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Donnerstag, 31. Dezember 2020

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 11 beim Kronfeldner

 Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Beim Kronfeldner


Leider sind die Besitzer dieses Kötztinger Anwesens - vom Steuerstatus her - nur als Häusler eingetragen, womit all die Archivalien, die zeitlich über die Briefprotokolle hinwegreichen, nicht genutzt werden können, da mit diesen nur die Marktlehensbesitzer einigermaßen zuverlässig entschlüsselt werden können. Dieses "Haus" jedoch hat für die Beweisführung jedoch einen großen Vorteil. Es liegt benachbart an zwei eindeutigen Landmarken, die in den Kötztinger Archivalien immer wieder auftauchen: der linke Seugen (Seikhen)brunnen und der Hütanger.


Detail aus Kötztings Uraufnahmeblatt von 1831: Rot umrandet: das Anwesen mit der Hausnummer 11
Pfeil oben der Linke Seikhenbrunnen und der Pfeil rechts zeigt auf das Flurstück mit der Nummer 44,
welches für alle Grundstücke in Besitz des Marktes Kötzting steht.





Walter Gabriel

Wir wissen, dass im September des Jahres 1710 die Erben des - 1704 verstorbenen - Walter Gabriel das "Häuschen uf dem Hütanger entlegen" an Maria Häfelder, der Frau des Jakob und einer Schwester der erbenden Kinder, verkauft haben. Mit anderen Worten: Frau Häfelder ist eine Tochter des verstorbenen Vorbesitzers Gabriel Walter. 
Mit dieser Aussage können wir nun versuchen, mehr über den Vorbesitzer herauszufinden und unter Umständen sogar auf weitere Vorbesitzer schließen zu können. 
Am 14.4.1665 heiratete Walter Gabriel aus Haibühl eine Kötztingerin namens Anna Henn und es ist sehr wahrscheinlich, dass Walter damit in das Kötztinger Haus eingeheiratet hat. 
Pfarrmatrikel Kötzting Pfarrmatrikel Band 1 Seite 217 
die 11. Gabriel Walter filius legitimus de Haybichl cum Anna Hennin filia legitima von Közting.....

Das Ehepaar Walter bekam 8 Kinder
Anna            21.2.1666 verheiratet mit dem Kötztinger Nachtwächter Hans Miller
Leonhard     26.11.1667
Andreas       15.09.1669
Maria           4.9.1670   verheiratet mit Jakob Häfelder
Andreas        2.8.1673
Margaretha   18.3.1676
Georg            9.10.1678 und
Katharina      27.7.1680 ledig

Gabriel Walter taucht in einigen Schriftstücken des Marktes Kötzting auf, die alle einen Hinweis auf seine Armut geben. 1676 erhält er als Jahresgehalt(!) vom Markt 1(!) Gulden für seine Arbeit als Schweinehirte. 1677 erscheint er mit 23 Kreuzern dafür, dass er im Rathaus in der Ratsstube ein neues Fenster (hier wohl eine neue Glasscheibe) in ain neue Ramb eingericht. Im selben Jahr, als Glaser bezeichnet, gibt's 2 Kreuzer für 2 neue Fenster im Rosshuetterhaus. 
Im Jahr darauf, 1678, lässt er sich als Nachwächter anstellen und erhält als Drangeld 12 Kreuzer ausgezahlt. In seinem Beruf als Nachtwächter ist er auch für den Pfändterstall im oberen - dem Chamer Tor - zuständig. Im Rechnungsbuch von 1680 ist vermerkt, dass er bei einer Pfänddung geschlagen worden ist. Der Nachtwächter war auch Flurwächter und hatte zu kontrollieren, dass niemand das Verbot des Alleinehütens übertrat. Wurde jemand dabei ertappt, so kamen dessen Tiere in den Pfändterstall und mussten dort gegen Gebühr ausgelöst werden.
Auch als Taglöhner ließ er sich verpflichten: 1681 erhielt er 1 Gulden und 12 Kreuzer für "unterschiedliche Flickarbeit an Markht gehörigen Weihern"




Jakob Häfelder und Maria

Briefprotokolle Kötzting P 5 
Kaufsbeschreibung per 45 fl
Weyl: Gabriel Walters gewesten Burgers alhir seel: nachgelassene Khinder nambens
Anna Hansen Millers Nachtwachters alhir Eheweib......


