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Freitag, 25. Dezember 2020

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 10 Beim Leboid

Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.
Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


Beim Leboid



Gasthaus und Metzgerei Leopold Januel ca. 1910
DIA Repro 1394

Ausschnitt aus der Uraufnahme Kötztings von 1832 aus "Kötzting 1085-1985"
Aus dem Jahre 1445 kennen wir ein Salbuch des Klosters Rott. Eine Kötztinger Bürgerin, genannt die Taschnerin, war Besitzerin sowohl eines ganzen wie auch eines halben Lehens und dürfte 1445 die erste nachweisbare Besitzerin auf unserem Anwesen sein. Dorothea besaß nämlich neben ihrem Hauptbesitz auch noch 3 Sölden in Kötzting, zwei davon verortet als „in der Scheiblwiese“ liegend. Die Scheiblwiese lag im Bereich der heutigen Hauserstraße, ungefähr an der Stelle, an heutzutage das BRK Altenheim liegt. 

Dorothea Tascher


Die Scheiblwiese wurde von sogenannten „Linken Seuckhen Brunnen“ bewässert. Dieser Brunnen, später Kronfelderbrunnen genannt, liegt auf dem Grund des Nachbaranwesens, gleich hinter dem jetzigen Anbau des Gasthauses Januel. Aus diesem Grund kann man mit großer Sicherheit annehmen, das eine der "beiden Sölden bei der Scheiblwiese" der jetzige Gasthof Januel ist. 
Bereits zwei Jahre zuvor trat diese Kötztinger Bürgerin, Dorothea Tascherin, bei einer Zehentverleihung auf. Es war in dieser Zeit durchaus üblich, dass Kötztinger Bürger den (Kirchen)Zehent umliegender Dörfer aufkauften.
Bauern aus umliegenden Dörfern, manchmal auch vollständige Dorfgemeinschaften, waren der Kirche in Kötzting oder dem Kloster Rott abgabenpflichtig und zahlten mit Teilen ihrer Ernte. Nun wollte, oder konnte, zum Beispiel das Kloster Rott nicht diese Abgaben in Form von Naturalien eintreiben und beabsichtigte damit wohl auch sich dem Risiko von Missernten zu entziehen. Daher  verkaufte das Kloster den Zehent an Privatpersonen, die dann diese Abgaben auf eigenes Risiko und Rechnung eintrieben und den vorher festgesetzten Stiftpreis an das Kloster entrichteten. Das Risiko bei Missernten hatte damit natürlich der Stifter.
Auf heutige Verhältnisse übertragen ist es dasselbe Gebaren, wenn Großkonzerne sich gegen Währungsrisiken versichern. Die Stifter der Zehentabgaben in früherer Zeit könnte man also durchaus als kleine Spekulanten bezeichnen.


Nach der Tascherin kennen wir lange Zeit keinen Besitzer des Anwesens. Im Jahre 1651 wird beim Verkauf des Ecklhofes, einem großen Anwesen gleich in der Nachbarschaft, eine Ortsangabe mitprotokolliert. Heinrich Altmann verkauft den Ecklshof im Burggeding, vor dem Schmudertor gelegen, an den Kötztinger Bürger Adam Raab und dessen Frau Anna.
Der Ecklhof, aus seiner Bausubstanz und an seiner Stelle wird später einmal das erste Kötztinger Krankenhaus eingerichtet werden, lag also innerhalb der Marktbefestigung, und gleichzeitig an einem der vier Kötztinger Markttore, dem sogenannten Schmudertor. Dieser Nachweis eines der Kötztinger Markttore bringt uns damit auch einen Schritt weiter bei der Suche nach Vorbesitzern des Anwesens Nummer 10.


Jörg Schmuder

Auch wenn wir für das Jahr 1515 den Namen und den Hof nicht eindeutig zuordnen können, so gibst es zu diesem frühen Zeitpunkt wir doch einen Kötztinger Bürger mit diesem Namen und möglicherweise hat er seinen Familiennamen eben damals auf den später so genannten "Schmuderhof" übertragen können.
HStA München Staatsverwaltung 2378 Musterung Kötzting aus dem Jahre 1515
Jörg Schmuderer mit seiner Bewaffnung


Noch vor dem Beginn der Kötztinger Pfarrmatrikel, erfahren wir aus den Kirchenrechnungen zufällig von einigen Beerdigungen, wenn eben die Angehörigen des Verstorbenen entsprechende Stolgebühren bezahlt haben. Daher kennen wir auch das Sterbejahr Georg Schmuders, es war 1597. 
Einen sicheren Nachweis des Besitzes haben wir aber erst Ende des 16. Jahrhunderts mit

Simmel Christoph

1584 zinst dieser nachweislich eines Eintrages im einem Salbuch des Klosters Rott  von
des Schmuders ½ Lehen mit 24 Pfennigen,  aber auch "Gilg Schmuders Wittib" ist 1584 noch mit derselben Summe aufgeführt.
bayr. HStA KL Rott 113 von 1610 Christoph Simmel 
  


Sterr Wolfgang


Im Jahre 1620 folgte dann das nächste Salbuch des Klosters und jetzt bezahlt ein Sterr Wolfgang die Steuern für das halbe Lehen. Wolf Sterr kann in den folgenden Jahre nachgewiesen werden. Vor dem Jahr 1638 muss er allerdings verstorben sein, da seine Frau Magdalena  ab dem Zeitpunkt als Witwe bezeichnet wurde.
Nicht nur der Pfarrer mit seinen Pfarrkindern, auch das Kloster mit seinem Grundbesitz, wollte nach den Verheerungen des 30jährigen Krieges eine Anfangsbilanz haben und beauftragte seinen Propstverwalter Adam Türrigl von Riegelstein ein Grundbuch zu verfassen.
Wörtlich schreibt er über 1654 das Anwesen:
Magdalena, weillendt Wolf Störn seel hünderlassene Wittib hat ain Behausung zwischen Georgen Vogels Casten (Getreidespeicher) und dem Schmuderthor ligent, darzue gehört ain halbs Marktlehen, mit nachfolgenten Grundt und Poden.....




bayr. HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B2 von 1950 

Unter den beschriebenen Grundstücken findet sich auch ein Acker, der eine besondere Ortsbeschreibung enthält:
.... Mehr ein Agger gegen dem Freidhof, Neben der Sandgrueben und Lenhardten Vogls Agger ligt, mit dem herundern Orth auf die Schanz bey dem Freutthof und mit dem obern Orth auf den Rhain oder Spitalagger stosst....

