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Mittwoch, 1. Mai 2024

Kötztinger Häusergeschichte - alte Hausnummer 85

   Das "alte Kötzting" bei der Uraufnahme bei der beginnenden Landvermessung hatte 159 Anwesen. Der Geschichte dieser Bürgerhäuser und ihrer Bewohner nachzuspüren und sie zu dokumentieren, ist das Ziel dieser Häuserchronik.

Die Anfänge und die Entwicklung unserer Heimatstadt können von der Teilung der Urhöfe bis hin zur Auswahl als Landgerichtsort in einem einleitenden Blog nachgelesen werden.

Alte Hausnummern    85 
beim Ludwig


Im Laufe der Recherche über die Besitzer dieses Hauses, stellte sich heraus, dass das - daneben stehende - "altes Hoiß-Haus" genannte Anwesen  - hier das linke Haus auf dem folgenden Bild - früher einmal als "Saghäusl" bezeichnet worden war und ein späterer Besitzer das heutzutage daneben stehende Ludwig-Haus als einen Neubau errichtet hatte um anschließend beide innerhalb der Familie zu verkaufen.


Sammlung Franz-Baumgartner links das alte Hoiss-Haus, rechts Ludwig Wolfgang

 



Sammlung Baumgartner: die beiden Häuser 84 und 85 nebeneinander.

Daher zunächst ein Sprung zurück auf die Häuserchronik des Nachbarhauses.  Diese Auftrennung bzw. der Neubau eines der späteren beiden Häuser war kompliziert.
Kompliziert nicht nur in der Recherche für mich, was denn da alles so abgelaufen ist, sondern auch jetzt für die Darstellung der Geschichte.
Wir haben also zunächst - 1811 -  das Haus 84 in Besitz eines Wilhelm Fink, der die Witwe Katharina Greil geheiratet und damit auch der Hausbesitzer geworden war. 
Das spätere Haus 85 existierte zu dem Zeitpunkt noch nicht, weshalb im  H+R-Steuerkataster von 1811 auf das Haus, das später die Nummer 84 erhalten wird - gleich die Sagmühle folgt, die später die Nummer 86 bekommt.
Da die Hausnummer 85 aber im Grundsteuerkataster von 1840 bereits aufgeführt ist, muss dieses Haus also zwischen 1811 und 1840 errichtet worden sein.
Das gilt es nun zu suchen.
StA Landshut Rentamt Kötzting B28 Umschreibeheft
 "den 10. Aug 1821 hat Wilhelm Fink burger in Kötzting, dessen burgersbehausung, gemeinde Nutzung und Gemeindetheile, das Strohehofackerl und die Wiese am regen an seine Stieftochter A. Maria Kreillin um 600 fl übergeben, sonst ohne Änderung. "

Zwei Wochen später, am 29.8.1821, heiratete Anna Maria Greil den Kötztinger Webermeister Georg Perlinger.

Georg Perlinger und Anna Maria Greil 

Um das Ganze nicht zu einfach zu machen, erbaut nun Georg Perlinger einen Neubau direkt neben seinem Haus angrenzend (=später Hausnummer 85) und verkauft diesen Neubau am 12.2.1828 an Joseph Zach.
Den 12.2.1828 hat Georg Perlinger bürger in Kötzting, dessen Neu erbaute Behausung welche per 1828/29 besteuert wird, nebst den Gemeinde Nutzen, Gemeindetheil am Galgenberg, das Strohehof Ackerl und die halbe Wiese am Regen zu "


"Kötzting an Joseph Zach Inmann von Zachhof um 725 fl verkauft, ohne Änderung ..."

Am selben Tag unterschrieb Georg Perlinger eine Rückübertragung des alten Hauses an seinen Schwiegervater Wilhelm Fink:

"Dem 12. Febr. 1828 hat Georg Perlinger in Kötzting, seine Alte bürgersbehausung mit dem kleinen Gartl hiebei an seinen Schwiegervatter Wilhelm Finck wiederum abgetreten um 100 fl sonst ohne Änderung."
Also in Kürze:
Hnr. 84 von Fink an Perlinger
Perlinger besitzt nun Hanr. 84 und erbaut daneben den Neubau Hnr. 85
Perlinger verkauft Hnr. 85 an Josef Zach 
Perlinger verkauft Hnr. 84 zurück an den Schwiegervater
Fink übergibt Hanr 84 an die nächste Tochter und damit später an den Schwiegersohn Josef Franz.


