Tage nach der Übergabe, am 30.11.1852 war Kaspar Schaffner im Alter von 53 Jahren verstorben, seine zweite Frau Therese starb auch bereits mit jungen Jahren  - 49 Jahre alt - 3 Jahre später, am 4.4.1855.
Möglicherweise erlaubt der frühe Tod seiner Stiefmutter es Peter Schaffner nun, das Haus zu verkaufen, denn laut Umschreibeprotokoll trennte er sich nun von den wenigen Grundstücken, die zum Hause gehörten und verkaufte nach Protokoll " vom 17ten Juli 1855 den Restkomplex... an Georg Sagmeister, ledig von Viechtach um die Summe von > Betrag nicht eingesetzt < Gulden, also nur 3 Monate nach dem Tode seiner Stiefmutter. 
Peter Schaffner selber war aber auch nicht gesund, bereits mit 31 Jahren verstarb er am 14.5.1861 an der Lungensucht, seine Witwe erlag derselben Krankheit mit 46 Jahren, überlebte ihren Mann aber dennoch um 14 Jahre.
Um die erloschene Binderkonzession des Peter Schaffner kam es noch Jahre später zu einem Bieterverfahren, das Josef Dirnberger 1862 für sich entscheiden konnte.

Der nächste Eintrag im Umschreibeheft ist dann bereits der Ankauf durch Joseph Decker vom 12.2.1856 mit einer Kaufsumme von 1500 Gulden, der nun die beiden Anwesen 27 und 28 in einer Hand vereinigte..

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