Translate

Donnerstag, 27. November 2025

Der Kötztinger Burschen- und Wandererverein

 

 Kötztings ältester Verein


Schon mehrmals wurden die Anfänge des Kötztinger Burschen- und Wandervereins erforscht und veröffentlicht und alle vorherigen Autoren sind in dieselbe Falle getappt, die mit dem Namen "Lemberger" verbunden ist.
Die grundsätzliche Schwierigkeit bei der Suche nach den Anfängen des BWVs ist, dass die Vorläuferbände der Burschenchronik alle verschwunden sind. Die erste erhaltene Chronik des Vereins beginnt im Jahre 1936. In den früheren Veröffentlichungen über den Verein ist von einem Beschlussbuch aus dem Jahre 1898 die Rede, das aber bereits seit langem als verschollen gilt, von dem sich aber einige Daten und Inhalte erhalten haben. Hervorzuheben sind in diesem Falle v.a. die Zusammenstellungen von KB Krämer und von Wolfgang Höring.
Diese Dokumentation soll nun die bekannten Daten aus den Chroniken, die bereits früher veröffentlichten  Forschungsergebnisse und Ausschnitte aus Zeitungsberichten gerade der Zeit vor dem Beginn der 1936er Chronik zusammenfassen.

Aber fangen wir mit der Vereinsgründung vom 21.5.1840 an.
Übereinstimmend beginnen alle - späteren - Chronisten mit derselben Meldung: 

"Ursprünglich war angenommen worden, dass der Verein 1842 gegründet worden sei. Jedenfalls nannte man dieses Jahr bis in die Gegenwart aus das Gründungsjahr des Burschen-Wandervereins.
Die Akten des Stadtarchivs weisen jedoch einwandfrei aus, dass das Gründungsjahr 1840 ist. Gefertigt am 21. Mai 1840, unterschrieben von Michael Kerscher, Josef Barth und Reinhold Ignaz wurde dem „wohlöblichen Magistrat“ in Kötzting angezeigt, dass es am 3. Mai des gleichen Jahres im Gasthofe Lemberger (Mühlbauer-Godl) „nach dem Wunsch mehrerer Bürgersöhne und Handwerksgesellen“ zur Gründung eines Vereins unter der Bezeichnung „Wanderer“ gekommen sei. Als Zweck der Gesellschaft wird vermerkt, dass sich ihre Mitglieder an Sonn- und Feiertagen in bestimmten Gasthäusern zusammenfinden wollen, um sich zu unterhalten und zu vergnügen, und zwar in „gesellschaftlicher Würde und Ordnung“. Der Magistrat als Ortspolizeibehörde hatte gegen die Gründung dieser Gesellschaft nichts einzuwenden, zumal Bürgermeister Lommer am 26. Mai 1840 die Genehmigung der Statuten mit auflegen konnte, dass die Mitglieder der „Wanderer“ dem öffentlichen Anstande entsprechend, sich sittsam zu betragen, gehalten seien und einzuhalten."

Hier haben wir nun den Fehler, der immer wieder von den späteren Chronisten wiedergegeben wurde, der jedoch verständlich ist. Der Lemberger (Mühlbauer Godl) wird hier als der Gründungsort genannt was aber überhaupt nicht möglich gewesen sein kann, denn DER Lemberger, der um die Jahrhundertwende vom Mühlbauer-Godl im unteren Markt gekauft wurde, existierte im Jahre 1840 noch gar nicht, da an dieser Stelle bis zum verhängnisvollen Marktbrand vom Juni 1867 dort das Kötztinger Bürgerspital gestanden hatte.
Es gab aber ein Gasthaus in der Marktstraße, das im Jahre 1840 einem "Lemberger" gehörte. Dieser Franz Lemberger, seines Zeichens ein Bäckermeister und Gastwirt, wohnte und arbeitete in dem Haus, das wir heute als das des Elektrobetriebs Vogel kennen

Auf einem der ältesten Pfingstaufnahmen - genauer vom Jahre 1906 - stehen der - damals noch vom Burschenzug  getrennt marschierende Brautzug genau vor diesem Haus, das 1906 in Besitz der jüdischen Kaufmannsfamilie Hahn gewesen war.

Sammlung Abreitkreis Heimatforschung



Eine zweiter - sehr ärgerlicher - Hinweis in dem Artikel der Kötztinger Zeitung aus dem Jahre 1966 betrifft ein zitiertes Dokument aus dem Kötztinger Stadtarchiv. Ähnlich wie in unserem Pfingstarchiv gibt es auch bei manch anderen Dokumenten im Archiv sehr ärgerliche Lücken und Materialverluste, die davon herrühren, dass sich in früheren Zeiten viele Personen frei im Archiv bewegen und sich ebenso frei an den Dokumenten bedienen durften, die gerne auch mal mit nach Hause genommen wurden und nicht immer zurückkamen.
Auch ein intensives Durchforsten der historischen Ratsprotokolle des Doppeljahrgangs 1839-1840 war für mich nun keine Hilfe. Da aber  - zusätzlich - das Archivrepertorium des Kötztinger "Alten Archivs" noch vorhanden und das bereits in den dreißiger Jahren angelegt worden ist, ist mir auch nicht klar, in welcher Archivalie denn dieser Hinweis überhaupt hätte aufgefunden werden können.

Nun aber zunächst weiter mit den Funden, die die früheren "Chronisten" bereits über den Burschenverein gefunden und veröffentlicht haben:

Die Gesellschaft unter der Bezeichnung „Wanderer“ ist keineswegs etwa eine Vorläuferin des Burschen-Wanderervereins, sondern in der Tat dessen Ursprung. Aufgenommen konnten nur Bürgersöhne oder Handwerksgesellen werden, die sich „durch sittliche Bildung empfehlen und nicht mehr feiertagsschulpflichtig waren“. Das Vereinsleben selbst wurde durch eine Reihe von Statuten geregelt, die ein gewisses Ausleseprinzip erkennen ließen. So sollte ursprünglich die Mitgliederzahl 50 nicht überschritten werden. Die Gesellschaft hatte im Gründungsjahr nur 38 Mitglieder. 1855 wird erstmals die Bezeichnung „Burschen-Wandererverein“ erwähnt.
1893 begann Jos. Drunkenpolz mit der Führung der noch vorliegenden Vereinschronik, die die weitere Entwicklung des Burschen-Wanderervereins in Kötzting verfolgen lässt.


Im Jahre 1966 hatte also die alte Chronik - hier als Beschlussbuch bezeichnet - möglicherweise noch existiert. Auch wenn der folgende Text in Teilen bereits im obigen Zitat aufgeführt worden ist, so hat der Autor doch - wohl noch in Besitz der ersten Chronik -, einige zusätzliche Details herausgearbeitet:
"Über die Aufnahme eines Mitgliedes bestimmte nicht allein die Vorstandschaft, sondern die Versammlung. Die Entscheidung fiel durch das Los.
Die „Wanderer“ entwickelten schon in der Anfangszeit eine lebhafte Vereins­tätigkeit. Zu ihren Kneipen kamen sie allerdings nicht abends, sondern nachmittags, genau in der Zeit von drei bis sechs Uhr, zusammen.
Die Zusammenkünfte waren keineswegs zwanglos. U. a. gab es auch eine feste Sitzordnung, die alle Vierteljahre festgelegt wurde.
Die Zahl der Mitglieder blieb beschränkt. Sie sollte ursprünglich nicht die Zahl 50 überschreiten.
1883 ist erstmals von einem „Burschen-Wandererverein“ die Rede. Aus dem Jahre 1889 existiert ein Schriftstück mit dem Aufdruck „Burschen-Wandererverein Kötzting“. Erst 1893 aber beginnt die eigentliche Vereinschronik.."

 

Sammlung Arbeitskreis Heimatforschung.
Eine undatierte Aufnahme - vermutlich Pfingsten 1900 - zeigt den Burschenverein in der Straße herein von der Wiesmühle, noch vor dem Spitalplatz. Man beachte: "MANN" ging nicht ohne Hut.



Da dieses erste "Beschlussbuch" fehlt - die Hoffnung aber stirbt zuletzt, dass dieses unersetzliche Buch nicht doch noch aufgefunden werden könnte -, können wir die frühen Aktivitäten des Burschenvereins nur noch über Zeitungsberichte und Zeitungsanzeigen verfolgen.

Gemäß den Bestimmungen des "Wanderer" -Anteils am Vereinsnamen, trafen sich die Mitglieder des Vereins immer in wechselnden Gasthäusern zu ihren Treffen und kündigten dies dann in der Tagespresse an. Allerdings signierten sie die Einladungen immer nur mit dem Ausdruck: "Der Ausschuss", so dass wir von dieser Seite auch keinen Hinweis auf damalige Vorstandsmitglieder erhalten. So sind wir auf Zufallsberichte angewiesen, wie zum Beispiel der Auftritt der neuen  Vereinsfahne, die leider bei einer Beerdigung das Licht der Welt erblicken musste und der Bericht über einen Burschenball.

So wie noch heutzutage, leitete auch von über 120 Jahren der Ball der Kötztinger Burschen den Fasching ein und hatte wohl auch im Jahre 1905 bereits den Ruf, ein ganz besonderer Ball zu sein.


Der Burschenball von 1905

Kötzting, 14. Januar. Prinz Carneval hat die Burschen Kötztings in seine närrischen Reihen gezogen und alle rüsten sich, für den am Montag, den 16. Januar stattfindenden maskierten Ball zu vollem Reigen. Mit geheimnisvoller Stille werden die Vorbereitungen getroffen, den Saal Lemberger der Gaudi entsprechend festlich zu schmücken.
Weiß man doch, dass der Ball des Burschen-Wanderer-Vereins immer einer der schönsten war, so versucht derselbe heuer ein recht amüsanter zu werden.  Die Hände der Jünger der der Narretei regen sich eifrig, die Masken recht hübsch und originell zu gestalten und wer seine Lachmuskeln wieder einmal ordentlich anregen will, der gehe hin und überzeuge sich, dass die Kötztinger Burschen auch verstehen aus ihrer Alltagslaune herauszugehen. Nicht allein für diejenigen ist gesorgt, die das Tanzgebein schwingen, sondern auch den Wünschen derjenigen, welche gerne leiblichen Genüssen fröhnen, werden Küche und Keller des Burschenwirts Lemberger gewiss in vollster Weise gerecht werden. (Kötztinger Anzeiger)
Hinweis: Jetzt sind wir beim anderen Lemberger(der spätere Godl)

Man kann zwar keine Details der Fahne erkennen, jedoch hatten die Burschen, wie angekündigt, alle Jahre bei den Burschenzügen nun ihre eigne Fahne dabei. 



Der Burschenverein erhält die erste Fahne


"8. Juni 1905:  Kötzting, 8. Juni. Mit dem Wahlspruch „die weite Welt ist unser Feld“ geschmückt tritt die Fahne des hiesigen Burschen-Wanderer-Vereins in’s öffentliche Leben. Leider musste sie im Trauer gehüllt  einen Kameraden zu Grabe geleitend ihren Werdegang beginnen.  Um so heiterer wird sie frei und unverhüllt  die herrliche Pfingstfeierlichkeit zu Kötzting begrüßen und hierzu ihre Burschen zu fröhlichem Treiben versammeln.   Schon seit Jahren trug der Burschenverein den Gedanken mit sich eine Fahne anzuschaffen und endlich unter der Vorstandschaft des Herrn Conrad Krämer, welcher in eifriger Weise dafür bestrebt war, ging man ernstlich daran.

Mit größter Opferwilligkeit steuerten die aktiven Mitglieder zusammen, jedoch reichte die Summe nebst den Ersparnissen des Vereins noch nicht aus und so musste nun schweren Herzens die Opferwilligkeit der Einwohnerschaft von Kötzting in Anspruch genommen werden. Umso größer war die freudige Überraschung, als von allen Seiten so reichliche Spendern flossen, dass das begonnene Werk wirklich vollendet werden konnte. Man konnte daraus ersehen, dass die Burschen nicht ohne Gönner geblieben sind. Dank,. herzlicher Dank sei daher allen Spendern, welche auf so edle Weise ihre Sympathie und Freundschaft zum Burschenverein bewiesen haben. Das diesjährige Pfingstfest wird das erste sein, bei welchem die herkömmlichen Burschenzüge von einer Fahne begleitet werden, bei welcher Gelegenheit es gewiss für Jedermann eine Freude sein wird, die schöne reichgestickte Fahne vor ihren fröhlichen Jüngern zu sehen. Möge der Fahne eine gute Laufbahne beschieden sein. (Kötztinger Anzeiger)

 

Das erste große Vereinsjubiläum


Ein großes Ereignis, mit einem langen organisatorischen Vorlauf, prägte das Jahr 1912:


Im Jahr der Halbtausend Jahr=Feier unseres Pfingstrittes, konnte der BWV sein 70jähriges Vereinsjubiläum feiern und tat dies im Lembergerkeller in der Holzapfelstraße. Das Lembergeranwesen war erst in diesem Jahr vom Franz Mühlbauer(Godl) aus Bonried erworben worden, wie der Kötztinger Anzeiger ganz lapidar vermeldete:

"Kötzting, 15. Juli. (Besitzwechsel.) Das schön gelegene Anwesen in der Bahnhofstraße des Herrn Heinrich Lemberger nebst Brauerei, Keller und Ökonomie samt lebendem und totem Inventar ging heute durch Kauf in den Besitz des Franz Mühlbauer (Godl) von Bonried über. Die Kaufsumme soll 51,000 M betragen. Notarielle Verbriefung hat bereits stattgefunden." (Kötztinger Anzeiger)
Die heutige "Untere Marktstraße" trug damals noch den Namen "Bahnhofstraße"


DIA-Repro 1718 Herr Heinrich Lemberger mit Frau


StA Landshut Baupläne Rep 162-8 Sch. 22 Nr. 3281
Keller des Lemberger in der heutigen Holzapfelstraße, Bauplan von 1885. Zwischen dem "Haus des Vogl" am rechten Rand und dem Lembergerkeller wird Jahre später ein Eiskeller erbaut werden, über dessen Eingang dann das Bräustüberl stand.


