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Freitag, 5. Januar 2024

Kötztinger Häuserchronik - beim Winterschneider

    Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen.

Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.
Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.


alte Hausnummer 65

beim Winterschneider

Ausschnitt aus der Uraufnahme von 1831 aus Bayernatlas.de

DIA-Repro 1358


Pfeffer Hans und Anna


Der erste Hinweis auf einen Besitzer kommt aus einer Verbriefung eines Hauses, in welchem dessen Lage - wie damals üblich -  nur durch die Beschreibung der beiden Nachbarn definiert wurde.
Ein Schneidermeister Hans Pfeffer nennt seine beiden Nachbarn Streicher - von dem wir wissen, dass er auf dem Hause mit der späteren alten Hausnummer 66 gewohnt hatte, und ein  Schwelmair, der auf dem Haus mit der Nummer 64 nachgewiesen wurde. 
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokollband 1

"Quittung
Hanns Pfeffer burger und Schneider zu Plädling, weillend Stephan Pfeffers burger und Webers alhir zu Khözting seel hinterlassener Sohn, quittiert seinem vettern Hansen Pfeffer burger und Schneider alda, umb sein angefallne Erbsportion so von seinem vettern Peter Raaben heriert, und besagter Pfeffer in erkhauffung seines Hauss oder Prandstatt, bei dem Undern Thor am regen zwischen Adamen Schwelmair und Mathesen Streicher heusern ligent, entlehnt und 34 fl gewesen, heunt dato gegen yberantwortung...
...dieser Quittung mir Paar zuegestellt und bezalt hat, deßwegen er ime auf ewig Quittiert
Actum den 10. Jener anno 1654
Zeugen
Sigmund Raidt des Raths und Veith Raid, Gastgeber"

Der ganze Vorgang klingt etwas konfus für unsere Ohren, jedenfalls haben wir hier das abgebrannte Haus am Regen, gleich beim "unteren Tor", das der Schneider Hans Pfeffer bereits vor mehreren Jahren gekauft  hatte, und sich zu diesem Zweck von seinem Verwandten Peter Raab 34 Gulden geliehen hatte.
Dieser Peter Raab war wohl zwischenzeitlich verstorben und Hans Pfeffer hatte die Schuldsumme nun dem Erben des Peter Raab, dem anderen Vetter, nämlich - dummerweise ebenfalls - Hans Pfeffer - aber aus Plattling - ausbezahlt, für dessen Empfang dieser nun eine Quittung ausstellte.

Mit Datum des 2.5.1644 ist eine erste Geburt des Schneiders Hans Pfeffer mit einer Anna in Kötzting dokumentiert, der noch 5 weitere - bis 1658 - folgen werden, zwei der Kinder werden auf den Namen "Johann" getauft.

Einschub
Im Status animarum wird mit der Handschrift von 1636 (dieses Dokument wurde von drei Schreibern gefertigt, die letzten Einträge stammen ca. von 1655) ein Familienbogen der Schneiderfamilie Pfeffer aufgeführt, bei dem ich mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehe, dass es sich um unsere Familie handelt. Das würde bedeuten, dass "unser" Hans Pfeffer vermutlich der ältere der drei "Hansen" ist, der 1636 bereits 16 Jahre alt ist, damit könnte er 1643 bereits gut im heiratsfähigen Alter gewesen sein.
PfA Kötzting Matrikel Band 1 Status animarum

"Hannß Pfeffer Schneider  Margreth ux(or=Ehefrau)
F(ilius=Sohn): Hans 13
Hans 16
Michael 1 Jahr
Hanns 7 Jahr

Magdalena 14 Jahr."
Mit dieser Abstammung ist aber noch keinerlei Beleg auf eine Besitzübertragung möglich, da in der obigen Quittung von einem Kauf und nicht von einer Übergabe die Rede ist. ABER, was hier schon auffällt ist, dass Hans Pfeffer in der Liste gleich neben Mathes Streicher steht, der auch in natura sein Nachbar sein wird.
Am 16.9.1641 ist eine Hochzeit protokolliert, als ein Hans Pfeffer eine Anna Immerl heiratet. Da keinerlei Zusatzinformation dabei mit protokolliert ist und es in der Zeit mindestens drei Pfeffer-Familie gegeben hatte, bleibt es bei diesem Hinweis.
Einschub Ende
Ähnliches gilt für einige weitere Fundstellen eines "Hans Pfeffer aus Kötzting", die jedoch ohne eine Berufsbezeichnung "unserem Schneider" nicht mit genügender Sicherheit zugeordnet werden können.
Erst in den Jahren 1672 und Jahre 1674 findet sich ein Hinweis, der uns weiterhilft und später sogar den Namen "Hans Pfeffer" mit dem Namen des Nachfolgers Wolf Fritz verbindet, der und aus anderen Quellen bekannt ist. 
Spitalrechnung von 1672:

StA Kötzting Spitalrechnung von 1672

"Hannsen Pfeffer burger und Schneider alhir sein 50fl inhalt Schuldtverschreibung, de dato 28.May ao 1668 vorgeliehen worden, hierumben er sein behausung beim regenthor verschrieben, thuet der Zinß 2 fl 30 xr."



