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Donnerstag, 24. März 2022

Kötztinger Häuserchronik - beim Mühlbauerschuster

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummer 40
beim Mühlbauer


Uraufnahme von 1831 Detail von Bayernatlas.de

Wie bei vielen anderen Marktlehen Kötztings ist auch hier eine Steuerliste von 1651 der Ausgangspunkt sowohl für die nachfolgenden Hausbesitzer als auch für den Versuch, über Details aus dieser Liste auch noch weiter in die Vergangenheit vorstoßen zu können.

HStA München Landshuter Abgabe B1 Steuerliste von 1651
In Türrigls halb fertiggestellter Steuerliste findet sich - und durch die Benennung seiner Nachbarn auch eindeutig lokalisierbar - als Besitzer der "Bürger des Rats und Bäcker Hans Schreiner".
"Hannß Schreiner burger des Raths und Peckh hat ain behausung sambt dessen Zuegehörung, aufm Plaz, zwischen Anna, weillendt Hannsen Zaglmanns gewesten Marktschreibers alhir seel: und Adamen Türrigls Yedtinger Haus oder Prandtstatt darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit nachvolgenten Grundt und Poden"
Die heutige Marktstraße wurde damals durchgehend als Marktplatz bezeichnet.

In einem Salbuch des Klosters Rott von 1620 finden wir im Prinzip dieselbe Reihung, wie sie Adam Türrigl notiert hatte, nur hier heißt der Besitzer zwischen Yettinger und Zaglmann nun Hans Schindler.
HStA München KL Rott 10 von 1620
Michael Zaglmann - Hanns Schindler - Wolf Christoph Yettinger


Ein Besitzübergang von Schindler zu Schreiner konnte noch nicht gefunden werden.

 Hans Schreiner 


Im Jahre 1631 erscheint der Bürger und Bäcker Hans Schreiner zum ersten Male gesichert in den Akten, als er vom Landrichter zu einer saftigen Strafe verurteilt wurde.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing R 2344
" Einnamb an Geldtstraffen und Gerichtswändeln
Hanns Schreiner burger und Peckh alhir zu Khözting ist von Wolfen Gogeißl Trummelschlagern daselbsten darumben clagent vorgenommen worden, daß er dem Mitwoch vor Pfingsten nach Aufführung der Wacht mit ainem praiden plossen dolchen vor sein Haus khommen, und gegen Gogeissl weib gemelt, du redo schandhuer, lass mir deinen Mann den tauben Dieb herab gehen, diese Khlinge mueß sein Freudhof sein, hingegen aber Schreiner in seiner Antwortt vorgeben, es hette Ihne der Gogeissl ein redo Hundtsschlagerischen
"
"Dieb darauf er Ihne erst einen daubendieb gehaissen, dahero und weilen beede Thail handwerchsleuth, sein die Iniurien exofficio daß es yeden an seinen Ehren unverletzlich sein sollen, aufgehebt, und daß Schreiner der Außforderung gestendig gewesen, ist er deßhalben gestrafft worden per 1 Pfung Pfennige thuet in Münz 2 fl 51 xr 3 H."

Im Jahre 1635 finden wir den Bürger und Bäcker Hans Schreiner als Kirchenprobst.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1635 
zusammen mit dem Kammerer Georg Billich war Hans Schreiner für die Rechnungslegung der Pfarrkirche Kötzting verantwortlich.

Hans Schreiner


Fast sicher wissen wir es mit dem Auftritt der Familie Schreiner, wobei speziell der erste, der Bäcker Hans Schreiner, der uns namentlich in den Akten bekannt geworden ist, ein etwas rabiates Exemplar eines Kötztinger Bürgers gewesen ist - oder aber dies war ein zumindest nicht unübliches Verhalten der Bürger in Kötzting, um Streitigkeiten auszutragen...
Warum nur "fast"?
Nun, wir denken, auf der Hausnummer 141 ein Mitglied der Familie Yettinger zu dieser Zeit lokalisieren zu können und dieser beschreibt seinen Besitz als zwischen dem Bäcker Schreiner und Billich liegend.
 

StA Landshut Rentkastenamt Straubing
Pfleggerichtsrechnung von 1632
Einnamb an Geldtstraffen und Gerichtswändeln

Hanns Schreiner burger und Peckh alhir zu Khözting, ist von Wolfen Gogeißl Trummelschlegern daselbsten darumben clagent vorgenommen worden, daß er dem Mitwoch vor Pfingsten nach Aufführung der Wacht mit enem Praiden Plossen Dolchen vor sein Hauß khommen, und gegen Gogeissls Weib vermeldt, "Du redo Schandhuer, lass mir deinen Mann, den Tauben Dieb herab gehen, diese Klinge mueß sein Freudthof sein", hingegen aber Schreiner in seiner Antwort vorgeben es hette ihme der Gogeißl ein redo Hundtsschlagerisch Dieb: darauf er ihme erst einen dauben Dieb gehaissen, dahero und weilen beede Thaill handwerkchs leuth sein, die Iniurien Exofficio daß es yeden an seinen Ehren unverletzlich sein sollen, aufgehebt, und daß Schreiner der Außforderung gestendig gewesen, ist er deßhalben gestrafft worden per 5 Pfund Regensburger Pfennig. Tuet in Münz 2 Gulden 51 Kreuzer und 3 Pfennige





Vieles in diesem Rechnungsbucheintrag ist bemerkenswert bzw. wert, erläutert zu werden.
1. Überschrift: Gerichtswändel: das Pflegegericht - und nur dieses - ist berechtigt, eine Strafe in Geld zu wandeln und die persönliche Ehre der beiden Beleidigten wiederherzustellen.
Hätten sich die beiden Kontrahenten - nach einer Nacht zum Überlegen - am nächsten Morgen friedlich, schiedlich gegenseitig entschuldigt und den Vorfall für ein dummes Missgeschick erklärt, hätten sie sich einer weiteren Straftat schuldig gemacht.
Nur das Gericht kann die Beleidigungen für nichtig und die beiden wieder “zu guten Freunden erklären"
2. Dann hören wir von der "Aufführung der Wacht". Offensichtlich ist am Abend in Kötzting die Wache aufgezogen, hat die Tore geschlossen und ist vermutlich die Marktbefestigung abmarschiert, inkl. der Feuerwache.
3. Dann hat Schindler eine Waffe gezogen, damit konnte die Straftat nicht mehr vor dem Magistrat, als der untersten Instanz der Kötztinger Bürger, verhandelt werden, sondern musste vor den Landrichter in der Kirchenburg.
4. Der Anzeigende war von Beruf Trommelschläger, eine interessante Berufswahl
5. Und als letztes: die Geldstrafe wurde, nach alter Tradition und diese hielt bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, in der Währung "Pfund Regensburger Pfennige" ausgesprochen, die dann im Rechnungsbuch sofort in die derzeit gültige Währung umgerechnet wurde.

Nur ein Jahr später, im November 1633, kam dann die große Katastrophe über Kötzting und seine Bewohner, nur wenige von diesen überlebten den Feuersturm, den die "Schweden" auslösten, als sie die weitgehend aus hölzernen Schuppen und Städeln bestehende Befestigungsanlage des Marktes an mehreren Stellen anbrannten.
 Aus dem Jahre 1638 kennen wir eine Seelenbeschreibung der Pfarrei Kötzting, in der sich für den Markt Kötzting, einschließlich der Kinder, Mägde und Knechte, weniger als 300 Menschen finden lassen. Die Rumpffamilie Schreiner hatte den Feuersturm überlebt.



PfA Kötzting Band 1
Hanß Schreiner   Anna Vischerin vidua (=Witwe)
Sohn Hans Schreiner 10 Jahre und Adam 5 Jahre alt.
Tochter Walburga 5 Jahre alt.
1651 steht der Bäcker Hans Schreiner in den Kötztinger Marktrechnungen mit einer Strafe von gut 1 Gulden, weil er das "Proth zu khlein bepachen" hatte

Hier nun kommt die eingangs benannte Besitzbeschreibung des Adam Türrigl - in diesem Falle sogar der direkte Nachbar des Hans Schreiner, zumindest mit seiner "Zweitwohnung..
 
"Hannß Schreiner burger des Raths und Peckh hat ain behausung sambt dessen Zuegehörung, aufm Plaz, zwischen Anna, weillendt Hannsen Zaglmanns gewesten Marktschreibers alhir seel: und Adamen Türrigls Yedtinger Haus oder Prandtstatt darzue gehört ain halbs Markhtlehen, mit nachvolgenten Grundt und Poden
Velder
Ain Agger hünder dem Markht hat  Pifang, zwischen Barbara Kluegin und Herrn Pfarrers Äggern, alhir , dann stosst an Adamen Tirrigls und Anna Zaglmanin gewester"

" Marktschreiberin, und mit dem andern Orth auf Hansen Schündlers Ägger stosst, ist dermallen mit  Khorn angepauth

Mer ain Agger im Urtl zwischen Veith Raiden: und Wolf Raaben Ägger ligent, mit ainem Orth auf Herrn Pfarrers Leitten in der Urtl mit dem andern Orth auf Barbara Khluegin gwendl oder Agger bei des Tirrigls Passauer leuthen stosst.

Wider ainen Agger im Steinbruch gegen Grueb. Zwischen Herrn Johann Billich Pfarrers in der Lamb gehörigen Schlegl-Ackher: und Anna Zahlmanin gewester Markhtschreiberin
"
"Äggern ligt, mit ainem Orth auf die Grueber Landstraß und mit dem andern Orth auf Hansen Vischers Wisen bei dem Keidterischpach stossent hat  Pifanng.

Gartten

Ain Gartten zwischen der Anna Zaglmannin gewester Markhtschreiberin Gartten und der Wisen welche zu der Marktmühl gehörig liegt bei dem Ziegelofen hat 9 Pifang

Wißmath

Ain Wisen bey dem Tämbpach zwischen Herrn Hansen Raithen des Innern Raths"

"und Cammerers und Adamen Tierigls Yettinger Wisl, mit ainem orth auf Annderen Weissen Khrauttgartten und mit dem anndern Orth auf den Tämbach Stossent."




Gleich zu Jahresbeginn 1654 wird Hans Schreiner dazu verurteilt, seine Schulden beim Neukirchener Bürger und Schmied Jacob Schießl zu bezahlen.
Das Urteil nimmt Bezug auf zwei Verhandlungstage noch im Vorjahr und Hans Schreiner bleiben nun noch 3 Wochen, um seine Schulden zu begleichen oder einen Aufschub durch das Pfleggericht zu erwirken.

Hans Schreiner und Rösch Margaretha


Aus dem Jahre 1654 kennen wir einen mehrseitigen Heiratsvertrag, hier als "Heiratsnotl " bezeichnet.
StA Landshut Markt Kötzting P 1 von 1654
Der Beginn einer 6-seitigen  Heiratsvereinbarung zwischen der Margaretha Resch, Tochter des verstorbenen Richters in Regenpeilstein und Bürger zu Cham Otto Resch, mit dem Ratsbürger und Bäcker Hans Schreiner. 
Eine tatsächliche Heirat ist zumindest in den Kötztinger Matrikeln nicht zu finden.  
Es gibt jedoch einen ausführlichen Prozessbericht aus dem Jahre 1655, aus dem klar hervor geht, dass diese Ehe zustande gekommen war.
StA Kötzting Verhörsprotokoll 1655
"Clag
Georg Rögler, bey dem churfürstlichen Gerichtsschreiber alhier Schreiber contra Hannsen Schreiner burger des Raths und Peckhen alda umb willen er ihme neben seinem Schwagern Wolf Röschen zu Camb und seinem Weib nächtlicher Weil, be Hannsen Püerckhl burger und Gastgeber alhir zu Khözting yberloffen und nachdeme sein Weib, den Cleger und Herrn Gerichtsschreiebrs Sohn redo Schelben verscholten, Cleger hette ihr das Pasquil 
(ein Pasquill ist eine Schmähschrift - Spottgedicht) gemacht, und der ander angeschlagen, warauf der Cleger redo ain Hurn solang und vill bis sye solches auf sie beede probieren wirdet, zuegestellt, vor welche er sye auch noch halten thue, ist beclagter zuegefahrn, auf den Tisch hinauf springent und den Cleger mit Straichen tractirn wollen. da er aber hievon verhündert worden, vermeldt er sey Redo ain Schelm, muesse Ihme sein Weib zur Hurn machen, und morgen wolle er das Pasquill mit seinem khrump Häckhl mit dem Cleger austragen. Wann dann die Bezichtigung des Pasquils und da es sich wahr befundte ein starckhe Straff nach sich ziehen thett, als begehrt Cleger nit allein offentlichen Widerruef, sondern einen gebiehrlichen Gerichtsschein, oder aber die rechtliche Ausführung der Straff halber gehörigen Orth nit Maß zegeben, protestiert die Uncosten.
Nun kommt die Antwort des Beklagten:
"Der Beclagte sagte es seye die Sachen weit anders beschaffen und seye also hergangen, daß beclagten Schwacher Wolf Rösch burger zu Camb und sein beclagten weib, seyen vorhero bey Hansen Pröggl gewesen, und aldorten gezecht, danach dann beclagter auch hinach gangen , in Mainung sein weib und Schwacher nach Haus zebringen, und nit mehr dann 2 Khöpfl Pier getrunkhen, under solchem hat des beclagten Weib vermelt, es hab neulicher Zeit ainer ein Pasquil geschrieben und an das Brodthaus anschlagen lassen, und der so es gethan, mag wohl ain Schelm darumben sein. Worauf dann Cleger umb solches sich angenommen und des beclagten Hausfrau ain redo Hurn verscholten, bekhendtlich darauf beclagter aufgesprungen und yber den Cleger gewolt, aber durch ehrliche Leuth verhündert worden, solchen nach statt seines Weibs retorquendo modo zue Cleger, so weith biß er Ausfüehrer das beclagten hausfrau ein Hur seye, einen Schelmen verscholten, helt ihm auch noch soweit für einen solchen, bis er des beclagten Hausfrau zur Hurn mache, bitt zue bis solches beschicht von der Clag zu absolvirn.
Replic
Cleger verfardt bei seiner gethanen Clag, Niembt auch das Sigdienstlich(?) gerichtlich vor bekhandt an, daß



"das widrige ber widersprechent und wolle erweisen, daß sein clegers weib den Cleger und Herrn Ghtschreibers Sohn in spezce und in genere: wie gerichtlich vorgeben würdet redo Schelmben verscholten. also sein Clegers vermainte gegenretorsion. Welche vermög der Landrecht 46 Titl 6 Artc nit statt hat, bitt zum Beweis khommen ze lassen.
Duplic
Verbleibt bei seiner Verantworttung und bitt wievor.

