Von Grafenwiesen bis zum Lindnerbräu
eine historische Wanderung
Nachdem der erste Versuch einer Vermischung der "Historischen Einkehr" mit einer Wanderung im Jahr 2023 sehr erfolgreich verlaufen ist, machen wir uns daran, dieses Format in mehrerlei Hinsicht noch ein wenig zu erweitern.
- Wir werden am Samstag den 20. April 2024 um 16.00 Uhr im Kötztinger Hauptbahnhof in die Eisenbahn einsteigen und gemeinsam bis nach Grafenwiesen fahren.
Für die Personen, die schon lange nicht mehr mit dem Zug gefahren sind, hier ein Hinweis: Die Fahrkarten müssen im Zug erworben werden. Natürlich können uns Teilnehmer auch direkt am Bahnhof in Grafenwiesen erwarten.
Die Fahrtzeit sollte weniger als Minuten dauern. - Die Abfahrt in Kötzting Hauptbahnhof (soviel Zeit muss schon sein) ist um 16.02 Uhr. Wer im Bahnhof Kötzting-Zellertal zusteigen möchte, hat halt dann weniger Zeit, um den Begrüßungstrunk zu genießen.....
- In Grafenwiesen angekommen, beginnen wir eine Wanderung entlang des Weißen Regens, von Mühlenstandort zu Mühlenstandort.
- Wir werden unterwegs an einer Brotzeitstation eine Pause einlegen.
- Danach geht's weiter von Mühle zu Mühle, bis wir schlussendlich beim Lindner-Bräu, der früheren Herrensäge, unser traditionelles "Einkehrmenue" kredenzt bekommen.
So stilvoll wie es der Kötztinger Hauptlehrer Josef Bock im Jahre 1938 hier abgebildet hat, werden wir uns wohl nicht fortbewegen können, und auch bis zum Bahnhof Watzlsteg werden wir nicht fahren; trotzdem ist dieses Bild ein gutes Beispiel für unser Unterfangen.
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Foto Josef Bock |
Wir steigen also bereits am Bahnhof Grafenwiesen aus und beginnen von dort unsere Wanderung. Von diesem Bahnhof in Grafenwiesen, haben wir sogar aus der Feder von Mathias Heilmeier eine historische Zeichnung.
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Grafenwiesen vom 29. Mai 1899 |
Wir gehen längst durch den Grafenwiesener Park und können auf dem Wehr bei(m) Zittenhof den Weißen Regen zum ersten Male überqueren.
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Foto Pongratz Zittenhof |
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Grafenwiesen mit Zittenhof um 1930 |
Diese kleine Siedlung - flussabwärts von Grafenweisen - hat eine sehr lange Geschichte als eine kleine adelige Hofmark. Ein früher Hofmarksherr Mooshammer aus Zittenhof steht in engem Zusammenhang mit dem Braurecht des heutigen Hotels zur Post. Spätere Besitzer hatten verwandtschaftliche Beziehungen zu den Schierlitz in Thenried.
Auf dem Weg weiter in Richtung Kötzting kommen wir an einem historischen Mühlenstandort vorbei, bei dem heute nichts mehr an eine Mühle erinnert: die Lutzengeiger-Mühle.
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Lutzengeigermühle |
Die Katasternummer 18 1/2 verweist auf eine Abspaltung der Hausnummer 18 im Grundsteuerbereich von Voggendorf und damit ist auch bereits die Verbindung zur nächsten Mühle hergestellt.
An die Lutzengeigermühle erinnern nur noch die deutlich sichtbaren Werkskanäle.
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Foto Pongratz Lutzengeigermühle |
Es geht weiter auf der Straße in Richtung Fessmannsdorf. Die Fessmannsdorfer-Mühle - früher sehr lange Zeit in Besitz einer Familie Hofbauer - ist ein sehr alter Mühlenstandort und hat im Grundsteuerkataster von Voggendorf die Hausnummer 18. Der Namensgeber der vorherigen Mühle - Geiger - hatte eine Tochter des Fessmannsdorfer Müllers Hofbauer geheiratet.
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Foto Pongratz März 2024: die Fessmannsdorfer Mühle |
Die Familie der Hofbauer war eng mit Kötzting verbunden. Nicht nur, dass Mitglieder dieser Familie manchen Zeiten Kötztinger Bürger geworden und so von Zeit zu Zeit in den Kötztinger Wirtshäusern bei Raufereien aktenkundig geworden waren, auch bei der Entstehung des heutigen Lindnerbräus war Hofbauer mit im Spiel.