Zwei Wochen nach dem Verkauf des Anwesens feiert der Burschenverein nun sein "70jähriges" beim Godl Franz aber dies im Jahre 1912(!). Wir wissen nicht, warum es zu dieser Verschiebung gekommen ist, denn das Gründungsjahr 1840 war damals bereits bekannt und wurde auch so beworben. Dies geschah möglicherweise, um sich an das große Kötztinger Jubeljahr anzuhängen, denn auf der Einladung zur  -vorjährigen - Generalsversammlung (Dezember 1911) steht deutlich zu lesen : "Gegr. 1840" . Trotz dieser "Klarstellung" schwankten die nun folgenden "runden" Jubiläen, wie das 70jährige im Jahre 1912, das 80jährige 1920, das 90jährige 1932 usw. 


Einladung zur jährlichen Generalversammlung für den 10.12.1911 mit dem korrekten Gründungsjahr.

Nun aber zum ersten Großen Vereinsjubiläum:

(Kötztinger Anzeiger)

 

 Kötzting, 30. Juli. (Gründungs-Fest.)

Vergangenen Sonntag feierte der Burschen-Wanderer-Verein Kötzting sein 70jähriges Gründungsfest (1842—1912) begünstigt vom herrlichsten Wetter. Programmgemäß fand nachm. 3 Uhr der Festzug durch den Markt zu dem festlich geschmückten Vereinskeller statt, wo die vollständige Musikkapelle Kötzting den Nachmittag hindurch konzertierte. Nach einigen zum Vortrag gebrachten Musikstücken ergriff zunächst der Schriftführer und Kassier des festgebenden Vereins das Wort, um die stattliche Anzahl der erschienenen Festgäste auf das Herzlichste zu begrüßen, schilderte in kurzen Zügen die bedeutendsten Jahrgänge der Vergangenheit und brachte schließlich auf das weitere Blühen und Gedeihen des Vereins ein dreifach donnerndes „Frisch Auf“ aus. Hierauf beehrte Hohw. Herr Kooperator Schmdt den Verein mit einer Ansprache hob unter anderem besonders das feste Zusammenhalten der Burschenschaft Kötztings hervor und schloss mit einem dreifachen „Hoch“ auf den jungen und doch schon so lange bestehenden Verein. Den Glanzpunkt des Festes bildete unstreitig die Übergabe der Stiftungsbänder, die in liebenswürdiger Weise von seiten einiger hiesiger Fräuleins gestiftet wurden. Nach einer kleinen Pause erhob sich das Festausschussmitglied Herr Xaver Huber um im Namen des Vereins den Stifterinnen der so wertvollen Ehrenbänder in markigen Worten seinen Dank zum Ausdrucke zu bringen. Sein Hoch galt den sehr verehrl. Frl. Stifterinnen. Und so verflossen die Stunden nur zu schnell abwechselnd mit den Vorträgen der hiesigen Musikkapelle.
In später Abendstunde trennten sich die letzten von dem gastlichen Heim mit dem Bewusstsein auch im Burschen-Wanderer-Verein ein gemütliches Fest verlebt zu haben. „Frisch Auf!“ (Kötztinger Anzeiger)

Bemerkenswert, aus heutiger Sicht ist für mich, dass, bei allen Lobreden auf den Verein und bei all den Berichten über deren letztjährige Aktivitäten, dabei kein einziger Hinweis fiel - bzw. über den berichtet wurde -, der auf eine Verbindung zu den Pfingstfeierlichkeiten zeigt.  Der damalige Kötztinger Kooperator Schmidt hob in seiner Ansprache auch lediglich den guten Zusammenhalt der Burschen hervor. Auch bei der Generalversammlung des Vereins, am 8. Dezember im Vereinslokal Franz Mühlbauer, wurden die einzelnen Aktivitäten des vergangenen Jahres und die geplanten Veranstaltungen des neuen Jahres aufgezählt --- auch hier kein einziges Wort über eine Teilnahme an den Pfingstfeierlichkeiten.
Aber: In den Berichten über das Pfingstgeschehen in den älteren Ausgaben des Kötztinger Anzeigers ist regelmäßig sowohl von der Bewirtung beim Pfingstbräutigam als auch vom Burschenzug die Rede.
Wie sehr der Burschenverein in Kötzting den Kötztinger Jahresverlauf strukturierte und auch damit seiner Satzung treu geblieben war, kann vielleicht ein Blick auf einige der Kneipen verdeutlichen, die so in einem Jahresreigen angeboten und besucht wurden: Damit kann man dem damaligen Burschen- und Wanderer-Verein durchaus bestätigendass er seinem satzungsgemäßen Auftrag, nämlich zu Wandern, (zu vielen verschiedenen Wirtschaften), durchaus nachgekommen war. Seine Aufrufe zu Burschenkneipen decken die ganze Bandbreite der Kötztinger Wirtshäuser ab.








 
 

usw. usw.


Aus dem Zeitungsbericht der Generalversammlung vom 8.12.1912 erfahren wir seit langer Zeit einmal wieder die Namen des Vereinsvorstandes: 

Kötzting, 8. Dezember. Am vergangenen Sonntag den 7. Dezember hielt der Burschen-Wanderer-Verein Kötzting in seinem Vereinslokale (Frz. Mühlbauer) seine diesjährige ordinarii General-Versammlung ab, welche wieder zahlreich besucht war. Vorstand Ignaz Irlbeck begrüßte die anwesenden Mitglieder und dankte ihnen für ihr zahlreiches Erscheinen. Aus dem Jahresberichte ist zu ersehen, dass trotz der vielen Ausgaben anlässlich des 70jähr. Stiftungsfestes ein Überschuss von 14 Mark 10 Pf. vorhanden ist, so dass der gegenwärtige Bestand Barbestand 178 Mark 48 Pf. beträgt. Nachdem Kassier Oexler junior Entlastung erteilt, wurde der ganzen Vorstandschaft für ihre Thätigkeit der Dank des Vereins mit einem „Frisch Auf“ ausgedrückt. Die darauffolgende Neuwahl ergab als Vorstand:
Herrn Ignaz Irlbeck
Kassier: Herrn Vitus Oexler;
I. Ausschuss: Herrn Heinrich Plötz,
II. Ausschuss: Herrn Wilhelm Oexler
Fähnrich  Herr Georg Sperl,
welche auch  die Wahl unter stürmischen Beifallsbezeugungen annahmen.
Ferner wurde beschlossen am 11. Januar 1913 den üblichen, maskierten Vereins=Ball im Saale des Herrn Josef Irlbeck abzuhalten, während des  Winters eine Schlittenpartie zu unternehmen und im Sommer unseren lieben Bergen einen allgemeinen Besuch abzustatten. Nachdem ein weiterer Wunsch nicht mehr eingebracht, wurde die in schönster Harmonie verlaufende Versammlung vom Vorstande geschlossen. Frisch auf. 
(Kötztinger Anzeiger)

1920

Leider war die jährliche Generalversammlung für die Lokalpresse nicht in jedem Jahr Grund genug, um über die Vereinsinternas zu berichten. Erst im Jahre 1920 war die Presse wieder bei der Generalversammlung vertreten und so erfahren wir eben dann erst wieder einige - bekannte - Namen der Burschenvorstände.
"Kötzting, 2. Januar. Am vergangenen Mittwoch hielt der Burschenwanderer-Verein Kötzting seine Generalversammlung ab und war der Besuch ein äußerst zahlreicher. Nachdem die Versammlung durch den Stellvertretenden Vorstand Max Oexler eröffnet wurde und der Kassabericht erledigt war, welcher einen ganz netten Kassastand aufwies, wurde zur Wahl der neuen Vorstandschaft geschritten.

Als Vorstand wurde gewählt Josef Barth, als Kassier und Schriftführer Josef Holzer, und als Ausschussmitglieder Josef Hofmann und Franz Mühlbauer. Die Wahl nahm einen günstigerer Verlauf und man darf dem Verein zu seiner Vorstandschaftswahl nur gratulieren. Als weiterer Punkt kam Wünsche und Anträge zur Sprache und zwar hauptsächlich die Ballfrage. Es wurde beschlossen, am Samstag den 10. Januar abends 7 Uhr im Georg Mühlbauer’schen Saale einen Ball nur für Mitglieder und dessen Angehörige abzuhalten, also keine Freimusik für Nichtmitglieder. Es wird jetzt schon darauf aufmerksam gemacht, dass von Seiten der Vorstandschaft strengste Kontrolle durchgeführt wird und Nichtmitglieder oder nichtvereinsangehörige Burschen ohne Rücksicht der Person ausgewiesen werden.
Betreffs der Damen ist es halt klar, dass nur solche Zutritt haben, die sich unter vereinsangehörige betrachtet fühlen, und ist eine Dame frei, jede weitere 1 Mark Eintritt. Damen welche nicht vereinsangehörig sein können werden speziell geladen.  In vorgerückter Stunde wurde die Versammlung mit einem dreifachen "Frischauf" auf das Blühen und Gedeihen des Burschenwanderer-Vereins geschlossen." (Kötztinger Anzeiger)

Einladung zum Burschenball im Januar 1920 (Kötztinger Anzeiger)

Die nächsten Details erfahren wir von der 80Jahrfeier, nun korrekt im Jahre 1920, genauer am 11. Mai 1920.

80 Jahre Burschen- und Wandererverein


Zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gedachten die Kötztinger Burschen auch in besonderer Weise ihrer Mitglieder, die gerade erst aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren, Hier der Vorbericht.
Kötzting, 20. April. (80jährige Stiftungs­feier.)
Der hiesige Burschenwanderer-Verein Kötzting blickt nunmehr mit dem heurigen Jahre auf volle 80 Jahre seines Bestehens zurück. Damals schon waren es begeisterte Burschen, die einstanden für die Sache, und die immer wieder verpflanzt wurde von Generation zu Generation bis herauf in die jetzige Zeit.
Aus diesem Anlasse wurde beschlossen eine kleine Festesfeier mit Festgottesdienst und Festessen im Vereinslokale. Hernach Burschenzug in das Georg Mühlbauer’sche Gasthaus, wo sich ein Tanzkränzchen anschließen wird.
Diese Feier soll auch zugleich als Feier für die Mitglieder der aus Kriegsgefangenschaft heimgekehrt sind, gelten.
Möge der Vorstand­schaft des festgebenden Vereins gelingen auch dieses geplante Fest als Glanzeseffekt in der Chronik verzeichnen zu können. „Frisch Auf!“ (Kötztinger Anzeiger)






Kötzting, 11. Mai. (Stiftungsfest des Burschen-Wanderer-Vereins Kötzting)

Im Rahmen der Zeitverhältnisse beging der Burschen-Wanderer-Verein Kötzting sein 80jähriges Stiftungsfest. Dem Programm gemäß fand vormittags 9 Uhr ein Gottesdienst für die gefallenen und vermissten Vereinskameraden statt. Eine stattliche Anzahl von Mitgliedern hatte sich eingefunden, um durch ihren Kirchenbesuch diejenigen zu ehren, die ihr Leben im Glauben für die gerechte Sache zum Schutze der argbedrohten Heimat hingegeben haben. Nach der kirchlichen trat die weltliche Feier in ihre Rechte.
Nach dem Gottesdienste fand im Vereinslokale ein Frühschoppen statt, wobei die bewährte Kötztinger Musikkapelle ihre klingenden Weisen ertönen ließ. Um 12 Uhr wurde das Festmahl eingenommen, um auch den leiblichen Genüssen u genügen, die auch durch die anerkennenswerte schmackhafte Küche des Herbergsvaters vollauf befriedigt wurden. Nachmittags 3 Uhr versammelten sich die Mitglieder zum Burschenzug der sich unter den Klängen schneidiger Märsche auf vielfachen Wunsch durch die Bahnhofstraße zum Kriegerdenkmal, zurück zur Herrenstraße durch die Marktstraße und um die Mariensäule zum Gasthaus Georg Mühlbauer (Dimpfl) bewegte. Im Saale wurden von den Töchtern des Maschinenhändlers Vogl und des Sattlermeisters Traurig Fest-Prologe gesprochen, worauf  5 Fahnenbänder, gestiftet vom Herbergsvater Franz Mühlbauer und von verschiedenen Fräulein Kötztings überreicht wurden. Die Burschen dankten mit einem kräftigen „Frisch auf“ auf den Stifter und die schönen Stifterinnen. Ein Tanzkränzchen als Abschluss krönte die eindrucksvoll verlaufene Feier. Möchten wir das 90jährige Stiftungsfest in einer ähnlichen Weise begehen! 
(Kötztinger Anzeiger)

 

Im Spätherbst 1928 erschien in Kötzting eine neue - zweite - Lokalausgabe, die Kötztinger Zeitung und im Jahre 1930 beschrieb diese Zeitung in ihrer Festbeilage zum Pfingstfest unter anderem auch die Kötztinger Burschen mit ihrem so ganz besonderen Verein und deren Aufgaben beim Pfingstfest.