Wolf Fritz und Magdalena Pfeffer

Am 13.2.1673 hatte der Kleinaigener Wolf Fritz Magdalena, die Tochter des Schneiders Hans Pfeffer, geheiratet.
PfA Kötzting Band 1 Seite 256
"Ebenfalls am 13. Februar wurden in der Pfarrkirche Kötzting ehelich verbunden Wolf Friz, ehelicher Sohn des Webers von Kleinaigen Wolf Friz und seiner Ehefrau Katharina, mit der Magdalena Pfeffer, ehelicher Tochter des Kötztinger Schneiders und Bürgers Hans Pfeffer und seiner Ehefrau Anna.
Die Trauzeugen waren die beiden Kötztinger Wolf Immerl und Michl Stiegl.
Die Trauung vollführte Pater Emmeram."

Auch in den Spitalrechnungen lässt sich dieser Besitzwechsel belegen.

StA Kötzting Spitalrechnung von 1675
"Hanns Pfeffer burger und Schneider alhir, aniezt Wolf Friz auch Burger und Leinweber alda, und Magdalena sein Eheweib, haben sambt weiblicher verzicht sein Pfeffers in erkhauffung dessen behausung übernommene 50 fl crafft Schuldtbriefs de dato 22.pbris anno 1674 uf berierter Behausung zugeniegen Versichert und geben zu Georgi Zins 2 fl 30 xr."
Zur selben Zeit als er das kleine Haus am Regen an seinen Schwiegersohn verkaufte, wechselte Hans Pfeffer - sein Sohn - auf das Haus mit der Nummer 31 im oberen Markt.
Im Jahre 1677 wurde Wolf Fritz für einen Tag ins Amtshaus des Landgerichts gesteckt, weil er "Paulus Pachmayr ledig , ain Kandl an den Kopf geworffen" harre.
Ein anderer Streitfall mit Wolf Fritz fiel sogar bei der Rechnungsrevision des Rentmeisters durch den Raster und wurde an den Magistrat zurückgewiesen, das dieser nun endlich auf den Vorbescheid auch eine Entscheidung zu treffen habe.
StA Landshut Renmeisteramt Straubing Umrittsprotokoll P 14 von 1694

"Folio 16 kombt in dem beybschaidt her daß in der Strittsach zwischen Wolfen friz, burgern und Leinwebern, clegern an ainem: dann Hans Georgen Peringern, Inwohnern, beclagten am andern Thaill in pcto vorbeygangner nächtlicher Schlögerey, ghtliche erfahrung eingeholt; und volgents rechtliche Verbschaidung ertheilt werden solle."

Das Gewerbe als Weber war vermutlich nicht sehr einträglich, denn im Jahre 1694 lässt sich Wolf Fritz als Scharwerker beim Wegebau anstellen und Bezahlen.
StA Kötzting Marktrechnung von 1694
"In weitherer Wendtung der paufölligen weeg hat Philipp Höcht, Hanns Märckhel, Wolf Kurz, Wolf Friz, Hans Georg Mayr und Lorenz Düranckh  gescharbercht und Rehrholz abhauen helffen, zum Pier und brodt empfangen 44 xr 4 h."
Im Jahr drauf wird er sogar als Dachdecker engagiert, denn in den marktrechnung en von 1695 steht er mit einem betrag von 3 1/25 Gulden dafür, dass er die "Tachung vom Rat- Hiet und Prechhaus gedoeckht" hatte.

Wolf Fritzen, der mit seinem Streit mit Hans Georg Peringer bereits im Umrittsprotokoll von 1694 seinen Eingang gefunden hatte, war auch im Folgeband zu finden mit sowohl einem Einspruch von Seiten des Rentmeisters, dass im Verfahren gegen - nun - Wolf Peringer -  eine zu geringe Strafe ausgesprochen worden war, und der Aufforderung, Wolf Fritz solle zukünftig "mit Wolf Peringer Friede halten".

StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll von 1707

Diese Urkunde gibt uns den Nachweis auf die Herkunft der Magdalena Fritz, als einer geborenen Pfeffer.

Fritz Balthasar und Veronika Wartner


Schon im Jahre 1701 ist eine Heirat eines Balthasar Fritz, Sohn des Wolf und der Magdalena, dokumentiert, als er Wartner Veronika aus Blaibach heiratet. Das Paar bekommt auch schon bald ihr erstes Kind, das aber bereits bei der Geburt im Jahre 1702 verstirbt. Am 14.6.1703 kommt dann die Tochter Lucia auf die Welt, an die später das haus übergeben werden wird.
Wolf Fritz, der Vater, stirbt am 6.2.1706 und am 21.11.1707 übergibt die Witwe, Magdalena Fritz, unter Beistand des Hans Pfeffer - Bürger, Schneider UND Bruder genannt - das "Bürgerhäusl zwischen Hans Müller und der Goyl:Kinder Häusl liegent" um 110 Gulden an den Sohn Balthasar Fritz. Die Kaufsumme entspricht exakt der Höhe der Schuldverschreibungen, die sich mittlerweile auf dem hause angehäuft hatten.
"50 fl Spital Kötzting
20 fl Schlosskapelle Grafenwiesen
30 fl Gogeislische Vormundschaft auf Haus
15 fl dem Wolf Friz zu Klainaigen als ain derselben Erblasserin  vorgeliehenes Geld.
Selbst der Zweck der Schuldenaufnahme bei der Kapelle Grafenwiesen ist dokumentiert: In den Briefprotokollen der Hofmark Grafenwiesen von 1707 findet sich: Balthasar Friz hatte  "sich beim Handwerk zünftig gemacht und muss deswegen 20 fl bezahlen. Nimmt diese bei der Schlosskapelle Grafenwiesen auf."
Am 24.5.1713 stirbt die Witwe Magdalena Fritz.

