ein verschwundener Gangsteig gleich hinter der historischen Marktbefestigung
Für den "Ort" Kötzting war die Marktrechtsverleihung sicherlich ein entscheidender Standortvorteil für das Auskommen seiner Bürger und, später, auch einer der Gründe, warum Kötzting zum Sitz eines Landgerichts auserwählt wurde.
Es ist nichts weniger als eine Ortsverfassung, auf deren gesicherte Rechte und Vorteile sich der Marktmagistrat mit Unterstützung seiner Bürger immer wieder berufen konnte und bei der trotzdem immer wieder in Gefahr bestand, von anderer Seite (z.B. umliegende Hofmarksherren) untergraben zu werden.
Das "Marktrecht" war also das wichtigste Attribut, um ein "Markt" zu werden.
Das "Marktrecht" war also das wichtigste Attribut, um ein "Markt" zu werden.
Die nächsthöhere Stufe, die Stadt, durfte dann als Attribut und Zeichen der Stärke eine Stadtmauer errichten.
Hier in Kötzting haben wir also etwas ganz besonderes: einen befestigten Markt.
Hier in Kötzting haben wir also etwas ganz besonderes: einen befestigten Markt.
1816
Ausschnitt aus dem Uraufnahmeplan von Kötzting aus : Kötzting 1085-1985 von ca. 1816 |
Zur Verdeutlichung wo die, nun nicht mehr erkennbare, Bollburggasse heutzutage zu verorten wäre:
das schmale Gässchen zwischen der früheren Adler- und der Sonnenapotheke liegt genau auf der Flucht der Bollburggasse - und hatte früher eine Verbindung zu dieser und sollte auch in der Breite, zumindest dem oberen Verlauf, der Bollburggasse entsprechen - die eigentliche Bollburggasse (eben die Gasse hinter der Befestigung) beginnt tatsächlich aber erst ca. 50 m weiter bergauf.
zwischen 1870 und 1906
Von Georg Rauscher, unserem Stadtschreiber, haben wir eine kleine Beschreibung zumindest des obersten Teils der Bollburggasse: Lang, lang ist es her, seit an Stelle der oberen Gehringstraße nur ein Trampelpfad bestand, über den die Ebracher, die Bewohner rund um den Torplatz und den Friedhof dem unteren Markt zustrebten, weil er eine Abkürzung des Weges bedeutete. Dass sie dadurch durch die Lücken eines Bretterzaunes schlüpfen mussten, der sich von dem Wirtsgebäude Miethaner bis zu dem ehemaligen Obstgarten Dreger (Schindler) zog, machte ihnen wenig aus. Und es störte sie auch nicht, wenn der alte Miethaner es nicht gerne sah, dass man seine Wiese zweckentfremdete. Denn das erwähnte Grundstück war tatsächlich eine große Wiese und erstreckte sich von Norden abwärts bis zur Buchdruckerei Oexler und westwärts bis zur Holzapfelstraße, die zur damaligen Zeit mehr einer Hohlgasse glich, weil an der Stelle, an der heute die Häuser Parzinger, Graßl/Schwarz und Zahorik stehen, sich ein mit Eichenbäumen bestandener hoher Rain in der gleichen Höhe wie der Dregergarten erhob. ....Vom Frühjahr bis zum Herbst wurde auf dieser Wiese das Kühgras gemäht, wuchs es doch sozusagen vor der Stalltüre. Und im Herbst, wenn es nichts mehr zu mähen gab, ließ man die Kühe darauf weiden +- es war eine ländliche Idylle im Markt.
