Wir wissen von 7 verheerenden "Marktbränden" in der Geschichte unserer Stadt.
1899 brannte ein ganzer Häuserblock rechts am Marktplatz.
1891 erwischte es den Häuserblock oberhalb des alten Rathauses.
1867 brach der Brand der Mitte der Häuserreihe der linken Marktstraße aus und in kurzer Zeit brannte die ganze Häuserreihe vom alten Friedhof, bis hinunter zum Spitalgebäude (heute Godl Franz)
1717 fast ein Ebenbild des Brandes von 1867.
1642 war ein eine kriegerische Einwirkung durch feindliche Truppen, der Brand war wohl auf die Häuser beim oberen Tor beschränkt.
1633 erwischte es so ziemlich den ganzen Markt, nur die heutige Herrenstraße und die Häuserzeilen auf beiden Seiten des Regenflusses scheinen davon gekommen zu sein.
Und nun der erste Marktbrand, von dem wir Kenntnis haben. Am 10. Oktober 1602 brannten im Markt Kötzting 56 Bürgerhäuser ab, und, weil wir zumindest von einem Brandleider sowohl seinen Namen als auch sein Haus kennen, war es zumindest die - marktaufwärts - rechte Straßenseite, die geschädigt wurde
Hans Schlegel, der Rottische Verwalter, lebte im Haus mit der späteren alten Hausnummer 42, heute Heigl Theo. Aus einem anderen Dokument wird ersichtlich, dass sämtliche alten Akten Kötztings verbrannt waren, was damit auch auf das Rathaus als Brandopfer hinweist, wo die Dokumente üblicherweise lagerten, auch wenn es noch kein "Marktarchiv" gegeben hatte.
Angesichts des einsetzenden Winterwetters schickte der Magistrat den Ratsfreund Michael Khieniger - vermutlich aus dem Inneren Rat und damit ein Mitkammerer - mit folgendem Patent über die Lande um um Spenden für eine Nothilfe zu bitten und zu werben.
Patent.
Wir Camerer und Rath Gemaines Marckhts Khözting vorm Behaimber Waldt, bekhennen vand verkhundten hiemit offentlich das laider durch Verhengnus des Allmechtigen den 10. Tag des Monats october jungsthin ungever ain stundt inn die nacht inn dem warkht alhie zu Knezting dermassen ein solche unversehne schnelle prunst enntstandten also das 56 Heüser vnnd feurstetten ausser der Städl unnd anderer Zimmer inn grundt zu einem aschen verprunnen. und hier under wir sambt Gemainer Burger- schaft (welches Gott noch zu Tag mit täglichem weinen nicht genueg- sambs zubeclagen) inn die eüsseriste armueth gerathen, unnd do vir unns Gottes auch enrlicher fromer Leith hilf nit zugetresten, enndt- lich neben weib und vill habendten unerzognen waislen inn das pitter ellendt begeben müessen, Wann wir dann fürweisern dis vnnsern Mitraths freundt, Michaeln Khieninger yezt angedeiter ursachen von Gemaines Marckhts wegen zu dem Durchleichtigisten unnsern gl: fürsten vnnd herrn nach München abgeordnet. So gelangt hierauf an alle uand yede was stands oder wirden sie sein, bey denen er Knieninger unnder solch seiner Rais inn unserm unnd unnserer armen ellendten Burgerschaft namen umb hilf und pranndt steur ansuchen mechte, unnser ganz vnderthenig, dienst: freundt: unnd nochflechenliches ahnrueffen vnd bitten die wellen unnser ellendt unnd armueth beherzigen, umb Gottes Lieb unnd seiner parmherzigkhait willen unns mit einer geringen hilf und steur begegnen, damit wir noch beyvorseenndter winderszeit sovil müglich nur das weniger aufpauen unnd also unns sambt weib unnd knindt beworen mügen.
Das würdet der allmechtig Gott alls der ein belohner aller güeth unnd wolthaten umb dieselben sament unnd sonders reichlich vergelten. welches unns auch selber zum schuldigen Gehorsam zuverdienen gebüethen, darzue wie dann inn underthenigkhait nach hechstem unnd pesten unnserm vermügen dienst: unnd freundtlich sein wöllen. Zu vrkhundt haben wir unnser und Gemaines Marcckhs Jnnsigl hiefürgetruckht.
Beschenen den 2 November ao: 1602.
Warum auch immer, sind manche Teile dieser Abschriften in "Kirchenlatein" verfasst.
Die Quelle des Brandes war beim Bürger Georg Klug, der bei dem Brand umgekommen ist, und von dem nur verkohlte Reste gefunden wurden.
Es ist die Rede von 458 Personen, die kein Dach über ihrem Kopf hatten, welche bei den "Überbleibenden" und dem bevorstehenden Winter nicht unterkommen könnten und sich weit in der Umgebung verstreut hätten.
Der um Hilfe gebetene Abt Marianus II gewährte den Kötztingern eine Hilfe von 10 Dukaten.
HStA München KL Rott 80 |
(Bei dieser Kirche handelt es sich aber vermutlich nicht um die Pfarrkirche sondern die Veitskirche.)