Bereits im Jahre 1821 hatte der Leineweber Joseph Zach seine Konzession erteilt bekommen und im Jahre 1827 dann auch fast 14 Gulden für die Erlangung des Kötztinger Bürgerrechts hinblättern müssen und dies zunächst auch noch nur als Beisitzer, denn das haus hatte er ja erst im drauffolgenden Jahr erwerben können und solch ein Grundbesitz war die unbedingte Voraussetzung für das volle Kötztinger Bürgerrecht. .
Die beiden Nachbarn und Schwäger, Josef Franz und Josef Zach standen im Jahre 1834 wegen Grenzstreitigkeiten vor dem Kötztinger Magistrat, der jedoch keinen vergleich erzielen konnte.

Josef Zach und Kuchl Anna


StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5038
"Hausnummer 85 in Kötzting, beym Zach  Joseph Zach
Ein Leerhaus
Gebäude
Wohnhaus und Stall munter einem Dache mit kleinem Stadl.
Gemeinderecht
zu ganzem Nutzantheil an den noch unvertheilten Gemeindebesitzungen."


Im Kommentar des Grundsteuerkatasters finden sich die Details aus dem Umschreibeheft.
Im drauffolgenden Jahr wurde in Kötzting ein erster Mieterkataster erstellt, aus dem wir ein besseres Bild des Hauses und seiner Bewohner übermittelt bekommen.

StA Landshut Grundsteuerkataster Nr. 5045

"Joseph Zach, Weber /: Hauseigenthümer:/
1. Hauptgebäude
I  1 Wohnzimmer, 1 Kammer, 1 Stube und 1 Kellergewölbe
Unterschrift Joseph Zach

2. Franziska Vogl
Inwohnerin /;ietherin:/
II 1 Wohnzimmer und Antheil am hausboden unterm Dach
Hz "+" der Franziska Vogl

3. Peter Kraus Färgerbeselle
/Miether:/
II 1 Wohnzimmer
Unterschrift Peter Kraus
 4. Alois Seiderer
Inwohnerin /:Mietherin ?/
II 1 Wohnzimmer und 1 Kammer
Unterschrift Allus Seider
2. Nebengebäude
Eine Schupfe
Unterschrift Joseph Zach"

1843 war Josef Zach erneut Teil einer Vergleichsverhandlung, hier das Protokoll:
"17. August 1843: Josef Kolbeck Mühler zu K belangt den Häusler Josef Zach v K weil ihn der Letztere an seinen  zunächst angelegnenen Schusterbergerlacker den Habernanbau verdorben habe und ihm hierdurch Schaden zugefügt worden ist. Die Teile kommen daher überein, dass der Kläger für diesmal von einem Schadenersatz Umgang nehmen will, dagegen wird den Beklagten  für einen ähnlichen Fall ein Pönfall von 1 fl 30 kr gesetzt."
Im Jahr drauf ist es seine Ehefrau, Anna Zach, die vom benachbarten Sagmüller Josef Kolbeck vor das Vermittlungsamt zitiert wird:
"15. Februar 1844:  Josef Kolbeck Mühler auf der Walzmühle zu K tritt gegen die Häuslerin Anna Zach an, da die Letztere sich immer herbeigehen lässt, die Kinder des Klägers bei jeder Gelegenheit mit gröblichen Schimpfworten zu überhäufen und er müsste daher bitte,, dass die Beklagte den Auftrag erhalten möge, seine Kinder sowie ihn selbst mit derlei Schimpfereien zu verschonen.
Anna Zach  erinnert, dass sie von den Kindern des Klägers ingleichen beschimpft werde und dass sie sich diese Behandlung gleichwohl auch nicht gefallen lassen könne. Nachdem aus beiderseitigen Vorbringen hervorgeht, dass Anna Zach an gegenwärtiger Klage Ursache war, so wird dieselbe hiermit von Polizei wegen der amtsgemässe Auftrag erteilt, sich gegen ihre Nachbarsleute ordentlich zu verhalten und bei einer neuerlichen Beschwerde gegen sie empfindlich vorgegangen werde. "
Wie eigentlich alle seine Nachbarn - ohne Ausnahme - bekam auch Josef Zach Schwierigkeiten mit dem Magistrat, weil er sich nicht an Bauauflagen gehalten hatte, schnell mal einen kleinen Schwarzbau zu errichten, war damals wohl an der Tagesordnung am Ortsrand von Kötzting.

Am 8.6.1844 verkaufte Joseph Zach sein Haus an den ledigen Anton Müller.