Aus dem Briefprotokoll P5 wissen wir, dass Häfelder Jakob die Tochter von Gabriel Walter geheiratet und später dann von den Geschwistern das Haus gekauft hat. 1709 bereits bezahlt Jakob Häfelder für das Kötztinger Bürgerrecht 4 Gulden, das aber erst Rechtskraft erhält, als er im September des Folgejahres dann tatsächlich ein Kötztinger Anwesen besitzt. Bis dahin gilt er - auch in den Urkunden - als purer Inwohner, Bürgerrechtsgebühr hin oder her. 
Beim Spital Kötzting nimmt das Ehepaar 30 Gulden als eine Hypothek auf das "Bürgerhäusl zunegst dem Huetthaus" auf.

Jakob Häfelder, Fluderknecht und Häusler genannt,  und seine Frau verkaufen am 17.8.1745 ihr Haus am Hütanger an den Kötztinger Schlosserssohn Benno Strasser. um 120 Gulden.
Mit im Kaufpreis inbegriffen ist "2 Trichel und 1 aichenes Tischel in der Stuben". Ein Jahre lang die freie herberge in der Stube haben sich die Verkäufer ausbedungen, und auch die 30 Gulden Schulden beim Spital Kötzting sind erwähnt. 50 Gulden habe der Käufer sofort zu bezahlen und den Rest dann in 3 Jahresraten jeweils zu Bartholomaeus.

Benno Strasser

Drei Jahre später finden wir einen neuen Hausverkauf von Häfelder an einen neuen Käufer. Was könnte da passiert sein?.
Wenn man in den vorhandenen Briefprotokollen nach Strasser sucht (Hausnummer 111 heutzutage Haas in der Holzapfelstraße) dann findet sich ein Hausverkauf der Witwe Anna and den Sohn Benno im Jahre 1746, also zu einem Zeitpunkt, an dem der Besitzübergang Häfelder/Strasser gerade angelaufen war. Es steht also zu vermuten, dass Benno Strasser den Verkauf rückgängig gemacht hat, durchaus zum Nachteil von Jakob Häfelder, der dann - 1748 - nur einen geringeren Kaufpreis erzielte


