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Sonntag, 24. Juni 2018

Nachrichten aus dem Stadtarchiv - Manches ist neu und Einiges ist überaschend

Dies ist übrigens der Blogbeitrag Nummer 100 seit dem Beginn im Jahre 2012:

Diesmal wieder mal Etwas in eigener Sache....:

Das neue Zeitungsarchiv


Die Redaktion der Kötztinger Umschau zieht um, vom Büro in der Müllerstraße am Weißen Regen hinauf mitten auf den Marktplatz in den Neubau, der nun die Anwesen Miethaner und Liebl ersetzt.
Nachdem aber die neuen Räume kleiner sind als vorher, durften wir vom Stadtarchiv die Sammlung der gebundenen Ausgaben der Kötztinger Umschau ins Archiv übernehmen.
Mit der Hilfe von zwei kräftigen Mitarbeitern vom Bauamt und drei(!) LKW Fuhren konnten wir den Transport stemmen und nun sind wir, nach einer Abgabe von mehreren/vielen Ausgaben der Kötztinger Zeitung (aber ebenfalls aus dem Besitz der Kötztinger Umschau, abgegeben beim vorletzten Umzug heraus aus dem Mesnerhaus) in Besitz von 20 lfm gebundenen Zeitungen (nur die Lokalausgabe)
unten rechts einige Bände mit Wasserschaden

die andere Seite des Schwerlastregals, auch hier im Hintergrund Zeitungen mit Wasserschaden

Seit dem Jahre 1975 werden in der Stadtverwaltung Bad Kötzting die Lokalausgaben der beiden Kötztinger Zeitungen gesammelt; diese aber eben nur geheftet und nicht gebunden. Durch die Heftung ist eine Benutzung, ohne das Material zu beschädigen, fast ausgeschlossen. Vor Allem aus diesem Grunde freut uns dieser neue Bestand im Archiv. Da über das E-Paper der MZ seit mehr als 10 Jahren die jeweiligen Lokalausgaben auch digital angesehen werden können, werden wir über kurz oder lang die eigene Zeitungssammlung einstellen bzw. die Doubletten sogar aussondern können um Platz zu gewinnen.

Wie alle anderen Archivalien können auch diese - natürlich zu den Dienstzeiten zZ jeweils Mittwochs vormittags - jederzeit eingesehen und kopiert werden.

Nun gibt es aber auch eine kleine Einschränkung......beim letzten Hochwasser, das die Kötztinger Hochwasserschutzanlagen von hinten her aufgerollt hatte, war auch das Büro der Umschau betroffen.  Dank der Hilfe von Frau Rabl-Dach konnten die "abgesoffenen" Bände gerettet werden. In mühevoller Kleinarbeit hat Frau Rabl Dachs die Bände, die tatsächlich komplett unter Wasser gestanden hatten, auf ihrer Wiese in der Sonne Seite für Seite getrocknet und damit uns Allen erhalten.
So, nun sind diese Bände, anders als die gebundenen, nur liegend aufzubewahren und im Falle einer Benutzung besteht daher auch die Gefahr einer Beschädigung.
Was folgt daraus......Neu zu binden geht nicht.... also
In Regensburg beim Buchbinder versuchsweise für 10 Bände 2mm Graupappe zuschneiden lassen:
Zeitungen monatsweise gebunden
aber ohne Kartondeckel
Zeitungsbündel zwischen Kartondeckel

























Die Zeitungsausgaben können nun wieder hochkant eingereiht werden und einzeln
entnommen werden ohne die benachbarten Bände zu tangieren.
Dies ist nun ein erster Schritt zur Bestandserhaltung unserer Lokalzeitungen. Die Schüre sind aber nur ein Provisorium um herauszufinden, ob die Pappen stark genug sind, neue 12 mm Baumwollbänder sind bestellt.....


Eine Überraschung unter einem kleinen alten Schultisch....

Im Rahmen der Andienung von Materialen aus dem Bad Kötztinger Bauamt an das Archiv, brauchen wir im Keller Platz um die Akten von einzelnen früheren Bauvorhaben der Stadt Bad Kötzting zu strukturieren, durchzusehen und auf das archivwürdige Material einzudicken. Dazu war eine Arbeitsfläche nötig und auch hier, Dank an die MZ und deren Umzugsplänen, half uns die Redaktion der Kötztinger Umschau mit ihren abzugebenden Büromöbeln aus.
Nach dem Antransport der Zeitungen holten wir in einem letzten Schritt noch ein paar Schreibtische und entsorgten auf diesem Wege auch die alten, höhenmäßig ungleichen und unebenen Schulbänke aus den 60er Jahren, die hier unten vor vielen, vielen Jahren in dem Abstellraum eingelagert worden waren.
Neuer Arbeitsbereich zum Aktenaussondern
Kurz gesagt, neue Tische hinunter in den Keller und beim Raufgehen gleich jeweils einen alten Schultisch mitnehmen.....
sagt der städtische Mitarbeiter, der hinter mir und meinem Tisch ging: "Da ist ja noch etwas unter den Tischen drin!"
Das "Etwas" stellte sich als ein Akt aus der Zeit der amerikanischen Militärregierung heraus, wohl aus dem Bestand des ehemaligen Landratsamtes und hatte die Überschrift:

