Translate

Freitag, 15. März 2024

Kötztinger Häuserchronik - alte Hausnummer 69 beim Fa(r)ber

  Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 69
--- beim Fa(r)ber---

DIA-Repro 3531 Vor der Tür Max Kroher mit Kindern, im Fenster Reifenreklame

Detail aus der Uraufnahme von 1831 aus Bayernatlas.de

Einschub
Die Beweisführung der Besitzerfolge auf diesem Anwesen muss von 1780 aus rückwärts belegt werden.
Hintergrund sind die besonderen Nachbarschaftsverhältnisse und Lagebeschreibungen der Nachbarsanwesen. Da das kleine Häuschen - ohne viel zusätzlichen Grundbesitz - umgeben ist von den Grundstücken der beiden benachbarten Marktlehen, reichte bei diesen bei der Ortsbeschreibung entweder der jeweilig andere Nachbar oder aber, beim Lederer, die Angabe "vor der Brucken".
Erst im Jahre 1780 wird bei einem Verkauf des regenabwärts gelegenen Ledereranwesens der Oberlieger als der Schreiner Jakob Trumb bezeichnet.
Danach war es dann leichter, von Trumb zurück auf Immerl und von diesen auf den Schreiner Hans Heiß zu schließen. 
Einschub Ende



Hans Heiß



Bereits im Jahre 1597 und erneut im Jahre 1606 findet sich der Bürger und Schreiner Hans Heiß in den Kirchenrechnungen, in diesen Jahren sogar mit einer Schuldensumme von 30 Gulden, für die er Bürgen stellen konnte. Der Zahltag war am St. Michael.
Im Jahre 1635 konnte er seine Schuldsumme halbieren, benötigte auch keine Bürgen mehr, sondern konnte sein Haus als Sicherheit hinterlegen.

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1635

"Erstlich hat Hannß Heyß burger und Schreiner zue Khözting inhendig 15 fl, welche er an dag deß H: unser lieben Frauen Liechtmessen ao 1627 auf seinen Heußl verschrieben und hirvon zu gemelden Liechtmessen güld bereicht 45 xr."

Wolf Immerl und Eva


 Offensichtlich im Jahre 1636 kam es zu einem Besitzwechsel von Heiß auf Immerl, wie man im umgeschriebenen Schuldverzeichnis nachlesen kann.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1635
"Ersstlichen hat Wolf Imerl burger und Schreiner zu Közting Inhanden 15 fl welche er am dag des H. unser lieben Frauen Liechtmessen ao 636 auf seinem Heusl verschrieben und hievon zu gemelten Liechtmessen güldt geraicht 45 xr  zaltt."
Es hätte ja sein können, dass er nur die Grundschuld des Heiß übernommen hätte, jedoch findet sich in der Kirchenrechnung von 1641 ein weiteres Detail, in dem es heißt, dass diese Grundschuld von dem von Hans Heiss übernommenen "Heisl vor der Pruckhen" herrühre.
Im Staus animarum finden wir die folgende Kernfamilie des Wolf Immerl und dessen Frau Eva.
PfA Kötzting Matrikel Band 1 Status animarum
"Wolf Immerl Schreiner    Eva ux.(Ehefrau)
Hanns fil. (Sohn)               Anna fil. (Tochter)
Wolf - Amalia und Amalia  inf. (Kleinkinder)"

Der oberste Teil dieses Eintrags stammt ungefähr aus dem Jahre 1636.
Mit dem Schreiner Wolf Immerl haben wir nun einen Handwerker, der uns mit vielen Einträgen in die Kötztinger Rechnungsbücher einen Einblick in seine Leistungen als Schreiner geben kann.  
1635 erhält der Schreiner 1 fl 40 xr vom Markt für 1 neue Tür und 4 Läden im markteigenen Brothaus, das im Rathaus untergebracht war.
In der Spitalrechnung von 1638 findet er sich mit einer Pachtzahlung über 3 fl 30 xr für die Spitaleigene Angerwiese udn einen Krautgarten.
Es ist das Jahr 1636 und das kurfürstliche Pflegsschloss weißt immer noch Brandspuren auf, die verhindern, dass der Landrichter (Rosenhammer aus Grafenwiesen) seine Amtsgeschäfte in Kötzting aufnehmen kann- übrigens zum Leidwesen der Kötztinger, die bei all den notwendigen "Amtsgeschäften" zumeist auch noch gute Umsätze in den Gasthäusern erzielen konnten. Für den Unterhalt der Gebäude im Landgericht ist jedoch nicht die Kasse des Pflegers, sondern die des Kastners - auch wenn diese Funktion in Kötzting bereits in Personalunion durch den Pfleger wahrgenommen wurde -  zuständig, und so finden sich die Ausgaben für die reparaturausgaben für das Kötztinger Schloss in den Kastenamtsrechnunge.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Kastenamtsrechnung von 1636
Ausgab auf Gepeu
Schloß Khözting
Nachdem Sr. churfürstliche Durchklaucht die gdiste Verwilligung gethan, daß in dero Schloß zu Khözting, die vom Prandt yberblibne Verhörstuben, und darbey vorhandtene Zimmer für den churfürstlichen Gerichtsschreiber alda zu unentpörlichen Wohnung zuegericht werden solle. Demnach ist solch gdistem Bevelch gehorsambister Vollziehung beschechen. Dieweillen aber Crafft mehr höchstgedacht sr. churfrtl. Dhrlt. Rath und Herrn Rentmaisters zu Straubing an mich abganngen Bevelchschreiben, so mit No 6 hiebey ligt, nur von 20 bis 30 fl uncosten bewilliget worden. Yedoch mit solchen uncosten nit zuegericht werden khünden....
Alleine die Lohnkosten für den Schreiner Wolf Immerl schlugen mit gut 10 Gulden zu Buche. Am Ende kostete es den Staat, das Verhörszimmer einigermaßen in eine Amtswohnung umzubauen, stolze 40 Gulden.
1638 erscheint er mit einem Lohn von 45 Kreuzern (entsprach ungefähr 10 Maß Bier) für "ainem Türstock und dazue gehörige Thür ins Spital"
Die Baulast für die vier Schlösser im Landgericht Kötzting lag beim Kastenamt; anders sah es bei den Gefängnissen aus, diese mussten vom Pfleggericht selber unterhalten werden und so finden wir im Jahre 1638 in der Pfleggerichtsrechnung eine Anweisung für Wolf Immerl über 4 fl 20 xr für " 6 neue Thiern zemachen und 3 Fenster"
Um 8 Gulden fertigte der Schreiner im Jahre 1640 "2 neue Beichtstühle" für die Kötztinger Pfarrkirche und erhielt von der Kirche weitere gut 5 1/2 Gulden "zur Machung eines Ornatkastens" und nocheinmal 55 Kreuzer um "den Windtladen zu der Orgel zemachen".
Um das Kirchengestühl - im selben Jahr - zu versetzen und umzubauen erhielt er weitere 9 fl 45 xr; er hatte also viel zu tun in diesem Jahr für die Pfarrkirche.

StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1643

Eva Immerl, die Schreinerin musste einen ganzen Tag lang die "Geige" tragen und war im Amtshaus eingesperrt.
"Eva Imerlin Schreinerin zu Khözting hat Andreen Össterreicher burger und Löderern alda, offentlich rdo Huern Änderl verscholten, weillen Sy aber hernach ghtlich bekhenndt, daß sye von ihme Österreicher dergleichen oder anderes ungebührliches nit wisse, als ist sye diser ausgestossenen fräventlichen Röden halber zur Straf ain Tag mit angeschlagener Geigen in das Ambtshauß geschafft worden aber an Gelt nihil."
Aus dem Jahre 1646 finden wir ein ganz besonderes Schmankerl, der Nachweis für eine eigenständige Marienwallfahrt in der Pfarrkirche in Kötzting..
Das Marienbild im Hochaltar der Pfarrkirche Kötztings - übrigens eine der ältesten bekannten Kopien des Neukirchener Marienbildes - befand sich zu dieser Zeit noch nicht im Hochaltar, sondern stand auf einer Säule, die vor dem Hochaltar im Altarraum aufgeständert war.
Zum Marienbildnis hinauf führte eine Treppe und mit dieser konnten die Marienwallfahrer hinaufsteigen zur Figur, diese berühren und Gegenstände ablegen.
Solche aus Wachs gefertigten Devotionalien wurden anschließend in einem geschmückten Rahmen ausgestellt. 
1 Gulden 40 Kreuzer erhielt Wolf Immerl für ein "Stiegl uf die Saellen zu unser Lieben Frauenpildt" und "wegen machung einer Ramb zu den geopferten Wäxen pildern und dem Maller hiervon zemallen"
1647 bezahlte ihm das Kastenamt 24 Kreuzer "umb 6 neue Gütter für die Fenster auf dem Traidtcasten". Der außerhalb der Kötztinger "Ummauerung" stehende Getreidekasten das Kastenamts lockte natürlich "Interessierte" an, wenn auch noch die Fenster unversperrt waren.
In der Jahresrechnung des Kastenamtes steht WI mit einer Einnahme von gut 5 Gulden wegen verschiedener Arbeiten im Schloss: "Turmstübel Poden zelegen und zetäfeln Stubenthür und Fenster".

Am 20.6.1641 stirbt der Sohn Hans Immerl und am 3.1.1652 auch der Vater, Wolf Immerl. Von seiner Witwe haben wir einen Beleg für ein Ausleutgeld anlässlich seiner Beerdigung.

PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1652

"Gemaine Einnamb darunder auch das Aufstöckh: und Stuelgeldt begrüffen.
Den 7. January von Eva weillendt Wolfen Immerll seel Hausfr. für gesagt iren verstrobenen Haußwirth außleuth gelt eingenommen. 20 Kreuzer."
In Kötzting konnte man damals - in der Wallfahrtkirche in Neukirchen beim hl. Blut kann man die Schilder heute noch erkennen - einen namentlich gekennzeichneten Kirchenplatz erwerben, das Stuhlgeld. Offensichtlich hatte der verstorbene Schreiner solch einen reservierten Platz, den nun seine Witwe gegen eine Gebühr übernahm.
PfA Kötzting Kirchenrechnung von 1652
"Den 1. Marty Eva Imerlin für Ires verstorbenen Mans seel Stuell geben   15 xr."

Wolf Immerl, der Sohn, im Status animarum 1636 noch als Kleinkind bezeichnet (um als Sohn oder Tochter bezeichnet zu werden, musste man zu der Zeit offensichtlich erst aus dem gröbsten Kleinkinderalter herausgewachsen sein), war 1652 wohl noch nicht volljährig.  Trotzdem scheint er bereits im Jahre 1650 das elterliche Anwesen übernommen zu haben, denn die nachfolgenden Schuldverschreibungen der bekannten (siehe oben) Grundschuld sprechen von einem Vertragsbeginn aus dem Jahre 1650.
Das freieigene "Haus vor der Pruckhen" sei ansonsten schuldenfrei.

Wolf Immerl und Margaretha Simbler



PfA Kötzting Matrikel Band 1 ohne Datum nur Jahresangabe 1654

"Es haben öffentlich den Bund der Ehe geschlossen Wolf Immerl, Sohn des Wolf Immerl und seiner Frau und die Margaretha Simberl, Tochter des WAndreas Simberl und dessen Ehefrau aus Waldmünchen. Der Trauzeuge war Andreas Billich."
Am 22.2.1659 verstarb dann auch seine Mutter, Eva Immerl, genannt " die alte Schreinerin".
Sechs Kinder sind von den Beiden in den Kötztinger Matrikeln vermerkt, von denen zwei bereits jung versterben.
Im Jahre 1655 finden wir den jungen Schreioner mit 1 fl 40 xr für "zway aichene Fensterstöck im gemelten Pferdestahl" im Pflegsschloss.
1660 erhält er 45 Kreuzer für diverse Schreinerarbeiten auf dem Torhaus am oberen Tor.
In den Jahren kurz nach 1660 kam es wieder einmal zu einem Zuständigkeitsstreit zwischen dem Pfleger und dem Markt, weil letzterer Verhandlungen an sich gezogen hatte, die eigentlich dem Pfleger zuständen.
In einem Protokoll führt der Pfleger einige Fälle aus dem Kötztinger Verhörsprotokoll auf, die dem Wesen nach ihm zustünden. Bei zweien ist Wolf Immerl Teil der Verhandlung.
HStA München GL Fasc 1818
"Folio 5 (1662) hat Philipp Perr Khueffer nit allein Wolfen Imerl Schreiner mit bloßen Pidtmesser mit Straichen tractirt, sondern auch seinem Weib an ainem Armb ein offne Wunden zugefiegt, derentwegen er dan gestrafft worden per 1 fl 8 xr 4 H"