Dies ist nun das letzte - zumindest literarische - Abbild vom letzten verbliebenen Teil der ehemaligen Bollburggasse. Beginnend ab dem Jahre 1906-7 wurde die Gehringstraße von der Buchdruckerei Oexler (siehe Lageplan oben) aus nach oben durchgezogen und somit verschwanden auch die letzten Geländemarken, die auf diese alte Gasse hinwiesen.
zwischen 1870 und 1906
Von Georg Rauscher, unserem Stadtschreiber, haben wir eine kleine Beschreibung zumindest des obersten Teils der Bollburggasse: Lang, lang ist es her, seit an Stelle der oberen Gehringstraße nur ein Trampelpfad bestand, über den die Ebracher, die Bewohner rund um den Torplatz und den Friedhof dem unteren Markt zustrebten, weil er eine Abkürzung des Weges bedeutete. Dass sie dadurch durch die Lücken eines Bretterzaunes schlüpfen mussten, der sich von dem Wirtsgebäude Miethaner bis zu dem ehemaligen Obstgarten Dreger (Schindler) zog, machte ihnen wenig aus. Und es störte sie auch nicht, wenn der alte Miethaner es nicht gerne sah, dass man seine Wiese zweckentfremdete. Denn das erwähnte Grundstück war tatsächlich eine große Wiese und erstreckte sich von Norden abwärts bis zur Buchdruckerei Oexler und westwärts bis zur Holzapfelstraße, die zur damaligen Zeit mehr einer Hohlgasse glich, weil an der Stelle, an der heute die Häuser Parzinger, Graßl/Schwarz und Zahorik stehen, sich ein mit Eichenbäumen bestandener hoher Rain in der gleichen Höhe wie der Dregergarten erhob. ....Vom Frühjahr bis zum Herbst wurde auf dieser Wiese das Kühgras gemäht, wuchs es doch sozusagen vor der Stalltüre. Und im Herbst, wenn es nichts mehr zu mähen gab, ließ man die Kühe darauf weiden +- es war eine ländliche Idylle im Markt.
Dies ist nun das letzte - zumindest literarische - Abbild vom letzten verbliebenen Teil der ehemaligen Bollburggasse. Beginnend ab dem Jahre 1906-7 wurde die Gehringstraße von der Buchdruckerei Oexler (siehe Lageplan oben) aus nach oben durchgezogen und somit verschwanden auch die letzten Geländemarken, die auf diese alte Gasse hinwiesen.
An manchen Baustrukturen/Baulinie der Rückgebäude (Irlbeck/Kern, Zimmerer, Wieser ) kann man noch den ungefähren Verlauf erahnen.
Wie aber ging es los mit der Bollburggasse?
1460
Die Anfänge unserer Marktbefestigung liegen in den Wirren der Hussitenkriege. Wir kennen zwei Bittbriefe aus dieser Zeit, den einen schrieb der "arme Pfarrer" von Kötzting, der andere, wesentlich längere und ausführlichere stammt von den Kötztinger Bürgern selber, welche einen Nachlass ihrer Steuern zuerst vom Herzog und später dann auch - unter Bezugnahme der Steuernachlässe vom Herzog - auch vom Kloster Rott erbaten.
Pater Dullinger, der im 18. Jahrhundert die schriftlichen Unterlagen im Priorat Kötztings inventarisierte und datierte, nimmt das Jahr um 1460 an, an dem der Brief geschrieben ist, denn der im Schreiben erwähnte Albrecht III, war 1460 bereits gestorben.
Pater Dullinger, der im 18. Jahrhundert die schriftlichen Unterlagen im Priorat Kötztings inventarisierte und datierte, nimmt das Jahr um 1460 an, an dem der Brief geschrieben ist, denn der im Schreiben erwähnte Albrecht III, war 1460 bereits gestorben.