Georg Meidinger und Theresa Baumgartner

Am 5. April kommt es nun endgültig zum Verkauf, dieses mal ist Jakob Häfelder bereits Witwer und verkauft das Haus um 84 Gulden an den Thalersdorfer Inwohnerssohn Georg Meidinger. Auch hier sind die 30 Gulden Spitalhypothek wieder Bestandteil des Verkaufsbriefes. 
Das Kötztinger Bürgerrecht ist teuerer geworden. Während Häfelder noch 4 Gulden berechtnet wurden liegt die Gebühr 40 Jahre später bereits bei 7 Gulden 30 Kreuzer, fast doppelt so viel. 
Natürlich übernimmt Meidinger lieber die Hypothek. als diese in bar zurückzuzahlen und in der Schuldverschreibung. Nun haben wir eine neue Ortszuschreibung für das Haus: gelegen "unterhalb des Linkhenseugen Prun". Dieser Brunnen ist für viele Wiesenbesitzer in dem Bereich östlich der Hausinger Straße eine wesentlicher Grund für eine ertragfähige Wiese. Wir sind noch Jahrzehnte von den wissenschaftlichen Düngerkennnissen entfernt. Eines der wichtigsten Mittel, im eine Wiese auch zweimal im Jahr mähen zu können, ist die Wiesenwässerung. Die Wasserabgabe dieses Brunnens an die Unterlieger ist in verbrieften Protokollen tageweise geregelt.
Im Sommer 1749 schließt Georg einen Heiratsvertrag mit seiner Frau, Theresia, welche er bereits im Vorjahr geheiratet hatte. Ihr Heiratsgut von 50 Gulden widerlegt er mit seinem Haus, bezahlt seine Restraten an Häfelder Jakob und erhält von diesem die Quittung, dass er alle Raten bezahlt habe.  
Im Jahre 1753 hat er es sich mit dem Kötztinger Magistrat verscherzt und wird zu einer Stockstrafe - nicht Schlagen mit einem Stock, sondern eingespannt in einen Stock - von einer Stunde von Kammerer und Rat des Marktes verurteilt.
Was hatte er angestellt: er hatte "ohne Vorwissen des Rats 2 ledige Weibsbilder in die Herberge genommen" und " ist auf Citation zu gewohnlicher Ratszeit nit erschienen"
Er hatte also 2 Mieterinnen aufgenommen und war dann, als er sich vor der Ratsversammlung verantworten sollte, einfach nicht erschienen. 
1758 war er mit seinen Schuldzinsen in Rückstand und im Jahr drauf erscheint er mit einer Ausgabe von 20 Kreuzern für die Marktkasse als Fahnenträger beim Kreuzgang nach Arnbruck für einen fruchtbaren Regen.
1764, wir sind in der Zeit der "Regentschaft des Kammerers Luckner", steht ein kompletter Rathausumbau an und Georg Meidinger wird mit mehreren Briefen nach Regensburg und Stadt am Hof geschickt. Es geht um die neue Rathausglocke und um eine Rathausuhr.



Einschub: Rathausumbau durch Luckner Samuel 

Nachdem die Gefahr bestanden hatte, dass der Kirchturm der Pfarrkirche einstürzen könnte und dann möglicherweise auf das Pflegerschloss gefallen wäre, wurde er kurzerhand abgerissen. Mit dem Wegfall des Kirchturmes hatte Kötzting aber plötzlich auch keine öffentliche Uhr mehr.  Für ortsfremde  Personen und mehr noch für die Nachtwachen, damit diese den Stundenschlag hören konnten,  und sich nicht nach ihren Hausuhren hätten richten müssen, die „aber oftmals sehr unrichtig gingen[1] wollte er auf dem neuen Rathausturm eine Uhr anbringen lassen.

Da der Umbau des Rathauses bereits im Gang war, holte er auf schnellstem Weg ein Angebot vom Regensburger Uhrenmacher Albrecht Lieb ein und reichte es zur Genehmigung an das Pfleggericht weiter.

Noch bevor die Rathausuhr allen zur Verfügung stand, hatte Luckner im Turm noch eine Glocke anbringen lassen, die sowohl zum „Husausleuten[2]“ als auch bei Feueralarm und dem Vorführen von „Maleficanten“, also verurteilten Verbrechern, benutzt werden konnte. Auch der Beginn der Ratssitzungen wurde nun mit dieser Glocke angezeigt.[3]



[1] StadtA Kötzting Marktrechnung von 1764 Seite 85´
[2] EPIKTET KETTERER: Geschichte des Marktes Neukirchen, Seite 23  Er beschreibt den Brauch des Husausläutens als Folge der Hussitenkriege: Die Furcht vor den Hussiten war in ganz Deutschland so groß geworden, dass man täglich, meist nach dem Läuten des Englischen Grußes, mit einer kleinen Glocke das Zeichen zum Gebete um Verschonung vor dem Hussitengräueln gab. Dieser „uralte löbliche Brauch des Husausläutens“ wurde in den bayerischen Grenzorten bis ins 18. Jahrhundert gepflegt.
[3] StadtA Kötzting Marktrechnung von 1764 Seite 89