HStA München GL Fasc 1818

"Folio 25 (1663) ist auch Ander Essterreicher, wegen Wolfen Imerls zugefiegt bluedtrunstigen Straichen gestrafft worden per 1 fl 8 xr 4H:"
Die entscheidenden Stichworte sind hier "offene Wunde" und "blutrünstig". Schlägereien, die blutig endeten, durfte der Magistrat nicht verhandeln sondern dies war der Bereich des Pflegrichters.
In einem anderen Fall - 1667 - musste Wolf Immerl sogar für eine Stunde an die "Schandsäule". Was war passiert?
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1667

"Gottslestern bei dem 100. Sacra  -  Ain Stund an der Schandtsaull
So hat man auch Wolfen Immerl burger und Schreiner alda, umb willen er an St. Sebastianstag bei dem 100. Sacra gefluecht, ain Stund an die Schandtsaull condemniert, an Gelt aber nihil."
In diesem Rechnungsbuch sind noch zwei weitere verfahren wgen Fluchens dokumentiert, einige Fälle sogar noch vom Jahre 165t. Dies passt auch mit einem weiteren Zuständigkeitsstreit zusammen, der seit dem Jahre 1655 vor der Regierung lief (HStA München GL Fasc. Nr. 1818-22r) und als dessen Ergebnis der Kurfürst diese Rubrik am 18.6.1655 den Kötztingern verwehrte und dem damaligen Pfleger von Leiblfing zusprach.
Diese Schandsäule stand übrigens vor der Kirchenburg links neben der - damaligen - Zugbrücke an der kleinen Mauer.
Im Jahre 1675 finden wir den Schreiner WI als Kötztinger Schützenmeister.
StA Kötzting Marktrechnung von 1675
"Wolfen Imerl Schreinern und Hannsen Pölsterl Schuechmachern, beeden Burger und Schüzenmaister alhir, den Schüzenvorthl inhalt Scheins guetgemacht  3 fl 30 xr."
Der "Schützenvortl" war eine - von der Regierung in München angeordnete - alljährliche Zuwendung an das "Landfähndl", sowohl als Anreiz, wie auch als Aufwandsentschädigung.
Als im Jahre 1680 eine ansteckende Seuche im ostbayerischen Grenzgebiet herrschte, gab die Regierung regelmäßig Ortslisten heraus, deren Bewohner keinerlei Zugang zu den nichtinfizierten Städten und Märkten gewährt werden durfte. Solche "bannifizierte", also gebannte Ort wurde an einer großen Tafel angeschlagen.
Im Jahre 1680 erhielt der Schreinermeister 30 Kreuzer für diese Anschlagstafel: "Nachdem die vorher gemachte Tafel von den Tuern worauf die pannifierte Oerthen aufgezeichnet zu klein worden und wegen dem ir lenger eine spezifizierten Oerthen kain Spatium mehr vorhanden gewest, hat man zu dem Endte 5 neue groessere Tafeln machen lassen und dafuer am 9. August Wolf Innerl , Schreiner bezahlen muesen." Der Platz auf der Anschlagstafel an der - vermutlich - Rathaustüre hatte also nicht mehr ausgereicht und so wurden gleich 5 neue und größere Tafeln angeschafft, um all die Orte zu benennen, die "gebannt" waren.
Im selben Jahr erhielt der Schreiner 1 1/2 Gulden für die ""im Wag-und Prodhaus neu gemachte Schragen und Fensterläden." Weiter musste "im Innhaus am Waetzlhof ein neuer Fensterstock gesetzt werden, was ihm 10 Kreuzer einbrachte. Der Hintergrund ist, dass der große Bauernhof in Watzlhof - zusammen mit umfangreichen Grund- und Waldbesitz - dem Markte Kötzting gehörte, was auch bedeutete, dass der Markt die Baulast bei Reparaturen trug.
Nur ein kleines Stück regenaufwärts lag der Kötztinger Schußanger  und drt musste WI im Jahre 1681 "der Schusshütte und am Marktdienerhaus die Thiern und Läden" ausbessern. Auch in der Wuhn - auch für dieses markteigene Gebäude trug der Markt Kötzting die Baulast - kam es regelmäßig zu Reparaturarbeiten. Ganze 9 1/2 Gulden konnte WI an diesen Bau- und Ausbesserungsarbeiten einnehmen. 
Aus dem Jahre 1682 erfahren wir, dass sowohl der Brothüter als auch der Marktdiener ihre Wohnung/Herberge im Kötztinger Rathaus hatten. "Im Rathaus ins Protthietters Hörberg ain Thierl und Fensterladen und in des Marktdieners Camer ain aichen Fensterrahmen und ins Fleischhaus ain neue bankh gemacht": Für all diese Leistungen stand der Schreinermeister mit gerade mal 40 Kreuzer im Rechnungsbuch.
Im Jahr drauf standen wieder einmal die markteigenen - hölzernen - Brunnen zur Reparatur an, für die er "viereckerte Stohln hergeben" musste, als Vierkanthölzer.
Im Jahre 1679 findet sich in den Kötztinger Heiratsmatrikeln ein seltsamer Heiratseintrag:
PfA Kötzting Band 2 von 1679
"In der Pfarrkirche haben Hochzeit gefeiert Vitus Immerl, der eheliche Sohn des Wolfgang Immer und Anna seiner Hausfrau......"
Das wars, der Pfarrer wurde wohl gestört oder hatte keine Lust mehr, jedenfalls gibt es kein genaues Datum und auch keine Braut und keine Trauzeugen. Noch dazu heißt Vitus Mutter Margaretha, als er am 20.7.1655 in Kötzting getauft wurde.
In den Marktrechnung von 1685 findet sich noch eine weiterer Eintrag über eines der Immerl-Kinder.
StA Kötzting Marktrechnung von 1685
"Als sich Georg Billich ledig Standts wegen verybter Schlegerey an der Anna Immerlin auch ledig Standts, verglichen, ist derselbe inhalt Protokolls fol 18 umb 1 Pfund Pfennige gestrafft worden trüfft 1 fl 8 xr 4 H."
Weiter steht Wolf Immerl mit gut einem Gulden in den Marktrechnungen, als er für das "Praune Preuwerk neuen Hopfenseiher gemacht" hatte.
Der Schreinermeister Wolf Immerl verstirbt am 12.7.1686. Trotzdem steht er im Jahre 1688 noch in der Kirchentrachtliste der Pfarrei Kötzting.
HStA München GL Fasc. 1829_62 Kirchentracht und Einkommenslisten des Pfarrers in Kötzting 1688 
"Wolf Immerl 2 xr (=Gebühr für ein Haus)



Am 24.12.1687 heiratete Wilhelm Immerl, Sohn des Wolfgang und der Margaretha, Barbara Ritzenberger aus Arndorf, Tochter des Christoph und der Katharina.