1930

Generalversammlung 7.1.1930
Vorstand: Richard Richter jun. als Nachfolger von Hans Schödlbauer
Schriftführer und Kassier: Hans Winter
Ausschussmitglieder: Josef Weber und Heinrich Hofmann

"Der Ehrentag der Kötztinger Burschen

Derselbe ist zweifellos der Pfingstmontag, an dem einer aus ihren Reihen heraus mit der Verleihung des Kötztinger Jugendkränzchens ausgezeichnet wird. Diese Ehre wird auch dementsprechend gewürdigt und schon vom Pfingstsonntag ab kommt das Zusammengehörigkeitsgefühl der Burschen unseres Marktes zum Ausdruck.
Gemäß einem ungeschriebenen Gesetze finden sich am Pfingstsamstag abends sämtliche Burschen in der Versammlung des Burschen-Wander-Vereins, einem der ältesten Vereine unseres Marktes, zusammen, wozu auch der Pfingstbräutigam mit den beiden Brautführern alter Herkunft getreu erscheinen.
Die Burschen bringen vor allem dem „Bräutigam“ ihre Glückwünsche entgegen, die dieser durch Spendung eines Fässchens Biers dankend quittiert.  Dadurch wird die Stimmung geschaffen, die sich in unzähligen Prostrufen und Absingung von Liedern äußert. Bald steigt das wehmütig=schöne Lied „O alte Burschenherrlichkeit“, dessen tiefer Sinn ihnen glücklicherweise noch unbekannt ist – denn alle sind sie ja noch freie, ungebundene Burschen – zur Rede empor, und unter den Klängen eines Bandoniums ertönt gar oft der im Burschen-Verein übliche Trinkspruch: „Frisch auf, frisch auf, frisch auf, frisch auf, ein fröhliches Frisch auf!“ Und so manche Halbe rinnt da durch die immerfort durstige Kehle der jungen, von Sorgen unbeschwerten Leute, manche Mark wird dem Bandoniums- oder Zitherspieler in den Hut geworfen – es ist ja Pfingsten!

Am Pfingstsonntag treffen sich die Burschen wiederum in irgendeinem Lokal, wo sie sich für den Haupttag, den Pfingstmontag, vorbereiten und präparieren. Am Pfingstmontag selbst, nach dem Ausritt, sind die jungen Leute, sofern sie sich nicht am Ritte beteiligen, in ihrem Vereinslokale zu finden, in ihrer Mitte die Musikkapelle, die einen schneidigen Marsch nach dem anderen loslässt, die von den Burschen „eingestochen“ werden, wobei mit den Silbertalern nicht gespart wird.
Mit Musik wird dann in die Herrenstraße gezogen, um die Aufstellung der Vereine und Behörden zum Festzug für die Feldmesse erfolgt, nach der Feldmesse geht es wieder unter schneidigem Marsch zurück ins Vereinslokal, in dem das dort stattfindende Konzert eifrig von allen jungen Burschen durch „Einstechen“ bestritten wird.
Wer in die ganze Gesellschaft dieser fröhlichen jungen Leute – es sind nicht wenige darunter, die mehr als 30 Jahre schon am Rücken haben und bisher durch keine Weiberlist ins Ehejoch gelockt werden konnten - gerät, die an diesem Tage sich von aller  Sorge und Mühe des Lebens losgelöst haben,  fühlt sich selbst wieder jung und denkt mit leiser Wehmut jener Tage, da er auch noch "frei und ungebunden" gewesen.
Allmählich dann rückt einer nach dem anderen ab und nur ganz Sesshafte und Unentwegte lassen sich speilen, dass es "schebbert"- bis die Pfingstreiter wieder zurückkommen. 
Nach der Zeremonie der Kranzübergabe und der Auslösung des Reiterzuges treten einige Stunden Ruhepausen ein für die Burschen, und erst nach 3 Uhr finden sie sich wieder im Hause des Pfingstbräutigams, von dem sie mit Bier, Wurst, Brot und Zigaretten bewirtet werden.
So ist es Tradition und es gäbe gewiss eine kleine Revolution, würden die Burschen um dieses Recht betrogen. Der Bräutigam könnte sicher sein, dass kein Burschen ihm auf seinem Zuge durch die Straßen des Marktes folgen würde.

So aber schließt sich eine gewaltige Reihe von jungen Leuten, die noch zu den Burschen zählen, an ihn an, und unter den anfeuernden Klängen der Musik, mit stolz geschwungener Fahne, geht es durch den Markt, in dem sich von allen Fenstern herab ein Blumenregen auf die Burschen ergießt, während dem Fähnrich ein Eichenkranz verehrt wird.
Da fühlt dann ein jeder, dass es eine Ehre ist, ein Kötztinger Bursche zu sein, ein Sohn des Marktes, der sich mit Recht „Perle des Bayerischen Waldes“ nennt.
Was tut es, wenn er nach durchtanzter Nacht am Pfingstdienstag morgens um 7 Uhr aus dem Ballsaale tritt oder in irgend einem Winkel liegt und duselt?
An diesem Tage ruft ihn die Pflicht nicht zur Arbeit, laut altem Herkommen darf er „Blaumachen“, einige Stunden Schlaf, und er ist wieder gerüstet für den Burschenzug am Abend, und er wird auch den zweiten Tag der Pfingsthochzeit aushalten bis 12 Uhr, zu welcher Stunde dem Tanze Einhalt geboten wird.
Und er wird noch einige Zeit mit Freude und Vergnügen denken an den

„Ehrentag der Kötztinger Burschen“.

Diese sehr lebhafte und höchstwahrscheinlich auch ziemlich treffende Beschreibung der Bräuche der Kötztinger Burschen dürfte vermutlich der Grund gewesen sein, weshalb dem Burschenverein in den Jahren des Dritten Reiches sehr genau  - in Schriftform - aufgetragen wurde, wie sie sich zu verhalten hätten; doch dazu erst später. 
Trotzdem kommt in dem Beitrag die identitätsstiftende Bedeutung der Pfingstbräuche für die Kötztinger Burschen ganz deutlich zum Vorschein. Die Gemeinschaft, Musik, Tradition, Stolz auf Heimat und Zugehörigkeit prägen das gesamte Festgeschehen und unser Pfingstfest wird als emotionaler Mittelpunkt des Burschenlebens gesehen.

Einschub
Eine  - nur ein einziges Mal versuchte - Neuerung beim Einholen der Pfingstreiter ging in demselben Jahr 1930 sehr daneben.
"Kötzting, 10. Juni.
Die Neuerung beim Pfingstritt – Mitführen von Kutschen im Reiterzuge beim Abholen der Pfingstreiter – war gestern von verschiedenem Pech verfolgt.
Als nämlich der Festzug mit den Reitern vom Bleichanger zurückkehrte und an die Höhe vor Malermeister Stoiber gelangte, zerbrachen einige Zugschellen, eine Wagendeichsel, ebenso rissen einige Stränge usw. ab, sodass dadurch ein unliebsamer Aufenthalt verursacht wurde, der verschiedene Reiter veranlasste, vorzeitig aus dem Zuge zu reiten."

Hier muss man zur Verdeutlichung des Problems erklären, dass ja bis 1948 die Kranzlübergabe auf dem heutigen Jahnplatz stattgefunden hatte un der Reiterzug danach durch die Ziegelgasse und dann den steilen "Häfnerweg" - andere sagen fälschlicherweise "Wurmhöhe" zu der steilen Strecke - heraufreiten mussten. Kurz vor dem Überschnappen der steilen Wegstrecke hinein in die heutige Brandstraße, rissen bzw. brachen wohl einige entscheidende Teile an den Kutschen und so endete die Idee, die Honoratioren in den Kutschen zu befördern.

Einschub Ende 

1931

Vorstandwahlen 6.1.1931

Vorstand Heinrich Pongratz 
Schriftführer und Kassier: Heinrich Hofmann
1. Beisitzer: Josef Dullinger
2. Beisitzer Hans Kuglmeier
Fähnrich Max Wensauer

 1932

Die 90-Jahr-Feier 1932


(Kötztinger Anzeiger)


Kötzting, 6. Sept. 
90jähr. Stiftungsfest des Burschen-Wanderer-Vereins Kötzting.
Im Jahre 1912 war es, als eine frohe Schar Kötztinger Burschen, die ein selten mehr anzutreffender Geist der Einigkeit verband, die vom Gefühl der Zusammengehörigkeit durchdrungen waren, das Fest des 70jähr. Bestehens ihres Burschen-Wanderer-Vereins feierte. Es war eine im Verhältnis zu heute glückliche Zeit, in der Kötztings allzeit lustige und gesellige Burschen im Lemberger-Keller unter schattigen Kastanien und bei schmetternden Musiken ihr Vereins-Jubiläum feierten. Zwanzig Jahre liegen seit jenem heiteren Julitag hinter uns, zwanzig lange Jahre — angefüllt mit Krieg und Not und namenlosem Elend, das heute noch der Zeit ihren Stempel aufdrückt. Fast alle jene Burschen, die damals noch nicht das Grauen des Völkerkrieges am eigenen Leibe erlebt und gefühlt und mancher davon liegt im fernen Land, das sein Herzblut getrunken. Doch die Zeit bleibt nicht stillstehen, haftet nicht am Gewesenen, ruhelos hastet sie weiter. Und so konnte heuer der Burschen-Wanderer-Verein auf sein 90jähriges Bestehen zurückblicken.
Dieses Ergebnis zu feiern erachtete die derzeitige Vorstandschaft als Pflicht, wenn auch die heutige schwere Zeit eine Beschränkung gebot.
9 Jahrzehnte Vereinsarbeit sind es würdig, dass die Mitglieder Rückschau auf die verflossenen langen, langen Jahre halten, gleich wie der Wanderer am Meilenstein kurze Rast hält und von die hinter ihm liegende Wegstrecke zurückblickt. So fanden sich am letzten Sonntag denn auch Kötztings Burschen wiederum in ihrem Vereinslokal zusammen um von da aus unter schneidigen Musiktklängen am Krieger-Ehrenmal im alten Friedhof zu ziehen. Die Pietät gegenüber den im Weltkriege gefallenen Mitgliedern erheischte es, dass dieser Helden ehrend gedacht wurde. Mit der Niederlegung eines Kranzes und dem gemeinsam gesungenen Liede „Ich hatt' einen Kameraden“ wurde ihrer Pflichttreue genügt. Nach dem Besuch des Pfarrgottesdienstes erfolgte wiederum im geschlossenen Zuge der Marsch zum Friedhof, wo durch einen Trauergottesdienst der verstorbenen Mitglieder gedacht wurde, hierauf anschließend Rückkehr zum Vereinslokal, wo ein gemütlicher Frühschoppen mit Konzert bald die Burschenfröhlichkeit aufleben ließ.
Nachmittags vereinigte ab 3 eine gesellige Zusammenkunft die Burschen in der Brauerei Lindner, worauf zum Festlokal Januel unter Vorantritt der Kapelle Mühlbauer marschiert wurde.
Kultivierter Geschmack und viel Liebe hatten den Saal mit Tannengrün, Blumen, Wimpeln, Bändern und Emblemen auf das herrlichste geschmückt, sodass jedem Festgast ehrliche Bewunderung erfüllte. An dieser Stelle sei allen Helfern, den Damen voran, aufrichtige Anerkennung und herzlicher Dank ausgesprochen.
Gegen halb 9 Uhr hielt der Vorstand Josef Schödlbauer die Begrüßungsansprache, in der er einen kurzen Rückblick auf die vergangenen 90 Jahre Vereinsjahre warf. Weiteres sprachen die Herren Helfer und Mitarbeiter, die zur Verschönerung des Festes beitrugen, den herzlichsten Dank des Vereins aus. Sodann führten die von den Burschenschwestern Frl. Anny Januel, Frl. Anna Traurig, Geschw. Wühr, Geschw. Hofmann, Geschw. Schwarz und Frl. Lisl Schödlbauer gefertigten herrlichen Fahnenbänder, die von den Genannten an der Fahne zu steter Erinnerung befestigt wurden und wozu Betty Pongratz ein hübsches und sinniges Gedicht aufsagte. Ein fröhliches „Frisch auf“ aus vielen Burschenkehlen und das wehmutsvolle Lied „O alte Burschenherrlichkeit!“ bildeten den Abschluss des Festaktes. Damit war der Fröhlichkeit und dem Tanze Raum gegeben.
Im Nu entwickelte sich eine von Stunde zu Stunde steigende gehobene Stimmung unter den Festgästen, die während des ganzen Abends anhielt. Als Beweis, dass sich die Jugend trotz aller Not und Beschränkungen ihr Anrecht auf Sonne und Frohsinn nicht schmälern lässt, denn noch sind ihrer Tage die Rollen. Möge dieses so gelungene Fest allen Teilnehmern steter Erinnerung bleiben und uns spornen, den Burschen-Wanderer-Verein Kötzting auch fernerhin die Treue zu halten — getreu seiner Devise „Frisch auf!“ (Kötztinger Anzeiger)


1933

Es kommt das verhängnisvolle Jahr 1933 und kurz vor der Machtergreifung Hitlers und seiner NSDAP, hielt der Burschenverein am 9.1.1933 seine Generalversammlung und am 14.1.1933 auch seinen Burschenball ab. Der Burschenverein wird nun Schritt für Schritt - und Jahr um Jahr mehr- auf Linie gebracht:

Kötzting, 9. Januar. Generalversammlung.