Beybschaidt
Weillen der beclagte der Clag nit gestendig. als wirdet er hiemit absolviert, es khundt oder wolte dann cleger seinem Vorgeben nach die Clag probiern, soller darzue gelassen sein, zu dem ende er den WeißungsArticul in gebräuchigem Gerichtstermin ybergeben solle

Im selben Jahr wird er in einer Magistratssitzung, bei der er selber als Magistratsrat dem Verhör beiwohnt, von dem ledigen Amtsknecht angeklagt, er hätte ihn an Leib und Leben  mit einem Säbel bedroht und "vorgeben", als hätte er " etwas mit seiner Frau zetun"
Dieses Mal befreit sich der beklagte Äußere Rat mit der Geschäftsordnung des Gerichtes, da der Kläger als Amtsknecht kein Bürger Kötztings war und auch keine Bürgschaft geleistet hatte, brauche er ihm in der Hauptsache keine Antwort zu geben. 
Im selben Jahr taucht Hans Schreiner dann auch als Kläger im Verhörsprotokoll auf.


Nachdem Schreiner im Verfahren die Vorwürfe nicht zugab, wird der Kläger aufgefordert seine Vorwürfe zu beweisen, einstweilen aber sei Schreiner freigesprochen.
Er führt aus, "Hans Pfeffer und Sohn wären bei ihm nach Petleit(!) Zeit an das Haus gangen und der Sohn gleich gerufen : Peckh Behambischer , herentloffener Dieb , Schelmb , Mauskhopf , Hundtsfott , khomb herus , wohr dich meiner , mit dem bei sich gehebten beschlaghammer auf den Stainen  umbgehaut  das das Feuer ausgeträt .....
Der Sohn aber mit dem gedachten Hammer Ime yber die zwelf straich auf den Khopf geben, pluetrunstig auch Peull geschlagen daß Cleger solche Zeit seines Lebens zuempfinden habe
Auch hier widersprachen die Beklagten vehement und schilderten den Vorgang ganz anders, auch negierten sie Schläge mit dem Hammer. 
Das Magistratsgremium verwies auch hier den Beklagten auf die Möglichkeit, seine Beschuldigungen dann auch zu beweisen.

So wie es ausschaut - und mit seiner Ehefrau weitergeht -, hatte sich der Herr Rat eine sehr junge zweite Ehefrau erheiratet und reagierte unter Stress ein wenig eifersüchtig. Lange musste er sich nicht mehr mit diesen Problemen herumschlagen, denn am 14.5.1661 verstarb dann "Hans Schreiner des Äußern Rats".
Ich kann es zwar nicht hieb- und stichfest beweisen, da die dazugehörige Heirat vor den Beginn der Kötztinger Kirchenbücher fällt, aber in der turbulenten Zeit nach den katastrophalen Jahren im Dreißigjährigen Krieg finden sich einige Geburten mit einem Hans Schreiner als Vater, aber von 1641 bis 1653 mit einer Ehefrau Sibille. Als er dann 1654 erneut heiratete, wurde er bereits als  "ernst und weiser Herr Hans Schreiner, Rathsburger und Peckh" tituliert, was dann doch auf einen bereits reiferen Herrn hindeutet. Darüber hinaus ist auch noch die Rede im Heiratsvertrag, dass sie, sollte sie ihn überleben, den Kindern und Enkeln(!), die aus seiner ersten Ehe erwachsen waren, 200 Gulden zu bezahlen schuldig sein würde.
Die Verfügungen im Heiratsbrief, die ihre eigenen Kinder betreffen würden, griffen nicht mehr, da, wie oben bereits angeführt,  Hans Schreiner im Jahre 1661 verstarb, ohne dass die beiden dann noch Kinder gehabt hätten. 
 

Georg Krieger und Margaretha Schreiner


Schon 3 Monate nach dem Tode ihres Mannes verheiratete sich die Witwe Margaretha Schreiner erneut, diesmal mit Georg Krieger aus Maibach aus der Pfarrei Haizendorf.
PfA Kötzting Band 1 Seite 205
Augustus
den 3, diß Georg Krieger, Hansen Khriegers Magdalena seiner Ehefrau seel. ehelicher Sohn zu Obernmaybach Haizendorfer Pfarr und Margaretha Schreinerin witib zu Közting in ecclesia parochialis matrimonio iuncti sunt....
Coram testibus Dno Andreas Billich et Dno Georgio Denscherz beeden Cammerern des Innern Raths.
P. Thomas copulavit"

Während die fast 7jährige Ehe mit Hans Schreiner kinderlos geblieben war, wurde die junge Frau Krieger fast noch in der Hochzeitsnacht schwanger, denn am 3. Juni 1662 entband Margaretha Krieger ihren Sohn, der auf den Namen Wolfgang getauft wurde.
PfA Kötzting Band 1 Seite 678
Junius
den 3. Ist Georg Khrieger burger und Pöckhen alhir seiner Ehehensfrauen Margaretha ein Sohn sub nono ?? mit Namen Wolfgang getauft worden, der Gevater ist gewesen Wolf Seiderer burger und Pöckh alhir. P. Thomas baptistavit

Wenig findet sich über den Bäcker Georg Krieger in den Akten, was auch damit zusammenhängt, dass er bereits 5 Jahre nach der Heirat am 25.8.1666 verstorben ist. Zuvor noch eine Strafe des Magistrats für eine Beleidigung des Neukirchener Schmieds.
StA Kötzting Marktrechnung von 1662
"Zuegemuether Iniurj und anderer Ungebirn
Dann Georg Khrieger Peckh, wegen Jacoben Schiesl Schmit zun Neukirchen angethoner iniurj und anderer Ungebirn per 1 182 Pfund Pfennige thuet 1 fl 42 xr 6 H:"


PfA Kötzting Band 1 Seite 610
"Den 25. ist Georg Krieger Peckh alhir begraben worden"

Margaretha Krieger, verwitwete Schreiner und geborene Rösch ist noch eine jungen Frau und zusätzlich  alleinige Besitzerin eines stolzen Kötztinger Marktlehens, und so dauert es nicht lange und der nächste Hochzeiter vom Umland steht vor der Türe.
Diesmal ist es ein Müllersohn aus Fessmannsdorf, Georg Hofbauer. 

Georg Hofbauer und Margaretha Krieger


Am 31.1.1667 heiraten Georg Hofbauer, Sohn des Georg und der Margaretha aus Fessmannsdorf, und die Witwe Margaretha Krieger.
PfA Kötzting Band 1 Seite 226

"Den 31. Febr Januarius Georg Hofbaur, Georgen Hofbauers millers zu Vesmanstorf, Margarethe uxori eius filius legitimus cum Margaretha relicta vidua Gergy Khriegers sel: zu Közting celebravit nuptias in ecclesia Közting coram testibus Joanne Billich Consul et Dno Wolf Scharrer Markhtschreiber servati servandi P: Thomas copulavit."

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott R2 von 1670

Als Nachbar des Ander Billich (Hausnummer 39) folgt hier bereits Georg Hofbauer mit den Abgaben für ein Marktlehen.
Fünf Kinder wird Frau Hofbauer zwischen 1662 und 1676 noch gebären, was ebenfalls ein Beleg für meine oben geäußerte These ist, dass sie als junge Frau die Ehe mit dem sehr viel älteren Hans Schreiner eingegangen war.
Der Bäcker Georg Hofbauer findet sich auch gleich in den Marktrechnungen mit seinen Abgaben für das Brothaus:
StA Kötzting Marktrechnung von 1670
"Vom Prodthaus den Zins wie alzeit:
Georg Hofbauer 30 Kreuzer
"

In der Kötztinger Marktrechnung von 1669 erscheint der Bäcker Hofbauer mit dem Brotzins als "Hans Hofbauer" 

Nun ist es erneut einmal ein Problem, die Besitzerabfolge vor dem Beginn der Briefprotokollreihe zu belegen. Da die Besitzer auf dem Haus offensichtlich nicht auf Fremdkapital angewiesen waren, lassen sich auch in den Rechnungsbüchern der üblichen Kapitalgeber keine Hinweise finden. Es gilt also auch in diesem Falle von einem gesicherten Eintrag aus rückwärts zu suchen.
Die nächste Liste, die die Hausbesitzer in der "richtigen" - sprich, so wie die Häuser nebeneinander zu stehen kommen -  Reihenfolge aufführt, stammt aus dem Jahre 1727 und dort heißt der Besitzer Hans  Georg Dirnberger und ist Küfner.
1711 hat dieser das Anwesen von seinem Schwiegervater Andre Türank übernommen.
Somit haben wir also eine Reihung - auch ohne beweisen zu können, ob da noch ein Besitzer dazwischen gewesen war - Georg Hofbauer zu Andre Türank zu Hans Georg Dirnberger
Am  4.11.1676 hatte Türank Andreas, Sohn des Hans, zum ersten Male geheiratet, nämlich die Further Bürgerstochter Eva Altmann.
Doch noch einmal zurück zu Georg Hofbauer und seiner Frau:
Im Jahre 1678 findet sich in den Kötztinger Rechnungsbücher ein Eintrag, dass der Markt den Rathausladen an den Inwohner Georg Hofbauer zu einem Pachtzins von 5 1/2 Gulden vermietet hatte, da sich kein anderer Interessent für einen Laden gefunden hatte.
Im Jahre 1686 heißt es dann - ebenfalls in den Marktrechnungen - "bei der verwittibten Margaretha Hofpauern, Inwohnerin alhir, ist in dem Rauchfang ein feuer auskhommen so aber Gottlob ohne Schaden gleich widerumben gedaempft worden , jedoch hat man dieselbe Armuth willen 1 Tag im gefaengnus abgebiest"
Da das Hofbauerehepaar nach dem Verkauf des Marktlehens den Bürgerstatus verloren haben, würde der neue Status "Inwohner" auf die beiden Fälle passen. Dies bleibt aber eine Vermutung.
Dieser Zuordnung würde aber auch zeitlich gut passen, indem dann Hofbauer kurz nach der Geburt seines letzten Kindes das Marktlehen an Andre Türank verkauft hätte.


Andre Türanck und Altmann Eva

Es gibt eine einzelne "Bürgerliste", in der der Kötztinger Pfarrer 1688 die "Kirchentracht" auflistete. In dieser Abgabe bildete der Schreiber die Abfolge der Hausbesitzer nur grob entsprechend der Wirklichkeit ab, jedoch benachbarte Familien finden sich dennoch auch nahe beieinander in der Liste.
Dort lässt sich dann inmitten der Marktlehner und Häusler des Rossmarktes auch "Andrae Tyranckh" mit der Kirchentracht in der Höhe auch passend für ein Marktlehen finden.
HStA München GL_Fasz_1829_62



Vier Kinder gebar Eva Türank, bevor sie am 24.11.1695 verstarb. Nun heiratete der Witwer erneut, diesmal  - am 6.6.1696 -  Ursula Eisenreich aus Ried aus der Pfarrei Rimbach. 












Einschub


Die Türank in Kötzting 

Mit Hans Türank  - Andreas Türancks Vater - taucht zum ersten Male ein "welischer" Krämer, also ein Händler aus Italien in den Kötztinger Rechnungsbüchern auf. 1662 erhält er 1 Gulden und 6 Kreuzer aus der Marktkasse  "umb wegen der Zigeuner auf die Bürger hergebene 1 1/2Pfund Pulver".  
Offensichtlich handelte er auch mit Eisenwaren, denn im Jahr drauf wurde vom Pfleggericht "für eine grosse Stangen welche nach zwerch über die Tür gefiehrt" für das  Amtshaus bezahlt.
1664 steht er in der Nachlasssache des Wiesmüllers Lärnbecher als "Bürger und Welscher", als er "für den Sohn Georg gegebenes wullenes Tuech zu ainem paar Hosen" bezahlt wird.
Mit Datum des 27. November 1664 erreichte den Markt Kötzting ein allgemeines Schreiben von der Regierung, darüber Auskunft zu geben, welche "Kauff=  und Handelsleith, Crammer, Hugner oder Fragner" vor Ort wären. Der Magistrat antwortete, dass "dies schlechtenn sowoll in feindt als Fraindts Zeiten dreimall abgeprennten Marckhts Khözting nur ain ainicher Crammer, welcher zwar allerhandt Sachen ein: und wieder verkaufft, und zwar neben ihme niemand anderer vorhandten, ist sonst ein geborenen wällischer doch bereits nunmehr etliche Jahr unser Mitburger Hans Tirankh genannt."
Zuerst sollte er im Beisein des Herrn Pfleger befragt werden, jedoch 
StA Landshut Regierung Straubing A 

"....weillen er aber mit der Teütschen Sprach schlechtlich begabt, hat er (massen E: churfürstliche Durchlaucht auch selbs Gnädigist freygestellt) gebeten, ihme weill und Zeit zelassen, ainen und andern mehrers nachzudenckhen, alsdan schrifftlichen einzeraichen...."