Hans Mühlbauer und Lucia Fritz


Im Jahre 1727, genauer am 28.4.1727, geht das kleine "Haus zwischen der Stiglpaurischen Wittib und Hansen Müller" gelegen an den Schwiegersohn, den Bürger und Weber Hans Mühlbauer und dessen Frau Lucia über, einer geborenen Fritz.
StA Landshut Markt Kötzting Briefprotokoll 1927
Kopf der Verkaufsurkunde um 120 Gulden der Witwe Veronika Fritz - Früz.

Balthasar Fritz ist mittlerweile verstorben und die Witwe Veronika möchte noch 120 Gulden für das kleine Haus haben. Der Schwiegersohn wird hier als der aus "Ohnstorf" stammende "Weberknappe" Hans Mühlbauer bezeichnet.
PfA Kötzting Band 14 Seite 39

Heiratseintrag des Webers Johann Mühlbauer, Sohn des verstorbenen Ansdorfer Bauern Mühlbauer Johann und seiner Ehefrau Maria  mit der Luzia Fritz, Tochter des Kötztinger Webers und Bürgers Balthasar Fritz und seiner Frau Veronika.
Noch im selben Jahr, an Silvester, werden die Schuldverschreibungen umgeschrieben und beim Spital auch erneut mit der genauen Ortsangabe protokolliert: "das Haus zwischen der Stiglpaurischen Wittib und Hansen Müller vom Schwiegervater Balthasar Frins bereits schuldig"

Ab 1727 jedenfalls tauch Hans Mühlbauer auch in diversen Bürgerlisten auf, wie z.B. der Kirchentrachtliste des Klosters Rott.

HStA München Landshuter Abgabe KL Rott B 4
Kirchentrachttabelle von 1727-1736: "Hanß Müllpauer Wöber Kirchtr. 2 xr."

Am 20.3.1739 verstirbt der Weber Johann Mühlbauer. Seine Witwe arbeitet als "Zeug- und Leineweberin" offensichtlich von weitere 15 Jahre alleine, denn erst am 7.4.1754 übergibt sie das "Haeusl am Regen zwischen Lorenz Hüber Sailer und Gevatter Mueller Häusern liegend" an den Sohn und Webergesellen Sebastian  um 100 Gulden.
Das Ehepaar Mühlbauer hatte sich offensichtlich in der Zeit ihres Besitzes einen Garten hinzukaufen können, denn nun wird in der Urkunde auch von "einem bey der Schiessstatt entlegenen kleinen Wurzgarttl" geschrieben. 
Einschub Ende
Die 50 Gulden Schulden beim Spital werden weitergeschrieben und die Mutter erhält "in dem vorhandtenen herunter Nebenstübl die  lebenslange Herberge".


Mühlbauer Sebastian und Gämmer Katharina


PfA Kötzting Band 14 
"April [1754]
Am 29. desselben Monats haben den Bund zur Ehe geschlossen der ehrenwerte Jüngling Sebastian, ehelicher Sohn des bereits verstorbenen Johann Mühlbauer, Bürgers und Webers hier und seiner ihn überlebenden Ehefrau Lucia und die mädchenhafte Katharina, eheliche Tochter des Bauern aus Zeltendof Mathias Gämmer und seiner Ehefrau Ursula, die beide bereits verstorben sind.
Die Trauzeugen waren Lorenz Hueber, Seiler, und Georg Görnhuber , Töpfer, beide Bürger von Hier.
Die Trauung vollzog Pater Chuno"
Am 18.9.1755 schlossen die Beiden dann auch noch einen formellen Heiratsvertrag, in dem seine Braut 60 Gulden in die Ehe einzubringen versprach.


"3 Persohnen .1.Tag lang im
Burgerl. arrest
."
Zwei Jahre später durfte sich der - mittlerweile - Jungmeister des Weberhandwerks die Zellenwände des Kötztinger Arrestraumes - zusammen mit zwei weiteren Kollegen - von innen ansehen.
Die drei hatten sich beim Amtskammerer Hospach beschwert, dass die Meisteraufnahme eines Kötztinger Webergesellen, Wolfgang Waldherr, nicht nach den Regeln des Handwerks erfolgt sei und hatten damit den "Handwerkscommissario" Heinrich Straubinger beschuldigt er hätte dessen Meisteraufnahme "nicht nach dem Handwerksschluss" vorgenommen. Im Verfahren allerdings zogen die drei Jungmeister ihre Aussagen zurück und bestätigten, dass sie von Heinrich Straubing "nichts als alles liebs und guettes, sodann ehrliches sagen können."
Erst durch die "Verschaffung in burgerlichen Arrest" sei das "Ausgestossene" ex officio aufgehoben worden.




Es ging sehr turbulent zu zwischen den Kötztinger Webern in diesen Jahren. 1764 finden sich eine Reihe von Klagen und Anklagen, bei denen zumeist auch Sebastian Mühlbauer mittendrin steckte.
SM hatte drei andere Mitmeister des Weberhandwerks, Wolfgang Härtl, Johannes Pockh und Ander Wurmb beschuldigt, sie würden sich das Geld aus der (Handwerks)Lade teilen.
Diese Anschuldigung brachte ihn - wegen seiner Armut - 1 Stunde in den Stock und den Befehl: "ewiges Stillschweigen zu halten."
Zwei weitere Stunden im Stock handelte er sich dadurch ein, dass er zusammen mit drei weiteren Jungmeistern "sich bei Rhat bei deren Vorstand ganz ungehorsamb, respektlos und insolent aufgehührt" hatten."

