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Mittwoch, 4. September 2024

Zufälle gibt´s.....

Das  Kriegerdenkmals auf dem Mittagstein und die Kötztinger Hütte.



Vor einigen Wochen kam es zu einem Kontakt mit der Tochter der im Jahre 2017  verstorbenen Frau Liselotte Jeßler, geb. Deindl, die 1953 in Kötzting Lehrerin an der evangelischen Volksschule gewesen war.
Frau Jeßler-Wernz, die Tochter, kündigte mir nach dem längeren Telefonat ein Fotoalbum ihrer Mutter an, das Bilder aus ihrer Kötztinger Zeit enthält.
Am Dienstag nun fand ich bei Arbeitsbeginn auf meinem Schreibtisch ein properes Päckchen vor, dessen Inhalt dann wirklich sehr überraschend und vor allem für diesen Zeitpunkt sehr passend war.
Das Fotoalbum enthielt nämlich Bilder, die Frau Jeßler zusammen mit Teilen ihrer Schulklasse zeigten und diese waren im Sommer 1953 für ganze 7 Tage in einem "Lager" auf der Kötztinger Hütte. Die Gruppe hielt dann sogar einen Feldgottesdienst am Kriegerdenkmal am Mittagstein, dessen jährliche Gedenkveranstaltung ja gerade am vergangenen Wochenende wieder gefeiert worden war. 
Zur Erinnerung: das Mittagsteindenkmal wurde am 30.9.1956 erst wieder neu eingeweiht und befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahmen noch in einem äußerst schlechten Zustand. 
Foto Sammlung Jeßler - geborene Deindl.

 






Ich denke mir, dass die Bilder des Pfaus aus dem Bereich rund um die Wiesmühle stammen, denn erstens liegt diese auf der Wanderroute vom Schulhaus - das alte Schulhaus, heute die Baustelle des Parkhauses - zum Kaitersberg, zweitens kann man an dem Baumstammlager vermuten, dass eine Mühle nicht weit ist und drittens war die Familie Staudinger eh für ihre Geflügelhaltung bekannt. (Zumindest in meiner Familie, da mein Vater ebenfalls dieses Hobby hatte) 



In dem Fotoalbum wurde nun der ganze Tagesablauf der 7 Tage dokumentiert, was einen besonderen Hintergrund hatte. Frau Jeßler war nämlich in der Zeit in Kötzting noch "Junglehrerin" gewesen und arbeitete an ihrer Zulassungsarbeit, für das sie sich ein ganz spezielles Thema herausgesucht hatte.


Auch diese Zulassungsarbeit war Teil des Überraschungspakets und ist für uns eigentlich noch wertvoller als das Fotoalbum selber, doch dazu erst später, bleiben wir zunächst noch bei den Bildern des Fotoalbums.

 
Morgengymnastik auf dem freien Platz vor der Kötztinger Hütte

Essenspause

Das Matratzenlager unterm Dachjuchee

Obwohl in Besitz der Familie Silberbauer, war der damalige Hüttenwirt ein Herr Scharf.


Und nun die kleine - besondere - Überraschung.
Ein Vikar aus Lam bestieg ebenfalls den Mittagstein.
Wörtlich heißt es im Album:" Neben dem unvergesslichen Lagerfeuer unser größtes Erlebnis: Ein Vikar aus Lam hält am Grab des unbekannten Soldaten, das die Kinder zu diesem Zweck besonders fein hergerichtet hatten, einen ergreifenden Gottesdienst."





 




Hier am Rande zu erkennen, die zerbrochene Gedenkplatte des Denkmals.


Und dann kam der Abschied von der Kötztinger Hütte, sieben unvergessliche Tage lagen hinter der Gruppe.
Die Autorin, Frau Liselotte Jeßler/Deindl ist hier sogar selber mit auf dem Bild. In der letzten Reihe steht sie in der Mitte, erkennbar an dem "Ponyhaarschnitt", der ihr in die Stirn fällt.






In ihrer Zulassungsarbeit betrieb Frau Jeßler regelrecht Feldforschung mit ihren Schulkindern, die damals ja fast durchgehend aus Kindern von vertriebenen, oder geflüchteten (Rumpf-)Familien stammten.
Sie analysierte deren Situation, hinterfragte manche Auffälligkeiten, erarbeitete die Hintergründe und brachte Lösungsvorschläge. Die in der Zulassungsarbeit aufgelisteten Fehlstellen für Fotoaufnahmen sollten mit einigen Bildern aus dem Album identisch sein.
Die Zulassungsarbeit ist ein regelrechtes Psychogramm der Situation dieser jungen Menschen und ist zusätzlich auch noch gespickt mit wörtlichen Zitaten und Beschreibungen von kleinen Begebenheiten.
Der Rest des Albums behandelt die Pfingstfeierlichkeiten des Kötztinger Jubeljahres 1953 (Stadterhebung), wobei es ihr - in den Bildern - gar nicht um das Pfingstfest, sondern um den großen Festzug ging, an dem sie mit ihren Kindern teilnahm.
Das folgende Foto stammte jedoch mit Sicherheit nicht von ihr sondern aus der Stadtdrogerie Baumeister/Kretschmer.





Alles in Allem eine schöne Überraschung und vor allem die Zulassungsarbeit über die damalige Flüchtlingssituation ist es wert, auch aus der heutigen Sicht und Erfahrung heraus ausgewertet zu werden.

Hier am Ende noch ein paar Zeitungsausschnitte, die ebenfalls im Fotoalbum eingeklebt waren.


Und so sieht solch ein Überraschungspaket aus, wenn man vom Urlaub zurückkommt:



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