Das Protokoll seiner Befragung zeigt sehr schön, was und wie damals ein Krämer/Handler arbeitete.
Hier die Antworten auf 10 Fragenkomplexe.
"Verantwortt und Erleitterung yber den gedist ausgeferttigten Bevelch und darbei verfasst interogatorien
1. Hanns Tiranckh burger und Crambhandler zu Khötzting ist ihm diss orts von khainer Zunfft nichts wisslich, also auch khainer beigethan
"
2. [Womit handelt er?]
"Mit allerhandt Specerey und Gewürzwerch, auch Ellmas, das ist underschiedlich Zeugwerch und dergleichen, Item Eisen, auch mit allerhand Eisen und Wollentuech."
3. (Woher er seine Ware bezieht)
"Zu Landtshuet auf der Dult, bey Bayerischen Kaufleithen, als die Cramerei und Zeugwerch von Herrn Häckhel und Khugl aus München, dan dem Freyhueber in ermelten Landtshuet, das wollen Tuech, aber zu Landau bekhommen, also all obige Wahren im Landt, außer das Eisenwerch in der Pfalz."
4. [Frage nach dem Umfang seines Handelsgeschäftes]
"Der Einkhauf wie auch hingegen der verschleis erstreckht sich beileifig ohne den Eisenwerch und wollentuech, iedes des Jahrs bei 50 fl. Das Eisen aber, den jährlich ungefehr 12 Centen verschlissen werden, macht 72 fl und das wollentuech ain Jahr ins ander 20 STuckh bei 200 fl in allem der völlig Einkauf 322 fl"
5.(Wieviel er auf die  Waren denn aufschlagen würde und welche Preise er verlange?)
"Der maiste und aller Verschleiß ist alhir in Khözting, und also Innerlandts wie gross ist oben verstanden und wirdet aus dem Landt diesorts nichts zum Verkauff gebracht."
6. (jetzt gehts um Einzelpreise)
"Die Elln ordinari wurdet das Stickhel zu 14 Elln per 7 fl gehet hinaus per 7 fl 30 xr.
der Cardis khombt die Elln herein per 16 xr wirdet verkhaufft per 18 xr. 
das Loth schwarze Seiden per 17 xr herein per 21 xr hinaus


das Stickhel Taffetpenter herein per 1 fl 24 xr hinaus per 1 fl 24 xr
Khöllische Penter herein das Stickhel per 42 xr hinaus nach 45 xr
das Loth französische Saffran herein per 30 xr hinaus per 34 xr
Das Pfund Pfeffer herein per 28 xr hinaus per 34 xr
Das Pfund Nägel herein per 5 fl hinaus das Pfund per 5 fl 20 xr
Das Pfund Zimet herein per 4 fl hinaus per 4 fl 20 xr
Das Pfund Zmber(?) herein per 16 xr hinaus 20 xr
das Pfund Kuchelzuckher den schlechten herein per 26 xr hinaus 30 xr
Venedischen Metritat das Tuzet Pixl herein 1 fl 8 xr hinaus per 1 fl 24 xr
das Duzet Münchner Strimpf herein per 4 fl 40 xr hinaus das Paar per 26 xr macht das Tuzet per 5 fl 12 xr
Der Centen Eisen im ANkauf an dem Hammer 6 fl die Abgab der Centen per 6 fl 15 xr 
Das Stuckh weis Landauer wollen Tuech zu 26 Ellen Herein um 9 fl "

"hinaus die Ellen per 23 xr das Stuckh umb 9 fl 58 xr
das Stuckh eingangne Tiecher zu 20 Ellen herein umb 10 fl hinaus die Elle per 32 xr macht das STuckh per 10 fl 40 xr
das Rote Stückhel zu 20 Ellen haltent herein per 15 fl hinaus die Elle per 48 xr trifft das Sruckh 16 fl
das Stickhel weissen Loden herein per 30 Elln zu 10 fl hinaus die Elle per 22 xr macht 11 fl.
"

Frage: Wer seine Konkurrenten seien?
"Die Haussierer seindt diss orts am maisten beschwerlich, Seithemallen man onsten umb den dritten Theil mehr Wahren verschleissen khundte, darbei auch Ihre churfrtl: Drlt mehrer Mautt fahlen wurde, ausserdessen ist bei hiesig weniger Cramerei wenig zu beobachten.

Abschluss:

Wais weiter nichts zuerleittern, wolte es sonssten gehrn anzaigen und nichts verhalten."

Hans Türrank und seine Frau Magdalena hatten eine zahlreiche Kinderschar. Am 2.10.1655 kommt Andreas Türrack auf die Welt,  der wohl kurz nach seiner Heirat  dann das Hofbauer Anwesen gekauft hatte. 
PfA Kötzting Status animarum von 1657:
"Hanns Dirranckh
f(ilius) Ander 3 Jahr.
"

Es ist möglich, dass Hans Türanck, der Vater,  bei seiner Ankunft in Kötzting zunächst nur den Kramladen im Rathaus gepachtet hatte und erst später - aber gesichert dann mit dem Jahre 1667, als er als Bürger bezeichnet wurde - sich ein Haus gekauft hatte. Dies schließt aber nicht aus, dass er den Rathausladen weiterhin in Pacht hatte.  Nach seinem Tode und der Geschäftsaufgabe seiner Frau ein paar Jahre danach hatten sich seine Kinder auf zwei unterschiedlichen Häusern niedergelassen und wohl endgültig den Rathauskramladen aufgegeben.  Dazu würde passen, dass ein Georg Hofbauer genau zu dieser Zeit den leeren Rathauskramladen als Wohnung anmietete.  


Einschub Ende

Andreas Türranck wird erst wieder im Jahre 1705 erwähnt, als er sich von einem Grundstück trennt.
Er verkauft am 28. September 1705 den "sogenannt Zäckhlmann aniezt Düranckhischen Theil"  von 6 Äckern und einer Wiese an den "ehrbaren und weisen Herrn Jakob Vischer, des Rhats und Crambhandler alda" um 160 Gulden und 3 Gulden Leikauf.
Während es 1664 nur einen einzigen Händler in Kötzting gegeben hatte, waren es in der Folgezeit dann  mindestens 2 (eher 3) Mitglieder des Türranck-Familienverbandes, die Handel betrieben,  während der Rathausladen nicht zu verpachten war. Nun 1705 hatte sich also ein weiterer Händler in Kötzting niedergelassen.
Am 25. April 1711 trifft sich die Familie Türanck beim Landrichter und lässt sowohl - nachträglich - einen Heiratsvertrag beurkunden als auch danach die Besitzübergabe an die Tochter und den Schwiegersohn.
Andreas Türranck bestätigt seiner Frau 75 Gulden Heiratsgut samt einer "standesgemäßen ehelichen Ausfertigung"  erhalten zu haben, wofür er einen Teil des Wertes des Marktlehens ihr widerlegt. Sie erhält nur einen Teil des Anwesens, weil den vier Kinder aus der ersten Ehe ebenfalls ihr mütterliches Erbteil gesichert werden muss. Ausdrücklich wird im Vertrag erwähnt , dass "sich diese Kriegszeiten - es herrschte der Spanische Erbfolgekrieg - yber derselben Vermögen umb ain merckhliches gemindert "habe.
Im Anschluss kommt es dann zur Besitzübertragung an den Schwiegersohn Hans Georg Dirnberger und die Tochter Anna Eva zum Kaufpreis von 300 Gulden.
Im Hause hatte es offensichtlich bereits einen Laden gegeben, denn die Übergeber nemen sich die lebenslange freie Herberge "in dem ausm Laden erst neu gemachten Stibl aus"
Offensichtlich hatte Andreas Türranck im Laufe seines Geschäftslebens sich auch noch ein "freies" Grundstück gekauft, welches nicht an das Marktlehen gebunden war, denn im Jahre 1721 verkaufte der "Bürger und Inwohner Ander Türranck" seinen Grund die sogenannte Auwiesen den halben Theil , so ordentlich vermarcht und zunegst an des Schöllingers Grund stosst" an den Amtskammerer Johann Georg Mayr um 154 Gulden. Die andere Hälfte behielt er noch für sich, denn bei seiner Testamentserrichtung am 13. Oktober 1722 wird diese -2. Hälfte - ausdrücklich erwähnt.

StA Landshut Markt Kötzting P 8 von 1722
Kopfteil des Testaments von Andreas Türanck

"Lesster Willen
Ich Annder Thüranckh burger alhir zu Közting, bekhenne hiemit gegen meniglich mit und in Crafft diss Briefs, nachdeme micht Gott der Allmechtige mit ainer Pöth darnieder liegerig Kranckhheit haimbgessuecht, nit wissent ob selbe widerumb zur Besserung, oder gahr versterb angesehen, hingegen zu Allenzeiten bey dem menschen nichts gewisses ist als der Todt aber Ungewis zu welcher Zeit, Stund und Tag,......
Die ihm verbliebene Auwiese solle seiner Frau Ursula gehören. Sollte sie aber gezwungen sein, diese zu verkaufen, so solle der Schwiegersohn das Vorkaufsrecht besitzen. Weiters vermache er ihr 2 Stück Leinwand, von der sie aber dann auch sein Totengewandt machen solle.
Andreas Türanckh, der sich bereits so krank fühlte, dass er deswegen im Oktober 1722 noch schnell sein Testament beurkunden ließ, wurde überraschenderweise doch wieder gesund, lebte noch viele Jahre und verstarb erst 15 (!) Jahre später am 5.6.1737; seine Witwe Ursula folgte ihrem Manne erst am 15.9.1741 nach. Noch im April seines Todesjahres quittierte Ander Türranck seinem Schwiegersohn den Erhalt des Restes der Kaufsumme für das Haus in Höhe von 95 Gulden und auch Anton "Dürranckh" quittierte seinem Schwager den Erhalt von 45 Gulden als dem Rest seines mütterlichen Erbgutes.. 
Auch wenn er die Auwiese testamentarisch seiner Frau vermacht hatte - wenn auch erst nach seinem erfolgten Ableben - veräußerten beide am 9.2.1732 nun auch die 2. Hälfte, die "Grainetwiesen uf der Au, zwischen Herrn Käufer und Hans Georgen Dürnbergers Wiesen liegend", erneut an den Kammerer Hans Georg Mayr. 




Hans Georg Dirnberger und Anna Eva Türanck


Am 17.2.1711 hatten die beiden geheiratet.
PfA Kötzting Band 1 Seite 696
Februarius
"Am 17. desselben Monats haben den Bund der Ehe geschlossen der ledige Jüngling Johann Dürnberger, ehelicher Sohn des Bürgers und Küfners Johann Dirnberger und Elisabeth seiner Ehefrau und seine Braut Eva. eheliche Tochter des Andreas Dürranckh, Bürgers von Kötzting und seiner Ehefrau Eva, die bereits verstorben ist."



Bereits im Jahre 1708 hatte - abwechselnd Hans, Georg oder Hans Georg genannt - Georg Dirnberger das "kleine" Kötztinger Bürgerrecht erworben. 3 Gulden musste er an die Marktkasse bezahlen "yber forhero schon erlegten Beysitz als ain Häusler Bürgerrecht". Dieser Satz bedeutet, dass Dirnberger zuerst den Beisitz erworben hatte, und, als er ein Haus gekauft hatte, dass auch das Kötztinger Bürgerrecht kaufen konnte. Allerdings war dieses "Haus" nicht identisch mit dem "Marktlehen", welches er mit der Heirat erwerben konnte. 
Es war das "Wolf Hofmannsche Haus" hinter dem Rathaus, welches HG Dirnberger im Wege einer Verganterung gekauft hatte und auf dessen Besitz sein Bürgerrecht beruhte. Allerdings kam fristgerecht ein höheres Gebot zustande und so wurde es zunächst nichts aus dem Häusler Hans Georg Dirnberger. 
Nun aber, mit seiner Einheiratung konnte ihm niemand mehr den Besitz streitig machen.
Es ist bei diesem Anwesen auffallend, dass bisher noch kein Besitzer gezwungen war, Fremdkapital aufzunehmen. Dies endete nun, als Hans Georg Dirnberger sich im Jahre 1721 50 Gulden von der Pfarrkirche lieh.

Einschub

Damalige Kapitalgeber konnten natürlich nur genau die Summen ausgeben, die sie besaßen. Es war ihnen nicht möglich, selber von anderen Kapitalgebern zusätzlich Geld anzuleihen.
Aus diesem Grunde konnten neue Schuldner nur sich Geld leihen, wenn entweder jemand anderer seine Schulden ganz oder teilweise getilgt hatte oder aber eine "fromme" Person zu ihrem eigenen Seelenheil zu ihrem Tode eine Summe Geldes der Kirche, dem Spital oder den Bruderschaften vermacht hatte. Diese Summe kam dann zum Kapitalstock des Geldgebers hinzu und konnte dann gegen Reichung von 5 Prozent Zins neu ausgegeben werden.
Einschub Ende
 
Schuldverschreibung des Hans Georg Dirnberger:



PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1726
"Hanns Georgen Diernberger burger und Kueffner alhir und Anna Eva sein Eheweib, so sich ihrer heurathlichen Gerechtigkheit, ist an Haobtsach 50 fl Capital Vorgelichen worden, welche vohero Georg Schindler in Handten 

 
"gehebt und sye dis auch zur gebührenter Versicherung den 1.Aüril 1721 mit Verschreibung derselben inhabenten Marckhtlehens und burgers behausung, sambt darzue gehörigen Verldtgrundten neben iezig und kenfftigen Vermögen zur Versicherung aines Underpfandts gebracht, zahlen zu heyl Michael Züns 2 fl 30 xr.
Aus Dirnbergers "wilder" Jugendzeit hat sich ein Prozess vor dem Landrichter erhalten.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1709

"Hans Georg Thürnberger und Georg Lobendanz, beede ledige burgers Söhn alhir zu Közting, haben in der dasig Wunwürthsbehausung, miteinander aine Schlägerey veribt, warunder der Thürnberger aus der naasen gebliedtet, sich aber ohne gestelte clag widerumben gietlich verglichen ...."
Die Strafe für beide betrug 1 Pfund Regensburger Pfennige.
Im Jahre 1727 verstarb Hans Georg Vater und er war der Haupterbe. Anschließend verkaufte er das ererbte Haus (das später sogenannte Schreiner Rosenhammer-Haus in der Brandstraße, heutzutage ein Parkplatz) an den Schwager Melchior Kämmerl um 200 Gulden. 

Anna Eva, seine erste Frau verstarb am 4.2.1732, sieben Kinder hatte sie bis dahin geboren. .
PfA Kötzting Band 18
"Am 4ten (Februar 1732) wurde, mit allen Riten versehen,  begraben Anna Eva Dyrnbergerin, die Ehefrau des Johann Georg Dyrnberger, diesortigen Bürgers und Küfners."
Vier Monate danach verheiratete sich der Witwer erneut, diesmal die Kötztinger Mauererstochter Anna Schwarz.
PfA Kötzting Band 14 Seite 61 1732
"Junius
Am 9ten diesen Monats heirateten der ehrenwerte Witwer Johann Georg Dyrnberger, Bürger und Küfer, und die tugendsame Anna Schwarz, eheliche Tochter des ehrenwerten diesortigen Bürgers und Mauerers Johann Schwarz und seiner Ehefrau Walburga, welche bereits verstorben war. Die Trauzeugen waren der Rat und Metzger Andreas Pirzer und der Müller aus Grub Michael Erber."
Im selben Jahr kam es zu einer Verhandlung Hans Georg Dirnberger gegen Georg Dirnberger vor dem Landrichter, als der Hans Georg Dirnberger, bürgerlicher Küfner den Georg Küfner, ebenfalls ein bürgerlicher Küfner in Kötzting, einen "Schelmen verscholten" hatte, was den ersteren 1/2 Pfund Pfennige an Strafe einbrachte.


HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B 4 von 1727-1736
Zehentregister in Tabellenform über 10 Jahre hinweg.
Dies ist eine der Steuerlisten, die zwischendrin immer wieder die Möglichkeit bieten, sicher zu stellen, dass die Beweisführung einer bestimmten Person auf einem bestimmten Haus auch stimmig ist.
Andreas Pirzer ist die Hausnummer 39
Hans Georg Dirnberger ist die Hausnummer 40 
Andreas Billich ist die Hausnummer 41

Wie oben bei Ander Türanck bereits angeführt, hatte HG Dirnberger seine offenen Schulden im Jahre 1737 - wenige Monate vor dem Tode des Vaters seiner ersten Frau  - beglichen. Zeitgleich platziert er auch eine neue Schuldverschreibung, dieses Mal beim Spital Kötzting über 30 Gulden. Im Jahre 1740 widerspricht Dirnberger einem Grundstückskauf seiner Schwester Maria Sterr und erwirbt seinerseits das "Äckherl , das sie (Maria Sterr) von der Witwe des Melchior Kämmerl, verbürgertem Hofpindter", gekauft hatte.
Hans Georg Dirnberger verstarb am 15. April 1743 und am 18.11.1743 heiratete seine Tochter aus erster Ehe Katharina den Eschlkamer Küfnerssohn Johann Korherr, nachdem dieser zwei Wochen zuvor das Kötztinger Bürgerrecht erworben hatte..

Johann Korherr und Katharina Dirnberger


Wir kennen zwar das Verkaufsdatum - von der Witwe Anna Dirnberger an die Stieftochter Katharina -, den 5.7.1743, nicht aber das Protokoll selber, weil die Briefprotokollreihe ab und zu eine Lücke aufweist, es fehlt schlichtweg der Jahresband von 1743.
Im Jahre 1744 kam es dann zu einem Erbschaftsstreit vor dem Magistrat.

StA Kötzting Verhörsprotokoll von 1744
"Anbringen
Catharina, Johann Chorherrn burger und Kueffers alhir Eheweib und Anna Maria Dirnbergerin, ledige burger und Kueffers Tochter daselbst bringen anheint wider die Stiefmutter Anna Dirnbergerin clagbar vor und an, wasmassen diselbe nach absterben ihres Ehemanns Hanns Georgen Dirnbergers gewesten Kueffners alhier seel, nit nur allein von dem verhandten gewest paar gelt etwas sondernauch von unterschidlich Haus Mobilien so anders Unrechtmessiger Weis an sich genommen..."
Was den Klägern wohl sehr verdächtig vorkam, war der Umstand, dass sich die Witwe um den Kauf eines Marktlehens beworben hatte, was sie unmöglich alleine mit ihrem Erbteil von 80 Gulden würde stemmen können. .
Anna Dirnberger verteidigt sich in mehreren Punkten, von denen vor allem 2 für mich stichhaltig klingen, auch wenn die Kläger schlussendlich nicht nachlassen und einen Eid der Schwiegermutter einfordern, den der Magistrat dann auch beschließt und den die Witwe Dirnberger später leisten wird.
Doch zuerst zwei ihrer Verteidigungspunkte:
StA Kötzting Verhörsprotokoll von 1744
"sdo ist bekhadt das uns die Kriegszeiten /: welche iedermann hart genueg angekhommen und die Krankheiten uf welche vil mitl angewendt worden, und in selbigen nichts gewonnen werden können, auch endlich gar den beclagten Ehemann das Leben gekhostet:/ yberfahlen

3ti warumben aaber sich wie clagenter seiths angebracht worden, die beclagte umb ain Marckhtlehens Behausung beworben, ist dieselbe kainesweegs zuverdenckhen gewest, aldiweillen sye vorhinein gesechen, daß der inhaber der Kuefnerischen Behausung der nunmalige Chorherr sich gar zu dies in den Schudtenlast hineinbegeben und hierauf nit fortkhommen khönnen, westwegen Sye dann vorhabens gewest ihne nit allein umb ihr Kinder auszgezeigte sondern....auch umb ihrer Kinder ausgezaigte Vätterliche Erbsportion ...
."

Ihre Verteidigung geht also in zwei Richtungen: ersten war wegen der Kriegszeiten - wir stecken mitten im Österreichischen Erbfolgekrieg - und der Krankheitskosten das Vermögen ziemlich aufgebraucht und zweitens wollte sie das im Dirnbergerschen - nun Korherrschen - Anwesen steckende Erbe ihrer eigenen Kinder in ein neues Anwesen retten, weil sie ihrem Schwiegersohn finanziell nicht mehr zutrauen würde.
Es half nichts, der Verdacht stand im Raum und konnte nur durch einen Eid vertrieben werden, und so schritt man zur Eidesleistung - btw. damals stand auf Meineid die Todesstrafe und dies nicht nur theoretisch.
 
Aydt hierauf
Ich Anna Dirnberger verwittibte Kuefferin alhir schwöre zu Gott ainen gelehrten Aydt daß ich von meines Mans Hans Georgen Dirnperger gewesten burger und Kueffers alda seel hinterlassenen Parr gelt, dan Mobilien, und Haus Fahrungs ad Massam fereditatis oder zur Erbschaft gehörig gewesen, nit das mindeste entzogen, und an mich gebracht habe, alles getreulich gevrde als wahr mit gott helfe und alle seine lieben Heillige Amen"

Man kann sich gut vorstellen, dass die beklagte Witwe, ums mit heutigen Worten zu sagen, ziemlich angepisst war, sich zu verteidigen zu müssen, und dann begegnete ihr im Rathausflez ihr Schwiegersohn und es setzte links und rechts ein paar Ohrfeigen.
Auch wenn sich die beiden Seiten anschließend "verglichen", landete der Vorgang beim Landgericht.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1744

"Von Anna Dürnbergerin vedrwittibt burgerlicher Kueffnerin alhier zu Közting, mieste Johann Corherr auch burgerlicher Kueffner in dem Rathaußlflez eine gewichtige Ohrfeigen aushalten, auch nebenbay sich einen"

Rauber schendten lassen, wogegen derselbe die dirnbergerin eine Diebin injuriert, diße gegeninader vollbrachte Re: und verbale Injuri wurde unter denen Thaillen guetlich verglichen, Von ambts weegen auch ex officio aufgehebt und daryber die dirnbergerin mit 1 1/2 Pfund dor Corher aber per 1 beede also ad 2 1/2 Pfund zur Straff gezogen wo ausmachen 2 fl 51 xr 3 H:"

Auch wenn sich die beiden - pro forma - bereits vergeben hatten, war natürlich das Tischtuch zerschnitten zwischen den beiden Parteien und als Folge davon zahlte Korherr seiner Schwiegermutter die eigentlich zugesagte lebenslange Herberge mit 75 Gulden in bar aus. ; "um des lieben Friedens willen", wie es in Vergleichsverhandlung vom 4.12.1745 dann hieß.
Dass es auch nach dem Auszug der Stiefmutter nicht gerade friedlich blieb, beweist eine weitere Vergleichsvereinbarung nach einer Klage der Witwe. (VP von 1747)

StA Landshut Pfleggericht Kötzting P 45
Vergleich
Anna Dirnbergerin verwittibte Kueffnerin alhier hat Catharina Korherrin auch burgerliche Kueffnerin aldaselbst von darumben auf anheut zu klagen gedenckht, umb sye selbe in Verbeygehen nit nur allein in das Hausflez hineingezogen sondern auch yber das beim Haaren gezogen...
.

Da  sich beide Parteien noch vorher "verglichen", protokollierte das Pfleggericht zwar diese Vereinbarung, künftig in Frieden leben zu wollen, anschließend aber verurteilte das Gericht noch die Katharina Korherr zu einer Strafe von 1 Pfund Regensburger Pfennigen und die Bezahlung der Beurkundungskosten.

Erst im Jahre 1749 schlossen die jungen Hausbesitzer dann einen Heiratsvertrag, bei dem er sein Heiratsgut in Höhe von 50 Gulden festschreiben ließ. 
In den nächsten Jahren lassen sich nur Kleinigkeiten finden.

StA Kötzting Marktrechnung von 1757
"Daß Johannes Chorherr burgerlicher Kueffner und Johannes Kellner Gerichtspoth und Burger beede derothen, kein Scheuch getragen, wider"
das obrigkeitkiche Vrbott im Pachofen deren hausflay einzustöckhen und zu dörren, folglich sich andurch ainner feuers Gefahr nit wenig zu exponieren."

Die Strafe betrug für jeden der beiden 2 Schilling Pfennige.
Hintergrund dieses Verbots ist die Tatsache, dass Flaxstängel unter gewissen Umständen zur Explosion neigten aus welchem Grund es außerhalb des Marktes (am Ende der heutigen Ziegelgasse) ein eigenes Brechhaus gegeben hatte. Aber wenn halt der eigene Backofen nach dem Backvorgang noch eine so schöne Resthitze hatte, war die Versuchung dann groß.... 
Im Jahre 1776 musste sich Johann Korherr  vor dem Magistrat verantworten, weil ihn sein unterliegender Nachbar, Josef Silberbauer, verklagt hatte. Offensichtlich hatte Korherr eine Abflussöffnung für Oberflächenwasser an der Grenze zum Nachbarn erneuert und nun mehr Wasser einfach zum Nachbarn abgeleitet. Zusätzlich hatte er eine neue Mauer in seinem Stadel errichtet und dabei die Grenze zu seinem Nachbarn mal so eben um "1 Schuh" weit verschoben. Mit den Resten dieser Maurerarbeit hatte er zusätzlich auch noch den Misthaufen des Nachbarn zugeschüttet.
Nachdem Korherr in allen den Punkten widerspricht, die mit der Mauer zusammenhängen, bleibt dem Magistrat nichts anderes übrig, als einen Ortstermin zu vereinbaren.
Zwei Mitglieder des Magistrates sollten zusätzlich zu den zwei Parteien mit dem Marktmaurermeister - versehen mit den erforderlichen Instrumenten . am Rathaus erscheinen um anschließend vor Ort, am 7.9.1776,die Situation zu begutachten zu können. Samuel Luckner selber war dann eines der Ratsmitglieder.
StA Kötzting AA XI/45 
"Praes:
Samuel Luckner dermahl noch in Amt sthenmder Kammerer
Josef Benno Fischer angehender Amtskammerer
Johann Georg Lecker junior vom Innern Rat
Egidius Fischer Senior vom Äußern Rat

Protokoll
So ex Parte über den zwischen Josephen Silberbauer, dann Johann Korherr beede alhir pcto einer Mauer, so nach vorgenommenen Augenschein abgehalten worden den 5 7bris anno 1776"

Beim Termin vor Ort stellte sich heraus, dass sämtliche Beschwerdepunkte des Silberbauer im Prinzip grundlos waren. Trotzdem kam es am Ende zu einem schriftlichen Vergleich, zu dem die beiden Parteien dann aber nur noch ihre Rechtbeistände schickten. Im Wesentlichen gewann Korherr, da die Mauer bleiben konnte und darüber hinaus sogar festgestellt wurde, dass Silberbauer mit seinem Misthaufen von dem neu errichteten Stadel des Korherrs Abstand zu halten versprechen musste. 

Im Jahre 1779 haben wir den ersten Hinweis auf ein Wirtshaus in diesem Hause, als eine dortige Beleidigung "gerichtsmassig" geworden war.

StA Landshut Pfleggericht Kötzting P 51

"Andree Erber Müller zu Grub, contra Michael Feckel (Vöckl), Inwohner am Hudlach um er ihme in der Chorherrischen Wirthbehausung allhier einen SCHLIFL geschendet, Kläger bitt demnah um Ehren satisfaction.

Vöckl verteidigt sich damit, dass Erber ihm, dem armen Taglöhner, noch Geld schuldig sei, wurde aber trotzdem wegen der ehrenrührigen Beleidigung zu einer Strafe von 2 Schilling Pfennigen verurteilt.


Am 13. Januar 1783 war es dann soweit, die nächste Übergabe stand an. Johann Korherr und seine Frau Katharina übergaben das am 7.7.1743 übernommene Marktlehen, gelegen zwischen "Wolfgang Weihrauch und Josef Silberbauers Häusern" um 2000(!) Gulden an den ledigen Sohn Peter Korherr.
Die Übergabe beinhaltete das Anwesen "mit Stadl, Stahlung und Keller versehen,
den Hengacker
ain Äggerl hinter dem obern Friedhof
ain Äckerl in der Laimbgassen  zwischen Wolfgang Weihrauch und Joseph Dröger
ain zweymadiges Wisl am Dampfbach zwischen Joseph Silberbauer und  der Schollischen Wittib 
die Thierank oder Wällisch Anderl Wiese auf der untern Au negst  dem regen 
das das Zandhofäckerl
Krautgärtl oder das dermalige Wiesl bei der Ziegelhütten zwischen  Joseph Weiss und Bernhard Auzingers Flöckl entlegen.
Spitzacker in der Laimbgassen"

2 Geschwister müssen ebenfalls abgegolten werden und so werden für Katharina und Michael Korherr jeweils 300 fl auf dem Besitz gutgeschrieben. Im drauffolgenden Monat übernimmt er auch die beim Spital ruhende Schuldenlast von 30 Gulden.

Peter Korherr und Katharina Klimmer


Am 8. November 1785 heiratet Peter Korherr dann auch, die Bauerstochter Katharina Klimmer aus Gradis.
PfA Kötzting Band 15 Seite 23-Dies ist ein Heiratseintrag, wie es sich Genealogen wünschen, vollgepackt mit Details über die beteiligten Familien.
"1785
Am 8ten 9bris (November) wurden durch mich, Pater Wolfgang Haimerl, derzeit Supernummerarius, nach dreifacher Verkündigung in der Pfarrkirche ehelich verbunden: der ehrenwerte Jüngling Peter, ehelicher Sohn des Johann Korherr, Küfners diesorts und seiner tugendsamen Ehefrau Catharina, deren Vater der diesortige Küfner Georg Dirnberger gewesen war, mit der mädchenhaften Catharina, eheliche Tochter des Gradisdre Bauern Andreas Klimmer und dessen Ehefrau, der tugendsamen Walburge, deren Vater der Roßberger Bauer Stefan Prey gewesen war. Die Trauzeugen waren Franz Irlbacher, Müller und Bürger, und Andreas Klimmer, der Vater der Braut."