Wilhelm Immerl und Barbara Ritzenberger


Im  Jahr 1692 finden wir das Paar als Schuldner beim Kötztinger Bürgerspital, von dem sie sich 20 Gulden ausleihen. Von Veith Immerl wissen wir, dass er mit seiner Frau Margaretha im Hause mit der alten Hausnummer 53  wohnte und arbeitete. Aus einem Gerichtsakt wissen wir aber auch zuverlässig, dass Veith und Wilhelm Immerl Brüder und Schreiner gewesen waren.
StA Kötzting Marktrechnung von 1697
"Peter Peringer burger und Schreiner, umb er Veith und Wilhelmb Immerl beede Gebriedter auch Burger und Schreiner alhir redo Schelmben verscholten, nach Ratsprotokoll foll 95 per 1/2 Pfund Pfennige gewanndelt worden tuet: 34 xr 2 H."
Der Streit der beiden Schreinermeister gegen den Handwerkerkollegen Peter Peringer ging aber noch weiter mit einem makabren Vorwurf von Seiten der Brüder.... dieses Mal aber vor dem Landrichter, der grundsätzlich für Handwerkerstreitigkeiten zuständig war.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1698
"Veith: und Wilhelmb Immerl beeden Gebrüdern, und Schreinern alhir zu Khözting solle dis Bezichtigung gegen peter peringer ach burger und Schreiner alda, aus Hizigkheit entfahlen sein, als ob er Ursache an Ihres Vatters Tod wehre."
Die Immerls wiesen diesen Vorwurf weit von sich und Peringer konnte seine Seite nicht beweisen, so dass in dem verfahren nur die Ehre Peringers wieder hergestellt wurde und die Brüder die Verfahrenkosten zu tragen hatten.
Wilhelm Immerl kommt in den Akten nur mit der Bitte um einen Steuernachlass im Zusammenhang mit dem Spanischen Erbfolgekrieg vor und endlich im Jahre 1707 erhalten wir nach langen Jahren wieder einmal die Gewissheit, beim richtigen haus nachzuforschen.
Am 24.8.1707 stellte Veith Immerl anstelle seiner drei Schwestern, "im Namen Anna und mehr Anna  dann Barbara, als  seine dreien Schwestern, vom Bruder Wilhelm 10 fl empfangen zu  haben, als dieser das Haus gekauft hatte. Im weiteren Verlauf der Quittungsurkunde ist vom "erkauften Bürgerhäusl ufm Regen" die Rede.

Mithilfe bei einer Hinrichtung


Im Jahre 1717 kam es in Kötzting zu einem "Malefizprozeee" wegen Giftmischeri, bei der der Miltacher Halbbauer Michel Jungmayer angeklagt wurde, seinem "uf der Stuben habenten Inmann Georgen Weber und dessen Eheweib: und zweyen Khündern" zu "zweyen Mahlen Gift beigebracht zu haben." Jungmayr geriet gleich in Verdacht, wurde in Miltach vom dortigen verwalter Johann Georg Stadtler vernommen, gestand den Anschlag und wurde sofort an den Kötztinger Amtmann übergeben und in der Fronfeste eingesperrt.
Am 5. Juli 1717 erging das Urteil: Hinrichtung durch das Schwert und der8. Juli wurde als der Tag der Hinrichtung festgelegt. Johann Jakob Deibler, der Straubinger Scharfrichter kam mit einem Lehenross angeritten und erhielt für die drei tägige "Dienstreise" für sich und seinen Knecht 7 1/2 Gulden.
Der Delinquent wurde ja nicht einfach im Stehen oder Liegen geköpft, sondern musste sich auf einen Stuhl setzen. Diesen Stuhl zu schreinern war der Auftrag an den Schreiner Wilhelm Immerl.
StA Landshut Rentkastenamt Straubing Pfleggerichtsrechnung von 1717
"Wilhelmb Ihmerl burgern und Schreinern alhir zu közting von machung aines Stuehls, worauf der Jungmayr bey der Hinrichtung gesezt: aund ainer truhen, darinn derselbe nach dem gelegt: und begraben worden, guetgethan als der Schein vermag 1 fl 10 xr."
In den nächsten Jahres geht es mit den Besitzverhältnissen dieses Hauses eher turbulent zu, ohne, dass der Grund für die mehrmaligen Verkäufe sichtbar wird.
Am 11.11.1720 verstarb die Bürgerin Barbara Immerl und am 31.3.1721 übergab der Witwer das Bürgerhäusl an seine Tochter Barbara Immerl zum Preis von gerade mal 70 Gulden.
Eine Kuh, eine zinnerne Kanne, alles vorhanden an Leinwand und das gesamte Schreinerwerkzeug solle damit verkauft werden.
Die Käuferin müsse nicht nur die 20 Gulden Grundschuld beim Spital übernehmen, sondern auch für den erst 15 Jahre alten Enkel, Georg Immerl, sorgen und ihn solange in Kost und Logie halten, bis dieser dazu tauglich sei, ein Handwerk zu erlernen. Weiters solle der Verkäufer bis zu seinem Tode gepflegt und auch die Beerdigungskosten übernommen werden.
Am 10.8.1723 jedoch steht das Haus wieder zum Verkauf, und wieder heißt der Verkäufer Wolfgang Immerl. Er verkauft das "besessene Bürgerhäusl unden am Regen zunegst des Millpauern (Hausnummer 68) Leederwerchstatt Behausung stossend" um 100 Gulden an den Inmann von der Multersag (später der Sperlhammer) Wolf Steinbeck und dessen Ehefrau Katharina.
An drauffolgenden Michaeli sollte der Auszug des Verkäufers und gleichzeitig der Einzug der neuen Besitzer erfolgen und zu diesem Zeitpunkt müssten 80fl aus der Kaufsumme in bar erlegt werden.
Dieses Mal ist auch eine Strafklausel bzw. eine "Landtsgebräuchliche Gewahrschaft" von 5 Gulden festgesetzt, falls die eine oder andere Partei vom Kauf zurücktreten wolle oder würde, was ja einen Rückkauf auslösen würde.
Offensichtlich wurde die Strafklausel gezogen, denn am 11.9.1727 kam es zur nächsten Übergabe desselben Hauses. Der Verkäufer wieder Wilhelm Immerl und die Käuferin erneut seine Tochter Barbara. Der Kaufpreis wurde wieder herabgesetzt auf die ursprünglichen 70 Gulden und nur noch seine freie Herberge auf Lebenszeit wird neben den Spitalschulden erwähnt.
Die Schulden müsse die Tochter gleich übernehmen, den Rest der Kaufsumme - 50 Gulden - aber erst bei ihrer Verheiratung bezahlen.
Barbara Immerl, die frisch gebacken Hausbesitzerin, fand ihren Hochzeiter - und vermutlich Geldgeber - und heiratete am 26.1.1728 den Schreiner aus Kleinaigen Johann Georg Trumb. 
Wilhelm Immerl, der Vater, verstarb am 19.1.1729.