Militärregierung Requirierungen

In dem Akt befinden sich monatliche Meldungen und Listen von Seiten des Marktes Kötzting an das Landratsamt bzw. an die zuständige amerikanische Behörde in Regensburg, welche Gebäude von den amerikanischen Streitkräften besetzt und ab wann wieder freigegeben wurden und vor Allem zu welchem Zweck diese genutzt wurden.
Manche dieser Einträge waren mir bekannt, aber viele nicht. Diese Einträge sind derart gut und detailliert, dass dies sicherlich einmal ein extra Blogeintrag werden wird. Hier nur mal schon vorab ein Beispiel für solch eine Zusammenstellung:
Aufforderung an die "Gemeindebehörde" Kötzting freigewordene Gebäude zu melden

Nutzungebeschreibung Januar 1947, als nur noch sehr wenige Häuser beschlagnahmt waren
Hinweis: bei uns im Haus Marktstraße 19, nun Marktstraße 30, also zwischen der Bäckerei
und Osl, war im Dritten Reich das Wehrmeldeamt eingerichtet, dieses wurde vom CIC, also
vom amerikanischen Geheimdienst (später CIA) genutzt.

interessante Nachfrage an die Marktverwaltung mit handschriftlichen Vermerken: offensichtlich hat der Schreiber des Marktes am Rande die einzelnen Tage vom Einmarsch der Amerikaner bis zur Kapitulation der 11.PD rechts als Zeitpfeil notiert.

In dem, ich nenns mal, Mischakt, der im Wesentlichen die requirierten Gebäude und die schrittweise Ablösung betraf, finden sich aber auch ein paar interessante Nebenprodukte:
Zum Beispiel finden sich noch ein Ahnenpass aus dem Dritten Reich für einen Pg. Wiesmeier, geboren in Arndorf und nun wohnhaft im Rheinland, mit Aufforderungsschreiben der NSDAP Gau Hessen Nassau, diverse Namenslisten und Schreiben und vor Allem die Silvesterausgabe des "Völkischen Beobachters" von 1938, in dem die turbulenten Ereignisse dieses Jahres - natürlich aus der Sicht der NSDAP- in einer großen Doppelseite dargestellt werden.
Da ich, ob ich es heuer noch schaffe weiß ich nicht, vorhabe den Einmarsch der Wehrmacht in das Sudetenland mitsamt den angespannten und hochgepuschten Wochen vorher und auch die sofort erfolgte Vertreibung der jüdischen und teilweise tschechischen Bevölkerung aus dem Grenzgebiet mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln und Materialien aufzuarbeiten, passt mir der Jahresrückblick der NSDAP natürlich gut ins Konzept. Natürlich weiß ich um deren einseitige Darstellung der Geschichte.

Und dann gabs noch:

Feuerwehrakten


Michael Traurig jun, der mir schon manches Mal schöne und interessante Funde gebracht hat, überreichts mir diesmal einen ganzen Stapel an Feuerwehrunterlagen, die sich bei ihm zuhause in Familienbesitz befunden hatten.
Ein protokollbuch des Treffens der niederbayerischen Freiwilligen Feuerwehren im 19. Jahrhundert, Zeitungsausschnitte einer mir bis dahin völlig unbekannten Zeitung, den "Kötztinger Nachrichten"
Mitgliederlisten, Brandberichte und so weiter.
Wir haben im Stadtarchiv einen bestand an Bildern einer großen Feuerwehrübung im Dritten Reich auf dem Jahnplatz, vermutlich fotografiert vom Hauptlehrer Josef Bock. Nun haben wir dazu den kolorierten Plan für die Großübung, bei dem Aufgeführt ist, von welchen Ereignissen und Fortschritten bei der Übung auszugehen ist.
Auch dieses Konvolut an Materialien ist es wert einmal in einem Blog vorgestellt zu werden. Auch hier ein paar Beispiele:

Teil einer Einladung des Buschen und Wanderervereins an die Feuerwehr zum 70 jährigen Stiftungsfest im Lembergerkeller

Signale für die Feuerwehr

Titelblatt der Kötztinger Nachrichten von 1888

Theaterplakat der FFW Kötzting, leider ohne Jahresangabe

Das wars aus dem Stadtarchiv Bad Kötzting - alle diese Zugänge passierten in einer einzigen Woche, so kanns weitergehen.






















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