Im Heiratsvertrag, den die beiden abschließen, ist vermerkt, dass sie 600 Gulden an Mitgift in die Ehe einbringt. Man sieht, dass die "Hauspreise" und die "Mitgiftsummen" innerhalb von ein/zwei Generationen sich enorm erhöht -eigentlich vervielfacht -  haben.
Bis 1797 werden die beiden insgesamt 6 Kinder bekommen, von denen nur bei einem vermerkt ist, dass es im Kindesalter verstarb.
Als im Jahre 1787 seine Mutter - ebenfalls eine Katharina Korherr - verstarb, wurde in der protokollierten Erbverteilung auch ein Familienbogen der Erben erstellt:  (BP Kötzting 1787)
Auch als "Ausnehmerin" hatte Katharina immerhin noch 515 Gulden an Vermögen und dann als Erbe zu verteilen. Da war also ihre Stiefmutter mit ihrer Einschätzung über die finanzielle Zukunft ihrer Nachfolger komplett falsch gelegen.

Hier die Kinder von Hans und Katharina Korherr (geb. Dirnberger):

Franz Korherr bürgerlicher Küfer
Anna Maria 00 Mathias Fischer , bürgerlicher Schreiner
Katharina Korherr ledig 
Michael Korherr ledig
Peter Korherr Bürger Küfer und Marktlehner Kötzting
Anna Korherr ledig

Jedes ihrer Kinder erhält aus ihrem Nachlass 51 fl

Üblicherweise blieb das jeweilige väterliche und mütterliche Erbe von ledigen Geschwistern so lange auf dem Haus als zinsloser Kredit liegen, bis diese sich verheirateten. 
Die ledige Anne Korherr aus der obigen Liste verheiratete sich im Jahre 1791 nach Eschlkam und erhielt von ihrem Kötztinger Bruder die ihr vom eigenen Übergabevertrag noch schuldigen gut 400 Gulden ausbezahlt.
Peter Korherr war offensichtlich nicht nur als Küfner, sondern auch als Fuhrunternehmer tätig. So finden sich in den Marktrechnungen einige Abrechnungen für durchgeführte Lieferungen.
Dieses kleine Detail gibt aber einen guten Einblick in den Zustand der damaligen "Ortsausfahrt" Kötzting gleich hinter der jetzigen großen Regenbrücke.
Marktrechnung Kötzting von 1792, hier die Ausgaben
"Dem Pflasterbau auf der Viechtachischen Strasse vom Mauermeister Haus (=Kamplmacherhaus heutzutage) biß zum sogenannten Hammerbrückl:
Da ist eine Sträcke dieser Viechtachischter Strasse...
"


"... gleich ausserhalb den Markt auf 60 Schritt lang und 10 dto breit von dem dabei fließenden Regenflus in eine solche Sümpfe verwandelt worden, daß kein einzelner Mensch und ein Fuhrwerk dise der Nothdurft nach passieren könnte.
Zum Behuf der Burgerschaft des Viehtriebes und der convertierenden überhaupts muste also solcher Weeg mit großen rauch Pflastersteinen der langeren dauer wegen und daß ein Eisstoß so leicht keine neue Beschädigung machen kann, von grund aus gepflaster werden, worauf folgende Unkosten erlaufen.
Adam Hummel Mauerermaister (Kamplmacherhaus) empfing für sich und seine Leuth an Tagschichten
64 Gulden 18 xr
Die nöthigen Handlanger haben in das Vredienen gebraucht
95 Gulden
Folgende Bürger haben hierzu Sand und Stein beygefahren und Fuhrlohn erhalten.
Peter Korherr Marktlehner  15 Gulden und 18 Kreuzer....."
Im selben Jahr wurde auch die Strecke vom "oberen Brunnkaar durch die Loderergasse" neu gepflastert. Diese Loderergasse ist der Teilbereich zwischen der heutigen Firma Traurig Raumausstattung und dem Gasthaus Januel. Der "Loderer" war damals in besitz des Voglhofes. 
Auch hier erhielt Peter Korherr als Fuhrlohn 70 Gulden 30 Kreuzer.

HStA München Landshuter Abgabe Kl Rott B 5 von 1777-1800
Auch dies wieder ein willkommener "Anker", um die Beweisführung der Hausbesitzer immer wieder bestätigen zu können.
Weihrauch, Hnr 39 - Johann dann Petrus Korherr Andrä Wensauer Hn 40 - Josef Silberbauer Hnr 41 

Peter Korherr lebte aber nicht lange, bereits im Alter von 40 Jahren verstarb er - als Wirt bezeichnet - am 24.9.1798.
Am Ende desselben Jahres bekam seine Witwe für ähnliche Arbeiten gut 11 Gulden ausbezahlt, nämlich für "Grasset und Beschütt für die 2 Wasserdurchriss gefahren".



Andreas Wensauer und Katharina Korherr


Im drauffolgenden Jahr, 1799,  - das Leben musste weitergehen, es waren schließlich noch kleine Kinder im Hause und auch die Wirtschaft musste betrieben werden - heiratete die Witwe Katharina den Voggendorfer Bauerssohn Andreas Wensauer, der 2444 Gulden an Mitgift hereinbrachte.
Die vorhandenen 5 Kinder, Anna, 11 Jahre alt, Katharina, 9 Jahre alt, Theresa,  6 Jahre alt, Anna Maria,  5 Jahre alt, und Margaretha, 1 Jahr alt, bekamen den Onkel Franz Korherr als Vormund und dieser unterschrieb dann auch für seine Mündel den Heiratsvertrag der Mutter mit dem neuen Stiefvater.
Erstes Quartal (1799)
2. väterlicher Erbs Vertrag per 2444 fl.
Nach dem zeitlichen Ableben des Petter Kohrherr gewest burgerlichen Marktlehners zu Koetzting seelichen, hat sich die nachgebliebene Wittwe Katharina Kohrherrin unter Beystandschaft des H. Herrn....."
Nach Abzug der vorhandenen Verbindlichkeiten stellt das Gesamtvermögen der Witwe eine Summe von 1665 Gulden dar, die sie vollständig als väterliches Erbe auf ihre fünf Kinder aufteilen möchte - "ganz allein mit wohlbedachtem Willen", wie es im Vertrag ausdrücklich vermerkt ist.
Diese  333 Gulden pro Kind sollen ab dem Erreichen ihres 15. Lebensjahres mit 3 Prozent verzinst werden, "damit sich selbe in künftiger Diennerschaft etwas besseres sutenieren können". Einzige Ausnahme: " die dochter Tochter Katharina ist dermal etwas umwelt=läufig, vorsorglich wird also pactirt das diese bis zur Volljährigkeit (und nicht ab dem 15. Lebensjahr, wie bei den Geschwistern) beym Heimath behalten und verpfglegt werden muss, dagegen ist ihr Haus Possessor keinen Zins zu verreichen schuldig."
Sollte sich eines der Kinder verheiraten, "so hat selbe beym Heimath den hochzeitlichen Ausgang mit Bier und Brod zu fordern,. ieder muß zu einer Ausfertigung vom Heimat aus ein gerichtes Bett von mittelmäßiger gattung, ein Bettstaat, 1 Kasten und 1 Truchen behendigt werden. Sollte eines oder das ander in fremder diennerschaft erkranken, so hat selbes beym Heimath des Unterkommen bis zur widerumigen Genesung und sechs Wochen lang eine anständige Kost zu begehren..
Weiterhin verpflichtete sich die Witwe,das erhaltene Marktlehen nicht dem Ehemann zu überlassen, sondern einem der Kinder zu reservieren, welches sich am tauglichsten erweisen sollte.
Wensauer Andreas bezahlte noch im selben Jahr 20 Gulden für sein Kötztinger Bürgerrecht und 3 weitere Gulden als Steuer und Exerziergulden.
Bei der Erstellung des Urkatasters werden zum ersten Male alle Grundstücke, die zum Hause gehörten, und die realen Rechte penibel aufgelistet
Rentamt Kötzting B 27 

Markt Kötzting Nro XXXVII  Andrä Wensauer
Das gemauerte Haus mit Stallung und hölzernen Stadel und Schupfe
Das Hängackerl im Kroitt PN 1048
Das Ackerl in der Urtl PN 1035
Das Ackerl auf der Blatten PN 1009
Das Ackerl in der Laimbgassen PN 586
Das Ackerl auf der Flecken PN 596
Das Ziegelackerl PN 413
Das Ackerl im Sandhof PN 464
Das zweimähdige Wiesel am Dämpfbach PN 381
Gemeinsantheil am Herrenweiher ao 1803 zu einer Wiese cultiviert PN 509



"Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl PN 764"

Mit dieser "Entschlüsselung" der historischen Flurnamen kann man dann auch den damaligen Grundbesitz des Anwesens bestimmen.

Vermessungsamt Cham 5168-2100-LiquiP_Bad_Koetzting_2_1-01 
Hier die "entschlüsselten" historischen Flurnamen.




Am 24. Juli 1820 war es dann soweit, Anna Korherr, die Tochter von Peter und  Katharina Korherr, heiratete und bekam das Anwesen übertragen. Andreas Wensauer und seine Frau fielen in diesem Moment auf den Status eines Inwohners zurück.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 28 Umschreibeheft
Den 9. Juli 1820 hat Ander Wensauer in Kötzting dessen Bürgersanwesen alda an seine Stieftochter Anna Korrherr übergeben, und Martin Fleischmann von Kreuzbach durch dieselben heurat überkommen, sonst ohne Änderung."

Martin Fleischmann und Anna Korherr


PfA Kötzting Band 14 Heiratseintrag des Martin Fleischmann aus Kreuzbach mit der Anna Korherr vom 24.7.1820.


StA Landshut LGäO Briefprotokolle
Heiratsbrief zwischen Anna Korherr und Martin Fleischmann, Söldnersohn von Kreuzbach, "welcher bereits von der Militärpflicht entlassen ist."
1200 Gulden verspricht Martin seiner Braut, von denen er die ersten 600 Gulden gleich bei Vertragsunterzeichnung in bar mitbrachte. 

Im selben Jahr erwarb der junge Bauerssohn auch das Kötztinger Marktrecht.

StA Kötzting AA II 18 
Martin Fleischmann Bauerssohn von Lehen hat die Wensauersche Tochter Anna geehelicht und hiermit ein Marktlehen angesehen an sich gebracht. Auf sein Ansuchen wird ihm das Bürgerrecht unter bekannten Verbindlichkeiten himit ertheilt und hat hiefür zu bezahlen wie vorigen
32 Gulden 37 Kreuzer 2 dn"


StA Kötzting AA I-19

"Verzeichnis über die Inwohner, welche zwar keine Gemeindeglieder sind, jedoch ihr Heimatrecht begründet haben im Markte Kötzting, verfaßt im März 1826"
(lfd. Nummer ) 20 Andre Wensauer  Leibthümer
Am 26.12.1837 findet sich der Sterbeeintrag für den "Leibthümer Andreas Wensauer". Er wurde 74 Jahre alt und starb an Altersschwäche. Seine Frau war bereits 3 Jahre vorher, am 9.4.1834 im Alter von 75 Jahren ebenfalls an Altersschwäche verstorben. 


Auch Katharina Korherr, eine andere Tochter von Peter und Katharina Korherr, wohnt noch im Hause.
"Katharina Korherr - wohnt bei Martin Fleischmann im Haus Nro 40


Schon fünf Jahre nach seinem Einstieg als Kötztinger Bürger wurde er in das Gremium der Gemeindebevollmächtigten gewählt.
Im Jahre 1829 möchte Martin Fleischmann sein Wohnhaus aufstocken und stellt einen Bauantrag. Da keinerlei Fenster zu den jeweiligen Nachbarn - Deschermeier und Silberbauer - geplant sind, wird der Bau genehmigt. (AA XI-97)
1830 wird in einem Streit um ein Kommunbraurecht eines Söldners Martin Fleischmann als Kesselverwalter bezeichnet.(AA XII-22)
In den Kötztinger Grundbuchumschreibeheften finden sich in den Folgejahren viele Grundstücksverkäufe, in denen Martin Fleischmann als Käufer auftritt.
Im Jahre 1832 wird in Kötzting geimpft - vermutlich die Pockenimpfung - und der Gastwirt Martin Fleischmann erhält 48 Kreuzer "für die Beheizung des Zimmers bei der Impfung"
1842 wird in Kötzting ein Mieterkataster erstellt, das uns einen guten Einblick in die Hausaufteilungen gibt.
Grundsteuerkataster 5045 8-23-9 Mieterkataster von 1842

1. Martin Fleischmann Marktlehner /:Hausbesitzer:/
1. Hauptgebäude
unter der Erde: 1 Keller
I. 1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Gewölbe und 1 Küche und der Boden unterm Dach.
Unterschrift Fleischmann

2. /:Nun ausgezogen:/
Johann Attenberger kgl. Landgerichtsassessor
II. 3 Wohnzimmer 1 Küche

2. Nebengebäude
II. 1 Wohnzimmer 1 Holzlege
Unterschrift Attenberger

3. Martin Fleischmann Eigenthümer ad 2. Nebengebäude
I. Stallungen

3. Nebengebäude
Streuhschupfe

4. Nebengebäude
Eine Scheuer mit Dreschthenne darunter befindlichen Sommerkeller

5. Nebengebäude
Einen Heustadel  PlNr. 145/2
Unterschrift Fleischmann

Am 22. April 1858 folgt der nächste Besitzerwechsel.

StA Landshut Grundsteuerkataster 5041
"Angemeldet den 22/4 1858 Martin Fleischmann verkauft an Wolfgang Neumeier von Haibühl Lit.A -G incl. des Besitzes in der Steuergemeinde Weissenregen und Graswiese von Blaibach um 8500 fl. Ohne Änderung
Unterschriften Martin Fleischmann und Wolfgang Neumeyer
"

Kurz nach dem Verkauf, im Mai 1858,  verstarb Anna Maria Fleischmann, Ausnahmsbürgerin genannt, im Alter von 70 1/2 Jahren an der Wassersucht.