Der Streit ums Kötztinger Wasser


Im Jahre 1770 eskaliert - wieder einmal - ein Streit zwischen dem Kötztinger Prior und Pfarrer Mack und dem Kammerer Wolfgang Samuel Luckner. (Siehe auch der Beitrag in den Gelben Bänden von 1999, Seite 107: "Der Odel ist ein schläziges Wesen")
In diesem Falle gings um eine Wasserleitung, die der Pfarrer angezapft, das Wasser danach zum Durchspülen seiner Viehställe genutzt und die "Mischung" anschließend durch einen neu gegrabenen Abwasserkanal in die Kötztinger Point (oberer Teil der Auwiese) hatte abfließen lassen.
Luckner gestand durchaus zu, dass das Wasser aus Quellschüttungen stammte, die dem Kloster Rott gehörten, wehte sich jedoch massiv dagegen, dass Mack die märktischen Zuständigkeiten sowohl durch das Anzapfen als auch durch den gegrabenen Kanal nicht beachtet hatte und offensichtlich auch nicht beachten wollte.
Einschub
Der in der Herrenstraße vor dem heutigen Rathaus mit der Aufschrift "Schratzelloch" versehene Kanaldeckel steht möglichweise über dem Mackschen Abwasserkanal.
Einschub Ende
Der "große" Kammerer Luckner war sich nicht zu schade, eigenhändig den Mackschen Wechsel (=Abzweighahn)  an der märktischen Wasserleitung nächtens - bzw. sehr früh morgens -  zu zerschlagen und lieferte sich in der Folge einen langen Rechtsstreit mit dem Kötztinger Prior
Was aber hat dies mit dem ( oder eher den) kleinen Häuschen am Regenfluß zu tun?
In seinem Rechtfertigungsschreiben führt Prior Mack auch die Vorgeschichte dieses "Dramas" auf:
"Als ich in anno 1759 zu meinem dermaligen Amt angestellet wurde ware die erste und fast einzige Beschwerde, welche mir einige unter unserm Pfarrhof nebst dem Regen liegente Bürger vorbrachten, nemlichen das sie so grosse Ungemach durch unseren S.V. (mit Verlaub) Viehstählen und Tungetstatt zwischen ihren Behausungen in den Regen hinabflüsenten Odel und Wildgewässer besonders zur Winters Zeit, wann die Ausguß Rinnen verfroren, oder eine Wassergüss sich ergebe, zu leyden hätten, wo nicht selten geschehe, daß sie in ihren Kammern und Kellern fast unleidentlich Gestanck erdulten mußten. "
1760 brachten dieselben Bürger anlässlich eines Ortstermins des Pfarrers mit einem Maurermeister und Zimmermann von Kötzting wieder diese Beschwerde an. Beide Handwerker wussten auf Anhieb keine Lösung, versprachen aber, sich der Sache anzunehmen. Der Maurermeister unterbreitete einen Vorschlag: „, Es kunnte aber kostbar werden." Er schlug vor, einen Kanal zu graben, um das Wildwasser nicht auf die Regenseite sondern in die kircheneigene Paint zu führen. Die Paint ist in etwa das Areal, das unterhalb des alten Krankenhauses zu der Auwiese hin liegt. Der Pfarrer aber ist skeptisch, denn, "were dies aber ein sicheres Mittel? Wie wann der Kanal sich versetzte. Der Odel und was von der tungetstatt mitlauffen soll, ist ein schläziges Wesen, so sich überall anlagert. "
StA Landshut Rep 97/e Nr. 834

Hier dargestellt sind am unteren Rand die drei kleinen Häuser am Regen und darüber hinter der hohen Stützmauer die landwirtschaftlichen Nebengebäude des damaligen Kötztinger Pfarrhofes und Priorats.
Deren Flächen wiesen offensichtlich alle ein Gefälle zur Regenseite hin auf und die - grundsätzlich vorhandenen - Abwasserleitungen führten zwischen den Häusern hindurch hinunter zum Regen.
Bei Starkregenereignissen und zu Winterszeiten waren diese "Konstruktionen" offensichtlich zu gering dimensioniert bzw. nutzlos, da zugefroren und die Brühe schwappte den Unterliegern in die Häuser, die ihrem Pfarrherrn dementsprechend in den Ohren lagen, diesen Zustand abzuändern.
Dieser Streit bringt uns jedoch einen seltenen Einblick in dien innere Struktur und Raumaufteilung des kleinen Mühlbauer´schen Hauses
"burgerliche Behausung dem Sebastian Millbaur
Lein=webern angehörig"

Unterhalb seines bzw. zwischen seinem und dem Haus seines südlichen Nachbarn heißt es im Plan: "Alter Abfahl von dem S.V. Vieh Adel und Wildwasser wodruch dise Häusl anvor immer beträngt gewesen."
Das laufende Wasser für diesen Abflusskanal bezog das Priorat vom sogenannten Badbrunnen in der Marktstraße, einem Brunnen der nicht über die märktische Wasserleitung versorgt wurde, sondern über eigenes Grundwasser verfügte.
Die Lösung, die die Handwerker vorschlugen wurde realisiert und in einem Plan auch dem Rechtsstreit beigelegt.