Johann Georg Trumb und Barbara Immerl


3 Monate später bereits stellte Wilhelm Immerl seinem Schwiegersohn und seiner Tochter eine Quittung über den Erhalt des Kaufpreises aus.
PfA Kötzting Matrikel Band 14 Heiratseintrag Trumb/Immerl

Im selben Jahr erwirbt JG Trumb das Kötztinger Bürgerrecht und bezahlt dafür als Häusler 7 Gulden.
Auch HG Trumb ist als Schreiner tätig und taucht mit einigen Bauleistungen in den Marktrechnungen auf, so als er im Österreichischen Erbfolgekrieg - 1746 - einige Schäden ausbesserte. So um Beispiel "bei der Ambergerin 2  Fensterstöck und 3 neue Rämbl",  "im Mayerhaus in der Kuchl ain neuen Fensterstockh" und "im Lernbecherhaus 2 neue Fensterrämbl". Da der Markt mit Reparaturarbeiten an Privathäusern nichts zu tun hatte, waren es wohl entweder Schäden durch Einquartierungen oder vorbereitende Arbeiten für bevorstehende Einquartierungen.
Weitere Leistungen in diesem Zusammenhang waren "von Machung einer Thier im Strohhof" (Gärtnerei in Grub) und "im Frischenhaus 5 Fensterstöckh ausgebessert".
Auch die Kötztinger Schusshütte am Anger war reparaturbedürftig und so erhielt der 22 Kreuzer für "Machung eines Ladtens in die Schusshütten, neue Thierstöckh und ausbesserung der Thier."
In den Sptalrechnungen von 1734 heißt es: "Trumb Hans Georg, Schreiner und Strasser Joseph beide Bürger, um einen ganz neu verfertigten Spital Zöch Schrein bezahlt1 fl 13 kr " Der Zechschrein ist eine Geldtruhe.

Johann Georg Trumb und Isabelle Zadler




Am 8.3.1742 verstarb die Schreinerin Barbara Trumb und am 22.1.1743 heiratete der Witwer eine  Kötztinger Witwe, Isabella Zadler mit Namen, die selber aber bereits wieder am 14.4.1752 starb.
Gleich nach ihrer Heirat jedoch stand Isabelle trumb vor dem Landrichter, weil sie von dem Kötztinger Bürger Mathias Reithmayer verklagt worden war, weil sie ihn einen "Kropfwürth betitelt" hatte.
Isabelle gibt das durchaus zu, gibt aber zu Bedenken, dass sie diesen Ausdruck nicht als Schimpfwort einordnen würde, weil "der Kläger sowohl imm Marckht als ansonsten aso betitelt " würde "und er sich selbst aso nennet." Reithmeier meint aber trotzdem, das " er nit schuldig dergleichen Spiznämb zu gedulten". Das Landgericht belässt es bei einer Ermahnung der Frau Trumb, bürdet ihr aber dennoch die Verfahrenskosten auf.
In den Spitalrechnungen von 1751 lässt sich nachlesen: "1751  Hans Georg Trumb bürgerl. Schreinermeister, hat für den in diesem Jahr abgeleibten Johannes Frünß Pfriembter, eine Totentruhe und Kreuz gemacht. Dann 2 Fensterstöck mit Läden  in dem Zimmer gemacht. - 3 fl 20 kr "

Johann Georg Trumb und Maria Klinger

Nach dem Tode der Isabella heiratete der Witwer erneut, dieses Mal - am 4.2.1754 - war es eine Lamer Schreinerstochter, Maria Klinger mit Namen.
 Mit seiner dritten Frau schloss er am 15.7.1755 einen Heiratsvertrag, nachdem ihm diese die versprochenen 100 Gulden Mitgift gebracht hatte; er verschrieb ihr dafür das Bürgerhäusl neben der Schreinersgerechtigkeit.
Seine Schreinerarbeiten an der Schusshütte aus dem Jahre 1747 waren wohl schon wieder hinfällig, da er 1758 bereits wieder mit einer ähnlichen Bauleistung in den Büchern steht. "2 neugemachte Thieren uf die Schiessstatt und 1 Thierstockh" musste er für 45 Kreuzer neu machen. In einem anderen Zusammenhang - beim Brechhaus - wurde vom Magistrat festgestellt, dass solche unbewohnte und freistehende "Gebäude" manche Mitmenschen dazu verleiteten, mitzunehmen, was nicht niet- und nagelfest war. Ähnliches wiederholte sich 1762: "zum Schiesshaus 2 neue Läden gemacht" brachten ihm 30 Kreuzer ein.

Johann Georg Trumb und Franziska Karl


HG Trumb hat kein Glück mit seinen Ehefrauen, auch die Frau Nummer 3 stirbt, am 12.7.1760 war die Beerdigung und seine nächste Ehefrau wird Franziska Karl aus Kötzting, die ihm aber nur 10 Gulden an Heiratsgut in die Ehe einbrachte.
Das Bäumchen-Wechsel-Dich Spiel geht weiter. Ehefrau Nummer 4 stirbt am 30.10.1770 und der Witwer heiratet zum fünften Male.

