Am 8. Dezember nachmittags werden wir erneut zu einer historischen Einkehr mit einer vorgeschlateten kleinen "Geschichtswanderung" aufbrechen.
Dieses Mal geht es um die historischen Friedhöfe Kötztings, deren Geschichte und was man dort noch so alles finden kann über und von Kötztinger Bürgersfamilien aus vielen Jahrhunderten.
Achtung! Änderung der Anfangszeit:
Weil am Sonntag zwischen 14.00 und 15.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche eine "besinnliche Stund" des Kötztinger Trachtenvereins stattfindet - und wir nicht nur keine Überschneidung sondern auch keine Störung verursachen möchten -, verschieben wir unseren Startzeitpunkt einfach um eine halbe Stunde nach hinten. Es geht also erst um 15.30 Uhr los.Wir beginnen mit dieser vorgeschalteten Führung schon eher, denn ein Friedhofsbesuch in der Finsternis hat zwar auch einen "gewissen" Charme, trotzdem wollen wir gerne auf diesen "Gruselfaktor" verzichten und treffen uns daher bereits am frühen Nachmittag um 15.30 Uhr in der Kötztinger Kirchenburg bei der St. Anna Kapelle.
Wie man auf dem Lageplan von 1831 gut an den kleinen Kreuzsymbolen erkennen kann, war beiderseits der Kirchenburg einmal eine Gräberanlage gewesen. Dies war über Jahrhunderte hinweg Kötztings einziger Friedhof..... und dies für eine Pfarrei, die, anders als heut,e sogar bis hinauf nach Haibühl reichte und auch die heutigen Pfarreien Hohenwarth und Grafenwiesen miteinschloss.
Dieser engfängige Platz war auch der Grund, weshalb es nötig war, einen Karner vorzuhalten, also ein Beinhaus, um die Knochenüberreste, die beim Ausgraben einer neuen Grablege im Friedhof zu Tage traten, würdig aufheben zu können. Der Raum, in dem die Knochen gestapelt und gelagert wurden, existiert heute noch, es ist dies der kleine, tiefer liegende Nebenraum der St. Anna Kapelle und beherbergt heute manche schön erhaltene Epitaphien, die bei der Renovierung der Stadtpfarrkirche keinen Platz mehr im Kirchenschiff erhalten haben..
Ausschnitt aus der Uraufnahme von Kötzting von 1831, aus "Kötzting 1085-1985", deutlich darauf zu sehen das Friedhofsareal innerhalb der Kirchenburg und der Brunnen außerhalb. |
Dort, wo heute sich nur noch - neben dem Grab für die in Kötzting verstorbenen Priester und die Klosterschwestern - ein Blumenbeet und eine Wiesenfläche befindet, konnte man zu Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine Reihe von Grabdenkmälern erkennen, auch wenn dort damals bereits seit Jahrzehnten keine weitere Belegung der Grablegen mehr erlaubt war.
Meines Wissens eines von zwei erhaltenen Fotos, die uns den Zustand des "alten" Friedhofs rund um die Pfarrkirche zeigen. |
Wie oben bereits angedeutet, haben wir hier eine Sammlung von Epitaphien, die früher im Inneren der Kirche gehangen waren und nun im ehemaligen Karner in der St. Anna Kapelle zusammengefasst sind. Eine einzige Ausnahme bildet noch eine zweite Gruppe von Epitaphien an der Kirchen-Ostaussenwand., die jedoch bereits fast unleserlich angewittert sind.
Unter der Ägide des Stadtpfarrers Augustin wurde der Pfarrhof an moderne Zeiten angepasst - Stichwort Garagen - und dabei kam noch ein Relikt aus lange vergangenen Zeiten zu Tage, ein Metallsarg mit einer unbekannten Toten.
Viel gibt es zu erzählen über den Kampf der Behörden, den Kötztingern die Belegung dieses Friedhofes zu verbieten - es hat gewisse Ähnlichkeiten mit dem Kampf des Kötztinger Stadtrates mit seinen eingesessenen Bürgersfamilien in den 80er Jahren, als es um ähnliche Fragen ging, nur jetzt eben um ein Ende der Belegung am oberen "Alten Friedhof" - und wie dieses dem Bezirksamt Stück für Stück gelang, bis auch der letzte Widerstand gebrochen war.
Nur noch ein paar wenige Mitglieder der Familien Kollmaier, Schrank und Windorfer konnten es sogar noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts durchsetzen, dass ein paar ihrer Angehörigen im Familiengrab in der Kirchenburg beigesetzt wurden.
Die letzten Einträge im Belegungsbuch des - ganz - alten Friedhofes
Noch einmal Kollmaier, dann Schrank Franziska und Windorfer Fanny, die alle tatsächlich noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts im Kirchhof beerdigt worden. |
Die letzte Beerdigung neben der Kirche war die der hochgeachteten Kötztinger Ehrenbürgerin, der Schwester Oberin Frau Emerama Glasschröder.
Nach diesem Exkurs in Kötztings Anfangsgeschichte geht es die Gehringstraße hinauf - parallel zur früheren Bollburggasse - zum nunmehrigen "Alten Friedhof, der seine Existenz zunächst einer Pestepidemie verdankte, die die damaligen Verantwortlichen veranlasste, die zahlreichen Pesttoten außerhalb der Marktbefestigungen in einem Provisorium zu verscharren.
Und so landen wir an der zweiten Station unserer Wanderung, beim jetzigen "Alten Friedhof"
Ausschnitt aus dem Plan der Uraufnahme Kötztings zu Anfang des 19. Jahrhunderts, entnommen aus dem Buch Kötzting 1185-1985 |
Zeitlich fällt dieser Anbau - mit einem Zwang, die Toten im Leichenschauhaus aufzubahren und nicht mehr im eigenen Wohnhaus - mit dem Versuch zusammen, die Beerdigungen unten in der Kirchenburg verbieten zu lassen.
Repro Arbeitskreis Heimatforschung Hier das Bild des alten Leichenschauhauses - abgebrochen 1959 - an dem man auch gut sieht, dass der Hauptweg nicht im rechten Winkel zum Hause steht. |
Und die Nummer drei:
seitliche Ansicht des neuen Leichenschauhauses |
Hier ein paar Beispiele über Grabdenkmäler bekannter Kötztinger Familien, die Kötztinger Brauereigeschichte geschrieben haben.
Lindnerbräu |
der Deckerbräu vom Marktplatz mit seinem Bierkeller und Bräustüberl in der Holzapfelstraße (früheres Monokel) |
Der Schmidtbräu |
Und so wurde nach der "Auflassung" als Begräbnisstätte und der Anpflanzung von unzähligen Bäumen aus dem Restvermögen des sich freiwillig auflösenden Fremdenverkehrsvereins eine Parksituation geschaffen, die uns für die Zukunft einen unbezahlbaren Schatz im Stadtinneren, einen Ruheraum hinterlassen hat.
Angefangen bei einem frühen Besitzer, dem zugleich auch die damalige Hofmark Haus gehörte, und dem der Wald gehörte, in dem später die gleichnamige Kapelle und die Wallfahrt "Bachmeierholz" errichtet wurde und nicht zuletzt mit Bildern von spektakulären Faschingsbällen des Tennisclubs und nicht zu vergessen die "Spiziwiese" und sogar noch die 11. Panzer=Division, die ebenfalls in dem Gebäudekomplex ihre geschichtlichen Spuren hinterlassen hat.
General v. Wietersheim verabschiedet einen Teil seiner Soldaten auf der "Spiziwiese". Im Hintergrund der Raithstadel. |
Beginn 15.00 Uhr
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