Die "Schanz beim Friedhof" ist der Bereich der Marktbefestigung, der beim jetztigen "alten" Friedhof seinen nördlichsten Punkt erreicht hat und dann nach Osten, am Chamauer Tor vorbei hinter die oberen Kötztinger Anwesen umschwenkt.
Weiters interessant ist die Angabe, dass dort oben am Hang einmal eine der Kötztinger Sandgruben zu finden war und, dass, wie häufig, die Nachbarn in den Häusern - hier Leonhard Vogl - sehr häufig auch die Nachbarn draußen auf der Feldflur gewesen waren.


Gärtten:

Ain Gartten mit (Freistelle) Pifang zwischen Leonhardten Vogls und Hannsen Vischer Gärten ligt und mit dem hindern Orth auf Herrn Georgen Tenscherz Scheiblwisen und dam anderen Orth auf Adamen Tierigls Probsteyverwalters Gartten stosst.
Beide, Leonhardt Vogl und Adam Türrigl wohnen in benachbarten Anwesen, so findet sich auch in der Aufteilung der Feldflur manchmal die Reihung der Häuser im Markt wieder.
Die Scheiblwiese wurde oben bereits als Ortsangabe erwähnt.


Sterr Leonhardt




Am 29.11.1654 übergibt die Witwe das Anwesen - genauer gesagt die Brandstatt - um 72 Gulden an den Sohn Leonhard und seine Frau Maria. In einem Nachtrag im Status animarum zu Beginn der Kötztinger Pfarrmatrikel sind im Jahre 1658/59 bereits zwei Kinder für das Sterrsche Ehepaar aufgelistet, der Sohn Veith mit einem halben Jahr und die Tochter Barbara mit 3 Jahren.


Pfarrmatrikel Kötzting Band 1: Status animarum, eine Seelenbeschreibung

Im Status Animarum der Pfarrei Kötzting haben 3 unterschiedliche Schreiber zu unterschiedlichen Jahren ihre Eintragungen gemacht. Handschriftliche Notizen am Rande haben diese Erkenntnis schon vor langer Zeit festgehalten. Der Eintrag von Leonhard Sterr und seiner Frau Maria (?) stammt aus dem Jahre 1659. Ein Vergleich mit dem Geburtsregister bestätigt diese zeitliche Zuordnung; allerdings heißt seine Ehefrau in den Geburtsmatrikeln Barbara und nicht Maria. Dies könnte allerdings auch aus einem Doppelnamen Maria Barbara resultieren. 
Geburt der Tochter Barbara 1656

Geburt des ersten Sohnes Veith 1659
In beiden Fällen wird die Mutter als Barbara protokolliert. Die Taufpaten waren Barbara und Veith Raith.


Bis zum Jahre 1696 taucht Leonhard Sterr in den verschiedensten Archivalien auf. Auffallend sind seine regelmäßigen Schindellieferungen für die unterschiedlichsten Bauvorhaben, von der Hüthauseindeckung bis zu den Schindeln für das Brechhaus und den Rathausstadel.


StA Kötzting Spitalrechnung von 1660 : Leonhardten Stehr et cons: das sye den Habern abgemäth, ieden ain taglohn
bezahlt 15 krz thuet 30 krz
(Kreuzer)

Im Jahre 1688 taucht sein Name bei einer besonderen Ortsbeschreibung auf: (Rentkastenamt Straubing Gericht Kötzting Rechnung von 1688) Es werden Ausgaben in Höhe von 8 Gulden und 38 Kreuzer in die rechnungen eingeführt, dafür, dass die Dampfbachbrücke repariert wurde und für Pflasterreparaturen: "wie vor der Hiettgassen über das Pergl in Markt herein nechst des Leonhardt Sterrs das alte Pflaster ganz aufgangen"
Hier haben wir also zwei alte Ortsangaben Kötztings: die Hütgasse und ein "Pergl", also einen Anstieg in der Straße. Dies könnte nun sowohl die alte Hauser Straße als auch die Schattenau bedeuten. Das Hüthaus jedenfalls lag früher an der Hauserstraße. 

1688 taucht er dann zum letzten Mal in einer Steuerliste auf. Am 20.5.1691 verstirbt der "Fludermann und Fahnensträger" Leonhard Stehr und 1692 steht dann seine Witwe mit 30 Gulden beim Spital in der Kreide. 


Sterr Hans




Sein Nachfolger auf dem Anwesen ist wohl sein Sohn Hans Sterr und seine Frau Margaretha, der ab 1692 als Bürger und Marktlehner seine Steuern zahlt und auch die Schulden seiner Mutter beim Spital übernehmen muss. 
Vor seiner Heirat und der Besitzübertragung saß Hans Sterr ein ganze Nacht lang im Stock des Marktes Kötzting, weil er Katharina Hofmann geschlagen hatte,
3 Gulden und 25 Kreuzer bekommt er vom Markt Kötzting 1706 aufgebrummt, eine respektable Strafe von umgerechnet ca. 500 Euro, als er nachts mit Gewalt ins Kommunbrauhaus eingedrungen war, um seine Braugerste in die "Waikh" einzuschütten, also zur Keimung in den Bottich zu schütten. 
Mit der Familie Hofmann steht er wohl in einer andauernden Fehde, wie sich bei einer weiteren Strafe - 1712 vom Magistrat Kötzting ausgesprochen - erweist: diesmal hat er Michael Hofmann als Schelm "betitelt", was fast einen ganzen Gulden an Strafe ausmachte.
Hans Sterr steigert sich in seinen Beschimpfungen und automatisch steigt damit auch die Geldstrafe: 1 Gulden 8 Kreuzer kostete ihn ein Wortwechsel - wieder - mit Michael Hofmann, bei dem er ihn als Mordbrenner betitelt. 
StALa Pfleggerichtsrechnung von 1718:
Morttprenners Verschmächung
Hans Stehr burger und Fludermann alhier zu Közting, hat Hans Michaeln Hofmann auch burgern und Fludermann derorthen, in ainem mit selben gehebten Wortt wexl aus Hizigkheit ainen Morttprenner verschmächet, derohalben mann, weillen der Hofmann aines durchgehent bekhandten getten berufs: und Leimueths ist, die Iniuri Ex officio aufgehebt, dem Stehrn aber punctiret worden 1 Pfund Pegenburger Pfennige, trifft 1 Gulden 8 Kreuzen 4 Heller