Hochwirdiger gnädiger Herr: und das hochwirdige Convent zu Rott. Wir bringen an eür Gnad und das wirdig Convent unser groß sweres verderben und obligen, das wir erlieden haben und mit gepeu volpracht haben (Nun werden zuerst die Überfälle auf Kötzting aufgeführt, die die Bürger alleine in einem Jahr zu erdulden hatte.) Dann aber:
Auch bringen wir an eur Gnaden und an das wirdig Convent: das uns der durchleuchtig Hochgeporene Fürst und genadig Herr Herzog Albrecht in seiner fürstlichen Gnaden Schutz und Schirm genommen hat, und hat uns genediglichen versehen mit ainer Landschaft, ein Graben umb den markt auf unser Costung den merern Tayll
Mer bringen wir an.....das uns unser genediger Herr Herzog Albrecht auffgesezt hat ein polbercht zu machen, so wir das polberch gemacht haben, so wol uns sein fürstliche genad mit genaden versehen, das nun also geschehen ist, und das Polberch verfertiget ist.
Mer bringen wir an.... das wür einen gueten aichen schrekzaun umb den margckt gemacht haben ausserhalb des Grabens
Mer bringen wir an .....das uns verpaut ist in dem Marktgraben bey achthalben Lehen, die man nymer gebauen mag, davon wir grossen abgangk haben eur gnaden zinß zu verraichen,
Auch bringen wir an ......dass um den Kirchhofe abgeprochen sind bey zwelf heuser, do wir abganck haben wacht steuer und manschaft von den gepeus wegen.
Hier haben wir: Ein Bollwerk aus Graben, Wall und Palisaden.
Interessant an dieser Ausführung ist, dass um den Kirchhof herum - wohl angelehnt, angebaut an den Felsensporn, der heutzutage die Kirchenburg so mächtig erscheinen lässt, damals 12 Häuser (in welcher Qualität auch immer) existiert hatten, die dem Erweiterungsbau der Kirchenburg - vermutlich die äußere Ringmauer und der Graben - ersatzlos weichen mussten.
Der genaue Verlauf der Befestigung rund herum um den Markt Kötzting ist hier nicht Thema, wurde aber vom damaligen Landrichter Carl von Paur in den 1860er Jahren anhand von wenigen Spuren genau beschrieben, bevor auch diese endgültig dann verschwanden.
Das "Polberch" an der Westseite (und sicherlich auch im Norden herum um Kötzting) jedenfalls hatte die beschriebene Struktur.
In einem Beitrag über das Chamauer Tor in Kötzting in den Beiträgen zur Geschichte im Landkreis Cham von 1997, Seite 59 ff, haben Ludwig Baumann und Georg Prantl versucht die Gesamtanlage der Marktbefestigung zu rekonstruieren. Das obige Bild gibt einen guten Eindruck davon, wie die Befestigung - bei der Anlage - wohl ausgesehen haben könnte.
Die Einschränkung - bei der Anlage - ist hier besonders wichtig, weil die Kötztinger zwar in ihrem Bittschreiben an das Kloster Rott die Kosten und den Grundstücks- und damit dauerhaften Einkommensverlust aufgeführt haben, es aber in all den noch existierenden Marktrechnungen - auch wenn diese wegen des Schwedeneinfalls erst ab 1636 einsetzen - nicht ein Kreuzer an Reparaturausgaben für dieses Bollwerk zu finden ist. Auch in den noch viel weiter zurückreichenden Pfleggerichts- und Kastenamtsrechnungen findet sich nicht der kleinste Hinweis auf Baureparaturen an der Marktbefestigung. Im Gegensatz dazu sind die Baureparaturen am Schloss sehr ausführlich und über Jahrhunderte zu verfolgen.
Das bedeutet, dass wir zwar eine Vorstellung davon haben, wie das Bollwerk beim Bau ausgesehen haben könnte, aber danach gibt es zuerst einmal keine weiteren Hinweise.
1612 dann, gut 150 Jahre nach der Anlage der Befestigung, hat sich vermutlich der Graben von alleine wieder langsam verfüllt und sind die Palisaden des Schreckzaunes, auch wenn sie aus eichenem Holz gewesen war, schon lange Vergangenheit.
Im Zusammenhang mit den Streitigkeiten zwischen Bürgern und Landrichter über die Belegung des Friedhofes um die Pfarrkirche herum erfahren wir, dass das hierher transferierte Militär, das Viechtacher Fähnlein, bei der Fortifizierung des Marktes seine Schanzarbeiten quer durch den oberen Friedhof bezogen hat.