In den Folgejahren erwarb Martin Fleischmann Teilgrundstücke am Ende der Metzstraße und errichtet dort ein Leerhaus.  Ab 1863 wechselt Martin Fleischmann dann wohl in sein neu erbautes Haus.(später das sogenannte Stoiber-Maler Haus). Der offensichtlich 13 Jahre jüngere Martin Fleischmann heiratete erneut, bekam selber dann noch Kinder, nachdem seine erste Ehe im Endergebnis kinderlos geblieben war, und verstarb am 15.10.1868 im Alter von 67 Jahren an Herzklappenverknöcherung.

Wolfgang Neumaier und Schreil Kreszenz



StA Landshut Grundsteuerkataster 5047 ab 1860


Im April 1858 hatte Wolfgang Neumaier das Haus erworben und im Mai dann auch eine Kötztinger Bürgerstochter geheiratet. Kreszenz Schreil, die Tochter des Kötztinger Nagelschmieds Anton Schreil war die Glückliche.
Wolfgang Neumaiers Schwiegervater, dem Nagelschmied Anton Schreil, hatte der Kötztinger Amtsphysikus und Schriftsteller - mit dem Kampfnamen "Saumüller" - ein literarisches Denkmal gesetzt.



 Dr. Müller:  Gedicht über Anton Schreil, seine Frau und einen verschluckten Hufnagel

1861 stellt Wolfgang Neumeier dann den Antrag - wie viele andere Brauberechtigte in Kötzting auch - eine eigene Brauerei errichten zu dürfen und aus dem Kommunbrauhaus austreten zu dürfen. Dieser Antrag wird abgelehnt.   1865 kommt es zu einem Nachbarschaftsstreit zwischen den Kellerbesitzern Hofbauer und Neumeier., diese Sommerkeller befinden sich im Bereich des späteren Bräustüberls  oder Monokel in der heutigen Holzapfelstraße, PNR 292
Am 1.12.1868 abends um 10 Uhr verstirbt der junge Bierbrauer Wolfgang Neumaier im Alter von gerade mal 47 Jahren.

Im Staatsarchiv in Landshut liegt ein Verlassenschaftsakt des Kötztinger Bierbrauers.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 8 Nr. 406 Neumeier Wolfgang Brauer in Kötzting

"Zu III: hinterließ ein Braueranwesen mit Ökonomie, dann Haus- und Gewerbseinrichtung, führt die Witwe das Geschäft fort.
Zu IV:( Erben) Creszenz Neumaier, geborene Schreil 
2.b. (Sohn) Wolfgang geb. 15. Juli 1860


Weitere Verwandte: die Mutter des Defunkten Anna Neumaier, Austragsbäuerin v. Haibühl z.Zt in Kötzting
Vormund des Sohnes: Barth Josef Hausbesitzer und Holzhändler in Kötzting
Ob der Verstorbene zur Zeit des Todes selber Vormund gewesen war: Soll Vormund über die Schreinerischen Kinder in Haibühl gewesen und sollen diese Kinder noch minderjährig gewesen sein.
In diesem Falle liegt auch noch im Original der Heiratsbrief des Paares im Akt
Original des Heiratsbriefes über 1000 Gulden von Wolfgang Neumaier und Kreszenz Schreil
mit der beurkundenden Unterschrift des damaligen Landrichters Carl von Paur. 

Dem Akt liegt auch ein sogenanntes Inventarium bei, aus dem recht gut auch der Umfang der Braubedarfes (in der Kommunbrauerei) und der Gaststätte hervorgeht.
Das Gastzimmer wird beschrieben mit:
Vier Tischen, dreizehn Stühlen und fünf Bänken.
Ein Schankkasten mit 12 Maßkrügen und 30 Halbegläsern.
Eine Guitarre und eine Wanduhr.
Im Nebenzimmer
Drei Tische, zehn Stühle und eine Bank
Im Tanzsaal mit Nebenzimmer
Ein Kanapee
Ein und einhalb Schäffl Korn
14 Maßkrüge
25 Halbekrügl
Im Kellerhaus:
12 Schäffl Malz
14 Schenkfässer
Acht Sommerfässer
13 alte dito
11 Halbe Eimerfässer
2 Zweieimerfässer
eine Windmühle

Auch sein Anwesen enthält einige bemerkenswerte Details:
Die Düngelage "liegt über der Gasse" und auch einen Wurzgarten hat er "vor dem Haus." Beides kann ich mir zwar nur schwer vorstellen, aber so stehts im Inventarium.
Wie bei vielen Kötztinger Anwesen geht es im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Schlag auf Schlag mit dem Kaufen und Verkaufen.
Hier ein Auszug aus dem Umschreibeheft ab 1860:
StA Landshut Grundsteuerkataster 5047. Die Besitzerabfolge zwischen 1868 und 1911.


1868 war noch Wolfgang Neumaier der Besitzer.
Am 10.9.1869 ist es dann Brandl Karl - durch Übernahme.
Am 20.8.1883 ersteigert Josef Stauber das Anwesen bis es dann am 6.7.1886 wieder in ruhigeres Fahrwasser geht, als Georg und Maria Mühlbauer das Anwesen kaufen.


Anton Brandl 



Aus dieser "unruhigen" Zwischenzeit findet sich aber ein Akt im Staatsarchiv Landshut - über mehrere Konzessionsgesuche beim damaligen Bezirksamt (nun Landratsamt) Kötzting auf diesem Haus, die zumindest etwas Klarheit in die Besitzerfolge bringen.

Staatsarchiv Landshut Rep 164-8\Rep 164-8 Nr. 4791 19. Jahrhundert Konzessionen
"Acten des kgl. Bez. Amtes Kötzting Betreff:
Brandl Karl v. Kötzting, dessen Gesuch um Ausübung seines Marktlehens."


Karl Brandl



Am 14. Oktober 1869 schrieb Karl Brandl an das Bezirksamt:
"Ich habe am 10. September heurigen Jahres das Anwesen meines Vaters Anton Brandl Hs. No. 40 durch Übergabe übernommen und gedenke ich das Gewerbe demnächst mit den Befugnissen, welche mit dem Anwesen verknüpft sind auszuüben....."  
Unterschrift Karl Brandl

Das BZA Kötzting forderte dann den Magistrat Kötzting zur Stellungnahme auf und dieser war wie immer eher restriktiv in seiner Stellungnahme, auch bei einer Wiederzulassung früherer Wirtshäuser.
Antwort des Kötztinger Magistrats:

"Br. m. zum kgl Bezirksamte Kötzting mit dem gehorsamsten Beifügen, daß Anton Brandl die Ausübung seines realen Marktlehens, bestehend in der Berechtigung im Communbrauhause braunes und weißes Bier brauen und dasselbe in seiner eigenen Behausung verleitgeben, sowie das Tafern Recht ausüben zu dürfen, nicht nachgesucht und die Aufnahme als Bürger nicht angestrebt hat, und daß derselbe hiezu nicht angehalten wurde, und folglich hierorts keine Heimatrechte erlangte und auch nicht wollte, sohin daß hierorts Akten nicht erwachsen sind und solche daher nicht in Vorlage gebracht werden können.
Gehorsamer Magistrat Kötzting
"

Josef Stauber

"Kötzting, am 7. Maerz 1884
Erscheint der Wirth und Metzger Georg Mühlbauer aus Weißenregen - nicht identisch mit dem späteren Besitzer Georg Mühlbauer - und bringt vor: Ich habe die Wirtschaftslokalitäten Hs No 40 dahier von dem dermaligen Eigenthümer Josef Stauber hier pachtweise übernommen und möchte die Bierwirthschaft betreiben....
."

Zwei Jahre später der nächste Wirtshauspächter, diesmal ist es Josef Raith, aber noch auf dem Stauber-Anwesen



Staatsarchiv Landshut Rep 164-8\Rep 164-8 Nr. 4791 19. Jahrhundert Konzessionen
"Kötzting, am 5. Februar 1886
Protokoll
Erscheint heute der Gastwirtschaftspächter Josef Raith von hier und bringt vor:
Ich habe ca. 7 Jahre lang die Gaststätte auf dem Raith Hause No 157 dahier ausgeübt. Nun bin ich von diesem Hause weggezogen und habe das sogenannte Brandl Haus Nro 40, welches dem Wagnermeister Josef Stauber von hier gehört, gepachtet. Ich beabsichtige nun auf diesem Hause die Gastwirthschaft auszuüben und bitte um die polizeiliche Bewilligung hiezu.
"
Unterschrift Josef Raith






Mühlbauer Georg und Klinger Anna Maria

Das Ehepaar, seit 1855 bereits in Kötzting verheiratet, war bereits seit 1861 Hausbesitzer in Kötzting.
StA Landshut Grundsteuerkataster Umschreibeheft
"Angemeldet am 16. Mai 1861
Die Kronfelderischen Kinder resp. deren Vormünder Hermann Schwarz und Klinger Josef verkaufen an Mühlbauer Georg, Musikant von Kötzting ein Häusleranwesen erweitert Kataster Seite 23 lit A, C und D per 4 Tagw. 93 Dezimalen ohne Änderung um die Summe von 2350 fl
Unterschriften Josef Klinger und Georg Mühlbauer"


Nun also, 1886, wechselten sie von einem Haus am Ortsrand zu einem Marktlehen inmitten des Ortes.
In den weiter oben angeführten Konzessionsakten beim BZA Kötzting findet sich auch das nächste Gesuch.
Kötzting, am 10.November 1888
Erscheint der Anwesensbesitzer und Musiker Georg Mühlbauer und bringt vor.
Am 12 Mai 1886 habe ich das Anwesen Hs. No. 40 dahier von Josef Stauber käuflich erworben.
Ich beabsichtige die auf diesem Anwesen ruhende Tafernwirtschaft auszuüben und bitte um die polizeiliche Bewilligung hiezu.
Georg Mühlbauer ist  geboren am 6. Juli 1827 zu Rimbach k. Bezirksamtes Kötzting. Lr. U. Georg Mühlbauer"

Fünf Jahre, nachdem Georg und Maria Mühlbauer das Haus gekauft hatten, kam es zu Katastrophe, das Haus brannte vollständig ab beim Marktbrand von 1891. 

Da aber Georg Mühlbauer im Jahre 1888 einen Bauantrag zur Erbauung eines Abortes stellte, hat sich von dem Haus auch eine Frontansicht erhalten, wie es vor dem Brand ausgesehen hatte.

Staatsarchiv Landshut\Rep 162-8 Baupläne\Rep 162-8 Sch. 21 Nr. 3157 von 1888

Hier der dazu gehörige Lageplan.


Dann aber kam die Brandkatastrophe:


StA Kötzting 091-9
"
Georg Mühlbauer, Ökonom und Gastwirth Hausnummer 40 in Kötzting
Getreidestadel
Neuer Stall
Stall mit Stübl
Wohnhaus"



"Stadel und das Wohnhaus sind auf der alten Stelle erbaut: Der Stall ist an einem anderen Platz derselben Plannummer erbaut, Stall mit Stübl ist nicht aufgebaut. Bezirksamtliche Genehmigung vom 12. Oktober 1891.

Stadel ist fast vollständig fertig, ebenso das Wohnhaus und der Stall. Es ist auf sämtlichen Gebäuden der Dachstuhl aufgesetzt und sind diese Gebäude sämtlich eingedeckt.

Die Gebäude sind nach dem genehmigten Plan hergestellt.
Kötzting am 17. Oktober 1891.
 "



StA Landshut Baupläne BZA/LRA Kötzting von 1891

Mühlbauer Georg: Detail der Frontansicht des Neubaues

Im Stadtarchiv befindet sich eine Abbildung der "Musikgesellschaft" von 1892.

Repro Rabl-Dachs 7629 Musikgesellschaft von 1892 vorne links Georg Mühlbauer




 
DIA-Repro 2583  in der hinteren Reihe stehend von links nach rechts Josef, Hans, August und Xaver, in der mittleren Reihe Anna, Karl, Georg Vater Franz-Xaver, Heinrich und Josefa (oder Josefine?) und die beiden kleinen Buben ganz vorne Otto und Max. Die Mutter ist auf dem Bild nicht dabei.


Mühlbauer Franz Xaver und Josepha Stoiber


DIA-Repro 940 Marktstraße mit Rathaus um 1900  ganz links Häuser Mühlbauer und Fischer  

DIA-Repro 500 Ansichtskarte  1913 verschickt am 24. Juni 1913 von Kötzting nach Straubing



DIA-Repro 1376 Marktstraße 24  Georg Mühlbauer Schuhmacher. Nun bereits mit einem Ladengeschäft mit eigenem Fronteingang und einer großen Schaufensterauslage.


Am 17.7.1893 heiratete der Wirt Franz Xaver Mühlbauer, Sohn des Georg und der Anna Maria, einer geborenen Klinger, die Hundszeller Bauerntochter Josepha Stoiber, und noch im selben Jahr übergab der Ehemann sein - im Mai selber erst übernommenes - Anwesen durch einen Ehevertrag auch an seine Frau. 
Bei seiner "Bürgerrechtserwerbung" wird er bereits als Gastwirt UND Musiker bezeichnet.
Dies ist auch die ganz besondere Eigenschaft der Familie Mühlbauer, es ist eine Musikantenfamilie.
Bereits bei seinem Vater wurde beim Kauf des Kronfelderhauses als Beruf nur "Musiker" angegeben.
Als im Jahre 1877 - übrigens zum ersten und einzigen Male - ein Mitglied aus dem Hause Mühlbauer zum Pfingstbräutigam gewählt wurde, hieß es auch nicht, wie sonst üblich,  Sohn des...., sondern "ausgez. Musiker".  

Detail aus der gedruckten Liste der Pfingstbrautpaare anlässlich des Jubiläumsrittes von 1912
Johann Mühlbauer starb bereits im Alter von 25 Jahren in Kötzting an "Auszehrung", im Kötztinger Gewerbekataster ist ein Johann Musiker seit dem Jahre 1873 als Musiker angemeldet. Auch wenn er damit sehr jung erscheint, es ist aber auch außergewöhnlich, dass er als Pfingstbräutigam mit 23 Jahren bereits mit seinem Beruf angegeben ist.