Dieser kolorierte Plan zeigt uns nicht nur den Verlauf des in den felsigen Untergrund getriebenen Abwasserkanals, sondern auch noch einen Grundriss des Lucknerschen Gasthofes, wie in vielen Details auch noch heute so zu finden ist, und zusätzlich auch den Gschwandhof - heute die TCM_Klinik und  damals auch in Besitz des Wolfgang Samuel  Luckners - mit einer fast herrschaftlich anmutenden strukturierten Gartenanlage.
Dies ist einer der wenigen Streitfälle Luckners - und da gab es viele -, die er verloren hatte, die pragmatische und äußerst vernünftige Lösung Macks, bei der eigentlich durchgehend alle profitiert hatten, durfte bleiben und die Unterlieger blieben von den Abwässern zunächst verschont und konnten aufatmen. Hier konnte also Sebastian Mühlbauer und seine Familie langsam aufatmen und wurden nicht mehr von Gestank und feuchten Wänden belästigt.


Und schon steht der nächste Besitzwechsel an, und erneut, wieder einmal , wie schon seit 1654, bleibt das kleine Haus fest in Familienhand.


Mühlbauer Lorenz und Anna Maria Mutz


Sebastian und Katharina Mühlbauer verkaufen am 31.7.1781 ihr am 7.4.1754 übernommenes Haus "am Regen zwischen Lorenz Hueber Seiler und Augustin Vogl Musikant gelegen und das  Wurzgaertl bei der Schiesstatt" um 200 Gulden an den Sohn Lorenz und dessen Frau Anna Maria.
Seine Geschwister Hans Georg, Joseph und Magdalena muss er mit jeweils 20 Gulden abfinden und auch die 50 Gulden Grundschulden beim Spital bleiben auf dem Hause liegen.
Einen Tag vorher, am 30.7., hatten die beiden geheiratet und dort ist auch die Herkunft der Braut festgehalten. Anna Maria Mutz war eine Taglöhnerstochter aus Straubing.
Auch in der Kirchentrachtliste des Klosters Rott kann dieser Besitzwechsel nachvollzogen werden.
HStA München Landshuterabgabe KL Rott B 5 1777-1800
"Sebastian  LorenzMüllpauer
Kirchentracht 2 xr
"
100 Gulden bringt ihm seine junge Straubingerin als Mitgift mit in die Ehe.

Mühlbauer Lorenz und Barbara Millner



Die Ehe dauerte nur wenige Jahre, am 30.3.1789 verstarb die junge Weberin Anna Maria Mühlbauer im Alter von 36 Jahren.  4 Wochen später wiederverheiratete sich der Witwer mit der Kötztinger Häuslerstochter Barbara Millner, musste allerdings zuvor der noch lebenden 2 jährigen Tochter aus erster Ehe, Walburga, das mütterliche Erbe versichern, nämlich die von ihrer Mutter in die Ehe eingebrachten 100 Gulden an Mitgift. 
Im Jahre 1799 wurde dann Lorenz Mühlbauer Lademeister bei der Weberinnung, seine aufmüpfigen Jahre als Jungmeister waren also somit beendet.

Nach einem Antrag bei der Kirchendaministration kann er sich am 21.1.1800 "zu ihren besseren Professionsbetrieb" 60 Gulden von der Pfarrkirche Kötzting leihen.
Am 13.3.1805 trennt sich ML von dem kleinen Wurzgarten auf der Regeninsel. Da diese mittlerweile auch bebaut ist, wird seine Lage mit "zunächst der Johann Gulderischen Hutmachers Behausung" beschrieben. 50 Gulden erhält er für dieses Stückchen Erde.
Weitere 100 Gulden nimmt er auf, diesmal von der Marktkasse, die als Sicherheit das Haus auf 200 Gulden einschätzt.


Mühlbauer Lorenz und Anna Maria Schmatz

nachdem die Weberin Barbara Mühlbauer am 25.12.1807 im Alter von 53 Jahren an Auszehrung verstorben war, geht Lorenz Mühlbauer noch eine dritte Ehe ein. Dieses Mal heiratet er Maria Schmatz, eine Inwohnerstochter aus Zeltendorf.
Als nächstes weiter hilft uns nun der H+R Kataster des Jahres 1811.
StA Landshut Rentamt Kötzting B 27
Unter der - noch vorläufigen - Hausnummer 61 findet sich:
"Lorenz Mühlbauer
Das gemauerte Haus ohne Stadel und Stallung
Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindegründen
Gemeidsantheil am Galgenberg ao 1803 zu Acker cultiviert
Von dem vertheilten Strohhof bei Grub 1 Ackerl

Peter Kronfelder und Walburga Mühlbauer



Und erneut bleibt das kleine Haus am Regen im Besitz der Familie. Walburga Mühlbauer, die Tochter aus erster Ehe, heiratet am 20.11.1826 Peter Kronfelder und beide übernehmen das Haus.
Im Jahre 1826 erwirbt der Häusler Peter Kronfelder das Kötztinger Bürgerrecht und am 3.11.1826 kann er von seinem Schwiegervater die Übernahme des Anwesens um 627 Gulden verbriefen lassen. 
Nun im Rustikalsteuerkaster hat das Haus seine echte "alte" Hausnummer 65 erhalten.