1715 stellt er, recht spät allerdings, einen Heiratsbrief auf und darin verschreibt er die Marktlehensbehausung zu negst des sogenannten Voglhofes anstoßend, um das Heiratsgut seiner Frau zu versichern, die am 23.2.1719 verstirbt. Ein halbes Jahr später bereits, am 18.07.1719, heiratet Hans Stehr er seine zweite Frau, Maria Geiger aus Gangkofen, somit diente der erste Heiratsvertrag wohl der Sicherstellung des Muttergutes für die Kinder erster Ehe.
Heiratsmatrikel Kötzting Bd 3 Seite 501 vom 18.7.1719
Die Hochzeit fand in der Pfarrkirche in Wettzell statt.
In dem lateinischen Heiratseintrag ist der Witwer Johann Sterr als Bürger und Asserum Negotiator angegeben, ein Asser ist eine Stange, Latte. Da auch sein Vater bei seinem Todeseintrag als "Fahnenträger" bezeichnet worden ist, vermute ich, dass dies auch als die korrekte Übersetzung für seinen Sohn anzusehen ist. Sein Schwiegervater ist Bürger und Wirt und einer seiner Zeugen ist Hopfenhändler, ein anderer Metzger. 
1728 kommt es dann zu einem Heiratsvertrag wegen dieser zweiten Ehe und am 22. Oktober 1734 verstirbt Hans Stehr, seine Witwe wirtschaftet noch ein paar Jahre alleine, bevor sie im Jahre 1740 das Anwesen an 



Sturmb Mathias




verkauft. Im selben Jahr erhält er als Wirtssohn von Rhainhausen (bei Regensburg) das Kötztinger Bürgerrecht indem er nachweislich das Marktlehen von seiner gewesenen  Base und Fluderin Sterr Maria übernahm und zahlte für das Bürgerrecht respaktable 10 Gulden 30 Kreutzer.[18]

Schon Sterr Leonhard war in der Liste der Fluderherren aufgeführt. Während ursprünglich alle Kötztinger Bürger, laut den märktischen Freiheiten, festgelegt in einem immer wieder erneuerten Freiheitsbrief, das Recht zu Fludern, also Holz und Bretter zu Flössen, innehatten, kristallisierte sich im Lauf der Jahrhunderte der Brauch heraus, dass in Kötzting nur 5-7 Fluderherren existierten, die das Flösserhandwerk bis hinauf nach Regensburg und weiter auf der Donau nach Straubing unter sich aufteilten. Wie alle diese Rechte, so war auch das Fluderrecht an ein einzelnes Anwesen gebunden und konnte nicht, oder nur sehr schwer und sehr selten, auf andere Anwesen übertragen werden.

In etwa um diesen Zeitpunkt herum, mit dem Eintritt des Sturmb Mathias, ab 1740 also, ist bei dem Anwesen auch nicht mehr von einem Marktlehen, sondern nur mehr von einer Sölde die Rede. Bei einer Schuldverschreibung wegen eines Holzgeschäftes mit Hans Georg Klingseisen aus Lohberg, es geht um 30 Fluder, hinterlegt der Fludermann Sturm Mathias seine Söldengerechtigkeit in Kötzting.
Die 30 Fluder stellen einen Wert von 462 Gulden dar, es geht also bei diesen überregionalen Geschäften um gewaltige Summen. Man kann einen Gulden ungefähr mit einem Wert von ca. 100-150 Euro ansetzen. 


Am 11. Juni 1742 heiratet Mathias Sturm die Kötztinger Schmiedtochter Regina Peyerl, ein Mädchen aus der direkten Nachbarschaft. Der Hufschmied Peyerl hatte seine Werkstatt in Hause der heutigen Bäckerei Vogl in der Metzstrasse.
Heirtasmatrikel Kötzting Band 14 Seite 103
Mathias war ein Wirtssohn aus Rhainhausen und auch diese Hochzeit fand, seltsamerweise, in Wettzell(!) statt. Der Priester in Wettzell 1742 war derselbe, wie bei der Hochzeit des Hans Stehr im Jahre 1719. 


Es kam der Österreichische Erbfolgekrieg mit all seinen Kontributionszahlungen. Die österreichische Besatzungsmacht diktierte die Bedingungen und der Marktmagistrat musste die geforderten Summen zuerst auslegen und musste dann sehen, dass er die Teilsummen von seinen Bürgern zurückerhielt. 
Hier ein Auszug aus solch einer Kontributionsliste. So katastrophal für die damaligen Kötztinger Hausbesitzer solche
"Umlagen" waren, wir können aus diesen Listen manche Lücken an Hausverkäufen belegen, da die Schreiber einfach
die Reihenfolge der Häuser in natura beibehielten. 

Hier also Martin Dürnberger - Margaretha Gründl - Hans Georg Druckmüller - Johann Michael Loderer (Voglhof) Mathias Sturmb
Damit haben wir die Reihung der Hausnummern 4-  (5+ 6)  - Veitskirche - 8 - 9 = Voglhof - 10. 

Da Mathias Sturm bereits vorher verschuldet war, auch lastete eine Hypothek auf seinem Anwesen, konnte er irgendwann seine Zahlungen nicht mehr aufbringen und so wurde sein Anwesen 1750 von Amts wegen zwangsweise verkauft; allerdings mit dem Zusatz, wenn Mathias Sturm innerhalb von 4 Wochen mit seinen Zahlungen nachkäme, würde der Verkauf rückgängig gemacht.



Artmann Melchior und Barbara


Heiratsmatrikel Kötzting Band 14 Seite 122 vom 22.1.1747
Der Witwer Melchior Artmann - später Bürger in Kötzting - aus Reitenstein heiratet Barbara Huber, Witwe des Hofinger Joseph Huber, eines Soldaten der Graf Morawitzschen Armee.
Der Priester ist Kajetan Stattler, der erstgeborene Bruder unseres später berühmten Benedikt Stattler. 