Der Burschenwandererverein Kötzting hielt am vergangenen Samstag, den 7. Januar seine alljährliche Generalversammlung ab, bei der nach Erstattung des Jahres- und Kassenberichtes zur Neuwahl der Vorstandschaft geschritten wurde und als Vorstand der derzeitige, Herr Josef Schödlbauer wieder gewählt, als Kassier und Schriftführer wiederum Herr Josef Dullinger, als Beisitzer die Herren Wühr und Graßl Josef und als Fähnrich Hastreiter Michl jun. hervorgingen.
Beschlossen wurde den diesjährigen Vereinsball am Samstag, den 14. Januar im Graßlsaale abzuhalten. Mit einem kräftigen Frisch-Auf wurde die Versammlung, nachdem Herr Krämer Conrad, Ehrenmitglied, noch verschiedene Erläuterungen gegeben hatte, die Versammlung, die von ca. 30 Burschen besucht war, geschlossen.


1934

Kötzting, 8. Januar.

Bei der am Samstag, den 6. Januar 1934 im Vereinslokal Decker Kötzting stattgefundenen Generalversammlung des Burschen-Wanderer-Vereins Kötzting waren ca. 50 Mitglieder und Ehrenmitglieder erschienen. Nach Begrüssung des Vorstandes Josef Schoedlbauer, ging man gemäß Tagesordnung zur Neuwahl über, bei welcher nachstehende Herren gewählt wurden:
Schödlbauer Josef als Vorstand,
Graßl Josef als Schriftfuehrer und Kassier,
Wühr Xaver und Winter Hans als Beisitzer,
Costa Fritz als Faehnrich.
Sodann beehrte uns Herr Bürgermeister Hoiß mit seinem Besuch und richtete einige Worte an uns Burschen, die allgemein guten Anklang fanden. Unter anderem wurde dann einstimmig die Abhaltung eines Maskenballes bei Graßl am Samstag, den 20. Januar, 1934 beschlossen. Nachdem so die Tagesordnung ihre befriedigende Erledigung gefunden hatte, trat der gemütliche Teil in seine Rechte, der die Mitglieder in längerer Zeit in Fröhlichkeit und hellerer Stimmung vereinte.

Der Burschenball 1934 wurde wieder einmal von der Presse begleitet. Im Einladungsbericht   war die Rede davon gewesen, dass auch die "Ausgetretenen" willkommen wären. Der BWV befand sich offensichtlich in einer Krise, die auch im Bericht über den Burschenball erwähnt wird.

"Kötzting, 22. Jan. (Vereinslokal). Kötzting, 22. Jan. (Vereinsball.) Im Graßlsaale in Kötzting fand am vergangenen Samstag der Vereins bez. Maskenball des Burschen-Wanderer-Vereins statt, der einen stattlichen Besuch aufzuweisen hatte. Gar bald kam Stimmung in den Saal, wozu hauptsächlich die schöne Dekoration mit ihren witzigen Malereien, einen großen Teil beitrug. Nicht zu unterschätzen war die Ballmusik (Kapelle Wensauer) die ihre Weisen zum Tanzen unermüdlich ertönen ließ. Der heurige Burschenball kann sich würdig den vorausgegangenen anreihen. —
Es ist nur zu bedauern, dass der fast 100 Jahre alte Burschenverein zur Zeit eine schwere Krise, sei es einerseits die Uneinigkeit unter den Burschen, anderseits die vielen Mitgliederabgänge, mitzumachen hat. Seien hier böswillige Hetzer und Stichler oder sonst irgend etwas am Werk — die Meinungen gehen auseinander. Jedenfalls glauben wir, dass es dem derzeitigen bewährten Vorstand, mit seinen Mitarbeitern, bald möglichst gelingen wird, hier im Interesse und des Ansehens unseres Burschenvereines, ebene Wege zu schaffen; das ist aber nicht möglich durch diktatorisches Vorgehen, sondern nur durch friedliche Verstän­digung der Vorstandschaft mit den Burschen selbst zum Nutzen und Gedeihen des Burschen-Wanderer-Vereins Kötzting
."


Beginnend im Jahre 1934 - und danach alle Jahre wieder - findet sich in den Kötztinger Pfingstakten ein Schreiben der Marktverwaltung, die sich mit dem "Benehmen" des Burschenvereins beschäftigt und die Vorstandschaft auffordert, daran etwas zu ändern. Es ist schön zu sehen, wie der Bürgermeister des Marktes Kötzting im Jahre 1936 das Schriftstück handschriftlich redigierte, um eine etwas knackigere Aufforderung an den Burschenverein zu senden, was offensichtlich aber auch nichts half......

StA Kötzting Pfingstakten 320/936
 Der damalige 1. Beigeordnete - das war der Titel des heutigen 2. Bürgermeisters - war der spätere Bürgermeister Hans Kroher.

Wie oben schon angeführt, wiederholte sich dieses  - ausgebesserte - Anschreiben in schöner Regelmäßigkeit. Die Kötztinger Burschen waren wohl hier eher beratungsresistent.

StA Kötzting Pfingstakten 320/937



1936


Mit dem Jahresbeginn 1936 können wir nun endlich auf eine Chronik des Burschenvereins  zurückgreifen und erfahren gleich mit der Startseite Details, die auf die neuen Verhältnisse im Dritten Reich hinweisen, denen sich auch der Burschenverein nicht entziehen konnte.

StA Kötzting 134  Seite 1 der Chronik des Burschenvereins

Hier der Ersteintrag in der Kötztinger Burschenchronik:

"Frisch auf!

Generalversammlung 1936

Am Samstag, den 11. Januar, hielt der Verein im Vereinslokal Decker seine diesjährige ordentliche Generalversammlung ab, dessen Besuch sehr zu wünschen übrig ließ. Hans Costa, als Vereinsführer, eröffnete die Versammlung, begrüßte die Erschienenen und gab den Tätigkeitsbericht bekannt, dem der Kassenbericht des Kassier Liebl folgte.

Der Punkt Neuwahl zeigte folgendes Ergebnis als Vereinsführer wurde wieder einstimmig gewählt. Bursche, Hans Costa. Anstelle des zurückgetreten Kassier Willi Liebl wurde als neuer Schriftführer und Kassier bestimmt der Bursche, Josef Dullinger, als Beisitzer, Hans Winter und Jake Hauser, als Kneippbad, Michel, Plötz und Fähnrich, Vitus Oechsler. Sämtliche Ernannte, versprachen, tatkräftig mitzuarbeiten zum Wohle des Vereins.
Der letzte Punkt der Tagesordnung, Wünsche und Anträge nahm wohl die meiste Zeit in Anspruch. So wurde unter anderem auch beschlossen, dass der heurige Maskenball am Samstag, den 1.2.1936 im Grassl Saale stattfindet. Ferner wurde beschlossen, dass nun mir jeden ersten Samstag im Monat eine Burschenkneipe abgehalten wird.
"

In Deutschland herrschte seit 1933 das "Führerprinzip";  längeres Diskutieren von unterschiedlichen Meinungen war verpönt und nicht erwünscht. "Führer befiel - wir folgen" war die Losung, die von ganz oben bis ganz unten durchgesetzt werden sollte.  So wählten die Burschen also ihren "Vereinsführer" und dieser bestimmte danach die anderen Funktionsträger, wie den Kassier und Schriftführer, die Beisitzer und den Fähnrich.

Schaut man sich die Chronikbeiträge aus dieser Zeit genauer an, so muss man nicht "Zwischen den Zeilen" lesen können, um nicht laufend auf Ausdrücke und Redewendungen zu stoßen, die direkt aus dem Sprachgebrauch des Dritten Reiches stammten. Auch die Aufforderung zur Teilnahme an der ersten Burschenkneipe war fast in Befehlston gehalten. Das Gasthaus Stadler war die spätere Metzgerei Graf

"Kötzting. Burschenverein. Am kommenden Sonntag, den 19. ds., findet bei unserem Ehrenmitgliede Karl Stadler die erste Kneipe statt. Mit derselben ist musikalische Unterhaltung verbunden, sodass die Zusammenkunft an Gemütlichkeit kaum etwas zu wünschen übrig lassen wird. Es sollen hier die Vereinsmitglieder zur Teilnahme nicht gebeten und ersucht werden, es soll hier jeder Bursche dies als Ehrensache und Selbstverständlichkeit auffassen – erst dann kommt wieder der richtige Schwung und der Zusammenhalt innerhalb der Burschen selbst, so wie es bei unseren Vätern die vielen Jahrzehnte hindurch der Fall war. Und sollte wirklich, der eine oder andere Bursche dabei sein, der sich kein Glas Bier leisten kann, auch er soll kommen und sich beim Vorstand melden, auch dieser soll an der Geselligkeit teilhaben dürfen. Neuaufnahmen nimmt entgegen Schriftführer Sepp Oexler. Die Vorstandschaft erwartet so rege Beteiligung wie jedes Jahr an Pfingsten, dann ist auch sie zufrieden und kann vom ersten Erfolg im neuen Jahre sprechen. Parole für Sonntag: Alles erscheint beim Emmeram Karl.   Frisch auf!"   

Der in der GV von Anfang Januar angekündigte Burschenball wurde entsprechend beworben:

Kötztinger Anzeiger von 1936

"Kötzting. Vom Burschenball.
Der 1. Februar, der Tag an dem der altherkömmliche Burschenball im Graßl-Saale stattfindet, rückt immer näher. Die Vorstandschaft hat bereits mit den nötigen Vorbereitungen begonnen, vieles ist schon erledigt, noch mehr aber liegt noch vor uns und wartet auf Erledigung. Wir möchten deshalb gleich hier an dieser Stelle an alle freiwilligen Helfer – Damen und Herren – appellieren, sich am kommenden Montag ab 7 Uhr abends im Graßlsale zum Dekorieren einzufinden. Ferner wird gebeten, dass jeder Besucher wenn nur irgendwie möglich maskiert erscheinen soll, es soll dies kein „feiner Ball“ wie man so sagt, sein, mit Frack und Zylinder – es soll ein Masken-Ball sein und richtiges Maskentreiben wie es in den früheren Jahren war. Stimmung und Humor in den Saal bringen, dann ist von vorneherein die Gewähr gegeben, dass der Ball niemals einen „steifen“ Charakter annehmen wird. Es wird absichtlich kein Motto bekanntgegeben, damit sich niemand danach richten braucht – es herrscht also volle Maskenfreiheit. Wir können nur noch verraten, dass der Saal heuer vollständig im Grün gehalten wird und einem Wald mit Jägerhütten usw. gleicht – es kann also auch „gewildert“ werden. Einen Teil der Dekoration wurde vom Verein von der Kreisjägerschaft übernommen und verspricht großartig zu werden. Deshalb noch einmal: Alles erscheint am Samstag 1. Februar zum Maskenball im Graßlsaal!

Und noch ein Vorbericht:

"Kötzting. (Neues vom Burschen-Masken-Ball.)