Der Nachfolger des angeklagten - nun verstorbenen - Pflegers muss zugestehen, dass:
Seintemallen aber obverstandenermassen der gedachte Gottesackher vor dem markht durch die aufgeworffene Stocada oder Schanzgraben zimblich starckh geschmällert und zerrissen das derselb unverwart anyetzt gleich offen stehen thuet und dermassen verwiesstet worden, dass cum venia (mit Verlaub) Hundt und Schwein darauf um gehen mögen. Selbicher auch vor der zeit allein der Sterbsleuff halber fürgenommen worden.
Auch hier ist also erneut von einem Schanzgraben in Verbindung mit einem Staketenzaun die Rede, eine Situation, wie man sie auch auf dem ersten erhaltenen Ölgemälde Kötztings im Detail erkennen kann.
Die Bollburggasse ist also ein schneller Verbindungsweg hinter der Verteidigungslinie
30jähriger Krieg
Die Marktbefestigung hielt in Kötzting keinen einzigen Angreifer auf, lediglich die Kirchenburg bot einen zeitweiligen Schutz, wurde aber auch - wegen Dummheit der Verteidiger - eingenommen.
Beim zweiten Angriff der "Schweden" 1642 achteten die Verteidiger in der Kirchenburg mehr auf die Verhandlungen an der vorderen Zugbrücke und vernachlässigten dabei komplett den hinteren Mauerbereich, wodurch die Angreifer locker hinten eindringen konnten während vorne noch verhandelt wurde........tja, shit happens.
Nun, nach dem erzwungenen kompletten Neuaufbau der Bürgerhäuser Kötztings - dem Pflegerschloss war ja fast nichts passiert - war es den Bürgern mehr ums Überleben getan und so privatisierten wohl die Marktlehner die hinter ihren Anwesen liegenden Grundstücke Stück für Stück.
1655
Der damalige Propstrichter Adam Türrigl erstellt für sein Kloster eine Auflistung der Kötztinger Bürger mitsamt ihren Grundstücken. Es bleibt fragmentarisch, aber zumindest die ersten 20 Anwesen sind detailliert aufgeführt und zeigen bei einigen Grundstücken Ortsangaben, die auf die frühere Marktbefestigung hinweisen:
der Bürger Pachmayr - nun Amberger Hof -
Das bedeutet, dass wir zwar eine Vorstellung davon haben, wie das Bollwerk beim Bau ausgesehen haben könnte, aber danach gibt es zuerst einmal keine weiteren Hinweise.
1612 dann, gut 150 Jahre nach der Anlage der Befestigung, hat sich vermutlich der Graben von alleine wieder langsam verfüllt und sind die Palisaden des Schreckzaunes, auch wenn sie aus eichenem Holz gewesen war, schon lange Vergangenheit.
Im Zusammenhang mit den Streitigkeiten zwischen Bürgern und Landrichter über die Belegung des Friedhofes um die Pfarrkirche herum erfahren wir, dass das hierher transferierte Militär, das Viechtacher Fähnlein, bei der Fortifizierung des Marktes seine Schanzarbeiten quer durch den oberen Friedhof bezogen hat.
Der Nachfolger des angeklagten - nun verstorbenen - Pflegers muss zugestehen, dass:
Seintemallen aber obverstandenermassen der gedachte Gottesackher vor dem markht durch die aufgeworffene Stocada oder Schanzgraben zimblich starckh geschmällert und zerrissen das derselb unverwart anyetzt gleich offen stehen thuet und dermassen verwiesstet worden, dass cum venia (mit Verlaub) Hundt und Schwein darauf um gehen mögen. Selbicher auch vor der zeit allein der Sterbsleuff halber fürgenommen worden.