Anton Müller und Elisabeth Wanninger


StA Landshut Grundsteuerkataster Umschreibeheft Nr. 5041

"Gerichtlich verlautbart den 8. Juni 1844
Joseph Zach, HsNr 85 zu Kötzting, verkauft an Anton Müller, ledig v.da,
das Leerhaus Lit A freieigen
Lit B den galgenbergabntheil PlNr 853 eigen
Lit C das gruberackerl vom Strohhof, eigen
Lit D die Regenwiese , freieigen
ohne Änderung um die Summe von 1200 Gulden
Laut Unterschrift
Anton Müller
Joseph Zach"
Nachdem Anton Müller am 19.2.1843 vom Magistrat die "Ansässigmachungsbewilligung" auf dem Anwesen des Zach Josef erhalten und die Gebühren für das Kötztinger Bürgerrecht entrichtet hatte, konnte er zwei Jahre nach dem Erwerb des Hauses dann auch heiraten. Seine Ehefrau war die Häuslerstochter Wanninger Elisabeth aus Pachling (=der alte Name für Runding), mit welcher er jedoch bereits seit 1837 gemeinsame Kinder hatte.


Müller Anna Maria



Am 1.5.1858 reicht Anton Müller sein Haus dann bereits an seine Tochter Anna Maria weiter.

Nun ging es zuerst einmal munter weiter mit dem Kauf und Verkauf des Hauses:
Am 30.Juni 1860 erwarb ein Andreas Silberbauer das Haus und verkaufte es am 23.11.1860 weiter an einen Prantl Wolfgang.

Prantl Wolfgang und Straubinger Anna Maria


Die Schreibweise des Familiennamens nützte alle grundsätzlichen Möglichkeiten, von Brandl über Brandtl zu Prandtl und Prantl.
Weil das Haus Jahrzehnte später im Rahmen einer Erbfolge zunächst an eine P. Anna Maria und danach an eine P. Johanna weitergereicht wurde, war es einfach, die dazugehörige Hochzeit, bzw. die Ehefrau herauszufinden. Am 29.1.1861 hatte der Kötztinger Postbote Wolfgang Prantl die Gehstorfer Häuslerstochter Anna Maria Straubinger geheiratet und zusammen bekamen die beiden zwei Töchter, eine Anna Maria und eine Johanna. 
1887 kam das Haus per Erbfolge an Brandl Maria und 1890 durch Übernahme an die Tochter Johanna Brandl 

Eine Caecilia Wühr wird das haus am 30.12.1893 von der Johanna Brandl durch Kauf übernehmen und das Anwesen - gesichert durch einen Ehe- und Erbvertrag im Jahre 1895 an ihren neuen Ehemann, den Josef Fischer übertragen. 


Josef Fischer und Caecilia Wühr


Am 13.2.1895 heirateten der Kötztinger Schuhmacher Joseph Fischer, der selber aus dem Wettzeller Ortsteil Nebenweg stammte, die Gruber Söldnerstochter Caecilia Wühr.


Wolfgang Ludwig  (der erste- auf dem Anwesen)



Am 24.4.1902 erwarb der aus Fessmannsdorf stammende Wolfgang Ludwig das Haus und reichte noch im selben Jahr einen Bauantrag zum Umbau des Hauses ein.

Nun folgt eine Besitzerfolge von - bisher - vier Generationen, alle mit dem Namen Wolfgang Ludwig, wobei der im Moment letzte Besitzer dieses Hauses erneut schon einen "Stammhalter" mit erneut diesem Namen hat.  Um das Ganze etwas leichter in der Chronik darstellen zu können, habe ich diesen Generationen einfach die Nummern 1-4 nachgestellt.

StA Kötzting 024 Familienstandsbögen 
Angelegt am 26.10.1911:
Geburtsort: Feßmannsdorf k. Bez Amt Kötzting
Geburt: 7.12.1870  Bürgerrechtsverleihung 5.8.1911  Bürgeraufnahmegebühr bezahlt: "ja"




Ehefrau Ludwig Maria  eine geborene Mauerer, geb. am 21.11.1877 zu Madersdorf
Kinder: Ludwig Wolfgang, geboren in Kötzting am 15.9.1900. 

Dies ist bereits der 3 Familienstandbogen, der für Ludwig Wolfgang erstellt worden war. Die vorherigen zeigten nacheinander in welchem Maße er seinen Status als Bewohner Kötztings verändert hatte, denn diese waren vorgesehen für "im Markt Kötzting heimatberechtigte"- jedoch ohne das Kötztinger Bürgerrecht -   oder, noch weiter vorher, für "nicht im Markt Kötzting heimatberechtigte".
 

Familienstandsbogen vom 28.5.1907

Und noch einen vorher gab es, den aus dem Jahre 1898. Diese Kategorie war für Mitbürger vorgesehen, die weder das Kötztinger Bürgerrecht besaßen, noch hier überhaupt heimatberechtigt waren.