Der Hüter Artmann Melchior und seine Frau Barbara aus Gehsdorf sind die neuen Käufer, 230 Gulden mussten sie für das Anwesen zahlen und auch noch die alte Hypothek bei der Kirche Kötzting übernehmen.   
Sturm Mathias - der zwangsversteigerte Vorbesitzer - kann die Summe, um sich wieder in Besitz seiner Sölde zu bringen,  nicht aufbringen und so erhält der Kauf seine Rechtskraft. Artmann Melchior muss für sein Bürgerrecht nun bereits 14 Gulden bezahlen und schon im folgenden Jahr lässt er sich amtlicherseits eine Quittung ausstellen, dass er 100 fl. von der  uf der Gand gestandenen Sturmbischen Sölden schuldig gewesen und diese zurückbezahlt hatte. (StadtA Kötzting AA IV/36 Seite 57’)

Auch für Ihn sind die Zeiten schlecht und so sinnt er darauf, seine Einnahmen zu mehren und einen Mieter in sein Haus aufzunehmen, dieses Ansinnen geht allerdings gehörig schief, denn ohne Erlaubnis des Magistrats hatte er eine Schwarzbau hingestellt. Der Magistrat stellt fest er würde ohne Vorwissen des Rhatts an seinem Haus ain neues Stibl ausbepauen und hätte in solche einen Inmann eingeschuffet.      
Zum ersten muss er 1/2 Pfund Pfennig Strafe zahlen, dann muss der Mieter (=Inmann) bis St. Georgii ausziehen und das angebaute Zimmer abgerissen werden. Bei dieser Gelegenheit stellte der Magistrat auch noch fest, dass er den auf gemeins Grund stehenden Backofen auf seinen Grund umzusetzen hat.(Stadtarchiv Kötzting Marktrechnungen 1753 Seite 17)
1756 wird er erwischt, als er seine zwei Pferde allein, das heißt außerhalb der Gemeindeherde, weiden ließ, ein in der damaligen Zeit strenges Vergehen, und erneut musste er Strafe zahlen
Als im Jahre 1757 der Markt Kötzting sein an der jetzigen Hauserstraße gelegenes Hüthaus näher an den Galgenberg, der Gemeindeweide, verlegen wollte und dort am Fuße des heutigen Ludwigsberges ein neues Hüthaus errichten ließ, verkaufte der Markt das Baumaterial des alten Hüthaus auf Abbruch an Artmann Melchior um 5 Gulden. Im selben Jahr tauchte Melchior Artmann auch als Taglöhner für den Magistrat auf, als er für Kies und Sandbergung aus dem Regenfluss bezahlt wird, um in Kötzting Straßen aufzuschütten.
          



Am 24.09.1758 verkauften Artmann Melchior und seine Frau Barbara die Sturmbsche Söldengerechtigkeit neben dem Voglhof an den Liebensteiner Zimmergesellen 


Hans Fischer



um 385 Gulden. Diesen kostete das Kötztinger Bürgerrecht nun schon 15 Gulden und die Gestellung einer Feuerleiter. Artmann Melchior, der Vorbesitzer war dann am 10.10.1758 sogar noch der Trauzeuge, als der Witwer Johann Fischer Greil Anna Maria aus Hofern zu seiner zweiten Frau nahm. 

Zwei Jahre später schloss er mit seiner Frau Maria einen Heiratsvertrag, in dem auch die Ansprüche aus der Ehe mit seiner verstorbenen ersten Frau Barbara und den drei Kindern erster Ehe geregelt wurden.

Auch wenn sie nicht mehr Besitzer ihrer Anwesen und damit keine vollwertigen Bürger Kötztings mehr waren, so tauchen doch die beiden Vorbesitzer Mathias Sturm und Artmann Melchior in den Kötztinger Unterlagen noch das eine oder andere Mal auf.
Sturm Mathias, als Kötztinger Insasse, musste eine Gefängnisstrafe von einem Tag im Kötztinger Marktsgefängnis im Rathaus absitzen, weil er seinen Mitbürger Johann Scholl verleumdet hatte und den Beweis des Gegenteils nicht führen konnte.   
1765 war er mit fünf anderen Personen in eine Schlägerei verwickelt und musste dafür eine Stunde in den Stock, weil er die alternative Geldstrafe nicht hatte bezahlen können.