Nur mehr wenige Tage trennen uns noch vom Samstag, den 1. Februar. An diesem Tage findet der erste Ball im Fasching und zwar im Gasthof Graßl statt. Dieser Ball gehört auch schon fast zur Tradition des 96 Jahre alten Kötztinger Burschenvereines und man kann ruhig sagen, dass dieser Ball alljährlich der schönste ist. Bereits am Montag haben die Dekorationsarbeiten im geräumigen Graßlsaal begonnen. Außer einigen Damen und Burschen fanden sich auch ca. 20 Burschen ein und mit fröhlichem Gesang wurde fleißig gearbeitet, so dass ein großer Teil fertiggestellt werden konnte. Wir haben uns nun heute selbst überzeugt und konnten feststellen, dass die Ausgestaltung heuer besonders große Freude geben, ist in den Farben des Vereins, grün-weiß, gehalten und kann als wirklich großartig bezeichnet werden. Wie wir noch erfuhren, hat der Humorist Franz Schwarz sein Erscheinen zugesagt und wird die Ballbesucher mit lustigen Einlagen erfreuen. Und wo unser Franzl ist — da rührt sich was — da ist Stimmung! Es werden deshalb schon heute nicht nur die Mitglieder und Ehrenmitglieder, sondern alle Volksgenossen zu fröhlichem Tun und Treiben herzlichst eingeladen. Es wird aber die Bitte anheimgestellt, womöglich maskiert zu erscheinen. Auch diejenigen Kreise sind eingeladen, die unberechtigterweise gar oft behaupten „ös is für uns nix, da san dö Besseren beinand“. Nein, wir haben Volksgemeinschaft und jeder anständige Volksgenosse ist herzlichst willkommen. Der Eintrittspreis (Mitglieder u. Damen 50, Nichtmitglieder 80 Pfg.) ist im Gegensatz zu den hohen Ballauslagen, wovon der Nichtbeteiligte keine Ahnung hat, so niedrig gehalten, dass es sich jedermann leisten kann. Deshalb gehst auch Du am 1. Februar zum Burschenball. Da erlebst Du einmal einen genussreichen Abend.
"

Und dann der Ballbericht selber:

"Kötzting. Der Burschenball — ein voller Erfolg.
Die ganze letzte Woche wurde täglich bis in späte Abendstunden hinein von unermüdlichen Händen gearbeitet um dem Graßlsaal heuer ein besonderes Gepräge zu geben. Die Burschen trugen das Bewussßtsein in sich, dass der heurige altherkömmliche Maskenball des Burschenvereins ein voller Erfolg werden müsse. Und das ist auch restlos gelungen, der Ball war nun der zweite Erfolg des Vereins, bei dem jetzt ein neuer frischer Geist sich bemerkbar macht, im heurigen Jahre. Schon gegen 6 Uhr abends zog, um die Einwohnerschaft nochmals zum Ballbesuch aufzufordern, ein „Reklamewagen“ durch die Straßen Kötztings. Der Wagen wie auch das Pferd war mit den weiß-grünen Vereinsfarben reichlich geziert und von dem Burschenmitglied, dem unverwüstlichen Emanuel Hamsa in schwarzer Wichs gesteuert. Der Bursche Franzl Fröhlich lockte mit seiner Trompete alle Neugierigen aus den Häusern und Hans Dattler schlug dazu die große Bum Bum und machte als Clown seine Späße, während der andere August, der kleine Benno Hoiß,  auf einem Pferde vorausritt. Bald nach 8 Uhr war der geräumige Graßlsaal gefüllt mit Besuchern aller Schichten der Bevölkerung. Besonders viele Gäste von auswärts konnte man noch beobachten und was besonders anerkennenswert ist, dass heuer viele ältere Herrschaften den Verein mit ihrem Besuche beehrt haben. Von allen Besuchern aber wurde die großartige Dekoration bewundert. Schon bald nach Beginn herrschte fröhliches Treiben und große Stimmung im Saal, die bis zum Kehraus ungeschwächt anhielt. Einen großen Teil trugen die lustigen Einlagen wie das „Haberfeldtreiben“, bei dem mancher Bursche in Mitleidenschaft gezogen wurde, dazu bei. Auch die Musik, Kapelle Mühlbauer Kötzting, hat sich alle Mühe gegeben die Besucher zufriedenzustellen und erfreute uns mit neueren modernen Tänzen, die Umstellung ist nur zu begrüßen. Und so verflogen die Stunden allzuschnell. Jedenfalls kann der heurige Burschenball als großer Erfolg bezeichnet werden, denn jeder Besucher ging nach Hause in dem Bewusstsein einen gemütlichen Abend unter gemütlichen Menschen verlebt zu haben. Hier gab es keine Klassen, es herrschte der wahre Geist der Volksgemeinschaft. – Die Vorstandschaft spricht an dieser Stelle allen Mitarbeitern den herzlichsten Dank aus und verspricht weiterhin unter Mithilfe der Mitglieder tatkräftigst zum Blühen und Gedeihen unseres alten Burschen-Wander-Vereins weiterzuarbeiten.

Frisch auf!"  
 
In einer Ausschusssitzung noch im Fasching 1936 im selben Winter wurde die Durchführung eines Faschingszuges erörtert; diese Planung wurde aber fallengelassen, die " von allen in Frage kommenden Stellen eine Unterstützung versagt wurde." Dem Magistrat und der Partei war es wohl zu gefährlich uU durch den Kakao gezogen zu werden.
Aber, bei dieser Sitzung wurde entschieden, dass Lampions für den Zapfenstreich am Pfingstsonntagabend angeschafft werden sollten.
Nach dem großen - auch finanziellen - Erfolg des Burschenballs, sollte nun auch eine große Kehrausfeier folgen.

Der "Kehraus" des Jahres 1936:

Kötzting. (Faschings-Kehraus.)
Mehr Besucher hätten die Lokalitäten des Gasthofes Decker kaum mehr fassen können, als sich beim gestrigen vom Burschen-Wanderer-Verein veranstalteten Kehraus eingefunden haben. Alles war erschienen, jung und alt, um den Fasching würdig auszuschließen. Gar bald rührte sich was und die Stimmung erhielt die Oberhand – ein nochmaliges tolles Ausgelassensein, denn es ist ja Faschingsende. Große Gaudi gab es mit den aus dem „Maschgera“ die in überreicher Anzahl dem Prinzen Karneval den letzten Besuch abstatteten. Kurz und gut, es war bei dieser Veranstaltung des Burschenvereins ein solcher Schwung und so tolle echte Stimmung wie es während des ganzen Fasching keine Veranstaltung geboten hat. Dass nennen eben Kötztinger Burschen – Burschenvereinsschwung. Großes Hallo gab es als Niespulver geschossen wurde und gar erst als ein Unbarmherziger Stinkbomben unter die Rummler warf, die einen verheerenden Erfolg brachten. Und so ging es in fröhlichem Tun und Treiben dahin bis gegen halb 12 Uhr die Trauernachricht das Lokal durchlief, dass Se. Närrische Hoheit Prinz Karneval plötzlich erkrankt sei und schwer darniederliege. Und endlich um 12 Uhr hat er nach kaum 7wöchentlicher Lebensdauer seinen Geist aufgegeben und ist mit schwerem Rummelfieber und dazu geschlagener Geldbeutelschwindsucht nach schrecklichen Schmerzen gestorben. Der Leichnam wurde nun aufgebahrt und mit großer pompöser Aufmachung wurde er „begraben“. Viele Tragweiber und auch solche von dieser Krankheit schon Ergriffene beteiligten sich unter großem Jammergeheul. Der Chor sang dem Toten still und gedämpft „Da habts mei letztes Zehnerl…“ und damit ist der Fasching 1936 zu Ende gegangen. – Verbunden mit diesem Kehraus war der Abschied unseres lieben scheidenden Mitgliedes Luitpold Praller der für die vielen Verdienste die er sich um den Verein erworben hat, zum Ehrenmitgliede ernannt wurde. Im Namen der Vorstandschaft überreichte Sepp Dullinger ihm die Ehrenurkunde und richtete einige Worte des Abschiedes an den Scheidenden mit der Bitte, er möge Kötzting und seinen Burschenverein nicht vergessen.
Sichtlich erfreut und mit Dank nahm er das schöne ehrenvolle Diplom entgegen. – Gestern fand noch in den verschiedenen Cafes und bei Grillvergnügen Kehraus statt, welche ebenfalls gut besucht waren. Der Aschermittwoch grau und düster ist da! Und mit ihm ist eine Zeit, die Zeit des Ernstes und tiefer Besinnlichkeit angebrochen. Die närrische Zeit ist wieder vorbei und nun wohl jeder ist froh, dass es wieder in geordneten Bahnen weitergeht, finanziell sowohl als auch körperlich."

Was nach diesen Jubelberichten, die nur teilweise völkisch eingefärbt waren, aber doch noch im selben Jahr folgt und in der Chronik dokumentiert ist, ist der Aufruf des Burschenvereins an alle seine Mitglieder - inhaltsgleich verfassten aber auch die anderen  - mittlerweile auf Linie gebrachten -  Kötztinger Vereine dieselben Schreiben - geschlossen zum Wahllokal zu marschieren und dabei ebenso geschlossen für den Führer Adolf Hitler zu stimmen.
Dieser Einschub in der Dokumentation dient in keiner Weise dem Zweck irgendwelche früheren Vereinsmitglieder für ihr damaliges Verhalten zu kritisieren, sondern eben die Unterschiede zu heute herauszuarbeiten. Die Umerziehung der deutschen Zivilgesellschaft war 1936 schon erkennbar in vollem Gange und zeigte deutliche Wirkung.

Auch die nächsten Aufrufe sind für uns heutzutage nicht einfach zu verstehen. Die jungen Männer in Deutschland wurden zum Reichsarbeitsdienst (RAD) einberufen und erhielten dabei auch eine vormilitärische Ausbildung. Über diese "Zwangsarbeit für die Gesellschaft" findet sich ein großes Kapitel beim Beitrag über den Kötztinger Bürgersohn Heinrich Pongratz - Brautführer 1939 und 1944.
Für diese jungen Männer veranstaltete der Burschenverein damals richtiggehende Abschiedsfeiern:
Wir sind immer noch im Sommer 1936:

Kötzting. Abschiedsfeier im Burschenverein.
Am vergangenen Montag rief der Burschen-Wander-Verein Kötzting seine Mitglieder in das Nebenzimmer unseres Mitgliedes Januel. Und viele sind dem Rufe gefolgt, auch sonstige Freunde und Bekannte hatten sich eingefunden, so dass das Lokal sehr gut besetzt war. Galt doch die Feier unseren in den Reichsarbeitsdienst einrückenden lieben Mitgliedern Willi Pagany, Franz Fröhlich und Alois Aschenbrenner. Vereinsführer Hans Costa widmete den Scheidenden herzliche Worte des Abschieds und gab seiner Freude darüber Ausdruck, dass es gerade Leute aus dem Burschenverein Kötzting sind, die nunmehr ein halbes Jahr das erdbraune Kleid unseres Arbeitsdienstes tragen dürfen – ein Ehrendienst am deutschen Volke. Und er rief ihnen am Schlusse seiner Worte ein „Wiedersehen an Pfingsten, der große Festtag der Kötztinger Burschen“ zu. Die Musik spielte lustig auf und so saß man noch lange gemütlich beisammen, wie es sich unter Kameraden gebührt.

Da der Burschenvorstand Hans Costa in diesem Jahr die Wahl als Pfingstbräutigam angenommen hatte, übergab er die Vorstandsgeschäfte seinem Schriftführer Sepp Dullinger für die anstehenden Pfingstfeiertage.

"Kötzting. Wer wird Pfingstbräutigam?; wer wird Braut?; wer Brautführer und wo ist die Hochzeit? Dieses Rätsel lösen und raten hat nun ein Ende. Schnell hat sich heuer diese Sache entschieden. Von den 6 vom Gemeinderat vorgeschlagenen Bürgerssöhnen, wählte das Pfarramt den appr. Baders- und Hausbesitzerssohn Herrn Hans Costa, das Tugendkränzchen zu empfangen. Derselbe erkor sich als Braut Frl. Zenzi Januel und als Brautführer werden fungieren Herr Michl Traurig, Sattlermeisterssohn und Herr Michl Plötz, Händlersohn. Die Pfingsthochzeit spielt sich im Saale Januel ab. Nun ist für die Kötztinger das Rätselraten vorbei und fliebernd wird nun zum Fest gerüstet um den vielen fremden Gästen ein gastlicher Markt zu sein und ihnen einen über 500 Jahre alten Brauch zu zeigen und miterleben zu lassen, der nur im harten Grenzvolk unverfälscht erhalten blieb. – Ein Spiel des Zufalls ist es, dass genau vor 50 Jahren das Tugendkränzchen Herr Andreas Costa hatte und jetzt nach einem halben Jahrhundert, es wieder in die gleiche Familie kommt. Besondere Freude löste die heurige Wahl beim Burschenverein aus, da doch der Auserwählte ihr tatkräftiger Vorstand ist und ein Brautführer der gute Kneippwart ist. Die Burschen werden es heuer an nichts fehlen lassen und ihre Treue zum Vorstand unter Beweis stellen. Ein Burschenzug soll es werden wie noch in keinem Jahr. Für die Burschen werden besondere Bestimmungen herausgegeben.

Am 25. Mai wurde es dann konkreter, es geht sicherlich um die Missstände, die von Seiten des Magistrats alljährlich herausgestellt worden waren, siehe weiter oben.

"Kötzting, 25. Mai. Vom Burschenverein.
In der stattgefundenen Besprechung des Ausschusses wurde nun beschlossen, dass heuer die letzten Reste der Missstände beim Burschenzug unter allen Umständen ausgemerzt werden müssen. Ferner findet heuer am Pfingstsonntag ab nachm. 3 Uhr (bei günstiger Witterung) bei unserem Altburschen Franz Zach Zusammenkunft mit Gartenkonzert, ausgeführt von der Kapelle Mühlbauer, statt. Beim Zapfenstreich abends beteiligt sich der Verein erstmals mit extra angefertigten Lampions. – Die Burschenvereinsmitglieder gratulieren an dieser Stelle ihrem lieben Vorstand zu dieser hohen Ehre. Wir werden ihm beim Burschenzug durch restloses Erscheinen die Treue zu ihm öffentlich bekunden. – Vereinsführer Costa teilt mit: Da mir heuer die Ehre zuteil wird, das Pfingstkränzchen zu empfangen, beauftrage ich den Kassier Sepp Dullinger sämtliche Vorstands­geschäfte an Pfingsten zu übernehmen. Anfragen usw. sind an denselben zu richten. Diesen gab der Burschen zur Kenntnis. (Nächste Ausgabe beachten, es kommen wichtige Mitteilungen und Anordnungen.)"