Hier erfahren wir einige Details über den  - zum Zeitpunkt der Urkundenausstellung - noch ledigen Wolfgang Ludwig.
Er war angestellt als Hausmeister in der Distriktschnitzschule in Kötzting und hatte sein Heimatrecht von seiner Heimatgemeinde Voggendorf zu suchen.
Weiter heißt es:
"Nach Neuburg a/D verzogen am Mai 99
Seit 22.9.99 wieder hier
am 5. Oktober 1900 nach Biebrich
Seit 5.2.1902 wieder hier."


Einschub:
Die Familie Ludwig und der Watzlhof bei Grafenwiesen


Schaut man sich dessen Abstammung etwas genauer an, so findet sich unterm 7.12.1870 - wie im ersten Familienstandsbogen richtig, im dritten falsch aber eingetragen war - die Geburt eines Ludwig Wolfgang, eines unehelichen Kindes einer Philomena Ludwig aus Fessmannsdorf.
Filomena Ludwig ist die am 26.8.1841 geborene Tochter des Fessmannsdorfer Söldners
Joseph Ludwig und dessen Frau, einer geborenen Thenriederin, Schierlitz Anna Maria mit Namen.
Joseph Ludwigs Eltern wiederum waren der Fessmannsdorfer
Wolfgang Ludwig und dessen Frau, eine Katharina Fischer
Dieser Wolfgang Ludwig hatte, vom Watzlhof kommend, die Fessmannsdorfer Katharina Fischer geheiratet und sein Vater wiederum war Johann Georg Ludwig, der Bauer in Watzlhof.
Nun geht´s einfach immer weiter zurück am Watzlhof:
Ludwig Johann Georg heiratete 1749 Mühlbauer Anna aus Gotzendorf
Sein Vater wiederum:
Der Witwer Ludwig Wolfgang heiratete 1709 Vöckl Anna aus Thiernhofen
Im Dezember 1701 hatte er in erster Ehe Margaretha Roßberger aus Voggendorf geheiratet.
Dessen sein Vater wiederum:
Im Jahre 1657 hatte der Witwer
Michael Ludwig vom Watzlhof eine Witwe Margaretha - mit einem unleserlichen Familiennamen und ebenso unleserlichem Herkunftsort  - geheiratet.

PfA Kötzting Pfarrmatrikel Band 1 von 1657
Heiratseintrag Michael Ludwig von Wäzlhof mit der Margaretha Gregor.... aus (vielleicht) Gehstorf.

Dieser - bzw. auch alle nachfolgenden Generationen - Michael Ludwig auf dem Watzhof war jedoch nicht der Besitzer dieses sehr umfangreichen Hofes sondern nur der Pächter gewesen. Der Besitzer des großen Bauernhofes und des angrenzenden Watzlholzes war der Markt Kötzting, der den Hof gegen eine Jahresgebühr von stolzen 27 Gulden verpachtete und seinen eigenen Bürgern - jedoch nur nach Erlaubnis und gegen Gebühr - die Möglichkeit gab, ihren Bau- und Brennholzbedarf im Watzlholz zu bedienen.
Eine erst vor kurzen ans Stadtarchiv abgegebene Bildersammlung enthielt ein Bild von Flößerknechten, die im Bereich des Watzlsteges Birkenholz in den Fluss warfen, um diesem die Transportarbeit in Richtung Kötzting zu übergeben, eine Methode, die sicherlich genauso so in all den Jahrhunderten zuvor auch angewandt wurde.

 

Sammlung Gartner

 Die Geolokalisierung dieser Situation, als Suchanfrage bei FB gestellt, ergab: "Das ist vom Watzlsteg aus (noch unterhalb der Bahnhaltestelle) über den Regen in Richtung Hohenbogen. Der Weg in der Bildmitte führt in Richtung Schafhof bzw. Ober/Unterzettling und weiter zum Hohenbogen. "

StA Landshut Marktrechnung Kötzting von 1660
"Einnamb an Stüfftgeldt vom Wätzlhof
Von Michaeln Ludtwigen Stüfftern an besagtem Wätzlhof, auf diß 1660iste Jahr zu Georgi Stüfftgeldt eingenommen  27 fl"
Nach dem fast revolutionären Umschwung in der Politik Bayerns ab 1803 wurden nicht nur die vielen Klöster säkularisiert sondern auch die Kommunen gezwungen, sich von ihrem Grundbesitz zu trennen.
Für Kötzting bedeutete das zum Beispiel den Verkauf/Versteigerung der Wuhn (vderkauft an Privat und später bei Marktbrand 1867 untergegangen und nicht wieder errichtet), des Widtums (wurde das neue Gefängnis), der Herrensäge (Lindnerbräu), Strohhof in Grub (verkauft an Privat), die Fleischbank in der Metzstraße (verkauft) und eben auch den Watzlhof. Dieser wurde zuvor regelrecht zertrümmert und an viele kleine Erstansiedler verkauft. Die Kötztinger Bürger konnten sich kleine Parzellen im Watzlholz ersteigern und manche Kötztinger haben heute noch dort Waldbesitz.
Die Geschichte des Watzlhofes kann über die Grenze des Dreißigjährigen Krieges nicht weiter zurückverfolgt werden, weshalb wir nicht wissen warum und wie der Markt Kötzting zu diesem großen Grundbesitz gekommen ist. 
1650 heißt der Pächter auf dem Watzlhof jedenfalls Thomas Gröller. Michael Ludwig ist also erst später der Pächter geworden.
1647 Georg Gröller Stifter auf dem Watzlhof
1637 bezahlt Georg Stehr 15 Gulden als Jahrespacht.
1636 bezahlte derselbe erst nur 10 Gulden  und im Jahr zuvor, in der ältesten vorhandenen Rechnung des Marktes Kötzting, ist der Watzlhof  - noch - gar nicht aufgeführt oder eben noch nicht verpachtet nach den Katastrophen des Schwedenüberfalls.