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5038
"Hausnummer 65 in Kötzting beym Kronfelder Peter Kronfelder
Ein Haus 
Gebäude
Wohnhaus und Stall unter einem Dache, dann kleinem Hofraum"
Dafür, dass es solch ein eigentlich kleines Häuschen gewesen ist, wohnten im Jahre 1841 überraschend viele Menschen darin, wie der Mieterkataster desselben Jahres ausweist.
StA Landshut Grundsteuerkatastr 5045

"1. Peter Kronfelder Häusler /: Hauseigenthümer:/
1. Hauptgebäude
Unter der Erde   1 Keller
I 1 Stallung
II. 1 Wohnzimmer und 1 Kammer und Boden unterm Dach
Hz (=Handzeichen)  "+" des Peter Kronfelder

2. Walburga Lippert
Witwe /:Mieterin:/ 
I. 1 Wohnzimmer
Hz (=Handzeichen)  "+" der Walburga Lippert

3. Joseph Strohmayr
Tagelöhner /:Mieter:/ 
I 1 Wohnzimmer und 1 Kammer
Josef Strohmayr

4. Magdalena Schmidmeister Inwohnerin
/:Miether:/
II. 1 Wohnzimmer und 1 Kammer
Magdalena Schmidmeister"

Am 23.1.1846 erschien Peter Kronfelder beim kgl Landrichter von Paur und ließ protokollieren:
StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 5
"Es erscheint Peter Kronfelder, behauster Taglöhner d.h. und macht die Anzeige:
Meine Behausung ist am Fuße der etwas über 20 Schuh hohen Gartenmauer des hiesigen Landgerichtsgebäudes situiert, und ist diese Mauer auf einem etwas schiefen Terrain von Bruchsteinen aufgefiehrt.
Heute früh 9 Uhr war ich hinter meinem Hause an der Holzlege mit Holzspalten beschäftigt, als plötzlich ein Theil dieser Mauer einstürzte.
Die weitere Entwicklung in dieser Angelegenheit bekam Peter Kronfelder nicht mehr mit, denn gleich konnte aufgrund der strengen Witterung eh nichts unternommen werden und im Sommer folgten zunächst Besichtigungen und Kostenvoranschläge durch die Marktbaumeister. Im Herbst desselben Jahres, am 23.10.1846, verstarb im Alter von 54 Jahren der "bürgerliche Häusler" Peter Kronfelder an Schlagfluss. Seine Witwe starb erst am 15.6.1870 mit 85 Jahren an Altersschwäche.
Bei der notwendigen Reparatur der hohen Stützmauer stellte sich dann heraus, dass das Nachbargebäude, zu der Zeit für wenige Jahre in Besitz des Boten Johann Stoibers, über die Grenze des Grundstücks hinausragte. In dem danach fällige Neubau des Nachbarhauses ist auch das kleine Haus, nun in Besitz eines Michl Liebl eingezeichnet.


StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 5

Hier das kleine Haus mit der Nummer "b": "Wohngebäude des Michl Liebl"

Michael Liebl und Anna Maria Mühlbauer


Und erneut bleibt das Haus in Familienbesitz. Der Schneider Michael Liebl heiratet am 16.9.1844 in zweiter EheAnna Maria Mühlbauer, die Tochter aus der dritten Ehe des Lorenz Mühlbauer mit der Zeltendorfer Schmatz Maria.
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5047 von 1860
"Haus Nummer 65 in Koetzting Schneider
Michael Liebl
Wohnhaus und Stall unter einem dach, dann kleiner Hofraum.
Laut Anmeldeprotokolls No 75 und Briefs vom 22ten April 1847 .... von der Witwe Walburga Kronfelder um 1500 fl erkauft."
Bereits im Jahre 1841 hatte der Schneider Michl Liebl um 15 Gulden das Kötztinger Bürgerrecht erwerben können und hatte bereits im September 1844 vom Magistrat die Heiratserlaubnis mit Anna Maria Mühlbauer erhalten.
Von diesem Liebl Michael, dem späteren Schneider, heißt es bei der Geburt seines ersten - unehelichen - Kindes mit seiner späteren ersten Frau, dass er damals noch Soldat gewesen ist. 
In den Unterlagen des Stadtarchives gibt es auch einen Akt über "Gesuche um Urlaubsverlängerung verschiedener Soldaten" im Zeitraum von 1823 -1830 und unter diesen befindet sich auch ein Michael Liebl. 
1841 hatte er jedenfalls Anna Holzer geheiratet, mit dieser 4 Kinder bekommen und nach der Hochzeit mit Anna Maria Mühlbauer Sind noch einmal 6 Lebend- und 1 Totgeburt dokumentiert. 
Im Jahre 1844 findet sich der Schneider in den Marktrechnungen mit gut 5 Gulden für die "Fertigung der Uniform  für den Polizeidiener. "
Es ist eigentlich fast nicht zu glauben, aber erneut klappt der Besitzübergang innerhalb des Familienverbandes.

Winter Wolfgang und Anna Liebl


Anna Liebl die Tochter aus der zweiten Ehe Michael Liebls mit Anna Maria Mühlbauer heiratet den Ansdorfer Taglöhnerssohn und Schneider Wolfgang Winter und mit diesem kommt der "Hausname" "beim/der Winterschneider" ins Spiel, mit dem viele Kötztinger - bis zum Abbruch des Hauses - dieses Gebädue bezeichneten. 
PfA Kötzting Band 16 
Teil des Heiratseintrages vom 23.4.1866

Nach 8 Monaten kam das erste Kind zur Welt, Karl, der spätere Pfingstbräutigam des Jahres 1887. 14 Kinder bekam das Paar, und als Karl an Pfingsten seinen großen Tag hatte, war seine jüngste Schwester gerade mal knapp 6 Monate alt.