Auch hier ist also erneut von einem Schanzgraben in Verbindung mit einem Staketenzaun die Rede, eine Situation, wie man sie auch auf dem ersten erhaltenen Ölgemälde Kötztings im Detail erkennen kann.
Die Bollburggasse ist also ein schneller Verbindungsweg hinter der Verteidigungslinie
30jähriger Krieg
Die Marktbefestigung hielt in Kötzting keinen einzigen Angreifer auf, lediglich die Kirchenburg bot einen zeitweiligen Schutz, wurde aber auch - wegen Dummheit der Verteidiger - eingenommen.
Beim zweiten Angriff der "Schweden" 1642 achteten die Verteidiger in der Kirchenburg mehr auf die Verhandlungen an der vorderen Zugbrücke und vernachlässigten dabei komplett den hinteren Mauerbereich, wodurch die Angreifer locker hinten eindringen konnten während vorne noch verhandelt wurde........tja, shit happens.
Nun, nach dem erzwungenen kompletten Neuaufbau der Bürgerhäuser Kötztings - dem Pflegerschloss war ja fast nichts passiert - war es den Bürgern mehr ums Überleben getan und so privatisierten wohl die Marktlehner die hinter ihren Anwesen liegenden Grundstücke Stück für Stück.
1655
Der damalige Propstrichter Adam Türrigl erstellt für sein Kloster eine Auflistung der Kötztinger Bürger mitsamt ihren Grundstücken. Es bleibt fragmentarisch, aber zumindest die ersten 20 Anwesen sind detailliert aufgeführt und zeigen bei einigen Grundstücken Ortsangaben, die auf die frühere Marktbefestigung hinweisen:
der Bürger Pachmayr - nun Amberger Hof -
besitzt ain Gartten hünderm Haus welcher bei der Schmidten mit ainer Planckhen, und sonsten bay dem Graben mit ainem Zaun umbfangen.
der Garten des Bürger Kolbinger liegt mit einem "Orth auf die Schanz gegen Herrn Thomasen Rothauer Churfürstlichen Preuverwalters und Gerichtsschreoibers Gartten ..."
Der Bürger Scharrer im Rindermarkt - heutzutage die Schirnstraße - besitzt einen Garten, der " mit dem andern Ort auf Adam Türrigls Marktschreibers Paumbgartten und der Schanz stosst.
Es macht den Eindruck, als wäre die Fläche, die früher einmal eine Verteidigungsanlage gewesen ist, peu a peu in einen Gemüsegarten umgewandelt und unter die Bürger verteilt worden. Solch ein tiefgründig umgegrabener Oberboden eignet sich natürlich gut zum Anbau von Obst und Gemüse.
Mit Ausnahme des Chamauer Tores tauchen auch die anderen 3 Markttore nicht mehr in den Unterlagen auf, die Befestigung hatte schlichtweg ihre Bedeutung verloren.
Nun erinnerte die Bollburggasse eher einem Mistweg, wie in modernen Reihenhausanlagen, um die, hinter den Anwesen liegenden, Grünflächen zu erreichen.
1700
Wie sehr auch die kurfürstlichen Beamten, hier der Hauptmann, Pfleger, Kastner , Vogt- und Landrichter alhier zu Kötzting Johann Jakob von Mayr, das Kötztinger "Schrebergartenareal" schätzten, zeigt ein Vertrag mit dem Magistrat Kötzting, der ihm erlaubte die märktische Wasserleitung beim oberen Tor anzuzapfen und das Wasser in seinen "hünder dem Polwerch von Marthi Hofmann des Rats erkauften Garthen zu führen"
1802 und 1858
Der Schulunterricht der Kötztinger Schüler fand bis um das Jahr 1858 in zwei Klassenräumen im Spitalgebäude statt. 1858 dann wurde das damals neue Schulhaus (heutzutage das Parkhaus) auf dem Gelände des Schlossgartens errichtet und die Zufahrt/Zugang zum neuen Schulhaus musste über die lehmige Hohlgasse erfolgen, die heutzutage die Holzapfelstraße ist.