Artmann Melchior, der Vorbesitzer wiederum, kaufte sich nach seinem Hausverkauf als sogenannter Pfriemdter in das Kötztinger Spital ein und wurde zum Mittelpunkt eines erbitterten Streits zwischen dem Kammerer Luckner, der die weltliche Aufsicht über das Spital hatte und auch für die Rechnungslegung beim Spital zuständig war, und dem Kötztinger Pfarrer Mack.
Luckner warf dem Pfarrer vor, von den Spitalinsassen Geld zu erschleichen, welches diese eigentlich zum täglichen (Über)Leben bräuchten und welches das noch dazu - laut Spitalordnung - im Sterbefall der Pfriemdter dem Markt zustünde, der diese Pfriemdter ja bis an ihr Lebensende zu versorgen hatte.
Die Rentmeisterliche Umrittskommission, eine "Überwachungsbehörde" der Regierung in Straubing, der Luckner den Fall vorlegte, stellte 1763 fest: ist richtig, dass die Spitaller in ganz Bayernlandt Erben von denen Pfriendtner sein, und zwar dieses willen, sye auch von der Fundation(=Stiftung) underhalten werdenDem  Pfriemdter sei es zwar nicht benommen ihrer armen Seele zu gedencken, aber nicht in dem Maße, dass sie anschließend vollkommen verarmt seien. 
Was ist der Hintergrund dieser Feststellung?
In Kötzting existierte seit dem Jahre 1555 ein Bürgerspital, welches von dem damaligen Pfleger, Kastner und Vogtrichter zu Kötzting Georg von Nussdorf  zu Neunussberg  zusammen mit dem Magistrat Kötzting gegründet worden war, als beide Parteien ein Marktlehen des früheren Kastners zu Kötzting und nunmehrigen Mitbürgers Ambrosius Karl gekauft hatten.  Ausgestattet mit einer Schenkung  und mehreren Grundstücken, die verstiftet werden konnten, war das Bürgerspital in der Lage, seine Aufgaben zu erfüllen, und  nahm gegen eine einmalige Gebühr sogenannte Pfriembter auf, die dort bis an ihr Lebensende wohnen und leben konnten, mehr schlecht als recht auch betreut und bekocht wurden und sich ansonsten aber im alltäglichen Leben im Spital an feste Regeln halten mussten. 1627, bei einer Revision des Spitals waren nur 2 Pfriemdter im Hause. Die Kommission legte fest, dass in Zukunft 6 Spitaller aufzunehmen seien und zwar dass auf drei vermögende Personen, die die Aufnahmegebühr zahlen konnten, ein unvermögender zu kommen habe.
Bei einer behördlichen Bestandsaufnahme des Kötztinger Spitals im Jahre 1795 zeigte sich, dass 12 Pfriemdter aufgenommen sind. Da das Spital eine sich selbst versorgende Wirtschaftseinheit darstellte, konnten die Aufnahmegebühren, gegen amtlicherseits festgelegten Zinssatz, als Kredite an Bürger ausgegeben werden. Mit diesen Zinseinnahmen wurde nun, zusammen mit der spitaleigenen Landwirtschaft das Leben der Pfriemdter gewährleistet. Manche Bürger Kötztings vermachten auch in ihrem Testament ein Legat an das Spital. Die Oberaufsicht und die Rechnungslegung lag beim Magistrat und den Spitalverwaltern. Unterschrieben  und geprüft wurden die Rechnungen dann auch noch vom Pfleger und vom Kötztinger Pfarrer.
Kammerer Luckner nun beschwerte sich beim Rentamt, dass der Kötztinger Pfarrherr Mack in zwei zurückliegenden Fällen Bargeld von Spitalsangehörigen   entgegengenommen habe, im Falle des Melchior Artmann 300 Gulden und bei der Margaretha Hindersteinerin (bei Luckner „Obersteiner“)  gar 400 Gulden. Das Rentamt aber teilte den den Kötztingern ganz knapp mit, dass der erste Fall nicht während der Amtszeit des Pfarrers Mack geschehen sei  und der andere erst  zu beweisen wäre, so dass beide Fälle nur als Beispielsfälle dienen konnten um die Angelegenheit grundsätzlich zu erläutern. Amtlicherseits stellte man daher fest, dass, wie oben bereits zitiert, auch Pfriemdter für ihr Seelenheil sorgen dürften, allerdings nicht in dem Ausmaß, dass sie anschließend verarmt dastünden.

Doch nun zurück zu Johann Fischer.


Im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts ist die Bürgerschaft Kötztings tief gespalten und zerrissen über die Frage wie mit dem Erbe des Freiherrn von Göring  umzugehen sei. Dieser Streit dauert bis weit in die 1790er Jahre hinein und Fischer Johann ist auf der Seite, die keine Anteile am Reitensteiner Hofgebäu gekauft hatten. Also auf der Seite, der es in diesen Jahrzehnten relativ gut ging. (die andere Seite musste sich einem jahrzehntelangen und sehr teueren Streit mit dem Kammerer Luckner stellen)
Im Jahre 1783 übergibt die Witwe Maria das Anwesen samt der Scheiblwiese, der Hüterwiese und dem Ernstholz an den Sohn der ersten Ehe ihres verstorbenen Mannes

Johann Georg Fischer



Aufgeführt sind dabei auch noch eine Schwester des Käufers Barbara aus der ersten Ehe seines Vaters und die Schwestern Magdalena und Anna. 
Verkauft wird die  Söldengerechtigkeitsbehausung negst dem sogenannten Voglhof  entlegen wie solche  dermall mit behöriger Zaunstatt ordentlich  eingefangen, das  Äckerl negst des obern Gärtners Gartten so untenher an die Strass  obenher aber  an dem Spitalacker anstosst. Ain Äckerl auf der Blaten(=Platte)   in der Scheibelwiesen ain Wißflöckl,  die sogenannte Hütterwiesen negst dem Ernst Hölzl , so mit beiden  Hüttern zur  Helfte zu heugen ist       
Fischer Johann Georg, war bereits im Besitz des Vermögens und der Anwesens, als er früh  verstarb und so übergab seine Stiefmutter, die oben angegebene Witwe Fischer Maria, das Söldenanwesen am 22.01.1790 um 620 Gulden an ihre Tochter Anna, die den Kötztinger Marktlehnerssohn Josef Liebl heiratete.  Liebl Joseph brachte als Heiratsgut 300 Gulden mit in die Ehe.    
Interessant ist hier, dass bei der Sölde an einem der Hauptzufahrtsstraßen des Marktes ausdrücklich erwähnt ist: dass die Sölde "dermalen mit einer ordentlichen Zaunstadt umfangen sei." Ein ähnliches Bild kenne ich von der genau gegenüber liegenden Stelle wo Luckner (und nach ihm sein Schwiegersohn Poschinger) die Wiese (heute in etwa der Großparkplatz) sowohl mit einer Mauer als auch mit einem Zaun schützten. Das lag hier wie dort möglicherweise an der Tatsache, dass ein jeweiliges Nachbargrundstück zur Gemeindeweide (Januel)  gehörte oder der tägliche Viehaustrieb (der immer hungrigen Viehherde) knapp am Grundstück vorbeiführte.



Liebl Josef 


In den Napoleonischen Kriegen, taucht das Ehepaar in den Einquartierungslisten auf. Die Kötztinger Häuser werden, wie es in ganz Deutschland von Frankreich übernommen wurde, durchnummeriert und das Anwesen erhält zuerst die Hausnummer 8. Später mit der Erstellung des Urkatasters endgültig die Hausnummer 10.
1809 bei der Erstellung des eines Gewerbekatasters wird Liebl Josef als Schneider und Wirt angegeben. 
 
1811 heißt es im Liquidationsprotokoll Liebl Joseph, gemauertes Haus, Stadel, Stall, der Wert des Hauses wurde mit 400 Gulden, der des Anwesens mit 544 Gulden angegeben. Es war ein halb gezimmert und halb gemauertes Wohnhaus und Stall. Als Dienstbarkeit war die Durchleitung das Wassers vom Kronfelderbrunnen auf die Scheiblwiese eingetragen.