Einschub Ende

Auch ein Jahr später wurde Georg Meidinger noch einmal zum Glockengießer nach Stadt am Hof geschickt, wegen der kleinen Rathausglocke. 
Erst bei der Wiederverheiratung des Witwers Georg Meidinger erfahren wir den Familiennamen seiner ersten Frau und damit kann auch über die Geburtsmatrikel ihre Herkunft geklärt werden.
Georgs erste Frau hieß Maria Theresia Baumgartner und stammte aus Arndorf. 
PfA Kötzting Matrikel 14 Seite 210`
Nun heiratete der Witwer im September 1778 in zweiter Ehe Walburga Laubmayr, die Witwe des Hauser Taglöhners Georg Laubmayr. 
Drei Jahre später veräußert das Paar ihr am 5.4.1748 gekauftes Haus "am Hietanger negst dem Lünkhenseugen" um 210 Gulden an



Georg Weber und Barbara

einem Inwohnersehepaar aus Atzlern. Die Meillingers hatten zuvor einiges am Haus erneuert und sich wohl nicht GANZ and die Grenzsteine gehalten. Jedenfalls ist im Verkaufsprotokoll folgendes eingemerkt: "massen sich der bezeugente Bachoffen nebst der S:V: Tungethstadt  eine Neuerung doch aber von Rath eine stillschweigendt  verwilligte Sache das eingefangene Gärtl hingegen zum theil  eintweders widerum zur Gemeinde ligend zulassen oder aber die  ebenmässige verwilligung zu effectuieren ist".
Der Backofen und der Düngehaufen kamen wohl auf märktischem Grund zu liegen.
"übrigens bleibt es ratione der von Egidius Fischer in Ansehung  seines anstossenden Garttens unternehmenden Wassereinleuthung"
Dieser Zusatz bezieht sich auf den oben erläuterten tageweisen Wasserbezug aus dem Brunnen und die Durchleitungserlaubnis.



Hans Georg Kronfelder und Elisabeth

Nicht einmal ein ganzes  Jahr bleibt Georg Weber auf dem Haus. Im Sommer 1781 gekauft, gibt er es im April 1782 schon wieder ab an den Kötztinger Zimmergesellen Hans Georg Kronfelder und erhält dafür 235 Gulden und verdient dabei 25 Gulden. . 
Georg ist verheiratet mit Elisabeth, einer geborenen Raab aus Risting. Beide erhöhen die Hypothek beim Spital Kötzting um 50 auf nun 80 Gulden. 
 