Für die Projektierung dieser Straße wurde ein Plan erstellt, der auch den Bereich der Bollburggasse sehr schön aufzeigt.
Auf dem Plan sieht man ganz deutlich die Bollburggasse, die sich im oberen Bereich zwischen Wiesen, Städel und vor allem Gärten schlängelt. Das Anwesen Schwarz (vorher Kötztings erstes Forstamt und vorher in Besitz des Gerichtsschreibers Preiss ist heutzutage das Kaufhaus Wanninger) hatte offensichtlich einen gepflegten Garten. Sein Unterlieger, Schindler, hatte auf beiden Seiten des Weges eine Bebauung und ebenfalls einen Garten. Weiter hinunter in der Reihe der Marktlehen waren es dann zuerst einmal zumeist Wiesengrundstücke (Hastreiter, heutzutage Miethaner)
Im Jahre 1802 beschwerte sich der damalige Gerichtsschreiber Preiss über nächtliche Umtriebe und permanente Schäden an seinem Eigentum.
In diesem Ausschnitt wird mit "A" bezeichnet: Gäßl, so man zu verschlüssen gedachte
Mit "B.B." zwey Gärtl des Gerichtsschreibers ... zwischen dessen Stadel und Neubaugebäude
Wie, weiter oben, bereits von Georg Rauscher in seinen Erinnerungen geschildert, war die Bollburggasse eine Abkürzung für Bürger aus dem oberen Markt, um in den unteren zu kommen und wieder zurück nach nach Hause.
Es gab aber auch einen Sonderfall:
Zur kurzen Einführung: Die 36 Kötztinger Marktlehner hatten durch ihren Freiheitsbrief u.a. die uneingeschränkten Brau- und Schankrechte erhalten - und dies auch noch in einem Umkreis von 2 historischen Meilen. Eingeschränkt wurde dieses Monopol nur durch die individuellen Braurechte, die adelige Familien dem Herrscherhaus im Laufe der Jahrhunderte abgetrotzt hatten. Kötzting als Verwaltungszentrum und Marktplatz (alle Waren mussten damals auf/über den Markt verkauft werden) versorgte seine Bürger und Kunden mit einer "Perlschnur" an Wirtshäusern, beiderseits der Marktstraße.
Nun zum Problem:
Damals herrschte strenge "POLIZEI", der damalige Ausdruck für eine Sperrstunde.
Wenn also Kötztings (der Bürgermeister/Kammerer hatte seinen eigenen "Polizisten") Gendarm - zumeist gleichzeitig auch der Flur- und Nachtwärter - diese Sperrstunde kontrollieren wollte und die Wirtsstuben vorne von der Marktstraße her betrat.........wichen die ertappten Gäste einfach nach hinten aus und entwischten nach oben und unten über die Bollburggasse.
Eine sehr frühe Discostrecke also.
Auch Spätheimkehrer, stille und laute, streitende und gerne auch raufende, zogen öfters über den hinteren "Schleichweg" nach Hause, und manche dieser Streitereien wurden wohl zuerst nur lautstark ausgetragen, bis man dann oben bei den Zaunlatten des Gerichtsschreibers Preiss angelangt war, wo man sich dann leicht und wiederholt munitionieren konnte.
Gerichtschreiber Preiss jedenfalls beschwerte sich bei der Regierung in Straubing über die andauernden Belästigungen und Beschädigungen und stellte den Antrag, diesen Schleichweg verschließen zu dürfen.
Vergeblich, wie man weiß, erst der Straßenneubau nach dem Marktbrand 1867 ließ stückweise diesen alten Kötztinger Weg verschwinden.
Ein kleiner Rest dieser alten Kötztinger Gartenkultur war der kleine Garten von Frau Sonnleitner in der Gehringstraße. Dieser Gemüsegarten dürfte mit dem äußeren der beiden Gärten des Gerichtsschreibers Preiss in Teilen übereinstimmen.