"Wirdiger inn Gott gnediger in Herr Eur Gnaden sein unser underthenigste schuldigiste dienst hechstes Fleis zuvor. Wie hierunden benante arme ölende, betriebte und ganz in Grund verbrunnen underthenige Supplicanten, khünden Euer Gnaden aus eraischende und höchst zwingender unser Notturft gehorsamist unangebracht nit lassen, das den 10. verschinen Monatstag Octobris laider Gott erbarmbs alhir in der nacht ain solche erbärmliche erschröckhliche und unversehene Feuersbrunst eingefallen und auskommen, welches nit allein inn 3 viertl Stunden 56 Heuser und so vill Stadl sambt der Khirchen (wie Herrn Rentmaister zu Straubing, sambt Herrn Rentschreiber, die gleich damalen in Umkbritten alda gewösen, und kaum mit dem Leben davon khomen, sonderlich dem Herrn rentschreiber sein Wagen und Geschirr verbrunnen, woll bewußt) in den Brand gestöckt, sondern in zwo Stunden alle Hauptzimmer, Hey, Stroh, alles Getraidt und rdo das Viech, so unmöglich des hin- und herblasenden Winds zu ainem Aschen röstig und verbrunnen zurotten gewößt. Denn allain gemmaine Leitsag nach und aller Vermuettung unser gewester Mitbürger Georg Khlueg (Besy dem diß erschröckhliche Feur auskhumen, und er Khlueg in disem übereilten Werk hernach Todt an Ihme nicht anders dan das Herz, Lungl, Leber und die Painer seines Leibs gefunden"
"worden) schuldig sein solle; darunter ist unser Rathsbehausung, wie nit weniger die ganze Ristung gemainer Burgerschaft, so von ir frtl. Durchlaucht Rath und Herrn Rentmaister zu Straubing uns ist eingehendigt und darumben 354 fl par gelt ausgelegt samt anderen gehaimen Sachen mehr über den Panmarckht alhir verbrunnen, aso daß wir zu unsern größten Verderben mit kummerlichen Klagen, Schreyen und wainen unvertzrauter Sachen, wie obverstanden, gerathen, auch hierinnen im wenigsten nichts als allain, wie wir gehen und stehen, sambt unsrigen klainen, under vill unerzogenen khindlein dem unversechenen Feuer ohne zuegefüegten schaden, mit harter Mühe lebendig und ganz nakendt und blos davon gebracht haben. Wan dan die Sachen in Wahrheit, also nicht und anderst beschaffen, also gelangt an E. G. unser durch Gott und Jüngsten gerichts willen underthenig flechentliches anrueffen und Bitten, die wöllen und in Bedenkung, daß wir solche Herzenlaidt und eingenommene Schröken, wie besorglich ohne zustehende Leibsschwachheit (wo nit gar mit zeitlichen Todt) aussern mießen, auch daß wir in der 458 Personen als verdorbne und verbrunnene Leith im Mark alda, bey den überbleibenden disen eingehenden herben und kalten Winter nit untrekummen khünen und mogen, auch aniezt dermassen zerstreut sein, dass ainer den andern nit zu suechen weiß. Solche gnad und Barmherzigkeit erzaigen und beweisen, und uns mit ainer Brandsteuer nach gnaden gefallen und ewige Wolfahrt gegen Gott fürbittent iederzeit underthenigist zu verdien geflissen sein, damit Ir Gnaden Beschaidt uns gehorsamlich bevelchende
Dat. deen 2. Novembris ao 1602
Underthenig und gehorsamer Cammer und Rath des Markts Kötzting
In Würdigung der frommen Bitte und zur Unterstützung der armen bedürftigen Menschen
Gewährt Herr Abt Marinus II. jenen 10 Dukaten
Mit diesem Brief ist der Brand von 1602 nun kein nüchternes Datum mehr, sondern stellt uns die Katastrophe vom Oktober 1602 detailliert und bildlich vor Auge.
HStA München KL Rott Nr. 12 |
Am 15. Januar 1603 stellen die Kötztinger einen Antrag einen neuen "Ziegelstadel" errichten zu dürfen.
Der alte Ziegelstadel und der Standort, eigentlich eine Einnahmequelle des Pflegers in Höhe von 8 Gulden pro Jahr, war erschöpft und nicht mehr ergiebig. Die Regierung in Straubing unterstützte nicht nur das Vorhaben, nun auf dem Grund und Boden des Marktes einen neuen bauen zu lassen, sondern wollte dem Markt auch eine Abgabenfreiheit zugestehen, bis die schlimmsten Schäden beseitigt wären.
Im Jahre 1604 hatte der Kloster Rottische Verwalter - Kötzting hatte noch kein Priorat und das Kloster war weit weg - Ärger mit dem Kötztinger Pfleger und beschwerte sich sowohl bei seinen Vorgesetzen in Rott, wie auch bei derselben des Pflegers in Straubing. In diesem Briefen erwähnte er auch seinen Brandschaden von 1602.
In seinem Brief an die Regierung in Straubing, in dem er im Wesentlichen die Beschwerden über den Pfleger nur mit anderen Worten als gegenüber dem Kloster wiederholt, schreibt er in diesem Zusammenhang "Euer Herr und Gnaden wollen ob mir Armen und neben andern derorthen in der großen alhiesigen leidigen Prunst abgebrunnen mag.... schützen und schirmen"
HStA München Gl Fasc. 1823. |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.