Werbeanzeige vom 3.6.1900. Nun ist nicht mehr von dem einen oder anderen Musikanten aus dem Hause Mühlbauer die Rede, sondern von der Musikkapelle Mühlbauer, die ab jetzt von Pfingsten nicht mehr wegzudenken ist.

Bild Sammlung Mieleithner: links vorne Franz Xaver Mühlbauer im Männer Gesangs und Orchesterverein



DIA-Repro 972 Pfingsten 1906 1906  Burschenzug mit Kapelle Mühlbauer in der Marktstraße  


DIA-Repro 971 Pfingsten 1906 Brautzug 1906 in der Marktstraße vor Haus Hahn.
Die Braut wird von den Brautführern abgeholt. Musikkapelle Mühlbauer

In einem Leserbrief - mit begeisterten Details über die Vorfreude auf den Pfingstritt - erfahren wir auch etwas über die Qualität der Kötztinger Musikkapelle. KA im Mai 1925.


Repro Rabl-Dachs Nachlass Georg Krämer Kapelle Mühlbauer


Repro Rabl-Dachs 71353 Nachlass Georg Krämer. Feuerwehr Weißenregen, rechts mit Trompete
Franz Xaver Mühlbauer








Repro Rabl-Dachs Nachlass Georg Krämer
ganz rechts Franz Xaver Musikmeister, Buben vorne Georg und Heinrich
?, links neben Vater ev. Xaver 

Hier eine Serie von Aufnahmen vermutlich für einen Ausweis; ein Fotoshooting, das Franz Xaver Mühlbauer sichtlich Freude bereitete. Ob die Behörde dann mit dem Ergebnis für einen Ausweis einverstanden war, entzieht sich unserer Kenntnis. Ich finde aber, diese Bilder passen hervorragend zu einem Musiker.
Repro Rabl-Dachs Nr. 71355 Franz Xaver Mühlbauer





Am 18. April 1914 starb Frau Josepha Mühlbauer, gerade mal 40 Jahre alt und hinterließ nicht nur ihren Mann, sondern auch 11(!) Kinder.
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 56 von 1914 Nr. 38 Hanr 40 Mühlbauer Josefa
Hier zuerst die volljährigen Erben: der Ehemann Xaver Mühlbauer und der älteste Sohn August, nun Schlossergehilfe in Rosenheim.
Repro Rabl-Dachs 71331 August Mühlbauer






Die Liste der Kinder:




Xaver ist hier als "Soldat in Regensburg" angegeben

Josef Mühlbauer wird als  "Lehrling in Kötzting" bezeichnet. In einem Familienbild heißt es, dass es neben dem Schuhgeschäft des Georg auch ein Hutgeschäft des Josef Mühlbauer gegeben hatte.
DIA Repro 1374 Marktstraße 24   Schuhladen Georg Mühlbauer, Hutladen Josef Mühlbauer  mit Familie vor dem Tor

Repro Rabl-Dachs Hochzeitsphoto Josef Mühlbauer, Hutmacher




Johann Mühlbauer hier noch als  "Anwaltsgehilfe" angegeben, wird später Rosina Wanninger heiraten.  (Wanninger Max, der Kripperlvater,  war ihr Vater - heutzutage das Hasenberg-Haus) 


Georg Mühlbauer, damals noch zuhause lebend, erlernte das Schuhmacherhandwerk,  heiratete 1925 eine Viechtacher Schreinertochter und führte das Schuhmacherhandwerk auf dem Hause weiter.

DIA-Repro 1173 Marktstraße  Bild von Erich Schwarz: Gasthof  Pfeffer, Mühlbauer Schuster 24 und  Fischer Peter 22,



DIA-Repro 3214 goldene Hochzeit Zimmerer  Zimmerer Andrea v.l.... Zimmerer, Hauser Jakl, Franz Zimmerer, Schwarz/Kothbauer Maria, Mühlbauer Georg (Schuh) im Hintergrund mit der Schützenkette, Frau Zimmerer, ... Zimmerer, Emmi Götz/Haimerl, Krämer Konrad Dentist.
Auf dem obigen Bild finden sich zusammen mit dem zu ehrenden Paar einige Schützenbrüder. Ein Blick in die Chronik des Schützenvereins - Danke an Martin Auzinger - brachte dann einige neue Bilder des Schützenkönigs.


Photo Chronik des Schützenvereins: Der Schützenkönig von 1961 Georg Mühlbauer

Photo Chronik des Schützenvereins: Der Schützenkönig von 1961 Georg Mühlbauer

Photo Chronik des Schützenvereins: Der Gaukönig von 1966 Georg Mühlbauer, die Scheibe überreicht der Dentist Konrad Krämer



Von einem weiteren Sohn, Karl Mühlbauer, wissen wir, dass er  später im Haus einen Zigarrenladen - an der linken Gebäudeseite eröffnen wird.
Mit ihm haben damit dann gleich drei Buben aus der Familie einen Handel bzw. Handwerksbetrieb in ihrem Elternhause eröffnen können. 

DIA Repro 1375 Marktstraße 24 um 1950
links Rauchwarenladen Karl Mühlbauer, rechts Schuhladen Georg Mühlbauer
v.li.  Frau Mühlbauer, Herr Mühlbauer (Großeltern v. Hilde Liebl geb. Mühlbauer)
Kind im Vordergrund Anneliese Mühlbauer, und 2 Mühlbauerbrüder


Die Tochter Anna Mühlbauer, Verkäuferin genannt heiratete den Witwer und Kaufmann Andreas Krämer und so kam das musikalisch-kreative Talent der Mühlbauer-Familie auch mit dem der Krämer-Familie zusammen.
Ich erinnere hier nur an den langjährigen Lehrer, Pfingstbräutigam und vor allem Musiker Georg Krämer
Bild Serwuschok 0531 rechts Georg Krämer am Cello.

s
1 Gottfried Wensauer, 2 Franz Wensauer 3  Lehrer Rabl, 4 Heinrich Stauber 5 unbekannt 6 Rudi Schampel, 9 Josef Ramsauer 10 Franz Liebl  und  11 Georg Krämer. 



Überschrift der Kötztinger Zeitung vom 12.12.1958

KUSW853 



Und von noch einem Sohn kennen wir den weiteren Lebensweg, Max Mühlbauer, dieser wird später einmal der Bürgermeister von Gehstorf werden.

DIA-Repro 1377 Hochzeit Max Mühlbauer, später Bürgermeister von Gehstorf


Serwuschok img0271 Mühlbauer Max Bürgermeister von Gehstorf



Die Musikerfamilie Mühlbauer


Von Josef Roider, einem profunden Kenner unserer lokalen Musikanten Szene, habe ich folgende Zusammenstellung über die Kapelle Mühlbauer erhalten, die ich mit seiner Genehmigung hier anhänge:

 Informationen über die Musikerfamilie Mühlbauer in Kötzting.

Sie stammen aus Befragungen von Georg Krämer (1924 - 2013), Mathilde Liebl (geb. 1941), Plattenweg 17 in Kötzting und ihrer Schwester (geb. 1925) Anneliese. Alle drei sind Enkel bzw. Enkelinnen des letzten Kapellmeisters Franz Xaver Mühlbauer.
Der Urgroßvater der oben genannten Gewährspersonen, Georg Mühlbauer, war Schneider und Musiker und wohnte in einem kleinen Häuschen in der Schattenaustr., das jedenfalls zum Zeitpunkt meiner Befragung 2007 sogar noch existierte. Er war bereits Leiter der Kapelle in Kötzting, die aber Angabe gemäß keine offizielle Stadtkapelle gewesen sein soll. Er spielte - wie alle ausgebildeten Musiker damals -  sowohl Blasinstrumente wie auch Geige. Er machte auch Kirchenmusik.
Dessen Sohn und Großvater meiner obigen Gewährsleute war Franz-Xaver Mühlbauer. Er soll 1864 geboren und 1946 gestorben sein. Er lernte Musik von seinem Vater und spielte vor allem Geige und Trompete, soll aber alle damals gebräuchlichen Blechblasinstrumente sowie auch Bratsche beherrscht haben. Er hatte Angabe gemäß 14 Kinder von zwei Frauen, von denen zwei nach der Geburt verstorben sind. Alle 10 Buben sollen Musik von ihm gelernt haben.

 Söhne von Franz-Xaver Mühlbauer:

- August: zog nach Freilassing und war Lokführer, war lt. Krämer auch Musiker, lt. beiden Liebl-Schwestern wahrscheinlich kein Musiker

- Xaver: war Oberinspektor bei der Fuggerverwaltung in Augsburg, war lt. Krämer auch Musiker, lt. Frau Liebl  kein Musiker

- Hans: war Finanzbeamter in Kötzting, spielte Geige und Cello, auch Bläser

- Georg: er war Schustermeister und baute das Schuhgeschäft in Kötzting auf, wohnte im heutigen Schuhhaus Liebl in Kötzting, da war auch Landwirtschaft dabei; spielte Geige und große Trommel. Seine Tochter Hilde  heiratete Liebl und übernahm das Geschäft

- Sepp: zog früh nach Berlin und hatte dort Hutfabrik, spielte Geige und Gitarre, war ein guter Unterhalter, hat Gstanzln gesungen und Witze gemacht

- Heinrich: ist als Bursch gestorben

- Karl: hatte Zigarettengeschäft in Kötzting, soll guter Tenorhornspieler gewesen sein, spielte auch Gitarre, hatte vom Krieg Kehlkopftuberkulose (?) und soll schon mit ca. 32 Jahren, noch vor seinem Vater, verstorben sein

- Otto: war Schreiner in Günzburg/Schwaben, früh verstorben

- Max: Schuhmacher in Gehstorf, hat bei seinem Bruder Georg gelernt

- Heinrich: war Schlosser in Kötzting, starb mit 29 Jahren

 Von den beiden Mädchen war eine Anna, die mit Andreas Krämer verheiratet und die Mutter von Georg Krämer war. Die andere, Josefa (oder Josefine), hat den hauptamtlichen Kirchenorganisten Josef Anton Bogner aus Passau geheiratet.

 Er [Franz Xaver] hatte eine Blaskapelle, die in einer damals üblichen Blechmusikbesetzung ohne Klarinetten spielte, aber auch eine Streichmusik, mit der auch Bälle gespielt wurden. In der Blaskapelle spielte auch mehrere Hohenwarther Musikanten (Brandl, Mühlbauer). Ein Musiker sagte mir mal "Kötztinger hams g'hoissn und Hohenwarther warns". Auch Moser Alois aus Schmelz bei Lam, der Vater des Kötztinger Postboten und Musikers Hans Moser, spielte vor dem 1. Weltkrieg mit der Kötztinger Kapelle. Von den 10 Buben von Mühlbauer spielten in den 1930er Jahren in seiner Kapelle noch Georg und Karl; Otto und Max wahrscheinlich nicht mehr. 
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten hätte Franz-Xaver Mühlbauer seine Kapelle, wie Krämer erzählte, zur SA-Kapelle umfunktionieren sollen. Das passte Mühlbauer jedoch angeblich nicht und er gab deshalb die Leitung, vermutlich um 1936, an den Finanzbeamten Hohner ab. Er spielte dann nur noch in der Kirche, beim Orchesterverein und zuhause in der Familie.
Nicht ganz eindeutig äußerte sich Krämer darüber, wer das "Liebl"-Haus in Kötzting gekauft hat. Zuerst sagte er, dass es Georg gekauft haben soll, da ihm das kleine "Schneiderhäusl" in der Schattenaustr. für sein Schuhgeschäft zu klein war. Dann berichtigte er dies allerdings und sagte, dass das "Liebl"-Haus schon sein Urgroßvater gekauft haben soll und den Kauf Stauber, der Tuba in der Kapelle spielte, vermittelt hätte. In dem Haus soll sich auch das Zigarettengeschäft von Karl befunden haben. Frau Liebl berichtete, dass ihr Großvater Franz-Xaver Mühlbauer im heutigen "Liebl"-Haus wohnte, von der Landwirtschaft und der Musik lebte.     

Pfingsten im Hause Mühlbauer:


Johann Mühlbauer, geboren 1896, ist der Pfingstbräutigam des Jahres 1923. Seine Pfingstbraut stammte nicht nur aus der Nachbarschaft, sondern wurde Jahre später sogar seine Ehefrau.
Rosina Wanninger war die Tochter des "Kripperlvaters" Max Wanninger.

Photo Schwarz: Max Wanninger in der Kötztinger Sakristei




Hier seine spätere Pfingstbraut und Ehefrau Rosa (Rosina) Wanninger als Kommunionkind.
DIA-Repro 581 Kommunionkind  ca. 1905
Rosina Mühlbauer Marktstraße  24  verh. Wanninger 




 

DIA-Repro 735  v.l. Karl Fischer - Rosa Wanninger - Johann Mühlbauer - Alfons Liebl

Hier der Bericht über die Pfingstfeierlichkeiten im Jahre 1923

KA vom 21.5.1923


Repro Rabl- Dachs 71369 Musikkapelle Mühlbauer Pfingsten, vermutlich 1923





Das Ehepaar Mühlbauer-Wanninger hatte zwei Kinder, Marianne, später mit Viktor Hasenberg verheiratet, und Johann(John), der dann 1955 unser Pfingstbräutigam wurde.

 

DIA Repro 1305 Schirnstraße 2 Hans Mühlbauer (John) vor dem Haus seines Großvaters Max Wanninger, im Hintergrund Eingang Friseur Hauser





 

Bild Werner Kretschmer v.l. Otto Irlbeck - Marianne Haushofer - Hans Mühlbauer und Georg Barth



Bild Schwarz: Einritt in der Gehringstraße
v.l. Irlbeck Otto - Mühlbauer John - Barth Schorsch

Bild Schwarz: Nach der Kranzlübergabe auf Höhe Decker-Dr. Angerer in der Marktstraße,
heutzutage das Modehaus Frey

Im Jahr drauf dann umgekehrte Rollen, Hans Mühlbauer war im Jahre 1956 der Begleiter, der Pfingstbräutigam Georg Barth.

Bild Werner Kretschmer  v.l. Hans Mühlbauer - Marianne Greß - Georg Barth und Haymo Richter

Bild Stadt Bad Kötzting 2015 das Jubelpaar 



Seine, Johanns, Tante Maria Wanninger war bereits in die USA ausgewandert, und, als ihr Heimweh doch zu groß geworden war, schickte der "Wanningervater" ihr noch einen Bruder nach in die Ferne, damit sie nicht so alleine wäre. Zu diesem Onkel zog es im Spätsommer 1957 dann auch John Wanninger.