Mit der Projektierung und dem schrittweisen Bau der späteren Gehringstraße wurde gleichzeitig auch versucht, das Kötztinger Abwasserproblem in den Griff zu bekommen.
Auch hier kurz zur Erinnerung: Dachrinnen, Fallrinnen und Abwasserkanäle waren nicht einmal auf der Marktstraßenseite gebräuchlich damals, umso weniger auf dem Trampelpfad hinter den Gebäuden, wo aber viele Marktlehner Feldscheunen inkl. Kellergewölben hatten, die regelmäßig überschwemmt wurden.
Mit dem beginnenden Neubau der - späteren - Gehringstraße wurden nun die ersten systematischen Abwassersammler gebaut.
der Garten des Bürger Kolbinger liegt mit einem "Orth auf die Schanz gegen Herrn Thomasen Rothauer Churfürstlichen Preuverwalters und Gerichtsschreoibers Gartten ..."
Der Bürger Scharrer im Rindermarkt - heutzutage die Schirnstraße - besitzt einen Garten, der " mit dem andern Ort auf Adam Türrigls Marktschreibers Paumbgartten und der Schanz stosst.
Es macht den Eindruck, als wäre die Fläche, die früher einmal eine Verteidigungsanlage gewesen ist, peu a peu in einen Gemüsegarten umgewandelt und unter die Bürger verteilt worden. Solch ein tiefgründig umgegrabener Oberboden eignet sich natürlich gut zum Anbau von Obst und Gemüse.
Mit Ausnahme des Chamauer Tores tauchen auch die anderen 3 Markttore nicht mehr in den Unterlagen auf, die Befestigung hatte schlichtweg ihre Bedeutung verloren.
Nun erinnerte die Bollburggasse eher einem Mistweg, wie in modernen Reihenhausanlagen, um die, hinter den Anwesen liegenden, Grünflächen zu erreichen.
1700
Wie sehr auch die kurfürstlichen Beamten, hier der Hauptmann, Pfleger, Kastner , Vogt- und Landrichter alhier zu Kötzting Johann Jakob von Mayr, das Kötztinger "Schrebergartenareal" schätzten, zeigt ein Vertrag mit dem Magistrat Kötzting, der ihm erlaubte die märktische Wasserleitung beim oberen Tor anzuzapfen und das Wasser in seinen "hünder dem Polwerch von Marthi Hofmann des Rats erkauften Garthen zu führen"
1802 und 1858
Der Schulunterricht der Kötztinger Schüler fand bis um das Jahr 1858 in zwei Klassenräumen im Spitalgebäude statt. 1858 dann wurde das damals neue Schulhaus (heutzutage das Parkhaus) auf dem Gelände des Schlossgartens errichtet und die Zufahrt/Zugang zum neuen Schulhaus musste über die lehmige Hohlgasse erfolgen, die heutzutage die Holzapfelstraße ist.
Für die Projektierung dieser Straße wurde ein Plan erstellt, der auch den Bereich der Bollburggasse sehr schön aufzeigt.
StA Landshut LGäO Kötzting Nr. 97 Erbauung eines neuen Schulhauses in Kötzting von 1858 |
Auf dem Plan sieht man ganz deutlich die Bollburggasse, die sich im oberen Bereich zwischen Wiesen, Städel und vor allem Gärten schlängelt. Das Anwesen Schwarz (vorher Kötztings erstes Forstamt und vorher in Besitz des Gerichtsschreibers Preiss ist heutzutage das Kaufhaus Wanninger) hatte offensichtlich einen gepflegten Garten. Sein Unterlieger, Schindler, hatte auf beiden Seiten des Weges eine Bebauung und ebenfalls einen Garten. Weiter hinunter in der Reihe der Marktlehen waren es dann zuerst einmal zumeist Wiesengrundstücke (Hastreiter, heutzutage Miethaner)
HStA München GL fasc 1836/75 Antrag die Bollburggasse, zu verschließen |
Im Jahre 1802 beschwerte sich der damalige Gerichtsschreiber Preiss über nächtliche Umtriebe und permanente Schäden an seinem Eigentum.