Aus dem Jahre 1879 kennen wir ein Nachlassverfahren, als ein Bruder des Hausbesitzers, Anton Winter, der zwar in Kötzting im Hause Nummer 65 verstarb, aber eigentlich ein Braugehilfe in Wien gewesen war. Dieser Nachlassakt gibt uns auch einen guten Einblick in die Winter-Verwandtschaft aus Ansdorf
StA Landshut Rep 166N-12 Schachtel 22 Nr. 13 Winter Anton  

"Anton Winter, 33 Jahre, Bräugehilfe und ledig, verstarb am 12. februar 1879 vormittag 4 1/2 Uhr in Kötzting im Hs. No 65"
Er hinterließ 685 M 11 Pf Vermögen, welches auf dem Haus seines Bruders Wolfgang Winter noch ruht, dann 470 Gulden sind bei einer Hauptsparkasse in Wien angelegt.



Seine Geschwister und Erben:
"Wolfgang Winter Schneidermeister, dahier
Josef Winter, Häusler in Hundzell
Franz Winter , Bräuer in Simmering bei Wien
Katharina Winter, verehelichte Parzinger in Hundzell
Maria Winter, verehel. [und vertreten durch Joseph Haselsteiner] in Haibüh
l"
Unterschriftenliste der 





Michael Winter , der später das Haus übernehmen wird, weil sein älterer Bruder Karl bereits im Jahre 1893 stirbt, wurde 1870 geboren.
Im Jahre 1901 erfolgt der nächste Besitzwechsel Michl Winter, der Sohn erhält das Haus durch Übergabe von seinem Vater am 27.9.1901. 

Winter Michael und Anna Maria Neppl


Am 28.8.1901 heirateten der Schneider Michael Winter und Anna Maria Neppl, eine Wirtstochter aus Ramsried und bekamen 1 Monat später auch das Haus überschrieben.
Ziemlich genau von derselben Zeit sollte dieses Foto von Mathias Heilmeier stammen, der in Kötzting zwischen 1899 und 1901 fotografierte und malte.


StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5050 Umschreibeheft bis 1910


Gleich nach seiner Übernahme reichte Michael Winter einen Bauplan ein, um sein Haus im großen Stil zu renovieren.
StA Landshut Rep 162-8 Nr. 3415


 






DIA-Repro 1096 Bild ca. 1900



DIA-Repro 2469

DIA-Repro 2537: Familie Winter ca. 1910 Eltern Maria und Michael Winter,
Kinder v.l. Maria, Michael, Hans, Anni (Meierhofer), Franz.

2556 Gruppenaufnahme Soldaten 26.9.1914 Als  Ansichtskarte verschickt von Straubing an Frau Therese Aschenbrenner Kötzting Alois Vogl, Plötz, Helfer, M. Röhrl,E. Schaefer, J. Gerstl, Koop. Schmidt und andere.
 von links oben Aschenbrenner Franz (Gartner), ? ,  Schreiner Toni (Plattenweg), Amberger Franz Marktmühle, Wieser Franz Metzger,
sitzend v. links Winter (Schneider), Michl, Amberger Marktmühle, Meidinger Karl, Schäfer  (Schaefer) Eberhard. 

Gleich nach dem ersten Weltkrieg wechselte Michl Winter mit seiner Familie in das Haus in der Bahnhofstraße 28 und übertrug damit seinen "Hausnamen Winterschneider" gleich auf ein zweites Anwesen in Kötzting, nämlich auf die von Michl Röhrl errichtete Bahnhofsrestauration.




StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5055
am 2.5.1919 hatten Michael und Maria Winter das Haus in der Bahnhofstraße erworben und am 20.1.1920 verkauften sie ihr kleines Haus am Regen an Juliana Brandl.
Fast 270 Jahre war dieses Haus ununterbrochen in Besitz ein und derselben Familie geblieben, ein Fall, der mir noch bei keinem einzigen anderen Hause in Kötzting so begegnet ist. Selbst die - nachgewiesene und ebenfalls sehr lange - Besitzerfolge beim heutigen Haus des Gastes erreicht nicht diesen Zeitraum.
StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5055


Brandl Juliana


Dieser "Übergang" lässt sich auch gut in der Tagespresse verfolgen, als Beide, also Juliana Brandl und Michl Winter den Wechsel ihrer "Geschäfte" ankündigten.
Kötztinger Anzeiger vom 1.6. 1919, der Pfingstausgabe.

DIA-Repro 1358 Nach der obigen Anzeige, sollte dieses Bild die Situation abbilden, als Juliane Brandl hier ihr "Spezereigeschäft" eröffnet hatte. Das im Hintergrund 1900 noch sichtbare kleine Häuschen der Müller´schen Eheleute, ist hier bereits von den Amberger´schen Geschwistern abgerissen worden.
Deutlich sichtbar ist hier auch, dass der Dachstuhl 1919  - im Gegensatz zum Bauplan von 1907 - bereits gedreht wurde.

Von der Familie Zach, Josef und Hedwig, die das Haus zwischen 1931 und 1933 besaßen, ist in den Akten überhaupt nichts zu finden.
Ein einziges Bild hat sich vom Sohn der Beiden erhalten.

DIA Repro 517

Von Franz Zimmerer sen. haben wir dieses Bild erhalten: ca.1934, Ecke Holzapfel-Bahnhofstraße (Haas), Erster Spielmannszug  in Kötzting, von links 1. Reihe Zach (Lebensmittelgeschäft am Regen vorm. Winter, später Dattler/Penner.) Mitte Sigl Walz, rechts Franz Zimmerer.
Zwischen Mitte und rechts Franz Oexler.