Einschub Ende



StA Landshut \Rep 162-8  Sch. 23 Nr.  3361 Ludwig Wolfgang 1902


Mittlerweile war in diesem Gebiet schon das dritte Haus entstanden, das spätere Baumgartnerhaus.


In den schwierigen Jahren des Ersten Weltkriegs schreibt das Amtsblatt des Bezirksamts Kötzting Wolfgang Ludwig und Plötz Johann als Obstankaufstellen aus.



Wolfgang Ludwig (der zweite)  


Wolfgang Ludwig und Therese Denkscherz


Im Jahre 1928  hatte Ludwig Wolfgang Therese Denkscherz aus Haibühl geheiratet, der gemeinsame Sohn war bereits im Jahre 1921 in Haibühl geboren worden.
1907 hatte der Markt Kötzting seinen Baustadel zunächst an den Nachbarn Michael Weingut verkauft  und Jahre später konnte Ludwig Wolfgang,  - es geht hier nicht daraus hervor, ob es noch der Vater oder bereits der Sohn gleichen Namens war. Möglicherweise aber war es bereits der im Jahre 1900 geborene Sohn, also WL "zweite" - diesen erwerben und begann ab 1921 damit, für sich weitere Nebengebäude zu errichten.


StA Landshut Rep 162-8  Sch. 24 Nr. 3585 Ludwig Wolfgang Stall Hanr 85 1921



Im Jahre 1924 folgte dann ein Antrag zur Erbauung einer Autohalle.
StA Landshut Rep 162-8 Sch. 25 Nr. 3637 Ludwig Wolfang Garage 1924

Schön auf dem Lageplan ist zu sehen, dass das zwischen Straße und Bahndamm gelegene Grundstück, auf dem später Frau Hoiß ihr Haus errichtete, bereits ihr gehört hatte.

Ähnlich wie sein Vater, war auch Ludwig Wolfgang (der zweite) im Waldfrüchtehandel tätig 



Ludwig Wolfgang (der dritte)


1921 war der der "nächste" Wolfgang Ludwig - in Haibühl - zur Welt gekommen und mit ihm haben wir später, im Jahre 1949,  auch den ersten bekannten Pfingstbräutigam, der aus diesem Haus stammt. 
Zunächst jedoch haben wir in unserer Sammlung einige Bilder des jungen Sportlers Wolfgang Ludwig, wie diese ganz besondere Situation aus dem Jahre 1938, als Wasserträger für die Anwohner in der heutigen unteren Marktstraße - damals Bahnhofstraße - deren Wasserleitung im Winter eingefroren war.
DIA-Repro 149  Wenn die Wasserleitung einfror, musste das Wasser in Kübeln herangeschleppt werden. Rechts Vereinsbank, Kriege (Schötz) im Hintergrund Gasthof Emmeram /Stadler mit Balkon, links Müller-Feinkost mit geschlossenen Schaukästen, anschließend Friseurschild (Bergbauer-Bader) Einfahrt Godl (Mühlbauer und Gasthof Godl). Links Wolfgang Ludwig - Klingseisen Kurt - Müller Alfred.

 
Foto Barth: Ausflug des FC-Kötzting Wolfgang Ludwig 4.v.l. in der vorderen reihe

Foto Barth: der junge Fußballer Wolfgang Ludwig

Foto Barth: Wolfgang Ludwig der 4. v. links hinter KB Krämer und Liebl.