In diesem Ausschnitt wird mit "A" bezeichnet: Gäßl, so man zu verschlüssen gedachte
Mit "B.B." zwey Gärtl des Gerichtsschreibers ... zwischen dessen Stadel und Neubaugebäude
Wie, weiter oben, bereits von Georg Rauscher in seinen Erinnerungen geschildert, war die Bollburggasse eine Abkürzung für Bürger aus dem oberen Markt, um in den unteren zu kommen und wieder zurück nach nach Hause.
Es gab aber auch einen Sonderfall:
Zur kurzen Einführung: Die 36 Kötztinger Marktlehner hatten durch ihren Freiheitsbrief u.a. die uneingeschränkten Brau- und Schankrechte erhalten - und dies auch noch in einem Umkreis von 2 historischen Meilen. Eingeschränkt wurde dieses Monopol nur durch die individuellen Braurechte, die adelige Familien dem Herrscherhaus im Laufe der Jahrhunderte abgetrotzt hatten. Kötzting als Verwaltungszentrum und Marktplatz (alle Waren mussten damals auf/über den Markt verkauft werden) versorgte seine Bürger und Kunden mit einer "Perlschnur" an Wirtshäusern, beiderseits der Marktstraße.
Nun zum Problem:
Damals herrschte strenge "POLIZEI", der damalige Ausdruck für eine Sperrstunde.
Wenn also Kötztings (der Bürgermeister/Kammerer hatte seinen eigenen "Polizisten") Gendarm - zumeist gleichzeitig auch der Flur- und Nachtwärter - diese Sperrstunde kontrollieren wollte und die Wirtsstuben vorne von der Marktstraße her betrat.........wichen die ertappten Gäste einfach nach hinten aus und entwischten nach oben und unten über die Bollburggasse.
Eine sehr frühe Discostrecke also.
Auch Spätheimkehrer, stille und laute, streitende und gerne auch raufende, zogen öfters über den hinteren "Schleichweg" nach Hause, und manche dieser Streitereien wurden wohl zuerst nur lautstark ausgetragen, bis man dann oben bei den Zaunlatten des Gerichtsschreibers Preiss angelangt war, wo man sich dann leicht und wiederholt munitionieren konnte.
Gerichtschreiber Preiss jedenfalls beschwerte sich bei der Regierung in Straubing über die andauernden Belästigungen und Beschädigungen und stellte den Antrag, diesen Schleichweg verschließen zu dürfen.
Vergeblich, wie man weiß, erst der Straßenneubau nach dem Marktbrand 1867 ließ stückweise diesen alten Kötztinger Weg verschwinden.
Ein kleiner Rest dieser alten Kötztinger Gartenkultur war der kleine Garten von Frau Sonnleitner in der Gehringstraße. Dieser Gemüsegarten dürfte mit dem äußeren der beiden Gärten des Gerichtsschreibers Preiss in Teilen übereinstimmen.
Arbeitskreis Heimatforschung Serwuschok 202 von 1973 |
Mit der Projektierung und dem schrittweisen Bau der späteren Gehringstraße wurde gleichzeitig auch versucht, das Kötztinger Abwasserproblem in den Griff zu bekommen.
Auch hier kurz zur Erinnerung: Dachrinnen, Fallrinnen und Abwasserkanäle waren nicht einmal auf der Marktstraßenseite gebräuchlich damals, umso weniger auf dem Trampelpfad hinter den Gebäuden, wo aber viele Marktlehner Feldscheunen inkl. Kellergewölben hatten, die regelmäßig überschwemmt wurden.
Mit dem beginnenden Neubau der - späteren - Gehringstraße wurden nun die ersten systematischen Abwassersammler gebaut.
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