Und die Anordnungen kommen und lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig:

"An die Burschen von Kötzting!
Pfingsten, das große Fest der Kötztinger mit seiner über 500 Jahre alten Tradition steht nun vor der Tür. Dieses Fest interessiert wohl ganz besonders uns Kötztinger Burschen besser als alle übrigen des Jahres. Die Vereinsführung des Burschen-Wander-Vereins hat in seiner letzten Ausschusssitzung im Interesse einer geregelten und pünktlichen Durchführung folgende Richtlinien herausgegeben, an die sich jeder Bursche zu halten hat. Bei sämtlichen Aufzügen, an denen sich der Verein beteiligt, haben sich die Mitglieder vollständig zu beteiligen, so wie beim Burschenzug. Der Missstand, dass sich Betrunkene am Burschenzug beteiligen, wurde zwar zum größten Teil in den letzten Jahren beseitigt; die letzten Reste dieses Übels müssen heuer restlos verschwinden, handelt es sich doch hauptsächlich um die Fremden, denen wir keinen Anlass zu schlechter Kritik geben wollen. Selbstverständlich ist es auch für den Bräutigam kein erfreuendes Gefühl, wenn in seinem Ehrenzuge ihn eine jodelnde Horde begleitet. Und gerade heuer wollen wir einen Burschenzug veranstalten wie er noch nie war, in strenger Disziplin und straffer Exaktheit. Ist doch heuer kein anderer als unser Vereinsführer Hans Costa selbst der Bräutigam. Wir wollen ihm auf keinen Fall eine Schande bereiten, sondern ihm durch vorbildliches Verhalten die Stunden verschönern helfen und ihm dadurch den Dank für sein ersprießliches Wirken im Verein abstatten. Ich appelliere ganz besonders an die älteren Burschen, sich am Burschenzug zu beteiligen, was in den letzten Jahren schwer vermisst wurde. Gebe hiermit bekannt, dass jeder Betrunkene vom Burschenzuge ohne Rücksicht auf Person und Stand ausgeschlossen wird. Beteiligungsberechtigt sind nur Kötztinger Burschen. An beiden Tagen freien Eintritt haben nur auf Grund der Vereinbarung mit dem Bräutigam nur Mitglieder des Burschenvereins. Ausweise werden noch ausgegeben. Ein weiterer Punkt ist die Bewirtung beim Bräutigam. Gewiss ist jedem das vom Herzen vergönnt, aber auch hier muss „Maß und Ziel“ beherzigt werden. Wir wollen die Gastfreundschaft des Bräutigams deshalb nicht ausnützen und ihn somit auch im finanziellen Teil unterstützen. Die es angeht, wissen was ich meine. Verhalte sich jeder so wie es sich für einen anständigen Burschen geziemt. Burschen, lasst diese gutgemeinten Worte nicht ungehört verhallen und stellt an Pfingsten Euren Mann; seid ganze Burschen um endlich Ordnung in der Sache zu schaffen. Wir sammeln uns ab halb 4 Uhr an beiden Tagen im Hause des Bräutigams. (Neuaufnahmen nimmt am Samstag bei der Kneipe der Schriftführer entgegen. Das Mahl beträgt am Montag 1, Mark
Näheres wie Lampionzug usw. am Samstag b. Decker.

Frisch auf! 

Burschen-Wander-Verein Kötzting e. V. gegr. 1840
Die Vereinsführung: J. B. Sepp Dullinger."

Die Berichterstattung des Kötztinger Anzeigers über das Pfingstfest des Jahres 1936 ging über volle zwei Spalten. Im zweiten Teil  - nach der umfangreichen Schilderung des Pfingstrittes, der Kranzlübergabe und der Ehrungen -  wurde dann auch über den damaligen Burschenzug, die Bewirtungen und die beiden Pfingsthochzeiten berichtet:

."......Nun begann die Arbeit für den Pfingstbräutigam und seinen beiden Brautführern Michl Traurig und Michl Plötz in Begleitung zweier Signalreiter zu Pferd um die Einladungs-und Danksagungsbriefe bei Hochw. Herrn Pfarrer, beim Bürgermeister, Bezirksamtsvorstand und Braut abzustatten.

Währenddessen fanden sich beim Bräutigam die Burschen ein, die gastlich mit Speise und Trank bewirtet wurden während die Musik flotte Weisen zum Besten gab. Der wegen des anhaltenden Regens um halb 6 Uhr stattgefundene Burschenzug unter Beteiligung des Bräutigams und der Brautführer in schwarzer Wichs, sowie der Burschenfahne nahm den verkürzten Weg zum Hochzeitslokal Januel.

Ein Foto aus der Burschenchronik; die Bewirtung beim Costa Bader in der Schattenau

Der Burschenzug in der heutigen Schattenausstraße, das Haus des "Costa-Baders" im Hintergrund

Bei dem gegen 7 Uhr erfolgten Brautzug hatte der Wettergott wenigstens soviel Einsicht, wenigstens in der Zeit des Umzuges die Himmelsschleusen zu schließen. Diesem Umzug wurde besonders Interesse entgegengebracht und schneidig durchzog die liebenswerte  Braut, heuer Frl Zenzl Januel, begleitet von den beiden Brautführern und umgeben vieler schmucker weiß gekleideter Mädchen, den Schleier tragend, freundlich grüßend nach allen Seiten, die Straßen des Marktes. Die Braut gefiel allgemein.

Aus der Burschenchronik: Für den Brautzug: v.l. Michl Traurig - Zenzl Januel - Michl Plötz


Nach Ankunft im Hochzeitslokale wurde das übliche Burschenmahl eingenommen und die Pfingsthochzeit, der weltliche Teil, eröffnet. Die Pfingsthochzeit bildete die Krönung der ganzen Festlichkeiten, die so harmonisch und ohne jeden Misston bei sehr zahlreicher Beteiligung der Gesamtburschenschaften und den anwesenden Fremden verlaufen ist.

Am Pfingstdienstag, der großartiges Sommerwetter mitbrachte, wiederholten sich heuer sehr pünktlich Burschen- und Brauttag sowie Pfingsthochzeit, wo überwiegend die Bürger- und Beamtenschaft Kötztings vertreten war. Erwähnt sei noch, daß der Burschen- und auch der Brautzug am Friedhof einige Minuten Halt machten und während dem Intonieren eines Trauermarsches gedachten Bräutigam und Braut durch ein stilles Gebet ihrer leider schon verstorbenen Väter. Als Ehrengast konnte man am Brauttisch bemerken Frl. Maria Lukas, die genau vor 50 Jahren die Pfingstbraut des Herrn Andr. Costa, ein Onkel des heutigen Bräutigams, war.

Pfingsten, der Kötztinger Pfingstritt 1936 ist wieder vorüber, doch unser Ort hat sich wieder um eine freundliche Erinnerung bereichert, die es anspornen soll, dem Ausbau des nächsten Pfingstrittes: die gleiche Aufmerksamkeit wie bisher zu schenken, damit die Besucher auch weiterhin gerne nach Kötzting eilen, das nicht umsonst die Perle des Bayerischen Waldes genannt wird."

Es ist außergewöhnlich  - und vielleicht auch nur der Tatsache geschuldet, dass der damalige "Vereinsführer" Hans Costa der Pfingstbräutigam gewesen war, dass diesem Jahr ein so umfangreicher Platz in der Burschenchronik eingeräumt worden war. Da auch der Schriftführer Josef Dullinger  wenige Zeit danach zum RAD eingezogen wurde, ist in der Folge dann die Darstellung des Burschenvereins in ihrer Chronik sehr dürftig.

Die Generalversammlung vom Januar 37 wird nur kurz aufgeführt.
 Da mittlerweile viele Mitglieder des BWV beim Reichsarbeitsdienst oder sogar beim Militär eingezogen waren, war auch das ein Thema bei den Treffen, bei dem sogar ein Vertreter der Ortsgruppenleitung der NSDAP das Wort ergriffen hatte.

"Dann schritt man zur Neuwahl. Hans Costa wurde wieder einstimmig zum Vereinsführer gewählt und als seine Mitarbeiter bestimmte er, als Schriftführer und Kassier Michl Traurig und  Ausschußmitglieder. Als Vertreter der Ortsgruppenleitung sprach Pg. Haider markante Worte zu den Burschen. Daß im Burschenwander-Verein Kameradschaftsgeist gepflegt wird bezeugt, daß für diejenigen Mitglieder, welche z. Zt. im grauen bezw. braunen Heer ihre Dienstpflicht genügen, gesammelt um ihnen wieder eine kleine Geldspende zukommen zu lassen, ....."


Auch in diesem kurzen Bericht wird hervorgehoben, dass nur der "Vereinsführer" von den Mitgliedern gewählt wurde und dieser danach seine Mitarbeiter "bestimmte".

Nach diesem Eintrag in der Burschenchronik folgen nur noch zwei kurze Berichte und dann erscheint, sicherlich erst aus dem Gedächtnis nach dem Kriege geschrieben das "Aus" des Burschenvereins.


 

 

Auflösung des Burschen und Wanderverein Kötzting
durch die NS Partei in Kriegsjahr 1940

Letzte Burschenkneipe am 19. Oktober 1940 bei Kollmeier (Vereinslokal).

Die Vorstandschaft trat „wehen Herzens“ zurück.
Auch für den Burschen und Wanderer Verein
"gingen die Lichter aus."

Mit einem herzlichen "Frisch auf!" schloss die Versammlung, Kötzting, 19. Oktober 1940 i A, Schriftführer.


Deutschland steht im zweiten Kriegsjahr. Zahlreiche Burschen verteidigen ihr Vaterland mit der Waffe in der Hand.
Alle hoffen auf ein baldiges siegerreiches Ende des Mordens.

Erster Schwerverwunderter Schwarz, Eugen
Erster Gefallener Wiesmeier Hans
Ehre, seinem Andenken .

 


1946



 

Die Neugründung des Kötztinger Burschen- und Wanderervereins im Jahre 1946  


 

Protokoll!

Pfingsten, in dem die Tradition Kötzting Gipfel, war im heurigen Jahr von weit tragender Bedeutung. Nicht allein, weil alle Bestrebungen der Marktgemeinde sowie der Kötztinger Einwohnerschaft da gingen, nach den langen schweren Kriegsjahren, den Eindruck friedensmäßiger Festlichkeit zu erzielen, sondern vor allem deshalb, weil es die Zeit war, in der nach sechsjähriger völliger Unterbrechung der Burschen- und Wanderer Verein e.V. 1840, als erster Verein im Kötzting wieder gegründet wurde.
Dass diese Wiedergründung glückte, ist besonders dem derzeitigen Vorstand Michel Plötz, sowie den Burschen Max Januel, Georg Dreger und Heinrich Wieser zu verdanken, die trotz mehrmaliger Abweisung und Vertröstungen es dennoch durchsetzen, die Zulassung des Vereins durch die hiesige Militärregierung zu erhalten. Hervorzuheben sei auch noch das große Entgegenkommen des Gouverneurs. Lieutenant Mitchell, der uns, da er selbst noch Jungmann, großes Verständnis entgegen brachte.
Am Freitag vor Pfingsten hatten wir glücklich die Lizenz des Vereins in der Hand, und nun wurden die Kötztinger Burschen zur altherkömmlichen Burschenkneipe am Pfingstsamstag, die zugleich Wiedergründungsfeier sein sollte, aufgerufen.

Burschenkneipe am Pfingstsamstag, 8. Juni 1946

Zum ersten Male wieder. Nach sechs Jahren, fand im vorläufigen Vereinslokal Georg Wieser  die altherkömmliche Burschenkneipe zur Neuaufnahme der Burschen statt. Obwohl durch die kurze Zeitspanne eine öffentliche Bekanntgabe dieser Veranstaltung unmöglich war, waren alle Kötztinger Burschen, manche erst vor wenigen Tagen aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, fast vollzählig erschienen. Zu unserer Freude ließen es sich auch die Altburschen und Ehrenmitglieder nicht nehmen, dieser ersten Nachkriegs Kneipe beizuwohnen und die beliebte Kapelle Traurig sorgte für Unterhaltung, so dass die Stimmung von Anfang an gehoben war.
Vorstand Michel Plötz, dankte in seiner Begrüßungsansprache den Burschen für ihr so zahlreiches Erscheinen und bat sie die Vorstandschaft mit allen Kräften zu unterstützen. Er gab weiter den Burschen zu erkennen, dass der Verein ohne jegliche finanzielle Grundlage dastehe, da die Kassabestände 1939 bei der Auflösung des Vereins durch die NSDAP einfach weggenommen wurden. Darum rief er die Burschen auf, bei der freiwilligen Aufnahmespende nicht zu vorsichtig in den Geldbeutel zu langen. Dann tritt man zur Aufnahme.
Durch ihre großzügige Gebefreudigkeit bewiesen die Burschen die alte Kötztinger Begeisterung für den Verein, denn die aufgenommenen Mitglieder spendet die staatliche Summe von Reichsmark 835. Anschließend besprach man den Festverlauf des ersten Friedenspfingsten. Vorstand Michel Plötz wandte sich wiederum mit der Bitte an die Burschen, durch zahlreiche Beteiligung am Burschenzug Mitglied Josef Kerscher, der heuer zum Pfingstbräutigam auserkoren wurde, den Ehrentag verschönern zu helfen. Er verlas dann das von der Marktgemeinde Kötzting herausgegebene Pfingstprogramm und schloss, darauf mit einem kräftigen Frischauf auf eine glückliche Zukunft des Vereins, den öffentlichen Teil der Zusammenkunft.

Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Diese - ich nenn´s mal vorläufige - pauschale Lizensierung aus dem Jahre 1946, benötigte aber noch die detaillierte Ausführung, Prüfung und  Bestätigung sowohl durch die Militärregierung als auch durch das Landratsamt in Kötzting, um in eine endgültige Lizenz umgewandelt werden zu können. Auch heutzutage liegen zwischen Gründungsversammlung und der Bestätigung eines eingetragenen Vereins durch die einzelnen Behörden durchaus viele Monate.
In den Genehmigungsunterlagen des neu gegründeten Vereins finden sich ein paar interessante Schreiben und vor allem - heutzutage nicht mehr vorstellbare - Auflagen und diese betreffen im Wesentlichen Bestätigungen in Hinblick auf die damals anlaufenden Entnazifizierungs bzw. die Spruchkammerverfahren.
Entscheidend für die Zulassung von "deutschen geselligen Vereinen" war eine Verordnung der amerikanischen Militärregierung vom August 1946
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947 = Archiv des Landratsamtes Kötzting
Entsprechend dieser Regularien durften die Vorstandmitglieder in keinerlei Weise nationalsozialistisch vorbelastet sein. Nur bei den normalen Parteimitgliedern konnte eine Ausnahme gemacht werden, wenn diese in den Spruchkammerverfahren als "Mitläufer"  - entsprechend des Gesetzes "zur Befreiung vom Nationalsozialismus und Militarismus" der Militärregierung bereits eingestuft worden waren.
Im Januar erfolgte also die reguläre Gründungsversammlung und das Ergebnis floss in das Genehmigungsverfahren ein:
Im Dezember 1947 erhielt der BWV Kötzting vom Landkreis Kötzting - mit Schreiben auch an die Militärregierung in Kötzting - dann die endgültige Lizensierung als Verein, auf dessen Vordruck das Datum der Wiedergründung genau vermerkt ist: der 17. Januar 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
In diesem Antrag wird die Zahl der Mitglieder 1947 mit 136 angegeben und die Anzahl der "geselligen" Veranstaltungen dem Verein frei überlassen. Das war ja in dieser ereignislosen - im Hinblick auf Unterhaltungsmöglichkeiten - Zeit das Wichtigste.
Nach Ablauf der - vorläufigen -  Lizenz im Sommer 1947, galt es, den Verein auf sichere rechtliche Füße zu stellen:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
im November 1947 erfolgte der endgültige Antrag an das Landratsamt für ein Genehmigungsverfahren
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Nun galt es für die Burschen die nötigen Unterlagen zusammenzutragen, wie sie für eine Lizensierung notwendig waren. Hier die Erklärung des ersten Vorsitzenden und der restlichen Vorstandsmitglieder
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947

Die eingereichte Satzung des BWVs von 1947 mit sehr rigiden Ausschlussmöglichkeiten bei unehrenhaftem Verhalten: Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379 von 1947



Und so sahen die persönlichen Unbedenklichkeitsbescheinigungen durch die Spruchkammer Kötzting für den Vorstand aus, die mit eingereicht hatten werden müssen:
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379



Max Januel




















Gress Schorsch




















Dreger Schorsch
Rabl Franz





















Die Rechte an den Bildern liegen beim Arbeitskreis Heimatforschung, wenn wir noch "Jugendbilder" der fehlenden Vorstandsmitglieder erhalten, so werde ich diese nachträglich einbauen. Wir würden uns über entsprechende "Jungmänneraufnahmen" folgender Personen freuen:

Ernst Kunstmann
Karl Imhoff
Heinrich Wieser


Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379
Und nun zum Abschluss noch einmal die weiter oben bereits angeführte endgültige Lizenz für den Kötztinger Burschen und Wandererverein vom 15. Dezember 1947
Staatsarchiv Landshut Rep 164/8 Nr. 2379  die endgültige Lizenz als Verein
 


1947



Nur wenige Wochen vorher hatte die Kötztinger Umschau als Regionalausgabe der Mittelbayerischen Zeitung ihre Premiere und berichtete von der nachgeholten Jubelfeier, als im Oktober 1947 der Kötztinger Burschenverein seine 100 Jahrfeier nachholte, die den Kriegsläufen und den politischen Verhältnissen im Dritten Reich zum Opfer gefallen war.

"Burschenverein feierte sein 100jähriges Bestehen

Am letzten Sonntag feierte der Kötztinger Burschen- und Wanderverein sein hundertjähriges Bestehen. Der Tag wurde eingeleitet mit dem altehrwürdigen Fackelzug am Vorabend des Festtages, welcher von den Kötztinger Burschen ausgeführt wurde. Nach Beendigung des Fackelzuges fanden sich unsere Kötztinger Burschen im Vereinslokal Georg Wiesner zu einem geselligen Beisammensein, welches die ganze Nacht fortdauerte. Den eigentlichen Festtag kündigte der morgendliche Weckruf um 6,30 Uhr an.

Um 8,30 Uhr setzte sich der Festzug mit seinen Ehrengästen und allen Gastvereinen durch die festlich geschmückten Straßen des Marktes zum Kriegerdenkmal in Bewegung, wo besonders der im Felde gebliebenen Mitglieder des Vereins gedacht wurde, begab man sich in die Pfarrkirche zum Festgottesdienst.  Nach Beendigung des Festgottesdienstes begab sich der Festzug, der wiederum von 
neun weißgekleideten Mädchen, welche die neu anzuhängenden Bänder trugen zur Veitskirche. Hier erfolgte eine Ansprache des Vereinsvorsitzenden Heinrich Wieser und des geistigen Betreuers des Vereins, Hochw. H. Pater Augustinus Feiersinger. Nach diesen Festansprachen wurde das große Ehrenband, welches von Frl. Hildegard Ehemann gestiftet wurde, an die Fahne geheftet. Hierauf erfolgten weitere Verleihungen von Ehrenbändern an die Gastvereine.
Ein Standkonzert von 12–13 Uhr fand sodann vor der Veitskirche statt. Der Ausgang des Tages brachte den altherkömmlichen Burschenball.…

In der Sammlung Dr. Dieter Casarettos findet sich sogar noch das Manuskript der Festrede, die der Vorsitzende Heinrich Wieser gehalten hatte:  

Liebe Festteilnehmer! Meine lieben Vereinsbrüder!

Mit großer Freude begehen wir heute ein Jubiläum, eine Feier, die nicht gerade weit über unsere Markt hin genannt wird, die uns hier aber froh und freudig stimmt in unserer Heimat und Gemeinde.

Vielleicht wird der eine oder andere denken, ist es angebracht, in unserer Gegenwarts-Not Feste zu feiern? – Wir verkennen nicht die Not, in der wir stehen, doch wir wissen auch, dass der Mensch dennoch ein Anrecht auf Freude hat. Unser Fest, das 100-jährige Bestehen unseres Wander- und Burschenvereins gibt uns doch wirklich Anlass zur Freude. Dabei muss ich bemerken, dass wir dieses Fest eigentlich schon während des Krieges hätten feiern müssen. Aber wir mussten es vom Jahre 1942 her so mancher Schwierigkeiten wegen bis auf den heutigen Tag verschieben. Umso größer ist heuer die Freude, nunmehr das 100-jährige Stiftungsfest feiern zu können. Und dazu begrüße ich Sie alle, die hier erschienen sind, die lieben Mitglieder des Vereins, alle lieben Kötztinger und besonders auch die auswärts Gekommenen und Freunde.
Wir Menschen zählen unser Leben nach Jahren, in der Geschichte rechnen wir mit Jahrhunderten, und hundert Jahre sind eine lange Zeit. Sicherlich brachten die letzten 100 Jahre viele Wandlungen und Schwierigkeiten, Aufstiege und Niedergänge. Da ist es in der Tat eine große Freude, die Feier des Bestehens unseres Vereins durchzuführen. Unser Verein lebt ein ganzes Jahrhundert hindurch nunmehr verbunden mit der Geschichte unseres Marktes Kötzting und zieht sich durch das Leben verschiedener Generationen. Wir wollen freudig an diesem Tage der langen und wechselvollen Geschichte unseres Vereins gedenken. Es würde jedoch zu weit führen, hier auf Einzelheiten einzugehen.

In dieser Stunde seltener Erinnerung sehe ich unter uns noch manch altes, ehrwürdiges Mitglied in den Reihen der Jungen stehen. Mit Stolz und Freude schauen diese Mitglieder auf die Zeit ihrer Zugehörigkeit zu unserem Verein. Wir freuen uns ehrlich darüber, dass diese alten, ehemaligen Mitglieder bei unserem Jubelfest nicht fehlen und  diese mögen sich freuen über die Weiterführung ihres Werkes in dem Verein, dessen Ziele und Aufgaben sie einstmals gleich uns als junge Burschen verfolgt haben.
Viel Frohsinn und Freude umschließen diese 100 Jahre, aber auch schwere Stunden kamen und nur dem festen Zusammenstehen zur Sache und zur Heimat verdanken wir es, wenn wir heute auf das erste Jahrhundert unserer Vereinsgeschichte zurückblicken können. Darum gebührt Dank allen, die einmal in unseren Reihen gestanden und dieser Dank in dieser Stunde ihnen, wie allen heutigen Freunden und Gönnern und Helfern auszusprechen, ist mir als Vorsitzender des Vereins eine ehrenvolle Genugtuung. Aufgabe und Ziel des Wander- und Burschenvereins sind die gleichen geblieben wie ehedem. Wir wollen weiterhin in Treue zusammenstehen, wir wollen von dieser Festesstunde aus kraftvoll und gestärkt in die Zukunft wandern, in ein neues Jahrhundert für unseren Verein. Begleiter auf diesem Wege wird uns nunmehr Hochwürden Herr Pater Augustinus sein, dessen geistiger Anregung wir gerne Folge leisten werden, zum weiteren Blühen und Gedeihen unserer Reihen.

Ein besonderes Gedenken (in dieser Stunde) sei in dieser Stunde aber auch unseren lieben Toten gewidmet, besonders unseren gefallenen Brüdern, die das Letzte hergaben für die Heimat. Sie sollen uns Lebenden Mahner sein und bleiben, dass wir ja alle Wanderer zwischen zwei Welten sind. –


Auch der Kötztinger Trachtenverein war bei dem Festzug und der anschließenden Ballnach mit dabei und in die Chronik der "Waldbuam" schrieb Konrad Krämer d.a., der Ostmarkonkel, folgenden Bericht über diesen Festtag:

"Auf Einladung des Burschen Wanderer Vereins Kötzting zu seinem 100 jährigen Gründungsfestes 
hatte der Verein beschlossen, sich womöglich recht zahlreich in Tracht zu beteiligen. Früh 8 Uhr versammelten sich in Tracht insgesamt 30 Mitglieder 10 Volks- und 20 Gebirgstrachten. Um ½ 9 Uhr marschierte der Verein voraus die Standarte mit Begleitung zum Gasthof Georg Wieser, woselbst die Aufstellung sämtlicher geladener Vereine mit Fahnen Burschen Wanderer – Freiwillige Feuerwehr – Turn – Gesellen- und Trachten Verein stattfand.

Kurz vor 9 Uhr marschierte unter Vorantritt der Musikkapelle der schön geordnete Festzug zur Kirche. Nach dem Festgottesdienst fand die Kranzniederlegung am Heldenfriedhof statt, worauf der schon beschriebene Festzug beim Amtsgericht Aufstellung nahm. Nun gings durch die Hauptstraße Kötzting zum oberen Markt, wo am Platz vor der St.-Veitskirche der Festakt stattfand.
Auch die Buben im Hintergrund wären interessant..... das Mädchen am Rednerpult ist Kroher Traudl


Nachdem Frl. Traudl Kroher den Prolog vorgetragen hielt der 1. Vorstand des Burschen Wanderer Vereins Heinrich Wieser eine markante Ansprache – Zweck und Ziele des Vereins, Rückblick auf 1 Jahrhundert zurück seines Wirkens. Hierauf bestieg Pater Augustin die Rednerkanzel und hielt eine für uns Kötztinger begeisterte Ansprache. 

Pater Augustin Böttcher, Kötztings
Mann für die Jugendarbeit

In seiner Rede flocht er den schönen Brauch des Pfingstrittes seine Kultur, Liebe zur schönen Heimat ein, die mit großem Beifall aufgenommen wurde. Hierauf wurden von Frl. Ehmann (Stifterin) die herrlichen Fahnenbänder verteilt. 

das Anbringen der Ehrenbänder





Darauf wurde das Lied „O alter Burschen Herrlichkeit“ von der Musikkapelle gespielt, worauf abermals Herr Wieser (zum) Schluss allen Vereinen „der Stifterin der Bänder sowie allen Anwesenden“ aufs herzlichste dankte. Alsdann erfolgte der Abmarsch bis zum Gasthof Wieser dort Auflösung."