 Doch nun zunächst zum oben angesprochenen Thema Pfingsten und Pfingstbräutigam. Im Jahr 1949 wurden Veränderungen - resp. Neuerungen - rund um unsere Pfingsttraditionen in einem Ausmaß angeordnet und durchgesetzt, wie niemals zuvor und das erste Pfingstbrautpaar, bei dem diese Veränderungen wirksam geworden waren, war das Paar Ludwig Wolfgang und Schaffer Maria. 
Wie in vielen anderen Fällen auch, bleib der Bräutigam bei seiner Suche nicht nur in der direkten Nachbarschaft sondern auch innerhalb der eigenen Verwandtschaft; ihrer beiden Mütter waren Schwestern gewesen..
In den Jahreschroniken in diesem Blog von 1949 wurden viele Bilder und Berichte bereits vorgestellt, deshalb später nur die links auf die bereits veröffentlichten einzelnen Beiträge und hier einfach einige besondere Beispielsbilder.

Stadtarchiv Kötzting 920/949
 Nur wenige Tage vor Pfingsten - nicht wie heutzutage noch vor Palmsonntag - erfolgte die Auswahl das Pfingstbräutigams, es war Ludwig Wolfgang, der Vater des gleichnamigen vorletzten Bürgermeisters und später dann, 1975, selber Kötztinger Pfingstbräutigam. Als Braut erwählte er sich Schaffer Klara aus der Nachbar- und verwandtschaftschaft.




Die drei Hauptakteure Ludwig, Dattler und Graßl spielten übrigens in einer Mannschaft beim FC-Kötzting



Interessant ist für mich die  Verpflichtungserklärung, die im Unterschied zu Zeiten vor dem ersten Weltkrieg - die habe ich im Moment wegen der Chronik: Kötzting vor 100 Jahren im Vergleichsblick - nicht mehr so rigide abgefasst ist und nur noch kleinere Einschränkungen enthält. Das in früheren Jahren noch ausdrücklich benannte Verbot, dass die am Pfingstfest Beteiligten eine Woche nach Pfingsten eben NICHT nach Grafenwiesen wandern durften, entfiel hier, offensichtlich bestand bei den Beteiligten nicht mehr der Wunsch nach solch einem Wanderwochenende mit Belustigungen, so dass das Pfarramt darauf verzichten konnte.  



Der Bräutigam und seine Pfingstbraut - Ludwig Wolfgang und Schaffer Maria -  am Marktplatz vor der Kranzlübergabe, die in diesem Jahr zum ersten Male vor der Veitskirche stattfand.


Vor der Kranzlübergabe mit seiner Pfingstbraut auf dem Marktplatz

Die Kranzlübergabe


Eine andere Änderung war die Zusammenlegung von Braut- und Burschenzug und damit die Entkoppelung der zeitraubenden Einladungsbesuche bei den Kötztinger Honoratioren am Pfingstmontag. Es sollte zwar - nach dem Magistratsbeschluss -, dem jeweiligen Pfingstbräutigam überlassen bleiben, ob er diese Regelung dann auch immer mittragen wollte, aber Ludwig Wolfgang sah den Vorteil dieser Regelung, übernahm diese und in allen folgenden Jahren wurde nicht mehr daran gerüttelt.

Glücklicherweise haben wir in unserer Sammlung auch Bilder von der Burschenbewirtung und diese fand auf dem Uferstreifen vor dem Elternhause statt, passend für diesen Chronikbeitrag.


 
Foto Barth: Bewirtung im Schatten der Bäume am Regenfluss

Foto Barth 




Der Burschenzug formiert sich, im Hintergrund v.l. die Garage der Familie Ludwig, das noch unverputzte "Hoißhaus". das Elternhaus des Pfingstbräutigams.



Und dann geht´s los mit dem Burschenzug



Burschenzug auf dem Wege zur Braut
V.l. Hans Graßl - Wolfgang Ludwig - Hans (Buberl) Dattler




Der kombinierte Burschen- und Brautzug

Die Burschenfahne bei Traumwetter an Pfingsten 1949

Hier die links zu den ausführlicheren berichten über das Pfingstfest von 1949:

  Nach der Kranzlübergabe ging´s - auch eine Premiere - schnurstracks ins "Stadion am Roten Steg"

Foto Ehemann: Ein Schlagerspiel war angesagt und entsprechend groß war daher die Zuschauermenge, als die Pferdegruppe zum Anstoßpunkt ritt

Foto Ehemann 

 Foto Ehemann: Nicht nur ein seltenes, sondern sogar ein einmaliges Bild am Pfingstmontag.