DIA-Repro 1614 Marie Wanninger ....einsam in den USA.

DIA-Repro Michl Wanninger war dann später der "Onkel aus Amerika"
Hier am Roten Steg, im Hintergrund der Platz des 1. FC Kötzting


Auch bei John Mühlbauer schlug das musikalische Talent der Musikantenfamilie durch. Vor seiner Auswanderung spielte er nicht nur häufig für und beim Burschenverein, sondern war auch Mitglied in der Kapelle Traurig.
Bild Sammlung Traurig: v.l. Wack Traurig - Betz Erich - Hans Mühlbauer - Stutz Traurig




KU vom August 1957

Nach seiner Pensionierung kehrte er nach Kötzting zurück, wo er noch viele Jahre lebte und ich mich an ihn auch noch bei vielen Veranstaltungen des Burschenvereins erinnere.
Frau Rabl Dachs erwähnte noch, dass er auch in seiner USA-Zeit immer wieder mal Urlaub in der Heimat gemacht hatte, bei welcher Gelegenheit er dann auch seine Jugendfreunde im Wirtshaus zum gemeinsamen Feiern einlud. Eben ein solches Zusammentreffen fand dann auch im Gasthaus Rabl statt.

Bild Frau Marianne Kretschmer. Bewirtung beim Nachbarssohn Walter Pfeffer im Jahr 1992.
Hier Oexler Karl und Hans Mühlbauer, rechts angeschnitten Sepp Schwarz.








Doch zurück zum Haus in der Marktstraße und beim Nachlass der Josepha Mühlbauer.
Dem Verlassenschaftsakt aus dem Jahre 1914 liegt nicht nur der Ehe- und Erbvertrag bei, sondern auch das genaue Inventar. Die Schätzung wurde vorgenommen von den verpflichteten Schätzleuten Josef Stauber und Franz Liebl. Hier die Immobilien mit Angabe der Plannummern.

Die Scheibelwiese liegt an der Hauser Straße und das Krautgartl linker Hand der heutigen Schattenausstraße. Der Flurname "Steinriegel" existiert heute noch und bezeichnet den Bereich zwischen dem neuen Friedhof und dem Kreiskrankenhaus. Der "Rablstadel" steht direkt auf einem der Steinriegel, genauer auf dem Rablriegel.
Bei der Auflistung der Mobilien stechen vor allem 2 Violinen und 1 Trompete - siehe der Bericht von Josef Roider über die Musikantenfamilie - heraus. Im Stall standen noch 2 Ochsen und 1 Kuh; es wurde also auch noch richtig Landwirtschaft betrieben. Es sind zwar viele Tische und Bänke aufgelistet, aber überhaupt keine Fässer, Gläser oder andere Objekte, die auf einen Wirtshausbetrieb schließen ließen.

 
DIA-Repro 1054 Marktstraße  1950 Archiv KB Krämer 

Bild Schwarz: Mitte der 50er Jahre

Bild Wack Traurig ca. 1964 es wird modernisiert.


Georg Mühlbauer, dem das Anwesen gehörte,  hatte zwei Töchter. Anneliese und Hilde, nun als verheiratete Liebl, brachte das Anwesen dann in das neue Schuhhaus Liebl ein, mittlerweile an zwei Kötztinger Standorten.

s
Bild Pongratz 2022


Die Männer der Mühlbauer-Familie im Ersten Weltkrieg

Vier Söhne hatten Franz Xaver Mühlbauer und seine Frau Josepha, die, von ihren Geburtsdaten her, alle alt genug gewesen sein könnten/müssten, um im Ersten Weltkrieg an der Front gewesen zu sein.
Während die Akten über den Zweiten Weltkrieg - in Berlin gelagert - durch Kriegseinwirkung fast vollständig vernichtet wurden, schauts mit diesem vom Ersten Weltkrieg teilweise ganz anders aus, da es im Deutschen Reich noch einige eigenständige - süddeutsche - Militärverwaltungen gegeben hatte. Während also die preußischen Akten ebenfalls einen Totalverlust erlitten, sind die der bayerischen Armee im Ingolstädter Militärarchiv weitgehend vollständig erhalten.
Das US-amerikanische Familienforscher-Großunternehmen Ancestry.com [ein Unternehmen der "Heiligen der letzten Tage", also der Mormonen, bei welchen die Familienforschung ein Teil der Religionsausübung ist, und die daher die weltweit umfangreichsten Datenbanken haben und gegen monatliche Lizenzgebühren auch online zur Verfügung stellen.]
Die Mormonen haben vor einigen Jahrzehnten in einem "Joint venture" (sagt man wohl) die Akten der bayerischen Armee gescannt und in mühevoller Kleinarbeit diese Listen von Hunderttausenden von bayerischen Soldaten auch "verindext."
Nun kann man also online, ohne in Ingolstadt mühevoll Bücher um Bücher durchblättern zu müssen, direkt nach Eingabe des Namens und des Geburtsdatums die vorhandenen Einträge ansehen und bei Bedarf herunterladen. Dass das amerikanische Freiwilligenheer, welches die Einträge übertragen hat, aus dem Ortsnamen "Kötzting" manchmal die schrägsten Ortsnamen entzifferte, oder Familiennamen falsch übertrug, kann man durch die Software der Suchroutine leicht dadurch ausgleichen, dass man den Grad der Ähnlichkeit in der Suchmaske auch variieren kann. 
Doch nun zu den Einträgen in den Militärstammrollen der vier ältesten Söhne Xaver Mühlbauers.


1. August Mühlbauer

Repro Rabl-Dachs 7138 August Mühlbauer



Ancestry.de 31433_bh05224-00422  
Die Angaben zur Person: "Größe 165  Gestalt: schlank  Kinn: normal  Nase: normal Mund: normal 
Haar: blond  Bart:  blond Besondere Kennzeichen: keine
"


Ancestry.de: 31421_BH18803-00334  

Am 15.10.1914 wurde er zur Kraftfahrzeug-Ersatzabteilung versetzt und blieb wohl den gesamten Krieg hindurch bei den technischen Einheiten.
Er erhielt das Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern.
Einsätze zu Kriegsbeginn, also im Westen, wo die bayerische Armee ja zusammen mit der württembergischen die Südflanke zu sichern hatte, sind keine vermerkt. Ab 1915 blieb der preußischen Heeresleitung nichts anderes übrig, als die, durch russische Angriffe fast handlungsunfähig gewordene, österreichischen Truppen mit dem Einsatz der deutschen Heeresgruppe Mackensen buchstäblich zu entmachten und damit die Ostflanke bis hinunter nach Griechenland zu sichern
Nun waren dort auch die bayerischen Truppen beteiligt und bei August finden sich Einträge über die Stellungskämpfe an der Iser(September 1916) und in den Waldkarpaten(bis Juli 1917). Er war dabei bei der Befreiung und den anschließenden Stellungskämpfen in der Bukowina bis Anfang Dezember 1917.
Im weiteren Dezember des Jahres 1917 findet sich der Eintrag "Stellungskampf in der Champagne, offensichtlich gings dann von der Ostfront an die Westfront.
Am 25.11.1918 wurde er zum Bezirkskommando Straubing mit der Anschrift Münchener Straße 47 III/1 in Rosenheim entlassen.

2. Xaver Mühlbauer

Repro Rabl-Dachs 71325 Xaver Mühlbauer




Ancestry.de: 31010_178604-00047 Xaver Mühlbauer  
Die persönlichen Angaben: Gefreiter Xaver Mühlbauer, kath, geboren in Kötzting am 22.4.1864
vom 5.1.-8.1.15 in Revierbehandlung/Zahngeschwulst



Ihn erwischte der Kriegsbeginn offensichtlich während seiner Militärzeit und war dann in einem Grenadierregiment als Gefreiter eingesetzt.
1.7.15 die Beförderung zum Unteroffizier
10.4.17 die Beförderung zum Sergeanten
Ab dem 15.12.17 bei der Wirtschaftskompagnie.
An Auszeichnungen erhielt er am 9.6.16 das Bayerische Militär-Verdienst-Kreuz III. Klasse und am 26.6.17 das preußische Eiserne Kreuz II. Klasse.
Von Kriegsbeginn an war - wie es eben die Aufgabe der bayerischen Armee war - im Westen eingesetzt, in Lothringen zuerst und später an der Mosel und Maas.
Ich kenne die Einträge im Militärpass meines Großvaters - bei der preußischen Armee -, welche sich verblüffend mit denen des Kötztinger Soldaten ähneln. Die beiden waren zeitgleich bei denselben Kämpfen im Einsatz.
 

Hier der Eintrag für Xaver Mühlbauer


Schlacht bei Gorlice Tarnow
Übergang über den Saan
Kampf um Przcemysl

 Hier ein Auszug aus dem Militärpass  meines Großvaters:
1915:

Anfang Mai  - bis zum 5.5. war dann die Schlacht bei  Gorlice-Tarnov, ein entscheidender Kampf an der Ostfront, damit gelang den Mittelmächten der entscheidende Durchbruch durch die russischen Linien.
Am 16.05. erfolgte dann der Übergang über den Saan und am nächsten Tag begannen die Angriffe auf die russischen Stellungen.
Vom 24.-26.05. nahm er Teil an Kämpfen  Radymov u.a.d. Saan und vom 26.05.-07.06. an den Kämpfen um Przcemysl

 Danach kamen die Kämpfe in Russland und ab dem 17.10 15 begann der Feldzug gegen Serbien.
Auch hier ähneln sich die Einträge in den beiden Militärpässen sehr.
Am dem Frühjahr 1916 war Xaver Mühlbauer ausschließlich an der französischen Front eingesetzt, von Verdun, über die Maas und Mosel - wie seine Bruder August - bis zu den Stellungskämpfen in den Vogesen im Dezember 1917.

3. Josef Mühlbauer

 
Repro Rabl-Dachs 71334 Josef Mühlbauer



Auch hier finden sich noch die Angeben zur Person.
Josef Mühlbauer geboren am 18.3.99 in Kötzting, Kaufmann und wohnhaft in Geiselhöring, BZA Mallersdorf.
Größe: 167cm Gestalt: schlank Kinn: gewöhnlich Nase: gewöhnlich Mund: gewöhnlich Haar: dunkelblond Bart ./.

Er war eingesetzt bei der Feldartillerie

Ancestry.de 32301_BH13033-00168 

Hier wird er bereits als Unteroffizier geführt und es liegt eine ganze Reihe von Revier- und Lazarettaufenthalten vor.
Die Ursachen reichten von schlecht sitzenden Stiefeln über Grippe, Darmkatarrh und Herzbeschwerden
Im Sommer war es ein Granateinschlag, der ihn sogar verschüttete. Mit Verletzungen am Unterkiefer kam er dann ins Lazarett. Das Kriegsende erlebte er mit Grippe ebenfalls im Revier.
Auch er erhielt das Eiserne Kreuz II. Klasse und den Militärverdienstorden III. Klasse mit Schwertern.
Durch seine Verwundung erhielt er zusätzlich das "Schwarze Abzeichen für einmalige Verwundung".

Sogar seine Militärdienstbescheinigung hat sich im Archiv erhalten.



 4. Johann Mühlbauer


Repro Rabl-Dachs 7126 Johann Mühlbauer

Hier einmal eine ganze Seite dieser Militärstammrollen, um aufzuzeigen, wie solche Dokumente aussehen und wie sehr man den Mormonen dankbar sein muss, dass sie für diese umfangreichen Bücher ein genaues Inhaltsverzeichnis geschrieben haben.
Ancestry.de 31433_bh05417-00641 


Auch hier zunächst die persönlichen Angaben
Infanterist Johann Mühlbauer, katholisch geboren in Kötzting am 17.1.1896.
Größe 172cm Gestalt: groß Kinn, Nase und Mund: gewöhnlich Haar: blond  Bart: ansl (vermutlich ansehnlich)



Auch bei ihm sind hier die Krankenhausaufenthalte aufgeführt:
Nach einer kurzen Zeit im Revier mit Magen- Darmkatarrh lag er vom 20.10.16 bis zum 1.2.1917 im Krankenlazarett Kolozovar und anschließend noch 2 Wochen im Reservelazarett in Bad Ems.
Offensichtlich war er ganz zu Beginn der Kämpfe in Siebenbürgen (20.10.-30.11.1916) bereits verwundet worden.


Das wars aber noch nicht mit seinen Verwundungen, denn in seinem großen- wohl vollständigen - Stammrolleneintrag geht es noch weiter:
Neben den bekannten Lazarettaufenthalten - siehe oben - wurde er am 22.3.18 am Kopf verwundet, ins Kriegslazarett 687 verbracht und dann am Ende noch in die Genesungs Abteilung in Denain zum Auskurieren geschickt.
Auch bei ihm sind die Einsätze in der Kriegsstammrolle eingetragen:
Unter dem maschinengeschriebenen Teil mit den Einsätzen an der Westfront gegen Ende des Ersten Weltkrieges, befinden sich noch Einträge von 1916, die zeigen, dass auch er, so wie seine Brüder an der Front gegen Russland und Serbien eingesetzt war.
Seine Auszeichnungen sind eigentlich identisch mit denen seiner Brüder:
Eisernes Kreuz II. Klasse, Bayr. Militär-Verdienst-Orden III. Klasse mit Schwertern und das schwarze Verwundeten Abzeichen.
Hier nun die Auflistung der Gefechte, in die er zusammen mit seiner Abteilung verwickelt war, und die den Krieg in seiner ganzen Brutalität sichtbar machen. 





Es grenzt schon an ein kleines Wunder, dass bei der Familie Mühlbauer alle vier erwachsenen jungen Männer in den Krieg ziehen mussten, auch in heftige Gefechte verwickelt waren und, mit Ausnahme von kleineren Blessuren heil, gesund und vor allem lebend aus dem Krieg nach Hause zurückgekehrt sind.

Repro Rabl-Dachs 71329 die vier Brüder Mühlbauer nach dem Kriege
vorne Mitte in Paradeuniform Josef Mühlbauer


Am Ende des Blogbeitrages nun ein friedliches Bild der 5 Mühlbauer Brüder:

Repro Christa Rabl-Dachs
Die Mühlbauer-Brüder, von Rechts Georg, Johann, Max, Sepp und Gust




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