Dies ist das bereits in der Sammlung des Arbeitskreises vorhandene Bild der Jubiläumsfeier (Repro 1021), welches etwas von dem Bild Josef Barths - siehe anschließend -  abweicht (v.a. erste Reihe) von dem wir aber bereits eine Personenbeschreibung erarbeitet haben:
"Personen 1.Reihe v. l. Wieser Girgl, Liebl Michael-Lebzelter, Henneberger Leopold,
Mädchen: Greß (Kretschmer ) Marianne ,Kroher Traudl, Scheuerlein (Müller)Rosemarie,
weiter: Konrad Krämer, Obermeier Karl, Winter Karl,  Schödlbauer Josef
2. Reihe v. l. Wieser Heinrich, Greß Georg, Hofmann Karl, Schröder Josef, Huber Xaver, Pfeffer - Achtler- Franz, Auzinger Hans, Weixel Guido, Schrödel Max, Pfeffer, Schmitz Georg, Gerstl Otto,?,   Wensauer Max,?, Plötz Paul? "
3. Reihe v.l. Costa Hans, Gerstl Xide, Kerscher Josef,Rabl Bauer, Dimpfl Schorsch,  Kunstmann Ernst, Schwarz Sepp, Rabl Lehrer, Neuhierl  Muck Imhof
4. Reihe v.l. Irlbeck Michael, Januel Max, Ehemann Siegfried,  ?? Plötz Mich, ? Graßl Hans, Ludwig Wolfgang, Oexler Franz, Ritzenberger Xaver, Koschka Franz,  Dreger Georg, ?, Hastreiter Mich, Feichtner Wastl
 
Hier das Bild von Josef Barth von derselben Situation, das obere Bild wurde vom Arbeitskreis Siegfried Ehemann zugeordnet.
Das war aber noch nicht der letzte große Auftritt des Burschenvereins für dieses Jahr, denn noch im Jahre 1947 - Hans Costa findet sich noch auf der obigen Aufnahme (dritte Reihe ganz links außen) verstarb der junge Mann an den Folgen, die er aus der Kriegsgefangenschaft mit nach Haus gebracht hatte und Kötztings Burschenschaft dankte ihrem früheren Vereinsvorstand, der in schweren Zeiten den Verein geführt und gestützt hatte, mit einer überaus großen Teilnahme an der Beerdigung. 

 
Die Sargträger waren Pfingstbräutigame und Brautbegleitergebleiter
 
Pater Augustin Böttcher nahm die Beerdigungsfeier vor
Danke an Frau Kretschmer für die Namen: v.l. aber rechts vom Kreuz: hinten Oexler Franz und Josef Kerscher
dann vorne Wieser Heinerl, Max Januel und Xaver Huber (hinter Kreuz verdeckt)

Pfingstakteure nehmen Abschied von dem Verstorbenen

1949

Große Änderungen erfuhr unser Pfingstfest mit dem Jahre 1949 und viele dieser Änderungen wurden vom Burschenverein vorgeschlagen und danach vom Kötztinger Marktrat für gut befunden und umgesetzt.

Burschenschaft und Pfingstritt
Beitrag des Burschenvereins zur Neugestaltung des Pfingstprogramms

Die Neugestaltung des Pfingstfestprogramms wurde in besonderem Maße in den Reihen der Burschenschaft Kötztings mit großem Interesse aufgenommen. Diese Tatsache ist um so erfreulicher, da die Burschenschaft Kötztings in alter Tradition an der Ausgestaltung des Pfingstfestes die größte Anteilnahme hat.

Wie wir bereits berichteten, fasste der Burschen- und Wanderverein Kötzting in seiner Versammlung vom 12. April den Entschluss, in einer Resolution durch Anträge und Vorschläge dem Marktgemeinderat seinen Beitrag zur Neugestaltung des Kötztinger Pfingstfestprogrammes zu geben, nachdem dieser seit hundert Jahren bestehende Verein der Kötztinger Burschenschaft einstimmig auf der Seite der Initianten steht und die Verbesserung des Pfingstprogramms durch ein Festspiel, Volksfest und durch Kränzchenüberreichung an der St. Veitskirche lebhaft begrüßt.

Zu dem geplanten Volksfest soll allen Kötztingern Gelegenheit gegeben werden, einen Verkaufsstand zu errichten. Das Volksfest ist in jeder Hinsicht als Anziehungspunkt für den Fremdenverkehr zu begrüßen. Der am Sonntagabend stattfindende Zapfenstreich wird nicht mehr mit Fackeln, sondern mit Lampions durchgeführt werden. Fackeln erinnern an nicht mehr aktuelle militärische Zeiten, während Lampions gemütlicher, geselliger und anheimelnder wirken.

Weitere Vorschläge befassen sich mit der Rittordnung und organisatorischen Fragen. Die endgültige Wahl des Pfingstbräutigams soll mindestens 14 Tage vor Pfingsten bekanntgegeben werden und die Einladung der Ehrengäste bereits am Vortage erfolgen. Es soll auch für kommende Zeit jedem Burschen die Möglichkeit gegeben werden, Pfingstbräutigam zu werden.

Der Burschen- und Wanderverein ersuchte weiter um eine finanzielle Unterstützung durch die Marktgemeinde für das Pfingstbrautpaar, da die Zeit nach der Währungsreform und die derzeitige wirtschaftliche Lage es keinem Bürger und keiner Bürgerin zulassen, sich in derartige Unkosten zu stürzen. Der Marktgemeinderat hat in seiner letzten Sitzung des Pfingstrittkomitees am 21. April diese Vorschläge des Burschen- und Wandervereins, der durch ein Mitglied im Pfingstfestausschuß vertreten ist, durchbesprochen und den einzelnen Punkten zugestimmt. Lediglich soll die Zusammenlegung des Burschen- und Brautzuges den Erwägungen des Pfingstpaares überlassen werden.

 
Wie zwischen den Zeilen gut zu erahnen ist, waren die angestrebten Neuerung
und vor allem die Abänderungen 
beim traditionellen Pfingstritt alles andere als unstrittig. (KU vom März 1949)





1952


Die Pfingstfeiertage 1952 nutzte der Burschenverein, um wieder ein Vereinsjubiläum - aber dieses Mal verbunden mit einer Fahnenweihe  - zu feiern. 
Im Februar bereits sprachen sich die Mitglieder der FFW Kötzting dafür aus, der Bitte der Burschen zu entsprechen und die Patenschaft für die Fahnenweihe zu übernehmen, eine Bitte, der die "Feuerwehrler" gerne nachkamen.

Bericht aus der Jahreshauptversammlung der FFW Kötzting:

"..... Dann wurde ein Ersuchen des Burschenwandervereins verlesen, worin die Feuerwehr ersucht wird, bei der Fahnenweihe die Patenschaft zu übernehmen. Mit Genugtuung wurde davon Kenntnis genommen und die Erklärung abgegeben, dass das Angebot selbstverständlich angenommen werde...."
.
Nun hatten die Burschen Planungssicherheit und der Vereinsvorstand Sepp Schwarz stellte seinen Burschen das Programm vor:

"Kneipabend der Kötztinger Burschen

Die Burschen und Ehrenmitglieder des Kötztinger Burschen-Wandervereins hatten sich vergangenen Samstag zu einem sehr gut besuchten Kneipabend im Café Michl Liebl eingefunden. Den Abend eröffnete die Kapelle in guter heimatlicher Weisen. Dann begrüßte der Vorstand Sepp Schwarz alle Anwesenden und gab zunächst das Programm für die bevorstehende 110jährige Gründungsfeier mit Fahnenweihe bekannt, über das wir bereits berichteten. Vorstand Schwarz ersuchte alle älteren Mitglieder, sich an den notwendigen Vorbereitungen recht zahlreich zu beteiligen, umso mehr, da solche Feste nur alle 50 Jahre vorkämen. Nachdem er noch vorgeschlagen hatte, im Mai eine Wanderung zur Kötztinger Hütte zu unternehmen, mit Treffpunkt 9 Uhr früh an der Regenbrücke, bat er das Ehrenmitglied Karl Krämer, mit seinem Vortrag über die Entstehung des Burschenvereins, der einer der ältesten Vereine Kötztings ist, zu beginnen. Der Vortragende brachte dann eine sehr interessante Chronik aus den Gründungsjahren des Vereins, seinen Gründern und damaligen Vorständen und über die weitere Entwicklung des Vereins.




Aus der Chronik des Burschenvereins stammen die nächsten Bilder. Diese Chronik ist ein sehr umfangreiches (= dickes) Exemplar, weshalb manche der Bilder, um das Original zu schonen, leicht schräg ausfallen. Das wiederum erhöht aber die Authentizität der alten Aufnahmen beträchtlich.



StA Kötzting 134-50 Chronik des Burschenvereins 1936-1971
Die Vorstandschaft des Jahres 1952: Sepp Kollmaier, Alfons Zankl, Sepp Schwarz, Max Gress, Barth Schorsch und Costa Gust



StA Kötzting 134-50 Chronik des Burschenvereins 1936-1971
Beim Festakt:  Der Patenverein erhält das Ehrenband für seine Fahne





StA Kötzting 134-50 Chronik des Burschenvereins 1936-1971
Nach dem Mittagsmahl das große Erinnerungsbild.

StA Kötzting 134-50 Chronik des Burschenvereins 1936-1971 Die Ehrengäste beim großen Festzug: 
Frau Ottilie Kollmaier, die Fahnenmutter und Karl Obermaier, der Ehrenvorstand des Burschenvereins, der zu diesem Zeitpunkt nur noch wenige Wochen zu leben hatte.

StA Kötzting 134-50 Chronik des Burschenvereins 1936-1971
Der große Festzug in der Bahnhofstraße mit vielen Gastvereinen



Foto Sammlung Kretschmer: Die Liebl-Zwillinge und die Fahnenmutter Kollmaier

Foto Sammlung Kretschmer: v.l. Schwarz Sepp, Bgm Hans Kroher und Georg Barth

Foto Sammlung Kretschmer: 


Foto Sammlung Kretschmer: Schwarz Sepp und Hilde Liebl


Foto Sammlung Kretschmer: Liebl Hildes Kampf mit der Fahne

Foto Sammlung Kretschmer: 

Foto Sammlung Kretschmer: rechts Scheuerlein Rosmarie.
Der Fahnenträger war ein Herr Rosenhammer


Foto Sammlung Kretschmer: v.l. Konrad Krämer, Karl Obermayr, Pongratz Liesbeth, Traurig Annerl und Heigl Maja

Foto Sammlung Kretschmer: Schwarz Sepp

Foto Sammlung Kretschmer: v.l. Pongratz Liesbeth, Schwarz Sepp, Heigl Maja

Foto Sammlung Kretschmer: Der Feldgottesdienst vor der St. Veitskirche

Foto Sammlung Kretschmer: Karl Obermaier, der Mesner-Karl, und der Ostmarkonkel Conrad Krämer d. Alte

Foto Sammlung Kretschmer: v.l. Traurig Annerl, Pongratz Liesbeth und Heigl Maja

Foto Sammlung Kretschmer: v.l. Bgm Hans Kroher mit seinem Sohn, Herr Pleier, Vitus Oexler, Schwarz Sepp, Baumann (KU), K B Krämer (KÖZ) Obermaier Karl

Im selben Jahr noch kam es zu einer außerordentlichen  Generalversammlung des Burschenvereins bei der nicht nur  des Vorstand neu gewählt werden musste - Costa Gust und Hans Mühlbauer kamen nun ans Ruder -, sondern auch ein außergewöhnlicher Beschluss gefasst wurde. Der Burschenverein solle einen finanziellen Unterstützungsfond für den jeweiligen Pfingstbräutigam einrichten.
Der Gedanke, der dahinter stand war der, dass auch "weniger bemittelte Mitglieder des Vereins" sich die "Annahme der Wahl zum Pfingstbräutigam" würden leisten können.
Die Kosten für den Bräutigam waren wohl bereits in den vorhergehenden Jahren nach dem Kriege immens angestiegen und durch den gedeckelten Zuschuss von Seiten des Magistrats in Höhe von DM 100 nicht abzudecken.  

Was nun folgte war eine Erfolgsgeschichte, sicherlich mit Höhen und Tiefen, die jedoch alle gemeistert werden konnten und in schöner Regelmäßigkeit weitere "runde" Jubiläen gefeiert werden konnten.
Im Jahre 1965 stellte sich dann noch heraus, dass der Kötztinger Burschen- und Wandererverein e.V. dieses "e.V." wohl zu Unrecht trug, da sich keinerlei Spuren des BWVs im Vereinsregister hatten finden lassen und so wurde der Beschluss gefasst, diesen Mangel zu beseitigen, was, und das ist durchaus üblich viele, viele Monate in Anspruch genommen hatte.

Hier noch abschließend der der Zeitungsbericht über diese Beschlussfassung. 


Kötztinger Zeitung vom Januar 1965


Wer über die Geschichte des Burschenvereins hinaus noch mehr über die Geschichte Kötztings und seiner Umgebung entdecken möchte, findet all dies – übersichtlich, reich bebildert und ständig erweitert – auf der neuen Interaktiven Karte Kötztings.

📍 Interaktive Karte Kötztings öffnen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.