Auch später blieb er dem Pfingstritt verbunden, hier eine Meisteraufnahme von KB Krämer aus dem Jahre 1955. Der Pfingstbräutigam des Vorjahres - Max Schrödel - mit der Marktfahne und begleitet von - links - Ludwig Wolfgang und -rechts - Franz Oexler.
Foto KB Krämer


Foto KB Krämer Michael Serwuschok, der Pfingstbräutigam von 1967 mit der Marktfahne - und Wolfgang Ludwig 

Und noch einmal 1973:
Foto KB Krämer Wolfgang Ludwig mit Fahne und Band





Pfingsten und Fußball also auf eine ganz besondere Weise vermischt. Nach seiner Zeit als aktiver Fußballer ließ sich Wolfgang Ludwig sen. auch in die Pflicht nehmen, als es darum ging, in schwieriger Zeit einen Vorstand für den FC - Kötzting zu finden.
Hier ein paar Bilder aus dieser Zeit als Vereinsvorstand.


v-l- Ziegler Walter, Funke Dieter, Kellner Max, Bergbauer Willi als Vorstand, Wolfgang Ludwig, Pemmerl Sepp, Frieder Costa


Foto Serwuschok 152: Richter Haymo als Gruppenspielleiter überreicht einen Pokal an den Vorstand Wolfgang Ludwig bei der Jahreshauptversammlung

Hier Teil der Vereinsmannschaft. v.l. Griesbeck Edi - Hans Herbert Friedrich- Wolfgang Ludwig jun. Pemmerl Sepp 

Hier der Vorstand Wolfgang Ludwig sen. bei der Verabschiedung des damaligen Kaplans Brunner, selber ein begeisterter Spieler beim FC-Kötzting .

Wie sehr Wolfgang Ludwig mit "seinem" FC-Kötzting verbunden war und blieb, kann man auch an der Karikatur anlässlich seines Geburtstags erkennen.








Wolfgang Ludwig ( der vierte) 



Und der nächste Generationswechsel steht vor der Tür, erneut ein Wolfgang Ludwig, und auch hier haben wir eine Person, die Verantwortung übernommen hat, und die in vielerlei Funktionen in der Öffentlichkeit stand, nicht zuletzt als langjähriger Stadt- und Kreisrat und später sogar als Kötztinger Bürgermeister.
Ihm hier umfassend gerecht zu werden, würde den Sinn solch einer Häuserchronik verfehlen. 
Er ist, so wie sein Vater es gewesen war, sehr eng mit dem Fußballsport verbunden, ist ein begeisterter Wintersportler, langjähriges Vorstandsmitglied beim Burschenverein und vor allen Dingen ein Kommunalpolitiker von klein auf.

Mannschaft des FC-Kötzting von 1971 Wolfgang Ludwig in der hinteren Reihe der 4.v.l.

Lange vor dem Jahre 1972, als der Landkreis Kötzting noch existierte, war Wolfgang Ludwig bereits in Sachen Politik unterwegs und findet sich hier im Hintergrund als Zuhörer bei einer Kreistagssitzung in Kötzting im Januelsaal:

Foto Sammlung Serwuschok Die Landrätin Paula Volkholz bei der Kreistagssitzung 



Foto Sammlung Serwuschok: im Hintergrund der Tisch der Nachwuchskräfte

 

Dass er - im Jahre 1975 - auch Pfingstbräutigam gewesen war, versteht sich hier fast von selbst; er war aber vorher bereits auch als Brautführer mehrmals Teil des Pfingstgeschehens gewesen.
Hier nun in lockerer Folge einige Bilder, die sich in unserer Sammlung befinden.

Im Jahre 1967, als seine Cousine Gabi Oexler - vorne rechts leicht verdeckt - an der Seite von Michael Serwuschok die Kötztinger Pfingstbraut geworden war, stammt diese tolle Aufnahme mit dem ganz jungen Wilfried Oexler vorne links und seinen Cousins Wolfgang Ludwig und Max Kellner gleich dahinter. Wollner Margot - Oexler Gabi - Veith 

 
Vorstand Burschenverein: Eröffnung des Burschenball im Jahre 1970:
v.l.  Anneliese Bielmeier - Wolfgang Ludwig - Manfred Meimer  - Helmut Costa




Foto KB Krämer Pfingsten 1971
v.l. Wolfgang Ludwig - Elisabeth Karg - Franz Zelzer - Max Kellner

Zwei Jahre später ein ähnliches Bild:

Foto Kretschmer Pfingsten 1973
vl. Ludwig Wolfgang - Annette Kühlmeier  - Hans Wolfgang Dittrich -  Held Bepp


Von diesen Pfingstfeierlichkeiten des Jahres 1973 gibt es bereits einen eigenen
Blogbeitrag >>>>> link <<<<. Es ist eine ganze Bilderserie, da in diesem Jahr auch der BR darüber berichtet hatte.