 1933 dann kam das Haus in den Besitz der Familie Amberger (Marktmühle) bzw. des Karl Amberger und verblieb bei diesem als Mietobjekt, bis die Familie Dattler, später Penner dann Schritt um Schritt zuerst dieses Haus erwarb und zuerst zu einem kleinen Lebensmittelgeschäft umbaute.
Jahre später wurde daraus ein großer Gebäudekomplex, der bis weit hinauf in die Müllerstraße reichte und Mietwohnungen, Geschäftsräume und sogar Kötztings letztes Kino umfasste.

Dattler Josef und Rosa


DIA-Repro 1684: Familie Dattler  sitzend v.li.Josef, Frau Rosa Dattler, Herr Dattler, Erich Dattler,
stehend v. li. Rosa Dattler (Penner), Anneliese Dattler, Hans Dattler, Maria Dattler.

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Ca. aus dem Jahre 1956 stammt diese Luftaufnahme Kötztings, auf der der "Winterschneider" noch unverändert zu erkennen ist.

KU SW 108



Mit Rosa Dattler - später verheiratete Penner - und Ihrem Mann wurde das Wohnhaus wieder in ein
Lebensmittelgeschäft rückverwandelt, es wurde expandiert und umgebaut und, nach dem Abriss der Marktmühle wegen der Hochwasserfreilegung Kötztings, entstand der Gebäudekomplex in der Müllerstraße, der heute ebenso wie viele andere Geschäftshäuser in Kötzting einen erheblichen Leerstand aufweist. 
Hier ein Bild von Anfang der 70er Jahre, in der Phase des Umbaus Kötztings mit dem Lebensmittelladen der Familie Penner im Hintergrund. 
Serwuschok 524


Es war die Familie Penner, die aus dem kleinen Häuschen einen großen zusammenhängenden Komplex aus Geschäften, Wohnungen und sogar einem Kino errichtete.

Sammlung Arbeitskreis Heimatforschung Häuserchronik









Der Abbruch der Marktmühle macht den Blick frei, solange, bis auch dort wieder ein Gebäudekomplex errichtet wurde.

Eine Ansicht Kötztings, die es schon lange nicht mehr gibt.
Links und rechts Teile des Marktmülleranwesens und Zentral das Lebensmittelgeschäft Penner.


Foto Pongratz 2023 Fast derselbe Blickwinkel im Abstand von ca. 50 Jahren








Pfingsten im Hause Dattler


Im Jahre 1948 wurde Hans - Buberl - Dattler zum Pfingstbräutigam vorgeschlagen und dieser nahm sich die Nachbarstochter, Maria Oberberger, zur Pfingstbraut und wählte danach seinen Freund Grassl Wolfgang - Gangerl - und den damals noch sehr jungen Bäckersohn Clemens Pongratz, meinen Vater, zu seinen beiden Brautbegleitern.




Das Pfingstfest 1948 war das letzte, das noch auf die alte, herkömmliche Weise gefeiert wurde, also, Kranzlübergabe auf dem Bleichanger, danach der Ritt über den Hafnersteig/Wurmhöhe hinauf in den oberen Markt, herum um das Eck beim Fleischmann und der St. Veitskirche und danach hinunter zur Pfarrkirche.
Der Bräutigam und seine beiden Begleiter luden die Honoratioren noch zu Pferde zur Teilnahme an der Pfingsthochzeit ein und der Der Braut- und der Burschenzug waren noch zwei  getrennte Umzüge.
Die Familie Dattler vor dem festlich geschmückten Haus in der Müllerstraße

Am Pfingstsonntag beim traditionellen Fackelzug stecken die drei Hauptakteure noch wie in einem Wimmelbild inmitten der Burschen und rund herum um den damaligen Pfarrer Dietl.

 
Foto Josef Barth: Die "alte" und die "neue" Pfingstbraut - Maria Oberberger und Hildegard Ehemann
warten auf die Rückkehr der Reiter am Bleichanger

Foto Josef Barth: Kötztings Honoratioren in Frack, die Mitglieder des Marktgemeinderates und der damalige Pfarrer Dietl.

Foto Josef Barth: Die Abordnungen der Vereine

Foto Josef Barth:  Die Kranzlübergabe

Foto Josef Barth: Dattler Buberl mit seinem Kranzl

 
Foto Josef Barth: Flink umgezogen reiten sie nun zurück in den Markt, ebenfalls in Frack und Zylinder.
In dem folgenden Filmausschnitt - Original von Siegfried Ehemann - finden sich einige Szenen mit den Pfingstakteuren des Vorjahres.

 








DIA-Repro 760
v.l. Grassl Gangerl - Maria Oberberger - Dattler Buberl - Pongratz Ment

DIA-Repro 445 Pfingstmontag  1948 im Haus des Pfingstbräutigams
Rechts hinten vor dem Küchenschrank, der Priester mit dem exakten Haarscheitel, ist Pater Augustin Böttcher, ein großer Förderer der Kötztinger Jugend und ein Kooperator, der sich standhaft geweigert hatte - so wurde mir berichtet - ein Pferd zu besteigen und Pfingstritt teilzunehmen. 
von links: Graßl Wolfgang, Dattler Buberl, Pongratz Clemens, Frau Dattler, Herr Dattler, Pater Augustin, Pfarrer Dietl, Kooperator ?, Winter Hans







DIA-Repro 031: Die Braut erscheint



Der Brautzug..... ohne die Burschen






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