Franz Kronfelder

Nach 9 Jahren auf dem Haus traten die Eltern das Haus um 300 Gulden an den Sohn  Franz ab. Dieser heiratet 1794 eine Halbbauerstochter aus Weißenregen , Maria Anna Raith - und hinterlegt für deren Heiratsgut von 166 das Kronfelder Haus.
Ein Häusler hat - es liegt in der Natur dieser Besitzgröße - keinerlei zusätzliche Grundstücke. Im Gegenteil, es war den Kötztinger Marktlehnern in der Vergangenheit jederzeit möglich gewesen, sollten in seltenen Fällen freie Grundstücke zum Verkauf stehen, einen Ankauf durch Häusler zu verhindern bzw. auch nachträglich rückgängig zu machen.
Die Zeiten änderten sich und 1803, nach der Säkularisation der Klöster, wurden Grundstücke aus dem Prioratsbesitz versteigert. Es waren diese viele landwirtschaftsliche Grundstücke, mit guter und schlechter Bonität, und offensichtlich fand sich für solch ein Grundstück mit schlechter Bonität kein Käufer, weshalb Franz Kronfelder in die Versteigerung einsteigen konnte und sich um 75 Gulden 2 Tagwerk Dampfacker "mit beträchtlichen Steinriegeln" sichern konnte.
Im Rustikalsteuerkataster von 1811 ist Franz Kronfelder mit einem gemauerten Haus mit Stadel und Stallung mit 240 Gulden Wert vorgetragen. 1840, beim Liquidationsprotokoll, heißt der Besitzer immer noch Franz Kronfelder.
Aus dem Jahre 1834 kennen wir eine Anklage, bzw. eine Vergleichsverhandlung beim Kötztinger Magistrat. Angeklagt sind Franz Kronfelder und sein Sohn, ebenfalls Franz:
Anna Holzerin, eine Häuslerin aus Kötzting klagt den Häusler Franz Kronfelder und dessen Sohn an, dass diese beiden einem Dritten gegenüber sie bezichtigen würden und herumschreien, sie habe den "Lederer Ludwig den Habern abgestreift". Die Beklagten erklären: dass  es unwahr sei, dass sie eine solche Bezichtigung der Klägerin zugemutet haben. Wohl haben sie eine Weibsperson in dem Habern des Ludwig gesehen, die Holzerin nicht als Diebin bezichtigt. Die Frau Holzer will die Beleidigung aber beweisen und fordert Genugtuung. Es kam kein Vergleich zustande.  
Hintergrund dieses Vorwurfes ist das Problem vieler Häusler, die ja per Definition keinen Grundbesitz haben konnten und daher auch keine Tiere halten konnten, auch z.B. keine Ziegen.
Wollten die Häusler solch ein Tier durchfüttern, so gingen sie heimlich in den Wald zum "Blätter abstreifen" oder eben an Feldrändern vorbei, um die Getreideähren abzustreifen.
7 Kinder bekam das Kronfelder Ehepaar und der zweitjüngste, Hans, geboren am 07.7.1810, wurde einer der ersten Pfingstbräutigame nach der Wiedereinführung des Pfingstrittes.
Mit dieser Wiedereinführung engagierte sich nun auch der Markt beim Ritt und unterstützte das Pfingstbrautpaar finanziell. 10 Gulden erhielt Johann Kronfelder für seine Anstrengungen und er wählte sich Anna Maria Deschermeier als seine Pfingstbraut. 




Hans Kronfelder

Derselbe Hans übernimmt dann auch das Haus und zahlt, weil er nun echter Kötztinger Bürger wird, nun bereits 15 Gulden für diese Standeserhöhung.  Im Jahre 1841 heiratet er Franziska Meindl aus Ramsried. 
Auch er muss sich einer Anklage stellen:
27.Februar 1845: Michael Stocker bräuemder Bürger (eigentlich fast der Nachbar auf der Hausnummer 8 ) von hier belangt den Häusler Johann Kronfelder von da deshalb, weil derselbe geäußert habe, er habe kein Gewissen und keine Religion, was er sich durchaus nicht gefallen lassen könne
Der Beklagte erwidert, dass er dem Kläger durchaus nichts vorzuwerfen habe, und erklärt den Stocker als rechtschaffenen Mann.  Es kommt aber trotzdem keine Einigung zustande. . (AA VIII/12)
Es geht aber weiter mit diesen Nachbarschaftsstreit: diesmal sind es die Kronfelderbrüder, die nun gegen die die Ehefrau des Michael Stocker klagen.
21. Februar 1845: Johann Kronfelder Hausbesitzer zu Kötzting und dessen lediger Bruder Franz Kronfelder treten gegen die Gastgeberin Therese Stocker von da deshalb klagbar auf, dass sie sich ungebührlicher Ausdrücke gegen sie bediene und bitten, ihnen zur Ruhe zu verhelfen.  
Theres Stocker erklärt dass sie zwar auf die Kronfelderischen Kinder nicht geschimpft habe noch schimpfen werde dass jedoch der ganze Verdruss von der Magd des Kronfelders herrühre, welche während ihrer früheren Dienstzeit bei Stocker mit ihrem Ehemann in unerlaubten Verhältnis gestanden habe  Vom Vermittlungsamt wegen wird die Beklagte Theresia Stocker  aufgetragen sich bei Vermeidung einer Arreststrafe von 24 Stunden alles Schimpfen und ungebührliches Benehmen gegen die Kronfelderischen Brüder zu enthalten und ordentlich und nachbarlich zu benehmen und ingleichen wird sowohl der Stocker als die ebenfalls anwesende Katharina Wiesmeier Dienstmagd dahier 
eröffnet, dass sie bei einem wiederholten ähnlichen öffentlichen  Skandal ohne weiteres in eine Arreststrafe verfalle. Nachdem Letztere insbesondere auch die Stockerischen Eheleute wegen 
Diebstahlsbezüchtigung und Injurien belangt, die jedoch die Beklagte wiederspricht, so wird sie mit dieser Klage auf den Zivilrechtsweg verwiesen. (AA VIII/12)

Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben....
Nun gibt es Ärger mit dem direkten Nachbarn, Josef Wanninger, heutzutage das Wirthaus Leboid.
Auch dieser Streit wird als Vergleichsverhandlung geführt:
12. Februar: Josef Kronfelder Häuslerssohn dahier belangt den brauenden Bürger Josef Wanninger wegen öffentlicher Beschimpfung und wurden die beiden Teile auf heute vorgeladen. Aus den gegenseitigen Vorbringen geht hervor, dass sich der Kläger sowie der Beklagte gegenseitige Beschimpfungen und Ehrenbeleidigungen erlaubt haben und dass diese insbesondere in der Hitze und Übereilung erfolgt seien. Beide Parteien wurden angehalten sich zukünftig zu mässigen.  (AA VIII/12)
1858 stirb Hans Kronfelder an Gedärmbrand und am 


  Kronfelder Kinder

Theres, Franziska, Maria, Johann, Franz und Josef erhalten das Anwesen am 20.4.1860 durch Übernahme um 1673 Gulden.
Im Staatsarchiv in Landshut gibt es eine große Überlieferung an Nachlassakten. Wir finden einen kleinen Nachlass des Josef Kronfelder, mit Testament, der 1855 im Kötztinger Krankenhaus im Sterben liegt.  Das Kötztinger Krankenhaus lag damals gleich um die Ecke (Hausnummer 12) . Ein weiterer Nachlass enthält ein Inventurverzeichnis für eine Therese Kronfelder - offensichtlich/möglicherweise war Hans noch einmal verheiratet:
Nachdem es in den Kötztinger Geburtsmatrikeln keinen Datensatz gibt mit einer Therese Kronseder, weder als Mutter noch als Tochter, habe ich zuerst einmal vermutet, es würde eine andere Kronfelderfamilie betreffen.
Aber die Urkunden enthalten so viele bekannte Details, die beweisen, dass es sich um der Haus mit der Nummer 11 handelt, über das eine Inventur vorgenommen wurde, NACH dem Tode einer Therese Kronfelder im April 1860, und mit einer 18 jährigen Tochter ebenfalls namens Therese Kronfelder. 

Staatsarchiv Landshut Rep 166/N-12 Schachtel 6 Nr. 302 Kronfelder Theres

In dem beiliegenden Kaufbrief wird ein Teil der am Huetanger gelegenen Scheiblwiese (das ist das Wiesengrundstück, welches aus mehreren Teilegrundstücken besteht, und deren Besitzer tageweise die Wässerung aus dem Linkenseigenbrunnen vornehmen dürfen) an Franz Kronfeldner verkauft und festgehalten, dass das Recht auf eine Wasserdurchleitung bestehen bleiben muss.


Hier das Mysterium: Ein Inventarium, aufgenommen über den Rücklass der Häuslerswittwe Theresia Kronfeldner von Kötzting am 4. April 1860 ...
am Ende der Seite ist aufgeführt: c) Theresia Kronfeldner, 18 Jahre alt, Tochter der Defunctin (Verstorbenen)
Nun folgt eine Beschreibung des Inhalts jedes einzelnen Zimmers im Haus. Dies ist natürlich noch kein Beweis, dass es unser gesuchtes Haus gewesen war, aber am Ende wird das Haus und die  vorhandenen Grundstücke beschrieben und dann wird klar, dass wir im richtigen Anwesen sind:

Immobilien
Wohnhaus mit Stall einen anderen Stadl und Hofraum ....
Der Steinriegelacker (!)
Die Hütwöhr (!)