Hinweis: Diese Dienstbarkeit der "Durchleitung das Wassers vom Kronfelderbrunnen auf die Scheiblwiese" war vor vielen Jahren der entscheidende Hinweis , um zwei historische Flurnamen lokalisieren zu können, der sogenannte "Linke Seikhen Brunnen" und die "Scheiblwiese". Beide Ortsangaben finden sich sehr oft in den alten Briefprotokollen und waren nicht zuzuordnen, aber nun war klar, der Brunnen liebt beim historischen Anwesen Nr. 11 im Hof (mittlerweile eingegangen) und die Scheiblwiese ist in etwa der Bereich des heutigen BRK Heimes.

Wanninger Joseph


Am 17.9.1828 verkaufte Josef Liebl das Söldenrechts, mit dem Anrecht auf einen halben Sud Bier, an  Wanninger Joseph um 1100 Gulden, welcher 1831 um 20 Gulden und 37 Kreutzer das Kötztinger Bürgerrecht als Söldenrechtler erwirbt.
Von 1834 kennen wir eine Verhandlung vor dem Magistrat Kötzting, es geht um eine "Sackuhr des Franz Stadler, eines Kötztinger Bürgerssohns, vermutlich hatte er diese bei dem Wirt Joseph Wanninger hinterlegt und dieser hatte sie ihm vorenthalten. Bei der Verhandlung wurde kein Vergleich erzielt. Im selben Jahr kommt es zu einem weiteren Versuch einer Einigung zwischen den beiden: diesmal geht es um eine Zufahrt und um geliehene Fässer. 
In der Marktrechnung von 1835 bezahlt Joseph Wanninger seine Grundstift für zwei Anteile im Watzlholz, nämlich die Nummern 76 und 121. 
1838 muss er sich erneut einer Vergleichsverhandlung stellen, auch diesmal geht es um ein Fahrtrecht: AA VIII 12 
Wolfgang Amberger von Kötzting gegen den Bürger Joseph Wanninger wegen einer Fahrt über des ersteren Feld, hat pfänden lassen gepfändet weil letzterer ein Fahrtrecht hierüber nicht zu gaudieren hat. Letzterer behauptet seit 9 Jahren diese Fahrt auszuüben und noch fortan ausüben müsse, weil er außerdem nicht in sein Feld kommen könne. 
Auf zureden des Vermittlungsbeamten läßt Amberger sich herbei dem Wanninger sowohl für gegenwärtig als auch zukünftig Zeiten also für sich , seine Erben und Nachkommen diese Fahrt über des Ambergers Feld auf der Schmidmarter aus guten Willen und unter der Bedingung, daß Wanninger seine Erben und Nachkommen jederzeit dem Amberger hiervon ein Wissen mitteilen müsse, das heißt ein gutes Wort zu geben hat, gestatten wolle. Wanninger hingegen aber auf seiner Fahrt bleiben müsse und wenn das Amberger Feld verbaut wäre, keinen Fahrtgebrauch machen dürfe.: Gütliche Übereinkunft


Wie in der Einleitung bereits angeführt, durften die Söldenrechtler eigentlich nur Bier für ihren eigenen Verbrauch brauen, hielten sich aber häufig nicht an diese Einschränkung.  Dies gefiel Wanninger umso weniger, als ja bereits der Vorbesitzer Liebl Joseph als Schneider und Wirt fungierte. 1840 kam es dann zu einer Verhandlung, weil sich die anderen Marktlehner beschwerten. XII/28
Wanninger Josef war hier nun der Beklagte.     
     
Der bürgerliche Kesselverwalter  Ludwig als Deputierter der Marktlehensbesitzer dahier beschwert sich gegen die Söldenrechtsbesitzer wegen auf einer halbe Sud  Eimer zu bräuen beschränkter Befugnis und mit ihm die Ausschussmitglieder Wolfgang Amberger und Balthasar Mühlbauer an einen, dann Josef Wanninger und Ander Amberger von hier am andern Theil als Beklagte von erschienen, welche Letzterer die Beschwerde vornehmen und dagegen erklären: daß sie sich ausweisen können kein Söldenrecht zu  besitzen sondern soviel bräuen dürfen was ihr Bedürfnis erheischt, da sie viele Jahre im Besitz ihrer Gerechtsame befinden und bisher ihnen noch kein Beschränkung eingelegt worden ist 
Kesselverwalter Ludwig ist verantwortlich auch Bräumeister Weiß wird verwarnt. Ander Amberger weist nach, dass  an  seinen Vorgänger 1774 von Ander Straubinger ein Marktlehen verkauft worden ist und hat damit den Nachweis seiner Marktlehensrechte. Amberger hat seit 1818 ununterbrochen Bier gesotten soviel er braucht und als Wirt verwertet, damit ist es ein Reales Recht. Wanninger besitzt Anwesen seit 1829 und braute unbeschränkt im Bräuhaus.
Im Gewerbekataster wird nun eingetragen:
Andrä Amberger Söldenbesitzer nunmehr Marktlehner und
Johann Liebl nun Joseph Wanninger  Söldenbesitzer nunmehr Marktlehner
Die Söldenrechtler beriefen sich also auf ein mittlerweile langjährig durchgeführtes Gewohnheitsrecht und bekamen dafür sogar Recht


17. Juni 1844: Die Witwe Theresia Schwarz bräuende Bürgerin von hier unter Beistandleistung des Anton Schreil von da, belangt den bräuenden Bürger Josef Wanninger von da weil der Letztere ihr  das servitutsmässig  zustehende Überfallwasser aus dem Brunnen des Kaspar Weiss in seinem Laufe zu hemmen suchet, wodurch ihr 
ein nicht unbedeutender Nachteil in freier Wiesenwässerung zugehet. Der Beklagte widerspricht und erwartet förmliche Klage. 