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Plan des Paulus Hofmann, um einen neuen Mühlenstandort genehmigt zu bekommen ca. 1650 |
Als in Kötzting im Jahre 1741 die vom Markt unerwünschte und vom Sagmüller Paulus Hofmann gegen Widerstände durchgesetzte "Filialmühle" - historisch gelegen zwischen der Sagmühle und der Hammermühle - abgerissen wurde, erwarb Hofbauer das Baumaterial und erbaute damit die neue - später Lutzengeiger genannte - Mühle flussaufwärts seiner eigenen Sagmühle. .
Weiter gehts in Richtung der Fessmannsdorfer Häuser beim Herrenweiher, wo wir auf einem Wiesenweg - Grafenwiesener Kirchenweg - ein Stück Regenaufwärts gehen, um über das Stauwehr des Sperlhammer Kraftwerks den Regenfluss zu überqueren.
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Foto Pongratz Stauwehr Sperlhammer |
Der nächste Mühlenstandort ist die
Multerer- oder Erbermühle, aus der dann ab 1830 der "
Sperlhammer" entstanden ist, eines der ersten Eisenwerke im Bayerischen Wald.
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Die Sperlhammer Sägemühle im Jahre 2012: Foto von Erich Stauber |
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Sammlung Stadt Bad Kötzting |
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Sammlung Stadt Bad Kötzting |
Im Hause Sperlhammer werden wir eine kleine Brotzeit zu uns nehmen können, sozusagen die Vorspeise für unser späteres Abendmenue.
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Foto Pongratz Sperlhammer |
Nun geht es durch eine spektakulär grüne Auwiese zurück an den Regenfluss und beim "Gänskragen" wechseln wir wieder die Flussseite und sind dann bereits im "Marktgeding" der Stadt Bad Kötzting.
Es folgt der Hedwigsfall, eine Stauanlage, welche das Wasser sowohl für die Wiesmühle aufstaute als auch uns Kötztingern früher ein tolles Freibad ermöglichte.
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Krämerarchiv 1-112 |
Diese Mühle, als "Wissing" oder "Wiesing" bezeichnet, steht in den frühen Salbüchern des 14. Jahrhunderts als ein eigenständiger Ort neben dem Mart Kötzting. Die Besitzer dieser Wiesmühle waren später Marktlehner und Bürger des Marktes Kötzting.
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Foto Pongratz Hutwöhr |
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Serwuschok Luftaufnahmen |
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In einem Salbuch/Steuerliste des Klosters Rott vom letzten Drittel das 14. Jahrhunderts wird noch zwischen den Mühlen (mola) des Marktes "Chotzting" und der in "Wising" unterschieden. |
Im Markt Kötzting herinnen folg(t)e zuerst die Marktmühle, die dann ein Opfer der Kötztinger Hochwasserfreilegung wurde.
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Foto Pongratz |
Danach schließt sich die Sagmühle an, die wir hier in der Auflistung aber eigentlich auslassen müssten, da diese ihre Kraft nicht aus dem Regenfluss sondern vom Gruberbach erhält.
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Serwuschok Luftaufnahmen |
Weiter geht die Wanderung zur Hammermühle, an deren - alten - Werkskanal wir bereits vorher vorbeigegangen sind.
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Serwuschok Luftaufnahmen |
Das Ziel der Mühlenwanderung ist die frühere Kötztinger Herrensäge und spätere Sagmühle des Carl Lindner. Dieser bekam bereits im Jahre 1873 die Genehmigung, auf seinem Anwesen auch eine Brauerei zu errichten, der heutige Lindnerbräu.
Zwischen der Hammermühle und der Sagmühle, - etwas oberhalb der Stelle, auf der man auf dem obigen Foto das "Lindnersche Saghäusl" erkennen kann - befand sich noch der Vorläuferbau dieser Herrensäge, der - siehe oben bei der Fessmannsdorfer Mühle - später abgerissen und vom Hofbauer aufgekauft wurde.
Beim Lindnerbräu werden wir uns dann wieder verwöhnen lassen und zwischen den einzelnen Gängen des "Einkehrmenues" gibt es dann vieles an historischen Bildern, Plänen und Geschichten zur Mühlengeschichte.
Also Termin vormerken: 20.April 2024
Die Anmeldung der Teilnehmer - es ist nur eine begrenzte Anzahl an Teilnehmern möglich - erfolgt wie immer über die Kötztinger Tourist-Info.
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