Johann Georg Trumb und Barbara Holzer 

Barbara Holzer aus Chamerau wird seine nächste, seine fünfte Ehefrau.
Im Alter von 78 Jahren stirbt dann auch der Schreiner Johann Georg Trumb am 29.11.1780.
Wenige Monate zuvor, am 13.1.180 hatte der Schreinermeister JG Trumb das "von seinem ersten Eheweib Barbara Imerlin am 11.09.1727 übernommene Haus vor der Prucken zwischen dem abgebrochenen Mauermeisterischen Häusl(?) und der Kellermeierischen Ledererwerkstattbehausung entlegen" an dern Sohn vierter Ehe, Jakob Trumb um 100 fl.

Jakob Trumb


Bald darauf versuchte sich der junge Schreiner an einer Art von frühem "Warenterminkontrakt", er bewarb sich beim Prior des Klosters Rott in Kötzting um das freiwerdende Lehen des Dorfes Hofern.
Nachdem der vorherige Lehensträger, der Kötztinger Bürger und gleichzeitig Richter in Kolmstein Johann Christoph Magerer, 82jährig im Jahre verstorben war, stellte der Markt Kötzting bei der Probstei bzw. dem Kloster Rott den Antrag das Lehen über das Dorf "Hofern, samt dem zugehör, Holzwachs und Gründten" neu zu vergeben und zwar an den Schreinermeister Jakob Trumb.
In einem eigenen Lehensprotokoll beruft sich die Probstei Kötzting bei seinem neuen Lehensträger auch auf dessen Pflichten: ... daß ein Vasall seinen Lehensherrn getreu und gewärtig seyn, dessen Frommen und Nutzen befördern, Schaden wendten, das Lehen getreulch verdienen, ohne dero Wissen weder etwas verkauffen, verändern oder entziehen, noch anderes dergleichen gestatten, auch die verschwiegen, oder versessene Lehen welche bekannt, oder in Erfahrung gebracht werden offenbahren, und sonst all jenes, was ein getreuer Lehenvasall schuldig ist, zuthun haben solle, genannt befolgen, einen geferttigten Revers ausstellen und im übrigen den schuldigen Lehenreich per 30 fl samt dem Nachrecht, und anderen rechtlichen Gebührenüssen unweigersam entrichten werde...."

Jakob Trumb und Dorothea Lippert


Am 1.10.1781 heiratete der junge Schreiner die Kötztinger Bürgerstochter Dorothea Lippert.
Im Sommer1784 hatte die Familie Trumb einen Totalschaden mit ihrem Haus erlitten, wie aus einer neuen Schuldverschreibung zu entnehmen ist..
Ende August 1784 leihen sie sich 100 Gulden von der Kötztinger Pfarrkirche.
"das Ihmem zu unumgänglicher auferbauung ihres durch das gewässer vast gänzlich ruinirten Heusels von dem lobwürd. Unßer Lieben Frauen Pfarr: und Markts Gottshauß alhier...."
Es kam offensichtlich wieder einmal zu einem Hochwasser am Regen, welches ihr am Ufer stehendes - vermutlich hölzernes - Haus soweit schädigte, dass zu einem Neubau geschritten werden musste.
Drei Mädchen wird das Paar bekommen, das letzte, eine Barbara, am 4.4.1785.  Wenige Monate später stirbt die junge Mutter, 30 jährig, am 23.08.1785. Bereits drei Monate später, im November, heiratet der Witwer Jakob Trumb Katharina Strohmayr, eine Kutschertochter aus Stephansposching und im August 1786 kommt bereits das erste Kind auf die Welt, Georg Adam, dem noch 9 weitere Geschwister folgen sollten. Auch seine zweite Frau wird nicht sehr alt, sie stirbt bereits im Alter von 40 Jahren am 25.12.1800. Ganz im Stile seines Vaters verheiratete sich Jakob ein weiteres Mal. Die Kötztingerin Therese Hartl wurde am 26.4.1801 seine dritte Ehefrau mit der er sieben weitere Kinder bekam. 
Zu diesem Zeitpunkt war er aber schon lange nicht mehr der Besitzer des Hauses. 
HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B4 Kirchentrachtliste
"Jacob Trumb Schreiner   Kirchentracht 2 xr."