1855 heißt der Hausbesitzer 

Dreger Georg

 

Dreger Georg, für sein Bürgerrecht musste er bereits 32 Gulden aufbringen. Das Anwesen wird beschrieben als "halb gezimmertes und halb gemauertes Wohnhaus mit Stadl und einer Grunddienstbarkeit wegen Wasserdurchleitung".[35]
Diese Wasserdurchleitung ist bereits seit Jahren Teil eines Rechtstreits mit dem Vorbesitzer Wanninger Joseph und auch Dreger Georg muss sich einer Verhandlung stellen.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts änderte die Regierung in München die Steuergrundlage. Nicht mehr der Hoffuß, also Marktlehner - Söldner - Häusler - Insasse, war ausschlaggebend sondern der tatsächliche Verdienst wurde nun versteuert und auch die Möglichkeit gegeben, von anderen Anwesen Grundstücke (zuerst abzutrennen) zu erwerben und somit wirtschaftlich zu wachsen.
In der Sammlungsliste für die Florianiwallfahrt nach Furth im Wald wurde regelmäßig gesammelt und in diesen Liste taucht Georg Dreger 1855 bereits auf. 1856 dann dasselbe für die Wallfahrt nach Schönbuchen

Georg Frisch und Maria



Am 05.02.1868 erwarben Georg Frisch und dessen Frau Maria das Anwesen um 6629 Gulden.[36]
Am 19.12.1870 schloss Frisch Georg einen Muttergutsvertrag, dabei wurde der Wert der Söldenbehausung bereits mit 10372 Gulden angegeben.
Die Bürgerrechtsaufnahme des Sohnes Georg kostete 1871 nun schon 50 Gulden

Nun kommen wir in die Nähe des 20. Jahrhunderts und es folgen dreimal Besitzer mit dem Namen Leopold Januel aufeinander, die alle mit den guten Eigenschaften ihrer Gastwirtschaft punkten konnten:
Die Lage, das gute Bier, das gute Essen und vor Allem der Saal mit der fürs Theaterspielen geeigneten Bühne.

Januel Leopold und Franziska


Januel Leopold und Franziska kauften am 18.03.1875 das Anwesen. Der Wert ist nur noch mit 2600 Gulden festgesetzt worden.
Nun finden sich auch bereits die ersten Baupläne und Umbauten.
Am 06.02.1886 baute der Metzger und Gastwirt Leopold Januel eine neue Abortanlage, 1894 eine neue Remise und einen Tanzsaal und  1900 einen Backofen.

StA Labdshut Baupläne Kötzting von 1894 


Aus demselben Jahr haben wir eine alte Aufnahme einer Januelschen Tischgesellschaft.

Aus dem Photoalbum von Frau Vogl, geb. Mieleitner
vordere Reihe v.l. Hans Fuchs, Julius Schmid, Josef Nagl, Anton Lukas, Ludwig Steinbauer, Josef Fleischmann und H. Frankenberger
hintere Reihe v.l. Josef Rötzer, H. feucht, Karl Lindner, Georg Hummel, H. Kraft (Bezirksamt), H. Hermann (Forstgehilfe). Ludwig Barthelmeß, Josef Drunkenpolz, Hans Drunkenpolz, Karl Obermayer, Lorenz Schack, Leopold Januel und Hans Costa





Ausschnittsvergrößerung aus dem obigen Bild der Tischgesellschaft: Leopold Januel aus dem Jahre 1894










Archive\Bilderblöcke\bilder speicher Leopold Januel aus dem Jahre 1912

Aus dem Jahre 1912, anlässlich eines Kötztinger Turnfestes, gibt es eine Bilder Collage, auf der die Personen handschriftlich markiert worden sind. 

Januel Leopold und Therese

Am 12.10.1901 übernahm Januel Leopold, der mit Mühlbauer Therese verheiratet ist das Haus um 12000 Gulden. Auch diese Generation baute und renovierte weiter am Anwesen. 1911 Wird ein Schlachthaus gebaut.
Zwei Jahre zuvor war Leopold (II) der Mittelpunkt der Kötztinger Gesellschaft, als er zusammen mit Haas Josefine das Kötztinger Pfingsbrautpaar bildete und im Jahr drauf war er einer der Brautbegleiter beim Paar Obermeier/Staudinger. 50 Jahre später, an Pfingsten 1950, war diese Gruppe eines der Hauptattraktionen 
DIA Repro 712 

Hier Leopolds Pfingstkranzl von 1899 aus dem
Buch von Brigitte Ertl


Jubelbrautpaar mit Begleiter Pfingsten 1950, Leopold Januel ganz links. Bild von Josef Barth

Nun wird das Wirtshaus an- und umgebaut, es kommt der Saal im ersten Stock, der auch zum Theaterspielen geeignet war und so wird das Wirtshaus zum Treffpunkt der Vereine.
Das Gasthaus Januel als Heimstäte für viele Vereine:
Der Obst- und Gartenbauverein (noch unter anderem Namen als Obstbauverein) wurde dort 1929 gegründet.
1927 wurde der Volkstrachten Erhaltungsverein - später D`Waldlerbuam - dort gegründet und Januel blieb das Vereinslokal. 
Kolping - vorher der katholische Burschenverein - als Vereinslokal 
In der Kötztinger Zeitung gab es in der 30er Jahren eine Rubrik, die dem Scheinwerfer in der Kötztinger Umschau entspricht. Hier berichtet der Privatier Tüftelhuber seinem Spezi über eine Veranstaltung der Trachtler beim Leboid. 








Umbau 1900




Lageplan des Saalanbaues



Das Theaterspielen der unterschiedlichsten Spielgruppen, war eine äußerst beliebte Freizeitbeschäftigung in der Zeit vor Erfindung des Fernsehens. Viele Vereine übten fleißig Stücke ein und führten diese regelmäßig dem Kötztinger Publikum vor. Für viele Vereine war dies auch eine bequeme Möglichkeit die Vereinskasse zu füllen.


Der katholische Gesellenverein (heutzutage die Kolpingfamilie), die Kinder des Josephsheimes, der FC Kötzting und viele andere nutzten die Bühne beim Januel. Im Bilderarchiv des Arbeitskreises für Heimatforschung haben sich viele Bühlenbilder erhalten. Hier nur einige wenige als Beispiele:
Ein aufwändiges Theatherbild: "Dorf ohne Glocke"





Theatergruppe der Kolpingsfamilie von 1948: "Die schöne Postmeisterin"
V.li. Wieser Heini, Reil(Lerach) Milla, Krämer Karl, Zeinz Hildegard,Mühlbauer , Hofer Adolf, Imhof Karl, Liebl Rosemarie(Schubert) Kunstmann Ernst.