Bevor nun die Bilder von "seinem" eigenen großen Jahr kommen, zuerst ein paar Aufnahmen aus seiner Zeit als Burschenvorstand.
Burschenvorstand 1973
v.l. Plötz Mich - Krupitschka Peter - Wieser Heinerl - Riedl Dietr - Wolfgang Ludwig - Weixel Guido - Mark Siegi - Costa Alexander

1975 dann die nächste Vorstandswahl

v.l. Weixel Guido - Wilfried Oexler - Wieser Heinerl - Wolfgang Ludwig - Siegfried Mack

Auch das gehört zu den Pflichten eines Burschenvorstandes: der Burschenabschied. Hier wechselt Franz Wanninger von den Jung- zu den Altburschen.

Pfingsten 1975

Titelbild der Pfingstbeilage der Kötztinger Umschau Mai 1975





August Philipp Henneberger zeichnet das Pfingstbrautpaar von 1975 Heidi Pongratz und Wolfgang Ludwig für den Eintrag in Kötztings Goldenem Buch.

Hier dann der von August Philipp Henneberger angefertigte Eintrag im Kötztinger Ehrenbuch:
 







Foto Serwuschok Kranzlübergabe 1975 Kaplan Gschlössl und der Pfingstbräutigam 

 
KU vom 4.5.1975
Der Burschen- und Brautzug am Pfingstmontag in der Marktstraße 
v.l. Oexler Wilfried - Heidi Pongratz - Wolfgang Ludwig - Horst Zigan

Foto Stadt Bad Kötzting: v.l. Oexler Wilfried - Heidi Pongratz - Wolfgang Ludwig - Horst Zigan




Der Burschen- und Brautzug am Pfingstdienstag
Foto Stadt Bad Kötzting: v.l. Oexler Wilfried - Heidi Pongratz - Wolfgang Ludwig - Horst Zigan




Foto Stadt Kötzting Treffen der Ehemaligen Pfingstbrautpaare Heidi Pongratz und Wolfgang Ludwig


DIA-Repro 1620 Als Pfingstbräutigam   - mit seinem Pfingstkränzchen - überreichte Wolfgang Ludwig dem damaligen Regensburger Weihbischof  ein verziertes Hufeisen. Rechts im Hintergrund Hans Kuglmeier.

Der Aufstieg als Kommunalpolitiker klappte dann von Stufe zu Stufe.
Als Stadtrat, Kreisrat, 2. Bürgermeister und dann schließlich als Höhepunkt die Wahl zum Ersten  Bürgermeister der Stadt Kötzting.
Serwuschok 164: Die Vereidigung als Stadtrat
v.l. Bürgermeister Theo Zellner - Kudwig Wolfgang - Kumpfmüller 




Auch in den Karikaturen von Josef Seidl - alle aus der Sammlung Knautt erhalten -  in der Kötztinger Umschau kann dieser Aufstieg zunächst vom "Vize" zum Bürgermeister eines Kneippkurtes Kötzting und schließlich weiter zu Bad Kötzting in Bildern nachvollzogen werden. 
 
Noch als "Vize" zusammen mit dem damaligen Ersten Bürgermeister Theo Zellner und am Kutschbock der damalige bayr. Ministerpräsident Edmund Stoiber.

 
Der erste große Fisch an der Angel, die Anerkennung Kötztings als Kneippkurort

2005 wars soweit, Kötzting wird als Kneippheilbad anerkannt

Im Jahre 2008 folgte dann die erfolgreiche "Titelverteidigung"

Karikatur zur Wiederwahl im Mai 2008

Der nächste Schritt war dann die Auszeichnung Kötztings als Bad Kötzting

Wolfgang Ludwig als Bürgermeister der nunmehrigen Stadt Bad Kötzting, als er von seinem
"Vize" Fritz Bummer in Kitzbühl gerammt wurde




Als Bürgermeister war er natürlich erneut eng mit der Pfingsttradition ver- und eingebunden.
Wolfgang Ludwig als Pfingstreiter mit der Amtskette des Kötztinger Bürgermeisters.

Im Jahre 1996 begleitete er - ganz frisch zum Ersten Bürgermeister gewählt  - das damalige Pfingstbrautpaar ins Fernsehstudio nach München; auch davon gibt es bereits einen ausführlichen Blogbeitrag >>>>> link.
Foto Serwuschok
v.l. Franz Wanninger - Zellner Johannes - Monika Hamsa - der Pfingstbräutigam Hans Amberger - Ludwig Wolfgang im Filmstudio bei Carolin Reiber.

Zum Abschluss des Beitrages hier noch ein Zufallsfund, der uns zeigt, wie unbeschwert früher eine Kindheit am Regenfluss hat sein können.


Ganz links der "Hebbe" und ich bin mir sicher, dass auf dem Bild auch Wolfgang Ludwig dabei war und vielleicht sogar der Kolbeck Heinz....

Hebbe - mittlerer Indiander - Reininger Siegi -Zigan Horst schaut vor - Kellner Max 





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