Josef Prandl und Anna Maria Hock




Vermutlich war Jakob Trumb finanziell nicht in der Lage gewesen, den erzwungenen Neubau zu schultern, denn am 18.12.1786 verkaufte er sein "Haus, 13.01.1780 übernommen und seither neu erbaut vor der Prucken zwischen Anton Schoellingers Garten und Josef Stoiber, Lederer, Haus" an den Kötztinger Inwohnersohn und Bräuknecht Josef Prandl und an dessen Braut, Anna Maria Hock aus Grub, um 336 Gulden.
Schulden in Höhe von 50 Gulden beim Spital, 100 Gulden bei der Pfarrkirche und 12 Gulden an den Kötztinger Ziegelverwalter, 40 Gulden an Bernhard Auzinger und eine "Schrällische Bretterschuld" über 31 Gulden lagen auf dem Hause.
Die - nach Abzug aller Schulden - verbliebenen 70 Gulden sollten den Trumbschen Kindern aus erster Ehe als Muttergut geschrieben werden. Am Ende wurde noch vereinbart, dass "denen Verkäufern einem wie dem anderen die grössere Stuben, samt der anstossenten Kammer und der über beide gehente Poden, auf deren Leibsleben lang, samt dem gegen dem Stoiber zu liegend kleinen Gärtl .... zur freien lebenslänglich unvertriebenen hörberg gestalten angelaster werden und verbleiben solle, daß iedes nach ein: oder andern verabsterben, sich widerum verehelichen derfe ohne jedoch einen solch zweyt: oder dritten ehegatten miduntter Hörberg anverheurathen zu können. Wegen solcher ad dies vitae genüssenden Hörberg aber haben die Verkäufer mit Ausschluss der Gräber Gilt die Hälfte der sich ergebenten ausgaben ohnweigerlich abzufiehren, und hiermit jährlich richtig zuzuhalten.
Ratione der dato noch nicht völlig vollenden Ausbauung haben sich die Theile dahin verstanden, daß Käuffer all noch abgängige Notturft ex propriis beyschaffen und mit der Hand mit Arbeiten wolle. Der Verkäuffer hingegen all noch abgängigs an Pöden Verschlagen und dergleichen machen haben solle."
Die Situation war nun also so, dass die zwei Parteien in einem erst halb fertiggestellten Häuschen leben mussten, das sie auch noch gemeinsam erst fertigstellen wollten.
Jakob Trumb wird in der Marktrechnung von 1788 bereits als "bettelarmer Inwohner" bezeichnet, der aus dem "Fundus pauperum" - dem Armenfond - 2 Gulden Zuschuss bekam, weil er noch 4 Brautgulden schuldig gewesen war.
Die Sache ging aber nicht lange gut, bereits 1792 landete die ANgelegenheit zunächst vor dem Magistrat und später sogar bei der Regierung in Straubing.
"Trumb Jakob Schreiner zu Kötzting gegen Brandl Joseph Häusler z Kö wegen  Herbergsnießung. 
Trum und Brandl haben ,scharfzüngige Weiber" die sich dauernd beschimpfen. Schließlich befiehlt die Regierung Straubing, wenn die Frauen keine Ruhe geben diese Vor- und Nachmittag vor das Rathaus zu stellen mit dem ,Schnabl". Das Weib von Joseph Brändl hat ein Loch in die Stubenwand zum Trumm gebohrt. "
1790 kam es in Kötzting, gerade war die jahrzehntelange Spaltung der Marktgemeinde wegen der Aufteilung der Hofmark Reitenstein wegen des Rücktritts des streitbaren Kammerers Luckner endlich überwunden, als es zu einem neuen Streitthema kam, die Frage eines Brückenbaues über den Regen hinüber zum Galgenberg. (heute der Ludwigsberg).
Die im Sommer 1784 so stark geschädigten Regenanlieger gingen auf die Barrikaden, um diesen Bau und damit eine mögliche Behinderung des abfließenden Wassers zu verhindern. Es kam unter der Ägide der Regierung in Straubing zu Ortsterminen und Befragung von Sachverständigen, die die Befürchtungen der Hochwassergeschädigten aber nicht beschwichtigen konnten. Am Ende kam es zu einer schriftlichen Abstimmung, bei der sich Josef Prandl natürlich auf der Seite der Ablehner finden lässt.

Aus der Zeit der Napoleonischen Kriege haben wir wegen Einquartierungen und Kontributionszahlungen einige Bürgerlisten, auf denen wir Josef Prändl auf dem Haus nachweisen können. Die damaligen (vor 1840) vergebenen Hausnummern sind immer um einige Zahlen zu gering, weil die Gebäude in Kirchen- bzw. Marktbesitz damals nicht mitgezähl wurden.
In der Liste der Häusler folgt auf die Nummer 60 (heute das Oberbergerhaus) die Nummer 62 Josef Prandl. Die fehlende Hausnummer 61 (der Lederer Stoiber) findet sich in der Liste der Marktlehner.
StA Kötzting AA I 13 Einquartierungen ab 1796
"60 Adam Hollmaier
62 Jos. Prandl
66 Bapt. Lanzl
"

Im Jahre 1806 kam es in Kötzting zu einer "Kommunalwahl", bei der nicht nur der Bürgermeister, sondern auch die Markträte und der Gemeindeausschuss von den männlichen Kötztinger Bürgern gewählt wurden. Wahllisten gab es keine, jeder Wähler schrieb seine Wunschkandidaten auf einen Zettel und dessen Vorschläge wurden in einer Tabelle zusammengefasst.
StA Kötzting LGäO Kötzting Nr. 793

"Hausnummer 62 Joseph Präntl
Bgm: Schepperl
Räte: Peter Kraus - Jos. gerstl - Anton Mack - Jos. Piendl
Ausschuss: Lorenz Müllbauer - Jos. Reithmaier - Johann Pfeffer - Anton Kreml"

Sogar der eigene Wahlzettel des Josef Prandl hat sich erhalten:

StA Kötzting LGäO Kötzting Nr. 793

Als seine erste Ehefrau ,Anna Maria Prantl, eine geboren Hoch, verstorben war, heiratete der Witwer am 10.1.1809 Anna Maria Holzer aus Kötzting., die jedoch am 8.2.1816 im Alter von gerade mal 37 am Kindsbettfieber starb. Im Mai desselben Jahres heiratete Joseph Prantl dann zum dritten Male, dieses Mal führte der Barbara Weber aus Miltach zum Traualtar.
Bei dieser letzten Heirat musste er einen Heiratsvertrag abschließen, auch, weil es galt, das mütterliche Erbe seiner Kinder aus den vorherigen Ehen abzusichern.

LGäO Briefprotokolle Kötzting 930 1815-1816
"Muttergutsauszeigungsbrief ad 140 fl."
 Drei Kinder aus seiner zweiten  Ehe - Anna 7 Jahre alt - Joseph 4 Jahre al und Peter 2 Wochen alt - galt es abzufinden. 

Als im Jahre 1840 der Grundsteuerkataster in Bayern angelegt wurde, heißt es bei der Hausnummer 69:
StA Landshut Grundsteuerkataster 5038
"Hausnummer 69 in Kötzting beim Prandl, Barbara Prandl
Ein Haus:
gebäude
Wohnhaus, Hofraum und Gartl"
Und im Kommentar dazu:

"Laut Brief vom 18. Dezember 1786 mit ihrem verstorbenen Ehemann Josepg Prandl inschließlich Lit B von Jakob Trumb um 336 fl erkauft
Laut Briefs vom 27.Febr. 1845 von den Barbara Prandlschen Relikten um 550 fl übernommen."
Dieser Zusatz im Grundsteuerkataster gibt uns den Hinweis auf den nächsten Besitzer.