Auch Musik gespielt wurde dort, der katholische Gesellenverein hatte eine eigene Blaskapelle gegründet. Auch wenn das Überleben solcher Gruppierungen stark vom jeweiligen Präses und seinen Vorlieben und Können abhängig war.
Musikkapelle des Gesellenvereins ca. um 1920





Auch drei seiner Kinder, nun die nächste Generation werden Teil unserer Pfingstüberlieferung.
1932 ist die Tochter Anna die Pfingstbraut von Pongratz Heinrich (Schreiner), und die Zenta wird die Braut vom benachbarten Costa Hans aus der Schattenau im Jahre 1936.
Vorher aber kollidiert Leopold zusammen mit seinen Marktratskollegen Oexler und Pongratz mit dem diktatorischen Streben der NSDAPl an die absolute Macht, komme was da wolle. Da die BVP in Bayern trotz der Propagandaschlacht der Nazis für diese nach wie vor zu stark war, musste diese Partei weg.
Im Juni 1933 wird in Kötzting aber der Befehl aus München - dort herrscht jetzt ein, aus Berlin abgesandter, Reichsstatthalter anstelle des gewählten Ministerpräsidenten - , führende Mitglieder der BVP - der bayerischen Volkspartei - zu verhaften, "überinterprätiert". 
Das Bezirksamt in Kötzting übermittelt der SA der NSDAP in Kötzting den Befehl, sämtliche Funktionsträger der BVP im gesamten Altlandkreis Kötzting zu verhaften und hier festzusetzen. 
Die Schutzhaft, eine Verhaftung als Eigenschutz, um den Verhafteten vor ungesetzlichen Übergriffen durch die Zivilbevölkerung zu schützen, ein toller Euphemismus. 
Die Handschrift des Bezirksamtmannes Groll, immer wieder eine Herausforderung auch für
"Geübte" im Handschriftenlesen. Herr Groll ist wirklich ein Spezialfall!


Da das örtliche Gefängnis für die große Zahl nicht ausreicht, müssen auch andere "Lokalitäten" herhalten.
Der Kötztinger Bürgermeister Schödlbauer und die drei Marktgemeinderäte Januel Leopold, Oexler Wilhelm und Pongratz Clemens werden zum Rücktritt gedrängt und der Weg ist frei für einen Marktrat, der nur noch aus Mitgliedern der NSDAP besteht.
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Schutzhaftlisten vom 26.6.1933

Im Stadtarchiv Bad Kötzting findet sich folgendes "freiwilliges" Rücktrittsprotokoll
der BVP Mitglieder, hier das von Leopold Januel.

Aber weiter geht's mit den Teilnehmern an den Kötztinger Pfingstfeierlichkeiten:

1939, noch in Friedenszeiten wird Leopold (III), der Sohn, unser Pfingstbräutigam und wählt sich Dreger Marerl aus der Marktstraße zur Braut. das letzte Pfingstfest in Frieden und Normalität für viele Jahre.

Das Pfingstbrautpaar 1939

Auch sein Pfingstkranzl ist im Buch von Brigitte Ertl verewigt.

bei  Einritt - Pfingstmontag 1939 an der Ecke des alten Krankenhauses

mit den Burschen beim Elternhaus, rechts Heinrich Pongratz

das traditionelle Pfingstbild von 1939

Es wird weiter umgebaut und das Wirtshaus erhält langsam das Gesicht, das wir heute kennen.



Ein Schlaglicht auf die angespannte wirtschaftlich Situation in Kötzting wirft ein Schreiben des Bürgermeisters an den Viehwirtschaftsverband in Waldmünchen, bei dem es darum ging, ob das Gasthaus Januel die Genehmigung erhält zusätzlich zum bisherigen Kontingent ein weiteres Schwein schlachten zu dürfen. Lang, lang ists her:
Stadtarchiv Kötzting 025/9 Aktenbündel NSDAP 1936-1939



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Für das Anwesen ist seit dem Jahre 1935 die Witwe Theres Januel als Besitzerin eingetragen und von dieser wiederum erhält 

Januel Leopold

am 15.10.1953 das Haus mit der Hausnummer 10 in der Schattenaustraße 2
Arbeitskreis Heimatforschung Repro 3415
"Da Leboid" so wie ich ihn in Erinnerung habe

Arbeitskreis Heimatforschung Repro 3416


  Der Burschenverein, die Trachtler, die Naturfreunde, die Bayernpartei, die CSU und auch der Kreistag, um nur Einige zu nennen, viele nutzen die Möglichkeiten, die der Januelsaal bot.
Auch hierzu einige Beispielsbilder:
Serwuschok 127 aus dem Jahre 1974: die Naturfreunde tanzten, ein nettes Detail ist das Mehl am Boden, damit man leichter "Drehen" konnte.

Serwuschok 177 die Bayernpartei lädt ein: hier mit Ludwig und Paula Volkholz

Serwuschok 272 die CSU macht Wahlkampf
vl. Ludwig Baumann, Theo Zellner und Karl Seidl

Serwuschok 302 der Straßenmeisterball hier mit der
singenden Landrätin aD Paula Volkholz


Detail vom Straßenmeisterball 1974




Serwuschok 645 eine landwirtschaftliche Fortbildungsveranstaltung aus dem
Jahre 1970, rechts mit dem markanten Schnurrbart: Wieser Heinrich aus Riedersfurth

s.o. ein volles Haus mit Landwirten

Serwuschok 673: Eine Sitzung des VDKs




Das Haus bleibt in Familienbesitz nur der Name wechselt, die Familie Mathes bestimmt nun die Geschicke und auch dieser Familienzweig fühlt sich der Kötztinger Tradition verpflichtet.
Im Jahre 2004 wird der Sohn, Hans-Josef Mathes, zusammen mit Alexandra Sterr und seinen beiden Brautbegleitern Martin Auzinger und Christoph Serwuschok in Kötzting an Pfingsten im Mittelpunkt stehen.

So schnell vergeht die Zeit, 2004 war das schon gewesen.

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