Wiese: bei der Scheiblwiese (! siehe Verkaufsbrief))


 Am Ende, wenn die Aktiva alle zusammengezählt werden, kommen die Gutachter auf einen Wert von 1673 Gulden, genau der Wert, den die übernehemden Kinder im Grundbuch eingetragen bekommen haben, siehe oben.

Kronfelder Maria taucht als Dienstmagd in den Akten auf. Die Brüder Franz wird Bäcker und Melbler in München, ebenso sein Bruder Johann als Blumenmacher. (Stadtarchiv Kötzting 002/1 Buchstabe K)


Die Kronfelderischen Kinder verkaufen das Haus mit fast 5 Tagwerk an Grund am 16. Mai 1861 um 2350 Gulden an den Musiker Mühlbauer Georg (verheiratet mit Anna Maria Klinger). 

StA Landshut Grundsteuerkataster Umschreibeheft
"Angemeldet am 16. Mai 1861
Die Kronfelderischen Kinder resp. deren Vormünder Hermann Schwarz und Klinger Josef verkaufen an Mühlbauer Georg, Musikant von Kötzting ein Häusleranwesen erweitert Kataster Seite 23 lit A, C und D per 4 Tagw. 93 Dezimalen ohne Änderung um die Summe von 2350 fl
Unterschriften Josef Klinger und Georg Mühlbauer"
 


Gleich im Jahre 1862 wird er in den (immerwährenden) Streit um die Scheiblwiese und seinen eigenen Brunnen einbezogen:
"20. August 1862: Auf erhobene Beschwerde des Franz Michl Weinzierl  et cons:  Wegen Wasserlaufes gegen Georg Mühlbauer, Musiker von hier ergab sich folgender Vergleich: 
Mühlbauer Georg Musiker von hier macht sich verbindlich, den Graben in seiner Scheibelwiese beim Dimpfelstadl welcher Graben früher in der Mitte dieser Wiese sich befand und der erst unlängst auf die äusserste Seite dieser Wiese verlegt worden ist, wieder weiter in die Wiese hineinzurichten und in der Art herzustellen, dass im kommenden Frühjahr kein Wasser auf die Strasse mehr auslaufen kann und dass das Wasser die Berechtigten, als da sind  Franz Michael Weinzierl, Ignaz Decker und Katharina 
Amberger dann Hermann Schwarz ebenso wie früher wieder erhalten und diese in ihren Rechten nicht verkürzt seien. Hiermit sind alle einverstanden.

Dann heißte über sein "Kronfelderbrünnel" 1872:
"bei seinem Anwesen liegt das sogenannte Kronfelderbrünnel = das beste Wasser des Marktes, muß wieder hergestellt werden und hat dafür zu sorgen, daß das Wasser nicht durch Jauche verunreinigt wird."





Nachdem Georg Mühlbauer und seine Frau sich im Jahre 1886 das große Marktlehen in der Marktstraße leisten konnten, gaben sie dann das kleine Haus in der Hauser Straße wieder ab.



Brunnhofer Maria

Nun erhält das Anwesen auch eine andere Hausnummer: Hauser Straße 1 heißt es nun und wechselt
durch Kauf am 6.9.1886  um 1448 Gulden den Besitzer, vorher wurden jedoch viele Grundstücke abgetrennt.
Ausschnitt aus dem bayernatlas.de

Ausschnitt aus dem bayernatlas.de/historisch

Arbeitskreis Heimatforschung Luftbildaufnahme aus dem Archiv Serwuschok Img3922 ca. aus dem Jahre 1956


Vogl Theres

am 24.1.1907

Schnabel Maria

ab 1949

Schmuderer Wolfgang

ab 1951






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