Michael Prandl und Seiderer Maria 


StA Landshut Grundsteuerkataster 5041 Umschreibeheft 1841-1860

"II. Quartal 1844/45
Angemeldet am 27. Februar 1845
Die Prandlschen Relikten Haus Nro 69 zu Kötzting übergeben an ihren bruder Michael Brandl um die Summe von 550 fl nemlich
LitA 
Das Wohnhaus p. Plnr. 138 et 131 1/2 mit dem Gemeindenutzungsrecht und
Lit B
Das Gruberackerl PlNr. 791
Die obigen besitzungen sind gerichtsbar zum k. Landgericht dahier, die hierauf haftenden Abgaben in ihrer bisherigen größe unverändert.
Unterschrieben:
Michl Prandl - Anna Maria Brandl - Xaver Brantl"

 Zwei Wochen vor dieser Verbriefung hatte der junge Häusler Michael Prandtl die Kötztinger Pechlerstochter Maria Seiderer geheiratet.
Am 13.8.1848 verstarb der Häusler Michael Prandtl im Alter von gerade mal 31 Jahren an der Lungensucht und das Haus ging nun zunächst an seine Witwe.
StA Landshut Grundsteuerkataster renovierter Kataster von 1860
In diesem Kataster von 1860 steht noch der 1848 bereits verstorbene Michael Prandl als Besitzer.
Im April 1860 jedoch verkaufte die Witwe Maria Prandl das Haus an Josef Huber.



Huber Josef und Brandstetter Barbara

Der aus Lam stammende Stricker Josef Huber hatte bereits am 23.7.1855 die Kötztinger Strickertochter Barbara Brandstetter geheiratet. 
Im Jahre 1855 erhielt der junge Strickermeister seine Freisprechung und die Eintragung in die Meisterrolle. (AA X-30)



Sieben Kinder bekamen die beiden, bis Josef Huber bereits im jungen Alter von gerade einmal 31 Jahren am 30.6.1868 an der Lungensucht verstarb.
Ab dem 15. Oktober war nun die junge Witwe die alleinige Besitzerin des Hauses.

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5050 Umschreibeheft


Dirscherl Wolfgang und Franziska

Im Umschreibeheft des Hauses werden Wolfgang Dirscherl und seine Frau, Franziska, mit Datum des 17.6.1876 als die neuen Besitzer vorgetragen, die das Anwesen durch Kauf an sich brachten.
Am 19.6.1883 verkauften die Beiden das Haus dann bereits weiter an die Kinder des Färbers Holzapfel, Josef, Maria, Theres und Alois. Von dem vorherigen Besitzerpaar ist ansonsten nichts in den Kötztinger Akten zu finden.  

Holzapfel Josef , Maria, Theres und Alois


Als im Jahre 1885 der Nachbar, Gerhard Lukas, sein Haus aufstocken wollte, finden wir in dessen Bauakt auch einen Lageplan, mit der Angabe seiner Nachbarn; hier unter der Signatur "e" das "Wohnhaus des Jos. Holzapfel und unter "f" den Backofen desselben.

StA Landshut Baupläne BZA/LRA Kötzting Nr. 3147
Mit den Holzapfelschen Färberkindern geht es uns ähnlich, wie bei den beiden vorherigen Besitzern, sie stehen zwar gesichert im Grundbuch, tauchen aber ansonsten nicht in den Akten auf.

Am 30.4.1892 scheidet Josef H. aus der Eigentümergemeinschaft aus und ab dem 21.2.1909 heißen die beiden Besitzer nur noch Alois Holzapfel und Therese, nunmehr eine verheiratete Lerchl.








DIA-Repro 493 links das "Farberhaus".

Eine ähnliche - aber kolorierte - Postkarte gibt es von demselben Motiv.


Im Umschreibeheft nach 1911 geht es weiter mit der Besitzerabfolge:


Anfang des 20. Jahrhunderts erschien folgende Geschäftsanzeige im Kötztinger Anzeiger.


Bis zum 21.12.1949 waren die Besitzer noch zu 2/3 Alois Holzapfel und zu 1/3 Frau Therese Lerchl in Einbeck.
StA Landshut Grundsteuerkataster 


Vom Ende der Vierziger Jahre haben wir eine Aufnahme von Josef Barth.
Foto Barth Josef






Durch Kauf vom 10.11.1950 ging das Anwesen in die Hände von Max und Lina Kroher über.

Kroher Max und Lina


Aus der Zeit, als die Familie Kroher auf dem Haus war, haben wir ein paar Bilder für unsere Sammlung erhalten.
DIA-Repro 3531 Vor der Tür Max Kroher mit Kindern, im Fenster Reifenreklame



Kroher Max wechselte Mitte der Fünfziger Jahre in die untere Bahnhofstraße, als der vorherige Evangelische Beetsaal durch den Bau der eigenen Pfarrkirche frei geworden war.
Geschäftsanzeige Max Kroher KÖZ 1961


Kurz Franz

Aus dem Jahre 1949 haben wir in unserer Sammlung ein Foto des Sattlers Ludwig Barth, der sich mit seinen Gesellen hatte ablichten lassen, darunter auch Franz Kurz am Beginn seiner Berufslaufbahn.
DIA-Repro 1386: Foto im Atelier Pleier mit Matratzen und Sofa, v. li. Ludwig Barth, Sattlermeister, Franz Kurz, Josef Kufner (Simon Weißenregen) Johann Mühlbauer Kettersdorf.



Am 23.3.1956 kaufte Franz Kurz das kleine Haus am Regen und baute es postwendend um.
Aus Abgaben an unsere Bildersammlung aus dem Nachlass der Familie Greiner haben wir die folgenden Bilder zusammen mit der Information.

DIA-Repro 1608 mit der zusätzlichen Information: "Nachlass Greiner damals von Familie Greiner bewohnt. Wurde 1962 durch Haus Möbel Kurz ersetzt"

DIA-Repro 1609: am Regen Lukasgasse

Vom Ende der 50er haben wir Luftaufnahmen, die den Moment festgehalten haben, als das kleine Haus in ein modernes Geschäftshaus umgewandelt wurde.



 
Luftaufnahme Sammlung Serwuschok 






 
KÖZ 1966 im Mai in der Pfingstbeilage

DIA-Repro 1034 das Möbelhaus Kurz ca. 1964

Franz Kurz KUSW069

Viele Jahre später, als sich die Firma Möbel Kurz an der Lamerstraße vergrößert hatte, zog ein Versicherungsunternehmen in das Haus am Regenfluss.
Als dann im Jahre 2002 Kötztings aufwändiger und teurer Hochwasserschutz durch ein Jahrhunderthochwasser oberhalb der Schutzbauten diese hinterrücks überwanden, stand wieder einmal der gesamte Spitalbereich tief unter Wasser und Frau Rabl Dachs konnte folgende Aufnahmen schießen, bei der wohl eine Rettungsmaßnahme mit einem Vergnügungspaddler zusammenkamen.


Foto Christa Rabl-Dachs



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.